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TETRA PAK® MILCHINDEXJÄHRLICHE NEWS UND INFORMATIONEN FÜR DIE MILCHINDUSTRIE

Ausgabe 7 – Oktober 2014

EIN WELTWEITER BALANCEAKT

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Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

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Der Milchindex von Tetra Pak bietet aktuelle Zahlen und Fakten aus der Welt

der internationalen Milchwirtschaft. Die diesjährige Ausgabe zeigt, dass

die Gesamtnachfrage nach Milch in den kommenden zehn Jahren weltweit

zum ersten Mal das verfügbare Angebot übersteigen wird. Auch wenn zu

erwarten ist, dass das Milchangebot im genannten Zeitraum zunimmt, wird

die Nachfrage das verfügbare Angebot übersteigen.

Der globale Konsum von Milchprodukten einschließlich Milch, Käse und Butter wird im Zeitraum der Jahre 2014 bis 2024 um 36 Prozent auf ungefähr 713 Millionen Tonnen Flüssigmilch-Äquivalent wachsen.

Die zunehmende Nachfrage wird vor allem durch Bevölke- rungswachstum, zunehmendem Wohlstand und Verstädte- rung in Afrika, Asien und Lateinamerika getragen und das Angebot übersteigen. Dieses Defizit in den nächsten zehn Jahren wird mit steigenden Preisen einhergehen.

Angesichts sich verändernder Konsumgewohnheiten und des weltweiten demografischen Wandels steht die Branche vor einer großen Herausforderung. Molkereiunternehmen müssen nicht nur in ihren eigenen Heimatmärkten aktuelle und künftige Entwicklungen betrachten, sondern auch den großen globalen Kontext im Blick haben, um zu kaufen

oder zu verkaufen. Es ist eine neue, vernetzte Welt, mit gleichermaßen Chancen und Herausforderungen für die internationale Milchwirtschaft.

Die Milcherzeuger in den Industrienationen sind bemüht, mit der explodierenden Nachfrage der Schwellenländer Schritt zu halten. Gleichzeitig sind sie in ihren eigenen Heimatmärkten wie Europa und Nordamerika mit der gegenläufigen Entwicklung eines sinkenden Verbrauchs konfrontiert. Sich verändernde Lebensweisen und Ernährungsbedürfnisse führen dazu, dass traditionelle Konsumgewohnheiten einen tiefgreifenden Wandel erfahren. Der Milchabsatz in den USA ist beispielsweise auf dem tiefsten Stand seit 30 Jahren angelangt. In Westeuropa ist der Verbrauch an weißer Konsummilch in den vergangenen drei Jahren um 0,8 Prozent gesunken.

Tetra Pak Milchindex / Ausgabe 7 – November 2014

ZUSAMMENFASSUNG

Es wird erwartet, dass der globale Milchkonsum bis 2024 um

wachsen wird.

36%

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Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

Um ihr Geschäft rentabel zu halten und die Wertschöpfung in ihrer Branche fortzusetzen und zu fördern, sind Hersteller von Milchprodukten in diesen Märkten angehalten, auf Produkte mit Mehrwert umzusteigen, die den modernen Verbraucher ansprechen: Produkte mit besonderem Nähr-wert, aromatisierte Produkte und Produkte mit sonstigen Vorteilen gegenüber herkömmlichen Milcherzeugnissen.

Das schließt das wachsende Segment des Unterwegs-Konsums und den neuen Trend „Snacking“ mit ein, die Nahrungsmittelproduzenten neue Möglichkeiten für Innovationen im Produkt- wie auch im Verpackungsbereich bieten. Die rasant ansteigende Nachfrage in vielen Märkten, in denen Milchprodukte bisher wenig nachgefragt wurden, schafft gleichzeitig stärkere Anreize für lokale Molkerei-unternehmen, ihre eigene Produktion zu erhöhen. Viele Unternehmen bemühen sich um Partnerschaften mit Exportländern, um die kontinuierliche Lieferung qualitativ hochwertiger Rohmilch sicherzustellen. Doch der Wett-bewerb um Rohmilch wird größer und traditionelle Milch- exportländer erreichen ihre Kapazitätsgrenzen, sodass Entwicklungsländer mehr und mehr gefordert sind, in die eigene Produktion zu investieren, um sich selbst versorgen zu können. Dabei werden sie Hindernisse im Hinblick auf Umwelt, natürliche Ressourcen und verfügbares Know-how überwinden müssen.

In vielen Märkten hat diese Reise bereits begonnen. Beispielsweise Saudi-Arabien erzeugt trotz des heißen und trockenen Klimas bereits mehr als die Hälfte seines Milchbedarfs im eigenen Land und exportiert in verschie-dene Länder des Mittleren Ostens.

Gleichzeitig „strecken“ immer mehr Molkereiunternehmen in Schwellenländern das Angebot, indem Milch mit verschiedenen Inhaltsstoffen wie Saft, Cerealien, Nüssen oder anderen Inhaltsstoffen „verlängert“ wird, und so neue Produkte und Zubereitungen entwickelt werden.

Insgesamt birgt die globale Milchwirtschaft ungenutzte Möglichkeiten, insbesondere für die Hersteller von Milch-produkten, die ihre Geschäftstätigkeit so ausrichten, dass sie der steigenden Nachfrage in Schwellenländern begegnen und gleichzeitig den Konsumenten in den Industrieländern attraktive Produktinnovationen anbieten können.

Mithilfe von umfangreicherem technischem Know-how, mehr Fachwissen und verstärkter Kommerzialisierung ist es Märkten im Mittleren Osten, wie beispielsweise Saudi-Arabien, bereits gelungen, Erfolge auf dem Weg zur Selbstversorgungswirtschaft zu erzielen und die Abhängigkeit von Milchimporten zu senken.

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„..die rasant ansteigende Nachfrage in vielen Märkten, in denen Milchprodukte bisher wenig nachgefragt wurden, schafft gleichzeitig stärkere Anreize für lokale Molkereiunternehmen, ihre eigene Produktion zu erhöhen.“

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Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

CHINA

1.038.983

NEUSEELAND

1.818.520

WEISSRUSSLAND

425.047

USA

594.540

AUSTRALIEN

310.946

SAUDI ARABIEN

293.190

DEUTSCHLAND

292.092

FRANKREICH

242.491

ARGENTINIEN

218.714

NIEDERLANDE

198.582

BELGIEN

149.094

URUGUAY

138.922SÜDAFRIKA

109.852

DÄNEMARK

71.876

OMAN

59.962

BOSNIEN & HERZEGOWINA

58.393

NICARAGUA

49.926

GROSSBRITANNIEN

46.383IRLAND

42.348

PAKISTAN

42.105

RUSSLAND

402.237

ALGERIEN

261.853MEXIKO

248.221

VENEZUELA

214.920INDONESIEN

210.075

SINGAPUR

209.919

PHILIPPINEN

196.326

SAUDI ARABIEN

194.220

KROATIEN

153.560HONG KONG

152.277

VEREINIGTE ARABISCHEEMIRATE

143.957

OMAN

126.539

NIGERIA

110.016

ÄGYPTEN

102.800

BRASILIEN

99.035

BANGLADESH

79.547

TAIWAN

75.333

THAILAND

94.070

MALAYSIA

179.169

COSTA RICA

58.241

553553553553553553553553553553553553553553553553553553535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353

33333333333333333333

MILCHHANDEL20 IMPORT- UND EXPORTLÄNDER 2013 VON FLÜSSIGER KONSUMMILCH UND MILCHPULVER (VOLUMEN IN TONNEN

Russland 28,4%

China 21,5%

Venezuela 15,8%

Ägypten 15,8%

Kroatien 15,6%

Brasilien 14,4%

Bangladesh 10,3%

6,7%

Hong Kong 6,3%

Oman 5,0%

TOP 10 IMPORTEURE CAGR % WACHSTUM ZWISCHEN 2004 UND 2013

Vereinigte Arabische Emirate

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CHINA

1.038.983

NEUSEELAND

1.818.520

WEISSRUSSLAND

425.047

USA

594.540

AUSTRALIEN

310.946

SAUDI ARABIEN

293.190

DEUTSCHLAND

292.092

FRANKREICH

242.491

ARGENTINIEN

218.714

NIEDERLANDE

198.582

BELGIEN

149.094

URUGUAY

138.922SÜDAFRIKA

109.852

DÄNEMARK

71.876

OMAN

59.962

BOSNIEN & HERZEGOWINA

58.393

NICARAGUA

49.926

GROSSBRITANNIEN

46.383IRLAND

42.348

PAKISTAN

42.105

RUSSLAND

402.237

ALGERIEN

261.853MEXIKO

248.221

VENEZUELA

214.920INDONESIEN

210.075

SINGAPUR

209.919

PHILIPPINEN

196.326

SAUDI ARABIEN

194.220

KROATIEN

153.560HONG KONG

152.277

VEREINIGTE ARABISCHEEMIRATE

143.957

OMAN

126.539

NIGERIA

110.016

ÄGYPTEN

102.800

BRASILIEN

99.035

BANGLADESH

79.547

TAIWAN

75.333

THAILAND

94.070

MALAYSIA

179.169

COSTA RICA

58.241

553553553553553553553553553553553553553553553553553553535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353535353

33333333333333333333

Nicaragua 35,9%

Bosnien & Herzegowina 24,1%

Südafrika 22,4%

Pakistan 17,5%

Saudi Arabien 12,5%

Deutschland 11,6%

Weissrussland 9,0%

Costa Rica 8,7%

USA 6,9%

Neuseeland 6,6%

TOP 10 EXPORTEURE CAGR % WACHSTUM ZWISCHEN 2004 UND 2013

IMPORTIERENDE LÄNDER

EXPORTIERENDE LÄNDER

Quelle: Zenith International, Global Dairy Imports & Exports Study, Juli 2014

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Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

Prognosen zufolge wird der globale Weiß-milchkonsum von 2013 bis 2016 um 1,8 Prozent (CAGR) von 212 Milliarden Liter auf etwa 223 Milliarden Liter steigen und damit das Wachstum im Zeitraum 2010 bis 2013 um 1,2 Prozent (CAGR) übertreffen.

Der erwartete Nachfrageschub aus Regionen wie Indien, China, dem Nahen Osten und Afrika wird allerdings nicht zwangsläufig aus der Produktion vor Ort bedient werden, da das Angebot in diesen Märkten nicht im gleichen Tempo zunehmen wird.

Vielmehr kann auch das Angebot aus ange- stammten exportorientierten Ländern nur schwer mit dieser wachsenden Nachfrage mit- halten, sodass eine latente Nachfragelücke entsteht.

Während dieser Zeit dürften sich für Molkerei- unternehmen große Wachstumschancen er-öffnen. Allerdings müssen die Unternehmen verstärkt innovative Produkte entwickeln, um der steigenden Nachfrage nach gesun-den und nahrhaften Convenience-Produkten zu begegnen und gleichzeitig mit dem Pro-blem der Verknappung des Milchangebots und dem drohenden Anstieg der Milchprei-se umzugehen.

ROHMILCHPRODUKTION WELT-WEIT AUF WACHSTUMSKURS

Das nächste Jahrzehnt wird bislang einma-lige Herausforderungen und Chancen er-öffnen. Die florierende Nachfrage wird die Globalisierung der Branche beschleunigen. Kooperation und Konsolidierung werden wichtiger denn je sein, um die nachhaltige Milchversorgung und stabile Renditen für die Hersteller von Milchprodukten sicher-zustellen.

Im April 2015 wird die Europäische Union die Milchquoten abschaffen, die seit über 30 Jahren die Milchproduktion in der Euro-päischen Union beschränkt haben.

DER WANDEL DES GLOBALEN MILCHMARKTS

Der globale Milch-konsum wird zwischen 2013 und 2016 voraussichtlich um

(CAGR) wachsen.

1.8%

1 http://europa.eu/rapid/press-release_IP-13-895_en.htm

Immer mehr Verbraucher setzen verstärkt Milchprodukte auf ihren Speiseplan – für ihre Gesundheit, aufgrund von Convenience-Vorteilen und für eine bessere Ernährung. Vor diesem Hintergrund wird die Globalisierung der Milchwirtschaft in den kommenden Jahren noch schneller voranschreiten und dabei wesentliche Auswirkungen auf den inländischen und internationalen Handel haben.

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Es ist zu erwarten, dass die europäischen Molkereiunternehmen die Abschaffung dieser Regelung nutzen werden, um neue Exportchancen zu ergreifen. Daraus dürfte wiederum ein Anstieg der globalen Milch- produktion folgen. Schon jetzt überschreiten einige EU-Mitgliedsländer ihre Milchquoten. Dänemark, Deutschland, Österreich, Polen und Zypern haben 2012/2013 ihre Produk-tionsquoten nicht eingehalten und wurden von der EU mit Geldstrafen belegt.

In der gesamten Region wird zwar ein Rück- gang der Anzahl an Milchbetrieben erwartet; die einzelnen Betriebe werden jedoch grö-ßer sein, um in Zeiten der Konsolidierung die Milcherzeugung zu fördern. Prognosen zufolge wird die Rohmilchproduktion in den 28 EU-Mitgliedsstaaten von 2012 bis 2023 um 11 Prozent zulegen. Irland, die Niederlande, Frankreich und Polen werden die größten Zuwächse verzeichnen.

Die europäische Milchwirtschaft ist jedoch mit dem Problem konfrontiert, dass die Milchproduktion bald die Verarbeitungs-

kapazitäten übersteigen wird. Ein Bericht der EU wies im Mai 2014 darauf hin, dass die Verarbeitungskapazitäten in Europa voll ausgelastet waren. Europäische Molkerei- unternehmen müssen dringend und kurz- fristig in zusätzliche Verarbeitungskapazi-täten investieren, wenn sie vom Anstieg des inländischen Angebots profitieren und Anteil am Wachstum des Weltmarkts haben wollen.

Führende Exportländer wie Neuseeland, Australien und die USA machen sich eben-falls für einen Ausbau ihrer Produktion bereit, um der steigenden Nachfrage aus Asien und dem Nahen Osten zu begegnen.

Molkereiunternehmen bereiten sich also auf den erwarteten Anstieg der Milchproduktion vor. Vor diesem Hintergrund dürfte der glo- bale Markt für Milchpulver-Verarbeitungs-anlagen von 2014 bis 2020 um 5 Prozent (CAGR) zunehmen und von 551 Millionen Euro auf 740 Millionen Euro wachsen..

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INVESTITIONSKAPAZITÄTEN FÜR MILCHPULVER-PROZESSANLAGEN

0

100.000

200.000

300.000

400.000

500.000

600.000

700.000

800.000

2014

551.000

2015

579.000

2016

608.000

2017

638.000

2020

740.000

Jahr

Pro

gno

se M

arkt

grö

ße

in T

sd.

Eur

o

Quelle: Tetra Pak Cheese & Powder Systems

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Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

ANGEBOT UND NACHFRAGE IN DEN KOMMENDEN ZEHN JAHREN

Vor dem Hintergrund wachsender Nachfrage in Asien, Afrika und Lateinamerika sind die Milchproduktion, Preise und Importe in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen.

Um die künftige Versorgung sicherzustellen, müssen Molkereiunternehmen in Entwicklungsländern nach Kooperations- und Konsolidierungsmöglichkeiten mit Exportunternehmen aus Industrieländern suchen.

Führende Milchexporteure in Industrieländern gelangen an die Grenzen ihrer Produktions- und Verarbeitungskapa-zitäten. Von Milchimporten abhängige Entwicklungsländer müssen daher verstärkt in die Erhöhung ihrer Selbstversor-gungsfähigkeit investieren. Sie müssen dabei die Heraus-forderungen meistern, mit denen sie in Sachen Klima, knappe Land-, Wasser-, Futter- und Viehressourcen und milchwirtschaftlichem Know-how konfrontiert werden.

Um die Nutzung des Milchangebots zu optimieren und mehr Wertschöpfung pro verkauftem Liter zu erzielen, müssen sich Molkereiunternehmen außerdem die Viel- seitigkeit der Milch bestmöglich zunutze machen und Milch auf innovative Weise für neue Produkte und Rezepte ver-wenden. Dazu gehört auch, Milch mit anderen Zutaten wie Säften oder Cerealien zu mischen und das Potenzial von Milchalternativen wie Molke zu nutzen.

Zwischen 2011 und 2013 lag das globale Milchangebot leicht über der Nachfrage – ein Anzeichen dafür, wie sich die Situation entwickelt. Ab 2018 wird das Angebot hinter der Nachfrage zurückbleiben. Dies ist insbesondere auf das Wachstum in Asien und Afrika zurückzuführen, wo die Produktion durch physische Hindernisse wie dem Klima eingeschränkt ist.

China wird voraussichtlich die treibende Kraft hinter dem globalen Import von Milch und Milchpulver in den Jahren 2014 bis 2024 sein (ohne Handel zwischen den EU-Staa-ten). Gründe dafür sind die rasch ansteigende chinesische Nachfrage sowie das zunehmende Vertrauen in importier-te Produkte. Chinas Anteil an den globalen Milchimporten wird sich in den kommenden zehn Jahren verdoppeln.

Die Milchwirtschaft und die chinesische Regierung werben jedoch für den Konsum von heimischen Milchprodukten und es ist anzunehmen, dass sich die Nachfrage in den kommenden Jahren teilweise auf in China produzierte Milch verlagern wird. Daraus könnten sich künftig Risiken für Länder ergeben, die zurzeit in großem Umfang von Exporten in Länder wie China abhängig sind.

In den kommenden zehn Jahren dürften das Angebot und die Nachfrage nach Milch und Milchprodukten in Afrika steigen. Ein Beispiel: Die nigerianische Bevölkerung wird bis 2018 voraussichtlich um 20 Millionen Menschen zunehmen. Daraus ergibt sich hohes Wachstumspotenzial für den nigerianischen Markt. Trotz steigenden Vertrauens in Unternehmen können hohe Kosten, unzuverlässige Energieversorgung, schlechte Infrastruktur und Steuererhöhungen dazu führen, dass die Importabhängigkeit – insbesondere von der EU – weiter zunimmt.

2024 werden 33 Prozent der weltweiten Importe auf die 20 führenden Milchimportländer der Welt entfallen (2013: 27 Prozent).

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DIVERGENZ DEFIZIT UND ÜBERSCHUSS

Wachstum Überschuss Wachstum Defizit

Quelle: Tetra Pak Research, 2014

0

20,000

40,000

60,000

80,000

100,000

120,000

140,000

2012 2018 2024

Jahr

Tonn

en

EU28

Der Überschuss wird voraussichtlich von 27.799 Tonnen in 2012 auf 49.329 Tonnen in 2024 wachsen

USA

Der Überschuss wird voraussichtlich von 10.724 Tonnen in 2012 auf 25.602 Tonnen in 2024 wachsen.

RUSSLAND Das Defizit wird voraussichtlich von 217 Tonnen in 2012 auf 5.245 Tonnen in 2024 wachsen.

CHINA

Das Defizit wird voraussichtlich von 9.119 Tonnen in 2012 auf 32.500 Tonnen in 2024 wachsen.

Konvergenz-Zeitraum

PROGNOSE DES MILCH-WACHSTUMS IN DEN WICHTIGSTEN EXPORTIERENDEN REGIONEN

PROGNOSE DES MILCH-DEFIZITS IN DEN WICHTIGSTEN IMPORTIERENDEN REGIONEN

Neuseeland Australien

USA EU 28

Quelle: Tetra Pak 2014

Restliches Asien Afrika Süd-/Südostasien

Japan Russland China

0

20.000

40.000

60.000

80.000

100.000

120.000

2012 2018 2024Jahr

Tonn

en

2012 2018 2024Jahr

0

20.000

40.000

60.000

80.000

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Tonn

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Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

ERZEUGERPREISE FÜR MILCH Auch wenn die Preise 2014 gesunken sind, ist nicht anzunehmen, dass es sich hierbei um einen anhaltenden Trend handelt.

Quelle: International Farm Comparison Network (IFCN)

Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

40

25

20

30

35

Milc

hpre

is in

Eur

o

2010 2011 2012 2013

30

40

50

60

Milc

hpre

is in

Eur

o

2010 2011 2012 2013

Milchpreis in der EU-28 (Euro/100 kg)

Milchpreis in CHINA (Euro/100 kg)

Milchpreis in NEUSEELAND (Euro/100 kg)

25

30

35

40

Milc

hpre

is in

Eur

o

Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.

Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.

Jan. Feb. März Apr. Mai Juni Juli Aug. Sep. Okt. Nov. Dez.

2010 2011 2012 2013

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PREISVOLATILITÄT SETZT SICH WEITER FORT

Verschiedene Faktoren haben dazu beigetragen, dass der Milchpreis in den vergangenen Jahren in wichtigen Regionen deutlich in die Höhe geklettert ist. Zwischen 2000 und 2011 haben sich die Kosten der Milchproduktion fast verdreifacht. Lieferbeschränkungen und starke Nach-frage haben ebenfalls Auswirkungen

2013 stiegen die Preise innerhalb der EU von etwa 34 Euro pro 100 kg auf knapp 40 Euro. In Neuseeland schnellte der Preis im gleichen Zeitraum um fast 10 Euro in die Höhe.

In den USA entwickelten sich die Preise hingegen mit einem leichten Anstieg von 34 Euro auf 36 Euro im Jahr 2013 ver- gleichsweise konstant. Allerdings musste der amerikanische Markt in den drei vorhergegangenen Jahren dramatischere Preisfluktuationen verzeichnen.

Es ist kein Geheimnis, dass Preise schwer vorherzusagen sind. Außerdem gab es im Markt erhebliche Schwankungen. Wetter, Klimawandel und die Preise für andere Rohstoffe nehmen wesentlichen Einfluss auf die Kosten der Produk- tion und Verarbeitung.

2014 sind die Preise bislang meistens gefallen; es ist aber nicht anzunehmen, dass es sich hierbei um einen anhal-tenden Trend handelt. Angesichts der explodierenden Nachfrage bei schrumpfendem Angebot dürften die Preise in den kommenden zehn Jahren weiter steigen.

EXPORTEURE REAGIEREN AUF VERÄNDERUNGEN

Milchexportierende Länder suchen nach Chancen, sich auf den für die kommenden zehn Jahre zu erwartenden star-ken Anstieg der Nachfrage in den übrigen Regionen der Welt einzustellen. Die Milchwirtschaft wird sich aber auch mit den Veränderungen in ihrem näheren Umfeld ausein-andersetzen müssen.

Im Wandel begriffene Gewohnheiten der Verbraucher haben in einigen der größten Märkte der Welt zu einem Rückgang des Konsums geführt. Für die Branche wird es deswegen von großer Bedeutung sein, sich auf die Her-stellung einer breiten Vielfalt von Produkten zu konzent-rieren, um über den Grundpreis von Rohmilch hinausge-hende Renditen zu erzeugen und so in anspruchsvollen Märkten erfolgreich zu bleiben.

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RÜCKLÄUFIGER VERBRAUCH

In den USA ist der Milchabsatz im vergangen Jahr auf den niedrigsten Stand seit 1984 gefallen. Weniger als die Hälfte der Erwachsenen trinken Milch. Der gesamte Milchverbrauch hat sich in den vergangenen drei Jahrzehnten halbiert.

Hektische Lebensstile verändern die Verbrauchsgewohnheiten im Alltag. Es findet eine deutliche Abkehr von der traditio-nellen Idee von drei täglichen Mahlzeiten (Frühstück, Mit-tagessen und Abendessen) hin zu einer stärker modular strukturierten Esskultur statt (d. h. regelmäßigerer Konsum über den ganzen Tag verteilt).

Unter Zeitmangel leidende Verbraucher in Industrieländern verwenden immer weniger Zeit auf das Frühstück – die Zahl der Menschen, die nicht mehr am Schreibtisch früh-stücken, sondern unterwegs etwas essen, steigt weiter an. In vielen dieser Märkte schlägt sich dieser Trend deutlich im Milchverbrauch nieder:

• Weniger Menschen frühstücken noch zu Hause. Da mehr als die Hälfte des Milchverbrauchs in den USA auf das Frühstück entfällt, führte dies zu einem Einbruch der Milchnachfrage. Der Verbrauch an Flüssigmilchprodukten in den USA wird voraussichtlich von 2013 bis 2016 um 0,8 Prozent zurückgehen, während die Nachfrage nach Weißmilch um 0,9 Prozent sinkt.

• Auch in Australien sind die Nichtfrühstücker auf dem Vormarsch. Vier von zehn Vollzeitarbeitskräften frühstücken unterwegs. Ein Drittel aller Mütter lässt regelmäßig das Frühstück ausfallen, um die Kinder für die Schule fertig zu machen. Das Ergebnis: Der Konsum von Flüssigmilch- produkten in Australien nimmt nur geringfügig zu. Für den Zeitraum von 2013 bis 2016 wird lediglich ein An- stieg um 1,7 Prozent (CAGR) erwartet – und das trotz anhaltenden Wirtschafts- und Bevölkerungswachstums.

• Der Verbrauch an Flüssigmilchprodukten in Großbritan- nien wird von 2013 bis 2016 voraussichtlich nur um 0,4 Prozent (CAGR) steigen. Aromatisierte Milch verzeichnet mit einem prognostizierten Wachstum von 2,4 Prozent das höchste Nachfrageplus. Zunehmender Unterwegs- verzehr treibt diese Entwicklung ebenso an wie die Tat- sache, dass immer mehr Menschen – über 25 Prozent der Erwachsenen – das Frühstück zu Hause ausfallen lassen.

• Rückläufiger Konsum von weißer und aromatisierter Milch wird in Neuseeland zu einem Rückgang der Nach- frage an Flüssigmilchprodukten um schätzungsweise 0,3 Prozent führen.

• Von 2013 bis 2016 wird in Westeuropa wahrscheinlich 0,3 Prozent weniger Weißmilch verbraucht (2010-2013: -0,8 Prozent).

Verbraucher greifen aus Komfort- und aus Ernährungsgrün-den immer häufiger zu Snacks. Hier bestehen für Hersteller auch Chancen, Trinkjoghurts als bequeme, sattmachende und gesunde Snackalternative zu positionieren, die sowohl zum Lifestyle als auch zu den Ernährungsgewohnheiten der Verbraucher passen.

Die neuen Lebensgewohnheiten der Verbraucher führen auch dazu, dass sich die Art der konsumierten Produkte verändert. Laut Datamonitor fühlen sich 45 Prozent der Verbraucher weltweit von Produkten der Kategorie Trink-Snacks angesprochen. Daher ist es keine Überraschung, dass die Ausgaben für Snacks und neue Produktinnova-tionen in dieser Kategorie in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen sind.

DIE NACHFRAGE DER VERBRAUCHER NACH PRODUKTEN, DIE IHREN GESUNDHEITS- UND LIFESTYLE-ANFORDERUNGEN ENTSPRECHEN, FÜHRT ZU EINER VERBINDUNG VON MOLKEREIPRODUKTEN UND ANDEREN PRODUKTGRUPPEN, WIE ZUM BEISPIEL SAFT UND CEREALIEN.

MILCH

TEE CEREALIEN

KAFFEE GEBÄCK

FRÜCHTEFRUCHTSAFT

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MEHRWERT SCHAFFEN

In vielen Industrieländern wird der Verbrauch weiter leicht fallen. Insgesamt bleibt der Konsum jedoch auf hohem Niveau, da Molkereiunternehmen die Nachfrage nach weiteren flüssigen Milchprodukten wie aromatisierter Milch, Trinkjoghurt, Milch- und Saftmischgetränken und Produkten mit Cerealien nutzen, den Verbrauchern unter Zeitdruck sowohl Convenience als auch sättigende Ernährung anzubieten.

Aufgrund der aggressiven Preispolitik des Handels wird Weißmilch zunehmend zum Massenprodukt. Molkereiunternehmen suchen deswegen nach neuen Möglichkeiten, Mehrwerte zu schaffen. Dazu gehören beispielsweise unterschiedliche Verpackungsformen und die prominente Darstellung von funktionalem Nutzen und Nährwerten auf dem Produkt.

In den USA wird beispielsweise ein vielversprechendes Wachstum bei funktionalen und weiteren Spezialprodukten beobachtet, welche die Gesundheits- und Lifestyle-Bedürfnisse der Menschen erfüllen. Dazu gehören Bio- Milch, Milchalternativen und Milchprodukte mit einem höheren Nährwert. Smoothies, Lattes und Frühstücks-shakes eröffnen ebenfalls neue Wachstumsmöglichkeiten. Bei den funktionalen Produkten steigt die Nachfrage nach Milch und Getränken für Sportler, oder Getränken, die Verbraucher bei der Gewichtskontrolle unterstützen sollen. Mit Proteinen angereicherte nahrhafte Getränke wie Premier Nutrition, die in Portionsverpackungen verkauft werden, sprechen gesundheitsbewusste Erwachsene an.

Verarbeitende Unternehmen in Großbritannien sind ebenfalls unter Druck geraten, die niedrigeren Preise für normale Weißmilch abzufedern. Mit der Aufhebung der EU-Quoten im Jahr 2015 wird der Druck größer, neue Wachstumsmöglichkeiten im Segment der Milchprodukte mit Mehrwert zu nutzen.

Unternehmen in Großbritannien dürfen sich freuen: Milch spielt bei den Konsumgewohnheiten der Verbraucher eine immer größere Rolle; der Verbrauch von Flüssigmilchprodukten steigt. Angesichts dieser Entwicklung sind zahlreiche Milchinnovationen wie Snacks, Frühstücksgetränke, Caffè Latte, Trinkjoghurts und gesunde Milchprodukte auf den Markt gekommen. Im Einklang mit den sich verändernden Lebensstilen sind dies Produkte, zu denen der Verbraucher von heute viel häufiger greift. Ähnliche Beispiele gibt es aus anderen Ländern zu berichten:

• In Deutschland soll die Nachfrage nach aromatisierter Milch von 2013 bis 2016 um 0,4 Prozent steigen. Grund für diese Entwicklung ist die starke Nachfrage nach Getränken mit Kaffeegeschmack.

• Prognosen sehen für Neuseeland ein Plus um 1,2 Prozent bei Baby- und Kindermilch sowie um 4,3 Prozent bei Trinkjoghurt voraus.

• In Australien dürfte der Konsum von Trinkjoghurt, aromatisierter Milch und Weißmilch um 3,0 Prozent, 2,0 Prozent beziehungsweise 1,7 Prozent ansteigen. Hinter dieser Entwicklung steht die wachsende Nachfrage nach laktosefreier Milch und A2-Milch, die keine A1-Caseinproteine enthält. (Kuhmilch enthält verschiedene Proteine – darunter „A1“ und „A2“ Diese zwei Proteine verhalten sich bei der Verdauung unterschiedlich. A1-Proteine können nach dem Milchgenuss Beschwerden verursachen.)

„…Molkereiunternehmen werden die Nachfrage nach weiteren flüssigen Milchprodukten wie aromatisierter Milch, Trinkjoghurt, Milch- und Saftmischgetränken und Produkten mit Cerealien nutzen, um den Verbrauchern unter Zeit-druck sowohl Convenience als auch sättigende Ernährung anzubieten.“

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Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

Die Herausforderung für diese Märkte besteht darin, eine ausreichende Milchver-sorgung sicherzustellen, um die Nachfrage zu decken. Einige Staaten arbeiten daran, die inländische Produktion zu erhöhen. So soll ihre Abhängigkeit von Importen gesenkt und langfristig Selbstversorgung erreicht werden. In anderen Märkten schließt die lokale Milchwirtschaft Partner-schaften mit Unternehmen aus Exportlän-dern, um die Versorgung mit hochwertiger Milch zu gewährleisten.

MILCH IST „GUT“

Milch wird in verschiedenen Teilen der Welt anders wahrgenommen. In westlichen Ländern gilt Milch als Standardprodukt des täglichen Bedarfs. Im Großraum China sowie in Südostasien hingegen wird Milch stark mit dem Wachstum und der Gesund-heit von Kindern assoziiert.

In vielen Entwicklungsländern wie Kolumbi-en, Venezuela, Indien, Pakistan und Kenia gilt Milch als sehr nahrhaft und wird fast synonym mit Nahrung als Mittel zur „Ernäh-rung des Körpers“ verwendet.

Die „natürliche Güte“ von Milch spricht all diejenigen an, die mit einfachen Mitteln ihre Ernährung optimieren wollen, und es besteht die Chance, das wachsende Inter-esse an Proteinen zu nutzen.

ZUGPFERD H-MILCH-PRODUKTE

Der Löwenanteil aller Exporte entfällt tra-ditionell auf Milchpulver. Allerdings haben die Exporte von Marken-H-Milch in asiati-sche Länder wie den Philippinen, Vietnam, Singapur, Malaysia und Papua-Neuguinea in den vergangenen 15 Jahren kontinuier-lich zugelegt. Zahlen belegen diesen Trend für den ganzen asiatisch-pazifischen Raum, wo der Verbrauch von H-Milch von 2013 bis 2016 um 3,1 Prozent (CAGR) steigen soll.

Vor dem Hintergrund einer wachsenden Wirtschaft und Bevölkerung kurbelt die steigende Kaufkraft der florierenden Mit-telklasse in Indonesien die Nachfrage nach haltbarer Milch an.

Da in China die Herkunft der Milch sehr wichtig ist, sind wohlhabende chinesische Verbraucher bereit, mehr Geld für verpack-te Flüssigmilch aus Ländern auszugeben, die Milch direkt vom Bauernhof und von Kühen aus Weidehaltung anbieten.

Importierte H-Milch spricht im chinesischen Wachstumsmarkt vor allem dieses Premi-umsegment an, das Exporteuren Wert-schöpfungspotenzial bietet.

Dieses Wachstum bei haltbarer Milch wird auch von Investitionen unterstützt, die Molkereiunternehmen in Exportländern wie Australien, Neuseeland und Irland in erheblichem Umfang tätigen.

IMPORTEURE KURBELN NACHFRAGE ANNettomilchimporteure werden in den kommenden zehn Jahren die treibende Kraft hinter dem erwarteten Nachfrageanstieg sein. In asiatischen, afrikanischen und südamerikanischen Märkten genießen Milch und die mit Milch verbundenen Ernährungsvorteile ein sehr hohes Ansehen. Dieses positive Image wird zum Konsumwachstum beitragen.

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EXKURS SAUDI-ARABIEN: MILCH AUS DER WÜSTE Saudi-Arabien hat daran gearbeitet, seine Abhängigkeit von importierter Milch zu senken – und dabei Standards gesetzt. Trotz des heißen und trockenen Klimas wird nun die Hälfte des Milchverbrauchs im eigenen Land produziert. Molkereiunternehmen freuen sich über die rege Nachfrage im In- und Ausland. Innerhalb von Jahrzehnten hat sich Saudi-Arabien zu einem großen Produzenten von Milchprodukten entwickelt. Der Milch-viehbestand des Landes beläuft sich heute auf ungefähr 130.000 Kühe. Außerdem liegen hier einige der größten und modernsten Molkereibetriebe des Nahen Ostens

KNAPPE ROHMILCHVERSORGUNG IST PASSÉE

Seit den 1970er Jahren hat das ölreiche Land Investitionen getätigt, um den Selbstversorgungsgrad bei verschiedenen Lebensmitteln von Milch über Eier bis hin zu Fleisch zu erhöhen. Mittlerweile hat sich Saudi-Arabien als großer Hersteller von Milchprodukten etabliert und exportiert in Länder wie den Jemen, Irak, Jordanien und Syrien.

Auch im Inland ist der Bedarf groß. Prognosen zufolge soll die Nachfrage nach flüssigen Milchprodukten in Saudi-Arabien von 2013 bis 2016 um 4,3 Prozent steigen (CAGR). Besonders gut entwickeln sich die Segmente Baby- und Kindermilch, süße Kondensmilch und aromatisierte Milch.

Weiße Milch dürfte im gleichen Zeitraum um 4,7 Prozent (CAGR) auf knapp 1,2 Milliarden Liter zunehmen. Der größte Anteil des Konsums entfällt nach wie vor auf weiße H-Milch; gekühlte Milch legt jedoch schneller zu.

SINKENDE IMPORTE IN DEN VERGANGENEN JAHREN

Aromatisiertes Laban, ein traditionelles Milchprodukt, wird ebenfalls stark nachgefragt; der Verbrauch wird von 2013 bis 2016 voraussichtlich um 1,6 Prozent (CAGR) zunehmen. Der Konsum aromatisierter Milch wird schätzungsweise ein Plus von über 5 Prozent verzeichnen.

Das Interesse der Verbraucher an Gesundheitsthemen und gesunder Ernährung steigt. Gleichzeitig verlangen die Verbraucher stärker differenzierte Produkte wie mit Nährstoffen angereicherte Milcherzeugnisse, laktosefreie Produkte oder aromatisierte Milch für Kinder.

Angesichts der wachsenden jungen Bevölkerung nutzen Molkereiunternehmen die Chance, den Spaß an aroma- tisierter Milch und aromatisiertem Laban als Werbeelement aufzugreifen und so die Verkäufe an Kinder zu erhöhen.

Alsafi Danone beispielsweise, ein Joint Venture zwischen dem französischen Lebensmittelriesen Danone und der saudi-arabischen Gesellschaft Alsafi, legt einen besonderen Schwerpunkt auf die Herstellung aromatisierter Milch für den Binnenmarkt. Almarai, ein anderes saudi-arabisches Molkereiunternehmen, produziert hingegen Laban mit Erdbeergeschmack mit besonderen probiotischen Kulturen zur Unterstützung des Verdauungssystems.

Andere Länder, die ihren Selbstversorgungsgrad bei Milch steigern wollen, sollten sich an der saudi-arabischen Erfolgsgeschichte ein Beispiel nehmen.

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Im vergangenen Jahr kündigte Glanbia – ein irisches Molkereiunternehmen mit 4.900 Beschäftigten, das in über 130 Länder exportiert – den Bau eines neuen Werks für ultrahocherhitze Milchprodukte in Monag-han (Irland) an. Dort sollen haltbare Milch und Sahne für den Export in Märkte wie China und den Nahen Osten hergestellt werden.

Das Werk hat die Produktion verschiedener Standard- und angereicherter H-Milch- und -Sahne-Produkte aufgenommen, darunter auch Exportvarianten der führenden Glan-bia-Milchmarke „Avonmore“.

Um das Angebot an Milchprodukten in Ländern wie China sicherzustellen, werden immer häufiger strategische Partnerschaf-ten zwischen Molkereiunternehmen in Ländern mit großer Nachfrage einerseits und Unternehmen aus traditionellen milchproduzierenden Märkten andererseits geschlossen. Im April 2014 beispielsweise teilten die australische Pactum Dairy Group und das chinesische Unternehmen Bright Dairy den Abschluss einer strategischen Liefervereinbarung mit. Im Rahmen der Partnerschaft investiert Pactum 45 Millio-nen US-Dollar in eine Aseptic-Anlage für H-Milchgetränke in Shepparton im Norden des australischen Bundesstaats Victoria. Dort werden Milchgetränke mit Mehrwert für Verbraucher in China und Südostasien produziert.

WEITERE FLÜSSIGE MILCH- PRODUKTE

Die steigende Nachfrage in „unterversorg-ten Milchmärkten“ sowie das knappere Milchangebot werden im kommenden Jahrzehnt bislang einmalige Herausforde-rungen schaffen, da Molkereiunternehmen versuchen, diese Lücken zu schließen.

Eine Lösung ist die „Verdünnung“ des Milchgehalts einiger Getränke durch die Mischung von Milch mit anderen Zutaten wie Proteinen aus Nüssen oder Saft.

Milchimporteure werden in den kommen-den drei Jahren voraussichtlich erhebliches Wachstum beim Verbrauch von weiteren flüssigen Milchprodukten erleben. Dem Trend in Industrieländern folgend, wird die

Nachfrage nach Trinkjoghurt und aromati-sierter Milch auch hier deutlich steigen.

Gekühlte Trinkjoghurts werden von 2013 bis 2016 im asiatisch-pazifischen Raum um 7,6 Prozent zulegen. Für H-Trinkjoghurt wird im gleichen Zeitraum ein Plus von 26 Prozent erwartet. In Südasien, wo nur gekühlter Trinkjoghurt auf dem Markt ist, wird der Konsum voraussichtlich um deutliche 41,3 Prozent zunehmen.

Den größten Zuwachs in der Kategorie aro- matisierte Milch erlebt Afrika: Prognostiziert wird ein Plus von 7,1 Prozent für den gesam- ten afrikanischen Kontinent beziehungs-weise 12,4 Prozent für Nordafrika. Der asiatisch-pazifische Raum und Lateiname-rika werden jeweils eine Steigerungsrate von über 4 Prozent (4,1 Prozent bzw. 4,5 Prozent) verzeichnen.

Exporteure, die in Industrieländern nach-haltig erfolgreich sein wollen, müssen außerdem erkennen, wie wichtig ein über- zeugendes Angebot an Mehrwert-Produk-ten ist. Irland beispielsweise exportiert 84 Prozent der Milchproduktion – und setzt verstärkt darauf, im internationalen Markt Milchprodukte mit Mehrwert anzubieten. Dazu gehören Milchprodukte in den Seg- menten Ernährung, Lebensmittel und Säuglingsnahrung sowie weltweit verkaufte Zutaten wie Pulverprodukte mit zusätzlichen Nährwerten und Käse.

DAIRY HUBS FÖRDERN DIE SELBSTVERSORGUNG Viele milchverarbei-tende Unternehmen in Entwicklungsländern verwenden importier-tes Milchpulver. Der Großteil der Milch in diesen Ländern wird von kleinen Landwirten erzeugt. Die wachsen-de Nachfrage schafft in diesen Märkten größere Anreize, über zunehmende Profes-sionalisierung und Kommerzialisierung eine nachhaltige Milch-versorgung sicherzu-stellen.

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Zeiten mit besonders tiefgreifenden Verän-derungen warten auf die Milchwirtschaft. Die traditionell eher auf den heimischen Markt ausgerichtete Branche muss nun auf die Chancen und Herausforderungen reagieren, die sich aus der fortschreitenden Globalisierung ergeben. Molkereiunterneh-men müssen die Milchversorgung und die Nachfrage der Verbraucher heute aus der globalen Perspektive betrachten.

Für Molkereiunternehmen in exportie-renden Industrieländern bietet sich mit der Nachfrage in schnell wachsenden Schwellenländern eine große Chance. Um langfristig erfolgreich zu sein, müssen diese Hersteller jedoch ein Gleichgewicht finden zwischen dem schnellen Geschäft mit Exporten in Wachstumsmärkte und der Notwendigkeit, das Geschäft in den eigenen Heimatmärkten auszubauen. Dazu müssen sie die sich verändernden demo-grafischen Verhältnisse sowie Gewohn-heiten und Lebensstile der Verbraucher verstehen und sich auf diese neue Situation einstellen. Produktdiversifizierung, Inno-vation und Markendifferenzierung werden von entscheidender Bedeutung sein.

Molkereiunternehmen in Importländern müssen hingegen die Herausforderung meistern, eine nachhaltige Versorgung mit hochwertiger Milch sicherzustellen. Erfolgreiche Unternehmen wenden eine doppelte Strategie an. Sie erhöhen ihre Investitionen in inländische Milchbetriebe und schließen gleichzeitig Partnerschaften mit Unternehmen aus Exportländern. Wenn Unternehmen die positiven Auswirkungen solcher Kooperationen erkennen, werden wir in der Branche vermutlich verstärkt Konsolidierungsprozesse beobachten – vielleicht sogar grenzübergreifend. Gleichzeitig entwickeln Unternehmen auch innovative Produkte, um den Druck auf die Milchnachfrage zu reduzieren.

Angesichts dieser umfangreichen globalen Entwicklungen werden die Reaktionen von Molkereiunternehmen in den kommenden Jahren erhebliche und langfristige Auswir-kungen auf die Zukunft des internationalen Milchmarkts haben.

FAZIT

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Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

CHINA LEGT AUF DEM WEG ZUR SELBSTVERSORGUNG AN TEMPO ZU

Rasches Wirtschaftswachstum, Verstädterung und der florie- rende Milchkonsum haben bislang einmalige Chancen für inländische und ausländische Molkereiunternehmen geschaffen, neuen Verbrauchern im bevölkerungsreichsten Land der Welt neue Produkte anzubieten. Milch gilt als gesunde und nahrhafte Ergänzung des Speiseplans.

Die chinesischen Verbraucher verlangen also immer mehr nach Milchprodukten. Angesichts dieser Entwicklung steht die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt vor der Aufgabe, die Lücke zwischen der Eigenproduktion an Milch und dem Milchkonsum der über 1,35 Milliarden Einwohner zu schließen. Sowohl dem inländischen als auch auslän-dischen Märkten kommt eine große Rolle dabei zu, die kontinuierliche Milchversorgung sicherzustellen.

Im eigenen Land fördert China die Entstehung größerer und produktiverer Milchbetriebe. So konnte der Selbstver-sorgungsgrad erhöht werden. Im vergangenen Jahr lag die Selbstversorgungsfähigkeit Chinas mit Molkereiprodukten bei 86 Prozent. In den ersten sechs Monaten des Jahres 2014 konnte die vorangegangene Rohmilchknappheit dank dieses Anstiegs der Milchproduktion gemildert werden. Günstige Temperaturen und ein reichliches Futterangebot haben ebenso zur Steigerung des Produktionsvolumens beigetragen wie die Auswirkungen von Investitionen histo-rischen Umfangs, die große Milchbetriebe getätigt haben, um ihre Produktionsmethoden zu verbessern.

Die Verlangsamung des Wirtschaftswachstums hat gleich-zeitig zu einem Rückgang der Binnennachfrage geführt, sodass das Problem der Rohmilchknappheit heute weniger dringend ist. Langfristig werden in China dennoch – wenn auch mit kurzfristigen Schwankungen – Versorgungseng-pässe bei Rohmilch erwartet.

Mit Blick auf den internationalen Markt ermuntert die Regierung der Volksrepublik chinesische Molkereibetriebe, mithilfe von Übernahmen und Partnerschaften zu expan-

dieren und sich so Zugang zu milchwirtschaftlichem Know-how, Erfahrung, Boden und Milch aus weit entfernten Ländern wie Frankreich und Neuseeland zu verschaffen.

Die Importe nach China steigen weiter. Laut Prognosen der Lebensmittel- und Getränkeberatung Zenith International wird sich der chinesische Anteil an den weltweiten Milchim-porten in gut einem Jahrzehnt von 6 Prozent im Jahr 2013 auf ungefähr 12 Prozent im Jahr 2024 verdoppeln.

Der Konsum von Milchprodukten wird in China in den kommenden zehn Jahren florieren – unabhängig vom Herkunftsland der Milch. H-Milch in Portionsverpackungen wird den Markt beherrschen: Mehr als 80 Prozent aller in China verkauften Milchprodukte bestehen aus H-Milch; 93 Prozent des Umsatzes entfällt auf Portionsverpackungen.

PREMIUMPRODUKTE UND DIVERSIFIZIERUNG

Chinesische Milchbetriebe wie Inner Mongolia Yili, Mengniu Dairy und Bright Dairy bieten eine größere Vielfalt an Milch-produkten an, einschließlich wachstumsstarker Segmente wie H-Joghurt und hochwertiger aromatisierter Milch und machen sich so die steigende Nachfrage zunutze.

Gesundheitsbewusster Konsum ist auf dem Vormarsch. Chinesische Verbraucher entscheiden sich immer häufiger für Premium-Milchprodukte von Bio-H-Milch bis hin zu wei-teren flüssigen Milchprodukten (OLDP) wie hochwertiger aromatisierter Milch und H-Trinkjoghurt.

Bright Dairy beispielsweise erlebt eine boomende Nach-frage nach dem H-Trinkjoghurt „Mosili’an“, dem ersten chinesischen Joghurtprodukt aus H-Milch. Yili und Meng-niu können ebenfalls eine starke Nachfrage nach aromati-sierter Milch und anderen Milchgetränken verzeichnen.

Die Verbraucher verlangen also immer mehr nach höher-wertigen und diversifizierten Produkten. Diese Entwicklung

IM BLICKPUNKT: CHINAMilchversorgung in Zeiten des Umbruchs

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hat auch ausländischen Unternehmen neue Möglichkeiten eröffnet. Meiji aus Japan verkauft beispielsweise Joghurt in China. Auch Fonterra zählt zu den Milchexporteuren, die diese Chance genutzt haben: Das neuseeländische Un-ternehmen vertreibt H-Milchprodukte der renommierten „Anchor“-Marke in China.

DIE VERSORGUNG SICHERSTELLEN

Die Unterversorgung des chinesischen Milchmarkts bietet Exporteuren in Deutschland, Irland, Neuseeland und ande-ren Ländern die Gelegenheit, mehr Milch zu verkaufen, obwohl sich die Nachfrage in ihren Heimatmärkten nur verhalten entwickelt oder sogar zurückgeht.

„In Ozeanien und in der Europäischen Union nimmt die Milchproduktion zu. Daher ist anzunehmen, dass Exporte von Milchprodukten aus diesen beiden Regionen nach China in den kommenden Jahren ein noch nie dagewese-nes Niveau erreichen werden“, erwartet Zenith Internatio-nal.

Im Jahr 2013 stammten über 70 Prozent der chinesischen Milchimporte aus Neuseeland. Deutschland, die USA, Aus-tralien und Frankreich bedienten den Großteil der übrigen Nachfrage.

„Importe von Milch und Milchpulver nach China werden von 2014 bis 2018 mit durchschnittlichen jährlichen Wachs-tumsraten von 15 Prozent oder mehr massiv ansteigen. Danach wird der Aufwärtstrend auf weniger als 10 Prozent pro Jahr im Zeitraum von 2019 bis 2014 abbremsen“, prognostiziert Zenith International. „Auch der geschätzte Anstieg der inländischen Milchproduktion um 5 Prozent im Jahr 2013 kann nicht verhindern, dass die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage in China größer wird und neue Chancen für immer mehr Importe eröffnet.“

Die chinesische Regierung hat Anreize für Investitionen in das nachhaltige Wachstum von Milchbetrieben geschaffen. Die Branche ist im Wandel: Professionell geführte Großbe-triebe lösen Familienbetriebe mit „Hinterhofhaltung“ ab und sorgen für bessere Qualität und höhere Verfügbarkeit von chinesischer Milch.

China geht positiv mit der steigenden Nachfrage nach Milch um. Neue Milchbetriebe erhöhen die inländische Produkti-on. Partnerschaften mit Lieferanten in Exportländern tragen dazu bei, die zukünftige Milchversorgung sicherzustellen. Auch die Geschmäcker ändern sich und steigern die Nach-frage nach verschiedenen Produkten, insbesondere nach gesünderen Artikeln. Daraus ergeben sich neue Geschäfts-chancen für lokale und ausländische Hersteller.

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ERFOLGSFAKTOR EXPORT

Die USA sind nach Neuseeland der zweitgrößte Milcherzeu-ger der Welt. Im Jahr 2013 wurden 91,4 Millionen Tonnen Milch produziert. Dies bedeutete einen Anstieg um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

US-amerikanische Exportfirmen verzeichneten ein hervorra-gendes Jahr; die Exporte erreichten 2013 den Rekordstand von 6,1 Milliarden US-Dollar. Diese Entwicklung war zum Teil auf geringeren Wettbewerb zurückzuführen, weil traditio-nell wichtige Anbieter wie die EU und Neuseeland an den Folgen der wirtschaftlichen Lage litten beziehungsweise mit großer Dürre zu kämpfen hatten. Wichtiger war jedoch, dass Milchprodukte aus den USA wettbewerbsfähiger geworden sind – und zwar zu einer Zeit, in der die weltweite Nachfrage nach Milchprodukten steigt.

Der Ausblick für das Exportgeschäft der US-amerikani-schen Milchwirtschaft ist also positiv. Die größten Zuwächse werden beim Export in Wachstumsmärkte wie Mexiko und China erwartet, mit denen Handelsvereinbarungen beste-hen, die die Exportentwicklung zusätzlich begünstigen.

STRATEGIEN ZUM UMGANG MIT DER RÜCKLÄUFIGEN BINNENNACHFRAGE

Das inländische Geschäft entwickelt sich ganz anders als die Exporttätigkeiten: Vor dem Hintergrund sich wandelnder Lebensgewohnheiten der Verbraucher und dem Aufkommen innovativer Produktalternativen geht der traditionelle Kon-sum von Weißmilch (als Getränk, mit Cerealien, zum Kochen) in den USA zurück. Nach Zahlen des US-Landwirtschaftsmi-nisteriums sinkt der Milchverbrauch seit den 1970er Jahren um 1 bis 2 Prozent pro Jahr.

Ein Aspekt der Veränderungen von Lebensgewohnheiten ist beispielsweise, dass immer weniger Menschen zu Hause frühstücken. Rund 42 Millionen US-Amerikaner frühstücken sogar überhaupt nicht. Auch andere Ernährungssituationen, in denen traditionell Milch verzehrt wird, sind rückläufig.

Dagegen erfreut sich der Unterwegsverzehr immer größerer Beliebtheit. Die Verbraucher wenden sich anderen Ge-tränken und alternativen Milchprodukten außer klassischer Weißmilch zu. Vor allem jüngere Menschen trinken weniger Milch als die Generationen vor ihnen. Andere Produkte wie aromatisierte Milch und Sahneprodukte sind hingegen auf dem Vormarsch.

Um diesem Rückgang entgegenzuwirken, setzen Milch-verarbeiter auf Innovation und entwickeln weitere flüssige Milchprodukte. Diese sprechen insbesondere junge Erwach-sene an, die neuen Produkten offener gegenüberstehen und gleichzeitig weniger Milch konsumieren als andere Alters-gruppen. Ein Beispiel für diesen Trend sind segmentüber-greifende Kombinationen aus Milch und Saft oder Milch und Cerealien, die auf den US-Markt drängen und sich bei den Verbrauchern großer Beliebtheit erfreuen.

Joghurt und Smoothies gewinnen im Binnenmarkt eben-falls an Bedeutung. Der Joghurt-Konsum pro Kopf hat sich im vergangenen Jahrzehnt fast verdoppelt. Unternehmen haben auf diesen Trend reagiert und große Investitionen getätigt. PepsiCo und Müller haben beispielsweise im Juni 2013 eine neue, 350 Millionen US-Dollar teure Joghurt-Fa-brik eröffnet. Als Alternative zu reinen Fruchtsaftprodukten werden Smoothies in den kommenden zwei Jahren schät-zungsweise stark zulegen. Dies unterstreicht die Tatsache, dass die Branche florieren kann, wenn es ihr gelingt, wettbe-werbsfähige Preise anzubieten und Eltern von den Vorzügen ihrer Produkte zu überzeugen.

Das Segment Frühstücksshakes mit Produkten wie „Good-ness to Go“ von Post, „B’Fast“ von General Mills und „Breakfast to Go“ von Kellogg’s ist ebenfalls im Aufwind und bietet Potenzial für weiteres Wachstum.

Ernährungsvorteile treiben die Entwicklung des Segments Mehrwertprodukte voran. Die Bereiche Ernährung für Er-wachsene und Kinder, Sportlerernährung und Gewichtskon-

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IM BLICKPUNKT: USAChancen im In- und Ausland nutzen

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trolle sind in den vergangenen Jahren konstant gewachsen. 62 Prozent der Amerikaner treiben jede Woche Sport, um sich fit zu halten. 61 Prozent achten auf gesunde Ernährung, um abzunehmen. Angesichts dieser Zahlen bergen Milch-produkte mit zusätzlichem Gesundheitsbonus deutliches Wachstumspotenzial. In den USA stehen Proteine mittlerwei-le im Mittelpunkt der Kommunikation rund um das Thema Milch.

Milk PEP – der Branchenverband, der einst die legendäre „Got Milk“-Kampagne ins Leben rief, – hat sich in den ver-gangenen Jahren darauf verlegt, mit dem Slogan „Milk for Life“ auf den Proteingehalt von Milch aufmerksam zu machen.

Nährwertspezifische Kommunikation erhält auch durch die veränderte Wahrnehmung von essenziellen Fettsäuren mehr

Gewicht. Untersuchungen haben gezeigt, dass essenzielle Fettsäuren das Immunsystem, natürliches Wachstum und Regeneration fördern.

Die USA hatten in den vergangenen Jahren angesichts der sinkenden Nachfrage mit einem schwierigen Binnenmarkt zu kämpfen. Neue ernährungsspezifische Botschaften sowie Innovationen im Hinblick auf die Art der Produkte und die Konsumgelegenheiten setzen jedoch positive Signale für die Entwicklung des inländischen Markts. Als Exportland übernehmen die Vereinigten Staaten nach dem hervorra-genden Jahr 2013 eine Vorreiterrolle und profitieren von der Nachfrage in Schwellenländern.

„…Ein Aspekt der Veränderungen von Lebensgewohnheiten ist beispielsweise, dass immer weniger Menschen zu Hause frühstücken. Rund 42 Millionen US-Amerikaner frühstücken sogar überhaupt nicht. Auch andere Ernährungssituationen, in denen traditionell Milch verzehrt wird, sind rückläufig. “

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NACHFRAGE AUS ASIEN TREIBT WACHSTUM IN DEUTSCHLAND AN

Ohnehin schon der größte Milcherzeuger in der Europä-ischen Union, hat Deutschland seine Produktion in den vergangenen zehn Jahren um mehr als 10 Prozent weiter gesteigert. Nach der Aufhebung der EU-Milchquoten im Jahr 2015 wird Deutschland die Produktion schätzungswei-se noch weiter ausbauen.

Die Binnennachfrage nach flüssigen Milchprodukten ist von 2010 bis 2013 um 0,8 Prozent zurückgegangen. Deut-sche Milchbetriebe wenden sich deswegen immer mehr gen Osten und richten ihre Bemühungen auf Exportmärkte wie Asien und den Nahen Osten, um bestmöglich von ausländischer Nachfrage zu profitieren.

China ist für Deutschland der größte Exportmarkt außer-halb der EU. Trotz aller Bestrebungen, die inländischen Produktionskapazitäten auszubauen, ist China auf Importe angewiesen, um die größer werdende Lücke zwischen Angebot und Nachfrage zu schließen.

Ende 2012 wurden etwa 80 Milchmarken nach China ex-portiert. Die Hälfte der Top-10-Marken, darunter „Olden-burger“ und „Suki“, verwendeten Milch aus Deutschland. Laut chinesischen Zollstatistiken entfielen 2012 etwa 67 Prozent der chinesischen Milchimporte auf diese zehn wichtigsten Marken.

Führende deutsche Molkereiunternehmen machen sich beim Export ihrer Marken nach China erfolgreich das „Made in Germany“-Qualitätsversprechen zunutze. Dabei werden von der Gründung lokaler Vertriebsgesellschaften bis hin zu Joint Ventures und Partnerschaften mit wichtigen chinesischen Großhändlern ganz verschiedene Ansätze verfolgt. Deutsche Unternehmen bauen so eine gute Präsenz in chinesischen Geschäften auf und profitieren von den steigenden Online-Umsätzen mit Milch in China.

NEUES WACHSTUMSPOTENZIAL

Es ist anzunehmen, dass die Aufhebung der EU-Milch-quoten dem steigenden Export von deutscher Milch nach China zusätzlichen Auftrieb verschaffen und deutschen Molkereiunternehmen neue Geschäftschancen eröffnen wird. Das dürfte insbesondere für Milchpulver, H-Milch und aromatisierte Milch gelten.

Prognosen zufolge werden Deutschland, Frankreich, die Niederlande, Belgien und Dänemark bei Milchexporten in Nicht-EU-Mitgliedsländer zwischen 2014 und 2024 ein Plus von 4,5 Prozent bis 6 Prozent erzielen.

Bis zu 50 Prozent der deutschen Rohmilchproduktion werden exportiert. Höhere Milcherträge lassen die Pro-duktion weiter ansteigen. Deutsche Molkereiunternehmen haben also alle Möglichkeiten, mehr Milch im Ausland zu verkaufen.

Deutschland hat sich erfolgreich auf neue Verbrauchsge-wohnheiten in anderen Ländern der Welt eingestellt und konnte so die rückläufige Binnennachfrage ausgleichen. In Zukunft werden deutsche Molkereiunternehmen gefordert sein, ein Gleichgewicht zwischen Exportchancen und der Bedienung der lokalen Nachfrage nach Milchprodukten zu finden.

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IM BLICKPUNKT: DEUTSCHLANDWie Deutschland den Exportvorteil nutzt

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„Bis zu 50 Prozent der deutschen Rohmilchproduktion werden exportiert und höhere Milcherträge lassen die Produktion weiter ansteigen. Deutsche Molkereiunternehmen haben also alle Möglichkeiten, mehr Milch im Ausland zu verkaufen“.

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ÜBER DEN TETRA PAK®

MILCHINDEXDer Tetra Pak Milchindex ist ein jährlicher Bericht, der die Milchproduzenten dabei unterstützen soll, neue Wachstumschancen zu identifizieren. Er bietet umfassende Informationen mit aktuellen Zahlen, Fakten und Trends aus der weltweiten Milchindustrie.

Die in dem Report enthaltenen Daten stammen aus verschiedenen Tetra Pak-internen und externen Quellen und wurden von den Tetra Pak-Milchmarktexperten ausgewertet. Der Tetra Pak Milchindex beinhaltet auch eine Analyse von Tetra Pak über die Milchindustrie, basierend auf der intensiven Zusammenarbeit mit Molkereien, Regierungen, Nicht-Regierungsorganisationen und lokalen Gemeinden überall auf der Welt, um jeden Aspekt der Milch-Wertschöpfungskette zu erfassen.

Tetra Pak® Milch Index / Ausgabe 7 - Oktober 2014

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Tetra Pak, , “SCHÜTZT, WAS GUT IST” sind Markenzeichen der Tetra Pak Gruppe.

www.tetrapak.de


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