Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
Von
Paul Baerecke
Dr Wilfried Broumlckelmann
Jutta Gladisch
Gudrun Houmlfer
Prof Thomas Kaul
Jochen Kocjan
Brigitte van Lith
Heide Luckfiel
Evi Meier
Katja von Papen
Barbara Philips
Michaela Pursian
Dr Juumlrgen Wessel
Ulrike Zamponi
Ernst Klett Verlag
Stuttgart Leipzig
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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1 Inklusive Bildung in allgemeinbildenen Schulen
a) UN-Konvention und Grundlagen fuumlr den inklusiven Unterricht
Im Rahmen der Diskussion in der Bildungspolitik wird auch das bestehende differenzierte deutsche Foumlrderschulsystem in Hinblick auf seine Rechtmaumlszligigkeit und Leistungsfaumlhigkeit gepruumlft Die Organisation der sonderpaumldagogischen Foumlrderung soll aufgrund der UN-Behindertenrechtskonvention1 und deren gesetzlichen Regelungen entsprechend geordnet werden Insbesondere der sect 24 der UN-Konvention ist fuumlr die inklusive Bildung in den allgemeinbildenden Schulen maszliggeblich Neben der (sonder-)paumldagogischen Foumlrderung duumlrfen die weiteren Differenzierungslinien in der Behindertenrechtskonvention nicht uumlbersehen werden Die individuelle Foumlrderung muss auch unter folgenden Aspekten stattfinden Kulturelle und religioumlse Zugehoumlrigkeit und Gender-Foumlrderung Nach der Entscheidung fuumlr inklusiven Unterricht findet die notwendige individuelle Foumlrderung bei entsprechendem Wunsch der Eltern in den Klassen der zustaumlndigen allgemeinbildenden Schule statt Die (sonder-)paumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht muss ndash vergleichbar mit dem Unterricht an Foumlrderschulen ndash den besonderen Bedarfen der Lernenden gerecht werden An der Umsetzung des inklusiven Unterrichts wird in den Bundeslaumlndern nachdruumlcklich gearbeitet Aktuelle Angaben sind in den Informationen der Kultusministerien veroumlffentlicht
b) Individuelle (sonder-)paumldagogische Foumlrderung in allgemeinbildenden Schulen
Am inklusiven Unterricht koumlnnen laut UN-Konvention Schuumller2 mit allen Beeintraumlchtigungen und Behinderungen teilnehmen ndash Lernschwache Schuumller die die Ziele der
allgemeinbildenden Schulen voraussichtlich nicht erreichen koumlnnen und die in der Regel bdquozieldifferentldquo gefoumlrdert werden (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo)
1 UN-Konvention uumlber die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-Behindertenrechtskonvention) vom 13 12 2006 Ratifizierung in Deutschland durch Gesetz vom 21 12 2008 BGBl 2008 Teil III S 1419 ff in Kraft getreten am 26 03 2009 2 Im Folgenden werden weibliche und maumlnnliche Lernende als Schuumller benannt
ndash Schuumller mit Entwicklungsbedarf in der emotionalen
und sozialen Entwicklung ndash Schuumller mit deutlichen Schwierigkeiten in der
sprachlichen Entwicklung ndash Schuumller mit koumlrperlichen Behinderungen ndash Schuumller mit Sinnesschaumldigungen (Houmlren und
Sehen) und ndash Schuumller die dem Autismus-Spektrum zugeordnet
werden Im deutschen Bildungssystem wird die groumlszligte Gruppe von Schuumllern mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf dem Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo zugeordnet Deren individuelle Lernvoraussetzungen muumlssen beruumlcksichtigt werden unabhaumlngig davon ob sie weiterhin als lernbehindert klassifiziert werden und an welchem Foumlrderort sie unterrichtet werden In allen Schulformen wird eine zunehmende Heterogenitaumlt in den Lerngruppen festgestellt ndash unabhaumlngig von der Teilnahme von Schuumllern mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf Damit muss die Vorstellung von homogenen Lerngruppen in denen die Schuumller einer Klasse in der gleichen Weise in der gleichen Zeit und mit dem gleichen Lernzugang erfolgreich lernen koumlnnen als dem Lernen nicht foumlrderlich angesehen werden Wegen der unterschiedlichen Entwicklungen und den individuellen Lernvoraussetzungen der Schuumller gibt es zu keinem Zeitpunkt homogene Lerngruppen3 Fuumlr die Schulen und deren Unterrichts- und Erziehungsarbeit stellen sich die folgenden Fragen ndash Welche Schulkultur muss die allgemeinbildende
Schule entwickeln um fuumlr heterogene Lerngruppen und fuumlr inklusiven Unterricht angemessene Lern- und Entwicklungsangebote bereit zu stellen
ndash Welche Werte welche Kommunikations- und Kooperationsstrukturen liegen dem Schulkonzept zugrunde Inwieweit dienen sie dem Lernen aller Schuumller
ndash Welche Strukturen zur Unterstuumltzung von Vielfalt werden genutzt
ndash Wie und unter welchen Bedingungen koumlnnen alle Schuumller gemeinsam in einer Klasse gefoumlrdert werden Wo ist aumluszligere Differenzierung sinnvoll
ndash Welche Unterrichts- und Lernarrangements werden in Hinblick auf die Vielfalt der Lernbedingungen der Schuumller praktiziert
ndash Inwieweit werden Formen des kooperativen Lernens genutzt
ndash Inwieweit werden Erkenntnisse der Neurobiologie in die Unterrichtsarbeit einbezogen
3 Beschluumlsse der Kultusministerkonferenz Foumlrderstrategie fuumlr leistungsschwaumlchere Schuumller Beschluss vom 04 03 2010
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Die Vielfalt in heterogenen Lerngruppen kann bei entsprechender Unterrichtsgestaltung als Gewinn verstanden werden denn sie kann bei allen an der Bildungsarbeit Beteiligten zum Erwerb der angestrebten Kompetenzen fuumlhren Selbststaumlndigkeit Eigenverantwortung Selbstorganisation Nutzen von allen Ressourcen konstruktive Kommunikationsformen Erkennen und Loumlsen von Problemstellungen arbeitsteiliges Lernen gemeinsames Verfolgen der Ziele Voraussetzung sind ein Schulkonzept das auf einer gemeinsam verabredeten Wertehaltung und der entsprechenden Zusammenarbeit im Kollegium beruht sowie die Kooperation mit weiteren Berufsgruppen
Fuumlr die Umsetzung der spezifischen Aufgaben im inklusiven Unterricht koumlnnen die allgemeinbildenden Schulen auf die Unterstuumltzung durch Sonderpaumldagogen zugreifen damit die Lernenden mit (sonder-)paumldagogischem Foumlrderbedarf die notwendigen und geeigneten Unterrichts- und Foumlrderangebote erhalten Dazu gehoumlrt auch die Beachtung des Nachteilsausgleichs entsprechend BSHG Der Ausgleich kann z B durch die Nutzung von Hilfsmitteln Verlaumlngerung der Bearbeitungszeit bei Klassenarbeiten entlastende Gestaltung von Texten vorzeitiges Austeilen von Informationstexten u Auml gewaumlhrt werden
2 Moumlglichkeiten der Gestaltung inklusiven Unterrichts Die Forderung alle Schuumller in ihrer Persoumlnlichkeit ihren Faumlhigkeiten und ihrem Entwicklungsstand zu unterrichten und zu foumlrdern betrifft jede Schule und jeden Unterricht Fuumlr das inklusive Lernen sei besonders auf eine annehmende und wertschaumltzende Atmosphaumlre im Schulleben und im Unterricht hingewiesen Fuumlr den inklusiven Unterricht gilt So viel gemeinsames Lernen wie moumlglich so viel innere und aumluszligere Differenzierung wie noumltig Wegen der Vielfalt der Schuumller muumlssen bei der Wahl eines Unterrichtsthemas (neben dem Bezug zu Richtlinien und Lehrplaumlnen) folgende Fragen bedacht werden ndash Bietet das Thema genuumlgend gemeinsame
Erfahrungen und trifft es die Interessen moumlglichst aller Schuumller
ndash Koumlnnen sich alle Schuumller auf unterschiedlichen Lernwegen und unterschiedlichen Lernniveaus an der Erarbeitung der Ziele beteiligen
ndash Bieten das Thema und die Ziele genuumlgend Moumlglichkeiten die Vielfalt auch durch kooperatives Lernen4 gewinnbringend zu nutzen
ndash Bieten das Thema und die Ziele genuumlgend unterschiedliche Moumlglichkeiten von Lernzugaumlngen und Praumlsentationsaktivitaumlten damit alle Schuumller den Unterricht mit den je individuellen Anforderungen als eine loumlsbare Herausforderung erleben koumlnnen
4 Mit den Grundannahmen zum Unterrichtskonzept bdquoKooperatives Lernenldquo kann die Interaktion zwischen den Schuumllern im Sinne des gemeinsamen Lernens entwickelt und gestaumlrkt werden vgl Green Norm Kooperatives Lernen 2007
Alle Schuumller denen Tutorenaufgaben fuumlr bestimmte Themen zugetraut und die in diese Aufgabe eingefuumlhrt und in ihr begleitet werden koumlnnen durch Tutorentaumltigkeiten innerhalb der Klasse in ihrer eigenen Entwicklung profitieren5 Unter dem Aspekt Learning by teaching hilft ein leistungsstaumlrkerer Schuumller einem Schuumller der Unterstuumltzung und Begleitung braucht Das Ziel der Leistungsentwicklung liegt beim Learning by teaching auf Seiten des Tutors nicht auf Seiten des Adressaten Wenn Tutoren anderen Schuumllern Sachverhalte erklaumlren staumlrken sie ihre eigenen kognitiven Faumlhigkeiten und ihre Kenntnisse von Zusammenhaumlngen Aumlhnlich wirksam ist die Erstellung von Unterrichtsmaterialien zum jeweiligen Thema (z B Houmlrtexte) Die Bearbeitung eines Themas kann durch die Tutorentaumltigkeit bzw durch unterschiedliche Aktivitaumlten und Lernzugaumlnge bereichert werden Eine andere Zielsetzung des Tutoring bezieht sich auf den Adressaten Ein leistungsstaumlrkerer Schuumller unterstuumltzt und begleitet einen Schuumller mit Foumlrderbedarf (oder einen leistungsschwaumlcheren Schuumller) damit dieser die Aufgabe bewaumlltigen kann Der Tutor unterstuumltzt er nimmt dem Schuumller mit Foumlrderbedarf die Arbeit nicht ab Dazu bedarf es einer sorgfaumlltigen Anleitung des Tutors Um die Planung und ein moumlglichst individuell angepasstes Lernangebot bereitstellen zu koumlnnen muumlssen die Lehrer die Lernausgangslage der Schuumller einschaumltzen Dies trifft fuumlr alle Schuumller zu zwingend aber fuumlr diejenigen die der (sonder-)paumldagogischen Foumlrderung beduumlrfen Eine weitere Unterstuumltzung bei der Unterrichtsplanung und Durchfuumlhrung bieten die grundlegenden Aussagen zu den Foumlrderschwer-punkten (Punkt 4 S 8 ff) 5 Ianes Dario Die besondere Normalitaumlt ndash Inklusion von SchuumllerInnen mit Behinderung Muumlnchen 2009 S 107ndash121
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3 Erkenntnisse der Hirnforschung zum Lernen und Konsequenzen fuumlr den Unterricht
Allen Uumlberlegungen zu Unterricht und Foumlrderung gemeinsam sind die Erkenntnisse der Hirnforschung die in den Schulen genutzt werden sollten Mit Hilfe der Hirnforschung laumlsst sich begruumlnden warum bestimmte Lernarrangements eher zum Lernerfolg fuumlhren und andere weniger effizient sind Dies betrifft jegliches Lernen und jeden Unterricht Die Schuumller die der besonderen Hilfen beim Lernen beduumlrfen sind jedoch darauf angewiesen dass lernfoumlrdernde Grundlagen und Vorschlaumlge beruumlcksichtigt und kontinuierlich praktiziert werden
a) Zwei grundlegende individuelle Beduumlrfnisse muumlssen bedient werden damit Lernen stattfinden kann
Das Beduumlrfnis nach persoumlnlichem individuellem Wachstum wird durch die Erfahrung von Unabhaumlngigkeit und Freiheit befriedigt Ein Problemeine Aufgabe wird mutig und zielstrebig angegangen und dabei werden auch Umwege zum Ziel in Kauf genommen Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und Verbundenheit mit anderen wird in Bezugsgruppen wie Familie Kindergartengruppen und Klassengemeinschaft befriedigt Die Zugehoumlrigkeit bedeutet Schutz aber auch die Notwendigkeit von Anpassung und Einhalten von Regeln Beide Beduumlrfnisse muumlssen in einer erfolgreichen individuellen (Lern-)Entwicklung immer wieder in Balance gebracht werden (vgl Huumlther) Der Unterricht muss also Gelegenheiten bereithalten beides zu erfahren
b) Problemloumlsungsstrategien muumlssen erworben werden
Je nach den bisherigen Erfahrungen entwickeln Menschen individuelle Strategien und treffen danach in neuen (schwierigen jedoch loumlsbaren) Situationen Entscheidungen um ein Problemeine Aufgabe zu loumlsen ndash Die Haltung bdquoSo kann das gehen so mache ich dasldquo
laumlsst ein Problem als Herausforderung und Wachstumschance erscheinen Es entwickelt sich die Haltung bdquoDas Problem kann ich loumlsen bei Bedarf auch mit Hilfeldquo
ndash Die Haltung bdquoDas kann ich wieder nicht Hat keinen Zweckldquo macht ein Problemeine Aufgabe zur Belastung Es entwickeln sich Stress und Lernblockaden
Wenn eine Strategie im Sinne der Erwartung bestaumltigt wird wird sie in gleichen und aumlhnlichen Situationen immer wieder angewandt und verfestigt Aus anfangs kleinen Nerven-bdquoWegenldquo werden bdquoStraszligenldquo oder gar bdquoAutobahnenldquo die bequem und ohne weitere Uumlberlegungen oder bewusste Entscheidungen genutzt werden bdquoAus der primaumlren Bewaumlltigungsstrategie ist dann ein eingefahrenes Programm geworden das das gesamte weitere Denken Fuumlhlen und Handeln der betreffenden Menschen bestimmtldquo 6 Durch unpassende und teilweise unerfuumlllbare Erwartungen an das Individuum wie es sein sollte werden Menschen in ausweglose Stresssituationen gebracht (bdquoIch bin ein Versager ndash egal was ich tueldquo) Alle weiteren Erfahrungen werden auf der Basis bdquoDas kann ich nichtldquo erlebt Die bisherigen Einstellungen werden fatalerweise durch die Ausschuumlttung von Gluumlckshormonen bestaumltigt und belohnt (bdquoHabe ich doch gewusstldquo) Insofern ist diese Versager-Haltung bestaumltigend und erfolgreich Gefuumlhle sind bei der Entstehung und Beibehaltung von Einstellungen Haltungen und (Vor-)urteilen immer maszliggeblich beteiligt Lernanforderungen in Verbindung mit Angst (bdquoDas kann ich nichtldquo) machen Lernen zu einer Stresssituation (bdquoDas wird wieder nichtsldquo) Fuumlr den Unterricht bedeutet das im Umkehrschluss Das Neue das gelernt werden soll muss positiv besetzt sein Loumlsbare ProblemeAufgaben und (voruumlbergehende) Hilfen die den Erfolg garantieren sind ein Weg Lernen als Herausforderung und als interessantes Abenteuer zu verstehen Neue positive Erfahrungen und kleine Erfolge ermoumlglichen es vorhandene negative Einstellungen Schritt fuumlr Schritt zu aumlndern Dazu muss es zunaumlchst gelingen Schuumller fuumlr ein Thema zu interessieren und nach Moumlglichkeit zu begeistern Die Haltung des Lehrers und seine Erwartungen sind hier ein entscheidender Faktor Weiter muss die Aufgabe so gestaltet sein dass das Problem fuumlr den einzelnen Schuumller loumlsbar ist Es gilt misserfolgsorientierten Schuumllern aus einer Versager-Situation zu helfen Um sichere (automatisierte) Vernetzungen im Gehirn herzustellen muumlssen positive Erfahrungen haumlufiger gemacht werden So entstehen bdquoTrampelpfadeldquo (vgl Schirp) denen man auch bdquoim Dunkelnldquo folgen kann Sie funktionieren ohne bewusste Entscheidungen Sie
6 Huumlther Gerald Bedienungsanleitung fuumlr ein menschliches Gehirn Goumlttingen 2007
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koumlnnen die eigene Haltung zum Lernen und zur Leistungsfaumlhigkeit positiv veraumlndern Im Unterricht werden zur Loumlsung von ProblemenAufgaben Strategien im Sinne einer Selbstinstruktion eingesetzt
c) Neurodidaktische Zugaumlnge zum Lernen muumlssen beachtet werden
Die Arbeitsweise des Gehirns7 ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet ndash Das Gehirn ist ein sich selbst organisierendes
System ndash Seine Entwicklung ist nutzungsabhaumlngig ndash Lernen und Behalten ist auf Musterentwicklung
und Sinnstiftung angewiesen ndash An allen Lernprozessen sind Emotionen und
Gefuumlhle maszliggeblich beteiligt ndash Das Gehirn ist auf soziale Interaktion angewiesen ndash Kognitive und emotionale Entwicklungsprozesse
sind auf Bewegung angewiesen
7 Schirp Heinz Wie bdquolerntldquo unser Gehirn Neurodidaktische Zugaumlnge zur Unterrichtsentwicklung In Hans-Guumlnter RolffElisabeth RhinowTheresa Roumlhrich (Hrsg) Unterrichtsentwicklung ndash Eine Kernaufgabe der Schule Koumlln 2009
Deshalb sind ua folgende Lernarrangements erfolgversprechend ndash Erkennen von Sinn und Relevanz (Sinnkonstruktion
Verstehen Lernen Behalten) ndash Anknuumlpfen an Bekanntes ndash Haumlufige Nutzung des Gelernten ungenutzte
Potentiale verkuumlmmern ndash Kooperatives Lernen (Klaumlrung eigener Gedanken
durch Erklaumlrungen fuumlr Mitschuumller Diskussion ndash Beobachtung ndash Begruumlndung ndash Argumentieren Reflexion eigener Wahrnehmung Spiegel-Lernen)
ndash Bewegung ist zentrale Voraussetzung fuumlr die Entwicklung kognitiver Leistungen
Lernprobleme und Lernblockaden entstehen aus neurobiologischer Sicht u a durch ndash Fehlende Anschlussfaumlhigkeit ndash Fehlende Nutzungsfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextualisierung ndash Inselwissen ndash Stress In der Tabelle bdquoWie lernt das Gehirnldquo werden zu den Lernstrategien konkrete Vorschlaumlge zur Gestaltung des Unterrichts gemacht
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bdquoWie lernt das Gehirnldquo (vgl H Schirp) Lernarrangements auf die Schuumller mit erschwerten Lernbedingungen angewiesen sind
Elaborationsstrategien Verstehen und Encodieren
Aufmerksamkeit herstellen ndash Sinnhaftigkeit der Aufgaben fuumlr die Schuumller sicherstellen (neu wichtig interessant hellip)
ndash Aufmerksamkeit durch sinnliche Eindruumlcke richten und aufrecht erhalten (z B visuell haptisch)
ndash Uumlberfluumlssige Reize ausschalten
Eigene Erfahrungen beruumlcksichtigen ndash An die Lebensumwelt und -naumlhe anknuumlpfen ndash Erfahrungen Erlebnisse Gefuumlhle als Zugang fuumlr das eigene Lernen
nutzen
Thema und Fragestellung gemeinsam klaumlren
ndash Aufgabenverstaumlndnis klaumlren verbalisieren abgleichen ndash Andere Interpretationen und Sichtweisen (an-)erkennen
diskutieren und auf zielfuumlhrende Anwendbarkeit pruumlfen
Uumlbersicht schaffen als Ergebnis von Bearbeitungsprozessen
ndash Zusammenhaumlnge (von Arbeitsprozessen) besprechen erkennen und verstehen
ndash bdquoMusterldquo (Strategien) erkennen und benennen ndash Lernen in Sinnzusammenhaumlngen sicherstellen
Erhaltensstrategien bdquoUse it or lose itrdquo
Neue Erfahrungen in Sinnzusammenhaumlngen anbieten
ndash Fragen zu dem bereits Bekannten und der Einbettung des bdquoNeuenldquo anbieten
ndash Pruumlfen lassen Was hat das Neue mit dem Thema zu tun
Neue bdquoTrampelpfadeldquo im Gehirn anlegen ndash Gelingensbedingungen durch loumlsbare kleinteilige Aufgaben herstellen
ndash HandwerkszeugArbeitsstrategienVerhaltensweisen im Sinne einer Selbstinstruktion bereitstellen und kontinuierlich anwenden
ndash Brauchbarkeit und Erfolg verbalisieren
Anwendung in unterschiedlichen Zusammenhaumlngen
ndash Sachinformationen in Verbindung mit Geschichten und Ereignissen anbieten
ndash Das bdquokleine Neueldquo auf der Grundlage von vorhandenem Wissen einfuumlhren
ndash Das Neue in vorhandenes Wissen integrieren ndash Regeln und Muster in gleicher Weise bei unterschiedlichen Themen
anwenden
Anwendung in Handlungssituationen ndash Erarbeitung und Festigung durch handelnden Umgang Ansprechen aller Sinne und der Motorik
ndash Zeitnah sichtbare Ergebnisse ermoumlglichen ndash Handlungsablauf verbalisieren und korrigieren
Hervorheben gelungener Problemloumlsungen
ndash Positive Loumlsungen benennen ndash Bewusstmachen von gelungenen Verhaltens- und Arbeitsprozessen
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ndash Aumlnderung der Einstellung zur eigenen Leistungsfaumlhigkeit anbahnen
Uumlbungsformen haumlufig und in Variationen anbieten (nicht durch Laumlnge)
ndash Uumlbungsformen zu den Lerngegenstaumlnden in unterschiedliche Zusammenhaumlnge stellen
ndash Wiederholung von Kenntnissen in uumlberschaubaren Lernschritten in leicht veraumlnderten Formen
ndash Haumlufige eher kurze Nutzung von variierenden Uumlbungsformen sichern
ndash Verstehen kommt vor Automatisieren
Schuumller erklaumlren und praumlsentieren ndash Reflexion des eigenen Vorgehens ndash Verbalisieren der eigenen Loumlsungswege
Eindeutige Auftraumlge ndash Aussagen ndash Bilder anbieten
ndash Klare Anweisungen geben deren Ausfuumlhrung sichtbar ist (operationalisierte Aufgaben)
ndash Irritationen und Raumltseln uumlber Arbeitsauftrag ausschlieszligen
Nutzungsstrategien
Wissen und Kompetenzen nutzen und erweitern
ndash Vorhandenes Wissen und Kompetenzen abrufen und durch neue Informationen neue Zusammenhaumlnge erweitern und festigen
ndash An Bekanntes anknuumlpfen
Kenntnisse und Wissen fuumlr sinnhafte Aufgaben nutzen
ndash Strategien und Methoden in neuen Zusammenhaumlngen sinnvoll selbst auswaumlhlen und anwenden
ndash eigene Fragen zum Thema stellen ndash zum Thema recherchieren
Weiteren Wissenserwerb und Erkenntnisprozesse foumlrdern
ndash Auf der Grundlage von vorhandenem Wissen die Interessen die Erfahrungen der Schuumller nutzen um Wissen Kenntnisse Erfahrungen zu erweitern
ndash Neues Wissen in andere Zusammenhaumlnge stellen (und umgekehrt)
Selbstregulationsstrategien
Eigene Motivation und Zielsetzung durch Selbstkonzept ndash Selbstwirksamkeit
ndash Positive Ruumlckmeldungen uumlber gelungene Prozesse geben ndash Lern- und Kompetenzzuwaumlchse verdeutlichen ndash Die Haltung bdquodas kann ichldquo durch individuelle erfolgversprechende
Angebote ausbauen ndash bdquoTrampelpfadeldquo nutzen und weiter festigen
Bewegungssequenzen ndash Anspannung und Entspannung im Wechsel anbieten (auch motorisch)
ndash Strukturierte Bewegungen zur Steigerung der Aufnahmefaumlhigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash rhythmische Bewegungen zur Synchronisation der Hirntaumltigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash Fuszlig- und Fingeruumlbungen zur Anregung des Bewegungsgefuumlhls ndash Singen als entspannende Bewegung
Konzentration stiftende Verfahren ndash Bewegungsmuster
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ndash Konzentration auf Sinneswahrnehmungen ndash Wechsel von Methoden ndash Strukturierung der eigenen Gedanken durch Verbalisieren
Kontrollstrategien
Wahrnehmen und Bewerten der eigenen Lernprozesse
ndash Pruumlfen der Arbeiten auf Vollstaumlndigkeit Optimierungen ndash Intraindividuelle Lernvergleiche ermoumlglichen durch Entwicklungs-
und Leistungsportfolios ndash Ruumlckmeldungen uumlber erbrachte Leistung
Critical friends ndash Feedback-Regeln uumlben ndash Feedback durch Mitschuumller geben und annehmen
d) Wirkungsvolle Einflussfaktoren fuumlr Unterrichten und Lernen nach John Hattie8
Als besonders erfolgversprechende Strategien zur Unterrichtsplanung sind ua die Fragestellungen aus der Sicht der Schuumller Wohin will ich mich entwickeln ndash Where am I going Wie mache ich das ndash How am I going Welches ist der naumlchste Lernschritt ndash Where to next In der Beantwortung dieser Fragen macht der Lehrer individuelle Lernangebote fuumlr die Schuumller Diese Angebote zeichnen sich durch eindeutige fuumlr die Schuumller unmissverstaumlndliche Arbeitsanweisungen aus Die Schuumller muumlssen wissen was der Lehrer von ihnen erwartet (teacher clarity) Eine weitere Bedingung fuumlr erfolgreiches Lernen ist nach Hattie eine stringente Klassenfuumlhrung ein gutes classroom management mit dem Unterrichts-stoumlrungen und Unwichtiges zugunsten von effektiven Lernzeiten reduziert werden
8 Hattie John Lernen sichtbar machen 2013
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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1 Inklusive Bildung in allgemeinbildenen Schulen
a) UN-Konvention und Grundlagen fuumlr den inklusiven Unterricht
Im Rahmen der Diskussion in der Bildungspolitik wird auch das bestehende differenzierte deutsche Foumlrderschulsystem in Hinblick auf seine Rechtmaumlszligigkeit und Leistungsfaumlhigkeit gepruumlft Die Organisation der sonderpaumldagogischen Foumlrderung soll aufgrund der UN-Behindertenrechtskonvention1 und deren gesetzlichen Regelungen entsprechend geordnet werden Insbesondere der sect 24 der UN-Konvention ist fuumlr die inklusive Bildung in den allgemeinbildenden Schulen maszliggeblich Neben der (sonder-)paumldagogischen Foumlrderung duumlrfen die weiteren Differenzierungslinien in der Behindertenrechtskonvention nicht uumlbersehen werden Die individuelle Foumlrderung muss auch unter folgenden Aspekten stattfinden Kulturelle und religioumlse Zugehoumlrigkeit und Gender-Foumlrderung Nach der Entscheidung fuumlr inklusiven Unterricht findet die notwendige individuelle Foumlrderung bei entsprechendem Wunsch der Eltern in den Klassen der zustaumlndigen allgemeinbildenden Schule statt Die (sonder-)paumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht muss ndash vergleichbar mit dem Unterricht an Foumlrderschulen ndash den besonderen Bedarfen der Lernenden gerecht werden An der Umsetzung des inklusiven Unterrichts wird in den Bundeslaumlndern nachdruumlcklich gearbeitet Aktuelle Angaben sind in den Informationen der Kultusministerien veroumlffentlicht
b) Individuelle (sonder-)paumldagogische Foumlrderung in allgemeinbildenden Schulen
Am inklusiven Unterricht koumlnnen laut UN-Konvention Schuumller2 mit allen Beeintraumlchtigungen und Behinderungen teilnehmen ndash Lernschwache Schuumller die die Ziele der
allgemeinbildenden Schulen voraussichtlich nicht erreichen koumlnnen und die in der Regel bdquozieldifferentldquo gefoumlrdert werden (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo)
1 UN-Konvention uumlber die Rechte von Menschen mit Behinderung (UN-Behindertenrechtskonvention) vom 13 12 2006 Ratifizierung in Deutschland durch Gesetz vom 21 12 2008 BGBl 2008 Teil III S 1419 ff in Kraft getreten am 26 03 2009 2 Im Folgenden werden weibliche und maumlnnliche Lernende als Schuumller benannt
ndash Schuumller mit Entwicklungsbedarf in der emotionalen
und sozialen Entwicklung ndash Schuumller mit deutlichen Schwierigkeiten in der
sprachlichen Entwicklung ndash Schuumller mit koumlrperlichen Behinderungen ndash Schuumller mit Sinnesschaumldigungen (Houmlren und
Sehen) und ndash Schuumller die dem Autismus-Spektrum zugeordnet
werden Im deutschen Bildungssystem wird die groumlszligte Gruppe von Schuumllern mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf dem Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo zugeordnet Deren individuelle Lernvoraussetzungen muumlssen beruumlcksichtigt werden unabhaumlngig davon ob sie weiterhin als lernbehindert klassifiziert werden und an welchem Foumlrderort sie unterrichtet werden In allen Schulformen wird eine zunehmende Heterogenitaumlt in den Lerngruppen festgestellt ndash unabhaumlngig von der Teilnahme von Schuumllern mit sonderpaumldagogischem Foumlrderbedarf Damit muss die Vorstellung von homogenen Lerngruppen in denen die Schuumller einer Klasse in der gleichen Weise in der gleichen Zeit und mit dem gleichen Lernzugang erfolgreich lernen koumlnnen als dem Lernen nicht foumlrderlich angesehen werden Wegen der unterschiedlichen Entwicklungen und den individuellen Lernvoraussetzungen der Schuumller gibt es zu keinem Zeitpunkt homogene Lerngruppen3 Fuumlr die Schulen und deren Unterrichts- und Erziehungsarbeit stellen sich die folgenden Fragen ndash Welche Schulkultur muss die allgemeinbildende
Schule entwickeln um fuumlr heterogene Lerngruppen und fuumlr inklusiven Unterricht angemessene Lern- und Entwicklungsangebote bereit zu stellen
ndash Welche Werte welche Kommunikations- und Kooperationsstrukturen liegen dem Schulkonzept zugrunde Inwieweit dienen sie dem Lernen aller Schuumller
ndash Welche Strukturen zur Unterstuumltzung von Vielfalt werden genutzt
ndash Wie und unter welchen Bedingungen koumlnnen alle Schuumller gemeinsam in einer Klasse gefoumlrdert werden Wo ist aumluszligere Differenzierung sinnvoll
ndash Welche Unterrichts- und Lernarrangements werden in Hinblick auf die Vielfalt der Lernbedingungen der Schuumller praktiziert
ndash Inwieweit werden Formen des kooperativen Lernens genutzt
ndash Inwieweit werden Erkenntnisse der Neurobiologie in die Unterrichtsarbeit einbezogen
3 Beschluumlsse der Kultusministerkonferenz Foumlrderstrategie fuumlr leistungsschwaumlchere Schuumller Beschluss vom 04 03 2010
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Die Vielfalt in heterogenen Lerngruppen kann bei entsprechender Unterrichtsgestaltung als Gewinn verstanden werden denn sie kann bei allen an der Bildungsarbeit Beteiligten zum Erwerb der angestrebten Kompetenzen fuumlhren Selbststaumlndigkeit Eigenverantwortung Selbstorganisation Nutzen von allen Ressourcen konstruktive Kommunikationsformen Erkennen und Loumlsen von Problemstellungen arbeitsteiliges Lernen gemeinsames Verfolgen der Ziele Voraussetzung sind ein Schulkonzept das auf einer gemeinsam verabredeten Wertehaltung und der entsprechenden Zusammenarbeit im Kollegium beruht sowie die Kooperation mit weiteren Berufsgruppen
Fuumlr die Umsetzung der spezifischen Aufgaben im inklusiven Unterricht koumlnnen die allgemeinbildenden Schulen auf die Unterstuumltzung durch Sonderpaumldagogen zugreifen damit die Lernenden mit (sonder-)paumldagogischem Foumlrderbedarf die notwendigen und geeigneten Unterrichts- und Foumlrderangebote erhalten Dazu gehoumlrt auch die Beachtung des Nachteilsausgleichs entsprechend BSHG Der Ausgleich kann z B durch die Nutzung von Hilfsmitteln Verlaumlngerung der Bearbeitungszeit bei Klassenarbeiten entlastende Gestaltung von Texten vorzeitiges Austeilen von Informationstexten u Auml gewaumlhrt werden
2 Moumlglichkeiten der Gestaltung inklusiven Unterrichts Die Forderung alle Schuumller in ihrer Persoumlnlichkeit ihren Faumlhigkeiten und ihrem Entwicklungsstand zu unterrichten und zu foumlrdern betrifft jede Schule und jeden Unterricht Fuumlr das inklusive Lernen sei besonders auf eine annehmende und wertschaumltzende Atmosphaumlre im Schulleben und im Unterricht hingewiesen Fuumlr den inklusiven Unterricht gilt So viel gemeinsames Lernen wie moumlglich so viel innere und aumluszligere Differenzierung wie noumltig Wegen der Vielfalt der Schuumller muumlssen bei der Wahl eines Unterrichtsthemas (neben dem Bezug zu Richtlinien und Lehrplaumlnen) folgende Fragen bedacht werden ndash Bietet das Thema genuumlgend gemeinsame
Erfahrungen und trifft es die Interessen moumlglichst aller Schuumller
ndash Koumlnnen sich alle Schuumller auf unterschiedlichen Lernwegen und unterschiedlichen Lernniveaus an der Erarbeitung der Ziele beteiligen
ndash Bieten das Thema und die Ziele genuumlgend Moumlglichkeiten die Vielfalt auch durch kooperatives Lernen4 gewinnbringend zu nutzen
ndash Bieten das Thema und die Ziele genuumlgend unterschiedliche Moumlglichkeiten von Lernzugaumlngen und Praumlsentationsaktivitaumlten damit alle Schuumller den Unterricht mit den je individuellen Anforderungen als eine loumlsbare Herausforderung erleben koumlnnen
4 Mit den Grundannahmen zum Unterrichtskonzept bdquoKooperatives Lernenldquo kann die Interaktion zwischen den Schuumllern im Sinne des gemeinsamen Lernens entwickelt und gestaumlrkt werden vgl Green Norm Kooperatives Lernen 2007
Alle Schuumller denen Tutorenaufgaben fuumlr bestimmte Themen zugetraut und die in diese Aufgabe eingefuumlhrt und in ihr begleitet werden koumlnnen durch Tutorentaumltigkeiten innerhalb der Klasse in ihrer eigenen Entwicklung profitieren5 Unter dem Aspekt Learning by teaching hilft ein leistungsstaumlrkerer Schuumller einem Schuumller der Unterstuumltzung und Begleitung braucht Das Ziel der Leistungsentwicklung liegt beim Learning by teaching auf Seiten des Tutors nicht auf Seiten des Adressaten Wenn Tutoren anderen Schuumllern Sachverhalte erklaumlren staumlrken sie ihre eigenen kognitiven Faumlhigkeiten und ihre Kenntnisse von Zusammenhaumlngen Aumlhnlich wirksam ist die Erstellung von Unterrichtsmaterialien zum jeweiligen Thema (z B Houmlrtexte) Die Bearbeitung eines Themas kann durch die Tutorentaumltigkeit bzw durch unterschiedliche Aktivitaumlten und Lernzugaumlnge bereichert werden Eine andere Zielsetzung des Tutoring bezieht sich auf den Adressaten Ein leistungsstaumlrkerer Schuumller unterstuumltzt und begleitet einen Schuumller mit Foumlrderbedarf (oder einen leistungsschwaumlcheren Schuumller) damit dieser die Aufgabe bewaumlltigen kann Der Tutor unterstuumltzt er nimmt dem Schuumller mit Foumlrderbedarf die Arbeit nicht ab Dazu bedarf es einer sorgfaumlltigen Anleitung des Tutors Um die Planung und ein moumlglichst individuell angepasstes Lernangebot bereitstellen zu koumlnnen muumlssen die Lehrer die Lernausgangslage der Schuumller einschaumltzen Dies trifft fuumlr alle Schuumller zu zwingend aber fuumlr diejenigen die der (sonder-)paumldagogischen Foumlrderung beduumlrfen Eine weitere Unterstuumltzung bei der Unterrichtsplanung und Durchfuumlhrung bieten die grundlegenden Aussagen zu den Foumlrderschwer-punkten (Punkt 4 S 8 ff) 5 Ianes Dario Die besondere Normalitaumlt ndash Inklusion von SchuumllerInnen mit Behinderung Muumlnchen 2009 S 107ndash121
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3 Erkenntnisse der Hirnforschung zum Lernen und Konsequenzen fuumlr den Unterricht
Allen Uumlberlegungen zu Unterricht und Foumlrderung gemeinsam sind die Erkenntnisse der Hirnforschung die in den Schulen genutzt werden sollten Mit Hilfe der Hirnforschung laumlsst sich begruumlnden warum bestimmte Lernarrangements eher zum Lernerfolg fuumlhren und andere weniger effizient sind Dies betrifft jegliches Lernen und jeden Unterricht Die Schuumller die der besonderen Hilfen beim Lernen beduumlrfen sind jedoch darauf angewiesen dass lernfoumlrdernde Grundlagen und Vorschlaumlge beruumlcksichtigt und kontinuierlich praktiziert werden
a) Zwei grundlegende individuelle Beduumlrfnisse muumlssen bedient werden damit Lernen stattfinden kann
Das Beduumlrfnis nach persoumlnlichem individuellem Wachstum wird durch die Erfahrung von Unabhaumlngigkeit und Freiheit befriedigt Ein Problemeine Aufgabe wird mutig und zielstrebig angegangen und dabei werden auch Umwege zum Ziel in Kauf genommen Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und Verbundenheit mit anderen wird in Bezugsgruppen wie Familie Kindergartengruppen und Klassengemeinschaft befriedigt Die Zugehoumlrigkeit bedeutet Schutz aber auch die Notwendigkeit von Anpassung und Einhalten von Regeln Beide Beduumlrfnisse muumlssen in einer erfolgreichen individuellen (Lern-)Entwicklung immer wieder in Balance gebracht werden (vgl Huumlther) Der Unterricht muss also Gelegenheiten bereithalten beides zu erfahren
b) Problemloumlsungsstrategien muumlssen erworben werden
Je nach den bisherigen Erfahrungen entwickeln Menschen individuelle Strategien und treffen danach in neuen (schwierigen jedoch loumlsbaren) Situationen Entscheidungen um ein Problemeine Aufgabe zu loumlsen ndash Die Haltung bdquoSo kann das gehen so mache ich dasldquo
laumlsst ein Problem als Herausforderung und Wachstumschance erscheinen Es entwickelt sich die Haltung bdquoDas Problem kann ich loumlsen bei Bedarf auch mit Hilfeldquo
ndash Die Haltung bdquoDas kann ich wieder nicht Hat keinen Zweckldquo macht ein Problemeine Aufgabe zur Belastung Es entwickeln sich Stress und Lernblockaden
Wenn eine Strategie im Sinne der Erwartung bestaumltigt wird wird sie in gleichen und aumlhnlichen Situationen immer wieder angewandt und verfestigt Aus anfangs kleinen Nerven-bdquoWegenldquo werden bdquoStraszligenldquo oder gar bdquoAutobahnenldquo die bequem und ohne weitere Uumlberlegungen oder bewusste Entscheidungen genutzt werden bdquoAus der primaumlren Bewaumlltigungsstrategie ist dann ein eingefahrenes Programm geworden das das gesamte weitere Denken Fuumlhlen und Handeln der betreffenden Menschen bestimmtldquo 6 Durch unpassende und teilweise unerfuumlllbare Erwartungen an das Individuum wie es sein sollte werden Menschen in ausweglose Stresssituationen gebracht (bdquoIch bin ein Versager ndash egal was ich tueldquo) Alle weiteren Erfahrungen werden auf der Basis bdquoDas kann ich nichtldquo erlebt Die bisherigen Einstellungen werden fatalerweise durch die Ausschuumlttung von Gluumlckshormonen bestaumltigt und belohnt (bdquoHabe ich doch gewusstldquo) Insofern ist diese Versager-Haltung bestaumltigend und erfolgreich Gefuumlhle sind bei der Entstehung und Beibehaltung von Einstellungen Haltungen und (Vor-)urteilen immer maszliggeblich beteiligt Lernanforderungen in Verbindung mit Angst (bdquoDas kann ich nichtldquo) machen Lernen zu einer Stresssituation (bdquoDas wird wieder nichtsldquo) Fuumlr den Unterricht bedeutet das im Umkehrschluss Das Neue das gelernt werden soll muss positiv besetzt sein Loumlsbare ProblemeAufgaben und (voruumlbergehende) Hilfen die den Erfolg garantieren sind ein Weg Lernen als Herausforderung und als interessantes Abenteuer zu verstehen Neue positive Erfahrungen und kleine Erfolge ermoumlglichen es vorhandene negative Einstellungen Schritt fuumlr Schritt zu aumlndern Dazu muss es zunaumlchst gelingen Schuumller fuumlr ein Thema zu interessieren und nach Moumlglichkeit zu begeistern Die Haltung des Lehrers und seine Erwartungen sind hier ein entscheidender Faktor Weiter muss die Aufgabe so gestaltet sein dass das Problem fuumlr den einzelnen Schuumller loumlsbar ist Es gilt misserfolgsorientierten Schuumllern aus einer Versager-Situation zu helfen Um sichere (automatisierte) Vernetzungen im Gehirn herzustellen muumlssen positive Erfahrungen haumlufiger gemacht werden So entstehen bdquoTrampelpfadeldquo (vgl Schirp) denen man auch bdquoim Dunkelnldquo folgen kann Sie funktionieren ohne bewusste Entscheidungen Sie
6 Huumlther Gerald Bedienungsanleitung fuumlr ein menschliches Gehirn Goumlttingen 2007
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koumlnnen die eigene Haltung zum Lernen und zur Leistungsfaumlhigkeit positiv veraumlndern Im Unterricht werden zur Loumlsung von ProblemenAufgaben Strategien im Sinne einer Selbstinstruktion eingesetzt
c) Neurodidaktische Zugaumlnge zum Lernen muumlssen beachtet werden
Die Arbeitsweise des Gehirns7 ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet ndash Das Gehirn ist ein sich selbst organisierendes
System ndash Seine Entwicklung ist nutzungsabhaumlngig ndash Lernen und Behalten ist auf Musterentwicklung
und Sinnstiftung angewiesen ndash An allen Lernprozessen sind Emotionen und
Gefuumlhle maszliggeblich beteiligt ndash Das Gehirn ist auf soziale Interaktion angewiesen ndash Kognitive und emotionale Entwicklungsprozesse
sind auf Bewegung angewiesen
7 Schirp Heinz Wie bdquolerntldquo unser Gehirn Neurodidaktische Zugaumlnge zur Unterrichtsentwicklung In Hans-Guumlnter RolffElisabeth RhinowTheresa Roumlhrich (Hrsg) Unterrichtsentwicklung ndash Eine Kernaufgabe der Schule Koumlln 2009
Deshalb sind ua folgende Lernarrangements erfolgversprechend ndash Erkennen von Sinn und Relevanz (Sinnkonstruktion
Verstehen Lernen Behalten) ndash Anknuumlpfen an Bekanntes ndash Haumlufige Nutzung des Gelernten ungenutzte
Potentiale verkuumlmmern ndash Kooperatives Lernen (Klaumlrung eigener Gedanken
durch Erklaumlrungen fuumlr Mitschuumller Diskussion ndash Beobachtung ndash Begruumlndung ndash Argumentieren Reflexion eigener Wahrnehmung Spiegel-Lernen)
ndash Bewegung ist zentrale Voraussetzung fuumlr die Entwicklung kognitiver Leistungen
Lernprobleme und Lernblockaden entstehen aus neurobiologischer Sicht u a durch ndash Fehlende Anschlussfaumlhigkeit ndash Fehlende Nutzungsfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextualisierung ndash Inselwissen ndash Stress In der Tabelle bdquoWie lernt das Gehirnldquo werden zu den Lernstrategien konkrete Vorschlaumlge zur Gestaltung des Unterrichts gemacht
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bdquoWie lernt das Gehirnldquo (vgl H Schirp) Lernarrangements auf die Schuumller mit erschwerten Lernbedingungen angewiesen sind
Elaborationsstrategien Verstehen und Encodieren
Aufmerksamkeit herstellen ndash Sinnhaftigkeit der Aufgaben fuumlr die Schuumller sicherstellen (neu wichtig interessant hellip)
ndash Aufmerksamkeit durch sinnliche Eindruumlcke richten und aufrecht erhalten (z B visuell haptisch)
ndash Uumlberfluumlssige Reize ausschalten
Eigene Erfahrungen beruumlcksichtigen ndash An die Lebensumwelt und -naumlhe anknuumlpfen ndash Erfahrungen Erlebnisse Gefuumlhle als Zugang fuumlr das eigene Lernen
nutzen
Thema und Fragestellung gemeinsam klaumlren
ndash Aufgabenverstaumlndnis klaumlren verbalisieren abgleichen ndash Andere Interpretationen und Sichtweisen (an-)erkennen
diskutieren und auf zielfuumlhrende Anwendbarkeit pruumlfen
Uumlbersicht schaffen als Ergebnis von Bearbeitungsprozessen
ndash Zusammenhaumlnge (von Arbeitsprozessen) besprechen erkennen und verstehen
ndash bdquoMusterldquo (Strategien) erkennen und benennen ndash Lernen in Sinnzusammenhaumlngen sicherstellen
Erhaltensstrategien bdquoUse it or lose itrdquo
Neue Erfahrungen in Sinnzusammenhaumlngen anbieten
ndash Fragen zu dem bereits Bekannten und der Einbettung des bdquoNeuenldquo anbieten
ndash Pruumlfen lassen Was hat das Neue mit dem Thema zu tun
Neue bdquoTrampelpfadeldquo im Gehirn anlegen ndash Gelingensbedingungen durch loumlsbare kleinteilige Aufgaben herstellen
ndash HandwerkszeugArbeitsstrategienVerhaltensweisen im Sinne einer Selbstinstruktion bereitstellen und kontinuierlich anwenden
ndash Brauchbarkeit und Erfolg verbalisieren
Anwendung in unterschiedlichen Zusammenhaumlngen
ndash Sachinformationen in Verbindung mit Geschichten und Ereignissen anbieten
ndash Das bdquokleine Neueldquo auf der Grundlage von vorhandenem Wissen einfuumlhren
ndash Das Neue in vorhandenes Wissen integrieren ndash Regeln und Muster in gleicher Weise bei unterschiedlichen Themen
anwenden
Anwendung in Handlungssituationen ndash Erarbeitung und Festigung durch handelnden Umgang Ansprechen aller Sinne und der Motorik
ndash Zeitnah sichtbare Ergebnisse ermoumlglichen ndash Handlungsablauf verbalisieren und korrigieren
Hervorheben gelungener Problemloumlsungen
ndash Positive Loumlsungen benennen ndash Bewusstmachen von gelungenen Verhaltens- und Arbeitsprozessen
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ndash Aumlnderung der Einstellung zur eigenen Leistungsfaumlhigkeit anbahnen
Uumlbungsformen haumlufig und in Variationen anbieten (nicht durch Laumlnge)
ndash Uumlbungsformen zu den Lerngegenstaumlnden in unterschiedliche Zusammenhaumlnge stellen
ndash Wiederholung von Kenntnissen in uumlberschaubaren Lernschritten in leicht veraumlnderten Formen
ndash Haumlufige eher kurze Nutzung von variierenden Uumlbungsformen sichern
ndash Verstehen kommt vor Automatisieren
Schuumller erklaumlren und praumlsentieren ndash Reflexion des eigenen Vorgehens ndash Verbalisieren der eigenen Loumlsungswege
Eindeutige Auftraumlge ndash Aussagen ndash Bilder anbieten
ndash Klare Anweisungen geben deren Ausfuumlhrung sichtbar ist (operationalisierte Aufgaben)
ndash Irritationen und Raumltseln uumlber Arbeitsauftrag ausschlieszligen
Nutzungsstrategien
Wissen und Kompetenzen nutzen und erweitern
ndash Vorhandenes Wissen und Kompetenzen abrufen und durch neue Informationen neue Zusammenhaumlnge erweitern und festigen
ndash An Bekanntes anknuumlpfen
Kenntnisse und Wissen fuumlr sinnhafte Aufgaben nutzen
ndash Strategien und Methoden in neuen Zusammenhaumlngen sinnvoll selbst auswaumlhlen und anwenden
ndash eigene Fragen zum Thema stellen ndash zum Thema recherchieren
Weiteren Wissenserwerb und Erkenntnisprozesse foumlrdern
ndash Auf der Grundlage von vorhandenem Wissen die Interessen die Erfahrungen der Schuumller nutzen um Wissen Kenntnisse Erfahrungen zu erweitern
ndash Neues Wissen in andere Zusammenhaumlnge stellen (und umgekehrt)
Selbstregulationsstrategien
Eigene Motivation und Zielsetzung durch Selbstkonzept ndash Selbstwirksamkeit
ndash Positive Ruumlckmeldungen uumlber gelungene Prozesse geben ndash Lern- und Kompetenzzuwaumlchse verdeutlichen ndash Die Haltung bdquodas kann ichldquo durch individuelle erfolgversprechende
Angebote ausbauen ndash bdquoTrampelpfadeldquo nutzen und weiter festigen
Bewegungssequenzen ndash Anspannung und Entspannung im Wechsel anbieten (auch motorisch)
ndash Strukturierte Bewegungen zur Steigerung der Aufnahmefaumlhigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash rhythmische Bewegungen zur Synchronisation der Hirntaumltigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash Fuszlig- und Fingeruumlbungen zur Anregung des Bewegungsgefuumlhls ndash Singen als entspannende Bewegung
Konzentration stiftende Verfahren ndash Bewegungsmuster
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ndash Konzentration auf Sinneswahrnehmungen ndash Wechsel von Methoden ndash Strukturierung der eigenen Gedanken durch Verbalisieren
Kontrollstrategien
Wahrnehmen und Bewerten der eigenen Lernprozesse
ndash Pruumlfen der Arbeiten auf Vollstaumlndigkeit Optimierungen ndash Intraindividuelle Lernvergleiche ermoumlglichen durch Entwicklungs-
und Leistungsportfolios ndash Ruumlckmeldungen uumlber erbrachte Leistung
Critical friends ndash Feedback-Regeln uumlben ndash Feedback durch Mitschuumller geben und annehmen
d) Wirkungsvolle Einflussfaktoren fuumlr Unterrichten und Lernen nach John Hattie8
Als besonders erfolgversprechende Strategien zur Unterrichtsplanung sind ua die Fragestellungen aus der Sicht der Schuumller Wohin will ich mich entwickeln ndash Where am I going Wie mache ich das ndash How am I going Welches ist der naumlchste Lernschritt ndash Where to next In der Beantwortung dieser Fragen macht der Lehrer individuelle Lernangebote fuumlr die Schuumller Diese Angebote zeichnen sich durch eindeutige fuumlr die Schuumller unmissverstaumlndliche Arbeitsanweisungen aus Die Schuumller muumlssen wissen was der Lehrer von ihnen erwartet (teacher clarity) Eine weitere Bedingung fuumlr erfolgreiches Lernen ist nach Hattie eine stringente Klassenfuumlhrung ein gutes classroom management mit dem Unterrichts-stoumlrungen und Unwichtiges zugunsten von effektiven Lernzeiten reduziert werden
8 Hattie John Lernen sichtbar machen 2013
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Die Vielfalt in heterogenen Lerngruppen kann bei entsprechender Unterrichtsgestaltung als Gewinn verstanden werden denn sie kann bei allen an der Bildungsarbeit Beteiligten zum Erwerb der angestrebten Kompetenzen fuumlhren Selbststaumlndigkeit Eigenverantwortung Selbstorganisation Nutzen von allen Ressourcen konstruktive Kommunikationsformen Erkennen und Loumlsen von Problemstellungen arbeitsteiliges Lernen gemeinsames Verfolgen der Ziele Voraussetzung sind ein Schulkonzept das auf einer gemeinsam verabredeten Wertehaltung und der entsprechenden Zusammenarbeit im Kollegium beruht sowie die Kooperation mit weiteren Berufsgruppen
Fuumlr die Umsetzung der spezifischen Aufgaben im inklusiven Unterricht koumlnnen die allgemeinbildenden Schulen auf die Unterstuumltzung durch Sonderpaumldagogen zugreifen damit die Lernenden mit (sonder-)paumldagogischem Foumlrderbedarf die notwendigen und geeigneten Unterrichts- und Foumlrderangebote erhalten Dazu gehoumlrt auch die Beachtung des Nachteilsausgleichs entsprechend BSHG Der Ausgleich kann z B durch die Nutzung von Hilfsmitteln Verlaumlngerung der Bearbeitungszeit bei Klassenarbeiten entlastende Gestaltung von Texten vorzeitiges Austeilen von Informationstexten u Auml gewaumlhrt werden
2 Moumlglichkeiten der Gestaltung inklusiven Unterrichts Die Forderung alle Schuumller in ihrer Persoumlnlichkeit ihren Faumlhigkeiten und ihrem Entwicklungsstand zu unterrichten und zu foumlrdern betrifft jede Schule und jeden Unterricht Fuumlr das inklusive Lernen sei besonders auf eine annehmende und wertschaumltzende Atmosphaumlre im Schulleben und im Unterricht hingewiesen Fuumlr den inklusiven Unterricht gilt So viel gemeinsames Lernen wie moumlglich so viel innere und aumluszligere Differenzierung wie noumltig Wegen der Vielfalt der Schuumller muumlssen bei der Wahl eines Unterrichtsthemas (neben dem Bezug zu Richtlinien und Lehrplaumlnen) folgende Fragen bedacht werden ndash Bietet das Thema genuumlgend gemeinsame
Erfahrungen und trifft es die Interessen moumlglichst aller Schuumller
ndash Koumlnnen sich alle Schuumller auf unterschiedlichen Lernwegen und unterschiedlichen Lernniveaus an der Erarbeitung der Ziele beteiligen
ndash Bieten das Thema und die Ziele genuumlgend Moumlglichkeiten die Vielfalt auch durch kooperatives Lernen4 gewinnbringend zu nutzen
ndash Bieten das Thema und die Ziele genuumlgend unterschiedliche Moumlglichkeiten von Lernzugaumlngen und Praumlsentationsaktivitaumlten damit alle Schuumller den Unterricht mit den je individuellen Anforderungen als eine loumlsbare Herausforderung erleben koumlnnen
4 Mit den Grundannahmen zum Unterrichtskonzept bdquoKooperatives Lernenldquo kann die Interaktion zwischen den Schuumllern im Sinne des gemeinsamen Lernens entwickelt und gestaumlrkt werden vgl Green Norm Kooperatives Lernen 2007
Alle Schuumller denen Tutorenaufgaben fuumlr bestimmte Themen zugetraut und die in diese Aufgabe eingefuumlhrt und in ihr begleitet werden koumlnnen durch Tutorentaumltigkeiten innerhalb der Klasse in ihrer eigenen Entwicklung profitieren5 Unter dem Aspekt Learning by teaching hilft ein leistungsstaumlrkerer Schuumller einem Schuumller der Unterstuumltzung und Begleitung braucht Das Ziel der Leistungsentwicklung liegt beim Learning by teaching auf Seiten des Tutors nicht auf Seiten des Adressaten Wenn Tutoren anderen Schuumllern Sachverhalte erklaumlren staumlrken sie ihre eigenen kognitiven Faumlhigkeiten und ihre Kenntnisse von Zusammenhaumlngen Aumlhnlich wirksam ist die Erstellung von Unterrichtsmaterialien zum jeweiligen Thema (z B Houmlrtexte) Die Bearbeitung eines Themas kann durch die Tutorentaumltigkeit bzw durch unterschiedliche Aktivitaumlten und Lernzugaumlnge bereichert werden Eine andere Zielsetzung des Tutoring bezieht sich auf den Adressaten Ein leistungsstaumlrkerer Schuumller unterstuumltzt und begleitet einen Schuumller mit Foumlrderbedarf (oder einen leistungsschwaumlcheren Schuumller) damit dieser die Aufgabe bewaumlltigen kann Der Tutor unterstuumltzt er nimmt dem Schuumller mit Foumlrderbedarf die Arbeit nicht ab Dazu bedarf es einer sorgfaumlltigen Anleitung des Tutors Um die Planung und ein moumlglichst individuell angepasstes Lernangebot bereitstellen zu koumlnnen muumlssen die Lehrer die Lernausgangslage der Schuumller einschaumltzen Dies trifft fuumlr alle Schuumller zu zwingend aber fuumlr diejenigen die der (sonder-)paumldagogischen Foumlrderung beduumlrfen Eine weitere Unterstuumltzung bei der Unterrichtsplanung und Durchfuumlhrung bieten die grundlegenden Aussagen zu den Foumlrderschwer-punkten (Punkt 4 S 8 ff) 5 Ianes Dario Die besondere Normalitaumlt ndash Inklusion von SchuumllerInnen mit Behinderung Muumlnchen 2009 S 107ndash121
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3 Erkenntnisse der Hirnforschung zum Lernen und Konsequenzen fuumlr den Unterricht
Allen Uumlberlegungen zu Unterricht und Foumlrderung gemeinsam sind die Erkenntnisse der Hirnforschung die in den Schulen genutzt werden sollten Mit Hilfe der Hirnforschung laumlsst sich begruumlnden warum bestimmte Lernarrangements eher zum Lernerfolg fuumlhren und andere weniger effizient sind Dies betrifft jegliches Lernen und jeden Unterricht Die Schuumller die der besonderen Hilfen beim Lernen beduumlrfen sind jedoch darauf angewiesen dass lernfoumlrdernde Grundlagen und Vorschlaumlge beruumlcksichtigt und kontinuierlich praktiziert werden
a) Zwei grundlegende individuelle Beduumlrfnisse muumlssen bedient werden damit Lernen stattfinden kann
Das Beduumlrfnis nach persoumlnlichem individuellem Wachstum wird durch die Erfahrung von Unabhaumlngigkeit und Freiheit befriedigt Ein Problemeine Aufgabe wird mutig und zielstrebig angegangen und dabei werden auch Umwege zum Ziel in Kauf genommen Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und Verbundenheit mit anderen wird in Bezugsgruppen wie Familie Kindergartengruppen und Klassengemeinschaft befriedigt Die Zugehoumlrigkeit bedeutet Schutz aber auch die Notwendigkeit von Anpassung und Einhalten von Regeln Beide Beduumlrfnisse muumlssen in einer erfolgreichen individuellen (Lern-)Entwicklung immer wieder in Balance gebracht werden (vgl Huumlther) Der Unterricht muss also Gelegenheiten bereithalten beides zu erfahren
b) Problemloumlsungsstrategien muumlssen erworben werden
Je nach den bisherigen Erfahrungen entwickeln Menschen individuelle Strategien und treffen danach in neuen (schwierigen jedoch loumlsbaren) Situationen Entscheidungen um ein Problemeine Aufgabe zu loumlsen ndash Die Haltung bdquoSo kann das gehen so mache ich dasldquo
laumlsst ein Problem als Herausforderung und Wachstumschance erscheinen Es entwickelt sich die Haltung bdquoDas Problem kann ich loumlsen bei Bedarf auch mit Hilfeldquo
ndash Die Haltung bdquoDas kann ich wieder nicht Hat keinen Zweckldquo macht ein Problemeine Aufgabe zur Belastung Es entwickeln sich Stress und Lernblockaden
Wenn eine Strategie im Sinne der Erwartung bestaumltigt wird wird sie in gleichen und aumlhnlichen Situationen immer wieder angewandt und verfestigt Aus anfangs kleinen Nerven-bdquoWegenldquo werden bdquoStraszligenldquo oder gar bdquoAutobahnenldquo die bequem und ohne weitere Uumlberlegungen oder bewusste Entscheidungen genutzt werden bdquoAus der primaumlren Bewaumlltigungsstrategie ist dann ein eingefahrenes Programm geworden das das gesamte weitere Denken Fuumlhlen und Handeln der betreffenden Menschen bestimmtldquo 6 Durch unpassende und teilweise unerfuumlllbare Erwartungen an das Individuum wie es sein sollte werden Menschen in ausweglose Stresssituationen gebracht (bdquoIch bin ein Versager ndash egal was ich tueldquo) Alle weiteren Erfahrungen werden auf der Basis bdquoDas kann ich nichtldquo erlebt Die bisherigen Einstellungen werden fatalerweise durch die Ausschuumlttung von Gluumlckshormonen bestaumltigt und belohnt (bdquoHabe ich doch gewusstldquo) Insofern ist diese Versager-Haltung bestaumltigend und erfolgreich Gefuumlhle sind bei der Entstehung und Beibehaltung von Einstellungen Haltungen und (Vor-)urteilen immer maszliggeblich beteiligt Lernanforderungen in Verbindung mit Angst (bdquoDas kann ich nichtldquo) machen Lernen zu einer Stresssituation (bdquoDas wird wieder nichtsldquo) Fuumlr den Unterricht bedeutet das im Umkehrschluss Das Neue das gelernt werden soll muss positiv besetzt sein Loumlsbare ProblemeAufgaben und (voruumlbergehende) Hilfen die den Erfolg garantieren sind ein Weg Lernen als Herausforderung und als interessantes Abenteuer zu verstehen Neue positive Erfahrungen und kleine Erfolge ermoumlglichen es vorhandene negative Einstellungen Schritt fuumlr Schritt zu aumlndern Dazu muss es zunaumlchst gelingen Schuumller fuumlr ein Thema zu interessieren und nach Moumlglichkeit zu begeistern Die Haltung des Lehrers und seine Erwartungen sind hier ein entscheidender Faktor Weiter muss die Aufgabe so gestaltet sein dass das Problem fuumlr den einzelnen Schuumller loumlsbar ist Es gilt misserfolgsorientierten Schuumllern aus einer Versager-Situation zu helfen Um sichere (automatisierte) Vernetzungen im Gehirn herzustellen muumlssen positive Erfahrungen haumlufiger gemacht werden So entstehen bdquoTrampelpfadeldquo (vgl Schirp) denen man auch bdquoim Dunkelnldquo folgen kann Sie funktionieren ohne bewusste Entscheidungen Sie
6 Huumlther Gerald Bedienungsanleitung fuumlr ein menschliches Gehirn Goumlttingen 2007
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koumlnnen die eigene Haltung zum Lernen und zur Leistungsfaumlhigkeit positiv veraumlndern Im Unterricht werden zur Loumlsung von ProblemenAufgaben Strategien im Sinne einer Selbstinstruktion eingesetzt
c) Neurodidaktische Zugaumlnge zum Lernen muumlssen beachtet werden
Die Arbeitsweise des Gehirns7 ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet ndash Das Gehirn ist ein sich selbst organisierendes
System ndash Seine Entwicklung ist nutzungsabhaumlngig ndash Lernen und Behalten ist auf Musterentwicklung
und Sinnstiftung angewiesen ndash An allen Lernprozessen sind Emotionen und
Gefuumlhle maszliggeblich beteiligt ndash Das Gehirn ist auf soziale Interaktion angewiesen ndash Kognitive und emotionale Entwicklungsprozesse
sind auf Bewegung angewiesen
7 Schirp Heinz Wie bdquolerntldquo unser Gehirn Neurodidaktische Zugaumlnge zur Unterrichtsentwicklung In Hans-Guumlnter RolffElisabeth RhinowTheresa Roumlhrich (Hrsg) Unterrichtsentwicklung ndash Eine Kernaufgabe der Schule Koumlln 2009
Deshalb sind ua folgende Lernarrangements erfolgversprechend ndash Erkennen von Sinn und Relevanz (Sinnkonstruktion
Verstehen Lernen Behalten) ndash Anknuumlpfen an Bekanntes ndash Haumlufige Nutzung des Gelernten ungenutzte
Potentiale verkuumlmmern ndash Kooperatives Lernen (Klaumlrung eigener Gedanken
durch Erklaumlrungen fuumlr Mitschuumller Diskussion ndash Beobachtung ndash Begruumlndung ndash Argumentieren Reflexion eigener Wahrnehmung Spiegel-Lernen)
ndash Bewegung ist zentrale Voraussetzung fuumlr die Entwicklung kognitiver Leistungen
Lernprobleme und Lernblockaden entstehen aus neurobiologischer Sicht u a durch ndash Fehlende Anschlussfaumlhigkeit ndash Fehlende Nutzungsfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextualisierung ndash Inselwissen ndash Stress In der Tabelle bdquoWie lernt das Gehirnldquo werden zu den Lernstrategien konkrete Vorschlaumlge zur Gestaltung des Unterrichts gemacht
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bdquoWie lernt das Gehirnldquo (vgl H Schirp) Lernarrangements auf die Schuumller mit erschwerten Lernbedingungen angewiesen sind
Elaborationsstrategien Verstehen und Encodieren
Aufmerksamkeit herstellen ndash Sinnhaftigkeit der Aufgaben fuumlr die Schuumller sicherstellen (neu wichtig interessant hellip)
ndash Aufmerksamkeit durch sinnliche Eindruumlcke richten und aufrecht erhalten (z B visuell haptisch)
ndash Uumlberfluumlssige Reize ausschalten
Eigene Erfahrungen beruumlcksichtigen ndash An die Lebensumwelt und -naumlhe anknuumlpfen ndash Erfahrungen Erlebnisse Gefuumlhle als Zugang fuumlr das eigene Lernen
nutzen
Thema und Fragestellung gemeinsam klaumlren
ndash Aufgabenverstaumlndnis klaumlren verbalisieren abgleichen ndash Andere Interpretationen und Sichtweisen (an-)erkennen
diskutieren und auf zielfuumlhrende Anwendbarkeit pruumlfen
Uumlbersicht schaffen als Ergebnis von Bearbeitungsprozessen
ndash Zusammenhaumlnge (von Arbeitsprozessen) besprechen erkennen und verstehen
ndash bdquoMusterldquo (Strategien) erkennen und benennen ndash Lernen in Sinnzusammenhaumlngen sicherstellen
Erhaltensstrategien bdquoUse it or lose itrdquo
Neue Erfahrungen in Sinnzusammenhaumlngen anbieten
ndash Fragen zu dem bereits Bekannten und der Einbettung des bdquoNeuenldquo anbieten
ndash Pruumlfen lassen Was hat das Neue mit dem Thema zu tun
Neue bdquoTrampelpfadeldquo im Gehirn anlegen ndash Gelingensbedingungen durch loumlsbare kleinteilige Aufgaben herstellen
ndash HandwerkszeugArbeitsstrategienVerhaltensweisen im Sinne einer Selbstinstruktion bereitstellen und kontinuierlich anwenden
ndash Brauchbarkeit und Erfolg verbalisieren
Anwendung in unterschiedlichen Zusammenhaumlngen
ndash Sachinformationen in Verbindung mit Geschichten und Ereignissen anbieten
ndash Das bdquokleine Neueldquo auf der Grundlage von vorhandenem Wissen einfuumlhren
ndash Das Neue in vorhandenes Wissen integrieren ndash Regeln und Muster in gleicher Weise bei unterschiedlichen Themen
anwenden
Anwendung in Handlungssituationen ndash Erarbeitung und Festigung durch handelnden Umgang Ansprechen aller Sinne und der Motorik
ndash Zeitnah sichtbare Ergebnisse ermoumlglichen ndash Handlungsablauf verbalisieren und korrigieren
Hervorheben gelungener Problemloumlsungen
ndash Positive Loumlsungen benennen ndash Bewusstmachen von gelungenen Verhaltens- und Arbeitsprozessen
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ndash Aumlnderung der Einstellung zur eigenen Leistungsfaumlhigkeit anbahnen
Uumlbungsformen haumlufig und in Variationen anbieten (nicht durch Laumlnge)
ndash Uumlbungsformen zu den Lerngegenstaumlnden in unterschiedliche Zusammenhaumlnge stellen
ndash Wiederholung von Kenntnissen in uumlberschaubaren Lernschritten in leicht veraumlnderten Formen
ndash Haumlufige eher kurze Nutzung von variierenden Uumlbungsformen sichern
ndash Verstehen kommt vor Automatisieren
Schuumller erklaumlren und praumlsentieren ndash Reflexion des eigenen Vorgehens ndash Verbalisieren der eigenen Loumlsungswege
Eindeutige Auftraumlge ndash Aussagen ndash Bilder anbieten
ndash Klare Anweisungen geben deren Ausfuumlhrung sichtbar ist (operationalisierte Aufgaben)
ndash Irritationen und Raumltseln uumlber Arbeitsauftrag ausschlieszligen
Nutzungsstrategien
Wissen und Kompetenzen nutzen und erweitern
ndash Vorhandenes Wissen und Kompetenzen abrufen und durch neue Informationen neue Zusammenhaumlnge erweitern und festigen
ndash An Bekanntes anknuumlpfen
Kenntnisse und Wissen fuumlr sinnhafte Aufgaben nutzen
ndash Strategien und Methoden in neuen Zusammenhaumlngen sinnvoll selbst auswaumlhlen und anwenden
ndash eigene Fragen zum Thema stellen ndash zum Thema recherchieren
Weiteren Wissenserwerb und Erkenntnisprozesse foumlrdern
ndash Auf der Grundlage von vorhandenem Wissen die Interessen die Erfahrungen der Schuumller nutzen um Wissen Kenntnisse Erfahrungen zu erweitern
ndash Neues Wissen in andere Zusammenhaumlnge stellen (und umgekehrt)
Selbstregulationsstrategien
Eigene Motivation und Zielsetzung durch Selbstkonzept ndash Selbstwirksamkeit
ndash Positive Ruumlckmeldungen uumlber gelungene Prozesse geben ndash Lern- und Kompetenzzuwaumlchse verdeutlichen ndash Die Haltung bdquodas kann ichldquo durch individuelle erfolgversprechende
Angebote ausbauen ndash bdquoTrampelpfadeldquo nutzen und weiter festigen
Bewegungssequenzen ndash Anspannung und Entspannung im Wechsel anbieten (auch motorisch)
ndash Strukturierte Bewegungen zur Steigerung der Aufnahmefaumlhigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash rhythmische Bewegungen zur Synchronisation der Hirntaumltigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash Fuszlig- und Fingeruumlbungen zur Anregung des Bewegungsgefuumlhls ndash Singen als entspannende Bewegung
Konzentration stiftende Verfahren ndash Bewegungsmuster
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ndash Konzentration auf Sinneswahrnehmungen ndash Wechsel von Methoden ndash Strukturierung der eigenen Gedanken durch Verbalisieren
Kontrollstrategien
Wahrnehmen und Bewerten der eigenen Lernprozesse
ndash Pruumlfen der Arbeiten auf Vollstaumlndigkeit Optimierungen ndash Intraindividuelle Lernvergleiche ermoumlglichen durch Entwicklungs-
und Leistungsportfolios ndash Ruumlckmeldungen uumlber erbrachte Leistung
Critical friends ndash Feedback-Regeln uumlben ndash Feedback durch Mitschuumller geben und annehmen
d) Wirkungsvolle Einflussfaktoren fuumlr Unterrichten und Lernen nach John Hattie8
Als besonders erfolgversprechende Strategien zur Unterrichtsplanung sind ua die Fragestellungen aus der Sicht der Schuumller Wohin will ich mich entwickeln ndash Where am I going Wie mache ich das ndash How am I going Welches ist der naumlchste Lernschritt ndash Where to next In der Beantwortung dieser Fragen macht der Lehrer individuelle Lernangebote fuumlr die Schuumller Diese Angebote zeichnen sich durch eindeutige fuumlr die Schuumller unmissverstaumlndliche Arbeitsanweisungen aus Die Schuumller muumlssen wissen was der Lehrer von ihnen erwartet (teacher clarity) Eine weitere Bedingung fuumlr erfolgreiches Lernen ist nach Hattie eine stringente Klassenfuumlhrung ein gutes classroom management mit dem Unterrichts-stoumlrungen und Unwichtiges zugunsten von effektiven Lernzeiten reduziert werden
8 Hattie John Lernen sichtbar machen 2013
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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3 Erkenntnisse der Hirnforschung zum Lernen und Konsequenzen fuumlr den Unterricht
Allen Uumlberlegungen zu Unterricht und Foumlrderung gemeinsam sind die Erkenntnisse der Hirnforschung die in den Schulen genutzt werden sollten Mit Hilfe der Hirnforschung laumlsst sich begruumlnden warum bestimmte Lernarrangements eher zum Lernerfolg fuumlhren und andere weniger effizient sind Dies betrifft jegliches Lernen und jeden Unterricht Die Schuumller die der besonderen Hilfen beim Lernen beduumlrfen sind jedoch darauf angewiesen dass lernfoumlrdernde Grundlagen und Vorschlaumlge beruumlcksichtigt und kontinuierlich praktiziert werden
a) Zwei grundlegende individuelle Beduumlrfnisse muumlssen bedient werden damit Lernen stattfinden kann
Das Beduumlrfnis nach persoumlnlichem individuellem Wachstum wird durch die Erfahrung von Unabhaumlngigkeit und Freiheit befriedigt Ein Problemeine Aufgabe wird mutig und zielstrebig angegangen und dabei werden auch Umwege zum Ziel in Kauf genommen Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und Verbundenheit mit anderen wird in Bezugsgruppen wie Familie Kindergartengruppen und Klassengemeinschaft befriedigt Die Zugehoumlrigkeit bedeutet Schutz aber auch die Notwendigkeit von Anpassung und Einhalten von Regeln Beide Beduumlrfnisse muumlssen in einer erfolgreichen individuellen (Lern-)Entwicklung immer wieder in Balance gebracht werden (vgl Huumlther) Der Unterricht muss also Gelegenheiten bereithalten beides zu erfahren
b) Problemloumlsungsstrategien muumlssen erworben werden
Je nach den bisherigen Erfahrungen entwickeln Menschen individuelle Strategien und treffen danach in neuen (schwierigen jedoch loumlsbaren) Situationen Entscheidungen um ein Problemeine Aufgabe zu loumlsen ndash Die Haltung bdquoSo kann das gehen so mache ich dasldquo
laumlsst ein Problem als Herausforderung und Wachstumschance erscheinen Es entwickelt sich die Haltung bdquoDas Problem kann ich loumlsen bei Bedarf auch mit Hilfeldquo
ndash Die Haltung bdquoDas kann ich wieder nicht Hat keinen Zweckldquo macht ein Problemeine Aufgabe zur Belastung Es entwickeln sich Stress und Lernblockaden
Wenn eine Strategie im Sinne der Erwartung bestaumltigt wird wird sie in gleichen und aumlhnlichen Situationen immer wieder angewandt und verfestigt Aus anfangs kleinen Nerven-bdquoWegenldquo werden bdquoStraszligenldquo oder gar bdquoAutobahnenldquo die bequem und ohne weitere Uumlberlegungen oder bewusste Entscheidungen genutzt werden bdquoAus der primaumlren Bewaumlltigungsstrategie ist dann ein eingefahrenes Programm geworden das das gesamte weitere Denken Fuumlhlen und Handeln der betreffenden Menschen bestimmtldquo 6 Durch unpassende und teilweise unerfuumlllbare Erwartungen an das Individuum wie es sein sollte werden Menschen in ausweglose Stresssituationen gebracht (bdquoIch bin ein Versager ndash egal was ich tueldquo) Alle weiteren Erfahrungen werden auf der Basis bdquoDas kann ich nichtldquo erlebt Die bisherigen Einstellungen werden fatalerweise durch die Ausschuumlttung von Gluumlckshormonen bestaumltigt und belohnt (bdquoHabe ich doch gewusstldquo) Insofern ist diese Versager-Haltung bestaumltigend und erfolgreich Gefuumlhle sind bei der Entstehung und Beibehaltung von Einstellungen Haltungen und (Vor-)urteilen immer maszliggeblich beteiligt Lernanforderungen in Verbindung mit Angst (bdquoDas kann ich nichtldquo) machen Lernen zu einer Stresssituation (bdquoDas wird wieder nichtsldquo) Fuumlr den Unterricht bedeutet das im Umkehrschluss Das Neue das gelernt werden soll muss positiv besetzt sein Loumlsbare ProblemeAufgaben und (voruumlbergehende) Hilfen die den Erfolg garantieren sind ein Weg Lernen als Herausforderung und als interessantes Abenteuer zu verstehen Neue positive Erfahrungen und kleine Erfolge ermoumlglichen es vorhandene negative Einstellungen Schritt fuumlr Schritt zu aumlndern Dazu muss es zunaumlchst gelingen Schuumller fuumlr ein Thema zu interessieren und nach Moumlglichkeit zu begeistern Die Haltung des Lehrers und seine Erwartungen sind hier ein entscheidender Faktor Weiter muss die Aufgabe so gestaltet sein dass das Problem fuumlr den einzelnen Schuumller loumlsbar ist Es gilt misserfolgsorientierten Schuumllern aus einer Versager-Situation zu helfen Um sichere (automatisierte) Vernetzungen im Gehirn herzustellen muumlssen positive Erfahrungen haumlufiger gemacht werden So entstehen bdquoTrampelpfadeldquo (vgl Schirp) denen man auch bdquoim Dunkelnldquo folgen kann Sie funktionieren ohne bewusste Entscheidungen Sie
6 Huumlther Gerald Bedienungsanleitung fuumlr ein menschliches Gehirn Goumlttingen 2007
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koumlnnen die eigene Haltung zum Lernen und zur Leistungsfaumlhigkeit positiv veraumlndern Im Unterricht werden zur Loumlsung von ProblemenAufgaben Strategien im Sinne einer Selbstinstruktion eingesetzt
c) Neurodidaktische Zugaumlnge zum Lernen muumlssen beachtet werden
Die Arbeitsweise des Gehirns7 ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet ndash Das Gehirn ist ein sich selbst organisierendes
System ndash Seine Entwicklung ist nutzungsabhaumlngig ndash Lernen und Behalten ist auf Musterentwicklung
und Sinnstiftung angewiesen ndash An allen Lernprozessen sind Emotionen und
Gefuumlhle maszliggeblich beteiligt ndash Das Gehirn ist auf soziale Interaktion angewiesen ndash Kognitive und emotionale Entwicklungsprozesse
sind auf Bewegung angewiesen
7 Schirp Heinz Wie bdquolerntldquo unser Gehirn Neurodidaktische Zugaumlnge zur Unterrichtsentwicklung In Hans-Guumlnter RolffElisabeth RhinowTheresa Roumlhrich (Hrsg) Unterrichtsentwicklung ndash Eine Kernaufgabe der Schule Koumlln 2009
Deshalb sind ua folgende Lernarrangements erfolgversprechend ndash Erkennen von Sinn und Relevanz (Sinnkonstruktion
Verstehen Lernen Behalten) ndash Anknuumlpfen an Bekanntes ndash Haumlufige Nutzung des Gelernten ungenutzte
Potentiale verkuumlmmern ndash Kooperatives Lernen (Klaumlrung eigener Gedanken
durch Erklaumlrungen fuumlr Mitschuumller Diskussion ndash Beobachtung ndash Begruumlndung ndash Argumentieren Reflexion eigener Wahrnehmung Spiegel-Lernen)
ndash Bewegung ist zentrale Voraussetzung fuumlr die Entwicklung kognitiver Leistungen
Lernprobleme und Lernblockaden entstehen aus neurobiologischer Sicht u a durch ndash Fehlende Anschlussfaumlhigkeit ndash Fehlende Nutzungsfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextualisierung ndash Inselwissen ndash Stress In der Tabelle bdquoWie lernt das Gehirnldquo werden zu den Lernstrategien konkrete Vorschlaumlge zur Gestaltung des Unterrichts gemacht
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bdquoWie lernt das Gehirnldquo (vgl H Schirp) Lernarrangements auf die Schuumller mit erschwerten Lernbedingungen angewiesen sind
Elaborationsstrategien Verstehen und Encodieren
Aufmerksamkeit herstellen ndash Sinnhaftigkeit der Aufgaben fuumlr die Schuumller sicherstellen (neu wichtig interessant hellip)
ndash Aufmerksamkeit durch sinnliche Eindruumlcke richten und aufrecht erhalten (z B visuell haptisch)
ndash Uumlberfluumlssige Reize ausschalten
Eigene Erfahrungen beruumlcksichtigen ndash An die Lebensumwelt und -naumlhe anknuumlpfen ndash Erfahrungen Erlebnisse Gefuumlhle als Zugang fuumlr das eigene Lernen
nutzen
Thema und Fragestellung gemeinsam klaumlren
ndash Aufgabenverstaumlndnis klaumlren verbalisieren abgleichen ndash Andere Interpretationen und Sichtweisen (an-)erkennen
diskutieren und auf zielfuumlhrende Anwendbarkeit pruumlfen
Uumlbersicht schaffen als Ergebnis von Bearbeitungsprozessen
ndash Zusammenhaumlnge (von Arbeitsprozessen) besprechen erkennen und verstehen
ndash bdquoMusterldquo (Strategien) erkennen und benennen ndash Lernen in Sinnzusammenhaumlngen sicherstellen
Erhaltensstrategien bdquoUse it or lose itrdquo
Neue Erfahrungen in Sinnzusammenhaumlngen anbieten
ndash Fragen zu dem bereits Bekannten und der Einbettung des bdquoNeuenldquo anbieten
ndash Pruumlfen lassen Was hat das Neue mit dem Thema zu tun
Neue bdquoTrampelpfadeldquo im Gehirn anlegen ndash Gelingensbedingungen durch loumlsbare kleinteilige Aufgaben herstellen
ndash HandwerkszeugArbeitsstrategienVerhaltensweisen im Sinne einer Selbstinstruktion bereitstellen und kontinuierlich anwenden
ndash Brauchbarkeit und Erfolg verbalisieren
Anwendung in unterschiedlichen Zusammenhaumlngen
ndash Sachinformationen in Verbindung mit Geschichten und Ereignissen anbieten
ndash Das bdquokleine Neueldquo auf der Grundlage von vorhandenem Wissen einfuumlhren
ndash Das Neue in vorhandenes Wissen integrieren ndash Regeln und Muster in gleicher Weise bei unterschiedlichen Themen
anwenden
Anwendung in Handlungssituationen ndash Erarbeitung und Festigung durch handelnden Umgang Ansprechen aller Sinne und der Motorik
ndash Zeitnah sichtbare Ergebnisse ermoumlglichen ndash Handlungsablauf verbalisieren und korrigieren
Hervorheben gelungener Problemloumlsungen
ndash Positive Loumlsungen benennen ndash Bewusstmachen von gelungenen Verhaltens- und Arbeitsprozessen
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ndash Aumlnderung der Einstellung zur eigenen Leistungsfaumlhigkeit anbahnen
Uumlbungsformen haumlufig und in Variationen anbieten (nicht durch Laumlnge)
ndash Uumlbungsformen zu den Lerngegenstaumlnden in unterschiedliche Zusammenhaumlnge stellen
ndash Wiederholung von Kenntnissen in uumlberschaubaren Lernschritten in leicht veraumlnderten Formen
ndash Haumlufige eher kurze Nutzung von variierenden Uumlbungsformen sichern
ndash Verstehen kommt vor Automatisieren
Schuumller erklaumlren und praumlsentieren ndash Reflexion des eigenen Vorgehens ndash Verbalisieren der eigenen Loumlsungswege
Eindeutige Auftraumlge ndash Aussagen ndash Bilder anbieten
ndash Klare Anweisungen geben deren Ausfuumlhrung sichtbar ist (operationalisierte Aufgaben)
ndash Irritationen und Raumltseln uumlber Arbeitsauftrag ausschlieszligen
Nutzungsstrategien
Wissen und Kompetenzen nutzen und erweitern
ndash Vorhandenes Wissen und Kompetenzen abrufen und durch neue Informationen neue Zusammenhaumlnge erweitern und festigen
ndash An Bekanntes anknuumlpfen
Kenntnisse und Wissen fuumlr sinnhafte Aufgaben nutzen
ndash Strategien und Methoden in neuen Zusammenhaumlngen sinnvoll selbst auswaumlhlen und anwenden
ndash eigene Fragen zum Thema stellen ndash zum Thema recherchieren
Weiteren Wissenserwerb und Erkenntnisprozesse foumlrdern
ndash Auf der Grundlage von vorhandenem Wissen die Interessen die Erfahrungen der Schuumller nutzen um Wissen Kenntnisse Erfahrungen zu erweitern
ndash Neues Wissen in andere Zusammenhaumlnge stellen (und umgekehrt)
Selbstregulationsstrategien
Eigene Motivation und Zielsetzung durch Selbstkonzept ndash Selbstwirksamkeit
ndash Positive Ruumlckmeldungen uumlber gelungene Prozesse geben ndash Lern- und Kompetenzzuwaumlchse verdeutlichen ndash Die Haltung bdquodas kann ichldquo durch individuelle erfolgversprechende
Angebote ausbauen ndash bdquoTrampelpfadeldquo nutzen und weiter festigen
Bewegungssequenzen ndash Anspannung und Entspannung im Wechsel anbieten (auch motorisch)
ndash Strukturierte Bewegungen zur Steigerung der Aufnahmefaumlhigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash rhythmische Bewegungen zur Synchronisation der Hirntaumltigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash Fuszlig- und Fingeruumlbungen zur Anregung des Bewegungsgefuumlhls ndash Singen als entspannende Bewegung
Konzentration stiftende Verfahren ndash Bewegungsmuster
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ndash Konzentration auf Sinneswahrnehmungen ndash Wechsel von Methoden ndash Strukturierung der eigenen Gedanken durch Verbalisieren
Kontrollstrategien
Wahrnehmen und Bewerten der eigenen Lernprozesse
ndash Pruumlfen der Arbeiten auf Vollstaumlndigkeit Optimierungen ndash Intraindividuelle Lernvergleiche ermoumlglichen durch Entwicklungs-
und Leistungsportfolios ndash Ruumlckmeldungen uumlber erbrachte Leistung
Critical friends ndash Feedback-Regeln uumlben ndash Feedback durch Mitschuumller geben und annehmen
d) Wirkungsvolle Einflussfaktoren fuumlr Unterrichten und Lernen nach John Hattie8
Als besonders erfolgversprechende Strategien zur Unterrichtsplanung sind ua die Fragestellungen aus der Sicht der Schuumller Wohin will ich mich entwickeln ndash Where am I going Wie mache ich das ndash How am I going Welches ist der naumlchste Lernschritt ndash Where to next In der Beantwortung dieser Fragen macht der Lehrer individuelle Lernangebote fuumlr die Schuumller Diese Angebote zeichnen sich durch eindeutige fuumlr die Schuumller unmissverstaumlndliche Arbeitsanweisungen aus Die Schuumller muumlssen wissen was der Lehrer von ihnen erwartet (teacher clarity) Eine weitere Bedingung fuumlr erfolgreiches Lernen ist nach Hattie eine stringente Klassenfuumlhrung ein gutes classroom management mit dem Unterrichts-stoumlrungen und Unwichtiges zugunsten von effektiven Lernzeiten reduziert werden
8 Hattie John Lernen sichtbar machen 2013
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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koumlnnen die eigene Haltung zum Lernen und zur Leistungsfaumlhigkeit positiv veraumlndern Im Unterricht werden zur Loumlsung von ProblemenAufgaben Strategien im Sinne einer Selbstinstruktion eingesetzt
c) Neurodidaktische Zugaumlnge zum Lernen muumlssen beachtet werden
Die Arbeitsweise des Gehirns7 ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet ndash Das Gehirn ist ein sich selbst organisierendes
System ndash Seine Entwicklung ist nutzungsabhaumlngig ndash Lernen und Behalten ist auf Musterentwicklung
und Sinnstiftung angewiesen ndash An allen Lernprozessen sind Emotionen und
Gefuumlhle maszliggeblich beteiligt ndash Das Gehirn ist auf soziale Interaktion angewiesen ndash Kognitive und emotionale Entwicklungsprozesse
sind auf Bewegung angewiesen
7 Schirp Heinz Wie bdquolerntldquo unser Gehirn Neurodidaktische Zugaumlnge zur Unterrichtsentwicklung In Hans-Guumlnter RolffElisabeth RhinowTheresa Roumlhrich (Hrsg) Unterrichtsentwicklung ndash Eine Kernaufgabe der Schule Koumlln 2009
Deshalb sind ua folgende Lernarrangements erfolgversprechend ndash Erkennen von Sinn und Relevanz (Sinnkonstruktion
Verstehen Lernen Behalten) ndash Anknuumlpfen an Bekanntes ndash Haumlufige Nutzung des Gelernten ungenutzte
Potentiale verkuumlmmern ndash Kooperatives Lernen (Klaumlrung eigener Gedanken
durch Erklaumlrungen fuumlr Mitschuumller Diskussion ndash Beobachtung ndash Begruumlndung ndash Argumentieren Reflexion eigener Wahrnehmung Spiegel-Lernen)
ndash Bewegung ist zentrale Voraussetzung fuumlr die Entwicklung kognitiver Leistungen
Lernprobleme und Lernblockaden entstehen aus neurobiologischer Sicht u a durch ndash Fehlende Anschlussfaumlhigkeit ndash Fehlende Nutzungsfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextfaumlhigkeit ndash Fehlende Kontextualisierung ndash Inselwissen ndash Stress In der Tabelle bdquoWie lernt das Gehirnldquo werden zu den Lernstrategien konkrete Vorschlaumlge zur Gestaltung des Unterrichts gemacht
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bdquoWie lernt das Gehirnldquo (vgl H Schirp) Lernarrangements auf die Schuumller mit erschwerten Lernbedingungen angewiesen sind
Elaborationsstrategien Verstehen und Encodieren
Aufmerksamkeit herstellen ndash Sinnhaftigkeit der Aufgaben fuumlr die Schuumller sicherstellen (neu wichtig interessant hellip)
ndash Aufmerksamkeit durch sinnliche Eindruumlcke richten und aufrecht erhalten (z B visuell haptisch)
ndash Uumlberfluumlssige Reize ausschalten
Eigene Erfahrungen beruumlcksichtigen ndash An die Lebensumwelt und -naumlhe anknuumlpfen ndash Erfahrungen Erlebnisse Gefuumlhle als Zugang fuumlr das eigene Lernen
nutzen
Thema und Fragestellung gemeinsam klaumlren
ndash Aufgabenverstaumlndnis klaumlren verbalisieren abgleichen ndash Andere Interpretationen und Sichtweisen (an-)erkennen
diskutieren und auf zielfuumlhrende Anwendbarkeit pruumlfen
Uumlbersicht schaffen als Ergebnis von Bearbeitungsprozessen
ndash Zusammenhaumlnge (von Arbeitsprozessen) besprechen erkennen und verstehen
ndash bdquoMusterldquo (Strategien) erkennen und benennen ndash Lernen in Sinnzusammenhaumlngen sicherstellen
Erhaltensstrategien bdquoUse it or lose itrdquo
Neue Erfahrungen in Sinnzusammenhaumlngen anbieten
ndash Fragen zu dem bereits Bekannten und der Einbettung des bdquoNeuenldquo anbieten
ndash Pruumlfen lassen Was hat das Neue mit dem Thema zu tun
Neue bdquoTrampelpfadeldquo im Gehirn anlegen ndash Gelingensbedingungen durch loumlsbare kleinteilige Aufgaben herstellen
ndash HandwerkszeugArbeitsstrategienVerhaltensweisen im Sinne einer Selbstinstruktion bereitstellen und kontinuierlich anwenden
ndash Brauchbarkeit und Erfolg verbalisieren
Anwendung in unterschiedlichen Zusammenhaumlngen
ndash Sachinformationen in Verbindung mit Geschichten und Ereignissen anbieten
ndash Das bdquokleine Neueldquo auf der Grundlage von vorhandenem Wissen einfuumlhren
ndash Das Neue in vorhandenes Wissen integrieren ndash Regeln und Muster in gleicher Weise bei unterschiedlichen Themen
anwenden
Anwendung in Handlungssituationen ndash Erarbeitung und Festigung durch handelnden Umgang Ansprechen aller Sinne und der Motorik
ndash Zeitnah sichtbare Ergebnisse ermoumlglichen ndash Handlungsablauf verbalisieren und korrigieren
Hervorheben gelungener Problemloumlsungen
ndash Positive Loumlsungen benennen ndash Bewusstmachen von gelungenen Verhaltens- und Arbeitsprozessen
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ndash Aumlnderung der Einstellung zur eigenen Leistungsfaumlhigkeit anbahnen
Uumlbungsformen haumlufig und in Variationen anbieten (nicht durch Laumlnge)
ndash Uumlbungsformen zu den Lerngegenstaumlnden in unterschiedliche Zusammenhaumlnge stellen
ndash Wiederholung von Kenntnissen in uumlberschaubaren Lernschritten in leicht veraumlnderten Formen
ndash Haumlufige eher kurze Nutzung von variierenden Uumlbungsformen sichern
ndash Verstehen kommt vor Automatisieren
Schuumller erklaumlren und praumlsentieren ndash Reflexion des eigenen Vorgehens ndash Verbalisieren der eigenen Loumlsungswege
Eindeutige Auftraumlge ndash Aussagen ndash Bilder anbieten
ndash Klare Anweisungen geben deren Ausfuumlhrung sichtbar ist (operationalisierte Aufgaben)
ndash Irritationen und Raumltseln uumlber Arbeitsauftrag ausschlieszligen
Nutzungsstrategien
Wissen und Kompetenzen nutzen und erweitern
ndash Vorhandenes Wissen und Kompetenzen abrufen und durch neue Informationen neue Zusammenhaumlnge erweitern und festigen
ndash An Bekanntes anknuumlpfen
Kenntnisse und Wissen fuumlr sinnhafte Aufgaben nutzen
ndash Strategien und Methoden in neuen Zusammenhaumlngen sinnvoll selbst auswaumlhlen und anwenden
ndash eigene Fragen zum Thema stellen ndash zum Thema recherchieren
Weiteren Wissenserwerb und Erkenntnisprozesse foumlrdern
ndash Auf der Grundlage von vorhandenem Wissen die Interessen die Erfahrungen der Schuumller nutzen um Wissen Kenntnisse Erfahrungen zu erweitern
ndash Neues Wissen in andere Zusammenhaumlnge stellen (und umgekehrt)
Selbstregulationsstrategien
Eigene Motivation und Zielsetzung durch Selbstkonzept ndash Selbstwirksamkeit
ndash Positive Ruumlckmeldungen uumlber gelungene Prozesse geben ndash Lern- und Kompetenzzuwaumlchse verdeutlichen ndash Die Haltung bdquodas kann ichldquo durch individuelle erfolgversprechende
Angebote ausbauen ndash bdquoTrampelpfadeldquo nutzen und weiter festigen
Bewegungssequenzen ndash Anspannung und Entspannung im Wechsel anbieten (auch motorisch)
ndash Strukturierte Bewegungen zur Steigerung der Aufnahmefaumlhigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash rhythmische Bewegungen zur Synchronisation der Hirntaumltigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash Fuszlig- und Fingeruumlbungen zur Anregung des Bewegungsgefuumlhls ndash Singen als entspannende Bewegung
Konzentration stiftende Verfahren ndash Bewegungsmuster
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ndash Konzentration auf Sinneswahrnehmungen ndash Wechsel von Methoden ndash Strukturierung der eigenen Gedanken durch Verbalisieren
Kontrollstrategien
Wahrnehmen und Bewerten der eigenen Lernprozesse
ndash Pruumlfen der Arbeiten auf Vollstaumlndigkeit Optimierungen ndash Intraindividuelle Lernvergleiche ermoumlglichen durch Entwicklungs-
und Leistungsportfolios ndash Ruumlckmeldungen uumlber erbrachte Leistung
Critical friends ndash Feedback-Regeln uumlben ndash Feedback durch Mitschuumller geben und annehmen
d) Wirkungsvolle Einflussfaktoren fuumlr Unterrichten und Lernen nach John Hattie8
Als besonders erfolgversprechende Strategien zur Unterrichtsplanung sind ua die Fragestellungen aus der Sicht der Schuumller Wohin will ich mich entwickeln ndash Where am I going Wie mache ich das ndash How am I going Welches ist der naumlchste Lernschritt ndash Where to next In der Beantwortung dieser Fragen macht der Lehrer individuelle Lernangebote fuumlr die Schuumller Diese Angebote zeichnen sich durch eindeutige fuumlr die Schuumller unmissverstaumlndliche Arbeitsanweisungen aus Die Schuumller muumlssen wissen was der Lehrer von ihnen erwartet (teacher clarity) Eine weitere Bedingung fuumlr erfolgreiches Lernen ist nach Hattie eine stringente Klassenfuumlhrung ein gutes classroom management mit dem Unterrichts-stoumlrungen und Unwichtiges zugunsten von effektiven Lernzeiten reduziert werden
8 Hattie John Lernen sichtbar machen 2013
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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bdquoWie lernt das Gehirnldquo (vgl H Schirp) Lernarrangements auf die Schuumller mit erschwerten Lernbedingungen angewiesen sind
Elaborationsstrategien Verstehen und Encodieren
Aufmerksamkeit herstellen ndash Sinnhaftigkeit der Aufgaben fuumlr die Schuumller sicherstellen (neu wichtig interessant hellip)
ndash Aufmerksamkeit durch sinnliche Eindruumlcke richten und aufrecht erhalten (z B visuell haptisch)
ndash Uumlberfluumlssige Reize ausschalten
Eigene Erfahrungen beruumlcksichtigen ndash An die Lebensumwelt und -naumlhe anknuumlpfen ndash Erfahrungen Erlebnisse Gefuumlhle als Zugang fuumlr das eigene Lernen
nutzen
Thema und Fragestellung gemeinsam klaumlren
ndash Aufgabenverstaumlndnis klaumlren verbalisieren abgleichen ndash Andere Interpretationen und Sichtweisen (an-)erkennen
diskutieren und auf zielfuumlhrende Anwendbarkeit pruumlfen
Uumlbersicht schaffen als Ergebnis von Bearbeitungsprozessen
ndash Zusammenhaumlnge (von Arbeitsprozessen) besprechen erkennen und verstehen
ndash bdquoMusterldquo (Strategien) erkennen und benennen ndash Lernen in Sinnzusammenhaumlngen sicherstellen
Erhaltensstrategien bdquoUse it or lose itrdquo
Neue Erfahrungen in Sinnzusammenhaumlngen anbieten
ndash Fragen zu dem bereits Bekannten und der Einbettung des bdquoNeuenldquo anbieten
ndash Pruumlfen lassen Was hat das Neue mit dem Thema zu tun
Neue bdquoTrampelpfadeldquo im Gehirn anlegen ndash Gelingensbedingungen durch loumlsbare kleinteilige Aufgaben herstellen
ndash HandwerkszeugArbeitsstrategienVerhaltensweisen im Sinne einer Selbstinstruktion bereitstellen und kontinuierlich anwenden
ndash Brauchbarkeit und Erfolg verbalisieren
Anwendung in unterschiedlichen Zusammenhaumlngen
ndash Sachinformationen in Verbindung mit Geschichten und Ereignissen anbieten
ndash Das bdquokleine Neueldquo auf der Grundlage von vorhandenem Wissen einfuumlhren
ndash Das Neue in vorhandenes Wissen integrieren ndash Regeln und Muster in gleicher Weise bei unterschiedlichen Themen
anwenden
Anwendung in Handlungssituationen ndash Erarbeitung und Festigung durch handelnden Umgang Ansprechen aller Sinne und der Motorik
ndash Zeitnah sichtbare Ergebnisse ermoumlglichen ndash Handlungsablauf verbalisieren und korrigieren
Hervorheben gelungener Problemloumlsungen
ndash Positive Loumlsungen benennen ndash Bewusstmachen von gelungenen Verhaltens- und Arbeitsprozessen
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ndash Aumlnderung der Einstellung zur eigenen Leistungsfaumlhigkeit anbahnen
Uumlbungsformen haumlufig und in Variationen anbieten (nicht durch Laumlnge)
ndash Uumlbungsformen zu den Lerngegenstaumlnden in unterschiedliche Zusammenhaumlnge stellen
ndash Wiederholung von Kenntnissen in uumlberschaubaren Lernschritten in leicht veraumlnderten Formen
ndash Haumlufige eher kurze Nutzung von variierenden Uumlbungsformen sichern
ndash Verstehen kommt vor Automatisieren
Schuumller erklaumlren und praumlsentieren ndash Reflexion des eigenen Vorgehens ndash Verbalisieren der eigenen Loumlsungswege
Eindeutige Auftraumlge ndash Aussagen ndash Bilder anbieten
ndash Klare Anweisungen geben deren Ausfuumlhrung sichtbar ist (operationalisierte Aufgaben)
ndash Irritationen und Raumltseln uumlber Arbeitsauftrag ausschlieszligen
Nutzungsstrategien
Wissen und Kompetenzen nutzen und erweitern
ndash Vorhandenes Wissen und Kompetenzen abrufen und durch neue Informationen neue Zusammenhaumlnge erweitern und festigen
ndash An Bekanntes anknuumlpfen
Kenntnisse und Wissen fuumlr sinnhafte Aufgaben nutzen
ndash Strategien und Methoden in neuen Zusammenhaumlngen sinnvoll selbst auswaumlhlen und anwenden
ndash eigene Fragen zum Thema stellen ndash zum Thema recherchieren
Weiteren Wissenserwerb und Erkenntnisprozesse foumlrdern
ndash Auf der Grundlage von vorhandenem Wissen die Interessen die Erfahrungen der Schuumller nutzen um Wissen Kenntnisse Erfahrungen zu erweitern
ndash Neues Wissen in andere Zusammenhaumlnge stellen (und umgekehrt)
Selbstregulationsstrategien
Eigene Motivation und Zielsetzung durch Selbstkonzept ndash Selbstwirksamkeit
ndash Positive Ruumlckmeldungen uumlber gelungene Prozesse geben ndash Lern- und Kompetenzzuwaumlchse verdeutlichen ndash Die Haltung bdquodas kann ichldquo durch individuelle erfolgversprechende
Angebote ausbauen ndash bdquoTrampelpfadeldquo nutzen und weiter festigen
Bewegungssequenzen ndash Anspannung und Entspannung im Wechsel anbieten (auch motorisch)
ndash Strukturierte Bewegungen zur Steigerung der Aufnahmefaumlhigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash rhythmische Bewegungen zur Synchronisation der Hirntaumltigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash Fuszlig- und Fingeruumlbungen zur Anregung des Bewegungsgefuumlhls ndash Singen als entspannende Bewegung
Konzentration stiftende Verfahren ndash Bewegungsmuster
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ndash Konzentration auf Sinneswahrnehmungen ndash Wechsel von Methoden ndash Strukturierung der eigenen Gedanken durch Verbalisieren
Kontrollstrategien
Wahrnehmen und Bewerten der eigenen Lernprozesse
ndash Pruumlfen der Arbeiten auf Vollstaumlndigkeit Optimierungen ndash Intraindividuelle Lernvergleiche ermoumlglichen durch Entwicklungs-
und Leistungsportfolios ndash Ruumlckmeldungen uumlber erbrachte Leistung
Critical friends ndash Feedback-Regeln uumlben ndash Feedback durch Mitschuumller geben und annehmen
d) Wirkungsvolle Einflussfaktoren fuumlr Unterrichten und Lernen nach John Hattie8
Als besonders erfolgversprechende Strategien zur Unterrichtsplanung sind ua die Fragestellungen aus der Sicht der Schuumller Wohin will ich mich entwickeln ndash Where am I going Wie mache ich das ndash How am I going Welches ist der naumlchste Lernschritt ndash Where to next In der Beantwortung dieser Fragen macht der Lehrer individuelle Lernangebote fuumlr die Schuumller Diese Angebote zeichnen sich durch eindeutige fuumlr die Schuumller unmissverstaumlndliche Arbeitsanweisungen aus Die Schuumller muumlssen wissen was der Lehrer von ihnen erwartet (teacher clarity) Eine weitere Bedingung fuumlr erfolgreiches Lernen ist nach Hattie eine stringente Klassenfuumlhrung ein gutes classroom management mit dem Unterrichts-stoumlrungen und Unwichtiges zugunsten von effektiven Lernzeiten reduziert werden
8 Hattie John Lernen sichtbar machen 2013
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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ndash Aumlnderung der Einstellung zur eigenen Leistungsfaumlhigkeit anbahnen
Uumlbungsformen haumlufig und in Variationen anbieten (nicht durch Laumlnge)
ndash Uumlbungsformen zu den Lerngegenstaumlnden in unterschiedliche Zusammenhaumlnge stellen
ndash Wiederholung von Kenntnissen in uumlberschaubaren Lernschritten in leicht veraumlnderten Formen
ndash Haumlufige eher kurze Nutzung von variierenden Uumlbungsformen sichern
ndash Verstehen kommt vor Automatisieren
Schuumller erklaumlren und praumlsentieren ndash Reflexion des eigenen Vorgehens ndash Verbalisieren der eigenen Loumlsungswege
Eindeutige Auftraumlge ndash Aussagen ndash Bilder anbieten
ndash Klare Anweisungen geben deren Ausfuumlhrung sichtbar ist (operationalisierte Aufgaben)
ndash Irritationen und Raumltseln uumlber Arbeitsauftrag ausschlieszligen
Nutzungsstrategien
Wissen und Kompetenzen nutzen und erweitern
ndash Vorhandenes Wissen und Kompetenzen abrufen und durch neue Informationen neue Zusammenhaumlnge erweitern und festigen
ndash An Bekanntes anknuumlpfen
Kenntnisse und Wissen fuumlr sinnhafte Aufgaben nutzen
ndash Strategien und Methoden in neuen Zusammenhaumlngen sinnvoll selbst auswaumlhlen und anwenden
ndash eigene Fragen zum Thema stellen ndash zum Thema recherchieren
Weiteren Wissenserwerb und Erkenntnisprozesse foumlrdern
ndash Auf der Grundlage von vorhandenem Wissen die Interessen die Erfahrungen der Schuumller nutzen um Wissen Kenntnisse Erfahrungen zu erweitern
ndash Neues Wissen in andere Zusammenhaumlnge stellen (und umgekehrt)
Selbstregulationsstrategien
Eigene Motivation und Zielsetzung durch Selbstkonzept ndash Selbstwirksamkeit
ndash Positive Ruumlckmeldungen uumlber gelungene Prozesse geben ndash Lern- und Kompetenzzuwaumlchse verdeutlichen ndash Die Haltung bdquodas kann ichldquo durch individuelle erfolgversprechende
Angebote ausbauen ndash bdquoTrampelpfadeldquo nutzen und weiter festigen
Bewegungssequenzen ndash Anspannung und Entspannung im Wechsel anbieten (auch motorisch)
ndash Strukturierte Bewegungen zur Steigerung der Aufnahmefaumlhigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash rhythmische Bewegungen zur Synchronisation der Hirntaumltigkeit planmaumlszligig anbieten
ndash Fuszlig- und Fingeruumlbungen zur Anregung des Bewegungsgefuumlhls ndash Singen als entspannende Bewegung
Konzentration stiftende Verfahren ndash Bewegungsmuster
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ndash Konzentration auf Sinneswahrnehmungen ndash Wechsel von Methoden ndash Strukturierung der eigenen Gedanken durch Verbalisieren
Kontrollstrategien
Wahrnehmen und Bewerten der eigenen Lernprozesse
ndash Pruumlfen der Arbeiten auf Vollstaumlndigkeit Optimierungen ndash Intraindividuelle Lernvergleiche ermoumlglichen durch Entwicklungs-
und Leistungsportfolios ndash Ruumlckmeldungen uumlber erbrachte Leistung
Critical friends ndash Feedback-Regeln uumlben ndash Feedback durch Mitschuumller geben und annehmen
d) Wirkungsvolle Einflussfaktoren fuumlr Unterrichten und Lernen nach John Hattie8
Als besonders erfolgversprechende Strategien zur Unterrichtsplanung sind ua die Fragestellungen aus der Sicht der Schuumller Wohin will ich mich entwickeln ndash Where am I going Wie mache ich das ndash How am I going Welches ist der naumlchste Lernschritt ndash Where to next In der Beantwortung dieser Fragen macht der Lehrer individuelle Lernangebote fuumlr die Schuumller Diese Angebote zeichnen sich durch eindeutige fuumlr die Schuumller unmissverstaumlndliche Arbeitsanweisungen aus Die Schuumller muumlssen wissen was der Lehrer von ihnen erwartet (teacher clarity) Eine weitere Bedingung fuumlr erfolgreiches Lernen ist nach Hattie eine stringente Klassenfuumlhrung ein gutes classroom management mit dem Unterrichts-stoumlrungen und Unwichtiges zugunsten von effektiven Lernzeiten reduziert werden
8 Hattie John Lernen sichtbar machen 2013
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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ndash Konzentration auf Sinneswahrnehmungen ndash Wechsel von Methoden ndash Strukturierung der eigenen Gedanken durch Verbalisieren
Kontrollstrategien
Wahrnehmen und Bewerten der eigenen Lernprozesse
ndash Pruumlfen der Arbeiten auf Vollstaumlndigkeit Optimierungen ndash Intraindividuelle Lernvergleiche ermoumlglichen durch Entwicklungs-
und Leistungsportfolios ndash Ruumlckmeldungen uumlber erbrachte Leistung
Critical friends ndash Feedback-Regeln uumlben ndash Feedback durch Mitschuumller geben und annehmen
d) Wirkungsvolle Einflussfaktoren fuumlr Unterrichten und Lernen nach John Hattie8
Als besonders erfolgversprechende Strategien zur Unterrichtsplanung sind ua die Fragestellungen aus der Sicht der Schuumller Wohin will ich mich entwickeln ndash Where am I going Wie mache ich das ndash How am I going Welches ist der naumlchste Lernschritt ndash Where to next In der Beantwortung dieser Fragen macht der Lehrer individuelle Lernangebote fuumlr die Schuumller Diese Angebote zeichnen sich durch eindeutige fuumlr die Schuumller unmissverstaumlndliche Arbeitsanweisungen aus Die Schuumller muumlssen wissen was der Lehrer von ihnen erwartet (teacher clarity) Eine weitere Bedingung fuumlr erfolgreiches Lernen ist nach Hattie eine stringente Klassenfuumlhrung ein gutes classroom management mit dem Unterrichts-stoumlrungen und Unwichtiges zugunsten von effektiven Lernzeiten reduziert werden
8 Hattie John Lernen sichtbar machen 2013
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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4 Darstellung der sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkte und individuellen Entwicklungsziele
Individuelle Lernangebote und eine differenzierende Unterstuumltzung beim schulischen Lernen sind fuumlr alle Schuumller wuumlnschenswert und notwendig Kindern die uumlber ein gutes Entwicklungspotential und eine grundsaumltzliche Lernmotivation verfuumlgen gelingt es meist wenn auch teilweise mit besonderem Einsatz in der Schule auch bei weniger guten Lernbedingungen zu bestehen Schuumller mit (schulischen) Entwicklungsschwierigkeiten beduumlrfen einer besonderen paumldagogischen Sicht auf ihre Persoumlnlichkeit und ihre Probleme Als Konsequenz dieser Sichtweise ergeben sich besondere Anspruumlche an die Unterrichtsgestaltung und an die individuelle Foumlrderung Schuumller bei denen Lern- und Entwicklungsstoumlrungen vorliegen werden ndash sofern sie nicht den Kindergarten besucht haben ndash spaumltestens auffaumlllig wenn sie schulpflichtig werden Sie koumlnnen den Erwartungen der Gesellschaft in Bezug auf ihr schulisches Leistungsvermoumlgen teilweise auf ihre gesamte Entwicklung nicht entsprechen Viele dieser benachteiligten Kinder beduumlrfen der besonderen Aufmerksamkeit in Hinblick auf einen gesicherten familiaumlren Rahmen auf angemessene materielle Ausstattung auf Ermutigung und Wertschaumltzung Ihre Lern- und Entwicklungsstoumlrungen werden haumlufig begleitet undoder verstaumlrkt durch Ruumlckstaumlnde in der sprachlichen Entwicklung und in der Entwicklung des Sozialverhaltens Gleichguumlltig welcher Entwicklungsschwerpunkt im Vordergrund steht Es besteht eine enge Wechselwirkung zwischen den Entwicklungsschwierigkeiten im Lernen in der Sprache und der emotional-sozialen Entwicklung In der Regel beeinflussen sich die Entwicklungsverzoumlgerungen und Schulschwierigkeiten gegenseitig Sie werden haumlufig mit Stoumlrungen in Wahrnehmung und Motorik in Verbindung gebracht Die unter Punkt 1 b (S 1) aufgefuumlhrten Foumlrderschwerpunkte und deren Beschreibungen unter den folgenden Punkten 4 andashh entsprechen den derzeit uumlblichen Kategorien sonderpaumldagogischer Foumlrderung in den Bundeslaumlndern Die Beschreibungen nach Schwerpunkten und Kategorien dienen der Orientierung fuumlr den Lehrer und nicht etwa einer Festschreibung fuumlr die Schuumller Die Lehrkraumlfte koumlnnen sich uumlber die Schwerpunkte und Ursachen von Lern- und Entwicklungsschwierigkeiten informieren und daraus Entscheidungen fuumlr die Unterrichtsorganisation fuumlr Foumlrderangebote und Interventionen herleiten Auch
innerhalb der sonderpaumldagogischen Schwerpunkte muumlssen der jeweils individuelle Entwicklungsstand sowie das umgebende Lernumfeld ermittelt und beruumlcksichtigt werden denn jeder Schuumller ist sowohl in seiner Lerngruppe als auch innerhalb seiner eigenen Person heterogen
a) Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo (LE) Es gibt keine eindeutigen Merkmale die sogenannte bdquoLernbehinderteldquo von bdquoNicht-Lernbehindertenldquo unterscheiden Die drohenden oder bestehenden schulischen Lernschwierigkeiten von Kindern und Jugendlichen sind nicht allein eine Frage der Persoumlnlichkeitsmerkmale der Betroffenen sondern ebenso eine Frage der bdquoPassungldquo von individuellen Lernzugaumlngen und den Moumlglichkeiten schulischer Foumlrderung in den allgemeinbildenden Schulen Schuumller mit Lernstoumlrungen lernen haumlufig anders als viele ihrer Altersgenossen In der Regel brauchen sie andere Lernangebote und -bedingungen ndash Sie finden eher Zugang zu den
Unterrichtsangeboten wenn sich der Lerninhalt mit ihrer Lebensumwelt verknuumlpfen laumlsst
ndash Sie benoumltigen mehr Zeit zum Lernen ndash Ihre Lernphasen sind kuumlrzer sie benoumltigen haumlufiger
Erholungsphasen ndash Sie lernen eher durch konkrete Erfahrungen und
handelnden Umgang als durch sprachliche und abstrakte Vermittlung
ndash Sie benoumltigen Aufgaben mit klaren Strukturen ndash Ziele und Loumlsungswege muumlssen uumlberschaubar sein ndash Sie brauchen mehr Uumlbung und haumlufigere
Wiederholungen ndash Sie profitieren meist von einem haumlufigeren Wechsel
der Aktivitaumlten ndash Sie brauchen eine individuelle und intensive
Unterstuumltzung ihres persoumlnlichen Lernweges Schuumller mit Lern- und Entwicklungsstoumlrungen sind auf die individuelle (sonder-)paumldagogische Gestaltung ihrer Lernumgebung und des Unterrichts angewiesen Wenn ihre individuellen Staumlrken und Schwaumlchen sowie ihre Lernstrukturen nicht angemessen beruumlcksichtigt werden erleben diese Kinder im Unterricht und im Schulleben Misserfolge als persoumlnliches Versagen In der Folge werden die Motivation und die Anstrengungsbereitschaft als Motor zum Lernen nur noch geringfuumlgig zur Verfuumlgung stehen Wenn es der Schule gelingt an den Staumlrken eines jeden einzelnen Kindes anzuknuumlpfen und ihm
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Lernangebote bereit zu stellen die seinen individuellen Faumlhigkeiten entsprechen koumlnnen diese Kinder erstaunliche Lernfortschritte in verschiedenen Bereichen machen Auf diese Weise ist es ihnen moumlglich ndash Lern- Leistungs- und Anstrengungsbereitschaft zu
entwickeln ndash Ein positives Selbstkonzept eigener Faumlhigkeiten
aufzubauen und Selbstvertrauen zu entwickeln ndash Verantwortungsbewusstsein und Selbststaumlndigkeit
zu entwickeln und zu zeigen ndash Teamfaumlhigkeit (u a Kommunikationsfaumlhigkeit
Ruumlcksichtnahme Konflikt- und Kritikfaumlhigkeit) zu erwerben
ndash bdquoArbeitstugendenSchluumlsselkompetenzenldquo (ua Zuverlaumlssigkeit Anpassungsfaumlhigkeit Puumlnktlichkeit Ausdauer Genauigkeit Sorgfalt) zu entwickeln und zu festigen
Um sich diesen Zielen anzunaumlhern muumlssen die individuellen Lernzugaumlnge der Kinder mit Lernschwierigkeiten beruumlcksichtigt werden Nur so koumlnnen sie von den gemeinsamen Themen und Aktivitaumlten im inklusiven Unterricht profitieren Die alleinige Anwesenheit dieser Kinder in der Klasse ohne die individuelle Unterstuumltzung durch eine spezifische Aufbereitung der Lerninhalte wird bei den Schuumllern haumlufig nur den Schluss zulassen bdquoIch kann das nicht Ich bin schlechter als die anderenldquo Die Konsequenzen fuumlr die persoumlnliche (Lern-)Entwicklung lassen sich leicht vorstellen Die notwendigen didaktischen und methodischen Entscheidungen entsprechen den derzeitigen Erkenntnissen der Neurobiologie uumlber die Arbeitsweise des Gehirns (vgl Punkt 3) Wenn Schuumller den Sinn einer Aufgabe noch nicht verstanden haben ist Uumlben im Sinne von bdquomehr desselbenldquo wenig hilfreich Die Probleme die das Lernen erschweren werden nicht erkannt und nicht behoben Im Gegenteil Was heute geuumlbt und bdquogekonntldquo wird ist morgen bereits vergessen Der Kreislauf bdquoDas kann ich nichtldquo wird erneut aktiviert Strategien Regeln und Ordnungsstrukturen werden nicht gelernt indem man sie abschreibt oder auswendig lernt Vielmehr muumlssen sich die Lernangebote in vielen (aumlhnlichen) Kontexten als nuumltzlich und erfolgreich erweisen In geeigneten Unterrichtsarrangements werden erfolgversprechende Loumlsungsstrategien geuumlbt wiederholt und als Lernstrategien automatisiert Auf diesem Weg erhalten die Schuumller brauchbares bdquoWerkzeugldquo zum Lernen Lernende mit Lern- und Entwicklungsproblemen wollen ndash wie alle anderen Mitschuumller auch ndash ihre Sache gut machen und sie wollen ndash ebenso wie alle anderen ndash gesehen werden Wenn sie die gewuumlnschte Aufmerksamkeit und Anerkennung in ihrer Schule bekommen in die auch alle anderen Altersgenossen gehen wenn sie dazu
gehoumlren und auch ihre Staumlrken nutzen koumlnnen dann waumlre ein groszliger Schritt in Richtung bdquoTeilhabe und Recht auf eine qualifizierte Bildungldquo getan Je nach den angestrebten bzw schon erreichten Kompetenzen sind folgende Entscheidungen fuumlr den Fremdsprachenunterricht notwendig ndash Auswahl von Themen die dem Erfahrungsbereich
und dem Interesse der Schuumller entsprechen ndash Elementarisierung komplexer Zusammenhaumlnge ndash handelnder Umgang mit den Unterrichtsthemen ndash haumlufige Sprechanlaumlsse in unterschiedlichen
Sozialformen ndash entlastete Texte ndash kleinteilige operationalisierte Lernschritte ndash Hilfen bei schriftlichen Arbeiten ndash sinnvolle bdquobegruumlndeteldquo Schreibauftraumlge (zur
Umsetzung weiterer Arbeitsschritte oder fuumlr die persoumlnliche Verwendbarkeit)
ndash haumlufige Nutzung der Strategien und Methoden ndash Reflexion und Dokumentation der eigenen
Leistungen ndash Rechtschreiben und Grammatik integriert in die
jeweiligen Unterrichtsinhalte ndash Schwerpunkte in Rechtschreiben und Grammatik
mit mehreren Uumlbungsangeboten Literaturhinweise ndash Hofmann Christiane Quo vadis ndash Sonderpaumldagogik In
Behindertenpaumldagogik 49 2010 ndash Matthes Gerald Individuelle Lernfoumlrderung bei Lernstoumlrungen
Verknuumlpfung von Diagnostik Foumlrderplanung und Unterstuumltzung des Lernens Stuttgart 2009
b) Foumlrderschwerpunkt bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo (ES)
Viele Merkmale fuumlr den Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo gelten auch fuumlr den Bereich bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo und umgekehrt Daruumlber hinaus gibt es typische Indikatoren fuumlr den Foumlrderschwerpunkt ES Kinder und Jugendliche die diesem Foumlrderschwerpunkt zugeordnet werden weisen vor allem Entwicklungsverzoumlgerungen undoder fehlende Entwicklungsschritte im Bereich der Emotionalitaumlt und des Sozialverhaltens auf Sie koumlnnen infolgedessen ihre kognitiven Potentiale nicht voll entfalten und haben Schwierigkeiten im Kommunikationsverhalten Ihnen wurden notwendige Voraussetzungen fuumlr eine gesunde emotionale und soziale Entwicklung nicht oder in nicht ausreichendem Maszlige zur Verfuumlgung gestellt Ihre existenziellen Beduumlrfnisse konnten nicht ausreichend befriedigt werden Dazu gehoumlren ndash physiologische Beduumlrfnisse (Hunger Durst
Schlafen)
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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ndash Beduumlrfnis nach Sicherheit (Schutz Angstfreiheit Ordnung Struktur)
ndash soziale Beduumlrfnisse (Kontakt zu anderen Liebe Zugehoumlrigkeit)
ndash Ich-Beduumlrfnisse (gesehen werden Leistung Geltung Anerkennung durch andere Moumlglichkeit zur Selbstverwirklichung)
bdquoZwei nicht hinreichend erfuumlllte Grundbeduumlrfnisse liegen den Entwicklungsproblemen zugrunde Das Beduumlrfnis nach Zugehoumlrigkeit und das Beduumlrfnis sowie die Zuversicht und Erfahrung auf persoumlnliches Wachstumldquo9 In den Alltagssituationen muss es Situationen geben in denen die Grundbeduumlrfnisse erfuumlllt werden koumlnnen Menschen muumlssen immer wieder Gelegenheit fuumlr die Erfahrung haben dass sie neue Situationen bewaumlltigen koumlnnen und dass sich Anstrengung lohnt Sie sind so zur Problemloumlsung und damit zum Uumlberleben faumlhig Das Lernen auch das Lernen des Verhaltens erfolgt uumlber das Loumlsen von Problemen Von entscheidender Bedeutung fuumlr den Erwerb der Faumlhigkeit Probleme zu loumlsen ist das Vorbild der Erwachsenen Mit deren Hilfe und an deren Beispiel entsteht beim Kind eine Haltung neue Situationen als leistbare Herausforderung anzunehmen und zu bewaumlltigen Fehlt der beispielgebende und helfende Erwachsene dann entsteht haumlufig das Erleben und die Uumlberzeugung des Nichtkoumlnnens der Zwecklosigkeit jeden Bemuumlhens Die Einstellung bdquoDas hat alles keinen Zweckldquo ist belastend und fuumlhrt zu Stress und Resignation Merkmale von Kindern und Jugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt ES sind Probleme mit sich selbst und der eigenen Emotionalitaumlt Es zeigen sich Aumlngste uumlbersteigerte Aggressivitaumlt Misserfolgsorientierung geringe Frustrationstoleranz mangelnde Impulskontrolle eingeschraumlnkte (Selbst-) Wahrnehmung Diese Probleme werden haumlufig durch lautes ausagierendes Verhalten und motorische Unruhe kompensiert Probleme im Umgang mit anderen Im sozialen Kontakt zeigen sich unangemessene Formen der Kontaktaufnahme mangelnde Faumlhigkeiten zum Perspektivenwechsel und Empathie Infolgedessen gibt es inadaumlquate Reaktionen auf Gefuumlhle das Beduumlrfnis nach Ruumlckzug eine starke Orientierung auf den Erwachsenen als regelnde Kraft aber auch mangelnde Regelkenntnis oder fehlende Regelakzeptanz
9 vgl Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag bdquoSchule traumlumen im Theaterldquo Freiburg Juni 2009 DVD
Im Unterricht zeigt sich die beschriebene Problematik haumlufig darin dass Kinder und Jugendliche mit den genannten Entwicklungsruumlckstaumlnden auffaumlllig werden ndash in offenen und unstrukturierten Situationen
(Pausen offene Unterrichtssituationen Raum- Unterrichtsphasen- Lehrerwechsel)
ndash durch unangemessenes sprachliches Verhalten (geringer aktiver Wortschatz eingeschraumlnkte Ausdrucksfaumlhigkeit)
ndash weil sie Partner- oder Gruppenarbeiten nur mit Hilfe des Lehrers gestalten koumlnnen
ndash weil sie ihre Aufmerksamkeit und Konzentration nur uumlber einen kurzen Zeitraum aufrecht erhalten koumlnnen
ndash weil sie schulische Arbeitstechniken und Formen der Selbstorganisation nicht in altersgemaumlszliger Weise beherrschen
Aufgaben der Lehrkraft in der Unterrichtspraxis Fuumlr alle Schuumller spielt die Lehrkraft mit ihrer klaren und wertschaumltzenden paumldagogischen Haltung eine zentrale Rolle Kinder und Jugendliche mit einem erhoumlhten Foumlrderbedarf in der emotionalen und sozialen Entwicklung sind auf eine tragfaumlhige Beziehung zwischen sich und ihrem Lehrer auf seine Wertschaumltzung Achtung und Unterstuumltzung angewiesen Durch die Einbettung in Beziehungen und Wertschaumltzung erlebt sich ein Kindein Jugendlicher als anerkannt und wertvoll und kann auf dieser Basis die Motivation zum Lernen und Leisten entwickeln bdquoEntscheidende Voraussetzungen fuumlr die biologische Funktionstuumlchtigkeit unserer Motivationssysteme sind das Interesse die soziale Anerkennung und die persoumlnliche Wertschaumltzung die einem Menschen von einem anderen entgegengebracht werdenldquo10 Kinder erhalten die fuumlr die Motivation so wichtige Anerkennung und Wertschaumltzung bdquo[hellip] im Rahmen zuverlaumlssiger persoumlnlicher Beziehungen zu ihren Bezugspersonen in der Regel also zu Eltern oder anderen engen Angehoumlrigen aber auch zu Lehrern und anderen Mentoren Nur dort wo sich Bezugspersonen fuumlr das einzelne Kind persoumlnlich interessieren kommt es in diesem zu einem Gefuumlhl dass ihm eine Bedeutung zukommt dass das Leben einen Sinn hat und dass es sich deshalb lohnt sich fuumlr Ziele anzustrengenldquo11 Ohne Beziehung und Beachtung haben es Kinder und Jugendliche schwer sich gesund und altersangemessen zu entwickeln Ein Lehrer der dieses weiszlig und fuumlr sich akzeptiert bietet durch seine Person und seine Haltung eine verlaumlssliche Bezugsgroumlszlige fuumlr die Schuumller Er unterstuumltzt sie beim Aufbau von Motivation und Leistungsbereitschaft und ermoumlglicht den Erwerb die
10 Bauer Joachim Lob der Schule Hamburg 2007 S 19 f 11 ebenda S 20
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Sicherung und Steigerung wichtiger Kompetenzen wie Durchhaltevermoumlgen Leistungsbereitschaft und Frustrationstoleranz Gleichzeitig ermoumlglicht er den Schuumllern eine realistische soziale Einordnung Er spielt als Vorbild im Hinblick auf den Erwerb sozialer Verhaltensweisen und moralischer Haltungen eine wichtige Rolle Die Planung von Inhalten und Interventionen im Unterricht Die Entwicklung emotionaler und sozialer Kompetenzen stellt einen Schwerpunkt in der Foumlrderung dar nicht nur aber ganz besonders bei Kindern mit dem Foumlrderschwerpunkt ES bdquoDer Kompetenzerwerb steht heute im Mittelpunkt des schulischen Lernens Dabei duumlrfen Kompetenzen nicht auf kognitive Komponenten reduziert werden sondern beinhalten ganz wesentlich auch emotionale Aspekte d h die Wahrnehmung den Ausdruck das Verstaumlndnis und die Regulation von Gefuumlhlen Diese Faumlhigkeiten bestimmen maszliggeblich auch das Lernverhalten von Schuumllernldquo12 Den zum Teil schweren Entwicklungsverzoumlgerungen im emotionalen Bereich muss im gesamten Unterrichtstag in der Stundenplanung fuumlr jedes einzelne Fach und ganz besonders fuumlr die Pausen mit weniger strukturierter Zeit Rechnung getragen werden Der Unterricht muss sorgfaumlltig auf die individuellen Voraussetzungen abgestimmt sein und sollte die Foumlrderung und Entwicklung dieser Kompetenzen neben der Vermittlung der Unterrichtsinhalte im Blick haben Die Faumlhigkeit eigene Gefuumlhle und die Gefuumlhle anderer wahrzunehmen zu verstehen und angemessen damit umzugehen ist in der Schule und bei jedem anderen sozialen Kontakt von hoher Bedeutung Hilfen dafuumlr bieten das Lernarrangement die Interventionen aufgrund einer individuellen Diagnostik und einem individuellen Foumlrderplan und ndash immer wieder ndash die paumldagogische Haltung der Lehrer Fuumlhrung Strukturierung und ein effektives Classroom-Management durch die Lehrer tragen entscheidend zum Leistungsniveau und zum Leistungsfortschritt der Schulklasse bei Im Umgang mit den Schuumllern sind diese Faktoren unverzichtbar Neben den genannten Faktoren ist im Unterricht eine entwicklungsorientierte ganzheitliche Sicht erforderlich Es gilt herauszufinden auf welchem Entwicklungsstand sich die Kinder befinden und welche emotional-sozialen Faumlhigkeiten sie bereits besitzen Der Diagnosebogen ELDiB13 beschreibt in aufsteigenden Entwicklungsstufen beobachtbares
12 Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis 2009 S 40 13 Foumlrderverein der Jakob-Muth-Schule ELDiB ndash Der Entwicklungspaumldagogische Lernziel-Diagnose-Bogen Foumlrderverein der JMS Essen 2002
Verhalten Von dem erreichten Entwicklungsstand aus wird der Foumlrderbedarf d h der naumlchste Entwicklungsschritt definiert Zur Einschaumltzung der emotionalen sozialen und sprachlichen Faumlhigkeiten koumlnnen Antworten auf folgende Fragen eine Grundlage bieten ndash Wie hoch ist seine Frustrationstoleranz seine
Belastbarkeit seine Faumlhigkeit sich in Gruppenprozesse einzubringen
ndash Wie lange kann das Kindder Jugendliche schon warten
ndash Kann es sich einem Gleichaltrigen zuwenden oder muss es noch vermehrt mit einem Erwachsenen arbeiten
ndash Uumlber welche kooperativen Faumlhigkeiten verfuumlgt es bereits Ist es schon gruppenfaumlhig oder arbeitet es besser noch alleine mit einem Partner mit der Lehrkraft
ndash Kann es eigene Beduumlrfnisse fuumlr eine gewisse Zeit zuruumlckstellen
ndash Kann es im Spiel verlieren ndash Wie sind die sprachlichen Faumlhigkeiten entwickelt ndash Wie lange kann es sich konzentrieren ndash Welche Unterschiede im Verhalten gibt es zwischen
selbst gewaumlhlten und von auszligen geforderten Taumltigkeiten
ndash Kann es eine Arbeit selbststaumlndig beginnen durchfuumlhren und beenden oder ist es hier auf Unterstuumltzung angewiesen
ndash Arbeitet es uumlberwiegend selbststaumlndig ndash Haumllt das Kindder Jugendliche Kritik aus Kinder mit dem Foumlrderschwerpunkt ES haben haumlufig Probleme in groumlszligeren Gruppen Um erfolgreich am inklusiven Unterricht teilnehmen zu koumlnnen benoumltigen sie mehr Aufmerksamkeit mehr individuelle Unterstuumltzung ausgehend von einer sorgfaumlltigen Einschaumltzung nach oben genannten Kriterien und dementsprechend eine ihren Beduumlrfnissen angepasste Auswahl der Lerninhalte und der methodischen Unterrichtsgestaltung Ein Kindein Jugendlicher der nur uumlber eine geringe Kooperationsfaumlhigkeit verfuumlgt sollte zunaumlchst in Einzelarbeit dann in Partnerarbeit diese Faumlhigkeiten erwerben damit er dann einer Gruppenaufgabe gewachsen ist Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen ndash ein stark strukturiertes Lernangebot und Umfeld ndash eine deutliche Rhythmisierung mit Wechsel in den
Angeboten und Aktivitaumlten ndash Verknuumlpfung von Lerninhalten mit praktischem Tun
und Bewegungsanteilen ndash Aufgaben und motivierendes Material moumlglichst
aus dem eigenen Lebens- und Erfahrungsbereich ndash Transparenz Eindeutigkeit und Verbindlichkeit in
Ablaumlufen und in der Lehrerhaltung
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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ndash klare Aufgabenstellungen und Anweisungen ndash uumlberschaubare und kleinschrittige
Aufgabenstellungen mit Erfolgsgarantie ndash Sozialformen die der geringen Gruppenfaumlhigkeit
Rechnung tragen ndash Unterstuumltzung bei selbsttaumltigem Arbeiten und in
offenen Unterrichtsformen ndash Rituale und zuverlaumlssige fuumlr alle verbindlichen
Regeln (auch fuumlr Lehrpersonen) ndash Angebote die die Emotionalitaumlt ansprechen und
trainieren ndash Fuumlhrung und Anleitung durch den Lehrer auch
durch direkte Instruktionen ndash Wertschaumltzung individueller Faumlhigkeiten und der
Anstrengungsbereitschaft Als eine wirksame Interventionsstrategie auf allen Stufen der kindlichen Entwicklung sei hier beispielhaft das Spiegeln genannt bdquoEinem Kind oder einer Gruppe wird in beschreibenden nicht-wertenden Formulierungen eine Ruumlckmeldung uumlber konstruktives Verhalten bzw uumlber den Fortschritt beim Erwerb sozial-emotionaler Faumlhigkeiten gegeben [hellip] Spiegeln erwartet keine Antwort sondern will das Kind sensibilisieren fuumlr das was es auf angemessene Weise sagt oder tutldquo14 In den Differenzierungsangeboten (Tabellen zu den Kapiteln) wird das Spiegeln mit Formulierungsvorschlaumlgen dargestellt Eine differenzierte und individuelle Reflexion bei allen Beteiligten setzt die Erarbeitung von Verhaltenszielen auf der Basis einer entsprechenden Diagnostik und Foumlrderplanung voraus z B mit dem bdquoEntwicklungspaumldagogischen Lernziel-Diagnosebogenldquo (ELDiB) vgl Fuszlignote 13 Weitere erprobte Interventionsstrategien die auch praumlventiv den Aufbau angemessenen Verhaltens ermoumlglichen und unterstuumltzen finden sich in der Fachliteratur15 Moumlglichkeiten zur Foumlrderung der Emotionalitaumlt im Unterricht bdquoBeim Musizieren Theaterspielen Tanzen oder kuumlnstlerischem Gestalten erleben sich Kinder und Jugendliche auf ganzheitliche Weise da Intellekt und Emotionalitaumlt Fantasie und Kreativitaumlt gleichermaszligen angesprochen werden [hellip] Die Foumlrderung emotionaler Kompetenz im Schulunterricht wird daher immer auch eine Entwicklung der aumlsthetischen Kompetenz beinhaltenldquo16 Dem Literaturunterricht kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu Bei der
14 Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf 2008 S 622 ff 15 Bergsson MaritaLuckfiel Heide Umgang mit bdquoschwierigenldquo Kindern 9 Aufl 2012 S 50 ff 16 Zmy Manfred S 44
Auswahl von Texten sollte immer die emotionale Komponente mit bedacht werden Hier geht es nicht nur darum die Lebenswelt der Schuumller zu beruumlcksichtigen die haumlufig von erheblichen Problemen gekennzeichnet ist sondern sie sollte auch Loumlsungen und Faumlhigkeiten aufzeigen die es zu entwickeln lohnt Gedichte die die Lebens- und Gefuumlhlswelt der Schuumller betreffen und individuelle Interpretationen zulassen koumlnnen Entwicklungsanreize im emotionalen Bereich bieten Auch das eigene Schreiben ist dazu geeignet emotionale Kompetenzen zu foumlrdern Sowohl die Faumlhigkeit zu Empathie und Perspektivenuumlbernahme als auch die Faumlhigkeit zum bdquoProbehandelnldquo und das Moralverstehen koumlnnen durch das eigene Schreiben entwickelt und trainiert werden Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES brauchen hierbei jedoch aktive Unterstuumltzung (z B Einsatz von Spiegeln Kamera Fotos) da ihnen das Erkennen und eine treffende Einschaumltzung von Gefuumlhlen sowohl bei sich selbst als auch bei anderen oft fehlen17 Bedeutsam sind auch Rollenspiele und weitere Darstellungsformen bdquoSzenisches Gestalten findet in einem engen Kontext von Beobachten Wahrnehmen Erinnern Empfinden Imaginieren Reflektieren und Kommunizieren statt Beim spielerischen Ausdruck erfahren die Schuumller dass es um den persoumlnlichen Anteil an einer Interaktion geht dass individuelle Faumlhigkeiten und Vorlieben zu einer Bereicherung der Gestaltungsmoumlglichkeiten fuumlhren So koumlnnen sie ihre kreativen Moumlglichkeiten nutzen und Selbstvertrauen und Eigenstaumlndigkeit weiter entwickeln Grundlage ist die Teamfaumlhigkeit die die Basis des theatralen Lernens und die Grundlage des Spiels bildetldquo18 Moumlgliche Grenzen des inklusiven Unterrichts bei Lernenden mit dem Foumlrderschwerpunkt ES Auch wenn die UN-Konvention aussagt dass niemand aufgrund seiner Behinderung benachteiligt werden darf und deshalb inklusiven Unterricht fordert bleibt zu bedenken und zu entscheiden Wenn Schuumller noch nicht uumlber den emotionalen und sozialen Entwicklungsstand verfuumlgen der eine Teilnahme am Klassenunterricht einer allgemeinbildenden Schule als Erfolg versprechend fuumlr das entwicklungsbeduumlrftige Kind erscheinen laumlsst dann sollte uumlber (individuell begruumlndete voruumlbergehende zeitlich begrenzte) Alternativen nachgedacht werden Unter guumlnstigsten Bedingungen in den allgemeinbildenden Schulen koumlnnen derzeitig diejenigen Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt ES erfolgreich inklusiv beschult werden die zumindest ansatzweise gruppenfaumlhig sind und mit Lehrerhilfe ihre Impulse steuern koumlnnen
17 Zmy Manfred S 47 18 Zmy Manfred S 9
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Fehlen jedoch grundsaumltzliche Voraussetzungen fuumlr die erfolgreiche Teilhabe an Gruppenprozessen undoder liegt selbst- und fremdgefaumlhrdendes Verhalten vor sind einer inklusiven Beschulung unter den derzeitigen Bedingungen Grenzen gesetzt Eine derartige Entscheidung die im Einzelfall getroffen werden muss ist nicht dem Kind zuzuschreiben Vielmehr gilt es festzustellen dass die allgemeinbildenden Schulen zurzeit noch nicht immer uumlber die Voraussetzungen verfuumlgen die fuumlr das Kind den notwendigen sicheren Rahmen bereitstellen koumlnnen Literaturhinweise ndash Bauer Joachim Das Gedaumlchtnis des Koumlrpers Wie Beziehungen
und Lebensstile unsere Gene steuern Frankfurt a M 2002 ndash Bauer Joachim Lob der Schule Sieben Perspektiven fuumlr Schuumller
Lehrer und Eltern Hamburg 2007 ndash Erich Regina Entwicklungspaumldagogische Foumlrderung von
Kindern mit sozial-emotionalem Foumlrderbedarf In Gasteiger-Klipcera BJulius HKlipcera C (Hrsg) Sonderpaumldagogik der sozialen und emotionalen Entwicklung ndash Handbuch Sonderpaumldagogik Bd 3 Goumlttingen u a 2008 S 622 ff
ndash Huumlther Gerald Ohne Gefuumlhl geht gar nichts Worauf es beim Lernen ankommt Vortrag Freiburg 2009 DVD
ndash Zmy Manfred Die Entwicklung und Foumlrderung emotionaler Kompetenz in der schulischen Praxis Schriftliche Fassung des Vortrags auf der Herbsttagung der GLE-D am 19092009 in Hannover In Existenzanalyse 2712010 S 40ndash49
c) Foumlrderschwerpunkt bdquoSpracheldquo (SQ) Die Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo bdquoSpracheldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo werden den Lern- und Entwicklungsstoumlrungen zugeordnet Kinder und Jugendliche mit Foumlrderbedarf im Bereich bdquoSpracheldquo zeigen Auffaumllligkeiten im Gebrauch der sprachlichen Faumlhigkeiten die eine Beeintraumlchtigung der Kommunikation zur Folge haben koumlnnen Eine gestoumlrte sprachliche Entwicklung kann sich erschwerend auf das schulische Lernen und die soziale und emotionale Entwicklung auswirken Auch aus dem Blickwinkel des Foumlrderschwerpunkts bdquoSpracheldquo wird die enge Verknuumlpfung mit den Foumlrderschwerpunkten bdquoLernenldquo und bdquoEmotionale und soziale Entwicklungldquo deutlich Spracherwerb Der Spracherwerb vollzieht sich nicht nur in der Kindheit sondern erweitert sich im Jugend- und Erwachsenenalter Die sprachlichen Faumlhigkeiten bezogen auf die verschiedenen Sprachebenen (kommunikativ-pragmatische phonetisch-phonologische semantisch-lexikalische syntaktisch-morphologische Ebene) werden immer weiter differenziert und fuumlhren zu einer Entwicklung komplexerer Sprach- und Denkstrukturen Eine wichtige Bedeutung nimmt die Schriftsprache ein bdquoGenerell kann man sagen dass die formalsprachliche Entwicklung im Jugendalter zum groszligen Teil aus der
Auseinandersetzung mit Schriftsprache im Bildungsprozess resultiertldquo19 Gestoumlrter Spracherwerb Bei ca 6ndash8 aller Kinder wird im Vorschulalter eine bdquoSpezifische Sprachentwicklungsstoumlrungldquo (SSES) festgestellt Hierbei handelt es sich vorrangig um den gestoumlrten Erwerb der (Mutter-)Sprache ohne dass sensorische organische oder kognitive Beeintraumlchtigungen die Ursache der Sprachentwicklungsstoumlrung bilden Die sprachlichen Auffaumllligkeiten der Kinder koumlnnen sich auf mehrere Sprachebenen beziehen und zu einem erschwerten Schriftspracherwerb fuumlhren Bei der SSES handelt es sich um ein langfristiges Phaumlnomen das sich ndash teilweise trotz scheinbarer Unauffaumllligkeit ndash ebenfalls auf das Jugend- und sogar Erwachsenenalter erstrecken kann Auch hier ist haumlufig der Erwerb und Gebrauch der Schriftsprache beeintraumlchtigt Die fehlende bzw eingeschraumlnkte literarische Anregung wirkt sich wiederum unguumlnstig auf die sprachliche Entwicklung der Jugendlichen aus bdquoSie koumlnnen das Lesen und Schreiben als Quelle elaborierter Spracherfahrung sowie zur Bereicherung von Wort- und Weltwissen weniger effektiv nutzen als ihre unauffaumllligen Altersgenossenldquo20 Sprachfoumlrderung im (sonder-)paumldagogischen Unterricht bdquoSchuumller mit SSES brauchen deshalb einen sprachheilpaumldagogischen Unterricht mit Praumlvention und Intervention in den Bereichen Aussprache Wortschatz Grammatik Sprachverstaumlndnis und stellen somit dessen Hauptzielgruppe darldquo21 Die besondere Beachtung sprachlicher Lernprozesse bildet den Schwerpunkt des (sonder-)paumldagogischen Unterrichts Dieser umfasst als Oberbegriff sowohl die Sprachfoumlrderung mit dem Ziel der Praumlvention als auch eine spezifische Foumlrderung im Unterricht mit dem Ziel der Intervention Nach diesem Modell sollten Kinder mit Risikofaktoren im Bereich Sprache praumlventive Sprachfoumlrderangebote zur Verhinderung einer Sprachbehinderung erhalten Kinder mit Sprachbehinderungen bzw Sprachstoumlrungen benoumltigen hingegen spezifische sprachtherapeutische Angebote und bei Bedarf eine Individualtherapie Im sprachtherapeutischen Unterricht wird das Erreichen schulischer Bildungsziele anvisiert Ferner besteht die Notwendigkeit bdquodas Persistieren der Sprachstoumlrung in den Verhaltens- und emotionalen Bereich einzudaumlmmen und [hellip] im Unterricht auf eine
19 Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 12 20 vgl Dannenbauer 2002 S 13 Ramonath 2003 21 Reber KarinSchoumlnauer-Schneider Wilma Bausteine sprachheilpaumldagogischen Unterrichts Muumlnchen 2009 S 17
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Annaumlherung der Schuumllersprache an den sprachlichen Lernstand sprachnormaler Altersgenossen hinzuwirkenldquo22 Uumlbergreifende Unterrichtsprinzipien im FSP bdquoSpracheldquo ndash Primat der Sprachlernprozesse Verbesserung der
sprachlichen Kommunikation der Schuumller durch Nutzung der Inhalte Methoden Medien in allen Unterrichtsfaumlchern
ndash Multiperformanzprinzip Uumlbung neuer sprachlicher Strukturen im Rahmen verschiedener Modalitaumlten (Rezeption Reproduktion Produktion Metasprache Schriftsprache)
ndash Prozess- und Foumlrderdiagnostik Kenntnis der sprachlichen Lernvoraussetzungen in Bezug auf die Sprachebenen Phonetik Phonologie Morphologie Syntax Semantik Pragmatik und der Modalitaumlten Sprache Sprechen Stimme Redefluss Schriftsprache als Basis der Wahl geeigneter Foumlrderangebote
ndash Gestaltung eines sprachlich-kommunikativen Milieus Schaffen von vielfaumlltigen und gezielten Sprechanlaumlssen
ndash Verbesserung des Selbstwertgefuumlhls Erfahren von Erfolgserlebnissen23
Anforderungen an die Lehrer Im Hinblick auf die Gestaltung des Unterrichts und die Auswahl effektiver sprachlicher Lernangebote muss die Lehrkraft ndash bdquoden (Sprach-) Lern- und Gedaumlchtnisstil eines
Schuumllers kennen ndash die Lernsituation mit Wahlmoumlglichkeit
anregungsreich sprachlich und kommunikativ angemessen vielgestaltig und bedeutsam praumlsentieren
ndash Lernen als positive und erfolgreiche Anstrengung organisieren
ndash zur Transferleistung den Lernstoff an bestehendes Wissen anknuumlpfen
ndash die Aufgaben zunehmend in komplexe Anwendungssituationen einbetten sowie in moumlglichst vielen Gedaumlchtnisschubladen parallel ablegen
ndash das selbstaktive Durchdringen des Stoffes ermoumlglichenldquo24
22 Seiffert Heiko Wie therapeutisch ist der sprachtherapeutische Unterricht Dimensionen sprachbezogener Interventionen im Unterricht bei Schuumllern mit dem Foumlrderbedarf Sprache In Die Sprachheilarbeit 532008 S 147ndash153 23 vgl ReberSchoumlnauer-Schneider 2009 S 18 ff 24 vgl John et al zitiert in Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 273
Guumlnstige Kommunikationsbedingungen im Unterricht Sprachliches Lernen wird besonders gut ermoumlglicht wenn die Schuumller das Sprechen als bedeutsam und freudvoll erleben koumlnnen Dies wird beguumlnstigt durch ndash eine angstfreie von Wohlwollen gepraumlgte
Atmosphaumlre ndash Aufmerksamkeit in Bezug auf sprachliche
Aumluszligerungen der Kinder ndash Ruumlckmeldung uumlber das Sprechen ndash Ermunterung zum Sprechen ndash Nutzen natuumlrlicher Sprechanlaumlsse zur
Verdeutlichung der Sinnhaftigkeit des Sprechens25 Spezifisch akzentuierte Lehrersprache Im Unterricht mit sprachgestoumlrten Schuumllern erhaumllt die Lehrersprache eine besondere Bedeutung bdquoDas Bewusstsein dass die eigene Sprache sowie das eigene Kommunikationsverhalten in den unterschiedlichsten Situationen immer auch therapeutisches Mittel und Modell ist ist eine wichtige Grundbedingung fuumlr das erfolgreiche Unterrichten dieser Kinderldquo26 Folgende Merkmale kennzeichnen die spezifisch akzentuierte Lehrersprache ndash bdquoEine leicht verlangsamte melodisch gegliederte
Sprache ndash eine deutliche standardsprachlich orientierte
Artikulation ndash der bewusste Einsatz von Sprechpausen
Veraumlnderungen des Sprechtempos und der Stimme ndash die bewusste Wiederholung einzelner Wendungen
oder Begriffe ndash die Aufrechterhaltung des Blickkontakts ndash handlungsbegleitendes Sprechen ndash die Veranschaulichung komplexer Sachverhalte ndash der bewusste Einsatz von Mimik und Gestik27 Literaturhinweise
ndash Baumgartner Stephan Sprachtherapie und Sprachfoumlrderung im Unterricht Kritische Analyse und Konzeptbildung In Die Sprachheilarbeit 512006 S 268ndash277
ndash Dannenbauer Friedrich Michael Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrung im Jugendalter In Die Sprachheilarbeit 472002 S 10ndash17
ndash Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 108ndash118
ndash Ramonath Roswitha Sprachentwicklungsstoumlrungen im Jugendalter Empirische Befunde und deren theoretische und praktische Einordnung In Grohnfeldt Manfred Spezifische Sprachentwicklungsstoumlrungen Wuumlrzburg 2003 S 100ndash123
25 Schmitt KWeiszlig P Sprach- und Kommunikationsverhalten der Lehrkraft als Mittel unterrichtsimmanenter Sprach- und Kommunikationsfoumlrderung In Lehrbuch der Sprachheilpaumldagogik und Logopaumldie Bd 5 Stuttgart 2004 S 167ndash179 26 vgl SchmittWeiszlig 2004 S 168 27 Mayer Andreas Dimensionen sprachheilpaumldagogischen Handelns im Unterricht In Die Sprachheilarbeit 542009 S 111
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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d) Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo (G)
bdquoGeistige Behinderung bezieht sich auf signifikant unterdurchschnittliche Allgemeinintelligenz die fortlaufend mit Defiziten im adaptiven Verhalten vorkommt und waumlhrend der Entwicklungsperiode bestehen bleibtldquo28 Eine eindeutige und allgemein akzeptierte Definition ist schwierig bdquoDer Grund fuumlr die Schwierigkeiten in der endguumlltigen Begriffsbestimmung liegt zunaumlchst in der Individualitaumlt des Phaumlnomens der Behinderung Das heiszligt es gibt nicht den Menschen mit Behinderungldquo29 Eine geistige Behinderung wird von einer Lernbehinderung dadurch abgegrenzt dass sie sich gravierender auf die Entwicklungsbereiche des Kindes und Heranwachsenden auswirkt Auch wenn eine Klassifikation nach Intelligenzwerten durch ihre Einseitigkeit (bei Paumldagogen) in die Kritik geraten ist30 dient die bdquoInternational Classification of Deseasesldquo (ICD-10) international als eine Grundlage zur Erfassung der unterschiedlichen Grade geistiger Behinderung Unabhaumlngig davon dass die Intelligenz zur Feststellung einer geistigen Behinderung eine bedeutende Rolle spielt muss festgehalten werden dass sich Entwicklung immer ganzheitlich vollzieht In die Betrachtung einbezogen werden neben einer Verzoumlgerung der kognitiv-intellektuellen Entwicklung alle Wahrnehmungsprozesse die soziale und emotionale Entwicklung die Kommunikations- und Sprachentwicklung sowie die Motorik Insgesamt vollzieht sich die Entwicklung immer im Kontext des sozialen und kulturellen Umfeldes Zunehmend wird die Diskrepanz zwischen Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter groumlszliger Dennoch besteht bei einem groszligen Teil der Jugendlichen Interesse an den gleichen Themen dieser Altersgruppe Die Auseinandersetzung mit der eigenen Behinderung wird gerade in der Pubertaumlt oft schmerzlich vollzogen da das Erleben von Ablehnung und eigener Unzulaumlnglichkeit im sozialen Kontext an Gewicht gewinnt Ein anderer Teil geistig behinderter Kinder und Jugendlicher vollzieht die psycho-soziale Entwicklung in langsamerem Tempo Hier koumlnnen kindliche Interessen vorherrschen so dass die Unterschiede in den Schuumllergruppen groumlszliger werden Entwicklungs- und Lernstufen und deren Bedeutung fuumlr den Fremdsprachenunterricht Die Ganzheitlichkeit der Entwicklung steht fuumlr Menschen mit geistiger Behinderung immer im
28 Speck Otto Menschen mit geistiger Behinderung und ihre Erziehung MuumlnchenBasel 1999 S 48 29 Speck 1999 S 40 30 vgl Speck 1999 S 49
Zentrum der Foumlrderung Fuumlr den Fremdsprachenunterricht ruumlcken zusaumltzlich die Entwicklungsschwierigkeiten in der Kognition und in den Bereichen KommunikationSprache in den engeren Fokus der Foumlrderangebote Denkleistungen sind von unterschiedlicher Komplexitaumlt Bei Menschen mit geistiger Behinderung verlaufen Prozesse des Lesenlernens aber auch andere Lernprozesse haumlufig in besonderer Weise ab Die Bereiche der Begriffsbildung (es besteht hier ein erhoumlhter Bedarf an konkreten Handlungsbezuumlgen) sowie des Regel- und Strategieanwendens (Hilfen zur Umwandlung und Erweiterung durch konkrete Situationen sind meist notwendig) sind im Unterricht besonders zu beachten Hier koumlnnen die jeweiligen individuellen Lernvoraussetzungen sehr unterschiedlich sein Insbesondere muss beachtet werden welche Ebenen der Erkenntnistaumltigkeit fuumlr jeden einzelnen Schuumller im Vordergrund stehen Unterschieden werden vier Ebenen die sich an den Entwicklungsstufen nach Jean Piaget orientieren Die praktisch-gegenstaumlndlichen Handlungen ndash Durch gesamtkoumlrperliches Lernen und handelnden
Umgang mit den Dingen erfaumlhrt das Kindder Jugendliche Eigenschaften und Funktionen der Gegenstaumlnde Es entsteht Handlungswissen
Die unmittelbare Anschauung ndash Fuumlr das Denken ist nicht mehr die Handlung
notwendig Das Zuordnen kleiner und groszliger Stifte muss nicht mehr ausprobiert werden Bereits die Vorstellung ist ausreichend
Die mittelbare Anschauung ndash Zeitlich und raumlumlich entfernte Handlungen koumlnnen
denkend verarbeitet werden Dafuumlr ist die Sprache zur Beschreibung des Vorganges wesentlich Die Vorstellung uumlber die Handlungen ist an die Merkfaumlhigkeit gebunden
Beispiel Bild 1 zeigt zwei Voumlgel Bild 2 zeigt vier Voumlgel Die bildliche Darstellung allein kann nicht verstaumlndlich machen welcher Vorgang gemeint ist Erst die Darstellung dass zwei Voumlgel hinzufliegen macht den Vorgang verstaumlndlich
Das sprachlich-begriffliche Denken ndash Geistig behinderte Menschen erreichen diese Stufe
in der Regel nicht in der Denken unabhaumlngig vom Konkreten moumlglich wird Regelableitungen und allgemeine Saumltze koumlnnen beispielsweise vorgenommen und auf konkrete Situationen uumlbertragen werden
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Innerhalb der kognitiven Entwicklung wird die unmittelbare Auseinandersetzung mit den Dingen schrittweise abstrakter So koumlnnen neben dem konkreten Erleben erste Symbole repraumlsentativ eingesetzt werden Bei KindernJugendlichen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo sind insbesondere bei dem Uumlbergang vom konkreten Erleben zu Abstraktionen und bei deren Anwendung verlangsamte Prozesse festzustellen Dies fuumlhrt zu der Notwendigkeit konkrete Lernzusammenhaumlnge aus dem Erfahrungsbereich der Kinder zu schaffen und abstrakte Inhalte immer mit Erlebbarem zu kombinieren Durch den emotionalen Zugang zum Lernstoff wird die Merkfaumlhigkeit unterstuumltzt Neben der Begriffsbildung ist das Erfassen von Objekten ein wesentlicher Bereich der kognitiven Entwicklung (Gliedern eines Objektes in Teile deren Beziehung zum Ganzen Eigenschaften eines Objektes bestimmen Vergleichen) um im Weiteren zur Problemloumlsung und zu flexibleren Denkprozessen zu gelangen Ein gewisses Maszlig an Planungskompetenz ist fuumlr vorausschauendes Denken vonnoumlten und umgekehrt Einerseits ist die antizipierte Wirklichkeit fuumlr die Uumlberlegung wie sie erreichbar ist unabdingbar Andererseits beinhaltet auch ebendiese Uumlberlegung eine rein gedankliche Vorwegnahme der Methoden verschiedener Moumlglichkeiten und Handlungsweisen um ein Ziel zu erreichen Bedeutung fuumlr den Unterricht Im Zuge der weiter oben genannten Diskrepanz zwischen dem Lebensalter und dem kognitiven Entwicklungsalter ist fuumlr den Schriftspracherwerb der Schuumller mit geistiger Behinderung zu erwarten dass die Lernvoraussetzungen zunehmend heterogen werden Schuumller bei denen zum jetzigen Zeitpunkt nicht mit einem steigenden Lernzuwachs beim Schreiben lernen im engeren Sinne zu rechnen ist benoumltigen weiterhin Uumlbung und Festigung Ferner benoumltigen diejenigen Schuumller die hinsichtlich ihres Lernzuwachses weiterhin erfolgreich sind Uumlbungen und Aufgabenstellungen die den Schriftspracherwerb und damit ihre Lesekompetenz erweitern (z B Verfeinerung der Schreibkompetenz in Bezug auf Tempo und Lesbarkeit) Auch erste grammatikalische Regeln koumlnnen fuumlr diese Schuumllergruppe zum Tragen kommen (z B Groszlig- und Kleinschreibung) Insbesondere ist von der Lehrperson zu beachten dass allen Schuumllern die Sinnhaftigkeit von Schriftsprache in ihrem Alltag deutlich wird Dies erfordert altersadaumlquate Leseangebote auch auf den unteren Lesestufen Wichtig ist es daruumlber hinaus die individuellen Staumlrken der Schuumller in den Fokus zu ruumlcken So kann beispielsweise ein Schuumller der keine Schreiberfolge erzielt ausgepraumlgte kommunikative Kompetenzen
aufweisen und z B sehr houmlfliche Umgangsformen besitzen Dies kann im Unterricht z B dazu genutzt werden ihm die Aufgaben zu uumlbertragen bei denen der Hausmeister oder die Sekretaumlrin der Schule um Mithilfe gebeten werden muss Methodische Folgerungen fuumlr den Unterricht Ausgehend von der Feststellung dass jeder Mensch grundsaumltzlich die Faumlhigkeit zum Lernen besitzt und sich stetig entwickelt muss jeder Unterricht an individuelle Entwicklungsvoraussetzungen anknuumlpfen und Rahmenbedingungen wie auch Inhalte an diese anpassen Daraus folgt dass einem individuell sinnvoll geplanten Unterricht eine entsprechende Lernstandsdiagnostik vorausgeht Auch die Kompetenzen die bereits in den unterschiedlichen Entwicklungsbereichen erworben wurden muumlssen beruumlcksichtigt werden Die notwendige Lernstandsdiagnostik sollte in Kooperation mit einem fachkundigen Sonderpaumldagogen durchgefuumlhrt werden Fuumlr die Schuumller mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige Entwicklungldquo orientiert sie sich an den Kompetenzen die bereits innerhalb der einzelnen Entwicklungsbereiche erworben wurden Sie wird durch das Instrument der informellen Beobachtung vollzogen Es hat sich bewaumlhrt zur differenzierten Ermittlung individueller Kompetenzen den bayerischen bdquoLehrplan fuumlr den Schwerpunkt Geistige Entwicklungldquo31 heranzuziehen Unterrichtsformen und individuelle Hilfen fuumlr den Unterricht ndash Bild- und Symbolmaterial gehoumlren immer
unterstuumltzend zum Unterricht ndash Die jeweilige Stufe der Spracherfahrung der
Lernenden sollte bei der eigenen Schriftproduktion immer aufgegriffen werden (z B Bilder kleben Ganzwortkarten zuordnen hellip)
ndash Korrektur von Schreibergebnissen der Schuumller erfolgt neben dem Schuumllertext damit die Schreibmotivation erhalten bleibt und das Ergebnis positiv bewertet wird 32
ndash Da sich die Umweltschrift immer der Gemischt-antiqua bedient wird im Unterricht zum leichteren Wiedererkennen die Gemischtantiqua (d h Groszlig- und Kleinbuchstaben im Wort) angeboten
ndash Tafelbilder sollten schriftsprachlich daran orientiert und klar gegliedert sein
ndash Magnet-Wortkarten fuumlr die Tafel erleichtern den Lehrern diese Aufgabe
31 Bayerisches Staatsministerium fuumlr Unterricht und Kultus 2003 S 27 ff 32 Zebra-Schreibtabelle liegt diesen Materialien bei
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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ndash Zur eigenen Schriftproduktion sollten Hilfsmittel wie Stempel Tastatur u auml zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Fuumlr die eigene Textproduktion ist die reine Groszligantiqua wegen der geringeren graphomotorischen Anforderung erlaubt
ndash Nichtsprechende Schuumller brauchen Moumlglichkeiten der unterstuumltzten Kommunikation Kommunikationsmappen Talker z B Bigmaumlck Go-Talk Step-by- step Der Bedarf muss individuell ermittelt werden
ndash Beim Ausschneiden koumlnnen Hilfslinien weiterhin individuell noumltig sein
ndash Graphomotorische Uumlbungen muumlssen regelmaumlszligig angeboten werden
ndash Aufgaben zur Grammatik spielen bei den meisten Schuumllern wegen des eingeschraumlnkten Regelverstaumlndnisses eine untergeordnete Rolle
ndash Uumlbung und Festigung bereits erworbener Kenntnisse sind wichtig
ndash Offene Unterrichtsformen sind zur Individualisierung und Differenzierung geeignet wenn entsprechende Orientierungshilfen zur Verfuumlgung stehen visualisierte Stationsplaumlne automatisierte Handlungsablaumlufe
ndash Sprachbegleitende Gebaumlrden koumlnnen hilfreich sein Gestaltung der Lernsituation ndash Klare kurze Aufgabenstellung anbieten ndash ThemaInhalt muss der Erfahrungswelt der Schuumller
entsprechen ndash Lernsituationen sollten mehrere Sinneszugaumlnge
ermoumlglichen ndash Fuumlr die Arbeitsprodukte sollte eine strukturierte
Ablage vorbereitet sein ndash Arbeit in Kleingruppen organisieren ndash Eine moumlglichst reizarme Lernsituationen gestalten ndash Personale Unterstuumltzung ermoumlglichen auch durch
eingeuumlbte Tutoren ndash Computerunterstuumltztes Lernen durch
entsprechende Hilfsmittel anbieten (z B durch spezielle Tastaturen)
ndash Bei Bedarf haumlufigere strukturierte Pausen mit Bewegungsangeboten machen
Lernorganisation Der Zugang zu den Themen des Unterrichts wird vom Erfahrungs- und Erlebnishintergrund der Schuumller gepraumlgt Das bedeutet eine Oumlffnung der Lernorganisation dahingehend dass einzelne Unterrichtsstunden zeitlich ausgedehnt werden muumlssen z B bei Unterrichtsgaumlngen Auch die Arbeit in Form von Projekten ermoumlglicht es den Schuumllern mit geistiger Behinderung gut komplexere Themen praxisnah zu erarbeiten und in vielfaumlltigen Arbeitsweisen z B faumlcheruumlbergreifend zu erschlieszligen
Fachspezifische Aspekte ndash Individuelles und entlastetes Textangebot aus dem
Erfahrungsbereich der Lernenden ndash Textreduktion auf verschiedenen Ebenen ndash Texte auf Ganzwortebene mit Unterstuumltzung durch
Bilder ndash Gesamthandlung in klare Einzelelemente
gegliedert ndash Houmlrvorlage fuumlr nichtlesende Schuumller ndash Einfache und eindeutige Lehrersprache in
Satzbildung und Wortwahl Inklusiver Unterricht bedarf ndash insbesondere bei Schuumllern mit geistiger Behinderung ndash eines regen Austausches aller beteiligten Lehrer uumlber die Lernentwicklung der Schuumller Positive Erfahrungen werden ebenso kommuniziert wie weniger erfolgreiche Angebote Der Austausch bezieht selbstverstaumlndlich auch die Eltern ein Eine kontinuierliche Begleitung der Schuumller sowie die Teamarbeit der Lehrkraumlfte sind unabdingbar Literaturhinweise ndash Bayerisches Staatsministerium fur Unterricht und Kultus
Lehrplan fur den Schwerpunkt geistige Entwicklung Munchen 2003
ndash Euker NilsKoch Arno Der erweiterte Lesebegriff im Unterricht fur Schulerinnen und Schuler mit geistiger Behinderung ndash Bestandsaufnahme und Neuorientierung In Zeitschrift fur Heilpaumldagogik 72010 S 261 ff
ndash Koch Arno Die Kulturtechnik Lesen im Unterricht fur Schuler mit geistiger Behinderung Aachen 2008
ndash Haas Gerhard Handlungs- und produktionsorientierter Literaturunterricht Theorie und Praxis eines bdquoanderenldquo Literaturunterrichts fuumlr die Primar- und Sekundarstufe Seelze-Velber 1997
e) Foumlrderschwerpunkt bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen bdquoAls koumlrperbehindert wird eine Person bezeichnet die infolge einer Schaumldigung des Stuumltz- und Bewegungssystems einer anderen organischen Schaumldigung oder einer chronischen Krankheit so in ihren Verhaltensmoumlglichkeiten beeintraumlchtigt ist dass die Selbstverwirklichung in sozialer Interaktion erschwert istldquo33 Die Beeintraumlchtigungen und Schaumldigungen von Kindern und Jugendlichen mit Koumlrperbehinderung werden dabei ebenso angesprochen wie die daraus resultierenden paumldagogischen Aufgabenstellungen Die Gruumlnde fuumlr den sonderpaumldagogischen Foumlrderbedarf bdquoKoumlrperliche und motorische Entwicklungldquo (KM) sind unterschiedlich und komplex
33 Leyendecker Christoph Motorische Behinderungen Stuttgart 2005 S 21
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Aus medizinischer Sicht werden unterschieden ndash Schaumldigungen des Zentralnervensystems (Gehirn
und Ruumlckenmark) ndash Schaumldigungen der Muskulatur und des
Skelettsystems ndash Chronische Krankheiten und Fehlfunktionen von
Organen Dass einige der Schaumldigungen und Erkrankungen einen progredienten Verlauf nehmen und zu einer moumlglicherweise stark verkuumlrzten Lebenserwartung fuumlhren koumlnnen stellt eine zusaumltzliche Herausforderung fuumlr die paumldagogische Arbeit mit diesen Schuumllern dar Daruumlber hinaus umfasst der Foumlrderschwerpunkt KM auch Lernende mit schweren und schwersten Mehrfachbehinderungen Koumlrperbehinderte Schuumller entwickeln sich anders und lernen anders als ihre nicht behinderten Altersgenossen In vielen Faumlllen zieht eine koumlrperliche Behinderung eine veraumlnderte Gesamtentwicklung der Persoumlnlichkeit nach sich denn die funktionale Tuumlchtigkeit des Koumlrpers ist fuumlr die Entwicklung der Wahrnehmung der Kognition des Selbstseins und der Emotionalitaumlt von zentraler Bedeutung In wichtigen Phasen der Entwicklung verursacht eine eingeschraumlnkte oder gar nicht vorhandene Beweglichkeit Schwierigkeiten beim Erkunden der Welt und beim wechselseitigen Annaumlhern und Anpassen von Welt und Kind Schuumller denen diese Erfahrungen fehlen koumlnnen haumlufig nicht auf fruumlhkindliche Basiserfahrungen und -begriffe (Formen Gestalten Raumvorstellungen) zuruumlckgreifen Nur vereinzelt gelten in den Bundeslaumlndern spezielle LehrplaumlneRichtlinienStundentafeln fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM Einheitlich beziehen sich aber alle auf die Empfehlungen der Kultusministerkonferenz von 199834 Danach orientiert sich die schulische Foumlrderung dieser Kinder und Jugendlichen zunaumlchst an den Bildungs- und Erziehungszielen der allgemeinbildenden Schulen Soweit erforderlich werden die Richtlinien und Lehrplaumlne anderer Foumlrderschwerpunkte zur Arbeitsgrundlage wenn die Zielgleichheit zur allgemeinbildenden Schule nicht gegeben ist35 Lernende werden zunehmend zieldifferent unterrichtet und gefoumlrdert Moumlglich sind die Bildungsgaumlnge ndash Bildungsgaumlnge der Grund- und Sekundarstufen-
Schulen I und II ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo ndash Bildungsgang im Foumlrderschwerpunkt bdquoGeistige
Entwicklungldquo
34 vgl httpwwwkmkorgfileadminpdfPresseUndAktuellesBeschluesse_Veroeffentlichungenallg_Schulwesenkoerpmotpdf 35 vgl ebenda S 2
Gestaltung des Schullebens und des Unterrichts Das in der fruumlhesten Kindheit entstehende individuelle Lern- und Entwicklungsprofil hat Auswirkungen auf die unterrichtlichen Bedingungen die diese Schuumller meist benoumltigen Insgesamt geht es darum einen Menschen zu sehen der sich entwickelt und waumlchst und der nicht in erster Linie uumlber seine Defizite definiert wird Personelle Voraussetzungen Fuumlr viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung ist fuumlr die erfolgreiche Unterrichtsarbeit Team-Teaching notwendig Unterricht im Team kann die individuellen Lernprozesse in Abstimmung mit Therapie Pflege und Schulassistenz (Integrationshilfe Einzelfallbegleitung) gewaumlhrleisten Bei einigen Schuumllern kann diese individuelle Foumlrderung wegen der erforderlichen Therapien Pflege- und Ruhezeiten nur bei einer Ganztagsbeschulung erfolgen Daruumlber hinaus ist im einzelnen Fall die Kooperation mit medizinisch-therapeutischen undoder pflegerischen psychologischen sozialen technischen Kompetenzen erforderlich Ansprechpartner koumlnnen hier die sozialpaumldiatrischen undoder kinderneurologischen Zentren sein Saumlchliche Voraussetzungen Die saumlchlichen Voraussetzungen ergeben sich unmittelbar aus den individuellen Bedarfen der einzelnen Schuumller Dies koumlnnen sein ndash Bauliche Voraussetzungen Barrierefreie
Schulgebaumlude und -gelaumlnde sowie ein Raumangebot das neben den unterrichtlichen auch pflegerische und therapeutische Aspekte beruumlcksichtigt
ndash Mobiliar Individuell anpassbares Mobiliar Spezielle Sitzgelegenheiten undoder Lagerungsmaterial sind ggf erforderlich damit Schuumller den Rollstuhl verlassen koumlnnen
ndash Hilfsmittel Einsatz von Hilfsmitteln (Rollstuumlhle Stehbretter etc)
ndash Unterstuumltzte Kommunikation Insbesondere bei der Foumlrderung der Lernenden die behinderungsbedingt mit Hilfe elektronischer Geraumlte kommunizieren muumlssen die technischen Voraussetzungen und die erforderliche personale Unterstuumltzung gewaumlhrleistet sein36
Foumlrderaspekte In den lebensbedeutsamen Handlungsfeldern in denen Wahrnehmung und Bewegung angeregt werden ist eine diagnosegeleitete Foumlrderung besonders notwendig Hier werden u a zeitlich-raumlumliches Erleben oder der Aufbau eines
36 Hilfe leistet hier bdquoISAAC ndash die Gesellschaft fuumlr Unterstuumltzte Kommunikation eVldquo Kontakt httpwwwisaac-onlinede
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Koumlrperschemas gefoumlrdert Bei Schuumllern der Sekundarstufe beruumlcksichtigt diese Art der Foumlrderung auch die individuellen Lebensperspektiven z B die Berufswahl Individuelle Foumlrderplaumlne die auf interdisziplinaumlren Absprachen der beteiligten Professionen beruhen gewaumlhren diese notwendige Foumlrderung unter Einbeziehung der Erziehungsberechtigten und der betroffenen jugendlichen Schuumller Unterrichtsprinzipien Generell stellt die schulische Foumlrderung von Lernenden mit Koumlrperbehinderung nicht die bdquoStoumlrungldquo oder das bdquoDefizitldquo in den Mittelpunkt sondern sie setzt Impulse und Moumlglichkeiten fuumlr die Gesamtentwicklung Statt defizitorientierter Paumldagogik steht kompetenzorientiertes Arbeiten im Mittelpunkt So koumlnnen die Betroffenen ermutigt werden die vorhandenen Kompetenzen zu nutzen und wenn moumlglich zu erweitern oder die Schwaumlchen so weit wie moumlglich zu kompensieren ndash Fuumlr den inklusiven Unterricht geeignete Prinzipien
werden in Punkt 4 S 8 genannt Lernende mit koumlrperlichen Behinderungen sind wegen ihrer Beschraumlnkungen in besonderer Weise auf deren Umsetzung im Unterricht angewiesen Nur so koumlnnen sie vorhandene Kompetenzen anwenden und handelnd teilnehmen Handlungsorientierung und Selbsttaumltigkeit Erfahrungs- und Interessenorientierung Interaktionsorientierung therapieimmanenter Unterricht eine gestaltete Lernumwelt taktile Hilfen bei den Aufgaben kleine Schritte und Pausen zur Orientierung im eigenen Lernprozess sind absolut notwendig
ndash Schwerste Behinderungen Hinsichtlich spezieller Aufgaben und Bedingungen fuumlr die Foumlrderung von Schuumllern mit schwerer Mehrfachbehinderung deren Bedarfe durch traditionelle methodische und didaktische Konzepte nicht ausreichend bedient werden koumlnnen finden sich Uumlbersichten und Empfehlungen fuumlr gelingende Integration auf den Internetseiten der Bundeslaumlnder
Foumlrderung in der Sekundarstufe Die didaktisch-methodischen Aspekte der jeweiligen Bezugsrichtlinien (Foumlrderschwerpunkte bdquoLernenldquo und bdquoGeistige Entwicklungldquo) koumlnnen auch fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung gelten Uumlbergaumlnge zwischen den Bildungsgaumlngen muumlssen immer moumlglich bleiben bdquoEs kann aber fuumlr ein behindertes Kind sehr schwer sein seine Lehrer davon zu uumlberzeugen dass es mehr leisten kann als sie vermutenldquo37 Viele Schuumller der Sekundarstufe mit Foumlrderbedarf KM haben bereits eine wechselvolle Schulkarriere hinter 37 Haupt Ursula Koumlrperbehinderte Kinder verstehen lernen Auf dem Weg zu einer anderen Diagnostik und Foumlrderung Duumlsseldorf 1997 S 57
sich Oft haben sie frustrierende und demotivierende Erfahrungen des Scheiterns an schulischen Anforderungen erlebt Wichtige Gegebenheiten die haumlufig zu Fehleinschaumltzungen des Lernverhaltens fuumlhren werden in der Literatur beschrieben38 Die Fehleinschaumltzungen durch das Lehrpersonal sind von groszliger Bedeutung Der Vergleich mit den nicht beeintraumlchtigten Mitschuumllern kann immer wieder zu problematischen Erlebnissen fuumlhren ndash Manche Schuumller arbeiten sehr langsam manche
aus Angst vor Fehlern andere aufgrund ihrer Bewegungsstoumlrungen
ndash Manche Schuumller kommen auf anderen Wegen zu ihren Arbeitsergebnissen als Kinder ohne Behinderung Auch ihre Entwicklungswege sind anders als die nicht behinderter Kinder
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung koumlnnen sich nur schwer mitteilen Viele sind sehr abwartend und wenig aktiv was als Lernschwaumlche missgedeutet werden kann
ndash Viele Schuumller mit Koumlrperbehinderung weichen vor Schwierigkeiten und Hindernissen zuruumlck und rufen somit ihre eigentliche Leistungsfaumlhigkeit nicht ab
ndash Schuumller die durch schwierige oder traumatische Lebenserfahrungen oder Perspektiven belastet sind koumlnnen sich phasenweise nicht gut auf die schulische Arbeit einlassen oder konzentrieren
ndash Ausbleibende Lernfortschritte koumlnnen auch mit didaktisch-methodischen Entscheidungen der Lehrpersonen zusammenhaumlngen die fuumlr bestimmte Schuumller mit Koumlrperbehinderung nicht foumlrderlich sind
ndash Manche Schuumller mit Koumlrperbehinderung die uumlber uumlberdurchschnittliche Faumlhigkeiten im muumlndlichen Sprachgebrauch verfuumlgen neigen dazu nicht vorhandene Kompetenzen Fertigkeiten und Erfahrungswissen vorzutaumluschen (vgl die Foumlrderschwerpunkte bdquoSehenldquo und bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Punkt 4 f + 4 g) Hier ist Respekt vor der gezeigten Leistung ebenso gefragt wie sorgfaumlltige Diagnostik und Einfuumlhlungsvermoumlgen um die sonst unvermeidlichen Uumlberforderungs- und Misserfolgserlebnisse zu vermeiden
Pubertaumlt und Koumlrperbehinderung Eine Koumlrperbehinderung bedingt ndash auch durch die Vielzahl der Therapien ndash oft bereits vor Beginn der Pubertaumlt ein negatives Gefuumlhl fuumlr den eigenen Koumlrper uumlber den sich auch das bdquoAndersseinldquo definiert Einige Behinderungsformen bringen einen eher verspaumlteten Eintritt in diese Lebensphase mit sich so dass zu diesem Zeitpunkt im Vergleich zu Gleichaltrigen der Eindruck einer gewissen uumlberdauernden Kindlichkeit
38 vgl ebenda S 59 f
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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entsteht Spaumltestens hier besteht die Gefahr der sukzessiven Abkopplung von der bisherigen Bezugsgruppe der Nichtbehinderten Anders als in der Primarstufe wo Koumlrperbehinderte von der Klasse eher zu viel umsorgt werden und dann zu bdquoerlernter Inkompetenzldquo neigen droht in der Sekundarstufe dagegen Vereinzelung Fuumlr das Selbstkonzept das alle jungen Menschen vor allem in der Pubertaumlt ausbilden ist neben dem intellektuellen Anteil (etwa sprachliche und mathematische Faumlhigkeiten) auch die nicht-intellektuelle Entwicklung auf der sozialen emotionalen und koumlrperlichen Ebene wichtig Die koumlrperliche Leistungsfaumlhigkeit und das aumluszligere Erscheinungsbild spielen in der Selbst- und Fremdwahrnehmung naturgemaumlszlig eine groszlige Rolle ndash die hier moumlglichen Probleme fuumlr junge Menschen mit Koumlrperbehinderung liegen auf der Hand Neuere Untersuchungen kommen gleichwohl z T zu dem Schluss dass viele Jugendliche mit Koumlrperbehinderung sich mit ihrer jeweiligen koumlrperlichen Eigenart arrangieren und ihre Identitaumltsarbeit eher uumlber die sozialen und familiaumlren Kontakte leisten39 Junge Menschen mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen entwickeln aber in der Regel ein negativ besetztes Koumlrpergefuumlhl40 Mit dem Einsetzen der Pubertaumlt verstaumlrkt sich dieser Trend durch die bdquoKonkurrenz der Attraktionen nach den Idealvorstellungen der jeweiligen Kulturldquo41 Die sich daraus ergebenden Konflikte haben einerseits Folgen fuumlr das familiaumlre System anderseits erhebliche Auswirkungen auf die schulische Bildungs- und Erziehungssituation In den schulischen Zusammenhaumlngen gilt es die notwendige Anbahnung von Konzepten zur Integration und Anerkennung der individuellen Behinderung zu beachten42 Das beinhaltet auch die Akzeptanz des individuellen Leidens des einzelnen Schuumllers43 Daher sind in einem guten Schulklima fuumlr Jugendliche mit Koumlrperbehinderung die Beziehungen zu Gleichaltrigen ohne Behinderung wichtig die im Idealfall vertrauensbildend und unterstuumltzend wirken Die Betroffenen schaumltzen jedoch oft auch den Kontakt zu anderen Betroffenen und somit die Moumlglichkeit bdquozwar unter Gleichgesinnten aber nicht ausschlieszliglich unter sichldquo44 sein zu koumlnnen Diese beiden Optionen (unter Gleichartigen mit Behinderung aber auch unter Gleichaltrigen ohne Behinderung zu sein) muumlssen die
39 Vgl Dresen ADresen S Ich sehe nicht meine Behinderung ndash Identitaumltsaufbau koumlrperlich und motorisch stark beeintraumlchtigter junger Frauen In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 112013 S 461 ff 40 Lothar Sandfort Sieben Bruumlcken natuumlrlich barrierefrei Zur seelischen Architektur eines Weges durch Houmlhen und Tiefen httpwwwisbbtrebeldebibliothek (5 April 2014) 41 Vgl Sandfort aaO S 2 42 Vgl Sandfort aaO S 5 43 Vgl Sandfort aaO S 6 44 Vgl DresenDresen aaO S 465
integrativ arbeitenden Schulen den Jugendlichen anbieten ndash im Interesse individuell unterstuumltzender Beziehungsnetzwerke Zu diesen gehoumlren auch die Lehrpersonen die engen Kontakt und individuelle Foumlrderung anbieten Barbara Ortland weist auf Moumlglichkeiten zur Identitaumltsbildung im Fremdsprachenunterricht hin Davon ausgehend dass Krisen durch Lesen intuitiv beeinflussbar sind und fuumlr zukuumlnftige Konflikte Handlungskonzepte aufgebaut werden koumlnnen beschreibt Ortland die Wirkungspotentiale von Literatur als Medium der Kommunikation Literatur ermoumlglicht den bewussten Umgang mit Sprache und ermoumlglicht Identitaumltsentwicklung sie bietet zusaumltzlich aber auch Erfahrungsmuster45 Damit sich die Wirkungspotentiale entfalten koumlnnen stellt sich bei Schuumllerinnen und Schuumllern mit koumlrperlichen Beeintraumlchtigungen die Frage nach der sbquoBetroffenheitlsquo durch ein Buch Es gilt die Lebensthemen eines pubertierenden Menschen dialogisch zu beruumlcksichtigen und den Schuumllerdie Schuumllerin in den Lektuumlre-Auswahl-Prozess aktiv einzubeziehen Unterstuumltzende Maszlignahmen durch Lehr- und Assistenzkraumlfte sind je nach Schwere der koumlrperlichen Beeintraumlchtigung fuumlr den Unterricht erforderlich Die Helfer sollten beachten dass fuumlr die Selbstbestimmung dieser Jugendlichen die bdquoEntscheidungsautonomieldquo wichtiger sein kann als die Handlungsautonomie ndash ein grundlegender Aspekt fuumlr eine gelungene Unterstuumltzungsarbeit46 Folgerungen fuumlr den Unterricht Die fachdidaktische Diskussion fuumlr den Foumlrderschwerpunkt KM wird durch die Anzahl der Bezugsrichtlinien und der groszligen Verschiedenheit der Lernbeduumlrfnisse und -faumlhigkeiten der betreffenden Schuumller erschwert Die Didaktik der Lernbereiche muss sich mit Hilfe offener systematischer Strukturen am einzelnen Kind ausrichten Es werden sieben spezifische Foumlrderdimensionen genannt die den Schuumllern helfen sollen ihre Lebenssituation und -gestaltung zu bewaumlltigen ndash psychomotorische Dimension ndash kognitive Dimension ndash sozial-kommunikative Dimension ndash emotionale Dimension ndash psychosexuelle Dimension ndash aumlsthetisch-kulturelle Dimension ndash wertstiftende Dimension Sie werden durch die Foumlrderung von Ausdruck und Sprache miteinander verbunden47 Eine differenzierte Foumlrderdiagnostik ist der unverzichtbare erste Schritt
45 Vgl Ortland aaO S 110 f 46 Vgl DresenDresen aaO S 467 47 vgl Haupt 1997 S 240
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Die von Schurad und seinen Mitautoren vorgegebenen Diagnoseraster sind hilfreich um die Lese- und Schreibfaumlhigkeiten sowie ergaumlnzende textproduktive Handlungen einschaumltzen zu koumlnnen48 Schuumller mit Koumlrperbehinderung haben fuumlr den Erwerb der Lese- und Schreibfaumlhigkeit sehr spezielle individuelle Erfahrungen und Beduumlrfnisse Die Gestaltung des vorangegangenen Erstleseprozesses basiert haumlufig auf unterschiedlichen Methoden rein synthetische Lesekurse Arbeit mit Stempeln und Legebuchstaben oder ausschlieszliglich maschinelles Schreiben Hinsichtlich der (Grapho-)Motorik der Wahrnehmungsdifferenzierung oder des sprachlichen Ausdrucksverhaltens haben die Schuumller sehr unterschiedliche Voraussetzungen Die Lehrer koumlnnen bei den koumlrperbehinderten Lernenden in der Sekundarstufe nicht von einem allgemeinen Wissensstand ausgehen da den Schuumllern bestimmte basale Erfahrungen fehlen Das kooperative Lernen bietet sich generell fuumlr den inklusiven Unterricht an in dem Gruppenziele und Individualziele verschraumlnkt werden koumlnnen Insbesondere fuumlr Schuumller mit Schwierigkeiten im Ausdrucksverhalten undoder in der Kognition kann durch das kooperative Lernen eine erfolgreiche Teilhabe am Unterrichtsgeschehen gewaumlhrleistet werden Die Bildungs- und Erziehungsarbeit fuumlr Schuumller mit Koumlrperbehinderung sollte die motorischen Moumlglichkeiten entwickeln und verbessern Kognition und Sprache foumlrdern nonverbale und verbale Kompetenzen in sozial-kommunikativen Zusammenhaumlngen steigern das Selbstwertgefuumlhl stabilisieren und kreative Ausdrucksformen anregen Literaturhinweise ndash Bergeest Harry Koumlrperbehindertenpaumldagogik Bad Heilbrunn
2006 ndash Empfehlungen zur Integration von Schuumllern mit dem
sonderpaumldagogischen Foumlrderschwerpunkt geistige Entwicklung httpwwwgu-thuedematerialAG_Integrpdf
f) Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo (SE) Die meisten Seheinschraumlnkungen sind heute durch optische Hilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen zu korrigieren undoder zu minimieren Von einer Sehbehinderung spricht man wenn trotz der Korrektur die Sehschaumlrfe in der Ferne undoder in der Naumlhe auf 13 bis 15 der Norm herabgesetzt ist Beispielsweise kann ein Sehbehinderter mit 120 Sehkraft aus 1 m Entfernung das erkennen was ein Normalsichtiger aus 20 m Entfernung sieht Die diagnostischen Werte und moumlgliche Sehkorrekturen
48 vgl Schurad Heinz u a Curriculum Lesen und Schreiben fuumlr den Unterricht an Schulen fuumlr Geistig- und Koumlrperbehinderte Oberhausen 2007
muumlssen von einem Augenarzt und Optiker bestimmt werden Diese medizinischen Befunde regeln zunaumlchst die rechtlichen Voraussetzungen fuumlr die gesellschaftliche Teilhabe und Unterstuumltzung des sehbehinderten Menschen (Blindengeld Schwerbehindertenausweis Berechtigung zum Besuch einer Foumlrderschule bdquoSehenldquo Anspruch auf sonderpaumldagogische Foumlrderung im inklusiven Unterricht) Aufschluss uumlber die Art der Sehbehinderung und die Auswirkungen geben die genauen Befunde Die meisten Augenerkrankungen die eine Sehbehinderung nach sich ziehen sind nach wie vor nicht heilbar Es hat jedoch eine Entwicklung vielfaumlltiger optischer Sehhilfen stattgefunden die es den sehbehinderten Menschen erleichtern in der Welt der Normalsehenden erfolgreich zu agieren und teilzunehmen So steht heute von der leichten Mehrstaumlrken- oder Kantenfilterbrille bis zu Zoomprogrammen am PC ein differenziertes Arsenal an optischen Hilfsmitteln zur Verfuumlgung Unterrichtsprinzipien und Unterrichtsmaterialien In den 50er und 60er Jahren wurden in den Schulen fuumlr Sehbehinderte die Unterrichtsmaterialien moumlglichst groszlig gestaltet In den darauf folgenden Jahrzehnten hat sich ein Paradigmenwechsel vollzogen von Prinzipien der Sehschonung hin zur Sehschulung Auch bei der Sehschulung ist immer die individuelle Situation des Einzelnen zu beruumlcksichtigen Schuumller die bdquonurldquo sehbehindert sind muumlssen sich bemuumlhen in der Welt des Kleingedruckten zurechtzukommen Sie tun dies mit oder ohne Sehhilfen Die Lernenden muumlssen immer wieder ermuntert und angehalten werden die zur Verfuumlgung stehenden Sehhilfen zu benutzen Das ist notwendig weil viele Sehbehinderte in der Welt der Sehenden moumlglichst wenig auffallen wollen Sie wollen so bdquonormalldquo wie die anderen sein Die mediale Umgestaltung und Aufarbeitung der Unterrichtsmaterialien kann mit Hilfe der Sehschulung auf ein Minimum begrenzt werden Sehbehinderte Menschen koumlnnen so ein Gefuumlhl von Normalitaumlt entwickeln Auszligenstehende also auch normalsichtige Lehrer muumlssen aufmerksam sein und einschaumltzen ob und wo sich Schuumller uumlberfordern oder ob und wann die Sehbehinderung als Alibi fuumlr Versagen genutzt wird Aumlltere Schuumller tendieren dazu ihre Sehbehinderung zu leugnen oder zu kaschieren Hier ist die besondere Aufmerksamkeit der Lehrer gefragt Sehbehinderte Schuumller koumlnnen ebenso wie alle anderen Schuumller zusaumltzliche Einschraumlnkungen oder Behinderungen haben In diesen Faumlllen muss bei der Gestaltung der Unterrichtsmaterialien eine Verknuumlpfung der spezifischen Kriterien stattfinden (z B Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo + Foumlrderschwerpunkt bdquoLernenldquo)
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Fuumlr erfolgreiches Lernen muumlssen das Lernumfeld und die Lern- und Unterrichtsmittel gemaumlszlig der Seheinschraumlnkung gestaltet werden Diese Aufgabe faumlllt Eltern Lehrpersonen und je nach Alter auch den sehbehinderten Schuumllern zu Grundsaumltzliche Hilfen fuumlr sehbehinderte Schuumller ndash Emotionale und soziale Unterstuumltzung bei der
Bewaumlltigung der Sehbehinderung und beim Annehmen notwendiger Hilfen insbesondere beim Gebrauch optischer Sehhilfen49
ndash Verstaumlndnis und die Einsicht in die Stress- und Erschoumlpfungszustaumlnde die bei laumlngerem Arbeiten durch uumlbermaumlszligige Konzentration auf visuelles Erfassen entstehen koumlnnen
ndash Organisierte und bestaumlndige Gestaltung des Raumes insbesondere eine gute und blendungsfreie Ausleuchtung des Arbeitsplatzes
ndash Sitzplatz mit Ruumlcken zum Fenster um Blendung zu vermeiden
ndash Beruumlcksichtigung des individuellen Nachteilsausgleichs (Zeitzugabe bei Pruumlfungsarbeiten Schriftgroumlszlige kontrastreiche Schrift u a)50
Hilfen fuumlr den Unterricht Da sehbehinderte Menschen in der Regel keine Einschraumlnkung im Houmlren haben und somit die kommunikativen Kompetenzen zur Geltung kommen ergeben sich notwendige differenzierende Maszlignahmen vorwiegend im schriftsprachlichen Bereich ndash Bei der Tafelarbeit ist auf optimale Platzwahl zur
Tafel hin zu achten auf Sauberkeit und Uumlbersichtlichkeit des Tafelbildes auf Verwendung weiszliger oder gelber Kreide auf sprachliche Begleitung des Tafelbildes auf den Einsatz des Tafellesegeraumltes und Hilfen durch die Banknachbarn
ndash Arbeitsblaumltter koumlnnen vergroumlszligert angeboten werden Deren Gestaltung soll sich hervorheben durch Kontraste deutliche Konturen eine klare Strukturierung eine serifenlose51 Schrift (z B Arial Verdana) Kopien auf gelbem Papier um Kontraste deutlicher zu machen
ndash Kontinuierliche und diskontinuierliche Texte werden in Schulbuumlchern haumlufig farbig gestaltet Hellblaue oder gelbe Schrift auf weiszligem Grund koumlnnen Sehbehinderten haumlufig gar nicht oder nur schlecht erkennen
49 Vorstellung optischer Sehhilfen unter wwwdbsvorgHilfsmittel 50 httpwwwintegrationskinderorgschule nachteilsausgleichhtm 51 Als Serife ( franz Fuumlszligchen auch Schraffe oder End-Querstrich) werden die feinen Linien die einen Buchstabenstrich am Ende quer zu seiner Grundrichtung abschlieszligen bezeichnet z B Times New Roman
ndash Bei Arbeiten am OHP sollten sehbehinderten Schuumllern die Folien als Papierausdrucke zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Als Schreibmaterial eignen sich dunkle Stifte fuumlr staumlrkere Kontraste (z B weicher Bleistift schwarzer Filzstift)
ndash Lineaturen sollten staumlrkere Konturen haben52 ndash Das Arbeiten am PC gewinnt fuumlr den
Sehbehinderten eine besondere Bedeutung da sich das zu bearbeitende Material ndash je nach Programm bzw Software individuell darstellen laumlsst (Schriftart und Schriftgroumlszlige Kontrast Farbwahl Zeilenabstand etc) Eine spezielle Vergroumlszligerungssoftware (z B Zoom-Text) kann genutzt werden
Weitere Hilfen Lehrer die mit den besonderen Bedarfen der sehbehinderten Schuumller nicht vertraut sind stehen Beratungs- und Unterstuumltzungsangebote (z B fuumlr die Schulung am PC) zahlreicher Anbieter zur Verfuumlgung Orientierung kann hier der Integrationsfachdienst (IFD) leisten Wuumlnschenswert ist eine kontinuierliche Begleitung und Beratung durch eine sonderpaumldagogische Lehrkraft mit fundierten Kenntnissen im Foumlrderschwerpunkt bdquoSehenldquo Wenn dies nicht moumlglich ist sollten sich die Lehrkraumlfte an den allgemeinbildenden Schulen nicht scheuen Hilfe bei den Foumlrderschulen bdquoSehenldquo oder weiteren Beratungsstellen einzuholen Literaturhinweise ndash Lang Markus u a Didaktik des Unterrichts mit blinden und
hochgradig sehbehinderten Schuumllern Stuttgart 2008 ndash Krug Franz-Karl Didaktik fuumlr den Unterricht mit sehbehinderten
Schuumllern Muumlnchen 2001
g) Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo (HK)
Begriffsbestimmung und Bezugsgruppen Kinder und Jugendliche mit einer Houmlrschaumldigung bilden eine aumluszligerst heterogene Gruppe Houmlrschaumldigung als Oberbegriff beinhaltet alle Auspraumlgungsgrade und Formen von Houmlrschaumldigungen Im Allgemeinen wird zwischen schwerhoumlrigen und gehoumlrlosen Menschen unterschieden Schwerhoumlrige Menschen sind in der Lage mit Houmlrhilfen Sprache uumlber das Ohr wahrzunehmen Sie kommunizieren in der Regel lautsprachlich Gehoumlrlose Menschen haben einen umfassenden Houmlrverlust vor oder waumlhrend des Spracherwerbs erworben und koumlnnen auch mit Houmlrhilfen gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen und auf natuumlrlichem Wege erwerben
52 Speziallineaturen unter wwwisar-projektde
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Gehoumlrlose Menschen kommunizieren meist in der Gebaumlrdensprache Entwicklungsbedingungen im familiaumlren Umfeld Tritt der Houmlrverlust praumllingual also vor oder waumlhrend des Spracherwerbs ein so kann sich dieser umfassend auf den Spracherwerb und die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder auswirken Die Sprachentwicklung schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder weist dabei oft eine groszlige Variationsbreite auf Leichtgradig schwerhoumlrige Kinder verfuumlgen teilweise uumlber hohe lautsprachliche Kompetenzen wohingegen die Lautsprachentwicklung gehoumlrloser Kinder die die gesprochene Sprache nicht uumlber das Ohr wahrnehmen koumlnnen oftmals umfassend beeintraumlchtigt ist Ca 95 der houmlrgeschaumldigten Kinder haben houmlrende Eltern Dies gilt auch fuumlr gehoumlrlose Kinder die somit auch die Gebaumlrdensprache nicht direkt (aumlhnlich wie die Muttersprache) erwerben koumlnnen Haben gehoumlrlose Kinder hingegen gehoumlrlose Eltern (das trifft auf ca 5ndash10 der gehoumlrlosen Kinder zu) so haben diese in der Regel einen normalen Spracherwerb in der Gebaumlrdensprache der ihnen eine houmlrenden Kindern vergleichbare Entwicklung im sprachlichen kognitiven und sozialen Bereich eroumlffnet Die Gebaumlrdensprache ist eine Sprache in einer anderen Modalitaumlt Sie ist raumlumlich-visuell gegliedert und weist vergleichbare Strukturen wie die der Lautsprachen auf Sie hat einen umfangreichen Wortschatz und verfuumlgt uumlber komplexe grammatische Strukturen Gebaumlrdensprachen erfuumlllen die gleichen Funktionen wie andere Sprachen Sie dienen dazu Erfahrungen und Gefuumlhle auszutauschen Wissen zu vermitteln oder soziale Kontakte aufzunehmen Mit Gebaumlrdensprachen koumlnnen genauso wie in gesprochenen Sprachen komplexe Sachverhalte ausgedruumlckt werden Gehoumlrlosen Eltern und ihren gehoumlrlosen Kindern steht damit ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem zur Verfuumlgung In Deutschland wird die bdquoDeutsche Gebaumlrdenspracheldquo (DGS) verwendet Sie unterscheidet sich von Gebaumlrdensprachen die in anderen Laumlndern verwendet werden Gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder houmlrender Eltern koumlnnen aufgrund der eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten in ihrer Sprach- und Kommunikationsentwicklung uumlber ein geringeres Erfahrungs- und Weltwissen verfuumlgen das sich wiederum auch auf die sprachlich-kommunikative aber vermittelt auch auf die kognitive Entwicklung auswirken kann Durch den beeintraumlchtigten Lautspracherwerb ist der Wortschatz gehoumlrloser und schwerhoumlriger Kinder oftmals nicht im gleichen Maszlige ausdifferenziert wie dies bei gut houmlrenden Kindern der Fall ist Aumlhnliches
gilt auch fuumlr die grammatischen Kompetenzen Zum einen besteht ein enger Zusammenhang zwischen Wortschatz- und Grammatikentwicklung zum anderen haben viele houmlrgeschaumldigte Kinder auch Probleme wichtige grammatische Marker wie z B Flexionsendungen oder Pluralbildungen wahrzunehmen und zu erwerben Gehoumlrlosen Kindern bleibt ein intuitiver Zugang hierzu meist vollstaumlndig verschlossen Vergleichbares gilt auch fuumlr die Aussprache Aufgrund der beeintraumlchtigten auditiven Ruumlckkopplung des eigenen Sprechens weisen viele gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder Auffaumllligkeiten in der Aussprache auf Moderne digitale Houmlrgeraumlte sind fuumlr schwerhoumlrige Kinder eine wichtige Unterstuumltzung in der Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen und gesprochener Sprache Allerdings unterscheidet sich das Houmlren mit einem Houmlrgeraumlt deutlich vom normalen Houmlren Ein Houmlrgeraumlt kann ein normales Gehoumlr nicht ersetzen So werden oftmals Hintergrund- und Umgebungsgeraumlusche als stoumlrend empfunden Der Frequenzbereich ist gegenuumlber dem normalen Houmlren eingeschraumlnkt Groszlige Lautstaumlrken werden von vielen houmlrgeschaumldigten Menschen als unangenehm wahrgenommen weil das Lautstaumlrkeempfinden beeintraumlchtigt ist Liegt eine so umfassende Houmlrschaumldigung vor dass auch Houmlrgeraumlte das Houmlrvermoumlgen nicht mehr angemessen unterstuumltzen koumlnnen werden hochgradig houmlrgeschaumldigte Kinder oftmals mit Cochlea Implantaten (CI) versorgt Das CI ist eine elektronische Houmlrhilfe die in das Innenohr implantiert wird und eine akustische Wahrnehmung ermoumlglicht Es ist wichtig darauf hinzuweisen dass die Houmlreindruumlcke nicht mit dem normalen Houmlren zu vergleichen sind Viele CI- Traumlger koumlnnen die Houmlreindruumlcke aber zum Verstehen der gesprochenen Sprache und zur Wahrnehmung von Umweltgeraumluschen nutzen In schulischen Kontexten werden oft auch sogenannte Mikroport-Anlagen eingesetzt Das houmlrgeschaumldigte Kind traumlgt einen Funkempfaumlnger der mit den Houmlrhilfen verbunden ist Die sprechenden Personen haben einen Sender der ein Mikrofon enthaumllt Auf diese Weise sind Sprecher und houmlrgeschaumldigte Person direkt miteinander verbunden Der Vorteil besteht in der Uumlberbruumlckung der Entfernung und in der Reduzierung der Umgebungsgeraumlusche die als Stoumlrschall die auditive Wahrnehmung beeintraumlchtigen koumlnnen Fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Menschen ist die Kommunikation in der Lautsprache mit einem hohen Maszlig an Konzentration verbunden Da die gesprochene Sprache oft nicht vollstaumlndig wahrgenommen wird muumlssen houmlrgeschaumldigte Menschen fortlaufend fehlende Informationen ergaumlnzen und das Gemeinte erschlieszligen Das Absehen der gesprochen Sprache
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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unterstuumltzt zwar das Verstehen aber es koumlnnen nicht alle sprachlichen Merkmale der gesprochenen Sprache durch das Absehen kompensiert werden Aufgrund der hohen Konzentration die mit dem Verstehensprozess verbunden ist kommt es auch schneller zu Ermuumldungs- und Erschoumlpfungszustaumlnden Foumlrderaspekte Aufgrund der Houmlrschaumldigung sind die Sprach- und Kommunikationsentwicklung die psycho-soziale Entwicklung sowie der Wissenserwerb beeintraumlchtigt Die Schwerpunkte der paumldagogischen Foumlrderung liegen deshalb in diesen Bereichen In der Kommunikation zwischen Eltern und houmlrgeschaumldigten Kindern geht es in der paumldagogischen Foumlrderung vor allem um den Aufbau eines Sprachsystems (Wortschatz Grammatik) die Anbahnung und Festigung der Kommunikation zwischen Eltern und Kindern (Eltern-Kind-Dialog) den Ausbau des Welt- und Erfahrungswissens und um die Entwicklung einer positiven Identitaumlt in der die Akzeptanz der Houmlrschaumldigung ein wesentliches Moment ist Ein tragfaumlhiges Kommunikationssystem ist hierfuumlr ein zentrales Element Fuumlr gehoumlrlose Kinder ist die Erstsprache die Gebaumlrdensprache Haben gehoumlrlose Kinder gehoumlrlose Eltern erwerben sie diese auf natuumlrlichem Wege in der Kommunikation mit ihren Eltern Gehoumlrlose Kinder houmlrender Eltern die die Gebaumlrdensprache nicht beherrschen beduumlrfen einer paumldagogischen Foumlrderung die die Gebaumlrdensprache fuumlr die Familien und ihre Kinder bereitstellt und die inhaltlich fuumlr alle Beteiligten gleich ausgerichtet ist Im Zentrum der schulischen Foumlrderung aller houmlrgeschaumldigten Schuumller stehen ndash neben den fuumlr alle Schuumller geltenden Inhalten ndash in einem besonderen Maszlige die Sprachentwicklung (Wortschatz und Grammatik) die Kommunikation der Erwerb der Schriftsprache und die Identitaumltsfoumlrderung Neben dem Sprachunterricht kommt im Grundschulbereich insbesondere dem Sachunterricht fuumlr den Aufbau von Weltwissen eine besondere Bedeutung zu Fuumlr gehoumlrlose Kinder und Jugendliche die gebaumlrdensprachlich kommunizieren sollte sich eine bilinguale Foumlrderung anschlieszligen die Gebaumlrdensprache als Unterrichtssprache und moumlglichst auch als Unterrichtsfach beinhaltet In inklusiven Schulkontexten wird dies durch den Einsatz von Gebaumlrdensprachdolmetscherinnen und -dolmetschern erreicht Lehr- und Lernvoraussetzungen Um ein moumlglichst stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren aller Schuumller im Unterricht zu gewaumlhrleisten sollten die Klassen- und Fachraumlume so ausgewaumlhlt und akustisch-ergonomisch ausgestattet werden dass moumlglichst wenig Stoumlrschall von auszligen (z B Straszligenlaumlrm aber auch Musikunterricht im
Nebenraum) in die Raumlume dringen kann und der Schall im Raum sich moumlglichst wenig ausbreitet (durch die Verwendung Nachhall-reduzierender Akustikdecken Akustik-Wand-Paneele Gardinen o Auml) Der Einsatz von schallarmen elektronischen Geraumlten (z B Computerfestplatten Beamern) fuumlhrt zu einer maszliggeblichen Entlastung bei allen Schuumllern Auch die Einfuumlhrung von Gespraumlchsregeln und eine gute Schuumller- und Lehrersprache fuumlhren zu einer Reduzierung des Stoumlrschalls und zu einer Verbesserung des Sprachverstehens Als Houmlrhilfen haben sich daruumlber hinaus Houmlranlagen (FM-Anlagen) bewaumlhrt mit deren Hilfe das Gesprochene uumlber ein Mikrofon an den Empfaumlnger des houmlrgeschaumldigten Kindes gesendet wird Der Einsatz ist mittlerweile vielfach bewaumlhrt und leicht durchfuumlhrbar In Klassengespraumlchen sollte das Mikrofon entsprechend von Sprecher zu Sprecher gereicht werden damit der houmlrgeschaumldigte Schuumller nicht nur seinen Lehrer sondern auch seine Mitschuumller verstehen kann Zudem sollten die Geraumlte mehrerer houmlrgeschaumldigter Kinder auf die gleiche Frequenz eingestellt werden Daruumlber hinaus ist der Einsatz von Schriftdolmetschern moumlglich die entweder vor Ort oder online uumlber das Internet gesprochene Sprache simultan in Schriftsprache umsetzen Eine bewusst gewaumlhlte Sitzordnung kann dazu beitragen dass das houmlrgeschaumldigte Kind moumlglichst alle anderen Kinder und seine Lehrer sieht um deren Mundbild ablesen und nutzen zu koumlnnen Hierbei ist es hilfreich dass Lichtquellen (z B Fensterfronten) sich hinter dem houmlrgeschaumldigten Kind befinden Ebenso wie beim Thema bdquoVersorgung mit technischen Houmlrhilfenldquo gilt auch hier Eine bestmoumlgliche nach houmlrakustischen und beleuchtungstechnischen Grundsaumltzen ausgestattete Lernumgebung erleichtert die Teilhabe houmlrgeschaumldigter Kinder maszliggeblich liefert aber keine Garantie fuumlr stoumlrungsfreies Wahrnehmen und Kommunizieren Didaktische Prinzipien Neben den didaktischen Grundprinzipien von denen alle Kinder mit oder ohne spezifischen Foumlrderbedarf profitieren sollten fuumlr gehoumlrlose und schwerhoumlrige Kinder die nachgenannten besonderen Prinzipien Beruumlcksichtigung finden Visualisierung Der Lehrer erleichtert das Lernen und die Teilhabe am Unterricht houmlrgeschaumldigter Kinder insbesondere dadurch dass ndash Unterrichtsinhalte immer durch
Anschauungsmaterialien verdeutlicht werden ndash Fragen und Aufgaben schriftlich fixiert werden
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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ndash Materialien Mitschriften o Auml als Kopien zur Verfuumlgung gestellt werden
ndash Unterrichtsinhalte und -ergebnisse schriftlich zusammengefasst werden
ndash den houmlrgeschaumldigten Schuumllern beim Einsatz von Unterrichtsmedien (Filme Houmlrspiele u a) schriftliche Zusammenfassungen angeboten werden
Lehrersprache Sie werden von houmlrgeschaumldigten Schuumllern besser verstanden wenn Lehrer ndash eine klare akzentuierte (aber nicht
uumlberakzentuierte) Lehrersprache verwenden ndash immer mit dem Gesicht zu den houmlrgeschaumldigten
Schuumllern sprechen ndash ihre Gespraumlchsbeitraumlge koumlrpersprachlich und
mimisch unterstuumltzen ndash bei neuen Begriffen oder Namen das
Fingeralphabet einsetzen ndash eine FM-Anlage in interaktiven
Unterrichtssituationen einsetzen ndash Lehrerecho einsetzen (sofern das Mikrofon der
FMAnlage beim Lehrer verbleibt) Kommunikationssicherung ndash Etablieren sicherer Kommunikationsstrukturen Houmlrgeschaumldigte Schuumller werden an ihrem Unterricht besser und erfolgreicher teilhaben koumlnnen wenn die Lehrkraumlfte ndash die Unterrichtseinheiten eindeutig strukturieren ndash Themenwechsel deutlich ankuumlndigen ndash Ruumlckfragen durch Schuumller regelmaumlszligig ermoumlglichen ndash Schluumlsselbegriffe erklaumlren ndash bei Unterrichtsgespraumlchen die jeweiligen Sprecher
mit Namen auffordern ndash mit allen Schuumllern klare Gespraumlchsregeln
vereinbaren ndash zwischen Phasen starker Houmlrbeanspruchung
(Klassengespraumlche Referate Gruppenarbeit o Auml) und Phasen geringer oder keiner Houmlrbeanspruchung (z B Stillarbeit) abwechseln
Informationsquellen Ansprechpartner fuumlr inklusives Lernen houmlrgeschaumldigter Schuumller sind die Schulleitungen und Kollegien der Foumlrderschulen mit dem Foumlrderschwerpunkt bdquoHoumlren und Kommunikationldquo Weitere Informationen zu den Sozialisations- Wahrnehmungs- und Kommunikationsbedingungen schwerhoumlriger und gehoumlrloser Kinder und Jugendlicher koumlnnen nachfolgend aufgefuumlhrten Informationsschriften entnommen werden Literaturhinweise ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und
Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash gehoumlrlose Erwachsene Informationen und Empfehlungen Hamburg 1998
ndash Deutsche Gesellschaft zur Foumlrderung der Gehoumlrlosen und Schwerhoumlrigen e V Houmlrgeschaumldigte Kinder ndash schwerhoumlrige Erwachsene Kommunikation mit schwerhoumlrigen und ertaubten Menschen Hamburg 2000
h) Autismus-Spektrum-Stoumlrungen (in Verbindung mit anderen Foumlrderschwerpunkten)
Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Was ist wie gestoumlrt In den letzten Jahren sind die fachlichen Erkenntnisse zu der Entwicklungsstoumlrung bdquoAutismusldquo deutlich gewachsen Mit verbesserten und differenzierten Verfahren wird diese Stoumlrung deutlich haumlufiger diagnostiziert Die Diagnose muss dabei von einem Kinder- und Jugendpsychiater oder von einem klinischen Psychologen gestellt werden Im Rahmen der ICD-10 (bdquoInterational Classifikation of Deseasesldquo) gehoumlren Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum zu den tief greifenden Entwicklungsstoumlrungen Die Uumlbergaumlnge zwischen den einzelnen Stoumlrungsbildern werden heute als flieszligend betrachtet so dass man von bdquoAutismus-Spektrum-Stoumlrungenldquo (ASS) spricht Allen Stoumlrungsbildern gemeinsam sind Auffaumllligkeiten und qualitative Abweichungen besonders in zwei Bereichen der Persoumlnlichkeitsentwicklung ndash eingeschraumlnkte wechselseitige soziale Interaktion
und Kommunikation (vor allem der Sprache) ndash eingeschraumlnktes stereotypes sich haumlufig
wiederholendes Repertoire von Interessen und Aktivitaumlten
Es werden in diesem Spektrum drei Stoumlrungsbilder unterschieden Fruumlhkindlicher Autismus Diese beeintraumlchtigte Entwicklung manifestiert sich bereits vor dem dritten Lebensjahr daher fruumlhkindlicher Autismus oder Kanner-Autismus (benannt nach Leo Kanner seit 1943) Die gestoumlrte Entwicklung des Kindes zeigt sich durch ndash eine verspaumltete Entwicklung oder vollstaumlndige
Stoumlrung der gesprochenen Sprache ndash eine stark beeintraumlchtigte kognitive Entwicklung
(geistige Behinderung) ndash die Unfaumlhigkeit Blickkontakt Mimik Koumlrperhaltung
und Gestik zur Regulation sozialer Beziehungen zu verwenden
ndash den Mangel spontan Freude oder Interessen mit anderen zu teilen
ndash den Mangel an spontanen Als-ob-Spielen High-Functioning-Autismus Die Diagnose gehoumlrt nicht zu den psychiatrischen Stoumlrungsbildern der ICD-10 Sie beschreibt die
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
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Entwicklung eines Kindes mit zunaumlchst diagnostiziertem fruumlhkindlichen Autismus bei gleichzeitig durchschnittlicher Intelligenz auszligerhalb einer geistigen Behinderung Asperger-Syndrom (benannt nach Hans Asperger seit 1938) ndash Sprachentwicklung und kognitive Entwicklung sind
nicht verzoumlgert ndash Beeintraumlchtigungen in der sozialen Interaktion und
Kommunikation ndash motorische Ungeschicklichkeit ndash ungewoumlhnlich intensive und eng umschriebene
Sonderinteressen ndash stereotype Verhaltensmuster Lernausgangslage und Aspekte des Foumlrderbedarfs Lernen in einer sozialen Gruppe und gleichzeitige kognitive Anforderungen bestimmen das taumlgliche Unterrichtsgeschehen Die Verschraumlnkung beider Ebenen ist fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus in mehrfacher Hinsicht erschwert Die Stoumlrungen aus dem Autismusspektrum wirken sich unterschiedlich aus Im Bereich des fruumlhkindlichen Autismus fuumlhren die oft stark eingeschraumlnkte geistige Entwicklung (geistige Behinderung) und die eingeschraumlnkten Sprachmoumlglichkeiten zu besonderen Lernausgangslagen Die Foumlrderung wird in der Regel im Kontext des Foumlrderschwerpunktes bdquoGeistige Entwicklungldquo erfolgen Im Bereich des Asperger-Syndroms fallen die Schuumller auf weil sie bdquoirgendwie andersldquo sind In manchen Bereichen zeigen sie auszligergewoumlhnlich gute Faumlhigkeiten und Leistungen zu anderen Bereichen haben sie kaum Zugang Aspekte sozialer Beziehungen beim Asperger-Syndrom Kinder und Jugendliche sind im Umgang mit anderen massiv beeintraumlchtigt Ihr Verhalten entspringt nicht mangelndem Willen oder gar einer boumlser Absicht Ihr Wunsch zur Gruppe zu gehoumlren und willkommen zu sein ist so elementar wie bei anderen Menschen Sie bringen aber infolge ihrer tief greifenden Entwicklungsstoumlrung deutlich andere Voraussetzungen in die soziale Interaktion ein Sie tun sich schwer wechselseitige Freundschaften zu entwickeln und flexibel auf die Wuumlnsche und das Verhalten anderer einzugehen Die Perspektive eines anderen einzunehmen eine Idee von den Absichten und Gefuumlhlen eines Gegenuumlbers zu entwickeln ist schwierig Sie wirken oft starr in der Verfolgung und Durchsetzung ihrer eigenen Interessen Naumlhe und Distanz koumlnnen sie haumlufig nur schwer regulieren Es faumlllt ihnen schwer Beobachtungen und Imitation auf andere soziale Situationen zu uumlbertragen Dieses
sonderbare Verhalten fuumlhrt haumlufig zu Auszligenseiter-positionen mit entsprechender Mobbingproblematik Wenn soziale Situationen und soziale Beziehungen Schwerpunkte der Beeintraumlchtigung sind dann muumlssen die Maszlignahmen der Foumlrderung auch in diesen Bereichen ansetzen Alltaumlgliche soziale Situationen die normal entwickelten Kindern und Jugendlichen leicht bdquovon der Hand gehenldquo muumlssen von Schuumllern mit Autismus- Spektrum-Stoumlrungen oft muumlhsam entschluumlsselt und wiederholend geuumlbt werden Im Bereich der Theory of Mind53 werden u a gefoumlrdert ndash Erkennen von Emotionen beim Gegenuumlber
(Gesichtsmimik) mit Trainingselementen durch Fotos und Filmszenen
ndash Einuumlben von sozialen Routinen wie Begruumlszligungsformeln
ndash punktueller Blickkontakt ndash Smalltalk-Uumlbungen Im Bereich schulischer sozialer Situationen kann die Arbeit mit dem Ansatz der Social Stories hilfreich sein Social Stories sind Kurzgeschichten die eine Situation und uumlbliche soziale Handlungsweisen in einer bestimmten Satzstruktur beschreiben Diese Social Stories werden zusammen mit dem Schuumller entwickelt und aufgeschrieben Sie dienen der Deutung der Umwelt der Reduktion von Stress und Uumlberforderung und dem Etablieren von Handlungsroutinen Die Stories bestehen vorwiegend aus deskriptiven und perspektivischen Saumltzen und eher wenig angewandten direktiven Saumltzen54 Das Gefuumlhl bdquoirgendwie anders zu seinldquo und gleichzeitig die anderen auch bdquoals irgendwie anders und fremdldquo zu erleben bedarf einer strukturierten Bearbeitung um soziale Teilhabe zu gestalten Wenn eigene Staumlrken und Schwaumlchen realistischer eingeschaumltzt werden koumlnnen auch notwendige Veraumlnderungsprozesse realistischer bewaumlltigt werden Die Beschaumlftigung mit Spezialinteressen ist dabei fuumlr das innere Erleben fuumlr die emotionale und kognitive Regulation aber auch fuumlr die kommunikativen Moumlglichkeiten der Kinder und Jugendlichen von Bedeutung Aspekte der Sprache und Kommunikation Die besondere Lernausgangslage im Bereich der Kommunikation fuumlhrt zu dem Problem dass der Wunsch und die Notwendigkeit nach (verbalem)
53 Theory of Mind (TOM) Spektrum sozio-kognitiver Faumlhigkeiten fuumlr positiv verlaufende soziale Interaktionen 54 Beispiel bdquoKakao in der Schuleldquo Mein Name ist Peter Ich gehe in die 5 Klasse In meiner Schule gibt es in der 1 Pause Kakao oder Milch Ich trinke gern Kakao Manchmal ist noch ein Kakaopaumlckchen uumlbrig Der Lehrer entscheidet wer den Kakao bekommt Jeder kommt einmal an die Reihe Ich bleibe ruhig und warte bis ich an die Reihe komme Weitere Anregungen zur Erstellung eigener Social Stories unter wwwthegraycenterorgsocial-stories
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
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Austausch mit anderen Menschen anders und eingeschraumlnkt erlebt werden In der Verschraumlnkung von starker Eigenorientierung oft geringeren Moumlglichkeiten der Imitation und einer eher am Detail als am Gesamtkontext orientierten Wahrnehmung gestaltet sich Kommunikation anders und wird ndash vor allem fuumlr das Gegenuumlber ndash oft erheblich erschwert Im Bereich des Asperger-Syndroms zeichnet sich die Sprache durch folgende Besonderheiten aus ndash Es finden keine oder nur begrenzte wechselseitige
dialogische Gespraumlche statt (Monolog statt Dialog) ndash Melodie und Klang der Stimme sind ungewoumlhnlich
(z B sehr laut monoton besonders hohe Stimmlage) bei oft pedantischer Redeweise
ndash Gestik und Mimik sind stark eingeschraumlnkt oft fehlt der Blickkontakt
ndash Oft fehlt das Verstaumlndnis fuumlr Witz Humor und Metaphern von anderen Menschen Humor wird oft nur auf sich selbst bezogen
ndash Gedanken werden laut ausgesprochen manchmal in sozial nicht passenden Situationen
ndash Oft wird ein beeindruckendes Vokabular zu bestimmten Fachgebieten beherrscht
ndash Haumlufig wird ein ungewoumlhnlicher Umgang mit Woumlrtern (bdquoErfindenldquo von Neologismen) praktiziert
ndash Das Verstaumlndnis fuumlr die soziale Situation beim Sprechhandeln fehlt oft (z B durch Unterbrechen von Unterhaltungen anderer durch ausufernden Redefluss)
Im Lehrerverhalten muss als Unterstuumltzung fuumlr die Schuumller beachtet werden ndash Die Lehrersprache ist praumlzise und deutlich Sie ist
durch klare eindeutige Informationen und Auftraumlge in kurzen Saumltzen gekennzeichnet
ndash Die Sprache ist langsam und deutlich mit angemessenen Pausen (vgl FSP bdquoSpracheldquo)
ndash Anweisungen werden zusaumltzlich schriftlich gegeben
ndash Die Ansprache der Schuumller erfolgt mit Namen Dabei wird Blickkontakt hergestellt
ndash Diskussionen werden (ohne Abwertung) vermieden ndash Regeln sind klar und eindeutig Konsequenzen ndash
auch positive ndash werden benannt (vgl FSP ES) ndash Ironie und Redewendungen werden vermieden
(oder zumindest erklaumlrt) ndash In dialogischen Situationen werden eher
geschlossene als offene Fragen gestellt Die Lernausgangslage im Bereich der Wahrnehmung und Kognition ndash sehr detailorientiertes weniger simultanes
Erfassen von Umwelt (Theorie der schwachen zentralen Kohaumlrenz)
ndash Schwierigkeiten Wesentliches von Unwesentlichem zu unterscheiden
ndash gutes und nachhaltiges Behalten von Fakten das jedoch haumlufig nur auf eigenorientierte Spezialthemen bezogen ist
ndash eher Tendenz zu guten Leistungen bei visuell-raumlumlichen Aufgabenstellungen und automatisierten Gedaumlchtnisfunktionen
ndash eher rigide Problemloumlsungsstrategien ndash fluumlssiger Wechsel von einer Aufgabeeinem
Aufgabentyp zum anderen faumlllt schwer ndash Schwierigkeiten im Erkennen und Verstehen von
sozialen Fragestellungen und Handlungen ndash Schwierigkeiten Gestik und Mimik anderer
Menschen zu interpretieren und Gefuumlhle des Gegenuumlbers zu erkennen und darauf mit angemessenem Verhalten zu reagieren
Foumlrderliche Maszlignahmen und Angebote sind ndash Die Aufmerksamkeit fokussieren (Reize abschirmen
den Arbeitsplatz entsprechend einrichten) ndash Die bdquoWelt erklaumlrenldquo ndash soziale Zusammenhaumlnge in
einfachen Worten und kurzen Saumltzen erklaumlren ndash Schluumlsselhinweise in den Lernaufgaben farbig
markieren ndash Veraumlnderungen im Stunden- und Tagesablauf
ankuumlndigen z B durch Tafelanschrieb (vgl FSP ES) Aspekte im Bereich der planenden und handelnden Funktionen Im schulischen Bereich sind die Funktionen der Handlungsplanung und Selbststeuerung ein zentraler Punkt fuumlr die persoumlnliche Entwicklung (Welche Ziele setze ich mir Welche Handlungen setze ich hierfuumlr in Gang Welche Handlungsschritte sind wichtig Fuumlr welche Prioritaumlten entscheide ich mich bei Alternativen Wie reguliere ich meine Emotionen bei Stress) Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen zeigen in diesen Feldern groszlige Beeintraumlchtigungen Es faumlllt ihnen schwer Reihenfolge und Zeitplanung von geforderten Handlungsschritten (z B Vorbereiten des Arbeitsplatzes Bereitstellen notwendiger Materialien Struktur von Maumlppchen und Ranzen) zu organisieren Diese Probleme verstaumlrken sich vor allem bei uumlberlappenden Anforderungen (z B gleichzeitig den Tafelanschrieb in das Heft uumlbertragen und die muumlndlich gestellte Hausaufgabe mitbekommen) Diese komplexen Anforderungen fuumlhren schnell zu Uumlberforderungen und Stressbelastung Als Reaktion auf die Belastung kann es zu extremer Verlangsamung Wegtraumlumen Verweigerung oder ploumltzlichen aggressiven Ausbruumlchen kommen Fuumlr eine sichernde Orientierung und zur Anbahnung routinierter Handlungsablaumlufe bieten das Classroom- Management (vgl FSP ES) und die Strukturierungs-ansaumltze des TEACCH-Programms wichtige Hinweise Mit Hilfe dieser Strukturierungen koumlnnen die Zusammenhaumlnge und die Anforderungen der
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schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009
Individuelle Bildung und Foumlrderung im inklusiven Unterricht ndash Eine Einfuumlhrung
copy Ernst Klett Verlag GmbH Stuttgart 2015 | Alle Rechte vorbehalten | wwwklettde 28
schulischen Umwelt verstaumlndlicher werden Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen koumlnnen mit diesen Strukturierungshilfen Schutz vor Uumlberflutung und Uumlberreizung erfahren Routinen und Rituale bringen Ordnung in ein erlebtes Durcheinander Strukturierung des Raums ndash gegliederter Klassenraum durch Schilder und Plaumlne
am Klassenbrett Stellwaumlnde zur Abtrennung von Bereichen etc
ndash gegliederter Arbeitsplatz durch markierte Bereiche festen Platz fuumlr Maumlppchen Platz fuumlr Aufgabenkoumlrbe oder Mappen fuumlr ein Hausaufgabenheft
ndash Sitzplatz mit Reizabschirmung und Naumlhe zur Tafel und zum Lehrer
ndash gegliederter Tafelanschrieb bei dem Hausaufgaben immer am gleichen Platz und in gleicher Farbe geschrieben werden
ndash jeder Stundenablauf wird in Schritten an der Tafel visualisiert
Strukturierung von Zeit ndash Stundenverlauf in Zeitabschnitte gliedern ndash Phasen- und Aufgabenwechsel deutlich und praumlzise
ankuumlndigen ndash Visualisierung von bdquoablaufender und verbleibender
Zeitldquo durch Timer oder Sanduhr ndash Ablaufplaumlne mit zeitlicher Reihenfolge von
Schritten erstellen Strukturierung von Material und Taumltigkeiten ndash gleiche Farben fuumlr gleiche Lernbereiche ndash Strukturierung von Aufgabenfeldern in
Materialbehaumlltern in Schuhkartons auf Tabletts in Themenmappen
ndash Gliederung von Taumltigkeiten z B Aufgaben liegen links auf dem Arbeitsplatz Ergebnisse kommen nach rechts
ndash Gliederung von komplexen Aufgabenstellungen in Teilabschnitte auch durch Visualisieren mit Piktogrammen sukzessives Bearbeiten dieser Teilabschnitte
ndash Verstaumlrkerplaumlne (Token-Systeme) an das strukturierte Bearbeiten der Arbeitsschritte koppeln indem jedes Teilziel verstaumlrkt wird (vgl FSP ES)
ndash Wahlmoumlglichkeiten reduzieren Von vier Aufgaben sind z B drei Aufgaben Pflichtaufgaben
ndash Ploumltzliche Veraumlnderungen im angeforderten Handlungsablauf moumlglichst vermeiden oder zumindest vorher ankuumlndigen Gelbe Karte hochhalten um Veraumlnderungen anzukuumlndigen
Aspekte von Wut und Aggressionen Im sozialen Miteinander schulischen Lebens gruppieren sich auch bei normal entwickelten Schuumllern um diesen Bereich zentrale Konflikte
Viele Schuumller mit Autismus-Spektrum-Stoumlrungen haben aufgrund ihrer starken Eigenorientierung bei gleichzeitiger Ablehnung von Fremdbestimmung ihren eingeschraumlnkten Moumlglichkeiten des Verstehens und Gestaltens von sozialen Beziehungen Schwierigkeiten Wut zu kontrollieren Auch Angst Frustrationen Gefuumlhle der Bedrohung Reizuumlber-flutungen und eine Haumlufung von fuumlr sie unvorherseh-baren Veraumlnderungen koumlnnen zu aggressiven Impulsdurchbruumlchen fuumlhren Hilfreich in diesem schwierigen Umfeld sind fuumlr alle beteiligten vier Grundgedanken ndash Die oben skizzierten Strukturierungshilfen des
schulischen Alltags fuumlhren zu einer Minderung des Erregungsniveaus da sie Orientierung und Vorhersehbarkeit bieten
ndash Schuumller mit Autismus benoumltigen Ruumlckzugsraumlume zum Schutz vor Uumlberforderung Dies koumlnnen aumluszligere Ruumlckzugsraumlume sein eine Runde uumlber den Schulhof laufen voruumlbergehender Aufenthalt in einem besonderen Raum mit einem Einzelarbeits-platz Auch die inneren Ruumlckzugsraumlume wie die Beschaumlftigung mit Spezialthemen koumlnnen bei beginnenden Konflikten helfen Diese beruhigenden Beschaumlftigungen sollten nutzbar gemacht werden indem sie in Unterrichtsvorhaben eingebunden oder als zeitlich begrenzte sinnvolle Verstaumlrker eingesetzt werden
ndash Schuumller duumlrfen nicht erfahren und lernen dass instrumentell-aggressives Verhalten zur Durchsetzung ihrer Interessen fuumlhrt Notwendig sind verhaltenssteuernde Maszlignahmen (Verstaumlrkerplaumlne bei Impulskontrolle) und gleichzeitig die Erarbeitung von Moumlglichkeiten negative Affekte besser wahrzunehmen und moumlglichst in Sprache auszudruumlcken
ndash Positives Verhalten muss moumlglichst bei jedem Auftreten verstaumlrkt werden z B durch Spiegeln (vgl Punkt 4 b)
Literaturhinweise ndash Atwood Tony Ein ganzes Leben mit dem Asperger-Syndrom
Stuttgart 2008 ndash Haumluszligler Anne Der TEACCH-Ansatz zur Foumlrderung von Menschen
mit Autismus Dortmund 2008 ndash Kappus NatalieSchroumlder Ann-Christin Unterricht uumlber das
Asperger-Syndrom In Zeitschrift fuumlr Heilpaumldagogik 052008 S 190ndash195
ndash Schirmer Britta Schulratgeber ndash Autismus-Spektrum-Stoumlrungen Muumlnchen 2010
ndash Schneider KarlaKoumlneke Vanessa Warum Bretter manchmal vor Koumlpfen kleben ndash ein Alltagsleitfaden fuumlr Kinder und Jugendliche mit Autismus Nordhausen 2009