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Projektantrag an die ENGAGEMENT GLOBAL gGmbH auf Gewährung einer Zuwendung bzw. von Zuschüssen aus Mitteln des Bundesministeriums für
wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
SKEW-
Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte (NAKOPA) – CO2-Kompensation
Förderung der Verwendung von Solar Fischer-Laternen um die
Verwendung von Kerosin Drucklampen für das Nachtfischen im Lake
Victoria zu reduzieren
In der Kleinfischerei in Tansania sind Kerosin Drucklampen weit verbreitet um nachts Fische
anzulocken. Diese Lampen verursachen erhebliche Umweltschäden durch Emissionen von ca. 15.000
Tonnen CO2 pro Jahr in der Region Mwanza durch Wasser- und Bodenverschmutzung, durch
ausgelaufenes Kerosin und durch Verbrennungsrückstände. Da 35%-50% des Einkommens der
Fischer für Kerosin und Wartung der Lampen ausgegeben werden muss, geht die Fischerei zurück
und die Armut steigt bedrohlich an. Bereits seit 2004 versucht der Würzburger M.W.A.N.Z.A. e.V. -
bislang leider erfolglos- in Mwanza Kerosinlampen durch Solarlampen zu ersetzen, somit die
Umweltbelastungen zu mindern und die sozioökonomische Situation nachhaltig zu verbessern. Mit
dem hier gestellten Projektantrag soll ein Durchbruch geschafft werden, da mit der beantragten
Anschubfinanzierung ein Grundstock an Material- und Trainingskosten sichergestellt werden wird.
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Vorarbeiten S. 3 Antragstellung S. 5 Antragsbegründung S. 5 Erfolg S. 6
Durchführungsprobleme S. 7
Projektdurchführung S. 8
Aufbau der Projektstruktur S. 9
Schulungen / Training S. 10
Beschaffung der Solarlampen S. 11
Ansparen und Mikrofinanzierung S. 16
Zerstörung der umweltschädlichen Kerosinlampen S. 23
Ausblick S. 25
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Vorarbeiten
Ein Vorläufer dieses Projektes war 2011 das Sponsoring von Solar-Fischerlampen des Würzburger
Ingenieurs Thomas Petsch. Angeregt durch die Situation in Mwanza entwickelte Thomas Petsch ein
System, bei dem acht Edelstahl-Schwimmbojen, die Akku samt Lampe tragen, durch eine
gemeinsame Ladestation geladen und den Fischern für den Fang über Nacht zur Verfügung gestellt
werden.
In Kooperation von Stadtverwaltung Mwanza, der zuständigen Fischer-Kooperative, TAREA und
M.W.A.N.Z.A. e.V. wurde dieses System in Luchelele stationiert. Allein auf den theoretischen
Kenntnissen des Würzburger Sponsors basierend erwies sich dieses Pilotprojekt wegen der Größe
und des Gewichtes der Lampen und durch die schwierige Organisationsform als unzureichend
geeignet. Es weckte aber das Interesse bei den einheimischen Fischern an dieser Art des Einsatzes
alternativer Energie.
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2013 erfolgte eine Konstruktionsübung der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, Bereich
Architektur, zum Bau von Solarflößen. Im Seminar von Prof. Wolfgang Fischer (FHWS) wurde "Ein
Floß für Tansania" konstruiert, das, in Zusammenarbeit mit Prof. Bohn (FHWS – Elektrotechnik) der
die Batterien und die Lampen stellte. Diese wurden dann in praktischen Schwimmversuch getestet.
Die Skizzen wurden nach Mwanza an TAREA als Studienobjekte weitergegeben.
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2014 wurde erstmals die OMNIVOLTAIC Solarlampe in Mwanza vorgestellt. Bei einer ostafrikanischen
Handelsmesse in Mwanza wurde Ende August von ZARA-Solar das Fischerlampen-Solarmodell
„Catch“ von OMNIVOLTAIC vorgestellt.
Siehe: https://www.OMNIVOLTAIC.com/catalog/catch-300-night-fishing-light/
Im Januar 2015 wurde auf Initiative des M.W.A.N.Z.A. e.V. ein Exemplar mit nach Würzburg gebracht,
um es von Prof. Bohn (FHWS) auf seine Qualität prüfen zu lassen. Diese Tests verliefen positiv und
Prof. Bohn sprach die Empfehlung aus, diese Solarlampen einzusetzen.
Antragstellung Im Juli 2015 wurde beschlossen einen Förderantrag bei der „Servicestelle Kommunen in der Einen
Welt“ (SKEW) im Programm „Nachhaltige Kommunalentwicklung durch Partnerschaftsprojekte
(NAKOPA) – CO2-Kompensation“ zu stellen. Das Ziel dieses Programmes ist es, Projekte zu fördern,
die zu CO2-Einsparungen führen. Damit sollen u.a. CO2-Emissionen, die z.B. bei Flugreisen der BMZ-
MitarbeiterInnen entstehen, kompensiert werden. Der Inhalt und die Begründung für die
Antragstellung beinhaltete auch die sozio-ökonomische Situation der Fischer und des Fischhandels,
sowie Klima- und Umweltgesichtspunkte.
Im Oktober 2015 wurde der Antrag mit Fördermitteln in Höhe von ca. 18500 € genehmigt und ein
Vertrag über die Durchführung des Projektes zwischen den Städten Mwanza und Würzburg
geschlossen. Ende 2015 konnten durch einen Ergänzungsantrag nochmals über 16000€ bereit gestellt
werden.
Die für das nun erarbeitete Projekt notwendige Durchführungsplanung wurde in Zusammenarbeit von
Jacob Ruhonyora (TAREA), Michael Stolz (M.W.A.N.Z.A. e.V.) sowie den Stadtverwaltungen Mwanza
und Würzburg erstellt.
Antragsbegründung
In der Kleinfischerei in Tansania sind Kerosin-Drucklampen weit verbreitet um Fische anzulocken.
Typischerweise werden zwischen 2 und 4 Liter Kraftstoff pro Lampe und Nacht benötigt. Dies
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verursacht erhebliche Kosten und ist damit ein wesentliches Hindernis für die wirtschaftliche
Entwicklung der Fischerei. Der Literpreis für Kerosin liegt deutlich über 1€ und steigt weiter.
Insgesamt verbrauchen die Fischer am Viktoria See so viel Kerosin-Kraftstoff wie etwa 1 Million
gewöhnlicher Haushaltslaternen (entspricht einer Lampe in jedem sechsten Haus in Tansania). Die
entsprechenden CO2-Emissionen betragen ca. 85.000 Tonnen pro Jahr. Dies sind rund 1,3% der
gesamten energiebedingten CO2-Emissionen aus Tansania. Nach Untersuchungen der "Tanzania
Renewable Energy Association" (TAREA) müssen die Fischer bis zu 50% ihres Nettolohnes für
Beleuchtungskosten (Kraftstoff und Wartung der Lampen) aufwenden. Dies hat auch dazu geführt,
dass trotz des Fischreichtums im Viktoriasees der Fischfang immer weiter zurück geht. Viele Fischer
machten sich aufgrund der schlechten Verdienstmöglichkeit auch auf die Suche nach anderen
Erwerbsmöglichkeiten. Der Fischhandel und die Weiterverarbeitung der Fische liegen traditionell in
Frauenhand. Auch hier ist eine Zunahme des Fischfanges mehr als wünschenswert, da mit den zu
geringen Fischmengen, die angeliefert werden, auch ihre Einnahmen gesunken sind und sie den
Unterhalt ihrer Familien nicht mehr sicherstellen können.
In einer TAREA Studie über die Herausforderungen für die Fischer am Lake Victoria wurden folgende
Probleme festgestellt:
hohe laufende Kosten durch die Verwendung von Kerosin-Drucklampen,
Umweltschäden durch Kerosinnutzung,
Mangel an bezahlbaren Fanggeräten,
Umweltzerstörung,
illegale Fischerei mit Giften,
nicht nachhaltige Landwirtschaft mit Hilfe von Pflanzenschutzmittel an den Seeufern,
hohe Rate der Unterernährung,
mobile Fischer müssen von ihren Familien häufig getrennt leben.
Erfolg Durch den Einsatz von Solarlampen konnten die Kosten der Fischerei erheblich gesenkt werden, was
wiederum einen Anreiz für Menschen darstellt wieder mehr in der Fischerei arbeiten. Mehr Fische
werden gefangen und Fischhändlerinnen und Fischverarbeiterinnen erhalten genügend Fische, um
ihre Geschäfte aufrecht zu erhalten. Auch konnte nachgewiesen werden, dass sich die Fangquoten
durch die wesentlich helleren Solarlampen mehr als verdoppelt haben.
Bis Ende 2016 wurden insgesamt mehr als 480 Fischer motiviert, geschult und in das Projekt
einbezogen. Zur Zeit sind es bereits 506 Fischer, die in 24 Gruppen organisiert sind.
Die Fischer haben nun eine Zukunftsperspektive, sparen Geld und investieren neben dem Kauf von
Solarlampen auch in neue Boote, Außenbordmotoren und sogar in Grundstücke und Häuser, die das
Leben in der Nähe der Häfen ermöglicht.
Diese nun bestehende WIN-WIN-Situation wurde nur durch das Projekt und durch die erfolgte
Anschubfinanzierung ermöglicht.
Wie leider in Afrika oft üblich, sind die Zeitpläne oft nicht einzuhalten. Je kürzer die Projektlaufzeit
ist, umso schwieriger ist es die Projketziele zu erreichen. Wir konnten es zumindest schaffen, dass die
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sehr bedeutende Einführung in die neue umweltfreundliche Technik des Fischens mit Solarlampen
während der Projektlaufzeit durchgeführt werden konnte. Leider konnten bis Ende 2016 nur 86
Solarlampen zur Verfügung gestellt werden. Weitere 110 Lampen werden Anfang 2017 ausgeliefert.
Die über 500 geschulten Fischer warten nun auf weitere Lampen.
Trotzdem konnte die im Projektzeitraum prognostizierte CO2 - Kompensation mit einer Einsparung
von 93 -260 Tonnen CO2 - je nach Kerosinverbrauch der alten Lampen - erreicht werden. Dies ist auf
den häufigeren Einsatz der Solarlampen zurückzuführen. Dies entspricht einer Kompensation von 36 -
100 Flügen Frankfurt-Mwanza-Frankfurt.
Das vorliegende Projekt ist aus unserer Sicht eines der wichtigsten Projekte, die in der
partnerschaftlichen Beziehung zwischen Mwanza und Würzburg durchgeführt wurden. Es verspricht
und hat schon gezeigt, dass der Ersatz der teuren, gefährlichen und umweltschädlichen Kerosin-
Drucklampen durch umweltfreundliche Solarlampen sowohl aus Sicht des Umweltschutzes, als auch
aus sozio-ökonomischer Sicht ein großer Erfolg wurde.
Durchführungsprobleme - Zusammenarbeit mit der Stadt Mwanza
Der seitens der Stadtverwaltung Mwanza (MCC) mit der Durchführung des Projektes betraute City
fishery officer - Omary Kamata erwies sich für diese Aufgabe als ungeeignet. Eine vertrauensvolle
Zusammenarbeit erwies sich als schwierig. Die Aufgabe wurde seitens MCC deshalb Mitte 2015 an
den Project Coordinator Amin Abdallah übertragen. Amin Abdallah arbeitet sehr
verantwortungsbewusst im Sinne des gemeinsamen Projektes und genießt unser volles Vertrauen.
Die Vorschriften der Finanzverwaltung in Tansania sehen Einzahlungen auf ein allgemeines Konto der
Stadt Mwanza vor, von dem dann anfallende Ausgaben für verschiedene Zwecke abgebucht werden.
Durch diese Praxis ergaben sich nicht hinnehmbare Verzögerungen, da für das Projekt notwendige
Ausgaben nicht fristgerecht getätigt werden konnten. Erst nach langwierigen Verhandlungen mit
dem zuständigen Ministerium in Dodoma konnte MCC erreichen, dass ein Konto, das ausschließlich
den Einzahlungen und Ausgaben für Projekte zwischen den Partnerstädten Würzburg und Mwanza
dient, eingerichtet wurde. Seit Mitte 2016 können Auszahlungen zeitnah erfolgen.
- Beschaffung der Solarlampen
Aufgrund geschilderter Finanzprobleme konnten erst im April 2016 die ersten Solarlampen eingesetzt
werden. Die ersten 36 Solar-Lampen wurden bei der in Mwanza ansässigen Firma ZARASOLAR
gekauft. ZARASOLAR hatte diese Lampen auf Lager, konnte oder wollte aber keine weiteren
beschaffen. Inzwischen hatte sich die Fa. SIMUSOLAR am Viktoriasee angesiedelt und konnte im
Oktober 2016 weitere 50 Solarlampen des gleichen Typs liefern. Der Preis der restlichen Ende 2016
gekauften 110 Lampen verteuerte sich aber von ca. 100€ auf ca. 150 € pro Stück. Neben
Preisanpassungen und erhöhten Logistikkosten ist dies aber hauptsächlich auf eine verbesserte
Ausstattung zurückzuführen. So können die neuen Lampen um Diebstählen vorzubeugen nun per
GPS geortet werden, über eine Codeeingabe gesperrt und entsperrt werden. Eine Bezahlung der
Mietkosten und die Verwaltung der Lampen ist nun über das in Afrika weit verbreitete M-Pesa
Mobilfunk-Bezahlsystem möglich.
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Projektdurchführung TAREA teilte uns mit, dass ein Großteil der Fischer noch nicht auf lange Sicht planen konnte und
ihnen die Vorteile der Kraftstoffeinsparung erst erläutert werden müssen. So wurden von TAREA
und der Stadt Mwanza auch Informationsveranstaltungen und Schulung der Fischer zur
betriebswirtschaftlicher Planung, zu einem Ansparsystem und zur Mikrofinanzierung durchgeführt.
Die Organisation und Durchführung des Verleih- und Sparsystems wird genossenschaftlich
durchgeführt. In bislang 24 Gruppen wurden Gruppensprecher gewählt, die die Bücher führen und
den Verleih beaufsichtigen. Die Fischer, die die Solarlampen einsetzen, wirken aber als
Multiplikatoren um weitere Fischer zum Kauf oder Mietnutzung dieser Lampen zu bewegen.
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Aufbau der Projektstruktur Die Struktur der Organisation wurde ab Oktober 2015 aufgebaut. Dazu gehörte das Einrichten eines
notwendigen kleinen Büros mit Kommunikationsmöglichkeiten, sowie die Beschäftigung eines
Vollzeitmitarbeiters für ein Jahr (Okt. 2015-Okt. 2016). Hierzu konnte in Absprache mit dem Mwanza
City Council (MCC) Jacob Ruhonyora gewonnen werden. Er ist hochmitiviert und verfügt über die
benötigten Kenntnisse, Erfahrungen und Kontakte. Jacob Ruhonyora ist Mitglied von TAREA Lake
Victoria Zone. TAREA ist eine NGO, die es sich u.a. zur Aufgabe gemacht hat, die nachhaltige
Etwicklung erneuerbarer Energieen zu fördern. TAREA versteht sich als Dachorganisation, die
Mitglieder und Interessensgruppen zusammenführt.TAREA wurde im Jahr 2000 gegründet und am 7.
Mai 2001 offiziell vom Tansania-Innenministerium mit der Nummer SA10900 registriert. Ziel von
TAREA ist es, die nachhaltige Entwicklung der erneuerbaren Energietechnologien auf dem Festland
Tansanias zu fördern. TAREA kooperiert mit allen wichtigen Unternehmen in Tansania, sowie
international arbeitenden Organisationen. (siehe https://www.tarea-tz.org/)
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Schulungen / Training Die interessierten und in Gruppen organisierten Fischer, die die Solarlampen einsetzen wollten,
wurden im Gebrauch der Solarlampen, sowie in der Handhabung des Mietsystem und dem
nachhaltigen Wirtschaften geschult. Diese Schulungen wurden von TAREA in Zusammenarbeit mit
der Stadt Mwanza durchgeführt. Insgesamt wurden 2016 ca. 20 Schulungen in Gruppen mit etwa je
20 Teilnehmern durchgeführt. Praktische Schulungen und Trainingseinheiten verzögerten sich
aufgrund der verspäteten Lieferung der ersten Solarlampen aber leider. Erst von Februar 2016 bis
Mai 2016 konnten die ersten praktischen Schulungen durchgeführt werden. Etwa 30 Personen
wurden ausgewählt und besonders in der Anwendung der Solarlampen eingewiesen. Auch sollen sie
die Verwaltungsaufgaben übernehmen und als Multiplikatoren und Wissensvermittler für Fischer-
Gemeinschaften und ihre Nachbarn mitwirken.
Während des Trainings wird den Fischern gezeigt wie die Lampen zusammengebaut und geladen
werden. Eine Lampe wird dann auf ein Floß gesetzt und er wird mit einigen Fischern auf den See
hinausgefahren. Dort wird das Floß mit der Lampe auf das Wasser gesetzt und schlechtes Wetter
simuliert, indem mit dem Motorboot um die Lampe herumgefahren wurde. Die vorhandenen
Lampen wurden auf die trainierten Gruppen verteilt. Fischer mit einem Motor an ihrem Boot
gekamen vier Lampen. Fischer, die nur mit Paddeln arbeiten, bekamen je zwei Lampen. Die Fischer
mit Booten mit einem Außenbordmotor benutzen aber bisher bis zu zehn Lampen. Fischerboote
ohne Motor benutzen bisher bis zu fünf Lampen. Der Schatzmeister der Gruppe führt Buch darüber,
wer wie oft, mit wie vielen Lampen auf den See zum Fischen geht.
Begonnen wurde in den Orten Mkuyuni, Sweya, Luchelele. Kleine notwendige Ausgaben für
Arbeitsmaterialien und Fahrtkosten wurden privat von Jacob Ruhonyora vorgestreckt. Da keine
eigenen Fahrzeuge zur Verfügung standen, wurden die notwendigen Fahrten mit Daladalas
(öffentliche Kleinbusse) , Motorrad-Taxis und einem kleinen Motorboot der Stadt Mwanza
durchgeführt. Im April 2016 konnten die ersten 36 Solarlampen eingesetzt werden. Die vorrangige
Schulung von Multiplikatoren war äußerst wichtig um die Fischer an längerfristige Planungen und
nachhaltige Wirtschaft heranzuführen. Jacob Ruhonyora und die beiden deutschen TAREA Volontäre
Kilian Plaß und Nicolas Salbach besuchten dazu Fischergruppen in verschiedenen Dörfern in der
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Region Mwanza. Sehr erfolgreich waren die Informationsveranstlungen in Bwiru und in Ilemela
Municipal BMU (Beach Management Unit).
Neben den wirtschaftlichen Gründen und der potentiellen jährlichen CO2-Ersparnis von rund 15.000
Tonnen in der Region, gibt es ein drittes wichtiges Argument für die Projektdurchführung: die
Arbeitssicherheit. Das Kerosin wird bislang in den Lampen unter Druck gesetzt, gasförmiger Treibstoff
verbrennt und sorgt für ein helles Licht - bisweilen aber auch für Explosionen. Es kam aufgrund
defekter Lampen wiederholt zu schweren Unfällen; auch mit Todesfällen. Des Weiteren stellt der
Transport großer Mengen Kerosin - meist in haushaltsüblichen Glasflaschen - eine ständige Gefahr
für Mensch und Umwelt dar. Eine Auflage des Förderprogramms ist, dass für jede neue Solarlampe,
die auf Fischfang geht, eine alte Kerosinlampe vernichtet werden muss. Dass dieses Schicksal
zunächst die ältesten und klapprigsten Modelle ereilt, dürfte die Sicherheit an Bord der Holzkähne
schnell merklich erhöhen.
Beschaffung der Solarlampen Die Beschaffung der Solarlampen „Omni-Catch 300 Solar Fishing lights“ sollte parallel zur Bildung der
Gruppen und deren Training erfolgen. Als Lieferant war die in Mwanza angesiedelte Firma.
ZARASOLAR vorgesehen. ZARASOLAR ist uns persönlich bekannt und wird als zuverlässiger Partner
eingestuft. Die Beschaffung der Lampen sollte von Dezember 2015 – Mai 2015 durchgeführt werden.
Diese Beschaffung verzögerte sich aber erheblich. Aufgrund der geschilderten Finanzprobleme
konnten erst im April 2016 die ersten Solarlampen beschafft werden. Für Mkuyuni (Nyamagana
Bezirk) wurden 36 Solar-Laternen gekauft und diese an 8 aus 80 ausgewählten Fischer in Mkuyuni
verteilt.
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Einige Fischer waren sofort bereit ihre Kerosinlampen gegen die Solarlampen einzutauschen. Es
wurde aber vereinbart, dass dieser Tausch erst nach einigen Wochen vollzogen werden sollte, wenn
die Fischer vollends von den Solarlampen überzeugt sind und sich an deren Benutzung gewöhnt
haben. Die Fischer haben Angst vor Diebstählen der Lampen und daher laden sie der Sicherheit
wegen gemeinsam und zentral auf. Um Diebstählen vorzubeugen, sind die Ende 2016 gekauften
Solarlampen mit GPS und einem Codesystem ausgestattet. So läßt sich über ein Smartphone
feststellen, wo sich die Lampen befinden und nur über einen Code ein- und ausschalten. Zugleich
wird die Nutzungsdauer ermittelt und die Mietkosten über M-Pesa, einem in Afrika sehr weit
verbreiteten Mobilfunkbezahlsystem, beglichen. Dazu ist kein reguläres Bankkonto nötig. Die Fischer
möchten so schnell wie möglich mehr Lampen, auch, da sie Konflikte untereinander befürchten und
sehr von dem Produkt überzeugt sind. Siehe auch https://de.wikipedia.org/wiki/M-Pesa
Während der Bürger- und Delegationsreise 2016 nach Mwanza anlässlich der Feierlichkeiten zur 50-
jährigen Städtepartnerschaft zwischen Würzburg und Mwanza überzeugte sich auch
Oberbürgermeister Christian Schuchardt von der Begeisterung der Fischer über die Solarlampen. Sie
berichteten von doppelt so hohen Fangquoten, da die Solarlampen wesentlich heller leuchten.
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Ansparen und Mikrofinanzierung
In den verschiedenen Gruppen wurden Schatzmeister gewählt, die den Verleih der Lampen
organisieren und darüber Buch führen. Im Sinne einer Microfinanzierung wurden Sparmöglichkeiten
ab 1000 TS (0,50€) pro Monat in jeder Gruppe geschaffen. Ziel ist es, dass die Fischer mit der Zeit
eigene Solarlampen anschaffen können. Mit dem Einsatz der Solarlampen wurden wiederkehrende
Treffen aller Beteiligten durchgeführt. Hierbei wurde der Projketfortschrift, die Evaluation und die
Berichterstellung sichergestellt. Diese Treffen wurden seit Mitte 2016 und auch nach der
Projektlaufzeit durchgeführt. Bislang wurden 25 Selbsthilfegruppen gebildet und diese auch im
Sparen und in der Kreditvergabe geschult. Die Bildung von Gruppen gewährleistet auch die
Sicherheit der Lampen, die dieser Gruppe übergeben wurden. Das Mietsystem beruht auf einer
täglichen Ausleihe und soll auch die Einrichtung von revolvierenden Fonds ermöglichen, um mehr
Lampen für die Gemeinschaft zu kaufen und so die Nachhaltigkeit zu gewährleisten. Revolvierenden
Fonds ermöglichen Kredite, die vom Kreditnehmer bis zur maximalen Höhe einer Kreditlinie
innerhalb der Kreditlaufzeit in wechselnder Höhe wiederholt in Anspruch genommen werden
können, auch wenn zwischenzeitlich ganze oder teilweise Tilgungen erfolgt sind.
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Es erfolgt bei diesen Treffen auch eine unternehmerische Bildung der Fischer durch TAREA, damit
diese ihr gespartes und ausgeliehenes Geld für ihre Projekte besser nutzen können
Vor Ort hat Dr. Bernd Schmitt, der die Förderantragsstellung für die Stadt Würzburg betreut, einen
Blick in die Bücher der Tanzanian Renewable Energy Association (TAREA) geworfen und festgestellt,
dass durch die 32 Lampen, die derzeit funktionieren und im Einsatz sind (vier defekte Lampen
wurden aktuell ersetzt), in nur etwa fünf Monaten ein Wert erwirtschaftet wurde, mit dem man nun
schon wieder 10 verbesserte Lampen einer neueren Generation zusätzlich beschaffen kann. Diese
kosten aktuell rund 150 € pro Stück. Sie haben inzwischen standardmäßig einen GPS-Sender und
einen Passwortschutz. Missbrauch und Diebstahl werden so erschwert.
Durch Vermietungseinnahmen und Spareinlagen konnten über 15.570.000 TSh (ca. 6700€)
erwirtschaftet werden, um die eigenen Ressourcen der Fischer zu stärken. 3.570.000 Tsh ( ca. 1552€)
wurden für den Kauf weiterer Solarlampen ausgegeben 2.500.000 TSh verblieben in Bankkonten,
ansässig in Finanzinstituten in Sweya und Mkuyuni. 10.000.000 TSh sind als Grundstock für das
revolvierenden Mikrofinanzierungssystem angelegt. Zudem wurde ein Berichtssystem entwickelt.
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Wie aus dem Zwischenbericht und den Artikeln auf www.wuerzburg.de/Mwanza ersichtlich, ist das
Solarlampen- Projekt sehr erfolgreich. Seit Projektbeginn hat sich allerdings eine politische
Veränderung ergeben: Die Großstadt Mwanza wurde durch den Staat Tanzania in die zwei Städte
Nyamagana und Ilemela geteilt. Die Stadtverwaltung City of Mwanza wurde relativ unverändert für
den Bereich Nyamagana übernommen. Der Fischereihafen liegt aber im Bereich der Stadt Ilemela.
Die früher vereinten Fischer aus Mwanza teilen sich nun politisch in ihrer Zugehörigkeit in zwei
Gruppen. Die Ausbildung und das Training der Fischer im Umgang mit den Solarlampen, sowie der
Verleih der Lampen wird von der NGO Tanzania Renewable Energy Association (TAREA) organisiert.
TAREA kümmert sich um beide Gruppen der Fischer. Unmut herrscht nun bei den Fischern aus
Nyamagana, die "ihre" Solarlampen mit den Fischern aus Ilemela teilen sollen.
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Wir beantragten daher eine Aufstockung der Fördermittel um insgesamt 16.145,99 € um ca. 130
weitere Solarlampen den Fischern von Ilemela zur Verfügung zu stellen. So werden Streitigkeiten
zwischen den Fischern beider Städte vermieden und den Fischern von Ilemela die Möglichkeit
gegeben weiterhin mit Solarlampen zu fischen.
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Ende 2016 konnte oder wollte ZARASOLAR aber keine weiteren Solarlampen liefern. Inzwischen
hatte sich die Firma SIMUSOLAR am Viktoriasee angesiedelt und konnte im Oktober 2016 weitere 50
Solarlampen des verbesserten Typs der Lampen „Catch 300“ liefern. Diese wurden an 15 Fischer, die
aus 80 Fischern in 4 Gruppen ausgewählt wurden, verteilt. Die restlichen 96 Solarlampen werden in
Bwiru (Ilemela Bezirk) an 25 Fischer, ausgewählt aus 400 Fischern aus 20 Gruppen, verteilt werden.
Diese 96 im Jahr 2016 gekauften Solarlampen konnten nicht mehr im Berichtszeitraum geliefert
werden. Gründe für die Verzögerung sind, dass eine Weiterentwicklung der Lampen erfolgt. Zum
einen sind die Lampen nun mit einem GPS und Code-Sytem versehen, die sowohl das Auffinden der
Lampen als auch ihre vollständige Sperrung ermöglicht um das Diebstahlrisiko zu vermindern. Zum
anderen wird in diesen Lampen ein neues Bezahlsystem der Mieten über M-Pesa integriert. Die
Fischer erhalten über M-Pesa Codes zum Freischalten der Lampen. Auch werden die Kosten direkt
über dieses, in Afrika sehr weit verbreitete System des online-bankings über Mobiltelefone,
innerhalb von 7 Tagen bezahlt und verbucht.
Bis Ende 2016 wurden 196 Solarlaternen, 20 Metallkästen und Kassenbücher, 400 Sparbücher,
Tinten, Stempel und andere kleinere Betriebsmittel gekauft und an die Gruppen der Fischer
ausgegeben. Für jede Solarlampe mussten die Fischer eine ihrer Kerosinlampen zurückgeben, die
dann von TAREA vernichtet wurden.
Wichtig ist uns, dass die neuen Lampen nun auch von einer Firma kommen, die in Tansania ansässig
ist. Auch wenn die Module weiterhin „Made in China“ sind, so ist nun aber das Knowhow für Betrieb
und Wartung der Technik im Land. Auch die Einfuhr, Auseinandersetzungen mit den Hafenbehörde
oder dem Zoll in Daressalam lassen sich von in Tansania ansäßigen Firmen leichter beilegen. Die
Zusammenarbeit mit der Firma SIMUSOLAR aus Musoma, ebenfalls am Victoria-See gelegen,
verspricht eine nachhaltige Vereinfachung.
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Ab Mitte 2016 sind die ersten Fischer ausgebildet und die Solarlampen im nächtlichen Einsatz. Die
Fischer sind hochzufrieden mit den Lampen, da sie aufgrund der höheren Helligkeit die Fangmenge
verdoppeln kann. Auch die Umweltfreundlichkeit der Solarlampen, die geringeren laufenden Kosten
und die höhere Sicherheit begeistert die Fischer. In der Vergangenheit waren des öfteren
Kerosinlampen explotiert, war z.T. schlimme Verletzungen hervorrief.
Das Projekt ermöglichte es den Interessensgruppen (Stadtrat von Nyamagana und Ilemela, BMU
(Beach Management Unit) und Bootsbesitzer), durch Arbeitsüberwachung und gemeinsame
Berichterstattung zusammenzuarbeiten.
Es kam auch schon vermehrt zu Konflikten zwischen den Fischer, BMU und Gruppenleitern bei der
Verteilung der Solarlampen. Aufgrund der hohen Nachfrage, aber niedrige Verfügbarkeit der Solar-
Laternen, stritten sich oft Fischergruppen um die Lampen.
Auch gibt es Konflikte mit Kerosin-Lieferanten und Dienstleistern für Kerosinlampen. Während die
Fischer gerne die Solarlampen einsetzen möchten die Kerosinhändler verständlicherweise ihren
Markt erhalten.
Zerstörung der umweltschädlichen Kerosinlampen Für jede angeschaffte Solarlampe wurde eine alte Kerosinlampe eingesammelt und diese unter
Beisein eines Mitarbeiters der Stadt Mwanza zerstört. Dies wurde durch Fotos dokumentiert und mit
offiziellen Schreiben der Stadt Mwanza bestätigt. Durch die Zerstörung wird die CO2-Reduzierung
sichergestellt.
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Ausblick Es gibt eine schnell anwachsende Zahl von Fischern aus verschiedenen Dörfern und Standorten, die
sich in Mkuyuni (Nyamagana) und Bwiru (Ilemela) ansiedeln, mit der Erwartung, dort auch
Solarlaternen zu bekommen, da diese Technik ihre Arbeit erheblich vereinfacht. Neben den durch
Sorlarlampen oft verdoppelten Fangquoten entfällt das nächtliche Nachfüllen mit Kerosin der alten
Lampen und die Inbetriebsetzung durch Pumpen um den notwendigen Betriebsdruck zu erhalten.
Durch die Verwendung von Kerosinlampen kam es bei Bränden und Explosionen oft zu schweren
Verletzungen. Es sind deshalb auch weiterhin Mittelunterstützungen erforderlich, um mehr
Solarlaternen zu erwerben. Bislang konnten nur Mkuyuni (Nyamagana Bezirk) in Bwiru (Ilemela
Bezirk) mit Solarlampen versorgt werden. 11 weitere Fischerei Standorte konnten noch nicht mit
Solarlampenausgestattet werden.
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Bilder: B. Schmitt, J. Ruhonyora, A. Allbright, C. Amani, G. Wagenbrenner
Text: Dr. Bernd M. Schmitt Stadt Würzburg [email protected] +49 931 372704