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Integrierte Politik zur Entwicklung der ländlichen Räume
-- Anmerkungen aus internationaler Perspektive --
Zukunftsforum Ländliche Entwicklung
Ländliche Regionalentwicklung im Wandel- Erfahrungen, Erwartungen und Umsetzung -
ICC Berlin, 22./23. Januar 2008
Heino von MeyerOECD Berlin Centre
Kontakt: OECD Berlin [email protected] Schumannstrasse 10
10107 BERLIN -Mitte
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Das internationale Interesse an der ländlichen Entw icklung nimmt (wieder) zu.
Die OECDhatte der politischen Debatte um die Entwicklung der ländlichen Räume bereits Anfang der 1990er Jahre wichtige neue Impulse gegeben:
(1993) Welche Zukunft für unsere ländlichen Räume(1994) Creating Rural Indicators – for Shaping Territorial Policy
Sie prägte massgeblich die Reforminitiativen der EU Kommission
Gemeinschaftsinitiativen LEADER I, II, +(1996) Konferenz von Cork(2000) Agenda 2000 (2. Säule)
Doch der Reformdurchbruch scheiterte (nicht zuletzt an Deutschland); bzw. wurde verzögert:
10 verlorene Jahre !
Ländliche Entwicklung-- die internationale Perspektive der OECD
Das internationale Interesse an der ländlichen Entw icklung nimmt (wieder) zu.
Seit 2005neues Interesse der OECD Regierungen
auch wegen GAP Reform 2003 und der neuen EU-Förderphase (2007-2013)
EU Mitgliedstaaten müssen Nationale Strategiepläne erstellen und haben doch vielfach noch keine Strategie.
Die OECDhat daher den Stand der Debatte zusammengefasst im Bericht:(2006) Das neue Paradigma für den ländlichen Raum
- Politik und Governanceundhat gleichzeitig begonnen Länderprüfberichte (Peer Reviews) zur Politik für die ländlichen Räume zu erstellen.
Deutschland als Pionier.
Ländliche Entwicklung-- die internationale Perspektive der OECD
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OECD Prüfberichte zur Politik für die ländlichen Rä ume
2006 DEU, MEX2007 NDL, FIN, SCOT/UKD, 2008 ESP, ITA, CHN, CAN?
Gliederung:1. Profile der ländlichen Räume2. Das Konzept der Politik
„Gibt es in Deutschland eine Politik für die ländliche Entwicklung ?“
3. Empfehlungen zu einer modernen Politik für ländliche Räume(gestützt auf: The New Rural Paradigm der OECD)
Ländliche Entwicklung-- die internationale Perspektive der OECD
Fokus auf:Räume statt Sektoren
Investitionen statt SubventionenInitiativen statt Instruktionen
Nachhaltige ländliche Entwicklungverlangt neue Ansätze
-- raumbezogen, differenziert regionsspezifisch-- (agrar-)sektorübergreifend -- lokale ländliche Attraktivitätsfaktoren in Wert setzend-- markterschliessend, unternehmerisch initiativ-- innovativ Versorgung und Infrastrukturen sichernd-- kooperativ, partizipativ, vernetzt
Das OECD Paradigma der ländlichen Entwicklung
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Die räumliche Struktur für OECD Analysen
deckt die
gesamteOECD Fläche
unterscheidetverschiedeneEbenen
(regional & lokal)
ermöglichtunterschiedlicheTypologien
(z.B: ländlich / urban)
OECD
regional( 3000 )
lokal( 60 000 )
national( 30 )
RäumlicheEinheiten
geprägtLändlich Übergangs-
regionen
Mitgliedsländer
Regionale Ebene
Lokale Ebene
UrbanLändlich
Lokale ländliche Gebiete: Bevölke rungsdichte (unter 150 Einwohner pro qkm)
Siedlungsstruktureller Regionstyp: Anteil ländlic her Bevölkerung (über 50, 15-50, unter 15 Prozent)
geprägtStädtisch
28 %32 %
40 %
86 %
10 %4 %
OECD Regional Typology by type of settlement
%
OECD Total = 100 %
% population
area
Rural Inter -mediate
Urban
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ländlichgeprägt
Übergang städtischgeprägt
+ 2,2 %
+ 6,0 %
+ 1,8 %
Deutschland insgesamt
+ 1,7 %
+ 0,6 % + 2,1 %
+ 1,5 %+ 0,2 %
+ 0,8 %+ 2,2 %
Ländliche Gebiete insg. + 1,0 %
Städtische Gebiete insg. + 1,9 %
RegionenregionaleEbene
nationaleEbene
lokaleEbene
Bevölkerungswachstum Westdeutschland 1980-90
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50 %
75 %
100 %
25 %
0 %
50 %
25 %
0 %
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100 %
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Nicht-landwirtschaftliche ländliche Beschäftigung
Die große Mehrzahl der Beschäftigten im ländlichen Raum ist außerlandwirtschaftlich beschäftigt
In ländlichen Regionen
Nationaler Durchschnitt
Landwirtschaftliche Beschäftigung
Landwirtschaft in der OECD Beschäftigungsanteile
Landwirtschaft in DEU Beschäftigungsanteile
Sektorstrukturen und Strukturwandel (1998 – 2003)
in ländlichen Kreisen Deutschlands (193 von 439 Kreisen)-- enge Definiton von „ländlich“
Produktion (BWS) Beschäftigung (EWT)2003 98-03 2003 98-03
AGR 2,9 - 1,3 4,7 - 3,3
IND 30,2 + 0,2 29,6 - 1,7Food 3,9
SER 66,9 + 2,6 65,7 +1,2Tourism 3,4
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Gewinner
Urban Übergang Ländlich
Verlierer
% Ländliche Bevölkerung
Beschäftigungs-wachstum %
Neue Arbeitsplätze 1980-1990 (Österreich)
50
-15
-10
-5
5
10
15
20
100
0
0
= Regionen
Was macht den Unterschied ?
„Harte“ ökonomische Faktoren wie
Physisches (Infrastruktur)-Kapital,Finanz-KapitalHuman-“Kapital“
sind notwendige, aber nicht hinreichende Voraussetzungenfür erfolgreiche ländliche Entwicklung.
Ausschlaggebend sind eher „weiche“ Faktorenwie insbesondere
Natur –“Kapital“ (Natur-und Kulturlandschaft) und
Sozial-“Kapital“ (die Fähigkeit und Bereitschaft zur Kooperation)
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Natural Amenities Index (McGranahan)
Population Change -- (1970 - 1996 )
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Landschaftliche Attraktivität und Beschäftigungswac hstumin ländlichen Regionen der USA (1970 - 1995)
3829
11
4955
43
13 16
45
0%
20%
40%
60%
80%
100%
UnteresViertel
MittlereHälfte
OberesViertel
Attraktivitätsniveau
dynamisch
stabil
schrumpfend
Regions TypRegionen
USDA - ERSMcGranahan
50 %
75 %
100 %
25 %
0 %
Ländliche Umwelt Landnutzung
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Landwirtschaftliche Bodennutzung
LandwirtschaftlicheBeschäftigung
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Landwirtschaftliche Flächennutzung-- gestaltet massgeblich die europäischen Kulturlandschaften
Neue Herausforderungen für die ländlichen Regionen
Demographischer Wandel & öffentliche Daseinsvorsorge
Innovation & Beschäftigung
Natur und Kulturlandschaft
Globalisierung und Liberalisierung
Energie und Klimaschutz
Nutzungskonkurrenz (Food vs Fuel) Biodiversität durch Intensivierung bedroht
Schrumpfung, Alterung, Wanderung sind gestaltbarInnovative Infrastrukturen und Dienste verlangt
Wettbewerb gewinnen über hohe Qualitätnicht niedrige Preise
lokale Eigenheiten Herkunft und regionale Identität
Güter-Design und InnovationstempoChancen bei personengebunden DienstenNeo-rural Lifestyle Worker
NawaRo als Chance, aber oft überschätzt und nicht-nachhaltig; regionaler StrukturwandelKlimawandel – hohe Anpassungsinivestionen
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OECD Rural Review-- Deutschland
Moderne ländliche Entwicklungspolitik muss integrie rt sein in und integrieren:
Räumlich gezielte Politikenwie z.B.
GAK GRW LEADERRegionen aktiv
und Raumwirksame Politikenwie z.B.
AgrarpolitikVerkehrs- und IT-PolitikEnergie- und KlimapolitikUmwelt- und NaturschutzpolitikGesundheits und Bildungspolitik
OECD Rural Review-- Deutschland
Moderne ländliche Entwicklungspolitik muss integrie rt sein in und integrieren:
Räumlich gezielte Politikenwie z.B.
GAK GRW LEADERRegionen aktiv
und Raumwirksame Politikenwie z.B.
AgrarpolitikVerkehrs- und IT-PolitikEnergie- und KlimapolitikUmwelt- und NaturschutzpolitikGesundheits und Bildungspolitik
Wer hat die Ko-ordinierungs- Initiative / Macht ?über ex-ante Planung
laufendes Monitoringex-post Evaluierung
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Moderne ländliche Entwicklungspolitik muss integrie rt sein in und integrieren:
Räumlich gezielte Politikenwie z.B.
GAK GRW LEADERRegionen aktiv
Insgesamt : Viel (vertikaler) Fachdialog und Ko-finanzierungkaum horizontale AbstimmungÜberwiegend EU- getriebene Politiken
OECD Rural Review-- Deutschland
Top-down Rahmenpläne
Innovativ, partizipativ und lokal Integriertaber finanziell unbedeutendeNischenprogramme
Bottom-up Initiativen
Fokus:Eng agrarsektoralKaum Mittel fürFörderung ländlicher Unternehmungenprivat wie öffentlich
Fokus:Primär städtisch, industriell in NBL;viele KMU bleiben ausgeschlossen
Deutschland fehlt eine eigenständige, konsistente V ision der Zukunftseiner ländlichen Räume und ihrer Entwicklungschanc en
Die Vision müsstewissenschaftlich fundiert (durch empirische Analysen, Evaluierungen)breit akzeptiert (Einbeziehung aller relevanten Stakeholder)
sein.
Die Politik der ländlichen Entwicklung ist
überwiegend reaktiv (EU-getrieben )nach wie vor vor allem als Agrarpolitik konzipiert.
Das Instrumentarium ist
traditionell , noch immer geprägt von den Bedürfnissen zu Beginn der 70er Jahre in den alten Bundesländern
Die Innovationen wie z.B die Förderung vonLEADER, von Regionalmanagment und integrierten Konz eptensind sporadisch und finanziell maginal
OECD Rural Review-- Deutschland
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Die OECD empfiehlt daher:
Aufbau von Kapazitäten zur Beobachtung und Beurteilungvon Tendenzen und Wirkungen ländlicher Entwicklung und Politik
Entwicklung einer kohärenten, strategischen Vision für die Entwicklung der ländlichen Räume, getragen von einem breiten Spektrum von Akteuren
Auseinandersetzung mit den sektorübergreifenden Bestimmungsfaktoren der ländlichen Wettbewerbsfähigkeit ; insb. Förderung von Unternehmertum und Innovation sowie Zugang zur „öffentlichen“ Daseinsvorsorge
Erhöhung der verfügbaren Mittel für Investitionen statt Subventionen
Verbesserung der vertikalen Koordinierung (Bund/Länder) sowie
Erweiterung des Aktionsradius der GAK um explizite Ziele der ländlichen Entwicklung, sowie bessere Abstimmung/Verbindung mit der GRW.
OECD Rural Review-- Deutschland
Die OECD empfiehlt daher:
Politikfolgenabschätzung für raumwirksame Sektor- und Finanzpolitiken sowie für die regionalgezielte Strukturpolitik (Beispiele: UKD: Rural Proofing, CAN: Rural Lens)
Steigerung der sektorübergreifenden Kohärenz und Beteiligungan Planung und Umsetzung durch Erhöhung der Mittel und der geographischen Reichweite von integrierten Programmansätzen(wie z.B.: REGIONEN AKTIV)
Förderung (inter-)nationaler Netzwerke für lokale Akteure und Organisation von Lernprozessen über Netzwerke (z.B. LEADER Vernetzung)
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Das neue Paradigma der ländlichen Entwicklung
Traditionelle Ansätze
-- LandwirtschaftSektor / Betriebe
-- Agrareinkommen
-- Agrarstrukturwandel
-- Subventionen-- Garantiepreise
-- Direktzahlungals Kompensation
Moderne Ansätze
-- Regionenfunktionale Verflechtungen(Stadt-Land Interaktion)
-- Regionale Wertschöpfungund Beschäftigung
-- „öffentliche“ Infrastrukturenund Dienste
-- Investitionen und Innovation-- Marktentwicklung und
Markterschliessung-- Direktzahlung
als Leistungsentgelt
Fokus
Ziele
Instrumente
Das neue Paradigma der ländlichen Entwicklung
Traditionelle Ansätze
-- (inter-)nationalePolitik
-- Verwaltung
-- Verbände
Moderne Ansätze
-- lokale /regionaleInitiativen
-- Unternehmer
-- Netzwerke
Akteure
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Das neue Paradigma der ländlichen Entwicklung
Dazu bedarf es neuer Strukturen und Methoden
der Planung, Beteiligung, Entscheidung, Verantwortung,
Finanzierung, Begleitung und Evaluierung
auf allen Ebenen(Good Public Governance)
Nachhaltige ländliche Entwicklungverlangt neue Ansätze
-- raumbezogen, differenziert regionsspezifisch-- (agrar-)sektorübergreifend -- lokale ländliche Attraktivitätsfaktoren in Wert setzend-- markterschliessend, unternehmerisch initiativ-- innovativ Versorgung und Infrastrukturen sichernd-- kooperativ, vernetzt, partizipativ