Prof. Dr. Harald Lesch
Bayrischer Klimarat
LMU München &
Hochschule für Philosophie (SJ)
Klimawandel für Fussgänger
Seit 1850 bis heute: Es wird wärmer!
Abweichungen der Temperaturen im Jahr 2015 vom langjährigen Mittel der Zeitperiode 1951-1980.
Leibniz-Institut für Völkerkunde
Antarktis könnte ihr gesamtes Eis verlieren Bei Verbrennung aller fossilen Brennstoffe droht
Meeresspiegelanstieg um knapp 60 Meter
14.9. 2015 Science
Alle Treibhausgase nehmen zu!
Klimawandel: Ein globales und fundamentales Problem
• Grundlegende Physik: – Atmosphärische Treibhausgase
erhöhen die Temperatur auf der Erde. (Die Erde wäre rund 30oC kälter, wenn sie das nicht täten).
• Beobachtungen: – Globale mittlere Temperatur
steigt.
1900 1940 1980 2015
Die Natur lässt nicht mit sich
verhandeln
wir müssen bis 2050 weit unter 2 Grad bleiben!
Rückkopplungen
Wärmer Wärmer Schmelzen Schmilzt Schmilzt Schmilzt auch
Wann wird der Ozean-Speicher spürbar?
Die heutige Lage
„Ich habe das Gefühl, auf der Titanic im Poker gewonnen zu haben!“
Klimawandel als doppelte Herausforderung
Das Unbewältigbare vermeiden: Drastische Verringerung der Treibhausgasemissionen, um einen in großem Maßstab gefährlichen Klimawandel abzuwenden
Das Unvermeidbare bewältigen: Anpassung an die nicht mehr vermeidbaren Konsequenzen des Klimawandels
Das Unbewältigbare vermeiden: Gefährlichen Klimawandel abwenden durch Verringerung der
Treibhausgasemissionen
Treibhausgas-Emissionsziel
1990 2100 2050 2008-12 2020
• Weltweite Temperaturerhöhung sollte 2°C nicht überschreiten • Mindestziel bis 2050: -50% THG-Emissionen weltweit, -80% in
Industrieländern (gegenüber 1990) • Zwischenschritt: Industrieländer –30% bis 2020, Einstieg der
Schwellenländer in Klimaschutz • Deutschland sollte sich zu –40% bis 2020 verpflichten • Ab 2015 sollten die globalen Emissionen zurückgehen
(1. Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls)
„Jetzt können wir noch das Strafmaß – das Ausmaß der Schäden – beeinflussen. Es lohnt sich, um jedes Grad, ja jedes Zehntel Grad Temperaturerhöhung zu kämpfen.“
Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Klimaberater der dt. Bundesregierung
Wider den Fatalismus:
das Klima der Zukunft kann heute beeinflusst werden
Handlungsmöglichkeiten
1. Rolle der Regierungen (v.a. Industrieländer): - Rahmenbedingungen so setzen, dass Klimaschutz im großen
Maße wirtschaftlich attraktiv ist - langfristige und ehrgeizige CO2-Minderungsziele national und
global beschließen - wirkungsvolle Mechanismen für die die Finanzierung von
Anpassungsmaßnahmen schaffen bzw. weiterentwickeln 2. Rolle der Zivilgesellschaft/Entwicklungszusammenarbeit - gemeinsam mit Partnern Auswirkungen des Klimawandels auf
Projektvorhaben analysieren - Katastrophenvorsorge und Anpassungsstrategien integrieren - sich für eine starke Klimapolitik im Sinne der besonders durch
den Klimawandel Betroffenen engagieren - „Klimapolitik im eigenen Haus“ umsetzen und öffentlich
sensibilisieren: Grüner Strom, Kompensation von Flügen, Energiesparen
- In Bündnissen Druck auf die Politik ausüben für Klimagerechtigkeit
Handlungsmöglichkeiten
3. Rolle der Wirtschaft und des Finanzmarktes: - sich in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik deutlich für
konsequenten Klimaschutz engagieren - Klimarisiken- und Chancen für Geschäftsfelder identifizieren und
Anpassungsstrategien entwickeln - an der Erarbeitung von öffentlich-privaten Versicherungslösungen
für die besonders durch den Klimawandel betroffenen Menschen in Entwicklungsländern mitwirken
4. Rolle der Kommunen: - Informations- und Förderprogramme zu Klimaschutzmaßnahmen für
die eigene Bevölkerung - öffentliche Beschaffung orientiert an Klimaschutz und
entwicklungspolitischen Aspekten (z.B. Fairer Handel) - „Kompensation“ von nicht-vermeidbaren Emissionen (z.B.
Flugverkehr)
WIE ES IST…
WIE ES SEIN SOLL …
WAS MUSS SICH ÄNDERN
Handlungsmöglichkeiten
Rolle des Einzelnen:
Deutschland heute: 10 t CO2 pro Person und Jahr
Langfristig klimagerechtes Jahresbudget eines Erdenbürgers:
2 t CO2 pro Jahr
- grünen Strom beziehen
- beim Neukauf von Elektrogeräten besonders effiziente Modelle
kaufen
- Flugreisen weitestgehend vermeiden oder kompensieren
- durch nachhaltige Geldanlagen Mikrokreditsysteme und
Klimaschutztechnologien unterstützen
Quelle: Barthel 2006: Der „European Way of Life“ – Konsumenten können die CO2-Bilanz erheblich beeinflussen.
Zum Optimismus gibt es keine Alternative