Horsch Seminar 2007
Ackerbaustrategien für die Zukunft
F. Fischler
Gut Sitzenhof, 03. Feber 2007
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Übersicht
• Die Haupteinflussfaktoren für die europäische Landwirtschaft– Gesellschaftliche Trends
– Globalisierung und Urbanisierung
– Ein zukunftsfähiges Wirtschafts- u. Sozialmodell
– Ein leistungsfähiges Agrarmodell
– Die Weltmarkt- und WTO-Entwicklung
• Künftige Berufsbilder der Landwirte
• Agrarpolitische Konsequenzen
• Überlegungen zur Getreidepolitik
• Eine neue Energiepolitik
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Gesellschaftliche Trends
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Individualisierung
• Die „klassischen“ Institutionen lösen sich zunehmend auf
• Die Orientierung an Lebenszyklen nimmt zu
• Die Ich-AG wird zur Leitfigur
• Es kommt zum Verlust der Mitte
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Alternde Gesellschaften
• Anteil der über 50-jährigen steigt innerhalb von 25 Jahren von einem Drittel auf die Hälfte
• In Österreich werden nach 2020 mehr als 20 % der Bevölkerung über 80 Jahre alt sein (davon 20 % pflegebedürftig)
• Ländliche Räume werden zum Großteil schrumpfen, während städtische Regionen teilweise noch wachsen
• Das wirtschaftliche Wachstumspotential geht bis 2050 auf 1-1,5 % zurück
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Wissensorientierung
• Höhere Bildung = höherer Wohlstand
• Ein Jahr mehr Bildung steigert das BIP um 3-6 %
• 3 % GNI für Forschung und Entwicklung
• Verfügbarkeit von Risikokapital
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Globalisierung und Urbanisierung
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Was bedeutet Globalisierung?
• Internationale Arbeitsteilung
• Distanzen spielen keine Rolle
• Wachstum des Welthandels
• Abbau von Handelsschranken
• Wachsender Ressourcenverbrauch
• Das Geld fließt zum besten Wirt.
• Globalisierungsgeschwindigkeit steigt
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Globalisierungsrisiken
• Missbrauch von Marktmacht(Monopole, Kartelle, Kapitalkonzentration)
• Missbrauch von geistigem Eigentum
• Wachsendes Ungleichgewicht
• Klimawandel und seine FolgenIn den letzten 20 Jahren Schäden verdreifacht.
Verhältnis BIP/Kopf:
20 ärmsten 20 reichsten Länder
1960: 1 : 53
2000: 1 : 121
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Globalisierung ist kein Dämon
• Wir brauchen die Globalisierung
• Globalisierung braucht politische Gestaltung
• Europa hat das richtige Modell, es fehlt an Selbstbewusstsein
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Urbanisierung
• Konzentration der Bevölkerung auf die Ballungsgebiete nimmt zu
• Die ländlichen Räume leiden stärker unter der Überalterung
• Risiko der Entvölkerung ganzer Regionen
• Landgebiete können zum Alternativraum für die Stadt werden
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Ein zukunftsfähiges Wirtschafts- & Sozialmodell
Entscheidend ist die richtige Balance zwischen den drei Eckpunkten.
Verankert in der EU-Nachhaltigkeits-strategie
Wertschöpfungs-fähigkeit der
Märkte
Erhaltung dessozialen Friedens
Erhaltung der natürlichenLebensgrundlagen
Markt-Wirtschaft
Markt-Wirtschaft
ökologischökologisch sozialsozial
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Ein leistungsfähiges Agrarmodell
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Agriculture vs. Farming
• Landwirtschaft ist anders
• Wirtschafts- und Kulturauftrag
• Öffentliche Dienstleistungen
• Nachhaltigkeit
• Teil der europ. Identität
• Landwirtschaft, wie jeder andere Wirtschaftssektor
• Wirtschaftsauftrag
• Rohstoffproduzent
• Wettbewerbsstärke
• Global Player
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Die Dynamik der WeltagrarwirtschaftEntwicklung der Agrarproduktion 1992/94 – 2001/03 (in %)
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Die Entwicklung der Weltagrarmärkte
• Weizen:
– Der Welthandel wächst rascher als die Produktion und der Konsum
– Preiserwartungen: 2010 nur geringfügig höher als zur Zeit
– USA bleibt der größte Exporteur
– Australien wird Nr. 2
– Argentinien wird mehr exportieren (hauptsl. nach Brasilien)
– Bei den anderen wenig Bewegung
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Die Entwicklung der Weltagrarmärkte
• Futtergetreide:
– Welthandel wächst +3 % pro Jahr
– Produktion wächst +1,4 % pro Jahr
– Konsum wächst +1,5 % pro Jahr
– Preise bleiben stabil
– USA bleibt Nr. 1, aber Marktanteil sinkt
– Argentinien wird Nr. 2
– Für alle anderen Regionen Trend schwer abzuschätzen
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Die Entwicklung der Weltagrarmärkte
• Ölsaaten:
– Produktion, Konsum und Handel lassen weiter robustes Wachstum erwarten
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Der Motor der Globalisierung in der Landwirtschaft heißt: WTO
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Welche Auswirkungen hat das europäische Angebot?
Preis Produktion Konsum Import Export
Weizen (-) Ø Ø --- -
Futtergetr. - -- Ø Ø ---
Geflügel --- + + Ø --
Schweinefl. - Ø Ø Ø (-)
Rindfleisch -- - Ø +++ --
Butter -- Ø + Ø ---
Käse - Ø + + --
MMP (-) (-) Ø Ø --
Zumindest 10 % Einkommensverlust!
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Die Agrarreform 2003
• Intervention ist nur mehr ein Sicherheitsnetz
• Private Lagerhaltung
• Marketingmaßnahmen
• Direktzahlungen & Cross-Compliance
• Modulation
• Haushaltsdisziplim
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Künftige Berufsbilder für die Landwirte
• Agrarischer Rohstoffproduzent
• Integrierter Wertschöpfer
• Agrardienstleister
• Einkommenskombinierer
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Agrarpolitische Konsequenzen
1. Investitionen in Forschung und Entwicklung
● Entwicklung „neuer“ Pflanzen
● Neue Technologien in Produktion und Verarbeitung
● Sicherheit und Qualität der Nahrungsmittel, Pflanzen und Haustiere
● Marktforschung
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Agrarpolitische Konsequenzen
2. Investitionen in Human Resources
● Neue Formen der landwirtschaftlichen Aus- und Weiterbildung
● Ausbau der landwirtschaftlichen Beratung
● Regelmäßige Leistungsevaluierungen
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Agrarpolitische Konsequenzen
3. Modernisierung der Betriebe entlang der Veredelungskette
● Neue Generation von Maschinen und Einrichtungen durch IT-Einsatz
● Überbetrieblicher Technologieeinsatz
● Logistikbewältigung
● Den diversifizierten Konsumansprüchen in der Verarbeitung genügen
● Dem Qualitäts- und Ethikempfinden der Konsumenten Rechnung tragen
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Agrarpolitische Konsequenzen
4. Veränderte Agrarmarktpolitik
● Weniger Marktordnung – mehr Marketing
● Statt Intervention – Stärkung der Wertschöpfungsketten
● Statt Exportsubventionen – Promotion und Qualitätsmanagement
● Statt Comodities – Energie- und Industrierohstoffproduktion
● Statt Angebotsdruck auf den Konsumenten ausüben – der Diversifizierung der Konsumenten Rechnung tragen
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Agrarpolitische Konsequenzen
5. Öffentliche Leistungsabgeltung
● Öffentlich nachgefragte Dienstleistungen müssen adäquat bezahlt werden
● Der „Warenkorb“ an Dienstleistungen muss auch beworben werden
● Distanz zwischen „Nutznießern“ und „Zahlern“ verringern
● Langfristige Kontrakte notwendig
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Agrarpolitische Konsequenzen
6. Soziales Netz
● Landwirtschaftliche Bewertung reformieren
● Spezielle Formen an Gesundheits- und Sozialeinrichtungen für dünn besiedelte Räume entwickeln
● Altersversorgung sichern, Erbrecht und Betriebsübernahme besser regeln
● Neue Familienpolitik für die agrarischen Familien
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Agrarpolitische Konsequenzen
7. Modernisierung der ländlichen Räume
● Infrastruktur
● Nicht-landwirtschaftliche Jobs
● Gerechtere Steuerverteilung
● Ländliche Kreativräume schaffen
● Wenig Stadt-gebundene Wirtschaftszweige forcieren
● Identität wahren
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Hauptprobleme & Zukunftsstrategien für die deutsche Landwirtschaft
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Probleme bei Getreide in Deutschland
• Abschaffung der Roggenintervention
• Regionale Überschüsse
• Stabilisierung der Schwarzmeerregion
• Integration der Binnenländer mit Überschussproduktion in den europäischen Binnenmarkt (Polen, Ungarn)
• Dollarkurs
• Auslaufen der Exportförderungen
• Druck auf Futtergetreide, Schweine- u. Geflügelproduktion
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Getreidestrategien in Deutschland
• Brotgetreide Qualitätsproduktion
• Veredelung von Futtergetreide zu Markenware
• Gentechnik?
• Limitierung der Intervention?
• Stilllegung?
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Eine neue Energiepolitik
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Energieprognose 2030(EU Kommission)
• Importbedarf der EU:
- 70% des Gesamtenergiebedarfs
- mehr als 80% des Gaskonsums
- mehr als 90% des Ölkonsums
• Große Preisunsicherheit
• Mehr als 1.000 Mrd. Euro Investitionen allein für die Stromversorgung
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Europäische Energiepolitik
3 Hauptziele:
– Nachhaltigkeit
– Wettbewerbsfähigkeit
– Versorgungssicherheit
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Maßnahmen bis 2020
Treibhausemmissionen um 30% reduzieren
Energieverbrauch um 20% reduzieren
Anteil erneuerbare Energie 40%
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Mögliche Maßnahmen
Lt. Wegener Center for climate and global change (Universität Graz)
Bis 2050:
• 50% Komfortzuwachs
• 50% Energieeffizienzsteigerung
• 50% erneuerbare Energie
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Die Dynamik der EnergiewirtschaftEntwicklung der Rohölpreise, 1960-2005
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005
0
10
20
30
40
50
60
$ / B
arre
l
Erdölpreis
Rentabilitätsschwelle Agraralkohol (Brasilien)
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Ölsaaten: Produktionskosten1) 2002
Quelle: Parkhomenko (2003). 1) ohne Landkosten
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ival
ent
Raps Sojabohnen
CA
-121
4
CA
-243
0
CA
-121
4
CA
-202
4
DE
-700
DE
-150
0
DE
-560
DE
-130
0
CN
-0.3
4
AR
-250
AR
-350
AR
-150
0
BR
-500
BR
-100
0
US
A-7
13
US
A-1
903
US
A-1
012
US
A-1
943
US
A-4
05
US
A-8
10
CN
-4.3
CN
-1.2
ID-2
ID-2
500
MY
-230
0
MY
-430
0
SüdostasienDeutsch-
landKanada SüdamerikaChina USA China
Direktkosten
Betriebskosten
Gemeinkosten
Zinskosten
Einrichtungskosten
Verarbeitungskosten
Palmöl(FFB)
0
100
200
300
250
150
50
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Große Unterschiede beim Aufwand (3 Beispiele)
Hv D D S R
II
GrF(I) H H
NSu
NSu P K
August September OctoberApril May June JulyJanuary February March
I
Frankreich 150 ha, Raps nach Gerste, reduzierte Bodenbearbeitung
Bodenbearbeitung etc.1)
Pflanzenschutz
Düngung
S
H H (H) (I)NPKSu
Hv
April May June July August September
Kanada 2430 ha, Raps nach Brache, keine Bodenbearbeitung
Bodenbearbeitung etc.1)
Pflanzenschutz
Düngung
Hv
H
January February March April May June
S
December
Argentinien 1800 ha, Sojabohnen nach Sojabohnen, keine Bodenbearbeitung
Bodenbearbeitung etc.1)
Pflanzenschutz
Düngung1) inkl. Aussaat und Ernte
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Strategien für die Erzeugung & Verwendung nachwachsender Rohstoffe
• Sorgfältige Prüfung der Bioäthanolproduktion (Kapazität 2006: 500.000 t)
• Biodieselproduktion(Kapazität 2006: 3 Mio. t)
• Relative Wettbewerbskraft der verschiedenen NAWAROS beachten
• Für rentable Verwertung der Beiprodukte sorgen
• Neue Formen der Wärmeenergieversorgung entwickeln und umsetzen
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Danke für Ihre Aufmerksamkeit!