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Haltung in der Palliativpflege

Stefan MeyerMAS Palliative Care

Einleitung: Haltung – Was ist unsere Haltung?Geschichtliche Entwicklung und Praxisbeispiele

Hauptteil:Definition Palliative Care – wo steckt die HaltungBeispiele von gelebter Haltung in der PraxisHaltung in der Kommunikation (Film)Organisationsentwicklung ist notwendig

Schluss:Politische AufgabeEs fängt bei uns an – welche Kompetenz brauchen wir?

Haltung:

Eine Gesinnung, die auf ein Ziel gerichtete Grundhaltung eines Menschen.

wikipedia

Sterbefälle nach ausgewählten Todesursachen

Deutschland, 2008, nach ausgewählten Altersgruppen

Todesursachen Insgesamt 85-90Jährige

> 90 Jahre

Neubildungen(C00-D48)

26,3% 15,3% 8,5%

Psychiche undVerhaltensstörungen (G00-G99)

2,2% 2,6% 3,5%

Kreislaufsystem((I00 – I 99)

42,2% 54,1% 60,9%

Atmungssystems (J 00- J99)

7,0% 7,7% 7,6%

© GeroStat – Deutsches Zentrum für Altersfragen, Berlin, Basisdaten Statistisches Bundesamt , Wiesbaden, Todesursachenstatistik Alle Rechte vorbehalten

SterbefälleDeutschlaInsgesam85 - u. 90 90 J. und Sterbefäl100.0%100.0%100.0% Infektiöse1.7%1.7%1.4% Neubildun26.3%15.3%8.5% Krankheit0.3%0.3%0.3% Endokrine3.2%3.7%3.5% Psychisch2.2%2.6%3.5% Krankheit2.3%2.3%1.5% Krankheit42.2%54.1%60.9% Krankheit7.0%7.7%7.6% Krankheit5.2%4.5%3.8% Krankheit2.2%3.1%2.8% Äußere U3.7%2.3%2.1%© GeroSta BalkengrafikTODURA00-T98A00-T98A00-B99C00-D48D50-D89E00-E90F00-F99G00-G99I00-I99J00-J99K00-K93N00-N99V01-Y98NULLNULLREGIONDDGESCHLEIIJAHR20082008ALTERSGII85-<9090-<00D2(QCodMOR_TU_ASCIIYESYES1ExportTODURA00-T98A00-T98A00-B99C00-D48D50-D89E00-E90F00-F99G00-G99I00-I99J00-J99K00-K93N00-N99V01-Y98NULLNULLREGIONDDGESCHLEIIJAHR20082008ALTERSGII85-<9090-<00D2(QCodMOR_TU_PrintYES1YESDruckausgabe

Gründerin der modernen Hospizbewegung

„Du zählst, weil du bist, wer du bist.“

Cicely Saunders22.06.1918 – 14.07.2005

Akademie für Hospizarbeit und Palliativmedizin Nürnberg gGmbH

„Nicht der Schmerz, sondern der Mensch der Schmerzen hat muss behandelt werden.“

Cicely Saunders Krankenschwester, Sozialarbeiterin und Ärztin

Saint Christophers Hospice London

Gründerin Elisabeth Kübler-RossÄrztin, Psychiaterin und Sterbeforscherin

Die Liebe – Hinwendung und Zuwendung

Wenn wir die Liebe nicht begreifen, bekommen wir Probleme. Nicht nur mit den Sterbenden, sondern auch mit den Lebenden.

Elisabeth Kübler-Ross

Fallbeispiel Frau W.; 84 Jahre

Wohnt im Pflegeheim im 2-Bettzimmer, Alleinstehend, nur NachbarinFortgeschrittene Tumorerkrankung Kachexie, Symptome: Übelkeit, KachexieProblematik: Verdrängung, Appetitlosigkeit, Bettlägerig – will wieder herumlaufen

Fallbeispiel Frau R.; 92 Jahre

Wohnt zu Hause in einer 2 – Zimmer Whg. Hat 1 Tochter – Kontakt abgebrochen,Nachbarin kauft ein, Putzfrau, anfangs noch mobilSymptome: Angst, Schwäche, FatigueProblematik: Häusliche Versorgung nicht gewährleistet, schnelles Fortschreiten der Erkrankung

Palliative Care ist die aktive umfassende Betreuung und Behandlung von Patienten, deren Erkrankung auf kurative Behandlungsmaßnahmen nicht mehr anspricht. Die Kontrolle von Schmerzen und anderen Symptomen sowie von sozialen, psychischen und spirituellen Problemen steht im Vordergrund. Palliative Care ist ein interdisziplinärer Ansatz, der die Patienten, die Familie und das Umfeld erfasst. Palliative Care bejaht das Leben und betrachtet Sterben als einen normalen Prozess, das Sterben wird weder beschleunigt noch herausgezögert.

Definition der European Association for Palliative Care

.. Das DU tritt mir gegenüber

„Wenn wir eines Wegs gehen und einem Menschen begegnen, der uns entgegenkam und auch eines Wegs ging, kennen wir nur unser Stück, nicht das seine, das seine nämlich erleben wir nur in der Begegnung (…) das DU tritt mir gegenüber. Aber ich trete in unmittelbare Beziehung zu ihm. So ist die Beziehung Erwählt-werden und Erwählen, Passion und Aktion in einem.“

(Buber, 1997: 92-93)

"Ich sterbe... Niemand spricht gerne darüber.

Im Grunde genommen mag überhaupt niemand über vieles

sprechen...

Ich bin derjenige der stirbt. Ich weiß, dass Ihr Euch unsicher

fühlt, nicht wisst, was Ihr sagen sollt.

Aber glaubt mit bitte: Wenn Ihr Euch fürsorglich verhaltet,

dann könnt Ihr überhaupt nichts falsch machen.

Gebt Euch selbst die Erlaubnis fürsorglich zu sein.

Das ist alles wonach wir verlangen.

Vielleicht fragen wir nach dem Warum und Wozu,

aber wir erwarten gar keine Antwort darauf.

Lauft nicht davon. Bleibt da.

Alles, was ich will, ist, dass da jemand ist, der meine Hand hält,

wenn ich das brauche.

Ich habe Angst... Ich bin niemals zuvor gestorben...”

Gedanken eines todkranken Mannes aus: Pflegen bis Zuletzt

Haltung ist:

Persönlichkeit

Haltung ist:

Das Sterben und der Tod sind so vielfältig, wie die Menschen selbst, ein Leben mit ihnen wirft immer neue Perspektiven und Fragen auf.

Haltung ist:

Die Selbstverständ-lichkeit des Sterbens als natürlichen Prozess und des Todes als Ende des irdischen Seins zu betrachten, ist eine schwere Lebensaufgabe und schwer zu professionalisieren.

A. Heller, C. Knipping 2007

Haltung ist:

Die Kranken haben einen Vorsprung. Die Sterbenden machen Erfahrungen, die uns fehlen. Wir lernen von ihnen und zwar radikal. Wir verdanken ihnen die Möglichkeit, uns selbst für unser eigenes kleines Leben neu zu entscheiden, unsere Prioritäten zu überprüfen und neu auszurichten, ungelebtes – erstarrtes – totes Leben zu verflüssigen und zu verlebendigen und die offenen Fragen und Themen unseres Lebens anzugehen.

A. Heller, C. Knipping 2007

Haltung ist:

Dem sterbenden Menschen in seiner Persönlichkeit partnerschaftlich zu begegnen. Wir können von ihnen, in ihrem Sterben, Leben lernen.

Haltung ist:

Was uns Menschen gemeinsam ist, sind ja die Hilflosigkeit und Angst angesichts des Todes, die emotionale Überforder-ung und die Tränen, die wir weinen können angesichts der Tränen anderer, das elementare Gefühl des Mitleids. Niemand hat festen Boden unter den Füßen, und sich auf die schwankenden Planken existenzieller Ausgeliefertsein zu begeben, verweist aufeinander und macht uns selbst zu Angewiesenen. A. Heller, C. Knipping 2007

Haltung ist:

Spiritualität

Haltung ist:Spiritualität

Dahinter steht die Grundeinstellung wertschätzend und achtungsvoll da zu sein.

„Diese doppelte Haltung, dass differenziertes professionelles Handeln nicht distanziert und kalt sein muss und ein menschliches warmes Grundgefühl nicht im Gegensatz steht zu einem beruflichen hohen Niveau.“

A. Heller 2009

Haltung ist:Spiritualität

Im Jetzt und Hier neben dem anderen zu stehen,

wo er gerade ist und wann er es wünscht.

Mit Demut zu akzeptieren, von Leidenden geführt zu werden

und dadurch ihn zu fragen: „Wie kann ich helfen?“

Den Rhythmus und den Weg des anderen zu billigen.

Zum letzten - manchmal auch zum ersten - Mal

dem anderen die Möglichkeit zu geben,

so zu leben, wie er es sich wünscht

Haltung ist:Spiritualität

Damit ich mich als Sterbender auf die beschriebene Weise möglichst restlos und endgültig verausgaben und weggeben kann, muss es mein letzter Wunsch sein, dass für diesen transzendierenden Vorgang, durch den ich mein Leben in die Hände eines unbekannten Anderen lege, die örtlichen Verhältnisse eine ungeteilte Aufmerksamkeit aller Beteiligten garantieren.

K. Dörner 2003

Haltung ist:Spiritualität

Hier wird als eine elementare menschliche Haltung einzulösen sein, was in der alten christlichen Tradition im Bild des Barmherzigen Samariters jahrhundertelang aufgehoben war und ist: Der Palästinenser hilft dem Juden. Er überschreitet die Grenzen seines Stammes und Volkes. Sie realisiert sich aus der Betroffenheit, der Mitleidenschaft dem Überwältigt-Werden, aus der Identifikation mit dem Leidenden.

Palliative Care ist in diesem Sinn Compassion, radikale Mitleidenschaft mit dem konkreten anderen Menschen, dessen Leben und Sterben mich nicht gleichgültig lassen kann.

A. Heller, C. Knipping 2007

Haltung ist:

Kommunikation

Haltung ist:

Haltung braucht:Organisation

Unsere Gesellschaft ist eine organisierte Gesellschaft. Wir werden in Organisationen geboren, erzogen und verbringen unsere Arbeitszeit in ihnen. Wir verbringen auch viel Freizeit in dem wir für Organisationen zahlen, in ihnen spielen oder beten.

Die meisten von uns werden auch in Organisationen sterben.

A. Heller 2008

Haltung braucht:Organisation

Zitat Patientin:

„Eine Sterbebegleitung im Pflegeheim kommt für mich nicht mehr in Frage! Seit ich erfahren durfte, was an medizinischer Betreuung und liebevoller Fürsorge in der Palliativstation möglich ist, möchte ich (ich bin Patientin dort und darf auch wieder kommen) nur dorthin gebracht werden.“

Braucht es eine Veränderung in der Pflege / Altenhilfe?

Haltung ist:

Film „Auf dünnem Eis“

AGE AWARD 2009 - Schweiz

Welche Kompetenzen von „Palliative Care“ brauchen Pflegende von alten

und demenziell veränderten Menschen?

• Biografiearbeit (DCM)

• Demenz

• Validation

• Basaler Stimulation

• Spiritualität

• Schmerz

• Ethik

• Psychosoziale Kompetenz

• Umgang mit Angehörigen

• Trauer

Palliative Care ist:

1. Ich verstehe meine Mitmenschen und sie verstehen mich.

2. Ich werde respektiert und wertgeschätzt.

3. Meine Schmerzen und quälenden Beschwerden werden gelindert.

4. Ich darf wünschen, fordern und verweigern.

5. Ich werde bis zuletzt kompetent und liebevoll betreut.

Marina Kojer 2007

Schlussfolgerungen

1. Alle Menschen am Lebensende die es wünschen bedürfen einer Palliative Care Behandlung, egal wo sie sich befinden.

2. Verbesserung der Ausbildungen

3. Alle Betroffenen, Angehörige sollen Palliative Care kennen

4. 24 Stunden Angebot

5. Umdenken der Einrichtungen, Gesellschaft und des Gesundheitswesens


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