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FAKULTÄT FÜR WIRTSCHAFTSWISSENSCHAFTLEHRSTUHL FÜR INTERNATIONALE UNTERNEHMENSRECHNUNGPROF. DR. BERNHARD PELLENS

Mastermodul

Financial Reporting IWintersemester 2016/17

Mittwochs, 10.15-11.45 Uhr (HZO 70)

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2Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Der Lehrstuhl stellt sich vor …

Lehrstuhlinhaber Habilitanden

Wissenschaftliche Mitarbeiter/-innen

Sekretariat

Prof. Dr. Bernhard Pellens Dr. Peter Küting Dr. André Schmidt

Omar Barekzai Fabian Engstermann Kai Hüttermann Janina Knappstein

Ann-Kathrin Schmeling Dennis Starke

Beate Preuß

Chenzhi Wu

Denisa Lleshaj

Marco Muschallik

Barbara Mischewski

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Wer macht was im Wintersemester 2016/2017?

Betreuung von Praktika & Prüfungsangelegenheiten

Marco MuschallikGC 2/1370234 32 [email protected]

Dennis StarkeGC 2/1350234 32 [email protected]

Abschlussarbeiten

Anerkennungen & Empfehlungsschreiben

Denisa LleshajGC 2/1380234 32 [email protected]

Allgemeine Informationen & Buchausleihe

Barbara Mischewski/ Beate Preuß/GC 2/1320234 32 [email protected]

Stipendien

Kai HüttermannGC 2/1380234 32 [email protected]

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Anerkennungen und Empfehlungsschreiben

• Hinweise zur Möglichkeit der Erstellung von Gutachten/Empfeh-lungsschreiben sowie zur Anerkennung von Prüfungs-leistungen finden Sie auf unserer Website unter:

www.iur.rub.de

� Lehre

� Gutachten/Anerkennung

• Bei weiteren Fragen können Sie freitags von 10.00 – 12.00 Uhr die Sprechstunde von Frau Denisa Lleshaj, M.Sc., besuchen.

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5Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Praktika- und Stellenangebote: IUR-Emailverteiler

• Ein Angebot des Lehrstuhls, mit dem Studierende und Absolventen bei Ihrer Suche nach interessanten Praktika- und Stellenangeboten unterstützt werden sollen.

• Studierende, die sich in den Verteiler eintragen, bekommen unverzüglich Praktika-und Stellenangebote, die von den Unternehmen an uns herangetragen werden, weitergeleitet.

• Alle Studierenden und Absolventen des Schwerpunktfaches Internationale

Unternehmensrechnung können sich mit einer formlosen E-Mail an folgende E-Mail-Adresse in den Verteiler eintragen:

[email protected]

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Abschlussarbeiten im Fach IUR

• Möglichkeiten zum Schreiben einer Bachelor- oder Masterarbeit – Erarbeitung eines eigenen Themas (Exposé)– Bewerbung auf ein vom Lehrstuhl vorgegebenes Thema

• Informationsveranstaltung

Kurz vor dem Beginn eines jeden Semesters bzw. am Anfang eines Semesters findet eine Informationsveranstaltung zur Klärung der genauen Formalitäten hinsichtlich Bewerbung und Themenfindung statt. Diese wird gemeinsam mit dem Lehrstuhl von Herrn Prof. Dr. Paul organisiert.

Der Termin für diese Informationsveranstaltung wird rechtzeitig auf unserer Homepage bekannt gegeben.

• Weitere Informationen finden Sie unter:

www.iur.rub.de � Lehre � Abschlussarbeiten

• Ansprechpartner: Dennis Starke, M.Sc., GC 2/135, 0234-32-25519

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7Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Wahlmodule für den Master in „Management“, „Management & Economics“ sowie „Economics“:

Sommersemester

(Ski-)Seminar: Ausgewählte Kapitel des Accounting (5 ECTS)

Wintersemester

Financial Reporting II (5 ECTS)

Mergers & Acquisitions(5 ECTS nur Vorlesung) oder(10 ECTS mit Fallstudienseminar)

Financial Reporting I (5 ECTS)

Aktuelle Themen der Rechnungslegung(5 ECTS, Prof. Dr. Stibi [IDW])

Praxisseminar zu Financial Reporting (5 ECTS, Dr. Schwieters [PWC])

Veranstaltungen des Lehrstuhls IUR im Master

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Veranstaltungen des Lehrstuhls IUR

(Bachelor-)Wahlmodule, die ggf. im Master belegt werden können …

Accounting I – Bilanzansatz und Bewertung (5 ECTS)

Vorlesung und Übung (4 SWS) - Einmal jährlich im Sommersemester

Accounting II - Konzernrechnungslegung und sonstige Rechnungslegungsinstrumente (5 ECTS)

Vorlesung und Übung (4 SWS) - Einmal jährlich im Wintersemester

Unternehmensanalyse (5 ECTS)

Vorlesung und Übung (3 SWS) - Einmal jährlich im Wintersemester

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9Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Zur Veranstaltung

• Financial Reporting I (FR I) ist ein Wahlmodul für die Masterstudien-gänge in „Management“ und „Management and Economics“ mit dem Abschluss „Master of Science“.

• Die Veranstaltung baut inhaltlich auf den Bachelor-Modulen „Jahresabschluss“, „Accounting I“ und „Accounting II“ auf. Entsprechende Rechnungslegungskenntnisse werden vorausgesetzt.

• Durch die erfolgreiche Teilnahme an der Abschlussklausur können 5 ECTS erworben werden.

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10Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Kontaktdaten der Ansprechpartner:

Die Arbeitsgemeinschaft findet aller Voraussicht nach an 6 Terminen vorlesungsbegleitend mittwochs von 16.15 bis 17.45 Uhr im HGC 40 statt.

Die genauen Termine der AG werden noch im Rahmen der Vorlesung sowie im Blackboard bekannt gegeben!

Der Klausurtermin wird – sobald dieser feststeht – in der Vorlesung, in der Übung, im Blackboard und auf unserer Internetseite www.iur.rub.de unter „Aktuelles“ veröffentlicht.

Organisatorisches

• Janina Knappstein, M.Sc., GC 2/133, [email protected], 0234/32-27789

• Denisa Lleshaj, M.Sc., GC 2/138, [email protected], 0234/32-25520

• Dr. André Schmidt, GC 2/29, [email protected], 0234/32-28300

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11Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Veranstaltungsunterlagen

Die Veranstaltungsunterlagen werden im Blackboard der Ruhr-Uni (http://e-learning.rub.de) termingerecht zur Verfügung gestellt. Hier finden Sie auch aktuelle Ankündigungen und eine Diskussionsplattform.

Für unsere Kurse im Blackboard benötigen Sie folgendes Passwort:

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Literatur

Zur Vor- und Nachbereitung einzelner Themenschwerpunkte von Vorlesung und Übung werden folgende Lehrbücher empfohlen:

Pellens/Fülbier/Gassen/Sellhorn, Internationale Rechnungslegung, 9. Aufl., Stuttgart 2014.

Baetge/Kirsch/Thiele, Bilanzen, 13. Aufl., Düsseldorf 2014.

Baetge/Kirsch/Thiele, Konzernbilanzen, 10. Aufl., Düsseldorf 2013.

Küting/Weber, Die Bilanzanalyse, 10. Aufl., Stuttgart 2015.

Wagenhofer/Ewert, Externe Unternehmensrechnung, 3. Aufl., Wiesbaden 2015.

Weitere, themenspezifische Literaturhinweise werden bei Bedarf im Verlauf der Veranstaltung bekannt gegeben.

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Tongji-Universität/CDHK

• Tongji-Universität in Shanghai ist eine renommierte chinesische Universitäten mitmehr als 50.000 Studierenden

• Offizielle Partnerschaft mit der RUB seit 1980

• Intensive Kooperation der Fakultät für Wirtschaftswissenschaft insbesondere mit demChinesisch-Deutschen Hochschulkolleg (CDHK) der Tongji-Universität

• Vorlesungen auf Englisch, Deutsch (und Chinesisch)

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Auslandsprogramme am CDHK/Tongji-Universität• Für Bachelor- und Masterstudierende: Summer School

• Dreiwöchiges Programm jeden Sommer • Erwerb von 5 ECTS (nur für Bachelorstudierende!) möglich• Bewerbung (voraussichtlich bis Anfang Mai 2017) direkt über die TU Berlin

(Informationen auf der Homepage des ifu)

• Für Masterstudierende: Auslandssemester• Sommer- und Wintersemester• Erwerb von ECTS am CDHK (Deutsch) und an der School of Economics and

Management (SEM) (Englisch) möglich• Bewerbung für das SS 2017 (27.2.-31.7.2017):

bis zum 6.11.2016 bei Prof. Dr. Bernhard Pellens/Dr. Martin Seidler (Motivations-schreiben, Lebenslauf, Zeugnisse/Notenübersicht, bisherige Auslandserfahrung)

• Allgemeine Informationenauf der Homepage des CDHK und des ifu

http://cdhk.tongji.edu.cn/de/) (http://www.ifu.rub.de/)

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15Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

1. Bilanzpolitik

2. Umsatzrealisation (IFRS 15)

3. Als Finanzinvestition gehaltene Immobilien (IAS 40)

4. Finanzinstrumente (IFRS 9)

5. Restrukturierungsrückstellungen (IAS 37)

6. Pensionsrückstellungen (IAS 19)

7. Discontinued Operations (IFRS 5)

8. Konzernrechnungslegung: Impairment (IAS 36),Full Goodwill und Neubewertungsmethode (IFRS 3)

Konzeption der Veranstaltung

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16Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

1. Bilanzpolitik1.1 Definition und Systematisierung von Bilanzpolitik1.2 Empirische Studien zur Bilanzpolitik

2. …

3. …

4. …

5. …

6. …

7. …

Gliederung

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17Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Jahresabschlüsse als Teilmenge des Gesamterfolges

• Mit Jahresabschlüssen wird der Gesamterfolg eines Unternehmens über die gesamte Unternehmenslebensdauer (Summe aller Einzahlung abzüglich aller Auszahlungen ohne Zahlungen von und an die Anteilseigner) in periodische Teilerfolge zerlegt.

• Teilerfolge können über:

– periodische Ein- und Auszahlungen oder

– periodische Vermögensvergleiche

ermittelt werden.

• Periodische Ein- und Auszahlungsrechnungen sind leicht und objektiv zu ermitteln, durch unregelmäßigen Investitions- und Finanzierungszahlungen aber starken Schwankungen unterworfen und spiegeln daher nur bedingt die periodische Wertschöpfung wider.

• Periodische Vermögensvergleiche erfordern Annahmen über Ansatz und Bewertung von:

– Vermögen,

– Schulden und damit der Residualgröße Eigenkapital,

die vom Zweck der Rechnungslegung abhängig sind.

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18Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Mögliche Aufgaben/Zwecke von Jahres- und Konzernabschlüssen

beispielsweise

• Management(Steuerung & Kontrolle)

• Eigenkapitalgeber(Rechenschaft, Anlageentscheidung)

• Fremdkapitalgeber (Bonitätsprüfung bei Kreditvergabe)

• Arbeitnehmer(Tarifverhandlungen)

• Kunden, Lieferanten, Öffentlichkeit…

Informationsgrundlage fürHandlungsfolgen

Bemessungsgrundlage für Rechtsfolgen

beispielsweise

• Ausschüttungenan die Anteilseigner

• Überschuldungsprüfung alsInsolvenzvoraussetzung

• Ertragsbesteuerung

• Entlohnung von Mitarbeitern

Verschiedene Adressaten � Verschiedene Interessen

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19Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Einfluss der Bilanzpolitik auf Jahresabschlüsse

• Je nach Aufgabe (Rechtsfolgen und/oder Informationsgrundlage für Hand-

lungen) haben Jahresabschlüsse Auswirkungen auf künftige Unterneh-

mensopportunitäten.

• Von daher versuchen Bilanzersteller den Jahresabschluss zu „gestalten“,

um die Opportunitäten zu beeinflussen (bilanzpolitische Maßnahmen,

Bilanzpolitik).

� Wie lässt sich Bilanzpolitik definitorisch abgrenzen?

� Was sind die Zielsetzungen des Bilanzierenden bei bilanzpolitischen Maßnahmen?

� Lässt sich Bilanzpolitik messen bzw. empirisch nachweisen?

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20Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Einfluss der Bilanzpolitik auf Jahresabschlüsse

In der Literatur finden sich verschiedene

Synonyme für Bilanzpolitik (earnings

management, creative accounting, window

dressing): Rechnungslegungspolitik

Bilanzstrategie

Bilanzlifting

Bilanztaktik Jahresabschlusspolitik

Bilanzmanagement

Bilanzpolitik

Definition von Bilanzpolitik:• Bilanzpolitik ist …

− die zweckgerichtete Gestaltung der Rechenwerke des Jahresabschlusses sowie des Anhangs und des Lageberichts mit Hilfe rechtlich zulässiger Instrumente.

− „das gezielte Ergreifen von Maßnahmen, die Auswirkungen auf den Jahresab-schluss haben, um damit Bilanzadressaten oder Rechtsfolgen zu beeinflussen.“

• Somit fällt unter Bilanzpolitik nicht der Tatbestand der Bilanzfälschung (§ 264, 331 HGB), d.h. der Verstoß gegen rechtliche Rahmenbedingungen bei der Bilanzierung.

• Bilanzpolitik ist häufig negativ belegt, kann jedoch auch positiv als Instrument zum Abbau asymmetrischer Informationsstände eingesetzt werden (z.B. Signaling).

Kreative Buchführung

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21Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Definition und Zielsetzung von Bilanzpolitik

• Der Bilanzierende nutzt gezielt Ansatz- und Bewertungswahlrechte sowie Ermessensspielräume und Maßnahmen der Sachverhaltsgestaltung (materielle Bilanzpolitik), um Periodengrößen wie Gewinn, Eigenkapital etc. auf dem Zeitstrahl gezielt zu verschieben.

• Formelle Bilanzpolitik umfasst den zweckgerichteten Einsatz von Ausweis- und Erläuterungswahlrechten. Diese dient primär informationspolitischen Ziel-setzungen, d.h. lediglich die Darstellung und Erläuterung der zu veröffent-lichenden Daten wird systematisch beeinflusst (� kein Einwirken auf das Mengen- und/oder Wertgerüst des Jahresabschlusses)

• Soll die Abschlussadressaten im Sinne der Unternehmensleitung beeinflussen.

Ergriffene Maßnahmen

ZielBilanzpolitik Verstöße (frauds)

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22Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Bilanzpolitische Anreize (1)

Bilanzpolitik erfolgt dabei i.d.R. durch den Bilanzierenden (z.B. Management), dessen Ziel es ist, die mit der Rechnungslegung verbundenen Handlungs- und Rechtsfolgen in einem bestimmten Interesse zu beeinflussen.

• Verfolgung der eigenen Interessen bzw. Interessen der Eigentümer des Unternehmens, sofern kein Interessenskonflikt besteht.

Grundtypen des Erfolgsausweises:

• Maximierung des ausgewiesenen Erfolgs (z.B. Managementvergütung)

• Minimierung des ausgewiesenen Erfolgs (z.B. im Rahmen des sog. „bigbath“ accounting, Steuerzahlung)

• Zeitliche Glättung des ausgewiesenen Erfolgs (z.B. zur Risikoindikation)

• Erreichen von Zielgrößen (z.B. von Analystenprognosen)

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23Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Bilanzpolitische Anreize (2)

Bilanzpolitische Anreize

Rechnungslegung und Regulierung• Ausschüttungsbemessung• Steuerbarwertminimierung• Information

Rechnungslegung und Kapitalmarkt• Abbau von Informations-

asymmetrien (signaling)

• Verschleierung und/oder Gestaltung

Rechnungslegung und Verträge• Kreditverträge• Entlohnungsverträge

1 2 3

Informationsgrundlage fürHandlungsfolgen

Bemessungsgrundlage für Rechtsfolgen

Rechnungslegung

Problem konkurrierender Zielvorstellungen!!!

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24Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Rechnungslegung und Regulierung

• Bilanzpolitische Anreize können durch die Einbettung der Rechnungslegungsdaten in gesetzliche Vorschriften entstehen, da hieraus konkrete Rechtskonsequenzen ableitbar sind.

• Bilanzpolitische Anreize im Rahmen der handelsrechtlichen Rechnungslegung in Deutschland (� HGB-Einzelabschluss):

- gesellschaftsrechtliche Mindest- und Höchstausschüttung (� bilanzielle Kapitalerhaltung nach §§ 150 und 174 AktG sowie Ergebnisver-wendung nach § 58 AktG)

- gesellschaftsrechtliche Überschuldungsmessung (� bilanzielle Kapitalerhaltung nach §§ 92 AktG)

- Steuerbarwertminimierung infolge der steuerlichen Gewinnermittlung(� Maßgeblichkeitsprinzip nach § 5 Abs. 1 S. 1 EStG)

• Bilanzpolitische Maßnahmen im IFRS-Konzernabschluss beeinflussen hingegen primär die Informationsfunktion; de facto jedoch auch die Ausschüttungshöhe und die Managemententlohnung.

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25Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Rechnungslegung und Verträge

• Bilanzpolitische Anreize können sich auch daraus ergeben, dass Rechnungslegungs-daten häufig vertraglich fixierte anspruchsbemessende Bedeutung haben und somit realwirtschaftliche Auswirkungen aus dem Bilanzierungsverhalten resultieren.

• Beispiele für solche vertragliche Vereinbarungen sind insbesondere:

• Kreditvereinbarungen (� Financial Covenants):Gläubiger machen ihre Kreditgewährung von der Einhaltung bestimmter Kenn-zahlen (z.B. Verschuldungsgrad, Entschuldungsdauer, Zinsdeckung, etc.) abhängig. Werden die Vereinbarungen nicht eingehalten, kann der Gläubiger neue Kreditkonditionen aushandeln oder im worst case den Kredit fällig stellen.

• Entlohnungsverträge:Vergütungen von Führungskräften werden häufig an buchhalterische Größen wie z.B. den Gewinn, EBIT oder EBITDA geknüpft. Je nach Modell (z.B. Vergütungs-anstieg proportional zum Gewinn oder Vergütungsmodell mit Unter- und/oder Obergrenze) können hieraus bilanzpolitische Anreize resultieren.

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26Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Rechnungslegung und Kapitalmarkt (1)

• Bilanzpolitische Anreize können sich dann ergeben, wenn Kapitalanleger ihreInvestitionsentscheidungen u.a. auf Rechnungslegungsdaten stützen.

• Bei meist unterstellter halbstrenger Informationseffizienz des Kapitalmarktes und rationalen Anlegern ist Bilanzpolitik zwar kein Instrument, die „wahre“ Situation des Unternehmens zu verschleiern. Sie bietet aber auch in solchen Fällen die Möglichkeit, bestimmte Informationen (Insiderwissen) an den Markt weiterzugeben (signaling).

� Performance measure hypothesis: Durch Bilanzpolitik soll den Adressaten ein besserer Einblick in die künftig erwarteten Cashflows gegeben werden.

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27Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Rechnungslegung und Kapitalmarkt (2)3

• Bei funktionalem Zusammenhang zwischen Periodenergebnis und Aktienkurs können Anreize zu ergebnismaximierender Bilanzpolitik entstehen. Ein volatiles Periodener-gebnis kann als Indikator für das Risiko des Geschäftsmodells die Kapitalkosten beein-flussen. In diesem Fall sind Anreize zur ergebnisglättenden Bilanzpolitik denkbar.

� Opportunistic accrual management hypothesis: Vortäuschung einer Situation, die bei Berücksichtigung durch den Kapitalmarkt zu einem günstigen Effekt für das Unternehmen bzw. das Management führt.

• Empirische Ergebnisse weisen darauf hin, dass der Markt offenkundige, bilanzpolitisch motivierte Rechnungslegungseffekte nicht zwingend durchschaut (mechanistische Marktpreisreaktion)

• „(…) [E]xecutives think that they are smart and the market is dumb.“ (Wall Street Journal, 1. Oktober 1974)

• Kosten der Identifikation (der Konsequenzen) bilanzpolitischer Maßnahmen

• Weitere Kapitalmarktanreize: Beeinflussung von Analystenschätzungen durch „schwellenorientierte“ Bilanzpolitik, Beeinflussung von auf Kennzahlensystemen gestützte Ratingurteile, Big Bath-Accounting, etc.

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28Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Begriff der Earnings Guidance

• Ein weiterer bilanzpolitischer Anreiz besteht in der Beeinflussung der Perioden-

erfolgsgrößen, um die Erwartungen der Kapitalmarktteilnehmer zu erfüllen.

• Der Begriff Earnings Guidance umfasst sämtliche Maßnahmen der Unterneh-

mensleitung, der sog. Financial Community Informationen zur voraussichtlichen

künftigen Ertragsentwicklung zur Verfügung zu stellen. Hierunter werden auch

Maßnahmen der zielgerichteten Beeinflussung der Erwartungen der Kapital-

marktteilnehmer zusammengefasst.

• Die Unternehmensleitung ist bestrebt, die Erwartungen der Kapitalmarkt-

teilnehmer (insb. der Analysten) unterjährig an das am Periodenende vom

Management erwartete Ergebnis heranzuführen. Auch ist ihr daran gelegen, die

Unsicherheit am Kapitalmarkt durch regelmäßige Guidancemaßnahmen zu

reduzieren, da dies eine Verminderung der Kapitalkosten implizieren kann.

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29Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Ergebnismaximierung vs. Ergebnisglättung

• Ergebnismaximierende Strategien implizieren z.B. die Vorwegnahme sonstiger periodisierter Erträge, die durch einen früheren Ausweis dieser Erträgen zu Ertragsspitzen führen (z.B. bei der Fair Value-Bilanzierung von Rendite-immobilien nach IAS 40).

• Demgegenüber versucht eine Politik der Gewinnglättung derartige Ertrags-spitzen zu vermeiden (z.B. bei der Bilanzierung und Auflösung von Rückstellungen)

Höhere Ergebnis- und EK-Volatilität bei ergebnismaximierender Bilanzpolitik

Fair Value-Bilanzierung

EK

t

Bilanzierung zufortgeführten Anschaffungskosten

(mit Niederstwertprinzip)

EK

t

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30Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Beeinflussung der Erwartungen durch Earnings Guidance

Reduzierung des Schätzfehlers und der Unsicherheit (Streuung)

Ergebnisschätzung

Konsensusschätzung 1

Konsensusschätzung 2

Earnings Guidance-Maßnahme in t2

Erwartung des Managements

Schätzfehler t1

Schätzfehler t3

t

Die Unsicherheit der Analysten hinsichtlich der künftigen Ergebnisse schlägt sich in der Standardabweichung der Einzelschätzungen aller Analysten nieder. Die Redu-zierung der Unsicherheit sowie das Heranführen an die Erwartungen des Manage-ments geschieht durch Veröffentlichung entsprechender Prognosen. Grundsätzlich gilt: Je präziser und umfassender die Information, desto größer ist die Verringerung der Unsicherheit. Allerdings sinkt mit höherer Präzision auch die Verlässlichkeitder Prognose.

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31Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Kursreaktionen bei Prognoseänderungen

Informationen, die die Erwartungen der Kapitalmarktteilnehmer verändern, führen

i.d.R. zu Kapitalmarktreaktionen. Negative Überraschungen führen meist zu über-

proportionalen Kursreaktionen führen. Auch erleidet die Unternehmensleitung bei

Abweichungen zwischen den zu Periodenbeginn gestellten Prognosen und dem tat-

sächlich erzielten Ergebnis einen Reputationsverlust.

Kumulierte abnormale Renditen bei Prognoseänderung (+/- 5 Tage)

-12,00%

-10,00%

-8,00%

-6,00%

-4,00%

-2,00%

0,00%

2,00%

4,00%

-5 -4 -3 -2 -1 0 1 2 3 4 5

Pos itive Nachricht Negative Nachricht

Quelle: In Anlehnung an Barth (2009)

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32Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Bilanzpolitische Instrumente

Bilanzpolitik ist in jedem Rechnungslegungssystem möglich. Dabei ist zwischen Sachverhaltsgestaltung und Sachverhaltsabbildung zu unterscheiden:

Bilanzpolitische Instrumente

Sachverhaltsabbildung(buchmäßige Bilanzpolitik / zahlungsunwirksam)

Sachverhaltsgestaltung(reale Bilanzpolitik / zahlungswirksam)

Materielle Bilanzpolitik(Bilanzansatz und -bewertung)

Formale Bilanzpolitik(Ausweis und Darstellung)

Ermessens-spielräume

(Explizite)Wahlrechte

Verfahrens-spielräume

Individual-spielräume

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33Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsgestaltung (1)

� Rechnungslegung beeinflusst die Art und Weise, ob und ggf. wie Ge-

schäfte abgewickelt werden!

• Insofern wird das Wert- und/oder Mengengerüst der Rechenwerke ve-

rändert.

• Ziel ist es dabei häufig, die Voraussetzung für die Inanspruchnahme von

Wahlrechten und Ermessensspielräumen überhaupt erst zu schaffen.

• Für den Adressaten ist Bilanzpolitik in Form der Sachverhaltsgestaltung

besonders schwierig nachzuvollziehen.

Sachverhaltsgestaltungen sind Maßnahmen, die auf eine Veränderung der abzubildenden Realität vor dem Bilanzstichtag abzielen.

Beispiele für Sachverhaltsgestaltung?

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34Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsgestaltung (2)

Klassischerweise können drei Formen der Sachverhaltsgestaltung unterschieden

werden:

1. Zeitliche Vor- oder Nachverlagerung von Sachverhalten hinsichtlich des

Abschlussstichtages:

z.B. bei der Bildung von Rückstellungen, Abbau von Forderungen aus L&L und

Aufbau von Verbindlichkeiten aus L&L.

2. Einleitung von Maßnahmen, die nach dem Abschlussstichtag wieder rück-

gängig gemacht werden:

z.B. Rückzahlung eines Kredits vor dem Abschlussstichtag und spätere Wieder-

aufnahme

3. Einleitung von Maßnahmen, die nach dem Abschlussstichtag nicht und nur

schwierig umkehrbar sind:

z.B. Leasing oder Factoring, Veräußerung von Anlagevermögen mit Gewinn

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35Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsabbildung – Überblick (1)

• Sachverhaltsabbildende Maßnahmen dienen der Gestaltung der bilanziellen Abbildung bereits vorhandener Geschäftsvorfälle am Bilanzstichtag.

• Grundsätzlich ist zwischen der formalen und der materiellen Bilanzpolitik zu differenzieren.

• Formale Bilanzpolitik: Beeinflussung des Ausweises der Geschäftsvorfälle in der Bilanz bzw. der GuV oder der Darstellung und Erläuterung im Anhang.

− z.B. Ausweis des Zinsanteils in der Dotierung der Pensionsrückstellungen im Finanzergebnis anstelle vom operativen Ergebnis

• Materielle Bilanzpolitik: Zielgerichtete Auswahl der Bilanzierung (Ansatz und Bewertung) von Geschäftsvorfällen.

• Stetigkeitsgebot als Prinzip zur Einschränkung von Bilanzpolitik.

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36Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsabbildung – Überblick (2)

• Sachverhaltsabbildende Maßnahmen dienen der Gestaltung der bilanziellen Abbildung bereits vorhandener Geschäftsvorfälle nach dem Bilanzstichtag.

• Innerhalb der materiellen Bilanzpolitik ist zwischen expliziten Wahlrechtenund Ermessensspielräumen zu differenzieren.

Ermessensspielräumeresultieren aus der Tat-sache, dass es nicht immer möglich ist, die Realität einwertig zu erfassen.

Explizite Wahlrechte liegen dann vor, wenn – per Gesetz/Standard – mindes-tens zwei abgrenzbare und sich aus-schließende Bilanzierungsalternativen bestehen und der Abschlussersteller frei in der Wahl zwischen diesen Alterna-tiven ist.

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37Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsabbildung – Explizite Wahlrechte (1)

Standard Explizites IFRS-Wahlrecht

IAS 2.25 Verbrauchsfolge bei der Vorratsbewertung: FIFO-Verfahren oder Durchschnittsmethode

IAS 16.29Anwendung des Anschaffungskostenmodells (IAS 16.30) oder des Neubewertungsmodells (IAS 16.31 ff.) für die Folgebewertung von Sachanlagen

IAS 20.24Verrechnung von erhaltenen Zuwendungen der öffentlichen Hand für Vermögenswerte mit deren Wertansatz oder Bildung eines passivischen Abgrenzungspostens

IAS 38.72Anwendung des Anschaffungskostenmodells (IAS 38.74) oder des Neubewertungsmodells (IAS 38.75 ff.) für die Folgebewertung von immateriellen Vermögenswerten

IAS 40.30Anwendung des Anschaffungskostenmodells (IAS 40.56) oder des Modells des beizule-genden Zeitwerts (IAS 40.33 ff.) für die Folgebewertung von als Finanzinvestition gehal-tenen Immobilien

IFRS 3.19Bewertung von nicht beherrschenden Anteilen an Tochterunternehmen zum beizu-legenden Zeitwert (full goodwill) oder zum entsprechenden Anteil des identifizierbaren Nettovermögens (Neubewertungsmethode)

IAS 1.60 Gliederung der Bilanz nach Fristigkeit oder Liquidität

IAS 1.79Darstellung unterschiedlicher Positionen in Bilanz,Eigenkapitalveränderungsrechnung oder Anhang

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38Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsabbildung – Explizite Wahlrechte (2)

Standard Explizites Wahlrecht

IAS 1.81AFormat der Gesamtergebnisrechnung als einzige Gesamtergebnisrechnung oder in zwei Aufstellungen (One-Statement vs. Two-Statement-Approach)

IAS 1.99Gliederung der Gewinn- und Verlustrechnung nach dem Gesamt- oder Umsatzkosten-verfahren

IAS 2.3 (b)Bewertung von Vorräten zum beizulegenden Zeitwert abzüglich der Veräußerungskosten für Warenmarkler/-händler

IFRS 3.19Bewertung von nicht beherrschenden Anteilen an erworbenen Unternehmen zum beizu-legenden Zeitwert (full goodwill) oder zum entsprechenden Anteil des identifizierbaren Nettovermögens (Neubewertungsmethode)

IAS 7.18Darstellung des Cashflows aus der betrieblichen Tätigkeit in der Kapitalflussrechnung: direkte oder indirekte Darstellung

IAS 7.31Zuordnung von Zinsen und Dividenden in der Kapitalflussrechnung zum Cashflow aus betrieblicher Tätigkeit, Cashflow aus Investitionstätigkeit oder Cashflow aus Finanzierungstätigkeit

IAS 27.10Bilanzierung von Anteilen an Tochterunternehmen, Gemeinschaftsunternehmen und assoziierten Unternehmen im Einzelabschluss des Mutterunternehmens zu Anschaffungs-kosten oder zum Fair Value nach IFRS 9

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39Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsabbildung - Ermessensspielräume

• Ermessensspielräume resultieren aus der Tatsache, dass es nicht immer möglich ist, die Realität einwertig in Jahresabschlusszahlen abzubilden.

� Unterteilung in Verfahrens- und Individualspielräume

• Verfahrensspielräume (auch: faktische oder implizite Wahlrechte):…entstehen dort, wo Detailregelungen fehlen und der Abschlussersteller selbst ein bestimmtes Verfahren auszuwählen hat (z.B. Wahl der Abschrei-bungsmethode).

• Individualspielräume:…resultieren aus der Notwendigkeit, künftige Entwicklungen zu schätzen. Da diese Schätzungen stets subjektiven Erwartungen unterliegen und für Außen-stehende nicht detailliert nachvollziehbar sind, stellen sie das flexibelste bi-lanzpolitische Instrument dar.

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40Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsabbildung – Verfahrensspielräume (1)

Standard IFRS-Verfahrensspielräume

IAS 8.5 Generelle Definition von Wesentlichkeit hinsichtlich Ansatz, Bewertung und Angaben

IAS 12.34Bilanzierung aktiver latenter Steueransprüche auf Verlustvorträge, sofern in diesem Umfang ein künftig zu versteuerndes Einkommen wahrscheinlich zur Verfügung stehen wird

IAS 17.8Abgrenzung von Finanzierungs- und Operating-Leasing anhand der wesentlichen Chancen und Risiken ohne konkrete quantitative Kriterien

IAS 21.9 ff.Bestimmung der funktionalen Währung für die Umrechnung von Fremdwährungsabschlüssen anhand einer Vielzahl von Kriterien

IAS 36.12 ff. Vorliegen von Hinweisen für eine Wertminderung anhand einer Vielzahl von Kriterien

IAS 37.14Wahrscheinlichkeit des Bestehens einer (rechtlichen oder faktischen) Verpflichtung und des Abflusses von wirtschaftlichen Ressourcen für den Ansatz von Rückstellungen

IAS 38.57 Ansatz von Entwicklungskosten als selbst erstellte immaterielle Vermögenswerte bei kumulativer Erfüllung einer Vielzahl von Kriterien

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41Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsabbildung – Verfahrensspielräume (2)

Standard IFRS-Verfahrensspielräume

IAS 38.88 f.Abschreibung (Methode, Nutzungsdauer und Restwert) immaterieller Vermögenswerte ausschließlich bei begrenzter Nutzungsdauer

IAS 40.53Bilanzierung zu Anschaffungskosten trotz Anwendung des Modells des beizulegenden Zeitwerts, sofern beizulegender Zeitwert für als Finanzinvestition gehaltene Immobilie nicht verlässlich bestimmbar ist

IAS 41.30Bilanzierung zu Anschaffungskosten trotz Bewertung zum beizulegenden Zeitwert, sofern dieser für einen biologischen Vermögenswert nicht verlässlich bestimmbar ist

IFRS 5.8 Bilanzierung von zur Veräußerung gehaltenen Vermögenswerten, sofern Veräußerung innerhalb eines Jahres erwartet wird

IFRS 8.11 Bestimmung von berichtspflichtigen Segmenten anhand einer Vielzahl von Kriterien

IFRS 15.35Umsatzrealisierung über einen Zeitraum, wenn bestimmte Kriterien erfüllt sind (vormals PoC-Methode)

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42Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Sachverhaltsabbildung – Individualspielräume

Standard IFRS-Individualspielräume

IAS 2.30 f. Schätzung des Nettoveräußerungswertes von Vorräten

IAS 16.50 f. und 16.60

Schätzung der Nutzungsdauer und des Restwerts zur Festlegung der planmäßigen Abschreibung sowie Bestimmung der Abschreibungsmethode (ähnlich auch nachIAS 17, IAS 38 und IAS 40)

IAS 16.31 ff. Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts bei Anwendung des Neubewertungsmodells

IAS 19.76Bestimmung von versicherungsmathematischen Annahmen (demografisch und finanziell) für die Bewertung von Pensionsrückstellungen

IAS 36.30 ff.Schätzung des Nutzungswertes eines Vermögenswertes oder einer zahlungsmittelgenerierenden Einheit

IAS 37.36Bestmögliche Schätzung der erforderlichen Ausgaben zur Erfüllung einer gegenwärtigen Verpflichtung

IAS 41.12 Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts von biologischen Vermögenswerten

IFRS 3.18Ermittlung des beizulegenden Zeitwerts von erworbenen identifizierbaren Vermögenswerten und übernommenen Schulden zum Erwerbszeitpunkt

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43Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Kriterien der Auswahl bilanzpolitischer Maßnahmen

• Zeitliche Flexibilität: In jeder Periode versus nur zufällig oder selten verfügbare Maßnahmen (z.B. Ermessensspielräume versus Ansatzwahlrecht)

• Flexibilität in der Höhe: Maßnahmen als Entweder-Oder-Entscheidungen (Abschreibungsverfahren) versus Maßnahmen mit einem Kontinuum an Wirkungen (Abschreibungsdauer)

• Schnelligkeit und Dauer der Wirkung: Ansatzentscheidung versus Wahl des Abschreibungsverfahrens

• Folgewirkungen auf spätere Perioden

• Folgewirkungen auf andere (gleichartige) Geschäftsvorfälle: Bilanzierungswahlrecht je Geschäftsvorfall versus Stetigkeitsgrundsatz

• Erkennbarkeit: Erläuterung bilanzpolitischer Maßnahmen im Anhang versus Ausnutzung von Ermessensspielräumen und reale bilanzpolitische Maßnahmen

• Kosten der Inanspruchnahme

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44Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Grenzen der Bilanzpolitik

Bilanzpolitik kann nicht uneingeschränkt betrieben werden, sondern unterliegt

rechtlichen und faktischen Grenzen:

Rechtliche Grenzen

• …resultieren aus dem in den Rechnungslegungsvorschriften kodifizierten

Stetigkeitsprinzip.

• Vorgegebene Kontrollinstanzen und -systeme (z.B. Aufsichtsrat und Prüfungs-

ausschuss, Abschlussprüfer, DPR) grenzen Bilanzpolitik teilweise ein.

Faktische Grenzen

• …ergeben sich aus Kosten/Nutzen-Erwägungen und auch aus ethischen

Grundsätzen.

Möglichkeiten der (empirischen) Messung von Bilanzpo litik?

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45Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

1. Bilanzpolitik1.1 Definition und Systematisierung von Bilanzpolitik1.2 Empirische Studien zur Bilanzpolitik…

2. …

3. …

4. …

5. …

6. …

7. …

Gliederung

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46Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Identifikation von Bilanzpolitik

• Externe Bilanzleser können schwer Aussagen über Art und Umfang der von

Unternehmen gemachten Bilanzpolitik treffen.

� Inwieweit resultieren ungewöhnlich hohe/niedrige Posten tatsächlich aus

Bilanzpolitik?

• Ungewöhnliche Situationen bzw. Konstellationen, die auf Bilanzpolitik

hindeuten können:

− große Postenänderungen ggü. der Vorperiode

− hohe nicht-zahlungswirksame Beträge wie z.B. Zu- oder Abschreibungen,

Rückstellungen (accruals)

− hohe Einmaleffekte

− Änderung von Bilanzierungs- und Bewertungsmethoden

− Bilanzkennzahlen gerade knapp über kritischen Grenzwerten

− untypische Kennzahlen im Vergleich zu vergleichbaren Unternehmen

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47Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Messung buchmäßiger Bilanzpolitik (1)Gewinnglättung

Empirische Studien zu Bilanzpolitik (� Earnings Management) untersuchen häufig das Ziel der Gewinnglättung (income smoothing):

Die Ergebnisse aufeinanderfolgender Perioden sollen möglichst gering voneinander abweichen, d.h. es wird ein möglichst „geglättetes Ergebnis“ angestrebt.

� Das Unternehmen stellt sich als „sicher(er)es Investment“ dar.

� Schwankungen der erwarteten Renditen (Renditevolatilität) werden als Risikofaktor wahrgenommen.

ungeglättetes Ergebnis

Ergebnis

t

geglättetes Ergebnis

Ergebnis

t

μ = 100 GE, σ = 20 % μ = 100 GE, σ = 5 %

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48Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Messung buchmäßiger Bilanzpolitik (2)Messung von Gewinnglättung

• Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Bilanzpolitik in Form von Gewinnglättung zu messen. Eine Möglichkeit ist die Analyse der Standardabweichung der Ergebnis-größe im Verhältnis zur Standardabweichung des (operativen) Cashflows (OCF):

)(

)(

,

,

ti

ti

OCF

ößeErgebnisgrtungGewinnglät

σσ

=)(

)(

,

,

ti

ti

OCF

ößeErgebnisgrtungGewinnglät

σσ

=

Interpretation:

Die Volatilität der Ergebnisgröße ist dann geringer als die Volatilität des oper. Cashflows, wenn das Management vermehrt Periodenabgrenzungen einsetzt.

� Je geringer das Verhältnis von σ(Ergebnisgröße) zu σ(OCF), desto mehr Bilanzpolitik in Form von Gewinnglättung wird betrieben!

• Neben dieser häufig untersuchten Maßgröße existiert eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten, Gewinnglättung zu messen, die sich z.B. häufig auf das Verhältnis und/oder die Korrelation von Ergebnisgröße, Periodenabgrenzung und Cashflow stützt.

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49Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Messung buchmäßiger Bilanzpolitik (3)Periodenabgrenzungen (accruals)

• Bestimmung des maximalen Ausmaßes buchmäßiger Bilanzpolitik innerhalb

einer Periode anhand der Analyse der Periodenabgrenzungen (accruals)

� Differenz zwischen Jahresergebnis und dem operativen Cashflow

(= zahlungsunwirksame Aufwendungen und Erträge) als Betrag der

„gesamten Periodenabgrenzungen“ (GPA).

• Messung ergebnismaximierender/-minimierender Bilanzpolitik mit dem

Betrag „diskretionärer Periodenabgrenzungen“ (DPA), die sich als Differenz

aus dem Gesamtbetrag (GPA) und den „normalen Periodenabgrenzungen“

(NPA) ergeben: GPA = NPA + DPA

• Problem: Wie hoch ist der Betrag der „normalen Periodenabgrenzungen“?

� Ermittlung der NPA durch z.B. …

− Durchschnittsbildung

− (Modifiziertes) Jones-Modell

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50Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Messung buchmäßiger Bilanzpolitik (4)Periodenabgrenzungen (accruals)

• Durchschnittsbildung: ���� = �

�∗ ∑ ����

��� ������

• „Jones“-Modell: Annahme, dass sich die normalen Periodenabgrenzungen

mit der wirtschaftlichen Entwicklung des Unternehmens ändern. Erklärung

der gesamten Periodenabgrenzungen durch folgende (jeweils durch die

Bilanzsumme größenadjustierte) Faktoren:

���� = �� + �� ∗ ∆ ������� + �� ∗ ���������� !"!���! !�� + #�

− Umsatzwachstum bedingt entsprechende Änderung der normalen

Periodenabgrenzungen (z.B. Working Capital)

− Bruttoanlagevermögen (zu historischen AHK) als Kenngröße zur

Approximation der normalen Abschreibungen

� Prognose der Höhe der Bilanzpolitik über:

$��� = ���� −����

= ���� − (�� + �� ∗ ∆ ������� + �� ∗ ���������� !"!���! !��)

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51Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Messung buchmäßiger Bilanzpolitik (5)Periodenabgrenzungen (accruals)

Problematik der dargestellten Schätzmodelle:

• Bei den in den Modellen als diskretionäre Periodenabgrenzungen geschätz-

ten Beträgen handelt es sich dem Grunde nach um „unerwartete“ bzw.

„abnormale“ Periodenabgrenzungen, die ihre Ursache sowohl in „normalen“

Periodenabgrenzungen wie auch in Bilanzpolitik haben können.

• Implizite Annahme, dass der operative Cashflow die unbeeinflusste und der

Gewinn die bilanzpolitisch manipulierte Größe ist, ist nicht zwingend sach-

gerecht. � reale Bilanzpolitik!

• Beispiel: Einbruch der Nachfrage nach Waren kurz vor dem Bilanzstichtag führt zu

„unerwarteter“ Erhöhung des Vorratsbestands.

� unerwartete Erhöhung der Periodenabgrenzungen

� Jones-Modell: Signal für gewinnerhöhende Bilanzpolitik!

� Faktisch ist der operative Cashflow gesunken, was einer Gewinnminderung

entspricht, ohne dass Bilanzpolitik betrieben wurde.

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52Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Messung buchmäßiger Bilanzpolitik (6)Periodenabgrenzungen (accruals)

• Im Sinne der performance measure hypothesis ist Earnings Management

nicht per se als „schlecht“ einzustufen.

• Unter der Annahme, dass Rechnungslegung über die Cashflows hinaus einen

Informationsgehalt hat, muss sich dieser in den Periodenabgrenzungen

widerspiegeln.

� Entscheidungsrelevante Informationen zeigen sich in unerwarteten

Periodenabgrenzungen!

• Problem: Die diskretionären Periodenabgrenzungen werden über die uner-

warteten Periodenabgrenzungen ermittelt.

� Es kann auf Basis der dargestellten Modelle nicht differenziert werden

zwischen „negativer“, d.h. verzerrender, und positiver, i.S. der Vermittlung

entscheidungsrelevanter Informationen, Bilanzpolitik!

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53Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Empirische Studien zu Bilanzpolitik – Überblick (1)

Bilanzpolitik ist regelmäßig Bestandteil empirischer Untersuchungen, dabei sind die Forschungsfragen vielfältig:

• Forschungsfrage: Inwiefern der Wechsel eines Rechnungslegungssystems (z.B. national GAAP auf IFRS) Einfluss auf das bilanzpolitischeVerhalten hat (z.B. durch weniger Wahlrechte).

– Barth/Landsman/Lang (2008):

International Accounting Standards and Accounting Quality

• Weitere Untersuchungsszenarien sind internationale Vergleiche z.B. auf Basis unterschiedlicher oder gleicher Rechnungslegungssysteme. Dabei können etwa länderspezifische institutionelle Rahmenbedingungen das gewinnglättende Verhalten von Unternehmen einschränken oder fördern.

– Land/Lang (2002):

Empirical Evidence in the Evolution of International Earnings

– Leuz/Nanda/Wysocki (2003):

Earnings Management and investor protection: an international comparison

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54Financial Reporting I | Wintersemester 2016/17 Prof. Dr. Bernhard Pellens | Lehrstuhl für Intern ationale Unternehmensrechnung

Empirische Studien zu Bilanzpolitik - Überblick (2)

• Weitere Untersuchungen befassen sich mit Cross-Listings (z.B. am US-ameri-kanischem Kapitalmarkt) und untersuchen, inwiefern ein Cross-Listing in einem Land mit vergleichsweise strengen institutionellen Rahmenbedingungen Anreize zu Bilanzpolitik verringert:

– Lang/Raedy/Wilson (2006):

Earnings management and cross listing: Are reconciled earnings comparable to US earnings?

• Darüber hinaus existieren zahlreiche weitere Forschungsfelder zur Bilanzpolitik: Zum Beispiel kann das bilanzpolitische Verhalten von „public and private firms“ untersucht werden. Hierbei wird unterstellt, dass der öffentliche Druck auf kapitalmarktorientierte Unternehmen Anreize zu bilanzpolitischem Verhalten verringert, da der Informationsfunktion mehr Bedeutung zukommt:

– Burgstahler/Hail/Leuz (2006):

The importance of reporting incentives: Earnings management in European private and public firms

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Empirische Studien im Einzelnen (1)

Barth/Landsman/Lang (2008):International Accounting Standards and accounting quality(Journal of Accounting Research, Vol. 46, S. 467-498)

Forschungsfrage:Führt Anwendung der IAS zu besserer Qualität der Rechnungslegung (u.a. gemessen anhand von Earnings Management)?

Untersuchungsgegenstand: Vergleich von (freiwilligen) IAS- und Nicht-IAS-Anwendern in 21 Ländern von 1994-2003

Datenbasis:insges. 1.896 Beobachtungen (firm-year-observations), davon 327 IAS-Anwender

Ergebnisse:Unternehmen, die ihre Rechnungslegung nach IAS (IFRS) aufstellen, weisen im Schnitt eine höhere Rechnungslegungsqualität (� weniger Bilanzpolitik) auf. Dabei zeigt sich, dass ein Wechsel auf IAS die Qualität der Rechnungslegung im Zeitablauf erhöht.

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Empirische Studien im Einzelnen (2)

Land/Lang (2002):Empirical evidence on the evolution of international earnings(The Accounting Review, Vol. 77, Supplement 2002, S. 115-133)

Forschungsfrage:Wie entwickelt sich bilanzpolitisches Verhalten im Zeitablauf und gleichen sich die Ergebnis-Kurs-Multiples (KGV) im Zeitablauf international an?

Untersuchungsgegenstand: Vergleich von Australien, Kanada, Frankreich, Deutschland, Japan, Großbritannien und United States von 1987-1999 (bzw. 1987-1992 vs. 1994-1999)

Datenbasis:pro Jahr durchschnittlich 4.195 Unternehmen (unbalanced panel)

Ergebnisse:Ergebnis-Kurs-Multiples gleichen sich im Zeitablauf international an, allerdings sind nach wie vor Unterschiede nachzuweisen. Bilanzpolitisches Verhalten sinkt im Zeitablauf.

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Empirische Studien im Einzelnen (3)

Leuz/Nanda/Wysocki (2003):Earnings management and investor protection: an international comparison(Journal of Financial Economics, Vol. 69, S. 505-527)

Forschungsfrage:Reduziert strenger Anlegerschutz das bilanzpolitische Verhalten von Unternehmen?

Untersuchungsgegenstand: Vergleich von 31 Ländern mit unterschiedlichem Anlegerschutz (Indikatoren z.B. Rechte der Anleger, Schärfe des Enforcements, Bedeutung des Kapitalmarktes) von 1990-1999

Datenbasis:insges. 70.955 Beobachtungen (firm-year-observations); Bildung von Clustern

Ergebnisse:Unternehmen in Ländern mit hohem Anlegerschutz, eher niedriger Anteilseigner-konzentration und hoch entwickelten Kapitalmärkten weisen ein geringeres Maß an bilanzpolitischem Verhalten auf.

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Empirische Studien im Einzelnen (4)

Lang/Raedy/Wilson (2006):Earnings management and cross listing: Are reconciled earnings comparable to US earnings?(Journal of Accounting and Economics, Vol. 42, S. 255-283)

Forschungsfrage:Führt ein Cross Listing in den USA aufgrund eines strengeren regulatorischen Umfelds zu einer Reduktion bilanzpolitischen Verhaltens in nicht-US-Unternehmen?

Untersuchungsgegenstand: Untersuchung von nicht-US-Unternehmen aus mehreren Ländern mit unterschiedlichem Anlegerschutz und Analyse des bilanzpolitischen Verhaltens

Datenbasis:181 nicht-US-Unternehmen bzw. 698 Beobachtungen (firm-year-observ.), verglichen mit „matched“ US-Unternehmen

Ergebnisse:Nicht-US-Unternehmen weisen mehr bilanzpolitisches Verhalten auf als US-Unternehmen. Dabei wird Unternehmen aus Ländern mit geringem Anlegerschutz mehr Bilanzpolitik nachgewiesen, was bedeuten könnte, dass das regulatorische Umfeld in den USA keinen bzw. nur einen schwachen Einfluss auf das bilanzpolitische Verhalten der Cross-Lister hat.

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Empirische Studien im Einzelnen (5)

Burgstahler/Hail/Leuz (2006):The importance of reporting incentives: Earnings management in European private and public firms(The Accounting Review, Vol. 81, S. 983-1016)

Forschungsfrage:Tragen Kapitalmärkte und ein strenges institutionelles Umfeld (z.B. hoher Anlegerschutz) dazu bei, dass Unternehmen weniger Bilanzpolitik betreiben, da die Informationsfunktion von Abschlüssen bei öffentlichen Kapitalmärkten eine höhere Bedeutung hat?

Untersuchungsgegenstand: Öffentlich, über den Kapitalmarkt und privat finanzierte Unternehmen in EU-Mitgliedstaaten (Stand: 2003) von 1997-2003

Datenbasis:insg. 378.122 Beobachtungen (firm-year-observations); davon 9.502 Beobachtungen öffentlich finanzierter und 368.620 Beobachtungen privat finanzierter Unternehmen.

Ergebnisse:Privat finanzierte Unternehmen weisen höheres Maß an Bilanzpolitik auf. Allgemein bedingen Länder mit strengem institutionellem Umfeld geringeres Maß an Bilanzpolitik.

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Empirische Studien im Einzelnen (6)

Feng (2008):Annual Report Readability, Current Earnings, and Earnings Persistence(Journal of Accounting & Economics, Vol. 45, S. 221-247)

Forschungsfrage:Gibt es einen Zusammenhang zwischen der Lesbarkeit von Geschäftsberichten und der Unternehmensperformance sowie Gewinn-Persistenz?

Untersuchungsgegenstand: Unternehmen, die bei der SEC ein 10-K-File im Zeitraum von 1993-2003 einreichen mussten.

Datenbasis:insg. 55.719 Beobachtungen (firm-year-observations).

Ergebnisse:Geschäftsberichte von Unternehmen mit niedrigeren Ergebnissen sind schwerer zu lesen/verstehen.

Unternehmen, deren Geschäftsberichte einfacher zu lesen sind, haben persistentere Gewinne.

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Empirische Studien im Einzelnen (7)

Dilla/Janvrin (2010):Voluntary Disclosure in Annual Reports: The Association between Corporate Financial Performance, Graph Use, and Graph Type(Accounting Horizons, Vol. 24, No. 2, pp. 257-278)

Forschungsfrage:Gibt es einen Zusammenhang zwischen Grafiken in Geschäftsberichten und der Performance?

Untersuchungsgegenstand: 184 US-amerikanische Unternehmen im Zeitraum 1999-2005.

Ergebnisse:Consistent with earlier theories of graphical disclosure, we find that companies with larger decreases in performance measures tend to be less likely to graph key financial performance variables. At the same time, we extend prior research by showing that companies with larger increases in sales are more likely to graph these measures, but companies with larger increases in the “bottom line” measures of net income and earnings per share are less likely to graph KFVs. Our results indicate that the relationship between changes in corporate performance and graph usage is more complex than the simple directional relationships found in earlier research.

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Empirische Studien im Einzelnen (8)

Dichev/Graham/Harvey/Rajgopal (2013):Earnings Quality: Evidence from the field(Journal of Accounting and Economics, Vol. 56, pp. 1-33)

Forschungsfrage:Gefragt wurde nach der Einschätzung der CFOs hinsichtlich Bilanzpolitik von Unternehmen.

Untersuchungsgegenstand: Befragung von 169 CFOs börsennotierter US-Unternehmen im Jahr 2011.

Ergebnisse:

• Ca. 20 % der Unternehmen betreiben Bilanzpolitik.

• Typische Bilanzpolitik verzerrt den Gewinn je Aktie um ca. 10 %.

• Ca. 60 % der Bilanzpolitik ist gewinnerhöhend im Gegensatz zu gewinnmindernd.

• Hauptmotive für Bilanzpolitik:

− Beeinflussung des Aktienkurses und der Managementvergütung

− Erreichen von Zielgrößen für den Gewinn (z.B. Analystenschätzungen)

− Gewinnglättung und Vermeidung der Verletzung von Covenants

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Checkliste

Was Sie nun nach Kapitel 1 wissen sollten…

• Bilanzpolitik bedeutet im Allgemeinen die zielgerichtete Gestaltung des Jahresabschlusses mit Hilfe rechtlich zulässiger Instrumente.

• Bilanzpolitik ist in jedem Rechnungslegungssystem möglich. Dabei ist zwischen Sachverhaltsgestaltung und Sachverhaltsabbildung zu unterscheiden.

• Bilanzpolitik kann nicht uneingeschränkt durchgeführt werden, sondern unterliegt rechtlichen und faktischen Grenzen.

• Bilanzpolitik ist häufig Bestandteil empirischer Studien. In Abhängigkeit der bilanzpolitischen Ziele (z.B. Gewinnglättung) existieren zahlreiche Forschungsfragen und Möglichkeiten, bilanzpolitisches Verhalten zu messen.


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