Dirk Jansen 2018
Klimaschutz,Kohleausstieg,Hambacher Wald:Das Ringen um die Energiewende.
Dortmund, 19. November 2018
Dirk Jansen, Geschäftsleiter BUND NRW e.V.
[1]
Fotos: D. Jansen, Thom
as Kräm
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Dirk Jansen 2018
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND)
• gegründet 1975; • mit heute über 600.000 Mitgliedern und Unterstützer*innen der größte Natur- und Umweltschutzverband Deutschlands;
• föderal strukturiert;• Leitbild: Der BUND versteht sich als die treibende gesellschaftliche Kraft für eine nachhaltige Entwicklung in Deutschland. Seine Vision ist ein zukunftsfähiges Land in einer zukunftsfähigen und friedfertigen Welt;
• in Nordrhein-Westfalenseit 1981 „anerkannter Naturschutzverein“.
[2]
Dirk Jansen 2018
Gliederung
[3]
KLIMASCHUTZ: Wo stehen wir?
KOHLEAUSSTIEG: Wer bremst?
HAMBACHER WALD: Wie weiter?
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KLIMASCHUTZ GLOBAL
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Höchste Zeit zu handeln
Abweichung der örtlichen Temperatur vom
jeweiligen lokalen Mittelwert für die Jahre
1951 bis 1980 für die drei Sommermonate 2018. Im globalen Mittel war der Sommer um 0,78 Grad
Celsius zu warm. Quelle: NASA,
http://data.giss.nasa.gov/gistemp/maps/
Das Jahr 2017 lag im globalen Mittel 0,9 Grad Celsius über dem Referenzwert. In den nördlichen Breiten fällt die Erwärmung deutlich höher aus.
Dirk Jansen 2018
UN-Klimagipfel Paris 2015
[6]
Mit dem Paris-Abkommen bekennt sich die Weltgemeinschaft völkerrechtlich verbindlich zum Ziel, die Erderwärmung auf unter zwei Grad zu begrenzen. Darüber hinaus sollen sich die Staaten anstrengen, den Temperaturanstieg auf 1,5 Grad zu begrenzen. (Artikel 2)
Für Deutschland bedeutet das: Verschärfung der Vorgaben. Die Emissionsreduktion bis 2050 muss sich am unteren Zielwert des Korridors von 80-95% orientieren.
Dirk Jansen 2018
Aber: Globale Emissionen und Erdtemperatur steigen
[7]
Quelle: ED
ENH
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arbon Project (2017)
Quelle: ED
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w.colum
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Dirk Jansen 2018
Kohle allein kann Zielerreichung verhindern
[8]
Quelle: ED
ENH
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2018
Dirk Jansen 2018
Deutschland ist Kohleland
[9]
Quelle: EDENHOFER 2018 basierend auf CoalSwarm (2018)
Dirk Jansen 2018
Deutschland ist Kohleland (2)
[10]
Quelle: EDENHOFER 2018 basierend auf CoalSwarm (2018)
Der selbst ernannte Klimaschutz-Vorreiter Deutschland ist Europas Spitzenreiter bei den Kohle-emissionen.
Kommt der Kohleausstieg?
beschlossen / angekündigtdebattiertnicht debattiert
Quelle: https://beyond-coal.eu/
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KLIMASCHUTZ IN NRW
[11]
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Dirk Jansen 2018
Klimaschutz: Wo steht Deutschland?
[12]
2020-Ziel wird deutlich verfehlt
Dirk Jansen 2018
… und NRW?
[13]
bis 2016 Minderung gegenüber dem Bezugsjahr 1990 um 22,4 % (Energiewirtschaft: - 5,5 %)
Zeitreihe der THG-Emissionen nach Sektoren (Quelle: LANUV NRW)
Dirk Jansen 2018
Klimaschutz: Wo steht NRW? (1)
NRW mit Schlüsselrolle : ca. 32 % aller THG-
Emissionen ca. 17 t CO2eq. pro
NRW-Einwohner
[14]
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Scheitert NRW beim Klimaschutz, scheitert auch Deutschland.
Quelle: LA
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Klimaschutz: Wo steht NRW? (2)
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Umbau der Energie-wirtschaft ist ohne Alternative
Quelle: https://w
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.lanuv.nrw.de/klim
a/klimaschutz/treibhausgas-em
issionsinventar/
[16]
Klimaschutz: Wo steht NRW? (3)
Verteilung der Gesamtemissionen in NRW in 2016 (insgesamt 285,6 Mio. t CO2eq)
Dirk Jansen 2018
Klimaschutz: Wo steht NRW? (4)
NRW ist Kohleenergieland. Erneuerbare Energie fristen Schattendasein.
[17]
Dirk Jansen 2018
Klimaschutzgesetz NRW
[18]
Gem. dem Landesklimaschutzgesetz von 2013 sollen die THG-Emissionen bis 2020 um 25 % und bis 2050 um mindestens 80 % gegenüber 1990 gesenkt werden.
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Braunkohle und Klimaschutz
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NRW ist Braunkohleland
53 % der Braunkohlenförderung entfallen auf NRW.
43,2 % der Bruttostromerzeugung NRWs resultieren aus der Braunkohle.
11,6 % des deutschen Stroms kommt aus den Braunkohlenkraftwerken im Rheinland (2016).
Stromerzeugung aus Braunkohle 2016
Förderung von Rohbraunkohle 2017
• Deutschland: 149,5 TWh• NRW: 75,1 TWh• insges. 649,1 TWh
• Deutschland: 171,3 Mio. t• NRW: 91,25 Mio. t
Rolle der BraunkohleQ
uelle: energiestatistik-nrw.de, D
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IV
Dirk Jansen 2018
Braunkohle contra Klimaschutz
[21]
RWE-Braunkohlenkraftwerke
Die ältesten Braunkohlenkraftwerke Deutschlands mit den höchsten spezifischen CO2-Emissionen stehen im Rheinland.
CO2-Emissionen der Braunkohlenkraftwerke (2017): 79,6 Mio. t
Dirk Jansen 2018
ca. 29 % aller THG-Emissionen NRWs stammen aus der Braunkohlennutzung
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CO2-Emissionen der Braunkohlenkraftwerke und Fabriken (2017):
82,6 Mio. t
Braunkohle contra Klimaschutz
[22]
Dirk Jansen 2018
Bei der Verbrennung von 1 Tonne Braunkohle wird – unabhängig vom Kraftwerkstyp – ca. 1 Tonne CO2freigesetzt.
„Klimakiller“ Braunkohle (1)
[23]
79,6 Mio. t (2017)
Dirk Jansen 2018
Förderung auf konstant hohem Niveau.
„Klimakiller“ Braunkohle (2)
[24]
91,25 Mio. t
Dirk Jansen 2018
Werden die Kohlevorräte in den genehmigten Tagebauen verstromt, kommt es zur Freisetzung von zusätzlichen 2,7 Milliarden Tonnen Kohlendioxid.
„Klimakiller“ Braunkohle (3)
[25]
Dirk Jansen 2018
Aktuelle Gutachten: DIW (1)
[26]
Der schnelle Ausstieg ist nötig und möglich. Die Versorgungssicherheit ist nicht gefährdet.
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Klimaschutz-ziele nur durch zügigen Kohleausstieg erreichbar.
Szenario „schneller Kohleausstieg: Garzweiler 150 Mio. t, Hambach 230 Mio. t Restmenge
Weder Rodung des Hambacher Waldes noch weitere Umsiedlungen sind notwendig.
Aktuelle Gutachten: DIW (2)
Dirk Jansen 2018 [28]
Aktuelle Gutachten: Öko-Institut (1)
Zwischen 88 und 94 Prozent der Hambach-Kohle darf nicht verstromt werden, wenn Pariser Klimaschutzziele erreicht werden sollen.
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Aktuelle Gutachten: Öko-Institut (2)
Zwischen 88 und 94 Prozent der Hambach-Kohle darf nicht verstromt werden, wenn Pariser Klimaschutzziele erreicht werden sollen.
Dirk Jansen 2018
Klimaschutzlücke schließen (1)
Der Abstand zum Klimaschutzziel 2020 beträgt aktuell etwa 154 Millionen Tonnen CO2. Um die verbleibende Lücke zu schließen müssen die Stromsektoremissionen auf 200 Mio. t CO2 sinken.
Deshalb müssen Kohle-Kommission und Bundesregierung ein Sofortprogramm Klimaschutz beschließen und die installierte Leistung von Kohlekraftwerken von heute 42,7 GW (2017) auf 20 GW reduzieren.
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Quelle: B
UN
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Klimaschutzlücke schließen (2)
Trotz Abschaltens von mehr als 20 GW gehen die Lichter nicht aus.
Der „BUND-Abschaltplan“: Ausbau der On shore-Windenergie und der Photovoltaik von 6 je GW/, Zubau an Gas-KWK, Schaffung einer Kohle-Ausstiegsreserve (v.a. Steinkohle), Reduktion der Stromexporte
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Quelle: B
UN
D/ 2018
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Klimaschutzlücke schließen (3)
„BUND-Abschaltplan“ sieht Stilllegung aller RWE-Alt-Kraftwerke im Rheinland vor
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Hambacher Wald retten
Fotos: D. Jansen, B
ernd Lauter / Greenpeace, Jörn N
eumann/cam
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Mit dem Hambacher Wald stirbt ein einzigartiges Ökosystem von einstmals 4.100 Hektar Größe.
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Der Hambacher Wald: potenzielles FFH-Gebiet:• Dauerwald seit nacheis-zeitlicher
Wiederbewaldung; noch mehr als 550 Hektar; hoher Anteil geschützter FFH-Lebensraumtypen
• mehr als 1.900 Käfer- und mehr als 100 Vogelarten
• geschützte Amphibien wie Springfrosch, Kreuz- und Wechselkröte
• Haselmaus• mind. 10 Fledermausarten,
darunter die größte und wichtigste Wochenstuben-kolonie der Bechstein-Fledermaus im atlantischen TieflandFo
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Foto: Dirk Jansen
BUND-Klagen gegen Hambach
1996: Der BUND erhebt Klage gegen die Zulassung des 2. Rahmenbetriebsplanes zur Fortführung des Tagebaus von 1996-2020
2008: Klage gegen die tagebaubedingte Verlegung der Autobahn A4
2012: Der BUND reicht beim Verwaltungsgericht Aachen Klage gegen die Zulassung des Hauptbetriebsplans Tagebau Hambach 2011-2014 ein.
2015: Der BUND klagt gegen die Zulassung des Hauptbetriebsplans 2014-2017 und erreicht im Herbst 2017 einen ersten Rodungsstopp.
Seit 2015: Klage gegen Zulassung des 3. Rahmenbetriebsplans (2020 –2030); Abweisung der Klage durch VG Köln; Verfahren ggw. anhängig in 2. Instanz beim OVG NRW
Seit April 2018: Klage gegen Zulassung des „Hauptbetriebsplans 2018 –2020“. Im Eilverfahren obsiegt der BUND in 2. Instanz (OVG Münster) und erreicht am 5.10.2018 einen Rodungsstopp.
18.06.2018: Klage gegen Grundabtretung (= Zwangsenteignung) des BUND-Grundstücks im Tagebau bei Kerpen-Manheim
Die ganze Chronologie: www.bund-nrw.de/hambach
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Lage und Abgrenzung eines FFH-Gebietes Hambacher Wald im Verbund mit bereits ausgewiesenen FFH-Gebieten. Abgrenzung auf Basis von Luftbildern aus 2017.
Quelle: SC
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: D. J
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Bedeutung des Hambacher Waldes für die Bechsteinfledermaus im Vergleich zu den übrigen europäischen Schutzgebieten für diese Art in der atlantischen biogeografischen Region
Quelle: SC
HR
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2018
Dirk Jansen 2018
RWE rodet auf Vorrat
[39]
Dirk Jansen 2018
These von der „Unrettbarkeit“ des Waldes ist falsch. Vorgezogene Böschungs-Aufsteilung ergibt räumliche Puffer. dadurch langjährige Braunkohlenförderung von insgesamt maximal 490
bis 570 Millionen Tonnen ohne Waldinanspruchnahme möglich.
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Kohleflöze
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Für kein Klimaschutzszenario sind Rodungen nötig. Selbst das schwächste Klimaschutzszenario ohne Einhaltung der
Vorgaben des Pariser Klimaschutzabkommens ist ohne weitere Waldinanspruchnahme darstellbar.
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40 Jahre Widerstand gegen den Tagebau Hambach (1)
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Foto: BU
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-Archiv
Dirk Jansen 2018
40 Jahre Widerstand gegen den Tagebau Hambach (2)
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Fotos: Dirk Jansen
Dirk Jansen 2018
40 Jahre Widerstand gegen den Tagebau Hambach (3)
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Foto: BU
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Rote Linien gegen Hambach
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Fotos: Hubert Perschke, Jörg Farys/ dieprojektorenB
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Foto: Jörg Farys/ dieprojektorenBU
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Mehr Infos: www.bund-nrw.de
Kontakt:Dipl. Geogr. Dirk JansenGeschäftsleiterBund für Umwelt und Naturschutz DeutschlandLandesverband Nordrhein-Westfalen e.V.Merowingerstr. 88, 40225 DüsseldorfT. 0211 / 30 200 5-22, [email protected]
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Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit!