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Page 1: Entdeckung eines zuverlässigen Heilmittels gegen den Kropf in der Jodine

ANNALEN DER PHYSIK.

J A H R G A N G 1820, EILFTES STUCK.

1. Entdeckung eines zuverlafi.qen Heilmittels gegetz

den Kropf in der Jodinc; v o n d e m

Dr. COIXDET in Genf, (mitgeth. in der Verfamml. d. allq. fchweiz. Gef. fiir Naturwi5,

zu Genf den Zj Juli r8zo.) F r e i d a r g e f i e l i t v o n G i l b e r t .

Eine ausgezeirhnete Stelle in diefen Annalen der Na-

turwiKenlchaft vardient ohne allen Zweifel die nicht 1110s

fiir den praktifchen Azt ungeniein wichtige, lonclern auch

allgemein interen'ante Enttlerkung , welclie ich eile rneinen

Leleern in diefer freien Eearbriturig nclch tler Bibl. uiziuer-

fefle mitzutheilcn , und die ich durch einige Bemerkungen

und durch Verbindung mit den nachfolgrnden Auffat-

Zen noch Lelehrender gantarht zu fiaben g!auhe. Sie

ifi eiri in die Augen fdlendes Brilpiel, m welclien un- A n d . (1. Phyfik. l3.66. S t . 3 . 5.1820 St, 1 1 : P

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I: 228 3 erwarteten Dingen Forkhungen nicht felten fiihren, mel-

che Viele fiir nutzbs und fur eine rniifsige Belchaftigung

mit chemifclien , hijchfiens Lehrer der IViKenfchaft inter-

cffi-enden Raritiiten anzuftthen geneigt find j und zugleich

ein Beweis, welchen grofsen Vortheil es d e n Arzte bringt,

und iiberhaupt jedem, der niit der Netur in. fo nalier Ge-

meinkhaft i11s er fieht, lich mit den Fortrchritten in der

YliyGk und Chemie vertraut zu exhalten: fZr einen gut Unterrichteten keine To fchwere Sache, wenn er nur die

Klugheit befolgt, fich nicht in Verwirrung fetzen zu laflen,

und fich haupttchlich nur an Einen zuverlilligen Fiihrer

zu halten. Der Fund ik in irzilicher Hinficli lo felir bedew

tend, d d s es begreiflich 8, wie die Ehre des errten Ge-

daukens von rnehreren Seiten her in Anrpruch genommen

wird: wie in allen folchen Streitigkeiten diirfte die Ehre mehr d e n zuzurprechen feyn, der die Entdeckung fogleich

gziindlich verfolgt und ziendich ins Iteine bringt , als dernjenigen , der zuerfi, Oft durch blofsen Zufall, auf lie

gekonmen ifi, wenn er fie unverfolgt iifst. Unter diefern

Gefichtspunhte diirfte Hm. Dr. Coindet die Ehre diefer

Entdeckung nicht {zu beftreiten feyn, wenn es gleich aus

den nachfolgenden baffitzen hervor zu gehcn (iheint, d&

die wahre VeranlaKung, in der Jodirie das HeilmitteI g e p

den Kropf zu verrnuthen, von keiner Partei gaqz aufrich.

tig angegcben worden fey.

Gilbert.

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Ungeftihr vor Gnem Jnhre, fn.;13ot I&. Coindet, habe er zafallig, als er, i n dem W e r k e des Hrn. Cadet de Gal- Gcoiirt nach eirlem Recepte f i d t e , gefunden , && RuKel die Afclie del; ~ U C U S ve/;crrZofus, nnter den1 P\'a- men A e t h i o p vegetabiiis gegen den Kropf eippfi;ehlt, Bis jtztzt war cdcinirter ScIiwarnni die Grundlage a1- ler Medicnmente, deren man fich gegeii den &cpf niit eiiiigem Erfolg bedient hat; er murde Mion yon A r n a n d d e V i l l e n e u v e dagegen enipfohlen "1, Da jene Tangart niit dem Schwainme hauptl2cllli& nur das gemein hat, da6 beide ErzeugniITe find, die im Meere wachfen , To fey er a i d den Gedanken sera- then, ob iiicht vielleicht auch der Schwnrnm Jodine entlidte, nnd ob nicht vielleicht iiberhaupt die Neil- kraft bcider Pflanzen aiif der Anwefenheit von JoJine in ilinen beruhe. Er habe daher mit Jodine, wie man. ~ L I S den Mutterlangen des Varec (der Arche des Tang oder Meergrdes) bereite, einige Verl'iiche gegen den Kropf angefiellt, und der beirundernswiirdige Erfolg , den cr erilalten, habe ihn ermnntert, diefe Spnr 211 verfolyej,, um vollfi'tandig auszumitteln , WPS in einer Krankheit, die im reifereii Alter oder \Venn die GefchivuG f&on eine gewillk(;r&e erreicht und lSnSer befiandeii hat, jb n&erR fcliwer ZLI Iieilen ilt, von didem in den1

*) Spongia UJO, das lieifst verkohlter und dmti zu einem .feinen Pulver zerriebener (nicht eingexfcherter) gemeiner Schwama (Spongia qtficinalis, Bade -Schwamm, Meer-Schwamm, auch jvohl Kiopf-Schiuamrn genannt) , welcher in der Tiefe an

Felfen wlchfi, und von Tlucherii, befonders im ArchipeIagus, due dem Xeer hervorgehoIt wird. Giib.

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t 256 I Heilvorrath noch p n z unbeiiaiinten Mittel 211 erwar-

DaLs der Schwamrn wirklicli Jodine eatlialtc , ha- be Hr. Fy fe in Edinburs Segen En& des Jalires laic3 dargcthan; Hr. Dr. Coindet Iiatte aber, wie er hg t , [chon 1icli.s Monate friiher die anfserordcntliclle Wir - knng der Jodiiie in dem Kropfe nufgefiindcii "1. Die Merige der Jodine in dem Scllwamme ifi *") fo sering, d a k lie fich nicht behimmen I&, mid wird nocli yer- niindert, wenn man den Scllwamm dl ' c l i t und mace- uirt, ehe man ihn analplirt. Da die Spanilclie, die Si- cilianifcche und die Riimil'che Sode keiiie Jodine ent- halt *+* ), 1'0 lcheint diefk niclit allen Meercs - Pflanzeii Wlelkntlidi , iind aIfo niir ein zufdliger Eefiandtheil

Den calcinirten SChmamm gab man bis jetzt Se- geh--den Kropf in verfiliiedenen Gelidten, in Wein ,

ten fey.

2-n h y n P

Q) Den duffatz des. Hrn. Fy f e u n d einige Remerkungen iiber ihn, wird inan weiterliin finden. Zugleich aber aucb die Nach- richt, u.elclie der Arzt zu Hofwy! bei Bern, Dr. S t r a u b e, in &em nat~irwiffenfchaftlicl~er~ Anzeiger der Allg. Scbweiz. Gefellfchaft f i r Naturwiff, weichen Hr. Prof. Fvreifsner in Bern herausgiebt, in dem Anfange dcs gegenwirtigen Jahres iiber die Anwefenheit von Jodine in dem Kropf-Schwamm (d. h. dem, deren Kohle allgemeiii p,egen den Kropf verfclirieben wird ) und in dem Torfe bekannt gemacht hat. Hr. Dr. Straube er- inherte an fie in der GefellEbaft, gleich nach dem Voriefen dcs Auffatzes des Dr. Coindet. Die iilteren wichtigen , hierher @djrenden Unterruchuqerr dss Hrn. Gaultier de Claubry be- lidlibrich gem folgenden FIefte vor. Gilbert.

+ Y) Nach des Prof. F y f e ' s Verfiiehen.

* * * ) Nadi Sir H u m p h r y D a v y ,

c. C.

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f 231 J als Tafeln, als Pulver etc., iind zwar immer mit ctwas Starlrendem verbunden, urn die nachtheilige \Virknllg deflelbcn n n f den Magen Z I I niiirdern. VVelclies ver- beIl'ernde Mittel man abcr auch liinzufiigt, immer er- rest er Magenkrampf, der znweilcn nocli larige nacll- dern man mi t dem GeLrauche die& Arznci aufgeliiirt hat, fortdauert, und zuwcileii ziir cl ironifchn, I'cIiwer zii heilendcn KranlJieit w i d . I'inden aucli dielh ~lach- tlieiligen W i r k u n p i niclit ltatt Lei Kindern, und wenii der Kropf nocli lilein und iieu ifi, To treten lie doc11 fafi immer ein, venn man i n fortsefchrittenen Jahrcn oiler meiin der Kropf eine gewink G r G h erreicht hat, calcinirt cn Sclimamni gcgen den MLen brauclit. nilan hat diele Nervenhriimpfe dem Vorl'chwindcn dcs Kro- pfers zugel'clirieben , fie riihren nber \ d r k l i e i n l i c h von irseiid einer unbeknnnten Verbindiing h e r , die GcIi in den1 calcinirteh Scliwamme findct ; denn beim Gebrancll der Jodine , die vie1 anit-IinIichere KrGpfe xlnd d i e b weit gefcliwinder 33s aile Ecrcitunpn ails Scllwrunm vertreibt , findet dieL nachtheilige 'LVir- kiln6 nicht %it.

Die Jodiiie bildet 1'0~'owohl in Verbindung mit dcm Saucrfioff als niit dern WalI'erfioiF eine S;iure7 uiid hat mi t dem letztcrn eine lb aitsSczciclinete Yerwnndt- lC]1aftt, da6 fie licli deliklben liberal1 bemSchti,ot, wo fie mit ilim in Berdir i ing koniriit *). Da die Salze der

*) Man findet die Unterfuchungen iiber die Jodine, ihre Dar- itellung und Natur faR volIRiodig in den Jahrgingen 1814 und 1815 diefer Annalen. 3 a s Regiller am Enlfe von B. 4 3 , Ar- tilcel Jodrne, giebt einen Ueberbliclc iiber die erften Uriterfil-

cliuiigen, uiid in L). 49 findet lid1 S. I u. 211 die Hauptarbeit,

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I: 233 I J o d i n e h r e im WaITer nnr wenig anfl6slich find, To tangten fie nicht ZLZ dem Zwecke des Hrn. Dr. Coin- det. Von den neutralen Verbindungen der Jodine- WaKerfioff-Siiure mit den Balen, becliente er Gch als Medicament am hiiufigrten des Jodine - W a f e r - o f l - fauren Knlis, welclies ein zerfliel’sbares Salz ifi; er er- hielt aber anch von Jodine - WalTerf ioff-hrem Na- tron einen gleicl-1 gnten Erfolg. Eine Auflalimg von 48 fmnz6filClle Grain, oder 2 franz. Skruyeln, Jodiiie- Waflerfioff- Camem KaIi in 1 Unae defiiilirtem W a f - Ser enthalt nalie 36 Grain Jodine; nacli dieler D o h l ie6 Hr. Coindet die Autlijhng gewalinlicli machen.

Dielis fliii’ESe Prgparat kann noch mehr Jotline aiiflalen, wodnrch es zu Jodine Anitendem Jodint. - PFaflerJofl- faurem Knii Ivird. Wenn iirrtere Kr6- pfe , oder wenn grijl‘sere oder &ere Auswiichfe dief‘er Art, der einfachen Auflijfiing des Jodinelhlzes nicht weiclien wollten, lo f’cliritt Hr.. Dr. Coindet ZLZ dief’ern kriiftigeren Prxparate, und er verGchert, dainit oft f’elir merkwiirdige Kurcn Senlaclit zii haben.

Ein drittes Jodine - F’riiparat, dos EIr. Dr. Coindet vcrf‘chrdt, nennt er Jodine- Tinctur ( tinctrirn jodz- m e ) . In Wafler ifi die Jodine fafi unaufl6slich , in- dcm Hr. Gay-Lnflac f a d , dals 7000 Gwthle WalTer srfordert verden iini i Gwtheil Jodine aufznkfen. In Aetlier nnd in Alkohol Xt fie daSegen auflGslicher. Al- kohol nirnmt mclir oder weniser voii ilir aiif, je nach- dein er an Starke ver1’cli;edeii iTt. Bei eiiier Warme

dos Hrn. G a y - L u f f a c ’ s zu bewurrdernde und in der That rneiiterhaftc Unterfucbungen iiber die Iodine, iiach meiner freien Bearbeitung. Gilbert.

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voii 15 O R. mid unter dem gewiilrnlichen Luftdrucke 1i;fen Iicli in 1 Unze 35 - gradisen PVeingezJZs Go Grain Jodine, oder ungefzhr 9 , dsgegen in 1 Unze 40- gradigen Weingeifis volle 84 Grain, odcr iialie 3 des Gemiclits delrelben anf.

Urn jedeni Irrthuni in der Gabe der Jodine aus- zuweichen , Iieb Hr. Dr. Coindet zur Bcrcitung feiner Jodine -Tinktur fiets n n f 1 Unze 35 - firzdigen Weingeifi 48 Gran Jodine nehmen. Ilirer bedieiite cr Gch liiiu- fiser alsder iibrigen, (vielloicht, fa$ er, anch mit belfe- rem_Erfolg 1. Sie ifi leichter darzafiellen, nnd der klei- nen Stadte lialber , dercn Apotheker nicht irnmer die n6thige Fertigkeit befitzen , reine jodine - waflerltoff- hire Salze zii bereiten , mu6 darauf gerehen werden, liinlzngliche Sicherheit fur ein Mittel zu gewahren, deKen Gebrauch allgemein werden roll. Man darf in- dcls diere Tinctur nicht i n zu grorser Menge auf eiii- nial zuberciten, denn es fetzen Gch ails ihr i n knrzer Zeit Jodiii - KryRalle ilb , und lie verwandclt lich bei der grolscn Verwandtkllaft der Jodiile zu der im Al- koliol in Menge enthaltenem W,dTerRoff Mir leiclit in jodiiihdtige Jodin -\Valrci*fioff - Snnre, welclie zwar &ne Zweifel auch ein lkllr wirlchnes, aber doch ilicllt das Mittel ilt, welches der Arzt llaben wollte. E3 giebt Falle , in denen man Griind hat, einc dcr drei Berei- t n n e p den ondcm vorz~~z ic l~cn ; ancli mi& darauf, dafs jcde derlclbeii lo be1~Lafft.11 ley, \vie der Arzt cs

wollte, ous dern Gr~incie plcl ien werdcn, damit er &ine Bchandlung mit SiclierIieit leiten ~ u l d r ic l l i i~e Eol~ernxigen zielieii k6iinc.

Herr Dr. Coindet verordnet jedoclt diere drci Be- reituiiSen in Sleichen Mengen , u d z w r verl'chreibt

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er Erwachfenen 10 Tropfen in einem halhen Spitzglas Capillairfaft mit WafTer, drcimal trglich ZLI ne!lmen, friili niichtern , dann urn 10 Ulir nnd dns dritte Ma1 Abends , atwa brim Schlafengehen. Gepcn Ende der erfieii W o c l i c verfiarkt er die Gabe auf 15 Tropfen dreimd t3glich; und noch einige Tage Ipzter, menn die Jodiiie eine felir merkliche W i r k u n g auf die Ge- fcllwnlfi iiul'sert , fiei,sert er , UIII die W i r k n n g zu un- terhaltcii, jede Gabe bis ZoTropfen; diel'e Menp aber hat er nie iiberfchritten. Sie e n t h d t nnseftilir 1 Gran Jodiiie , mid reiclite hin , die grdsten Kr6pfe ZLI zer- tlleilen , wenn fie niclits anderes als eine iibermdkigc VergrGheriing des Sehild- KGrpers , ohne orSanilche Verletzunp , waren.

Nach etwa achttiigiger Behindlung verliert die Hant ihrc Spannniig , nnd iTt , als ware lie dicker geworden; die GeMiwiilfi wird weiclier elie fie fich zertlieilt, LiiId

dieIks Idst fich dnrch 3as Gefiilil erkerinen , mid wird einige Tage lpater noch deutlicher. Der Kropf, oder die kropfartigen Gel'chwiillte , wenn deren mehrere vorhanden find, tretcn nun dentlicl-icr hervor , tren- nen fich melir von einander, werdeii weich und zer- fcltmelzcn allrniihli3. In. manclien FBlen w ird ihr Kcrn , oiler vielnrelir derjenige Theil, melcher orga- nilch krank ill lisrter , kleiner , nnd ifolirt fich, und ee werden einise diel'er GeSchwiilRe in dem Maafse, als d u d 1 die Jodine ihre Umgebiing aufgel6fi wird, beweglicher. In rchwereren Fdlen , dic eine Opera- t i on niithig maclien , pwi ihr t diel'es den grol'sen Vor- theil, d a k , indeni der Urnfang dej: Kropfes ficli ver- rnindert , die erweiterten Arierien urid Venen nach

Die Wirkung ifi in der Regel folgende:

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I 235 1 itnd nach wieder ZLI ihren vorigen DurchmelTern zu- riiclr kehren , modt1rch die Operation urn vieles leich- ter imd gcfalirlofer SemacIit wird.

Hrn. Dr. Cainclet h i d einise Falle vorgekornmen, in welclien die GcMiwnlfi, die dem Anl'cheine rrach kropfartig war7 der Jodinc -in jedcr Form widerrtarid, lo lanse Zeit er aucli den GebraiicIi deri'elben fort- letzen nioclite. IIielk Gel'cIiwiilfie gehcrten, glaltbt er, entweder gar nicht 5u den Kropfen, oder hatten I'chon in ilirer ganzen MaITe eiiie organilche Verandernng erlitten.

I n einisen Fiilleii bleibt das Zellgewebe , welches die Cel'chwulfi nnigab, aufgetrieben, und giebt fich dcm Gefiihl als ein leerer Sack liund. Oft ancli zertheilt Gcli der Kropf n ~ i r nnvollkommen , jedocli hinliinglich l i rr i Ireine Bekhaerde mchr zu veradaclien und iiicht mehr ZLZ verunhlten. In fehr vielen Fdlen aber l6fi er fi& giinzlich a i d , mid verlcliwindet nach 6 bis 10

-Wocheii lo , dal's auch nicht eine Spur von l'ekincm Daleyn iibrig bleibi.

Um die Wirk i ing di&s Mittels ganz rein und o]lne d le Complication ZLI liaben, vermied Hr. Dr. Coindet bei dielkn Curen jedes ortliche i i i t t e l , z. B. Krruterrzckchea? welclie d11rch den Drnck , den fie ansiiben ? und durcli die h l z i p i und zertheilenden S1ibfianzt.n , welshe fie eiitlialten, niclit o h e W i r - kung find.

welcho Hr. Dr. Coindet

bei dielen Behandlnngen zu maclien Gele~enl~e i t hat- t c , erklsrt er die Jodille fur ein Reimzi t te i , das den Magcn Rarkt , den Hunger ermcckt, und wcder a u f den Stiilil nocli auf den Uriii trcibt, nicht Schwci!; e l -

Nach den Erfahrungen

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[ 256 J

regt , aLer iiiimittelLar anf das GcIcl~Iechts~fiem mid varziiglich auf den Uterus wirkt.; lie gehijre, in gewifler hiIenge und cine Zeit lang gegeben, linter die wirk- ljrnfien Emnienagop die e r kenne, iind heile lo viel- leiclit den Kropf in vieleir Fiillen durch diefe Cympa- tliililie Wirki.ing. Anch h a t er fie in einem Falle mit vollkommen gnteni Erfolg in der Bleichzcht ange- wendct , wo c r M y r r h ) Eifen - Prgparate und dergl. verordnet habeii wiirde, liatte cr nicht der Jodine d ide befondere Wi rknng zugetrauet. Sie verdiene, be- merkt e r , aucli i n dieler HiiiIiclit die hufmerkhmkeit der Aerzte , und e r zweifle nicht, d d s fie in gdchick- ten Hzndeir eines der mSchtigfien Heilmittel werdeii wird , mi€ deneri die neiiere Cliemie den Arznei -Yor- rat11 bereichert hat.

Es folgt Iiier nun, was IIr. Dr. Coindet glcich ZIZ

Anfans Liner Abhandlnns VOR dem Kropfe, in phyfio- logifclier Hinficht , ails eigner Erfahrung aiif eine be- lelirende Weire benorlit, irnd welches id1 liier urn 10 IveniSer iibergehe ) je mehr Schwankendes und Un- richtips man in Reir~befchreibnnSen mid fklbfi iii srztliclien Schriften, v o n diefer in Gebirssthdern vie- ler Lzndcr f b Ii&tifigen Kraiikheit findet.

Der Kropf ifi eine niir lelten lclirnerzhafte Ge- Lhwiilfi, die in einer Vergrtifserung der Scliilddriire befieht, iind ihren Sit2 bald in den1 Mittelpnnkte, bald in irgend einem Lappen dieler Driife hat, Iicli manch- ma] a a c h iiber den ganzcn Driifen- Kijrper verbreitet ; es bilden Gcli auch WOM anf eineni rcllon a n Urnfang vcrgriibertcn Lappen noch rnclirere kleiiiere L ~ p p -

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ellen aiis, welclie licli nls Beden darltellen &I niit dcr Zeit organifche Fehler veranlanen kijiinen. Mit Krapfcn von ailborordezitlicliem Urnfang und die meli- rere I-’f&l tchmer find ? ift fail imrner ein organil’clier Fehler verbtinden, iind man findet in ihnen geiyolin- licli knorpelige , krcidenrtige oder k i i~cherne Concre- tionen. %Venn fie fc’cliwiiren, fo geheii fie in eine nicht xiin ficli frciTcndc, lcI1n:erzlofc Exnlcerntion iiber, iind liierin meichcn lie lelir voii den Anlcliwellungen der Lymphdrden ab. Oft a i d enthalt das Innere die- fer Gelkhwiilfie, aiiEer lolchen orgaiiilclien Veranderun- sen , Siicke ( h j j i e s ) , die von einnnder gctreiiiit find, und eiriige Blut , a iidere citerartige gnllertartige oder w8ITerige Fliilfiglceiten enthalten , iind ihrem ganzeii Anlelien nach den Siicken i n den Ovarien gleichen.

Die organifclien Fchler beiin Kropf find oline Zweifel eine Folge von 3en felrr lehlraften, rtnd zii zn- dern Zeiten dumpfen iind driickendcn Schmerzen, voii den Kriirnpferx, ZulammenfcIiiiiirunSen, Aiiftrei- bunsen ? welche die Iirankcn , ziirnal in1 Friihjnhr, beini Wechfel der Jnhreszeiten , beim Nerannalien der Epochen dnrin empfindcn j Symptomc , welclie nnr zii oft verkaiint oder vernaclrl3fsigt wcrden ? mid ill vielen Fdlen cine bclondere Behandlung erllei- fc’chen , iini ihren lcliiidlichen Wirkizngen zuvor zu koninien.

Die fnlfclie Bencnnung : SchiMdrhye (glans thy- reo’iden) ? hat die Aerzte irre gefiilirt. Wallrl‘chcin- Iicli ifi diclkr Kijrper kcine Driilk (woraiis lich crltlri- ren wiirde, warnrii der Kropf weikntlich voin Skro- phclleiden verfchieclcn ifit), 1011de1m cin nnderes , fci- iiem Nutzen iincli nocli vijllig itnbelcarmtes OrSa11.

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[ 338 I Dieres O r p n if3 an Grcfse verfchicdon nnclr Maafs- L gabe von Alter und ~ef'clileclit, i n der Kindlieit nnd bei dem wciblichen Gefcldechtc verlidtnii'srnnfiig ~1.6- rser als in vorgeriickten Jalireii und beiin m~nn l i chen &[&lechte. Di.e Farbe der Snbfianz deflelbcn iR nicht immer dierelbe, luld rein iiineres W e k n ilt p n z nn- bekannt; es hat keine eigentliiimliclie Iliille , kciiien Al&.ihrungspng , aber eigeiie Berven und Blutge- fs&, Lctztcre entwickelx licli Lis zit einer bodenten- deli Gralse, uiid inacheii daher die Exllirpatioii dcs Kropfs oft ~inmii$ich, fait irnniei- ge fdd id r .

Eine eben niclit leltene Form des Kropfes ift die- jcnise, welclie man hier zu L a d e ins~emein den ~ r o p f im Innern (goitre en dedans) nennt. Sie be- fieht in vergr6rserung eines oder zweier Lappcii irn Innern der Cogenannten Scliild - Driifc , w e l c h die LuftrijJire nrnfaflen, fie zu~amrnen driicken nnd in ei- ner gewiflen LmEnge abplntten, Die Stimme wird da- durch verYndert iind das Atlimen fortw&hrend cr- fchwert , vorziiglich wenn fich der Kranke anfirengcn- de Bewegung maclit; die Gel'cliwulfi ragt aber nacli aidsen n u r wenig liervor. Dielkr , gliicklicher WeXe nur Iehr l'eltene Fall , ill uni 10 bedcnklicliar , je weni- Ser die KusI~ bisher zur Neilung deKeelben zii thun verrnochte. Durch deli Gebraucli der Jodine Gh icli eine Kranke, die d e n ErRicken ganz nalie war, erfi erleiclitert und bald dnrauf d l i g geheilt werden.

Die naclilte Urhche diefer londerbaren Krank- fieit, welche vorn Cretinismus und vom Skrophel- Leiden wold zu unter!&eiden ifi, ifi nocli Luibekannt. 1C4nn lint dariiber niir irrige Hypotheleien mid Mntli- mnlkiu~gen, welcbe a lo w n L r aiif Trcii iind . Gliluben

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[ 259 3 beriilimter Mdi ine r aiigenonimen wurden , die diereen G e p ~ l t a n d melir pliyfil~nlil'ch als medizinircli betradi- teten und GcIi dabei iiieiIs auf eiiiige allgemeine Be- obnc!Ltnngen : theils anf Volks - Vmurtfieile beriefen, welclie felbfc die obei+tlachlicIrlte Unterfwhung ver- werfen mds. Deiiii der liropf ifi in Gegenden ende- milk11 , w o die yon i h n e n angegebenen Urhchen niclit vorlianden find, und man findet ganze Genieinden, IVO

dieSe Krankheit fafi giiiizlicli unbekannt ifi, neben f01- clieu , wo fafi jeder Eiiivoliiier om Kropfe leidet, ob- ~ l e i c h beide W e i n d e n denl'elbeii wvshrnehinbaren 311- fsern EirifliiKeri ausgefetzt h J , iind rtuf eincrlei W e & leben.

En Cenf lcheinen offenbar zwei verf'cliiedene Artem pen Urf'achen den Kropf zu erzengen. Die e r - e ifi das harte TrinkwaKer ~ L I S den Erurmen in den tiefer liegenden S t r a C h der Stadt, d6ITen Gebrauch den Kropf in fehr kurzer Zeit erzengt: Die Soldaten der &milon, grijfstentbeils jiuige aufser dem Can ton ge- bnrtige Leute, vvelche von dielem TVaITer trinken, be- kornmen ihn nuf eine eben lo merkiviirdige als fchnelle Weif'e. In dicl'er Form ilt jedocll die bankheit felten bedentend , vergeht von telbR, \Venn man mi t dem Getrznke mechfelt , und dehillirtes Tvafler liindert niclit niir ihre Zunahme , lbndern trP$ Sogar zit ilirer Verminderung bei. Haufig begriiiidet diere Urhche eiiie Anlage zLun Kropfe, die fich erfi f'piiterhin exit- wickelt.

Die ztueite Art yon Urhchen Elid thcils niecha- d c h - artliche, theils eine PhyGologil'clie. Zn jciieli

gcliijreii Anltrengiuigen durcli lchweres G e b ~ r e ~ i , Er- breclien, Hidten, Schroien, Zorn, und durch das bei d m

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f 240 3 Weibern hier iibliche Tragen lclzwerer LaReii auf deli1 Kopfe, m d fie finden allb vorziiglich bei der tirmern KlalTc Statt. Die phyfiologilclie UrLch Cclieint vor- zfigiich anf das weibliche Gefchlecht zu wirken, und in der Sympatliie zwircheii dem Halre und den1 Ce- rciliecilts - SylZem begriindet z u feyn. So zum Ceilpiel fgngt der Kropf am litiufigfien mit der erfien Scliwari- gerfchaft an , ztnd nimmt mit jeder folgenden Schwan- gerfchaft , L1nd eben Co aucli beiin Stillen, ZLI. In vie- ]en F3llen entwickelt er Ech beim Herannalieii der Puberttit; Kummer , Nervenznfdle moralifdie St$- rungen tragen auch das ilirige zu lkinem Entfiehen bei. Daher erklzrt BS I ~ c I L ~ auch ? warurn der Kropf unter dell Erwacld'enen htinfiger Frauen als Miinner befdlt. Dep Schild-Grper kann eine f& platzliche Aiiffreibung erleiden, die fich in ihm e k e sewiffe Zeit lang erhdt und dann wieder verfcliaindet. So ent- wickelte Iich ein aidserordentlich grofser Kropf bei ei- ner jungen Frau wnhrend ilirer erften Sciiwanger- fchaft nnd zwdf Stunden nacli der Kiederkuiift war er gznzlich verfchwunden.


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