Kunstforum Zentralschweiz
Jahresbericht 2015
Ein Projekt an der Universität Luzern
zur Förderung des Zentralschweizer Kunstschaffens
und des Austausches von Kunst und Wissenschaft
Kontakt:
Universität Luzern
Kultur- und Sozialwissenschaftliche Fakultät
Kunstforum Zentralschweiz
Frohburgstrasse 3
6002 Luzern
www.kunst-forum.ch - www.unilu.ch
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Inhalt
Inhalt ................................................................................................................. 2
I Kunstforum Zentralschweiz – Das Jahr 2015 ................................................. 3
1. Studierendenprojekte und Veranstaltungen im Jahr 2015 ........................ 3
2. Kommunikation ...................................................................................... 11
II Ausblick 2016 .............................................................................................. 14
III Presseartikel ............................................................................................... 15
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I Kunstforum Zentralschweiz – Das Jahr 2015 www.kunst-forum.ch – Die Seite für professionelles Kunstschaffen in der Zentralschweiz
Wir blicken zurück auf ein ereignisreiches Jahr mit dem Fokus, den Bekanntheitsgrad des
Kunstforum Zentralschweiz zu erhöhen. Die Studierendenprojekte, der neue Facebook-
Auftritt und eine mobile PC-Station sind Projekte, die uns diesem Ziel näherbrachten.
Lesen Sie die Details dazu und einen Ausblick auf ein ganz spezielles 2016 im folgenden
Bericht.
1. Studierendenprojekte und Veranstaltungen im Jahr 2015
Die Möglichkeit, sich mit dem Thema „Kunst“ zu befassen und gleichzeitig Social Credits
zu erwerben, macht die Attraktivität der von Dr. Lisa Schmalzried (Philosophisches Semi-
nar) durchgeführten Projekte aus. Sie werden von Studierenden aller Fakultäten rege
besucht. Die Rückmeldungen zeigen, dass die Studentinnen und Studenten es schätzen,
einerseits etwas über Kunst zu erfahren, andererseits „selbst etwas auf die Beine zu stel-
len“. Ein Paradebeispiel dafür war die Abschlussveranstaltung des „Selfie-Projektes“:
1.1 Abschlussveranstaltung „Selfies und Selbstporträts in Kunst, Philosophie
und im Alltag“
Dieses Kunstvermittlungsprojekt startete im Herbstsemester 2014 in enger Zusammen-
arbeit mit dem Kunstmuseum Luzern. Im Februar 2015 wurde im KKL die Ausstellung
„Von Angesicht zu Angesicht“ eröffnet, die viele Selbstporträts zeigte – ein ideales Zu-
sammenspiel für das Selfie-Projekt. In den Ausstellungsräumen des Kunstmuseums Lu-
zern fand am 18. März 2015 die Abschlussveranstaltung des Projekts statt, die die Stu-
dierenden selbst konzipierten und organisierten. Die lebhafte Podiumsdiskussion über die
Bedeutung von Selbstporträts und Selfies in der Kunst und im Alltag und eine Selfie-
Installation begeisterten das zahlreich erschienene Publikum. Zu Gast waren das Künst-
lerduo Haus am Gern, Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta, der „Facebook“-Künstler
Jonas Samuel Baumann, Susanne König (Kuratorin, Kunstvermittlerin) und der Künstler
Gregory Hari diskutieren.
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v.l. Rudolf Steiner, Barbara Meyer Cesta, Pauline Simone,
Jonas Samuel Baumann, Susanne König, Gregory Hary
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Weitere Presseartikel ab Seite 17.
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1.2 FS/HS 15 „Wert der Kunst – Ateliereinsichten II
In unserem Alltag ‚gebrauchen’ wir Kunst auf unterschiedlichste Art und Weise: Kunst
unterhält, vertreibt Zeit, berührt emotional, gibt zu denken, rüttelt auf, schmückt unsere
Wohnungen, dient als Geldanlage oder als Prestigeobjekt usw. Aus kunstphilosophischer
Sicht stellt sich die Frage, ob man eine oder mehrere dieser alltäglichen ‚Gebrauchs-
weisen’ herausheben sollte bzw. kann. Verweist eine dieser alltäglichen ‚Gebrauchs-
weisen’ auf die eigentliche Aufgabe bzw. Funktion von Kunst? Gibt es solch eine
überhaupt und, wenn ja, worin besteht sie? Sollte Kunst beispielsweise eher eine
Lustquelle oder eher eine Wissensquelle sein? Fragen wie diese wurden in dem Projekt
„Wert der Kunst“ gestellt und diskutiert. Sie sind u.a. deswegen kunstphilosophisch
spannend, da je nachdem, wie man sie beantwortet, dies Auswirkungen auf die Frage
hat, was ein gutes Kunstwerk auszeichnet.
In einem zweiten Teil besuchten die Studierenden Kunstschaffende in ihren Ateliers,
lernten deren Werke kennen und erhielten einen Einblick in die künstlerische
Arbeitsweise. Gastgeber waren: Matteo Laffranchi und Marlise Mumenthaler (Mitglieder
des Werkvereins Bildzwang Luzern), Charlie Lutz, Tatjana Erpen und Graziella Berger.
Anschliessend führten die Studierenden Interviews mit ausgewählten Künstlerinnen und
Künstlern des Kunstforum Zentralschweiz. Die Gespräche mit Sven Egert, Catrine
Bodum, Monique Lütolf, Monika Müller und Martin Gut sind nachzulesen auf der Webseite
unter Aktuell. Interview-Auszüge sind auf Facebook publiziert.
Im Atelier von Charlie Lutz
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Beim Werkverein Bildzwang
Im Atelier von Marlise Mumenthaler
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Im Atelier von Matteo Laffranchi
Im Atelier von Tatjana Erpen
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Im Atelier von Graziella Berger
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1.3. Stiftstheater Beromünster: Musealia und Kunstforum Zentralschweiz stel-
len sich vor
Am Sonntag, 8. März 2015 trafen sich im Festsaal Künstlerinnen und Künstler zur Veran-
staltung „Musealia: Künstler über Kunst“: Die Internetdokumentationsplattform „muse-
alia.ch" stellte sich vor. Die Präsentation des Kunstforum Zentralschweiz erntete positive
Rückmeldungen - und Bedauern von jenen Kunstschaffenden, die ennet der Zentral-
schweizer Grenzen wohnen.
1.4. Mobile PC-Station
Seit diesem Herbst besitzt das Kunstforum Zentralschweiz eine mobile PC-Station, auf
der die Webseite erkundet werden kann. Sie soll regelmässig an speziellen Anlässen auf-
gestellt werden. Den ersten Einsatz hatte die Station vom 16.-18. Oktober 2015 im
Kunstmuseum Luzern anlässlich der Verleihung des Schweizer Performancepreises. 17
Mitglieder des Kunstforum Zentralschweiz sind im Bereich Performance tätig und wurden
zusätzlich mit Flyern vorgestellt.
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2. Kommunikation
2.1 Webseite
Die Webseite hat ein Update erfahren. Die Erweiterung der Datenbank, eine übersichtli-
chere Struktur und neue Buttons machen die Online-Plattform noch benutzerfreundlicher
und wirkungsvoller.. Neu führt ein dominanter Hinweis auf der Startseite zu den virtuel-
len Ausstellungen – eine Exklusivität des Kunstforum Zentralschweiz.
2.2 Plakate
Während des ganzen Jahres hingen an den Kultursäulen der Stadt Luzern Plakate des
Kunstforum Zentralschweiz. Die Aushänge sollen im folgenden Jahr fortgesetzt werden.
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2.3 Flyer
Auf zwei Flyern wurden anlässlich der Verleihung des Schweizer Performancepreises die
17 Künstlerinnen und Künstler vorgestellt, die in der Sparte Performance tätig sind. Wei-
tere Sujets werden die Foki, Kunstschaffende aus verschiedenen Sparten etc. vorstellen.
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2.3 Facebook
Seit Frühjahr 2015 ist das Kunstforum Zentralschweiz auch auf Facebook erreichbar.
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II Ausblick 2016 2016 wird ein spezielles Jahr: Seit nunmehr 15 Jahren gibt es das Kunstforum Zentral-
schweiz! Zu diesem Jubiläum planen wir Anfang September 2016 ein Projekt in der Korn-
schütte Luzern.
Wir freuen uns auf ein kunstvolles Jubiläumsjahr und danken allen, die hinter und vor
den Kulissen zum guten Gelingen beitragen – speziell den kantonalen Kulturförderungs-
stellen und all jenen, die uns ehrenamtlich unterstützen.
Organisation Kunstforum Zentralschweiz
Geschäftsleitung: Prof. Dr. Christiane Schildknecht Projektleitung: Monika Nideröst, stud. Hilfskraft Projektmitarbeit: Dr. Lisa Schmalzried, Dozentin Philosophisches Seminar Sekretariat: Heidi Hostettler Künstlerischer Beirat: Charlie Lutz (Künstler, OW), Susanne Kudorfer (Kunst und Vermittlung im Kunstmuseum Luzern), Michel Kiwic (Künstler, ZG), neu im Beirat: Michael Sutter (Kurator und Künstler, LU), Andreas Wegmann (Künstler, UR) Partner: Visarte Zentralschweiz Das Kunstforum Zentralschweiz wird unterstützt durch die Universität Luzern und die Zentral-schweizer Kantone. Herzlichen Dank!
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III Presseartikel
Mädchen wie Vögel, Jungs wie Frösche?
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Kunstmuseum Luzern, 18.3.2015:P raktisch jeder hat
es schon gemacht, die einen lieben es, die anderen verabscheuen es: Selfies. Ein zeitgenössi-
sches Massenphänomen, das an die Tradition von Portraits in der bildenden Kunst zu erin-
nern vermag. Ein Studierendenprojekt hat sich der zahlreichen Fragen zum Thema Selfie an-
genommen und innerhalb einer Podiumsdiskussion nach Antworten gesucht.
Von Michael Sutter
49 Stühle stehen im Vermittlungsraum des Kunstmuseums Luzern bereit. Eine durchmischte
Personengruppe wartet gespannt auf die angekündigte Auseinandersetzung zwischen Selfie-
kultur und Portraitkult. Anlässlich der aktuellen Sammlungspräsentation Von Angesicht zu
Angesicht hat das Philosophische Seminar der Universität Luzern in Zusammenarbeit mit dem
Kunst-Forum Zentralschweiz und dem Kunstmuseum Luzern zu einer Podiumsdiskussion
zum Thema Selfies und Selbstporträts in Kunst, Philosophie und im Alltag eingeladen. Es
handelte sich gleichzeitig um den Abschluss eines Studierendenprojektes, das neben einer
Gegenüberstellung von Selfieismus und Portraitmalerei auch eine collagierte Selfie-Wand
beinhaltete.
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Der Abend war in drei Teile gegliedert: Neben einer kurzen Einführung durch die Projektlei-
terin referierten die Studenten – es waren keine Kunststudenten – über ihre Projekte. Die er-
wähnte Gegenüberstellung von Selfie und Selbstportraits aus der Ausstellung des Kunstmu-
seums gestaltete sich als Suche nach Parallelitäten und Unterschieden. Eine Wand zierte die
Ergebnisse in Papierform, was Fragen nach der Spontanität, der technischen Realisierbarkeit,
Photoshop-Bearbeitung und Identitätsdarstellungen aufwarf. Als installatives Herzstück des
Projekts – in einer hyperkurzen Ansprache angepriesen – prangerten hunderte von Mitstuden-
ten und von Facebook eingezogene Selfies an einer weiteren Ausstellungswand. Als dritter
Programmpunkt sollte das Massenphänomen mittels einer Expertenrunde (die sich bei der
Vorstellungsrunde als Nicht-Expertenrunde entpuppte) eruiert werden. Dazu reisten das
Künstlerduo Haus am Gern, Rudolf Steiner d. J. und Barbara Meyer Cesta, der als Facebook-
Künstler vorgestellte Jonas Samuel Baumann, Susanne König (Kuratorin, Kunstvermittlerin)
und der Performancekünstler Gregory Hari in das Kunstmuseum Luzern.
Einige ablauftechnische Turbulenzen und die latente Nervosität der sonst souveränen Studie-
renden wurden schnell überwunden, um anschliessend mit vollem Eifer der Frage nach der
zeitgenössischen Rezeption der Selfiekultur nachzurennen. Obwohl schon früh klar wurde,
dass keine eindeutigen Antworten auf die Fragen Was ist ein Selfie?, Kann ein Selfie Kunst
sein? oder Was macht ein gutes Selfie aus? gegeben werden konnten. In einem abwechslungs-
reichen Hin und Her zwischen den Protagonisten wurde die Wirkung von Selfie als digitales
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Selbstportrait und Auswuchs einer jungen Internet- und Smartphone-Generation analysiert.
Ziemlich frei, assoziativ und auf persönlichen Erfahrungen basierend plauderten die Gäste
über ihren Umgang mit Selbstportraits und referenzierten nicht selten auf ihre eigenen Arbei-
ten. Als Hautaspekte kristallisierten sich Spontanität, Schnelligkeit, Selbstbedienung und
Selbstdarstellung als Parameter der Selfiekultur heraus. Interessante Differenzierungen gab es
vor allem geschlechterspezifisch; beispielsweise porträtieren sich Mädchen (und der Autor)
tendenziell aus der Vogelperspektive während Jungs sich mehrheitlich mit Untersicht ablich-
ten. Weiterführende Fragestellungen zielten auch auf die Anmassung, dass weibliche Ge-
schöpfe den Hang zur Selbstdarstellung zelebrieren, um dem anderen Geschlecht mit auffal-
lenden Posen und einer gehörigen Portion Freizügigkeit zu gefallen. Desweiteren waren sich
sämtliche Teilnehmer einig, dass das Selfie unweigerlich mit der Erfindung des Smartphones
einhergeht. Was sie am Ende auch gleich unter Beweis stellen mussten:
Während sich Albrecht Dürer oder Frida Kahlo innerhalb der Kunstgeschichte mit ikonischen
Selbstbildnissen heroisiert haben, sind es heutzutage – vor allem auch in Luzern – die asiati-
schen Touristen und selbstredend junge Leute, die sich dem Selfie-Trend verschrieben haben.
Man könnte schon fast behaupten, dass das Smartphone zum Pinselwerkzeug des 21. Jahr-
hundert mutiert.
Schlussendlich wurden an der Podiumsdiskussion vielerlei zentrale Aspekte der gegenwärti-
gen Selfiekultur angesprochen, ohne aber ernsthafte Analysen zu generieren. Es war vielmehr
ein heiteres Erörtern des geistigen Inhaltes zwischen der Selfiemania und dem historischen
Kult, sich in einer Kunstform selbst darzustellen. Es handelt sich definitiv um einen erfolgrei-
chen Trend, dessen Zukunftsaussichten als ambivalent dargestellt wurde. Was kommt nach
dem Selfie? Was passiert, wenn das Selfie politisiert wird? Wird der Selfie-Stick auf 5 Meter
anwachsen? Oder wird das Selfie out? Man weiss es nicht, darf aber gespannt sein. Ich
schreibe jetzt einen Brief mit Tinte und Papier …
- See more at: http://www.kulturteil.ch/2015/maedchen-wie-voegel-jungs-wie-
froesche/#more-17366
Selfie-Schwemme im Kunstmuseum | zentral+
http://www.zentralplus.ch/de/news/kultur/3211265/Selfie-Schwemme-im-Kunstmuseum.htm[17.03.2015 13:59:21]
17.03.2015, 12:03
Selfies sind schwer im Trend. Soziale Netzwerke wie Facebook, Twitter oder Instagram sind überschwemmt mit diesen fotografischen Selbstdarstellungen. Längst sind es nicht mehr nur Personen des öffentlichen Lebens, die das Bedürfnis haben, sich zu präsentieren. Die banalste Alltagssituation genügt, um das Handy zu zücken
und loszuknipsen — und die Welt daran teilhaben zu lassen. Grund genug für die Universität Luzern, sich auch auf wissenschaftlicher Ebene mit dem Phänomen «Selfies» auseinanderzusetzen.
Im Rahmen des Projekts «Selfies und Selbstporträts in Kunst, Philosophie und im Alltag», welches dieses Semester vom philosophischen Seminar der Universität Luzern in Zusammenarbeit mit dem Kunstforum Zentralschweiz und dem Kunstmuseum Luzern durchgeführt wird, setzen sich 18 Studierende unter anderem damit auseinander, woher dieses Bedürfnis der Selbstdarstellung kommt. Ist es ein Ausdruck einer immer narzisstischer werdenden Gesellschaft? «Das Verlangen, sich selbst zu inszenieren, ist an und für sich nichts Neues», erklärt Lisa Schmalzried vom philosophischen Seminar der Universität Luzern. «Neu ist hingegen, dass es sich dabei um ein Massenphänomen, quasi um eine Demokratisierung der Selbstdarstellung, handelt», so die Leiterin des Projekts weiter.
Kultur Dienstag, 17.03.2015
Im Kunstmuseum werden sich Selfies aus aller Welt wiederfinden. Darunter auch 150 von Studenten der Universität Luzern. (Bild: zvg/Montage: azi)
Luzerner Selbstdarstellung
Selfie-Schwemme im Kunstmuseum
Soziale Netzwerke werden überschwemmt von Selfies. Doch was steckt hinter diesem Trend? Studenten der Universität Luzern versuchen dies in einem Projekt herauszufinden und bringen rund 1'600 Handy-Selbstporträts ins Museum.
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Selfie-Schwemme im Kunstmuseum | zentral+
«Selfies und Selbstporträts» im Kunstmuseum
Das philosophische Seminar der Universität Luzern, das Kunstforum Zentralschweiz und das Kunstmuseum Luzern spannten für das Studierenden-Projekt «Selfies und Selbstporträts in Kunst, Philosophie und im Alltag» zusammen. Am 18. März um 18:00 Uhr findet im Kunstmuseum Luzern die öffentliche Abschlussveranstaltung des Projekts statt. Dabei werden die Projekte der Studierenden präsentiert, welche die aktuelle Ausstellung des Kunstmuseums «Von Angesicht zu Angesicht» ergänzen. Neben der Selfie-Installation wird eine Gegenüberstellung von Selfies und (Selbst-)Porträts, die in der aktuellen Ausstellung gezeigt werden, gezeigt. Des Weiteren wird an einer Podiumsdiskussion mit dem Künstlerduo Haus am Gern, Rudolf Steiner und Barbara Meyer Cesta, dem «Facebook»-Künstler Jonas Samuel Bauman, dem Künstler Gregory Hari und der Kuratorin und Kunstvermittlerin Susanne König über die Bedeutung von Selbstporträts und Selfies in der Kunst und im Alltag diskutiert.
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«Grundsätzlich ist das Selfie ein spontan fotografiertes, improvisiertes Selbstporträt.»
Jacqueline Falk, Kunsthistorikerin und Kulturbeauftragte der Stadt Zug
Installation im Kunstmuseum
Selbstporträts finden sich seit den Anfängen der Kunstgeschichte. Und die Möglichkeiten, sich selbst zu inszenieren, sind im Laufe der Zeit durch neue Medien vielfältiger geworden. Dies wird auch in der aktuellen Ausstellung «Von Angesicht zu Angesicht» im Kunstmuseum Luzern deutlich. Als Erweiterung dieser Ausstellung wird am kommenden Mittwoch (siehe Box) im Atelierraum des Kunstmuseums eine Selfie-Installation präsentiert.
Auf 25 Quadratmeter werden sich insgesamt 1'675 Selfies aus aller Welt wiederfinden. Neben Selfies aus Bangkok, Berlin, Moskau, New York und São Paulo, die vom Portal Selfiecity zur Verfügung gestellt wurden, sammelte die Projektgruppe auch 150 Selfies von Studierenden der Universität Luzern. Was steckt hinter der Idee, Selfies als Kunstobjekte darzustellen? «Es sind nicht die Bilder an sich», erklärt Jocelyne Iten, Mitglied der Projektgruppe. «Es ist die Vielfalt der ausgestellten Selfies, welche die Installation ausmacht», sagt die Kulturwissenschafts-Studentin weiter.
Die Installation zeigt Bilder von Menschen verschiedenster Herkunft in den unterschiedlichsten Lebenssituationen. Die 150 Selfies von Studierenden der Universität Luzern fallen dabei unter den restlichen 1'525 Selbstporträts nicht speziell auf. «Obwohl Selfies aus den verschiedensten Kulturkreisen gezeigt werden, wird deutlich, dass alle Personen ähnliche Formen der Selbstinszenierung brauchen», sagt Quendrim Januzi. Dem Student der
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http://www.zentralplus.ch/de/news/kultur/3211265/Selfie-Schwemme-im-Kunstmuseum.htm[17.03.2015 13:59:21]
Selfie-Schwemme im Kunstmuseum | zentral+
http://www.zentralplus.ch/de/news/kultur/3211265/Selfie-Schwemme-im-Kunstmuseum.htm[17.03.2015 13:59:21]
Gesellschaft- und Kommunikationswissenschaft ist dieser Aspekt der Installation besonders wichtig. «Es zeigt, dass alle Menschen trotz ihrer Unterschiede letztlich gleich sind.»
Selfies als Kunstobjekt
Doch ist ein Selfie ein Kunstobjekt? Nein, meint Kunsthistorikerin Jacqueline Falk. «Grundsätzlich ist das Selfie ein spontan fotografiertes, improvisiertes Selbstporträt.» Es handle sich um eine visuelle Mitteilung, die meist ohne künstlerischen Anspruch für private Zwecke entstehe. «Das Selfie dient meist der Selbstdarstellung und liegt als fotografisches Subgenre zwischen dem Erinnerungsfoto und einem Passautomatenfoto», erklärt die Kulturbeauftragte der Stadt Zug weiter. «Sie werden meist ohne grossen Aufwand oder künstlerischen Anspruch gemacht, um anschliessend an Bekannte versendet oder in soziale Netze eingespeist zu werden.»
«Bei künstlerischen Selbstporträts geht es um mehr als Selbstdarstellung.»Lisa Schmalzried, Philosophisches Seminar der Universität Luzern
Dieser Meinung ist auch Schmalzried: «Selfies werden im Gegensatz zu den klassischen Selbstporträts mit ganz anderen Ansprüchen gemacht.» Bei künstlerischen Selbstporträts gehe es um mehr als Selbstdarstellung. Vielmehr wolle der Künstler damit sein Können und sich selbst als Meister seines Faches präsentieren. «Auf den ersten Blick unterscheiden sich Selfies hier stark von Selbstporträts, aber wenn man genauer hinsieht, verschwimmen die Unterschiede», meint Schmalzried.
«Auch bei Selfies gibt es unterschiedliche ‹Techniken› und bewusst oder unbewusst gibt man eine Auskunft darüber, wie man sich selbst sieht oder wie man selbst gesehen werden möchte», so Schmalzried. Was Kunst letztlich zu Kunst mache, sei stets mit den dahinter stehenden Überlegungen verbunden. «Sicher spielt es auch eine Rolle, ob Selfies in ein Kunstumfeld gebracht werden. Facebook oder Instagram sind keine Kunstgalerien.»
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