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Jugendliche und ihre Perspektive auf Konflikte in Sozialen Netzwerkdiensten – Eine Studie der JFF-Forschung im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM)

Wo der Spaß aufhört ...

Eckdaten zur Teilstudie:

• 13Gruppenerhebungenmit61 JugendlichenimSommer2011• Alter:13und16Jahre• Bildungsniveau:Hauptschule(30), Realschule/Gymnasium(31)• Geschlecht:26Mädchen,35Jungen• Fokusplattform:facebook.com

Wagner,Ulrike;Brüggen,Niels;Gerlicher,Peter;Schemmerling,Mareike(2012):Wo der Spaß aufhört ... Jugendliche und ihre Perspek-tive auf Konflikte in Sozialen Netzwerkdiensten. TeilstudieimProjekt„DasInternetalsRezeptions-undPräsentationsplattformfürJugendliche“imAuftragderBayerischenLandeszentralefürneueMedien(BLM).München:JFF–InstitutfürMedienpädagogikinForschungundPraxis.

Wer diese Konfliktformen und Regeln nicht kennt, wer Kon-flikte auf Facebook & Co. auf Cybermobbing reduziert, kann auch keine Hilfe geben. Für die meisten Erwachsenen trifft dies aus Sicht der Jugendlichen zu. Doch mitunter sind auch Jugendliche damit überfordert. Gerade mit den „Freundes-freunden“ entsteht aus einem „Spaß-Streit“ vielfach ein ernsthafter Konflikt, da man sich nicht so gut kennt. Miss-verständnisse sind somit eine häufige Ursache für Konflikte in Online-Communitys. Als Lösungsoptionen sprechen die Jugendlichen unter anderem auch Scheinlösungen an. Zum Beispiel kann das oft genannte Ignorieren genauso ein „Aushalten einer Anfeindung“ wie ein souveränes „Über der Anfeindung stehen“ bedeuten.

Grundsätzlich formulieren Jugendliche den Anspruch an sich und andere, Konflikte selbstbestimmt zu lösen. Deshalb wirkt es von außen betrachtet teilweise so, als ob Jugendliche miterlebte Konflikte zwischen anderen Personen ignorieren.

»(...) wenn das Erwachsene sind, dann wissen die auch nicht, wie das Jugendliche in unserem Alter so lösen würden, und was man da lächerlich findet und was halt eben ein No-Go ist (...) dass man dann das sowieso nicht macht, was die einem sagen.«

Jugendliche haben einen sehr differenzierten Blick auf Online-Konflikte. Sie unterscheiden zwischen „Spaß-Streit”, Meinungsverschiedenheit, Streit und Mobbing. Dahinter liegt ein komplexes System aus Regeln, wie man bei welchem Konflikt reagieren kann.

In der Studie „Wo der Spaß aufhört ... Jugendliche und ihre Perspektive auf Konflikte in Sozialen Netzwerkdiensten“ werden Leitlinien für die pädagogische Arbeit mit Jugendli-chen formuliert:

Wo der Spaß aufhört … erschließt sich erst dann, wenn man einen differenzierten Blick auf die verschiedenartigen Konfliktformen wirft. Nur wer die Perspektive der Jugend-lichen aufgreift, kann beurteilen, wo Jugendliche Unterstüt-zung benötigen. Unverzichtbar ist, die unterschiedlichen Konfliktformen in ihrer Bandbreite mit Jugendlichen zu thematisieren und mit ihnen gemeinsam Handlungsmög-lichkeiten zu diskutieren.

Wo der Spaß aufhört … liegt nicht allein im Ermessen der Streitenden. Auch gesellschaftlich geprägte Werteorientie-rungen spielen eine entscheidende Rolle im Aushandeln von Online-Konflikten. Das Spannungsverhältnis zwischen Erfahrungen aus der eigenen Lebenswelt und gesellschaft-lich akzeptierten Normen und Werten muss in der pädago-gischen Praxis gemeinsam mit den Jugendlichen aufgegrif-fen werden.

Wo der Spaß aufhört … gibt es Klärungsbedarf. Nicht Konflikte an sich, sondern eskalierendes Konflikthandeln sollten in der pädagogischen Arbeit abgelehnt werden. In der Arbeit mit Jugendlichen gilt es, konstruktive Wege zum Handeln in Online-Konflikten zu erarbeiten und zu diskutieren. Zudem gilt zu klären, wie und wann andere in Online-Konflikten unterstützt werden können und sollten.

»Bei mir ist es kein Mobbing, sondern eher so spaßhaft gemeint, aber das weiß diejenige Person eigentlich auch.«

Studien zur Medienkonvergenz

Die Studien zur Medienkonvergenz werden im Auftrag der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM) durchgeführt und bilden seit 2001 einen Forschungs-schwerpunkt des JFF.

Sie fragen danach,• wieJugendlichesichinkonvergentenMedienwelten bewegen und diese nutzen,• wiesiemedialeInhalte,AngeboteundStrukturenon- line und offline in ihre Lebensgestaltung einbeziehen,• wosiesichbereitsmedienkompetentbewegenundan welchen Stellen die pädagogische Arbeit gefragt ist.

WeitereInformationenunter:www.jff.de/medienkonvergenz

„Das Internet als Rezeptions- und Präsentationsplatt-form Jugendlicher“ (2007 – 2012) ist die fünfte Konver-genzstudie und zielt auf eine umfassende Aufklärung des Medienhandelns Jugendlicher im heutigen Social Web.

Ziel: Abschätzung der Bedeutung des Online-Medien-handelns von Heranwachsenden für ihre Lebensvollzüge.

1. Abschnitt 2007 – 2009: Analyse jugendnaher Plattformen und ausgewählter Selbstdarstellungen von 14- bis 20-Jährigen.

2. Abschnitt 2009 – 2012: Untersuchung der Nutzerseite.

1. Teilstudie 2009/10: Jugendliche und ihre Perspektive auf Datenschutz / Persönlich-keitsrechte in Sozialen Netzwerkdiensten.

2. Teilstudie 2011/12: Jugendliche und ihre Perspektive auf Konflikte in Sozialen Netwerkdiensten.

JFF–InstitutfürMedienpädagogikin Forschung und PraxisPfälzer-Wald-Str. 64 81539 MünchenTelefon:+49(0)89689890Telefax:+49(0)8968989111E-Mail:[email protected]

DieStudiealsDownloadfindenSieunter:www.jff.de/studie_online-konflikte

DasJFF–InstitutfürMedienpädagogikinForschungund Praxis wurde 1949 gegründet und befasst sich seither in Forschung und pädagogischer Praxis mit dem Medienumgang der heranwachsenden Generation. Ein Spezifikum des JFF ist die Verknüpfung von Forschung und Praxis.

Die Forschung des JFF zielt darauf ab, die Medienan-eignung Heranwachsender vor dem Hintergrund ihrer personaler, soziokultureller und medialer Kontexte nachzuzeichnen. Neben der Wahrnehmung, Nutzung und Bewertung von Medien stehen dabei die kom-plexenProzessederIntegrationvonMedienindieLebensvollzügeimZentrumdesInteresses.ImRah-men dieses auf Verstehen gerichteten Forschungs-interesses werden qualitative und quantitative Methoden der empirischen Sozialforschung verzahnt. Wichtiges Anliegen ist dabei, aus den Ergebnissen auch Hinweise für pädagogisches Handeln zu gewin-nenundmedienpolitischeReflexionenanzustoßen.

DieStudie„WoderSpaßaufhört...“wurdefinanziertvon:


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