Effektivität von Umweltmanagementsystemen – eine neo-institutionelle Analyse am Beispiel von ISO 14001
Inaugural-Dissertation
in der Philosophischen Fakultät und Fachbereich Theologie
der Friedrich-Alexander-Universität
Erlangen-Nürnberg
vorgelegt von
Christian Graf
aus
Mindelheim
D 29
II
Tag der mündlichen Prüfung: 26.6.2013
Dekanin: Universitätsprofessorin Dr. Heidrun Stein-Kecks
Erstgutachter: Universitätsprofessor Dr. Dirk Ulrich Gilbert
Zweitgutachterin: Universitätsprofessorin Dr. Michaela Haase
III
Vorwort
Die vorliegende Arbeit entstand während meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Wirtschaftswissenschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-
Nürnberg. In dieser Zeit habe ich von verschiedensten Stellen Unterstützung erhalten, die
damit entscheidend zur Entstehung dieser Arbeit beigetragen haben.
Besonderer Dank gilt Prof. Dr. Dirk Ulrich Gilbert, der die Arbeit betreut hat und auch das
Erstgutachten übernimmt. Er hat mir die Möglichkeit und die Freiheit gegeben, mich
selbstständig mit einer sehr spannenden und hochaktuellen Fragestellung zu beschäftigen.
Weiterhin bedanke ich mich für die zahlreichen konstruktiven und auch kritischen Gespräche,
die die Qualität dieser Arbeit entscheidend geprägt haben.
Mein Dank gilt auch Prof. Dr. Michaela Haase, die das Zweitgutachten übernimmt. Durch
zahlreiche hilfreiche Anmerkungen hat sie ebenfalls zum Gelingen dieser Arbeit beigetragen.
Weiterhin möchte ich mich für den Freiraum, den Frau Haase mir in der Schlussphase meiner
Arbeit eingeräumt hat, bedanken. Bei Prof. Dr. Roland Sturm, der sich bereit erklärt hat, die
Arbeit als dritter Prüfer zu übernehmen, bedanke ich mich ebenfalls.
Herzlich bedanken möchte ich mich auch bei meinem sehr guten Freund und
Dissertationskollegen Michäas Sutter. Er hat nicht nur die Arbeit Korrektur gelesen und mich
durch viele hilfreiche Anmerkungen unterstützt, sondern war während der gesamten
Dissertationszeit stets ein hilfsbereiter und kompetenter Ansprechpartner und guter Freund.
Ich wurde von zahlreichen weiteren Personen unterstützt, die ich an dieser Stelle ebenfalls
kurz nennen möchte: Dies sind zunächst meine Kolleginnen und Kollegen am Institut für
Wirtschaftswissenschaft Ingo Schedel, Dr. Iris Hofmann, Lena Kuhn, Michael Müller, Nina
Tissera, Dr. Helen Rogers, Ingrid Becker, Dr. Nikolas Pinkwart, Manja Schliack und Maria-
Anna Lohmaier. In vielen Gesprächen haben sie wertvolle Tipps für die vorliegende Arbeit
gegeben. Auch für die stets sehr gute Zusammenarbeit möchte ich mich bedanken. Mein
Dank gilt auch allen Mitgliedern des Doktorandennetzwerks „Nachhaltiges Wirtschaften“ für
die vielen spannenden Diskussionen zum Thema nachhaltiges Wirtschaften und Umwelt-
managementsysteme. Auch den Teilnehmern der Corporate Responsibility Research
Conference in Leeds gilt auch mein Dank. Die Strukturierung des empirischen Teils der
Arbeit wurde dabei durch zahlreiche Gespräche weiter verbessert. Für methodische Unter-
stützung möche ich mich bei der Organisation PHD-Network bedanken und dabei
IV
insbesondere bei Heiko Grunenberg für die Unterstützung für die Arbeit mit MaxQDA. Für
sprachliche Untersützung bedanke ich mich bei Annette Nagel, die die Arbeit ebenfalls
Korrektur gelesen hat.
Mein größter Dank gilt aber meiner Familie. Dies sind zunächst meine Eltern Petra und
Erwin, die mich immer aktiv unterstützt haben. Ganz besonders möchte ich mich aber bei
meiner Frau Mareike und meiner Tochter Julia Marie bedanken. Mareike hat mich während
aller Hochs und Tiefs, die ein solches Projekt mit sich bringt, immer vorbehaltlos unterstützt.
Julia hat mir immer wieder gezeigt, was im Leben wirklich wichtig ist. Durch ihre Neugierde
und Entdeckungsdrang ist sie auch ein ideales Vorbild für jeden Forscher. Meiner Familie ist
diese Arbeit gewidmet!
V
Inhaltsübersicht
I Aktueller Forschungsstand zu ISO 14001 und Herleitung der Forschungsfragen ............................................................................................................... 1
1 Einleitung.............................................................................................................................. 2
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001 ..................................................................... 9
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit................................................. 37
II Ableitung eines konzeptionellen Ansatzes zur Beantwortung der Forschungsfragen aus neo-institutioneller Perspektive ................................................ 68
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus ............................................................................. 69
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz ........................................... 105
III Empirische Untersuchung der Theorisierung von ISO 14001 und Implikationen für die Weiterentwicklung der Norm .................................................. 117
6 Methodische Herangehensweise....................................................................................... 118
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung....................................................................... 131
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001.................................................................................................................. 180
9 Schlussbetrachtung ........................................................................................................... 205
Anhang ................................................................................................................................... 211
Literaturverzeichnis................................................................................................................ 231
Zusammenfassung.................................................................................................................. 258
VI
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis...................................................................................................................... V
Abbildungsverzeichnis .............................................................................................................. X
Tabellenverzeichnis.................................................................................................................XII
Abkürzungsverzeichnis ......................................................................................................... XIII
I Aktueller Forschungsstand zu ISO 14001 und Herleitung der Forschungsfragen ............... 1
1 Einleitung.............................................................................................................................. 2 1.1 Problemstellung ............................................................................................................ 2 1.2 Wissenschaftstheoretische Einordnung......................................................................... 6 1.3 Vorgehensweise ............................................................................................................ 7
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001 ..................................................................... 9 2.1 Begriffliche Grundlagen ............................................................................................... 9
2.1.1 Standards ............................................................................................................ 9 2.1.2 Umweltmanagementsysteme ............................................................................ 12
2.2 Historischer Rückblick: Entstehung und Verbreitung von ISO 14001....................... 13 2.2.1 Entstehung erster Umweltmanagementsysteme in den 1970er Jahren............. 13 2.2.2 Erste Umweltmanagementstandards und die Entscheidung zur
Entwicklung von ISO 14001 ............................................................................ 16 2.2.3 Der Entwicklungsprozess von ISO 14001........................................................ 18 2.2.4 Verbreitung von ISO 14001 ............................................................................. 21
2.3 Status quo von ISO 14001: Einordnung in die ISO-14000er-Serie und inhaltliche Grundlagen................................................................................................ 22 2.3.1 Umweltmanagementsysteme im Rahmen der ISO-14000er-Serie ................... 22 2.3.2 Kernanforderungen von ISO 14001 ................................................................. 24 2.3.3 Aufbau von ISO 14001..................................................................................... 26 2.3.4 Zertifizierung .................................................................................................... 30
2.4 Ausblick: Aktuelle Tendenzen für die Weiterentwicklung von ISO 14001 ............... 31 2.4.1 Themenbereiche der aktuellen Revision........................................................... 31 2.4.2 In der Forschung diskutierte Maßnahmen zur Weiterentwicklung von
ISO 14001......................................................................................................... 32 2.4.2.1 Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards........................... 32 2.4.2.2 Förderung von Kooperationen und Bildung von
Unternehmensnetzwerken .................................................................. 33 2.4.2.3 Schwerpunktsetzung in der Umsetzung ............................................. 34 2.4.2.4 Umfangreichere Accountability und Auditierung .............................. 35
VII
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit................................................. 37 3.1 Begriffsklärung: Effektivität ....................................................................................... 37 3.2 Ziele von ISO 14001 ................................................................................................... 39
3.2.1 Zielsetzung in der Norm ................................................................................... 39 3.2.2 Mögliche Zielsetzungen von Anspruchsgruppen ............................................. 40 3.2.3 Zielsetzung von Unternehmen.......................................................................... 42 3.2.4 Zwischenfazit: Unklare Ziele von ISO 14001.................................................. 46
3.3 Ökonomische und ökologische Wirkungen von ISO 14001....................................... 47 3.3.1 Überblick .......................................................................................................... 47 3.3.2 Methodische Limitationen................................................................................ 48 3.3.3 Ökonomische Wirkungen ................................................................................. 51 3.3.4 Ökologische Wirkungen ................................................................................... 52
3.3.4.1 Positive Beurteilung der ökologischen Wirkung................................ 53 3.3.4.2 Negative Beurteilung der ökologischen Wirkung .............................. 58
3.4 Zwischenfazit: Herleitung der Forschungsfragen ....................................................... 63
II Ableitung eines konzeptionellen Ansatzes zur Beantwortung der Forschungsfragen aus neo-institutioneller Perspektive ...................................................... 68
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus ............................................................................. 69 4.1 Begriffliche Grundlagen ............................................................................................. 69
4.1.1 Definition des Begriffs „Neo-Institutionalismus“ ............................................ 69 4.1.2 Einordnung in die Organisationstheorie ........................................................... 70 4.1.3 Kernaussagen des Neo-Institutionalismus........................................................ 73
4.2 Kernkonzepte im Neo-Institutionalismus ................................................................... 74 4.2.1 Institutionen bzw. institutionelle Regeln .......................................................... 74
4.2.1.1 Begriffsklärung................................................................................... 74 4.2.1.2 Unterschiedliche Ebenen von Institutionen........................................ 77 4.2.1.3 ISO 14001 und institutionelle Kräfte nach Djelic/Sahlin-
Andersson........................................................................................... 79 4.2.2 Legitimität und Legitimierung von Managementstandards.............................. 83 4.2.3 Isomorphismus – Grundlagen und Anwendung auf ISO 14001....................... 87 4.2.4 Entkopplung – Grundlagen und Anwendung auf ISO 14001........................... 91
4.3 Institutionalisierung und institutioneller Wandel........................................................ 95 4.3.1 Bedeutung für den Neo-Institutionalismus....................................................... 95 4.3.2 Forschungsansätze im Überblick...................................................................... 96 4.3.3 Prozessmodell von Tolbert und Zucker 1996................................................... 97
4.3.3.1 Kernelemente...................................................................................... 97 4.3.3.2 Theorisierung als zentrale Phase ...................................................... 100
4.3.4 Institutionalisierung von ISO 14001............................................................... 102 4.4 Kernidee zur Beantwortung der Forschungsfragen .................................................. 103
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz ........................................... 105
VIII
5.1 Ansätze zu Theorisierung im Überblick ................................................................... 105 5.2 Spezifikation eines Problems und Bereitstellung einer Lösung................................ 108 5.3 Legitimierung der vorgeschlagenen Lösung............................................................. 110 5.4 Konzeptioneller Ansatz zur Beantwortung der Forschungsfragen ........................... 113
III Empirische Untersuchung der Theorisierung von ISO 14001 und Implikationen für die Weiterentwicklung der Norm................................................................................ 117
6 Methodische Herangehensweise....................................................................................... 118 6.1 Qualitative Inhaltsanalyse als Untersuchungsansatz................................................. 118 6.2 Praktische Umsetzung............................................................................................... 123
6.2.1 Datenerhebung................................................................................................ 123 6.2.2 Datenanalyse................................................................................................... 124 6.2.3 Präsentation der Ergebnisse............................................................................ 127
6.3 Kritische Analyse der methodischen Herangehensweise.......................................... 127
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung....................................................................... 131 7.1 Aufbau der Analyse .................................................................................................. 131 7.2 Ziele von ISO 14001 ................................................................................................. 132
7.2.1 Darstellung der einzelnen Ziele ...................................................................... 132 7.2.1.1 Ziele im Überblick............................................................................ 132 7.2.1.2 Prozess / System............................................................................... 134 7.2.1.3 Ständige Verbesserung ..................................................................... 137 7.2.1.4 Compliance....................................................................................... 139 7.2.1.5 Ökologische Leistungsfähigkeit ....................................................... 140 7.2.1.6 Nachhaltige Entwicklung ................................................................. 142
7.2.2 Verbindungen zwischen den Zielen und Entwicklung im Zeitverlauf ........... 144 7.2.3 Diskussion der unterschiedlichen Zielkategorien im Hinblick auf den
Wortlaut von ISO 14001................................................................................. 147 7.3 Legitimierung von ISO 14001 .................................................................................. 150
7.3.1 Legitimierung im Überblick ........................................................................... 150 7.3.2 Marketization.................................................................................................. 154
7.3.2.1 Druck von Kunden ........................................................................... 154 7.3.2.2 Verbesserung interner Prozesse........................................................ 157 7.3.2.3 Kritische Sicht auf ökonomische Vorteile........................................ 160
7.3.3 Moral Rationalization ..................................................................................... 161 7.3.3.1 Ökologische Verantwortung............................................................. 161 7.3.3.2 Ökologische Exzellenz ..................................................................... 163 7.3.3.3 Kritische Sicht auf die Zertifizierung ............................................... 165
7.3.4 Verbindungen der unterschiedlichen Dimensionen von Legitimierung und deren Entwicklung im Zeitverlauf .......................................................... 167
7.4 Zwischenfazit: Wo sollte die Weiterentwicklung von ISO 14001 ansetzen?........... 169 7.4.1 Zusammenhänge zwischen den Zielen und der Legitimierung von
ISO 14001....................................................................................................... 170
IX
7.4.2 Zusammenfassung der Theorisierung von ISO 14001 ................................... 172 7.4.3 Einordnung in die Forschungsliteratur zu ISO 14001 .................................... 174 7.4.4 Vorschläge für die Weiterentwicklung von ISO 14001 ................................. 176
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001.................................................................................................................. 180 8.1 Analyseraster zur Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Umsetzung der
Vorschläge zur Weiterentwicklung von ISO 14001 ................................................. 180 8.2 Umsetzung von Vorschlag 1: Integration von ökologischen Leistungszielen
und Nachhaltigkeit .................................................................................................... 181 8.3 Umsetzung von Vorschlag 2: Aussagekraft von ISO 14001 und dessen
Zertifizierung erhöhen............................................................................................... 189 8.4 Umsetzung von Vorschlag 3: Kompatibilität mit erreichten Zielen und der
aufgebauten Legitimität von ISO 14001................................................................... 191 8.5 Umsetzung von Vorschlag 4: Beachtung der Rahmenbedingungen der
Weiterentwicklung .................................................................................................... 195 8.6 Zusammenfassende und vergleichende Gegenüberstellung von Möglichkeiten
zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001.................................................... 198 8.7 Möglichkeiten und Grenzen für die Weiterentwicklung von ISO 14001 ................. 199
9 Schlussbetrachtung ........................................................................................................... 205
Anhang ................................................................................................................................... 211
Literaturverzeichnis................................................................................................................ 231
Zusammenfassung.................................................................................................................. 258
X
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Beitrag der Arbeit zur Forschung .................................................................. 5
Abbildung 2: Aufbau der Arbeit .......................................................................................... 8
Abbildung 3: Entwicklung von Ökologie auf internationaler Ebene................................. 14
Abbildung 4: Verliehene ISO-14001-Zertifikate (1999-2010) .......................................... 21
Abbildung 5: Aufbau der ISO-14000er-Serie .................................................................... 23
Abbildung 6: Kernanforderungen von ISO 14001............................................................. 26
Abbildung 7: Vorgehensweise zur Analyse der Effektivität.............................................. 39
Abbildung 8: Ziele, die Unternehmen mit der Nutzung von ISO 14001 verbunden
werden.......................................................................................................... 43
Abbildung 9: Organisationstheorien im Überblick ............................................................ 70
Abbildung 10: Drei-Säulen-Modell von Scott ..................................................................... 76
Abbildung 11: Ebenen von Institutionen in der World-Polity-Forschung........................... 77
Abbildung 12: Institutioneller Wandel nach Greenwood et al. (2002).............................. 101
Abbildung 13: Konzeptioneller Ansatz zur Beantwortung der Forschungsfragen ............ 114
Abbildung 14: Gütekriterien qualitativer Forschung ......................................................... 129
Abbildung 15: Aufbau der empirischen Analyse............................................................... 131
Abbildung 16: Entwicklung der Ziele von ISO 14001 im Zeitverlauf .............................. 146
Abbildung 17: Zusammenfassung der Ziele von ISO 14001............................................. 149
Abbildung 18: Legitimierung von ISO 14001 ................................................................... 151
Abbildung 19: Entwicklung der Legitimierung von ISO 14001 im Zeitverlauf................ 169
Abbildung 20: Zusammenfassung der Theorisierung von ISO 14001............................... 172
Abbildung 21: Beitrag von Kooperationen bzw. Netzwerken zur Erhöhung der
Effektivität von ISO 14001........................................................................ 186
XI
Abbildung 22: Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards ...................................... 196
XII
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Institutionalisierungsprozess nach Tolbert und Zucker ...................................... 98
Tabelle 2: Zielkategorien von ISO 14001.......................................................................... 132
Tabelle 3: Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Dimensionen der
Legitimierung von ISO 14001 .......................................................................... 168
Tabelle 4: Verbindung von Zielen und Legitimierung ...................................................... 171
Tabelle 4: Analyseraster zur Weiterentwicklung von ISO 14001 ..................................... 180
Tabelle 5: Zusammenfassung der Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von ISO
14001................................................................................................................. 198
Tabelle 6: Veröffentlichte Standards der ISO 14000er Serie............................................. 211
Tabelle 7: Übereinstimmung zwischen ISO 14001:2004 und ISO 9001:2000.................. 213
Tabelle 8: Ausgewertete Artikel ........................................................................................ 217
XIII
Abkürzungsverzeichnis
Aids Acquired Immune Deficiency Syndrome AS/NZS Australian Standard/New Zealand Standard BCSD Business Council for Sustainable Development BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BREEAM BRE Environmental Assessment Method BSI British Standards Organization bzw. beziehungsweise CEN Comité Européen de Normalisation DCGK Deutscher Corporate Governance Kodex DIN Deutsches Institut für Normung DNWE Deutsches Netzwerk Wirtschaftsethik EDV Elektronische Datenverarbeitung EMAS Eco Management and Audit Scheme EMS Environmental Management System EPA Environmental Protection Agency erg. ergänzt(e) erw. erweitert(e) et al. et alii etc. et cetera EU Europäische Union FIFA Fédération Internationale de Football Association FLA Fair Labor Association FSC Forest Stewardship Council GAAP Generally Accepted Accounting Principles GE General Electric GRI Global Reporting Initiative HIV Humanes Immundefizienz-Virus IEC International Electrotechnical Comittee IHK Industrie- und Handelskammer ILO International Labour Organisation IPO Initial Public Offering ISCT Integrative Social Contracts Theory ISO International Organization for Standardisation KMU kleine und mittlere Unternehmen KVP kontinuierlicher Verbesserungsprozess LEED Leadership in Energy and Environmental Design M&A Mergers & Acquisitions MEPI Mesasuring Environmental Performance of Industry MNU Multinationale Unternehmen MSC Marine Stewardship Council NAGUS Normausschuss Grundlagen des Umweltschutzes NGO Non-Governmental Organization OECD Organisation for Economic Co-operation OEM Original Equipment Manufacturer OHSAS Occupational Health- and Safety Assessment Series PDCA Plan Do Check Act PISA Programme for International Student Assessment RC Responsible Care
XIV
S. Seite SA 8000 Social Accountability 8000 SAGE Strategic Advisory Group on Environment SC Subcommittee SIGMA Sustainability Integrated Guidelines for Management SME Small and medium enterprise TC Technical Committee TNS The Natural Step TÜV Technischer Überwachungsverein TVA Tennessee Valley Authority u. a. und andere(s) überarb. überarbeitet(e) UMS Umweltmanagementsystem UNCED United Nations Conference on Environment and Development UNGC United Nation Global Compact Univ. Universität UNO United Nations Organisation USA United States of America Vol. Volume vollst. vollständig WBCSD World Business Council for Sustainable Development WTO World Trade Organization z. B. zum Beispiel
1
I Aktueller Forschungsstand zu ISO 14001 und Herleitung der
Forschungsfragen
1 Einleitung
2
1 Einleitung
1.1 Problemstellung
Das Thema Ökologie gewinnt in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. Oft wird
sogar von einem neuen „Megatrend“ gesprochen (Brownstein, 2005, Jovanovic, 2011,
Kalkowski, 2009, Lubin, Esty, 2010, Rock, 2010, von Kopplin, et al., 2011, Walsh,
2010). Dabei geht es im Wesentlichen um die Frage, wie stark die Menschheit die
natürliche Umwelt als Senke (z. B. von Kohlendioxid) und als Quelle von Gütern (z. B.
von Rohstoffen) nutzen kann, ohne die Grundlagen ihres Lebens zu zerstören. Zahlreiche
Autoren fordern eine grundlegende Änderung der Lebensweise und der Art zu wirt-
schaften (Meadows, 1972, Meyer, 2008, Weltkommission für Umwelt und Entwicklung,
1987). Damit wird sowohl die aktuelle Form der Güterproduktion als auch die Form des
Güterkonsums in Frage gestellt.
Auch für Unternehmen stellt dieses Thema eine zunehmend wichtige Herausforderung
dar, der sie sich nicht entziehen können. Als Reaktion darauf haben zahlreiche Unter-
nehmen, Non-Governmental Organizations (NGOs), Regierungen und inter-nationalen
Organisationen in den letzten Jahren Instrumente entwickelt, die Ökologie bzw. ökolo-
gischeres Wirtschaften adressieren (einen Überblick zu verschiedenen Initiativen zur
unternehmerischen Verantwortung bietet Waddock, 2008)1. Umwelt-
managementsysteme (UMS) spielen in diesem Kontext eine besondere Rolle. Sie
beschäftigen sich mit der Frage, wie das Management in Unternehmen mit dem Thema
Ökologie umgehen soll (Dyllick, 2007). Als wesentlicher Standard zu UMS hat sich in
den letzten Jahren ISO 14001: Umweltweltmanagementsysteme – Anforderungen mit
Anleitung zu Anwendung etabliert. Die von der International Organization for Stan-
dardization (ISO)2 1996 publizierte Norm fasst auf ca. 16 Seiten wesentliche
Anforderungen an die Ausgestaltung eines UMS zusammen. Die Einhaltung dieser
Anforderungen kann im Rahmen eines Audits zertifiziert werden. Gegenwärtig sind
1 Unternehmerische Verantwortung bezieht sich hier sowohl auf Ansätze, die soziale Aspekte, als auch auf Ansätze, die ökologische Aspekte adressieren.
2 Die ISO stellt eine 1947 gegründete Vereinigung von 162 nationalen Normierungsorganisationen dar. Das Ziel der ISO liegt in einer konsensorientierten Entwicklung von weltweit gültigen Standards. Seit ihrer Gründung hat die ISO ca. 18.000 unterschiedliche Standards veröffentlicht (vgl. Wood, 2012: 84)
1 Einleitung
3
weltweit ca. 250.000 organisationale Einheiten3 nach ISO 14001 zertifiziert (vgl. ISO
Central Secretariat, 2011: 3). Die rein zahlenmäßig hohe Bedeutung von ISO 14001 zeigt
sich im Vergleich zu anderen Initiativen oder Instrumenten, die unternehmerische Verant-
wortung im ökologischen Bereich betreffen: Der United Nations Global Compact
(UNGC) hat ca. 6.000 teilnehmende Unternehmen (UNGC, 2012); die Global Reporting
Initiative (GRI), die Regeln zur Nachhaltigkeitsberichterstattung veröffentlicht, wird von
ca. 4.200 Unternehmen weltweit genutzt4 (GRI, 2012). Parallel zu dieser weiten Ver-
breitung von ISO 14001 erfolgte eine umfassende wissenschaftliche Erforschung dieses
Instruments. Die vorliegende Arbeit baut darauf auf und führt die bestehende Forschung
weiter.
Eine zentrale Fragestellung der Forschung bezieht sich auf die Wirkung, die die
Implementierung von ISO 14001 in einer Organisation hat. Vor diesem Hintergrund wird
speziell die Effektivität von ISO 14001 häufig diskutiert (Dyllick, Hamschmidt, 2000,
Hertin, et al., 2008, Nawrocka, Parker, 2009)5. Die empirische Forschung konnte diese
Frage bislang nicht eindeutig beantworten. Es gilt als gesichert, dass ISO 14001 eine
positive ökologische Wirkung entfaltet. Jedoch wird ISO 14001 in der Literatur häufig
kritisch gesehen; so wird die erzielte Wirkung der Norm als nicht ausreichend betrachtet.
Diese ambivalente Situation wird in der vorliegenden Arbeit aufgegriffen. Im Rahmen
einer umfassenden Analyse der Forschungsliteratur wird sich zeigen, dass zwar die unter-
schiedlichen Wirkungen genau erforscht wurden, dass aber die mit ISO 14001
verbundenen Ziele kaum untersucht wurden. Eine Beurteilung der Effektivität erfordert
jedoch eine genaue Kenntnis des Anspruchsniveaus, das erreicht werden soll. Die erste
Forschungsfrage der Arbeit lautet somit:
Welche Ziele liegen ISO 14001 zugrunde? Wie kann das Effektivitätsverständnis der
Norm charakterisiert werden?
3 ISO 14001 bezieht sich nicht nur auf ein komplettes Unternehmen, sondern kann auch auf Teilbereiche, sog. organisationale Einheiten, beschränkt werden. Ein Unternehmen kann somit auch mehrere ISO-14001-Zertifikate erhalten (vgl. ISO 14001, 2004: 4.1). Dementsprechend wird nicht von zertifizierten Unternehmen, sondern von zertifizierten organisationalen Einheiten gesprochen.
4 Nachhaltigkeitsberichte werden häufig von Unternehmen im Abstand von zwei Jahren veröffentlicht. Vor diesem Hintergrund wurden die nach den GRI-Richtlinien veröffentlichten Berichte der Jahre 2010 und 2011 als Maßstab für die Nutzung der GRI herangezogen.
5 Ein umfassender Überblick zur aktuellen Forschungsliteratur findet sich in Kapitel 3.
1 Einleitung
4
Somit soll erforscht werden, welche Wirkungen ISO 14001 erreichen müsste, um als
effektiver Standard wahrgenommen zu werden. Die Beantwortung dieser Forschungs-
frage soll dazu beitragen, die bestehende Forschungsliteratur zu systematisieren und auf
diese Weise die teils widersprüchlichen Ergebnisse zu erklären. Weiterhin soll durch eine
systematische Gegenüberstellung von Zielen und Wirkungen die Beurteilung der Effek-
tivität von ISO 14001 ermöglicht werden.
Wie erwähnt, wird die Effektivität von ISO 14001 häufig kritisch gesehen. Die vor-
liegende Arbeit versucht deswegen darüber hinaus konkrete Vorschläge zur Weiter-
entwicklung von ISO 14001 zu unterbreiten. Dies führt zur zweiten Forschungsfrage:
Wie kann die Effektivität von ISO 14001 im Rahmen der Weiterentwicklung der Norm
erhöht werden?
Über die Beantwortung der beiden Forschungsfragen soll nicht nur ein Beitrag zur For-
schung geleistet, sondern auch die hohe Aktualität und Praxisrelevanz des Themas
gewürdigt werden. Während ISO 14001 erstmals 1996 veröffentlicht wurde, stammt die
aktuell gültige Version der Norm aus dem Jahr 2004. Seit Februar 2012 wird die nächste
Revision von ISO 14001 vorbereitet. Bis jetzt wurden zunächst die wesentlichen
Themenbereiche, die während der Revision diskutiert werden sollen, veröffentlicht6. Die
vorliegende Arbeit kann Unternehmen somit unterstützen, sich bereits jetzt auf über-
arbeitete Anforderungen an ein UMS nach ISO 14001 vorzubereiten. Ebenso kann die
vorliegende Arbeit Orientierungswissen für die an der Revision von ISO 14001
beteiligten Akteure bereitstellen. Die Ergebnisse sind auch für staatliche Stellen relevant,
da in der Arbeit insbesondere aufgezeigt wird, wie ISO 14001 in seiner bestehenden
Form effektiver genutzt werden kann. Dies könnte als Grundlage für ein staatliches
Förderprogramm dienen.
Als erkenntnisleitende Theorie liegt der Arbeit der soziologische Neo-Institutionalismus
zugrunde (DiMaggio, Powell, 1983, Meyer, Rowan, 1977, Zucker, 1977). In den letzten
Jahren haben in dieser Forschungsrichtung Fragen der Institutionalisierung und des insti-
tutionellen Wandels deutlich an Bedeutung gewonnen (vgl. DiMaggio, 1988: 13, Scott,
2008a: 437-438). Institutionalisierungsprozesse spielen hier eine wichtige Rolle
(Greenwood, et al., 2002, Tolbert, Zucker, 1996). Ein wesentliches Element von Institu-
6 Aktuelle Informationen zum Stand der Revision von ISO 14001 finden sich unter www.nagus.din.de
1 Einleitung
5
tionalisierungsprozessen ist die Theorisierung. Diese setzt sich aus zwei Aufgaben
zusammen: Zunächst wird das Problem vorgestellt, das mit der neuen bzw. veränderten
institutionellen Regel gelöst werden soll. Anschließend wird die vorgeschlagene Lösung
legitimiert (vgl. Greenwood, et al., 2002: 60, Meyer, 2004: 130, Walgenbach, Meyer,
2008: 103-104).
In der vorliegenden Arbeit wird die Theorisierung von ISO 14001 untersucht. Dadurch
soll herausgefunden werden, welche Probleme die Norm lösen soll und warum ISO
14001 für diese Probleme ein geeignetes Instrument darstellt. Aus den Ergebnissen der
Analyse kann die Effektivität von ISO 14001 beurteilt und darauf aufbauend Vorschläge
zur Weiterentwicklung von ISO 14001 abgeleitet werden. Abbildung 1 fasst die Problem-
stellung der Arbeit zusammen:
Abbildung 1: Beitrag der Arbeit zur Forschung
Quelle: Eigene Darstellung
Die Theorisierung von ISO 14001 wird anhand einer qualitativen Inhaltsanalyse durch-
geführt. Dazu werden 298 Artikel aus englischsprachigen Praktikerzeitschriften aus-
gewertet. Methodisch baut die Studie auf den Arbeiten von Miles und Huberman (1984)
sowie Mayring (2010) auf.
1 Einleitung
6
Im Folgenden soll die Entscheidung für den Neo-Institutionalismus und für eine quali-
tative Studie kurz wissenschaftstheoretisch eingeordnet werden.
1.2 Wissenschaftstheoretische Einordnung
Der Arbeit liegt eine sozialkonstruktivistische Sichtweise zugrunde. Der Sozialkonstruk-
tivismus ist eng mit dem Werk Die gesellschaftliche Konstruktion der Wirklichkeit von
Berger und Luckmann (1969) verbunden, das auch grundlegend für das Selbstverständnis
des Neo-Institutionalismus ist (vgl. Walgenbach, Meyer, 2008: 11). Die Kernaussage des
Sozialkonstruktivismus lässt sich wie folgt zusammenfassen: Die wahrgenommene Wirk-
lichkeit und beobachtbare soziale Phänomene sind sozial konstruiert und im Rahmen von
Institutionalisierungsprozessen erschaffen. Dies gilt auch für Ziele und formale
Strukturen von Organisationen, die durch institutionelle Regeln beeinflusst werden.
Organisationen verfolgen bestimmte Ziele, wie z. B. Gewinnmaximierung, und etablieren
bestimmte Strukturen, wie z. B. ein systematisches Personalmanagement, da dies im
Rahmen eines Institutionalisierungsprozesses als wünschenswert bzw. effizient sozial
konstruiert wurde. Die Beachtung solcher institutioneller Einflüsse führt zu einer
Zuweisung von Legitimität, die wiederum das Überleben einer Organisation ermöglicht.
Daraus folgt auch die Hypothese, dass Organisationen, die ähnlichen institutionellen
Regeln ausgesetzt sind, sich immer ähnlicher werden.
Demzufolge wird in der vorliegenden Arbeit davon ausgegangen, dass der Anspruch bzw.
das Effektivitätsverständnis von ISO 14001 sozial konstruiert ist. Durch die Unter-
suchung des Prozesses der Institutionalisierung soll diese Erwartungshaltung an die Norm
wissenschaftlich erfasst werden. Hinsichtlich der Vorschläge zur Weiterentwicklung von
ISO 14001 ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass lediglich diskutiert wird, wie der
Standard besser den an ihn gestellten gesellschaftlichen Ansprüchen gerecht werden
kann. Es werden jedoch keine Aussagen darüber gemacht, welche Ziele ISO 14001
verfolgen soll. Ein solcher normativer Ansatz wäre im Sinne Kuhns (1993) mit einer
sozialkonstruktivistischen Perspektive nicht vereinbar.
Durch die Entwicklung von Vorschlägen zur Weiterentwicklung von ISO 14001 sowie
die Diskussion praktischer Maßnahmen zur Umsetzung dieser Vorschläge erhält diese
Arbeit eine handlungsorientierte Komponente. Eine solche wird in den klassischen
Beiträgen zum Neo-Institutionalismus (DiMaggio, Powell, 1983, Meyer, Rowan, 1977,
1 Einleitung
7
Zucker, 1977) kritisch gesehen. In den letzten Jahren hat sich diese Sichtweise gewandelt.
Insbesondere die Veröffentlichungen von Oliver (1991) und Suchman (1995), die insti-
tutionelle Anforderungen unter anderem als Managementaufgabe darstellen, haben zu
dieser Veränderung beigetragen.
Der vorliegende Text ist außerdem geprägt von der Arbeit der Wissenssoziologin Knorr-
Cetina. Sie zeigt in ihrem Werk Die Fabrikation der Erkenntnis – Zur Anthropologie der
Naturwissenschaft, dass selbst Ergebnisse naturwissenschaftlicher Forschung sozial kon-
struiert sind. Sie werden beeinflusst durch den Zugang zu bestimmten Ressourcen, die
Legitimität bestimmter Forschungsansätze sowie die gewählten Grundannahmen (Knorr-
Cetina, 1991). Diese Argumentation beruht auf empirischen Untersuchungen aus der
naturwissenschaftlichen Forschung, die im Gegensatz zu sozialwissenschaftlicher
Forschung in der Regel als objektiv gelten. Vor diesem Hintergrund erscheint es gerade
in einer qualitativen Arbeit, die im Wesentlichen auf der Interpretation von Texten
beruht, besonders wichtig, die methodische Vorgehensweise zu erläutern und so trans-
parent wie möglich zu arbeiten.
1.3 Vorgehensweise
Die Arbeit ist in drei Hauptteile untergliedert: Zunächst wird in Teil I ISO 14001 vor-
gestellt und der aktuelle Forschungsstand referiert. Dazu werden im folgenden Kapitel 2
die historische Entwicklung, der Status quo und aktuelle Tendenzen hinsichtlich der
Weiterentwicklung von ISO 14001 diskutiert. Darauf aufbauend wird in Kapitel 3 die
verfügbare wissenschaftliche Literatur zu den unterschiedlichen Zielen der Norm sowie
die empirisch identifizierten Wirkungen zusammengefasst und kritisch analysiert. Als Er-
gebnis des ersten Teils werden die Forschungsfragen der Arbeit abgeleitet.
Teil II adressiert die konzeptionellen Grundlagen zur Beantwortung der Forschungs-
fragen. Der Neo-Institutionalismus als erkenntnisleitende Theorie steht dabei im
Zentrum. Die für die Arbeit wesentlichen Grundlagen des Neo-Institutionalismus sind
Gegenstand von Kapitel 4. Vor diesem Hintergrund wird in Kapitel 5 ein eigener konzep-
tioneller Ansatz zur Beantwortung der Forschungsfragen entwickelt. Dieser Ansatz
orientiert sich an der Arbeit von Greenwood et al. (2002) zur Rolle von Theorisierung im
Rahmen von Prozessen institutionellen Wandels.
1 Einleitung
8
Teil III bildet den inhaltlichen Schwerpunkt der Arbeit und beinhaltet die empirische
Untersuchung der Theorisierung von ISO 14001. Die methodische Herangehensweise
wird in Kapitel 6 vorgestellt. Die empirische Untersuchung selbst ist Gegenstand von
Kapitel 7. Dazu werden zunächst die Ergebnisse der Auswertung der Artikel vorgestellt
und diskutiert. Anschließend wird in einem Zwischenfazit das Ergebnis der Analyse der
Theorisierung in den Forschungskontext eingeordnet und daraus Vorschläge zur Weiter-
entwicklung von ISO 14001 abgeleitet. In Kapitel 8 werden vor dem Hintergrund der
Ergebnisse aus Kapitel 7 praktische Maßnahmen zur Umsetzung der formulierten Vor-
schläge diskutiert.
Die Arbeit endet mit einer Schlussbetrachtung in Kapitel 9, die die wesentlichen Ergeb-
nisse zusammenfasst, Möglichkeiten für die weitere Forschung diskutiert sowie auf die
praktische Relevanz der Arbeit eingeht.
Abbildung 2 fasst den Aufbau der Dissertation zusammen:
Abbildung 2: Aufbau der Arbeit
Quelle: Eigene Darstellung
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
9
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
2.1 Begriffliche Grundlagen
In der Norm ISO 14001 werden Umweltmanagementsysteme standardisiert. Als Grund-
lage für die weiteren Ausführungen wird in den folgenden Abschnitten zunächst erläutert,
was unter den Begriffen „Standard“ und „Umweltmanagementsystem“ verstanden wird.
2.1.1 Standards
Als „Standards“ werden freiwillig übernommene Regelwerke bezeichnet, die unter-
schiedlichste Facetten des menschlichen Lebens adressieren können. Beispiele sind
technische Eigenschaften von Geräten, die Art der Berichterstattung von Unternehmen,
Formen der Vertragsgestaltung, die von Staaten verfolgte Umweltpolitik, der organi-
sationale Aufbau von Unternehmen, die Erziehung von Kindern oder Regeln zur Durch-
führung von Sportarten (vgl. Brunsson, Jacobsson, 2000a: 1). Neben dieser umfassenden
Sichtweise auf Standards existiert eine gemeinsame Definition der ISO und des Inter-
national Electrotechnical Committee (IEC), die deutlich präziser ist7: Ein Standard ist
nach ISO und IEC ein
document, established by consensus and approved by a recognized body, that provides, for common and repeated use, rules, guidelines or characteristics for activities or their results, aimed at the achievement of the optimum degree of order in a given context (ISO / IEC Guide 14001, 2004: 3.2)
Dieser Definition zufolge werden Standards von anerkannten Organisationen erstellt oder
zumindest von diesen befürwortet. Standards geben allgemeine und für die wiederholte
Nutzung geeignete Regeln oder Leitlinien vor. Das Ziel von Standards liegt in der Ver-
einheitlichung von Prozessen und Ergebnissen.
Vor dem Hintergrund dieser Definition werden in den nächsten Abschnitten verschiedene
Organisationen, die Standards veröffentlichen, vorgestellt und entsprechende Beispiele
für Standards angeführt. Anschließend wird die Bedeutung von Standards diskutiert.
7 Grundsätzlich existieren unterschiedliche Ansätze, die Standards charakterisieren. Da diese Arbeit einen Standard der ISO behandelt, geht sie von dem Begriffsverständnis der ISO aus. Eine umfassende Darstellung von unterschiedlichen Sichtweisen auf Standards bieten de Vries (2007), Anh (2007) und Brunsson et al. (2012).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
10
Beispiele für Standardisierungsorganisationen und Standards
Besondere Bedeutung für die Entwicklung von Standards haben Organisationen, die
eigens zum Zweck der Standardisierung gegründet wurden. Beispiele sind die ISO, die
IEC, das Comité Européen de Normalisation (CEN) oder nationale Organisationen wie
das Deutsche Institut für Normung (DIN) oder die British Standards Organization (BSI).
Dabei arbeiten die einzelnen Organisationen in der Regel eng zusammen. Dies wird
bereits daran deutlich, dass die ISO und das IEC eine gemeinsame Definition von
Standards veröffentlicht haben. Sowohl in der ISO als auch im IEC sind die
Standardisierungsprozesse stark geprägt durch die einzelnen Mitglieder, wie das DIN
oder die BSI. Insbesondere in der ISO wurden in den letzten Jahren verschiedene
Standards veröffentlicht, die das Management von Unternehmen verbessern sollen.
Beispiele sind der Qualitätsmanagementstandard ISO 9000 (1987), der Umwelt-
managementstandard ISO 14001 (1996), der Risikomanagementstandard ISO 31000
(2009) oder ISO 26000 (2011), das Leitlinien für den Bereich der unternehmerischen
Verantwortung enthält (ISO, 2012b). Darüber hinaus stellen die genannten Organisa-
tionen zahlreiche weitere Standards bereit. So umfasst die ISO gegenwärtig 268
technische Komitees8, die jeweils für einen bestimmten Bereich Standards entwickeln.
Eine weitere wichtige Gruppe, die Standards veröffentlicht, sind internationale Organisa-
tionen, wie die United Nations Organization (UNO), die Organisation for Economic Co-
operation and Development (OECD), die EU (Europäische Union) oder die ILO (Inter-
national Labour Organization). Die UN hat beispielsweise mit dem UNGC (United
Nations Global Compact) einen Standard zur unternehmerischen Verantwortung
veröffentlicht (UNGC, 2012). Die OECD hat ebenfalls Leitlinien für verant-
wortungsvolles Verhalten multinationaler Unternehmen entwickelt und mit den PISA-
Studien Standards zur Messung der schulischen Leistungsfähigkeit entwickelt (OECD,
2012a, 2012b). Die EU hat mit dem Eco Management and Audit Scheme (EMAS) einen
weiteren Standard für Umweltmanagementsysteme (Europäische Kommission, 2012a)
entwickelt und die ILO mit ihren Kernarbeitsnormen einen Sozialstandard vorgelegt
(ILO, 2012). Auch in dieser Gruppe zeigt sich wieder eine teilweise enge
8 Technische Komitees (engl. Technical Comittee, TC) stellen eine dauerhafte Organisationseinheit der ISO dar und beziehen sich inhaltlich jeweils auf komplette Themenbereiche. Das TC 207 adressiert beispielsweise alle Standards, die sich auf Umweltmanagement beziehen. Das TC 187 bezieht sich auf alle Standards im Bereich Qualitätsmanagement.
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
11
Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Standardisierungsorganisationen; so sind
die Kernarbeitsnormen der ILO beispielsweise auch Teil des UNGC.
Während die genannten Gruppen primär international agieren, können Standards auch auf
nationalstaatlicher Ebene gesetzt werden. Ein Beispiel dafür stellt der Deutscher
Corporate Governance Kodex (DCGK) dar. Dieses Dokument enthält auf der einen Seite
staatliche Muss-Regelungen, aber auch nicht verpflichtende Soll- bzw. Kann-Regel-
ungen, die staatliche Empfehlungen widerspiegeln, die Unternehmen freiwillig umsetzen
sollen. Es werden also „anerkannte Standards guter und verantwortungsvoller Unter-
nehmensführung“ (Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex,
2010: 1) zusammengefasst.
Eine weitere wichtige Quelle von Standards sind Unternehmen. Insbesondere aus ökono-
mischen Gründen ist es für Unternehmen attraktiv, eigene Standards durchzusetzen. Als
Beispiel kann Thomas Edison und das von ihm gegründete Unternehmen General Electric
(GE) angeführt werden. Edison war nicht nur als Erfinder erfolgreich, sondern hat durch
strategische bzw. politische Maßnahmen seine Erfindungen als neue Standards durch-
gesetzt (Hargadon, Douglas, 2001). Mittlerweile versuchen jedoch Unternehmen primär
durch die aktive Mitarbeit in Standardisierungsorganisationen wie der ISO ihre eigenen
Standards durchzusetzen. Für Unternehmen kann es vorteilhaft sein, ein eigenes Ver-
fahren oder eine eigene Lösung als Standard in einer Branche durchzusetzen. Dies wird
die Diskussion der Bedeutung von Standards zeigen.
Bedeutung von Standards
Standards können eine große ökonomische Bedeutung haben. Die Durchsetzung eigener
Lösungen als Standard führt zu Wettbewerbsvorteilen gegenüber Konkurrenten, die den
Standard ebenfalls aufgreifen müssen. Neben diesen betriebswirtschaftlichen Vorteilen
für einzelne Unternehmen haben Standards auch eine hohe volkswirtschaftliche Be-
deutung. Durch einheitliche Standards werden Transaktionskosten bzw. Informations-
asymmetrien reduziert, was zu einem effizienteren Marktmechanismus und damit zu
einer effizienteren Allokation von Ressourcen führen kann (vgl. Pham, 2007: 74-84).
Eine weitere wesentliche Aufgabe von Standards ist die Regulierung (Brunsson,
Jacobsson, 2000b). Dies wird in Bereichen deutlich, in denen feste staatliche Vorgaben
weder möglich noch gewollt sind, wie z. B. im Rahmen der wirtschaftlichen Globalisie-
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
12
rung im Sinne einer teilweisen Entgrenzung unternehmerischen Handelns. Durch die
Liberalisierung von Märkten und neue Kommunikationsmöglichkeiten wurden Unter-
nehmen neue Handlungsmöglichkeiten eröffnet. Die Regulierung der sozialen und öko-
logischen Wirkungen von unternehmerischem Handeln hat sich jedoch noch nicht
angemessen an diese veränderten Rahmenbedingungen angepasst. Gegenwärtig lässt sich
deswegen die Etablierung einer neuen institutionellen Infrastruktur beobachten, die diese
Regulierungslücke schließen soll (Djelic, Sahlin-Andersson, 2006b, Gilbert, et al., 2011).
Standards spielen dabei eine wichtige Rolle (vgl. Brunsson, et al., 2012: 621). Gilbert et
al. geben hierzu einen systematischen Überblick (vgl. Gilbert, et al., 2011: 25-30) und
unterscheiden zwischen prinzipienbasierten Standards (wie dem UNGC oder den OECD-
Leitlinien für multinationale Unternehmen), Reportingstandards (wie der GRI oder den
Generally Accepted Accounting Principles – GAAP), Prozessstandards (wie AA1000)
und Zertifizierungsstandards (wie SA 8000, Fair Labor Association – FLA oder ISO
14001).
Standards zu Umweltmanagementsystemen (UMS) und insbesondere ISO 14001 werden
in den nächsten Abschnitten ausführlich vorgestellt.
2.1.2 Umweltmanagementsysteme
Im Folgenden wird zunächst auf Managementsysteme allgemein und dann speziell auf
UMS eingegangen.
Managementsysteme sind Instrumente, die eine systematische Unternehmenssteuerung
im Hinblick auf komplexe Zielbündel erleichtern sollen (vgl. Müller, 2000: 118). Sie
definieren Strukturen, Prozesse und Erwartungshaltungen an Organisationsmitglieder und
unterstützen Organisationen in der Entscheidungsfindung und –durchsetzung (vgl. ISO
14001, 2004: 3.8, Müller, 2000: 179). Managementsysteme lassen sich unterteilen in
unternehmensumfassende Systeme, wie beispielsweise das St. Galler Management-
Modell, und spezialisierte Systeme, wie Informations-, Controlling oder auch Qualitäts-
und Umweltmanagementsysteme (vgl. Müller, 2000: 116). Während Erstere die Führung,
Gestaltung und Entwicklung eines gesamten Unternehmens betrachten, adressieren
Letztere lediglich einzelne Funktionalbereiche (vgl. Müller, 2000: 116, Rüegg-Stürm,
2003: 21-23). Vor diesem Hintergrund werden von Gastl UMS allgemein beschrieben
werden als „die organisatorischen und personellen Strukturen sowie die Ressourcen, die
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
13
zur Umsetzung der Umweltpolitik und zur Realisierung von Umweltzielen und –pro-
grammen notwendig sind“ (Gastl, 2005: 30).
Im Hinblick auf den Fokus der vorliegenden Arbeit werden nur die von der Norm ISO
14001 geforderten Elemente als UMS bezeichnet (vgl. Gastl, 2005: 30). Die Anforder-
ungen von ISO 14001 geben somit vor, welche Eigenschaften bzw. Bestandteile ein UMS
aufweisen soll. Nach ISO 14001 ist ein UMS ein
Teil des Managementsystems einer Organisation (3.16), der dazu dient, um ihre Umweltpolitik (3.11) zu entwickeln und zu verwirklichen und ihre Umweltaspekte (3.6) zu handhaben (ISO 14001, 2004: 3.8)
Die Definition der ISO geht somit über die von Gastl (2005) hinaus. Ein UMS bezieht
sich nicht nur auf die Umsetzung einer Umweltpolitik, sondern auch auf deren Ent-
wicklung.
Im nächsten Abschnitt sollen nun Standards und UMS zusammengeführt werden. Dazu
wird zunächst dargestellt, wie sich standardisierte UMS historisch entwickelten und
welche Stellung ISO 14001 in diesem Prozess einnimmt.
2.2 Historischer Rückblick: Entstehung und Verbreitung von ISO 14001
2.2.1 Entstehung erster Umweltmanagementsysteme in den 1970er Jahren
Die Entstehung von UMS lässt sich im Wesentlichen auf die zunehmende Bedeutung des
Themas Ökologie seit den 1960er und 1970er Jahren zurückführen. Als ein zentraler Aus-
gangspunkt für die Herausbildung einer höheren Sensibilität gegenüber den Auswir-
kungen menschlichen Handelns auf die ökologische Umwelt gilt die Veröffentlichung
des Werks Silent Spring von Rachel Carson 1962 (vgl. Baumast, 1998: 33, Carson, 1965,
Hoffman, 1999: 352). Carson kritisiert darin insbesondere den übermäßigen und un-
reflektierten Einsatz von Pestiziden in den USA. Eine weitere wichtige Veröffentlichung
stellt der Bericht des Club of Rome Grenzen des Wachstums dar (Meadows, 1972). Darin
wird auf die Unmöglichkeit dauerhaften exponentiellen Wachstums in einem ge-
schlossenen System wie der Erde verwiesen und als Konsequenz eine nachhaltige
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
14
Wirtschaftsweise gefordert, die sich im Einklang mit einem langfristig möglichen Pro-
duktionsniveau befindet (vgl. Baumast, 1998: 33)9.
Als Reaktion auf den zunehmenden gesellschaftlichen Druck hin zu einer stärkeren
Berücksichtigung ökologischer Faktoren wurde von staatlicher Seite, insbesondere in den
USA, seit den 1970er Jahren eine umfangreiche Umweltgesetzgebung aufgebaut (vgl.
Baumast, 1998: 34). Beispiele dafür sind der Clean Air Act (1970), der Resource
Conservation and Recovery Act (1976) oder der Toxic Substances Control Act (1978). In
diesen Gesetzen wurden die Haftungsvorschriften für Unternehmen deutlich ausgeweitet.
Auf globaler Ebene lässt sich die zunehmende politische Bedeutung von Ökologie durch
die Gründung entsprechender internationaler Organisationen, den Abschluss von entspre-
chenden Verträgen sowie die verstärkte Bildung nationaler Umweltministerien ab 1970
verdeutlichen (vgl. Meyer, et al., 1997b: 625). Dies geht aus Abbildung 3 hervor:
Abbildung 3: Entwicklung von Ökologie auf internationaler Ebene
Quelle: Meyer et al., 1997: 625.
Wie die Abbildung zeigt, gingen der Gründung nationaler Umweltministerien umfang-
reiche politische und zivilgesellschaftliche Aktivitäten voraus. Dies führte zu einem
9 Einen aktuellen Überblick zu den Herausforderungen einer nachhaltigen Entwicklung bietet Meyer (vgl. 2008: 36-62).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
15
steigenden gesellschaftlichen und auch politischen Druck auf wirtschaftliche Unter-
nehmen, sich ökologischer zu verhalten (vgl. Baumast, 1998: 35-36).
Um auf diese neue Herausforderung zu reagieren, begannen Unternehmen damit, syste-
matische Ansätze und Instrumente zu entwickeln. Zentrale Ziele waren die Bewältigung
der zunehmenden Komplexität des Umweltrechts und die Verbesserung der häufig kriti-
schen Wahrnehmung von Unternehmen in der Öffentlichkeit (vgl. Baumast, 1998: 34-
35).
In diesem Kontext wurden auch die ersten UMS entwickelt. Diese Phase des Testens
unterschiedlicher Ansätze zu UMS kann als Experimentierphase charakterisiert werden.
Dabei waren mit der Entwicklung der ersten UMS unterschiedliche Ziele verbunden:
Während bei Unternehmen die Vermeidung von Haftungsansprüchen aus Umwelt-
verschmutzungen im Vordergrund stand (vgl. Förschle, et al., 1994: 1093), wurde von
staatlicher Seite der Einsatz von UMS insbesondere als Regulierungsinstrument erwogen.
UMS, wie auch Standards im Allgemeinen, werden auch als sogenannte Soft-Law-
Instrumente betrachtet (vgl. Gilbert, et al., 2011: 24). Soft-Law-Instrumente geben die
Einhaltung bestimmter Prozesse vor oder zielen darauf ab, durch den Abbau von
Informationsasymmetrien ein bestimmtes Verhalten zu fördern. Sie unterscheiden sich
somit von Hard-Law-Instrumenten, die beispielsweise auf Ge- und Verboten oder der
Änderung relativer Preise beruhen (vgl. Hertin, et al., 2008: 260). Entsprechende Maß-
nahmen zur Nutzung von UMS als Soft Law wurden beispielsweise in den USA durch
die 1970 gegründete US-Umweltbehörde Environmental Protection Agency (EPA)
erwogen und getestet (vgl. Baumast, 1998: 38-40). Im Kontext von UMS wird besonders
die Win-win-Situation zwischen Ökologie und Ökonomie betont (vgl. Müller-Christ,
2008: 2, Porter, van der Linde, 1995: 120, Sunderland, 1997: 129). Es wurde u.a.
versucht, die Einführung auditierbarer UMS mit ökonomischen Anreizen zu verbinden,
wie z. B. geringeren Versicherungsprämien im Bereich Umwelthaftung.
Während in den USA bereits in den 1970er Jahren mit ersten UMS gearbeitet wurde,
verlief die Entwicklung in Europa zeitverzögert (vgl. Baumast, 1998: 41). Der Einsatz
von UMS gewann hier erst im Laufe der 1980er Jahre an Bedeutung (vgl. Baumast, 1998:
42).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
16
Im Laufe der 1980er Jahre entwickelten sich nach einer Experimentierphase zunehmend
Standards für UMS (vgl. Sunderland, 1997: 128). Dieser Trend hin zu stärker stan-
dardisierten UMS soll im folgenden Abschnitt näher betrachtet werden.
2.2.2 Erste Umweltmanagementstandards und die Entscheidung zur Entwicklung von ISO 14001
Im Rahmen der Entwicklung unterschiedlicher, häufig unternehmensindividueller
Ansätze zu UMS zeigte sich zunehmend ein Trend hin zu einer einheitlicheren Sicht-
weise darauf, was ein UMS ausmacht bzw. welche Elemente es umfassen sollte. Diese
Entwicklung drückte sich in der Entwicklung verschiedener nationaler bzw. branchen-
spezifischer Standards aus. Beispiele sind die UMS-Standards BS 7750, der 1992 im
Vereinigten Königreich veröffentlicht wurde, oder NFX30-200, der 1993 in Frankreich
veröffentlicht wurde. Ein weiteres Beispiel stellt der Standard Responsible Care dar, der
für die chemische Industrie gilt und bereits 1988 veröffentlicht wurde (vgl. Mzoughi,
Grolleau, 2005: 38). Ein weiterer wichtiger Standard ist das Eco-Management and Audit
Scheme (EMAS), der in der Fachwelt lange Zeit als wichtigster UMS-Standard gesehen
wurde (vgl. Baumast, 1998: 43-45, Krut, Gleckman, 1998: 16-22, Müller, 2000: 332).
Dieser UMS-Standard wurde 1993 in der EU entwickelt und ist auf die EU- Mitglied-
staaten beschränkt. Er zeichnet sich unter anderem dadurch aus, dass er die Kern-
gedanken einer nachhaltigen Entwicklung aufgenommen hat und darauf abzielt, diese zu
operationalisieren. Eine weitere Besonderheit von EMAS ist die Verpflichtung
registrierter Unternehmen, einen extern überprüften Umweltbericht zu veröffentlichen
(vgl. Müller, 2000: 22). Insgesamt konnte sich EMAS aber nicht gegen den 1996
veröffentlichten Standard ISO 14001 durchsetzen, der sich mit über 250.000 verliehenen
Zertifikaten zum global führenden UMS-Standard entwickelt hat.
Die Dominanz von ISO 14001 wird im Rahmen der Verbreitung von ISO 14001 aus-
führlich thematisiert (vgl. Abschnitt 2.2.4) Zunächst soll die Entscheidung, mit ISO
14001 einen weiteren im Gegensatz zu EMAS global anwendbaren UMS-Standard zu
entwickeln, kurz in den Kontext standardisierter UMS eingeordnet werden. Drei Faktoren
spielten hier eine wesentliche Rolle:
Zunächst strebten multinationale Unternehmen (MNU) ein level the playing field an. Dies
bedeutet, dass an ein international agierendes Unternehmen einheitliche Anforderungen
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
17
an ein UMS gestellt werden und nicht mehrere, unterschiedliche UMS-Standards parallel
implementiert werden müssen (vgl. Hortensius, Barthel, 1997: 19, Prakash, 1999: 328,
Wagemakers, 1996: 18). Der zweite Faktor stellt die zunehmende Bedeutung von nach-
haltiger Entwicklung10 dar. Katastrophen wie die von Bhopal 1984, Tschernobyl 1986
oder der Unfall der Exxon Valdez 1989 führten zu einer steigenden gesellschaftlichen
Bedeutung ökologischer Themen. Weiterhin wurde durch Ideen zu nachhaltiger Ent-
wicklung, wie sie beispielsweise im Brundtland-Bericht angeführt werden
(Weltkommission für Umwelt und Entwicklung, 1987), die bestehende Art und Weise
des Wirtschaftens grundlegend in Frage gestellt. Insbesondere im Hinblick auf die
Konferenz von Rio (Konferenz der Vereinten Nationen über Umwelt und Entwicklung),
die 1989 einberufen und 1992 durchgeführt wurde, befürchteten Unternehmen eine starke
Zunahme staatlicher Regulierung. Vor diesem Hintergrund wurden auf Initiative des
Business Council for Sustainable Development (BCSD)11, der Vorgängerorganisation des
World Business Council for Sustainable Development (WBCSD), Möglichkeiten unter-
nehmerischer Selbstregulierung diskutiert, u.a. um eine strengere staatliche Regulierung
zu verhindern12 (vgl. Hortensius, Barthel, 1997: 19, Mzoughi, Grolleau, 2005: 38). Die
Entwicklung eines eigenen UMS-Standards erschien dabei unter anderem als geeignete
Maßnahme. Umweltmanagementsysteme wurden zu Beginn der 1990er Jahre aber auch
zunehmend als angemessenes Instrument betrachtet, um sich dem Ziel einer nachhaltigen
Entwicklung anzunähern. Es wurde erwartet, dass die Nutzung von UMS nicht nur die
Einhaltung der rechtlichen Mindestanforderungen unterstützt, sondern auch Unternehmen
in die Lage versetzt, darüber hinauszugehen und durch kontinuierliche Reduzierung ihrer
negativen Auswirkungen auf die Umwelt sich langfristig einem nachhaltigen Niveau
anzunähern. Diese Herangehensweise entspricht den Kerngedanken der Öko-Effizienz
(Baumgartner, 2009, Korhonen, Seager, 2008, Schmidheiny, 1992).
10 Der Begriff „nachhaltige Entwicklung“ ist als ein Leitbild zu sehen, das eine grundlegende Richtung vorgibt. Eine Entwicklung gilt als nachhaltig, „wenn sie die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können“ (Meyer, 2008: 85). In der Regel werden mit Nachhaltigkeit drei Dimensionen – „Ökonomie“, „Ökologie“ und „Soziales“ – verbunden. In der vorliegenden Arbeit steht die ökologische Dimension im Zentrum, da ISO 14001 sich auf den Umweltschutz bezieht.
11 Seit 1995: World Business Council for Sustainable Development (WBCSD). 12 Grundsätzlich können über die genauen Intentionen des BCSD keine gesicherten Aussagen gemacht
werden, da keine entsprechenden Daten verfügbar sind.
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
18
Die Entwicklung eines eigenen UMS-Standards sollte also dazu beitragen, staatliche
Regulierung zu verhindern bzw. das Regulierungsniveau zu senken. Außerdem führte
diese Sichtweise auf eine nachhaltige Entwicklung zu einem relativ überschaubaren
Beitrag von Unternehmen, da durch die Nutzung von UMS und die daraus resultierende
Anwendung des Prinzips der Öko-Effizienz Unternehmen keine systematischen
Reformen umsetzen müssen, sondern durch eine stetige Verbesserung ihrer Effizienz
einen Beitrag zur Nachhaltigkeit leisten.
Der dritte Faktor bezieht sich auf die Entscheidung für die ISO als organisatorischen
Rahmen zur Entwicklung von ISO 14001. Eine Entscheidung für die ISO war ins-
besondere für privatwirtschaftliche Unternehmen, die die Hauptakteure im Stan-
dardisierungsprozess von ISO 14001 darstellen, attraktiv. Dies liegt daran, dass multi-
nationale Unternehmen über hinreichend viel Erfahrung mit Standardisierungsprozessen
im Rahmen der ISO verfügen, da sie in der Regel bereits an der Entwicklung branchen-
spezifischer technischer Standards mitgewirkt haben. Weiterhin hat die ISO mit der ISO-
9000er-Serie bereits einen sehr erfolgreichen zertifizierbaren Management-standard
veröffentlicht. An diesem Erfolg sollte angeknüpft und darauf aufgebaut werden (vgl.
Boiral, 2007b: 107-109, Krut, Gleckman, 1998: 61, Mzoughi, Grolleau, 2005: 14-15).
Die konkrete Entwicklung von ISO 14001 wird im nächsten Abschnitt vorgestellt.
2.2.3 Der Entwicklungsprozess von ISO 14001
Im Folgenden werden die wesentlichen Schritte der Entwicklung von ISO 14001
vorgestellt und kritisch diskutiert13.
Im Rahmen der ISO wurde 1991 die Strategic Advisory Group on Environment (SAGE)
gegründet, um die Notwendigkeit einer Standardisierung unterschiedlicher Themen des
Umweltmanagements zu erörtern und zentrale Ziele und Anforderungen an einen
Standardisierungsprozess zu erarbeiten (vgl. Hortensius, Barthel, 1997: 19). Das SAGE
13 Eine umfassende Diskussion zum Aufbau der ISO, zu deren Entscheidungsprozessen, deren Finanzierung sowie zur Berechtigung von Akteuren zur Teilnahme an der Entwicklung von Standards findet sich bei Wood (2012) Weiterhin stellen Kurt und Gleckman (1998) sowie die Studie des ICF (1997) umfassende Informationen zu den einzelnen Entwicklungsschritten von ISO 14001 bereit. Auch politische Konflikte, wie zwischen den USA und der EU, die im Rahmen der Entwicklung von ISO 14001 vereinzelt angesprochen werden, werden in die vorliegende Arbeit nicht mit einbezogen (vgl. Haufler, 1999: 15).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
19
traf sich insgesamt viermal und empfahl abschließend die Gründung eines Technical
Comittee (TC) zur Entwicklung eines Umweltmanagementstandards. Auf der Basis der
Arbeit von SAGE wurde 1993 das TC 207 zur Entwicklung der ISO-14000er-Serie, zu
der auch ISO 14001 gehört, gegründet.
Dabei lässt sich eine Diskrepanz zwischen den Empfehlungen des SAGE und dem daraus
abgeleiteten Mandat des TC 2007 festellen. Während sich ein UMS im Sinne des SAGE
auf das Ziel einer nachhaltigen Entwicklung bezieht und explizit Verbindungen zu
anderen Arbeitsbereichen der ISO sucht, die sich mit für das Umweltmanagement bzw.
eine nachhaltige Entwicklung relevanten Standards beschäftigen, findet sich dazu kein
Hinweis mehr im Mandat des TC 207 (vgl. Gleckman, Krut, 1997: 51). Im TC 207
sollten lediglich Vorschläge zur Standardisierung von Managementsystemen sowie
Instrumenten für das Umweltmanagement ausgearbeitet werden.
Die ISO-14000er-Serie bezieht sich somit nur auf Standards im Bereich Umweltmanage-
mentsysteme und Instrumente des Umweltmanagements (vgl. Hortensius, Barthel, 1997:
21). Ausgeschlossen sind
• Testmethoden für Schadstoffe,
• Grenzwerte bezüglich Schadstoffen und Emissionen,
• Zielniveaus für die Umweltleistung sowie
• die Standardisierung von Produkten (vgl. Hortensius, Barthel, 1997: 22).
Diese Restriktionen wurden gewählt, um Konflikte mit nationaler Regulierung und mit
anderen Standards der ISO zu vermeiden (vgl. Hortensius, Barthel, 1997: 22). Es wurde
angenommen, dass die ISO keinen legitimen Rahmen darstellt, um im Konflikt mit
Nationalstaaten materielle Umweltnormen, wie konkrete Zielniveaus, für die
Umweltleistung festzulegen.
Im Mandat an das TC 207 zur Entwicklung von ISO 14001 wurde somit die Festlegung
bestimmter ökologischer Leistungsniveaus explizit ausgeschlossen. ISO 14001 war dem-
nach von Anfang als process standard und nicht als performance standard ausgerichtet
(vgl. Bell, 1997: 83). Der zentrale Unterschied zwischen beiden Kategorien liegt darin,
dass beim process standard lediglich ein Prozess vorgegeben wird, dessen Einhaltung
unabhängig vom Ergebnis zu einer Zertifizierung führen kann, während bei einem
performance standard ein konkretes Zielniveau erreicht werden muss, um eine Zertifi-
zierung zu erhalten. Die Weiterentwicklung von ISO 14001 zu einem performance
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
20
standard würde damit eine grundlegende Neubestimmung des Arbeitsauftrags des TC
207 erfordern.
Nach der Festlegung des Mandats des TC 207 wurden 1993 sechs Subcommittees (SC)
eingerichtet:
• SC 1: Environmental Management Systems
• SC 2: Environmental Auditing and Related Environmental Investigation
• SC 3: Environmental Labeling
• SC 4: Environmental Performance Evaluation
• SC 5: Life-Cycle Assessment
• SC 6: Terms and Definitions
In diesen Subcommittees bzw. in zusätzlich eingerichteten Arbeitsgruppen wurden bis
1995 verschiedene Normen zu unterschiedlichen Aspekten des Umweltmanagements ent-
wickelt (vgl. den inhaltlichen Überblick in Abschnitt 2.3). Federführend in der Ent-
wicklung der UMS-Standards ISO 14001 und ISO 14004 war im Rahmen der Arbeit des
SC 1 die British Standards Institution (BSI). Der britische Standard BS 7750 kann des-
wegen als inhaltliche Grundlage von ISO 14001 gesehen werden (vgl. Baumast, Pape,
2008: 47-48). Ab 1995 wurde in mehreren Etappen über ISO 14001 sowie die anderen
Standards der ISO-14000er-Serie abgestimmt und die Normen im Jahr 1996 veröffent-
licht (vgl. Hortensius, Barthel, 1997: 21).
In der Literatur wird dem SC 1 vorgeworfen, dass Vertreter aus aus Schwellen- und Ent-
wicklungsländern sowie Vertreter der Zivilgesellschaft in den entsprechenden Ver-
handlungen nicht angemessen vertreten gewesen seien. Dementsprechend könne ISO
14001 auch nicht als legitimer Standard betrachtet werden (vgl. Haufler, 1999: 13, Krut,
Gleckman, 1998: 55). Diese Kritik ist teilweise gerechtfertigt, insbesondere, wenn die
Entwicklung von ISO 14001 mit der von ISO 26000 verglichen wird (Hahn, 2011).
Jedoch betrachten auch Akteure, die nicht an der Entstehung von ISO 14001 beteiligt
waren, die Norm als legitim (vgl. Raines, 2003: 70). Auch deutet die starke Diffusion von
ISO 14001 in den letzten Jahren darauf hin, dass der Standard gesellschaftlich akzeptiert
ist.
Die Verbreitung von ISO 14001 wird im nächsten Abschnitt genauer thematisiert, um
aufzuzeigen, inwiefern ISO 14001 wirklich mittlerweile der global dominierende UMS-
Standard ist.
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
21
2.2.4 Verbreitung von ISO 14001
Abbildung 4 zeigt die Entwicklung der weltweit verliehenen ISO-14001-Zertifikate14. Es
zeigt sich ein kontinuierlich steigendes Wachstum: Während 1999 erst ca. 14.000 orga-
nisationale Einheiten zertifiziert waren, waren es 2010 bereits 250.000 (vgl. ISO Central
Secretariat, 2011: 3).
Abbildung 4: Verliehene ISO-14001-Zertifikate (1999-2010)
Quelle: Eigene Darstellung.
Die dominante Stellung von ISO 14001 wird besonders im Vergleich mit EMAS deutlich.
Einerseits entwickelt sich ISO 14001 zahlenmäßig betrachtet deutlich erfolgreicher als
EMAS. Aus datentechnischen Gründen stehen erst ab 2005 belastbare Vergleichszahlen
zur Verfügung (Europäische Kommission, 2012b). Da EMAS nur in Europa angewendet
wird, werden an dieser Stelle ausschließlich ISO-14001-Zertifizierungen in Europa be-
trachtet. Während 2005 4.200 organisationale Einheiten EMAS nutzten, waren es bei ISO
14001 immerhin 30.000. Bis zum Jahr 2010 erhöhte sich die Zahl der EMAS-regis-
trierten15 organisationalen Einheiten auf 7.500, ISO 14001 konnte jedoch die Zahl der
14 In der Literatur zu ISO 14001 werden die Begriffe Zertifizierung, Auditierung und Zertifizierungsaudit in der Regel synonym verwendet.
15 Bei EMAS wird von „Registrierung“ gesprochen, während bei ISO 14001 der Begriff „Zertifizierung“ verwendet wird. Bei EMAS werden alle zertifizierten Unternehmen in ein Register eingetragen. Bei ISO 14001 findet nur eine Zertifizierung statt, aber keine zentrale Erfassung aller zertifizierten Unternehmen. Zertifizierung und Registrierung können in diesem Kontext als synonym betrachtet werden.
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2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
22
Zertifizierungen auf ca. 90.000 verdreifachen. (Europäische Kommission, 2012b, ISO
Central Secretariat, 2008, 2009, 2010)
ISO 14001 dominiert nicht nur quantitativ über EMAS, sondern auch inhaltlich. EMAS
erkennt seit 2001 ISO 14001 als angemessenes UMS an. Eine ISO-14001-zertifizierte
Organisation kann somit durch den Nachweis der Erfüllung EMAS-spezifischer Anforde-
rungen (z. B. Veröffentlichung eines Umweltberichts) auch eine EMAS-Registrierung
erhalten. Während sich die ersten Versionen von ISO 14001 und EMAS noch deutlich
unterschieden, näherten sie sich in den letzten Jahren deutlich einander an (Europäische
Kommission, 2012c).
In diesem Abschnitt wurde skizziert, wie sich UMS seit den 1970er Jahren entwickelten,
zunehmend standardisiert wurden und wie sich ISO 14001 als Standard für UMS welt-
weit durchsetzen konnte. Im Hinblick auf diese zunehmende Verbreitung von ISO 14001
kann ausgeschlossen werden, dass es sich bei diesem Standard lediglich um eine
Managementmode handelt; vielmehr handelt es sich um einen langfristig relevanten
Standard (vgl. Sheldon, 1997: 11-12). Vor diesem Hintergrund soll der Inhalt von ISO
14001 im nächsten Abschnitt detailliert vorgestellt werden.
2.3 Status quo von ISO 14001: Einordnung in die ISO-14000er-Serie und inhaltliche Grundlagen
Im Folgenden wird ISO 14001 kurz in den Gesamtkontext der ISO-14000er-Serie
eingeordnet und anschließend die wesentlichen Merkmale der Norm referiert.
2.3.1 Umweltmanagementsysteme im Rahmen der ISO-14000er-Serie16
Die Umweltmanagementstandard ISO 14001 ist, wie bereits erwähnt, Teil der ISO-
14000er-Serie, die unterschiedliche Standards zum Themengebiet Umweltmanagement
zusammenfasst. Im Folgenden werden die ISO-14000er-Serie und insbesondere die Rolle
von ISO 14001 beschrieben. Abbildung 5 fasst die Kernelemente der ISO-14000er-Serie
zusammen.
16 Sofern nicht anders gekennzeichnet, wurden die Informationen dieses Abschnitts auf der Homepage der ISO recherchiert (ISO, 2012a).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
23
Abbildung 5: Aufbau der ISO-14000er-Serie
Quelle: Eigene Darstellung.
Im Zentrum der Abbildung befinden sich die Standards ISO 14001 und ISO 14004, die
jeweils Normen für Umweltmanagementsysteme beinhalten. Dabei sind die Anforder-
ungen von ISO 14001 und ISO 14004 quasi äquivalent. Der wesentliche Unterschied liegt
darin, dass ISO 14004 vom Umfang her weiter gefasst ist und auch Elemente enthält, die
sich einer objektiven Auditierung entziehen. Somit ist ISO 14004 eher als Anregung für
weitere Möglichkeiten zur Nutzung von UMS zu verstehen, während ISO 14001 Gegen-
stand einer Zertifizierung sein kann (vgl. Hortensius, Barthel, 1997: 23). Da eine Zerti-
fizierung in der Praxis eine hohe Bedeutung hat, wird ISO 14001 eine wesentlich höhere
Bedeutung als ISO 14004 zugewiesen. Sowohl ISO 14001 als auch ISO 14004 nutzen
einen PDCA-Zyklus als Grundstruktur des UMS. PDCA steht für die Phasen Plan, Do,
Check und Act. Die inhaltlichen Anforderungen der einzelnen Phasen werden unter 2.3.3
näher erläutert. Diese Phasen sind in der Abbildung im zweiten Kreis um ISO 14001 und
ISO 14004 herum abgebildet.
Weiterhin sind in der Abbildung Standards aufgeführt, die sich jeweils auf eine
bestimmte Phase des PDCA-Zyklus beziehen. Diese weiteren Standards der ISO-
14000er-Serie dienen somit der Unterstützung einzelner Elemente des PDCA-Zyklus
(vgl. Hortensius, Barthel, 1997: 23). Grundsätzlich kann keine Zertifizierung nach diesen
Standards erfolgen und für eine erfolgreiche Zertifizierung nach ISO 14001 ist die Ein-
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
24
haltung dieser Standards nicht relevant. Daher wird an dieser Stelle auf eine inhaltliche
Vorstellung der einzelnen Standards verzichtet; ein tabellarischer Überblick findet sich in
Tabelle 6 im Anhang.
Eine Ausnahme stellt die Norm ISO 19011 dar, die die Zertifizierung von Management-
systemen im Allgemeinen regelt. ISO 19011 ist deshalb wichtig, weil die Zertifizierung
eine zentrale Rolle für ISO 14001 spielt. Die Norm findet auch für weitere Management-
systeme der ISO Anwendung, wie ISO 9000 (Qualitätsmanagement) oder ISO 27001
(Datenschutzmanagementsysteme). ISO 19011 hat ab 2002 die Standards ISO 14010,
ISO 14011 und ISO 14012 ersetzt, die zuvor die Zertifizierung nach ISO 14001
adressierten. Es zeigt sich also eine Entwicklung hin zu einheitlichen Anforderungen an
die Zertifizierung von Managementsystemen. Wesentliche Inhalte von ISO 19011 werden
unter 2.3.4 vorgestellt.
Wie die Änderungen der Norm zur Durchführung eines Zertifizierungsaudits bereits
andeuten, wird die ISO-14000er-Serie kontinuierlich weiterentwickelt: Einerseits wurden
Standards komplett zurückgezogen, andererseits kommen neue Standards hinzu. Zum
Beispiel wird gegenwärtig an ISO 14031 gearbeitet, das Richtlinien zu Beurteilung der
Umweltleistung adressiert. Ebenso werden bestehende Standards in regelmäßigen Ab-
ständen überprüft und gegebenenfalls überarbeitet. Wie bereits in der Einleitung erwähnt
wurde, haben im Februar 2012 die Revisionsarbeiten zu ISO 14001 begonnen. Die
aktuellen Tendenzen der Weiterentwicklung von ISO 14001 werden im Anschluss an die
inhaltliche Vorstellung der Norm ausführlich aufgezeigt.
2.3.2 Kernanforderungen von ISO 14001
Ein zentrales Prinzip von ISO 14001 ist der Anspruch, für alle Arten von Organisationen
anwendbar zu sein (vgl. Gastl, 2005: 29). Der Standard ist deswegen bewusst allgemein
formuliert, um eine flexible Anwendung in unterschiedlichen Situationen zu ermöglichen.
Daher werden Unternehmen unter anderem keine konkreten ökologischen Ziele vorge-
geben, sondern nur ein generischer Prozess, der sie in die Lage versetzen soll, sich selbst
adäquate Ziele zu setzen und systematisch umzusetzen (vgl. ISO 14001, 2004:
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
25
Einleitung). Der Fokus des Standards liegt somit auf der Umsetzung von Zielen17. Ein
UMS nach ISO 14001 kann als Rahmen verstanden werden, innerhalb dessen Organisa-
tionen unterschiedliche Aspekte behandeln bzw. Ziele anstreben können (vgl. Bell, 1997:
62). Obwohl keine konkreten Ziele in ISO 14001 festgelegt werden sollen, zielt die
Grundintention des Standards doch darauf ab, einen Beitrag zu einer ökologischeren
Wirtschaftsweise zu leisten (vgl. ISO 14001, 2004: Einleitung). Die in der Norm
formulierten Kernanforderungenlassen sich wie folgt zusammenfassen:
Eine Organisation muss eine angemessene Umweltpolitik formulieren und diese im
Rahmen eines PDCA-Zyklus oder Deming-Zyklus18 umsetzen. Dieser setzt sich aus den
Phasen Planung (Plan), Verwirklichung und Betrieb (Do), Überprüfung (Check) und
Managementbewertung (Act) zusammen. Mit jedem Durchlaufen eines Zyklus soll
durch ständige Verbesserung eine immer engere Annäherung an die in der Umwelt-
politik formulierten strategischen Ziele gelingen (vgl. ISO 14001, 2004: Einleitung). Die
Überprüfung der Einhaltung dieser Anforderungen ist Gegenstand der Zertifizierung.
Abbildung 6 fasst die Kernanforderungen von ISO 14001 zusammen.
17 Während in der Definition eines UMS nach ISO 14001 zwar auch die Formulierung einer Umweltpolitik betont wird, beziehen sich die konkreten in der Norm formulierten Anforderungen primär auf die Umsetzung vordefinierter Ziele.
18 Obwohl der PDCA-Zyklus ursprünglich von Walter A. Shewhart entwickelt wurde, wird in der Regel sein Schüler William E. Deming damit in Verbindung gebracht, da er für die weite Verbreitung, insbesondere im Rahmen von Qualitätsmanagement, verantwortlich war. Teilweise findet sich in der Literatur deswegen auch die Bezeichnung Deming-Zyklus (Gastl, 2005, S. 29).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
26
Abbildung 6: Kernanforderungen von ISO 14001
Quelle: Eigene Darstellung.
In den folgenden Abschnitten wird dargestellt, welche konkreten Anforderungen ISO
14001 an eine Umweltpolitik, an die einzelnen Phasen des PDCA-Zyklus sowie an die
ständige Verbesserung stellt. Vor diesem Hintergrund wird anschließend die Zerti-
fizierung vorgestellt.
2.3.3 Aufbau von ISO 14001
ISO 14001 besteht aus der Festlegung der Umweltpolitik sowie den vier Phasen des
bereits erwähnten PDCA-Zyklus. Im Einzelnen lassen sich diese Phasen wie folgt
beschreiben:
Umweltpolitik
Ausgangspunkt von ISO 14001 ist die Festlegung der Umweltpolitik in einer Organi-
sation. Diese umfasst die Gesamtabsichten und Ausrichtung der Organisation im Hinblick
auf die Umweltleistung (vgl. ISO 14001, 2004: 4.2). Das oberste Führungsgremium muss
die Umweltpolitik der Organisation festlegen und sicherstellen, dass sie im Rahmen ihres
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
27
Umweltmanagementsystems auch umgesetzt wird. In ISO 14001 werden folgende
Anforderungen angeführt, die eine akzeptable Umweltpolitik erfüllen muss. Sie muss
a) in Bezug auf Art, Umfang und Umweltauswirkungen ihrer Tätigkeiten, Produkte und Dienstleistungen angemessen sein;
b) eine Verpflichtung zur ständigen Verbesserung und zur Vermeidung von Umweltbelastungen enthalten;
c) eine Verpflichtung zur Einhaltung der geltenden rechtlichen Verpflichtungen und anderer Anforderungen enthalten, zu denen sich die Organisation bekennt und die auf deren Umweltaspekte bezogen sind;
d) den Rahmen für die Festlegung und Bewertung der umweltbezogenen Zielsetzung und der Einzelziele bilden;
e) dokumentiert, implementiert und aufrechterhalten werden;
f) allen Personen mitgeteilt werden, die für die Organisation oder in deren Auftrag arbeiten, und
g) für die Öffentlichkeit zugänglich sein. (ISO 14001, 2004: 4.2)
Planung (Plan)
Die Planungsphase baut auf der zuvor festgelegten Umweltpolitik auf und umfasst drei
zentrale Aspekte.
Zunächst muss eine Organisation Verfahren entwickeln, um relevante Umweltaspekte19
im Anwendungsbereich des UMS zu identifizieren. Wie bereits erwähnt, muss sich ein
zertifiziertes UMS nicht auf ein gesamtes Unternehmen beziehen, sondern kann auf
einzelne organisatorische Einheiten eines Unternehmens reduziert werden.
Der zweite zentrale Aspekt bezieht sich auf rechtliche Anforderungen oder entsprechende
Selbstverpflichtungen, die das Unternehmen eingegangen ist. Auch hier müssen ent-
sprechende Verfahren entwickelt werden, um die relevanten Anforderungen zu erfassen
und deren Konsequenzen für das Unternehmen herauszustellen. Dabei fordert ISO 14001
nicht die Einhaltung aller Regeln. Unternehmen sollen vielmehr die für sie relevanten
19 Der Begriff Umweltaspekt wird in ISO 14001:2004 folgendermaßen definiert: Ein Umweltaspekt ist ein Bestandteil der Tätigkeiten oder Produkte oder Dienstleistungen einer Organisation (3.16), der auf die Umwelt (3.5) einwirken kann (ISO 14001, 2004: 3.6).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
28
rechtlichen Anforderungen auf Basis einer systematischen und transparenten Analyse
identifizieren20 (vgl. Lulofs, et al., 2001: 40, Price, 2007: 12).
Als dritter wesentlicher Aspekt muss sichergestellt werden, dass die entsprechenden
Umweltaspekte und die relevanten rechtlichen Anforderungen adäquat in das UMS inte-
griert werden. Dazu müssen sie in entsprechende Ziele übersetzt werden. Unter-nehmen
sollen weiterhin festlegen, wie die Einhaltung der Ziele kontrolliert werden kann, wer für
die Erreichung einzelner Ziele verantwortlich ist und in welchem Zeitrahmen die Ziele
erreicht werden sollen (vgl. Förtsch, Meinholz, 2011b: 91-95, ISO 14001, 2004: 4.3).
Verwirklichung und Betrieb (Do)
In der zweiten Phase des PDCA-Zyklus sollen die in der Planungsphase festgelegten
Ziele durch konkrete Maßnahmen erreicht werden. Eine Organisation setzt hierfür in der
Regel schrittweise verschiedene Instrumente ein (vgl. Förtsch, Meinholz, 2011b: 95).
Dazu gehören:
• Bereitstellung von Ressourcen, Zuweisung von Aufgaben, Verantwortlichkeiten und
Befugnissen
• Schulung von Mitarbeitern
• Verfahren zur internen Kommunikation sowie zur Kommunikation mit interessierten
Kreisen21
• Aufbau einer transparenten Dokumentation des UMS sowie Regelungen zur
Gestaltung und zum Umgang mit Dokumenten
• Entwicklung von Verfahrensregelungen zur Steuerung interner Abläufe
• Vorkehrungen zur Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr (vgl. ISO 14001, 2004: 4.4)
20 Die Forderung nach der Einhaltung aller Umweltgesetze und Verordnungen wäre hinsichtlich der großen Menge an Normen ein schwieriges Unterfangen und im Rahmen eines Audits kaum zu kontrollieren.
21 Interessierter Kreis: Person oder Gruppe, die sich mit der umweltorientierten Leistung einer Organisa-tion befasst oder davon betroffen ist (vgl. ISO 14001, 2004: 3.13). In der Literatur wird häufig auch von „Stakeholdern“ gesprochen (Wagner, 2007).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
29
Überprüfung (Check)
Im Rahmen des dritten Schrittes des PDCA-Zyklus in ISO 14001, der Überprüfung, wird
kontrolliert, inwiefern die anstrebten Ziele erreicht wurden. Eine zentrale Rolle spielt hier
der Umgang mit nicht erreichten Zielen bzw. bestehender oder potenzieller Nicht-Kon-
formität mit rechtlichen Anforderungen. Im Rahmen des UMS müssen Verfahren
implementiert werden, die einerseits die Ursachen adressieren und andererseits mögliche
Gegenmaßnahmen aufzeigen. Interne Audits spielen in dieser Phase eine große Rolle
(vgl. ISO 14001, 2004: 4.5).
Weitere wichtige Instrumente in dieser Phase sind
• die Etablierung von Maßnahmen zur Überwachung und Messung der Umweltleistung
sowie zur Einhaltung rechtlicher Vorschriften,
• der Umgang mit umweltrelevanten Aufzeichnungen und
• die Etablierung von Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen (vgl. Förtsch,
Meinholz, 2011b: 100-103).
Managementbewertung (Act)
Die Bewertung des UMS durch die oberste Leitung stellt den letzten Schritt des PDCA-
Zyklus dar. In ISO 14001 wird gefordert, dass die Unternehmensführung in regelmäßigen
Abständen die Angemessenheit und Wirksamkeit des UMS bewertet. Die Ergebnisse der
internen Audits, die erzielte Umweltleistung und die Ansprüche bestehender Anspruchs-
gruppen sollen mit einbezogen werden. Ebenso soll überprüft werden, ob das UMS auf-
grund sich ändernder Rahmenbedingungen, wie wissenschaftlicher und technologischer
Fortschritte, weiterentwickelt werden muss (vgl. ISO 14001, 2004: 3.7).
Vor dem Hintergrund der Managementbewertung sollen Konsequenzen für die formu-
lierte Umweltpolitik bzw. für die in der nächsten Planungsphase formulierten Ziele
abgeleitet werden. An diesem Punkt sollte auch die Verpflichtung zur ständigen Ver-
besserung aufgegriffen werden (vgl. Förtsch, Meinholz, 2011b: 103-104).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
30
Ständige Verbesserung22
ISO 14001 verlangt von Unternehmen die Verpflichtung zu ständiger Verbesserung. Mit
jedem Durchlaufen des PDCA-Zyklus soll das UMS und als Konsequenz die Umwelt-
leistung weiter verbessert werden. Die ISO definiert ständige Verbesserung als
wiederkehrende(n) Prozess zur Weiterentwicklung des Umweltmanagementsystems, um Verbes-serungen der umweltorientierten Leistung insgesamt in Übereinstimmung mit der Umweltpolitik der Organisation zu erreichen (ISO 14001, 2004: 3.2).
Die Forderung nach ständiger Verbesserung kann auf zweierlei Weise erfüllt werden
(vgl. Gastl, 2005: 52): Im ersten Fall wird das UMS auf weitere Teilbereiche eines Unter-
nehmens angewendet, d. h. die betroffene organisationale Einheit wird vergrößert. Im
anderen Fall wird das UMS innerhalb des bestehenden Anwendungsgebietes qualitativ
durch einen höheren Detaillierungsgrad weiterentwickelt (vgl. Gastl, 2005: 53). Dies
kann sich in einer umfassenderen Miteinbeziehung bzw. Schulung der Mitarbeiter, der
Entwicklung ökologischerer Produkte, der weiteren Verbesserung interner Prozesse oder
einer Verbesserung der Unternehmenskommunikation ausdrücken (vgl. Gastl, 2005: 58).
Grundsätzlich bezieht sich die Forderung nach ständiger Verbesserung ausschließlich aus
das UMS selbst und nicht auf die mit dem UMS erzielte ökologische Wirkung.
2.3.4 Zertifizierung
ISO 14001 bietet die Möglichkeit für ein Unternehmen, sein UMS zertifizieren zu lassen.
Im Rahmen eines Audits wird untersucht, inwiefern die Anforderungen von ISO 14001
im Unternehmen erfolgreich umgesetzt werden, d. h. inwiefern eine angemessene
Umweltpolitik existiert, der PDCA-Zyklus genutzt und das Ziel der ständigen Verbesse-
rung erreicht wird. Nach einem erfolgreichen Audit wird das ISO-14001-Zertifikat
verliehen.
Eine Zertifizierung von ISO 14001 erfolgt auf Basis der Regelungen von ISO 19011.
Dieser Standard adressiert, wie bereits erwähnt, die Auditierung unterschiedlicher Mana-
gementsysteme. Dementsprechend ist die Norm, ähnlich wie ISO 14001, relativ
allgemein und offen formuliert. ISO 19011 besteht aus insgesamt drei Teilen. Im ersten
22 In der Literatur wird auch häufig von kontinuierlicher Verbesserung gesprochen. Ständige und kontinuierliche Verbesserung können synonym verbessert werden.
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
31
Teil wird erklärt, was die Norm unter „Audit“ versteht, welche Ziele damit verfolgt
werden und welchen Umfang ein Audit haben soll. Der zweite Teil der Norm adressiert
die konkrete Durchführung eines Audits. Hier wird erklärt, wie ein Audit vorzubereiten
ist, welche Handlungen der Auditor vor Ort durchführen soll, wie der Auditbericht auf-
gebaut werden soll und wie mit ermittelten Schwächen im auditierten Unternehmen
umzugehen ist. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit einer Zertifizierung unter
Auflagen. Das zertifizierte Unternehmen wird dabei zu Korrekturmaßnahmen
verpflichtet, die innerhalb einer bestimmten Frist durchgeführt werden müssen. Bei
Nicht-Durchführung der Korrekturmaßnahmen kann das Zertifikat wieder entzogen
werden (vgl. Förtsch, Meinholz, 2011a: 269-280).
Grundsätzlich werden Zertifizierungen nicht von der ISO selbst durchgeführt, sondern
von auf nationaler Ebene akkreditierten Zertifizierungsstellen, wie z. B. dem technischen
Überwachungsverein (TÜV) oder Bureau Veritas. Die Zertifikate werden für drei Jahre
verliehen, wobei jährliche Überwachungsaudits stattfinden (vgl. TÜV Rheinland AG,
2011: 23).
2.4 Ausblick: Aktuelle Tendenzen für die Weiterentwicklung von ISO 14001
2.4.1 Themenbereiche der aktuellen Revision
Wie bereits erwähnt, begann der Prozess für die erneute Überarbeitung von ISO 14001
im Februar 2012. Die Revision von Standards stellt sich in der Regel als ein relativ lang-
fristiger Prozess dar. Somit kann an dieser Stelle nur ein kurzer Ausblick auf wesentliche
Themenbereiche der aktuellen Revision von ISO 14001 gegeben werden.
ISO 14001 wird gegenwärtig zum zweiten Mal überarbeitet. Nach der Veröffentlichung
des Standards 1996 wurde bereits 2004 eine überarbeitete Version bereitgestellt. Ein
Vergleich zwischen ISO 14001:1996 und ISO 14001:2004 zeigt jedoch kaum Unter-
schiede. Im Wesentlichen wurden sprachliche Anpassungen durchgeführt, um die Ver-
ständlichkeit der Norm zu verbessern; ferner wurde die Struktur von ISO 14001 stärker
an die von ISO 9000 angepasst, um eine integrierte Nutzung beider Normen zu fördern
(vgl. ISO 14001, 2004: Änderungen).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
32
Laut Normausschuss Grundlagen des Umweltschutzes (NAGUS) sollen in den
anstehenden Verhandlungen zur Revision von ISO 14001 folgende Themenbereiche
diskutiert werden (NAGUS, 2012). Diese lauten:
• Stärkere Einbindung des UMS in das Kerngeschäft von Unternehmen
• Präzisierung der Anforderungen hinsichtlich der Verbesserung der Umweltleistung
• Einbeziehung der Wertschöpfungskette in das UMS
• Aufzeigen eines Beitrags zu einer nachhaltigen Entwicklung
• Verbesserung der Einhaltung der geltenden Rechtsgrundlagen
• Steigerung der Attraktivität von ISO 14001 für kleine und mittlere Unternehmen
(KMU)
• Bedeutung von Ökobilanzen hervorheben
• Anforderung, eine externe Kommunikationsstrategie zu entwickeln
Zum jetzigen Zeitpunkt lassen sich noch keine Aussagen darüber machen, ob jedes
Themengebiet wirklich in der Revision aufgegriffen wird und wie sich eventuelle Ände-
rungen wirklich darstellen.
Neben den von der ISO genannten Themengebieten werden auch in der Forschung ver-
schiedene Maßnahmen zur Weiterentwicklung von ISO 14001 vorgeschlagen und
diskutiert. Im nächsten Abschnitt werden diese kurz vorgestellt.
2.4.2 In der Forschung diskutierte Maßnahmen zur Weiterentwicklung von ISO 14001
2.4.2.1 Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards
Eine Möglichkeit der praktischen Weiterentwicklung von ISO 14001 ist die Verbindung
mit anderen Standards. Im Rahmen einer solchen Verbindung wird ISO 14001 nicht als
einzelner Standard betrachtet, sondern als Teilelement in einem größeren Rahmen (vgl.
Dyllick, 2007: 3). Ähnlich argumentiert Rasche (2010), der im Rahmen der Diskussion
der sozialen Verantwortung von Unternehmen für eine Zusammenarbeit von Standards
plädiert. Eine Verbindung unterschiedlicher Standards sei notwendig, da Unternehmen in
der Regel nicht über ausreichende Mittel verfügen, um mehrere Standards gleichzeitig
angemessen zu implementieren. Ebenso müssen Standards eine „kritische Masse“ an
Teilnehmern erreichen, um wirkungsvoll zu sein (vgl. Rasche, 2010: 508-509). Vor dem
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
33
Hintergrund einer Einteilung in prinzipienbasierte Standards, Zertifizierungs-, Reporting-
und Prozessstandards schlägt Rasche die Kombination von Standards aus unterschied-
lichen Kategorien vor, da sich hier die stärksten Synergieeffekte ergeben (vgl. Rasche,
2010: 505).
Ähnliche Kooperationen zwischen unterschiedlichen Standards zeigen sich bereits im
Rahmen von integrierten Managementsystemen. Dabei werden in der Regel verschiedene
spezifische Managementsysteme zusammengeführt, z. B. ein Qualitätsmanagement-
system, ein Umweltmanagementsystem, ein Risikomanagementsystem, ein Arbeitssicher-
heitsmanagementsystem oder ein Beschwerdemanagementsystem (vgl. Funck, Pape,
2008: 93-94). Wesentliche Ziele sind ein insgesamt konsistenteres Management und die
Realisierung von Effizienzvorteilen (vgl. Funck, Pape, 2008: 94-95).
Zwei aktuelle Arbeiten, die die Bedeutung der Verbindung von Standards betonen,
stammen von Roviera et al. (2011) und Glass (2011). Roviera et al. untersuchen Koopera-
tionen zwischen der UNO, der GRI und der ISO sowie deren Auswirkungen auf die
einzelnen Standards, die von diesen Organisationen veröffentlicht wurden (vgl. Roviera,
et al., 2011: 2). Die Anforderungen an das einzelne Unternehmen stehen dagegen bei
Glass im Vordergrund. Sie untersucht, wie die Verpflichtung zur Integration von Nach-
haltigkeitskriterien in der Beschaffung zu Verbindungen von ökologischen und sozialen
Standards führen kann. Ihrer Ansicht nach eignet sich ISO 14001 besonders gut als
Grundlage zur Verbindung unterschiedlicher Standards“ (vgl. Glass, 2011: 1).
2.4.2.2 Förderung von Kooperationen und Bildung von Unternehmensnetzwerken
Eine weitere praktische Maßnahme, die in der Literatur diskutiert wird, stellt die
Förderung der Kooperation von Unternehmen bzw. die Bildung von Unternehmensnetz-
werken dar. Einerseits sollen Unternehmen im Rahmen von Unternehmensnetzwerken
zusammenarbeiten23 (Müller-Christ, 2008, Posch, et al., 2005), da sich ökologische
23 Grundsätzlich können Netzwerke auf unterschiedliche Weise gebildet und organisiert werden. In der Forschung gibt es zahlreiche Ansätze zur Erforschung von Netzwerken. Gilbert stellt einen umfassen-den Überblick zu Ansätzen der Netzwerkforschung bereit (2003: 338-346). In der weiteren Arbeit wird nicht auf unterschiedliche Perspektiven der Netzwerkforschung eingegangen, da dies auch in der ausge-werteten Literatur keine große Rolle spielt. Dies liegt vor allem daran, dass Kooperationen und Netzwerke im Wesentlichen am Ende einer Studie im Rahmen der Implikationen diskutiert werden.
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
34
Fragestellungen in der Regel nicht oder nur schwer auf ein einzelnes Unternehmen
reduzieren lassen. Andererseits werden Kooperation mit relevanten Anspruchsgruppen
gefordert (Müller, 2000). Dies kann sich z.B. auf eine aktivere Zusammenarbeit mit staat-
lichen Einrichtungen beziehen, insbesondere mit Vollzugsbehörden, die die Einhaltung
des geltenden Umweltrechts überwachen sollen. Diese können ihre Erwartungen bzw.
Forderungen an zertifizierte UMS stärker den betroffenen Unternehmen mitteilen. Auf
diese Weise können Unternehmen gezieltere Maßnahmen ergreifen und durch einen
kooperativeren Umgang mit Behörden ökonomische Vorteile realisieren (vgl. Dyllick,
Hamschmidt, 2000: 26). Staatliche Stellen sollten deswegen die Umsetzung von ISO
14001 aktiv fördern, z. B. durch Bereitstellung von Informationen oder die Durchführung
von Benchmarking-Programmen (vgl. Andrews, 2003: ES-26).
Auch wird eine gezieltere Auswahl von Anspruchsgruppen gefordert. In seiner
empirischen Studie zeigt Wagner, dass Anspruchsgruppen erheblichen Einfluss auf die
Wirksamkeit von UMS haben können und dass durch eine gezielte Zusammenarbeit mit
Anspruchsgruppen ein positiver Einfluss gefördert werden kann (vgl. Wagner, 2007:
1598). Anspruchsgruppen können einen positiven oder negativen Einfluss ausüben.
Entscheidend ist, ob Ökologie für eine bestimmte Anspruchsgruppe ein zentrales
Anliegen darstellt oder nicht.
2.4.2.3 Schwerpunktsetzung in der Umsetzung
Als weitere konkrete Maßnahme zur Weiterentwicklung von ISO 14001 wird die Mög-
lichkeit beschrieben, dass Unternehmen bei der Umsetzung von ISO 14001 eigene
Schwerpunkte setzen (Bremmers, et al., 2007, Dahlström, et al., 2003, Donnelly, et al.,
2006, Emilsson, Hjelm, 2005). Dieser Maßnahme liegt die Idee zugrunde, dass Unter-
nehmen sich in teilweise sehr unterschiedlichen Situationen befinden und sich daran
anpassen müssen. Dies gilt auch für die Nutzung von UMS:
If you view an EMS as primarily a continual improvement tool, the more focused the better. If you view an EMS as primarily a compliance/due diligence tool, the more comprehensive the better. In
Dies führt auch dazu, dass Begriffe nicht immer exakt verwendet und voneinander abgegrenzt werden. Unter „Netzwerk“ werden deswegen in dieser Arbeit alle Arten von Kooperationen und Netzwerken subsumiert. Dies schließt strategische Allianzen, Joint Ventures, Wertschöpfungspartnerschaften usw. mit ein (einen Überblick zu unterschiedlichen Begriffen gibt: Sydow, 1992: 61).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
35
other words depending on a company’s objectives and the regulatory climate, these two roles can ebb and flow (Crognale, 2008: 13).
Auch können Unternehmen in unterschiedlichen Branchen tätig sein oder unter-
schiedliche Geschäftsmodelle haben (vgl. Emilsson, Hjelm, 2005: 153). Daraus
resultieren jeweils unterschiedliche Anforderungen an ein UMS. Auch hier bietet sich
eine bewusste Schwerpunktsetzung im Rahmen der Anwendung von ISO 14001 an.
Grundsätzlich steht diese Maßnahme in engem Zusammenhang mit der Verbindung von
ISO 14001 mit anderen Standards sowie mit Kooperationen von Unternehmen bzw. der
Bildung von Netzwerken. Standards, die in Verbindung mit ISO 14001 genutzt werden,
können die Richtung für entsprechende Schwerpunktsetzungen vorgeben. Auch können
Schwerpunkte im Rahmen von Kooperationen bzw. Netzwerken erarbeitet werden. Die
unterschiedlichen praktischen Maßnahmen unterliegen somit primär einer analytischen
Trennung, weniger jedoch in der praktischen Anwendung.
2.4.2.4 Umfangreichere Accountability und Auditierung
Zahlreiche weitere Maßnahmen zur Weiterentwicklung beziehen sich auf die Themen-
gebiete „Accountability“24 und „Auditierung“. Zum einen wird gefordert, dass Unter-
nehmen mehr Informationen über ihr Umweltmanagement, ihre Umsetzung von ISO
14001 und über den Zertifizierungsaudit öffentlich machen (Aravind, Christmann, 2011,
Potoski, Prakash, 2005, Rennings, et al., 2006). So könne eine umfangreichere Umwelt-
berichterstattung dem Informationsaustausch zwischen Unternehmen dienen und Unter-
nehmen auf neue Möglichkeiten zur Nutzung von ISO 14001 aufmerksam machen (vgl.
Rennings, et al., 2006: 56). Darüber hinaus führe eine erhöhte Accountability bzw. die
Veröffentlichung von Informationen zum Ablauf des Zertifizierungsaudits dazu, dass
Unternehmen ISO 14001 gewissenhafter umsetzen (vgl. Aravind, Christmann, 2011: 93-
94, Potoski, Prakash, 2005: 764). Zum anderen wird eine Verbesserung der Auditierung
von ISO 14001 gefordert. Konkret sollte die Ausbildung der Auditoren verbessert
werden, ein System der gegenseitigen Kontrolle der Auditierungsgesellschaften einge-
24 Unter „Accountability“ wird in der Arbeit die Aufforderung verstanden relevanten Stakeholdern durch entsprechende Begründungen das eigene Handeln nachvollziehbar und akzeptabel zu machen. Dies kann beispielsweise durch die Veröffentlichung von Umweltberichten erreicht werden (vgl. Gilbert, et al., 2011: 24, Walgenbach, Meyer, 2008: 67).
2 Umweltmanagementsysteme nach ISO 14001
36
führt und Unternehmen verpflichtet werden, in regelmäßigen Abständen den Auditor zu
wechseln, um möglichen Interessenskonflikten vorzubeugen (vgl. Aravind, Christmann,
2011: 93, Kraus, Platkus, 2007: 11).
Die letzten Abschnitte haben die unterschiedlichen Vorschläge zur Weiterentwicklung
von ISO 14001 aufgezeigt. Diese sind das Ergebnis der teilweise starken Kritik an dem
Standard, insbesondere hinsichtlich mangelnder Effektivität. Diese Kritik wird im
folgenden Kapitel näher untersucht.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
37
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
Die im vorigen Kapitel 2 gezeigten Vorschläge für eine Weiterentwicklung von ISO
14001 verweisen darauf, dass viele Akteure die Norm in ihrer aktuellen Fassung für weit-
gehend unbefriedigend halten und ihr insbesondere mangelnde Effektivität vorwerfen. In
diesem Kapitel soll dieser Vorwurf bzw. die Frage der Effektivität von ISO 14001 dis-
kutiert werden. Angesichts der hohen praktischen Bedeutung von ISO 14001 ist in den
letzten Jahren eine umfangreiche Forschungsliteratur zu diesem Thema entstanden. Aus-
gehend von der Definition des Begriffs „Effektivität“ soll im Folgenden der
Forschungsstand systematisch aufgearbeitet werden, wobei die Ziele und Wirkungen von
ISO 14001 im Mittelpunkt stehen. Zum Schluss des Kapitels werden in einem Zwischen-
fazit die Forschungsfragen der Arbeit hergeleitet.
3.1 Begriffsklärung: Effektivität
Allgemein wird unter „Effektivität“ die Beurteilung der Zielerreichung verstanden, d. h.
in welchem Ausmaß angestrebte Ziele wirklich erreicht werden. Synonyme sind laut
Duden die Begriffe „Wirksamkeit“ und „Leistung“ (Duden, 2012). Zur Präzisierung des
Begriffs „Effektivität“ kann als Kontrast der Begriff „Effizienz“ herangezogen werden:
Während Effizienz die Beziehung zwischen der erzielten Leistung und den dazu aufge-
wendeten Ressourcen betrachtet und damit z. B. die interne Leistungsfähigkeit einer
Organisation adressiert, bezieht sich Effektivität auf die Leistungswirksamkeit einer
Organisation (vgl. Thommen, Achleitner, 2006: 111). Es geht also um die Frage, ob die
Ressourcen eines Unternehmens so eingesetzt werden, dass die Unternehmensziele, wie
z. B. eine bestimmte Rentabilität, erreicht wurden. Der US-amerikanische Ökonom Peter
Drucker verdeutlicht den Unterschied auf prägnante Weise: Effektivität bedeute, die
„richtigen Dinge zu tun“, während Effizienz darauf abziele, die „Dinge richtig zu tun“
(vgl. Drucker, 2008: 31).
Dieses grundlegende Begriffsverständnis wird von der ISO übernommen. Im Hinblick
auf Qualitätsmanagementsysteme bedeutet Effektivität laut ISO 9000 demgemäß das
„Ausmaß, in dem geplante Tätigkeiten verwirklicht und geplante Ergebnisse erreicht
werden“ (ISO 9000, 2005: 3.2.14) und Effizienz das „Verhältnis zwischen dem erzielten
Ergebnis und den eingesetzten Mitteln“ (ISO 9000, 2005: 3.2.15).
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
38
Das Begriffsverständnis von Effektivität bei ISO 9000 scheint eine geeignete Ausgangs-
lage für die Analyse der Effektivität von ISO 14001 zu sein, da beide Standards in enger
Verbindung zueinander stehen25. Bei beiden handelt es sich um zertifizierbare Manage-
mentstandards, die auf einem PDCA-Zyklus beruhen. Eine integrierte Nutzung und
gemeinsame Zertifizierung ist daher möglich und gewünscht (vgl. ISO 14001, 2004:
Änderungen). Da weder in ISO 14001 noch in der ISO-14000er-Serie die Begriffe
„Effektivität“ und „Effizienz“ definiert werden, scheint es angemessen zu sein, das
Begriffsverständnis eines eng verwandten Standards heranzuziehen.
Da es sich bei der Forschungsliteratur zu ISO 14001 fast ausschließlich um englische
Texte handelt ist es notwendig, kurz auf die entsprechende Begriffsdefinition im
Englischen einzugehen. Hier wird für „Effektivität“ sowohl effectiveness als auch efficacy
benutzt. Beide Begriffe haben zwar nicht die exakt gleiche Bedeutung, werden jedoch in
der Regel synonym verwendet26. In der englischsprachigen Fachliteratur zu UMS bzw.
ISO 14001 wird nicht systematisch zwischen efficacy und effectiveness unterschieden und
die Begriffe in der Regel synonym verwendet.
Unter Effektivität wird somit der Grad der Zielerreichung verstanden. Bezogen auf ISO
14001 bedeutet dies, dass die Effektivität einerseits von den mit der Norm verbundenen
Zielen und andererseits von der realisierten Wirkung abhängt. Um die Effektivität von
ISO 14001 beurteilen zu können, müssen somit zunächst die Ziele, die mit der Nutzung
des Standards verbunden werden, analysiert werden, um anschließend beurteilen zu kön-
nen, ob diese Ziele erreicht werden. Daran bemisst sich letztlich das Urteil über die
Effektivität von ISO 14001.
Der aktuelle Forschungsstand zu beiden Aspekten – angestrebte Ziele und realisierte Wir-
kungen – wird in den nächsten Abschnitten zusammengefasst und kritisch reflektiert. Ab-
bildung 7 fasst die Vorgehensweise zur Analyse der Effektivität von ISO 14001
zusammen.
25 An dieser Stelle soll auf den ähnlichen Aufbau von ISO 9000 und ISO 14001 hingewiesen werden. Eine Gegenüberstellung von ISO 14001 und ISO 9000 findet sich in Tabelle 7 im Anhang.
26 Definitionen nach dem Oxford Dictionary: „Effectiveness: the degree to which something is successful in producing a desired result; Efficacy: the ability to produce a desired or intended result“ (www.oxforddictionaries.com).
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
39
Abbildung 7: Vorgehensweise zur Analyse der Effektivität
Quelle: Eigene Darstellung.
3.2 Ziele von ISO 14001
3.2.1 Zielsetzung in der Norm
In ISO 14001 wird das Ziel, das erreicht werden soll, lediglich in der Einleitung in recht
allgemeiner Form formuliert:
Das übergeordnete Ziel dieser Internationalen Norm ist es, den Schutz der Umwelt und die Ver-meidung von Umweltbelastungen im Einklang mit sozioökonomischen Erfordernissen zu fördern (ISO 14001, 2004: Einleitung).
Gleichzeitig wird in der Einleitung auf Folgendes verwiesen:
Diese Internationale Norm legt keine absoluten Anforderungen für die Umweltleistung fest, die über die Verpflichtungen in der Umweltpolitik zur Einhaltung der geltenden rechtlichen Verpflichtungen und anderer Anforderungen, zu denen sich die Organisation bekennt, der Vermeidung von Umweltbelastungen und der ständigen Verbesserung hinausgehen. So können zwei Organisationen, die ähnliche Tätigkeiten ausüben, aber unterschiedliche Umweltleistung zeigen, dennoch beide die Anforderungen erfüllen. (ISO 14001, 2004: Einleitung)
Eine klare, direkt operationalisierbare Zielsetzung findet sich im Wortlaut von ISO 14001
somit nicht. Die Forderung nach einem Schutz der Umwelt und die Einschränkung, dass
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
40
Umweltschutz im Einklang mit sozioökonomischen Erfordernissen stehen soll, geben
zwar eine Richtung vor, eröffnen aber einen weiten Interpretationsspielraum.
Für die Bestimmung der Zielsetzung der Norm scheint es also notwendig zu sein, auch
die Ziele zu betrachten, die unterschiedliche Anspruchsgruppen von ISO 14001 mit der
Norm verbinden.
3.2.2 Mögliche Zielsetzungen von Anspruchsgruppen
Die unterschiedlichen Anspruchsgruppen von ISO 14001 verbinden mit der Norm eine
jeweils eigene Zielsetzung. Je nachdem, welche Ziele eine Gruppe damit erreichen
möchte, ändern sich auch die Kriterien zur Beurteilung der Effektivität. Im Folgenden
sollen mögliche Ziele27 verschiedener Gruppen diskutiert werden; zu nennen sind
• die International Organization for Standardization (ISO),
• Unternehmen, die Dienstleistungen zu ISO 14001 anbieten, wie z. B. Auditierungs-
gesellschaften und Beratungsunternehmen,
• Umweltorganisationen und NGOs,
• politisch aktive Unternehmen, wie z. B. Mitglieder des WBCSD,
• staatliche Akteure, wie z. B. Gesetzgeber oder Vollzugsbehörden in Industriestaaten
und Schwellen- und Entwicklungsländern, sowie
• Unternehmen, die ein UMS nach ISO 14001 implementiert haben.
Die International Organization for Standardization wird vermutlich das Ziel einer
möglichst weiten Verbreitung von ISO 14001 verfolgen. ISO 14001 ist umso effektiver,
je mehr Unternehmen den Standard nutzen. Eine solche Zielsetzung kann angenommen
werden, weil auf diese Weise der eigene Handlungsspielraum vergrößert und dadurch die
Bedeutung der Organisation ISO gesteigert werden kann. Dies kann dazu führen, dass die
ISO leichter weitere Managementstandards entwickeln und am Markt durchsetzen kann.
Als Beispiele können ISO 26000 zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen
oder ISO 31000 zu Risikomanagement herangezogen werden. Die Position der ISO als
27 Die Ziele unterschiedlicher Anspruchsgruppen waren bis jetzt noch nicht Forschungsgegenstand. Dementsprechend werden an dieser Stelle keine fundierten emprischen Ergebnisse präsentiert, sondern nur auf mögliche Zielsetzungen hingewiesen. Auf hermeneutische Weise soll aufgezeigt werden, dass es vermutlich unterschiedliche Ziele gibt, die mit ISO 14001 verbunden werden und dass dementsprechend die Effektivität auch unterschiedlich beurteilt wird.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
41
Quelle von Normen im Rahmen einer sich entwickelnden global governance wird
dadurch gestärkt.
Ein weiterer Faktor, der eine weite Verbreitung von ISO 14001 für die ISO und ihre Mit-
glieder attraktiv erscheinen lässt, ist finanzieller Natur: Die Standards der ISO sind nicht
frei verfügbar, sondern müssen von Unternehmen und interessierten Kreisen gekauft
werden28.
Finanzielle Interessen verfolgen vermutlich auch Unternehmen, die Dienstleistungen für
die Implementierung und Nutzung von UMS nach ISO 14001 verkaufen. Dies sind im
Wesentlichen Auditierungsgesellschaften und Beratungsunternehmen. Für diese
Gruppe ist der Standard ISO 14001 ebenfalls dann effektiv, wenn er weite Verbreitung
findet, da sich damit die Größe des Marktes für entsprechende Dienstleistungen erhöht.
Umweltorganisationen und NGOs haben dagegen vermutlich andere Interessen hin-
sichtlich ISO 14001. Eine weite Verbreitung des Standards ist für diese Gruppe weniger
relevant; Ziel ist vielmehr die Reduzierung der Umweltbelastung durch Unternehmen.
ISO 14001 ist demnach umso effektiver, je stärker die Nutzung des Standards zu einer
Verbesserung der Umweltleistung eines Unternehmens beiträgt. Eine weite Verbreitung
der Standards kann zwar als wünschenswert betrachtet werden, stellt jedoch keinen Wert
an sich dar. Eine weite Verbreitung ohne signifikante Verbesserungen der Umwelt-
leistung könnte dagegen negativ wahrgenommen werden, da ISO 14001 Unternehmen die
Möglichkeit für greenwashing29 böte.
In Bezug auf die Zielsetzung, die staatliche Akteure mit ISO 14001 verbinden, muss
zum einen zwischen Industriestaaten und Schwellen- und Entwicklungsländern unter-
schieden werden und zum anderen zwischen Akteuren im Bereich der Umweltgesetz-
gebung sowie Akteuren, die für den Vollzug der Gesetzgebung verantwortlich sind.
Industriestaaten werden sich primär für eine effizientere Umweltpolitik interessieren und
Schwellen- und Entwicklungsländer z. B. Wert darauf legen, dass ISO 14001 nicht als
nicht-tarifäres Handelshemmnis genutzt wird. Akteure im Bereich der Gesetzgebung
28 Eine Sammlung der Standards der ISO-14000er-Serie kostet gegenwärtig 156 EUR (vgl. www.amazon.de; zuletzt geprüft am: 4. Juli 2012).
29 Greenwashing bezeichnet den Versuch eines Unternehmens, sich öffentlichkeitswirksam als ökologisch verantwortliches Unternehmen zu präsentieren, ohne jedoch entsprechende Maßnahmen tatsächlich anzuwenden oder überhaupt anzustreben.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
42
werden in ISO 14001 ein Soft-Law-Instrument sehen, das Hard-Law-Regelungen ergänzt
und bestehende Schwächen abmildert. Vollzugsbehörden streben eine effizientere Über-
wachung der Einhaltung der bestehenden Umweltgesetzgebung an. Im Hinblick auf die
oft komplexe und umfangreiche Normierung umweltpolitischer Fragen ist ihnen eine
systematische Durchsetzung und Kontrolle oft nicht möglich. ISO 14001 gilt dement-
sprechend als effektiv, wenn es den Vollzug von Umweltrecht erleichtert.
Unternehmen, die als politische Akteure agieren, bilden tendenziell die Gegenseite zu
Umweltorganisationen und NGOs sowie staatlichen Akteuren. Ein Beispiel für solche
Unternehmen sind die Mitglieder des WBCSD, der, wie erwähnt, im Rahmen der
Entwicklung der ISO-14000er-Serie bedeutsam war. Eine deutliche Verbesserung der
Umweltleistung steht hier vermutlich weniger im Zentrum als beispielsweise die Redu-
zierung von staatlicher Regulierung sowie der Entwicklung global einheitlicher Anforder-
ungen an UMS (level the playing field).
Die letzte Anspruchsgruppe bilden Unternehmen, die ISO 14001 nutzen. Da sich die
Norm im Wesentlichen an Unternehmen richtet, kommt ihren Zielen eine besonders
große Bedeutung zu. Zu diesem Themenbereich hat sich bereits eine umfangreiche
Forschungsliteratur herausgebildet. Daher sollen die wesentlichen Ziele, die diese Gruppe
mit ISO 14001 verbindet, im nächsten Abschnitt herausgearbeitet werden. Dabei werden
Unternehmen als auf Gewinnmaximierung ausgerichtete Organisationen in einem
wettbewerbsorientierten Umfeld betrachtet, nicht aber als politische Akteure30.
3.2.3 Zielsetzung von Unternehmen
ISO 14001 wird von Unternehmen für ein breites Spektrum von Zielen eingesetzt (vgl.
Dyllick, Hamschmidt, 2000: 13). Abbildung 8 verdeutlicht dies grafisch:
30 An dieser Stelle sei auf die umfangreiche Forschung von Hofmann (2012) sowie Scherer und Palazzo (2008, 2009) zu Unternehmen als politische Akteure verwiesen.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
43
Abbildung 8: Ziele, die Unternehmen mit der Nutzung von ISO 14001 verbunden werden
Quelle: Dyllick/Hamschmidt, 2000: 14.
Wie die Tabelle zeigt konnten 15 unterschiedliche Ziele identifiziert werden. Die
Verbesserung des Images in der Öffentlichkeit, die Erlangung des ISO 14001-Zertifikats
sowie die Systematierung bestehender Maßnahmen werden in dieser Umfrage die höchste
Bedeutung zugewiesen. Eindeutig ökologische Ziele, wie die Förderung ökologischen
Wandels, spielen eine eher untergeordnetet Rolle.
0 10 20 30 40 50 60
Bessere Kondi2onen bei Banken / Versicherungen
Förderung umweltbewussten Kosumentenverhaltens
Beitrag zur Vermeidung staatlicher Regulierungen
Förderung ökologischen Wandels der Branche
Erhöhung der Kundenbindung
Erleichterungen im Umgang mit Behörden
Steigerung der Mitarbeitermo2va2on
Rechtssicherheit
Stärkung Innova2onsfähigkeit
Erkennen von Kostensenkungspoten2onalen
Verbesserte Marktsitua2on / Neukunden
HaPungsvermeidung / Risikovorsorge
Systema2sierung bestehender Umweltmaßnahmen
Erlangung ISO 14001-‐Zer2fikat
Verbesserung des Images in der Öffentlichkeit
eher wich2g
wich2g
Zus2mmung in Prozent
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
44
Weiterhin zeigt sich, dass die mit ISO 14001 verbundenen Ziele von der jeweiligen
Landeskultur abhängig sind. Nakamura et al. erforschen in ihrer Studie die
unterschiedlichen Ziele, die Unternehmen in den USA und Japan mit ISO 14001
anstreben (vgl. Nakamura, et al., 2001: 42). In den USA spielen z.B. intangible Ziele wie
Unternehmensimage oder Forschung und Entwicklung eine größere Rolle als in Japan.
Dies wird insbesondere mit kulturellen Unterschieden begründet.
Die Analyse der weiteren empirischen Forschungsliteratur zeigt verschiedene Ziele, die
Unternehmen mit der Nutzung von ISO 14001 erreichen möchten. Dabei lassen sich vier
Gruppen von Zielen abgrenzen, wobei die Unterteilung nicht immer trennscharf, für
einen Überblick aber dennoch sinnvoll ist:
1. Verbesserung des Images des Unternehmens,
2. verbesserte Compliance mit der bestehenden Umweltgesetzgebung,
3. die Möglichkeit, Kosten durch Effizienzgewinne zu senken, und
4. die Reduzierung negativer Auswirkungen wirtschaftlichen Handelns auf die Umwelt.
Das Ziel der Imageverbesserung heben insbesondere Dyllick und Hamschmidt sowie
Ayuso hervor (vgl. Ayuso, 2006: 212, Dyllick, Hamschmidt, 2000: 14). Eine Zerti-
fizierung nach ISO 14001 soll das Ansehen eines Unternehmens bei relevanten
interessierten Kreisen erhöhen. Unter diesem Ziel lassen sich weitere ähnliche Ziele sub-
sumieren, wie ein verbessertes Verhältnis mit Stakeholdern (vgl. Beske, et al., 2008: 71),
glaubwürdige Unternehmenskommunikation (vgl. Strachan, 1999: 45) und eine ver-
trauensvollere Zusammenarbeit mit Überwachungsbehörden (vgl. Dyllick, Hamschmidt,
2000: 14). Eine verbesserte Zusammenarbeit mit Überwachungsbehörden kann sich z. B.
in einfacheren Genehmigungsverfahren bzw. einem allgemein kooperativeren Umgang
zeigen.
Das zweite Ziel, eine verbesserte Compliance mit staatlichen Vorgaben kann erreicht
werden, indem Unternehmen durch ISO 14001 die rechtlichen Anforderungen genauer
kennen und darauf aufbauend auch besser einhalten. (vgl. Kehbila, et al., 2009: 315,
Quazi, et al., 2001: 537, Strachan, 1999: 45).
Eine verbesserte Compliance geht mit dem Ziel einher, Umweltrisiken bzw. das Risiko
von Strafzahlungen zu reduzieren (vgl. Beske, et al., 2008: 71, Dyllick, Hamschmidt,
2000: 14). Eine höhere Compliance macht ein Unternehmen in dieser Hinsicht weniger
angreifbar.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
45
Das dritte Ziel, durch Effizienzgewinne Kosten zu senken, kann durch einen
effizienteren Ressourceneinsatz in der Leistungserstellung selbst oder in einer systema-
tischeren Strukturierung und Organisation ökologischer Maßnahmen im Unter-nehmen
erzielt werden (vgl. Alemagi, et al., 2006: 226, Ayuso, 2006: 212, Dyllick, Hamschmidt,
2000: 14, Strachan, 1999: 45). Die Nutzung von UMS soll dazu führen, dass die internen
Prozesse schrittweise verbessert werden und damit das Unternehmen als Ganzes
effizienter wird.
Das vierte Ziel, die Reduzierung der negativen ökologischen Auswirkungen der Hand-
lungen eines Unternehmens, betonen verschiedene Studien als besonders bedeutend (vgl.
Alemagi, et al., 2006: 226, Evangelinos, Halkos, 2002: 320, Hahn, Scheermesser, 2006:
158, Kehbila, et al., 2009: 315, Pedersen, 2007: 66). Dabei präzisieren die Studien nicht,
welche ökologischen Vorteile mit der Nutzung von ISO 14001 verbunden sein sollen.
ISO 14001 wird also von Unternehmen in der Regel mit mehreren Zielen in Verbindung
gebracht. Insgesamt zeigt sich in der empirischen Forschung keine klare Hierarchie der
einzelnen Ziele. Ökonomische Ziele werden jedoch deutlich häufiger angeführt als ökolo-
gische Ziele. Die Verbesserung des Images, der Compliance und die Möglichkeit der
Kostensenkung zielen auf die Rentabilität bzw. Überlebensfähigkeit des Unternehmens
ab und sind somit ökonomischer Natur.
Bei näherer Betrachtung zeigt sich jedoch, dass sich die ökonomischen Ziele aus der
ökologischen Wirksamkeit von ISO 14001 ableiten.
Aus diesem Grund scheint eine nähere Betrachtung der ökologischen Ziele von ISO
14001 sinnvoll zu sein. So liegt der Grund für ein verbessertes Image in der Erwartung,
dass ein nach ISO 14001 zertifiziertes Unternehmen auch wirklich ökologischer wird.
Sollte eine Nutzung von ISO 14001 dauerhaft nicht zu den gewünschten ökologischen
Verbesserungen führen, kann auch die Verbesserung des Images kaum aufrechterhalten
werden. Es ist sogar möglich, dass sich das Image verschlechtert, da dem Unternehmen
greenwashing unterstellt wird (vgl. Gond, et al., 2009: 72, Sebhatu, Enquist, 2007: 469,
Ziegler, Seijas Nogareda, 2009: 885). Während eine Verbesserung des Images auch bei
geringer und fehlender Wirkung von ISO 14001 nicht ausgeschlossen werden kann31, so
31 Das Konzept der Entkopplung kann eine solche Situation erklären. Entkopplung stellt ein zentrales Konzept des Neo-Institutionalismus dar und wird unter 4.2.4 näher vorgestellt. Durch den Aufbau einer
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
46
zeigt sich bei der Betrachtung der Ziele einer verbesserten Compliance und der Realisie-
rung von Effizienzgewinnen durch reduzierten Ressourcenverbrauch, dass diese ohne
eine positive ökologische Wirkung des Standards nicht erreicht werden können. Ver-
besserte Compliance bedeutet, dass Unternehmen die gesetzlichen ökologischen
Anforderungen genauer einhalten. Daraus ergibt sich eine Verbesserung der ökologischen
Leistung eines Unternehmens, da mit weniger Verstößen gegen Gesetze weniger
verbotene Belastungen der Umwelt auftreten, d. h. dass z. B. weniger Giftstoffe an die
Umwelt abgegeben werden. Ebenso können Effizienzgewinne nur realisiert werden,
wenn auch wirklich weniger Ressourcen verbraucht werden. Ein geringerer Ressourcen-
verbrauch ist aus ökologischer Sicht auch prinzipiell wünschenswert.
3.2.4 Zwischenfazit: Unklare Ziele von ISO 14001
Die Analyse der Ziele von ISO 14001 zeigt, dass sich der Norm keine eindeutige
Zielsetzung zuordnen lässt. ISO 14001 wird mit einer Vielzahl von Erwartungen und
Zielen verbunden, die jeweils auch die Beurteilung der Effektivität des Standards beein-
flussen32. Weder der Wortlaut der Norm selbst noch die vermutlichen Ziele der be-
trachteten Anspruchsgruppen und dabei insbesondere die ISO 14001 nutzenden Unter-
nehmen führten zu einem klaren Verständnis der Ziele von ISO 14001. Es kann jedoch
festgehalten werden, dass ökologische Ziele eine bedeutende Rolle spielen.
Im Vergleich zwischen ökonomischen und ökologischen Zielen fällt auf, dass ökolo-
gische Ziele wesentlich weniger ausdifferenziert sind als ökonomische Ziele. Es bleibt
teilweise unklar, was mit einer ökologischen Leistung eines Unternehmens gemeint ist.
Ökologische Ziele können sich beispielsweise auf absolute oder auf relative Verbesser-
ungen beziehen. Bei einer absoluten Verbesserung wird eine Verringerung der Umwelt-
belastung auf das gesamte Unternehmen bzw. die gesamte organisationale Einheit
verlangt, während bei einer relativen Verbesserung nur die Umweltbelastung je produ-
Legitimitätsfassade kann eine dauerhafte Zielverfehlung ohne einen Verlust an Legitimität zu erleiden ermöglicht werden.
32 Die Debatte umfasst damit auch eine bedeutende politikwissenschaftliche und auch juristische Kompo-nente. Aus politikwissenschaftlicher Sicht könnte untersucht werden, inwiefern ISO 14001 ein effekti-ves Instrument der Umweltpolitik ist bzw. welche Voraussetzungen dazu erfüllt sein müssten. Juristi-sche Forschung könnte die Frage adressieren, inwiefern ISO 14001 sich mit materiellem Umweltrecht verknüpfen ließe.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
47
ziertes Gut betrachtet wird (vgl. Schaltegger, 2007: 15-18). Es kann auch eine Unter-
scheidung zwischen einer Verbesserung der Produktionsprozesse und der produzierten
Güter erfolgen (vgl. Faßbender-Wynands, et al., 2008, Schmidt, Czymmek, 2008).
Ökologische Ziele können auch darauf ausgerichtet sein, durch end-of-pipe-Lösungen
negative Auswirkungen auf die Umwelt zu reduzieren oder durch Innovationen eine
bestimmte Umweltbelastung im Vorfeld der Leistungserstellung bereits zu vermeiden
(siehe dazu den Ansatz von Braungart, McDonough, 2009)33 Ökologische Ziele in ihrer
allgemeinen Form scheinen also ebenfalls nur bedingt ein adäquates Ziel zur Beurteilung
der Effektivität von ISO 14001 zu sein.
Wie die Ziele, so lassen sich auch die im Folgenden vorgestellten Wirkungen von ISO
14001 nach ökonomischer und ökologischer Hinsicht unterscheiden.
3.3 Ökonomische und ökologische Wirkungen von ISO 14001
3.3.1 Überblick
Während ISO 14001 mit zahlreichen unterschiedlichen Zielen verbunden ist, zeigt die
Auswertung der verfügbaren Forschungsliteratur, dass primär die ökologischen Wir-
kungen untersucht werden. Ökonomische Wirkungen sind zwar Gegenstand der For-
schung, spielen aber eine insgesamt etwas weniger wichtige Rolle34.
Dieser Abschnitt wird in drei Teile untergliedert: Zunächst wird kurz auf bestehende
methodische Limitationen im Rahmen der empirischen Erforschung der Wirkungen von
ISO 14001 eingegangen. Im Anschluss daran werden Forschungsarbeiten zu den ökono-
mischen Wirkungen von ISO 14001 vorgestellt. Die ökologischen Wirkungen, die im
dritten Teil diskutiert werden, bilden den Hauptteil dieses Literaturüberblicks. Sowohl bei
der Betrachtung der ökonomischen als auch der ökologischen Wirkung werden Studien
gegenübergestellt, die die Wirkung entweder positiv oder negativ beurteilen.
33 Einen umfassenden Überblick zu unterschiedlichen Möglichkeiten für ökologische Verbesserungen gibt Gastl (vgl. 2005: 81-100).
34 Bereits an dieser Stelle zeigt sich, dass die Forschung zu den Zielen von ISO 14001 und die Forschung zu den Wirkungen in keinem engen Zusammenhang zueinander stehen. Beide Aspekte wurden bisher getrennt betrachtet.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
48
Die für den folgenden Literaturüberblick herangezogenen empirischen Studien beziehen
teilweise Unternehmen mit ein, die nach EMAS zertifiziert sind. Ebenso werden in
Longitudinalstudien Unternehmen zu unterschiedlichen Zeitpunkten befragt. Dabei
wurden unter anderem Unternehmen mit einem UMS, aber vor einer ISO-14001-Zertifi-
zierung befragt. Aufgrund der Dominanz von ISO 14001 erscheint es angemessen, auch
Studien mit einzubeziehen, die nicht nur ISO-14001-zertifizierte Unternehmen befragen,
da sich viele Unternehmen, die über ein nicht zertifiziertes UMS verfügen, an ISO 14001
orientieren.
3.3.2 Methodische Limitationen
Die Erforschung der unterschiedlichen Wirkungen eines zertifizierten UMS wird er-
schwert durch methodische Probleme in der empirischen Forschung (Hertin, et al., 2008,
Nawrocka, Parker, 2009, Tyteca, et al., 2002).
Ein bis jetzt noch nicht befriedigend gelöstes Problem liegt in der Notwendigkeit, mit
kaum vergleichbaren Kennzahlen zu arbeiten. So müssen z. B. unterschiedliche ökologi-
sche Faktoren gewichtet und aggregiert werden, wie beispielsweise Schadstoffausstoß,
Verwendung ökologisch bedenklicher Inhaltsstoffe oder der Ressourcenverbrauch (vgl.
Hertin, et al., 2008: 262). Für diese Herausforderung existieren zwar verschiedene
Ansätze, jedoch konnte sich bis jetzt keiner davon durchsetzen (vgl. Gastl, 2005: 95-100).
Die Vergleichbarkeit von Studien wird dadurch eingeschränkt, da bereits die Veränder-
ung einzelner Parameter erhebliche Auswirkungen auf das Ergebnis haben kann (eine
ausführliche Diskussion findet sich dazu bei Meyer, 2008: 36-62 und 187-195).
Weiterhin wird die mangelnde Transparenz in der bisherigen Forschung kritisiert.
Korhonen und Seager (2008) zeigen in ihrem Überblicksartikel zur Nachhaltig-
keitsforschung, dass das Thema Ökologie bzw. Nachhaltigkeit aus sich deutlich unter-
scheidenden Blickwinkeln betrachtet werden kann.35 Ungenaue Definitionen, z. B. von
Umweltleistung, reduzieren die Vergleichbarkeit von Studien weiter (vgl. Nawrocka,
Parker, 2009: 606). Dies gilt für quantitative wie für qualitative Arbeiten. Die genaue
35 Einen Überblick zu unterschiedlichen Perspektiven auf das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit bieten auch Etzion (2007), Kallio und Nordberg (2006).
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
49
methodische Vorgehensweise wird ebenfalls nicht immer transparent dargestellt, wie
z. B. in den Arbeiten von Rondinelli und Vastag (2000) und Sebhatu und Enquist (2007).
Ein weiteres Problem bei der Erforschung der Wirkungen von ISO 14001 liegt in der
begrenzten Datenverfügbarkeit und Datenqualität. Die für quantitative Studien benötigten
Daten müssen oft zunächst von Unternehmen erhoben werden. Relevante Daten werden
oft jedoch nicht systematisch und nach wissenschaftlichen Kriterien erhoben (vgl.
Dyllick, 2007: 2). Teilweise werden Daten nicht objektiv erhoben, sondern basierend auf
subjektiven Einschätzungen des Managements (vgl. Welch, et al., 2003: 68-69). Dies gilt
insbesondere für die Abwägung von Kosten und Nutzen eines UMS. Eine Untersuchung
zur Nutzung von ISO 14001 in der Schweiz ergab, dass lediglich 6 Prozent der befragten
Unternehmen den finanziellen Nutzen ihres UMS aus betriebswirtschaftlichen
Kennzahlen ableiten (vgl. Dyllick, Hamschmidt, 2000: 23-24). Das Problem der
Datenverfügbarkeit wird noch dadurch verschärft, dass viele Unternehmen ihre Daten
nicht an externe Forscher weitergeben. In quantitativen Studien muss deswegen häufig
mit eingeschränkt validen und reliablen Daten gearbeitet werden und es müssen Daten
aus unterschiedlichen, nur schwer vergleichbaren Branchen genutzt werden, um
überhaupt eine ausreichende Stichprobengröße zu erreichen. Darüber hinaus sind die für
die Forschung verfügbaren Daten, so wie sie von den einzelnen Unternehmen erhoben
werden, äußerst heterogen und damit schwer vergleichbar. Da eine Standardisierung der
Datenerhebung und Datenpublikation in diesem Bereich bislang kaum existiert, müssen
die Daten erst in eine vergleichbare Form gebracht werden. Da dies aufwendig ist, sind
die Stichproben meist klein, was die Aussagekraft einer Studie reduziert (vgl. Gastl,
2005: 95-98, Hertin, et al., 2008: 262, Priego, Palacios, 2008: 381). So befragten
beispielsweise Hui et al. nur 29, Ann et al. 45 und Alemagi et al. 17 Unternehmen (vgl.
Alemagi, et al., 2006: 224, Ann, et al., 2006: 82, Hui, et al., 2001: 271).
Im vorliegenden Literaturüberblick werden nur Studien verwendet, die auf der Analyse
von ISO 14001 in der 1996 veröffentlichten Version basieren. Die überarbeitete Version
aus dem Jahr 2004 konnte nicht mit einbezogen werden, da zwischen Datenerhebung und
der Veröffentlichung der Studien in der Regel mehrere Jahre liegen. Ziegler und Seijas
Nogareda erhoben ihre Daten z. B. 2003, veröffentlichten ihre Studie aber erst 2009 (vgl.
Ziegler, Seijas Nogareda, 2009: 888). Bei allen hier verwendeten Studien fand die
Datenerhebung vor 2004 statt.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
50
Eine weitere methodische Herausforderung liegt in der expliziten Zurechnung von
Effekten zu einem UMS. Die Umweltleistung eines Unternehmens ändert sich auch unab-
hängig vom Vorhandensein eines UMS, z. B. durch Änderungen der gesetzlichen
Rahmenbedingungen. Gleichzeitig reagieren Indikatoren, die die Umweltleistung messen,
auch auf Effekte wie Investitionszyklen, Auslastung des Unternehmens, Umstrukturie-
rungsmaßnahmen oder auch auf das Outsourcing von Aufgaben (vgl. Gastl, 2005: 263,
Hertin, et al., 2008: 95).
Aufgrund dieser Herausforderungen weisen in einzelnen Studien die Autoren selbst
darauf hin, dass die Resultate mit Unsicherheit verbunden sind. Arimura et al. (2008)
kommen beispielsweise in ihrer quantitativen Untersuchung mit 792 japanischen Unter-
nehmen zu keinem klaren Ergebnis hinsichtlich der Wirksamkeit von ISO 14001. Sie
begründen dies mit bedeutenden methodischen Limitationen (vgl. Arimura, et al., 2008:
294). Ziegler und Seijas Nogareda ziehen in ihrer empirischen Arbeit eine ähnliche
Schlussfolgerung im Hinblick auf die methodischen Limitationen (vgl. Ziegler, Seijas
Nogareda, 2009: 891). Ein weiterer Grund dafür, dass eine eindeutige Beurteilung von
ISO 14001 schwierig ist, liegt in der hohen Kontextabhängigkeit der Wirksamkeit von
ISO 14001 (vgl. Anton, et al., 2004: 652). Relevante Einflussfaktoren stellen hier die
Gefahr von Schadenersatzforderungen sowie der Druck von Kunden oder Investoren dar.
Diese Faktoren sind stark regional und auch branchenabhängig. Auch Nawrocka und
Parker betonen in ihrem Literaturüberblick die Kontextabhängigkeit der Wirksamkeit von
ISO 14001 (vgl. Nawrocka, Parker, 2009: 606) und zeigen, dass der in diesem Zusam-
menhang zentrale Begriff environmental performance bis jetzt kaum definiert wurde (vgl.
Nawrocka, Parker, 2009: 603). Der Ausgangspunkt für die weitere Forschung sollte darin
liegen, auf unternehmensindividueller Basis zu erforschen, was unter environmental per-
formance überhaupt verstanden wird (vgl. Nawrocka, Parker, 2009: 601). Erst dann kann
analysiert werden, wie Unternehmen die umfangreichen Freiräume nutzen, die ISO
14001 Unternehmen bei der Ausgestaltung des UMS und bei der Festlegung der Ziele
lässt (vgl. Nawrocka, Parker, 2009: 603).
Trotz dieser Limitationen gelangen zahlreiche Studien zu belastbaren Ergebnissen hin-
sichtlich der erzielten Wirkung von ISO 14001.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
51
3.3.3 Ökonomische Wirkungen
Zahlreiche Studien beschäftigen sich schwerpunktmäßig mit den ökonomischen
Wirkungen von ISO 14001.
Eine positive Sichtweise auf die ökonomischen Wirkungen von ISO 14001 besteht bei
Hui et al. (2001) und Ann et al. (2006). Hui et al. befragen in ihrer Arbeit lediglich 29
Unternehmen in Hongkong. Obwohl sie auch die ökologische Wirkung von ISO 14001
adressieren, stehen doch ökonomische Auswirkungen im Vordergrund (vgl. Hui, et al.,
2001: 276). Ann et al. untersuchen ebenfalls die ökologischen und die ökonomischen
Auswirkungen von ISO 14001 und befragten dazu 45 Unternehmen in Malaysia im Jahr
2004 (vgl. Ann, et al., 2006: 82). Auch hier weisen sie eine positive ökonomische
Wirkung nach (vgl. Ann, et al., 2006: 90). Die genauen ökonomischen Wirkungen
werden jedoch nicht ausführlich diskutiert. Eine Verallgemeinerung auf Basis dieser
beiden Studien ist aufgrund der kleinen Stichproben nicht möglich.
Eine weitere Studie, die die ökonomischen Vorteile von ISO 14001 nachweist, stammt
von Leal et al. (2003). In dieser Studie wurden in den Jahren 1999 und 2000 insgesamt
320 spanische bzw. katalonische Unternehmen danach befragt, wie sich die Imple-
mentierung eines UMS auf die wahrgenommene Wettbewerbsfähigkeit auswirkt. Insge-
samt wird ein positiver Zusammenhang festgestellt. Ein zertifiziertes UMS kann Opti-
mierungsmöglichkeiten im Unternehmen aufzeigen und damit zu ökonomischen
Vorteilen führen (vgl. Leal, et al., 2003: 108-109).
Eine weitere Studie zu ISO 14001 wurde im Jahr 2000 von Dyllick und Hamschmidt
veröffentlicht. In einem explorativen Ansatz befragten sie 1999 alle in der Schweiz
zertifizierten Unternehmen, wobei 158 verwertbare Antworten erhalten wurden, nach
ihrem Umgang mit ISO 14001 und den erzielten Wirkungen (vgl. Dyllick, Hamschmidt,
2000: 24). Die befragten Unternehmen betonen insbesondere die ökonomischen Vorteile
von ISO 14001. In ihrer Studie berechnen die Autoren eine durchschnittliche Amorti-
sationsdauer der Kosten für die Implementierung eines UMS von 2,2 Jahren (vgl.
Dyllick, Hamschmidt, 2000: 23).
Neben dieser positiven Sichtweise gibt es mehrere Studien, die die ökonomischen
Wirkungen kritischer beurteilen. Dabei wird nicht in Abrede gestellt, dass ISO 14001
positive ökonomische Wirkungen hat; vielmehr wird kritisiert, dass die Wirkungen in
Relation zu den Kosten gering seien. Ein UMS nach ISO 14001 stellt demnach keine
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
52
rentable Investition dar (vgl. Dyllick, 2007: 2). Zutshi und Sohal untersuchen z. B.
australische und neuseeländische Unternehmen im Hinblick auf die Nutzung von ISO
14001 (Zutshi, Sohal, 2004). ISO 14001 ist demnach durchaus ein wirkungsvoller
Standard, wobei sich die Vorteile auf ein verbessertes Risikomanagement konzentrieren
(vgl. Zutshi, Sohal, 2004: 346). Die mit der Implementierung und Nutzung des Standards
verbundenen Kosten bilden jedoch das größte Hindernis (vgl. Zutshi, Sohal, 2004: 347).
Damit wird die ökonomische Wirkung relativ kritisch gesehen.
Eine ähnliche Sichtweise vertreten Arimura et al.. Sie stellen insbesondere die Effizienz
von ISO 14001 im Sinne einer Kosten-Nutzen-Analyse in Frage. Obwohl die Studie
selbst dazu keine sicheren Aussagen macht, vermuten die Autoren, dass die mit ISO
14001 verbundenen Kosten den erzielbaren Nutzen überschreiten (vgl. Arimura, et al.,
2008: 294). Ähnlich argumentieren Alemagi et al., die ebenfalls vor dem Hintergrund
einer Kosten-Nutzen-Analyse die ökonomische Vorteilhaftigkeit bezweifeln (vgl.
Alemagi, et al., 2006: 228-229).
Ein deutlich kritischere Sichtweise nimmt Müller-Christ ein. Er argumentiert in seiner
konzeptionellen Arbeit aus systemtheoretischer Perspektive, dass UMS nicht zu ökono-
mischen Vorteilen führen. Er begründet dies damit, dass die bestehende staatliche Förde-
rung oder gesellschaftlicher Druck zur Förderung von UMS nicht nötig wären, da Unter-
nehmen aus Gründen der Gewinnmaximierung den Anreiz hätten, ein UMS zu imple-
mentieren (vgl. Müller-Christ, 2008: 2 und 13-19). Wären UMS jedoch wirklich eine
rentable Investition, wären sie bereits von deutlich mehr Unternehmen eingeführt
worden.
Insgesamt kann vor dem Hintergrund der Forschung nicht abschließend beurteilt werden,
inwiefern ISO 14001 ein ökonomisch rentables Instrument ist. Die Implementierung von
ISO 14001 erweist sich als relativ unsichere Investition und es ist zumindest betriebswirt-
schaftlich erklärungsbedürftig, warum Unternehmen eine solch unsichere Investition
tätigen sollten.
3.3.4 Ökologische Wirkungen
Es gibt deutlich mehr Studien zu den ökologischen Wirkungen von ISO 14001 als zur
ökonomischen Wirkung. Diese Studien lassen sich unterschiedlich systematisieren: So
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
53
kann zwischen konzeptioneller, quantitativer und qualitativer Forschung oder nach
betrachteter Branche, geografischer Region oder Zeitpunkt bzw. Zeitraum der Daten-
erhebung unterschieden werden. In dieser Arbeit soll eine Systematisierung vor dem
Hintergrund der Beurteilung der Effektivität durch die Forscher sowie der identifizierten
Wirkung von ISO 14001 erfolgen. Es wird also danach unterschieden, ob die Studien die
Wirkung von ISO 14001 positiv oder negativ beurteilen. Dies ermöglicht einen Rück-
schluss auf die auf die Beurteilung der Effektivität von ISO 14001 in der Forschung.
3.3.4.1 Positive Beurteilung der ökologischen Wirkung
Studien, die die ökologische Wirkung von ISO 14001 positiv beurteilen, lassen sich im
Wesentlichen drei Kategorien zuordnen: Studien, die die Verbesserung interner
Prozesse, ein verbessertes Recycling bzw. Vermeidung von Abfällen sowie geringere
Schadstoffemissionen betonen36. Im Folgenden werden die entsprechenden Studien kurz
vorgestellt:
1. Studien, die die Verbesserung der internen Prozesse zertifizierter Unternehmen
betonen
Andrews (2003) führt eine Longitudinalstudie zur Wirksamkeit von UMS in den USA
durch. Über einen Zeitraum von sechs Jahren wurden zwischen 37 und 83 Unternehmen
befragt bzw. teilweise im Rahmen von Case Studies untersucht (vgl. Andrews, 2003: ES-
3). Insgesamt werden im Hinblick auf die Nutzung von ISO 14001 insgesamt nur leichte
Verbesserungen festgestellt. Positive Effekte lassen sich weitestgehend auf
Verbesserungen der internen Prozesse sowie teilweise auf eine höhere Compliance
zurückführen (vgl. Andrews, 2003: ES-25).
Sroufe (2003) zeigt in seiner quantitativen Studie, dass die Wirksamkeit stark von der
Integration bestimmter Aspekte in das UMS abhängt (Sroufe, 2003). Die Studie beruht
auf einem Fragebogen mit 1.118 verwertbaren Antworten bei ca. 15.000 kontaktierten
Unternehmen (vgl. Sroufe, 2003: 420-421). Genauere Informationen zum Zeitpunkt der
36 Die hier unterschiedenen Kategorien sind nicht überschneidungsfrei. Verbessertes Recycling kann auch als eine Ausprägung verbesserter interner Prozesse gesehen werden. Der vorliegende Überblick orien-tiert sich an den in den analysierten Studien genannten Kategorien. Um die jeweiligen Arbeiten möglichst genau wiederzugeben, wurden sich überschneidende Kategorien in Kauf genommen.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
54
Befragung und den befragten Unternehmen sind nicht verfügbar. Nach Sroufe wirken
sich UMS positiv auf eine ökologischere Gestaltung interner Prozesse aus, wobei der
Effekt besonders stark ist, wenn die Bereiche Design und Entwicklung sowie Ver-
meidung von Abfall integriert werden (vgl. Sroufe, 2003: 428-429).
Die Studie von Rennings et al. (2006) untersucht EMAS-registrierte Unternehmen in
Deutschland (Rennings, et al., 2006). Den Autoren zufolge können die Ergebnisse auch
auf ISO 14001 übertragen werden (vgl. Rennings, et al., 2006: 45). Insgesamt wurden
1.277 Telefoninterviews geführt. Als wesentliches Ergebnis wird ein positiver Einfluss
von UMS auf ökologische Prozessinnovationen festgestellt. Als Limitation für die
Wirksamkeit von UMS wird darauf hingewiesen, dass ein solches Instrument primär dazu
geeignet sei, low hanging fruits zu ernten (vgl. Rennings, et al., 2006: 52).
Einen Überblick über erste empirische Arbeiten zu UMS stellt Hamschmidt (1998)
bereit, indem er die Ergebnisse von fünf von staatlichen Stellen durchgeführten Studien
zusammenfasst und diskutiert (Hamschmidt, 1998). Da die Studien nicht veröffentlicht
wurden bzw. nicht mehr verfügbar sind, muss auf die Analyse der Originalstudien
verzichtet werden. Hamschmidt zufolge stellen sich die kurzfristigen Wirkungen eines
UMS überwiegend positiv dar, während UMS langfristig den Status quo zu stark betonen,
da nur relative Verbesserungen bestehender Verfahren im Mittelpunkt stehen (vgl.
Hamschmidt, 1998: 47). Weiterhin weist Hamschmidt auf die Problematik einer Über-
kompensation relativer Effizienzgewinne durch eine Ausweitung der Produktion hin (vgl.
Hamschmidt, 1998: 48). Diese Ergebnisse werden auch von der Studie von Dyllick und
Hamschmidt (2000) bestätigt.
Die bereits erwähnte Studie von Dyllick und Hamschmidt (2000) untersucht neben der
ökonomischen auch die ökologische Wirkung von ISO 14001. Als Ergebnis zeigt sich,
dass ISO 14001 vor allem zur Weiterentwicklung interner Prozesse und Strukturen
beiträgt (vgl. Dyllick, Hamschmidt, 2000: 129). Weiterhin überwiegen bei Unternehmen
relative Effizienzgewinne pro produziertem Gut, die häufig durch eine Ausweitung der
Produktion zu keiner absoluten Reduzierung der Umweltbelastung führen (vgl. Dyllick,
Hamschmidt, 2000: 130).
Eine qualitative Studie, die sich mit den Wirkungen von UMS beschäftigt, stammt von
Annandale (2004). Insgesamt wurden 40 Interviews mit australischen Unternehmen
durchgeführt, um die Wirksamkeit von UMS im Vergleich zur Umweltberichterstattung
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
55
zu erforschen (vgl. Annandale, et al., 2004: 1). Demzufolge hat die Nutzung von UMS
eine leichte positive Wirkung auf interne Prozesse sowie die Gestaltung organisa-
torischen Wandels (vgl. Annandale, et al., 2004: 7-9). Obwohl UMS wirksame Instru-
mente darstellen, sind andere Einflussfaktoren bedeutsamer, wie z. B. der Einfluss der
Konzernmutter auf Tochterunternehmen (vgl. Annandale, et al., 2004: 10).
2. Arbeiten, die verbessertes Recycling und die Vermeidung von Abfällen betonen
Schylander und Martinuzzi (2007) untersuchen in ihrer Arbeit die Verbreitung und
Nutzung von ISO 14001 in Österreich (Schylander, Martinuzzi, 2007). Mit Hilfe eines
Fragebogens (71 Teilnehmer) wurden Umweltmanager österreichischer Unternehmen im
Jahr 2003 zu ihren Erfahrungen mit ISO 14001 befragt (vgl. Schylander, Martinuzzi,
2007: 135). Ein zentrales Ergebnis hinsichtlich der Wirkung des UMS lautet, dass die
Nutzung von ISO 14001 zu einer Verbesserung des Umweltbewusstseins führt und insbe-
sondere verstärktes Recycling und Abfallvermeidung im Unternehmen fördert (vgl.
Schylander, Martinuzzi, 2007: 139). Die befragten Umweltmanager wiesen auch auf die
Bedeutung hin, Umweltmanagementsysteme zu Nachhaltigkeitsmanagementsystemen
weiterzuentwickeln (vgl. Schylander, Martinuzzi, 2007: 144). Dies erfordert insbesondere
die Integration von Maßnahmen zur Reduzierung der von Unternehmen hervorgerufenen
Umweltbelastungen.
Arimura et al. (2008) befragten im Jahr 2003 insgesamt 792 japanische Unternehmen
zur Nutzung von ISO 14001 (vgl. Arimura, et al., 2008: 285). Ihre Studie soll einen
Beitrag zur Diskussion leisten, ob ISO 14001 ein effektives Regulierungsinstrument dar-
stellt (vgl. Arimura, et al., 2008: 281). Das Ergebnis lautet, dass ISO 14001 die umwelt-
orientierte Leistung verbessert und dass eine sinnvolle Nutzung als Regulierungs-
instrument möglich ist. Dies gilt vor allem für eine Reduzierung von Abfällen,
Abwässern und des allgemeinen Ressourcenverbrauchs eines Unternehmens (vgl.
Arimura, et al., 2008: 293).
Rondinelli und Vastag (2000) analysieren die Wirkung der Implementierung von ISO
14001 im Rahmen einer Single Case Study eines Aluminiumwerks in den USA von 1995
bis 1998 (vgl. Rondinelli, Vastag, 2000: 499). Zentrale Datenquellen sind Interviews und
Archivdaten (vgl. Rondinelli, Vastag, 2000: 500). Eine detaillierte Erklärung der
Methodik der Case Study findet nicht statt. Die Autoren stellen einen positiven Einfluss
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
56
von ISO 14001 auf die umweltorientierte Leistung fest und weisen insbesondere positive
Effekte auf das Umweltbewusstsein und auf Recycling-Aktivitäten nach (vgl. Rondinelli,
Vastag, 2000: 504-505). Während die Analyse der Case Study teilweise wenig trans-
parent und wenig kritisch wirkt, weisen die Autoren im Fazit darauf hin, dass ISO 14001
kein „Panacea“ (Wundermittel) sei und dass signifikante Verbesserungen nicht allein
durch das Vorhandensein eines UMS nach ISO 14001 garantiert werden können. Unter-
nehmen dürften nicht nur dem Wortlaut von ISO 14001 folgen, sondern sollten auch
„follow the spirit of the ISO 14001 guidelines“ (Rondinelli, Vastag, 2000: 508-509).
3. Studien, die bei ISO-14001-zertifizierten Unternehmen einen geringeren
Schadstoffausstoß feststellen
Russo (2009) beurteilt die ökologische Wirksamkeit von ISO 14001 vor dem Hinter-
grund der Entwicklung der Emission von Giftstoffen in der Elektronikindustrie. Im Rah-
men einer Longitudinalstudie (1995-2001) untersucht er 242 Unternehmen (vgl. Russo,
2009: 311-312). Dabei stellt er einen positiven Einfluss von UMS bzw. ISO 14001 fest,
da die Emissionen im Zeitverlauf sinken (vgl. Russo, 2009: 314-316). Trotz der positiven
Bewertung spricht sich Russo nicht für eine Nutzung von UMS als Regulierungsinstru-
ment aus, da die ISO 14001 nur im Kontext klar definierter Ziele ein effektives Instru-
ment sei (vgl. Russo, 2009: 317). Da ISO 14001 als Prozessstandard jedoch keine solchen
Zielniveaus beinhaltet, erscheint eine Nutzung als Regulierungsinstrument nicht sinnvoll.
Ähnlich wie Russo wählen auch Potoski und Prakash (2005) in ihrer Studie die Ent-
wicklung von Schadstoffemissionen als Indikator für die ökologische Wirksamkeit von
ISO 14001 (Potoski, Prakash, 2005). Sie vergleichen die Entwicklung der Emissionen
von in den USA veröffentlichungspflichtigen Schadstoffen in den Jahren 1995 und 2001
in Unternehmen mit UMS und ohne UMS. Sie kommen zum Ergebnis, dass zertifizierte
Unternehmen ihren Schadstoffausstoß in dieser Zeitspanne stärker senken konnten als
nicht zertifizierte Unternehmen (vgl. Potoski, Prakash, 2005: 763). Die Effektivität von
ISO 14001 wird in der Studie im Vergleich mit anderen Instrumenten, die ähnliche Ziele
verfolgen, beurteilt. Demzufolge ist ISO 14001 ein wirkungsvolleres Instrument als z. B.
der Standard Responsible Care der chemischen Industrie. Ob ISO 14001 in Relation zu
staatlichen Instrumenten wie Ge- und Verboten auch noch ein effektives Instrument
darstellt, wird kritisch gesehen, aber nicht ausgeschlossen (vgl. Potoski, Prakash, 2005:
763-765).
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
57
Weitere Studien mit positiver Beurteilung der ökologischen Wirkungen
Neben diesen Arbeiten existieren Studien, die sich nicht exakt einordnen lassen. Eine der
wenigen empirischen Studien zur Nutzung von UMS in Afrika legen Alemagi et al.
(2006) für die Küstenregion Kameruns vor (Alemagi, et al., 2006). Mittels eines Frage-
bogens wurden 156 Unternehmen befragt, von denen 17 über ein UMS verfügen. Insge-
samt stellt sich in der Studie ISO 14001 bzw. UMS als ein wirkungsvolles Instrument
dar. Eine Einordnung dieser Arbeit ist jedoch schwierig, da Alemagi et al. unter-
schiedliche ökologische Verbesserungen anführen, z. B. wie verbesserte Prozesse,
umfangreicheres Recycling oder geringeren Ressourcenverbrauch (vgl. Alemagi, et al.,
2006: 227).
Als weitere Studie ist in diesem Kontext die empirische Arbeit von Ziegler und Seijas
Nogareda (2009) zu nennen, die neben Verbesserungen interner Prozesse auch Produkt-
verbesserungen als mögliche Wirkung von ISO 14001 anführt. Die Autoren stehen ISO
14001 grundsätzlich positiv gegenüber (Ziegler, Seijas Nogareda, 2009). In der Studie
wurden 2003 insgesamt 588 Telefoninterviews mit deutschen Produktmanagern geführt.
Das wesentliche Ergebnis lautet, dass ISO 14001 eine positive Wirkung auf ökologische
Produkt- und Prozessinnovationen haben könnte (vgl. Ziegler, Seijas Nogareda, 2009:
891-892). Dabei verweisen Ziegler und Seijas Nogareda als einzige Forscher auf ökolo-
gische Produktinnovationen durch ISO 14001. Eine eindeutige Aussage ist jedoch nicht
möglich, da die Studie zwar eine Korrelation zwischen dem Vorhandensein eines UMS
nach ISO 14001 und der Innovationskraft eines Unternehmens zeigt, aber daraus keine
Kausalbeziehung abgeleitet werden kann (vgl. Ziegler, Seijas Nogareda, 2009: 891).
Eine weitere wichtige Studie wurde 2003 von Welch et al. veröffentlicht (Welch, et al.,
2003). Auch diese lässt sich nur schwer einordnen, da sie im Wesentlichen auf Selbstein-
schätzungen der befragten Umweltmanager beruht und somit keine konkreten Wirkungen
eines UMS identifiziert werden können. In dieser Studie wurden 2001 ca. 2.000
zertifizierte und nicht zertifizierte Unternehmen in Japan und den USA befragt. Die
Wirkungsweise von ISO 14001 wird dabei anhand einer Selbsteinschätzung der befragten
Unternehmen bewertet. Insgesamt schätzen sich zertifizierte Unternehmen als deutlich
ökologischer ein als nicht zertifizierte Unternehmen (vgl. Welch, et al., 2003: 69-70).
Kritisch ist an dieser Studie neben dem Bias, der aus einer Selbsteinschätzung resultiert,
festzuhalten, dass ISO 14001 zwar eine positive ökologische Wirkung zeigt, dass dies
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
58
aber nicht zu höherem Umweltbewusstsein in den befragten Unternehmen führt (vgl.
Welch, et al., 2003: 71-72). Die Ergebnisse sind also ambivalent.
Die methodischen Herausforderungen werden von Melnyk et al. (2003) betont. In ihrer
Studie befragten sie in den Jahren 1997 und 1998 insgesamt 1.122 Unternehmen des
verarbeitenden Gewerbes in den USA (vgl. Melnyk, et al., 2003: 336). Dabei wurden
Unternehmen mit und ohne zertifiziertes UMS (ISO 14001) sowie Unternehmen ohne
UMS untersucht. Das zentrale Ergebnis lautet, dass ein UMS einen positiven Einfluss auf
die umweltorientierte Leistung hat und dass der Einfluss durch eine Zertifizierung noch
verstärkt wird (vgl. Melnyk, et al., 2003: 329). Eindeutige Wirkungen nennen Melnyk et
al. jedoch nicht. Sie ziehen insgesamt 26 Indikatoren heran, die die unterschiedlichen
Wirkungen repräsentieren, nennen aber keine konkreten Bereiche, in denen
Verbesserungen erzielt wurden.
Sebhatu und Enquist (2007) veröffentlichten eine longitudinale Case-Study-Analyse
eines schwedischen Herstellers von Farbe (vgl. Sebhatu, Enquist, 2007: 468). Sie gehen
darin der Frage nach, inwiefern ISO 14001 zu einer nachhaltigen Entwicklung beitragen
kann. Dabei beantworten sie diese Frage eindeutig positiv (vgl. Sebhatu, Enquist, 2007:
476). Das Ergebnis muss jedoch kritisch gesehen werden, da die Analyse teilweise nicht
tief genug geht und teilweise wenig transparent ist. Insbesondere bleibt unklar, was die
Autoren unter „nachhaltiger Entwicklung“ verstehen. Diese Studie nimmt inhaltlich eine
Sonderstellung ein, da sie als einzige Arbeit einen Beitrag von ISO 14001 zum grund-
legenden Ziel bzw. dem Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung erforscht.
3.3.4.2 Negative Beurteilung der ökologischen Wirkung
Während Studien, die ISO 14001 prinzipiell als wirkungsvolles Instrumente darstellen,
durchgehend empirisch ausgerichtet sind, finden sich unter den Studien, die ISO 14001
deutlich kritischer gegenüberstehen, sowohl empirische als auch konzeptionelle Arbeiten.
Die Forschungsliteratur lässt sich in verschiedene Gruppen unterteilen: Zunächst wird das
Konzept der Öko-Effizienz, das ISO 14001 zugrunde liegt, kritisiert. Als zweiter Kritik-
punkt wird der Vorwurf, dass sich Unternehmen keine adäquaten Ziele setzen, vorgestellt
und daran anschließend wird die Forderung, dass ISO 14001 in einen größeren Rahmen
eingebettet werden soll, adressiert.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
59
1. Kritik des Konzepts der Öko-Effizienz
Müller-Christ (2008) bezweifelt die positive Wirkung des Konzepts der Öko-Effizienz.
Es gebe nur wenige Win-win-Situationen von Ökonomie und Ökologie (vgl. Müller-
Christ, 2008: 28). Außerdem können UMS, die auf dem Prinzip der Öko-Effizienz
aufbauen, nur einen eingeschränkten Beitrag leisten, da der Effizienzdruck des Marktes
es für Unternehmen betriebswirtschaftlich rational erscheinen lasse, negative ökologische
Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen. Damit ist der Effizienzdruck eine Ursache der
Umweltproblematik. Nach Müller-Christ kann ein durch Effizienz mit hervorgerufenes
Problem nicht durch ein höheres Maß an Effizienz gelöst werden. Er nennt dies eine
„Effizienzfalle“ (vgl. Müller-Christ, 2008: 28).
Ähnlich wie Müller-Christ kritisieren auch Korhonen und Seager (2008) das Konzept
„Öko-Effizienz“. Sie beziehen sich zwar nicht direkt auf ISO 14001, ihre Argumentation
lässt sich aber auf den Kontext von UMS übertragen. Auf ISO 14001 angewendet wird
argumentiert, dass der Standard nicht effektiv sei, da die realisierten Verbesserungen
durch eine Ausweitung der Produktion wieder ausgeglichen würden (vgl. Korhonen,
Seager, 2008: 412). Dies wird dem sog. Jevon’s Paradox begründet (Alcott, 2005).
Effizienzgewinne führen dabei zu relativ sinkenden Kosten, die aus Sicht der Mikro-
ökonomie zu steigender Nachfrage führen. Durch ein UMS können ökologische
Effizienzgewinne pro Stück erzielt werden, die jedoch durch eine erhöhte Nachfrage
wieder ausgeglichen werden können. Die absolute Umweltbelastung kann daher sogar
steigen (vgl. Korhonen, Seager, 2008: 412).
Die Arbeit von Könnölä und Unruh (2007) beschäftigt sich vor dem Hintergrund der
technological-lock-in-Theorie mit der Wirksamkeit von UMS (Könnölä, Unruh, 2007).
Die Autoren betonen, dass UMS darauf ausgerichtet sind, inkrementelle Verbesserungen
der umweltorientierten Leistung zu fördern (vgl. Könnölä, Unruh, 2007: 535). Dies kann
sich zu Beginn der Nutzung eines UMS positiv auswirken. Langfristig könnte jedoch ein
lock-in-Effekt auftreten, wenn bestehende Prozesse und Produkte kontinuierlich
verbessert werden und deswegen ökologischere Alternativen, deren Einführung diskon-
tinuierlichen Wandel nötig macht, nicht umgesetzt werden. UMS können somit lang-
fristig sogar negativ wirken, da sie Innovationen behindern. Könnölä und Unruh fordern
die Entwicklung von Ansätzen, bei denen die Nutzung von UMS nicht nur zu konti-
nuierlichem Wandel führt, sondern auch diskontinuierlichen Wandel ermöglicht (vgl.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
60
Könnölä, Unruh, 2007: 535). Als Beispiel führen sie den cradle-to-cradle-Ansatz nach
Braungart und McDonough (2009, 2007)37 an (vgl. Könnölä, Unruh, 2007: 534).
Die Argumentation der Studie von Könnölä und Unruh wird in der Arbeit von Orsato
und Clegg (2005) aufgegriffen, die eine solche Pfadabhängigkeit am Beispiel der Auto-
mobilindustrie aufzeigen (vgl. Orsato, Clegg, 2005: 260). Während die Automobil-
industrie in den letzten Jahren erhebliche Effizienzgewinne erzielt hat, konnte doch die
absolute Umweltbelastung nicht reduziert werden bzw. der Umstieg auf eine potenziell
ökologischere Alternative, wie z. B. Elektroautos, konnte bis jetzt nicht umgesetzt
werden (vgl. Orsato, Clegg, 2005: 261).
2. Vorwurf der mangelnden Zielsetzung vonseiten der Unternehmen
Eine zweite Gruppe von Studien, die der ökologischen Wirkung von ISO 14001 kritisch
gegenüberstehen, argumentiert, dass Unternehmen sich bei der Nutzung der Norm keine
angemessenen Ziele setzen.
Eine wichtige Studie in diesem Bereich stammt von Gastl (2005) und adressiert den
kontinuierlichen Verbesserungsprozess (KVP)38 bei ISO 14001 anhand von drei Case
Studies mittelständischer schweizer Unternehmen (Gastl, 2005). Das zentrale Ergebnis
der Studie lautet, dass ISO 14001 nur zu geringen Verbesserungen führt und der Nutzen
eines UMS im Zeitverlauf tendenziell abnimmt (vgl. Gastl, 2005: 278 und 281). Begrün-
det wird dies einerseits mit methodischen Problemen (vgl. Gastl, 2005: 279) und anderer-
seits mit der Art und Weise, wie Unternehmen UMS nutzen. Unternehmen orientieren
sich bei der Festlegung ihrer ökologischen Ziele zu wenig an externen Referenzgrößen
(vgl. Gastl, 2005: 280); dies führt zu einer Überbetonung des Status quo in einem Unter-
nehmen. Möglichkeiten für eine erweiterte Nutzung des UMS werden von Unternehmen
nicht in Betracht gezogen (vgl. Gastl, 2005: 281). Auch beziehen UMS häufig
37 Der Ansatz von Braungart und McDonough wurde bereits in den 1990er Jahren entwickelt. An dieser Stelle werden aus Gründen der Aktualität nur neuere Publikationen verwendet. Braungart und McDonough propagieren einen Ansatz, den sie „cradle to cradle“ nennen. Diese Metapher soll ausdrücken, dass eine Art zu wirtschaften entwickelt wird, die keine Abfallstoffe mehr produziert. Produkte sollen so gestaltet werden, dass ein dauerhaftes vollständiges Recycling, im Gegensatz zu Downcycling, möglich ist. In der Güterproduktion werden vollständig geschlossene Kreislaufsysteme gefordert.
38 Die Begriffe „ständige Verbesserung“ und „kontinuierliche Verbesserung“ werden von Gastl synonym verwendet.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
61
wesentliche, die Umweltbelastung determinierende Aspekte nicht mit ein (vgl. Gastl,
2005: 282).
Zwei weitere empirische Studien, die sich kritisch mit ISO 14001 auseinandersetzen und
auf die näher eingegangen werden soll, basieren auf der neo-institutionellen Organisa-
tionstheorie, die im weiteren Verlauf der Arbeit noch ausführlich behandelt wird. Sowohl
Aravind und Christmann (2011) als auch Boiral (2007a) verknüpfen ISO 14001 mit
dem Konzept der Entkopplung (Aravind, Christmann, 2011, Boiral, 2007a). Sie unter-
suchen, inwiefern die Zertifizierung auf eine adäquate Implementierung von ISO 14001
(Aravind, Christmann, 2011) bzw. auf sich ändernde operative Tätigkeiten (Boiral,
2007a) schließen lässt. Zentrales Ergebnis beider Studien ist, dass sich Entkopplung
nachweisen lässt. Im Hinblick auf die Effektivität von ISO 14001 kommen Aravind und
Christmann zum Ergebnis, dass die Wirkung, also die Erreichung der „intended
performance outcomes“ (Aravind, Christmann, 2011: 73) stark mit der adäquaten Imple-
mentierung des Standards zusammenhängt. Zu betonen ist, dass die Autoren sich im
Hinblick auf die angeführte performance-Orientierung nicht an ISO 14001 orientieren,
sondern an ISO 14004 (vgl. Aravind, Christmann, 2011: 78 und 99). Der Prozessstandard
ISO 14001 wird damit um eine performance-Komponente erweitert, anhand derer die
Effektivität beurteilt wird. Boiral stellt durchaus positive Wirkungen von ISO 14001 fest,
relativiert die Ergebnisse aber, indem er darauf verweist, dass es sich lediglich um
relative Verbesserungen handele (vgl. Boiral, 2007a: 141) und dass häufig nicht die
wichtigsten negativen Umweltauswirkungen adressiert werden (vgl. Boiral, 2007a: 136).
Auch hier zeigt sich, dass die Wirksamkeit weniger davon abhängt, ob überhaupt ein
Effekt erzielt wird, sondern vom erreichten Zielniveau.
Boiral betont in einer weiteren, ebenfalls 2007 erschienenen Studie die operative
Ausrichtung von ISO 14001. Damit der Standard seine positive Wirkung entfalten kann,
müssen die operativen Handlungen durch adäquate Ziele unterstützt werden (vgl. Boiral,
2007b: 115-116). Genau hier sieht Boiral eine wesentliche Schwäche von ISO 14001, da
die Norm nicht darauf ausgerichtet ist, Unternehmen dabei zu unterstützen, sich adäquate
ökologische Ziele zu setzen. Dies führt zu Schwierigkeiten bei Unternehmen, die ISO
14001 implementieren, als auch bei Zertifizierungsaudits. Die Festlegung von Zielen ist
nach Boiral der Schlüssel zu einem wirksamen UMS. Genau dies wird aber durch den
Standard nicht normiert und ist dementsprechend auch nicht Gegenstand eines Audits
(vgl. Boiral, 2007b: 115).
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
62
3. Forderung, ISO 14001 in einen größeren Rahmen einzubetten
Die Forderung, ISO 14001 in einen größeren Rahmen einzubetten, wird von Ulhoi und
Madsen (2009) und Dyllick (2007) erhoben. Ulhoi und Madsen (2009) betonen in ihrer
Einführung in ein special issue der Zeitschrift „Business Strategy and the Environment“
einer-seits die positiven Wirkungen von UMS. Sie fordern jedoch, dass UMS, um effek-
tiv zu sein, eine umfassendere Sichtweise einnehmen müssen, da sie zu stark auf „low
hanging fruits“ ausgerichtet sind (vgl. Ulhoi, Madsen, 2009: 80 und 82). Ähnlich argu-
mentiert Dyllick (2007) in seinem Kommtentar zu ISO 14001. Die Norm hat sich zwar
bewährt, muss sich aber an ändernde gesellschaftliche Erwartungen anpassen. „ISO
14001 verliert damit nicht an Bedeutung, sondern wird zu einem Element in einem
größeren Rahmen“ (Dyllick, 2007: 3)
4. Weitere Studien
Auch in diesem Abschnitt existieren Studien, die sich nicht eindeutig einer Kategorie
zuordnen lassen. Dazu gehört die Studie von Watson und Emery (2004). Ähnlich wie
Boiral (2007b) argumentieren Watson und Emery in Anlehnung an Biondi et al. (2000),
dass UMS primär auf die Implementierung von ökologischen Zielen ausgerichtet sind
(vgl. Biondi, et al., 2000: 59, Watson, Emery, 2004: 923). ISO 14001 stellt einen Prozess-
standard dar, der nicht darauf ausgerichtet ist, systematisch zu bestimmten Verbesserun-
gen der performance zu führen (vgl. Watson, Emery, 2004: 925). Eine Einordnung der
Arbeit erscheint schwierig, da Watson und Emery die Eignung von ISO 14001 als Ersatz
für staatliche Regulierung diskutieren (vgl. Watson, Emery, 2004: 917). Diese spezielle
Forschungsfrage unterscheidet sich deutlich von den Forschungsfragen der anderen hier
vorgestellten Arbeiten.
Die Studien von Morrow und Rondinelli (2002) und Hertin et al. (2008) nehmen eben-
falls eine ambivalente Stellung ein, da zwar eine positive Wirkung erkannt, diese aber
nicht als ausreichend betrachtet wird. Morrow und Rondinelli (2002) legen eine Case-
Study-Analyse zur Nutzung von ISO 14001 vor. Gegenstand der Analyse sind fünf
kleinere deutsche Energieunternehmen, die nach EMAS und ISO 14001 zertifiziert sind.
Die Studie basiert auf Interviews, die im Jahr 2001 durchgeführt wurden sowie der
Auswertung von Archiv-Daten. Insgesamt steht die Studie UMS bzw. ISO 14001 relativ
kritisch gegenüber. Es deuten sich zwar positive Tendenzen an, aber keine Kausal-
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
63
beziehung zwischen umweltorientierter Leistung und dem Vorhandensein eines UMS
(vgl. Morrow, Rondinelli, 2002: 170). Im Hinblick auf die Wirksamkeit von UMS wird
kritisch gesehen, dass in den Interviews die erzielten Wirkungen stark den zuvor
genannten Erwartungen entsprechen. Dies könnte auf einen Bias der befragten Manager
hindeuten (vgl. Morrow, Rondinelli, 2002: 170). Eine ähnliche Feststellung macht Boiral.
Er begründet dies mit institutionellen Einflüssen hinsichtlich der dominanten Rhetorik
über ISO 14001 als rationalen und effizienten Standard (vgl. Boiral, 2007a: 143).
Eine weitere Studie, die hier diskutiert werden soll, stammt von Hertin et al. (2008). Die
Autoren erforschen im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts die Wirksamkeit
von UMS im Allgemeinen (Hertin, et al., 2008). Dabei analysieren sie die Wirksamkeit
von UMS anhand von 274 europäischen Unternehmen über einen Zeitraum von 1985 bis
1998. Für die Analyse wurden Umweltberichte sowie von Behörden bereitgestellte
Informationen ausgewertet. Fragebögen dienten als Ergänzung in der Datenerhebung
(vgl. Hertin, et al., 2008: 266). Das Ergebnis der Studie ist insgesamt ambivalent. Einer-
seits „there is currently no evidence that EMS have a consistent and significant positive
impact on environmental performance“ (Hertin, et al., 2008: 259). Andererseits wird aber
eine „modest effectiveness of EMS“ (Hertin, et al., 2008: 274) zugestanden. Die Argu-
mentation deutet darauf hin, dass die Effektivität nicht danach beurteilt wird, ob eine
Wirkung erzielt wird oder nicht, sondern ob ein bestimmtes Zielniveau erreicht wird.
Diese Vermutung wird durch folgendes Zitat gestützt: „the effect (…) could be small
when compared to the overall impact of the company“ (Hertin, et al., 2008: 275).
3.4 Zwischenfazit: Herleitung der Forschungsfragen
Zum Abschluss des Kapitels werden zunächst die wesentlichen Ergebnisse der Forschung
zur Effektivität von ISO 14001 nochmals kurz zusammengefasst. Darauf aufbauend wird
diskutiert inwiefern die vorhandene Literatur als repräsentativ für die Grundgesamtheit
der nach ISO 14001 zertifizierten Unternehmen angesehen werden kann. Anschließend
werden ausgehend von den Erkenntnissen dieses Literaturüberblicks die Forschungs-
fragen der vorliegenden Arbeit hergeleitet.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
64
Zusammenfassung
Grundsätzlich wurde festgestellt, dass ISO 14001 nicht mit einer klar definierten
Zielsetzung verbunden ist. Dies erschwert die Beurteilung der Effektivität der Norm
deutlich und führt zu insgesamt ambivalenten Ergebnissen in der Forschung.
In der diskutierten empirischen und konzeptionellen Forschung wird nicht bezweifelt,
dass ISO 14001 einen Effekt hat, sondern ob der erzielte Effekt ausreichend ist. Ein
wesentlicher Kritikpunkt lautet, dass die erzielten Effekte zu gering seien bzw. nur
kurzfristig eine positive Wirkung entfalten. Dies wird unter anderem damit begründet,
dass ISO 14001 vor allem relative ökologische Verbesserungen hervorbringt, d. h. keine
absoluten Verbesserungen auf Unternehmensebene, sondern nur Verbesserungen je
produziertes Gut.
ISO 14001 scheint also mit einer gewissen Erwartungshaltung konfrontiert zu sein, die
jedoch nur implizit in den diskutierten Studien in Erscheinung tritt. Dies wird z. B. daran
deutlich, dass die Studien, die ISO 14001 positiv bewerten, andere Arten ökologischer
Verbesserungen untersuchen als Studien, die die ökologische Wirkung negativ
betrachten.
Repräsentativität der bestehenden Forschung
Trotz der mehrfach angeführten methodischen Herausforderungen (Melnyk, et al., 2003,
Morrow, Rondinelli, 2002, Ziegler, Seijas Nogareda, 2009) kann aufgrund der Hetero-
genität der betrachteten Studien eine relativ sichere Aussage zu den beobachteten
Wirkungen von ISO 14001 gemacht werden. Die ausgewerteten Arbeiten können als
repräsentativ angesehen werden, da sie die Wirksamkeit von ISO 14001 aus unter-
schiedlichsten Perspektiven adressieren. Die vorgestellten Studien unterscheiden sich
deutlich hinsichtlich der
• geografischen Herkunft der betrachteten Unternehmen,
• des Entwicklungsstandes der Heimatländer,
• der Größe der Unternehmen,
• der betrachteten Branche,
• des Zeitpunkts bzw. des Zeitraums der Datenerhebung sowie
• der angewendeten Methodik.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
65
Die bestehende Forschung betrachtet – abgesehen von Südamerika – Unternehmen aller
Kontinente. Schwerpunkte bilden Nordamerika (insbesondere die USA), Europa und der
asiatische Raum (insbesondere Japan), doch gibt es auch eine Studie aus Afrika, genauer
Kamerun, (Alemagi, et al., 2006) und eine Studie zu Unternehmen in Australien
(Annandale, et al., 2004). Auch werden nicht nur Industriestaaten betrachtet, sondern mit
Malaysia ein Schwellenland und mit Kamerun ein Entwicklungsland (Alemagi, et al.,
2006, Ann, et al., 2006).
Obwohl in der Regel große Unternehmen im Fokus stehen, werden auch kleinere und
mittlere Unternehmen (KMU) in adäquater Weise mit einbezogen. Dies gilt zum einen
für Studien, die alle nach ISO 14001 zertifizierten Unternehmen eines Landes adressieren
(Dyllick, Hamschmidt, 2000, Schylander, Martinuzzi, 2007) oder Studien, die eine hohe
Anzahl an Unternehmen einbeziehen. Auch hier ist anzunehmen39, dass auch KMU be-
trachtet werden. Beispiele für solche Studien sind (Melnyk, et al., 2003, Rennings, et al.,
2006, Welch, et al., 2003, Ziegler, Seijas Nogareda, 2009).
Die ausgewählten Studien unterscheiden sich auch hinsichtlich der betrachteten Bran-
chen. In der Regel werden keine speziellen Branchen betrachtet, sondern Unternehmen
mit einem zertifizierten UMS. Einzelne Studien betrachten aber bestimmte Branchen
detaillierter. Dies sind vor allem Branchen, die starke ökologische Auswirkungen haben,
wie z. B. die Energiebranche (Morrow, Rondinelli, 2002), die Herstellung von Alumi-
nium (Rondinelli, Vastag, 2000), die Herstellung von Farben (Sebhatu, Enquist, 2007),
die Elektroindustrie (Russo, 2009) sowie das verarbeitende Gewerbe (Melnyk, et al.,
2003).
Auch wurden die Daten für die Studien, wie bereits gezeigt wurde, zu jeweils unter-
schiedlichen Zeitpunkten bzw. Zeiträumen erhoben.
Der letzte zentrale Unterscheidungspunkt liegt in der unterschiedlichen verwendeten
Methodik der verschiedenen Studien. Die Unterscheidung zwischen quantitativer und
qualitativer empirischer Forschung wurde bereits aufgezeigt. In der quantitativen
Forschung kann weiterhin einerseits zwischen Querschnitt- und Longitudinalstudien und
andererseits hinsichtlich der verwendeten Daten unterschieden werden.
39 Konkrete Angaben über die Größe der befragten Unternehmen werden in der Regel nicht gemacht.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
66
Herleitung der Forschungsfragen
Ein Problem bei der Beurteilung der Effektivität von ISO 14001 liegt in den immer noch
unklaren Zielen, die mit der Norm verbunden werden. Weder hat die Forschung zu den
Zielen von ISO 14001 ein klares Ergebnis geliefert, noch konnte in der Forschung zu den
Wirkungen von ISO 14001 ein einheitliches Zielverständnis identifiziert werden.
Eine positive Wirkung von ISO 14001 kann zwar kaum bezweifelt werden. Die zentrale
Frage lautet aber vielmehr, ob diese Wirkung ausreicht, um ISO 14001 als effektiven
Standard zu betrachten. Hier unterscheiden sich die Ansichten der einzelnen Forscher
teilweise deutlich. Es ist somit entscheidend für die weitere Forschung zur Effektivität
von ISO 14001 herauszufinden, welche Ziele mit ISO 14001 genau angestrebt werden
und welches Effektivitätsverständnis sich daraus ergibt. Ohne eine genaue Kenntnis der
Ziele von ISO 14001 können die bereits identifizierten Wirkungen nicht beurteilt werden.
Grundlegend für die weitere Forschung zur Effektivität von ISO 14001 ist es, die
Erwartungshaltung an den Standard näher zu untersuchen. Dementsprechend lautet die
erste Forschungsfrage:
Was wird genau unter Effektivität im Kontext von ISO 14001 verstanden? Welche Ziele
soll ISO 14001 erreichen?
Die bestehende Forschung zeigt auch, dass ISO 14001 oft kritisch gesehen wird. Dies gilt
für Arbeiten, die die Effektivität der Norm in Frage stellen, aber auch für Arbeiten, die
der Norm grundsätzlich positiv gegenüberstehen. Die vorliegende Arbeit strebt auch an,
diese Kritik aufzugreifen und Möglichkeiten zur Weiterentwicklungen aufzuzeigen, die
dazu beitragen können, die Effektivität von ISO 14001 weiter zu erhöhen. Daraus resul-
tiert die zweite Forschungsfrage dieser Arbeit:
Wie kann ISO 14001 weiterentwickelt werden, um die Effektivität des Standards zu
erhöhen?
Diese zweite Frage baut direkt auf der ersten Forschungsfrage auf. Nachdem das genaue
Effektivitätsverständnis herausgearbeitet wurde, kann vor diesem Hintergrund die
Effektivität von ISO 14001 auf Basis der bereits empirisch identifizierten Wirkungen
beurteilt werden. Dies ermöglicht wiederum eine Beurteilung der vorgetragenen
Kritikpunkte an ISO 14001. Darauf aufbauend können Vorschläge zur Weiter-
entwicklung von ISO 14001 formuliert werden.
3 Effektivität von ISO 14001 – Anspruch und Wirklichkeit
67
Diese Forschungsfragen sollen auf Basis des Neo-Institutionalismus, der die
erkenntnisleitende Theorie der Arbeit darstellt, beantwortet werden. Die Wahl dieser
Theorierichtung begründet sich wie folgt: Zum einen bietet sich der Neo-Institu-
tionalismus besonders für Phänomene an, die sich nicht mit rein ökonomischen Ansätzen
erklären lassen (vgl. Suddaby, 2010: 18). Gerade die starke Diffusion zertifizierter UMS
bei wirtschaftlichen Unternehmen in den letzten Jahren trotz insgesamt ungewisser
ökonomischer Vorteile deutet darauf hin, dass eine neo-institutionelle Analyse bei ISO
14001 angemessen ist. Gesellschaftlicher Druck könnte dazu geführt haben, dass Unter-
nehmen ISO 14001 unabhängig von der Effizienzwirkung der Norm implementieren.
Zum anderen adressiert der Neo-Institutionalismus stark die Rolle gesellschaftlicher Er-
wartungen an Staaten, Organisationen und auch an Normen. Somit könnte sich diese
Theorierichtung gerade für die Erforschung des Effektivitätsverständnisses von ISO
14001 anbieten.
Im nächsten Teil der Dissertation werden die Grundlagen des Neo-Institutionalismus vor-
gestellt. Ebenso soll die bereits erfolgte Forschung zu ISO 14001 auf Basis des Neo-
Institutionalismus diskutiert und vor diesem Hintergrund ein konzeptioneller Ansatz zur
Beantwortung der Forschungsfragen entwickelt werden.
68
II Ableitung eines konzeptionellen Ansatzes zur Beantwortung
der Forschungsfragen aus neo-institutioneller Perspektive
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
69
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
Der Neo-Institutionalismus stellt neben dem Population-Ecology-Ansatz einen der gegen-
wärtig bedeutendsten organisationstheoretischen Ansätze dar (vgl. Mizruchi, Fein, 1999:
678). In der vorliegenden Arbeit dient er als erkenntnisleitende Theorie. Die Grundlagen
des Neo-Institutionalismus sind Gegenstand von Kapitel 4. Darin werden außerdem die
zentralen Aussagen des Neo-Institutionalismus auf ISO 14001 bezogen. Vor diesem
Hintergrund soll in Kapitel 5 diskutiert werden, wie mit Hilfe des Neo-Institutionalismus
die Forschungsfragen beantwortet werden können.
4.1 Begriffliche Grundlagen
4.1.1 Definition des Begriffs „Neo-Institutionalismus“
Der Begriff „Neo-Institutionalismus“ setzt sich aus dem Präfix „Neo“ und aus „Institutio-
nalismus“ zusammen. „Neo“ verdeutlicht, dass sich der Neo-Institutionalismus als
Weiterentwicklung bestehender institutioneller Ansätze sieht (vgl. Senge, 2011: 12).
Diese werden mittlerweile als „alter Institutionalismus“ bezeichnet. Dem Neo-Institutio-
nalismus werden in der Regel alle Forschungsarbeiten zugeordnet, die sich auf die
grundlegenden Beiträge von Meyer und Rowan (1977), Zucker (1977) und DiMaggio
und Powell (1983) beziehen. Der Begriff „Institutionalismus“ bringt zum Ausdruck, dass
Institutionen bzw. institutionelle Regeln40 eine zentrale Rolle spielen. Institutionen
werden dabei als gesellschaftliche Erwartungen sowie Interpretationsschemata betrachtet
(vgl. Walgenbach, Meyer, 2008: 55).
In der Literatur wird vereinzelt zwischen soziologischem und ökonomischem Neo-Insti-
tutionalismus unterschieden (vgl. Prakash, 1999: 324, Scott, 2008b: 89). Der ökonomi-
sche Neo-Institutionalismus, der im Wesentlichen der neuen Institutionenökonomik
entspricht (für einen Überblick siehe Ebers, Gotsch, 2006, Haase, 2000), ist hier nicht
Gegenstand der Analyse. Unter dem Begriff Neo-Institutionalismus wird im Folgenden
ausschließlich der soziologische Neo-Institutionalismus verstanden.
40 Die Begriffe Institution und institutionelle Regel werden in der Regel synonym verwendet.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
70
In den nächsten Abschnitten wird der Neo-Institutionalismus in die Organisationstheorie
eingeordnet und vor diesem Hintergrund zentrale Aussagen dieser Theorierichtung
abgeleitet.
4.1.2 Einordnung in die Organisationstheorie
Die Entwicklung des Neo-Institutionalismus soll vor dem Hintergrund einer Einordnung
dieser Theorierichtung in die Organisationstheorie skizziert werden. Dazu soll der Ansatz
von Miebach41 aufgegriffen werden, der einen Überblick über die aktuell wichtigsten
Theorierichtungen bietet (vgl. Miebach, 2007: 195-200). Die ausgewählten Theorien ent-
sprechen prinzipiell auch dem Ansatz von Kieser und Ebers (2006). Die übersichtliche
grafische Darstellung der Entwicklung der Organisationstheorie macht den Beitrag von
Miebach jedoch besonders anschaulich (vgl. Abbildung 9).
Abbildung 9: Organisationstheorien im Überblick
Quelle: Miebach, 2007: 195
41 Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, den Neo-Institutionalismus in die Organisations-theorie einzuordnen. Scott beispielsweise ordnet den Neo-Institutionalismus in den Kontext von Theorien ein, die die Rolle von Institutionen betonen (vgl. Scott, 2008b: 89).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
71
Der Neo-Institutionalismus wurde in den 1970er und 1980er Jahren aus den Arbeiten
zum „alten“ Institutionalismus (1950er und 1960er Jahre) und zum situativen Ansatz
(1960er und 1970er Jahre) heraus entwickelt (vgl. Miebach, 2007: 195, Walgenbach,
Meyer, 2008: 12). Aufgrund der engen Verbindung zum alten Institutionalismus sowie
dem situativen Ansatz soll der Neo-Institutionalismus vor allem durch eine systematische
Abgrenzung von diesen Theorien in die Organisationstheorie eingeordnet und daraus
bereits wesentliche Kernaussagen abgeleitet werden.
Alter Institutionalismus
Der Begriff „alter Institutionalismus“ – als Vorgänger des Neo-Institutionalismus – wird
primär auf die Forschungsarbeiten von Stichombe (1965), Selznick (1949), Gouldner
(1954), Merton (1968), Blau und Scott (1962) und Parsons (1965) angwendet, die als
Hauptvertreter dieser Richtung gelten. Die Präzisierung „alt“ stellt somit keinen Bezug zu
klassischen Beiträgen in der Soziologie her, die ebenfalls die Bedeutung von Institutionen
betonen. Wichtige Beispiele sind dafür die Arbeiten von Durkheim oder Weber (vgl.
Scott, 2008b: 13).
Der alte Institutionalismus bezieht sich als wesentlicher Beitrag zur Soziologie zum
ersten Mal primär auf Organisationen (vgl. Senge, 2011: 12). Insbesondere der
Zusammenhang zwischen Organisationen und der sie umgebenden Umwelt war Gegen-
stand der Forschung (vgl. Senge, 2011: 12). So wurde einerseits untersucht, inwiefern
interne Strukturen von Organisationen als Ergebnis gesellschaftlicher Anforderungen
interpretiert werden können, und andererseits, wie Organisationen auf die sie umgebende
Umwelt wirken (vgl. Senge, 2011: 14)42. In der vorliegenden Arbeit dient der Rückgriff
auf den alten Institutionalismus dazu, die Entwicklung und die Kernideen des Neo-Insti-
tutionalismus durch gezielte Abgrenzung hervorzuheben. Dementsprechend werden im
Folgenden nur diejenigen Aspekte aufgegriffen, die für ein besseres Verständnis des Neo-
Institutionalismus relevant erscheinen.
Ein wesentliches Charakteristikum des alten Institutionalismus ist die Fokussierung auf
die einzelne Organisation. Selznick betrachtet beispielsweise in seiner für den alten Insti-
tutionalismus typischen Arbeit nur die Tennessee Valley Authority (TVA) und bezieht
42 Einen umfassenden Überblick zum alten Institutionalismus stellt Scott bereit (vgl. Scott, 2008b: 20-26)
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
72
explizit keine weiteren Organisationen in die Analyse mit ein (Selznick, 1949). Der Neo-
Institutionalismus verfügt hingegen über einen anderen Schwerpunkt: Er betrachtet einer-
seits sog. organisationale Felder43, d. h. Gruppen von Organisationen, und erforscht
andererseits die world polity, die die Wirkung globaler, insbesondere westlicher Werte
untersucht (vgl. Walgenbach, Meyer, 2008: 12).
Ein zweites Unterscheidungsmerkmal bezieht sich auf das Institutionenverständnis. Im
alten Institutionalismus tritt die normative Seite von Institutionen in den Vordergrund.
Auch bei Selznick stehen gesellschaftliche Werte im Fokus, aus denen sich Ziele der
TVA und die Autorität von Akteuren ableiten lassen (vgl. Selznick, 1949: 262-264,
Senge, 2011: 12). Im Neo-Institutionalismus wird dagegen tendenziell die kognitive Seite
von Institutionen betont. Institutionen werden als „selbstverständlich“ betrachtet und teil-
weise nicht mehr als Regel wahrgenommen. Diese Schwerpunktsetzung führt auch zu
einer eher geringen Bedeutung von Akteuren (vgl. Walgenbach, Meyer, 2008: 12).
Ein dritter wichtiger Unterschied zwischen altem und Neo-Institutionalismus liegt in der
Rolle, die Akteuren zugewiesen wird. Während im alten Institutionalismus aktive,
bewusst handelnde Akteure auftreten, werden im Neo-Institutionalismus primär institu-
tionalisierte Regeln und Erwartungen betrachtet, denen Akteure ohne die Möglichkeit,
bewusst selbstständig zu handeln, folgen. Sie werden somit als passiv betrachtet (vgl.
Walgenbach, Meyer, 2008: 12). Selznick analysiert dagegen in seiner Studie zur TVA
auch die Rolle von Koalitionsbildungen und deren Auswirkungen auf die Legitimität und
die Ziele einer Organisation (vgl. Selznick, 1949, Senge, 2011: 12).
Die Unterschiede zwischen altem und Neo-Institutionalismus sind jedoch nur gradueller
Natur und kommen weniger in grundlegenden Gegensätzen denn in unterschiedlichen
Schwerpunkten zum Ausdruck (vgl. Selznick, 1996: 275-276, Walgenbach, Meyer, 2008:
12). Darüber hinaus stellt der Neo-Institutionalismus eine relativ heterogene Forschungs-
richtung dar, in der auch einzelne Organisationen, Akteure sowie unterschiedliche Sicht-
weisen auf Institutionen ihren Platz gefunden haben. Das Selbstverständnis des Neo-
Institutionalismus beruht aber auf der bewussten Abgrenzung vom alten Institutiona-
43 Der Begriff „organisationales Feld“ wird an späterer Stelle genauer vorgestellt. Grundsätzlich werden Gruppen von Organisationen, die mit einer ähnlichen institutionellen Umwelt konfrontiert sind, als organisationales Feld bezeichnet.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
73
lismus (vgl. Selznick, 1996: 275). Eine scharfe analytische Unterscheidung ist somit
sinnvoll, um eine spezifisch neo-institutionelle Sichtweise einnehmen zu können.
Situativer Ansatz
Der situative Ansatz stellt die zweite Theorierichtung dar, auf die die sich der Neo-
Institutionalismus bezieht. Der Kern dieser Theorie kann folgendermaßen zusammenge-
fasst werden: Es gibt keine universell effiziente Organisationsstruktur, sondern die
formale Struktur muss an den situativen Kontext angepasst werden (vgl. Donaldson,
2001: 1, Kieser, 2006: 215). Es muss also ein Fit zwischen der Organisationsstruktur und
dem situativen Kontext hergestellt werden. Wesentliche situative Einflussfaktoren sind
die Umwelt (Burns, Stalker, 1961), die Organisationsgröße (Child, 1975) und die
Strategie einer Organisation (Chandler, 1962)44.
Während im situativen Ansatz die Organisationsstruktur von den situativen Faktoren und
dabei insbesondere der Umwelt einer Organisation abhängig ist, hängt auch die formale
Organisationsstruktur im Neo-Institutionalismus von der Umwelt einer Organisation ab
(vgl. Walgenbach, Meyer, 2008: 11). Dies erweist sich als zentrale Gemeinsamkeit
zwischen dem Neo-Institutionalismus und dem situativen Ansatz.
Der Neo-Institutionalismus interpretiert den Einflussfaktor „Umwelt“ jedoch anders.
Während im situativen Ansatz ein Fit mit der Umwelt die „Effizienz der Arbeits- und
Tauschprozesse“ (Walgenbach, Meyer, 2008: 12) einer Organisation adressiert, steht im
Neo-Institutionalismus Legitimität im Vordergrund: Eine Organisation hält institutionelle
Regeln aus ihrer Umwelt ein, um Legitimität zu erhalten.
4.1.3 Kernaussagen des Neo-Institutionalismus
Durch die Abgrenzung des Neo-Institutionalismus vom alten Institutionalismus und
situativen Ansatz konnten zentrale Charakteristika dieser Theorierichtung identifiziert
werden.
Institutionen, verstanden als gesellschaftliche und kulturelle Regeln, spielen eine zentra-
le Rolle. Organisationen greifen diese Institutionen auf, um Legitimität zu erhalten.
44 Einen umfassenden Überblick zum situativen Ansatz bietet Donaldson (2001).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
74
Damit stellt Legitimität ein weiteres Kernkonzept des Neo-Institutionalismus dar.
Organisationen sind somit durch ihre institutionelle Umwelt geprägt. Dies führt dazu,
dass Organisationen, die mit ähnlichen Institutionen konfrontiert sind, sich immer ähn-
licher werden. Dieses Phänomen wird als Isomorphismus bezeichnet. Weiterhin ist es
möglich, dass Organisationen mit unterschiedlichen, sich widersprechenden Institutionen
konfrontiert sind oder dass die Einhaltung von Institutionen im Widerspruch zu
technischen Erfordernissen in einer Organisation steht. Dieses Problem kann durch die
Entkopplung der formalen Struktur von den realen täglichen Arbeitsabläufen gelöst
werden.
Im weiteren Verlauf des Kapitels werden zunächst die genannten Kernkonzepte – Institu-
tionen, Legitimität, Isomorphismus und Entkopplung – näher vorgestellt. Zunächst
werden jeweils die konzeptionellen Grundlagen beschrieben und anschließend auf ISO
14001 und die Forschungsfragen angewendet. Durch den Bezug auf ISO 14001 und die
Forschungsfragen dieser Arbeit soll die Komplexität des Neo-Institutionalismus, der in
sich recht heterogen strukturiert ist, auf die für die Arbeit wesentlichen Aspekte reduziert
werden.
4.2 Kernkonzepte im Neo-Institutionalismus
4.2.1 Institutionen bzw. institutionelle Regeln
4.2.1.1 Begriffsklärung
Institutionen spielen eine zentrale Rolle im Neo-Institutionalismus und sollen an dieser
Stelle ausführlich vorgestellt werden. Im Neo-Institutionalismus wird mit dem Begriff der
„Institution“ sehr offen umgegangen. In der Forschung wird die Entstehung und Wirkung
unterschiedlichster Institutionen untersucht. Es werden „stets neue Institutionen mit stets
neuen organisationalen Veränderungen in Korrelation“ (Senge, 2011: 89) gesetzt.
Beispiele für Institutionen sind der „Qualitätsmanagementstandard ISO 9000“
(Walgenbach, 2000), „allgemeine Werte“ (Meyer, Rowan, 1977), „Organisationen“
(Zucker, 1977) oder „Professionen“ (Leicht, FennelI, 2008), der „Staat“ (Dobbin, 1994)
oder auch „westliche kulturelle Werte“ (Meyer, 2005). Diese ersten Beispiele zeigen
bereits, dass der Institutionenbegriff in der Forschung in der Regel relativ weit gefasst
wird.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
75
Eine Begriffsbestimmung bzw. eine Definition des Begriffs „Institution“ muss dement-
sprechend der Heterogenität in der Forschung gerecht werden und die Facetten der unter-
schiedlichen erforschten Institutionen abdecken. Scott hat 1995 vorgeschlagen, Institutio-
nen anhand von drei Säulen zu klassifizieren: Dies sind eine regulative, eine normative
und eine kulturell-kognitive Säule (vgl. Scott, 2008b: 50-59). Es handelt sich zwar um
keine Definition von „Institution“ im eigentlichen Sinne, da der Ansatz primär die ver-
schiedenen Eigenschaften von Institutionen systematisiert. Aufgrund der Heterogenität
bestehender Definitionen in der Forschung erscheint die Nutzung einer Systematik, die
die wesentlichen Charakteristika von Institutionen enthält, anstatt einer Definition jedoch
sinnvoll (vgl. Senge, 2011: 84).
Das Modell von Scott erscheint dazu eine angemessene Wahl45. Einerseits greift Scott in
seiner umfassenden Darstellung von Institutionen auf die Arbeiten von Jepperson (1991)
und Suchman (1995) zurück. Damit führt er unterschiedliche Richtungen des Neo-Insti-
tutionalismus innerhalb eines Ansatzes zusammen. Außerdem hat sich der Ansatz in den
letzten Jahren als dominantes Konzept zur Charakterisierung von Institutionen
durchgesetzt (vgl. Senge, 2011: 84, Walgenbach, Meyer, 2008: 57). Im Folgenden soll
der Ansatz kurz vorgestellt werden:
Die regulative Säule von Institutionen bezieht sich auf explizit formulierte Regeln wie
z. B. Gesetze. Die Einhaltung dieser Institutionen erfolgt aufgrund von Zwang, da ein
Verstoß zu Sanktionen bzw. die Einhaltung zu Belohnungen führt (vgl. Scott, 2008b: 52-
54). Akteure halten Regeln ein, da es ihnen aufgrund eines Kosten-Nutzen-Kalküls sinn-
voll erscheint.
Die normative Säule bezieht sich auf Werte und Normen. Dabei werden wünschens-
werte Ziele, wie z. B. das Erzielen von Gewinnen in Unternehmen, und Mittel zu deren
Erreichung, wie z. B. das Leitbild der ehrbaren Kaufmanns, vorgegeben. Akteure orien-
tieren sich an normativen Institutionen weniger aus Zwang oder strategischen Über-
legungen, sondern aufgrund moralischer Überzeugungen. Sie fühlen sich den Werten und
Normen verpflichtet bzw. betrachten deren Beachtung als angemessen (vgl. Scott, 2008b:
54-56).
45 Einen umfassenden und aktuellen Überblick zu Institutionen und insbesondere unterschiedlichen Definitionen stellt Senge bereit (2011, S. 81-98).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
76
Die kognitiv-kulturelle Säule bezieht sich auf die Wahrnehmung der Wirklichkeit von
Akteuren. Kognitiv verankerte Institutionen definieren, wie Akteure Informationen aus
der Umwelt interpretieren. Die Risikoneigung bei wirtschaftlichen Entscheidungen mag
dafür ein Beispiel sein (vgl. Hofstede, 1991: 2-6). Die Einhaltung erfolgt dadurch, dass
die Institution als die natürliche, selbstverständliche Art und Weise betrachtet wird,
bestimmte Dinge zu tun oder bestimmte Ziele anzustreben (vgl. Scott, 2008b: 56-59).
Abbildung 10 fasst das Modell von Scott zusammen:
Abbildung 10: Drei-Säulen-Modell von Scott
Quelle: Scott, 2008: 52
Ein Bereich, der weitere Forschung erfordert, betrifft die Wechselwirkungen zwischen
den drei Säulen, da die Trennung lediglich analytischer Natur ist (vgl. Edelman,
Suchman, 1997: 507, Walgenbach, Meyer, 2008: 63). Dies gilt insbesondere, da die
kulturell-kognitive Säule als eine Oberkategorie interpretiert werden kann, unter der die
regulative und die normative Säule subsumiert werden können (vgl. Senge, 2011: 87).
Die regulative und normative Dimension von Institutionen kann als Ausprägung der
kulturell-kognitiven Dimension betrachtet werden. Die von Scott vorgenommene analy-
tische Trennung führt dazu, dass die Rolle unterschiedlicher Ebenen von Institutionen
teilweise vernachlässigt wird.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
77
4.2.1.2 Unterschiedliche Ebenen von Institutionen
Senge weist unter Bezugnahme auf Durkheim (1999) darauf hin, dass zwischen einer
Institution und dem durch die Institution hervorgerufenen Phänomen unterschieden
werden muss (vgl. Senge, 2011: 88). Als Beispiel führt sie die Institution „Ehe“ an, die
sich in unterschiedlichen beobachtbaren Phänomenen wie „Treue“, „Solidarität“ oder
„Gründung einer Familie“ ausdrücken kann. „Treue“ kann aber nicht nur als beobachtba-
re Ausprägung der Institution „Ehe“ interpretiert werden, sondern auch als selbstständige
Institution, die ihre eigenen beobachtbaren Handlungsmuster hervorbringt. Vor diesem
Hintergrund lassen sich unterschiedliche Ebenen von Institutionen identifizieren.
Diese Unterscheidung ist auch im Neo-Institutionalismus relevant und soll mit Hilfe von
Abbildung 11 erläutert werden. Die Abbildung fasst Kernaspekte der bereits erwähnten
world-polity-Forschung zusammen, die die Auswirkungen globaler, primär westlicher
Werte insbesondere auf Nationalstaaten untersucht.
Abbildung 11: Ebenen von Institutionen in der World-Polity-Forschung
Quelle: Meyer et al. 1997a: 144
Der linke Kasten umfasst die global rationalisierte institutionelle und kulturelle Ordnung.
Unter der globalen institutionellen Ordnung werden internationale bzw. globale Orga-
nisationen verstanden wie die UNO, die ISO oder die OECD (vgl. Meyer, et al., 2006:
260, Meyer, et al., 1997a: 163, Meyer, et al., 1997b: 623). Die kulturelle Ordnung wird
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
78
durch westliche Werte repräsentiert46 (vgl. Drori, et al., 2006: 14, Meyer, et al., 1997a:
148-150, Meyer, et al., 1997b: 623). Diese institutionelle und kulturelle Ordnung stellt
eine Institution dar, die sich auf die Politik von Nationalstaaten, Organisationen und
Verbänden sowie Individuen auswirkt; dies wird in der Abbildung durch die Pfeile zu den
Kästen auf der rechten Seite gekennzeichnet. Weiterhin zeigt die Abbildung, dass
Nationalstaaten auch als Institution betrachtet werden können, die auf Organisationen und
Verbände wirkt. Diese wiederum können als Institution betrachtet werden, deren Regeln
sich auf individueller Ebene zeigen (vgl. Hasse, Krücken, 2009: 45-48, Meyer, et al.,
1997a: 145-146 und 150-151). Somit existieren unterschiedliche Ebenen von Insti-
tutionen.
Diese Darstellung unterschiedlicher Ebenen von Institutionen soll am Beispiel der
Bildungspolitik veranschaulicht werden, das als Erfahrungsobjekt in der world-polity-
Forschung besondere Bedeutung hat. Aus neo-institutioneller Perspektive gibt es auf
globaler Ebene bestimmte Vorstellungen hinsichtlich „guter Bildung“ bzw. „guter
Bildungspolitik“, die von Organisationen wie der UN oder der OECD aufgegriffen
werden. Beispielsweise führt die OECD die PISA-Studien durch und vergleicht die
Leistung von Schülern in den einzelnen Mitgliedsländern oder analysiert die soziale
Durchlässigkeit des Bildungssystems (vgl. Hasse, Krücken, 2009: 247). Vor dem
Hintergrund dieser Studien werden dann Handlungsempfehlungen gegeben, die in den
einzelnen Staaten teilweise aktiv aufgegriffen werden und zu Änderungen der Politik
führen, die sich wiederum auf Organisationen wie z. B. Schulen auswirken und letztlich
auch Individuen beeinflussen. Auf diese Weise lässt sich z. B. eine zunehmende
weltweite Standardisierung von Lehrplänen beobachten (für eine ausführliche Diskussion
siehe: Meyer, 1994, Meyer, Ramirez, 2000).
Institutionen können somit eine duale Rolle einnehmen, da sie neben ihrer Rolle als Insti-
tution auch als ein durch eine andere Institution hervorgerufenes Phänomen interpretiert
werden können. Diese Sichtweise auf Institutionen ist auch für das Verständnis von ISO
14001 relevant.
46 Die Fokussierung auf westliche Werte geht im Wesentlichen auf John Meyer und die von ihm geprägte world-polity-Forschung zurück und kann nicht auf den Neo-Institutionalismus im Allgemeinen über-tragen werden (vgl. Hasse, Krücken, 2009: 242).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
79
4.2.1.3 ISO 14001 und institutionelle Kräfte nach Djelic/Sahlin-Andersson
Die Norm ISO 14001 lässt sich ebenfalls als Institution interpretieren. Demzufolge beein-
flusst ISO 14001 die Ausgestaltung von Organisationen, die z. B. den Standard nutzen
oder entsprechende Dienstleistungen zu ISO 14001 anbieten, und das Verhalten von Indi-
viduen, z. B. als Mitglieder einer Organisation. Diese Sichtweise wird in zahlreichen
Studien vertreten, die insbesondere im Rahmen der Forschung zur Isomorphismus und
Entkopplung diskutiert werden47.
ISO 14001 kann jedoch gleichzeitig als Ausprägung von Institutionen, die dem Standard
übergeordnet sind, interpretiert werden. Einen Ansatz zu Institutionen, die die Charak-
teristika angemessener Standards betreffen, stellen Djelic und Sahlin-Andersson (2006a)
vor. Ihr Ansatz bezieht sich auf alle Arten transnationaler Regulierung, also auch auf
Standards (vgl. Djelic, Sahlin-Andersson, 2006b: 5-6). Sie untersuchen dazu die
Zusammenhänge zwischen Institutionen, die sie institutionelle Kräfte nennen, dem strate-
gischen Verhalten von Akteuren und der Rolle unterschiedlicher Politikebenen, wie trans-
national, national oder regional. Ihr Ziel ist es, die Entstehung, Entwicklung und
inhaltliche Ausgestaltung transnationaler Regulierung zu erklären; dies tun sie in enger
Anlehnung an die bereits angeführte world-polity-Forschung48 (vgl. Djelic, Sahlin-
Andersson, 2006b: 14-15) Ein zentrales Ergebnis lautet dabei, dass fünf institutionelle
Kräfte eine dominante Rolle spielen (vgl. Djelic, Sahlin-Andersson, 2006a: 382-383,
Sahlin, Wedlin, 2008: 234). Diese lauten „Scientization“, „Marketization“, „Moral
Rationalization“, „Democracy“ und „Formal Organization“. Die institutionellen Kräfte
bauen stark auf der in der world-polity-Forschung postulierten globalen, kulturellen
Ordnung auf. Die institutionellen Kräfte werden im Folgenden kurz einzeln vorgestellt:
1. Scientization
Die Kernaussage von Scientization lautet; „Science becomes a paradigmatic umbrella, in
terms of which every aspect of the universe can and should be interpreted and framed“
(Sahlin, Wedlin, 2008: 234). Wissenschaftliche Erkenntnisse legen fest, was überhaupt
47 Isomorphismus wird unter 4.2.3 und Entkopplung unter 4.2.4 vorgestellt. 48 Djelic/Sahlin-Andersson lassen sich dem skandinavischen Institutionalismus zuordnen, einer spezifi-
schen Ausprägung des Neo-Institutionalismus. Einen Überblick zum skandinavischen Institutionalismus geben Sahlin und Wedlin (2008).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
80
ein Problem darstellt und welche Mittel zweckmäßig sind, um es zu beheben. Wissen-
schaftlichkeit stellt damit ein Paradigma zur Interpretation der Welt dar (vgl. Drori,
Meyer, 2006: 43-46). Wichtige empirische Studien zu diesem Einflussfaktor sind die
bereits genannte Arbeit von Meyer et al. zur Herausbildung eines globalen Umwelt-
regimes (Meyer, et al., 1997b) sowie die Arbeit von Schofer und Meyer zur Diffusion
von Hochschulbildung (Schofer, Meyer, 2005). Insbesondere die weltweit zunehmende
akademische Ausbildung spielt eine wichtige Rolle. Sie führt zu einem global immer
größeren Anteil der Bevölkerung, der aufgrund einer ähnlichen Ausbildung über wissen-
schaftlich geprägte Bewertungsschemata verfügt (vgl. Drori, Meyer, 2006: 50).
Im Hinblick auf die inhaltliche Gestaltung von Standards führt dies zur Forderung, dass
die festgelegten Regeln wissenschaftlich fundiert sein sollen.
2. Marketization
Marketization – als zweite institutionelle Kraft – erklärt den Markt zum optimalen
Mechanismus zur Allokation von Ressourcen. In einer extremen Ausprägung dieser
Sichtweise wird sogar gefordert, dass die Marktlogik alle Lebensbereiche durchdringen
soll (vgl. Djelic, 2006b: 53, Sahlin, Wedlin, 2008: 234). Marketization wird speziell in
der empirischen Forschung intensiv untersucht. Aus ökonomischer und politikwissen-
schaftlicher Perspektive wird beispielsweise die Rolle des Staates betrachtet. Häufig
wurde im Sinne des „Konsens von Washington“ gefordert, staatlichen Einfluss zugunsten
einer stärker marktwirtschaftlichen Ordnung zu reduzieren (vgl. Djelic, 2006b: 70). Eine
kritische Sicht darauf gibt der Ökonom Stiglitz (2004). In der stärker betriebs-
wirtschaftlichen Forschung wurde verstärkte Marktorientierung in verschiedenen
Bereichen identifiziert, die in der Vergangenheit einer anderen Handlungslogik unter-
lagen. Ein Beispiel dafür sind die freien Berufe. Kuhlmann untersucht beispielsweise die
Integration von markt- bzw. betriebswirtschaftlichen Elementen im deutschen Gesund-
heitssystem (vgl. Kuhlmann, 2008: 243). Eine weitere Ausprägung stellt das New Public
Management dar, das eine an marktwirtschaftlichen Prinzipien orientierte Verwaltung
anstrebt (Hemsley-Brown, Oplatka, 2006, Rhodes, Mullins, 2009). Die Durchdringung
organisationaler Strukturen durch Marketization lässt sich auch bei NGOs beobachten
(Maguire, et al., 2004, Mowles, 2007). Professionelles Fundraising, Jahresberichte usw.
sollen NGOs eine verbesserte Wettbewerbssituation im Markt um Spenden oder
Aufmerksamkeit ermöglichen (vgl. Maguire, et al., 2004: 661).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
81
Marketization verlangt, dass legitime Standards mit einer marktwirtschaftlichen Ordnung
kompatibel sind bzw. diese auch unterstützen. Die Einhaltung von Standards soll z. B. zu
Wettbewerbsvorteilen führen.
3. Moral Rationalization
Boli wirft in seiner Arbeit zu Moral Rationalization unter anderem die Frage auf, ob auch
eine Globalisierung der moralischen Werte zu beobachten ist. Insbesondere aus metho-
dischen Gründen ist diese Frage bis jetzt kaum empirisch zu beantworten (vgl. Boli,
2006: 95)49. Daher wird an dieser Stelle eine rein konzeptionelle Herangehensweise
gewählt.
Ein wesentliches Ergebnis von Bolis Arbeit lautet, dass transnationale Regeln und damit
auch Standards rational begründete Kriterien festlegen sollen, die eine Bewertung von
Individuen und Organisationen ermöglichen sollen. Dabei kann zwischen „tugendhaftem
Verhalten“ (virtue) und „herausragenden Leistungen“ (virtuosity) unterschieden werden
(vgl. Sahlin, Wedlin, 2008: 234). Als ein Ergebnis der Arbeit zeigt Boli unterschiedliche
Möglichkeiten für rationalisierte normative Bewertungen einer Organisation auf. Durch
Zertifikate, Auszeichnungen oder das Üben von Kritik kann beispielsweise eine Überein-
stimmung mit gesellschaftlichen Werten ausgedrückt werden (vgl. Boli, 2006: 109).
Beispiele für Auszeichnungen sind die Mitgliedschaft in Gruppen (wie dem Dow Jones
Sustainability Index) oder die Auszeichnung mit einem Preis (wie dem Preis für Unter-
nehmensethik des DNWE). Als Beispiel für Zertifizierung wird immer wieder die Rolle
von ISO 14001 betont (vgl. Boli, 2006: 107, 108, 110, 112).
4. Formal Organization
Formal Organization besagt, dass Ziele am besten im Rahmen einer formalen Organisa-
tionsstruktur erreicht werden (vgl. Sahlin, Wedlin, 2008: 234). Dies kann zwei unter-
schiedliche Ausprägungen annehmen.
49 Die empirische Fundierung dieser institutionellen Kraft ist weniger stark ausgeprägt als bei den vorhergehenden institutionellen Kräften. In der world-polity-Forschung wird moral rationalization jedoch immer wieder adressiert (vgl. Meyer, 2007: 264, Meyer, et al., 1997a: 148).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
82
Auf der einen Seite beschreibt Formal Organization den organisatorischen Kontext, in
dem legitime transnationale Regeln ausgearbeitet werden. Die Legitimität eines
Standards hängt in dieser Perspektive auch vom Prozess der Standardisierung ab (vgl.
Botzem, Dobusch, 2012: 737). Die Entwicklung von Standards im Rahmen von Meta-
Organisationen50 wird dabei befürwortet (vgl. Ahrne, Brunsson, 2006: 86-87).
Verhandlungen im Rahmen von Meta-Organisationen sind häufig konsensorientiert.
Entscheidungen werden dabei weniger durch die Zustimmung einer Mehrheit getroffen,
sondern durch einen allgemeinen Konsens, der sich im Zuge der Verhandlungen
herausbildet (vgl. Ahrne, Brunsson, 2006: 82-92).
Auf der anderen Seite umfasst Formal Organization die inhaltliche Anforderung, Regeln
so zu setzen, dass sich deren Einhaltung in der formalen Struktur einer Organisation
widerspiegelt (vgl. Sahlin, Wedlin, 2008: 234). Damit soll eine externe Überwachung der
Einhaltung ermöglicht werden (Power, 2002, 2007). Hier zeigt sich eine enge Ver-
bindung zu Moral Rationalization. Standards sollen formale Strukturen schaffen, die eine
externe Bewertung einer Organisation ermöglichen.
5. Democracy
Democracy stellt die fünfte institutionelle Kraft dar. Transnationale Regeln sollen in
einem demokratischen Prozess entwickelt werden (vgl. Sahlin, Wedlin, 2008: 234). Auf
globaler Ebene existiert keine demokratische Institution, die eine mit einem Nationalstaat
vergleichbare Legitimität zur Regelsetzung hat. Auch sind die Mechanismen für die
demokratische Ordnung eines Nationalstaates nur schwer auf die globale Ebene übertrag-
bar. Dementsprechend müssen neue Formen eines demokratischen Prozesses entwickelt
werden. Mörth weist dazu auf die Möglichkeiten deliberativer Demokratie51 hin (vgl.
Mörth, 2006: 123). Empirisch wurde diese institutionelle Kraft insbesondere in politik-
wissenschaftlichen Arbeiten zur Regelsetzung in der Europäischen Union und anderen
internationalen Organisationen untersucht (vgl. Mörth, 2004: 127-133).
50 Als Meta-Organisation wird eine Organisation bezeichnet, die keine Individuen, sondern andere Organisationen als Mitglieder hat. Beispiele dafür sind die ISO, die FIFA oder die WTO.
51 Mörth geht in ihrem Beitrag nicht näher auf unterschiedliche Richtungen in der Forschung zur delibera-tiven Demokratie ein. Für einen umfassenden und aktuellen Überblick zur deliberativen Demokratie sei auf die Arbeit von Hoffmann (2012) verwiesen.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
83
Nach der Darstellung der unterschiedlichen Ebenen von Institutionen und deren Wechsel-
wirkungen ist die Frage, in welchem Zusammenhang ISO 14001 mit den institutionellen
Kräften nach Djelic und Sahlin-Andersson steht, jedoch noch nicht beantwortet. Dabei
lässt sich der Zusammenhang über den Aspekt der Legitimität konstruieren: ISO 14001
erhält Legitimität, indem sich der Standard an übergeordneten institutionellen Kräften
orientiert. Dieser Zusammenhang wird im nächsten Abschnitt besprochen.
4.2.2 Legitimität und Legitimierung von Managementstandards
Begriffsklärung
Neben Institutionen spielt das Konzept der Legitimität im Neo-Institutionalismus eine
zentrale Rolle. Während Institutionen die gesellschaftlichen Einflüsse auf die Ziele und
die formale Struktur von Organisationen widerspiegeln, erklärt Legitimität, warum diese
Einflüsse von Organisationen aufgenommen werden. In der Kontingenztheorie werden
Einflüsse der Umwelt aus technischen bzw. Effizienzgründen übernommen werden, im
Neo-Institutionalismus dagegen steht der Erwerb von Legitimität im Vordergrund. Im
folgenden Abschnitt soll dargestellt werden, was unter Legitimität genau verstanden wird
und wie sich Managementstandards durch die Orientierung an übergeordneten Insti-
tutionen legitimieren können.
Bereits in den ersten, den Neo-Institutionalismus etablierenden Beiträgen wurde der
Legitimität eine zentrale Rolle zugewiesen (vgl. DiMaggio, Powell, 1983: 150, Meyer,
Rowan, 1977: 340, Zucker, 1977: 740). Das Konzept der Legitimität wird in der Literatur
auf teilweise sehr unterschiedliche Weise betrachtet. Einen aktuellen Überblick zum
Forschungsstand zu Legitimität stellen beispielsweise Deephouse und Suchman (2008)
bereit. Trotz des Verweises auf aktuellere Arbeiten, wie z. B. von Deephouse (1996),
Lounsbury und Glynn (2001) oder Zimmerman und Zeitz (2002), betonen die Autoren in
ihrem Überblick die zentralen Beiträge von Suchmann (1995) und Scott (1995), die Legi-
timität jeweils anhand von drei Säulen erklären. Beide Ansätze sind in ihrem Kern sehr
ähnlich. Da jedoch für den weiteren Verlauf der Arbeit der Ansatz von Suchman in der
relevanten Forschungsliteratur maßgeblich ist, dient dieser als Grundlage zur Charak-
terisierung von Legitimität.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
84
Die Bedeutung der Arbeit von Suchman wird auch dadurch unterstrichen, dass Scott für
seinen eigenen Ansatz auf die Definition von Suchman zurückgreift (vgl. Scott, 2008b:
59):
Legitimacy is a generalized perception or assumption that the actions of an entity are desirable, proper, or appropriate within some socially constructed system of norms, values, beliefs, and definitions. (Suchman, 1995: 574)
Zentrale Eigenschaften von Legitimität sind somit die allgemeine Wahrnehmung bzw.
Beurteilung einer Organisation, dass deren Handlungen wünschenswert, richtig und ange-
messen sind. Die Beurteilung erfolgt auf Basis sozial konstruierter Normen, Werte und
Glaubensvorstellungen (vgl. Walgenbach, Meyer, 2008: 64).
Dimensionen von Legitimität
In Anlehnung an DiMaggio und Powell (1983) unterscheidet Suchman (1995) drei
Dimensionen von Legitimität.
Die erste Dimension bildet die pragmatische Legitimität, die der regulativen Legitimität
bei Scott entspricht. Bei dieser Form wird Legitimität primär durch die Konformität mit
Regeln, wie z. B. mit Gesetzen, erreicht. Sie bezieht sich folglich auf die regulative Säule
im Institutionenkonzept von Scott. Die Einhaltung der Regeln ist dabei zweckrational, da
mit der Einhaltung bestimmte Belohnungen erreicht oder zumindest Sanktionen
vermieden werden sollen (vgl. Suchman, 1995: 578-579).
Moralische Legitimität bezieht sich auf die Angemessenheit von Werten und Normen.
Legitimität wird dabei verliehen, wenn die Ziele und Handlungen von Organisationen mit
anerkannten Werten und Normen übereinstimmen (vgl. Suchman, 1995: 579). Diese
Form entspricht der normativen Legitimität nach Scott sowie der normativen Säule von
Institutionen (vgl. Scott, 2008b: 61).
Kognitive Legitimität bildet die dritte Dimension. Sie entspricht der kulturell-kognitiven
Legitimität bei Scott. Diese Dimension, betrifft die Einhaltung unhinterfragter Selbst-
verständlichkeiten und bezieht sich auf die Verständlichkeit und Nachvollziehbarkeit
organisationaler Ziele und Handlungen (vgl. Suchman, 1995: 582-583). Im Ansatz von
Scott entspricht sie der kulturell-kognitiven Säule von Institutionen.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
85
Bedeutung von Legitimität
Im Neo-Institutionalismus wird Legitimität als zentraler Überlebensfaktor für Organisa-
tionen betrachtet (vgl. Meyer, Rowan, 1977: 349, Walgenbach, Meyer, 2008: 63). Orga-
nisationen, die über keine oder wenig Legitimität verfügen, werden als unnötig oder
sogar schädlich betrachtet und haben dementsprechend Schwierigkeiten, sich Zugang zu
relevanten Ressourcen, wie z. B. Kapital oder Mitarbeitern, zu verschaffen oder
Abnehmer für ihre Produkte zu finden. Diese Bedeutung von Legitimität wird in ver-
schiedenen Arbeiten empirisch erforscht:
Rao (1994) untersucht beispielsweise, wie Reputation im Rahmen eines Legitimierungs-
prozesses sozial konstruiert wird. Er zeigt, dass erhöhte Legitimität einen zentralen
Einflussfaktor für das Überleben bzw. den Erfolg einer Organisation darstellt (vgl. Rao,
1994: 29). Eine weitere empirische Studie, die die Verbindung zwischen Legitimität und
der Überlebenswahrscheinlichkeit einer Organisation herstellt, stammt von Rueff und
Scott. Sie untersuchen die Überlebenswahrscheinlichkeit von Krankenhäusern in
Abhängigkeit von ihrer Legitimität (vgl. Ruef, Scott, 1998: 877). Zuckerman zeigt in
ihrer Studie zum Zusammenhang von Aktienkurs und der Bewertung eines Unter-
nehmens durch spezialisierte Analysten mögliche Kosten von Illegitimität auf (vgl.
Zuckerman, 1999: 1428-1429). Pollock und Rindova leisten in ihrer Studie zur Rolle von
Informationen bei Initial Public Offerings (IPO) einen Beitrag zum Verständnis von
Märkten als soziale Konstrukte und zeigen, dass die Berichterstattung von Medien die
Legitimität von Unternehmen beeinflusst und über diesen Transmissionsmechanismus
den Erfolg von IPOs beeinflusst (vgl. Pollock, Rindova, 2003: 640). Eine weitere
wichtige Studie in diesem Kontext wurde von Bansal und Clelland vorgelegt. Sie
untersuchen dabei die Auswirkungen von ökologischer Legitimität von Unternehmen auf
deren Börsenkurs (vgl. Bansal, Clelland, 2004: 93).
Legitimierung
Nachdem zunächst kurz erläutert wurde, was Legitimität ist und warum sie wichtig ist,
wird im nächsten Schritt Legitimierung, also der Aufbau von Legitimität, besprochen.
Einen Überblick zu unterschiedlichen Strategien stellt Suchman bereit (vgl. Suchman,
1995: 600). Er unterscheidet dabei zwischen dem Aufbau, der Erhaltung und dem
Wiederherstellen von Legitimität. Grundsätzlich spielt Kommunikation für eine erfolg-
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
86
reiche Legitimierung eine zentrale Rolle. Legitimierung kann als Prozess verstanden
werden, in dem Akteure ihre Ziele und Handlungen begründen und erklären, um sie für
die jeweiligen Anspruchsgruppen nachvollziehbar, akzeptabel und gegebenenfalls unter-
stützenswert zu machen (vgl. Haack, et al., 2012: 836, Suchman, 1995: 586,
Walgenbach, Meyer, 2008: 67).
Eine Möglichkeit der Legitimierung, die in der Literatur bis jetzt kaum diskutiert wurde,
aber für die vorliegende Arbeit relevant ist, ist es, sich auf übergeordnete Institutionen zu
berufen (vgl. Beckert, 1999: 793, Süss, 2009: 146, Walgenbach, Meyer, 2008: 143). Eine
institutionelle Regel kann legitimiert werden, indem sie auf eine Institution einer über-
geordneten Ebene bezogen wird. Diese werden von Beckert als „meta-institution“ (1999:
793) oder von Zilber als „broad cultural frameworks“ (2006: 281) bezeichnet. Beispiele
für solche übergeordneten Institutionen sind der „Markt“ (Walgenbach, Meyer, 2008:
143) oder zentrale Institutionen der world-polity-Forschung wie „Wissenschaft“ oder
„formale Organisation“ (vgl. Beckert, 1999: 795).
Zwischen der Betrachtung von Institutionen auf unterschiedlichen Ebenen und der Legi-
timierung existieren folglich Verbindungen, die sich für die Analyse von Standards und
dementsprechend auch für ISO 14001 als relevant darstellen.
Legitimität und Legitimierung von Managementstandards
Während in der bisherigen Diskussion Standards primär als Quelle organisationaler Legi-
timität gesehen wurden (vgl. Bradley, MacRae, 2011, Mueller, et al., 2009, Walgenbach,
2000), wird im Folgenden gezeigt, dass auch Standards selbst Legitimität benötigen (vgl.
Deephouse, Suchman, 2008: 54).
Ein Managementstandard benötigt insbesondere Legitimität, da er auf eine freiwillige
Übernahme durch Organisationen angewiesen ist (vgl. Brunsson, 2000: 24, Jacobsson,
2000: 40). Eine Übereinstimmung mit Zielen, Prozessen und Strukturen, die als
gesellschaftlich wünschenswert und sinnvoll betrachtet werden, erhöht die Wahr-
scheinlichkeit, dass sich ein neuer Standard durchsetzt und in der Praxis entsprechende
Anwendung findet. Die Freiwilligkeit eines Standards führt auch zu Abhängigkeit von
gesellschaftlicher und politischer Unterstützung. Von politischer Seite könnte ein
Standard als verbindliches Recht übernommen werden und von gesellschaftlicher Seite
könnten Stakeholder aktiv darauf hinwirken, dass eine Organisation einen Standard
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
87
anwendet. Externe Unterstützung erlaubt damit den Aufbau von Sanktionsmöglichkeiten,
um die Übernahme und die „richtige“ Anwendung eines Standards sicherzustellen. Legi-
timität kann einen entscheidenden Beitrag dazu leisten, eine solche Unterstützung zu
erhalten (eine umfassende Darstellung bieten: Brunsson, Jacobsson, 2000a).
Es kann festgehalten werden, dass Standards auf Legitimität angewiesen sind und dass
durch eine Bezugnahme auf übergeordnete Institutionen, wie die im Ansatz von Djelic
und Sahlin-Andersson vorgestellten institutionellen Kräfte, Legitimität aufgebaut werden
kann.
Um die vorliegende Arbeit systematisch in den Forschungskontext „ISO 14001 und Neo-
Institutionalismus“ einzuordnen, werden in den nächsten beiden Abschnitten noch die
Kernkonzepte Entkopplung und Isomorphismus kurz vorgestellt. Dies erscheint not-
wendig, da beide Konzepte eine wichtige Stelle im Neo-Institutionalismus einnehmen
und bereits eine umfangreiche Forschungsliteratur zu ISO 14001 auf Basis von Ent-
kopplung und Isomorphismus existiert.
4.2.3 Isomorphismus – Grundlagen und Anwendung auf ISO 14001
Zusammenfassung der konzeptionellen Grundlagen
Isomorphismus ist ein weiteres zentrales Element im Neo-Institutionalismus. Die Kern-
idee besagt, dass Organisationen aufgrund institutioneller Einflüsse zunehmend ähnlicher
werden, da ähnliche Ziele, Verfahren und organisationale Strukturelemente übernommen
werden. Dies geht bereits aus den für den Neo-Institutionalismus grundlegenden Neo-
Institutionalismus Beiträgen hervor (vgl. DiMaggio, Powell, 1983: 143, Meyer, Rowan,
1977: 340).
Die Erforschung von Isomorphismus spielt nicht nur im Neo-Institutionalismus eine
große Rolle, sondern auch in weiteren Theorierichtungen (vgl. Boxenbaum, Jonsson,
2008: 79-80). Bereits Max Weber hat den Begriff des „stahlharten Gehäuses“ (engl. iron
cage) in Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus eingeführt (vgl.
Weber, 2006: 153-154), um zum Ausdruck zu bringen, dass sich durch die Wirkung von
Rationalität Organisationen immer ähnlicher werden (vgl. DiMaggio, Powell, 1983: 147).
Weitere relevante Theorien, die sich mit Isomorphismus beschäftigen, sind z. B. der
Population-Ecology-Ansatz (einen Überblick dazu bieten: Kieser, Woywode, 2001).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
88
Durch natürliche Auslese überleben diejenigen Organisationen, die am besten an die
Umwelt angepasst sind. Als Folge eines solchen Prozesses entstehen isomorphe Gruppen
von Organisationen (vgl. Boxenbaum, Jonsson, 2008: 80). Auch in der Kontingenztheorie
wird Isomorphismus thematisiert: Demnach bilden Organisationen in einer ähnlichen
Umwelt bzw. einem ähnlichen situativen Kontext ähnliche organisatorische Strukturen
aus, um die technischen Anforderungen erfüllen zu können.
Im Folgenden soll Isomorphismus lediglich aus neo-institutioneller Perspektive betrachtet
werden. Ausgangspunkt zur Analyse von Isomorphismus ist in der Regel die relevante
Umwelt, da nicht alle Organisationen eine isomorphe Entwicklung zeigen, sondern nur
solche, die ähnlichen institutionellen Einflüssen ausgesetzt sind. Eine solche relevante
Umwelt wird als organisationales Feld bezeichnet. Dies kann einerseits eine Gruppe von
Organisationen sein, die voneinander abhängig sind, wie Zulieferer, Abnehmer, Regu-
lierungsstellen sowie Konkurrenten (vgl. DiMaggio, Powell, 1983: 148), oder auch alle
Organisationen, die sich mit einem bestimmten Thema beschäftigen (vgl. Hoffman, 1999:
352)52.
Innerhalb eines solchen organisationalen Feldes findet aufgrund institutionellen Drucks
eine Strukturanpassung statt, die dazu führt, dass die einzelnen Organisationen sich
immer ähnlicher werden. Eine solche Angleichung kann durch „Zwang“, „mimetische
Prozesse“ oder „normativen Druck“ entstehen (vgl. DiMaggio, Powell, 1983: 150). In der
Forschung werden jedoch unterschiedlichste Einflussfaktoren genannt. Dies führt
vereinzelt zum Vorwurf der „Beliebigkeit“ (Senge, 2011: 89). Boiral weist beispielsweise
in seiner Studie zur Übernahme von ISO 9000 in kanadischen Unternehmen nach, wie
institutioneller Druck eine isomorphe Wirkung entfalten kann (vgl. Boiral, 2003: 720).
Auch die Gründung von Umweltministerien in Nationalstaaten kann als Beispiel für
zunehmenden Isomorphismus herangezogen werden (vgl. Meyer, et al., 1997b: 625)53.
Die aktuelle Forschung fragt insbesondere danach, welche Elemente einer Organisation
innerhalb eines organisationalen Feldes ähnlicher werden, in welchem Verhältnis die
Dimensionen „Zwang“, „mimetische Prozesse“ und „normativer Druck“ zueinander
52 Der aktuelle Forschungsstand zu organisationalen Feldern wird bei Walgenbach und Meyer (2008: 71-81) umfassend dargestellt.
53 Dieses Beispiel wurde bereits kurz im Rahmen der historischen Entwicklung von ISO 14001 angeführt (vgl. Abbildung 3).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
89
stehen und wie bzw. ob Isomorphismus auch in heterogenen organisationalen Feldern
beobachtbar ist (vgl. Boxenbaum, Jonsson, 2008: 82-84).
Kritisch müssen in diesem Kontext Diffusionsstudien betrachtet werden. Diese unter-
suchen, wie sich einzelne Strukturelemente verbreiten; daraus ziehen sie Rückschlüsse
auf zunehmenden Isomorphismus oder auf den Grad der Institutionalisierung eines
Strukturelements. Empirisch lässt sich ein solcher Kausalzusammenhang jedoch häufig
nicht nachweisen (vgl. Boxenbaum, Jonsson, 2008: 89). Dabei hängt die Wahrnehmung
einer isomorphen Entwicklung auch stark von der Betrachtungsperspektive einer Orga-
nisation ab. Keine Organisation gleicht bei detaillierter Analyse exakt einer anderen.
Werden Organisationen allgemein bzw. oberflächlich verglichen, kann Isomorphismus
leichter beobachtet werden (vgl. Kondra, Hinings, 1998: 745, Scott, 1994: 214). Quanti-
tative Studien stehen der Isomorphismus-These somit tendenziell positiver gegenüber.
Ausgewählte empirische Forschung zu Isomorphismus soll am Beispiel von ISO 14001
vorgestellt werden.
Forschung zu ISO 14001
Dohou-Renaud zeigt anhand von sechs explorativen Case Studies in französischen
Unternehmen, dass institutioneller Druck die Übernahme von ISO 14001 erklären kann
und zu Isomorphimus führt (vgl. Dohou-Renaud, 2009: 350-351). Sie vergleicht dabei, ob
primär technische, effizienzorientierte oder institutionelle Gründe für die Imple-
mentierung des Standards verantwortlich sind (vgl. Dohou-Renaud, 2009: 341). Obwohl
institutioneller Druck die ursprüngliche Motivation darstellte, werden die Anforderungen
von ISO 14001 durchwegs in die täglichen Arbeitsprozesse aufgenommen und erlauben
damit auch die Realisierung von Effizienzvorteilen (vgl. Dohou-Renaud, 2009: 359-360).
Die hohe Bedeutung institutioneller Einflussfaktoren wird auch von Jiang und Bansal
betont, die untersuchen, warum Unternehmen ISO 14001 implementieren (vgl. Ruihua
Joy, Bansal, 2003: 1047). In ihrer auf Basis der Grounded Theory in 16 kanadischen
Unternehmen durchgeführten Studie zeigt sich ebenfalls, dass institutionelle Einfluss-
faktoren eine bedeutende Rolle spielen und zu Isomorphismus führen (vgl. Ruihua Joy,
Bansal, 2003: 1051, 1052, 1056 und 1064).
Weitere Studien zu Isomorphismus stammen von Cordeiro et al., die das Verhältnis
unterschiedlicher Einflussfaktoren, wie Zwang, Mimikry oder normativen Druck er-
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
90
forschen (vgl. Cordeiro, et al., 2009: 1), von Russo, der im Rahmen einer ähnlichen
Fragestellung den Neo-Institutionalismus dem Resource-based View gegenüberstellt (vgl.
Russo, 2002: A1) sowie von Christmann und Taylor, die untersuchen, wie Direkt-
investitionen in Entwicklungsländern institutionellen Druck aufbauen, der zur
zunehmenden Implementierung von ISO 14001 in diesen Ländern und damit ebenfalls zu
Isomorphismus führt (vgl. Christmann, Taylor, 2001: 452).
Diffusionsstudien werden insbesondere von Delmas vorgelegt. Dies geschieht sowohl
konzeptionell (vgl. Delmas, 2002) als auch empirisch (vgl. Delmas, Montiel, 2008,
Delmas, Montes-Sancho, 2011). Delmas zeigt auf konzeptionelle Weise, wie unterschied-
liche nationale regulative, normative und kognitive Einflussfaktoren unterschiedliche
Diffusionsgeschwindigkeiten von ISO 14001 in einzelnen Nationalstaaten erklären
können (vgl. Delmas, 2002: 96 u. 114). Empirisch wird die Diffusion von ISO 14001 vor
dem Hintergrund wesentlicher Argumente aus der world-polity-Forschung analysiert (vgl.
Delmas, Montiel, 2008: 75-79). Das Zusammenwirken mit anderen Management-
standards weist dabei eine hohe Erklärungskraft für die Diffusion von ISO 14001 auf
(vgl. Delmas, Montiel, 2008: 65). Die Studie von Delmas und Montes-Sancho (2011)
wird im Rahmen der Institutionalisierung von ISO 14001, die diese Studie ebenfalls
adressiert, in Kapitel 5 vorgestellt.
Während die bisher vorgestellte Forschung relativ stark auf den Nachweis einer
homogenen Entwicklung unterschiedlicher Organisationen innerhalb eines organisa-
tionalen Feldes ausgerichtet war, gehen andere Studien darüber hinaus. Delmas und
Toffel untersuchen in ihrer konzeptionellen Arbeit, wie Akteure institutionellen Druck
aufbauen und auf diese Weise die Adoption von ISO 14001 fördern und damit
Isomorphismus erzeugen (vgl. Delmas, Toffel, 2004: 219). Empirisch zeigen Delmas und
Toffel in einer weiteren Studie vor dem Hintergrund einer Verbindung des Neo-Institu-
tionalismus mit dem „alten“ Institutionalismus, wie interne Unterschiede zwischen Unter-
nehmen innerhalb eines organisationalen Feldes dazu führen, dass institutionelle
Einflüsse unterschiedlich aufgenommen werden. Es findet also keine komplette Struktur-
angleichung statt, da Unterschiede zwischen den Unternehmen bestehen bleiben (vgl.
Delmas, Toffel, 2008: 1027 und 1049). Schaefer zeigt in ihrer longitudinalen Case-Study-
Analyse englischer Wasserversorger, dass die Bedeutung institutioneller Einflussfaktoren
relativ zu ökonomischen Faktoren im Laufe der Zeit zunimmt (vgl. Schaefer, 2007: 530-
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
91
531). Ihre Studie bestätigt somit ebenfalls die These einer isomorphen Entwicklung von
Unternehmen innerhalb eines organisationalen Feldes.
4.2.4 Entkopplung – Grundlagen und Anwendung auf ISO 14001
Konzeptionelle Grundlagen
Die Kernidee von Entkopplung lautet, dass Organisationen institutionelle Regeln unter
Umständen nur symbolisch adoptieren, indem sie die formale Organisationsstruktur zwar
an diese anpassen, die täglichen Aktivitäten der Organisation von einer solchen An-
passung aber nicht betroffen sind. Die nach außen sichtbare formale Struktur einer Orga-
nisation wird somit von den realen Abläufen entkoppelt (vgl. Meyer, Rowan, 1977: 340).
Dieses Konzept geht im Wesentlichen auf die grundlegende Arbeit von Meyer und
Rowan aus dem Jahr 1977 zurück54. Wichtig ist dabei die Abgrenzung der Entkopplung
vom Konzept der „losen Kopplung“ (loose coupling) (vgl. Orton, Weick, 1990, Weick,
1976, 1979). Während Entkopplung eine Trennung zwischen formaler Struktur und
tatsächlichen Aktivitäten vorsieht, verlangt lose Kopplung nur einen schwachen Zusam-
menhang zwischen formaler Struktur und konkreten Handlungen (vgl. Boxenbaum,
Jonsson, 2008: 81 u. 91).
Nach Meyer und Rowan ist Entkopplung notwendig, um das Überleben einer Orga-
nisation zu sichern, wenn technische Anforderungen an die effiziente Erfüllung der
Unternehmensziele mit institutionellen Anforderungen in Konflikt stehen oder wenn eine
Organisation mit sich widersprechenden institutionellen Anforderungen konfrontiert ist
(vgl. Meyer, Rowan, 1977: 355-356). Entkopplung bildet in solchen Situationen die
einzige Möglichkeit, dass eine Organisation weiterhin als legitim erscheint, ohne
beispielsweise technische Erfordernisse zu vernachlässigen. Die Möglichkeit von Ent-
kopplung besteht durch das Festlegen nicht eindeutiger Ziele, den Schutz formaler
Strukturen vor Überprüfung, die Koordination über informelle Kanäle und durch das
54 Die konzeptionellen Grundlagen zu Entkopplung haben sich seit 1977 kaum weiterentwickelt. Die Veröffentlichung von Meyer und Rowan bildet deswegen immer noch den maßgeblichen Beitrag zu diesem Konzept. Für einen aktuellen Überblick zur Forschung von Entkopplung wird auch auf Bromley und Powell (2012) verwiesen.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
92
Ersetzen kategorischer durch technische Zwecke55 (vgl. Meyer, Rowan, 1977: 357).
Entkopplung kann aufgrund einer Logik des Vertrauens und guten Glaubens von internen
und externen Stakeholdern aufrechterhalten werden. Interne Stakeholder müssen die
Bereitschaft zeigen, eine entkoppelte Struktur mitzutragen, und externe Stakeholder
müssen einer Organisation Glauben schenken und auf genaue Kontrollen verzichten (vgl.
Meyer, Rowan, 1977: 357-358)
Das Konzept der Entkopplung spielt zwar eine zentrale Rolle im Neo-Institutionalismus,
ist aber gleichzeitig umstritten. Beispielsweise wird bezweifelt, dass Entkopplung lang-
fristig aufrechterhalten werden kann. Es wird angenommen, dass auch eine symbolische
Adoption einer institutionellen Regel Eigendynamik entwickelt, wenn beispielsweise
Stellen neu mit Mitarbeitern besetzt werden, die auf eine echte Adoption eines Struktur-
elements hinwirken (vgl. Boxenbaum, Jonsson, 2008: 88, Sahlin, Wedlin, 2008: 221,
Walgenbach, Meyer, 2008: 82). Die Möglichkeit langfristiger Entkopplung wird jedoch
als realistischer betrachtet, wenn entkoppelte Strukturen nicht direkt mit dem Selbst-
verständnis von Organisationsmitgliedern in Widerspruch stehen. Ein Beispiel stellt die
oft nur symbolische Übernahme des Shareholder-Value-Gedankens in Deutschland dar
(vgl. Boxenbaum, Jonsson, 2008: 88, Fiss, Zajac, 2004: 501).
Obwohl Entkopplung eines der wichtigsten Konzepte des Neo-Institutionalismus dar-
stellt, ist es empirisch bislang wenig erforscht (vgl. Walgenbach, Meyer, 2008: 82). Dies
wird mit der stark quantitativen Ausrichtung empirischer Forschung im Neo-Institu-
tionalismus begründet. Die Erfassung von Entkopplung stellt sich bei einer solchen
methodischen Herangehensweise als schwierig dar. Ein in diesem Kontext interessantes
Beispiel ist die Studie zu Entkopplung bei ISO 9000 von Walgenbach (2001). Er zeigt,
dass Unternehmen, die den Qualitätsmanagementstandard ISO 9000 übernommen und
nach diesem zertifiziert sind, die entsprechenden Anforderungen teilweise nicht im
Alltagsgeschäft umsetzen. Die täglichen Arbeitsprozesse sind von den Anforderungen der
Norm entkoppelt (vgl. Walgenbach, 2001: 701). Auf diese Weise können Unternehmen
einerseits als moderne, qualitätsbewusste Organisationen erscheinen und andererseits
eventuelle technische Probleme, die mit einer tatsächlichen Implementierung von ISO
9000 einhergehen, vermeiden.
55 Meyer und Rowan führen hier Krankenhäuser als Beispiel an. Die Leistung von Krankenhäusern wird mit Hilfe von behandelten und nicht von geheilten Patienten bewertet.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
93
Ein weiteres Beispiel für Entkopplung bilden Staaten. Staaten wollen als moderne,
rationale Akteure erscheinen und adoptieren dementsprechende institutionelle An-
forderungen. Da die unterschiedlichen Anforderungen in tendenziell eklektischem
Verhältnis zueinander stehen, können Widersprüche und Inkonsistenzen zwischen den
einzelnen Anforderungen bestehen. Ebenfalls entsprechen die globalen institutionellen
Anforderungen an Staaten nicht immer den lokalen Bedürfnissen und Präferenzen (vgl.
Meyer, et al., 2005: 99-100). Nach Meyer et al. führt dies zu Entkopplung, da die
Einhaltung aller Anforderungen nicht möglich erscheint. Dies trifft insbesondere auf
Entwicklungs- und Schwellenländer zu, die nur über wenige Ressourcen verfügen (vgl.
Meyer, et al., 1997a: 156). Solche Staaten erklären offiziell ihre Übereinstimmung mit
institutionellen Anforderungen aus der world polity, erlassen entsprechende Gesetze und
weisen Zuständigkeiten in der Regierung bzw. Ministerien zu, verzichten aber darauf, die
Gesetze durchzusetzen oder den zuständigen Stellen die notwendigen Mittel zuzuweisen.
Diese Stellen beschäftigen sich dann häufig nicht mehr mit der tatsächlichen Umsetzung
der institutionellen Anforderungen, sondern arbeiten beispielsweise Pläne für die
zukünftige Umsetzung aus (vgl. Meyer, et al., 1997a: 157). Eine dauerhafte Entkopplung
zwischen offiziell verkündeten Zielen und tatsächlicher Politik ist in einer solchen
Situation möglich. Entkopplung wird sogar als einzige wirkungsvolle Möglichkeit
betrachtet, mit konfligierenden institutionellen Anforderungen umzugehen, ohne einen
Verlust an Legitimität zu erleiden (vgl. Meyer, et al., 2005: 100-101). Als Beispiele
können der Kampf gegen Korruption (Drori, 2006), die Durchsetzung transparenter
Buchführung (Jang, 2006) oder unternehmerische Verantwortung (Shanahan, Kahgram,
2006) herangezogen werden.
Entkopplung wird jedoch nicht ausschließlich negativ betrachtet, da nach John Meyer
widersprüchliche institutionelle Anforderungen auch zu einer dynamischen globalen
Entwicklung führen können (vgl. Meyer, et al., 2005: 127). Die Möglichkeiten einer
dauerhaften Entkopplung werden somit auch von entschiedenen Verfechtern des
Konzepts kritisch gesehen.
In der bestehenden Forschung wurde auch bereits untersucht, inwiefern sich Entkopplung
bei der Nutzung von ISO 14001 nachweisen lässt.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
94
Forschung zu ISO 14001
Mehrere Studien gehen der Frage nach, ob sich Entkopplung zwischen den
Anforderungen von ISO 14001 und den täglichen Arbeitsabläufen in zertifizierten Unter-
nehmen feststellen lässt. Entkopplung wird insbesondere in den Studien von Arvavind
und Christmann (2011), Christmann und Taylor (2006) und Boiral (2007a) bestätigt und
in der Studie von Dohou-Renaud (2009) widerlegt.
Die beiden Studien von Boiral (2007a) und Aravind und Christmann (2011) wurden
bereits im Kapitel 3.3.4.2 zur Wirksamkeit von ISO 14001 kurz vorgestellt. Die Studie
von Christmann und Taylor erforscht die Einhaltung der Anforderungen von ISO 14001
in Zulieferbetrieben sowohl aus neo-institutioneller als auch aus institutionenökonomi-
scher Perspektive (vgl. Christmann, Taylor, 2006: 865-867). Ein wesentliches Ergebnis
lautet, dass die Kunden besondere Verantwortung tragen, um Entkopplung zu verhindern
(vgl. Christmann, Taylor, 2006: 873-876).
Insgesamt ergibt sich kein einheitliches Bild hinsichtlich von Entkopplung bei ISO
14001. Die Studie von Aravind und Christmann differenziert z. B. nicht angemessen
zwischen ISO 14001 und ISO 14004 (vgl. Aravind, Christmann, 2011: 76 und 99). Ein
empirischer Nachweis von Entkopplung kann somit nicht sicher auf die Norm ISO 14001
zurückgeführt werden. Ebenso untersuchen Christmann und Taylor nicht schwer-
punktmäßig Entkopplung (vgl. Christmann, Taylor, 2006: 863). Die bereits unter
Isomorphismus angeführte Studie von Dohau-Renaud erklärt, dass in den betrachteten
Fallstudien keine Entkopplung beobachtet wurde (vgl. Dohou-Renaud, 2009: 359-360).
Den überzeugendsten Nachweis von Entkopplung bietet die Studie von Boiral. In den ins-
gesamt neun betrachteten Fallstudien konnte jedoch nur teilweise Entkopplung fest-
gestellt werden (vgl. Boiral, 2007a: 139). Dementsprechend bezeichnet Boiral das
beobachtete Phänomen auch als lose Kopplung im Sinne Weicks (1976) (vgl. Boiral,
2007a: 141).
In den vorhergehenden Abschnitten wurden das Organisationsverständnis sowie wesent-
liche Kernkonzepte des Neo-Institutionalismus vorgestellt. Institutionen wurden dabei bis
jetzt als gegeben betrachtet. Grundsätzlich sind jedoch auch Institutionen entstanden. Die
Frage nach der Entstehung und Weiterentwicklung von Institutionen wird im nächsten
Abschnitt diskutiert.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
95
4.3 Institutionalisierung und institutioneller Wandel
4.3.1 Bedeutung für den Neo-Institutionalismus
In den klassischen Beiträgen zum Neo-Institutionalismus wird die Existenz von
Institutionen in der Regel als gegeben betrachtet. Beispielsweise sind nach Meyer und
Rowan Institutionen „littered around the societal landscape“ (1977: 345). Die Forschung
konzentrierte sich im Wesentlichen auf die Analyse der Auswirkungen auf die formale
Struktur von Organisationen (vgl. Scott, 2008b: 93, Tolbert, Zucker, 1996: 175). Diese
Schwerpunktsetzung führte zu teilweise starker Kritik – teilweise sogar durch führende
Neo-Institutionalisten (vgl. DiMaggio, 1988, Powell, 1991). Als Reaktion darauf wurden
in den letzten Jahren zunehmend Fragen der Institutionalisierung und des institutionellen
Wandels sowohl theoretisch als auch empirisch erforscht. Institutionalisierung und
institutioneller Wandel konnten sich auf diese Weise als anerkanntes Teilgebiet im Neo-
Institutionalismus und auch der betriebswirtschaftlichen Forschung etablieren. Zahlreiche
empirische Studien, die jeweils in den letzten Jahren im Academy of Management
Journal veröffentlicht wurden, verdeutlichen diese erweiterte Schwerpunktsetzung
innerhalb der neo-institutionalistischen Theorie (vgl. Barnett, King, 2008, Greenwood, et
al., 2002, Maguire, Hardy, 2009, Maguire, et al., 2004, Purdy, Gray, 2009, Zilber, 2006).
Insgesamt hat sich eine umfangreiche und heterogene Forschungsagenda zu diesem
Teilbereich des Neo-Institutionalismus entwickelt, die im Folgenden kurz vorgestellt
werden soll. Dabei können nicht alle Facetten von Institutionalisierung und institutionel-
lem Wandel berücksichtigt werden, sondern nur diejenigen, die für die weitere Argumen-
tation dieser Arbeit bedeutsam sind56. Die Entstehung neuer Institutionen und die Weiter-
entwicklung bestehender Institutionen sollen im Folgenden gemeinsam betrachtet
werden. Nach Scott wurden die Bereiche nur analytisch in empirischen Studien getrennt,
während eine inhaltliche Unterscheidung nicht unbedingt notwendig ist (vgl. Scott,
2008b: 94).
56 Einen umfassenden Überblick zum aktuellen Forschungsstand vermittelt Scott (vgl. 2008b: 93-209). Auch der Sammelband The SAGE Handbook of Organizational Institutionalism (2008) geht ausführlich in mehreren Beiträgen auf den Neo-Institutionalismus und insbesondere auf die aktuelle Forschung zu Institutionalisierung und institutionellem Wandel ein.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
96
4.3.2 Forschungsansätze im Überblick
Institutionalisierung und institutioneller Wandel werden aus unterschiedlichen
Perspektiven bzw. vor dem Hintergrund unterschiedlicher Fragestellungen untersucht. Im
Folgenden wird eine Auswahl typischer Fragestellungen vorgestellt.
So wird beispielsweise zwischen evolutionärem und revolutionärem institutionellem
Wandel unterschieden (vgl. Walgenbach, Meyer, 2008: 86-89). Zentrales Kriterium ist
hier die Geschwindigkeit der Veränderung. Empirisch wurde dies beispielsweise anhand
des Zusammenbruchs des Ostblocks Ende der 1980er Jahre untersucht (vgl. Campbell,
2004: 39). Dabei wird deutlich, dass dem revolutionären Wandel, der sich im Zusammen-
bruch der Herrschaft kommunistischer Parteien und der Einführung marktwirtschaftlicher
Strukturen zeigt, ein in den 1970er Jahren beginnender evolutionärer Wandel vorausging.
Dieser war durch eine schrittweise De-Institutionalisierung des politischen und wirt-
schaftlichen Systems in den Ostblockstaaten gekennzeichnet.
Auch die Auslöser institutionellen Wandels sind Gegenstand der Forschung. Unter-
schieden wird beispielsweise zwischen externen Faktoren, wie gesellschaftlichen oder
technologischen Veränderungen, und internen Faktoren, wie beispielsweise Wider-
sprüchen zwischen institutionellen Regeln (vgl. Greenwood, et al., 2002: 60,
Walgenbach, Meyer, 2008: 102-108).
Besondere Bedeutung in der Erforschung von Institutionalisierung und institutionellem
Wandel nimmt mittlerweile die Erforschung der Rolle von Akteuren ein. Ein eher
passives Akteursverständnis dominierte die frühen Arbeiten zum Neo-Institutionalismus.
Dieses wird zunehmend durch die Möglichkeit und Akzeptanz teilweise aktiv handelnder
Akteure ergänzt (vgl. DiMaggio, 1988). Durch ein besseres Verständnis der Rolle von
Akteuren sollen die konkreten Mechanismen institutionellen Wandels genauer erfasst
werden (zur Bedeutung von Mechanismen in der Organisationstheorie siehe Davis,
Marquis, 2005: 361). Die Problematik widersprüchlicher Annahmen57 wird teilweise
durch eine Verknüpfung mit der Strukturationstheorie zu reduzieren versucht (vgl.
Barley, Tolbert, 1997). Institutionen werden dabei phasenweise als handlungs-
57 Wie bereits erwähnt betont der Neo-Institutionalismus die kognitive Dimension von Institutionen, die z.B. nicht hinterfragte Selbstverständlichkeiten bzw. die Wahrnehmung der Realität adressiert. Diese Grundausrichtung steht somit im Widerspruch zu aktiv handelnden Akteuren, da Akteuren die Fähigkeit abgesprochen wird, eine institutionelle Ordnung als solche zu erkennen und bewusst zu verändern.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
97
beschränkend und phasenweise als handlungsermöglichend betrachtet (vgl. Barley,
Tolbert, 1997: 99-103). Ein aktueller Ansatz zur Systematisierung der Forschung zur
Rolle von Akteuren im Neo-Institutionalismus ist der institutional-work-Ansatz
(Lawrence, Suddaby, 2006, Lawrence, et al., 2009). Vor dem Hintergrund eines um-
fassenden Literaturüberblicks58 (vgl. Lawrence, Suddaby, 2006: 220-238) entwickeln die
Autoren einen konzeptionellen Ansatz zur Rolle von Akteuren (vgl. Lawrence, et al.,
2009: 6-17). Ein zentrales Element ihres Ansatzes lautet, dass Akteure nicht unbedingt
bewusst handeln müssen, um zu institutionellem Wandel beizutragen (vgl. Lawrence, et
al., 2009: 10-11). Ein Beispiel für institutional work stellt die Mitwirkung von Akteuren
bei der Entwicklung von Standards dar (vgl. Slager, et al., 2012: 784).
Neben der Rolle von Akteuren spielt in der Forschung auch die Analyse von Prozessen
der Institutionalisierung bzw. des institutionellen Wandels eine wichtige Rolle. Da diese
für den weiteren Verlauf der Arbeit besonders relevant sind, wird die bestehende
Forschung in diesem Bereich im Folgenden ausführlicher vorgestellt.
4.3.3 Prozessmodell von Tolbert und Zucker 1996
4.3.3.1 Kernelemente
Prozesse, die die einzelnen Etappen von Institutionalisierung oder institutionellem
Wandel abbilden, wurden in verschiedenen Studien entwickelt. Beispiele sind die Arbeit
von Barley und Tolbert (1997) oder die empirische Studie von Holm (1995). Beide
Arbeiten zielen darauf ab durch eine ganzheitliche Betrachtung die Komplexität eines
solchen Prozesses zu erfassen. Dies führt auch zu insgesant relativ komplexen Arbeit.
Dies beruht einerseits auf der Verbindung zur Strukturationstheorie nach Giddens und
andererseits auf der empirischen Erfassung eines Institutionalisierungsprozesses. In
beiden Fällen wird deswegen kein generisches Prozessmodell zur Beschreibung von
Institutionalisierung und institutionellen Wandels entwickelt. Diese Lücke schließt der
Ansatz von Tolbert und Zucker (1996), der sich durch ein übersichtliches Dreistufen-
modell zum zentralen Konzept für Prozesse der Institutionalisierung und des institu-
58 Lawrence und Suddaby werten alle Artikel, die zu diesem Themengebiet zwischen 1990 und 2005 im Administrative Science Quarterly, im Academy of Management Journal und in Organization Studies erschienen sind, aus (vgl. Lawrence, Suddaby, 2006: 220)
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
98
tionellen Wandels im Neo-Institutionalismus entwickelte (vgl. Scott, 2008b: 125,
Walgenbach, Meyer, 2008: 89-97).
Institutionalisierung findet demzufolge im Rahmen eines dreistufigen Prozesses statt, der
aus den Teilprozessen Habitualisierung, Objektivierung und Sedimentation besteht (vgl.
Tolbert, Zucker, 1996: 185). Tabelle 1 fasst das Modell zusammen:
Dimension Stadium der Prä-Insti-tutionalisierung
Stadium der Semi-Institutionalisierung
Stadium der Vollinsti-tutionalisierung
Prozesse Habitualisierung Objektivierung Sedimentation
Charakteristika der Adopter
Homogen Heterogen Heterogen
Antrieb der Diffusion Imitativ Imitativ/normativ Normativ
Theorisierungsaktivität Keine Hoch Niedrig
Varianz in der Implementierung
Hoch Mittel Niedrig
Anteil der Fehlschläge Hoch Mittel Niedrig
Tabelle 1: Institutionalisierungsprozess nach Tolbert und Zucker
Quelle: Tolbert, Zucker, 1996: 185; Meyer, 2004: 106
Ein Institutionalisierungsprozess wird in der Regel durch die Wahrnehmung neuer
Probleme ausgelöst. Diese entstehen beispielsweise aus sich ändernden technologischen
Rahmenbedingungen, einer veränderten Marktsituation oder einer veränderten Rechtslage
(vgl. Tolbert, Zucker, 1996: 181-182).
Als Reaktion auf ein neues Problem werden im Rahmen der Habitualisierung in
mehreren Organisationen, gleichzeitig aber unabhängig voneinander neue Struktur-
elemente oder Praktiken eingeführt. Solche Lösungen sind die Vorstufe einer Institution.
Sie befinden sich nach Tolbert und Zucker in einem Stadium der Prä-Institutiona-
lisierung. Die Charakteristika der betroffenen Organisationen sind in dieser Phase noch
relativ homogen, da Strukturelemente oder Praktiken primär aus technischen bzw.
Effizienzgründen geschaffen werden. Organisationen, die mit ähnlichen Problemen kon-
frontiert sind, führen tendenziell ähnliche Lösungen ein. Dies liegt daran, dass
Organisationen sich gegenseitig beobachten und versuchen geeignete Lösungen zu
imitieren. In dieser frühen Phase der Institutionalisierung werden ähnliche Lösungen oft
unterschiedlich umgesetzt; auch der Anteil der Fehlschläge ist noch relativ hoch, da mit
neuen Lösungsansätzen experimentiert wird (vgl. Tolbert, Zucker, 1996: 181-182).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
99
Die zweite Stufe stellt die Objektivierung dar. Sie beinhaltet die Entwicklung eines
gesellschaftlichen Konsenses unter Entscheidungsträgern in Organisationen, dass ein
Strukturelement oder eine Praktik einen bestimmten Wert hat bzw. eine adäquate Lösung
für ein organisationales Problem darstellt. Eine neue institutionelle Regel befindet sich in
dieser Phase in einem Stadium der Semi-Institutionalisierung. Aus den unterschiedlichen
in der Prä-Institutionalisierung entwickelten Lösungen bildet sich eine zunehmend
einheitliche institutionelle Regel heraus. Dies drückt sich in einer stärkeren Diffusion und
Theorisierung aus. In dieser Phase wird eine Strukturelement oder eine Praktik, d. h. eine
neue institutionelle Regel, auf Basis eines solchen Konsenses zunehmend von anderen
Organisationen adoptiert (vgl. Tolbert, Zucker, 1996: 182). Die adoptierenden
Organisationen sind deswegen heterogen und übernehmen eine neue Institution teilweise
bereits nur aus Gründen der Legitimität. Diesen Antrieb der Diffusion bezeichnen Tolbert
und Zucker deswegen als „normativ“. Die zunehmende Diffusion einer Institution stellt
einen wichtigen Mechanismus für eine weitere Institutionalisierung dar. Einen zweiten
Mechanismus bildet die Theorisierung, d. h. durch logische Argumentation wird das
Strukturelement zu einer Lösung für ein allgemeines organisationales Problem
weiterentwickelt (vgl. Tolbert, Zucker, 1996: 182-183). Die Bedeutung von
Theorisierung wird insbesondere in der Weiterentwicklung des Modells durch Green-
wood et al. (2002) betont, das im folgenden Abschnitt vorgestellt wird. Eine zunehmende
Theorisierung führt auch zu einer geringeren Varianz in der Implementierung und zu
einem sinkenden Anteil an Fehlschlägen. Ein Strukturelement kann in dieser Phase
jedoch immer noch lediglich eine Modeerscheinung darstellen (vgl. Abrahamson, 1996,
Czarniawska, Joerges, 1996, Kieser, 1997).
Erst im Rahmen des Prozesses der Sedimentation wird ein neues organisationales
Strukturelement oder eine Praktik vollständig institutionalisiert. Diese Phase ist erreicht,
wenn alle bzw. fast alle Organisationen, die als potenzielle Adaptoren59 identifiziert
wurden, ein Strukturelement adoptiert haben und kontinuierlich nutzen (vgl. Tolbert,
Zucker, 1996: 184). Kontinuierliche Unterstützung der neuen Institution spielt dabei eine
wichtige Rolle. Von vollständiger Institutionalisierung kann erst gesprochen werden,
wenn eine institutionelle Regel kontinuierlich über mehrere Generationen von Orga-
59 Eine institutionelle Regel legt nicht nur bestimmte Ziele, Strukturen, Prozesse und Verhaltensweisen fest, sondern definiert auch eine Gruppe von Organisationen, die von der institutionellen Regel betroffen sind. Diese werden als potenzielle Adaptoren bezeichnet.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
100
nisationsmitgliedern genutzt wird (vgl. Tolbert, Zucker, 1996: 184). Als Beispiele für
vollständig institutionalisierte Strukturelemente oder Praktiken nennen Tolbert und
Zucker die Personalpolitik an Universitäten, den Service an Bord von Flugzeugen sowie
Verfahren zur Kommunikation im Geschäftsleben (vgl. Tolbert, Zucker, 1996: 184). In
diesen drei Bereichen haben sich seit den 1990er Jahren teilweise deutliche Änderungen
ergeben60. Dies lässt es ratsam erscheinen, nur mit Vorsicht von einer vollständigen Insti-
tutionalisierung zu sprechen sowie noch aktuellere Ansätze zur Erforschung von
Prozessen der Institutionalisierung und des institutionellen Wandels zu betrachten. Der
Ansatz von Greenwood et al. (2002) erscheint dabei besonders wichtig; er wird im
folgenden Abschnitt näher beschrieben.
4.3.3.2 Theorisierung als zentrale Phase
Eine wesentliche Weiterentwicklung des Modells von Tolbert und Zucker stammt von
Greenwood et al. (2002). Sie übernehmen das Modell von Tolbert und Zucker fast voll-
ständig, setzen jedoch andere Schwerpunkte.
Zunächst wird nicht ein Institutionalisierungsprozess adressiert, sondern ein Prozess
institutionellen Wandels. Dementsprechend beginnt der Prozess mit einem oder mehreren
auslösenden Ereignissen, die zu einer De-Institutionalisierung einer bestehenden insti-
tutionellen Regel führen. Dem schließt sich die Prä-Institutionalisierung einer
veränderten bzw. neuen institutionellen Regel an, die dem Modell von Tolbert und
Zucker entspricht. Greenwood et al. teilen jedoch die sich eigentlich anschließende Semi-
Institutionalisierung in die eigenständigen Prozessschritte „Theorisierung“ und
„Diffusion“ auf. Dies stellt den zweiten großen Unterschied zum Modell von Tolbert und
Zucker dar. Diese Abwandlung wird vorgenommen, um die hohe Bedeutung von Theori-
sierung zu betonen, die sie als Schlüssel für eine erfolgreiche Institutionalisierung
betrachten (vgl. Greenwood, et al., 2002: 60). Theorisierung wird als zentrale Voraus-
setzung für eine umfangreiche Verbreitung bzw. Diffusion eines Strukturelements
betrachtet (vgl. Greenwood, et al., 2002: 61, Strang, Meyer, 1993: 492). Im Rahmen der
60 Aus heutiger Sicht würden diese Beispiele nicht mehr zur Veranschaulichung der vollständigen Institutionalisierung herangezogen. Zum Beispiel hat die Privatisierung im Luftverkehr zu Änderungen an Bord von Flugzeugen geführt. Auch hat moderne EDV die Kommunikation im Geschäftsleben verändert. Die mit einer vollen Institutionalisierung geforderte Stabilität ist also nicht gegeben.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
101
Theorisierung wird eine veränderte oder neue institutionelle Regel auch legitimiert.
Greenwood et al. orientieren sich dabei am bereits vorgestellten Ansatz von Suchman
(1995) und beziehen sich auf pragmatische und moralische Legitimität. Eine vollständige
Institutionalisierung ist an das Kriterium der Diffusion gebunden, die die Voraussetzung
für die Zuweisung kognitiver Legitimität bildet. Vollständige Institutionalisierung wird
im letzten Schritt des Prozesses, der Re-Institutionalisierung61, erreicht. Dieser Schritt
entspricht der Sedimentation im Modell von Tolbert und Zucker (vgl. Greenwood, et al.,
2002: 59-61). Abbildung 12 fasst den Prozess zusammen:
Abbildung 12: Institutioneller Wandel nach Greenwood et al. (2002)
Quelle: Greenwood et al., 2002: 60.
Die wesentliche Neuerung von Greenwood et al. 2002 liegt in der Betonung der
Bedeutung von Theorisierung. Sie wird von den Autoren wie folgt definiert:
Theorization is the development and specification of abstract categories and the elaboration of chains of cause and effect. Such theoretical accounts simplify and distill the properties of new practices and explain the outcomes they produce. (Greenwood, et al., 2002: 60)
Es geht bei Theorisierung darum eine „stimmige Geschichte“ (Walgenbach, Meyer,
2008: 104) zu einer neuen institutionellen Regel zu entwickeln. Theorisierung setzt sich
dazu aus zwei zentralen Aufgaben auseinander: Zunächst muss ein Problem heraus-
gearbeitet werden, das mit einer neuen institutionellen Regel gelöst werden soll. Die mit
61 Der Begriff „Re-Institutionalisierung“ ist als Gegenstück zu „De-Institutionalisierung“ zu sehen. Durch die Re-Institutionalisierung wird der Prozess des institutionellen Wandels abgeschlossen.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
102
einer Institution verbundenen Ziele stehen hier im Vordergrund. Die institutionelle Regel
muss anschließend legitimiert werden. Durch Aufzeigen der funktionellen Überlegenheit
der vorgeschlagenen Lösung kann z. B. pragmatische Legitimität und durch die Aus-
richtung an normativen Wertvorstellungen moralische Legitimität aufgebaut werden (vgl.
Greenwood, et al., 2002: 60).
Ein besseres Verständnis der Theorisierung von ISO 14001 kann dazu beitragen, die
Forschungsfragen der Arbeit zu beantworten. Die Spezifizierung eines Problems, das mit
Hilfe von ISO 14001 gelöst werden soll, hilft, besser zu verstehen, welche Ziele mit ISO
14001 verbunden sind. Für die Entwicklung von Vorschlägen zur Weiterentwicklung von
ISO 14001 ist auch ein besseres Verständnis darüber hilfreich, wie sich ISO 14001 legi-
timiert. Die Weiterentwicklung soll sich nicht nur auf technische Eigenschaften beziehen,
sondern ISO 14001 auch als legitimen Standard präsentieren und damit dessen weitere
Legitimierung unterstützen.
Die im nächsten Abschnitt folgende Auswertung des aktuellen Forschungsstandes zur
Institutionalisierung von ISO 14001 zeigt, dass sich die Analyse der Theorisierung über-
zeugend in den Forschungskontext integrieren lässt.
4.3.4 Institutionalisierung von ISO 14001
Auf die Bedeutung der Erforschung der Institutionalisierung von ISO 14001 weist bereits
Prakash hin. Demnach sind sowohl die mit ISO 14001 verbundenen Kosten als auch der
erwartete Nutzen im Rahmen der Institutionalisierung sozial konstruiert (vgl. Prakash,
1999: 322).
Jedoch ist die Institutionalisierung von ISO 14001 im Vergleich zu Isomorphismus und
Entkopplung erst wenig erforscht. Lediglich zwei relevante Studien konnten identifiziert
werden. Zum einen untersuchen Montiel und Husted (2009) die Rolle von institutionellen
Unternehmern im Rahmen der Institutionalisierung und zeigen deren Bedeutung für die
Institutionalisierung durch den Vergleich von ISO 14001 mit „Clean Industry“, einem
mexikanischen ökologieorientierten Standard, auf (vgl. Montiel, Husted, 2009: 356).
Dabei unterscheiden die Autoren nicht zwischen den Begriffen „Legitimierung“ und
„Institutionalisierung“, sondern verwenden sie synonym (vgl. Montiel, Husted, 2009:
350).
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
103
Zum anderen wird die Institutionalisierung von ISO 14001 auf Basis des Prozessmodells
von Tolbert und Zucker anhand der Dimension „Diffusion“ untersucht (Delmas, Montes-
Sancho, 2011). Das wesentliche Ergebnis lautet: In einer frühen Phase der
Institutionalisierung spielen regulative Kräfte und in einer späteren Phase normative
Kräfte eine zentrale Rolle für die Diffusion (vgl. Delmas, Montes-Sancho, 2011: 103).
Kritisch ist an dieser Studie anzumerken, dass die Institutionalisierung lediglich durch
Diffusion und nicht durch weitere im Modell von Tolbert und Zucker angeführte Aspekte
erfasst wird (vgl. Tolbert, Zucker, 1996: 185). Dies gilt besonders für Theorisierung, die
von Greenwood et al. (2002) als wichtigste Dimension angesehen wird (vgl. Greenwood,
et al., 2002: 58). Die Autoren begründen die ausschließliche Fokussierung auf die
Diffusion von ISO 14001 damit, dass die weiteren Bestandteile von Institutiona-
lisierungsprozessen einer systematischen Analyse nur schwer zugänglich sind (vgl.
Delmas, Montes-Sancho, 2011: 106). Dieser Sichtweise wird in der vorliegenden Arbeit
jedoch widersprochen. Im nächsten Abschnitt wird vor dem Hintergrund der diskutierten
Grundlagen des Neo-Institutionalismus die Kernidee zur Beantwortung der Forschungs-
fragen formuliert, wobei die Analyse der Theorisierung von ISO 14001 im Zentrum steht.
4.4 Kernidee zur Beantwortung der Forschungsfragen
Als Abschluss dieses Kapitels soll vor dem Hintergrund einer kurzen Zusammenfassung
der wesentlichen Ergebnisse die Kernidee zur Beantwortung der Forschungsfrage formu-
liert werden.
Es wurde gezeigt, dass ISO 14001 als Institution betrachtet werden kann. Dies ergibt sich
aus dem beschriebenen Institutionenverständnis und aus der umfangreichen Forschungs-
literatur, die verschiedene typisch neo-institutionelle Forschungsfragen auf ISO 14001
anwendet. Der Überblick zur bestehenden Forschung zu ISO 14001 aus neo-institu-
tioneller Sicht hat auch gezeigt, dass die Institutionalisierung des Standards noch nicht
adäquat untersucht wurde. Obwohl wichtige Aspekte, wie die Rolle institutioneller
Unternehmer (Montiel, Husted, 2009) und der Diffusion (Delmas, Montes-Sancho, 2011)
bereits erforscht wurden, war ein Aspekt von Institutionalisierung, der teilweise sogar als
der wichtigste betrachtet wird – nämlich die Theorisierung –, bis jetzt noch nicht Gegen-
stand der Forschung.
4 Grundlagen des Neo-Institutionalismus
104
Diese Dimension des Institutionalisierungsprozesses erscheint jedoch zur Beantwortung
der Forschungsfragen in hohem Maße relevant. Im Rahmen der Theorisierung wird näm-
lich festgelegt, welches Problem die Norm lösen soll, d. h. welche Ziele ISO 14001 ver-
folgen soll bzw. welchen Nutzen ein UMS nach ISO 14001 haben soll. Vor diesem
Hintergrund kann mit Hilfe der Literatur zu den Wirkungen von ISO 14001 die
Effektivität beurteilt und Schwachstellen identifiziert werden. Diese bilden die
Ausgangslage für die Diskussion von Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von ISO
14001. Eine Untersuchung der Legitimierung von ISO 14001 kann konkrete Rahmen-
bedingungen für die Weiterentwicklung bereitstellen. Entsprechende Vorschläge sollten
nicht nur die technisch-funktionale Seite beachten, sondern auch den Aspekt der
Legitimität. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass ein Vorschlag dazu
beiträgt, die Effektivität von ISO 14001 zu erhöhen, und dass gleichzeitig ISO 14001
weiterhin als legitimer Standard angesehen wird. Die institutionellen Kräfte nach Djelic
und Sahlin-Andersson können hier als Grundlage der Analyse genutzt werden, da diese
Kräfte übergeordnete institutionelle Einflussfaktoren darstellen, die unter anderem
Kriterien für legitime Standards festlegen.
Die Analyse der Theorisierung von ISO 14001 spielt also eine zentrale Rolle zur Beant-
wortung der Forschungsfragen. Da dieses Konzept bis jetzt nur kurz vorgestellt wurde
und primär in den Gesamtkontext des Neo-Institutionalismus eingeordnet wurde, werden
die konzeptionellen Grundlagen zur empirischen Analyse zur Theorisierung von ISO
14001 im nächsten Kapitel ausführlich diskutiert.
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
105
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
In diesem Kapitel wird die konzeptionelle Herangehensweise zur Beantwortung der
Forschungsfragen detailliert beschrieben. Zunächst werden die inhaltlichen Grundlagen
zum Konzept der Theorisierung diskutiert. Im Zentrum stehen der Ansatz von Strang und
Meyer (1993) und darauf aufbauende Forschungsarbeiten, inbesondere von Greenwood et
al. (2002). Anschließend werden die beiden Kernaufgaben von Theorisierung – die Spezi-
fikation von Zielen neuer institutioneller Regeln sowie deren Legitimierung – ausführlich
vorgestellt. Im Mittelpunkt stehen insbesondere deren Operationalisierung in der
bisherigen empirischen Forschung und deren Beitrag zur Beantwortung der Forschungs-
fragen dieser Arbeit. Das Kapitel endet mit einem konzeptionellen Ansatz zur Beant-
wortung der Forschungsfragen.
5.1 Ansätze zu Theorisierung im Überblick
Das Konzept der Theorisierung im Neo-Institutionalismus geht im Wesentlichen auf die
konzeptionelle Arbeit von Strang und Meyer (1993) zurück62. Strang und Meyer streben
einen Beitrag zur Diffusionsforschung im Neo-Institutionalismus an und beschreiben
Theorisierung als „strategy for making sense of the world“ (Strang, Meyer, 1993: 493).
Theorisierung lässt darin sich durch drei Aspekte charakterisieren: durch die betroffenen
Akteure, die Ziele und Charakteristika der Institution sowie die Rolle von Theorisierung
in der Diffusionsforschung.
Zunächst wird im Rahmen von Theorisierung festgelegt, welche Gruppen von Akteuren
durch eine neue institutionelle Regel adressiert werden. Dazu werden z. B. soziale
Ähnlichkeiten zwischen Akteuren definiert. Ebenso wird davon ausgegangen, dass
Theorisierung selbst Akteure verändert bzw. dass durch Theorisierung neue Akteurs-
klassen geschaffen werden. Als Beispiel führen die Autoren Legasthenie an. Damit wird
einerseits eine neue Kategorie von Akteuren – Menschen mit einer Lese- und Recht-
schreibschwäche – geschaffen. Andererseits ändern sich bestehende Akteure; so werden
62 Grundsätzlich wird das Konzept der Theorisierung in verwandter, aber unterschiedlicher Weise auch in anderen Theorierichtungen angewendet. Beispielsweise nutzen Gregory und Millner in ihrer Studie zur gesellschaftlichen Rolle von Vätern die Arbeiten von Pfau-Effinger zur Analyse von Theorisierung (vgl. Gregory, Milner, 2008). Thomson und Holdsworth beziehen sich insbesondere auf die Arbeiten von Bourdieu zur Analyse der Theorisierung von Schülermitbestimmung (vgl. Thomson, Holdsworth, 2003).
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
106
z. B. von Lehrern in Zusammenarbeit mit Ärzten neue Lesetechniken entwickelt. Ebenso
werden von Legasthenie Betroffene als „kranke“ und nicht als weniger intelligente
Menschen betrachtet (vgl. Strang, Meyer, 1993: 495).
Zweitens werden die Ziele, Charakteristika und die spezifischen Qualitäten einer institu-
tionellen Regel auf vereinfachte und abstrakte Weise erklärt (vgl. Strang, Meyer, 1993:
497). Qualitative Merkmale, die die Überlegenheit einer institutionellen Regel zeigen
sollen, beziehen sich beispielsweise auf Kategorien wie „Modernität“, „Effizienz“,
„Gerechtigkeit“ oder „Fortschrittlichkeit“. Managementinstrumente, wie strategische
Planung oder auch Job Rotation, werden beispielsweise als hilfreich dargestellt, um ein
effizienteres und moderneres Unternehmen zu schaffen (vgl. Strang, Meyer, 1993: 497-
498).
Als dritter Aspekt wird Theorisierung nach Strang und Meyer als Element des
Diffusionsmechanismus betrachtet. Theorisierende Akteure tragen somit zur Verbreitung
einer neuen institutionellen Regel bei; ein Beispiel ist die Verbreitung des Keynesia-
nismus durch Vertreter der Harvard University in den USA sowie zahlreiche weitere
marktwirtschaftlich orientierte Staaten (Strang, Meyer, 1993: 498). Theorisierung ist auch
dann Teil des Diffusionsmechanismus, wenn sie über Massenmedien erfolgt (vgl. Meyer,
2004: 127).
Strang und Meyer sehen erfolgreiche Theorisierung als zentrale Voraussetzung für eine
weite Diffusion einer institutionellen Regel (vgl. Strang, Meyer, 1993: 487). Ihr Ansatz
versteht sich auch als Beitrag zur Diffusionsforschung im Neo-Institutionalismus.
Der Erfolg von Theorisierung hängt im Wesentlichen von zwei Faktoren ab. Zum einen
muss die Legitimität der institutionellen Regel, die Gegenstand der Theorisierung ist,
beachtet werden. Legitimität kann z. B. erreicht werden, wenn sich eine institutionelle
Regel an den „großen Legitimitätsmythen“ (Meyer, 2004: 128) orientiert. Als Beispiel
dafür können die Ergebnisse der empirischen world-polity-Forschung dienen, die auch
Grundlage der bereits angeführten institutionellen Kräfte von Djelic und Sahlin-
Andersson sind (vgl. Krücken, Drori, 2010: 146-150, Strang, Meyer, 1993: 500 und 502).
Zum anderen hängt der Erfolg vom Status der Akteure ab, die die Theorisierung aktiv
durchführen. Besonders legitimierte Akteure sind Wissenschaftler, Berater, Mitglieder
freier Berufe und staatliche Instanzen (vgl. Strang, Meyer, 1993: 494).
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
107
Wie bereits erwähnt, stellt der Ansatz zu Theorisierung von Strang und Meyer die
konzeptionelle Ausgangslage zur weiteren Erforschung von Theorisierung im Neo-
Institutionalismus dar. An dieser Stelle sollen deswegen kurz eine empirische und eine
konzeptionelle Arbeit vorgestellt werden, die den Ansatz von Strang und Meyer nutzen.
In ihrer empirischen Studie zu Theorisierung untersuchen Rao et al. (2003), wie sich in
Frankreich die nouvelle cuisine etablieren und schließlich gegen die haute cuisine
durchsetzen konnte (vgl. Rao, et al., 2003: 795). Über eine Analyse von Zeitschriften-
artikeln finden sie heraus, dass die sich ändernde Theorisierung des Rollenverständnisses
von Köchen ein zentraler Grund für den Übergang zur nouvelle cuisine ist63 (vgl. Rao, et
al., 2003: 814 und 822). Auf konzeptionelle Weise haben Birkinshow et al. (2008) die
Theorisierung untersucht und sich dabei mit Managementinnovationen auseinander-
gesetzt. Theorisierung stellt für sie eine zentrale Phase im Prozess der Etablierung von
Managementinnovationen dar (vgl. Birkinshaw, et al., 2008: 837).
Der Ansatz von Strang und Meyer wurde auch mit anderen Konzepten verbunden und auf
diese Weise erweitert. Dabei wird in der Regel die Kernidee von Theorisierung über-
nommen und auf Forschungsfragen jenseits der Diffusionsforschung angewendet.
Beispiele sind die Arbeit von Renate Meyer (2004), die die Verbindung mit Theorien
sozialer Bewegungen herstellt, oder von Brulé und Audebrand, die den Ansatz von
Strang und Meyer mit den Arbeiten von Moscovici verbinden (Brulé, Audebrand, 2009,
Meyer, 2004). Brulé und Audebrand untersuchen den Diskurs zwischen Befürwortern
und Gegnern gentechnisch veränderter Organismen. Demzufolge kann sich Theorisierung
auch als langfristiger Prozess darstellen (vgl. Brulé, Audebrand, 2009: 102) Meyer
untersucht insbesondere, wie das Konzept des Shareholder Value in Österreich theorisiert
wurde. Theorisierung wurde als erkenntnisleitende Theorie genutzt, um herauszufinden,
welche Eigenschaften dem ursprünglich US-amerikanischen Konzept in Kontinental-
europa zugeschrieben werden und insbesondere wie der Shareholder Value-Ansatz
legitimiert wird (vgl. Meyer, 2004: 25-26).
Eine zusätzliche Weiterentwicklung findet sich in der Integration von Theorisierung in
das bereits erwähnte Konzept der institutionellen Arbeit (vgl. Lawrence, Suddaby, 2006,
63 Während in der haute cuisine der Koch eher als Handwerker gesehen wurde, der aus Zutaten unter Anwendung fester Regeln ein „Kulturgut“ schuf, wandelte sich seine Rolle in der nouvelle cuisine hin zu einem eher innovativen Künstler (vgl. Rao, et al., 2003: 801 und 807).
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
108
Lawrence, et al., 2009). Theorisierung wird dabei als eine Möglichkeit zu bewusstem
oder unbewusstem Handeln von Akteuren betrachtet. Dabei werden insbesondere die
Möglichkeiten von Theorisierung zum Aufbau kognitiver Legitimität betont (vgl.
Lawrence, Suddaby, 2006: 221). Als Beispiele verwenden Lawrence und Suddaby die
Arbeiten von Oakes et al. zur Integration betriebswirtschaftlicher Instrumente in Museen
in Kanada (1998), die Arbeit von Orsato et al. zur Institutionalisierung von Recycling in
der Automobilindustrie (2002) sowie die Arbeit von Kitchener zur Rolle von Akteuren
im Rahmen der Theorisierung von M&A-Aktivitäten (2002).
Ebenso wurde, wie angedeutet, Theorisierung mit Institutionalisierung und institut-
ionellem Wandel verbunden (Greenwood, et al., 2002, Tolbert, Zucker, 1996). Diese
Weiterentwicklung, die auch für die Beantwortung der Forschungsfragen zentral ist, soll
im folgenden Abschnitt detailliert vorgestellt werden. Der Ansatz von Greenwood et al.
(2002) steht dabei im Zentrum des Interesses, da er die Kernideen von Tolbert und
Zucker (1996) aufgreift und auch empirisch operationalisiert.
Im Modell von Greenwood et al. (2002) übernimmt Theorisierung in enger Anlehnung an
Tolbert und Zucker (1996) zwei zentrale Aufgaben: Zunächst wird ein Problem
herausgearbeitet und mit Hilfe von rationalen bzw. empirischen Gründen eine Lösung
aufgezeigt. Die zweite Aufgabe von Theorisierung liegt in der Legitimierung der aufge-
zeigten Lösung. Beide Aufgaben werden im Folgenden diskutiert und auf die
Forschungsfragen der Arbeit angewendet (vgl. Greenwood, et al., 2002: 60).
5.2 Spezifikation eines Problems und Bereitstellung einer Lösung
Die erste Aufgabe von Theorisierung ist die Spezifikation eines allgemeinen organisa-
torischen Problems und die Bereitstellung einer Lösung (vgl. Greenwood, et al., 2002: 60,
Tolbert, Zucker, 1996: 183). Im folgenden Abschnitt soll referiert werden, wie diese
Aufgabe in der Forschungspraxis bis jetzt umgesetzt wurde und welche Konsequenzen
sich daraus für die Analyse von ISO 14001 ergeben.
Bestehende empirische Forschung
Greenwood et al. untersuchen in ihrer Studie Veränderungsprozesse im Sektor
Wirtschaftsprüfung. Als organisationales Problem wird gesellschaftlicher Wandel identi-
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
109
fiziert, auf den Wirtschaftsprüfungsunternehmen nicht angemessen reagieren würden.
Institutioneller Wandel ist notwendig aufgrund der rasanten Entwicklung im Bereich der
Informationstechnologie sowie einer sich ändernden gesellschaftlichen Wahrnehmung
der Aussagekraft eines klassischen Finanzaudits. In ihrer Studie werden alle kanadischen
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften als betroffene Akteure benannt (vgl. Greenwood, et
al., 2002: 69). Als Lösung für dieses Problem wird eine Erweiterung der bearbeiteten
Geschäftsfelder vorgeschlagen. Wirtschaftsprüfungsgesellschaften sollten neben ihren
bisherigen Arbeitsschwerpunkten zukünftig auch als Beratungsgesellschaften auftreten
(vgl. Greenwood, et al., 2002: 69-70).
Der Ansatz von Greenwood et al. wurde in der Forschungsliteratur zwar häufig aufge-
griffen (siehe exemplarisch: Boxenbaum, Daudigeos, 2008, Munir, 2005, Scarbrough,
2002, Svejenova, et al., 2007), jedoch nur selten direkt in eine empirische Studie über-
nommen. Die Spezifikation eines Problems und die Bereitstellung einer Lösung werden
im Folgenden nur an zwei empirischen Arbeiten veranschaulicht.
Maguire et al. (2004) untersuchen in ihrer Case-Study-Analyse die Entstehung eines
organisationalen Feldes. Sie grenzen sich damit bewusst von Greenwood et al. (2002) ab,
die institutionellen Wandel innerhalb eines bestehenden Feldes untersuchen. Inhaltlich
beziehen sie sich auf die Entwicklung einer Interessenvertretung für HIV-Infizierte bzw.
an Aids erkrankte Menschen. Das Fehlen einer solchen Organisation stellt ein Problem
dar, das alle infizierten bzw. erkrankten Menschen betrifft (vgl. Maguire, et al., 2004:
664-666). Das zweite Beispiel ist die Studie von Enrione et al. (2006) zum Problem unzu-
reichender Corporate-Governance-Systeme (vgl. Enrione, et al., 2006: 961). So könnten
verbesserte Corporate-Governance-Richtlinien das Problem von Unternehmensskandalen
und -zusammenbrüchen lösen (vgl. Enrione, et al., 2006: 967).
Anwendung auf ISO 14001
Hinsichtlich ISO 14001 muss festgestellt werden, mit welchem neuen Problem
Unternehmen konfrontiert sind und wie ISO 14001 dieses Problem lösen kann. Vor dem
Hintergrund einer Identifikation des Problems können die Ziele von ISO 14001 abgeleitet
werden, die wiederum die Kriterien zur Beurteilung der Effektivität von ISO 14001
ergeben. Die Analyse der Spezifikation eines organisatorischen Problems ermöglicht
somit die Beantwortung der ersten Forschungsfrage. Aus konzeptioneller Sicht deuten
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
110
sich keine Probleme bei der Anwendung des Ansatzes von Greenwood et al. (2002) auf
ISO 14001 an. In den betrachteten Studien gab es keine festen Verfahren zur
Identifikation eines allgemeinen Problems und zur Lösungsfindung. Im Wesentlichen
zeigten sich die Ergebnisse auf Basis einer systematischen und umfassenden qualitativen
Datenauswertung.
5.3 Legitimierung der vorgeschlagenen Lösung
Die zweite zentrale Aufgabe von Theorisierung liegt nach Greenwood et al. in der
Legitimierung der zuvor vorgeschlagenen Lösung. Ein bestimmtes Strukturelement wird
als eine legitime Lösung für das zuvor herausgearbeitete Problem dargestellt (vgl.
Greenwood, et al., 2002: 60, Tolbert, Zucker, 1996: 183). Auch an dieser Stelle soll
wiederum die Operationalisierung dieser Aufgabe in der Forschung und entsprechende
Konsequenzen für die Analyse von ISO 14001 adressiert werden.
Bestehende Forschung
Greenwood et al. zeigen in ihrer Studie auf, dass als Lösung für das identifizierte
Problem eine Erweiterung der Geschäftsfelder von Wirtschaftsprüfungsunternehmen
vorgeschlagen wird. Die Legitimierung dieses Vorschlags findet zum einen auf
pragmatischer Ebene durch die Betonung wirtschaftlicher Vorteile statt. Diese resultieren
im Wesentlichen aus einer Erweiterung der Geschäftsfelder, die einen größeren Markt
abdecken. Zum anderen wird der institutionelle Wandel hier moralisch legitimiert. Durch
die Betonung der hohen Werte und Praktiken von Wirtschaftsprüfungsgesellschaften wird
darauf hingewiesen, dass deren Anwendung in neuen Bereichen gesellschaftlich
wünschenswert ist (vgl. Greenwood, et al., 2002: 70-72 und 75).
Legitimierung findet bei Maguire et al., die die Institutionalisierung in einem sich
entwickelnden Feld – nämlich dem Aufbau einer Interessenvertretung für HIV-Infizierte
– untersuchen, primär durch Verhandlungsgeschick von legitimierten Akteuren statt. Ein
legitimierter Akteur sollte selbst HIV-infiziert und idealerweise auch homosexuell sein
(vgl. Maguire, et al., 2004: 666). Es zeigen sich hier bedeutende Unterschiede zur Arbeit
von Greenwood et al. 2002: Während Greenwood et al. ein bestehendes organisationales
Feld untersucht, dessen bestehende Normen die Grundlage der Legitimierung waren, ist
es bei Maguire et al. ein sich entwickelndes Feld. Besondere Bedeutung für die
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
111
Legitimierung wurde dementsprechend der Rolle von Akteuren zugewiesen, die durch
Einnahme von mit hoher Legitimität verbundenen Positionen bzw. durch persönliche
Legitimität in der Lage sind, ein neues organisationales Feld aufzubauen (vgl. Maguire, et
al., 2004: 657). Die Fähigkeit, „[to] theorize political chains of cause and effect“
(Maguire, et al., 2004: 671), spielt dabei eine wichtige Rolle. Die Legitimierung
nationaler Corporate-Governance-Kodizes wird von Enrione et al. mit der hohen
Legitimität des 1992 veröffentlichen Cadbury-Reports begründet (vgl. Enrione, et al.,
2006: 967). Der Cadbury-Report gilt als legitim, da er von legitimierten Akteuren
entwickelt wurde und weit verbreitete und anerkannte Prinzipien für Corporate-Gover-
nance-Strukturen enthält (vgl. Enrione, et al., 2006: 966-967).
Die Legitimierung einer neuen institutionellen Regel kann, wie die drei Beispiele zeigen,
auf unterschiedliche Weise erfolgen. Dies trifft auch auf die Forschung zu Theorisierung
im Allgemeinen zu und bezieht sich sowohl auf die Quelle von Legitimität als auch auf
die Art der zugesprochenen Legitimität. Greenwood et al. beziehen sich z. B. auf die
Arbeit von Suchman (1995) und verbinden Theorisierung mit pragmatischer und mora-
lischer Legitimität. Hier zeigt sich ein Gegensatz zu Strang und Meyer, die keine
bestimmte Form von Legitimität adressieren, Theorisierung tendenziell aber mit
kognitiver Legitimität verbinden (vgl. Strang, Meyer, 1993: 491). Tolbert und Zucker
argumentieren, dass Theorisierung zu normativer und kognitiver Legitimität führen kann
(vgl. Tolbert, Zucker, 1996: 183), erklären aber nicht genauer, was damit jeweils gemeint
ist.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung für den bewährten Ansatz von Suchman
(1995) durch Greenwood et al. (2002) zu begrüßen, da die Transparenz der Studie
dadurch erhöht wird. Auch die Beschränkung auf pragmatische und moralische Legi-
timität ist sinnvoll und nachvollziehbar, da die Zuweisung kognitiver Legitimität in einer
relativ frühen Phase eines Institutionalisierungsprozesses kritisch gesehen werden kann.
Kognitive Legitimität drückt sich in einer besonders tiefgehenden Institutionalisierung
aus und kann somit nicht in einer frühen Phase der Institutionalisierung verliehen werden.
Anwendung auf ISO 14001
Die Studien von Maguire et al. (2004) und von Enrione et al. (2006) beziehen sich zwar
in ihrer konzeptionellen Ausrichtung auf Greenwood et al. (2002), nutzen aber jeweils
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
112
eigene Ansätze zur Untersuchung von Legitimität. Im Hinblick auf die Untersuchung der
Legitimierung von ISO 14001 muss also zunächst entschieden werden, welche
konzeptionelle Grundlage zur Analyse der Legitimierung angewendet werden soll. Die
Untersuchung der Theorisierung dient im Rahmen der vorliegenden Arbeit jedoch dazu,
herauszufinden, welches Effektivitätsverständnis ISO 14001 zugerechnet wird und wie
sich die Effektivität des Standards erhöhen lässt. Der Ansatz zur Legitimierung sollte
dementsprechend so gewählt werden, dass er bestmöglich zur Beantwortung der
Forschungsfragen beiträgt. Eine solche Einschränkung stellt eine Limitation der Arbeit
dar, da nicht die Legitimierung als Ganzes untersucht wird. Grundsätzlich gibt es unter-
schiedliche Möglichkeiten zur Analyse der Legitimierung von ISO 14001.64
Es wird vorgeschlagen, dass die Legitimierung von ISO 14001 mit Hilfe des Ansatzes
von Suchman (1995) und den bereits angeführten institutionellen Kräften nach Djelic und
Sahlin-Andersson erforscht werden sollte. Diese legen Anforderungen an legitime
Standards fest und sind deswegen für die Weiterentwicklung von ISO 14001 besonders
relevant. Die Möglichkeit der Legitimierung durch Bezugnahme auf übergeordnete Insti-
tutionen wurde bereits unter 4.2.2 angeführt. Als übergeordnete institutionelle Kräfte
fassen Djelic und Sahlin-Andersson65 insbesondere Institutionen zusammen, die fest-
legen, welchen normativen Anforderungen Standards genügen sollen. ISO 14001 erhält
Legitimität durch die Einhaltung dieser Regeln. Im Wesentlichen wird also moralische
64 Standardisierte Umweltmanagementsysteme stellen aus neo-institutioneller Sicht ein relativ neues Phänomen dar. Eine Untersuchung der Theorisierung im Rahmen der Institutionalisierung von ISO 14001 könnte sich somit auch am Ansatz von Maguire et al. (2004) orientieren, die die Entstehung neuer organisationaler Felder untersuchen. Die Rolle individueller Akteure und deren politisches Verhalten spielen dabei eine wichtige Rolle. Ein solcher Ansatz zur Untersuchung der Legitimierung würde sich jedoch eher anbieten, um einen Beitrag zur Weiterentwicklung des Neo-Institutionalismus zu leisten. Die Rolle von Akteuren könnte auf diese Weise weiter erforscht werden. Im Hinblick auf die Forschungsfragen wird deutlich, dass Fragen der inhaltlichen Weiterentwicklung von ISO 14001 im Vordergrund stehen. Die Rolle von Akteuren erscheint somit weniger bedeutsam.
Eine weitere mögliche Form der Legitimierung könnte in der Verbindung zum Qualitäts-managementstandard ISO 9000 liegen. ISO 9000 verfügt mit über einer Million zertifizierter organisationaler Einheiten über eine hohe Legitimität im Rahmen von Managementstandards (vgl. ISO Central Secretariat, 2010: 1). Bereits im Dokument „ISO 14001:2004 Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung“ wird durch eine systematische Gegenüberstellung der beiden Standards eine Verbindung hergestellt (vgl. ISO 14001, 2004: Anhang B). ISO 14001 kann durch die Orientierung an ISO 9000 Legitimität erhalten Ähnlich wie bei der Rolle der Akteure zeigt sich hier, dass die Form der Legitimierung wenig zur Weiterentwicklung von ISO 14001 beitragen würde. ISO 14001 wurde bereits so weiterentwickelt, dass sich die Norm eng an ISO 9000 anlehnt.
65 Im Folgenden beziehen sich institutionelle Kräfte immer auf den Ansatz Djelic und Sahlin-Andersson. Aus Gründen des Leseflusses werden die Autoren jedoch nicht immer genannt.
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
113
Legitimität nach Suchman (1995), die sich auf die Einhaltung anerkannter Werte und
Normen bezieht, adressiert. Da pragmatische und kognitive Legitimität nicht weiter
analysiert werden, bezieht sich der Begriff „Legitimität“ im Folgenden, sofern nicht
ausdrücklich anders gemeint, nur noch auf die moralische Legitimität.
Diese Entscheidung bietet sich aus zwei Gründen an: Zunächst orientiert sich der konzep-
tionelle Ansatz relativ konsistent an dem in der Forschung maßgeblichen Ansatz von
Greenwood et al. (2002). Weiterhin sind die institutionellen Kräfte nach Djelic und
Sahlin-Andersson insbesondere im Rahmen der world-polity-Forschung mittlerweile
empirisch gut fundiert. Die Analyse der legitimatorischen Wirkung der institutionellen
Kräfte leistet auch einen wesentlichen Beitrag zur Beantwortung der Forschungsfrage.
Gleichwohl wird sich die Analyse der Legitimierung nicht nur auf die institutionellen
Kräfte beschränken, sondern auch nach weiteren potenziell relevanten Einflussfaktoren
auf die Legitimität suchen. Hier könnte z. B. die Rolle von ISO 9000 relevant sein. Ein
qualitativ-empirischer Ansatz macht eine solche offene Herangehensweise möglich. Die
methodische Herangehensweise wird in Kapitel 6 vorgestellt.
Dieser konzeptionelle Ansatz zur Beantwortung der Forschungsfragen soll im nächsten
Abschnitt kurz zusammengefasst und anschließend kritisch gewürdigt werden.
5.4 Konzeptioneller Ansatz zur Beantwortung der Forschungsfragen
Der konzeptionelle Ansatz, der der empirischen Untersuchung in Kapitel 7 zugrunde
liegt, wird in Abbildung 13 zusammengefasst:
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
114
Abbildung 13: Konzeptioneller Ansatz zur Beantwortung der Forschungsfragen
Quelle: Eigene Darstellung.
Nach der Prä-Institutionalisierung beginnt nach Greenwood et al. die Phase der Theori-
sierung, die im Zentrum der Abbildung steht. Auf der linken Seite sind die beiden Haupt-
aufgaben von Theorisierung abgebildet – die Spezifikation eines allgemeinen Problems
und einer Lösung sowie die Legitimierung dieser Lösung. Im Rahmen der Legitimierung
wird davon ausgegangen, dass ISO 14001 im Wesentlichen moralische Legitimität erhält,
die durch die Einhaltung der institutionellen Kräfte nach Djelic und Sahlin-Andersson
verliehen wird. Auf der rechten Seite der Abbildung wird jeweils die Verbindung zu ISO
14001 und zur Beantwortung der Forschungsfragen grafisch dargestellt. An die Theori-
sierung schließt sich die Phase der Diffusion an.
Limitationen des konzeptionellen Ansatzes
Bevor im anschließenden Kapitel 6 die methodischen Überlegungen zur Opera-
tionalisierung dieses Ansatzes vorgestellt werden, sollen die hier entwickelten konzep-
tionellen Grundlagen kritisch gewürdigt werden.
Der Neo-Institutionalismus wird von zahlreichen Autoren kritisch betrachtet. Einen Über-
blick zu wesentlichen Kritikpunkten bietet beispielsweise Walgenbach (vgl. 2000: 63-
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
115
75). Im Folgenden werden nur zwei Kritikpunkte aufgegriffen, die im Hinblick auf den
vorliegenden konzeptionellen Ansatz relevant erscheinen.
Zunächst wird kritisiert, dass der Neo-Institutionalismus keine bzw. keine einheitliche
Theorie darstellt. „Institutional theory is not a theory at all, but a framework, a voca-
bulary, a way of thinking about social life, which may take many paths“ (Czarniawska,
2008: 770). Diese Ansicht entspricht jedoch nicht dem allgemeinen Verständnis des Neo-
Institutionalismus, der in der Regel als Theorie anerkannt wird. Die Frage, ob der Neo-
Institutionalismus eine Theorie darstellt, wird bei Palmer et al. (2008) ausführlich
diskutiert. Mangelnde theoretische Einheitlichkeit innerhalb der neo-institutionellen
Theorie ist aber anerkannter Gegenstand der Kritik (vgl. Süss, 2009: 75), denn „the new
institutionalism is not one thing, but many“ (Goodin, 1996: 2). Aus der Heterogenität des
Neo-Institutionalismus folgt, dass zentrale Begriffe nicht eindeutig und einheitlich defi-
niert werden (vgl. Hellmann, 2006: 78, Süss, 2009: 76).
Dieser Kritikpunkt ist relevant für die vorliegende Arbeit und stellt eine Limitation dar.
Da der Neo-Institutionalismus keine einheitliche Theorie darstellt, mussten im Rahmen
der vorliegenden Arbeit Entscheidungen für und auch gegen bestimmte Perspektiven
getroffen werden. Dies führt dazu, dass potenziell relevante Faktoren nicht mit
einbezogen werden. Wie bereits in der Einleitung gezeigt, wird erneut deutlich, dass
Wissenschaft auch sozial konstruiert ist. Als Reaktion auf diese Limitation wurden alle
relevanten Entscheidungen zum konzeptionellen Ansatz begründet und es wird auf mög-
liche Alternativen hingewiesen. Weiterhin muss auf den Zielkonflikt zwischen einer
konzeptionell und methodisch transparenten Arbeit und einer das Thema inhaltlich um-
fassend behandelnden Arbeit hingewiesen werden (vgl. Kieser, Leiner, 2009: 516-517).
Einen weiteren Kritikpunkt stellt die oftmals fehlende Analyse der Rolle von Akteuren
im Neo-Institutionalismus dar. Ihm wird ein „übersozialisiertes“ Akteursverständnis
vorgeworfen (vgl. Süss, 2009: 75). Dieser Kritikpunkt geht auf den wegweisenden
Beitrag von DiMaggio (1988) zurück. In den klassischen Arbeiten zum Neo-Institu-
tionalismus sind sowohl Organisationen als auch Individuen von ihrer institutionellen
Umwelt determiniert und übernehmen institutionelle Regeln (vgl. Oliver, 1991: 149-150).
Diese Kritik wurde in den letzten Jahren aufgegriffen. Während im skandinavischen
Institutionalismus, dem auch die Arbeiten von Djelic und Sahlin-Andersson zugeordnet
werden, Akteure durchweg eine bedeutende Rolle spielten, wurde ein Akteurskonzept bei
5 Theorisierung von ISO 14001 – ein konzeptioneller Ansatz
116
der Analyse organisationaler Felder im angelsächsisch geprägten Neo-Institutionalismus
erst in den letzten Jahren zunehmend herausgearbeitet (vgl. Boxenbaum, Perdersen, 2010,
Brunsson, 1989, Czarniawska, Joerges, 1996, Meyer, 1996, Sahlin-Andersson, 1996).
In der vorliegenden Arbeit wird die Rolle von Akteuren nicht aufgegriffen. Grundsätzlich
wäre es sicherlich interessant zu erfahren, welche Akteure die Institutionalisierung von
ISO 14001 fördern, wie sie dazu vorgehen und mit welchem Erfolg sie dies getan haben.
Vor dem Hintergrund der konkreten Forschungsfragen und – wie in Kapitel 6 gezeigt
wird – der verfügbaren Daten erscheint ein Ausschluss von Akteuren jedoch sinnvoll.
Trotz dieser sicherlich relevanten Kritikpunkte am Neo-Institutionalismus sollen dessen
Stärken nicht vernachlässigt werden. Der Neo-Institutionalismus verfügt über besondere
Erklärungskraft bei der Analyse institutioneller Erwartungen sowie nicht hinterfragter
Selbstverständlichkeiten (vgl. Walgenbach, 2000: 64). Dies scheint im Fall von ISO
14001 relevant zu sein, da die Wirksamkeit der Norm Gegenstand umfangreicher
Forschung ist. Das der Forschung zugrunde liegende Effektivitätsverständnis wurde
jedoch bis jetzt kaum adressiert. Die mit ISO 14001 verbundenen Ziele könnten eine
solche nicht hinterfragte Selbstverständlichkeit darstellen. Eine neo-institutionelle Ana-
lyse kann hier einen wichtigen Beitrag zur Forschung leisten.
Vor diesem Hintergrund erscheint trotz der angeführten Limitationen eine Analyse der
Theorisierung von ISO 14001 sinnvoll. Die methodische Herangehensweise wird im
nächsten Kapitel vorgestellt und diskutiert.
117
III Empirische Untersuchung der Theorisierung von ISO 14001
und Implikationen für die Weiterentwicklung der Norm
6 Methodische Herangehensweise
118
6 Methodische Herangehensweise
Die Forschungsfragen werden mit Hilfe einer qualitativ-empirischen Studie bearbeitet.
Im Rahmen einer Inhaltsanalyse von journalistischen Presseartikeln soll die Theori-
sierung von ISO 14001 untersucht werden. Als Datengrundlage werden 298 englisch-
sprachige Artikel aus sog. Trade Journals (Praktikerzeitschriften) aus den Jahren 1995 bis
2010 ausgewertet. Im Folgenden wird die Entscheidung für diese methodische Heran-
gehensweise begründet und deren Umsetzung beschrieben. Im Rahmen einer kritischen
Analyse wird auch auf die Limitationen dieses Ansatzes eingegangen.
6.1 Qualitative Inhaltsanalyse als Untersuchungsansatz
Als Ausgangslage für die Entscheidung für eine bestimmte Methodik bietet sich der
Beitrag von Schneiberg und Clemens (2006) The typical tools for the job: Research
strategies in institutional analysis an. Wie der Titel bereits signalisiert, geben die Autoren
darin einen Überblick über aktuelle quantitative und qualitative Ansätze für neo-insti-
tutionelle Forschung und beschreiben, welche methodische Herangehensweise sich für
welche Art Forschungsfrage besonders eignet (vgl. Schneiberg, Clemens, 2006: 195). Zur
Untersuchung von Institutionalisierung und institutionellem Wandel schlagen sie quali-
tative, longitudinale Studien vor (vgl. Schneiberg, Clemens, 2006: 219-220). Qualitative
Ansätze bieten sich an, wenn Wie- oder Warum-Fragen beantwortet (vgl. Yin, 2009: 2)
oder komplexe soziale Phänomene erforscht werden sollen (vgl. Flick, 2011: 27). Die
Analyse der Theorisierung von ISO 14001, als Teilaspekt der Institutionalisierung, fällt in
diese Kategorie. Im Rahmen einer solchen Untersuchung sind gerade Begründungen und
Meinungen hinsichtlich des Nutzens von ISO 14001 relevant. Dies wird durch die
besondere Bedeutung von Sprache zum Verständnis von Institutionalisierung weiter
verdeutlicht (vgl. Clark, Jennings, 1997: 457). Vor diesem Hintergrund bietet sich eine
qualitative Herangehensweise an. Eine longitudinale Analyse ist sinnvoll, da
Institutionalisierungsprozesse in der Regel über einen langen, teilweise mehrere Jahr-
zehnte umfassenden Zeitraum stattfinden (Meyer, et al., 1997b)66.
66 Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass sich grundlegende Institutionen, z. B. der Markt als Trans-aktionsmechanismus wirtschaftlichen Handelns, über einen deutlich längeren Zeitraum entwickelt haben.
6 Methodische Herangehensweise
119
Die Entscheidung, einen qualitativen longitudinalen Ansatz zu wählen, wird durch
verschiedene weitere Studien gestützt, die sich mit verwandten Forschungsfragen
beschäftigen und ebenfalls qualitativ arbeiten. Walgenbach untersucht beispielsweise in
seiner Habilitationsschrift die Institutionalisierung von ISO 9000 in Deutschland von
1972 bis 1996. Dies erfolgt auf Basis einer qualitativen, historischen Analyse. Er wertet
dazu Archivdaten und ausgewählte Praktikerzeitschriften aus (vgl. Walgenbach, 2000:
100-103). Eine weitere qualitative Studie, die auf der Auswertung von journalistischen
Artikeln beruht, stellt die Dissertation von Joerges-Süß dar (vgl. 2007: 231). Sie
untersucht die Institutionalisierung leistungsbezogener Bezahlung im öffentlichen Dienst
zwischen 1971 und 2004. Auch in der Arbeit von Meyer zur Übertragung des Share-
holder-Value-Konzepts in den Kontext des österreichischen Wirtschaftssystems werden
Artikel aus Tageszeitungen der Jahre 1990, 1998 und 2002 analysiert (vgl. Meyer, 2004:
206).
Ein solcher qualitativer, longitudinaler Ansatz findet sich jedoch nicht nur in der
deutschsprachigen, sondern auch in der internationalen, englischsprachigen Diskussion.
Als Maßstab für hochwertige betriebswirtschaftliche Forschung werden insbesondere
Artikel aufgegriffen, die im Academy of Management Journal, einer der weltweit
führenden Zeitschriften für Managementforschung, erschienen sind. Als Beispiele dienen
die Beiträge von Hoffman (1999)67, Greenwood et al. (2002), Zilber (2006) und Green-
wood und Suddaby (2006). Hoffman untersucht in seiner Longitudinalstudie wie das
Thema Ökologie zwischen 1960 und 1993 in der chemischen Industrie institutionalisiert
wurde. Die Studie basiert insbesondere auf der Auswertung der Archivunterlagen aus
Gerichtsprozessen sowie der Analyse von Presseartikeln (vgl. Hoffman, 1999: 354-358).
Greenwood et al. nutzen für ihre Analyse institutionellen Wandels im kanadischen
Wirtschaftsprüfungssektor einerseits Archivdaten, wie z. B. Protokolle, aus Verbands-
sitzungen und andererseits Interviews (vgl. Greenwood, et al., 2002: 65-66). In der Studie
wurde der Zeitraum von 1977 bis 1997 untersucht. Die gesellschaftliche Rolle von
Technologie steht im Zentrum der Studie von Zilber. Sie wertet dazu israelische Tages-
zeitungen und Stellenanzeigen aus, die zwischen 1993 und 2003 veröffentlicht wurden
(vgl. Zilber, 2006: 285-287). Die letzte Studie, die hier erwähnt werden soll, stammt von
Greenwood und Suddaby. Die Autoren untersuchen darin die Rolle institutioneller Unter-
67 Hoffman verwendet neben qualitativen auch quantitative Methoden (vgl. 1999: 357-358).
6 Methodische Herangehensweise
120
nehmer in Prozessen institutionellen Wandels; die Datengrundlage bilden Interviews und
Archivinformationen (vgl. Greenwood, Suddaby, 2006: 32-33). Die Autoren erheben
dabei zwischen 1994 und 1999 selbst Daten. Auch wenn diese Studie etwas weniger
Parallelen mit der Forschungsfrage der vorliegenden Arbeit aufweist, ist sie deswegen
bedeutsam, weil sie 2006 mit dem Best Paper Award des Academy of Management
Journal ausgezeichnet wurde. Dies zeigt, dass qualitative Forschung im Neo-Insti-
tutionalismus zunehmend Beachtung findet und wachsende Legitimität in der inter-
nationalen betriebswirtschaftlichen Forschung genießt. Ein qualitativer longitudinaler
Ansatz ist somit aufgrund der Art der Forschungsfrage sinnvoll und in der betriebs-
wirtschaftlichen Forschung anerkannt68.
Im Folgenden wird erläutert, warum gerade journalistische Presseartikel ausgewertet
wurden und nicht andere Datenquellen, wie Interviews oder Archivdaten. Wichtige
Kriterien für die Auswahl von Dokumenten sind deren Authentizität und Repräsenta-
tivität (vgl. Flick, 2011: 325, Scott, 1990: 6).
„Authentizität“ bedeutet in diesem Fall, dass Daten zur Erforschung von
Institutionalisierung zeitauthentisch sein sollten (vgl. Barley, Tolbert, 1997: 105).
Dadurch soll verhindert werden, dass ein vergangenes Ereignis aus heutiger Sicht inter-
pretiert wird und die Akteure ihr damaliges Verhalten oder ihre Sichtweise ex post ratio-
nalisieren. Dieses Kriterium kann z. B. bei Interviews in dieser Arbeit nicht erfüllt
werden. Jedoch wurden in Studien, die Institutionalisierungsprozesse erforschen auch
häufig Interviews als Datenquelle verwendet. Diese wurden jedoch immer über einen
langen Zeitraum durchgeführt bzw. Interviews, die in anderen Forschungsprojekten
durchgeführt wurden, wurden nochmals ausgewertet69 (vgl. Greenwood, et al., 2002: 66,
Greenwood, Suddaby, 2006: 31). Somit sind in diesen Studien auch die Interviews immer
zeitauthentisch. Um auch für die Daten der vorliegenden Studie das Kriterium der
Zeitauthentizität einhalten zu könnten, musste auf Interviews verzichtet werden.
68 Neben dem Neo-Institutionalismus gewinnen qualitative Ansätze auch in anderen Bereichen betriebswirtschaftlicher Forschung an Bedeutung (vgl. Birkinshaw, et al., 2011, Burgelman, 2011, Doz, 2011).
69 Greendwood und Suddaby untersuchen beispielsweise bereits seit den 1980er Jahren empirisch schwerpunktmäßig den kanadischen Wirtschaftsprüfungssektor. Für aktuelle Publikationen werden u.a. auch bereits vor einigen Jahren durchgeführte Interviews nochmals ausgewertet.
6 Methodische Herangehensweise
121
„Repräsentativität“ fordert, dass die gewählten Dokumente typisch für einen gewählten
Fall oder eine bestimmte Situation sind. Zur Analyse von Theorisierung würde sich daher
auch die Analyse von Archivdaten anbieten. Sie erfüllen das Kriterium der Repräsen-
tativität in gleicher Weise wie Presseartikel und werden auch in den angeführten
Beispielen für qualitative Studien häufig genutzt. Archivdaten stellen also zur
Erforschung institutionellen Wandels eine interessante Quelle dar, sind jedoch nur in
eingeschränktem Maße im vorliegenden Fall zugänglich. Informationen zur Entwicklung
von ISO 14001 könnten vom Normenausschuss Grundlagen des Umweltschutzes
(NAGUS) des DIN zur Verfügung gestellt werden. Dies erfolgt jedoch nur in einge-
schränktem Maße, da zentrale Informationen zum Entstehungsprozess auf Basis inter-
nationaler Vereinbarungen der ISO nicht zugänglich sind70. Eine Analyse erscheint unter
diesen Voraussetzungen aus pragmatischen Gründen wenig sinnvoll. Es steht zu
befürchten, dass gerade die besonders aufschlussreichen Dokumente nicht zugänglich
gemacht werden. Eine Beschränkung auf die Analyse von Presseartikeln erscheint somit
notwendig.
Dies stellt jedoch keine wesentliche Limitation dar, da journalistische Artikel als
besonders repräsentative Datenquelle betrachtet werden können. Zeitschriften können als
Plattform betrachtet werden, die unterschiedliche Akteure nutzen, um ihre Ansichten zu
einem bestimmten Thema – in diesem Fall zu ISO 14001 – zu begründen und zu
verbreiten. Relevante Akteure sind dabei Berater, Wissenschaftler, Auditoren, Vertreter
staatlicher Stellen und auch Praktiker (vgl. Sahlin-Andersson, Engwall, 2002: 15, Strang,
Meyer, 1993: 494). Somit kann vermutet werden, dass diese Datenquelle besonders
repräsentativ ist, da in ihr unterschiedliche Sichtweisen zusammengeführt werden. Dies
wird auch von Hoffman verdeutlicht:
Trade journals’ role in the institutionalization process is twofold. First, they act as a historical record of key issues and events as perceived from within an industry as well as of the motivating factors behind industry actions (Hoffman, 1999: 356).
Die Analyse von Presseartikeln scheint in diese Sinne eine adäquate Lösung darzustellen.
Für die Analyse werden insgesamt 298 englischsprachige Artikel aus Fachzeitschriften
(Trade Journals) ausgewertet. Die Entscheidung für englischsprachige Artikel wurde
70 Die Möglichkeiten, auf Archivdaten zuzugreifen, wurden im Rahmen einer direkten Anfrage an den NAGUS diskutiert.
6 Methodische Herangehensweise
122
getroffen, da auch die empirische Forschung zu ISO 14001, aus der die Forschungsfragen
abgeleitet wurden, primär englischsprachig ist. Dadurch wird auch im Rahmen der
eigenen Analyse eine internationale Perspektive eingenommen. Auf diese Weise soll eine
möglichst hohe Konsistenz zur bestehenden Forschung hergestellt werden, um den
eigenen Beitrag optimal darin verorten zu können. Potenzielle Quelle sind neben den
Trade Journals auch die allgemeine Wirtschaftspresse, wie z. B. die Financial Times,
oder überregionale Tageszeitungen, wie z. B. die New York Times. ISO 14001 ist jedoch
trotz der kontinuierlich wachsenden Bedeutung immer noch ein relativ spezielles
Themengebiet, das in allgemeinen Wirtschafts- und Tageszeitungen nur geringe Reso-
nanz findet. In Trade Journals wird dem Thema mehr Bedeutung zugemessen und es
finden sich zahlreiche Artikel, die eine detaillierte Analyse erst ermöglichen.
Artikel in einem branchenspezifischen Trade Journal beziehen sich typischerweise auf
die Relevanz von ISO 14001 für eine bestimmte Branche oder versuchen die Vor- und
Nachteile des Standards aufzuzeigen. Außerdem gibt es Zeitschriften, die sich speziell an
Personen richten, die sich in Unternehmen mit dem Thema Umwelt befassen. Beispiels-
weise wurde 2003 die Zeitschrift Business & the Environment with ISO 14000 update
gegründet, die regelmäßig über ISO 14001 berichtet. Insgesamt ermöglichen es somit
Trade Journals, ein differenziertes Bild von ISO 14001 zu gewinnen und dessen Theori-
sierung nachzuzeichnen.
Qualitative Forschung wird aber nicht uneingeschränkt positiv gesehen, sondern durchaus
kritisch hinterfragt. Ein häufiger Vorwurf lautet, dass der Forscher einen großen Spiel-
raum bei der Interpretation der Daten hat und die Ergebnisse somit weniger objektiv sind
als Ergebnisse quantitativer Studien (vgl. Miles, Huberman, 1994: 251). Der Leser muss
somit dem Forscher großes Vertrauen entgegenbringen (vgl. Walgenbach, 2000: 116).
Aus diesem Grund erscheint es wichtig, die Vorgehensweise zur Datenauswahl zur
Datenanalyse sowie der Präsentation der Daten zu erläutern und transparent zu machen
(vgl. Suddaby, 2006: 140-141). Dies soll in den nächsten Abschnitten erfolgen.
6 Methodische Herangehensweise
123
6.2 Praktische Umsetzung
6.2.1 Datenerhebung
Im ersten Schritt der empirischen Untersuchung wurden die Daten erhoben. Dies erfolgte
über eine Recherche in der Datenbank EBSCO-Host71 von EBSCO Publishing, einem
weltweit führenden Anbieter von Zeitschriftendatenbanken. Durch die Wahl dieses
Anbieters sollte sichergestellt werden, dass die genutzte Datenbank möglichst viele Zeit-
schriften beinhaltet, um eine umfassende Analyse durchführen zu können, aber auch
vielen weiteren Forschern zur Verfügung steht, damit sie ebenfalls schnell auf die Daten
zugreifen und die Interpretation der Artikel kritisch hinterfragen können.
Für die Datenerhebung wurde nach allen Artikeln gesucht, die als Volltext verfügbar sind
und den Kategorien trade publication und magazine zugeordnet werden. Als Suchbegriff
wurde „ISO 14001“ angegeben. Dabei wurden insgesamt 540 Treffer angezeigt. Diese
Artikel wurden komplett durchgesehen und größtenteils komplett gelesen sowie auf ihre
Relevanz hin bewertet und dementsprechend ausgewählt. Es wurden insbesondere Artikel
ausgeschlossen, die sich primär auf ein anderes Thema beziehen. Ein Beispiel ist die
Vorstellung eines Investitionsprojekts in China, wobei das investierende Unternehmen
kurz vorgestellt und dabei auf eine ISO-14001-Zertifizierung hingewiesen wird. Ausge-
schlossen wurden auch Pressemitteilungen, in denen nur darauf hingewiesen wird, dass
ein bestimmtes Unternehmen eine ISO-14001-Zertifizierung erhalten hat. Dieser Arbeits-
schritt wurde im September 2010 für die Jahre 1996 bis 2009 und im Juli 2011 für das
Jahr 2010 durchgeführt72. Insgesamt wurden 311 Artikel73 als relevant ausgewählt.
Dieser Umfang entspricht in etwa den aktuell üblichen Anforderungen an betriebswirt-
schaftliche Forschung. Joerges-Süß hat in ihrer Arbeit insgesamt 292 Artikel ausgewertet
(vgl. Jörges-Süß, 2007: 231). Zilber wertet in ihrer Studie 108 Zeitungsartikel und 462
Stellenanzeigen aus (vgl. Zilber, 2006: 286-287). Die Länge der einzelnen Artikel ist
jedoch nicht bekannt; daher geben diese Beispiele nur eine grobe Orientierung zum
Umfang des Datenmaterials.
71 URL: www.ebscohost.com 72 Die Analyse deckt den Zeitraum von der Veröffentllichung der Norm 1996 bis 2010 ab. 73 Im Verlauf der Analyse wurden noch weitere Artikel ausgeschlossen. Insgesamt wurden 298 Artikel
verwendet (vgl. Tabelle 8 im Anhang)
6 Methodische Herangehensweise
124
Im nächsten Schritt wurden die Artikel, die in der Datenbankrecherche mit EBSCO-Host
identifiziert wurden, mit den Ergebnissen einer ähnlichen Datenbankrecherche in der
deutschsprachigen WISO-Datenbank74 verglichen. Die Datenbankrecherche in WISO
wurde auf die gleiche Weise wie die in EBSCO-Host durchgeführt. Dabei wurden
insgesamt ca. 80 Artikel näher betrachtet. Dabei zeigte sich, dass die Argumente, Themen
und Schwerpunkte der Artikel in beiden Datenbanken sehr ähnlich waren. Es deutet sich
somit an, dass die mit EBSCO-Host gewonnenen Daten repräsentativ für die Diskussion
um ISO 14001 sind. Eine Beschränkung auf eine Datenbank ist deswegen möglich und
aus Gründen der Transparenz auch sinnvoll. Eine solche Beschränkung entspricht dem
Kriterium der theoretischen Sättigung. Da für qualititative Studien keine konkreten
Vorgaben hinsichtlich der Menge der zu erhebenden Daten existieren, soll der Forscher
die Datenerhebung beenden, wenn weitere Daten keine weiteren relevanten Informa-
tionen mehr liefern (vgl. Flick, 2011: 401-402, Morse, 1994: 230).
Der anschließende Abschnitt beschreibt, wie die ausgewählten Artikel ausgewertet
wurden.
6.2.2 Datenanalyse
Die Datenanalyse fand in Anlehnung an Walgenbach und Zilber in vier Schritten statt
(vgl. Walgenbach, 2000: 118, Zilber, 2006: 287). Ein solcher Ansatz lehnt sich auch an
Miles und Huberman (1994) an. Einen aktuellen Überblick zu Methoden der qualitativen
Inhaltsanalyse75 gibt z. B. Mayring (2010: 26-47). In den folgenden Abschnitten werden
die einzelnen Prozessschritte nach Walgenbach und Zilber kurz vorgestellt:
Im ersten Schritt wurden die ausgewählten Daten gründlich gelesen und alle Textstellen,
die für die Analyse potenziell relevant waren, markiert und inhaltlich zugeordnet.
Auf Basis dieser Vorarbeiten wurden im zweiten Schritt Kategorien entwickelt, die für
die Kodierung76 der Daten genutzt werden sollten. Durch die Kodierung sollen quali-
74 URL: www.wiso-net.de 75 Es ist wichtig darauf hinzuweisen, dass eine Inhaltsanalyse auch ein quantitatives Instrument darstellen
kann (vgl. Krippendorf, 2004: 84). Dies kann z. B. durch die statistische Analyse der Häufigkeit bestimmter Schlüsselbegriffe erfolgen (vgl. Lamnek, 2005: 497).
76 Im Rahmen der Kodierung werden alle Textstellen, die sich auf ein bestimmtes Thema beziehen, markiert. Beispielsweise wurden in der vorliegenden Arbeit alle Textstellen unter der Kategorie
6 Methodische Herangehensweise
125
tative Daten einer systematischen Analyse zugänglich gemacht werden. Kategorien zur
Kodierung werden sowohl auf induktive als auch auf deduktive Weise gebildet (vgl.
Miles, Huberman, 1984: 57). Die Literatur zu Zielen von ISO 14001 sowie der Ansatz
von Djelic und Sahlin-Andersson (2006) zu Anforderungen an legitime Standards bilden
den Rahmen für die deduktive Herleitung von Kategorien zur Kodierung und sind somit
die Ausgangslage für die Analyse der Texte. Die induktive Komponente zeigt sich darin,
dass nach weiteren Faktoren, die die Ziele bzw. die Legitimität von ISO 14001
beeinflussen, gesucht wurde77. Qualitative Forschung zeichnet sich in dieser Hinsicht
durch große Offenheit und Flexibilität aus (vgl. Lamnek, 2005: 21 und 25). Dies
impliziert jedoch noch keine Orientierung an der Grounded Theory (vgl. Glaser, Strauss,
1967).
Im dritten Schritt wurde das Datenmaterial erneut komplett gelesen und systematisch
hinsichtlich des im zweiten Schritt entwickelten Kodesystems ausgewertet. Die ersten
drei Schritte fanden zwischen Herbst 2010 und August 2011 statt.
Qualitative Forschung stellt keinen geradlinigen, sondern einen iterativen Prozess dar
(vgl. Miles, Huberman, 1984: 23, 1994: 429). Im Rahmen dieses Teils der Datenanalyse
wurden beispielsweise mehrere informelle Gespräche mit Praktikern, wie Auditoren oder
Umweltmanagern geführt. Dabei wurde die eigene Sichtweise auf ISO 14001 sowie die
grundlegende Interpretation der Artikel besprochen78. Die zentrale Anregung dieser
Gespräche bestand darin, die betrachteten Kategorien weiter auszudifferenzieren. Dies
führte dazu, dass einzelne Schritte des Prozesses wiederholt wurden. Die Wahr-
scheinlichkeit, alle maßgeblichen Aspekte in die Analyse mit einzubeziehen, wird jedoch
erhöht.
Weiterhin konnten auf diese Weise inhaltliche Überschneidungen zwischen einzelnen
Kategorien reduziert werden. Grundsätzlich sind die Kategorien nicht gänzlich über-
„Compliance“ kodiert, die dies als ein Ziel von ISO 14001 darstellen. Einen umfassenden Überblick zum Thema Kodierung bietet Flick (vgl. 2011: 388-419).
77 Beispielsweise wurde auch nach möglichen Kontextfaktoren gesucht. Beispiele stellen u.a. der berufliche Hintergrund der Autoren, die betrachtete Branche oder auch Hinweise auf relevante rechtliche Veränderungen dar.
78 Da es sich um informelle Gespräche handelte, wurden sie nicht aufgezeichnet und auch kein Leitfaden dafür genutzt. Kontakte zu den Gesprächspartnern kamen über das Doktorandennetzwerk Nachhaltiges Wirtschaften sowie über private Kontakte zustande.
6 Methodische Herangehensweise
126
schneidungsfrei. Dies ist bei einer qualitativen Herangehensweise kaum möglich und
auch nicht unbedingt wünschenswert. Überschneidungen können wichtige Informationen
über mögliche Zusammenhänge im Datenmaterial aufzeigen und bilden somit ein
zentrales Element der Analyse.
Die einzelnen Schritte der Auswertung fanden mit gewissem zeitlichem Abstand
zueinander statt. Dies sollte sicherstellen, dass die eigene Interpretation einzelner Artikel
bei einer erneuten Auswertung nicht mehr bekannt war. Ein Vergleich der kodierten
Textstellen im Lauf der Analysephase zeigt deutliche Änderungen im Textverständnis,
deutet aber auch darauf hin, dass zentrale Argumentationslinien konstant geblieben sind.
Die einzelnen Prozessschritte sind in der Praxis auch nicht immer exakt abgrenzbar, da
vor dem Übergang von einem Schritt zum nächsten in der Regel Pre-Tests durchgeführt
wurden. Dazu wurde z. B. das entwickelte Kodesystem zunächst an ca. 10 Prozent der
Daten, d. h. ca. 30 Artikeln getestet, um dann gegebenenfalls erneut überarbeitet zu
werden.
Im vierten und letzten Arbeitsschritt wurden ausschließlich die kodierten Textstellen
analysiert und daraus die Ergebnisse der Analyse abgeleitet. Dieser Schritt fand von
September 2011 bis Dezember 2011 statt.
Die Analyse fand ab dem dritten Arbeitsschritt softwarebasiert statt. Mit MaxQDA wurde
ein Standardprogramm der qualitativen Sozialforschung genutzt79. Eine softwarebasierte
Analyse lässt sich wesentlich systematischer als eine nicht softwarebasierte Analyse
durchführen; außerdem bietet die Software verschiedene Möglichkeiten, nach Mustern in
der Kodierung zu suchen. Solche Muster stellen nicht unbedingt inhaltliche Zusammen-
hänge dar, sondern dienen dazu, den Forscher für bestimmte Auffälligkeiten zu sensi-
bilisieren80; somit können sie Anregungen für die eigene Interpretation geben. Auf die
Möglichkeiten, solche Muster softwarebasiert zu erkennen, wird bei der empirischen
Analyse näher eingegangen.
79 Es wurde mit Nvivo ein weiteres Programm getestet. Die Funktionen beider Programme sind prinzipiell äquivalent. Die Entscheidung für MaxQDA fiel im Wesentlichen aufgrund der höheren Benutzerfreundlichkeit.
80 Flick gibt einen umfassenden Überblick zur Nutzung von Software für qualitative Forschung (vgl. Flick, 2011: 451-472)
6 Methodische Herangehensweise
127
6.2.3 Präsentation der Ergebnisse
Die Art der Präsentation der Ergebnisse ist in qualitativen Arbeiten ein Teil der Methodik
(vgl. Flick, 2011: 531-546, Miles, Huberman, 1994: 429). Während die Kodierung der
Originaltexte bereits zu einer deutlichen Reduzierung des Datenmaterials führt, wird auch
im Rahmen der Präsentation der Ergebnisse nur ein Teil der kodierten Textstellen ange-
führt. Es findet also eine weitere Datenreduktion statt, die das Ergebnis der Studie beein-
flusst. Dementsprechend sollte gezeigt werden, wie bei der Präsentation der Ergebnisse
vorgegangen wurde. Es ist nicht sinnvoll, alle kodierten Textstellen aufzuführen, da das
Ergebnis so für den Leser nicht transparent wird. Daher muss eine Auswahl getroffen
werden. Außerdem sollte ein Forschungsbericht „lesenswert“ geschrieben sein (vgl.
Denzin, 1994: 503-504).
Ausgewählt wurden besonders typische und aussagekräftige Textstellen sowie vereinzelt
auch weniger aussagekräftige oder sogar potenziell unklare Textstellen, um die
Kodierung der Texte für den Leser transparenter zu gestalten. Grundgerüst der Präsen-
tation ist somit eine auf Zitaten aus den analysierten Texten beruhende Argumentation.
Darüber hinaus sollen an geeigneten Stellen deskriptive Statistiken die Argumentation
unterstützen (vgl. Miles, Huberman, 1984: 215). Jedoch findet explizit keine quantitative
Inhaltsanalyse statt. Weiterhin werden die Ergebnisse wenn möglich grafisch zusammen-
fasst (vgl. Miles, Huberman, 1994: 431). Die Visualisierung der Ergebnisse als
Ergänzung der Argumentation mit Zitaten stellt auch ein methodisches Instrument dar
(eine Auswahl an unterschiedlichen Darstellungsmöglichkeiten zeigt Yin, 2009: 149-
160).
6.3 Kritische Analyse der methodischen Herangehensweise
Nach der Erläuterung der methodischen Herangehensweise an den empirischen Teil der
Arbeit soll diese kritisch gewürdigt werden. Qualitativen Studien wird, wie erwähnt,
vereinzelt vorgeworfen, intransparent zu sein bzw. einen zu starken diskretionären
Handlungsspielraum für den Forscher zu ermöglichen. Vor dem Hintergrund dieser Kritik
spielt das Thema Qualitätssicherung und Gütekriterien qualitativer Forschung eine
bedeutende Rolle (vgl. Bortz, Döring, 2002: 335, Flick, 2011: 487-510).
6 Methodische Herangehensweise
128
Beispielsweise wird versucht, Qualitätskriterien aus der quantitativen Forschung auf
qualitative Studien zu übertragen. Ein wichtiger Vertreter dieser Richtung ist Yin (2009).
Eine wichtige Rolle spielen dabei die Validität des Konstrukts, die interne und externe
Validität sowie die Reliabilität. Teilweise wird sogar vorgeschlagen, die Güte qualitativer
Forschung mit Kennzahlen zu messen (vgl. Mayring, 2010: 120-121). Da solche
Kennzahlen nur bei Projekten angewandt werden können, an denen mehrere Forscher
beteiligt sind, ist eine solche Forderung bei der vorliegenden Arbeit nicht zu realisieren81.
Ein weiteres Konzept, das sich stärker an den Charakteristika qualitativer Forschung
orientiert und auch heute noch oft angewandt wird, stammt von Lincoln und Guba (1985)
(vgl. Carcary, 2009, Corley, Gioia, 2004: 184-185, Sinkovics, et al., 2008, Wilhelm,
2011: 668). In den konkreten einzelnen Anforderungen an „gute“ qualitative Forschung
ähneln sich die einzelnen Ansätze jedoch.
In Abbildung 14 werden wesentliche Maßnahmen zur Qualitätssicherung in der vor-
liegenden Arbeit im Überblick dargestellt. Als Grundlage wurde der Ansatz von Yin
gewählt, da er durch eine klare Systematik überzeugt.
81 Eine typsiche Kennzahl ist die sogenannte „Intercoder-Reliability“, die die Übereistimmung von voneinander unhängigen Kodierungen misst (vgl. Hak, Bernts, 1996: 235)
6 Methodische Herangehensweise
129
Abbildung 14: Gütekriterien qualitativer Forschung
Quelle: Eigene Darstellung nach Yin, 2009: 40.
Die wesentlichen Aspekte der Abbildung wurden bereits aufgegriffen. Die Validität des
Konstrukts wurde – als Ergänzung zu den Expertengesprächen und der Suche in der
WISO-Datenbank – durch eine Internetrecherche noch erhöht. Die Internetauftritte der
ISO, des NAGUS sowie von Auditierungsgesellschaften und Unternehmensberatungen82
wurden im Hinblick auf relevante Informationen zur Theorisierung von ISO 14001
ausgewertet. Die interne Validität wird durch einen kritischen Umgang mit den Daten
sowie der expliziten Adressierung alternativer Erklärungen erhöht. Eine theoriegeleitete
Analyse trägt zu einer verbesserten externen Validität bei. Eine reliable Analyse soll die
Nutzung öffentlich zugänglicher Daten sowie den Aufbau einer Datenbank in MaxQDA
für die Analyse erreicht werden.
Trotz dieser Maßnahmen können bestimmte Limitationen der Untersuchung nicht
vermieden werden. So bleibt trotz aller Maßnahmen, transparent und nachvollziehbar zu
arbeiten, bei qualitativer Forschung immer noch ein großer Interpretationsspielraum für
den Forscher, der die Objektivität negativ beeinflussen kann. Dies ist jedoch ein
82 Über die Beraterdatenbank des Bundesverbandes deutscher Unternehmensberater (BdU) wurden Beratungsunternehmen identifiziert, die Umweltmanagement als einen Tätigkeitsbereich angegeben haben.
6 Methodische Herangehensweise
130
Wesensmerkmal qualitativer Forschung und keine individuelle Limitation der vor-
liegenden Arbeit. Eine weitere eher technische Limitation liegt in der Verwendung von
PDF-Dateien in der softwarebasierten Analyse. MaxQDA kann nicht immer Text in PDF-
Dokumenten als solchen erkennen; dies führt zu Limitationen in der Analyse, da für
einzelne Funktionen in MaxQDA nicht alle Dokumente genutzt werden konnten. Dies
erscheint jedoch vertretbar, da auf Basis der Software keine Kausalzusammenhänge auf-
gezeigt, sondern nur Muster bzw. Auffälligkeiten visualisiert werden. Die Analyse hat
solche Muster in angemessener Weise aufgezeigt und die inhaltliche Auswertung unter-
stützt.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
131
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
7.1 Aufbau der Analyse
Die empirisch Analyse setzt sich aus drei Teilen zusammen, wobei die ersten beiden
Teile direkt aus dem konzeptionellen Ansatz von Greenwood et al. (2002) abgeleitet sind.
Im ersten Teil wird untersucht, welches Problem bzw. welche Probleme ISO 14001 lösen
soll. Daraus lassen sich die Ziele der Norm ableiten. Der zweite Teil bezieht sich auf die
Legitimierung von ISO 14001. Es soll herausgefunden werden, warum ISO 14001 eine
angemessene Lösung für die zuvor herausgearbeiteten Ziele bzw. Probleme darstellt. Im
dritten Teil werden die Erkenntnisse der ersten beiden Teile zusammengeführt und dis-
kutiert.
Dazu werden die Erkenntnisse der Analyse der Theorisierung von ISO 14001 in den
Forschungskontext eingeordnet und darauf aufbauend die Effektivität von ISO 14001
beurteilt. Zum Schluss des Kapitels werden vier Vorschläge zur Erhöhung der Effek-
tivität formuliert. Abbildung 15 fasst die Vorgehensweise zusammen:
Abbildung 15: Aufbau der empirischen Analyse
Quelle: Eigene Darstellung.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
132
7.2 Ziele von ISO 14001
7.2.1 Darstellung der einzelnen Ziele
7.2.1.1 Ziele im Überblick
Die Auswertung der Daten zeigt, dass ISO 14001 mit unterschiedlichen Zielen im
Rahmen der Theorisierung verbunden wird. Insgesamt wurden sieben Zielkategorien
identifiziert: „Prozess/System“, „ökologische Leistungsfähigkeit“, „Nachhaltigkeit“,
„Compliance“, „ständige Verbesserung“, „Unternehmenskultur“ sowie „Risikomanage-
ment“. Die einzelnen Kategorien werden mit Ausnahme von „Unternehmenskultur“ und
„Risikomanagement“ im Folgenden einzeln vorgestellt und diskutiert83.
Tabelle 2 gibt einen Überblick zu den identifizierten Zielkategorien und den dazu-
gehörigen kodierten Textstellen:
Zielkategorie Kodierte Textstellen
Prozess / System 65
Ökologische Leistungsfähigkeit 61
Nachhaltige Entwicklung 43
Compliance 27
Ständige Verbesserung 26
Unternehmenskultur 18
Risikomanagement 5 Tabelle 2: Zielkategorien von ISO 14001
Quelle: Eigene Darstellung.
„Unternehmenskultur“ und „Risikomanagement“ werden in dieser Arbeit nicht als eigene
Ziele diskutiert. Beide Zielkategorien werden im Folgenden kurz vorgestellt und die
Gründe für den Ausschluss aus der weiteren Argumentation herausgearbeitet.
83 Vereinzelt adressieren kodierte Textstellen mehrere Ziele bzw. das Zusammenwirken verschiedener Ziele. Solche Stellen wurden, sofern die identifizierten Zielkategorien ungefähr gleichgewichtet sind, mehrmals kodiert. Diese Gruppe wird erst in 7.2.2 analysiert. Auf diese Weise sollen mögliche Zusammenhänge zwischen einzelnen Zielkategorien untersucht werden. Wenn eine Zielkategorie eindeutig eine dominante Stellung einnimmt, wurde eine Textstelle nur dieser zugeordnet.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
133
Risikomanagement kann als „bewusster Prozess der ganzheitlichen Erfassung und Steue-
rung der Risikoexposition eines Unternehmens“ (Peter, 2002: 141) verstanden werden.
Die Risikoexposition eines Unternehmens lässt sich in externe Risiken, Finanzrisiken,
strategische und operative Risiken unterteilen (vgl. Kreikebaum, et al., 2011: 36).
Umweltrisiken können – als eine Ausprägung externer Risiken – durch systematisches
Umweltmanagement besser erkannt und somit gesteuert werden. In fünf Textstellen
wurde dies als Ziel von ISO 14001 angeführt. Ein typisches Beispiel findet sich in der
Zeitschrift Business Insurence84: „Conforming to ISO 14001 standards can be part of a
comprehensive environmental risk management program, insurers, risk managers and
consultants agree.“ (2000)
Insgesamt zeigt die Analyse der Textstellen, dass dieses Ziel im Vergleich zu den
anderen Zielen nur eine untergeordnete Rolle spielt und zudem inhaltlich eng mit Com-
pliance zusammenhängt. Indem ISO 14001 dazu beiträgt, es Unternehmen zu erleichtern,
ökologische Risiken systematisch zu steuern, leistet ISO 14001 auch einen Beitrag zu
Compliance. Verstöße gegen Umweltgesetze stellen ein relevantes Risiko für Unter-
nehmen dar. Dies bezieht sich z. B. auf die Möglichkeit, Schadenersatz von einem
Unternehmen zu verlangen. Im Hinblick auf diese enge Verbindung wird Risiko-
management deswegen in der Kategorie „Compliance“ mit angeführt.
Die Situation stellt sich bei der Zielkategorie „Unternehmenskultur“ anders dar. Die
Kategorie erscheint mit 18 identifizierten Textstellen als durchaus relevant. Unter Unter-
nehmenskultur können die in einem Unternehmen vorherrschenden geteilten Werte und
die daraus resultierenden Handlungsmuster verstanden werden (vgl. Schreyögg, Koch,
2010: 339-341). Der Unternehmenskultur wird zentrale Bedeutung nicht nur bei der
Umsetzung, sondern auch bei der Auswahl und Entwicklung von Strategien zugewiesen
(vgl. Bleicher, 2011: 230-231, Kreikebaum, et al., 2011: 168). Ein Umwelt-
managementsystem nach ISO 14001 kann durch die Forderung nach regelmäßiger
Schulung der Mitarbeiter, durch das systematische Durchlaufen des PDCA-Zyklus sowie
durch die externe Kontrolle durch einen Zertifizierungsaudit dazu beitragen, dass sich
Umweltbewusstsein zu einem integralen Teil der Unternehmenskultur entwickelt. Unter
84 Bei den zitierten Textstellen wird jeweils der Name der Zeitschrift angegeben und nicht der Autor. Diese Entscheidung ist notwendig, da bei einem großen Teil der ausgewerteten Artikel kein Autor angegeben ist. Eine transparente Zuordnung der Zitate zu den einzelnen Quellen kann somit leichter durch das Zitieren des Namens der Zeitschrift erreicht werden.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
134
der Zielkategorie „Unternehmenskultur“ wurden demnach alle Textstellen subsumiert,
die darauf hindeuten, dass ISO 14001 das Ziel verfolgt, einen Wandel der Unternehmens-
kultur hin zu einem stärkeren ökologischen Bewusstsein zu erreichen.
Die Analyse führte zwar zu 18 kodierten Textstellen, jedoch muss beachtet werden, dass
die Zuordnung auf einer insgesamt relativ weiten Interpretation von Wandel der Unter-
nehmenskultur hin zu einem ökologischeren Bewusstsein basiert. Die folgenden
Beispiele verdeutlichen dies:
Horner Brothers Print Croup, Rotherham, has achieved an ISO 14001 certification for environ-mental management, as part of an ongoing project called “Greening Horner Brothers” (Printing Word, 2004)
(…) the integration of environmental auditing with other departments and improved communication channels have brought about a culture change (Director, 2006)
Although much of the work of receiving ISO 14001 was physical, Patt said it was really more of an attitude change. “It has to come from the top,” he said. “If it doesn’t come from the top, it doesn’t happen. Then the managers have to buy into it and it has to trickle down to everybody.” Getting employees to come aboard took a two-pronged approach, he said. First, management explained what the company was trying to accomplish so the workers understood what was going on. “Then there’s a little muscle that goes along with it,” Patt said. “You tell them we’re going to acquire 14001 and the employees are going to help us do that. It’s part of everyday living, and it’s a part of their job and it’s a part of doing it for everybody that works here.” (Rubber & Plastics News, 2008b)
Auf dieser Basis erscheint eine Analyse von Unternehmenskultur als eigenständige Ziel-
kategorie von ISO 14001 nicht sinnvoll. Teilweise wurden kodierte Textstellen aus der
Kategorie Unternehmenskultur jedoch in die Kategorie nachhaltige Entwicklung aufge-
nommen, da eine Entwicklung hin zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise höchst-
wahrscheinlich mit einem Wandel der Unternehmenskultur verbunden ist.
In den nächsten Abschnitten der Arbeit werden die Zielkategorien „Prozess/System“,
„Ständige Verbesserung“, „Compliance“, „ökologische Leistungsfähigkeit“ sowie „nach-
haltige Entwicklung“ vorgestellt und diskutiert.
7.2.1.2 Prozess / System
Unter der Zielkategorie „Prozess/System“ werden alle Textstellen subsumiert, die ISO
14001 primär als einen Prozessstandard darstellen bzw. die die durch ISO 14001
geförderte systematischere Herangehensweise an das Thema „Ökologie“ betonen. Unter
dem Element „Prozess“ wird im Folgenden verstanden, dass sich ISO 14001 primär über
die Einhaltung eines bestimmten Prozesses, nämlich des PDCA-Zyklus, definiert und
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
135
eine Zertifizierung auf Basis des Nachweises der Einhaltung eines solchen Prozesses
erfolgt. Das Element „System“ bezieht sich auf ISO 14001 als Managementsystem.
Ausschlaggebend für die Zertifizierung ist hierbei die Einhaltung einer bestimmten Syste-
matik. Die Zertifizierung erfolgt somit unabhängig von der ökologischen Leistungs-
fähigkeit oder eventuellen ökologischen Verbesserungen.
Die gemeinsame Betrachtung von Prozessen und Systemen mag auf den ersten Blick
widersprüchlich erscheinen, da Systeme eher einen statischen und Prozesse einen dyna-
mischen Charakter haben. In ISO 14001 werden jedoch beide Begriffe verbunden. Als
eine Norm, die Managementsysteme adressiert, hat ISO 14001 einen systemischen
Charakter. Gleichzeitig werden die Anforderungen an ein UMS nach ISO 14001 geprägt
durch den PDCA-Zyklus, also einen Prozess. Beide Begriffe – Prozess und System –
stehen hier also in einem engen Zusammenhang.
ISO 14001 wird in dieser Zielkategorie vor allem als Werkzeug betrachtet, das für unter-
schiedliche Zwecke genutzt werden kann. Unternehmen benötigen solch ein neues
organisationales Strukturelement, da die gesellschaftlichen Anforderungen an den
Umgang von Unternehmen mit der natürlichen Umwelt steigen. Dementsprechend
werden Fragen des Umweltschutzes für Unternehmen immer wichtiger. ISO 14001 stellt
ein Instrument dar, das diese neue Aufgabe einem systematischen Management zugäng-
lich machen soll. Die konkrete Umsetzung von ISO 14001 und die mit dem UMS
verbundenen Ziele hängen jedoch von den individuellen ökologischen Heraus-
forderungen ab, mit denen das Unternehmen konfrontiert ist.
Mit 65 kodierten Textstellen bildet das Ziel „Prozess/System“ das zahlenmäßig
bedeutendste Ziel von ISO 14001. Die identifizierten Textstellen lassen sich jedoch
weiter untergliedern. Gemäß den meisten Textstellen verfolgt ISO 14001 das Ziel, interne
Strukturen aufzubauen, um so ein systematisches Umweltmanagement zu betreiben. Dies
verdeutlichen zahlreiche Beispiele:
ISO 14001 sets the standard for your EMS in terms of five components: Policy & Commitment; Planning; Implementation; Measurement & Evaluation; and Review & Improvement. If these components seem vaguely familiar, they should. They correspond very closely with classic management theory of the activity cycle (set goals, plan, act, check, and revise goals/plans). (Canadian Manager, 1997)
(…) a systematic process to manage a company’s impact on the environment (Canadian Banker, 1999)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
136
The ISO 14001 certification gives Axcelis Technologies a structured environmental management system that easily identifies how we can minimize our impact on the environment while benefiting our customers (…) (Industrial Environment, 2000)
ISO concentrates strictly on management processes (Health Facilities Management, 2002).
(…) provide organizations with the tools to assess and control the impact of their activities, products or services on the environment (Quality, 2004).
The goal of an EMS is to then help meet the organization’s policy and objectives. ISO 14001 directs what elements need to be in place: however, each organization decides exactly how to define and implement those elements. (Buildings, 2004)
ISO 14001 defines processes and procedures that help a business identify aspects of its operations that affect the environment. (WET News, 2009)
The environmental management system identifies the aspects of the business that can affect the environment, sets planned objectives and mitigates to reduce or eliminate their impacts, sustaining continual improvement (Builders Merchants Journal, 2010).
We need structure. Our intent was to develop and implement a systematic program to help us manage our environmental programs, such as to know when something needs to be done, what regulations need to be addressed, and so on. The ISO 14001 standard seemed like a great format for us to follow. (Business & the Environment, 2010e)
Ähnlich wird in einer zweiten Gruppe von Textstellen argumentiert. Dabei wird
zusätzlich zur Betonung des prozessualen und systemischen Charakters von ISO 14001
die Norm – zumindest implizit – als Instrument dargestellt, mit der ein Unternehmen auf
konkrete gesellschaftliche Anforderungen reagieren kann. Zwei Textstellen verdeutlichen
dies:
ISO 14001 tells an organization how to establish a disciplined system for achieving stated environmental objectives that adhere to relevant legislative and regulatory requirements, to perform according to its own policies and procedures, and to audit to assure full conformance and continual improvement. (Automotive Manufacturing & Production, 1997)
ISO 14001 is an internationally recognized standard for environmental management systems. It helps organizations indentify the impact and risks associated with carbon emissions, energy and water use and waste stream management, and develop programs to control and improve these areas. (Pipeline & Gas Technology, 2010)
Der erste Artikel verweist beispielsweise auf vorgegebene Umweltziele („stated environ-
mental objectives“) und der zweite auf gesellschaftlich relevante negative Umwelt-
wirkungen wie „carbon emissions, energy and water use and waste stream
management“, die durch strukturiertes Umweltmanagement eingegrenzt werden sollen85.
85 Insgesamt kommt der Zusammenhang zwischen der Kategorie „Prozess/System“ und gesellschaftlichen Anforderungen an Unternehmen in den genannten Zitaten nicht immer prägnant zum Ausdruck. Die
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
137
Als dritte Untergruppe der Kategorie „Prozess/System“ finden sich Textstellen, denen
zufolge eine bestimmte Systematik bzw. die Einhaltung eines Prozesses zentral für die
Zertifizierung ist. Dies verdeutlichen die folgenden Beispiele:
Auditors compare the existing system against the requirements of the ISO 14001 specification document, which serves as an internationally accepted model for an effective EMS. (Pollution Engineering, 1999b)
Certification is achieved after independent auditors evaluate a company’s environmental processes and systems against the stringent EMS standard. (Pollution Engineering, 2001g)
Flakeboard Company Ltd. (…) recently received ISO 14001 certification for its environmental management system (Wood & Wood Products, 2005b).
Altaimage (…) has been awarded ISO 14001 certification after implementing an environmental management system (PrintWeek, 2008g).
The garden centre is undergoing accreditation for ISO 14001, which specifies the requirements for an organisation’s environmental managementsystem (Horticulture Week, 2008).
Certification means that certain procedures are followed (AV Magazine, 2009).
7.2.1.3 Ständige Verbesserung
In einigen der bereits zitierten Textstellen, wie dem Builders Merchants Journal (2010)
oder Automotive Manufacturing & Production (1997), wurde auf „ständige Verbesse-
rung“ als weitere Zielkategorie hingewiesen. Sie stellt ebenfalls eine relevante und eng
mit „Prozess/System“ verwandte Zielkategorie von ISO 14001 dar und wird im
Folgenden vorgestellt.
Der enge Zusammenhang zwischen „Prozess/System“ und „ständiger Verbesserung“ ist
wenig überraschend, da sowohl die Forderung der Einhaltung des PDCA-Zyklus als auch
ständige Verbesserung zentrale Bestandteile des Wortlauts von ISO 14001 sind. Unter
„ständiger Verbesserung“ wird in den ausgewerteten Artikeln die Anforderung
verstanden, dass Unternehmen, die nach ISO 14001 zertifiziert sind, ihre umwelt-
orientierte Leistung systematisch mit jedem Durchlaufen des PDCA-Zyklus verbessern
sollen.
Analyse der grundsätzlichen Argumentation des jeweils gesamten Artikels und nicht nur der kodierten Textstellen ermöglicht jedoch eine wesentlich deutlichere Darstellung von ISO 14001 als internes Instrument zum Umgang mit gesellschaftlichen Anforderungen.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
138
To meet the ISO 14001 standard, a plant must show to outside auditors that a comprehensive environmental management program is in place. The program must constantly monitor energy use, waste disposal, noise and air and water quality, and must lay out a plan for future improve-ments (Automotive News, 1997)86
Its ISO 14001 certification demonstrates its willingness to establish permanent systems to measure its environmental performance within its continuous improvement process. (Canadian Sailings, 2009)
Tandas received ISO 14001 certification for its environmental mamagement system, which provides the company with a third-party certified baseline for improving its environmental footprint and enables the company to set benchmarks to compare its year-over-year improvements. (Retail Merchandiser, 2009)
Dieser Fokus auf die Umweltleistung ist bemerkenswert, da, wie in Kapitel 2.3.3 gezeigt
wurde, ständige Verbesserung strenggenommen nicht auf die eigentliche Umweltleistung,
sondern lediglich auf die Weiterentwicklung des Managementsystems bezogen ist. Eine
Verbesserung der umweltorientierten Leistung ist also für eine Zertifizierung nicht
unbedingt notwendig. Nur in einer Textstelle findet sich ein Hinweis darauf, dass sich
ständige Verbesserung auch auf die Weiterentwicklung der internen Strukturen des UMS
beziehen kann. Im Engineering & Mining Journal (2010) wird ständige Verbesserung auf
das UMS bezogen („to ensure continuous improvement in environmental management“).
Weiterhin wird vereinzelt argumentiert, dass das Ziel nach ständiger Verbesserung bereits
durch „guten Willen“ erreicht werden kann, wie folgende Textstelle verdeutlicht: „the
facility must demonstrate a committment to environmental improvement“ (AHA News,
2002).
Die erhaltenen 24 Textstellen verdeutlichen oft die Nähe von „ständiger Verbesserung
und „Prozess/System“. Insgesamt zeigt sich, dass ständige Verbesserung deswegen ein
eher untergeordnetes Teilziel von ISO 14001 ist. Der Kategorie „Prozess/System“ kommt
höhere Bedeutung zu. Nur sehr vereinzelt wird die ständige Verbesserung als ein Haupt-
ziel von ISO 14001 dargestellt, so z. B. in Business & the Environment (2010c): „it is an
invaluable aid to management in fostering continual improvement, the real core of an
ISO 14001 program“.
86 Diese Textstelle geht primär auf die Planung ständiger Verbesserung ein. Dies wird als ausreichend für eine Zertifizierung betrachtet. Jedoch bezieht sich auch hier die Planung auf eine Verbesserung der Umweltleistung und nicht auf eine Verbesserung des UMS.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
139
7.2.1.4 Compliance
Das dritte Ziel von ISO 14001 stellt „Compliance“ mit 27 kodierten Textstellen dar.
Gemäß dieser Zielkategorie verfolgt ISO 14001 das Ziel, die Rechtskonformität von
Unternehmen zu erhöhen: Ein zertifiziertes Unternehmen muss somit alle relevanten
rechtlichen Anforderungen ökologischer Natur einhalten.
Einige Textstellen identifizieren Compliance primär als das Bemühen um die Einhaltung
ökologischer Normen. Damit reicht die bloße Intention aus, um nach ISO 14001 zerti-
fiziert zu werden. In Electronic News (2007) wird dementsprechend von einer „dedi-
cation to environmental compliance“ gesprochen.
Ähnlich wie „ständige Verbesserung“ stellt auch die Zielkategorie „Compliance“ kein
zentrales Ziel von ISO 14001 dar. Dies wird daran deutlich, dass die Zielkategorie in
engem Zusammenhang mit „ständiger Verbesserung“ und „Prozess/System“ steht. Dies
verdeutlichen folgende Textstellen:
Conscientious implementation of ISO 14001 provides a structured and controlled environmental management system (EMS), improved internal processes, better cost control, conservation of input materials and energy, and a source of evidence for reasonable care and regulatory compliance. (Appliance Manufacturer, 1997)
The standard spells out how to identify specific environmental aspects, set targets and objectives at all relevant levels, and comply with all applicable regulations and laws aimed at pollution prevention (Power, 2004).
Three elements of the new ISO standard include pollution prevention, compliance with environ-mental regulations, and continuous improvement. (Electronic Design, 1998)
It demonstrates environmental legislative compliance, continual environmental improvement and a reduced level of pollution (Estates Gazette, 2007).
Wie bereits in der Darstellung der Ziele von ISO 14001 im Überblick gezeigt wurde,
steht Compliance auch in engem Zusammenhang mit Risikomanagement. Eine ver-
besserte Kenntnis und Beachtung der relevanten Umweltnormen trägt dazu bei, die
ökologischen Risiken eines Unternehmens besser zu erkennen und gezielter zu steuern.
Dies zeigt folgendes Beispiel:
One is to use ISO guidelines to support compliance with legal and company regulations. A second is to use ISO compliance as part of a program to control and minimize environmental risks. (Business Insurance, 2000a)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
140
Gerade das Zitat aus der Zeitschrift Estates Gazette (2007) legt aber nahe, dass sich Com-
pliance auch auf die Zielkategorie „Ökologische Leistungsfähigkeit“ beziehen könnte.
Die Vermutung wird auch durch folgendes Zitat gestützt:
CaesarStone is the first quartz surface to earn the ISO 14001 certification for its compliance and commitment to “best green” manufacturing processes. (Surface Fabrication, 2007).
Ökologische Leistungsfähigkeit als eigene Zielkategorie wird im nächsten Abschnitt
diskutiert.
7.2.1.5 Ökologische Leistungsfähigkeit
Während ständige Verbesserung und Compliance eher als Teilziele von ISO 14001
charakterisiert werden können, stellt die Zielkategorie „ökologische Leistungsfähigkeit“
ein zentrales Ziel von ISO 14001 dar. 61 kodierte Textstellen belegen dies auch zahlen-
mäßig.
Unter „ökologischer Leistungsfähigkeit“ werden alle Aussagen zu Zielen von ISO 14001
subsumiert, denen zufolge das Instrument ISO 14001 Unternehmen ein ökologisches
Zielniveau vorgibt. Weiterhin wurden Textstellen kodiert, die argumentieren, dass ISO
14001 eine Verbesserung der ökologischen Leistungsfähigkeit fordert bzw. einen Bench-
mark für ökologisches Wirtschaften darstellt und dass es das Ziel von ISO 14001 ist,
„umweltfreundliches“ Wirtschaften zu zertifizieren. Aufgenommen wurden vereinzelt
auch Textstellen, die durch Verwendung bestimmter Schlagworte auf ökologische
Leistungsfähigkeit als Ziel von ISO 14001 hindeuten. Diese Unterkategorien werden im
Folgenden durch Beispiele verdeutlicht und weiter erläutert.
ISO 14001 wird auf unterschiedliche Weise als Standard dargestellt, der Unternehmen
ein ökologisches Zielniveau vorgibt. Primär weisen die Textstellen darauf hin, dass mit
ISO 14001 bestimmte Zielniveaus verbunden werden. Folgende Textstellen sind typisch
für diese Sichtweise:
The Robert Horne Group has always tried to mininise the impact it has on the environment but achieving ISO 14001 is a major step forward. It means that Robert Horne is integrating environmental best practice in everything it does. (Printing World, 2004a)
One final trend to mention is the steady spread and acceptance of ISO 14001 standards — manufacturing products with environmentally safe materials. Many countries now demand that products be certified as lead-free. (Machine Design, 2005)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
141
The certification assures our customers that they are purchasing quality products that have been manufactured according to the highest levels of efficiency in the use of materials, energy, water and land. (Kitchen & Bath Design 2006)
The UV systems business of Nordson Corp. has earned the ISO 14001:2004 and ISO 9001:2000 Quality Management System certification, which ensures that the company meets the highest and most current quality standards in its products and processes. (Finishing Today, 2007)
Certification at this level means our customers can be assured that our product has been grown using the most environmentally friendly techniques available (Horticulture Week, 2008a)
ISO 14001 certification requires us to manage our environmental programs and perform to the highest possible standards to the benefit of our clients (Metal Bulletin Daily, 2008)
VOLVO CUSTOMERS can be assured that they and their machines will be dealt with in an efficient, safe and environmentally-friendly way after the company's entire UK operation, including its customer support depots, achieved full ISO 9001, ISO 14001 and OHSAS18001 certification. (Contract Journal, 2009)
Die Hinweise auf das Leistungsniveau sind häufig indirekt. Dies kommt bei folgenden
Formulierungen zum Ausdruck:
• „integrating environmental best practice“ (Printing World, 2004a),
• „manufacturing products with environmentally safe materials“ (Machine Design,
2004),
• „highest levels of efficiency“ (Kitchen & Bath Design, 2004),
• „highest and most current quality standards“ (Finishing Today, 2007),
• „most environmentally friendly techniques available“ (Horticulture Week, 2008a),
• „highest possible standards to the benefit of our customers“ (Metal Bulleting Daily,
2008) oder
• „eco-friendly way“ (Contract Journal, 2009).
Neben Hinweisen auf ein Zielniveau wurden Textstellen ausgewählt, denen zufolge ISO
14001 das Ziel verfolgt, die umweltorientierte Leistung von Unternehmen zu steigern.
Folgende Textstelle verdeutlicht dies:
A new environmental management standard for companies, ISO 14001, has the purpose of spurring companies to improve their performance environmentally (Air Conditioning Heating & Refrigeration News, 1999).
Hier wird ökologische Leistungsfähigkeit als Ziel von ISO 14001 direkt angeben. Eine
ökologische Leistungsorientierung kommt auch bei Textstellen zum Ausdruck, die ISO
14001 als Instrument für Benchmarking darstellen.
More U.S. companies today, however, are measuring their environmental performance against the ISO benchmark. (Business Insurance, 2000a)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
142
Mark Handford, chief executive of PurePrint Group, (Beacon Press’ parent company), says buyers see ISO 14001 as a benchmark (Printing World, 2006a).
Ebenso wurden Textstellen aufgenommen, denen zufolge für eine Zertifizierung nach
ISO 14001 eine bestimmte Leistung nachgewiesen werden muss.
Hospitals seek ISO 14001 certification for waste reduction efforts (Health Facilities Management, 2002)
In addition to an excellent environmental track record, as evidenced by being Asia’s first ISO 14001 (BS 7750)-certified power plant (Power, 2009)
Als letzte Gruppe wurden Textstellen aufgenommen, die mit plakativen Schlagworten auf
die ökologische Leistungsfähigkeit als Ziel von ISO 14001 hindeuten. ISO 14001 wird in
der Zeitschrift Industrial Maintenance & Plant Operation als „world-class environmental
management system“ (2002) bezeichnet. Mit „world-class environmental safety
standards“ wird ISO 14001 in Chemical Business (2008) ähnlich charakterisiert.
Neben der ökologischen Leistungsfähigkeit stellt nachhaltige Entwicklung ein weiteres
wichtiges Ziel von ISO 14001 dar, das im nächsten Abschnitt diskutiert werden soll.
7.2.1.6 Nachhaltige Entwicklung
Als fünftes Ziel von ISO 14001 wird im Folgenden nachhaltige Entwicklung vorgestellt.
Insgesamt wurden 43 Textstellen unter dieser Zielkategorie subsumiert. Dabei werden
unter „Nachhaltigkeit“ alle Textstellen kodiert, die sich dem Wortlaut nach auf „Nach-
haltigkeit“ beziehen, die sich auf praktische Ansätze zum Leitbild Nachhaltigkeit
beziehen (wie z. B. die Agenda 2187) oder einen grundlegenden Wandel hin zu einer
ökologischeren Wirtschaftsweise adressieren. Die Kategorisierung von Nachhaltigkeit
hängt also von der Selbsteinschätzung der Autoren des betrachteten Artikels ab. Eine
inhaltliche Verbindung zu konzeptionellen Ansätzen, wie z. B. im Brundtland-Bericht
(1987), ist nicht notwendig.
Folgende Textstellen sind typische Beispiele für die Zielkategorie Nachhaltigkeit:
ISO 14000 has the promise to drive sectors to realize the much desired but elusive goal of sustainable development. It will foster the development of clean technologies, greater environ-
87 Die Agenda 21 stellt das entwicklungs- und umweltpolitische Programm der Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED) dar. Es fasst die wesentlichen auf der Konferenz beschlossenen Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung zusammen.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
143
mental protection, and, for those with a bottom-line orientation, greater competitiveness. (Paint & Coatings Industry, 1997a)
ISO 14001, achieved by Jofemar, concerns itself with Environmental Management and prepares companies for the environmental challenges they face as we enter the 21st century. (Vending International, 2004c)
In keeping with Hanson’s long-term commitment to retain its position as a sustainable business and contribute to sustainable development, all Hanson bricks are now produced at factories certified to ISO 14001. (Builders Merchants Journal, 2007)
Mr de Kriek says the staff at Best Bars have enthusiastically bought into the ISO 14001 environmental sustainability programme and feel good about working for a company that places high value on the environment. (Motor Equipment News, 2008)
Having the first combined asphalt and aggregates facility in California to be certified as ISO 14001 compliant provides independent confirmation of Vulcan’s commitment to the environment and demonstrates to our customers and our neighbors how we integrate sustainability into our operations (Pit & Quarry, 2008)
Der Argumentation der ausgewählten Textstellen zufolge ist ISO 14001 ein Standard, der
darauf abzielt, zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. ISO 14001 wird somit als
„Nachhaltigkeitsstandard“ dargestellt. Die Textstelle in Vending International (2004)
bezieht sich nicht wörtlich, sondern inhaltlich auf Nachhaltigkeit. Die Aussage „environ-
mental challenges they face as we enter the 21st century“ wird jedoch als Hinweis auf
Nachhaltigkeit interpretiert, da hier auf grundlegende ökologische Herausforderungen
eingegangen wird.
Andere Textstellen dagegen stellen ISO 14001 als Element einer Nachhaltigkeitsstrategie
auf Unternehmensebene dar:
In implementing the environmental aspects procedure, the committee derived approximately 20 broad categories of environmental impact from the United Nations’ “Agenda 21: The Program of Action for Sustainable Development,” and it used them to identify potentially significant global environmental impacts of the organization. The significant impacts, in turn, were used to establish environmental objectives and targets. (Business Insurance, 2000b)
Murata’s sustainable manufacturing commitment is also apparent in our production facilities. At the end of 2006, Murata achieved the International Organization for Standardization (ISO) 14001 certification for every production plant in Japan and overseas, as well as all non-manufacturing sites in Japan (Ceramic Industry, 2010).
Current Sustainability Actions among Clients: • Develop water management plans; • Develop a biodiversity policy; • Install technology to control mercury emissions; • Certify all sites to ISO 14001 (Engineering & Mining Journal, 2010).
Eine exakte Kodierung dieses Ziels stellt sich jedoch vereinzelt als schwierig dar, da eine
eindeutige Zuordnung einzelner Textstellen teilweise schwierig ist. Die Verbindung zu
Nachhaltigkeit kommt bei der Bertrachtung des gesamten Artikels klar zum Ausdruck,
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
144
lässt sich aber nur schwer anhand einzelner Textstellen belegen. Beispielsweise stellt sich
die Unterscheidung zwischen gesellschaftlicher und unternehmerischer Nachhaltigkeit oft
als schwierig dar. Während unternehmerische Nachhaltigkeit sich auf die langfristige
Überlebensfähigkeit einer einzelnen Organisation bezieht, geht gesellschaftliche Nach-
haltigkeit darüber hinaus. Ein Beispiel für unternehmerische Nachhaltigkeit findet sich in
PM Network (2006): „We believe that this is the only sustainable way of doing business
and that all developers in the future will have to pursue this standard.“ Die Textstelle
bezieht sich auf die Möglichkeit, als Unternehmen nachhaltig erfolgreich zu sein. Die
oben zitierte Textstelle im Builders Merchants Journal (2007) verweist sowohl auf
gesellschaftliche als auch auf unternehmerische Nachhaltigkeit.
Trotz dieser Limitationen im Rahmen der Interpretation der Artikel kann gezeigt werden,
dass sich Nachhaltigkeit insbesondere in den letzten Jahren als wesentliches Ziel von ISO
14001 etabliert hat. Dies wird noch deutlicher, wenn die Verbindungen zwischen den
einzelnen Zielen sowie die Entwicklung der Ziele im Zeitverlauf betrachtet werden.
7.2.2 Verbindungen zwischen den Zielen und Entwicklung im Zeitverlauf
Verbindungen zwischen den einzelnen Zielen
Während bei ständiger Verbesserung und Compliance insbesondere auf die Verbindung
zur Zielkategorie Prozess/System in den entsprechenden Abschnitten bereits im Rahmen
der inhaltlichen Auswertung der Artikel eingegangen wurde, soll nun auf die Zusammen-
hänge zwischen allen einzelnen Zielen eingegangen werden. Als zentraler Indikator
werden dazu diejenigen Artikel genutzt, die mehrere Ziele von ISO 14001 benennen88.
Zunächst wird die Zielkategorie Prozess/System betrachtet. Dieses Ziel wird, wie
erwähnt, relativ häufig mit ständiger Verbesserung und mit Compliance genannt. In neun
der 65 kodierten Textstellen wird auch auf ständige Verbesserung hingewiesen und in
zehn Fällen auf Compliance. Ökologische Leistungsfähigkeit wurde dagegen nur sechs-
mal gemeinsam angeführt. Die geringe gemeinsame Kodierung insbesondere mit ökolo-
88 In MaxQDA existieren unterschiedliche Instrumente, um solche Verbindungen zwischen unterschiedlichen Kodes sichtbar zu machen: Bestehende Muster in der Kodierung können grafisch hervorgehoben werden. Ebenso können über verschiedene Filtermöglichkeiten nur kodierte Textstellen betrachtet werden, die bestimmte Eigenschaften erfüllen oder bestimmten Kategorien zugeordnet sind.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
145
gischer Leistungsfähigkeit überrascht, da diese mit 61 kodierten Textstellen ebenfalls ein
zahlenmäßig wesentliches Ziel von ISO 14001 darstellt.
Auch die anderen Zielkategorien wurden auf gemeinsame Nennungen überprüft. Auf-
schlussreich ist insbesondere die Analyse der Verbindung von Nachhaltigkeit zu anderen
Zielen. Nachhaltigkeit wird insgesamt fünfmal gemeinsam mit ökologischer
Leistungsfähigkeit genannt und jeweils zweimal mit ständiger Verbesserung und Com-
pliance. Nachhaltigkeit wird jedoch in keinem Artikel gemeinsam mit Prozess/System
kodiert. Dies deutet darauf hin, dass diese beiden Ziele in keinem oder nur in sehr
schwachem Zusammenhang stehen. Auffallend ist auch, dass ökologische Leistungs-
fähigkeit zwölf gemeinsame Nennungen mit Compliance hat. Dies könnte ebenfalls auf
einen Zusammenhang hindeuten.
Somit ergibt sich folgendes Bild: Die Ziele Prozess/System, ständige Verbesserung und
Compliance stehen in engem Verhältnis zueinander. Ökologische Leistungsfähigkeit
weist zwar eine enge Verbindung zu Compliance auf, aber nicht zu Prozess/System bzw.
ständiger Verbesserung. Nachhaltigkeit nimmt eine Sonderrolle ein, da es primär mit
ökologischer Leistungsfähigkeit in Verbindung steht.
Entwicklung der Ziele im Zeitverlauf
Abbildung 16 stellt die zahlenmäßige Entwicklung der einzelnen Ziele im Zeitverlauf
dar.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
146
Abbildung 16: Entwicklung der Ziele von ISO 14001 im Zeitverlauf
Quelle: Eigene Darstellung.
Die durchgehend höchste Bedeutung hat über den gesamten Zeitverlauf hinweg die Ziel-
kategorie Prozess/System. An zweiter Stelle steht ökologische Leistungsfähigkeit, die
Compliance im Jahr 2004 auf dieser Position abgelöst hat. Nachhaltigkeit stellt seit 2009
das zahlenmäßig drittwichtigste Ziel dar; sie hat Compliance von dieser Position
verdrängt. Compliance und ständige Verbesserung sind die am seltensten kodierten Ziel-
kategorien. Insbesondere Compliance hat in den letzten Jahren an Bedeutung verloren.
Die Analyse der Ziele im Zeitverlauf verdeutlicht insbesondere die stark zunehmende
Bedeutung von Nachhaltigkeit. Bis 2005 war Nachhaltigkeit das am wenigsten häufig
genannte Ziel. Dieser Bedeutungszuwachs erhöht die Bedeutung von Nachhaltigkeit für
die Weiterentwicklung von ISO 14001, obwohl dieses Ziel zahlenmäßig zunächst deutl-
ich weniger bedeutsam als die Zielkategorien Prozess/System oder ökologische
Leistungsfähigkeit wirkt. Insgesamt lassen sich somit drei zentrale Zielkategorien von
ISO 14001 identifizieren: Prozess/System, ökologische Leistungsfähigkeit und Nach-
haltigkeit. Ständige Verbesserung und Compliance werden nicht als zentrale Ziele
betrachtet, da sie seltener genannt werden und jeweils in enger Verbindung zur Ziel-
kategorie Prozess/System stehen.
-‐10
0
10
20
30
40
50
60
70
1995 1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009
Kodierte Stellen
Jahr
Prozess/System
Ökologische Leistungsfähigkeit
Compliance
Ständige Verbesserung
Nachhal2ge Entwicklung
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
147
7.2.3 Diskussion der unterschiedlichen Zielkategorien im Hinblick auf den Wortlaut von ISO 14001
Als letzter Analyseschritt sollen die identifizierten Ziele hinsichtlich des Wortlauts von
ISO 14001 und der bestehenden Regelungen zur Durchführung eines Zertifizierungs-
audits diskutiert werden. Die Zielkategorie Prozess/System ist von allen Zielen am
stärksten im Wortlaut von ISO 14001 verankert. Wie bereits in Kapitel 2 gezeigt wurde,
stellt der PDCA-Zyklus das Kernelement des Managementsystems dar. Die Einhaltung
eines solchen Prozesses lässt sich relativ objektiv im Rahmen eines Zertifizierungsaudits
überprüfen.
Das zweite Ziel, das ebenfalls explizit in ISO 14001 genannt wird, ist ständige Ver-
besserung. Jedoch wird nicht näher erklärt, wie diese Anforderung praktisch umgesetzt
werden soll. Somit ist die Zertifizierung im Hinblick auf ständige Verbesserung weniger
objektiv und vergleichbar als im Hinblick auf Prozess/System. Unternehmen sind nicht
verpflichtet, ein bestimmtes Niveau an Verbesserungen zu erzielen oder diese in einem
bestimmten Bereich eines Unternehmens umzusetzen. Dementsprechend haben Unter-
nehmen und auch Auditoren hier einen hohen diskretionären Handlungsspielraum.
Dennoch ist ständige Verbesserung explizit Gegenstand von ISO 14001 und stellt eine
Muss-Regel für eine erfolgreiche Zertifizierung dar.
Ähnlich wie ständige Verbesserung wird Compliance explizit im Wortlaut von ISO
14001 genannt, nimmt aber eine weniger bedeutende Stellung ein. Compliance, ver-
standen als die Anforderung zur Einhaltung rechtlicher Vorschriften, stellt lediglich einen
Teilaspekt der Planungsphase dar (vgl. ISO 14001, 2004: 4.3.3).
Die Ziele ökologische Leistungsfähigkeit und Nachhaltigkeit hingegen werden nicht
explizit im Standard genannt und sind somit auch nicht Gegenstand der Zertifizierung.
Grundsätzlich stehen sie aber auch in Verbindung zu ISO 14001. Die Verbesserung der
ökologischen Leistungsfähigkeit von Unternehmen stellt die in der Norm festgehaltene
Grundintention von ISO 14001 dar (vgl. ISO 14001, 2004: Einleitung). Diese inhaltliche
Verbindung entsteht insbesondere durch die dem Standard zugrunde liegende Idee der
„Öko-Effizienz“. Ökologische Leistungsfähigkeit kann somit als übergeordnetes Ziel
gesehen werden, das jedoch nicht direkt in die Anforderungen an die konkrete operative
Umsetzung eines UMS Eingang gefunden hat.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
148
Nachhaltigkeit als Ziel ist dagegen insgesamt am wenigsten mit ISO 14001 direkt
verbunden. Die Entscheidung zur Entwicklung von ISO 14001 wurde durch die ent-
stehende Nachhaltigkeitsdebatte entscheidend untersützt (vgl. ISO 14001, 2004:
Einleitung). Eine explizite Aufnahme dieses Ziels in die Norm existiert jedoch nicht.
Nachhaltigkeit stellt lediglich ein abstraktes Leitbild dar und kann gegenwärtig noch
nicht direkt im Rahmen eines Managementsystems operationalisiert werden. Eine Zerti-
fizierung erscheint deswegen äußerst schwierig.
Die Verankerung der verschiedenen Ziele im Wortlaut von ISO 14001 spiegelt sich auch
in den Verbindungen zwischen den einzelnen Zielen wider. Die Zielkategorien Prozess/
System, ständige Verbesserung und Compliance werden häufig gemeinsam angeführt und
auch explizit in der Norm ISO 14001 gefordert. Ökologische Leistungsfähigkeit und
Nachhaltigkeit werden teilweise gemeinsam genannt und sind beide nicht expliziter
Gegenstand der in der Norm formulierten Anforderungen sowie deren Zertifizierung.
Die Ziele Compliance und ökologische Leistungsfähigkeit werden ebenfalls häufig
gemeinsam in den analysierten Artikeln angeführt. Beide stehen in Verbindung, da sie
explizit (wie Compliance) oder implizit (wie ökologische Leistungsfähigkeit) durchaus
Gegenstand von ISO 14001 sind, deren Einhaltung bzw. Umsetzung aber nur schwer
überprüfbar ist. Nachhaltigkeit nimmt aufgrund des normativen Charakters eine Sonder-
stellung in den verschiedenen Zielen von ISO 14001 ein.
Zusammenfassung der Ziele von ISO 14001
Vor diesem Hintergrund lassen sich die Ziele von ISO 14001 in folgender Abbildung
zusammenfassen:
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
149
Abbildung 17: Zusammenfassung der Ziele von ISO 14001
Quelle: Eigene Darstellung
ISO 14001 ist somit aus neo-institutioneller Perspektive mit mehreren unterschiedlichen
Zielen verknüpft. Dabei hat die Zielkategorie Prozess/System in Verbindung mit
ständiger Verbesserung und Compliance die höchste Bedeutung. Ökologische Leistungs-
fähigkeit und Nachhaltigkeit erscheinen etwas weniger wichtig, wobei Nachhaltigkeit in
den letzten Jahren deutlich an Bedeutung gewonnen hat. Ständige Verbesserung und
Compliance haben als eigenständige Zielkategorien die geringste Bedeutung. Sie sind eng
mit Prozess/System verbunden und stellen somit nur in eingeschränktem Maße eigen-
ständige Ziele dar.
Die identifizierten Ziele sind auch in unterschiedlichem Maße im Wortlaut von ISO
14001, der maßgeblich für die Zertifizierung ist, verankert. Während die Einhaltung eines
systematischen Prozesses und ständige Verbesserung explizit gefordert sind, stellt Com-
pliance eine insgesamt weniger klare Forderung dar. Das Ziel, ein bestimmtes ökolo-
gisches Leistungsniveau zu erreichen, ist nicht im Wortlaut aufgeführt und auch für die
Zertifizierung nicht relevant. Dies gilt auch für Nachhaltigkeit.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
150
7.3 Legitimierung von ISO 14001
7.3.1 Legitimierung im Überblick
Wie bereits in Kapitel 5 dargestellt wurde, wird die Legitimierung von ISO 14001 im
Wesentlichen vor dem Hintergrund der fünf von Djelic und Sahlin-Andersson (2006)
identifizierten institutionellen Kräfte analysiert, wobei neben dieser deduktiven Heran-
gehensweise auch induktiv im Rahmen der Analyse nach weiteren Formen der Legi-
timierung gesucht wurde.
Das Ergebnis lässt sich wie folgt zusammenfassen: ISO 14001 wird in den analysierten
Artikeln primär über Argumente legitimiert, die als Ausprägungen der Institutionen
Marketization und Moral Rationalization betrachtet werden können. Die institutionellen
Kräfte Scientization, Formal Organization und Democracy spielen nur eine unter-
geordnete Rolle. Der Qualitätsmanagementstandard ISO 9000 trägt ebenfalls zur
Legitimierung von ISO 14001 bei, hat aber nur einen geringeren Einfluss.
Die Legitimierung von ISO 14001 beruht somit auf zwei Säulen: Einerseits wird ISO
14001 damit legitimiert, dass die Nutzung zu ökonomischen Vorteilen führt. Dies ent-
spricht der Kernidee von Marketization. Mit ISO 14001 verbundene ökonomische
Vorteile werden damit begründet, dass Kunden bei der Lieferantenwahl zunehmend öko-
logische Faktoren berücksichtigen. Somit entsteht kundenseitig Druck, eine
Zertifizierung durchführen zu lassen. Mit der Zertifizierung nach ISO 14001 können
daher die Kundenanforderungen besser erfüllt und somit die Position des Unternehmens
am Markt gestärkt werden. Ebenso wird ISO 14001 als Instrument dargestellt, das dazu
beiträgt, die internen Prozesse von Unternehmen zu verbessern. Auch dies führt zu
ökonomischen Vorteilen.
Auf der anderen Seite beruht die Legitimierung von ISO 14001 auf der Kernidee von
Moral Rationalization. Die Möglichkeit der Zertifizierung spielt hier eine zentrale Rolle.
ISO 14001 stellt einen legitimen Standard dar, da er der interessierten gesellschaftlichen
Umwelt aufzeigt, ob sich ein Unternehmen entweder besonders ökologisch
verantwortlich verhält oder ob es eine exzellente umweltorientierte Leistung erbringt.
Abbildung 18 fasst diese Kernelemente der Legitimierung von ISO 14001 zusammen.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
151
Abbildung 18: Legitimierung von ISO 14001
Quelle: Eigene Darstellung
Neben der Rolle von Marketization und Moral Rationalization soll kurz darauf
eingegangen werden, welche Faktoren in der Analyse der Legitimierung von ISO 14001
zwar untersucht wurden, aber nicht mehr aufgegriffen werden.
Auf Scientization, als Faktor zur Legitimierung von ISO 14001, deuten insgesamt nur
drei Textstellen hin. Da deren Bedeutung somit gering ist, wird sie im Folgenden nicht
weiter bearbeitet. Zur Veranschaulichung seien jedoch die Textstellen angeführt:
While the terminology may be new, the concepts and principles are not new and are based on sound management theory. (Canadian Manager, 1997)
The auditable environmental management system, specified in ISO 14001 is a model of brevity, clarity and reason (Power Engineering, 1998).
The ISO standards, developed by the International Organization for Standardization, a global federation representing 140 companies, are designed to promote world trade and scientific cooperation. (Automotive News, 2003)
Scientization geht aber indirekt aufgrund der inhaltlichen Verbindung zu Moral Ratio-
nalization durchaus in die Analyse ein. Die Zertifizierung, die für Moral Rationalization
zentral ist, drückt dabei eine objektive, wissenschaftliche Überprüfung aus. Es wird auf
diese Weise kontrolliert, ob ein zertifiziertes Unternehmen ISO 14001 „richtig“
anwendet.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
152
Democracy und Formal Organization89 richten sich primär auf den Prozess der Standard-
setzung. Zu diesen Aspekten fanden sich insgesamt 10 Textstellen. ISO 14001 wurde
demnach im Rahmen einer internationalen, gemeinnützigen Organisation in einem auf
Konsens basierenden Verfahren entwickelt und stellt daher einen legitimen Standard dar.
ISO 14001: Environmental Management System Specification is a generic environmental management system standard developed through international consensus process based on industry experience with EMS specifications (Pipeline & Gase Journal, 1997).
(…) the universality of ISO 14000 – created by a consensus of delegates from nearly 50 countries over a five-year period – sets the ISO 14000 standards very far apart and above any of the existing programs (Paint & Coatings Industry, 1997a).
To best understand ISO 14001, it helps to place it in context. The standard, currently gaining widespread recognition in the U.S., is part of a large family of ISO manufacturing and business standards. These include ISO 9000 and more than 13,000 others. All are the result of international agreements, created by representatives from the 140 member nations of the Switzerland-base International Organization for Standardization. This non-governmental group, established in 1947, defines itself as a worldwide federation of national standards-bodies. Its mission is to “promote the development of standardization and related activities in the world with a view to facilitating the international exchange of goods and services.” (Industrial Maintenance & Plant Operation, 2001a)
Im Vergleich zu den anderen identifizierten Faktoren nimmt auch der Standardisierungs-
prozess eine insgesamt geringe Bedeutung für die Legitimierung von ISO 14001 in der
vorliegenden Arbeit ein. Obwohl die Legitimität des Standardisierungsprozesses
grundsätzlich als durchaus relevant erscheint, kann die geringe Zahl der Nennungen mit
der Datenauswahl erklärt werden. Die analysierten Artikel wenden sich vor allem an
Praktiker. Für diese Gruppe ist die Frage nach der Entstehung von ISO 14001 weitaus
weniger relevant als Fragen zur Nutzung bzw. den Vor- und Nachteilen der Norm.
Ein weiterer Faktor, der für die Legitimität von ISO 14001 relevant erscheint, ist der
Qualitätsmanagementstandard ISO 9000. Wie bereits gezeigt wurde, lehnt sich ISO
14001 inhaltlich eng an diese Norm an. Auch wurde in der letzten Überarbeitung von ISO
14001 eine weitere Annäherung an ISO 9000 angestrebt, um beispielsweise einen Zerti-
89 Formal Organization umfasst, wie in Kapitel 4 gezeigt wurde, neben der prozeduralen auch inhaltliche Anforderungen an legitime Standards. Dies bedeutet, dass ISO 14001 sich durch den Aufbau eines formalen Strukturelements, das sich für eine externe Überwachung eignet, legitimieren würde. Die inhaltliche Komponente von Formal Organization wird in der vorliegenden Analyse nicht betrachtet, da sich einerseits eine enge Verbindung von Moral Rationalization, die die externe Überwachung betont, und der Zielkategorie Prozess/System, das den Aufbau einer formalen Struktur als Ziel von ISO 14001 angibt, zeigt. Diese Entscheidung wurde getroffen, um unnötige Überschneidungen zwischen den einzelnen Kategorien zu vermeiden. Darüber hinaus ist die Trennung zwischen Zielen und Legitimierung sowie zwischen den unterschiedlichen Kategorien primär analytischer Natur.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
153
fizierungsaudit gemeinsam durchführen zu können (vgl. ISO 14001, 2004: Änderungen).
Die Implementierung integrierter Managementsysteme, die eine im Idealfall syner-
getische Nutzung mehrerer Standards ermöglichen sollen, wird damit erleichtert, da
bestehende interne Strukturen gemeinsam genutzt werden können. Der große Erfolg von
ISO 9000 mit aktuell mehr als einer Million verliehener Zertifikate (vgl. ISO Central
Secretariat, 2011: 1) legt nahe, dass ISO 9000 einen wichtigen Beitrag zur Legitimierung
leisten kann. Umso überaschender ist das Ergebnis, dass im Rahmen der Analyse der
Artikel nur fünf Textstellen identifiziert wurden, die darauf hindeuten, dass ISO 14001
durch eine enge Anlehnung an ISO 9000 Legitimität erhält. Zwei Beispiele sollen hier
angeführt werden:
ISO 9000 and QS 9000 are major quality drivers at the likes of Ford. But there's a new ISO looming on the horizon--ISO 14001 (Automotive Production, 1996).
(ISO 14001s) lucidity will be particularly striking for those familiar with, the somewhat rambling organization of ISO 9001, the specification for the quality management series. (Power Engineering, 1998)
In den ausgewerteten Artikeln wird zwar deutlich häufiger auf ISO 9000 hingewiesen,
doch wird primär auf Gemeinsamkeiten und die integrierte Nutzung beider Management-
systeme eingegangen. Dies könnte durchaus auch als eine Form der Legitimierung
betrachtet werden. ISO 14001 würde dadurch legitimiert, indem es explizit mit dem
zweifelsohne sehr erfolgreichen Standard ISO 9000 in Verbindung gebracht wird. In den
analysierten Texten wird diese Sichtweise allerdings nicht geteilt, da dies eine sehr weite
Interpretation von Textstellen darstellen würde. Es wurden deswegen nur Textstellen
kodiert, die relativ eindeutig Argumente aufzeigen, wie ISO 14001 durch die Nähe zu
ISO 9000 Legitimität erhalten kann. Die ausschließlich gemeinsame Nennung von ISO
9000 und ISO 14001 stellt einen solchen Zusammenhang noch nicht dar und wurde
deswegen nicht kodiert. Eine möglichst strikte bzw. enge Auswahl an Textstellen soll die
Transparenz der Studie erhöhen und vor willkürlichen Kodierungen schützen. Es wird
jedoch anerkannt, dass eine andere Sichtweise an dieser Stelle möglich ist.
In den folgenden Abschnitten sollen nun die zwei wesentlichen Säulen der Legi-
timierung, nämlich Marketization und Moral Rationalization, ausführlich diskutiert
werden.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
154
7.3.2 Marketization
Die institutionelle Regel „Marketization“ postuliert die Überlegenheit einer markt-
wirtschaftlichen Ordnung gegenüber anderen Mechanismen zur Allokation von
Ressourcen. ISO 14001 stellt folglich einen legitimen Standard dar, wenn dessen
Nutzung in Unternehmen zu Vorteilen auf dem Markt führt. Im Hinblick auf die vor-
liegende Analyse zeigt sich, dass ISO 14001 stark über den Druck von Kunden, die
zunehmend eine Zertifizierung nach ISO 14001 fordern, und die positive Wirkung von
ISO 14001 auf die internen Prozesse, legitimiert wird. Die Verbesserung der internen
Prozesse führt z. B. zu einer Kostensenkung und damit zu einer Verbesserung der Wett-
bewerbsfähigkeit.
7.3.2.1 Druck von Kunden
Der Druck von Kunden auf Zulieferer, ein UMS nach ISO 14001 zu implementieren,
wird als ein zentraler Faktor für die Verbreitung des Standards angesehen. Insgesamt 66
kodierte Textstellen deuten darauf hin. Kunden verlangen teilweise den Nachweis einer
ISO-14001-Zertifizierung als Grundlage einer Geschäftsbeziehung oder beziehen eine
mögliche ISO-14001-Zertifizierung positiv bei der Auswahl ihrer Lieferanten mit ein.
Die Nutzung von ISO 14001 ist hier mit ökonomischen Vorteilen verbunden. Unter-
nehmen, die nach ISO 14001 zertifiziert sind, haben bessere bzw. mehr Möglichkeiten,
auf dem Markt Aufträge zu erhalten. Ein zertifiziertes Unternehmen stellt sich somit
relativ zu nicht zertifizierten Unternehmen besser.
Kundendruck zeigt sich in den ausgewerteten Artikeln in unterschiedlichen Aus-
prägungen. Neben dem expliziten Hinweis auf den Druck von Kunden wurden auch
Hinweise auf Markteintrittsbarrieren oder auf den Gewinn neuer Kunden aufgrund einer
Zertifizierung aufgenommen. Folgende Textstellen sind dafür typisch:
Though voluntary, compliance to ISO 14000 is expected to be market-driven and may become a de facto requirement for doing business in Europe and throughout the world. (Appliance Manufacturer, 1996)
(…) customers are beginning to request that suppliers become certified as a contractual requirement. (Pipeline & Gas Journal, 1997)
Market Pressure is rapidly leading many companies to at least consider – if not adopt outright – ISO 14001 as a basic business tool. (Global Business, 2000)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
155
“Customer requirement” was listed as the primary initial reason for adoption of ISO 14001. (Business & the Environment, 2005a)
The accreditation, which was awarded to the Docklands-based company last month, is fast becoming a must-have for firms with blue-chip dient bases. (PrintWeek, 2008g)
Cardiff Printing Company has become ISO 14001 certified in response to growing client demand. (PrintWeek, 2010d)
Im Folgenden werden drei weitere Aspekte von Kundendruck diskutiert: die besondere
Rolle der Automobilindustrie, die Unterscheidung zwischen antizipiertem und realem
Kundendruck sowie Veränderungen der Art des Kundendrucks im Zeitverlauf.
Zunächst wird auf die Rolle der Automobilindustrie und insbesondere auf das Unter-
nehmen Ford eingegangen. In den Jahren 1999 bis 2002 wurde Kundendruck primär am
Beispiel der Automobilindustrie aufgezeigt: So beziehen sich von den 26 kodierten
Stellen in dieser Periode 14 auf die Automobilindustrie und 10 davon speziell auf das
Unternehmen Ford. Der Automobilindustrie wird auch eine Vorreiterrolle im
betrieblichen Umweltmanagement zugewiesen. Das bedeutet, dass häufig von der Auto-
mobilindustrie Rückschlüsse auf andere Branchen gezogen werden. Folgende Beispiele
verdeutlichen dies:
Most distributors won’t be affected by GM and Ford’s requirement that their tier-one suppliers adopt more environmentally friendly practices within the next four years. (Industrial Distribution, 1999)
Ford also requires its suppliers to ISO 14000-certify their manufacturing facilities. (Pollution Engineering, 2000c)
On Sept. 9, 1999 Ford became the first U.S. company to require all production and non-production suppliers to certify to ISO 14001 by 2003. (Global Business, 2000)
“Ford is really taking the big step forward,” said Swartz. “They are mandating that all of their tier one suppliers become registered to ISO 14001.” (Ceramic Industry, 2000)
Auffällig ist, dass in den Zitaten einerseits von „allen“ Zulieferern und andererseits nur
von „tier one“-Zulieferern gesprochen wird. Damit wird teilweise der Eindruck erweckt,
dass sich die Forderung nach einer ISO-14001-Zertifizierung auf wesentlich mehr Unter-
nehmen bezieht, nämlich alle Zulieferer von Automobilherstellern. Nur in Industrial
Distribution (1999) und Ceramic Industry (2000) wird der Druck von Endherstellern
(Original Equipment Manufacturers – OEM) explizit auf „tier one“-Zulieferer
eingeschränkt. Diese Darstellung von Kundendruck kann zu einer erhöhten wahr-
genommenen Bedeutung von ISO 14001 führen. Es wird der Eindruck erweckt, dass von
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
156
sehr viel mehr Zulieferern ein zertifizertes UMS gerfordert wird, als es in der Realität der
Fall ist. Dies ist nicht nur in der Automobilindustrie, sondern auch in anderen Bereichen
beobachtbar.
Weiterhin prägt nicht der tatsächliche Kundendruck, sondern ein antizipierter
Kundendruck oft die Grundlage der Argumentation der kodierten Stellen. In den Artikeln
werden beispielsweise aus Einzelentscheidungen von Unternehmen von ihren Zulieferern
ein zertifiziertes UMS zu verlangen auf die gesamte Branche geschlossen. Dies wird
insbesondere deutlich, wenn man sich die Verbreitung von ISO 14001 anschaut. In den
USA waren im Jahr 2004 beispielsweise nur 4.759 organisationale Einheiten zertifiziert
(ISO Survey 2004). Diese Zahl deutet darauf hin, dass der reale Kundendruck überschätzt
wird, da neben der Autombilindustrie auch in zahlreichen anderen Branchen die
Forderung nach einer Zertifizierung nach ISO 14001 angekündigt wurde. Die Kluft
zwischen dem antizipierten und realen Kundendruck kann an zwei Beispielen
verdeutlicht werden:
In November 1998, Xerox announced that all of its 30,000 suppliers are expected to implement ISO 14001 (Global Business, 2000).
Component parts suppliers in the automotive, electronics, aerospace and pharmaceutical industries must implement and register their conformity with ISO 14001 as a condition of doing business with the dominant firms in those industries. (…) ISO 14001-based environmental management requirements will eventually spread across all economic sectors and affect suppliers of all kinds. (Business Insurence, 2000)
Wäre der Kundendruck in der Realität wirklich so stark, wie aus den kodierten
Textstellen hervorgeht, müssten deutlich mehr Unternehmen nach ISO 14001 zertifiziert
sein. Ein aktuelleres Beispiel findet sich bei Sun Microsystems. Das Unternehmen hatte
angekündigt, bei der Wahl der Zulieferer in Zukunft eine ISO-14001-Zertifizierung
stärker miteinzubeziehen. Im entsprechenden Artikel wurde daraus der Schluss gezogen:
„it’s all too obvious that the likes of HP, IBM and Dell will all follow suit“ (MicroScope
2007).
Neben der Rolle von Prognosen bei der Beurteilung des Kundendrucks bei ISO 14001
fällt in der Analyse auch auf, dass sich die Art des Kundendrucks im Zeitverlauf ändert.
Während sich bis ca. 2003 Kundendruck vor allem in der Forderung nach Zertifizierung
zeigt, lässt sich in den letzten Jahren ein Wandel beobachten: Im Vordergrund steht
weniger die direkte Forderung nach einer Zertifizierung, sondern vielmehr der Nachweis
des Lieferanten an den Kunden, dass ökologische Faktoren in angemessener Weise mit
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
157
berücksichtigt werden. ISO 14001 stellt dabei eine Möglichkeit von mehreren dar, dies zu
demonstrieren. Dies kann an verschiedenen Beispielen gezeigt werden:
With this registration we are confident that we meet the expectations of our environmentally aware customers. (Printing World, 2004e)
Proving the use of sustainable practices is becoming an essential part of winning work with many clients, (…) (Horticulture Week, 2009)
The company said the move was in response to customers showing more of an interest in how print affects the environment. (PrintWeek, 2009a)
(…) demand from environmentally conscious customers (Official Board Markets, 2010).
Neben der Forderung von Kunden spielen auch mögliche ökonomische Vorteile durch
eine Verbesserung interner Prozesse eine wichtige Rolle für die Legitimierung von ISO
14001.
7.3.2.2 Verbesserung interner Prozesse
Das Kernargument dieser Ausprägung von Marketization lässt sich folgendermaßen
zusammenfassen: Die Implementierung von ISO 14001 führt zu verbesserten internen
Prozessen, die insbesondere zur Kostensenkung im Unternehmen beitragen und dadurch
die Wettbewerbsfähigkeit im Markt erhöhen. Diese Wirkung von ISO 14001 trägt eben-
falls wesentlich zur Legitimierung der Norm bei. Folgende Textstellen verdeutlichen
dies:
Sound environmental management can result in significant cost savings for many types of organizations, as waste and inputs of raw materials (water, paper, packaging, energy, etc.) are reduced. (Canadian Manager, 1997)
US company Formosa Plastics Corporation claims to have saved more than $750,000 in just two years (Director, 2000)
There were initial outlays to be made but savings in terms of power and supplies should mean that we save money in the long term (Printing World, 2003b).
Get an ISO, and cut bills by 20% (Travel Trade Gazette UK & Ireland, 2007b).
“It was certainly a very pleasant surprise to find that we were actually making savings at a time when costs are generally increasing, but it wasn't the reason we went into the ISO 14001 programme,” (Motor Equipment Bews, 2008)
“Inevitably, the accreditation leads to process improvements and cost savings, the benefits of which can keep us competitive and fund further investment in products, services and markets,” said Rud. (PrintWeek, 2010c)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
158
In den Textstellen werden unterschiedliche Möglichkeiten genannt, wie Kosten reduziert
werden können. Ein Beispiel sind niedrigere Kapitalkosten bzw. niedrigere Ver-
sicherungsprämien. Eine ISO-14001-Zertifizierung wird in diesem Kontext mit niedri-
geren Risiken in Verbindung gebracht. Ein typisches Beispiel findet sich in der Zeit-
schrift Power Engineering (1998):
Preferred status for insurance and banking. Many insurance and financial companies are beginning to look at ISO 14001 as an indication of reduced risk, potentially resulting in better insurance rates or increased access to capital.
Anderen Textstellen zufolge führt die Nutzung von ISO 14001 dazu, dass das Risiko von
Strafzahlungen bzw. Schadensersatzforderungen aufgrund von Verstößen gegen Umwelt-
normen oder aufgrund von unerlaubten negativen Auswirkungen auf die Umwelt gesenkt
wird:
Legal concerns also are likely to drive certification. Some companies may register an EMS for the role certification may play in environmental liability defense. The existence of a documented EMS can minimize liability claims. (Gas & Pipeline Journal 1997)
Die bis jetzt angeführten Textstellen beschränken sich auf die Beschreibung von Vor-
teilen aufgrund verbesserter interner Prozesse. Andere Textstellen nennen konkrete in
einem Unternehmen realisierte Vorteile:
The Island Shangri-La (ISL) in Hong Kong has saved HK$44,000 in paper supplies over two years; HK$83,037 a year on laundry reduction since the implementation of in-room signage; HK$1.3 million resulting from the installation of water flow restrictors and energy-saving lightbulbs; (…) (Hotels, 1998)
The company saved £18,000 a year after setting up a waste segregation system, achieved an 80% reduction in waste going to landfill, which reduced costs and associated pollution, saved £5,500 a year on the cost of printing plates, which are now sold for recycling, and saved an additional £18,000 a year after setting up a new high bay lighting system. (PrintWeek, 2008a)
Textstellen, die nur auf potenzielle konkrete ökonomische Vorteile hindeuten, wurden
nicht kodiert, sondern – wie generell in dieser Arbeit – nur möglichst eindeutige Text-
stellen. Dadurch sollte die Nachvollziehbarkeit und Überprüfbarkeit für den Leser erhöht
werden. Zwei Beispiele sollen den Umgang mit ambivalenten Textstellen veran-
schaulichen:
Reducing hazardous solid wastes between 2002 and 2003 from 20,000 pounds to 3,760 pounds through product substitution and education; • Remediating 15.5 acres of construction debris onsite through a voluntary cleanup project; and • Recycling nearly 2 million gallons of propylene glycol (the major component of aircraft deicing fluid) during the first eight years of operating its onsite propylene glycol recycling facility (Business & the Environment, 2005c).
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
159
Dave Caspar, the company’s ISO management representative, says adoption of 14001 has helped Tytex cut electricity usage by 26%, gas usage by 24% and water usage by 21% (Global Business, 2000).
Beide Textstellen weisen auf reduzierten Ressourcenverbrauch in Unternehmen hin. Die
erste (Business & the Environment, 2005c) wurde jedoch nicht kodiert, da die ange-
führten Verbesserungen nicht zwangsläufig mit niedrigeren Kosten einhergehen.
Verstärktes Recycling oder die Vermeidung von Sondermüll deuten zwar auf niedrigere
Kosten hin, sind jedoch nicht eindeutig. Einerseits wird auf ein freiwilliges Säuberungs-
projekt hingewiesen und andererseits sind auch Recyclingmaßnahmen mit Kosten
verbunden. Vor dem Hintergrund der verfügbaren Informationen ist also keine sichere
Schlussfolgerung möglich, daher wurde auf eine Kodierung verzichtet. Hingegen steht
ein niedrigerer Strom-, Gas- und Wasserverbrauch, wie in Global Business (2000)
genannt, in eindeutigem Zusammenhang mit geringeren Kosten. Daher wurde diese
Textstelle kodiert.
Neben dem Verweis auf niedrigere Kosten wird ISO 14001 vereinzelt auch mit höheren
Gewinnen in Verbindung gebracht. Die Argumentation erfolgt hier analog zu den Text-
stellen, die sich auf Kostenreduzierung fokussieren. Auf höhere Gewinne wird jedoch
gesondert eingegangen, da niedrigere Kosten nicht zwangsläufig höhere Gewinne impli-
zieren. Da beide Fälle jedoch in engem Zusammenhang stehen, soll nur ein Beispiel
angeführt werden:
Even without market pressure, profitability gains offer companies another compelling reason to seek ISO 14001 registration. (Industrial Maintenance & Plant Operation, 2001a)
Neben der Fokussierung auf reduzierte Kosten bzw. erhöhte Gewinne wurden in der
Kategorie „Verbesserte interne Prozesse“ auch Textstellen aufgenommen, die eher gene-
relle ökonomische Vorteile mit verbesserten Prozessen in Verbindung bringen. Im
Gegensatz zu den zuvor angeführten Textstellen werden hier keine konkreten ökono-
mischen Vorteile angeführt. Typisch für diese Textstellen ist ein allgemeiner Hinweis auf
Effizienzvorteile.
We wanted to increase efficiency and reduce waste, then it became clear we could go for ISO 14001 (Printing World, 2002b).
Ponto feels the most significant benefit of these ISO 14001-related improvements is that they’ve created a plant which is simply more efficient overall. (Industrial Maintenance & Plant Operation, 2009)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
160
Die Analyse zeigt, dass die Verbesserung interner Prozesse in den einzelnen Artikeln
recht unterschiedlich dargestellt wird. Dies kann unter anderem damit erklärt werden,
dass sich die Artikel hinsichtlich ihrer Länge und des genauen Themas unterscheiden.
Teilweise werden konkrete Fallbeispiele zur Nutzung von ISO 14001 in Unternehmen
diskutiert, teilweise wird der Standard nur in allgemeiner Weise vorgestellt. Inhaltliche
Unterschiede in den Artikeln führen damit zu unterschiedlichen Darstellungen der
ökonomischen Vorteile von ISO 14001.
7.3.2.3 Kritische Sicht auf ökonomische Vorteile
In den beiden vorangegangenen Abschnitten wurde diskutiert, wie in den analysierten
Artikeln ISO 14001 aufgrund ökonomischer Gründe als legitimer Standard dargestellt
wird. Im Folgenden wird kurz darauf eingegangen, inwiefern diese Vorteile auch kritisch
gesehen werden. Dabei wird in den analysierten Artikeln quasi keine kritische Haltung
eingenommen. Abgesehen von einer Textstelle wird der Druck von Kunden nicht in
Frage gestellt. Eine weitere Textstelle setzt sich ebenfalls mit Kundendruck auseinander,
indem sie dessen Bedeutung bezweifelt: Demnach interessieren sich Kunden primär für
das Vorhandensein eines Zertifikats, aber nicht für die konkrete Umsetzung des UMS im
Unternehmen. Auch sei vielen Kunden nicht genau klar, was eine Zertifizierung nach
ISO 14001 überhaupt bedeutet.
ISO 14001 is not yet a prerequisite for trade, (…) (Chemical Week 1999)
A lot of print tenders request information on environmental matters. “But it only goes as far as ‘have you got ISO 14001?’ or ‘have you got an environmental management system?’ The questions about environmental management don’t go far beyond that,” he says. (…) Mark Handford, chief executive of PurePrint Group, (Beacon Press’ parent company), says buyers see ISO 14001 as a benchmark, but are not necessarily sure what it means. (Printing World, 2006a)
Die Vorteile aus verbesserten internen Prozessen werden an fünf Stellen kritisiert. So
wird insbesondere auf hohe Kosten verwiesen, wie die beiden folgenden Beispiele
verdeutlichen:
Doing nothing more than obtaining ISO 14001 certification, however, fails short of the complete effort needed to mitigate the environmental exposures companies face, some experts warn. Nor will ISO 14001 certification alone likely result in substantial rate discounts or broader terms when purchasing environmental impairment liability insurance, brokers and insurers add. (Business Insurance, 2000a)
Most SME respondents regard ISO 14001 as generating more paperwork and cost without providing productivity improvements. (Business & the Environment, 2005a)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
161
Wie aus dem zweiten Zitat hervorgeht, werden teilweise nicht die ökonomischen Vorteile
an sich bezweifelt, sondern nur im Fall von kleineren und mittleren Unternehmen
(KMU). Die kritische Haltung wird auf diese Weise weiter abgeschwächt. Ein deutlich
kritischerer Umgang mit der Legitimierung von ISO 14001 wird sich jedoch bei der
Analyse von Moral Rationalization zeigen, der zweiten Säule, auf der die Legitimität von
ISO 14001 ruht.
7.3.3 Moral Rationalization
Standards gelten als legitim, wenn sie es der relevanten gesellschaftlichen Umwelt
ermöglichen, zwischen moralisch „guten“ und „weniger guten“ sowie zwischen
„exzellenten“ und „weniger exzellenten“ Unternehmen zu differenzieren. Auf ISO 14001
angewendet bedeutet dies, dass die Norm Legitimität erhält, wenn sie aufzeigt, welche
Unternehmen sich aus ökologischer Sicht besonders positiv verhalten.
Die Auswertung der Artikel zeigt, dass ISO 14001 einerseits als Standard präsentiert
wird, der durch seine Zertifizierung zeigt, welche Unternehmen sich aus ökologischer
Sicht besonders verantwortungsbewusst verhalten. Andererseits soll eine Zertifizierung
nach ISO 14001 auch zeigen, dass ein Unternehmen eine herausragende umwelt-
orientierte Leistung erbringt. Beide Dimensionen werden im Folgenden diskutiert.
Ebenso wird auf die Kritik an der Zertifizierung und damit dieser Dimension der Legiti-
mierung eingegangen.
7.3.3.1 Ökologische Verantwortung
Unter ökologischer Verantwortung werden alle Textstellen subsumiert, denen zufolge die
Zertifizierung nach ISO 14001 zeigt, dass ein Unternehmen sich der neuen gesell-
schaftlichen Anforderung, ökologischer zu wirtschaften, bewusst ist und angemessen
darauf reagiert. ISO 14001 deutet also darauf hin, dass sich ein Unternehmen aus ökolo-
gischer Sicht „ethisch korrekt“90 verhält. 54 kodierte Stellen wurden dieser Kategorie
zugeordnet. Wichtig ist auch, dass ein Unternehmen durch eine ISO-14001-Zertifizierung
90 Der Ausdruck „ethisch korrekt“ verdeutlicht umgangssprachlich die gesellschaftliche Erwartung an Unternehmen, die nach ISO 14001 zertifiziert sind. Ein Bezug zu Ethik als Teilgebiet der Philosophie soll hier nicht hergestellt werden.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
162
seine eigene, selbstgesetzte Verpflichtung demonstriert, ein ökologischeres Verhalten
anzustreben. Über eine Zertifizierung nach ISO 14001 können demnach Unternehmen
identifiziert werden, die sich als verantwortlicher Teil der Gesellschaft verstehen und sich
auch so verhalten. Dieser Anspruch lässt sich durch zahlreiche Textstellen belegen:
The great expectation is that ISO 14000 will become the engine for fostering the environmental ethic within organizations. (Paint & Coatings Industry, 1997a)
Compliance with ISO standards, though, provides insurers with a sense that a company has some awareness of its potential problems and that it has met with regulations. (Business Insurance, 2000a)
Few organizations take their commitment to the environment as seriously as beverage machine manufacturer Instanta – a fact demonstrated by the company’s recent achievement of ISO 14001. (Vending International, 2004b)
ISO 14001, an environmental quality standard that proves a business is environmentally responsible (Travel Trade Gazette UK & Ireland, 2007b).
Generally, a simple indicator of a responsible printer would mean certification to a management system standard such as ISO 14001 and a lot of companies have gone down that route. It’s certainly a rational starting point for any company that wants to prove its environmental credentials. (PrintWeek, 2009c)
The decision to seek ISO 14001 certification demonstrates Dresser Waukesha’s commitment to minimizing the impact of our operations and products on the environment (Pipeline & Gas Technology, 2010).
Im Rahmen von Moral Rationalization spielt die Aussagekraft des Zertifizierungsaudits
eine wichtige Rolle. Dieser wird in einer zweiten Gruppe von Textstellen betont, die
ebenfalls der Kategorie „ökologische Verantwortung“ zugeordnet werden. Demzufolge
ist die Selbstverpflichtung von Unternehmen, sich ökologischer zu verhalten, eine Vor-
aussetzung für eine erfolgreiche Zertifizierung.
The ISO 14001 accreditation process is as much about company ethos as it is about environmental risks and legal obligations. (Director, 2000)
Shorto is critical of ISO 14001, as “there is not enough detail” and “it is not about standards, as it focuses on environmental awareness and improvement and companies can be performing on different levels”. But he believes it is by far the best environmental accreditation available. (Printing World, 2007)
An external audit means we can speak with real authority about our involvement in environmental matters and our green commitment. (PrintWeek, 2008i)
Having the first combined asphalt and aggregates facility in California to be certified as ISO 14001 compliant provides independent confirmation of Vulcan’s commitment to the environment and demonstrates to our customers and our neighbors how we integrate sustainability into our operations, (…) (Pit & Quarry, 2008)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
163
Wie aus den Zitaten in Printing World (2007) und PrintWeek (2008) hervorgeht, ist diese
Form der Legitimierung nicht unumstritten. Wesentliche Kritikpunkte am Zertifizierungs-
audit werden in Abschnitt 7.3.3.3 diskutiert.
7.3.3.2 Ökologische Exzellenz
ISO 14001 wird auch dadurch legitimiert, dass die Nutzung bzw. die Zertifizierung nach
ISO 14001 es ermöglicht, zwischen Unternehmen hinsichtlich ihrer ökologischen
Leistungsfähigkeit zu differenzieren. Unter ökologischer Exzellenz werden deswegen
Textstellen zusammengefasst, die argumentieren, dass ISO 14001 Unternehmen
auszeichnet, die eine exzellente ökologische Leistung erzielen, d. h. besonders umwelt-
freundlich sind. ISO 14001 kann diesem Sinne als Auszeichnung verstanden werden, die
besonders ökologische Unternehmen erhalten. Der Unterschied zu ökologischer
Verantwortung liegt darin, dass ökologische Exzellenz auf eine besondere Leistung
hindeutet während sich ökologische Verantwortung auf die Intention bzw. das
Selbstverständnis, mit dem sich ein Unternehmen mit dem Thema Ökologie bezieht.
In diesem Sinne lassen sich die 34 kodierten Textstellen in drei Kategorien unterteilen:
erstens Textstellen, die Unternehmen, die nach ISO 14001 zertifiziert sind, als exzellent
hinsichtlich ihrer ökologischen Leistungsfähigkeit darstellen; zweitens Textstellen, die
ISO 14001 als exzellenten Standard darstellen, der höchste Anforderungen an
Unternehmen stellt, und drittens Textstellen, die ISO 14001 als Grundlage für Preis-
verleihungen für besondere ökologische Leistungen betrachten. Diese drei Gruppen
werden in den nächsten Abschnitten im Detail vorgestellt.
Typische Beispiele für Textstellen, die ISO-14001-zertifizierten Unternehmen eine
besonders hohe ökologische Leistungsfähigkeit zuschreiben, sind folgende:
A spokesperson for the company noted at the time that ISO certification “highlights Ford’s philosophy that environmental excellence is an element of both good business and corporate citizenship” (Industrial Maintenance & Plant Operation, 2001a)
Sri Lanka-Solideal Tire’s Midigama production plant has been awarded ISO 14001 certification, attesting to its environmentally-friendly operations. (Tire Business, 2002)
Visitors to The Jofemar factory are always impressed by the lengths that Jofemar goes to, in order to protect the environment. This has now been formally recognised with the achievement of the 14001 accreditation. (Vending International, 2009)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
164
Strategic leadership, evidenced by ISO 14001 registration, has enabled Mission Estate to achieve its very low EB through winery design and operation. (Electrical & Automation Technology, 2009)
In addition to an excellent environmental track record, as evidenced by being Asia's first ISO 14001 (BS 7750)-certified power plant (…) (Power, 2009)
Neben direkten Hinweisen auf Exzellenz wurden hier auch Textstellen aufgegriffen, die
auf eine ökologische oder strategische Führungsposition von zertifizierten Unternehmen
hindeuten oder die zertifizierte Unternehmen als umweltfreundlich darstellen. Der
explizite Hinweis auf Umweltfreundlichkeit beinhaltet ebenfalls eine ökologische
Leistungskomponente, die positiv herausgestellt wird.
Die zweite Gruppe bezieht sich primär auf den Standard selbst. Neben Textstellen, die
ISO 14001 als Standard darstellen, der höchste Anforderungen an Unternehmen stellt,
wurden auch Textstellen kodiert, die dies eher indirekt aufzeigen. Im Artikel Going for
Gold im Foundry Management & Technology (2001) wird beispielsweise eine Zertifi-
zierung nach ISO 14001 mit dem Gewinn einer Goldmedaille bei den olympischen
Spielen verglichen. Eine Verbindung zu exzellentem ökologischem Verhalten einer
Firma ist damit gegeben. Folgende weitere Textstellen präsentieren ISO 14001 als
Standard, der ökologische Exzellenz ausdrückt:
(…) this certification was one of the best ways to show our customers that the firm meets world-class standards and practices (…) (Graphic Arts Monthly, 1999)
Going for Gold: Your Company’s Approach to ISO 14001. (Foundry Management & Technology, 2001)
This award is the culmination of eighteen months of concerted effort by all the staff, and further illustrates the determination of Euroforest to operate to the highest international standards (…) that every load has been harvested in an environmentally friendly manner. (Forestry & British Timber, 2002)
Key Travel has appointed a dedicated environment officer to help it achieve an environmental gold standard next year, Ruth Milner has been tasked to help the London, Manchester and Brussels-based company to achieve IS0 14001 certification by June 2008. (Travel Trade Gazette UK & Ireland, 2007a)
ISO 14001 certification requires us to manage our environmental programs and perform to the highest possible standards to the benefit of our clients (Metal Bulleting Daily, 2008)
Die dritte Gruppe spielt nur eine untergeordnete Rolle und soll hier nur aus Gründen der
Vollständigkeit erwähnt werden. Hierbei geht es darum, dass Unternehmen mit Preisen
für besonders ökologisches Verhalten ausgezeichnet werden. Die Verleihung eines
Preises symbolisiert in diesem Kontext ökologische Exzellenz. Es wurden nur Textstellen
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
165
kodiert, in denen die Zertifizierung nach ISO 14001 als zentraler Grund für die
Verleihung eines Preises genannt wird. Ein Beispiel findet sich in Electronic Design
(1998):
The most recent Evergreen Award winner is Micron Technology. Micron was the first Northwest company to be certified for ISO 14001.
ISO 14001 als objektiver Indikator für ökologische Exzellenz wird jedoch nicht nur
positiv gesehen. Die Zertifizierung selbst bzw. der Informationswert eines Zertifikats ist
in den analysierten Artikeln teilweise deutlicher Kritik ausgesetzt. Diese wird im
nächsten Abschnitt ausführlich thematisiert.
7.3.3.3 Kritische Sicht auf die Zertifizierung
Während die ökonomischen Vorteile von ISO 14001 in den analysierten Artikeln kaum in
Frage gestellt wurden, zeigt sich im Hinblick auf die Beurteilung der Zertifizierung eine
wesentlich kritischere Sichtweise. Dies kommt durch 20 kodierte Textstellen zum
Ausdruck. Die Kritik bezieht sich im Wesentlichen auf zwei Aspekte: Zum einen wird
der Inhalt des Standards bzw. die Aussagekraft der Zertifizierung kritisiert und zum
anderen der Prozess der Zertifizierung und dabei auch die Rolle der Auditoren.
Die Kritik am Standard bzw. der Aussagekraft der Zertifizierung konzentriert sich darauf,
dass ISO 14001 lediglich eine Systematik vorgibt und keine Leistungsniveaus enthält.
Durch die Fokussierung auf die Einhaltung einer bestimmten Systematik wird somit nicht
mehr eine besondere Leistung zertifiziert, sondern lediglich die Einhaltung von
Anforderungen an interne Organisationsstrukturen. Eine Zertifizierung drückt damit eher
Mittelmäßigkeit aus, da lediglich die Einhaltung vordefinierter Anforderungen überprüft
wird. Dementsprechend lässt ein ISO-14001-Zertifikat keine sichere Aussage über die
ökologische Verantwortung oder die ökologische Exzellenz eines Unternehmens zu.
Diese Kritik soll anhand von fünf Textstellen veranschaulicht werden:
What is certified (registered) is the management system in place for production, not the product itself. A company that has achieved ISO 14001 system certification can claim it has a documented EMS that is fully implemented and consistently followed. This does not imply its products are more environmentally sound than those of its competitors, nor does it imply product conformity. (Pipeline & Gas Journal, 1997)
Conformance to ISO 14001 does not necessarily equate to environmental excellence. It only reflects that the organization has a management system that satisfies the elements of ISO 14001. It would be a misuse as well to imply that the organization's products are environmentally
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
166
preferable. This would confuse ISO 14001 registration with environmental labeling of products. (Paint & Coatings Industry, 1997a)
Our analysis provides evidence that firms with lower environmental performance, not higher have a greater propensity to certify; thereby raising doubt that certification serves as a signal of superior environmental performance. (Business & the Environment, 2006a)
Like ISO 14001, you either get it or you don’t. It rewards mediocrity rather than excellence. It is not creating a benchmark where people want to be the best. (Printing World, 2006a)
He added that organisations gaining ISO 14001 certification would not necessarily deliver environmental benefits, because they were failing to address real performance factors (ENDS Report 325, pp 3-4). Further evidence of the “crisis of confidence” in ISO 14001 emerged shortly after (ENDS Report 327, pp 31-33) (Environmental Data Services, 2009).
Die Kritik an der Art, wie die Zertifizierung durchgeführt wird, bezieht sich auf mehrere
Aspekte. Beispielsweise wird bemängelt, dass ein Zertifizierungsaudit nicht nach
einheitlichen Maßstäben abläuft und die tatsächliche Umsetzung von ISO 14001 nicht
tiefgehend genug untersucht wird. Ebenso werden die zu niedrigen Transparenz-
vorschriften der Auditierung kritisiert; Außenstehende können daher den Zertifizierungs-
audit nur schwer beurteilen. Kritisiert wird auch die Rolle der Auditoren, da sich diese in
einem Interessenkonflikt bewegen. Auditoren treten häufig nicht nur als Kontrolleure,
sondern gleichzeitig als Berater auf. Weiterhin werden zertifizierte Unternehmen als
Kunden der Auditierungsgesellschaften dargestellt. Eine unabhängige Beurteilung der
Einhaltung der Anforderungen von ISO 14001 erscheint daher fraglich. Diese Kritik kann
durch verschiedene Textstellen verdeutlicht werden:
Certification organizations are not all equal, though, and some certifications can amount to little more than a plaque companies use to impress customers, some experts say. “Many (ISO 14001) certifications are very shallow,” said Betty Hosteny, North American operations manager at certification consultant ERM Certification & Verification Services in Chicago. “There is no meaning behind it, because the company only went through a paperwork exercise and they have a management system on paper. But it does not reflect practical day-to-day reality.” (Business Insurence, 2000)
As with consultants, the organization seeking ISO certification is the client and, therefore, the registers are working for you. This means you can exert some control over them, to a point. (Pollution Engineering, 2002a)
There are a number of reasons for this but one of the key weaknesses is argued to be the approach almost universally applied to the ISO 14001 certification process, which is based on traditional quality management system assessment techniques. This generally involves the auditor conducting a formal document review in which the organization’s EMS manual, procedures and records are assessed against the requirements of the standard. (Pharmaceutical Technology Europe, 2002)
All registrars are in the business to make money. How can you make money by alienating your client base? Unless there are gross errors in your program generally you will probably be recommended for registration. (Business & the Environment, 2007d)
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
167
One UK certification house claims in its marketing material that it can take a customer from start to finish in 30 days, after which they expect to award the ISO 14001 badge. (PrintWeek, 2009c)
Other criticisms levelled at ISO 14001 and EMAS are that they do not necessarily guarantee full compliance with environmental regulations all of the time, and that they offer only a framework within which an organisation can set its own objectives. The lack of a clear accounting mechanism and the absence of mandatory reporting requirements have also been flagged up as weaknesses in the ISO 14001 standard (Environmental Data Services, 2009).
Im nächsten Abschnitt werden die verschiedenen Dimensionen zusammengeführt und
deren Verbindungen sowie deren Entwicklung im Zeitverlauf diskutiert.
7.3.4 Verbindungen der unterschiedlichen Dimensionen von Legitimierung und deren Entwicklung im Zeitverlauf
Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Dimensionen der Legitimierung
Die Verbindungen zwischen den einzelnen Dimensionen der Legitimierung wurden
methodisch auf die gleiche Weise untersucht wie die Verbindungen zwischen den
unterschiedlichen Zielen von ISO 14001. Textstellen, die einen kritischen Blick auf die
mit ISO 14001 verbundenen ökonomischen Vorteile richten, werden nicht mehr
aufgegriffen, da sie zahlenmäßig von geringer Bedeutung sind.
Es zeigt sich, dass dass die zu Marketization gehörenden ökonomischen Faktoren–
Kundendruck und Vorteile aus verbesserten internen Prozessen – in engem Zusammen-
hang zueinander stehen. In insgesamt 26 Artikeln wurde auf diese beiden Ausprägungen
von Marketization gemeinsam hingewiesen. Die Verbindungen zu den Argumenten von
Moral Rationalization sind dagegen zahlenmäßig weniger stark: Nur in 13 Artikeln wird
sowohl auf Marketization als auch auf Moral Rationalization eingegangen. Die Vorteile
durch Verbesserungen interner Prozesse werden in sechs Artikeln mit ökologischer
Verantwortung und in zwei mit einer kritischen Sicht auf die Zertifizierung in
Verbindung gebracht. Bei Kundendruck wird in zwei Artikeln auch auf ökologische
Verantwortung und in drei Artikeln auf eine kritische Sicht auf die Zertifizierung hinge-
wiesen. Auffällig ist hier die Sonderrolle von ökologischer Exzellenz: Sie steht in keinem
Zusammenhang zu Marketization. Nur zur Zertifizierung ökologischer Verantwortung
zeigt sich eine Verbindung (8 Artikel). Neben der Verbindung zu ökologischer Exzellenz
zeigt sich bei ökologischer Verantwortung eine leichte Verbindung zu einer kritischen
Sicht auf die Zertifizierung (2 Artikel).
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
168
Als Ergebnis lässt sich daraus ableiten, dass sowohl die Ausprägungen von Marketization
(Kundendruck und Verbesserung interner Prozesse) als auch von Moral Rationalization
(Zertifizierung ökologischer Verantwortung und Zertifizierung ökologischer Exzellenz)
jeweils in enger Verbindung zueinander stehen. Auch fällt die Sonderrolle der Zertifi-
zierung ökologischer Exzellenz auf, die ausschließlich eine Verbindung zu ökologischer
Verantwortung aufweist und ansonsten mit keiner weiteren Dimension der Legitimierung
von ISO 14001 in Verbindung steht.
Tabelle 3 fasst die Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Arten der Legi-
timierung zusammen:
Verbindungen zwischen den unterschiedlichen Dimensionen der Legitimierung
Artikel, in denen beide Kategorien identifiziert wurden
Verbesserung interner Prozesse Kundendruck 26
Ökologische Verantwortung 6
Kritische Sicht auf die Zertifizierung 2
Kundendruck Ökologische Verantwortung 2 Kritik an der Zertifizierung 3
Ökologische Verantwortlichkeit Ökologische Exzellenz 8
Kritische Sicht auf die Zertifizierung 2
Ökologische Exzellenz Ökologische Verantwortung 8 Tabelle 3: Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Dimensionen der
Legitimierung von ISO 14001
Quelle: Eigene Darstellung.
Entwicklung der Legitimierung im Zeitverlauf
Die Entwicklung der Zahl der kodierten Textstellen zeigt ein insgesamt relativ klares
Bild. Argumente, die Marketization zugordnet werden, wie Kundendruck oder
verbesserte interne Prozesse, spielen durchgehend die dominante Rolle. Moral Ratio-
nalization ist ebenfalls wichtig, insbesondere die Kategorie ökologische Verantwortung.
Ökologische Exzellenz spielt dagegen eine etwas weniger bedeutende Rolle. Darüber
hinaus wird die Zertifizierung von ISO 14001 auch kritisch gesehen.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
169
Wie aus der Abbildung 18 hervorgeht, bleibt diese Gewichtung im Zeitverlauf erhalten91.
Lediglich die Bedeutung ökologischer Verantwortung ist in den letzten Jahren relativ
gestiegen.
Abbildung 19: Entwicklung der Legitimierung von ISO 14001 im Zeitverlauf
Quelle: Eigene Darstellung.
7.4 Zwischenfazit: Wo sollte die Weiterentwicklung von ISO 14001 ansetzen?
Im Folgenden werden die beiden Dimensionen der Theorisierung von ISO 14001, Ziele
und Legitimierung, zusammengeführt. Darauf aufbauend wird das Ergebnis der empi-
rischen Untersuchung zusammengefasst und in die Forschungsliteratur eingeordnet. Zum
91 Scheinbare Brüche im Verlauf, wie z. B. bei ökologischer Exzellenz, sollten nicht überbewertet werden, sondern lassen sich durch methodische Limitationen erklären: So ist z. B. nicht gewährleistet, dass die gewählte Datenbank für jedes Jahr alle Artikel vollständig eingepflegt hat. Außerdem müssen inhaltliche Kontextfaktoren beachtet werden. Die Überarbeitung von ISO 14001 wurde beispielsweise 2004 abgeschlossen. In dieser Phase wurde über die Änderungen an ISO 14001 und die daraus resultieren Konsequenzen ausführlich berichtet, jedoch weniger über andere Themen.
0
10
20
30
40
50
60
70
80
1995
1996
1997
1998
1999
2000
2001
2002
2003
2004
2005
2006
2007
2008
2009
2010
Kodierte Stellen
Jahr
Verbesserte intere Prozesse Druck von Kunden
Ökologische Verantwortung Ökologische Exzellenz
Kri2k an der Zer2fizierung
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
170
Abschluss des empirischen Teils dieser Arbeit werden aus dem Ergebnis der Analyse und
der Forschungsliteratur Vorschläge für die Weiterentwicklung von ISO 14001 abgeleitet.
7.4.1 Zusammenhänge zwischen den Zielen und der Legitimierung von ISO 14001
Während bisher die Ziele und die Legitimierung jeweils getrennt analysiert wurden,
werden an dieser Stelle die Verbindungen zwischen den einzelnen Zielen und der Leg-
itimierung von ISO 14001 untersucht. Dazu wurden alle Textstellen analysiert, die mit
zwei oder mehr Codes versehen wurden. Es sollte herausgefunden werden, ob in einem
Artikel sowohl auf die Ziele als auch auf die Legitimierung von ISO 14001 eingegangen
wird. Die Ergebnisse werden in Tabelle 4 zusammengefasst:
Verbindung Ziele und Legitimierung
Ziel Legitimierung Texte, in denen beide Kategorien identifiziert wurden
Prozess / System Verbesserung interner Prozesse 13 Kundendruck 10 Ökologische Verantwortung 8 Ökologische Exzellenz 8 Kritik an der Zertifizierung 2 Ständige Verbesserung Verbesserung interner Prozesse 5 Ökologische Verantwortung 6 Ökologische Exzellenz 2
Compliance Verbesserung interner Prozesse 10 Kundendruck 4 Ökologische Verantwortung 6 Ökologische Exzellenz 6 Kritik an der Zertifizierung 4 Ökologische Leistungsfähigkeit Verbesserung interner Prozesse 13 Kundendruck 5 Ökologische Verantwortung 21 Ökologische Exzellenz 23 Kritik an der Zertifizierung 6 Nachhaltigkeit Verbesserung interner Prozesse 6 Kundendruck 4 Ökologische Verantwortung 8 Ökologische Exzellenz 4
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
171
Tabelle 4: Verbindung von Zielen und Legitimierung
Quelle: Eigene Darstellung.
Die Tabelle stellt nur eine deskriptive Statistik dar und weist auf keine statistischen
Zusammenhänge hin. Sie soll lediglich Muster oder Auffälligkeiten in der Kodierung
aufzeigen. Daher werden nicht alle in der Tabelle aufgeführten Verbindungen vorgestellt,
sondern nur Auffälligkeiten identifiziert und diskutiert.
Zunächst fällt auf, dass nicht alle Ziele auf die gleiche Weise legitimiert werden:
Während sich die Zielkategorie Prozess/System besonders auf die Argumente von
Marketization (Kundendruck und Verbesserung interner Prozesse) bezieht, lassen sich bei
ständiger Verbesserung und Compliance andere Muster beobachten. Beide Zielkategorien
stehen in ähnlich enger Verbindung zu Argumenten von Marketization und von Moral
Rationalization (ökologische Verantwortung und ökologische Exzellenz). Dies ist
zunächst bemerkenswert, da die Ziele Prozess/System, ständige Verbesserung und Com-
pliance in engem inhaltlichem Zusammenhang stehen. Jedoch ist Prozess/System
wesentlich präziser als ständige Verbesserung und Compliance, wie bereits gezeigt
wurde, durch den Wortlaut von ISO 14001 abgedeckt. Außerdem steht z. B. Compliance
nicht nur mit Prozess/System, sondern auch mit ökologischer Leistungsfähigkeit in Ver-
bindung.
Im Hinblick auf die Zielkategorie ökologische Leistungsfähigkeit überwiegen bereits
deutlich Argumente, die Moral Rationalization zugeordnet werden können; insgesamt 50
Artikel verbinden diese Zielkategorie mit dieser Dimension der Legitimierung.
Die Zielkategorie Nachhaltigkeit nimmt eine Sonderrolle ein, da hier – trotz der engen
Verbindung zu ökologischer Leistungsfähgikeit – das Verhältnis von Marketization zu
Moral Rationalization in etwa ausgeglichen ist.
Diese Verbindungen zwischen den verschiedenen Zielkategorien von ISO 14001 und
deren Legitimierung sollen in den nächsten Abschnitten zusammengefasst und in den in
Kapitel 3 vorgestellten Forschungskontext eingeordnet werden.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
172
7.4.2 Zusammenfassung der Theorisierung von ISO 14001
Abbildung 20 fasst die Theorisierung von ISO 14001 zusammen:
Abbildung 20: Zusammenfassung der Theorisierung von ISO 14001
Quelle: Eigene Darstellung
Die Analyse hat gezeigt, dass ISO 14001 auf unterschiedliche Weise theorisiert wird.
Zum Einen wird die Norm als Prozessstandard dargestellt und zum anderen als Perfor-
mancestandard.
ISO 14001 als Prozessstandard
Aus der Perspektive eines Prozessstandards verfolgt ISO 14001 im wesentlichen die
Zielkategorien Prozess/System, ständige Verbesserung und Compliance. Diese drei Ziele
sind in unterschiedlichem Ausmaß alle im Wortlaut von ISO 14001 verankert. Die Ziel-
kategorie Prozess/System stellt das wichtigste Ziel dar. Ständige Verbesserung und Com-
pliance sind weniger bedeutsam und orientieren sich inhaltlich stark an Prozess/System.
Das Problem, dass bei dieser Sichtweise auf ISO 14001 mit der Norm gelöst werden soll
bezieht sich im wesentlichen auf unzureichende interne Strukturen in Unternehmen um
auf die neue gesellschaftliche Herausforderung Ökologie zu reagieren.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
173
Legitimität erhält die Norm vor allem durch den Verweis auf ökonomische Vorteile
durch verbesserte interne Prozesse und durch Kundendruck. Diese Argumente sind aus
der institutionellen Kraft Marketization abgeleitet. Moral Rationalization, die sich vor
allem in der Zertifizierung ökologischer Verantwortlichkeit und ökologischer Exzellenz
zeigt, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle für die Legitimierung von ISO 14001 als
Prozessstandard.
ISO 14001 als Performancestandard
Die Analyse hat weiterhin gezeigt, dass ISO 14001 aus neo-institutioneller Sicht auch als
Performancestandard gesehen werden muss, der weniger auf die Einhaltung bestimmter
Prozesse ausgerichtet ist, als vielmehr auf die Erreichung konkreter Ziele. Ökologische
Leistungsfähigkeit und ein Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung stellen hier die
wesentlichen Zielkategorien dar. Diese beiden Ziele sind nicht explizit in den Wortlaut
von ISO 14001 aufgenommen. Bei dieser Sichtwiese dient ISO 14001 zur Lösung des
Problems, dass von Unternehmen zunehmend ein aktiver Beitrag zu einer ökologischeren
Wirtschaftsweise erwartet wird. Durch die Möglichkeit der Zertifizierung kann der
gesellschaftlichen Umwelt ein solcher Beitrag signalisiert werden.
Dies spiegelt sich auch in der Legitimierung wider. Es fällt auf, dass ISO 14001 als
Performancestandard primär Legitimität durch Ausprägungen von Moral Rationalization
erhält. Die Zertifizierung spielt in dieser Sichtweise auf ISO 14001 eine zentrale Rolle.
Marketization stellt ebenfalls eine Quelle von Legitimität dar.
Der Stellenwert dieser beiden Sichtweisen auf ISO 14001 hat sich im Zeitverlauf
gewandelt. ISO 14001 als Prozessstandard hat zwar die durchgehend höhere Bedeutung,
jedoch lässt sich in den letzten Jahren ein Bedeutungszuwachs für ISO 14001 als
Performancestandard beobachten. Die zunehmende Bedeutung der Zielkategorie
nachhaltige Entwicklung verdeutlicht dies. Dies ist insbesondere für die Weiter-
entwicklung von ISO 14001 relevant.
Diese Zusammenfassung der Ergebnisse der Analyse der Theorisierung von ISO 14001
bildet die Grundlage für die Einordnung der Ergebnisse in die bestehende Forschungs-
literatur zu ISO 14001.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
174
7.4.3 Einordnung in die Forschungsliteratur zu ISO 14001
Wie der Literaturüberblick in Kapitel 3 gezeigt hat, ergibt die empirische und
konzeptionelle Forschung kein einheitliches Bild: Einerseits wird kaum in Frage gestellt,
dass ISO 14001 einen positiven Effekt hat, andererseits aber wird die Effektivität in der
Regel kritisch bewertet.
Die Einordnung der Ergebnisse in den Forschungskontext zeigt, dass sich die in der
Analyse der Theorisierung herausgearbeiteten unterschiedlichen Vorstellungen von ISO
14001 als effektiver Standard durchaus in der empirischen Forschung widerspiegeln.
Die Unterscheidung zwischen einer Sichtweise auf ISO 14001, die die Norm als primär
prozessorientierten Standard präsentiert, und einer, die ISO 14001 stärker als
performanceorientierten Standard darstellt ist somit hilfreich um die bestehende
Forschung zur Wirksamkeit von ISO 14001 zu systematisieren.
ISO 14001 als Prozessstandard
Die Ambivalenz der ausgewerteten Forschungsliteratur lässt sich dadurch erklären, dass
diejenigen Arbeiten, die ISO 14001 eher als Prozessstandard sehen, Ziele untersuchen,
die in der Regel erreicht werden. Dies wird auch durch die empirische Forschung
bestätigt. Zahlreiche Studien92 bestätigen die Verbesserung interner Prozesse93 (Andrews,
2003, Annandale, et al., 2004, Dyllick, Hamschmidt, 2000, Hamschmidt, 1998, Rennings,
et al., 2006, Russo, 2009, Sroufe, 2003, Ziegler, Seijas Nogareda, 2009) sowie die
erfolgreiche Durchführung von ständiger Verbesserung (Gastl, 2005)94 und einer
verbesserten Compliance (Zutshi, Sohal, 2004). Die Ziele von Prozess/System, wie der
Aufbau eines Managementsystems oder das systematische Durchlaufen des PDCA-
Zyklus, werden in der empirischen Forschung nicht explizit untersucht, da deren Aufbau
bereits im Rahmen einer Zertifizierung als weitestgehend bestätigt gilt. In der empi-
92 An dieser Stelle werden nicht mehr alle Arbeiten zur Wirksamkeit von ISO 14001 aufgeführt, sondern nur besonders aussagekräftige. Weiterhin werden die Studien nicht nochmals vorgestellt; hierfür sei auf den Literaturüberblick in Kapitel 3 verwiesen.
93 Die Verbesserung interner Prozesse wird in der vorliegenden Arbeit der Legitimierung zugeordnet. Zwischen den Zielen und der Legitimierung besteht lediglich eine analytische Trennung; erst das Zusammenwirken beider Dimensionen ermöglicht eine konsistente Theorisierung.
94 Gastl (2005) steht der Effektivität von ISO 14001 zwar kritisch gegenüber. Seine Studie hat jedoch bestätigt, dass ständige Verbesserung in Unternehmen erreicht wird.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
175
rischen Literatur konnten keine Quellen identifiziert werden, die die Erreichung dieser
Ziele bestreiten.
Eine kritische Haltung lässt sich dagegen eher in der konzeptionellen Forschung identi-
fizieren. Aber auch hier wird weniger kritisiert, dass ISO 14001 keine Wirkung hätte;
vielmehr wird auf Widersprüche zwischen Prozess- und Performanceorientierung hinge-
wiesen (Könnölä, Unruh, 2007, Müller-Christ, 2008, Orsato, Clegg, 2005, Ulhoi,
Madsen, 2009, Watson, Emery, 2004). Die in ISO 14001 bestehende Prozessorientierung
steht im Widerspruch zur Notwendigkeit, langfristig bestimmte ökologische Leistungs-
ziele zu erreichen oder einen grundlegenden Wandel hin zu einer nachhaltigeren Wirt-
schaftsweise zu gestalten. Ähnlich argumentieren auch Dyllick (2007) und Boiral
(2007b).
Demzufolge erreicht ISO 14001 die Ziele einer systematischen Gestaltung der internen
Prozesse, der ständigen Verbesserung und der Compliance. ISO 14001 kann, verstanden
als Prozessstandard, somit als effektive Norm gesehen werden.
ISO 14001 als Performancestandard
Gegensätzlich dazu stellt sich die Einschätzung bei Arbeiten dar, die der Beurteilung der
Effektivität von ISO 14001 primär eine Performanceorientierung zugrunde legen. Die
Auswertung der empirischen Forschung95 deutet darauf hin, dass ISO 14001 die Ziele,
eine besondere ökologische Leistungsfähigkeit zu generieren und einen Beitrag zum
nachhaltigen Wirtschaften zu leisten, nicht erreicht (Boiral, 2007a, Dyllick, Hamschmidt,
2000, Russo, 2009, Schylander, Martinuzzi, 2007). ISO 14001 ist, als Performance-
Standard gesehen, somit kein effektiver Standard.
Somit ist ISO 14001 hinsichtlich der mit einem Prozessstandard verbundenen Ziele ein
effektiver und hinsichtlich der mit einem Performancestandard verbundenen Ziele ein
ineffektiver Standard. Einige andere Arbeiten können weniger eindeutig zugeordnet
werden, argumentieren aber in eine ähnliche Richtung. Dies zeigt sich teilweise an sich
widersprechenden Ergebnissen (Welch, et al., 2003), in der ambivalenten Rolle als Regu-
95 Die Studie von Sebhatu und Enquist wurde an dieser Stelle nicht aufgegriffen, obwohl sie ISO 14001 als erfolgreiches Instrument für eine nachhaltige Entwicklung darstellt. Der Grund liegt in den bereits aufgeführten Schwächen der Arbeit.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
176
lierungsinstrument (Potoski, Prakash, 2005) oder durch den Hinweis, dass sich die
Nutzung von ISO 14001 nicht am Wortlaut der Norm, sondern am „spirit of the ISO
14001 guidelines“ (vgl. Rondinelli, Vastag, 2000: 509) orientieren soll.
Weiterhin zeigt die Einordnung in den Forschungskontext, in welche Richtung ISO
14001 weiterentwickelt werden sollte. Die folgenden Ausführungen befassen sich mit der
Weiterentwicklung von ISO 14001 hin zu höherer Effektivität.
7.4.4 Vorschläge für die Weiterentwicklung von ISO 14001
Der erste Vorschlag bezieht sich auf ISO 14001 als Performancestandard. Wie bereits
gezeigt wurde, soll ISO 14001 eine besondere ökologische Leistungsfähigkeit sicher-
stellen bzw. einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten. Diese Ziele werden
jedoch der empirischen Forschung zufolge kaum erreicht.
Aus neo-institutioneller Perspektive stellen sich diese Ziele jedoch als relativ bedeutsam
für ISO 14001 dar. Ökologische Leistungsfähigkeit wurde als ein wesentliches Ziel
identifiziert und nachhaltige Entwicklung hat in den letzten Jahren deutlich an Bedeutung
gewonnen. Die Integration von konkreten ökologischen Leistungszielen sowie Leitlinien
für einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung in ISO 14001 könnte zu einer
besseren Anpassung der Norm an das institutionell vorgegebene Effektivitätsverständnis
führen. Dies würde auch dazu führen, dass ISO 14001 als effektiverer Standard wahr-
genommen würde.
Eine solche Integrtation erscheint notwendig, da ökologische Leistungsfähigkeit und
nachhaltige Entwicklung im Wortlaut des Standards kaum aufgegriffen werden. Die den
Standard nutzenden Unternehmen müssen sich im Rahmen der Implementierung selbst
eigene Ziele setzen. Dieser Spielraum führt bei Unternehmen jedoch häufig dazu, dass sie
sich sehr unterschiedliche Ziele bzw. auch wenig ambitionierte Ziele setzen. Die Ineffek-
tivität in diesem Bereich ist somit relativ stark auf das Fehlen von konkreten Zielen
zurückzuführen (vgl. Boiral, 2007b: 115). ISO 14001 wäre ein effektiverer Standard,
wenn er solche Ziele vorgäbe. Dies würde einen Orientierungsrahmen schaffen, an dem
sich die Umsetzung der Norm und deren Zertifizierung ausrichten könnten.
Die Wirksamkeit von ISO 14001 soll also erhöht werden, indem den Unternehmen, die
den Standard nutzen, konkrete ökologische Zielniveaus bzw. Leitlinien für eine nach-
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
177
haltige Entwicklung gegeben werden, deren Erreichung auch Gegenstand der
Zertifizierung ist. Dementsprechend lautet Vorschlag 1:
Integration von ökologischen Leistungszielen und Nachhaltigkeit
ISO 14001 sollte so weiterentwickelt werden, dass den Unternehmen, die die Norm
nutzen, konkrete und angemessene ökologische Zielniveaus oder Leitlinien für eine
nachhaltige Entwicklung bereitgestellt werden. Diese sollten bei der Umsetzung des
Standards adressiert werden und deren Erreichung im Rahmen des
Zertifizierungsaudits überprüft werden.
Der zweite Vorschlag bezieht sich auf die Legitimierung von ISO 14001. Es wurde
gezeigt, dass die Zertifizierung von ISO häufig kritisch gesehen wird. Im Rahmen von
Moral Rationalization stellt die Zertifizierung jedoch eine wesentliche Quelle der Legi-
timität für ISO 14001 dar. Eine Weiterentwicklung von ISO 14001 sollte diesen
Widerspruch zwischen dem Anspruch an die Zertifizierung nach ISO 14001 und deren
wirklicher Aussagekraft aufgreifen und nach Wegen suchen, den Informationswert einer
Zertifizierung nach ISO 14001 für interessierte Kreise zu erhöhen. Dies kann eine
verbesserte Zertifizierung implizieren, sich aber auch auf alle anderen Maßnahmen, wie
z. B. Berichterstattung, beziehen, sofern damit eine Beurteilung der ökologischen Verant-
wortung bzw. der ökologischen Exzellenz eines Unternehmens erleichtert wird.
Außenstehende sollten in die Lage versetzt werden, besser zu verstehen, welche
Konsequenzen sich für ein Unternehmen aus der Implementierung und Zertifizierung von
ISO 14001 ergeben. Dementsprechend lautet Vorschlag 2:
Aussagekraft von ISO 14001 und dessen Zertifizierung erhöhen
ISO 14001 sollte so weiterentwickelt werden, dass die Norm und deren
Zertifizierung zuverlässige Aussagen über das ökologische Verhalten eines
Unternehmens erlauben.
Der dritte Vorschlag bezieht sich primär auf ISO 14001 als Prozessstandard. Die
empirische Forschung zeigt, dass die Ziele dieser Sichtweise durchaus erreicht werden.
Auch im Rahmen der Analyse der Theorisierung zeigt sich die hohe Bedeutung von ISO
14001 als Prozessstandard. Eine Weiterentwicklung von ISO 14001 sollte daher die
erreichten Erfolge nicht gefährden. Dies gilt auch für die Legitimierung von ISO 14001,
die zentral für eine weitere Institutionalisierung des Standards ist.
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
178
Während Vorschlag 1 und 2 darauf abzielen, ISO 14001 um eine weitere inhaltliche
Komponente, nämlich ökologische Leistungsziele und Leitlinien für nachhaltige
Entwicklung, zu ergänzen bzw. die Aussagekraft einer Zertifizierung zu erhöhen, soll
Vorschlag 3 sicherstellen, dass eventuelle Zielkonflikte zwischen den erreichten und noch
nicht erreichten Zielen beachtet und im Rahmen der Weiterentwicklung aktiv aufge-
griffen werden. Eine bessere Zielerreichung im Bereich ökologische Leistungsfähigkeit
und nachhaltige Entwicklung soll nicht durch schlechtere Zielerreichung im Hinblick auf
die Kategorien Prozess/System, ständige Verbesserung sowie Compliance erreicht
werden. Die Gesamtwirkung von ISO 14001 würde dadurch geschwächt werden. Auch
sollte die Weiterentwicklung von ISO 14001 mit der bestehenden Legitimierung kompa-
tibel sein. Dieser Vorschlag erscheint relevant, da im vorigen Abschnitt und im Literatur-
überblick in Kapital 3 gezeigt wurde, dass Zielkonflikte zwischen den einzelnen Zielen
von ISO 14001 in zahlreichen Arbeiten erwähnt werden (vgl. Korhonen, Seager, 2008,
Orsato, Clegg, 2005, Ulhoi, Madsen, 2009). Somit lautet Vorschlag 3:
Kompatibilität mit erreichten Zielen und der Legitimierung von ISO 14001
ISO 14001 sollte so weiterentwickelt werden, dass die bereits erreichten Ziele nicht
zugunsten anderer Ziele aufgegeben werden. Dies gilt auch für die Legitimierung
von ISO 14001. Eine Weiterentwicklung sollte zentrale Grundlagen der Legitimität
der Norm nicht gefährden.
Während sich die Vorschläge 1 bis 3 primär aus den Ergebnissen der empirischen Ana-
lyse ableiten lassen, nimmt Vorschlag 4 in dieser Hinsicht eine Sonderstellung ein. Neben
inhaltlichen Faktoren wird an dieser Stelle das „Wie“ der Weiterentwicklung adressiert.
Es wurde bereits gezeigt, dass sich in der Norm ISO 14001 keine konkreten ökologischen
Leistungsziele finden. Dies wurde insbesondere mit der unzureichenden Legitimität der
ISO als Institution zur Gestaltung materiellen Umweltrechts begründet. Wie in Abschnitt
2.2.3 bereits erwähnt, war ISO 14001 von vornherein als Prozesstandard geplant, nicht
als Performancestandard um die Anforderungen an einen legitimen Standard-
isierungsprozess nicht zu komplex werden zu lassen. Diese Ausgangslage zeigt, dass die
praktischen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von ISO 14001 beschränkt sind. Somit
muss der Kontext, in dem sich ISO 14001 befindet, miteinbezogen werden. Insbesondere
sind konkrete Maßnahmen zur Weiterentwicklung von ISO 14001 nicht sinnvoll, wenn
sie z.B. eine Veränderung der Rahmenbedingungen von ISO 14001 erfordern. Ein Bei-
7 Ergebnisse der empirischen Untersuchung
179
spiel stellt das von SAGE zu Beginn der 1990er Jahre entwickelte Mandat für die ISO-
14000er-Serie dar. Darin wird festgelegt, welche Themen Gegenstand der ISO-14000er-
Serie sind und welche nicht. Eine Maßnahme, die eine grundlegende Erweiterung des
Mandats erfordert, scheint nicht sinnvoll zu sein, da eine praktische Umsetzung eher
unwahrscheinlich ist. Ebenso orientiert sich ISO 14001 inhaltlich an ISO 9000. Im
Rahmen der Weiterentwicklung von ISO 14001 wurde die Nähe zu ISO 9000 sogar noch
weiter intensiviert. Dementsprechend erscheint es, um ein zweites Beispiel zu nennen,
wenig sinnvoll, ISO 14001 in einer Weise weiterzuentwickeln, die eine Abgrenzung von
ISO 9000 zur Folge hätte. Auch hier erscheint die praktische Umsetzung als unwahr-
scheinlich.
Außerdem soll die Weiterentwicklung von ISO 14001 im Rahmen eines als legitim
wahrgenommenen Prozesses stattfinden. Die Bedeutung des Standardisierungsprozesses
für die Legitimierung von ISO 14001 wurde zwar in der Analyse untersucht und kein
entsprechender Nachweis gefunden, dennoch wird der Standardisierungsprozess als
relevant für die Weiterentwicklung von ISO 14001 betrachtet. Dies kann folgendermaßen
begründet werden: Grundsätzlich wird die Legitimität der Standardisierung, also ein aus
gesellschaftlicher Sicht angemessenes Verfahren, in vielen anderen Bereichen, wie z. B.
ISO 26000 (vgl. Hahn, 2011, Mueckenberger, Jastram, 2010), als wichtig betrachtet . Die
Anforderungen an einen legitimen Prozess wurden, wie gezeigt wurde, aus den bereits in
Abschnitt 4.2.1.3 vorgestellten institutionellen Kräften von Djelic und Sahlin-Andersson
abgeleitet. Auch in deren Arbeit spielt der Prozess der Standardisierung eine wichtige
Rolle. Vor diesem Hintergrund lautet Vorschlag 4 für die Weiterentwicklung von ISO
14001:
Beachtung der Rahmenbedingungen der Weiterentwicklung
Maßnahmen zur Weiterentwicklung sollten im Hinblick auf ihre Entwicklung und
Umsetzbarkeit praxistauglich in dem Sinne sein, dass sie mit dem Kontext, in dem
sich ISO 14001 befindet, kompatibel sind. Dies schließt auch ein, dass sie sich an
den Anforderungen an einen legitimen Standardisierungsprozess orientieren.
Die vier Vorschläge für die Weiterentwicklung von ISO 14001 sind relativ abstrakt. Um
aufzuzeigen, wie wie sie konkretisiert und umgesetzt werden können, sollen im nächsten
Kapital praktische Möglichkeiten dazu vorgestellt und diskutiert werden.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
180
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur
Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
8.1 Analyseraster zur Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Umsetzung der Vorschläge zur Weiterentwicklung von ISO 14001
Nachdem im vorhergehenden Kapitel aus den Ergebnissen der empirischen Untersuchung
vier Vorschläge für die Weiterentwicklung von ISO 14001 herausgearbeitet wurden, soll
in diesem Kapitel deren Umsetzung besprochen werden. Als Grundlage für die
Diskussion werden die in Kapitel 2 diskutierten praktischen Möglichkeiten zur Weiter-
entwicklung von ISO 14001 herangezogen. Insbesondere die in der Forschung
diskutierten Maßnahmen spielen an dieser Stelle eine wichtige Rolle. Die für die
aktuellen Revisionsarbeiten formulierten Themenbereiche werden hier noch nicht syste-
matisch diskutiert, da sich die Revision von ISO 14001 noch in einer sehr frühen Phase
befindet und ausreichende Informationen somit noch nicht zur Verfügung stehen. Daher
sind noch keine Aussagen oder Prognosen möglich, wie ISO 14001 tatsächlich weiter-
entwickelt wird.
Dementsprechend erscheint es sinnvoll, die in der Forschung angeführten Maßnahmen
heranzuziehen, so wie sie in Abschnitt 2.4.2 aufgezeigt wurden. Die Diskussion orientiert
sich an folgendem Analyseraster:
Vorschlag 1 Vorschlag 2 Vorschlag 3 Vorschlag 4
1. Verbindung mit anderen Standards
2. Förderung vonKooperationen und Bildung von
Unternehmensnetzwerken
3. Schwerpunktsetzung in der Umsetzung
4. Umfangreichere Accountability und Auditierung
Tabelle 4: Analyseraster zur Weiterentwicklung von ISO 14001
Quelle: Eigene Darstellung.
Im Folgenden wird systematisch untersucht, welchen Beitrag jede einzelne praktische
Maßnahme leisten kann, um die entwickelten Vorschläge zur Weiterentwicklung von ISO
14001 praktisch umzusetzen.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
181
Als erkenntnisleitende Theorie liegt dieser Arbeit der Neo-Institutionalismus zugrunde.
Um eine in sich konsistente Argumentation zu ermöglichen, werden auch die praktischen
Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von ISO 14001 aus neo-institutioneller Perspektive
diskutiert. Im Hinblick auf Handlungsempfehlungen muss deswegen beachtet werden,
dass der Neo-Institutionalismus primär deskriptiv ist, aber weniger normativ (vgl.
Suddaby, et al., 2010: 1236). Handlungsempfehlungen sind daraus somit nur in einem
engen Rahmen ableitbar (vgl. Oliver, 1991: 173). Zudem ist im Neo-Institutionalismus
primär die Erklärung langfristiger Veränderungsprozesse Gegenstand der Analyse
(Meyer, et al., 1997a, Meyer, et al., 1997b). Aufgrund dieser Limitation sollen im Folgen-
den keine konkreten Handlungsempfehlungen erarbeitet, sondern lediglich bestehende
Ansätze zur Weiterentwicklung von ISO 14001 kritisch diskutiert werden. Auch für
Prognosen eignet sich die gewählte Perspektive somit nicht.
8.2 Umsetzung von Vorschlag 1: Integration von ökologischen Leistungszielen und Nachhaltigkeit
In diesem Abschnitt wird diskutiert, wie Vorschlag 1 umgesetzt werden könnte. Es geht
also darum herauszufinden, wie die Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards,
die Förderung von Kooperationen und Netzwerken, Schwerpunktsetzung in der Um-
setzung sowie umfangreichere Accountability und Auditierung einen Beitrag leisten um
ökologische Leistungsziele und Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung in ISO 14001
integrieren.
1. Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards
Die Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards bietet zahlreiche Möglichkeiten,
ökologische Leistungsziele oder Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung in ISO
14001 zu integrieren und damit die Effektivität des Standards zu erhöhen. Der Schlüssel
zur Integration externer Ziele wird in Abschnitt 4.3.2 von ISO 14001 genannt. Die
Formulierung lautet:
4.3.2 Rechtliche Verpflichtungen und andere Anforderungen
Die Organisation muss (ein) Verfahren einführen, verwirklichen und aufrechterhalten, um a) geltende rechtliche Verpflichtungen und andere Anforderungen, zu denen sich die
Organisation in Bezug auf ihre Umweltaspekte verpflichtet hat, zu ermitteln und zugänglich zu machen (ISO 14001, 2004: 4.3.2)
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
182
Im Wortlaut des Standards wird somit auf rechtliche Verpflichtungen hingewiesen, aber
auch auf „andere Anforderungen“, zu denen sich ein Unternehmen verpflichtet hat. Dies
können auch andere Standards sein. Ein Unternehmen, das sich also zur Einhaltung eines
Standards mit bestimmten ökologischen Leistungszielen oder Leitlinien für eine nach-
haltige Entwicklung verpflichtet, kann auf diese Weise externe Ziele in ein UMS nach
ISO 14001 integrieren. Im Rahmen eines Zertifizierungsaudits müsste folglich auch über-
prüft werden, inwiefern Maßnahmen zum Erreichen dieser Ziele getroffen wurden und
wie deren Erreichung kontrolliert wird96.
ISO 14001 kann auf diese Weise um eine inhaltliche Komponente erweitert werden.
Unternehmen können durch die Verbindung mit anderen Standards konkrete ökologische
Leistungsziele oder Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung erhalten. Diese können
anschließend im Rahmen des Umweltmanagementsystems umgesetzt werden. Auf diese
Weise kann zwar noch nicht sichergestellt werden, dass diese Ziele erreicht werden, aber
diese Maßnahme führt dazu, dass ein zertifiziertes Unternehmen aufzeigen muss, wie es
diese Ziele auf angemessene Weise anstrebt.
Um die Möglichkeiten dieses Ansatzes zur Verbesserung der Wirksamkeit von ISO
14001 anschaulicher darzustellen, sollen im Folgenden verschiedene Praxisbeispiele
vorgestellt werden. So kann konkret dargestellt werden, wie eine Verbindung von ISO
14001 mit anderen Standards aussehen kann.
Sowohl Dyllick als auch Rasche unterbreiten in ihren bereits vorgestellten Arbeiten
Vorschläge für Kooperationsmöglichkeiten mit Standards, jedoch primär zu sozialen
Aspekten. Beispiele sind der United Nations Global Compact (UNGC), die Global
Reporting Initiative (GRI) oder SA 8000 (vgl. Dyllick, 2007: 3, Rasche, 2010: 506-508).
Eine Verbindung mit sozialen Standards ist, obgleich dies wünschenswert sein kann,
nicht zielführend hinsichtlich der Steigerung der Effektivität von ISO 14001. Standards
mit sozialem Schwerpunkt beinhalten keine ökologischen Leistungsziele oder Leitlinien
96 Das Verfehlen eines Ziels ist nicht unbedingt vom Unternehmen selbst verschuldet. Gründe können auch in geänderten Rahmenbedingungen liegen, wie z. B. kurzfristigen Änderungen der Gesetzeslage oder veränderten Bedürfnissen von Kunden. Daher kann ein Unternehmen auch dann zertifiziert werden, wenn es bestimmte Ziele nicht einhält, sofern dem Auditor glaubwürdig gezeigt wird, dass eine Zielerreichung angestrebt wird und entsprechende Maßnahmen getroffen bzw. geplant sind.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
183
für ökologische Nachhaltigkeit97. Für eine Verbesserung der Effektivität sollten des-
wegen Standards gewählt werden, die möglichst konkrete ökologische Ziele oder Leit-
linien für eine nachhaltige Entwicklung vorgeben.
Dies können einerseits branchenspezifische Standards und andererseits Standards sein,
die sich auf die Durchführung bestimmter Projekte oder spezifische Situationen beziehen.
Ein wichtiges Beispiel für branchenspezifische Standards stellt Responsible Care (RC)
der chemischen Industrie dar. Aber auch der Marine Stewardship Council (MSC) oder
der Forest Stewardship Council (FSC) könnten sich beispielsweise zur Kooperation mit
ISO 14001 anbieten (vgl. Dyllick, 2007: 3). Beide Standards beinhalten inhaltliche
Anforderungen an nachhaltigen Fischfang bzw. nachhaltige Forstwirtschaft.
Zum anderen handelt es sich um Standards, die ökologische Ziele bzw. Leitlinien für
nachhaltiges Wirtschaften für bestimmte Projekte oder spezifische Situaionen vorgeben.
Beispiele sind der Standard Leadership in Energy and Environmental Design (LEED) und
die BRE Environmental Assessment Method (BREEAM). Beide bewerten die
ökologischen Aspekte von Gebäuden und zielen darauf ab ökologischere Gebäude zu
bauen und zu nutzen. Ein anderes Beispiel ist der Standard GreenPath, der sich auf die
Schnittstelle von Ökologie und Denkmalschutz bezieht.
Mehrere kodierte Textstellen verdeutlichen Möglichkeiten, ISO 14001 mit anderen
Standards zu kombinieren:
With the advent of ISO 14001 in 1996, regulated entities of all types have looked to that standard as a tool to harness the forces required to address these issues. Since that time, various groups and sectors have looked to build upon the framework of an environmental management system (EMS) to suit their specific needs. For example, the American Chemical Councils issuance of their Responsible Care RC-14001 standard, which melds the elements of ISO 14001 with Responsible Care. (Business & the Environment, 2008e)
Objective: Ensure that all new construction adheres to green design principles (i. e., LEED Silver or higher rating) (Business & the Environment, 2008c)
BREEAM (BRE Environmental Assessment Method) is the world’s most widely used means of reviewing and improving the environmental performance of buildings. (Contract Journal 2006)
One idea that made sense to validate the program was to tie GreenPath to ISO 14001 certification, thus demonstrating Delaware Norths’ commitment to its environmental goals by adhering to a formal and rigorous system. (Business & the Environment, 2008h)
97 Grundsätzlich adressiert Nachhaltigkeit auch eine soziale Dimension. Diese ist jedoch für ISO 14001 weniger relevant.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
184
Die Beispiele vermitteln lediglich einen ersten Eindruck zu Kooperationsmöglichkeiten
von ISO 14001 mit anderen Standards. In diesem Bereich wurde bis jetzt noch wenig
geforscht und auch konkrete Anwendungen in der Praxis stellen gegenwärtig die Aus-
nahme dar. Außerdem lassen sich die angeführten Beispiele nicht immer trennscharf von
anderen Maßnahmen zur Weiterentwicklung von ISO 14001 abgrenzen. Entsprechende
Überschneidungen werden an späterer Stelle aufgegriffen.
2. Förderung von Kooperationen und Bildung von Unternehmensnetzwerken
Auch Kooperationen und die Bildung von Netzwerken können helfen, ökologische Ziele
und Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung in ISO 14001 zu integrieren. Umwelt-
management könnte in einer solchen Situation auf zwei Ebenen stattfinden:
Zunächst existiert eine Unternehmensebene, in der ISO 14001 in seiner aktuellen Form
als Prozessstandard Anwendung findet, weiter. Im Vordergrund stehen hier die Um-
setzung des PDCA-Zyklus, die Forderung nach ständiger Verbesserung sowie die
Einhaltung der rechtlichen Anforderungen (Compliance). Auch eine Zertifizierung ist auf
dieser Ebene möglich. ISO 14001 legitimiert sich hier im Wesentlichen über die Mög-
lichkeit, ökonomische Vorteile vor dem Hintergrund verbesserter interner Prozesse zu
erreichen.
Diese Unternehmensebene wird durch eine Kooperations- bzw. Netzwerkebene ergänzt.
Die kooperierenden Unternehmen bzw. die Netzwerkteilnehmer können gemeinsam
ökologische Leistungsziele bzw. Nachhaltigkeitsziele entwickeln. Dies kann z. B. über
sogenannte „Diskursprozesse“ erfolgen (vgl. Müller, 2000: 335). Unternehmens-
netzwerke können somit als zentrales Forum fungieren, um gemeinsam nach
Möglichkeiten zu suchen, ökologischer zu wirtschaften (vgl. Arndt, 2008: 168-173,
Müller-Christ, 2008: 8). Dabei legen die beteiligten Unternehmen zusammen mit
relevanten Anspruchsgruppen Ziele fest, die im Rahmen von ISO 14001 umgesetzt
werden sollen. Bei solchen Kooperationen kann es sich z. B. um bestehende strategische
Netzwerke handeln, wie z. B. in der Automobilindustrie, oder es können neue regionale
bzw. branchenspezifische Netzwerke gebildet werden.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
185
Ein entscheidender Faktor ist die Kommunikation des Netzwerks mit der
gesellschaftlichen Umwelt98 (vgl. Ammenberg, et al., 2002: 171, Ann, et al., 2006: 88-89,
Knowles, Espinosa, 2009: 275). Jedes Netzwerk muss die Möglichkeit schaffen, mit
interessierten Anspruchsgruppen in Kontakt zu treten. Dies kann z. B. durch die
Benennung konkreter Ansprechpartner geschehen oder durch angemessene Accounta-
bility-Maßnahmen, wie z. B. Reporting. Stakeholder-Dialoge spielen hier auch eine
wichtige Rolle. Ansprechpartner können beispielsweise fokale Akteure in einem Netz-
werk sein. Auch könnte eine eigene organisationale Einheit auf Netzwerkebene
geschaffen werden, die die Teilnehmer repräsentiert. In Deutschland könnten dazu z. B.
die vorhandenen Strukturen von Industrie- und Handelskammern (IHK) oder Handwerks-
kammern genutzt werden. Auf diese Weise können Stakeholder ihre Anliegen an
Unternehmen herantragen und auf diese Weise aus Unternehmenssicht externe Ziele in
ISO 14001 integrieren. Extern sind die Ziele in dem Sinne, dass sie einerseits in Koopera-
tion mit anderen Unternehmen als auch in Kooperation mit ökologischen Anspruchs-
gruppen festgelegt werden99.
Die auf der Kooperations- bzw. Netzwerkebene festgelegten ökologischen Leistungsziele
und Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung können anschließend auf der Unter-
nehmensebene im Rahmen eines UMS nach ISO 14001 umgesetzt werden.
Die Wirkungsweise von Unternehmenskooperationen bzw. -netzwerken als Maßnahme
zur Weiterentwicklung von ISO 14001 wird in der folgenden Abbildung grafisch
verdeutlicht:
98 Eine besonders wichtige Anspruchsgruppe ist der Staat, der mit Unternehmen über ökologische Leistungsziele oder Nachhaltigkeitsziele, die über das gesetzlich vorgeschriebene Maß hinausgehen, verhandelt und als Gegenleistung eine vereinfachte staatliche Aufsicht in Aussicht stellen kann (vgl. Dyllick, Hamschmidt, 2000: 36-37).
99 Praxisbeispiele für solche Netzwerke konnten bis jetzt nicht identifiziert werden. In den ausgewerteten Artikeln wird zwar fünfmal auf Kooperationen bzw. Netzwerke als Weiterentwicklung von ISO 14001 eingegangen, jedoch werden keine konkreten Beispiele angeführt. Es besteht jedoch eine gewisse Nähe zu lokalen Netzwerken in UNGC (vgl. Gilbert, 2010, Whelan, 2010).
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
186
Abbildung 21: Beitrag von Kooperationen bzw. Netzwerken zur Erhöhung der Effektivität von ISO 14001
Quelle: Eigene Darstellung.
Ein zentraler Vorteil der Bildung von Kooperationen und Netzwerkbildung liegt in ihrer
Flexibilität. Während im Rahmen der ISO auf der Makroebene ein systematischer
Prozess und grundlegende Anforderungen an betriebliches Umweltmanagement ent-
wickelt werden, werden auf einer darunterliegenden – regionalen oder branchen-
spezifischen – Mikroebene konkrete Ziele entwickelt100. Es besteht also die Möglichkeit,
ISO 14001 an spezifische situative Kontexte anzupassen. Weiterhin können durch einen
so flexiblen Ansatz ökologische Ziele kontinuierlich weiterentwickelt werden. Im
Hinblick auf die sich dynamisch entwickelnde Debatte und zunehmende Bedeutung des
Themas Ökologie ist zu erwarten, dass sich die konkreten Ziele, die Unternehmen
verfolgen sollen, im Laufe der Zeit stark verändern. In einer solchen Situation kann die
Norm ISO 14001 als Prozessstandard Unternehmen Kontinuität bieten, während auf der
Kooperations- bzw. der Netzwerkebene der dynamischen Entwicklung Rechnung
getragen wird.
100 Hier zeichnet sich eine inhaltliche Nähe zur Integrative Social Contracts Theory (ISCT) ab. In diesem vertragstheoretischen Ansatz wird ebenfalls zwischen unterschiedlichen Ebenen zur Festlegung von Normen unterschieden (vgl. Gilbert, Behnam, 2009: 217). Die Verbindung der ISCT mit Standards wie ISO 14001 könnte somit einen Bereich für weitere Forschung darstellen.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
187
Insgesamt zeigt sich, dass diese Maßnahme die Anforderungen des ersten Vorschlags,
nämlich die Integration ökologischer Leistungsziele und Leitlinien für nachhaltige Ent-
wicklung, erfüllen kann.
3. Schwerpunktsetzung in der Umsetzung
Durch eine Schwerpunktsetzung in der Umsetzung kann ein Unternehmen auch
ökologische Leistungsziele und Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung bei der
Umsetzung von ISO 14001 mit einbeziehen. Die Kernidee lautet dabei, dass sich ein
Unternehmen, das Schwerpunkte setzt, aktiv mit seiner Umwelt und den ökologischen
Anforderungen auseinandersetzt. Im Idealfall führt dies dazu, dass die Zielsetzung, die
sich ein Unternehmen im Rahmen der Umsetzung von ISO 14001 gibt, die Anforder-
ungen, die aus der spezifischen Situation des Unternehmens resultieren, widerspiegelt.
Konkret könnte dies durch eine erhöhte Produktorientierung eines UMS erreicht werden.
Im Gegensatz zu einem UMS, das sich auf eine bestimmte organisationale Einheit
bezieht, sind bei einem produktorientierten UMS alle mit einen Produkt betrauten Stellen
Gegenstand des UMS (vgl. Donnelly, et al., 2006: 1366). Ökologische Leistungsziele und
Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung könnten besser in ISO 14001 integriert
werden, da bei einer solchen Schwerpunktsetzung das UMS wesentlich fokussierter ist.
Die ökologischen Wirkungen eines Produkts können deutlicher klarer herausgearbeitet
werden und in Ziele für ISO 14001 transformiert werden.
Eine weitere Möglichkeit, ökologische Leistungsziele und Leitlinien für eine nachhaltige
Entwicklung durch eine gezielte Schwerpunktsetzung in ISO 14001 zu integrieren,
könnte in der von Bremmers et al. (2005) vorgeschlagenen Unterscheidung zwischen
internem und externem UMS liegen. Obwohl sich der Beitrag von Bremmers auf UMS
im Allgemeinen bezieht, scheint diese Möglichkeit der Schwerpunktsetzung auch für ISO
14001 relevant zu sein. Kleinere Unternehmen sollten eher interne UMS nutzen, die im
Wesentlichen eine prozessorientierte Perspektive einnehmen. Größere Unternehmen
sollten sich dagegen auf externe UMS konzentrieren, die eine Kooperation von
Unternehmen fordern und auch stärker auf ökologische Leistungsziele ausgerichtet sind
(vgl. Bremmers, et al., 2007: 215). Diese Maßnahme steht in enger Beziehung zur
Förderung von Kooperationen und der Bildung von Netzwerken, kann jedoch auch als
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
188
eine Form der Schwerpunktsetzung betrachtet werden, da zwischen unterschiedlichen
Möglichkeiten zur Nutzung von ISO 14001 differenziert wird.
Eine letzte Möglichkeit, externe Ziele in ISO 14001 zu integrieren, könnte darin
bestehen, unterschiedliche Niveaus der Umsetzung von ISO 14001 zu ermöglichen. Eine
Möglichkeit wäre eine „ISO 14001 plus“-Zertifizierung, die über das bestehende Niveau
der Norm hinausgeht. Dabei könnte z. B. festgelegt werden, dass Unternehmen, die ISO
14001 auf hohem Niveau nutzen möchten, dazu verpflichtet werden, konkrete ökolo-
gische Leistungsziele zu verfolgen oder sich an Leitlinien für eine nachhaltige Ent-
wicklung zu orientieren, die aus adäquaten externen Quellen abgeleitet werden müssten
(vgl. Dahlström, et al., 2003: 201).
Insgesamt bleibt der Beitrag zur Steigerung der Effektivität durch eine Schwerpunkt-
setzung bei der Umsetzung von ISO 14001 im Hinblick auf die in Vorschlag 1 definierten
Forderungen begrenzt und ungewiss. Ein klarer Zusammenhang wie Schwerpunktsetzung
in der Umsetzung konkret dazu beiträgt ökologische Leistungsziele und Leitlinien für
nachhaltiges Wirtschaften in ISO 14001 zu integrieren wird nicht deutlich.
4. Umfangreichere Accountability und Auditierung
Die Integration ökologischer Leistungsziele und Leitlinien für eine nachhaltige Ent-
wicklung in ISO 14001 kann durch eine umfangreichere Accountability und Auditierung
nur in Ansätzen erreicht werden. Informationsaustausch und höhere Transparenz sind
grundsätzlich positiv zu bewerten und können die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass sich
Unternehmen z. B. an den Zielen von Konkurrenzunternehmen orientieren und auf diese
Weise externe Ziele zu ökologischer Leistungsfähigkeit und nachhaltiger Entwicklung
übernehmen. Jedoch findet im Rahmen dieser Maßnahme keine systematische Integration
ökologischer Leistungsziele und Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung statt. Auch
die positive Wirkung einer erweiterten Accountability als Anreizmechanismus für die
Integration von ökologischen Leistungszielen und Leitlinien für eine nachhaltige Ent-
wicklung in ISO 14001 ist möglich, aber fraglich. Ein konkreter Beitrag zur Umsetzung
von Vorschlag 1 und somit zur Steigerung der wahrgenommenen Effektivität von ISO
14001 wird nicht deutlich.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
189
Fazit zur Umsetzung von Vorschlag 1
Insgesamt zeigt sich, dass die Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards und die
Förderung von Kooperationen und Netzwerken am geeignesten erscheinen um Vorschlag
1 praktisch umzusetzen. Schwerpunktsetzung in der Umsetzung kann ebenfalls mit Ein-
schränkungen zur Umsetzung von Vorschlag 1 beitragen. Umfangreichere Accountabiliy
und Auditierung leisten verumutlich keinen Beitrag zur Integration ökologischer
Leistungsziele und von Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung in ISO 14001.
8.3 Umsetzung von Vorschlag 2: Aussagekraft von ISO 14001 und dessen Zertifizierung erhöhen
Nach der Diskussion der Möglichkeiten zur Umsetzung von Vorschlag 1 wird im
Folgenden erörtert, wie die Aussagekraft von ISO 14001 und dessen Zertifizierung erhöht
werden kann. Grundlage bilden wiederum die vier bereits genannten praktischen Maß-
nahmen zur Weiterentwicklung von ISO 14001.
1. Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards
ISO 14001 wird nicht nur aufgrund ökonomischer Vorteile legitimiert, sondern auch
durch die Fähigkeit, besonders verantwortungsvolle bzw. ökologisch exzellente Unter-
nehmen auszuzeichnen. Die Zertifizierung spielt dabei eine zentrale Rolle. Auch hier
kann sich die Verbindung mit anderen Standards positiv auf die Legitimität von ISO
14001 auswirken. Ein Unternehmen kann deutlicher an seine Anspruchsgruppen kommu-
nizieren, welche konkreten Ziele oder welcher Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung
mit dem UMS nach ISO 14001 angestrebt wird.
Gerade mit steigender Verbreitung von ISO 14001 nimmt die Signalwirkung einer Zerti-
fizierung ab. Unternehmen können sich immer weniger durch die auschließliche Nutzung
von ISO 14001 von Konkurrenten abheben. Eine gemeinsame Nutzung von ISO 14001
mit anderen Standards erhöht in diesem Sinne die Möglichkeiten für Unternehmen
zusätzlich, ihre ökologische Verantwortung und Exzellenz zu demonstrieren.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
190
2. Förderung von Kooperationen und Bildung von Netzwerken
Die Förderung von Kooperationen und die Bildung von Netzwerken kann ebenfalls zu
einer höheren Aussagekraft von ISO 14001 und dessen Zertifizierung beitragen. Dies
beruht im Wesentlichen auf zwei Argumenten.
Zunächst würde die Aussagekraft eines Zertifizierungsaudits auf Unternehmensebene
erhöht. Dies ist darauf zurückzuführen, dass durch die auf der Kooperations- und
Netzwerkebene formulierten ökologischen Leistungsziele und Leitlinien für eine
nachhaltige Entwicklung der Gegenstand der Zertifizierung deutlich klarer von Außen-
stehenden beurteilt werden kann. Dies wird insbesondere durch eine erhöhte Accounta-
bility auf der Kooperations- und Netzwerkebene erreicht. Weiterhin wird der Zertifi-
zierungsaudit selbst erleichtert, da präziser formulierte Ziele genauer überprüft werden
können.
Neben einer aussagekräftigeren Auditierung auf der Unternehmensebene muss auf die
Möglichkeiten für Accountability und Auditierung auf der Kooperations- und Netzwerk-
ebene hingewiesen werden. Durch Stakeholder-Dialoge und entsprechende Accounta-
bility-Maßnahmen können sich interessierte Kreise ebenfalls besser über die konkrete
Anwendung eines UMS nach ISO 14001 informieren. Der Informationswert der Norm
und seiner Zertifizierung wird dadurch ebenfalls erhöht.
3. Schwerpunktsetzung in der Umsetzung
Die Auditierung wird erleichtert, da den Auditoren durch die Schwerpunktsetzung
gezeigt wird, wo sie die Schwerpunkte beim Zertifizierungsaudit legen sollen. Dadurch
wird auch ein stringenterer Audit erreicht, der dazu führt, dass interessierte externe
Kreise den Umfang und die im Rahmen des UMS ergriffenen Maßnahmen besser ein-
schätzen können.
4. Umfangreichere Accountability und Auditierung
Grundsätzlich leistet eine umfangreichere Accountability und Auditierung einen wesent-
lichen Beitrag zur Erhöhung der Aussagekraft der Norm und deren Zertifizierung.
Jedoch muss auch diese Maßnahme hinterfragt werden. Zu viele bzw. zu komplexe Infor-
mationen können verwirren und die Transparenz einer Zertifizierung reduzieren (vgl.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
191
Smith, 1997: 98). Weiterhin sind Umweltberichte häufig sehr technisch geprägt und
können ohne genaue Produkt- und Branchenkenntnis nur schwer bewertet werden (vgl.
Priego, Palacios, 2008: 381). Damit diese Maßnahme eine positive Wirkung entfalten
kann, ist es erforderlich, die Adressaten von Accountability-Maßnahmen und deren
Informationsbedürfnisse genau zu kennen.
Fazit zur Umsetzung von Vorschlag 2
Es zeigt sich, dass alle vier Maßnahmen geeignet sind die Aussagekraft von ISO 14001
und dessen Zertifizierung zu verbessern.
8.4 Umsetzung von Vorschlag 3: Kompatibilität mit erreichten Zielen und der aufgebauten Legitimität von ISO 14001
Eine praktische Maßnahme zur Weiterentwicklung muss, um die Effektivität von ISO
14001 zu steigern, kompatibel mit den bereits erreichten Zielen und der Legitimierung
von ISO 14001 sein. Eine Maßnahme, die ISO 14001 delegitimieren würde, würde die
Sinnhaftigkeit bzw. Existenzberechtigung von ISO 14001 in Frage stellen und wäre somit
nicht sinnvoll. Im Folgenden wird diskutiert, inwiefern eine Verbindung von ISO 14001
mit anderen Standards, eine Förderung von Koopertationen und Netzwerken, von
Schwerpunktsetzung in der Umsetzung sowie eine umfangreichere Accountability und
Auditierung über eine solche Kompatibilität verfügen.
1. Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards
Ein Konflikt zwischen einer Weiterentwicklung von ISO 14001 durch eine Verbindung
mit anderen Standards und den bereits erreichten Zielen und der aufgebauten Legitimität
lässt sich nicht erkennen. Wie bereits gezeigt wurde, wird durch eine Verbindung mit
anderen Standards nicht der ISO 14001 zugrundeliegende Prozess verändert, sondern
diesem eine angemessene Richtung gegeben. Für das „Werkzeug“ ISO 14001 werden
angemessene Aufgaben bereitgestellt, um es optimal einsetzen zu können. Um
Synergieeffekte realisieren zu können, sollte ein Standard, der mit ISO 14001 gemeinsam
genutzt werden soll, über komplementäre Eigenschaften verfügen. Daher bietet sich
vermutlich nicht eine Zusammenarbeit mit einem weiteren Prozessstandard an, sondern
eher mit einem inhaltliche Aspekte adressierenden Standard.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
192
Hinsichtlich der Legitimierung von ISO 14001 kann sogar angenommen werden, dass die
Verbindung mit anderen Standards die Legitimität von ISO 14001 positiv beeinflusst.
Wie die bisherige Analyse gezeigt hat, legitimiert sich ISO 14001 stark über
ökonomische Vorteile (Marketization), die mit der Nutzung eines solchen UMS
verbunden sind. Die gemeinsame Implementierung der Norm mit anderen Standards
erscheint ökonomisch sinnvoll, da auf diese Weise Synergieeffekte genutzt werden
können. Dies gilt vor allem für die Möglichkeit, die Komplexität, die Unternehmen
bewältigen müssen, zu reduzieren (vgl. Glass, 2011: 1). Es gibt mittlerweile eine Vielzahl
von Standards, die von unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen entwickelt und
gefördert werden. Für ein Unternehmen stellt sich die Frage, welche Standards
ausgewählt werden sollen bzw. ob verschiedene Standards parallel genutzt werden
können. Eine Auswahl bzw. Beschränkung ist notwendig, da eine Implementierung aller
Standards nicht möglich ist.
Eine Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards würde die Legitimität aufgrund
ökonomischer Vorteile also tendenziell erhöhen. Die ökonomische Notwendigkeit, ISO
14001 aufgrund von Kundendruck zu übernehmen, wird durch diese praktische
Maßnahme nicht in Frage gestellt.
2. Förderung von Kooperationen und Bildung von Unternehmensnetzwerken
Die Förderung von Kooperationen und die Bildung von Netzwerken erscheint kompatibel
mit den bereits erreichten Zielen von ISO 14001. Während die Zielkategorien
Prozess/System, ständige Verbesserung und Compliance im Wesentlichen durch die
Maßnahmen auf der Unternehmensebene erreicht werden, werden die Anforderungen an
ISO 14001 als Performance-Standard vor allem durch die Maßnahmen auf der
Kooperations- bzw. der Netzwerkebene adressiert. Die Anforderungen dieser beiden
Ebenen stehen in eher komplementärem Zusammenhang. Die Ziele der Kooperations-
und Netzwerkebene geben Orientierung für die Umsetzung auf Unternehmensebene.
Gleichzeitig erfordern die auf der Kooperations- und Netzwerkebene festgelegten Ziele
eine Entsprechung auf Unternehmensebene um tatsächlich umgesetzt zu werden.
Neben der Kompatibilität mit bereits erreichten Zielen soll die Förderung von
Kooperationen und Bildung von Netzwerken nicht zu Widersprüchen mit der bereits
erfolgreichen Legitimierung von ISO 14001 führen. Auch hier deutet sich kein Problem
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
193
an. Vielmehr erscheint es wahrscheinlich, dass diese praktische Maßnahme die
bestehende Legitimierung sogar unterstützen kann.
Es muss angeführt werden, dass die Förderung von Kooperationen bzw. Bildung von
Netzwerken zunächst mit Kosten verbunden sind. Dennoch kann angenommen werden,
dass der aus der Teilnahme an einer Kooperation bzw. einem Netzwerk entstehende
Nutzen größer ist als die Kosten (vgl. Ammenberg, et al., 2002: 171). Einerseits können
durch eine Kooperation eventuelle Wettbewerbsnachteile, die ein einzelnes ökologisch
wirtschaftendes Unternehmen erleidet, reduziert werden. Es findet ein sogenanntes level
the playing field statt (vgl. Arndt, 2008: 168). Andererseits lassen sich zahlreiche
Möglichkeiten identifizieren, die zu einer Reduzierung der Kosten eines solchen
Netzwerks beitragen können. Insbesondere die Möglichkeit staatlicher Förderung
erscheint hier bedeutsam (vgl. Dyllick, Hamschmidt, 2000: 36). Eine solche staatliche
Anerkennung kann auch zur weiteren Legitimierung von ISO 14001 beitragen. Weiterhin
können bestehende Netzwerke genutzt und um eine ökologische Komponente erweitert
werden. Ökonomische Vorteile können auch dadurch entstehen, dass die Zusammenarbeit
auf der Kooperations- und Netzwerkebene zu Lerneffekten führt, die dann auf der
Unternehmensebene genutzt werden können. Die Rolle der Umwelterklärung in der EG-
Umweltverordnung (EMAS) stellt ein Beispiel dafür dar. Während ursprünglich mit der
Umwelterklärung primär Stakeholder adressiert werden sollten, zeigte sich in der Praxis,
dass diese Berichte primär für Konkurrenten bzw. Unternehmen, die in der gleichen
Branche aktiv sind, interessant waren (vgl. Rennings, et al., 2006: 57). Die Berichte
führten zu einem unbeabsichtigten Austausch von Best Practices. Dies könnte auch im
Rahmen von Kooperationen bzw. Netzwerken bewusst angestrebt werden und sich somit
zu einer Quelle ökonomischer Vorteile entwickeln.
3. Schwerpunktsetzung in der Umsetzung
Es deutet sich an, dass eine Schwerpunktsetzung bei der Umsetzung von ISO 14001 zu
keinen Konflikten mit den bereits erreichten Zielen und der bereits aufgebauten
Legitimität führt. Grundsätzlich muss jedoch immer die konkrete Form der Schwer-
punktsetzung betrachtet werden.
Ein Problem könnte lediglich entstehen, wenn die Einhaltung des PDCA-Zyklus, die
Forderung nach ständiger Verbesserung oder die Forderung nach Compliance nicht mehr
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
194
Gegenstand der Umsetzung ist. Dies ist nur bei einer sehr weitgehenden Form der
Schwerpunktsetzung, bei der zentrale Wesensmerkmale von ISO 14001 aufgegeben
werden, denkbar. In einem solchen Kontext handelt sich es strenggenommen nicht mehr
um ein UMS nach ISO 14001, sondern eher um ein eigenständiges, selbst entwickeltes
UMS.
Hinsichtlich der Legitimierung von ISO 14001 erscheint Schwerpunktsetzung eine
sinnvolle Weiterentwicklung des Standards. Im Rahmen von Markezation werden
ökonomische Vorteile betont, die mit der Nutzung von ISO 14001 einhergehen. Diese
Vorteile könnten durch eine Schwerpunktsetzung in der Umsetzung weiter erhöht
werden, da Aspekte eines UMS, die für ein Unternehmen weniger relevant sind, nicht
umgesetzt werden müssen. Dies kann die Kosten des Aufbaus und der Nutzung von ISO
14001 durch den Abbau von Bürokratie senken. Weiterhin kann ein stärker auf
betriebliche Bedürfnisse fokussiertes System seine innerbetriebliche Akzeptanz erhöhen
und damit die angestrebten Ziele effizienter erreichen.
4. Umfangreichere Accountability und Auditierung
Es ist zu bezweifeln, ob umfangreichere Accountability und Auditierung als sinnvoll zur
Umsetzung von Vorschlag 3 betrachtet werden kann. Ein Widerspruch zu den bereits
erreichten Zielen zeichnet sich zwar nicht ab, aber die Legitimität von ISO 14001 könnte
durch eine erweiterte Accountability und umfangreichere Auditierungsvorschriften
beeinträchtigt werden. Dies bezieht sich im Wesentlichen auf Marketization. Die dabei
stark betonten ökonomischen Vorteile, die mit der Nutzung des Standards erreicht
werden sollen, werden durch umfangreichere Accountability und Auditierung in Frage
gestellt. Eine solche Weiterentwicklung würde die Kosten für die Nutzung von ISO
14001 deutlich erhöhen. Speziell für KMU könnte die Anforderung, z.B. Umweltberichte
zu veröffentlichen, zu deutlich höheren Kosten führen, die sich negativ auf die
Legitimität der Norm auswirken101. Ähnlich könnte sich die Situation bei deutlich
umfangreicherer Auditierung, z. B. durch unangekündigte Zwischenaudits, darstellen.
Auch dies führt zu höheren Kosten und gefährdet die bereits aufgebaute Legitimität.
101 An dieser Stelle wären genauere Erkenntnisse über die Ursachen des Rückgangs bzw. der Stagnation bei EMAS interessant. EMAS enthält hinsichtlich der Umweltberichterstattung im Vergleich zu ISO 14001 umfangreiche Anforderungen. Diese Forschungslücke wurde aber bisher noch nicht aufgegriffen, daher fehlen bislang entsprechende Informationen hierzu.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
195
Fazit zur Umsetzung von Vorschlag 3
Die Diskussion der unterschiedlichen Möglichkeiten zur Umsetzung von Vorschlag 3
haben gezeigt, dass die Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards sowie die
Förderung von Kooperationen und Unternehmensnetzwerken als besonders geeignete
Maßnahmen erscheinen. Auf Schwerpunktsetzung in der Umsetzung trifft dies teilweise
zu. Umfangreiche Accountability und Auditierung stellt keine sinnvolle Maßnahme dar.
8.5 Umsetzung von Vorschlag 4: Beachtung der Rahmenbedingungen der Weiterentwicklung
Der letzte Vorschlag bezieht sich auf die Rahmenbedingungen der Weiterentwicklung
von ISO 14001. Die bereits diskutierten Maßnahmen werden im Folgenden hinsichtlich
ihrer „Praxistauglichkeit“ getestet. Die Anforderungen an einen legitimen Standardi-
sierungsprozess spielen hier eine wichtige Rolle.
1. Verbindung mit anderen Standards
Um ISO 14001 in Verbindung mit anderen Standards zu nutzen, sind keine wesentlichen
Veränderungen des Wortlauts von ISO 14001 notwendig, da, wie bereits gezeigt wurde,
ISO 14001 bereits die Möglichkeit enthält, inhaltliche Anforderungen aus anderen
Quellen aufzunehmen. Da die Möglichkeit, ISO 14001 gemeinsam mit anderen Standards
zu nutzen, bis jetzt noch kaum aktiv aufgegriffen wurde, könnte es sich anbieten, darauf
im Wortlaut der Norm explizit hinzuweisen. In der Revision von ISO 14001 aus dem Jahr
2004 wurde bereits eine engere Anlehnung an ISO 9000 angestrebt. An diese Form der
Weiterentwicklung kann angeknüpft werden. Während im Rahmen integrierter
Managementsysteme bis jetzt primär Prozessstandards zu unterschiedlichen Themen-
bereichen, wie ISO 9000 oder die Occupational Health- and Safety Assessment Series
18001 (OHSAS 18001) zum Thema Arbeitssicherheit harmonisiert wurden, wird durch
die Verbindung mit Standards, die vor allem ökologische Leistungsziele oder Leitlinien
für eine nachhaltige Entwicklung beinhalten, die bestehende Richtung der Weiter-
entwicklung von ISO 14001 systematisch weitergeführt (siehe Abbildung 22).
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
196
Abbildung 22: Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards
Quelle: Eigene Darstellung
2. Förderung von Kooperationen und Bildung von Netzwerken
Die Ergänzung von ISO 14001 um eine Kooperations- und Netzwerkebene erfordert
unter Umständen umfangreichere Änderungen am Wortlaut von ISO 14001. Dies hängt
vor allem davon ab, ob die Teilnahme an Kooperationen bzw. Netzwerken im Wortlaut
des Standards explizit gefordert werden soll oder nicht.
Die Aufnahme einer Verpflichtung zur Teilnahme an Kooperationen bzw. Netzwerken in
den Wortlaut von ISO 14001 könnte eine grundlegende Erweiterung der Anforderungen
implizieren. Auf freiwilliger Teilnahme basierende Kooperationen bzw. Netzwerke
führen nicht zu solchen Problemen. ISO 14001 könnte in der aktuellen Form weiter
genutzt werden und auf der Unternehmensebene die Grundlage für einen Zertifizierungs-
audit bilden. Die Teilnahme an einer Kooperation oder einem Netzwerk wäre somit eine
ergänzende Möglichkeit für Unternehmen, ökologisch verantwortliches bzw. exzellentes
Verhalten zu demonstrieren.
3. Schwerpunktsetzung in der Umsetzung
Die Beurteilung der Schwerpunktsetzung in der Umsetzung hängt vom konkreten
Schwerpunkt ab und muss somit immer einzelfallbezogen erfolgen. Eine solche Form der
Weiterentwicklung hat den Vorteil, dass sie nicht unbedingt eine Änderung des Wortlauts
von ISO 14001 erfordert, sondern dass eine sich ändernde Lesart bzw. Interpretation des
bestehenden Standards ausreicht. Dies verdeutlicht das Beispiel eines mit ISO 14001
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
197
kompatiblen produktorientierten UMS. Trotz einer starken Abweichung der üblichen
Nutzung von ISO 14001 ist diese Form der Schwerpunktsetzung durch den Wortlaut von
ISO 14001 abgedeckt (vgl. Donnelly, et al., 2006: 1360).
Anders stellt sich die Situation dar, wenn unterschiedliche Niveaus in der Umsetzung von
ISO 14001 als Form der Schwerpunktsetzung angestrebt werden. Dies macht deutliche
Veränderungen im Standard notwendig, die momentan nur schwer im Rahmen eines als
legitim erachteten Standardisierungsprozesses umgesetzt werden könnten.
Einerseits müssten entsprechende Niveaus bzw. zusätzliche Anforderungen festgelegt
sowie die Anforderungen an einen Zertifizierungsaudit verändert werden, um den
unterschiedlichen Niveaus in der Umsetzung Rechnung zu tragen. Beide Aspekte
erscheinen momentan kaum erreichbar. Die Integration ökologischer Leistungsziele oder
Leitlinien für eine nachhaltige Entwicklung in den Wortlaut von ISO 14001 wird aus
bereits diskutierten Gründen momentan nicht in Erwägung gezogen. Ebenso nutzt ISO
14001 mit ISO 19011 einen Standard zur Durchführung der Zertifizierung, der auch von
anderen Standards wie ISO 9000 verwendet wird. Eine grundlegende Änderung der Art
der Zertifizierung wirkt sich deswegen nicht nur auf ISO 14001 aus, sondern auf alle
Standards, die mit ISO 19011 arbeiten. Außerdem muss an dieser Stelle auf die Gefahr
von Zielkonflikten hingewiesen werden. Veränderte Anforderungen an die Zertifizierung
von ISO 14001 könnten die Möglichkeit einschränken, ISO 14001 gemeinsam mit
anderen Standards zu nutzen.
Diese Problematik ist insbesondere auch im Hinblick auf eine umfangreichere Accounta-
bility und höhere Anforderungen an den Zertifizierungsaudit relevant.
4. Umfangreichere Accountability und Auditierung
Die Problematik, dass veränderte Anforderungen an die Zertifizierung von ISO 14001 zu
einer Änderung von ISO 19001 führen und damit zahlreiche weitere Standards tangieren,
wurde bereits im vorhergehenden Abschnitt erwähnt. Dies stellt ein wesentliches prak-
tisches Hindernis zur Umsetzung dieser Maßnahme dar.
Gleichzeitig würde eine umfangreichere Accountability, die sich z. B. in einer
verpflichtenden Umweltberichtstattung zeigen kann, eine Orientierung von ISO 14001 an
EMAS bedeuten, das die Veröffentlichung eines Umweltberichts verlangt. Dies erscheint
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
198
gegenwärtig wenig wahrscheinlich, da sich EMAS nicht gegen ISO 14001 durchsetzen
konnte und zunehmend an Bedeutung verliert. Weiterhin orientiert sich mittlerweile
EMAS in der aktuellen Fassung an ISO 14001.
Fazit zur Umsetzung von Vorschlag 4
Insgesamt zeigt sich, dass sich wiederum die Verbindung mit anderen Standards sowie
die Förderung von Kooperationen und Bildung von Netzwerken auch zur Umsetzung von
Vorschlag 4 besonders anbieten. Schwerpunktsetzung in der Umsetzung kann ebenfalls
eine geeignete Maßnahme darstellen. Die konkrete Beurteilung hängt jedoch von der
konkret gewählten Form der Schwerunktsetzung ab. Erweiterte Accountability und
Auditierung bieten sich nicht an.
8.6 Zusammenfassende und vergleichende Gegenüberstellung von Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
Nachdem in den vorhergehenden Abschnitten die Möglichkeiten zur Umsetzung der
einzelnen Vorschläge disktutiert wurden, werden an dieser Stelle die Ergebnisse
zusammengeführt. Tabelle 5 fasst die wesentlichen Ergebnisse der Analyse der
praktischen Möglichkeiten zur Weiterentwicklung zusammen:
Vorschlag 1 Vorschlag 2 Vorschlag 3 Vorschlag 4
Verbindung mit anderen Standards ja ja ja ja
Kooperationen / Unternehmensnetzwerke ja ja ja ja
Schwerpunktsetzung in der Umsetzung teilweise teilweise situations-
abhängig situations-abhängig
Erweiterte Accountability und Reporting kaum ja kaum kaum
Tabelle 5: Zusammenfassung der Möglichkeiten zur Weiterentwicklung von ISO
14001
Quelle: Eigene Darstellung
Es zeigt sich, dass die verschiedenen praktischen Maßnahmen unterschiedlich gut zur
Weiterentwicklung von ISO 14001 geeignet sind.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
199
Die Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards sowie die Förderung von
Kooperationen und die Bildung von Netzwerken haben insgesamt das größte Potenzial,
die Effektivität von ISO 14001 zu verbessern. Dies zeigt sich daran, dass jeweils die
Anforderungen von allen vier Vorschlägen erfüllt sind. Schwerpunktsetzung in der
Umsetzung scheint ebenfalls eine sinnvolle praktische Maßnahme zu sein, um die
Effektivität von ISO 14001 zu verbessern. Der Zusammenhang dieser Maßnahme zu
einer Steigerung der Effektivität ist dabei weniger explizit als bei den vorhergehenden
Maßnahmen. Die Vorteilhaftigkeit dieser Maßnahme lässt sich nicht generell beurteilen,
da immer die konkrete Ausprägung einer Schwerpunktsetzung beachtet werden muss.
Deutlich kritischer müssen jedoch erweiterte Accountability und Auditierung gesehen
werden. Obwohl diese Maßnahme über Stärken verfügt und sich positiv auf ISO 14001
auswirken kann, zeigen sich doch Probleme, die einer sinnvollen Umsetzung in der
Praxis entgegenstehen. Diese beziehen sich vor allem auf hohe Kosten, die zu einer
Delegitimierung der Norm führen können. Ebenso leistet diese Maßnahme bestenfalls nur
einen geringen Beitrag zu einer Integration von ökologischen Leistungszielen oder Leit-
linien für eine nachhaltige Entwicklung in ISO 14001. Vor diesem Hintergrund wird
erweiterte Accountability und Auditierung nicht als adäquate Maßnahme zur Erhöhung
der Effektivität von ISO 14001 betrachtet und im Folgenden nicht weiter analysiert. Mit
dieser Entscheidung wird jedoch nicht ausgeschlossen, dass die Maßnahme sinnvoll sein
kann, um andere Aspekte von ISO 14001 zu verbessern.
Obwohl die drei ersten Maßnahmen – Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards,
Kooperationen und die Bildung von Netzwerken sowie die Schwerpunktsetzung in der
Umsetzung – vielversprechend sind, weisen sie auch Limitationen auf. Daher sollen diese
Maßnahmen im Folgenden jeweils kritisch analysiert werden.
8.7 Möglichkeiten und Grenzen für die Weiterentwicklung von ISO 14001
1. Verbindung mit anderen Standards
Im Rahmen der kritischen Analyse muss auf zwei wesentliche Limitationen bei der
Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards hingewiesen werden. Dies sind
praktische Probleme, die bei der Verbindung von Standards entstehen, und das Scheitern
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
200
der Sigma-Guidelines, die zu Beginn der 2000er Jahre eine Verbindung unterschiedlicher
Standards anstrebten.
Zum einen können sich aus der Zusammenarbeit unterschiedlicher Standards oft noch
ungelöste praktische Probleme ergeben (vgl. Rasche, 2010: 506). In der Praxis zeigt sich
deswegen, dass eine systematische Entwicklung von Möglichkeiten für eine Verbindung
von Standards oft ein zeitintensiver Prozess ist.
Ein konkretes Beispiel stellt die Kooperation zwischen dem UNGC und der GRI dar. Die
im UNGC formulierte Forderung zu Communication on Progress kann mit Hilfe der
Richtlinien der GRI zur Nachhaltigkeitsberichterstattung erfüllt werden. Während die
Richtlinien der GRI 1997 erstmals veröffentlicht wurde und der UNGC 1999 geschlossen
wurde, wurde erst 2007 ein gemeinsames Dokument vorgestellt, das die Möglichkeiten
für eine gemeinsame Nutzung beider Standards aufzeigt (vgl. UNGC, 2007). Ein weiteres
Beispiel stellt die Verbindung von ISO 14001 und ISO 9000 dar. Beide Standards sind
mittlerweile in integrierten Managementsystemen implementierbar und können auch
gemeinsam zertifiziert werden. Entsprechende Änderungen, um eine gemeinsame
Nutzung zu erleichtern und zu fördern, erfolgten aber erst neun Jahre nach der Ver-
öffentlichung, im Rahmen der Überarbeitung von ISO 14001 im Jahr 2004. Es handelte
sich dabei nicht um wesentliche Änderungen, sondern primär um modifizierte Begriffs-
definitionen. Es zeigt sich: Selbst wenn sich eine Verbindung von zwei Standards
anbietet, müssen noch verschiedene Probleme102 gelöst werden, die einer zeitnahen
Umsetzung dieser Maßnahme entgegenstehen.
Zum anderen muss neben praktischen Problemen das Scheitern der SIGMA-Guidelines
(Sustainability Integrated Guidelines for Management) diskutiert werden. Diese wurden
1999 veröffentlicht und stellen Unternehmen einen Rahmen für nachhaltiges
Management zur Verfügung. Im Zentrum dieser Initiative steht eine integrierte Nutzung
verschiedener Standards. In diesem Kontext werden folgende Standards genannt: EFQM,
AA1000 Framework, Investors in People, EMAS, ISO 14001, ISO 14031, OHSAS
18001, ISO 9000, SA8000, AS/NZS 4581, The Natural Step (TNS), The UN Global
102 Dingwerth untersucht beispielsweise die Entwicklung unterschiedlicher Standards, wie der World Commission on Dams, der Global Reporting Initiative und des Forest Stewardship Coucil. Er geht u.a. auf Kommunikations-schwierigkeiten zwischen unterschiedlichen Akteursklassen, wie z.B. Vertreter von Unternehmen und NGOs ein. (vgl. Dingwerth, 2007: 133-141). Diese Problematik könnte auch zu praktischen Problemen bei der Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards führen.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
201
Compact sowie Charter Mark (vgl. BSI, 2003: 67)103. Die SIGMA-Guidelines haben
somit ebenfalls eine Verbindung verschiedener Standards angestrebt (vgl. Dubielzig,
2009: 58). Ihr Scheitern könnte darauf hindeuten, dass eine Verbindung und integrierte
Nutzung unterschiedlicher Standards eventuell nicht sinnvoll oder praktisch umsetzbar
ist.
In der Praxis konnten sich die SIGMA-Guidelines nicht durchsetzen und spielen aktuell
praktisch keine Rolle mehr. Leider gibt es keine wissenschaftlichen Arbeiten, die sich mit
dem Scheitern dieses sicher sehr interessanten Ansatzes beschäftigen. Problematisch
könnte gewesen sein, dass die SIGMA-Guidelines zu stark vorgeben, welche Standards
kooperieren sollen. Auch erscheint die Auswahl weniger inhaltlich begründet, sondern
eher darauf abzuzielen, alle zu diesem Zeitpunkt bedeutenden Standards sowie Standards
zu allen relevanten Bereichen nachhaltigen Wirtschaftens aufzugreifen. Eine solche
Intention könnte bewirken, dass ein Ansatz in sich nicht mehr konsistent ist. Es ist z. B.
unklar, warum zwei Standards für das betriebliche Umweltmanagement – nämlich ISO
14001 und EMAS – in die SIGMA-Guidelines aufgenommen wurden.
Auch könnte der Zeitpunkt für die Veröffentlichung der Guidelines mit dem Jahr 1999 zu
früh gewählt worden sein. Zum Beispiel wurde der UNGC ebenfalls erst 1999 ge-
schlossen. Auch ISO 14001 und EMAS waren zu diesem Zeitpunkt noch wenig bekannt.
In einer solchen Phase liegt die primäre Herausforderung darin, die einzelnen Standards
bekannt zu machen und zu institutionalisieren. Eine weitergehende Kooperation könnte
sich erst darauf aufbauend zu einem späteren Zeitpunkt anbieten.
Das Scheitern der SIGMA-Guidelines ist zwar eine relevante Limitation, die sich aber
hinsichtlich des gewählten Zeitpunkts und der Gestaltung des Ansatzes deutlich von der
hier diskutierten Maßnahme unterscheidet. Insbesondere wird in der vorliegenden Arbeit
nicht der Anspruch erhoben, konkrete Standards zu benennen, die gemeinsam genutzt
werden sollen. Eine emergente Entwicklung wird als wesentlich wahrscheinlicher
betrachtet. Dies bedeutet, dass sich im Laufe der Zeit diejenigen Standards zeigen
werden, die für eine integrierte Nutzung mit ISO 14001 geeignet sind. Weiterhin hat sich
die Diskussion um Standards für ökologisches Wirtschaften sowohl auf akademischer als
103 Auf die inhaltlichen Themenbereiche hier ausgewählten Standards wird in der vorliegenden Arbeit nicht eingegangen.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
202
auch auf praktischer Ebene in den letzten Jahren deutlich weiterentwickelt. Ein Bedürfnis
zur Reduktion von Komplexität durch die gemeinsame Nutzung mehrerer Standards
erscheint vor diesem Hintergrund wahrscheinlicher als zu Beginn der 2000er Jahre.
Insgesamt zeigt sich somit ein differenziertes Bild hinsichtlich der Verbindung von ISO
14001 mit anderen Standards. Einerseits birgt eine solche Maßnahme das Potenzial, die
Effektivität von ISO 14001 deutlich zu verbessern. Andererseits muss in Betracht
gezogen werden, dass die Verbindung mit anderen Standards mit praktischen Problemen
verbunden ist und dass sich mit den SIGMA-Guidelines ein ähnlicher Ansatz in der
Vergangenheit nicht durchsetzen konnte.
2. Förderung von Kooperationen und Bildung von Netzwerken
Auch die Förderung von Kooperationen und die Bildung von Netzwerken ist mit
verschiedenen Limitationen verbunden. Es könnte z.B. in Betracht gezogen werden, dass
dass bei einer Integration von ökologischen Leistungszielen und Leitlinien für eine nach-
haltige Entwicklung das Problem nur von der Unternehmens- auf die Kooperations- bzw.
die Netzwerkebene verlagert wird. Vermutlich kann auch nicht sichergestellt werden,
dass die entwickelten ökologischen Leistungs- und Nachhaltigkeitsziele wirklich ange-
messener sind, um ISO 14001 als effektiven Standard zu präsentieren. Accountability-
Maßnahmen und Stakeholderdialoge auf Kooperations- bzw. Netzwerkebene erhöhen die
Wahrscheinlichkeit, dass angemessene Ziele festgelegt werden. Wie bereits gezeigt
wurde, kann eine Einbeziehung von Stakeholdern aber auch eine negative ökologische
Wirkung haben (vgl. Wagner, 2007: 1598).
Man muss auch davon ausgehen, dass durch die Art der Kooperation bzw. des Netzwerks
bestimmte ökologische Faktoren stärker in den Vordergrund gerückt werden. In einem
Netzwerk, das auf Basis der Branchenzugehörigkeit gebildet wird, werden vermutlich
schwerpunktmäßig Maßnahmen ergriffen, die für die jeweilige Branche als relevant
erscheinen. Gleichzeitig werden andere ökologische Faktoren, wie z. B. lokale ökolo-
gische Probleme, die ebenfalls wichtig sein können, vernachlässigt. Ein regionales
Netzwerk wäre hier vorteilhafter. Gleichzeitig könnten Unternehmen bestehende
Netzwerke nutzen und diese um eine ökologische Komponente erweitern. Dies könnte
aber dazu führen, dass ökologische Fragen nur eine untergeordnete Rolle spielen. Die
positive Wirkung auf die Effektivität würde dadurch abgeschwächt.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
203
Die Entwicklung von ökologischen Leistungs- bzw. Nachhaltigkeitszielen auf Netzwerk-
ebene kann auch dazu führen, dass neue z. B. branchenspezifische Standards entstehen.
Diese Maßnahme lässt sich somit nicht exakt von der Möglichkeit abgrenzen, die Effek-
tivität von ISO 14001 durch die Verbindung mit anderen Standards zu erhöhen. Diese
lediglich analytische Trennung der verschiedenen Maßnahmen wird auch im Rahmen der
Schwerpunktsetzung in der Umsetzung deutlich.
3. Schwerpunktsetzung in der Umsetzung
Eine Schwerpunktsetzung in der Umsetzung ist auch mit Limitationen verbunden.
Insbesondere steht diese Maßnahme in enger Verbindung zu anderen Maßnahmen, wie
die Verbindung von ISO 14001 mit anderen Standards und der Möglichkeit der Koopera-
tion von Unternehmen bzw. der Bildung von Unternehmensnetzwerken.
Insgesamt ist die Diskussion dieser Maßnahme sehr offen gehalten. Eine Schwerpunkt-
setzung kann daher unterschiedliche Formen annehmen. Ein konkreter Beitrag zur
Steigerung der Effektivität kann erst vor dem Hintergrund der ergriffenen Schwerpunkt-
setzung bewertet werden. Ebenso zeigte sich in den beherigen Ausführungen kein
expliziter Beitrag zur Umsetzung der Vorschläge.
Zwischenergebnis
Wie gezeigt wurde, stehen die unterschiedlichen Maßnahmen teilweise in engem
Verhältnis zueinander. In diesem Sinn soll die kritische Diskussion praktischer Maß-
nahmen zur Weiterentwicklung von ISO 14001 durch eine zusammenfassende und ganz-
heitliche Betrachtung abgerundet werden.
Ein wichtiges Ergebnis der Analyse lautet, dass die Weiterentwicklung von ISO 14001
nicht zwangsläufig eine Veränderung des Wortlauts der Norm verlangt. Auch eine andere
Interpretation des aktuell relevanten Wortlauts kann sich im Laufe der Zeit etablieren.
Dies ist auch eine Form der Weiterentwicklung. ISO 14001 als generische Norm verfügt
in dieser Beziehung über eine hohe Flexibilität. Grundsätzlich ist denkbar, dass sich ein
verändertes Nutzungsverhalten von ISO 14001 im Laufe der Zeit auch zu Veränderungen
des Wortlauts der Norm führt.
8 Kritische Diskussion praktischer Möglichkeiten zur Verbesserung der Effektivität von ISO 14001
204
Vor diesem Hintergrund bietet es sich weniger an, auf umfangreiche Änderungen des
Wortlauts oder auf konkrete Maßnahmen, wie die Verbindung von ISO 14001 mit
bestimmten Standards, zu drängen. Vielmehr erscheint es sinnvoll, unterschiedliche An-
wendungsmöglichkeiten zur Steigerung der Effektivität der Norm in ihrer aktuellen Form
zu erkunden. Auf diese Weise können unterschiedliche Maßnahmen getestet und ge-
gebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt in den Wortlaut des Standards aufgenommen
werden. Die Weiterentwicklung von ISO 14001 wird in dieser Perspektive als lang-
fristiger emergenter Prozess gesehen.
9 Schlussbetrachtung
205
9 Schlussbetrachtung
In dieser Arbeit wurde die Effektivität von ISO 14001 aus neo-institutioneller Perspektive
untersucht. Im Folgenden wird zunächst das Ergebnis der Arbeit vor dem Hintergrund der
beiden Forschungsfragen zusammengefasst und kritisch gewürdigt. Anschließend werden
Möglichkeiten für die weitere Forschung sowie Implikationen für die Praxis diskutiert.
Ergebnis der Untersuchung
Die erste Forschungsfrage bezog sich auf das Verständnis von Effektivität im Kontext
von ISO 14001. Im Rahmen einer qualitativen Inhaltsanalyse wurde die Theorisierung
von ISO 14001 erforscht. Die konzeptionelle Grundlage bilden der Ansatz von Green-
wood et. al (2002). Es wurde dazu untersucht, welche Ziele mit ISO 14001 verbunden
werden und wie die Norm legitimiert wird.
Zunächst wurde festgestellt, dass ISO 14001 mit zahlreichen unterschiedlichen Zielen
verbunden ist. Insgesamt wurden fünf relevante Zielkategorien identifiziert: der Aufbau
eines organisatorischen Rahmens für ein systematisches Umweltmanagement (Prozess
/System), ständige Verbesserung, Compliance mit rechtlichen Anforderungen, das
Erzielen von ökologischer Leistungsfähigkeit sowie ein Beitrag zu einer nachhaltigen
Entwicklung.
Die Legitimierung basiert im wesentlichen auf zwei Säulen: der Marketization und der
Moral Rationalization. Im Hinblick auf Marketization wurde gezeigt, dass ISO 14001
stark durch den Verweis auf ökonomische Vorteile legitimiert wird. Wesentliche
Faktoren sind wirtschaftliche Vorteile, die aus einer Verbesserung der internen Prozesse
resultieren, und zunehmender Kundendruck. Die tatsächliche Realisierung der ange-
führten ökonomischen Vorteile wird kaum in Frage gestellt. Eine kritischere Sicht auf die
Legitimierung zeigt sich in der zweiten Säule – Moral Rationalization. ISO 14001 stellt
dabei einen legitimen Standard dar, da es durch die Zertifizierung möglich ist, besonders
ökologisch verantwortungsbewusste bzw. ökologisch exzellente Unternehmen zu identi-
fizieren. Der Informationswert einer Zertifizierung nach ISO 14001 wird teilweise
kritisch gesehen.
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse wird ISO 14001 aus neo-institutioneller Sicht
zum einen als Prozesssstandard gesehen, der primär die Ziele Prozess/System, ständige
9 Schlussbetrachtung
206
Verbesserung und Compliance adressiert. Für die Legitimierung spielt bei dieser
Perspektive Marketization die dominante Rolle. Zum anderen wird ISO 14001 als
Performancestandard gesehen. Wesentliche Ziele sind hier ökologische Leistungs-
fähigkeit und ein Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung. Die Legitimierung ruht hier
stärker auf Argumenten, die Moral Rationalization zuzuordnen sind.
Die Gegenüberstellung dieser unterschiedlichen Sichtweisen auf ISO 14001 mit dem
Wortlaut der Norm und den Ergebnissen der empirischen Forschung zur Effektivität von
ISO 14001 zeigt, dass ISO 14001 aus prozessorientierter Perspektive durchaus als
effektiver Standard betrachtet werden kann. Auch sind die Ziele weitgehend durch den
für eine Zertifizierung relevanten Wortlaut der Norm abgedeckt. Im Hinblick auf die
performanceorientierte Perspektive stellt sich die Situation anders dar: Weder ist ISO
14001 vom Wortlaut her auf die Ziele ökologische Leistungsfähigkeit oder nachhaltige
Entwicklung ausgerichtet, noch werden diese Ziele erreicht. Auch die Aussagekraft, der
in dieser Perspektive bedeutsamen Zertifizierung, wird kritisch gesehen. Die fehlende
Zielerreichung im Bereich ökologische Leistungsfähigkeit und nachhaltige Entwicklung
spiegelt sich somit auch in der kritischen Sicht auf die Zertifizierung wider. Aus diesem
Blickwinkel betrachtet ist ISO 14001 ein ineffektiver Standard. Vor diesem Hintergrund
zeigt sich die Notwendigkeit einer Weiterentwicklung von ISO 14001.
Auf diesem Ergebnis aufbauend wurde anschließend die zweite Forschungsfrage dieser
Arbeit beantwortet. Diese bezieht sich auf die Weiterentwicklung von ISO 14001 mit
dem Ziel, die Effektivität der Norm zu erhöhen. Vor dem Hintergrund der erzielten
Ergebnisse der empirischen Untersuchung und der daraus resultierenden Beurteilung der
Effektivität wurden deswegen vier Vorschläge für die Weiterentwicklung von ISO 14001
entwickelt: Zunächst sollte ISO 14001 so weiterentwickelt werden, dass die aus
institutioneller Sicht geforderte Performanceorientierung durch die Integration von
ökologischen Leistungszielen und Leitlinien für nachhaltige Entwicklung in die
Anwendung der Norm ermöglicht wird. Weiterhin sollte ISO 14001 so weiterentwickelt
werden, dass die Aussagekraft der Zertifizierung erhöht wird. Auf diese Weise soll die
Legitimität der Norm erhöht und auch die Zielerreichung verbessert werden. Die
Unterscheidung zwischen Zielen und Legitimierung im Rahmen der Analyse der
Theorisierung ist vor allem analytischer Natur. Eine höhere Legitimität von ISO 14001
hat deswegen auch einen positiven Einfluss auf die wahrgenommene Effektivität des
Standards. Da, wie erwähnt, die Analyse auch gezeigt hat, dass ISO 14001 effektiv ist
9 Schlussbetrachtung
207
und bereits über hohe Legitimität verfügt, wird im dritten Vorschlag gefordert, dass die
Weiterentwicklung die bereits erreichten Ziele und die erreichte Legitimität nicht
gefährden soll. Dem vierten Vorschlag zufolge soll die Weiterentwicklung vor dem
Hintergrund eines legitimen Prozesses durchgeführt werden und die Vorschläge sollen
auch praxistauglich sein. Dies gilt insbesondere angesichts der Limitationen, die z. B.
durch das Mandat der ISO für die inhaltlichen Themengebiete der ISO-14000er-Serie
bestehen.
Zum Abschluss der Arbeit wurden Maßnahmen zur Umsetzung der entwickelten
Vorschläge diskutiert. Dabei zeigte sich, dass die Verbindung von ISO 14001 mit
anderen Standards sowie die Nutzung von ISO 14001 in Kooperationen oder Unter-
nehmensnetzwerken geeignete Maßnahmen zur praktischen Umsetzung der Vorschläge
zur Weiterentwicklung von ISO 14001 sind. Beide Maßnahmen erfüllen die Anforder-
ungen aller vier Vorschläge. Teilweise geeignet ist auch die Möglichkeit, Schwerpunkte
in der Umsetzung von ISO 14001 zu setzen; hier werden die Vorschläge nur mit Ein-
schränkungen erfüllt.
Insbesondere konnte gezeigt werden, dass eine Steigerung der Effektivität nicht unbe-
dingt einen veränderten Wortlaut von ISO 14001 erfordert, sondern dass eine veränderte
bzw. erweiterte Nutzung der bestehenden Fassung ausreicht. Langfristig könnte eine
besonders erfolgreiche veränderte bzw. erweiterte Form der Nutzung in den Wortlaut von
ISO 14001 aufgenommen werden und damit mehr Verbindlichkeit erhalten.
Limitationen
Das Ergebnis dieser Arbeit ist mit verschiedenen Limitationen verbunden, die ebenfalls
genannt werden sollen. Limitationen existieren aufgrund des gewählten theoretischen
Blickwinkels und aufgrund der gewählten Methodik. Die Entscheidung für den Neo-
Institutionalismus als theoretische Grundlage der Arbeit führt beispielsweise zur Beto-
nung von Institutionen im Sinne gesellschaftlicher und kultureller Regeln, vernachlässigt
aber die Rolle von Akteuren oder die funktional-technische Seite von ISO 14001. Eine in
sich konsistente theoriegeleitete Analyse erlaubt aber nicht die Betrachtung aller rele-
vanten Aspekte von ISO 14001, sondern nur derjenigen, die von einer Theorie adressiert
werden.
9 Schlussbetrachtung
208
Ähnlich stellt sich die Situation bei den Limitationen aufgrund der gewählten Methodik
dar. Ein qualitativer Ansatz impliziert einen großen Gestaltungsspielraum für den
Forscher. Dies stellt sicherlich eine wichtige Limitation dar, da die Objektivität der
Analyse dadurch eingeschränkt werden könnte. Ebenso wird das Ergebnis auch von der
Datenauswahl beeinflusst. Weiterhin können in der vorliegenden Analyse aus metho-
dischen Gründen nicht alle potenziell relevanten Faktoren aufgegriffen werden. Nicht
untersucht werden konnte z.B. die Frage, wie sich die Art der Artikel bzw. die einzelnen
Argumentationslinien im Laufe der Jahre gewandelt haben. Eine im Zeitverlauf ab-
nehmende Länge der Artikel bzw. eine zunehmende Standardisierung der Argumente
würde beispielsweise auf eine sinkende Theorisierungsaktivität hindeuten. Im Rahmen
einer solchen Analyse könnte das Prozessmodell von Tolbert und Zucker (1996) oder von
Greenwood et al. (2002) zur Beschreibung von Institutionalisierung und institutionellem
Wandel z. B. weiterentwickelt werden. Auf diese Weise könnte ein Beitrag zum Neo-
Institutionalismus geleistet werden.
Die Forschungsfragen dieser Arbeit sollen jedoch aus verschiedenen Gründen nicht
erweitert werden. Aufgrund der genannten Probleme der elektronischen Lesbarkeit von
PDF-Dokumenten wäre in diesem Fall eine Transkription der Artikel notwendig, um
Änderungen der Länge der Artikel erfassen zu können. Dabei ist zu überlegen, ob der
Aufwand hierfür in einem angemessenen Verhältnis zu dem voraussichtlichen Nutzen
steht. Die Untersuchung einer eventuellen Standardisierung der Argumentation hingegen
wäre eher im Rahmen einer sprachwissenschaftlichen Studie zu leisten. Dies würde den
Charakter der Arbeit deutlich verändern. Beide Fragen können daher hier nur aufgezeigt,
aber nicht beantwortet werden.
Die wesentlichen Limitationen dieser Arbeit sind somit der gewählten theoretischen
Grundlage und der methodischen Herangehensweise geschuldet. Da es jedoch keine
allumfassende Theorie und keine gänzlich objektive Methodik gibt, sind gewisse
Limitationen unvermeidbar. Die vorliegende Arbeit stellt somit einen Schritt hin zu
einem umfassenden Verständnis der Effektivität von ISO 14001 bzw. Management-
standards im Allgemeinen dar und bildet eine Ausgangslage für weitere Forschung.
Insbesondere die Limitationen dieser Arbeit können Impulse für weitere Forschung zu
ISO 14001 sein.
9 Schlussbetrachtung
209
Möglichkeiten für die weitere Forschung
Der Themenbereich „Effektivität von ISO 14001“ bietet zahlreiche Möglichkeiten für
weitere Forschung. Es würde sich z. B. anbieten, die Effektivität von ISO 14001 aus
anderen Blickwinkeln zu betrachten. Ein institutionenökonomischer Ansatz, der ISO
14001 als effektives Instrument zur Senkung von Transaktionskosten sieht, könnte die
bestehende Forschung in geeigneter Weise ergänzen. Mit Müller (2000) existiert zwar
bereits eine ähnliche Studie. Da sich die Diskussion um UMS und ISO 14001 in den
letzten Jahren jedoch deutlich weiterentwickelt hat, ist eine weitere Studie wünschens-
wert. Auf diese Weise könnten auch aktuelle Entwicklungen, die sich in der deutlich
weiteren Verbreitung der Norm sowie den aktuellen Bestrebungen zur Weiterentwicklung
zeigen, abgebildet werden.
Weiterhin könnte in Zukunft die Theorisierung von ISO 14001 mit einer anderen
Methodik analysiert werden. ISO 14001 wird seit Februar 2012 überarbeitet. Im Rahmen
dieser Verhandlungen könnten Interviews mit den an der Weiterentwicklung beteiligten
Akteuren geführt werden und basierend auf dieser Datengrundlage das Effektivitäts-
verständnis und Grundlagen der Legitimierung von ISO 14001 erforscht werden.
Es kann jedoch auch empirisch untersucht werden, welche Wirkung bestimmte praktische
Maßnahmen zur Weiterentwicklung von ISO 14001 entfalten. Die diskutierten Ansätze
werden teilweise in der Praxis bereits umgesetzt. Erforscht werden könnten deswegen
bereits bestehende Verbindungen von ISO 14001 mit anderen Standards, der Aufbau und
die Wirkung von Kooperationen und Unternehmensnetzwerken sowie bereits genutzte
Möglichkeiten, Schwerpunkte bei der Umsetzung zu setzen. Hier besteht vermutlich der
größte Forschungsbedarf, da bis jetzt auf diesem Gebiet, wie gezeigt wurde, nur sehr
wenige Arbeiten veröffentlicht wurden. Auf diese Weise kann die Forschung dazu
beitragen, ISO 14001 gezielter weiterzuentwickeln.
Die zukünftige Forschung sollte sich aber nicht nur auf ISO 14001 konzentrieren,
sondern auch andere Managementstandards in den Blick nehmen. Die GRI könnte hier
interessant sein, da deren Richtlinien von unterschiedlichsten Akteuren gemeinsam
entwickelt wurden. Dies könnte auch bedeuten, dass die mit der GRI verbundenen Ziele
ebenfalls heterogen sind und sich dies wiederum auf das Effektivitätsverständnis
auswirkt. Die GRI bietet sich auch aus einem anderen Grund für weitere Forschung an.
Da im Rahmen der Entwicklung hohe Transparenz angestrebt wurde, müssten für
9 Schlussbetrachtung
210
Forscher alle Protokolle des Entwicklungsprozesses verfügbar sein; somit lässt sich z. B.
die Rolle von Akteuren im Rahmen der Theorisierung besser erfassen (vgl. Dingwerth,
2007: 129). Auf diese Weise könnte neben der Forschung zur Effektivität von Standards
auch ein Beitrag zum Neo-Institutionalismus geleistet werden.
Relevanz für die Praxis
Die Ergebnisse dieser Arbeit sind auch für die Praxis relevant. Dies gilt insbesondere vor
dem Hintergrund der geplanten Weiterentwicklung von ISO 14001.
Die in der vorliegenden Arbeit formulierten Vorschläge zur Weiterentwicklung von ISO
14001 und die diskutierten Maßnahmen zur praktischen Umsetzung der Vorschläge
stehen in enger inhaltlicher Verbindung zu den von der ISO formulierten Themen-
bereichen zur Revision von ISO 14001. Vor diesem Hintergrund stellt die vorliegende
Arbeit relevantes Orientierungswissen für Unternehmen, staatliche Stellen sowie an der
Weiterentwicklung beteiligte Akteure dar.
Unternehmen, die sich proaktiv auf eine revidierte Fassung von ISO 14001 vorbereiten
wollen oder die Wirksamkeit ihres UMS erhöhen möchten, können die hier
ausgearbeiteten Vorschläge und diskutierten Maßnahmen nutzen. Dies gilt auch für
staatliche Stellen bzw. für alle Akteure, die eine ökologischere Wirtschaftsweise von
Unternehmen fördern möchten. Die diskutierten Maßnahmen können also die Grundlage
für eine gezieltere Förderung von Unternehmen mit einem UMS nach ISO 14001 sein.
Akteure, die sich gegenwärtig mit der Weiterentwicklung von ISO 14001 beschäftigen,
können ebenfalls von den Ergebnissen dieser Arbeit profitieren. Es werden verschiedene
Möglichkeiten zur Steigerung der Effektivität der Norm aufgezeigt, die sich vor dem
Hintergrund der aktuellen Rahmenbedingungen als praktisch umsetzbar darstellen.
Anhang
211
Anhang
Tabelle 6: Veröffentlichte Standards der ISO 14000er Serie
Standard and/or project ISO Guide 64:2008 Guide for addressing environmental issues in product
standards
ISO 14001:2004
Environmental management systems -- Requirements with guidance for use
ISO 14004:2004
Environmental management systems -- General guidelines on principles, systems and support techniques
ISO 14005:2010
Environmental management systems -- Guidelines for the phased implementation of an environmental management system, including the use of environmental performance evaluation
ISO 14006:2011
Environmental management systems -- Guidelines for incorporating ecodesign
ISO 14015:2001
Environmental management -- Environmental assessment of sites and organizations (EASO)
ISO 14020:2000
Environmental labels and declarations -- General principles
ISO 14021:1999
Environmental labels and declarations -- Self-declared environmental claims (Type II environmental labelling)
ISO 14024:1999
Environmental labels and declarations -- Type I environmental labelling -- Principles and procedures
ISO 14025:2006
Environmental labels and declarations -- Type III environmental declarations -- Principles and procedures
ISO 14031:1999
Environmental management -- Environmental performance evaluation – Guidelines
ISO/TS 14033:2012
Environmental management -- Quantitative environmental information -- Guidelines and examples
ISO 14040:2006
Environmental management -- Life cycle assessment -- Principles and framework
ISO 14044:2006
Environmental management -- Life cycle assessment -- Requirements and guidelines
ISO/TR 14047:2003
Environmental management -- Life cycle impact assessment -- Examples of application of ISO 14042
ISO/TS 14048:2002 Environmental management -- Life cycle assessment -
Anhang
212
- Data documentation format
ISO/TR 14049:2000
Environmental management -- Life cycle assessment -- Examples of application of ISO 14041 to goal and scope definition and inventory analysis
ISO 14050:2009 Environmental management – Vocabulary
ISO 14051:2011
Environmental management -- Material flow cost accounting -- General framework
ISO/TR 14062:2002
Environmental management -- Integrating environmental aspects into product design and development
ISO 14063:2006
Environmental management -- Environmental communication -- Guidelines and examples
ISO 14064-1:2006
Greenhouse gases -- Part 1: Specification with guidance at the organization level for quantification and reporting of greenhouse gas emissions and removals
ISO 14064-2:2006
Greenhouse gases -- Part 2: Specification with guidance at the project level for quantification, monitoring and reporting of greenhouse gas emission reductions or removal enhancements
ISO 14064-3:2006
Greenhouse gases -- Part 3: Specification with guidance for the validation and verification of greenhouse gas assertions
ISO 14065:2007
Greenhouse gases -- Requirements for greenhouse gas validation and verification bodies for use in accreditation or other forms of recognition
ISO 14066:2011
Greenhouse gases -- Competence requirements for greenhouse gas validation teams and verification teams
Quelle: ISO (2012c)
Anhang
213
Tabelle 7: Übereinstimmung zwischen ISO 14001:2004 und ISO 9001:2000
ISO 14001:2004 Abschnitt ISO 9001:2000
Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem (nur Titel)
4 ISO 9001:2000, Abschnitt 4
Qualitatsmanagementsystem (nur Titel)
Allgemeine Anforderungen
4.1 ISO 9001:2000, 4.1
Allgemeine Anforderungen
ISO 9001:2000, 5.1
Verpflichtung der Leitung
ISO 9001:2000, 5.3
Qualitatspolitik
Umweltpolitik
4.2
ISO 9001:2000, 8.5.1
Standige Verbesserung
Planung (nur Titel) 4.3 ISO 9001:2000, 5.4
Planung (nur Titel)
ISO 9001:2000, 5.2
Kundenorientierung
ISO 9001:2000, 7.2.1
Ermittlung der Anforderungen in Bezug auf das Produkt
Umweltaspekte
4.3.1
ISO 9001:2000, 7.2.2
Bewertung der Anforderungen in Bezug auf das Produkt
ISO 9001:2000, 5.2
Kundenorientierung Rechtliche Verpflichtungen und andere Anforderungen
4.3.2
ISO 9001:2000, 7.2.1
Ermittlung der Anforderungen in Bezug auf das Produkt
ISO 9001:2000, 5.4.1
Qualitatsziele
ISO 9001:2000, 5.4.2
Planung des Qualitatsmanagementsystems
Zielsetzungen, Einzelziele und Programm(e)
4.3.3
ISO 9001:2000, 8.5.1
Ständige Verbesserung
Verwirklichung und Betrieb (nur Titel)
4.4 ISO 9001:2000, Abschnitt 7
Produktrealisierung (nur Titel)
ISO 9001:2000, 5.1
Verpflichtung der Leitung Ressourcen, Aufgaben, Verantwortlichkeit und Befugnis
4.4.1
ISO 9001:2000, 5.5.1
Verantwortung und Befugnis
Anhang
214
ISO 9001:2000, 5.5.2
Beauftragter der obersten Leitung
ISO 9001:2000, 6.1
Bereitstellung von Ressourcen
ISO 9001:2000, 6.3
Infrastruktur
ISO 9001:2000, 6.2.1
(Bereitstellung von Ressourcen) Allgemeines
Fahigkeit, Schulung und Bewusstsein
4.4.2
ISO 9001:2000, 6.2.2
Fähigkeit, Bewusstsein und Schulung
ISO 9001:2000, 5.5.3
Interne Kommunikation Kommunikation
4.4.3
ISO 9001:2000, 7.2.3
Kommunikation mit den Kunden
Dokumentation 4.4.4 ISO 9001:2000, 4.2.1
(Dokumentationsanforderungen) Allgemeines
Lenkung von Dokumenten 4.4.5 ISO 9001:2000, 4.2.3
Lenkung von Dokumenten
ISO 9001:2000, 7.1
Planung der Produktrealisierung
ISO 9001:2000, 7.2.1
Ermittlung der Anforderungen in Bezug auf das Produkt
ISO 9001:2000, 7.2.2
Bewertung der Anforderungen in Bezug auf das Produkt
ISO 9001:2000, 7.3.1
Entwicklungsplanung
ISO 9001:2000, 7.3.2
Entwicklungseingaben
ISO 9001:2000, 7.3.3
Entwicklungsergebnisse
ISO 9001:2000, 7.3.4
Entwicklungsbewertung
ISO 9001:2000, 7.3.5
Entwicklungsverifizierung
ISO 9001:2000, 7.3.6
Entwicklungsvalidierung
ISO 9001:2000, 7.3.7
Lenkung von Entwicklungsanderungen
Ablauflenkung 4.4.6
ISO 9001:2000, 7.4.1
Beschaffungsprozess
Anhang
215
ISO 9001:2000, 7.4.2
Beschaffungsangaben
ISO 9001:2000, 7.4.3
Verifizierung von beschafften Produkten
ISO 9001:2000, 7.5.1
Lenkung der Produktion und der Dienstleistungserbringung
ISO 9001:2000, 7.5.2
Validierung der Prozesse zur Produktion und zur Dienstleistungserbringung
ISO 9001:2000, 7.5.5
Produkterhaltung
Notfallvorsorge und Gefahrenabwehr
4.4.7 ISO 9001:2000, 8.3
Lenkung fehlerhafter Produkte
Kontroll- und Korrekturmaßnahmen (nur Titel)
4.5 ISO 9001:2000, Abschnitt 8
Messung, Analyse und Verbesserung (nur Titel)
ISO 9001:2000, 7.6
Lenkung von Überwachungs- und Messmitteln
ISO 9001:2000, 8.1
Allgemeines
ISO 9001:2000, 8.2.3
Überwachung und Messung von Prozessen
ISO 9001:2000, 8.2.4
Überwachung und Messung des Produkts
Überwachung und Messung
4.5.1
ISO 9001:2000, 8.4
Datenanalyse
ISO 9001:2000, 8.2.3
Überwachung und Messung von Prozessen
Bewertung der Einhaltung von Rechtsvorschriften
4.5.2
ISO 9001:2000, 8.2.4
Überwachung und Messung des Produkts
ISO 9001:2000, 8.3
Lenkung fehlerhafter Produkte
ISO 9001:2000, 8.4
Datenanalyse
ISO 9001:2000, 8.5.2
Korrekturmaßnahmen
Nichtkonformität, Korrektur- und Vorbeugungsmaßnahmen
4.5.3
ISO 9001:2000, 8.5.3
Vorbeugungsmaßnahmen
Lenkung von Aufzeichnungen
4.5.4 ISO 9001:2000, 4.2.4
Lenkung von Aufzeichnungen
Anhang
216
Internes Audit 4.5.5 ISO 9001:2000, 8.2.2
Internes Audit
ISO 9001:2000, 5.1
Verpflichtung der Leitung
ISO 9001:2000, 5.6
Managementbewertung (nur Titel)
ISO 9001:2000, 5.6.1
Allgemeines
ISO 9001:2000, 5.6.2
Eingaben für die Bewertung
ISO 9001:2000, 5.6.3
Ergebnisse der Bewertung
Managementbewertung
4.6
ISO 9001:2000, 8.5.1
Ständige Verbesserung
Quelle: ISO 14001 (2004): Anhang B
Anhang
217
Tabelle 8: Ausgewertete Artikel
Zeitschrift/Zeitung Jahr Autor, Titel
AHA News 2002 Runy, Lee Ann Detroit system pursues excellence in environmental management
Air Cargo World 2008 o.A. FedEx Earns Environment Endorsement
Air Conditioning Heating & Refrigeration News
1996 Bas, Ed Global environment standard may create work for contractors
Air Conditioning Heating & Refrigeration News
1999 Mazurkiewicz Environmental management standard offers compliance
American Nurseryman 2008 o.A. What's Growing On in COMPANIES
American Printer 2008 o.A. 100 EMPLOYEES OR MORE
Apparel Magazine 2006 o.A. Fujitsu Attains Environmental Certification
Appliance Manufacturer
1996 Hourahan, Glenn C.
ISO 14001: More pros than cons
Appliance Manufacturer
1997 Jackson, Suzan L.
ISO 14000: What you need to know
Asian Business Review
1996a Blondell, Jackie Asian companies galvanised into action by ISO 14000
Asian Business Review
1996b o.A. Destroying hazardous waste safely and efficiently
Automotive Body Repair News
2007 o.A. MATRIX SYSTEM AUTOMOTIVE FINISHES
Automotive Manufacturing & Production
1997 Jackson, Suzan L.
ISO 14000: Things you should know
Automotive Manufacturing & Production
2000 Sabatini, Jeff In Search of ISO
Automotive Manufacturing Solutions
2008 o.A. Kia's Zilina plant certified as environmentally friendly
Automotive News 1997 English, Bob Windstar plant earns ISO 14001
Automotive News 2003 Harris, Donna Dealer earns recognition for his green practices
Automotive Production
1996 Bergstrom, Robin Yale
The next `quality' job at Ford: Getting green
Anhang
218
AV Magazine 2008 o.A. Eco status for XL Video cuts in energy use
AV Magazine 2009 Aymer, Graeme Can a-v claim green cred?
Bank Technology News
2009 Adams, John Going Green
Best's Review / Property-Casualty Insurance Edition
1997 Winans, Christopher
Setting the standard
Beverage Industry 2008 o.A. SUPPLIER NEWS
Bicycle Retailer & Industry News
2003 o.A. in the news
Builders Merchants Journal
2005 o.A. IN BRIEF
Builders Merchants Journal
2007 o.A. Hanson factories certified to ISO 14001
Builders Merchants Journal
2009 Millward, Steve Jewson gets ISO14001
Builders Merchants Journal
2010 o.A. Nicholls & Clarke: Aiming for sustainability standards
Buildings 2004 Monroe, Linda K.
Steps Toward an Environmentally Responsible Business
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2004a o.A. US Army Depot Adopts EMS
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2004b o.A. Improved Versions of ISO 14000 EMS Standards Published
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2004c o.A. Michigan to Certify Forests
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2005a Piper, Lennart Survey Shows Value of ISO 14001 to Smaller Businesses
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2005b o.A. ISO 14001: 2004 Revisions Revisited
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2005c Maldonado, Lori Denver Airport First to be Certified to ISO 14001
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2005d Frost, Roger Cambodia Building EMS Awareness In Local Population
Business & the Environment with ISO
2006a Steffen, Lynsi New Report finds mixed meaning in ISO
Anhang
219
14000 Updates 14001 Certification
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2006b Crognale, Gabriele
The Lowell Regional Wastewater Utility's Certification to ISO 14001 - six years later
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2006c o.A. ISO Guidance for Small and Medium-Sized Businesses
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2006d o.A. Quantifying Your EMS -- What Works, What Doesn't
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2006e o.A. Hugh Pace takes over at Rapra
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2006f o.A. Ford & ISO 14001
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2006g Crognale, Gabriele
A Commodity Market--Choosing an ISO (14001) Registrar
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2007a o.A. An ISO 14K Perspective of BP North America: Part 4
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2007b o.A. From Rags to Riches--EMAS and ISO Help Catapult a Sleepy Village to the World Stage
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2007c o.A. Quantifying Your EMS -- What Works, What Doesn't -- Your Responses
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2007d o.A. Quantifying Your EMS: Part 3
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2007e o.A. Quantifying Your EMS: Part 4
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2007f o.A. The Staples Soul -- A Recipe for Saying "That Was Easy" for the Environment and ISO 14001
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2008a Crognale, Gabriele
The BALSAMS -- ISO 14001 Hideaway (Part 2)
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2008b o.A. A Rocky Mountain High - The Aspen Skiing Company (Part 1)
Business & the Environment with ISO
2008c o.A. A Rocky Mountain High -- The Aspen
Anhang
220
14000 Updates Skiing Company (Part 2)
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2008d o.A. Greening the Workplace -- Incentives That Work
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2008e o.A. The 18k Gold Standard -- Barrick Gold Corporation's EMSS
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2008f Crognale, Gabriele
Eco-Management & Audit Scheme - Forerunner to ISO 14001
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2008g Crognale, Gabriele
The Acorn Scheme: From Small Acorns, Strong EMSs Grow
Business & the Environment with ISO 14000 Updates
2008h Crognale, Gabriele
The BALSAMS - ISO 14001 Hideaway (Part 1)
Business & the Environment with ISO 14000 Updates a
2009a o.A. ISO 14001 for Restaurants? - The Green Restaurant 4.0 Standard (Part 1)
Business & the Environment with ISO 14000 Updates b
2009b o.A. The Global Reporting Initiative G3 Sustainability Reporting Guidelines (Conclusion)
Business & the Environment with ISO 14000 Updates a
2010a o.A. GM Brazil's ISO 14001 Accomplshments Win Regional Support
Business & the Environment with ISO 14000 Updates b
2010b o.A. The ISO 14000 Family of Standards Expands
Business & the Environment with ISO 14000 Updates c
2010c o.A. Wastewater Utility Achieves a Milestone
Business & the Environment with ISO 14000 Updates d
2010d o.A. Denver's Airport Lands ISO 14001, Conclusion
Business & the Environment with ISO 14000 Updates e
2010e o.A. Denver's Airport Lands ISO 14001, Part 1
Business Insurance 2000a Ceniceros, Roberto
ISO 14001 can enhance an overall plan
Business Insurance 2000b Schaarsmith, James H.
ISO 14001 lowers environmental risks
Business Strategy & the Environment
1999 Starkey, Richard ISO 14001: A Missed Opportunuity for Sustainable Global Industrial Development.
Anhang
221
Canadian Manager 1997 Alford, Stephen A new management standard
Canadian Banker 1999 Davies, Chris What ISO 14001 means for the banking industry
Canadian Sailings 2005 Peters, Tom Halifax first Canadian port to receive ISO 14001 certification
Canadian Mining Journal
2008 o.A. Environment news
Canadian Sailings 2008 o.A. Lloyd's Register introduces environmental management standard for shipping industry
Canadian Sailings 2009 o.A. Montreal Gateway Terminals receives environmental certification
Caribbean Business 2008 o.A. Sea Star Line takes aggressive action to help save the environment
Caterer & Hotelkeeper 2007 o.A. Novotel London West
Ceramic Industry 2002 Domico, Michelle; Saidler, Jean Marie
Clean, Green Manufacturing
Ceramic Industry 2005 o.A. CERAMICS IN THE NEWS
Ceramic Industry 2010 Kolbe, Jerry The Greening of Ceramic Components
Chemical Business 2008 o.A. GAIL bags six safety awards
Chemical Market Reporter
1998 o.A. Tosoh Receives ISO For Enviro Compliance
Chemical Week 1995a Roberts, Michael Transatlantic sparks over Emas, ISO 14001
Chemical Week 1995b Tibor, Tom; Feldman, Ira
Hurdles to implementation
Chemical Week 1999 Sissell, Kara Management Systems Win Over Some Regulators
Chemical Week 2000 Sissell, Kara Autos and Electronics Drive Certification
Chemical Week 2001a Sissell, Kara Melding Responsible Care With ISO Certification
Chemical Week 2001b Schmitt, Bill Teaming MSV and ISO for a Standardized Test
Chemical Week 2002 Sissell, Kara Industry Debuts RC-14001
CMA Management 2004 Berthelot, Sylvie; Coulmont, Michel
ISO 14000 -- a profitable investment?
Coal International 1999 o.A. UK Colliery is awarded ISO 14001
Coal International 2009 o.A. Celtic Energy environmental performance scores certification to international
Anhang
222
standard
Contract 2008 Marano, AnnMarie
a new direction
Contract Journal 2006 Howard, Paul Meet the BREEAM Team
Contract Journal 2009 o.A. Certification confirms Volvo's core values
Corporate Legal Times
1997 Bergeson, Lynn L.; Palmer, Jill M.
ISO 14001: A checklist for counselling clients
Corporate Reputation Review
2008 Hargrave, Timothy J.
The Voluntary Environmentalists: Green Clubs, ISO 14001, and Voluntary Environmental Regulations
Dairy Industries International
2009 o.A. Yeo Valley saves cash - and the environment
Design News 1995 Wingo, Walter Environmental management norms closing in on design teams
Design Week 2008 Creasey, Simon Green light for change
Director 2000 Levy, Mike; Whettingsteel, Heidi
Red alert for going green
Director 2006 o.A. A change of environment
e.learning age 2010 Howarth, Nige The green stuff
E&MJ: Engineering & Mining Journal
2008 o.A. Coeur's Cerro Bayo Mine to Upgrade Electrical Systems
E&MJ: Engineering & Mining Journal
2010 Holtom, Graham The Need for an Environmental Management System and -- What This Means for Mines
Electrical & Automation Technology
2009 o.A. The Mission: Reducing energy use for multiple benefits
Electrical Wholesaling 2010 o.A. Gavazzi Captures ISO 14001
Electronic Design 1998 Schiff, Debra The evelope, please
Electronic News 2007 Deffree, Suzanne Avnet awarded ISO 14001:2004 environmental management certification
Electronics Weekly 2005 o.A. PCB firm wins green award
ENDS (Environmental Data Services)
2009 Carr, David EMS frameworks up for review
Engineered Systems 1996 o.A. SMACNA approves new ISO standard
Estates Gazette 2007 Connick, Allison Ten steps to being a standard bearer
European Environment: The
1998 Tichá, Marie Book reviews. ISO 14001 AND BEYOND
Anhang
223
Journal of European Environmental Policy
Export Today's Global Business
2000 Fielding, Stanley High Gear?
Factory Equipment News
2004 o.A. Environment protection
Finishing Today 2007 o.A. Nordson UV Earns ISO Certifications
Fire Safety Engineering
2007 o.A. Pump action gets environmental seal
Food Manufacture 2009 o.A. The cool green water chiller service
Food Manufacture 2010 o.A. Welcome to the green scheme
Forestry & British Timber
2002 o.A. Euroforest achieve ISO 14001
Forestry & British Timber
2003 o.A. Boston preserves the environment
Foundry Management & Technology
2001 Swallow, Wayne Going for Gold: Your Company's Approach to ISO 14001
Foundry Management & Technology
2002 Medykowski, Richard A.; Harris, John A.
ISO 14001: Value Between Customers and Suppliers
Furniture/Today 2002 o.A. Natuzzi receives ISO certification
Glass Age 2003 o.A. Veka gets eco-standard
Graphic Arts Monthly 1999 Haugan, Stephanie
ISO certification means Better, Faster, Cheaper
Health Facilities Management
2002 Runy, Lee Ann Hospitals seek ISO 14001 Certification for waste reduction efforts
Heating & Ventilating Review
2008 o.A. Kershaw meets green standards
Heating & Ventilating Review
2009 o.A. Vent hygiene chairman makes clean sweep
Horticulture Week 2008a Appleby, Matthew
Nursery sees benefits of green accreditation
Horticulture Week 2008b o.A. Sanders GardenWorld obtains environmental accreditation
Horticulture Week 2008c o.A. News: BRIEFS
Horticulture Week 2009 o.A. Eco-credentials becoming key for contractors
Hotels 1998 Weinstein, Jeff A green road less traveled
In Business 2007 Ewadinger, Matt; Rosa, Brian;
ENZYME PRODUCER GROWS
Anhang
224
Rhodes, Tom GREENER WITH NEW MATERIALS
Industrial Distribution 1999 o.A. GM, Ford require suppliers to be ISO 14001 certified
Industrial Environment
2000 o.A. AXCELIS GETS ISO 14001 CERTIFICATION FOR ITS FACILITIES
Industrial Environment
2001 o.A. EPSON AWARDED ISO 14001 ENVIRONMENTAL SYSTEM REGISTRATION
Industrial Maintenance & Plant Operation
2001a Fielding, Stanley ISO 14001: A Plan for Environmental Excellence.
Industrial Maintenance & Plant Operation
2001b Carter, Rick Is There an ISO in Your Future?
Industrial Maintenance & Plant Operation
2002 Carter, Rick THE COAST GUARD GOES GREEN
Industrial Maintenance & Plant Operation
2009 Reinke, Jeff Putting Green In Motion
Industrial Paint & Powder
2003 o.A. PPG Earns ISO 14001 Certification at All Coatings-Production Sites
Industrial Paint & Powder
2005 o.A. SICO Achieves IS0 14000 Certification
Industrial Safety & Hygiene News
2006 Dunmire, Thea D.
Management System Certification
Industry Week/IW 1998 Hasek, Glenn ISO's green standards takes root
Insurance Advocate 1997 o.A. How to open pollution coverage market--make policy contingent on obeying environmental code
International Rental News
2009 Parkes, Kevin Good credit
Journal of Commerce 2006 o.A. Yang Ming Line is committed to protecting environment for future generations
Journal of Environmental Planning & Management
2002 McCann, Eoin; Tengbe, Jonathan Bonopha
Book Reviews and Notes
Kitchen & Bath Design News
2006 o.A. BSH FACTORIES WIN ISO CERTIFICATION
Kitchen & Bath Design News
2007 o.A. CaesarStone Wins ISO Certification
Anhang
225
Label & Narrow Web 2010a o.A. UPM Raflatac achieves ISO 14001 in S. Africa
Label & Narrow Web 2010b o.A. UPM Raflatac achieves ISO 14001:2004 at IL plant
Local Authority Waste & Recycling
2010 o.A. BSI helps councils set high standards
Local Economy 1999 Myers, Danny ISO 14001 (Book)
Logistics & Transport Focus
2004 o.A. Environment Award
Machine Design 2005 Cybart, Ken; Repas, Robert
Trends in circuit protection
Machine Design 2008 o.A. CAD helps designers earn ISO 14001
Machine Design 2010 o.A. COMPANY NEWS
Management Today 2009 o.A. Overall environmental management Winner BOVIS LEND LEASE
Material Handling Management
2008 Witt, Clyde E. Giving Green Some Numbers
Metal Bulletin Daily 2008 o.A. (AMM) Global Investment Recovery processing site gets certified
Metalworking Digest 2000 o.A. Putting The Brakes On Safety Concerns
MicroScope 2007 Mellor, Chris Hop on the green bandwagon
Mining & Quarry World
2009 o.A. Volvo Construction Equipment achieves full certification of its management systems
Motor Age 2001 o.A. ISO 14001 Seminar Boasts Improved Relations- Especially if Your Customer GIves You No Choice
Motor Equipment News
2008 o.A. Going green makes financial sense
Motor Transport 2009 Jack, Simon A SURE THING
Natural Foods Merchandiser
2009 o.A. What can retailers do? 10 ideas
NZ Business 1997 Earl, Vicki The image under fire
Official Board Markets
2005 o.A. Most UK Paper Mills Are ISO 14001
Official Board Markets
2009 o.A. Custom Pkg Achieves ISO Certifications
Official Board Markets
2010 o.A. Capital Corrugated & Carton Adds Certifications
Anhang
226
Paint & Coatings Industry
1997a Grahl, Christine ISO 14000: Fostering an environment ethic.
Paint & Coatings Industry
1997b Schomer, Dawne Preparing for ISO 14001: Making the decision
Paperboard Packaging 1997 o.A. Modo certified for full-bleached packaging
Pharmaceutical Technology Europe
2002 Turberfield, Davis
ISO14001 Environmental Management Standard--Adding Value?
Pipeline & Gas Journal
1997 Martin, Raymond; Sleeman, Stuart
ISO 14000: Where to from here?
Pipeline & Gas Technology
2010 o.A. Dresser Waukesha receives ISO certification
Pit & Quarry 2008 o.A. Vulcan's Irwindale, Calif., plant honored
Planning 1998 O'Mara, W. Paul International Environmental Standards tested in U.S
PM Network 2006 Hunsberger, Kelley
green is the new black
Pollution Engineering 1999a o.A. California municipality first to receive ISO 14001 certification
Pollution Engineering 1999b Wilson, Robert C.
Conform vs. comply: What's the difference?
Pollution Engineering 1999c Wilson, Robert C.
EMS Manual: Something every company needs
Pollution Engineering 2000a IQuES Step-by-Step--Certifying a Company's EMS
Pollution Engineering 2000b Quinn, Barbara ISO Certification: Only the Beginning
Pollution Engineering 2000c Quinn, Barbara P2/Sustainability
Pollution Engineering 2000d Wilson, Robert C.
Guidance Document Surmounts `Brick Wall'
Pollution Engineering 2001a Kreuzer, Heidi ISO 14001 Certification
Pollution Engineering 2001b o.A. Company-Wide ISO 14001 Certification
Pollution Engineering 2001c Wagner, Julia Company-Wide ISO 14001 Certification
Pollution Engineering 2001d Wagner, Julia ISO 14001 Certification
Pollution Engineering 2001e Wagner, Julia ISO 14001 Certification
Pollution Engineering 2001f Wagner, Julia Company-Wide ISO 14001 Certification
Pollution Engineering 2001g Wilson, Robert C.
Ford Spreads the Word About its EMS Success
Pollution Engineering 2001h Crognale, Gabriele
The Road to ISO Certification: One Year Later
Anhang
227
Pollution Engineering 2002a Crognale, Gabriele
Choosing an ISO 14001 Registrar
Pollution Engineering 2002b Crognale, Gabriele
HARVESTING VALUE FROM EMSs: A VIEW FROM THE FIELD
Pollution Engineering 2004 Wei, Norman S. How to Develop an EMS without the ISO 14001 Certification
Pollution Engineering 2009 o.A. PE business
Power 2004 Hylko, Jim ISO 14001 succeeds at St. Clair Power Plant
Power 2009 Peltier, Robert Hirakud Power, Sambalpur, Orissa, India
Power Engineering 1998 Jackson, Suzan L.; Mondani, Glen
Avoid environmental embarrassments
Precision Marketing 2008 o.A. DM firms face 'green' ultimatum
Printing World 2002a Ward, Gareth B&T clinches accreditation
Printing World 2002b Ward, Gareth Garnet reaps rewards with ISO14004
Printing World 2002c o.A. ISO14001 gained
Printing World 2003a o.A. ISO 14001 for Morane
Printing World 2003b Carter, Alison Label Express gets green certification
Printing World 2004a Carter, Catherine Robert Horne starts to blow green trumpet
Printing World 2004b o.A. Betts gets ISO standard
Printing World 2004c o.A. Horner corners ISO as project continues
Printing World 2004d o.A. In brief
Printing World 2004e o.A. Nash bags EMAS tag
Printing World 2004f Carter, Catherine UPM pulp and paper mills in ISO full house
Printing World 2005a o.A. Chain of custody gives B&T a green edge
Printing World 2005b o.A. Romec gains new green standards
Printing World 2005c Cook, Andy Standards give a licence to operate
Printing World 2005d Ward, Gareth ISO 14001 brings financial benefits to Wyndeham Gait
Printing World 2005e Ward, Gareth Howitt accredited
Printing World 2005f Miller, Emily LS640 puts Zenith on a high
Printing World 2005g Miller, Emily Wyndeham's eco drive
Printing World 2005h Morley, Elliot Towards a greener world
Printing World 2006a Carter, Alison Blueprint for greener print
Anhang
228
Printing World 2006b o.A. Top tips to make it onto the shortlist
Printing World 2007 Dawes, Catherine
Workings of a tree-saving standard
Printing World 2008a Creasey, Simon Clean, clever and cost-efficient
Printing World 2008b o.A. Printers embrace environmental accreditation
Printing World 2008c o.A. Your environment
PrintWeek 2008d Hall, Tom Training and eco issues top print agenda
PrintWeek 2008e Hill, Lance; Keller, Gernot
Split Standards
PrintWeek 2008f o.A. Green awards for Pensord
PrintWeek 2008g o.A. Eco certificate for Altaimage
PrintWeek 2008h o.A. GPS Colour in NI FSC/carbon first
PrintWeek 2008i o.A. ISO certification for Good News
PrintWeek 2008j o.A. IN BRIEF
PrintWeek 2008k o.A. KnowledgePoint wins ISO 14001 accreditation
PrintWeek 2008l Wilcock, Ian ISO 14001
PrintWeek 2009a o.A. IN BRIEF
PrintWeek 2009b o.A. PCP secures ISO accreditations
PrintWeek 2009c Line, Mark Ethical printing is about more than just ticking the usual environmental boxes
PrintWeek 2009d Chadwick, Philip Green agenda gets green light
PrintWeek 2009e Chadwick, Philip Make a good green impression
PrintWeek 2009f Creasey, Simon Best intentions
PrintWeek 2009g o.A. Are eco accreditations out of reach for smaller printers?
PrintWeek 2009h o.A. EBB awarded ISO 14001 standard
PrintWeek 2009i o.A. IN BRIEF
PrintWeek 2010a o.A. Bluetree costs cut due to ISO
PrintWeek 2010b o.A. IN BRIEF
PrintWeek 2010c o.A. Tall Group earns ISO 14000 award
PrintWeek 2010d o.A. Cardiff secures eco certificate
PrintWeek 2010e o.A. Green boost for Wood Mitchell
PrintWeek 2010f o.A. IN BRIEF
Anhang
229
PrintWeek 2010g Morris, Helen Making Impressions plans to create an image that lasts with eco achievements
Products Finishing 2003 Graves, Beverly A.
ISO 14000: ENVIRONMENTAL MANAGEMENT
Products Finishing 2005 o.A. Pilot Project to Help the Metal Finishing Industry
Products Finishing 2008 o.A. Metokote Facility Earns ISO 14001 Certification, Receives Environmental Excellence Award
Professional Engineering
1997 o.A. Global warming
Professional Engineering
1998 Pullin, John Green stamp giveaway
Professional Engineering
1999a Hibbert, Lee A clean bill of health
Professional Engineering
1999b o.A. UK firms fast becoming green
Professional Safety 1999 Kozak, Robert Book Reviews
Public Management 2001 Pawar, Michelle Wyman; Risseto, Christopher
A Tool for Improvement: Environmental Management Systems
Quality 1999a o.A. Ford, GM to require ISO 14001 certification
Quality 1999b o.A. Ford and GM demand ISO 14000 compliance
Quality 2004 o.A. Quality Standards Defined
Quality 2006 o.A. Combined Audits Save Time, Money
Quality 2008 o.A. ISO/IAF ANNOUNCE ISO 9001: 2008 IMPLEMENTATION SCHEDULE
R&D Magazine 2005 o.A. Certifying and updating EMS
Retail Merchandiser 2009 o.A. Flooring for the Future
Revue Banque/Banque Magazine
2007 o.A. Barclays : 1re banque francaise certifiée ISO 14001
Rubber & Plastics News
2008a Dawson, Brad All eyes on eco-friendly tire making
Rubber & Plastics News
2008b Meyer, Bruce SAS Rubber changes culture to meet standard
Safety Management 1999 Crognale, Gabriele
You've Decided to Go For ISO 14001--Now What?
Anhang
230
Surface Fabrication 2006 o.A. CaesarStone Announces Environmental Certification
Surface Fabrication 2007 o.A. Manufacturer Earns Certification
Textile World 2006 Rodie, Janet Bealer
Sustainability Yields Quality
Tire Business 2002 o.A. Solideal plant gets ISO 14001 status
Trailer / Body Builders
2004 o.A. Saint-Gobain facility earns ISO certification
Travel Agent 2008 o.A. Bucuti Goes Organic
Travel Trade Gazette UK & Ireland
2007a o.A. Green news in brief
Travel Trade Gazette UK & Ireland
2007b Walsh, Charlotte Scream If You're Green: Week 12
Travel Weekly 2009 o.A. Business agency gets award for green ways
Underground Construction
2010 o.A. PLIDCO
Value Retail News 2009 o.A. Dalton Park achieves green accreditation; honors top tenants
Vending International 2004a o.A. Safer Systems achieves 3 major accreditations
Vending International 2004b o.A. Instanta achieves BS EN ISO 14001:1996
Vending International 2004c o.A. Jofemar achieves ISO14001 Accreditation
Vending International 2008 o.A. Environmental recognition for Zenith
Waste Age 2002 Padgett, Carol Setting a New Standard
Waste News 2006 Geiselman, Bruce
ISRI introduces new operating standards
WET News: Water & Effluent Treatment News
2008 o.A. SPP Pumps earns ISO accreditation
WET News: Water & Effluent Treatment News
2009 o.A. IN BRIEF
Wood & Wood Products
2005a Coleman, Coleman
Sustainability: Not just another marketing initiative
Wood & Wood Products
2005b o.A. SUPPLIER NEWS
World Trade 2005 Smith, Jeremy N. The Port of Houston
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Zusammenfassung
258
Zusammenfassung
Die Arbeit adressiert die Frage nach der Effektivtät von Umweltmanagementsystemen
am Beispiel von ISO 14001. Effektivität wird dabei als Grad der Zielerreichung
verstanden. Vor dem Hinterund eines umfassenden Literaturüberblicks werden zunächst
zwei Forschungsfragen abgeleitet, die im Rahmen dieser Arbeit beantowortet werden
sollen. Die erste Forschungsfrage bezieht sich auf das Effektivitätsverständnis von ISO
14001. Es geht somit um die Frage welche Ziele mit der Norm verbunden sind. Dies ist
die Grundlage für eine Bewertung der Effektivität. Die zweite Forschungsfrage zielt
darauf ab, Möglichkeiten zur Erhöhung der Effektivität von ISO 14001 zu diskutieren.
Eine entsprechende Weiterentwicklung des Standards erscheint notwendig, da zahlreiche
Autoren die Effektivität relativ kritisch beurteilen.
Als erkenntnisleitende Theorie zur Beantwortung der Forschungsfragen dient der Neo-
Institutionalismus und dabei insbesondere das Konzept der Theorisierung. Die Arbeit
greift dabei auf den Ansatz von Greenwood et al. (2002) zurück, die Theorisierung im
Rahmen von Institutionalisierungsprozessen betrachten. Die beiden Hauptaufgaben von
Theorisierung sind die Festlegung von Zielen, die mit einer neuen bzw. veränderten insti-
tutionellen Regel erreicht werden soll sowie die Legitimierung der vorgeschlagenen
Lösung.
Die Theorisierung von ISO 14001 wird anschließend im Rahmen einer qualitativen
Studie erforscht. Als Datengrundlage werden 298 Artikel aus englischsprachigen Trade
Journals analysiert. Dabei wird festgestellt, dass ISO 14001 aus neo-institutioneller Sicht
mit verschiedenen Zielen verbunden ist und auf unterschiedliche Weise legitimiert wird.
Die Ziele sehen ISO 14001 einerseits als Prozessstandard, der ein systematisches
Umweltmanagement ermöglicht, zu ständiger Verebesserung führt und die Compliance
von Unternehmen erhöht, und andererseits als Performancestandard, der ökologische
Leistungsziele vorgibt und eine Verbindung zum Leitbild einer nachhaltigen Entwicklung
herstellt. Der Vergleich dieser unterschiedlichen Ziele mit den in der Forschung
identifizierten Wirkungen von ISO 14001 zeigt, dass die Norm, als Prozessstandard
gesehen, durchaus effektiv ist, da die hier angeführten Ziele erreicht werden. Wird jedoch
ISO 14001 als Performancestandard gesehen, fällt die Bewertung der Effektivität negativ
aus. Die damit verbundenen Ziele werden kaum erreicht. Die hier getroffene
Unterscheidung zwischen einer prozessorientierten und einer performanceorientierten
Zusammenfassung
259
Perspektive aus ISO 14001 erlaubt auch die bestehende Forschung zu den Wirkungen
von ISO 14001 besser zu ordnen.
Vor dem Hintergrund dieser Ergebnisse wurden vier Vorschläge zur Weiterentwicklung
gemacht. Es wird vorgeschlagen, dass ISO 14001 um eine performanceorientierte
Komponente erweitert wird, da diese für die wahrgenommene Effektivität der Norm eine
wichtige Rolle spielt. Dazu soll ISO 14001 um ökologische Leistungsziele und Leitlinien
für eine nachhaltige Entwicklung ergänzt werden. Der zweite Vorschlag bezieht sich auf
die Legitimierung von ISO 14001, die ebenfalls Gegenstand der Untersuchung war. Es
wird vorgeschlagen, dass die Aussagekraft einer Zertifizierung nach ISO 14001, die eine
wichtige Rolle für die Legitimierung spielt, verbessert werden soll. Die Legitimierung
durch eine Zertifizierung steht in enger Verbindung zur performanceorientierten Per-
spektive von ISO 14001. Aufgrund der lediglich analytischen Trennung von Zielen und
Legitimierung kann durch eine verbesserte Legitimierung auch ein Beitrag zu einer
höheren wahrgenommenen Effektivität von ISO 14001 geleistet werden. Die empirischen
Ergebnisse haben aber auch gezeigt, dass ISO 14001 aus einer prozessorientierten
Perspektive ein effektiver Standard ist. Der dritte Vorschlag fordert, dass Maßnahmen zur
Weiterentwicklung dem bisher erreichten Rechnung tragen und die Zielerreichung auf
diesem Gebiet nicht gefährden. Dies bezieht sich auch auf die Legitimierung aufgrund
ökomischer Vorteile. Der vierte Vorschlag fordert abschließend, dass die Weiter-
entwicklung auch praktisch umsetzbar sein sollte und dem Kontext in dem sich ISO
14001 befindet Rechnung tragen sollte. Dieser Vorschlag ist wichtig, da insbesodere die
Integration von ökologischen Leistungszielen in ISO 14001 sich in der Praxis
problematisch darstellt. Ein wesentliches Problem liegt hier z. B. in den hohen Anforder-
ungen an einen legitimen Standardisierungsprozess.
Vor dem Hintergrund dieser Vorschläge werden anschließend verschiedene Maßnahmen
zur Weiterentwicklung von ISO 14001 kritisch diskutiert. Es zeigt sich, dass die Effek-
tivität von ISO 14001 vermutlich durch die Verbindung der Norm mit anderen Standards
sowie durch die Bildung von Kooperationen bzw. Netzwerken erhöht werden kann. Auch
eine verstärkte Schwerpunktsetzung in der Umsetzung kann die Effektivität von ISO
14001 positiv beeinflussen. Diese Maßnahmen beziehen sich jeweils auf eine veränderte
Nutzung der Norm in seiner aktuellen Form.
Zusammenfassung
260
Die Arbeit zeigt, dass unterschiedliche Vorstellungen von ISO 14001 als effektivem
Standard existieren und, dass diese Vorstellungen sich im Zeitverlauf verändern. ISO
14001 mus sich als Reaktion auf ein sich änderndes Effektivtätsverständnis ebenfalls
weiterentwickeln. Dies impliziert nicht zwangsläufig eine Veränderung des Wortlauts der
Norm, sondern kann sich auch in einer veränderten Nutzung der aktuellen Fassung der
Norm manifestieren. Ein gewandeltes Nutzungsverhalten kann langfristig auch die
Grundlage für eine entsprechende Anpassung des Wortlauts von ISO 14001 darstellen.