Einführung in das Management im GesundheitswesenMScPH-Basismodul„Politische und ökonomische Grundlagen
des deutschen Gesundheitssystems“(Einführung in das Management im Gesundheitswesen)
Thema 12: E-Health
Reinhard Busse, Prof. Dr. med. MPH FFPH, vertreten durch Victor Stephani, M. Sc.
FG Management im Gesundheitswesen, Technische Universität Berlin(WHO Collaborating Centre for Health Systems Research and Management) &
European Observatory on Health Systems and Policies
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 1
Datum Inhalt der Lehrveranstaltung Dozent/in
17.10.2016 Politische Grundlagen Busse
24.10.2016 Ökonomische Grundlagen Busse
31.10.2016 Das deutsche Gesundheitssystem Busse
07.11.2016 Gesetzliche Grundlagen Busse
14.11.2016 Krankenversicherung Busse
21.11.2016 Finanzierung Busse
28.11.2016 Exkursion (beide Gruppen) Busse/ Fuchs/ Spranger/ Winkelmann
05.12.2016 Ambulanter Sektor Busse
12.12.2016 Stationärer Sektor Busse
09.01.2017 Arzneimittelsektor Busse
16.01.2016 Pflege und Langzeitversorgung Busse
23.01.2016 Exkursion: Charité/ Präsentationen Busse/ Fuchs/ Spranger/ Winkelmann
30.01.2016 Integrierte Versorgung Busse
06.02.2016 E-Health Stephani
13.02.2016 Gesundheitswirtschaft Busse
21.02.2016 Klausur bzw. Schriftlicher Test Fuchs/ Spranger/ Winkelmann
Agenda
• Was ist eHealth?
• Die Telematikinfrastruktur
• Das eHealth Gesetz
• Telemedizin
• mHealth
6. Februar 2017 3Einführung in das MiG (Basis 3)
Was ist eHealth?
Einführung in das MiG (Basis 3) 46. Februar 2017
“eHealth is the use of information and communication technologies (ICT) for
health. Examples include treating patients, conducting research, educating the
health workforce, tracking diseases and monitoring public health.”
Definition der WHO, eHealth
“e-health is an emerging field in the intersection of medical informatics, public
health and business, referring to health services and information delivered or
enhanced through the Internet and related technologies. In a broader sense, the
term characterizes not only a technical development, but also a state-of-
mind, a way of thinking, an attitude, and a commitment for networked, global
thinking, to improve health care locally, regionally, and worldwide by using
information and communication technology.”
G Eysenbach (2001): What is e-health?
Einführung in das MiG (Basis 3) 56. Februar 2017
• In den 20er Jahren benutzten Handelsschiffe
die Morsetechnik um medizinischen Rat
einzuholen
• In den 60er Jahren u.a. Telekonsile des
Nebraska Psychiatric Institute
• In Deutschland erste telemedizinischen
Projekte Anfang der 90er Jahre
• New Economy: e-Health überträgt die
eCommerce-Idee als elektronischen
Marktplatz für Gesundheitsleistungen auf das
Gesundheitswesen
Zeitliche Begriffsentwicklung (1)
60er Jahre 90er Jahre New Economy70er Jahre
Umfang derAnwendungs-
bereiche
Quelle: Burchert & Hering(Hrsg.) 2014
Tele-radiologie
Tele-medizin
Telematik imGesundheitswesen
E-Health
6
Zeitliche Begriffsentwicklung (2)
25.01.16
Digital Health
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3)
Was ist eHealth?
Einführung in das MiG (Basis 3) 76. Februar 2017
Krankenhaus IT
Telematik
Telemonitoring
Medizintechnik
Praxis IT
mHealth Vernetzung
Diagnose/Therapie
Telemedizin
Telekonsultation …
Experten-systeme
…
…
…
AAL
personalisierte Medizin
Big data
Qualitätsvermutungen von eHealth
6. Februar 2017 8
• Vermeidung von Doppelarbeiten
• Bessere Koordination
• Bessere Kommunikation (z.B. Telekonsultation)
• Weniger Komplikationen (z.B. durch Leitlinienkonformität,
zentrale Patientenakte, Notfalldatensatz)
• Mehr Patient-empowerment (z.B. Erhöhung der
Informiertheit, selbstbestimmte Verhaltensänderung, bessere
Einbindung des Patienten in den Behandlungsablauf etc.)
• Bessere Prävention (z.B. durch medizinische Apps)
Quelle: Andelfinger (2016)
Einführung in das MiG (Basis 3)
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 9
Telematikinfrastruktur
Das vernetzte Gesundheitssystem
Hausärzte
Apotheker
Fachärzte
Zahnärzte
Versicherte
weitere Heilberufler
Krankenhäuser
Rehabilitations-zentren
Krankenversicherungen
Elektronische
Gesundheitskarte
(eGK)
124 Gesetzliche Krankenversicherungen
90% (~70 Mio.) gesetzlich Versicherte
1.980 Krankenhäuser
20.441 Apotheken
394.000 Haus-, Fach- und Zahnärzte (inkl. psychologische Psychotherapeuten)
4,7 Millionen sonstige Gesundheitsberufe (Gesundheitsfachberufe und -handwerker)
80,2 Millionen Einwohner
10Einführung in das MiG (Basis 3)6. Februar 2017
11
Gesundheitstelematik
11
Telematik = Kunstwort aus Telekommunikation und Informatik
Gesundheitstelematik = Einsatz von Telekommunikations- und Informationstechnologien im Gesundheitswesen
häufig nur Telematik-Infrastruktur (TI) genannt
Management von Informationen in Gesundheitswesen: - Dateneingabe, Datenablage, Datenarchivierung, Datensicherung, Datenbearbeitung, Datenbereitstellung, Datenaustausch
Problem: - sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich gibt es eine Vielzahl an Systemen zur Informationsverwaltung (u.a. von Patienteninformationen)
- technische Interoperabilität der Systeme eingeschränkt bzw. nicht gegeben (zB 180 Anbieter für Praxisverwaltungssoftware)
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 11
Einführung in das MiG (Basis 3) 126. Februar 2017
• Auslöser war der sogenannte Lipobay-Skandal im Jahr 2001
• Weltweit starben mindestens 100 Menschen auf Grund des
Blutfettsenkers Lipobay
• Bis dato kein einheitlicher Medikationsplan zur Überprüfung
von Wechselwirkungen
• Lösung der Politik: Chipkarte mit Medikationsplan
(elektronische Gesundheitskarte)
• Einführung der elektronischen Gesundheitskarte verankert im
Gesetz zur Modernisierung der gesetzlichen
Krankenversicherung (2004)
Hintergrund
Einführung in das MiG (Basis 3) 136. Februar 2017
• Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH, gegründet
2005
• Selbstverwaltung in der gesetzlichen Krankenversicherung zuständig für den
Aufbau der Telematikinfrastruktur (TI) und die Einführung der eGK
• Zentrales Koordinations- und Kommunikationszentrum
• Aktuell rund 260 IT-Experten, Anwendungsspezialisten und Projektleiter
• Beirat mit beratender Funktion: Vertreter der Länder, des Bundes,
Patientenvertreter, Psychotherapeutenkammer, Wissenschaft, Industrie u.v.m.
gematik
Einführung in das MiG (Basis 3) 146. Februar 2017
Infrastruktur
Einführung in das MiG (Basis 3) 156. Februar 2017
Elektronische Gesundheitskarte (eGK)
Einführung in das MiG (Basis 3) 166. Februar 2017
Elektronische Gesundheitskarte (eGK)
• bisherige Krankenversichertenkarte: lediglich Speicherung von administrativen Daten (Speicherchip)
• eGK ermöglicht Umsetzung weitergehender Anwendungen
• Differenziert in verpflichtende und freiwillige (mit Zustimmung des Versicherten) Anwendungen gemäß § 291a SGB V
• Zukünftig dient die eGK als Schlüssel für dezentral gespeicherte Daten
Verpflichtend• Versichertenstammdaten•gilt als Berechtigungsnach-
weis für die Inanspruchnahmemedizinischer Leistungen imEU-Ausland (EHIC)
Freiwillig• Daten für die Notfallversorgung (Notfalldaten)• Elektronischer Arztbrief (eArztbrief)• Daten zur Prüfung der Arzneimitteltherapiesicherheit •(AMTS)
• Elektronische Patientenakte (ePatientenakte)• Elektronisches Patientenfach• Erklärung des Versicherten zur Organ- und
Gewebespende
Einführung in das MiG (Basis 3) 176. Februar 2017
Kernelemente der TI
• Versicherten-Stammdatenmanagement
• Notfalldaten
• Medikationsplan
• eArztbrief
• Elektronische Patientenakte
• Patientenfach
• Telemedizin
• Interoperabilitätsverzeichnis
Einführung in das MiG (Basis 3) 186. Februar 2017
Versichertenstammdaten – Management (VSDM)
• Auf der elektronischen Gesundheitskarte sind die sogenannten Versichertenstammdaten gespeichert
• Zu den Versichertenstammdaten gehören die administrativen Daten des Versicherten
• Der Versichertenstammdatendienst überprüft die Aktualität der Daten auf der Karte und aktualisiert diese online
Einführung in das MiG (Basis 3) 196. Februar 2017
Notfalldaten-Management (NFDM)
Szenario 1: präklinische Patientenversorgung durch Rettungsdienst
Notarzteinsätze: 2,1 Mio.
Notfalleinsätze ohne Notarzt: 2,3 Mio.
Szenario 2:ungeplante Patientenaufnahmein der Notaufnahme eines Krankenhauses
Notfälle, stationär aufgenommen: 8,1 Mio.
Notfälle, ambulante Behandlung: 8,4 Mio.
Szenario 3:Arzt trifft im ambulanten Versorgungssektor auf unbekannten Patient mit Akutbeschwerden
Notfallbehandlungen im amb. Bereich: 12,6 Mio.
Einführung in das MiG (Basis 3) 206. Februar 2017
Infrastruktur
NotfalldatensatzBefunddaten
• Besondere Hinweise (z.B. Schwangerschaft, Implantate)
• Allergien & Unverträglichkeiten
• Diagnosen
Medikationsdaten
• Arzneimittel (Wirkstoffe, Dosierungen)
Freiwillige Zusatzinformationen
• Zusatzinformationen durch Versicherten (z.B. Blutgruppe)
Datensatz persönliche Erklärung (DPE)
• Name des jeweiligen Arztes ist hinterlegt für schnelle Kontaktaufnahme
• Zugriffsgeschützt, aber nicht verschlüsselt
• Authentizität ist sehr wichtig, deswegen Verifizierung der QES beim lesen
• Derzeitige Evaluation im Rahmen des Projektes NFDM Sprint (32 Hausärzte, 4000 Patienten Datensätze)
Einführung in das MiG (Basis 3) 216. Februar 2017
Medikationsplan
• Polypharmazie mit mehr als fünf Arzneimitteln an der Tagesordnung (insbesondere bei 65+)
• 10% der Versicherten konsultieren zehn oder mehr verschiedene Ärzte im Jahr
• Schätzungen zufolge sterben in Deutschland knapp 9.000 Patienten jährlich wegen unerwünschten Arzneimittelereignissen
• Aktuelle Medikationspläne mit deutlichen Problemen und daraus resultierende Gefahren für den Patienten
Einführung in das MiG (Basis 3) 226. Februar 2017
Medikationsplan
Untersuchungen zeigen:
• Problem: Welcher Arzt verschreibt welche Arzneimittel?
• Problem: Patienten haben oft keinen (standardisierten) Medikationsplan
• Problem: Mangelnde Vernetzung und Koordination
Zusätzliche Kosten in Milliardenhöhe
Idee: Medikationsdaten auf eGK
• Standardisierte Übersicht der verschriebenen Medikamente
• Wechselwirkungsprüfung leichter, schneller und umfassender
• Wichtiger Beitrag zur Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS)
Quelle: Arzneimittelreport 2013 Barmer GEK
Einführung in das MiG (Basis 3) 236. Februar 2017
Elektronische Akten
Registerakte Institutionelle elektronische
Fallakte
Institutionelle elektronische Patientenakte
Einrichtungs-übergreifende elektronische
Fallakte
Notfall-datensatz
Einrichtungs-übergreifende elektronische Patientenakte
Elektronische Gesundheitsakte
Umfang
…
http://egesundheit.nrw.de/projekte/elektronische-akten/
Einführung in das MiG (Basis 3) 246. Februar 2017
Nutzen von elektronischen Patientenakten
Systematischer Review zu ePAs in Praxen(Lau et al (2012):Impact of electronic medical record on physician practice in office settings: a systematic review):
• Verbesserungen in der Prävention, Krankheitsmanagement
• Moderate Verbesserung in der Produktivität (Kosten, Koordination etc.)
• Leichte Verbesserungen in der klinische Dokumentation (leichte Verbesserungen)
• In 30% aller untersuchten Fälle kein Effekt, in 19% negativer Effekt
• Wichtige Faktoren sind Zeit, Geldförderung, Training und System-Design
Systematischer Review zu ePAs für Diabetes (Cebul et al (2011): Electronic Health Records and Quality of Diabetes Care):
• Patienten mit digitaler Akte erzielten signifikant bessere klinische Ergebnisse (um 35 Prozentpunkte)
Einführung in das MiG (Basis 3) 256. Februar 2017
Elektronisches Patientenfach
• Patienten sollen Möglichkeit bekommen eigenständig auf ihre
Daten zuzugreifen
• Dazu sollen Daten der elektronischen Patientenakte in das
Patientenfach gespiegelt werden
• Soll das Einbetten von Drittdaten ermöglichen (z.B. Patiententage-
buch, Blutzuckermessungen, OTC rezeptfreie Arzneimittel)
Einführung in das MiG (Basis 3) 266. Februar 2017
Nutzen eines Patientenfachs
• Patienten, die Zugriff auf ihre Daten haben:
• Machen davon Gebrauch (ca. 80%)
• Verbessern ihre Medikations-Adhärenz (von 60% auf 78%)
• fühlen sich verantwortlicher
• 26% bis 36% haben Datenschutz Bedenken
• 20% bis 42% tauschen ihre Daten mit anderen aus
• Ärzte
• Bis zu 36% ändern ihr Dokumentationsverhalten
• Bis zu 21% benötigen mehr Zeit zum Dokumentieren
Delbanco, Tom, et al. "Inviting patients to read their doctors' notes: a quasi-experimental study and a look ahead." Annals of internal medicine 157.7 (2012): 461-470.
Mehrschichtige Sicherheitsmechanismen
Medizinische
Daten
Datenbasierte Zugriffskontrolle
Rollenbasierte Zugriffskontrolle
Individuelle Verschlüsselung
Zertifizierte Produkte
Transportverschlüsselung
Zugriffe erfolgen über abgesicherte, zertifizierte und zugelassene Produkte(Konnektor, Kartenterminals, Karten)
Kommunikation erfolgt über abgesicherte Kanäle - Client- und Serverauthentifizierung
Zugriffe dürfen nur durch Personen erfolgen, die für die Art des Zugriffs zugelassen sind. Die Identifikation erfolgt über den HBA.
Zugriffe dürfen nur nach Autorisierung durch den Versicherten erfolgen. Die Autorisierung erfolgt durch die eGK und der PIN des Versicherten
Die individuelle Verschlüsselung der Daten wird erst auf den Systemen des jeweiligen Leistungserbringers entfernt.
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 27
Einführung in das MiG (Basis 3) 286. Februar 2017
Datenschutz
• Prinzipiell gilt das 2-Schlüssel Prinzip
• Ab eGK G2: asymmetrische Verschlüsselung
• Daten werden nur verschlüsselt transportiert und gespeichert
• Versicherter bestimmt welche Daten gespeichert / genutzt werden
• Daten können nur mit PIN des Patienten eingelesen werden
• Nur Leistungserbringer erhalten Zugriff auf die Daten
• Ausnahmen gelten nur für den Notfalldatensatz
• Die letzten 50 Zugriffe auf Daten auf der Karte werden protokolliert
„Das Konzept der Gesundheitskarte ist aus Datenschutzsicht vorbildlich“.
(Dr. Thilo Weichert, Landesdatenschutzbauftragter Schleswig Holstein)
Einführung in das MiG (Basis 3) 296. Februar 2017
Erprobung der TI
Testregion Nordwest mit regionalen Vertretungen in:
• Bochum/Essen – Nordrhein-Westfalen
• Flensburg – Schleswig-Holstein
• Trier – Rheinland-Pfalz
Testregion Südost mit regionalen
Vertretungen in:
• Ingolstadt – Bayern
• Löbau/Zittau – Sachsen
Erprobungsteilnehmer sind pro Region:
375 Ärzte, 125 Zahnärzte, 4 Krankenhäuser und
1 Universitätsklinikum und alle gesetzlichen Krankenkassen
= 500 Erprobungsteilnehmer x 2 Regionen = 1000 Erprobungsteilnehmer
Quelle: gematik
Einführung in das MiG (Basis 3) 306. Februar 2017
Status quo?
Laut Gematik GmbH (2015) ist das zentrale Netz für die elektronische Gesundheitskarte reibungslos aufgebaut worden Im Frühjahr 2016 wird die Erprobung in den zwei Test-Regionen beginnen
(Quelle: Ärzteblatt, 2015)
„Eines unserer größten Projekte ist die digitale Gesundheitsakte. Wir wollen, dass alle Kassen verpflichtet werden, sie ihren Versicherten anzubieten. Ob ein Kunde sie nutzen möchte, bleibt ihm allein überlassen. Hier könnten wichtige Daten wie Diagnosen, verordnete Medikamente, Behandlungsschritte und Röntgenbilder auf einem sicheren Server gespeichert werden.“ Auf den Einwand der Interviewer „Die Idee kommt uns bekannt vor. Das soll doch die elektronische Gesundheitskarte leisten, die die Regierung mit Milliardenaufwand entwickeln ließ“ antwortet Baas: „Ja, das sollte sie. Aber die Idee ist tot, das war kein Ruhmesblatt von Kassen und den Ärzten. Wir haben uns zerstritten über die Kosten und das, was wir dafür bekommen“
(Chef der TK in FAS 09.10.2016)
Überschrift: „E-Card - Notfalldaten liegen im Plan“(Ärztezeitung, 2016)
Einführung in das MiG (Basis 3) 316. Februar 2017
Probleme beim Ausbau
• Zusammensetzung der gematik
Beispiel: Auszüge vom 113. Ärztetag:
„Brauchen wir die Telematikinfrastruktur und die eGK zur Verbesserung der Versorgung? Wir sind der Meinung:
Nein“
„Wir haben in den vergangenen Jahren wichtige Bollwerke geschaffen und das Projekt auf Jahre hin gestoppt, und
das werden wir auch weiter durchhalten“
„Lassen Sie sich nicht davon blenden, dass das Projekt heruntergeschaltet werden soll. Der Katze wachsen Krallen.
Wir müssen unseren Stolz und unsere Würde als Ärzte bewahren […] Die eGK ist keine Gesundheitskarte, sondern
eine Stammdatenverwaltungskarte, die ausschließlich administrativen Zwecken dient“
• Fehlende Anreize für Leistungserbringer
• Unzureichende Rechtsgrundlage
• Fehlende Evaluierungen
• Psychologische Hemmnisse
• Organisatorische Hemmnisse
Einführung in das MiG (Basis 3) 326. Februar 2017
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 33
Das „eHealth Gesetz“
34
Ehealth Gesetz: wichtige Punkte
• Voller Name: „Gesetz für sichere digitale Kommunikation und Anwendungen im Gesundheitswesen“
• Ehealth Gesetz: Im Dezember 2015 -nach 2. und 3. Lesung- vom Bundestag beschlossen und ab Anfang 2016 in Kraft getreten
• Ziel: Vorantreiben der Digitalisierung des Gesundheitswesens
„Wer mitmacht, wird belohnt!“
„Wer blockiert, zahlt!“
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 34
35
Ehealth Gesetz: wichtige Punkte
• Bis 30. Juni 2016 muss(te) Telematikinfrastruktur für Arztpraxen, Krankenhäuser und gesetzliche Krankenkassen soweit verfügbar sein, dass der Versichertenstammdatendienst (VSDD) – die Onlineprüfung und -aktualisierung der Versicherten-stammdaten bundesweit möglich ist
• Sanktionen, wenn der Termin nicht eingehalten wird: Kürzung des Haushalts der öffentlich-rechtlichen Gesellschafter der Betriebsgesellschaft Gematik
• Ärzte und Krankenhäuser erhalten eine Anschubfinanzierung von 2016-2018 für den elektronischen Entlassungsbrief
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3)
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 2015
35
36
Quelle: Deutsches Ärzteblatt, 2015
Ehealth Gesetz: wichtige Punkte
• Elektronischer Arztbrief: die an der vertrags-ärztlichen Versorgung teilnehmenden Ärzte und Einrichtungen erhalten 2017 eine gesetzlich festgelegte Pauschale (Belohnung)
• ab 1. Oktober 2016 haben Patienten, die mind. drei verordnete Arzneimittel einnehmen, Anspruch auf einen Medikationsplan (zunächst) in Papierform
• Ärzte erhalten ab 2018 eine Vergütung für Anlage und Pflege des Notfalldatensatzes
• Telemedizinische Leistungen sollen im EBM ausgebaut und mit Zuschlägen gefördert werden
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 36
2016 2017 2018 2019
Online Rollout Stufe 1 - Test
VSDM
MedikationsplanAnalog
Digital
Notfalldaten
Elektronischer Brief
Konsiliarische Befundbeurteilung
Videosprechstunde
Elektronische Patientenakte
Patientenfach
Interoperabilitätsverzeichnis
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 37
Spezifikation
Anspruch des Patienten
Zuschlag 0,55€
Vergütung
Vergütung
Aufbau
eHealth Gesetz: Fahrplan
Vergütung
Vergütung & Sanktionen
Vergütung & Sanktionen
38
Beispiel: analoger Medikationsplan (Spezifikation 2.0)
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3)
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 39
Telemedizin
Telemedizin
• Telemedizin ermöglicht es, unter Einsatz audiovisueller Kommunikationstechnologien trotz räumlicher Trennung Diagnostik, Konsultation und medizinische Notfalldienste anzubieten. In Zukunft kann Telemedizin vor allem für den ländlichen Raum ein Bestandteil der medizinischen Versorgung werden. (BMG, 2014)
Einführung in das MiG (Basis 3) 406. Februar 2017
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 41
• Demographischer Wandel Zunahme älterer Menschen
zunehmende Morbidität und Multimorbidität
• steigende Prävalenz chronischer Krankheiten
• Kostensteigerung im Gesundheitswesen
• Versorgung in ländlichen Regionen zum Teil suboptimal (u.a.
weniger Ärzte, längere Fahrwege bei schlechter werdendem
ÖPNV, älterer Bevölkerung)
Notwendigkeit der Telemedizin
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3)
Telemedizin
Unter Telemedizin werden im weiteren Sinn alle medizinischen Maßnahmen (Diagnostik und Therapie) verstanden, bei denen sich die Akteure nicht in einem unmittelbaren Kontakt miteinander befinden.
Die Überwindung der räumlichen Distanz erfolgt über technische Hilfsmittel (z.B. Telefon, Fax, bis hin zu modernsten Informations- und Kommunikations-Technologien).
Aufteilung der Telemedizin nach Anwendungsbereichen:
(1)Anwendungen im sog. „Doc2Doc-Bereich“: z.B. Telechirurgie, Teleausbildung, Telekonsultation
(2)Anwendungen im sog. „Doc2Patient-Bereich“: z.B. Telediagnostik, Teletherapie, Telemonitoring
42
43
Telemedizin - Ziele
Ziele:
- Verbesserung der Versorgungsqualität
- wirtschaftlichere Nutzung von Ressourcen
- Verbesserung des Zugangs zu Gesundheitsleistungen
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 43
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3)
Telemedizin - Nutzenpotentiale
a.) PatientenVerbesserung der Inanspruchnahme
• Verkürzte Warte- und Behandlungszeiten, Liegezeiten, Pflegezeiten
• Wohnortnähere Behandlung und Nachsorge
• Reduzierung der Gefahr beim Transport
• Spezialisierte Versorgungseinrichtungen werden schneller zugänglich
Verbesserung der Versorgungsqualität
• Verringerung der Gefahr einer Fehlbehandlung
• Schneller Einleitung der Therapie
• Zeitkritische Notfälle haben bessere Überlebenschancen
• Selbsthilfegruppen werden mehr gefördert
• Reduktion von Mehrfachuntersuchungen und damit verbundenen Belastungen
• Verbesserung der medizinischen Outcomes derzeit noch nicht belegt
44
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3)
Telemedizin - Nutzenpotentiale
b.) Kostenträger
• geringere Kosten durch bspw. frühzeitiges Einleiten von Therapiemaßnahmen, Vermeidung von Doppeltuntersuchungen, Verweildauerverkürzung
c.) Leistungserbringer
• schnellere Einholung von Zweit-/Expertenmeinungen
• bessere Verfügbarkeit von Anamnesedaten
• Ressourcensharing
45
Datensicherheit
• Schutz vor Datenverlust und Datenmanipulation
• Zugriffskontrollen
• Sicherung
Datenschutz
• Patientenakten sind hochsensibel strenge Restriktionen und Zugangskontrollen
• Patient soll die Möglichkeit haben seine Daten frei zu geben oder nicht
• Verteilte Datenvorhaltung
• Sichere Protokolle (SSL/TSL)
Telemedizin –Datenschutz und Datensicherheit
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 46
47
„Evidenz-Map“ von Telemedizin (1): jeder Punkt ein Review
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 47
48
„Evidenz-Map“ von Telemedizin (2):
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 48
Totten, Annette M., et al. "Telehealth: mapping the evidence for patient outcomes from systematic reviews." (2016)
49
Systemstrukturen
• Sektorale Trennung
• Mangelhafte Anreizsysteme für Leistungserbringer
• Unzureichende Vergütungsstrukturen ...
Telemedizin - Entwicklungshemmnisse
Angebotsstrukturen
• Mangel einheitlicher Standards und Kompatibilität
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3)
Nachfragestrukturen
• Skepsis der Leistungserbringer
• Verhaltener Akzeptanzzuwachs bei Patienten
[Quelle: Häcker et al. 2008]
49
§ 7 Abs. 4 der Musterberufsordnung der Ärzte
„Ärztinnen und Ärzte durfen individuelle arztliche Behandlung, insbesondere auch Beratung, nicht ausschließlich uber Print- und Kommunikationsmedien durchfuhren. Auch bei telemedizinischen Verfahren ist zu gewahrleisten, dass eine Ärztin oder ein
Arzt die Patientin oder den Patienten unmittelbar behandelt“
• Geltungsbereich ausschließlich für die individuelle ärztlichen Beratung und Behandlung
• In der Regel persönlicher Erstkontakt notwendig; anschließend kann die Behandlung -zumindest zeitweise- telemedizinisch fortgeführt werden
• Telekonsile sind ohne unmittelbaren physischen Patientenkontakt zulässig
• Berufsrechtswidrig sind Ferndiagnosen (zB über Video) ohne Einbettung in einen direkten Behandlungszusammenhang
(Quelle: Ärzteblatt, 2016)
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 50
Das Fernbehandlungsverbot
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 51
mHealth
mHealth Definition
Arbeitsdefinition der WHO: mHealth is a component of eHealth. To date, no standardized definition of mHealth has been established. For the purposes of the survey, the Global Observatory for eHealth (GOe) defined mHealth or mobile health as medical and public health practice supported by mobile devices, such as mobile phones, patient monitoring devices, personal digital assistants (PDAs), and other wireless devices. mHealth involves the use and capitalization on a mobile phone’s core utility of voice and short messaging service (SMS) as well as more complex functionalities and applications including general packet radio service (GPRS), third and fourth generation mobile telecommunications (3G and 4G systems), global positioning system (GPS), and Bluetooth technology.
WHO (2011), Global Observatory for eHealth series, Volume 3
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 52
European Commission: […] It also includes applications (hereafter "apps") such as lifestyle and wellbeing apps […] Lifestyle and wellbeing apps primarily include apps intended to directly or indirectly maintain or improve healthy behaviours, quality of life and wellbeing of individuals.
European Commission (2014), Green Paper on mHealth
0,0%
5,0%
10,0%
15,0%
20,0%
25,0%
Einführung in das MiG (Basis 3) 536. Februar 2017
App-Stores
Quelle: de.statista.com
App-Verhältnis (in %) im App Store im Januar 2016
Gesundheits-Apps
Medizin-Apps App als Medizinprodukt
Inhalte bzw. Unterstützungs-funktionen
Gesundheits-bezogene Inhalte
Medizinische Inhalte Erfassung oder Auswertung von Gesundheits-/ Messdaten
Zielsetzung Gesundheits-aufklärung, Ressourcen-stärkung
Krankheitsbewältigung, Entscheidungshilfe
Diagnose & Therapie
Zielgruppe Gesunde Leistungserbringer, Patienten, Angehörige
Patienten, Ärzte & Pflegekräfte
Regulierung & Zulassung
Nein Nein § 3 Medizinproduktegesetz / CE-Kennzeichnung
Anzahl (05/2014) 33 905 (Android)31 737 (iOS)
16 316 (Android)24 836 (iOS)
<5
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 54
Quelle: App-Report 2015 der Techniker Krankenkasse
Problem: Grenzen sehr schwammig
Gesundheits-, Medizin-Apps, Apps als Medizinprodukt
• (Stand-Alone) Software kann Medizinprodukt sein
• Ausschlaggebend ist die vom Hersteller definierte Zweckbestimmung
• Was sagt der Hersteller und wie bewirbt er die App?
• Eigenständige Software gilt zuerst als aktives MP• Regeln 9, 10, 12 & 14
Probleme:
• BfARM scannt die App-stores nicht aktiv
• Viele neue Akteure auf dem Markt mit wenig Erfahrung
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 55
Regulatorische Rahmenbedingung
Diagnosevorschläge
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 56
mHealth App Beispiel
Orientierung an gesunden Menschen
„[…] we take no responsibility or liability for any course or treatment that you decide to take, or not take, based on this applications results […] ”
(Herstellerbeschreibung aus dem App-Store)
gering
hoch
mittel
Risiko
Therapie-Empfehlungen
App Stores: 283 Schmerz-Apps
•^Wissenschaftl. Datenbanken
Keine wissenschaftliche Evidenz für die 283
Schmerz-Apps
Einführung in das MiG (Basis 3) 576. Februar 2017
Quelle: de la Vega R, Miro J. (2014) mHealth: a strategic field without a solid scientific soul. a systematic review of pain-
related apps
Evidenz von mHealth
Suche 1 Suche 2
Wissenschaftl. Datenbanken47 Artikel, 34 Schmerz-Apps
App Stores
Keine wissenschaftlich untersuchte App wurde in den
App-Stores gefunden
6. Februar 2017 Einführung in das MiG (Basis 3) 59
Tipp!