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328 D.W. UNSELD: Neuer Test (,,Mosatiltes¢') zum Nachweis yon Bleiablagerungen Klinische Wochenscbri~t

heitsgeschehens. Dies beweist der Vergleieh mit Krankheitsf/~llen ohne naehweisbares akutes oder sub- akutes Prozel3gesehehen (Defektzustand). Auch konnte dnreh vergleiehende Messungen ermittelt werden, dab die Werte nieht davon abhingen, ob der Patient bett- li~gerig war oder nieht. Die Frage, ob nnser Befund krankheitsspezifiseh ist, oder bei allen chronischen Infektionskrankheiten zur Beobaehtung kommt, kan~ yon uns nicht entsehieden werden. Aueh fiber die Grfinde dieses Verhaltens 1/~Bt sieh zur Zeit nichts Ver- bindliehes aussagen. Vielleieht erlaubt abet die Beob- aehtung, dab bei einer Gruppe yon Kranken die Blut- druekwerte bereits pr//morbid sehr niedrig waren, die Annahme, dab es sieh uln ein spezifisehes Zeiehen irn Sinne eines Konstitutionsmerkmales handelt.

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EIN NEUER TEST (.MOSATILTEST") ZUM NAeHWEIS YON BLEIABLAGERUNGEN IM K(iRPER ~YOYX

D. W. U~S~LD

Aus der 2,£edizinischen Klinik der Stiid~ischen Krankenalls~alt~ert Ulm (Vorstand: Prof. Dr. K. A. DOCK)

Ubereinstimmend mit anderen Autoren haben wir uns yon den V0rzfigen fiberzeugt, welehe die Mosatil- therapie der Bleivergiftung gegenfiber anderen Be- hand]ungsmethoden aufweist. Der Blutbleispiege] wird relativ raseh normalisiert; die klinischen Sym- ptome bilden sich sctme]ler ats sonst zurfick. Eine starke ErhShung der ttarnbleiwerte, die w/~hrend der Behand- lung nachzuweisen ist, deutet darauf bin, dab den Nieren ein erheblicher Anteil an der therapeutisch forcierten B]eiausscheidung zukommt.

Wenn bei Bleipatienten nun die Mosatiltherapie nach erreiehter Normalisierung des Blutbleispiegels fortgesetzt wird, so zeigt sich naeh unseren Beobach- tungen bei weiteren Kontrollen des B]ut- und Harn- bleigehaltes, dab die BMwerte im Blur in der Regel gegenfiber dem erreichten Normatwert noch etwas ab- sinken, jedenfalls aber sieh weiterhin im Rahmen der Norm batten, wghrend die Harnbleiwerte noch einige Zeit erheblich erh6ht bleiben. Wird bei den Probanden zu diesem Zeitpunkt die Mosatilanwendung abgesetzt und danaeh eine erneute Bestimmung der Blut- und Harnbleiwerte vorgenommen, so ergibt sieh, dab diese Werte sieh nunmehr yon denjenigen gesunder Per- sonen nicht mehr unterseheiden, d. h. es ist nun nicht nur der Blutwert, sondern auch der Harnwert normal.

Diese Beobachtung veranlagte uns, systematisch die Mosatilwirkung auf die Harnb]eiausseheidung bei zwei Gruppen yon Personen zu priifen, und zwar bei Personen ohne Bteivergiftung und ohne erh5hte Blei- aufnahme (Gruppe A) und bei Bleipatienten, bei denen nach entsprechender Behandlung alle charakteristi- schen Symptome der Bleivergiftung versehwunden waren, und bei denen der Bleigeha]t des Blutes und des ttarns normal geworden war (Gruppe B). Beide Gruppen waren sich also bei Beginn der Prfifung inso- fern v51lig gleieh, als jegliehe Symptome einer Blei- vergiftung und jegliehe ErhShung des Blur- oder Harn- bleiwertes fehlten, d.h. , auch die Probanden der Gruppe B mugten bei unvoreingenommener Unter- suehung Ms ,,bleiirei" gelten.

Diese zahlenm/~Big zwar nieht umfangreiehen, hin- siehtlieh der Untersehiedliehkeit der Ergebnisse aber doeh augenf£lligen Beobaehtungen spreehen daffir, dab

die Mosatilbehandlung nicht nur zu einer erh6hten Ausseheidung yon im Blute kreisendem BM dutch die Nieren ffihrt, sondern im Falle der Anwesenheit yon ,,Depot-Blei" auch zu einer Mobilisierung und an- sehlieBenden Eliminierung desselben (auBer dureh die Nieren auch durch den Darm, was wir aber nicht ge- priift haben).

Tabelle

VorlVIosatil Krankenbiatt Auinahrae-Nr. Blur t Iarn

(7-%) , (r/l)

70337/57 70425/57 70505/57 70962/57

63396/57 70731/57 70970/57 71233/57

Gruppe A I 29 22 36 28 30 258 13

Gruppe B 40 52 21 75 38 20 35 30

Nach i~Iosatil

Blur t tarn (r-%) (7/])

26 86 26 104 3~ 44

42

34 360 19 420 15 650 31 400

Die besehriebenen Versuche erlauben aber nun nicht nur eine Aussage fiber die therapeutische Bedeu- tung der Mosatilanwendung zu machen; sie lassen auch diagnostisehe Schlfisse zu. Es war bislang sehwie- rig, wenn nieht unmSglieh, dureh einfaehe Unter- suehungen Festste]lungen fiber das eventuelle Vor- handensein yon wesenttiehen Depotblei-Quantit~ten zu treffen. Solche Feststellungen mfissen aber gerade in Zweifelsf/illen, wenn Bleivergiftungssymptome feh- len und wenn der Blut- und Harnbleispiegel normal ist, erhebliches praktisches Interesse ffir sich beanspru- ehen. Wendet man bei solehen Fallen den naehfolgend besehriebenen , ,Mosatiltest" an, so darf man aus dem Ausfal] desselben wohl folgende Seh]iisse ziehen:

a) Steigt die Harnbleiausseheidung w~hrend des Versuehes nieht oder nur unwesentlich an, so ist nieht mit dem Vorhandensein wesentlieher Bteidepots zu rechnen.

b) Tritt eine erhebtiche Steigerung der Harnblei- ausscheidung wghrend des Versuehes ein, so spricht

Jg. S6. tteft 7 D.W. U~s~LD: Neuer Test (,,~{osatfltest") zum Naehweis yon Bleiabtagerungen ~29 1 . April 1958

dies dafiir, dab gr6Bere Bleimengen im K6rper ab- gelagert sind.

Als geringffigig karm die Steigerung der Bleiaus- seheidung dureh die Nieren dann angesehen werden, wenn der w/ihrend des Versuehs gesammelte tIarn nieht mehr als etwa 100 y/Liter Blei enth/flt. Von einer wesentliehen Steigerung muB gesproehen werden, wenn der Bleigehalt des Sammelurir~s w/ihrend der Mosatil- anwendung etwa 300 y/Liter oder mehr betr/igt. Da der Test keine qualitativen, sondern wenigstens grob quantitative Resultate Iiefert, ist die formulierte alter- native Grenzziehung natfirlieh keine apodiktisehe Aus- sage, zumaI sie sieh vorl/~utig auf ein reeht Meines Be- obaehtungsgut stfitzt; sie dient nut praktisehen Zweeken, muB empiriseh ermittelt werden und kann daher, wenn kfinftige umfangreichere Erfahrungen es zweekm/iBig erseheinen Iassen, ohne weiteres modi- fiziert werden. - - I-Iarnbleiwerte, welehe zwisehen den beiden Gruppen liegen (also zwisehen 100 und 300 y je Liter), spreehen Ifir mehr oder weniger deutlieh gegen- fiber der Norm erhShte BMablagerungen im K6rper, doeh kS~nen solehe Befunde, /~hnlieh wie ein leieht erh6hter Blutbleispieget zwisehen ~0 und 60 y- %, wohl aueh bei solehen Personen erhoben werden, bei denen sieh anamnestiseh, vor allem berufsanamnestiseh, keine erhShte BMexposition naehweisen 1/igt. MSg- lieherweise spielen beim ZUstandekommen soleher fraglieh erhShten Werte auch variable individuelle Faktoren oder zuf/fllige exogene Einflfisse eine t¢olle.-- Man kann bei der Beurteihmg der Testresultate natiir- lieh aueh auf jede Gruppierung verziehten und sieh mit der Feststellung begn/igen, dab in um so grSBerem Ausmafl mit deponiertem Blei zu reehnen ist, je mehr die ttarnbleiausscheidung w/~hrend des Versuehes an- steigt.

Die Durctff/ihrung des Mosatiltests geht so vor sieh, dab yon der Versuehsperson zun/~ehst 3 Tage lang Ham gesammelt und einmal Blur abgenommen wird. Ira AnsehluB daran wird nochmals 3 Tage lang Ham gesammelt; w/~hrend dieser 3 Tage erh/~tt der Proband t/iglieh 1 Ampul]e Mosatfl intravenSs ver- abreieht. Man kann sich eventuell aueh damit be- gnfigen, nur zweimal zwei- oder sogar nur eint/igigo Harnmengen zu sammeln (mad dann mtr 2 bzw. t Tag lang Mosatil zu spritzen); zuverl/tssiger ist der Test aber wohl, wenn er, wie Mr es bei den beset~iebenen Versuehen gemaeht haben, nach der zuerst geschilder- ten Methode (zweimM 3 Tage) vorgenommen wird. Die vor der Mosatilverabreiehung abgenommene Blut- und Harnprobe und der w/ihrend der Mosatilinjek- tionen gesammelte ttarn werden getrennt auf Blei- gehalt untersueht. Da das Testresuttat naeh dem Verhalten des IIarnbleiwertes beurteilt wird, kann auI eine zweite Bestimmung des Blutbleispiegels (nach Mosatflanwendung) verziehtet werden. Die Bleiwerte im Blur fallen, ~de bekannt ist und wie aueh unsere Tabelle zeigt, naeh Mosatil in der l~egel etwas ab, wobei der Abfa,tl in Gruppe ]3 nieht wesentlieh grSger ist als in Gruppe A. Daraus geht hervor, dab die er- hShte HarnbMausseheidung in Gruppe B nieht aus- sehlieBlieh dureh Eliminierung yon im Blute kreisen- dem Blei erld/~rt werden kann.

Sinnvoll ist die Durchfiihmng des Teats nattirlich nur bei Personen, die nicht sehon bei Versuehsbeginn einen erh6hten Blutbleispiegel aufweisen; in diesem Fail k6nnten ja aueh ohne den Test diagnostisehe

Schtfisse gezogen werden. Aul3erdem ist eine erhShte Harnbleiausseheidung naeh Mosatil bei fiber der Norm liegendem Blutbleispiegel natfirlieh kein Beweis ffir das Vorhandensein grSBerer Bleidepots. - - Als obere Grenze des normalen ]3]utbleigehaltes haben wit 40 y- % angenommen. Bekanntlieh wird diese Grenze in der Literatur nieht ganz einheitlich angegeben, was seinen Grund wohl zum Tell in der Methodik und Durehffihrung der chemisehen Untersuchung hat. T~L~Y zitiert Auteren, die einen Wert his 38 y-%, aber aueh solche, die einen Wert bis 90 y- % als normal ansehen; er selbst gibt 50--70 y-% als oberen Grenz- wert an. Naeh BAADER k6nnen 60 y-% in Ausnahme- tSllen noeh normal sein, naeh TA~G~ 100y-%. SCH~ITT, D~ASSDO und TRos~ haben kfirzlieh sogar 1207-% als normal bezeiehnet. Andere Antoren reetmen mit wesentlieh niedrigeren Normalwerten und haben Werte yon etwa 60 y- % an aufw/~rts regelm/~Big bei solehen Personen gefunden, die aus berufliehen Griinden einer erhShten Bleiaufnahme ausgesetzt waren (I~EI~L; EGLI, G~AI~DJE~X, MAI~ET und KAP]~; BoYD, WALK~ und H~D~SO~; PO~TIZmN~).

Um uns eine eigene Beurteilung zu ermSgliehen, haben wir bei 41 stationer in der Klinik befindliehen Patienten den BMgeha]t des Blutes untersueht. Bei keinem dieser Patienten war berulIieher Bleikontakt gegeben; alle befanden sieh wegen verschiedenartiger bMunabh/~ngiger Erkrankungen in der Klinik. - - Die Bestimmung der Bleiwerte erfolgte zum Tefl im Chemischen Untersuehungsamt der Stadt Stuttgart, zum Tefl im ttygiene-Institut des l~uhrgebiets in Gelsenkirehen, und zwar naeh Auskunft der beiden Institute spektroehemisch (Stuttgart) bzw. mit Hilfe des Dithizonverfahrens in der ~[odifikation naeh C~o- LA~, HC~BA~D und B u ~ ¥ (Gelsenkirehen). Einige yon uns zur Ausfiihrung gebraehte Doppelbestimmum gen ]iel3en eine weitgehende ~bereinstimmung zwi- sehen den Ergebnissen der beiden Untersuehungs- stellen erkennen.

Als Durehsehnittswert wurde bei diesen ~1 Patien- ten ein Blutbleispiegel yon 17 y-% Iestgestellt; der hSchste Weft betrug 37 y-%.

Depotblei; das mit dem Mosatiltest mater den be- sehriebenen Voraussetzungen naehgewiesen werden kann, hat zwar in der II, egel keine krankmaehende Wirkung ; es kann aber jederzeit in mehr oder we~iger starkem AusmaB mobilisiert werden und dann patho- gen wirken. Bei Krankheiten, welche u. a. aueh (lurch die Mitwirkung einer Bleivergiftung hervorgerufen werden k6nnen, wie z. B. bei Magen- und Zw6Iffinger- darmgesehwfiren, kann der Test daher unter Um- st/~nden diagnostische Aufsehlfisse bringen. Bei soziM- medizinisehen oder forensischen Begataehtungen fiber die Frage, ob frtiher eine (zum Zeitpunkt der Unter- suehung ~fieht mehr manifeste) Bieivergiftung vorge- legen hat, karm der Test die Beweisfiihrung unter- st/itzen. Auch bei der K1/~rung anderer Probleme kann er yon Nutzen sein, z. B. bei der Priifung der Frage, wie lange ein Rekonvaleszent nach Bleivergiftung wegen erh6hter I~ezidivgefahr bleifrei beseh/iftigt werden sollte.

Zusammen/ass~tng. Besehreibung eines neuen Test- verfahrens (,,Mosatiltest") zum Naehweis yon im Organismus deponiertem Btei.

330 Kurze wissenschaftliche Mitteilungen Klinische Wochenschrift

L i t e r a t u r . BAADE]~, E . W . : Gewerbekrankheiten. l~liin- ehen u. Berlin: Urban & Sehwalgenberg 1 9 5 4 . - BOYD, P . ~ . , G. WALKER and I.N. HE~DEI~S0N: Lancet 1957, 181. - - E~LI, 1%., E. GRANDJEAN, J. MA.RMET U. H. K±PP: Sehweiz. reed. Wschr. 1957, 1171. --PO~T:~EI~E, Fro: Klin. Wschr. 1952, 83. - - I%EI~L, W. : Arch. Gewerbepath. Gewerbehyg.

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K U R Z E W I S S E N S C H A F T L I C H E M I T T E I L U N G E N

LIQUORBEFUNDE V0R UND NACH ELEKTROTHERAPIE BEI SCHIZOPHRENEN

Von ~:~ICttARD HEIDRICtI , I:~UDOLF HAMPEL u n d XLAUS GXRTXER

Aus der Universit~ts-Nervenklinik der Ch~ritd Berlin (Direk~or: Yrof, Dr. K. LEONHAXD) sad der Klinik und Poliklinik ffir kleine Havstiere

(Komm. Direk~or: Prof. Dr. l~v~gs)

(Eingegangen am 6. Februar 1958)

Im Verlaufe unserer Untersuchungen zum elektrotraumati- schen Hydrocephalus (HEIDRICIt; HEIDRICX et al.) sind wir der Frage naehgegangen, ob such bei leichteren Elektro- traumen Liquorveranderungcn auftreten, wie dies nach schwereren schon l~nger bekannt ist (CAocL~PUOTI; DIV~'C und ~i-RISTOP~E; ~EIDRICK; ]~[OLLE; LEISCKN:ER, PANSE; WOODS). Insbesondere in~eressierten nns etwaige Verande- rungen der einzelnen EiweiSfraktionen. Um die Wirkung des elektrischen Stromes auBerhalb eines Unfallgeschehens ver- folgen zu kSnnen, nutzten wir die Erfahrung, da2 bei manchen Schizophrenen die Elektrotherapie indiziert ist. Vor und nach einer solehen Behandhng untersuchten wir den jeweils lumbal entnommenen Liquor. Da das Auftreten eines epflepti- schen Krampfes fiir unsere Fragestellung stSrend gewesen ware, haben wit den Strom (im allgemeinen 100--120 mA in 0,3 sec) in Narkose appliziert. 5 cm ~ ttexobarbitat ~a~rden rasch injiziert and bei Eintri t t der BewuBtlosigkeit der Stromkreis geschlossen. Bei diesem Verfahren kommt es kanm noch zu einem Zucken der Muske]n. Es wurden jeweils 10 solche Behandlungen durchgefiihr~, deren therapeutischer Effekt im iibrigen dem Vollkrampf kamn nachzustehen scheint.

Zur Aufarbeitung des Liquors bedienten .wir nns der Methode der elektrophoretischen Auftrennung mit Hflfe der Papierelektrophorese. Die Einengang des Liquors geschah dnrch Ultrafiltration unter erhShtem Drnek bei 10--12 Atmo- spharen Stickstoff nach GRIES, Ar, y und v. OLDERSI]:AUSEN sowie nach Essm~ bei 6stiindiger Filtrierdauer mittels Ultra- filter LSsung 60 der Firma Sartorius, GSttingen. Das Auf- trennungsveffahren iibernahmen wir yon KNAPP und S~mER unter Verwendung der yon diesen Autoren entwickelten Kammer und den dort beschriebenen Versuchsbedingungen, wobei 0,01 nfl des mit etwas Puffer aufgenommenen EiweiB- konzentmtes aufgestriehen wurde unter Verwendung yon Sehleicher u. Sehiill:Papier 2043b. Die Auswertung der Streifen erfolgte nach Anfarbung mit Amidoschwarz 10B auf direktphotometrischem Wege nach GgASSMANN, HANNIG und KNEDEL unter Beriicksichtigung der Abweichung yore Lam- bert-Beerschen Gesetz bei den hSheren Extinktionswerten. Die Gipfet der erhaltenen Extinktionskurven wurden nach Gauss-Verteilungskurven extrapoliert und planimetrisch ver- messen. Die GesamteiweiBbestimmung im Liquor fiih~¢en wir nach der Methode yon F / ~ n und H~Nz durch.

Es wurden 13 Falle in der oben beschriebenen Weise be- handelt und deren Liquor wie angegeben untersucht. Die Ausgangswerte der einzelnen EiweiBfraktionen vor der Behand- lung sind der folgenden Tabelle yore B o o u zu entnehmen, die wir dutch Angabe der eigenen Werte vervollstandigt haben. Das Gesamteiwei~ schwankte yon 16--55 mg-%.

Unseren Werten liegen folgende Schwankungsbreiten zu- gmnde: V 2,4 --7,9; Alb. 36,2--69,8; ~ 2,1--9,8; ~s 4,3 bis 12,6; fl 9,7--19,8; ~ 0,0--12,4; y 2,6---14,5.

Nach Einwirkung des Stromes ergaben sich fast in jedcm Falle Eiwei~werte, die innerhalb der vor der Behandlung ermittelten Werte lagen. Es kam sowohl zur geringen Zu- als such Abnahme der EiweiBwerte. In einom Falle stieg die ~-Frak t ion yon 7,1 auf 21,7 rag-% an. Dieser Wert liegt bei einer 95 %igen Sicherheit signifikant au~erhalb der Schwan- kungsbreite, die sich uRter Zugrundelegung der 13 Werte fiir die ~rFrakt ion vor der Elektrotherapie ergibt. Dabei zeigt sich an dlesem MateriM, dab die ~z-l~raktion einer schiefen Verteilung entspricht. Nach Transponiermlg der Werte in

logarithmische Verteilung ergib~ sich ein Mittelwert von 5,6 mg-% (log 1,7485) und eine Standardabweiehung bei Zugrunddegung der T-Verteilnng nach STUDE~ der log- arithmischen Verteilung yon s =0,2056. Diese signifikante ErhShung der ~-Frak t ion seheint daffir zu sprechea, dab innerhalb der c¢-Fraktionen am ehesten mit einer Vermehrung des EiweiBes zu rechnen ist. Bei einem Patienten konnte in der cq-Fraktion und bei 3 Patienten in der ~s-Fraktion eine Erh6hung ermittelt werden, deren ]¥erte zwar auBerhalb der Schwankungsbreite des Ausgangsmaterials lagen, sich mathe- matisch-statistisch aber nicht sichern lieBen.

Tabetle i

Bi~C~iE~, ~ATZELT~ PETTE . . . . . .

ESSER . . . . . . GI%IES, ALY~ OLDERS-

IzfAUSEN . . . . . KuTziM, SCHEID,

VONKENI~EL . . . H EIDI~ICII, I=[AMPEL,

G:4~ . . . .

I V A/b. ~ i ~z

I 4,4 49,7 15,4 1,2 56,1 4,7 7,5

4,3 51,3 5,8 8,4

4,5 52,0 4,5 8,0

4,6 50,5 5,6 8,4

i 11,51 s,0 24,1 - -

17,1 6,8

16,0 6,0

14,0 5,3

I1,0 6,4

6,3

8,9

8,6

Zusammen/assung. Auf Grund des vorliegenden Naterials seheint es nur in Ausnahmefallen naeh Elektrotherapie in Narkose zu einer signifikanten Veranderung dcr EiweiB- fraktionen zu kommen. Vereinzelte Werte sprechen dafiir, dab am ehesten innerhalb der cq- und c%-Fraktion eine Ten- denz zur ErhShung besteht. Der Versuch einer Erklarung dieser Ver~nderung erfolgt in anderem Zusammenhang.

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EXPERIMENTELLE UNTERSUCHUNGEN 0BER DIE BEEINFLUSSBARKEIT V0N TESTSEREN

ZUR BLUTFAKT 0RENBE STIMMUN G DURCH IONISIERENDE STRAHLEN

Von K. FISCH~g und IH. A. K~NKEL

kus der Universidits-Kinderklinik (Direktor: Prof. Dr. X. I~. 8CHXFEg ) und der Universit~s-Frauenklinik (Direktor: Prof. Dr. G. SCHUBERT)

IIamburg-Eppendorf

(Eingegangen am 10. Februar 1958)

Nach iibereinstimmenden Ergebnissen vieler Autoren Iassea sich SerumeiweiBveranderungen nach in vitro-Be- strahlung im Gegensatz zur in vivo-Bestrahlung nur mit sehr hohen StraMendosen erreichen. ])as EiweiBmolekiil ist oHen- sichtlieh weseatlieh stra.hlenresistenter ats die proteinbildende Zellel,2,L Naeh K]~PP nnd MICHaeL ~ sind die Veranderungen im Elektropherogramm nach in vitro-Einwirkung ionisierender


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