„„LLeebbeennssmmiitttteellaabbffaallll iimm HHaannddeell““
Masterarbeit eingereicht im
Sommersemester 2014
zur Erlangung des akademischen Grades eines
Master of Science
an der Karl-Franzens-Universität Graz, Österreich
Autor: Martina Benedikt, BSc
Matrikelnummer: 0511764
E-Mail: [email protected]
Betreuer:
Univ.-Prof. Dr.phil. Ulrich Ermann
Institut für Geographie und Raumforschung
Karl-Franzens-Universität Graz
Graz, 7. Mai 2014
Ehrenwörtliche Erklärung
Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und ohne fremde
Hilfe verfasst, andere als die angegebenen Quellen nicht benutzt und die den Quellen wört-
lich oder inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. Die Arbeit
wurde bisher in gleicher oder ähnlicher Form keiner anderen inländischen oder ausländi-
schen Prüfungsbehörde vorgelegt und auch noch nicht veröffentlicht. Die vorliegende Fas-
sung entspricht der eingereichten elektronischen Version.
________________________________ ________________________________
Datum Unterschrift
III
DDaannkkssaagguunngg
Dieser Teil gilt all jenen Personen, die mich bei meiner Masterarbeit und während meines
ganzen Studiums unterstützt, motiviert und mir zugehört haben.
Zuerst gilt mein Dank meinem Betreuer Herrn Univ.-Prof. Dr.phil. Ulrich Ermann, ohne
dessen Unterstützung es gar nicht möglich gewesen wäre diese Arbeit zu verfassen.
Als nächstes möchte ich mich bei meiner Schwester Tamara Benedikt bedanken, die mir
während meines ganzen Studiums immer helfend zur Seite stand und mich stets motivierte
und unterstützte. Weiters bedanke ich mich bei meiner langjährigen Freundin Tanja Krax-
ner, die sich bereit erklärte mir meine Masterarbeit Korrektur zu lesen. Ein weiterer großer
Dank gilt meinem Lebenspartner Manfred Strohmeier, sowie meinen Freunden Susanne,
Matthias, Marina, Martin M., Manuela, Martin R., Kerstin, Doris und Waltraud, meiner
Schwester Sonja und Nichte Verena, sowie meiner Studentenzeitfirma mit Sylvia, Wolf-
gang sowie Silvia und Petra. Vielen Dank für das jahrelange zuhören und motivieren, ihr
seid die besten Freunde der Welt.
Zum Schluss möchte ich noch meine Masterarbeit meiner Mutter Elisabeth Klein widmen,
die diese Zeilen zwar nicht lesen kann, aber im Himmel stets als Sternenengel beschützend
über mich wacht.
IV
IInnhhaallttssvveerrzzeeiicchhnniiss
DANKSAGUNG ............................................................................................................................. III
INHALTSVERZEICHNIS ............................................................................................................. IV
ABBILDUNGSVERZEICHNIS ................................................................................................... VII
KAPITEL 1 EINLEITUNG ............................................................................................................. 1
1.1 Hintergrund und Motivation ........................................................................................ 1
1.2 Aufbau der Masterarbeit .............................................................................................. 2
1.3 Forschungsfeld und Stand der Forschung .................................................................... 4
1.4 Forschungsfragen ......................................................................................................... 5
1.5 Methodik ...................................................................................................................... 6
1.6 Ziele ............................................................................................................................. 8
KAPITEL 2 LEBENSMITTEL, LEBENSMITTELABFALL UND – VERSCHWENDUNG
VERBUNDEN MIT DER MORALISCHE EINSTELLUNG – DIE ABFALLWIRTSCHAFT 9
2.1 Lebensmittel, Lebensmittelabfall und – verschwendung verbunden mit der moralischen Einstellung ..................................................................................................... 9
2.2 Die Bedeutung von Lebensmittelabfall und –verschwendung als Forschungsgebiete innerhalb der Sozialwissenschaften ................................................................................. 13
2.3 Konzeptualisierung des Begriffs Abfall .................................................................... 14
2.4 Historische Bedeutung von Lebensmittelabfällen ..................................................... 16
2.5 Die Abfallwirtschaft und die Abfallsysteme bezogen auf Lebensmittel ................... 20
KAPITEL 3 CORPORATE SOCIAL RESPONSIBILITY – EIN BEGRIFF MIT VIELEN
FACETTEN ................................................................................................................................... 23
3.1 Corporate Social Responsibility ................................................................................ 23
3.2 Geschichtliche Entwicklung von Corporate Social Responsibility ........................... 24
V
3.2.1 Die CSR-Pyramide von Carroll .......................................................................... 26
3.2.2 Die Triple Bottom Line von CSR ....................................................................... 27
KAPITEL 4 AKTUELLE REPRÄSENTATION DER UNTERNEHMENSTÄTIGKEITEN
VON AUSGEWÄHLTEN HANDELSKETTEN HINSICHTLICH LEBENSMITTELABFALL
UND CSR SOWIE BEISPIELE ZU LEBENSMITTELVERSCHWENDUNG UND
GESETZLICHE GRUNDLAGEN ................................................................................................ 29
4.1 Unternehmenstätigkeiten der ausgewählten Handelsketten....................................... 29
4.1.1 Spar Holding AG ................................................................................................ 29
4.1.2 REWE Group ...................................................................................................... 35
4.1.3 Hofer KG ............................................................................................................ 40
4.2 Reportagen und Berichte – wie auf die Problematik der Lebensmittelverschwendung aufmerksam gemacht wird ............................................................................................... 44
4.3 Gesetzliche Grundlagen für die Behandlung von Lebensmitteln .............................. 46
4.3.1 Mindesthaltbarkeitsdatum .................................................................................. 46
4.3.2 Verbrauchsdatum ................................................................................................ 46
4.3.3 Lebensmittelmodell Österreich........................................................................... 47
KAPITEL 5 QUALITATIVE UNTERSUCHUNG – INTERVIEWS ...................................... 50
5.1 Interview-Leitfaden ................................................................................................... 50
5.2 Durchführung der Interviews ..................................................................................... 52
KAPITEL 6 AUSWERTUNG DER INTERVIEWS ANHAND DER TPL VON CSR .......... 53
6.1 Spar Holding AG ....................................................................................................... 53
6.2 REWE Group ............................................................................................................. 58
6.3 Hofer KG ................................................................................................................... 62
6.4 Selbstständige Kaufleute unter einer Dachorganisation ............................................ 64
KAPITEL 7 BEANTWORTUNG DER FORSCHUNGSFRAGEN ......................................... 65
7.1 Forschungsfrage 1 ...................................................................................................... 65
VI
7.2 Forschungsfrage 2 ...................................................................................................... 67
KAPITEL 8 AUSARBEITUNG VON LÖSUNGSANSÄTZEN ZUR VERRINGERUNG VON
LEBENSMITTELABFALL IM HANDEL UND ALTERNATIVEN ZUR ENTSORGUNG
VON NOCH GENIEßBAREN LEBENSMITTEL IM MÜLL ................................................... 70
KAPITEL 9 ZUSAMMENFASSUNG ......................................................................................... 74
KAPITEL 10 SCHLUSSFOLGERUNGEN UND ZUKUNFTSPERSPEKTIVEN ................. 77
LITERATURVERZEICHNIS ...................................................................................................... 79
ANHANG ....................................................................................................................................... 85
Interview-Leitfaden ......................................................................................................... 85
VII
AAbbbbiilldduunnggssvveerrzzeeiicchhnniiss
Abbildung 1: Aufbau der Masterarbeit ................................................................................. 3
Abbildung 2: Methodik der Masterarbeit in chronologischer Reihenfolge .......................... 8
Abbildung 3: CSR-Pyramide von Carroll (in Anlehnung an Carroll 2004) ....................... 26
Abbildung 4: Die Triple Bottom Line (Drei Säulen Modell) von Corporate Social
Responsibility (in Anlehnung an Lexikon Nachhaltigkeit 2013) ......................................... 28
Abbildung 5: CSR als Teil der Unternehmenskultur von Spar Austria (entnommen aus Spar
2013b) .................................................................................................................................. 30
Abbildung 6:Integration von CSR-Aktivitäten in die Wertschöpfungsprozesse bei Spar
(entnommen aus Spar 2013c) .............................................................................................. 31
Abbildung 7:Integration von CSR in die Organisationsstruktur von Spar (in Anlehnung an
Spar 2013d) ......................................................................................................................... 32
Abbildung 8:Lebensmittel als kostbares Gut im Unternehmen Spar (entnommen aus Spar
2013f) ................................................................................................................................... 33
Abbildung 9:Auszug aus dem Leitbild der REWE Group (entnommen aus Rewe 2013c) .. 36
Abbildung 10:Nachhaltigkeitsinitiative der REWE Group (entnommen aus Rewe 2013g) 38
Abbildung 11:Angebot von Lebensmitteln bei Merkur, die mit kleinen „Schönheitsfehlern“
behaftet, jedoch qualitativ einwandfrei sind (entnommen aus Wunderlinge 2013) ............ 39
Abbildung 12:Logo zur Kennzeichnung des Fokus auf Rationalität bei Merkur(entnommen
aus Merkur 2013) ................................................................................................................ 39
Abbildung 13:Organisationsstruktur des Unternehmen Hofer (entnommen aus Hofer
2013d) .................................................................................................................................. 41
Abbildung 14:Logo des CSR-Projektes „Projekt2020“ des Unternehmen Hofer
(entnommen aus Projekt2020 2013) ................................................................................... 42
Abbildung 15: Lebensmittelmodell Österreich (entnommen aus Lebensministerium 2013b)
............................................................................................................................................. 48
- 1 -
KKaappiitteell 11
EEiinnlleeiittuunngg
1.1 Hintergrund und Motivation
Lebensmittel sind für die gesamte Welt kostbare und für das Überleben unverzichtbare
Produkte. Für einen Großteil der Menschheit sind sie zu einer Selbstverständlichkeit ge-
worden, für viele jedoch auch kostbares Gut und Mangelware. Unter einem „Lebensmittel“
versteht man eine Vielzahl an unterschiedlichen Produkten, die alle eine jeweils angepasste
Handhabung und Lagerung benötigen und dabei nicht an Qualität verlieren sollen. Ein ge-
wöhnliches Lebensmittel geht durch rund 33 Hände bevor es für Kunden schlussendlich in
den Supermärkten zum Verkauf bereitsteht (Schneider 2008).
Aufgrund der oft verbreiteten Selbstverständlichkeit des Besitzes von genug Nahrungsmit-
teln, sowie deren Überangebot in Industrieländern und der Vielzahl an Unternehmen in der
Lebensmittelindustrie ergibt sich eine große Menge an Lebensmittelabfällen, mit deren
Verwendung und Verwertung sich die Unternehmen innerhalb der Wertschöpfungskette
von Lebensmitteln beschäftigen müssen. Die diversen Lebensstandards in Industrie- und
Entwicklungsländern, aber auch Unterschiede in der Gesetzgebung zur Abfallverwendung
und -verwertung führen zu einer erhöhten Abfallmenge, worüber auch vermehrt in den
letzten Jahren durch den steigenden Wettbewerb in den Medien berichtet wurde. Damit
zusammenhängende Themenschwerpunkte sind unter anderem Lebensmittelverschwen-
dung, Haltbarkeitsdaten von Nahrungsmitteln, Abfallwirtschaft sowie Vermeidungsstrate-
gien in Handelsketten – diese werden auch im Rahmen der vorliegenden Masterarbeit dis-
kutiert.
Aus eigenem Interesse und durch die oben genannten Aspekte fiel die Wahl des Themas
dieser Masterarbeit auf die Ursachen von Lebensmittelabfall im Handel, wobei den theore-
tischen Ausgangspunkt in erster Linie vorhandene Literatur über Lebensmittelabfall bildet
und der Triple Bottom Line (fortan TPL) von Corporate Social Responsibility (fortan
CSR). Grund hierfür ist, dass Abfälle im Lebensmittelhandel sowohl von einer ökonomi-
schen, einer ökologischen und einer sozialen Perspektive betrachtet, beurteilt und analy-
siert werden können.
- 2 -
1.2 Aufbau der Masterarbeit
Der Aufbau der Masterarbeit in nachfolgender Abbildung 1 dient vor allem dazu, das ge-
samte Forschungsprojekt, welches das Grundgerüst dieser Masterarbeit bildet, sowie des-
sen Teilbereiche übersichtlich darzustellen und deren chronologische Reihenfolge zu illust-
rieren. Weiters werden die dazugehörigen Kapitel gekennzeichnet um einen detaillierteren
Überblick über die Struktur der Masterarbeit gewährleisten zu können.
Eine Auseinandersetzung mit verschiedener Literatur über Lebensmittel sowie Abfall bil-
det die Grundlage für die Erarbeitung eines Interview-Leitfadens zur Durchführung von
Interviews mit Akteuren des Lebensmitteleinzelhandels wie MarktleiterInnen, Firmenver-
treterInnen und BereichsleiterInnen. Nach der Einleitung erfolgt im theoretischen Teil ein
Überblick über bereits vorhandene Literatur zu Lebensmittelabfall und dessen Verschwen-
dung auch im Bezug auf die moralische Einstellung dazu, sowie der Abfallwirtschaft und
eine Klärung der Begriffsdefinitionen von CSR und der TBL, da in der wissenschaftlichen
Literatur diverse Definitionen zu finden sind. Weiters werden gesetzliche Grundlagen hin-
sichtlich der Haltbarkeitsdaten von Lebensmitteln in Österreich diskutiert. Dabei wird auch
analysiert, welche Maßnahmen bezüglich der Vermeidung bzw. Weitergabe von Lebens-
mittelabfällen es in den einzelnen Handelsketten bereits gibt. Dies ist ebenfalls in Abbil-
dung 1 dargestellt, wobei auch ersichtlich ist, dass im Anschluss daran, im empirischen
Teil der Masterarbeit eine Analyse der Interviews durchgeführt wird. Dadurch werden zu-
letzt mögliche Lösungsvorschläge und Ansätze aufgezählt, um Lebensmittelabfälle zu
vermeiden bzw. möglichst gering zu halten. Eine Schlussfolgerung in Form einer Zusam-
menfassung mit Zukunftsperspektiven dieser Masterarbeit bildet deren Abschluss.
- 3 -
9
10
Abbildung 1: Aufbau der Masterarbeit
5
8
1
2
3
Lebensmittel, Lebensmittelabfall und –verschwendung verbun-den mit der moralischen Einstellung - Abfallwirtschaft
4
Einleitung/Problemstellung
Qualitative Untersuchung mittels Interviews
Erstellung eines Interview-Leitfadens
Durchführung der Interviews
FFoorr sscchhuunnggssggeeggeennssttaanndd –– KK aappii tteell iinnhhaall tt KK aappii tteell
Corporate Social Responsibility, Triple Bottom Line
Aktuelle Repräsentation der Unternehmenstätigkeiten ausge-wählter Handelsketten in der Öffentlichkeit mit Beispielen zur Lebensmittelverschwendung in den Medien und gesetzliche
Grundlagen
6
7
MASTERARBEIT „Lebensmittelabfall im Handel“
Auswertung der Interviews
Beantwortung der Forschungsfragen
Lösungsansätze zur Verringerung von Lebensmittelabfall im Handel
Zusammenfassung
Schlussfolgerungen und Zukunftsperspektiven
- 4 -
1.3 Forschungsfeld und Stand der Forschung
Wie bei vielen Forschungsthemen ist auch jenes der Lebensmittelabfälle ein oftmals disku-
tiertes, wobei meistens nur positive Engagements im Handel publik gemacht und in den
Medien gezeigt werden. Es gibt zahlreiche Publikationen und Berichte über Lebensmittel-
verschwendung und anfallenden Lebensmittelabfall, jedoch meistens bezogen auf den
Haushalt. So etwa das Kochbuch zum Film „Taste the Waste“ von Valentin Thurn namens
„Rezepte und Ideen für Essensretter“ (Thurn 2013). Über die anfallenden Mengen an Le-
bensmittelabfällen aus dem Handel, die täglich im Müll landen, welche durchaus noch ge-
nießbar wären, sowie die Entsorgung derer aufgrund von abgelaufenen Mindesthaltbar-
keitsdaten oder durch das Überangebot von Lebensmitteln in den Supermärkten, wird je-
doch wenig diskutiert. Es gibt eine Vielzahl an Berichten über das Engagement im Bereich
der Verringerung von Lebensmittelabfällen in Einzelhandelsketten, dennoch fehlen ge-
nauere Informationen darüber, warum die Menge an Lebensmitteln trotz moderner Bestell-
systeme und zahlreicher Weitergabe an soziale Einrichtungen weiterhin derart groß ist.
Auch fehlt es an Informationen, nach welchen Prinzipien Handelsketten Lebensmittel wei-
tergeben und aussortieren. Diese Thematik stellt den Forschungsschwerpunkt dieser Mas-
terarbeit dar, die sowohl positive als auch negative Aspekte davon aufgreift. Kreutzberger
u.a. (2012) weisen in ihrem Buch „Die Essensvernichter“ genau auf dieses Problem hin.
Denn wie viel täglich in einem Supermarkt aussortiert, weggeworfen oder weitergegeben
wird ist ein gut gehütetes Geheimnis. „Ein guter Supermarkt ist eine saubere, saftig pralle
und frische Welt voller Angebote. Hier ist kein Platz für Welkes, Vergammeltes und
Schimmeliges. Und so soll es auch bleiben…“ (Kreutzberger u.a. 2012).
Dies ist bezogen auf den aktuellen Stand der Forschung, da Abfall von Lebensmitteln, so-
wie Lebensmittelverschwendung bezogen auf den Handel, ebenfalls in der Forschung bis-
her wenig untersucht wurde. Das ist insbesondre überraschend, da aufkommende Politiken
von Lebensmittelabfällen immer mehr an Bedeutung gewinnen und Abfall eine logische
und unvermeidbare Folge von Essen ist (Evans u.a. 2013). In letzter Zeit ist jedoch auch
vielfach argumentiert worden, dass Abfall ein dynamisches Themengebiet ist und nicht nur
als gegeben hingenommen werden kann. Diese Dynamik muss in verschiedenen Zusam-
menhängen erforscht werden, wie z.B. in Verbindung mit gesellschaftlichen, wirtschaftli-
chen und historischen Gegebenheiten. Ebenso sind die Forschungsfelder übergreifend, was
heißt, dass Themen wie Lebensmittelabfälle und Lebensmittelverschwendung nicht nur in
den Sozialwissenschaften, sondern auch in den Natur- und Umweltwissenschaften eine
- 5 -
zentrale Rolle spielen und damit verbundene Forschungsfragen oft fächerübergreifend un-
tersucht werden müssen (Evans u.a. 2013). Evans u.a. (2013) argumentieren in diesem
Zusammenhang, dass aktuelle Denkansätze und Lösungsversuche diese Grenzen nicht ein-
deutig erkennen und nicht über diese Grenzen hinweg denken.
Hier setzt diese Masterarbeit an, die versuchen soll, neben dem Themengebiet des Abfalls
innerhalb der Umweltsystemwissenschaften auch die Sozialwissenschaften zu betrachten.
Dies soll durch die Fokussierung auf bestimmte ausgewählte Handelsketten und deren Be-
zug zu Lebensmittelabfall und Verschwendung unter Berücksichtigung von CSR gesche-
hen. Letzteres ist insbesondere in den Sozialwissenschaften ein immer mehr aufkommen-
des Thema, da Firmen sich vermehrt mit CSR auseinandersetzen. Innerhalb der Umwelt-
systemwissenschaften ist es im Gegensatz dazu vor allem von Bedeutung, da die ökologi-
sche Seite von CSR sich auf die Auswirkungen auf die Umwelt (positiv als auch negativ)
bezieht. Auch die Tatsache des steigenden Interesses der Medien an Lebensmittelver-
schwendung, laufenden Dokumentationen im TV und das persönliche Interesse waren mit-
unter ein Grund, eine Masterarbeit zu diesem Thema zu verfassen. Diese soll versuchen,
einen Beitrag zum Schließen der oben genannten Forschungslücken zu leisten und Anreize
zu schaffen, zukünftig diesem Thema mehr Bedeutung beizumessen und versuchen, Le-
bensmittelabfälle im Handel besser zu verwenden oder zu vermeiden.
1.4 Forschungsfragen
Basierend auf die im vorangegangenen Abschnitt dargestellte Forschungslücken im Rah-
men der Stand der Forschung, können die zentralen Forschungsfragen dieser Masterarbeit
wie folgt formuliert werden:
Forschungsfrage 1:
Wie repräsentieren sich ausgewählte Einzelhandelsketten hinsichtlich CSR nach außen
und wie wird das Thema Verringerung von Lebensmittelabfällen derzeit in den Unter-
nehmen behandelt?
Forschungsfrage 2:
Nach welchen Kriterien werden Lebensmittel im Handel aussortiert und welche Alter-
nativen sehen ausgewählte Einzelhandelsketten zur gewöhnlichen Entsorgung von
- 6 -
durchaus genießbaren Lebensmitteln im Müll, bzw. wie groß ist die Menge an Le-
bensmitteln die dort täglich landet, verbunden mit der moralischen Einstellung dazu?
Forschungsfrage 1 wird hauptsächlich mithilfe einer Literaturrecherche beantwortet. Hier-
bei bezieht man sich vor allem auf Informationen, die auf der Homepage der Unternehmen
zur Verfügung gestellt werden, da diese laufend aktualisiert werden und somit aktuelle
Daten und Informationen für die Masterarbeit verwendet werden können. Basierend auf die
TBL von CSR und der Erkenntnisse aus Forschungsfrage 1 wird dann ein Interview-
Leitfaden erstellt und Interviews durchgeführt um Forschungsfrage 2 beantworten zu kön-
nen.
1.5 Methodik
Um die vorab formulierten Forschungsfragen beantworten zu können, werden diverse For-
schungsmethoden verwendet. Hauptsächlich wird auf Sekundärdaten, wie z.B. Artikel aus
Fachzeitschriften und Büchern zurückgegriffen, um die theoretischen Grundlagen zu schaf-
fen. Zudem werden empirische Daten gesammelt, wobei keine Hypothesen aufgestellt
werden, da sich die Forschungsmethodik der vorliegenden Masterarbeit an den sogenann-
ten „Erklärungsansatz“ anlehnt. Diese Art der Forschungsmethodik ist dadurch gekenn-
zeichnet, dass zunächst ein theoretisches Grundgerüst erarbeitet wird. D.h. es werden für
das Forschungsthema relevante Daten gesammelt, analysiert und interpretiert. Im Falle
dieser Masterarbeit handelt es sich, wie erwähnt, sowohl um Sekundärdaten als auch um
empirisch zu erforschende Daten. Dadurch können nicht nur die Forschungsfragen beant-
wortet, sondern auch Schlussfolgerungen und eventuelle Empfehlungen auf dem Gebiet
des Lebensmittelabfalls im Handel ausgearbeitet werden.
Bezugnehmend auf die vorliegende Masterarbeit wird daher zunächst ein Forschungsüber-
blick auf Basis vorhandener Literatur auf dem Gebiet des Lebensmittelhandels und Le-
bensmittelabfalls gegeben. Dies beinhaltet Berichte über Lebensmittelabfall und dessen
Verschwendung, auch verbunden mit der moralischen Einstellung dazu, die Darstellung
der Entsorgung oder Weitergabe von Lebensmittelabfällen in ausgewählten Konzernen
sowie das Aufzeigen von bereits existierenden Alternativen zur Entsorgung von Lebens-
mitteln. Dies bildet die theoretische Grundlage der Masterarbeit und hat die Aufgabe, rele-
vante Daten zu sammeln und aktuelles Wissen in wissenschaftlichen Publikationen zu
sammeln um einen Überblick über den aktuellen Stand der Forschung zu erhalten. Auf
- 7 -
wissenschaftliche Publikationen wird mittels Bücher sowie Internetrecherche zugegriffen,
dafür werden Online-Suchmaschinen sowie diverse Datenbanken genutzt. Weiters kann
auf Basis der aufgearbeiteten Theorie ein Zusammenhang zwischen der TBL von CSR und
dem Lebensmittelhandel erarbeitet werden.
Danach wird ein Interview-Leitfaden erarbeitet, um Interviews mit Akteuren des Lebens-
mitteleinzelhandels wie MarktleiterInnen, FirmenvertreterInnen und BereichsleiterInnen
von ausgewählten Einzelhandelsketten zu führen. Die Einzelhandelsketten wurden nach
Bekanntheitsgrad willkürlich ausgewählt und sind: Hofer KG, Spar Holding AG sowie die
REWE Group mit Billa, Penny, Merkur und ADEG.
Nachdem die Interviews persönlich durchgeführt und aufgezeichnet worden sind, können
die daraus gewonnen qualitativen Daten transkribiert und analysiert werden. Dies erfolgt
unter Verwendung der Qualitativen Inhaltsanalyse von Mayring (2008), der drei verschie-
dene Arten der Analyse qualitativer Daten nennt: Zusammenfassung, Explikation (Erläute-
rung), sowie Strukturierung. Im Rahmen der vorliegenden Masterarbeit wird auf die beiden
Formen der Zusammenfassung sowie jener der Strukturierung zurückzugriffen.
Nachdem die Daten mittels Literaturanalyse sowie Interviews ausgewertet wurden, ist es
möglich, deren Ergebnisse zu kombinieren. Dadurch können Schlussfolgerungen getroffen
werden, aus denen Empfehlungen zur Verringerung von Lebensmittelabfällen abgeleitet
werden können.
Durch Verwendung der oben dargestellten Forschungsmethoden können die formulierten
Forschungsfragen beantwortet werden. Zusammenfassend können die unterschiedlichen
Forschungsschritte wie in Abbildung 2 dargestellt, illustriert werden:
- 8 -
Abbildung 2: Methodik der Masterarbeit in chronologischer Reihenfolge
1.6 Ziele
Ziel dieser Masterarbeit ist es in erster Linie mit Hilfe der empirischen Untersuchung he-
rauszufinden, warum trotz moderner Bestellsysteme große Mengen an noch genießbarem
Lebensmittelabfall im Handel in der Mülltonne landen und nach welchen Prinzipien diese
Lebensmittel im Handel aussortiert werden. Sind gesetzliche Grundlagen der Grund für das
Verhalten der Konzerne oder aber gibt es einfach zu wenig Optionen, abgelaufene bzw.
nicht verkaufte Lebensmittel zu verwenden? Lösungsansätze und Ideen zur Weitergabe
oder anderweitigen Verwendung von durchaus noch genießbaren Lebensmitteln sollen
aufgezeigt werden, denn nicht alles soll sofort im Müll landen. Weiters sollen mithilfe der
umfassenden Literaturrecherche und der Befragung die beiden Forschungsfragen beant-
wortet werden.
�• Literaturanalyse
�• Interview-Leitfaden
�• Durchführung der Interviews
�• Analyse und Auswertung der Interviews
�• Lösungsansätze zur Verringerung von
Lebensmittelabfällen im Handel
- 9 -
KKaappiitteell 22
LLeebbeennssmmiitttteell,, LLeebbeennssmmiitttteellaabbffaallll uunndd –– vveerrsscchhwweenndduunngg
vveerrbbuunnddeenn mmiitt ddeerr mmoorraalliisscchhee EEiinnsstteelllluunngg –– ddiiee
AAbbffaallllwwiirrttsscchhaafftt
2.1 Lebensmittel, Lebensmittelabfall und – verschwendung verbunden mit der
moralischen Einstellung
Lebensmittel sind für die gesamte Weltbevölkerung, wie das Wort selbst schon sagt, le-
bensnotwendig und kostbar. Darüber hinaus sind sie bei gewissenhafter Nutzung und Ein-
teilung der Ressourcen für jeden zugänglich. Jedoch zeigt uns die Realität etwas anderes.
Auf der einen Seite gibt es ein Überangebot an Lebensmitteln oft verbunden mit Ver-
schwendung und tonnenweisen Lebensmittelabfällen, auf der anderen Seite existiert Hun-
gersnot und eine Knappheit an verfügbaren Lebensmitteln in vielen Ländern der Erde.
Doch was sind eigentlich Lebensmittel?
Lebensmittel werden nach der EU-Verordnung (EG) 178/2002 zum Lebensmittelrecht fol-
gendermaßen definiert: „Lebensmittel sind alle Stoffe oder Erzeugnisse, die dazu bestimmt
sind oder von denen nach vernünftigem Ermessen erwartet werden kann, dass sie in verar-
beitetem, teilweise verarbeitetem oder unverarbeitetem Zustand von Menschen aufgenom-
men werden (Artikel 2). […] Zu Lebensmittel zählen auch Getränke, Kaugummi sowie alle
Stoffe, einschließlich Wasser, die dem Lebensmittel bei seiner Herstellung oder Be- oder
Verarbeitung absichtlich zugesetzt werden.“ (Lebensministerium 2013a).
Schon aus natürlichen Gründen fallen Lebensmittelabfälle entlang der gesamten Wert-
schöpfungskette an. Hierzu zählen vor allem Abfälle aufgrund natürlicher Ursachen, z.B.
hervorgerufen durch Schädlinge oder wetterbedingt, aber auch Pflanzenreste. Jedoch wer-
den auch Tonnen an Lebensmitteln von der Lebensmittelindustrie aufgrund bestimmter
Produkt- bzw. Qualitätseigenschaften aussortiert, die durch gesetzlicher Vorschriften ein-
gehalten werden müssen, obwohl die Ware an sich noch genießbar wäre. Dazu zählen bei-
- 10 -
spielsweise eine unregelmäßige Form oder eine nicht vom Gesetz akzeptierte Größe eines
Lebensmittels. Auch bei der Qualitätssicherung fallen Abfälle an, da alle überprüften Pro-
dukte und Rückstellmuster entsorgt werden müssen. Weiters entstehen große Mengen an
Lebensmittelabfällen durch falschen Transport, einer Unterbrechung der Kühlkette, be-
schädigte Ware, falsche Lagerung, technische Störungen innerhalb der Wertschöpfungsket-
te, usw. Somit landet ungefähr ein Drittel der globalen Lebensmittelproduktion auf dem
Müll (Kreutzberger u.a. 2012).
Lebensmittelabfall ist ein Begriff der laut Koester (2012) wie folgt unterteilt werden kann:
• vermeidbare Lebensmittelabfälle: sind zum Entsorgungszeitpunkt noch unbedenk-
lich genießbar
• teilweise vermeidbare Lebensmittelabfälle: sind beispielsweise Brotrinden oder
Apfelschalen die nur aufgrund von Gewohnheiten im Müll landen
• nicht vermeidbare Lebensmittelabfälle: sind Abfälle die aufgrund der Speisenzube-
reitung entstehen wie beispielsweise Knochen oder Bananenschalen
Ein Großteil des Lebensmittelabfalls fällt hauptsächlich am Ende der Wertschöpfungskette,
nämlich im Handel, an. Hierbei besteht ein großes Problem mit der Überproduktion bzw.
der Fehlplanung des Bedarfs. Dadurch ergeben sich zu große Mengen an nicht benötigten
bzw. von Kunden nicht gekauften Lebensmitteln. Diese werden dann entweder retour ge-
schickt oder landen im Abfall. Natürlich spielt hier auch das Konsumentenverhalten eine
große Rolle; die Vorlieben und das Kaufverhalten haben sich in den letzten Jahren sehr
verändert. Durch das tägliche Überangebot an stets frischen, genormten Lebensmitteln fällt
auch im Haushalt selbst mehr an Abfall an. Dennoch ist die größere Menge an Lebensmit-
telabfällen im Einzelhandel zu finden, wobei dessen Hauptursachen wie folgt aufgelistet
werden können (Schneider u.a., 2012):
• Haltbarkeits- bzw. Verbrauchsdatum einzelner Produkte
• Konsumverhalten von Kunden
• Überangebot an Lebensmitteln mit stets vollen und teilweise überfüllte Regale, so-
wie Überproduktion von täglich frisch zubereiteten Backwaren
• Verderbliche Ware wie beispielsweise Obst, Gemüse oder Fleisch
• Teilweise Beschädigungen an Verpackungen und der Ware selbst
- 11 -
• Richtiger Bestellvorgang von Waren, abgestimmt auf Kunden, Saison sowie Feier-
tage
• Falsche Lagerung und Temperatur bzw. falsche Positionierung der Ware innerhalb
der Filiale
• Aktionstage und Mengenrabatte
In diesem Zusammenhang kann erwähnt werden, dass in Österreich jährlich rund 157.000
Tonnen an Lebensmitteln verpackt und unverpackt zum Restmüll gegeben werden. Diese
Menge entspricht in etwa jener, die rund eine halbe Million Menschen in einem Jahr kon-
sumiert, d.h. jeder Österreicher bzw. jede Österreicherin wirft jährlich 19 kg an Lebensmit-
teln weg. Ausgedrückt in Zahlen sind das etwa 300 Euro die jährlich im Restmüll landen.
Am häufigsten werden Brot sowie Süß- und Backwaren weggeworfen, gefolgt von Obst,
Gemüse und Fleisch sowie Wurstware und Fisch (Schneider u.a., 2012).
Die oben genannten Punkte, die dazu führen, dass die Menge an weggeworfenen Lebens-
mitteln immer ansteigt, sollen im nachfolgenden Kapitel erläutert werden. Dies soll dazu
dienen, einen Überblick über die gesetzlichen Regelungen zu erhalten. Jedoch wird dies
nur grob ausgearbeitet, da der Fokus der vorliegenden Masterarbeit auf die Durchführung
einer empirischen Untersuchung sowie der Ausarbeitung eines theoretischen Rahmens
liegt und die gesetzlichen Regelungen nicht in erster Linie diskutiert werden.
In einem Onlinebericht des Spiegels vom 13.03.2012 wurde berichtet, dass der gesamte
Lebensmittelabfall Europas zweimal reichen würde um alle Hungernden der Welt zu er-
nähren. Grund für diesen Bericht war unter anderem eine Studie die vom Bundesministeri-
um für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz in Deutschland in Auftrag gege-
ben wurde um eine Quantifizierung der Lebensmittelabfälle und Lösungsvorschläge zu
dessen Verringerung zu erhalten. Innerhalb dieser Studie ging man von der Überlegung
aus, dass das Wegwerfen von Lebensmitteln Ressourcen, die bei dessen Herstellung benö-
tigt worden sind, nicht nutzt und bei anderer Nutzung der Wohlstand höher sein könnte.
Hierbei wird ein Marktversagen unterstellt. Unter anderem wird auch ein Politikversagen
unterstellt, da dem Konsumenten vom Gesetzgeber mit dem Mindesthaltbarkeitsdatum
quasi ein Stichtag zum Wegwerfen der Lebensmittel gegeben wird, obwohl dieses auch
danach in den meisten Fällen noch unbedenklich genießbar gewesen wären. Weiters wür-
den eventuell im Handel weniger Lebensmittelabfälle anfallen, wenn die Gesellschaft öf-
- 12 -
ters Einkaufen gehen würde, begründet durch das Argument, dass oftmals im Handel große
Mengen an Lebensmitteln zu genau festgelegten Tagen in genau festgelegten Mengen ge-
liefert werden und somit sichergestellt wird, dass fast alle Waren während der gesamten
Geschäftszeit für den Konsumenten zur Verfügung stehen, ohne zu wissen, ob man diese
auch wirklich noch vor Ende der Geschäftszeit verkauft (Koestner, 2012).
Vom Handel wird jedoch immer der Konsument als Ursache für die großen Mengen an
Lebensmittel die übrig bleiben und im Müll landen genannt, denn dieser erwartet rund um
die Uhr das gesamte Warensortiment, jedoch haben weder Konsumentenvertretung noch
Verbraucherverband zu jeder Zeit volle Regale gefordert. Die Wahrheit ist: „Je größer die
Auswahl in den Läden, desto größer ist auch die Verschwendung“ (Kreutzberger u.a.
2012). Jedoch nimmt man dieses Risiko in Kauf, mehr Waren als benötigt im Geschäft zu
haben, denn schlimmer als wegwerfen wäre es Kunden an die Konkurrenz zu verlieren.
Die Entsorgung der Lebensmittel und der Ausschuss der Ware ist nämlich von Anfang an
im Preis mit eingeplant und wird auf alle Waren umgelegt, der Verlust von Kunden jedoch
nicht (Kreutzberger u.a. 2012).
In der oben erwähnten Studie wurde auch die moralische Sichtweise zum Wegwerfen von
Lebensmitteln dargestellt. Demnach ist es weder ethnisch, moralisch noch sozial vertretbar
Lebensmittel wegzuwerfen. Grund dafür ist der Wohlstand auf der einen Seite und die Ar-
mut auf der anderen Seite. Jedoch kommt man auch zu der Erkenntnis, dass die ärmere
Weltbevölkerung hungert oder unterernährt ist, weil sie einerseits nicht genügend Lebens-
mittel hat oder sich diese nicht leisten oder produzieren kann, aber dass das Wegwerfen
von Lebensmitteln in den wohlhabenderen Ländern nichts an diesen Tatsachen ändern
wird, denn gemessen an den Tonnen Lebensmittelabfällen, kann nicht eine Tonne weniger
Abfall mit einer Tonne mehr Lebensmitteln für ärmere Länder gleichgesetzt werden. Den-
noch ist es vom moralischen Aspekt gesehen ein anderer Bezug des Wegwerfens von Le-
bensmitteln als von anderen Gütern wie beispielsweise von Kleidungsstücken. Der Grund-
gedanke, dass man etwas wegwirft, was andere gar nicht haben oder kennen und hungern
müssen führt dazu, dass Lebensmittelverschwendung und –abfall zukünftig noch mehr
vermindert gehört. Ein gutes Beispiel um den Ärmeren auf dieser Welt wirklich zu helfen
wurde ebenfalls in der Studie genannt, nämlich Entwicklungshilfe. Vergleicht man die
Summen an Gelder, die für Werbung und Verpackung von Lebensmittel ausgegeben wer-
den mit den Summen, die für ein besseres Leben für andere Länder ausgegeben werden ist
es im Bezug auf Moral und Hunger auf der Welt auch verwerflich (Koester, 2012). Gesetz-
- 13 -
lich ist es aber ebenfalls MitarbeiterInnen untersagt aussortierte Waren mitzunehmen oder
einfach zu verschenken, denn alle Lebensmittel sind nach dem Recht auch noch Eigentum
des Supermarktes, wenn sie bereits in der Mülltonne liegen und all diejenigen, die etwas
davon entnehmen machen sich durch Mülldiebstahl strafbar (Kreutzberger u.a. 2012).
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass jährlich rund 1,3 Milliarden Tonnen an Nah-
rungsmitteln umsonst produziert wird. Eine gigantische Überproduktion an Lebensmitteln,
wovon letztendlich ein Großteil wieder im Müll landet und auch finanzielle Verluste mit
sich bringt (Kreutzberger u.a. 2012). Ein Beispiel für Lebensmittelabfall entlang des Le-
bensweges zeigt nachfolgende Grafik von Kreutzberg u.a. (2012):
Abbildung 3: Lebensmittelabfälle entlang des Lebensweges, entnommen aus Kreutzberger u.a. 2012, S. 59.
2.2 Die Bedeutung von Lebensmittelabfall und –verschwendung als
Forschungsgebiete innerhalb der Sozialwissenschaften
Innerhalb der Wirtschaftswissenschaften ist das Thema Lebensmittelabfall und die damit
verbundenen Forschungsgebiete ein umfassendes und dennoch unerforschtes Interessens-
und Forschungsfeld (Evans u.a. 2013). Letztere Autoren haben aus diesem Grund eine
Sammlung von Forschungsresultaten diverser WissenschaftlerInnen herausgegeben, die
sich mit dem Thema befasst haben und begonnen haben, dieses näher zu analysieren und
zu untersuchen. Ziel der Forschungen dieser WissenschaftlerInnen war es, eine Grundlage
- 14 -
für soziologische Denkansätze und Herangehensweisen zu legen, um die Thematik rund
um Lebensmittelabfälle näher zu verstehen und verwandte Themengebiete, wie etwa Le-
bensmittelverschwendung, näher zu untersuchen und Forschungslücken zu nennen. In den
letzten Jahren ist die Anzahl der Artikel zu dieser Materie in diversen wissenschaftlichen
Journalen gestiegen. Zudem sind bereits eigene Zeitschriftenreihen entstanden, wie bei-
spielsweise der „Sociological Review Monograph“, dessen Entstehungshintergrund haupt-
sächlich in der Tatsache begründet ist, dass das Thema Lebensmittelabfall sowie jenes der
Lebensmittelverschwendung, ebenso wie Müll und Abfall im Allgemeinen, bisher von der
Soziologie vernachlässigt und wenig erforscht wurde. Evans u.a. (2013) argumentieren
dies damit, dass das Problem der Lebensmittelabfälle und -verschwendung als selbstver-
ständlich hingenommen wurde, da auch Essen und Lebensmittel von den Soziologen als
Annahmen bei wissenschaftlichen Untersuchungen gesehen und als feststehende Bedin-
gungen angenommen wurden, welche auch nicht verändert werden können. Dies ist insbe-
sondere darauf zurückzuführen, dass die Klassifizierung von Begriffen wie „Abfall“ zu
vielen Definitionen und auch Unklarheiten führte (Evans u.a. 2013).
Die von Evans u.a. (2013) zusammengefügten Papers zeigen aber das gesteigerte Bewusst-
sein und die Aktualität des Themas Abfall in den sozialwissenschaftlichen Forschungsrich-
tungen. Ursprünglich war Abfall ein Anliegen von geringer Wichtigkeit und geringem In-
teresse innerhalb der SozialwissenschaftlerInnen. Falls dieses Thema dennoch behandelt
wurde, gab es aber verschiedene Ansätze. Üblicherweise wurde es als ein praxisrelevantes
Problem angesehen, welches gehandhabt werden musste. Folglich begannen auch Anstren-
gungen innerhalb der Umweltpolitiken und Überlegungen auf dem Gebiet der Umweltpla-
nung sowie Umweltvorsorgemaßnahmen. Der Fokus lag hier insbesondere auf Fragen der
Regierung, der Evaluierung von Umweltpolitiken sowie deren Konsequenzen, aber auch
jenen der Bewertung des Potentials von Rückgewinnungsverfahren von Müll durch Recyc-
ling, um Materialen wiederverwenden zu können (Evans u.a. 2013).
2.3 Konzeptualisierung des Begriffs Abfall
Konzeptualisierungsversuche des Begriffs Abfall lassen sich durch folgende grundlegende
Eigenschaften kennzeichnen, die jedoch implizit und zusammenhängend anzusehen sind
(Evans u.a. 2013):
- 15 -
• Abfall wird als ein belangloses und ablehnbares Themengebiet angesehen, welches
von den Gesellschaften abgegrenzt werden muss, die ihn produzieren oder ihn in
Wert durch technologische und organisationale Innnovationen umwandeln.
• Abfall ist offensichtlich und umschreibt eine fixe Anzahl von Eigenschaften bzw.
Merkmalen von Dingen und Materialien.
• Abfall ist „end of pipe“ angesiedelt, d.h. es handelt sich um die finalen Nebenpro-
dukte und den Output des linearen Fertigungsprozesses, des Konsums sowie der
Entsorgung.
Die Positionierung des Forschungsfeldes rund um den Abfall kann jedoch nur fächerüber-
greifend dargestellt werden. Sie geht über der ursprünglichen Trennung der Sozial- und
Umweltwissenschaften hinaus und ist zwischen der Produktion und dem Konsum angesie-
delt. Dies führte dazu, dass Abfall letztendlich doch als ein eigenes Forschungsfeld ange-
sehen werden kann – unabhängig von anderen Forschungsrichtungen. In diesem Zusam-
menhang ist zu erwähnen, dass es nicht sofort ersichtlich war, dass insbesondere die Sozio-
logie sehr darin involviert ist. Hier weisen Evans u.a. (2013) darauf hin, dass Abfall als
eine Lücke innerhalb der kulturellen und wirtschaftlichen Organisationen angesehen wer-
den kann, auf dem noch viel Forschung betrieben werden muss. Insbesondere wird Abfall
auch als etwas angesehen, dass moralisch verurteilt wird. Dies führt dazu, dass Lebensmit-
telabfall neben seinem Potential zur Wertschaffung durch Recycling auch eine negative
Bedeutung hat, da es moralisch sehr umstritten ist, noch verwertbare Lebensmittel einfach
wegzuwerfen unter anderem durch folgende Gründe (Evans u.a. 2013):
• Unproduktive Ausgaben von Zeit und Geld im Produktionsprozess durch die Ent-
stehung von (wertlosen) Nebenprodukten
• Globales Konsumverhalten und die damit verbundenen Auswirkungen auf die
Umwelt
• Gefahren des Abfalls, wie beispielsweise Kontaminierung, gesundheitliche Schä-
den und Verschmutzung des Grundwassers durch Deponien usw.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Abfall als etwas angesehen wird, was vom
Gesellschaftsleben übrig bleibt. D.h. die überflüssigen oder unnötigen Produkte vom Ge-
sellschaftsleben, wie etwa jene des Essens, der Speisenzubereitung oder des Fertigungs-
prozesses können als Lebensmittelabfall bezeichnet werden. Diese Definition wird auch
für die vorliegende Masterarbeit verwendet. Insbesondere ist noch zu erwähnen, dass die
- 16 -
dynamische Eigenschaft von Lebensmittelabfällen auch dadurch entsteht, dass Essen Ver-
derb, Verfall und schnellen Veränderungsprozessen ausgesetzt ist, was dazu führt, dass
Lebensmittelabfälle und Abfall im Allgemeinen als ein dynamisches eigenständiges Wis-
senschaftsgebiet der Sachkultur angesehen werden kann. Der Umgang mit Lebensmittelab-
fällen ist daher von einer Vielzahl von beteiligten Akteuren gekennzeichnet: menschliche,
als auch nichtmenschliche. Zu letzteren zählen beispielsweise Verpackungen, Konservie-
rungstechnologien sowie wissenschaftliche Methoden zur Behandlung von Lebensmitteln,
deren Verwertung und Prozesse entlang der Wertschöpfungskette von Produkten anfallen
(Evans u.a. 2013).
2.4 Historische Bedeutung von Lebensmittelabfällen
Neben den oben genannten geschichtlichen Entwicklungen zur Definition des Begriffes
Abfalls und jenen des Lebensmittelabfalls, ist in den letzten Jahren nicht nur das wissen-
schaftliche Interesse an dieser Thematik gestiegen. Ebenso ist das Interesse in den Berei-
chen Politik und Regulierungsmaßnahmen zur Reduktion von Abfall angestiegen, was in
zahlreichen Debatten über die Auswirkungen auf die Umwelt und damit verbundene ge-
setzliche Regelungen endete.
Evans u.a. (2013) nennen insbesondere das Vorhandensein eines Bewusstseins für Abfall
in den letzten Jahrzehnten als einen jener Gründe, warum die Bedeutung von Abfall inner-
halb der wissenschaftlichen Forschung ansteigt. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass
Lebensmittelabfälle und deren Bedeutung vor allem dann erkannt werden, wenn deren
Vermeidung diskutiert und empfohlen wird. Das geschah erstmals in den englischsprachi-
gen Koch- und Haushaltsbüchern Mitte des 19. Jahrhunderts und des frühen 20. Jahrhun-
derts. Als Beispiel nennen Evans u.a. (2013) das Kochbuch von Isabella Beeton aus dem
Jahr 1861, indem die Autorin auf die Notwendigkeit einer sorgfältigen Aufbewahrung und
Lagerung von Nahrungsmitteln aufmerksam macht. Ebenso wird in diesem Buch darauf
hingewiesen, dass man nie etwas wegwerfen oder verschwenden sollte was wiederver-
wertbar gemacht werden kann (Evans u.a. 2013). Hier zeigt sich, dass die Notwendigkeit
von Recycling und Wiederverwertbarkeit von Lebensmittelabfällen schon im 19. Jahrhun-
dert erkannt wurde.
Das oben angeführte steigernte Bewusstsein der Bevölkerung zur Vermeidung und wert-
vollen Behandlung von Lebensmittelabfällen ist auch auf das Bedürfnis zurückzuführen,
- 17 -
Vorräte für Kriegszeiten zu haben, indem man Essen sorgfältig behandelt und es vermei-
det, Lebensmittel wegzuwerfen die wiederverwendet werden können. Als Beispiel kann
eine Kampagne in den USA im Jahr 1918 genannt werden, welche sich gegen die Lebens-
mittelverschwendung richtete und mit einem Plakat mit der Botschaft „Essen ist Munition.
Verschwendet es nicht.“ warb. Ein weiteres Beispiel ist eine britische Werbung im Zweiten
Weltkrieg, wo Plakate darauf hinwiesen, Küchenabfall für Hühner zu verwenden anstatt
diesen wegzuwerfen. Diese Anstrengungen etwas zu nützen was sonst weggeworfen wer-
den würde verringerten sich jedoch, als die Menschen nach dem Zweiten Weltkrieg wohl-
habender waren als ihre Vorfahren vor dem Krieg (Evans u.a. 2013).
Einen zentralen und ausschlaggebenden Wendepunkt sehen Evans u.a. (2013) erst in den
1950er Jahren: während die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts vor allem durch kulturelle
Bräuche, wie beispielsweise die Veröffentlichung von Kochbüchern, gekennzeichnet war
um auf die Wichtigkeit von Müllvermeidung aufmerksam zu machen, versuchten in den
1950er Jahren WissenschaftlerInnen das Ausmaß und die Folgen eines globalen Lebens-
mittelsystems bzw. -kreislaufs aufzuzeigen. Diese umfassende globale Betrachtung von
Lebensmittelabfällen stellte den Gegensatz zu den Bemühungen im 19. und frühen 20.
Jahrhundert da, wo der Fokus auf Haushaltsebene lag. Die wissenschaftlichen Überlegun-
gen in dieser Zeit kamen zu der Erkenntnis, dass sich innerhalb der internationalen, natio-
nalen und vielen lokalen Lebensmittelsystemen Beziehungen und Verbindungen entwi-
ckelten. Dieses globale System von Lebensmittelverarbeitung – und verwertung wurde von
Friedmann und McMichael (1989) als „Food regime“ bezeichnet. Letztere nennen daher
die 1950er Jahre ebenfalls als entscheidenden Wendepunkt im Rahmen der Thematik Le-
bensmittelabfälle. Dies ist gekennzeichnet durch eine Reihe von Beziehungen, die zwi-
schen den verschiedenen Lebensmittelsystemen der Länder bestehen, jedoch auch über die
gesamte Welt miteinander verbunden sind (Friedmann und McMichael 1989).
Nachdem die Ernährungssicherheit nicht nur in weiten Teilen Westeuropas nach dem Ers-
ten und Zweiten Weltkrieg sowie der Weltwirtschaftskrise gefährdet war, begannen in den
späten 1940 bis 1950er Jahren neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Politik, Tech-
nologie und den Wirtschaften jener Länder, die mit dem Problem zu kämpfen hatten. Dies
beinhaltete neue Formen von Produktionsverfahren, landwirtschaftliche Methoden und
Zusammenarbeit hinsichtlich der Entwicklung von neuen Produktionstechnologien. Daraus
entstanden weltweite Beziehungen zwischen Ländern, wobei sich vor allem die landwirt-
schaftliche Produktion weg von den Kolonien hin zu den landwirtschaftlichen Gebieten der
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weiterentwickelten Länder verlagerte. Zudem wurden politische Regelwerke entwickelt,
wie beispielsweise Förderungen von staatlicher Seite in Europa oder Nahrungsmittelhilfe
in den USA. Diese halfen den Landwirten die höchstmögliche Produktionsmenge an Le-
bensmitteln zu produzieren, ohne auf das Potential von Nahrungsmittelmärkten Rücksicht
nehmen zu müssen, was aber dazu führte, dass es einen Überschuss an Lebensmittel und
somit an Essen gab. Aus diesem Grund können die 1950er Jahre als Zeitraum angesehen
werden, in dem weltweite Beziehungen hinsichtlich Lebensmittel und Nahrungsmittelver-
sorgung nicht mehr durch Knappheit, sondern durch einen Überschuss an Nahrungsmittel
gekennzeichnet war. Die Folge war, dass die Lebensmittel schnell, günstig und reichlich
vorhanden waren. Dies führte dazu, dass Lebensmittelhändler neue Verfahren entwickeln
mussten, um Lebensmittel besser vermarkten zu können, da sie unter dem Preisdruck sonst
nicht mehr wettbewerbsfähig sein konnten. Dazu zählen z.B. die Entwicklung von Fast-
Food-Ketten und Markenproduktentwicklung um KonsumentInnen zu binden und Le-
bensmittel zu höheren Preisen verkaufen zu können. Doch nicht nur auf Händlerebene hat-
te man mit Problemen zu kämpfen, denn das Überangebot an Nahrungsmitteln führte dazu,
dass Lebensmittelabfälle kulturell weniger relevant und von geringer Wichtigkeit für die
Gesellschaft wurden. Überlegungen wie man wissenschaftlich sinnvoll mit Lebensmit-
telabfällen umgehen kann wurden in Zeiten des Überangebots an Nahrung wenig ange-
stellt: während ein Interesse an dieser Thematik erst in der ersten Hälfte des 20. Jahrhun-
derts zu sehen ist, ist die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg durch eine weit verbreitete
Nichtbeachtung von Lebensmittelabfällen gekennzeichnet (Evans u.a. 2013).
Die Welternährungskrise 2008 kann in diesem Zusammenhang als entscheidendes Ereignis
angesehen werden, was dazu führte, dass die Annahme, Lebensmittel würden weiterhin
billiger werden, nicht mehr aufrecht erhalten werden konnte. Denn seit 2008 steigen die
Nahrungsmittelpreise periodisch an, was dazu führt, dass die Kosten der Lebensmitteler-
zeugung und -verwertung ein Anliegen und Diskussionsthema von KonsumentInnen und
der Öffentlichkeit geworden sind. Zudem steigerte sich das Bewusstsein für Fragen hin-
sichtlich der Abfallentsorgung und des Recycling. Dies ist auch auf staatlicher Ebene zu
beobachten, wie die sogenannte „Landfill Directive (1999/3/EC)“ – eine Richtline der Eu-
ropäischen Union, zeigt. Diese hat das Ziel, negative Auswirkungen von Mülldeponien auf
die Umwelt und die menschliche Gesundheit zu verringern. Es werden gesetzlich verbind-
liche Ziele gesetzt, an denen sich die Mitgliedsstaaten zu halten haben. Hierbei soll vor
allem ein anderer Umgang mit Abfall erreicht werden, d.h. der Fokus wird auf die Res-
- 19 -
source Müll gelegt. Dies bedeutet, dass aus Abfall mittels Wiederverwendung, Wieder-
verwertung und Transformation in Energie, Wert geschaffen werden soll. Dennoch ist zu
erwähnen, dass die Ziele sehr gewagt und hoch gesteckt wurden: so soll das Ausmaß von
biologisch abbaubarem Müll, zu dem auch Lebensmittelabfälle gehören, um 35 Prozent
von 1995 bis 2016 gesenkt werden (Evans u.a. 2013).
Dass die Reduktion von Lebensmittelabfällen insbesondere in der Europäischen Union ein
großes Anliegen ist, zeigt auch die Tatsache, dass verschiedene politische Ziele innerhalb
der Mitgliedsstaaten laufend gesetzt werden. Beispielsweise übergab das Europäische Par-
lament 2012 einen Beschluss, indem es die Europäische Kommission ersuchte, die damals
vorhandenen Abfallmengen bis 2025 zu halbieren. In diesem Zusammenhang ist zu erwäh-
nen, dass die Europäische Kommission Schätzungen verlautbarte, aus denen hervorgeht,
dass jährlich in der EU 90 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle produziert werden. Es
wird hier vor allem zur Debatte gestellt, dass mehr als 70 Millionen Menschen in der EU
unter der Armutsgrenze leben und 16 Millionen auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen sind,
damit sie keiner Unterernährung ausgesetzt sind. Hier zeigt sich der Zusammenhang zwi-
schen Lebensmittelabfall und Bedürftigkeit. Der Beschluss des Europäischen Parlaments
hebt aber auch hervor, dass Lebensmittelabfall entlang der gesamten Wertschöpfungskette
auftritt, was eine abgestimmte Strategie innerhalb derer erfordert, die gezielte Maßnahmen
für Verpackung, Kennzeichnung der Waren sowie Ausbildungsmaßnahmen zur Verbesse-
rung der Produktionsprozesse beinhalten muss (Evans u.a. 2013).
Das Thema Lebensmittelabfall gewann auch weltweit an Interesse und wurde immer mehr
zu einem Forschungsgegenstand, mit dem man umgehen und welchen man näher betrach-
ten und analysieren muss. Beispielsweise veröffentlichte die Organisation für Ernährung
und Landwirtschaft (FAO) der Vereinten Nationen Ergebnisse einer ersten Studie, in der
das Ausmaß und die Folgen von weltweitem Lebensmittelabfall diskutiert wurde: Schät-
zungen zufolge sind ein Drittel der produzierten Nahrungsmittel nicht für den Verzehr für
Menschen bestimmt oder werden weltweit verschwendet, das entspricht rund 1,3 Milliar-
den Tonnen jährlich. Im Rahmen der Erläuterungen wird auch angeführt, dass zukünftige
Forschung und Koordinierung auf dem Gebiet der Lebensmittelabfallwirtschaft erforder-
lich sind um Abfälle entlang der Wertschöpfungskette besser verwerten und behandeln zu
können (Evans u.a. 2013).
- 20 -
2.5 Die Abfallwirtschaft und die Abfallsysteme bezogen auf Lebensmittel
Bereits etwa 8.000 bis 9.000 Jahre vor unserer Zeitrechnung haben Menschen begonnen all
ihre Abfälle außerhalb der Wohnsiedlung zu lagern, verständlicherweise um nicht von Un-
geziefer, Gestank und Tieren belästigt zu werden. Im Altertum begann man dann Gruben
für Abfälle und Fäkalien zu graben, begann auch mit Straßenreinigungen und erließ Vor-
schriften dazu, denn Müll außerhalb der Stadtmauern zu lagern. Angesichts dessen, waren
Verschmutzungen des Grundwassers, von Flüssen und Straßen, verursacht durch den Müll
und Fäkalien der Menschen und Tiere, die Folge. Erst um das 19. Jahrhundert herum er-
kannte man den Zusammenhang zwischen Krankheiten bzw. Sterblichkeit und der man-
gelnden Hygiene und dem Abfallproblem. Im Jahr 1876 wurde in England die erste Müll-
verbrennungsanlage gebaut, gefolgt von Deutschland (Hamburg) im Jahre 1893. In den
nachfolgenden Jahren wurde man immer mehr auf das Müll- und Abfallproblem aufmerk-
sam und es erfolgte eine kontinuierliche Verbesserung der Deponien, Kompostierung und
Verbrennung auf Müllplätzen. Abfallvermeidung fand allerdings erst im Jahr 1986 den
Ursprung, wo man die Möglichkeit der Wiederverwendung von Produkten und eine erhöh-
te Lebensdauer erkannte. Jedoch dauerte es von 1991 bis 1993, bis sich der Druck auf die
Industrie und den Handel so erhöht hatte, dass sie sich mit Abfallvermeidung auseinander-
setzten musste. Ein mit der Abfallwirtschaft eng verbundener Bereich ist die Altlastsanie-
rung insbesondere hervorgerufen durch alte Deponien, herbeigeführt durch den in der Ver-
gangenheit mangelnden und unverantwortlichen Umgang mit Müll (Bilitewski u.a. 2000).
Mittlerweile ist die Abfallwirtschaft weit fortgeschritten. Den Abfall als einen eigenen Ge-
schäftsbereich anzusehen, erkannte als bekanntestes Abfallunternehmen in Österreich im
Jahr 1979 die Familie Roth unter dem damaligen Firmennamen „Roth-Umweltschutz“,
heute bekannt unter „Saubermacher“. In jedem Bundesland gibt es eigene Zweignieder-
lassungen bzw. Partnerunternehmen, die sowohl den sortierten Hausmüll, als auch Gewer-
bemüll einsammeln, recyceln bzw. letztendlich entsorgen (Saubermacher 2014).
Gille (2013) nützt ein Konzept eines Abfallsystems, welches dazu dient, weltweite Verbin-
dungen im Zusammenhang mit der Entstehung von Lebensmittelabfällen zu verstehen.
Dieses sieht Abfall als eine gesellschaftliche Beziehung an und nimmt an, dass es in jeder
Wirtschaft einen Abfallkreislauf zusätzlich zu einem Wertkreislauf gibt, welche als von-
einander abhängig anzusehen sind. Durch eine Analyse von empirischen Sekundärdaten
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kommt Gille (2013) zu dem Entschluss, dass das weltweite ungleiche Vorhandensein von
Unsicherheit eine wichtige Determinante für die Entstehung von Lebensmittelabfällen ist.
Die Beziehung, die zwischen Abfall und Risiko besteht, erstreckt sich aber nicht nur über
geografische sondern auch über skalare Grenzen. D.h. es gibt zwar Lösungen für das Le-
bensmittelabfallproblem, diese sind jedoch auf technologische Innovationen begrenzt und
einige Länder können aufgrund bestehender Unterschiede und Ungleichheiten keine Lö-
sungen aufweisen, was zur Folge hat, dass oft bestehende Probleme verschlimmert werden.
Abfallsysteme bestehen aus gesellschaftlichen Einrichtungen und werden durch die Ge-
bräuche und Sitten einer Gesellschaft bestimmt, die nicht nur dafür sorgen, dass Abfall als
wertvoll angesehen werden kann, sondern auch dessen Produktion und Verteilung regeln.
Aus diesem Grund unterscheiden sich Abfallsysteme voneinander in der Entstehung, der
Repräsentation sowie dem politischen Umgang mit Abfall der verschiedenen Länder. Je-
doch ist ein Bestandteil das zurzeit wesentlichste Merkmal eines weltweiten Lebensmit-
telabfallsystems: die Produktionskomponente. Hier zeigt sich insbesondere der Zusam-
menhang zwischen Risiko und Abfallentstehung (Gille 2013). Gille (2013) unterscheidet
folgende Risiken, die die Entstehung von Lebensmittelabfällen beeinflussen:
• Wirtschaftliches Risiko
• Technologisches Risiko
• Gesetzliches und politisches Risiko
Wirtschaftliches Risiko
Wirtschaftliche Risiken stellen einen Schlüsselaspekt in der Entstehung von Abfall dar.
Grund hierfür ist, dass das Vorhandensein von wirtschaftlichen Unsicherheiten Lebensmit-
telabfälle generieren kann und dies in verschiedenen Stufen der Produktion sowie des Kon-
sums. Als Beispiel werden Subventionen und andere Fördermöglichkeiten durch die USA
und die Europäische Union, die ungleich in verschiedene Länder geleistet werden, genannt
(Gille 2013).
Technologisches Risiko
Technologische Risiken im Ausmaß von Qualitäts- und Sicherheitsstandards beeinflussen
ebenfalls die Entstehung und die Menge von Lebensmittelabfällen. Dazu zählen z.B. Richt-
linien und Standards hinsichtlich der Merkmale von Produkten, wie etwa die Form und
Länge von Bananen oder Gurken und Aussehcharakteristika von anderem Gemüse und
- 22 -
Obst, wie etwa die Farbe oder das Vorhandensein von natürlichen Abschürfungen. So wer-
den große Mengen an noch verwertbaren Lebensmitteln aufgrund des Nichterfüllens sol-
cher Standards weggeworfen (Gille 2013).
Gesetzliche und politisches Risiko
Rechtliche Risiken beziehen sich vor allem auf Verpflichtungen, die aufgrund von biologi-
schen und technologischen Gefahren entstehen. Dazu zählen vor allem die gesetzlichen
Vorschriften hinsichtlich der Mindesthaltbarkeitsdaten, des Ausweisens von Herkunft und
der Bestandteile von Lebensmitteln. Je kürzer diese Daten angegeben werden, obwohl das
Essen noch verwendet werden könnte, desto eher steigt die Abfallmenge an Lebensmitteln
(Gille 2013).
Somit gibt es eine Vielzahl an Gründen und Ursachen, warum Lebensmittelabfall anfällt.
Im nachstehenden Kapitel wird ein Begriff näher erläutert, der auch in diesem Zusammen-
hang in letzter Zeit immer mehr an Bedeutung gewonnen hat, Corporate Social Responsi-
bility, (CSR).
- 23 -
KKaappiitteell 33
CCoorrppoorraattee SSoocciiaall RReessppoonnssiibbiilliittyy –– eeiinn BBeeggrriiffff mmiitt vviieelleenn
FFaacceetttteenn
In der heutigen Zeit müssen sich Unternehmen, egal ob von regionaler, nationaler oder
internationaler Größe, im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit nicht nur mit Fragen der Pro-
duktion von Gütern und Dienstleistungen und der damit verbundenen Optimierung der
Wertschöpfungskette beschäftigen. Beispiele für derartige Aspekte sind der Wunsch der
Gesellschaft nach Umweltschutz, Armutsbekämpfung und Sicherheit der Arbeitsplätze. In
diesem Zusammenhang ist in den letzten Jahren ein Begriff immer präsenter geworden,
jener des CSR (Corporate Social Responsibility).
3.1 Corporate Social Responsibility
Unternehmen sollen freiwillig zur Lösung gesellschaftlicher Herausforderungen beitragen
und somit auch ihren Erfolg stärken – dies ist eine oft verwendete Umschreibung des Be-
griffes CSR. Dennoch wird kritisiert, dass sich Unternehmen in ökologischen und gesell-
schaftlichen Belangen nur deswegen engagieren, um sich von Konkurrenzbetrieben abzu-
heben und im globalen Wettbewerb bestehen zu können. Diese wird damit begründet, dass
das oberste Ziel der Unternehmen hauptsächlich Gewinnmaximierung sei um in Zeiten der
Globalisierung wettbewerbsfähig bleiben zu können. Dennoch steht es außer Frage, dass
auch gesellschaftliche und ökologische Aspekte in die Geschäftstätigkeit und die Ziele des
Unternehmens integriert werden müssen, um langfristig überleben zu können. Dies gilt für
Betriebe unterschiedlicher Branchen, auch für den Lebensmittelhandel (Stapel und Giese
2012).
Bezugnehmend auf die vorangegangenen Ausführungen ist in den letzten Jahren Corporate
Social Responsibility oder abgekürzt CSR immer präsenter geworden. So lautet die Defini-
tion der Europäischen Kommission in dem veröffentlichten „Grünbuch Europäische Rah-
menbedingungen für die Soziale Verantwortung der Unternehmen“: „CSR bezeichnet ein
integriertes Unternehmenskonzept, das alle sozialen, ökologischen und ökonomischen Bei-
träge eines Unternehmens zur freiwilligen Übernahme gesellschaftlicher Verantwortung
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beinhaltet, die über die Einhaltung gesetzlicher Bestimmungen hinausgehen und die Wech-
selbeziehungen mit den Stakeholdern einbeziehen.“ (Stapel und Giese 2012) Bei Literatur-
und Internetrecherchen zeigt sich jedoch, dass es bei der Vielzahl an Definitionen von CSR
Gemeinsamkeiten gibt, die insbesondere die von der Europäischen Kommission verwende-
ten Begriffe wiederspiegeln.
Daher wird im Rahmen der vorliegenden Masterarbeit der Begriff CSR folgendermaßen
definiert:
CSR bezeichnet die freiwillige Integration von wirtschaftlichen, ökologischen und
gesellschaftlichen Belangen in die Geschäftstätigkeiten und Strategien eines Unter-
nehmens, sowohl auf operativer als auch strategischer Ebene, sowie die Einbeziehung
der Bedürfnisse und Beziehungen der Share- und Stakeholder.
Diese in der obigen Definition angeführten Aspekte spiegeln die TBL von CSR wieder, die
in einem nachfolgenden Abschnitt näher erläutert wird. Hintergrund ist, dass dieses theore-
tische Konstrukt von CSR eine der am häufigsten verwendete Grundlage für empirische
Untersuchungen im Rahmen von CSR-Tätigkeiten von Unternehmen ist. Daher wird auf
diese auch bei der Begriffsdefinition im Rahmen dieser Masterarbeit zurückgegriffen.
3.2 Geschichtliche Entwicklung von Corporate Social Responsibility
Der Begriff CSR hat eine lange geschichtliche Entwicklung hinter sich. Innerhalb der wis-
senschaftlichen Literatur kann er bis in die 1920er Jahre zurückverfolgt werden. Die dama-
lige Ansicht der WissenschaftlerInnen war es schon, dass gewinnmaximierendes Verhalten
von Unternehmen nicht der wichtigste Aspekt derer Geschäftstätigkeit ist (Hansen und
Schrader 2005).
Nach den 1920er Jahren stand die Rolle der ManagerInnen im Mittelpunkt der wissen-
schaftlichen Diskussionen im Rahmen von CSR. Zusätzlich entstanden diverse Konzeptua-
lisierungen des Begriffes. Die diversen Definitionen, die im Laufe der nachfolgenden Jahr-
zehnte entstanden, sahen in CSR eine Art „Verpflichtung“ der Unternehmen, Geschäftspo-
litiken zu verfolgen und Entscheidungen zu treffen, die von der Gesellschaft gewünscht
bzw. gefordert werden (Maignan und Ferrell 2004).
Obwohl die Mehrheit an WissenschaftlerInnen und ForscherInnen in diesem Zusammen-
hang A.B. Carroll als den Begründer des modernen CSR-Begriffes und dessen Bedeutung
- 25 -
ansieht, ist letzterer dennoch H. Bowen, da sich dieser in seiner Arbeit „Social Responsibi-
lities of the Businessman“ bereits mit theoretischen Erklärungsansätzen, die sich mit den
Verantwortlichkeiten von Unternehmen befassen, auseinandersetzt (Carroll 1999).
Die 1960er Jahre waren dann dadurch gekennzeichnet, dass man versuchte, CSR zu forma-
lisieren und genauer zu definieren um den Begriff besser verstehen zu können. Die wissen-
schaftlichen Forschungen und Arbeiten dieser Zeit wurden sehr durch die Sichtweisen von
M. Friedman geprägt, was sich bis in die 1970er Jahre fortsetzte (Carroll 1999). Nach M.
Friedman kann eine Tätigkeit nur dann als eine Tätigkeit im Sinne von CSR angesehen
werden, wenn sie nicht gewinnbringend ist (Baron 2010). Weiters wurde die Wichtigkeit
der Stakeholder in Bezug auf CSR in den 1980er Jahren vermehrt erkannt, was insbesonde-
re R.E. Freeman zu verdanken ist, der sich mit der Stakeholder Theorie auseinandersetzte
und argumentierte, dass es eine Vielzahl an Stakeholdern gibt, die den Erfolg oder Misser-
folg eines Unternehmens beeinflussen (Windsor 2001). In Bezug auf das zugrunde liegen-
de Thema dieser Masterarbeit sind dies insbesondere die KonsumentInnen, die Regierung
sowie die Lieferanten und Abfall- und Entsorgungsunternehmen mit denen die Lebensmit-
telunternehmen im Rahmen ihrer Geschäftstätigkeit zu tun haben.
Im 21. Jahrhundert wurde schließlich vermehrt das Thema CSR diskutiert. Insbesondere ist
dies auf die zunehmenden Umweltprobleme und -katastrophen, der steigenden Armut so-
wie den gesellschaftlichen Forderungen, z.B. Proteste gegen Kinderarbeit, zurückzuführen
– Themen, die durch die Medien, vor allem durch das Internet, viel mehr an die Öffent-
lichkeit geraten und dadurch Debatten auslösen. Daraus folgt, dass Unternehmen sehr wohl
„… Verantwortung zur Verbesserung der weltweiten gesellschaftlichen und ökologischen
Bedingungen übernehmen sollen.“ (Windsor 2001).
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass die historische Entwicklung von CSR
auch von der Entstehung diverser Konzepte über CSR begleitet wurde. Beispiele hierfür
sind die „CSR-Pyramide“ von Carroll (1991) und die „Triple Bottom Line von CSR“.
Grund für diese Wahl ist, dass bei der Literaturrecherche herausgefunden wurde, dass die-
ser theoretische Ansatz in der Literatur von CSR am häufigsten zitiert und verwendet wird.
Zudem ist er am geeignetsten zur Ausarbeitung eines Interview-Leitfadens und der danach
folgenden Durchführung der Interviews, da er übersichtlich darstellt und erklärt, was unter
CSR verstanden wird. Daher werden diese zwei Konzepte im nachfolgenden Abschnitt
näher erläutert.
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3.2.1 Die CSR-Pyramide von Carroll
Carroll (1991) unterteilt den Begriff CSR in vier Ebenen: wirtschaftlich, gesetzlich, ethisch
und philanthropisch. Diese Kategorisierung stellt der Autor in Pyramidenform dar, wie in
Abbildung 3 ersichtlich.
Abbildung 3: CSR-Pyramide von Carroll (in Anlehnung an Carroll 2004)
Die Unterteilung spiegelt jene Verantwortlichkeiten bzw. Verpflichtungen eines Unter-
nehmens wieder, die im Zuge der Integration von CSR in den Geschäftstätigkeiten und
Strategien erfüllt werden sollen. Diese können wie folgt beschrieben werden (Carroll 1991,
2004):
• Wirtschaftliche Verpflichtungen: Darunter wird verstanden, dass ein Unternehmen
Geschäftstätigkeiten durchzuführen hat um auf dem globalen Markt wettbewerbs-
fähig bleiben zu können. Insbesondere haben die ManagerInnen darauf zu achten,
dass die Firma gewinnbringend ist. Verluste können zwar nicht ausgeschlossen
werden, jedoch kann es in sich dauernd ändernden Umweltbedingungen – wie dies
heutzutage der Fall ist – nicht überleben ohne Gewinne zu erwirtschaften.
• Gesetzliche Verpflichtungen: Dieser Teil der CSR-Pyramide spiegelt die Verpflich-
tung des Unternehmens gegenüber dem Gesetz wieder, was bedeutet, ein Unter-
nehmen muss sich gesetzlichen Regelungen beugen und diese einhalten.
• Ethische Verantwortung: Ein Unternehmen hat sich in diesem Zusammenhang so
zu verhalten, dass es Tätigkeiten durchführt bzw. die OrganisationsmitgliederInnen
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das tun, was richtig und fair ist. Insbesondere sollen Schäden für die Gesellschaft
und die Umwelt vermieden werden. Dies haben die Strategien des Unternehmens
widerzuspiegeln.
• Philanthropische Verpflichtungen: Die oberste Ebene der CSR-Pyramide nach Car-
roll beschreibt das kreative gesellschaftliche Engagement eines Unternehmens, d.h.
es hat seine Geschäftstätigkeiten so zu wählen und durchzuführen wie es von der
Gesellschaft gewünscht wird.
Die oben angeführten Ebenen der CSR-Pyramide schließen sich jedoch nicht gegeneinan-
der aus, denn nach Carroll (1991) soll dieses Modell den GeschäftsführerInnen und Mana-
gerInnen eines Unternehmens als Leitfaden dienen. Dessen Hauptaufgabe besteht darin
jene Verpflichtungen aufzuzeigen, die ein Unternehmen zu erfüllen hat um den Anforde-
rungen und Bedürfnissen der Gesellschaft sowie dem Erhalten einer gesunden Umwelt zu
dienen (Carroll 1991).
Das dargestellte Konzept der CSR-Pyramide ist ein vielfach in der Literatur zitierter An-
satz, welches auch in empirischen Untersuchungen als zugrundeliegendes theoretisches
Modell verwendet wird. Dennoch kann ein anderes theoretisches Konstrukt als das am
meisten verwendete im Hinblick auf CSR angesehen werden: die Triple Bottom Line
(TPL) von CSR. Der Grund liegt darin, da sich die Hauptbestandteile dieses Modells mit
jenen der CSR-Pyramide von Carroll gleichen. Dies wird im nächsten Unterkapitel näher
erläutert und dargestellt.
3.2.2 Die Triple Bottom Line von CSR
Ein weit verbreitetes und in der wissenschaftlichen Literatur häufig erwähntes und ver-
wendetes Konzept in Bezug auf CSR ist jenes der Triple Bottom Line (TBL). Dieses geht
auf J. Elkington zurück, der das Modell in den 1990er Jahren entwickelte. Es ist auch unter
dem Namen „Drei Säulen Modell“ bekannt und kann folgendermaßen dargestellt werden:
- 28 -
Abbildung 4: Die Triple Bottom Line (Drei Säulen Modell) von Corporate Social Responsibility (in Anleh-
nung an Lexikon Nachhaltigkeit 2013)
Wie in obiger Abbildung 5 ersichtlich, sagt das Konzept der Drei Säulen bzw. der TBL
von CSR aus, dass unternehmerische Tätigkeiten im Sinne von CSR so auszuführen sind,
dass Wirtschaft, Ökologie und Soziales gleichrangig und gleichgewichtig integriert wer-
den. Dies soll „… auf gesamtwirtschaftlicher und politischer Ebene als auch auf globaler
und unternehmerischer Ebene …“ geschehen (Lexikon Nachhaltigkeit 2013).
Das Modell beschreibt im Wesentlichen, dass der Erfolg oder Misserfolg eines Unterneh-
mens nicht nur an wirtschaftlichen Aspekten, z.B. Gewinne, gemessen werden soll und
kann, sondern auch an ökologischen und gesellschaftlichen Maßzahlen bzw. Leistungen.
Diese Punkte müssen auch in die Strategien des Unternehmens mit eingebaut werden, da-
mit Ziele hinsichtlich CSR erreicht werden können. Um die Idee, die hinter der TBL von
CSR steht, an einem praktischen Beispiel zu erläutern, wird das Unternehmen Spar Hol-
ding AG herangezogen. Auf dessen Webseite wird darauf hingewiesen, dass die Geschäfts-
tätigkeiten unter Berücksichtigung des Drei Säulen Modells durchgeführt werden, d.h. ge-
sellschaftliche, ökologische und wirtschaftliche Tätigkeiten werden in die gesetzten Ziele
sowie in die Strategien und die operativen Geschäftstätigkeiten von Spar integriert und
verfolgt. Dies soll dem Unternehmen selbst, den Angestellten, aber auch dem Kunden-
stamm und der Umwelt dienen. Als Beispiele können Trainee-Programme für Mitarbeite-
rInnen, regionale Produktangebote und Öffentlichkeitsarbeit für Umweltschutz genannt
werden. Insbesondere integriert Spar CSR in die gesamte Unternehmenskultur. D.h. Unter-
nehmensnutzen, Kundennutzen und gesellschaftlicher Nutzen sollen durch die Integration
von CSR in die Strategien und operativen Geschäftstätigkeiten erreicht werden (Spar
2013a).
CSR
Ökonomie
Ökologie
Soziales
- 29 -
KKaappiitteell 44
AAkkttuueellllee RReepprräässeennttaattiioonn ddeerr UUnntteerrnneehhmmeennssttäättiiggkkeeiitteenn vvoonn
aauussggeewwäähhlltteenn HHaannddeellsskkeetttteenn hhiinnssiicchhttlliicchh
LLeebbeennssmmiitttteellaabbffaallll uunndd CCSSRR ssoowwiiee BBeeiissppiieellee zzuu
LLeebbeennssmmiitttteellvveerrsscchhwweenndduunngg uunndd ggeesseettzzlliicchhee GGrruunnddllaaggeenn
Wie schon einleitend erwähnt, werden im Rahmen des empirischen Teils dieser Masterar-
beit Interviews durchgeführt. Die interviewten Personen sind Teil verschiedener Handels-
ketten die aufgrund ihres Bekanntheitsgrades ausgewählt wurden, d.h. es wurde eine will-
kürliche Auswahl getroffen, wobei die Entscheidung auf folgende Lebensmitteleinzelhan-
delsketten fiel:
• Spar Holding AG
• REWE Group (Billa, Penny, Merkur, ADEG)
• Hofer KG
In den nachfolgenden Unterabschnitten wird die Darstellung der jeweiligen Unternehmen
in der Öffentlichkeit auch hinsichtlich CSR beschrieben.
4.1 Unternehmenstätigkeiten der ausgewählten Handelsketten
4.1.1 Spar Holding AG
Nachhaltigkeit wird beim Unternehmen Spar als selbstverständlich angesehen.
Bereits im Jahre 1990, lange bevor CSR bekannt wurde, fixierte Spar schon Unterneh-
mensgrundsätze im Bezug auf den Umgang mit Umwelt, Gesellschaft, MitarbeiterInnen,
Lieferanten und Kunden. Dies spiegelt die Verankerung der TBL von CSR in der Unter-
nehmenstätigkeit von Spar wieder. Mitunter will Spar Impulse setzen und Beiträge zum
Umweltschutz, der Lebensqualität, zur gesunden Ernährung sowie zur Produktsicherheit
leisten. Weiters spielen für das Unternehmen Arbeitsqualität und Arbeitszufriedenheit der
MitarbeiterInnen eine sehr große Rolle. Ein wichtiger Grundsatz in diesem Zusammenhang
ist daher innerhalb der gesamten Organisatio
ren”, was bedeutet, dass Spar aktiv die Umwelt beeinflussen und gestalten und mit
schung und Entwicklung sowie
Spar in diesen Bereichen verantwortungsbewusst, nachhaltig, fair sowie respektvoll tätig
sein. Dies wird von Spar
Spar 2013b).
Abbildung 5: CSR als Teil der Unternehmenskultur von Spar Austria
Somit wird CSR als fixer Bestandteil der Unternehm
definiert. Social Leadership und Innovations
Kernziele: man möchte somit attraktivster Arbeitgeber sein, eine menschenfreundliche,
moderne und unkomplizierte Unternehmenskultur schaffen, alle MitarbeiterInnen mit de
sen Würde und Einzigartig
gegenüber der Umwelt, wi
den Lieferanten zeigen. Dies wird als Social Leadership bezeichnet.
Teamführerschaft bedeutet
bei Ladenarchitektur und -
Werbepolitik regelmäßig zu aktualisieren und an sich verändernde Umweltbedingungen
anzupassen. Weiters ist für Spar die proa
Bio-Produkten, Regionalität und Frische sehr wich
- 30 -
ist daher innerhalb der gesamten Organisationsstruktur von Spar “Agieren statt reagi
, dass Spar aktiv die Umwelt beeinflussen und gestalten und mit
schung und Entwicklung sowie Initiativen zum Umweltschutz beitragen
Spar in diesen Bereichen verantwortungsbewusst, nachhaltig, fair sowie respektvoll tätig
durch die nachfolgende Abbildung 5 dargestellt (Spar 2013a,
Unternehmenskultur von Spar Austria (entnommen aus
SR als fixer Bestandteil der Unternehmensstrategie von Spar angesehen und
Social Leadership und Innovations- und Themenführerschaft
somit attraktivster Arbeitgeber sein, eine menschenfreundliche,
und unkomplizierte Unternehmenskultur schaffen, alle MitarbeiterInnen mit de
sen Würde und Einzigartigkeit entgegenkommen sowie gesellschaftliche Verantwortung
Umwelt, wie z.B. der Ökologie allgemein, der Politik,
Dies wird als Social Leadership bezeichnet.
für Spar eine laufende Modernisierung der Märkte, Trendsetter
-gestaltung zu sein sowie Produktpräsentation
tik regelmäßig zu aktualisieren und an sich verändernde Umweltbedingungen
Weiters ist für Spar die proaktive Besetzung und Weiterentwicklung von CSR,
ionalität und Frische sehr wichtig (Spar 2013c). Diese Einbettung
“Agieren statt reagie-
, dass Spar aktiv die Umwelt beeinflussen und gestalten und mit For-
beitragen will. Weiters will
Spar in diesen Bereichen verantwortungsbewusst, nachhaltig, fair sowie respektvoll tätig
dargestellt (Spar 2013a,
entnommen aus Spar 2013b)
ensstrategie von Spar angesehen und
und Themenführerschaft sind daher zwei
somit attraktivster Arbeitgeber sein, eine menschenfreundliche,
und unkomplizierte Unternehmenskultur schaffen, alle MitarbeiterInnen mit des-
gesellschaftliche Verantwortung
Politik, der Investoren und
Dies wird als Social Leadership bezeichnet. Innovations- und
Märkte, Trendsetter
sowie Produktpräsentation, Marketing- und
tik regelmäßig zu aktualisieren und an sich verändernde Umweltbedingungen
tive Besetzung und Weiterentwicklung von CSR,
Diese Einbettung der
CSR-Aktivitäten in den ge
dargestellt.
Abbildung 6:Integration von CSR
2013c)
Die Kernprozesse beziehen sich
und Produktmanagement, Lager
2013c). Daher muss nachhaltiges
selbst übernommen werden
Spar selbst mit CSR identifizieren können und ihre Arbeit aus eigener Überzeugung durc
führen. Kontrolliert werden die CSR
„Head of CSR“, der in einer Stabstel
Board unterstützt wird. Die Organisationsstruktur
(Spar 2013d):
- 31 -
esamten Wertschöpfungsprozess wird von Spar
Integration von CSR-Aktivitäten in die Wertschöpfungsprozesse bei Spar
beziehen sich auf Einkauf und Sortimentsmanagement, Kommunikation
und Produktmanagement, Lager- und Transportlogistik sowie Standorte
Daher muss nachhaltiges Denken und Handeln von jedem Unternehmensbereich
rden. Dies soll sicherstellen, dass sich die Mitarbeiter
Spar selbst mit CSR identifizieren können und ihre Arbeit aus eigener Überzeugung durc
rden die CSR-Maßnahmen der einzelnen Fachbereiche
in einer Stabstelle tätig, dem Vorstand unterstellt ist und
Die Organisationsstruktur wird daher folgendermaßen dargestellt
wird von Spar in Abbildung 7
Wertschöpfungsprozesse bei Spar (entnommen aus Spar
Sortimentsmanagement, Kommunikation
Transportlogistik sowie Standorte und Verkauf (Spar
Unternehmensbereich
dass sich die MitarbeiterInnen von
Spar selbst mit CSR identifizieren können und ihre Arbeit aus eigener Überzeugung durch-
Maßnahmen der einzelnen Fachbereiche von einem
tellt ist und vom CSR
daher folgendermaßen dargestellt
- 32 -
Abbildung 7:Integration von CSR in die Organisationsstruktur von Spar (in Anlehnung an Spar 2013d)
Neben der Verankerung von CSR in die Organisationsstruktur des Unternehmens, werden
für Spar das Beschäftigen und das Tätig werden mit und in den Bereichen Klima und Um-
welt ebenfalls großgeschrieben. Beispielsweise gibt es zahlreiche Projekte und umwelt-
schützende Aktivitäten im Bezug auf nachhaltige Architektur, nachhaltiges Bauen und
Bewirtschaften in Österreich sowie in Bezug auf Mobilität und Belieferung mit Hybrid-
LKWs und E-Cars. Weiters ist man als einziger österreichischen Lebensmitteleinzelhänd-
ler Mitglied der WWF Climate Group und setzt sich auch detailliert mit dem Thema Le-
bensmittelabfall auseinander, was insbesondere für die vorliegende Masterarbeit von Be-
deutung ist (Spar 2013e).
Das Unternehmen Spar sieht Lebensmittel als kostbar an. Dem Unternehmen nach werden
so wenig Lebensmittel wie möglich weggeworfen. Dies wird damit begründet, dass alles
was weggeworfen wird, Kosten verursacht. Hier zeigt sich jedoch, dass in erster Linie ein
wirtschaftlicher Aspekt wohl im Vordergrund steht. In Summe werden weniger als 1 % der
Produkte, die im Laden sind, letztendlich weggeworfen. Dies unterscheidet sich je nach
Sortiment und Waren, was nachfolgend an Beispielen erläutert wird (Spar 2013f):
• Im Trockensortiment, z.B. bei Reis oder Nudeln, wird so gut wie nichts weggewor-
fen, denn bei diesen Produkten ist die Haltbarkeit wesentlich höher als bei anderen.
Ebenfalls garantieren hier automatische Bestellsysteme, dass nur so viel nachbes-
tellt wird, wie tatsächlich benötigt wird.
• Bei Brot und Gebäck ist es aufgrund
backen. Bei Zulieferung von Bäckern be
an die Bäcker zurückzugeben.
• Milch und Milchprodukte
bedingungen durch die Molkereien aus
diesen Produkten üb
• Lebensmittel aus dem Bereich der Feinkost,
noch aufgrund der Haltbarkeitsbestimmungen teilweise entsorgt
auch für Obst und Gemüse, den
Kontrollen stets aussortiert werden.
Trotz der oben angeführten Unterschiede hinsic
nehmen Spar kann im Allgemeinen dennoch gesagt werden,
Bestellungen in den Märkten die Wegwerfquote wesentlich mini
auf der Website des Unternehmens
Abbildung 8:Lebensmittel als kostbares Gut im Unternehmen Spar
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass nicht nur die
telabfall für Spar wichtig ist
verkauften Lebensmitteln: j
auf der Website eines zu viel. Aus diesem Grund gibt Spar Lebensmittel, welche noch
nießbar sind, aber aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht- 33 -
Bei Brot und Gebäck ist es aufgrund der Backstationen möglich bedarfsgerecht
. Bei Zulieferung von Bäckern besteht die Möglichkeit nichtverkaufte Ware
an die Bäcker zurückzugeben.
Milch und Milchprodukte zeichnen sich mittlerweile durch verbesserte
gungen durch die Molkereien aus, wodurch unter der Woche kaum etwas
diesen Produkten übrig bleibt, jedoch wochenends vor allem Frischmilchprodukte.
Lebensmittel aus dem Bereich der Feinkost, d.h. Fleisch oder Fisch, müssen
aufgrund der Haltbarkeitsbestimmungen teilweise entsorgt
Obst und Gemüse, denn diese Lebensmittel müssen
Kontrollen stets aussortiert werden.
Trotz der oben angeführten Unterschiede hinsichtlich des Wegwerfverhaltens beim Unte
nehmen Spar kann im Allgemeinen dennoch gesagt werden, dass durch
lungen in den Märkten die Wegwerfquote wesentlich minimiert wird. Dies wird auch
auf der Website des Unternehmens angepriesen wie die Abbildung 8 zeigt
Lebensmittel als kostbares Gut im Unternehmen Spar (entnommen aus Spar 2013
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass nicht nur die Reduktion von Lebensmi
für Spar wichtig ist, sondern auch das Weitergeben und das Verwenden von nicht
: jedes verschwendete Kilo Lebensmittel ist gemäß den Angaben
eines zu viel. Aus diesem Grund gibt Spar Lebensmittel, welche noch
aufgrund gesetzlicher Regelungen nicht mehr verkauft
möglich bedarfsgerecht zu
nichtverkaufte Ware
verbesserte Hersteller-
unter der Woche kaum etwas von
schmilchprodukte.
d.h. Fleisch oder Fisch, müssen den-
aufgrund der Haltbarkeitsbestimmungen teilweise entsorgt werden. Dies gilt
diese Lebensmittel müssen mittels laufender
verhaltens beim Unter-
durch bedarfsgerechte
miert wird. Dies wird auch
zeigt.
(entnommen aus Spar 2013f)
Reduktion von Lebensmit-
, sondern auch das Weitergeben und das Verwenden von nicht
ist gemäß den Angaben
eines zu viel. Aus diesem Grund gibt Spar Lebensmittel, welche noch ge-
mehr verkauft werden dürfen,
- 34 -
an Sozialeinrichtungen weiter. So haben von den rund 800 Spar-, Eurospar- und Interspar-
Filialen knapp 70 % eine Sozialorganisation als fixen Kooperationspartner. Spar arbeitet in
jedem Bundesland in Österreich mit anderen Sozialorganisationen zusammen: in Wien,
Niederösterreich und Burgenland sind dies der Le+O der Caritas und das Team Österreich
Tafel, in Vorarlberg der Verein Tischlein deck dich, in Tirol TISO Innsbruck und das Rote
Kreuz, in Salzburg SOMA-Salzburg und Flachgauer Tafeln in Oberösterreich und Kärtnen
SOMA und das Rote Kreuz sowie in der Steiermark die Vinzimärkte und die Team Öster-
reich Tafeln (Spar 2013g).
Ein weiteres Engagement von Spar findet unter dem Slogan „Grün einkaufen: regional
und saisonal!“ statt. Spar setzt nämlich einen Fokus auf heimische Lebensmittel sowie
Bio-Produkten. Somit kann ein kürzerer Transportweg mit weniger CO2-Ausstoß und
Energieverbrauch garantiert werden. Weiters kann dadurch saisonales Obst und Gemüse
angeboten werden, welches auf österreichischen Feldern wächst und somit keinen langen
Transportwegen ausgesetzt ist. In weiterer Folge profitieren heimische Bauern bei jedem
Einkauf davon (Spar 2013h).
Die Öffentlichkeitsarbeit im Sinne von CSR ist bei Spar auf die Homepage beschränkt
sowie Foldern in den Filialen und Hinweisen auf Prospekten. Auf der Homepage kann man
sich z.B. eine Broschüre downloaden, welche sich „Feiertage Restlos genießen“ nennt.
Unter diesem Motto will Spar insbesondere darauf aufmerksam machen, dass man auch zu
Hause bewusst darauf achten kann, so wenig Lebensmittel wie möglich im Müll zu entsor-
gen. So will man mit den sogenannten „Restl-Rezept-Heften“ der Wegwerfproblematik
entgegenwirken und mit verschiedenen köstlichen Gerichten, die aus übriggebliebenen
Speisen oder Produkten vom Vortag gekocht werden können, darauf hinweisen, dass man
nicht immer alles im Müll entsorgen muss. Zusätzlich werden auch Tipps für den Haushalt
im Sinne von Umweltschutz, Müllvermeidung und Lebensmittelverschwendung gegeben
(Spar 2013i).
Als weiterer wichtiger Punkt im Rahmen von CSR-Tätigkeiten und Nachhaltigkeit von
Spar ist die Verwendung von ausschließlich klimaschonenden Einkaufssackerl zu nennen.
D.h. jede der Bio-, Papier- und Kunststofftaschen ist biologisch abbaubar oder aus Recyc-
lingmaterial herstellt und schont somit die Umwelt. Ebenso sind die Verpackungen der
Spar Natur-Pur-Produkte verrottbar und jene der Eier können recycelt werden (Spar
2013j).
- 35 -
4.1.2 REWE Group
Die „REWE Group“ bzw. „REWE International AG“ besteht aus rund 2.500 Filialen ihrer
Handelsfirmen Billa, Merkur, Penny, Bipa, Adeg und AGM in Österreich (Rewe 2013a).
Anhand der drei Säulen der Nachhaltigkeit setzt die REWE Group verschiedene Maßnah-
men in den Bereichen Ökologie (Energie, Klima und Umwelt), Ökonomie und Soziales
(MitarbeiterInnen). In diesem Zusammenhang hat sich die REWE Group das Ziel gesetzt,
die Treibhausgasemissionen pro Quadratmeter Verkaufsfläche bis 2015 um 30 Prozent
gegenüber dem Basisjahr 2006 zu senken. Im Bereich des Energieverbrauches hat man
energieeffiziente Filialen errichtet, die durchschnittlich 34 Prozent des gesamten Verbrau-
ches einsparen. Hierzu zählen vor allem Maßnahmen im Bereich der Kühlung von Produk-
ten und der Beleuchtung. Weiters bezieht die Holdinggesellschaft der REWE International
AG seit 2008 Grünstrom aus österreichischen Wasserkraftwerken. Aufgrund der wesentli-
chen Energieeinsparungen wurden die Filialen Billa Klosterneuburg (2008), Merkur Klos-
terneuburg (2008) und Penny Feistritz (2009) von der EU als sogenannte „GreenBuil-
dings“ ausgezeichnet, d.h. diese Filialen dienen als Maßstab für umweltfreundliches und
bewusstes Bauen für alle neuen und geplanten Gebäude. Weiteres Ziel der REWE Interna-
tional AG ist es, zwei Prozent der Energieversorgung auf Basis erneuerbarer Energie zu
erreichen (Rewe 2013b).
Das Leitbild von REWE International AG wurde im Jahr 2008 neu überdacht. Es besteht
derzeit aus vier zentralen Bausteinen: Mission, Grundwerte, Vision und Leitsätze. Die
Grundwerte der REWE Group können folgendermaßen aufgelistet werden (Rewe 2013c):
• „Wir handeln eigenverantwortlich im Sinne der Gemeinschaft!“
• „Wir handeln für den Kunden - wir sind mitten im Markt!“
• „Wir haben Mut für Neues, Stillstand ist Rückschritt!“
• „Wir begegnen einander offen, mit Vertrauen und Respekt. Unser Wort gilt!“
• „Wir ringen um die beste Lösung, entscheiden wohlüberlegt und handeln konse-
quent!“
• „Wir sind uns unserer Verantwortung bewusst und handeln nachhaltig!“
Abbildung 9:Auszug aus dem Leitbild der REWE
Im sozialen Bereich der TBL
und gewinnbringende Bindung zwischen Unternehmen und ArbeitnehmerInnen. Laut
REWE sind Arbeit und Arbeitsplätze nur dann erfüllend und nachhaltig, wenn sich die
MitarbeiterInnen wohlfühlen. Weiter
betriebliche Gesundheitsförderungen wesentliche Faktoren für die lange Zugehörigkeit
dauer der MitarbeiterInnen
Nachhaltigkeit für MitarbeiterInnen im April 2013 eine Kommunikationsplattform
einer eigenen Website (http://
Da für REWE International AG die Mitarbeiter
TBL sowie der damit verbundenen
2008 das Projekt Gesundheitsförderung
teinbezogen wurden. Ziel ist es,
sondern auch nachhaltig zur
ragen. Dafür gibt es viele gesundheitsförderliche Maßnahmen wie Gesundheitsschuhe,
Informationsmaterialien und Schulungen zum Thema
rungskräfteschulungen, Gesundheitschecks und Vorsorgetage. Im Herbst 2010 bekam man
- 36 -
Auszug aus dem Leitbild der REWE Group (entnommen aus Rewe 2013c)
der TBL setzt die REWE International AG auf eine gegensei
und gewinnbringende Bindung zwischen Unternehmen und ArbeitnehmerInnen. Laut
REWE sind Arbeit und Arbeitsplätze nur dann erfüllend und nachhaltig, wenn sich die
eiterInnen wohlfühlen. Weiters sollen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten
betriebliche Gesundheitsförderungen wesentliche Faktoren für die lange Zugehörigkeit
dauer der MitarbeiterInnen sein. So wurde beispielsweise für das bessere Verständnis von
achhaltigkeit für MitarbeiterInnen im April 2013 eine Kommunikationsplattform
(http://www.gemeinsam-nachhaltig.at) eingerichtet (Rewe 2013d).
Da für REWE International AG die MitarbeiterInnen Mittelpunkt der zentralen Säule der
BL sowie der damit verbundenen Nachhaltigkeitsstrategie darstellen, wurde im Herbst
2008 das Projekt Gesundheitsförderung gestartet, bei dem 800 Filial-MitarbeiterInnen m
Ziel ist es, nicht nur das Gesundheitsbewusstsein
zur Verbesserung der gesundheitsrelevanten Verhältnisse
. Dafür gibt es viele gesundheitsförderliche Maßnahmen wie Gesundheitsschuhe,
Informationsmaterialien und Schulungen zum Thema „Heben und Tragen“
chulungen, Gesundheitschecks und Vorsorgetage. Im Herbst 2010 bekam man
Group (entnommen aus Rewe 2013c)
AG auf eine gegenseitige, faire
und gewinnbringende Bindung zwischen Unternehmen und ArbeitnehmerInnen. Laut
REWE sind Arbeit und Arbeitsplätze nur dann erfüllend und nachhaltig, wenn sich die
und Weiterbildungsmöglichkeiten sowie
betriebliche Gesundheitsförderungen wesentliche Faktoren für die lange Zugehörigkeits-
das bessere Verständnis von
achhaltigkeit für MitarbeiterInnen im April 2013 eine Kommunikationsplattform auf
) eingerichtet (Rewe 2013d).
Innen Mittelpunkt der zentralen Säule der
Nachhaltigkeitsstrategie darstellen, wurde im Herbst
MitarbeiterInnen mi-
nicht nur das Gesundheitsbewusstsein zu unterstützen,
Verbesserung der gesundheitsrelevanten Verhältnisse beizut-
. Dafür gibt es viele gesundheitsförderliche Maßnahmen wie Gesundheitsschuhe,
„Heben und Tragen“ sowie Füh-
chulungen, Gesundheitschecks und Vorsorgetage. Im Herbst 2010 bekam man
- 37 -
für dieses Projekt vom Österreichischen Netzwerk der Betrieblichen Gesundheitsförderung
das Gütesiegel (Rewe 2013e).
Weiters unterstützt die REWE International AG gemeinsam mit der Wirtschaftsuniversität
Wien die Initiative „Lernen macht Schule“ welche von der Caritas Wien im Oktober 2010
ins Leben gerufen wurde. Gegründet wurde die Initiative aufgrund der Tatsache, dass Ar-
mut im Elternhaus die Chance auf Bildung massiv einschränkt. Durch dieses Projekt haben
130 WU-Studierende und 200 Kinder aus sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen die
Möglichkeit, mit und voneinander zu lernen. Somit wird Bildung und Integration gefördert.
WU-Studierende sind sogenannte „Lernbuddys“ für die Kinder, die diese beim Lernen für
Prüfungen und Schularbeiten unterstützen und die berufliche Entwicklung fördern (Lernen
macht Schule 2013).
Als Hauptsponsor der „CliniClowns“ ist das zur REWE Group gehörende Unternehmen
Merkur seit mehr als 15 Jahren engagiert. D.h. ausgebildete Clowns werden unterstützt, da
diese regelmäßig zu schwerkranken kleinen und größeren PatientInnen in Krankenhäuser
kommen – nach dem Motto „Lachen ist die beste Medizin“. Zudem gehen von jeder Cli-
niClowns Einkaufstasche von Merkur 10 Cent direkt an diese Organisation (ClinicClowns
2013).
Zahlreiche Auszeichnungen und Engagements der REWE International AG weisen auf
eine Verantwortung des Unternehmens für Nachhaltigkeit und Umwelt hin. Dazug gehören
z.B. JA!Natürlich, Pro Planet, Vega Vita, Gentechnik-frei, PestizidReduktionsProgramm,
neue Standards bei Hühnerfleisch, Nachhaltiges Wirtschaften, Pro Carton/ECMA Award,
Trigos Niederösterreich, Beste Arbeitgeber, ÖGNI (Österreichische Gesellschaft für Nach-
haltige Immobilienwirtschaft) mit dem DGNB-Zertifikat in Gold, Gütesiegel des österrei-
chischen Netzwerks für betriebliche Gesundheitsförderung, Umweltzeichen des Lebensmi-
nisteriums, Staatliche Gütezeichen „berufundfamilie“, ÖGUT Umweltpreis, Energieeffi-
zienzpreis Helios, klima:aktiv sowie staatlich ausgezeichnete Ausbildungsbetriebe (Rewe
2013f).
Bei den so genannten „Nachhaltigkeitswochen“ im September werden jährlich einmal Ak-
tivitäten des Unternehmens im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit verstärkt in den Fokus
der Öffentlichkeit gestellt, wie in nachfolgender Abbildung 10 dargestellt wird (Rewe
2013g).
Abbildung 10:Nachhaltigkeitsinitiative der REWE
Hierbei werden verantwortungsvolle Unternehmen eingeladen,
tInnen für dieses Thema zu begeistern und
dukte von Industriepartnern stehen
Mehrwert hinsichtlich gesunder Ernährung, Klima
zialem Engagement, etc. anbieten.
ein Online REWE Group Stakeholderforum
rie, internationalen ExpertInnen, NGO
Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmens disku
Eine neue Initiative der REWE International AG
ist unter dem Namen „Nat
Group erster Lebensmittelhändler, der
den Österreichischen Supermärkten
Bewusstsein für die Qualität von heimischen Lebensmitteln geschaffen und ein Gegenm
dell zur Wegwerfkultur entwickelt werden. Die Produkte sind qualitativ einwandfrei, nur
weicht das Aussehen vom herkömmlichen Schönheitsbild ab, wodurch diese jedoch zu
günstigeren Preisen verkauft werden.
die bei Merkur unter dem Namen
- 38 -
achhaltigkeitsinitiative der REWE Group (entnommen aus Rewe 2013g
Hierbei werden verantwortungsvolle Unternehmen eingeladen, um gemeinsam Konsume
tInnen für dieses Thema zu begeistern und zu informieren. Eigenmarkenprodukte und Pr
dukte von Industriepartnern stehen dabei im Mittelpunkt, welche einen nachhaltigen
hinsichtlich gesunder Ernährung, Klima- und Umweltschutz,
anbieten. In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass es auch
REWE Group Stakeholderforum gibt, wo gemeinsam mit Partnern aus Indus
tionalen ExpertInnen, NGO‘s und KundInnen über verschiedene Aspekte der
Nachhaltigkeitsaktivitäten des Unternehmens diskutiert wird (Rewe 2013g).
Eine neue Initiative der REWE International AG in Bezug auf Nachhaltigkeit unter TBL
„Natur vor Schönheit“ bekannt. Seit September 2013
mittelhändler, der Produkte mit so genannten „ Schönheitsfehlern
den Österreichischen Supermärkten verkauft. Mit dieser Aktion soll ein noch stärkeres
Qualität von heimischen Lebensmitteln geschaffen und ein Gegenm
dell zur Wegwerfkultur entwickelt werden. Die Produkte sind qualitativ einwandfrei, nur
das Aussehen vom herkömmlichen Schönheitsbild ab, wodurch diese jedoch zu
kauft werden. Die nachfolgende Abbildung 11 zeigt diese Produkte,
die bei Merkur unter dem Namen „Wunderlinge“ angeboten und verkauft werden.
Group (entnommen aus Rewe 2013g)
gemeinsam Konsumen-
informieren. Eigenmarkenprodukte und Pro-
im Mittelpunkt, welche einen nachhaltigen
und Umweltschutz, Biodiversität, so-
In diesem Zusammenhang ist zu erwähnen, dass es auch
, wo gemeinsam mit Partnern aus Indust-
s und KundInnen über verschiedene Aspekte der
tiert wird (Rewe 2013g).
in Bezug auf Nachhaltigkeit unter TBL
September 2013 ist die REWE
Schönheitsfehlern“ in
. Mit dieser Aktion soll ein noch stärkeres
Qualität von heimischen Lebensmitteln geschaffen und ein Gegenmo-
dell zur Wegwerfkultur entwickelt werden. Die Produkte sind qualitativ einwandfrei, nur
das Aussehen vom herkömmlichen Schönheitsbild ab, wodurch diese jedoch zu
zeigt diese Produkte,
angeboten und verkauft werden.
Abbildung 11:Angebot von Lebensmitteln bei Merkur, die mit kleinen
qualitativ einwandfrei sind (entnommen aus Wunderlinge 2013
Beispielsweise sind Äpfel, Karotten und Erdäp
Billa, Merkur und Adeg erhältlich. Diese Aktion ist ein Teil der Nach
der REWE International AG und
Lebensmitteln thematisieren
verhindern (Schurin 2013).
Weiters versucht man das Naheverhältnis zw
sument zu unterstützen. Dabei werden Familien
ländern gefördert um auch
kürzt und somit die Umwelt weniger belastet
Dies wird unter einem eigenen Logo
2013).
Abbildung 12:Logo zur Kennzeichnung des Fokus auf Rationalität
- 39 -
Angebot von Lebensmitteln bei Merkur, die mit kleinen „Schönheitsfehlern“ behaftet, jedoch
qualitativ einwandfrei sind (entnommen aus Wunderlinge 2013)
Äpfel, Karotten und Erdäpfel so wie sie natürlich gewach
Billa, Merkur und Adeg erhältlich. Diese Aktion ist ein Teil der Nach
der REWE International AG und soll zudem das Wegwerfen von qualitativ einwandfreien
bensmitteln thematisieren und unter dem Motto „ Verwendung statt Verschwendung“
).
Weiters versucht man das Naheverhältnis zwischen Produzent, Herstellungsort und Ko
sument zu unterstützen. Dabei werden Familien-, Klein- und Mittelbetriebe in den Bunde
dert um auch Arbeitsplätze sichern zu können. Transportwege werden ve
ie Umwelt weniger belastet sowie die heimische Artenvielfalt gefördert.
Dies wird unter einem eigenen Logo vermarktet, wie in Abbildung 12
Kennzeichnung des Fokus auf Rationalität bei Merkur(entnommen
„Schönheitsfehlern“ behaftet, jedoch
natürlich gewachsen sind bei
Billa, Merkur und Adeg erhältlich. Diese Aktion ist ein Teil der Nachhaltigkeitsstrategie
das Wegwerfen von qualitativ einwandfreien
Verwendung statt Verschwendung“
ischen Produzent, Herstellungsort und Kon-
und Mittelbetriebe in den Bundes-
. Transportwege werden ver-
die heimische Artenvielfalt gefördert.
dargestellt (Merkur
bei Merkur(entnommen aus Merkur 2013)
- 40 -
4.1.3 Hofer KG
Die Filialkette Hofer wurde im Jahre 1962 von Helmut Hofer gegründet und 1967 von
ALDI übernommen. In Österreich gibt es mittlerweile sieben Zweigniederlassungen und
mehr als 440 Filialen des Unternehmens (Hofer 2013a).
Die Lebensmittel-Einzelhandelskette Hofer ist in Österreich ein bekanntes Unternehmen,
welches ein Diskont-Prinzip verfolgt und zählt zu den beliebtesten Einkaufsgeschäften,
welches sich durch eine gleichbleibende hohe Qualität zu niedrigen Preisen auszeichnet
(Hofer 2013b).
Die Philosophie von Hofer ist gekennzeichnet durch das Motto „Konzentration auf das
Wesentliche“. D.h. Hofer hat es sich zur Aufgabe gemacht, Produkte anzubieten, die den
Konsumenten einen größtmöglichen Nutzen bieten. Der Konzern fühlt sich verpflichtet,
diese Waren zu bestmöglicher Qualität und zu konstant niedrigen Preisen anzubieten. Die
Philosophie gliedert sich in folgende Punkte (Hofer 2013c):
• Konzentriertes Sortiment: zweimal wöchentlich werden ungefähr 1.000 Basisartikel
des täglichen Bedarfs angeboten, womit ein schneller Warenumschlag die Frische
garantiert.
• Kompromisslose Qualitätsphilosophie: Konzerneigene und laufende Kontrollen in
Lebensmittellabors stellen die Qualität der Waren dauerhaft sicher und diese Quali-
tätsansprüche spiegeln sich in der Lieferantenauswahl wieder.
• Durchdachtes Verkaufssystem: die gesamte Produktionspräsentation ist in allen Fi-
lialen identisch, wodurch Kosten gering gehalten werden und Konsumenten die
Produkte nicht in unterschiedlichen Filialen suchen müssen.
• Verantwortungsbewusstes Management: durch die dezentrale Struktur und die fla-
che Hierarchie wird Verantwortung weitgehend delegiert; auch die Führungskräfte
besitzen großes Verantwortungsbewusstsein und Entscheidungskompetenz.
• Eigenmarken statt Markenartikel: aus Unabhängigkeitsgründen verzichtet Hofer
auf Markenartikel und setzt auf den Ausbau von Eigenmarken wie z.B. bei
Waschmittel „Tandil“, „Milfina“ Milchprodukte oder „Lomee“ Ketchup, da soge-
nannte Tagesschlager nicht in das Unternehmenskonzept von Hofer passen, weil
das Unternehmensziel Dauer-Tiefpreise beinhaltet.
Die Organisationsstruktur von Hofer ist weitgehend
gleich, die jeweils von einem Geschäftsführer geleitet werden. Die klare
Struktur des Unternehmens
stiegschancen für MitarbeiterInnen (Hofer 2013d).
folgender Abbildung 13 dargestellt.
Abbildung 13:Organisationsstruktur des Unternehmen Hofer (entnommen aus Hofer 2013d
Gesellschaftliche Fragestellungen zu den Geschäftstätigkeiten
Übernahme von Verantwortung beantwortet und diese hat
Corporate Responsibility Geschäftspolitik
Entscheidungsprozesse festgelegt. Qualität, Zufriedenheit der Kunden, Einfachheit, Ko
sequenz und Verantwortung werden als Kernwerte des unternehmerisc
sehen. Hofer ist der Überzeugung, dass dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg durch die Übe
nahme von Verantwortung für Mensch, Natur und Umwelt zu erreichen
die Corporate Responsibility
chen unternehmensübergreifenden Handlungsrahmen (Hofer 2013e).
Als bekanntester Lebensmitteldiskounter bietet Hofer Lieferanten bzw. Produzenten die
Möglichkeit an, sich direkt beim Unternehmen Hofer
ten zu bewerben, um diese in das Sortiment aufzunehmen. Hofer hat sich
- 41 -
ruktur von Hofer ist weitgehend in allen sieben Zweigniederlassungen
gleich, die jeweils von einem Geschäftsführer geleitet werden. Die klare
des Unternehmens ermöglicht somit eine flache Hierarchie und schnelle Au
cen für MitarbeiterInnen (Hofer 2013d). Diese Organisationsstruktur ist in nac
folgender Abbildung 13 dargestellt.
Organisationsstruktur des Unternehmen Hofer (entnommen aus Hofer 2013d
liche Fragestellungen zu den Geschäftstätigkeiten von Hofer werden mit der
Übernahme von Verantwortung beantwortet und diese hat das Unterneh
Corporate Responsibility Geschäftspolitik als festen Bestandteil der unternehmerischen
Entscheidungsprozesse festgelegt. Qualität, Zufriedenheit der Kunden, Einfachheit, Ko
sequenz und Verantwortung werden als Kernwerte des unternehmerischen Handelns ang
sehen. Hofer ist der Überzeugung, dass dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg durch die Übe
nahme von Verantwortung für Mensch, Natur und Umwelt zu erreichen
Corporate Responsibility-Politik von Hofer in jeder einzelnen Filiale
chen unternehmensübergreifenden Handlungsrahmen (Hofer 2013e).
Als bekanntester Lebensmitteldiskounter bietet Hofer Lieferanten bzw. Produzenten die
an, sich direkt beim Unternehmen Hofer mit den eigenen qualitativen Pro
ten zu bewerben, um diese in das Sortiment aufzunehmen. Hofer hat sich
Zweigniederlassungen
gleich, die jeweils von einem Geschäftsführer geleitet werden. Die klare und dezentrale
ermöglicht somit eine flache Hierarchie und schnelle Auf-
Diese Organisationsstruktur ist in nach-
Organisationsstruktur des Unternehmen Hofer (entnommen aus Hofer 2013d)
von Hofer werden mit der
das Unternehmen auch in seine
als festen Bestandteil der unternehmerischen
Entscheidungsprozesse festgelegt. Qualität, Zufriedenheit der Kunden, Einfachheit, Kon-
hen Handelns ange-
sehen. Hofer ist der Überzeugung, dass dauerhafter wirtschaftlicher Erfolg durch die Über-
nahme von Verantwortung für Mensch, Natur und Umwelt zu erreichen ist. Somit bildet
Filiale einen verbindli-
Als bekanntester Lebensmitteldiskounter bietet Hofer Lieferanten bzw. Produzenten die
eigenen qualitativen Produk-
ten zu bewerben, um diese in das Sortiment aufzunehmen. Hofer hat sich wie bereits er-
wähnt, nämlich selbst das Ziel gesetzt, qualitativ hochwertige Ware zu dauerhaft niedrigen
Preisen anzubieten und dafür wird ständig nach neuen qualitätsbewussten Liefe
abhängig von Betriebsgröße, gesucht. Durch die Partnerschaft mit der Hofer/Aldi
zählen Aspekte wie keine Rabatte oder Preisnachlässe, pünktliche Bezahlung an die Lief
ranten und Zugang zum internat
2013b).
Diverse Projekte und Initiativen unter dem Gesichtspunkt von nachhaltiger Unternehmen
führung und CSR werden von Hofer auf der Homepage des Unternehmens angeführt.
Projekt ist beispielsweise „Pro
Abbildung 14:Logo des CSR-Projektes „Projekt2020“ des Unternehmen Hofer (entnommen aus Projekt2020
2013)
Projekt 2020 besteht aus mehreren, kleineren Projekten, die jeden Einzelnen betreffen und
bei deren Durchführung das Unternehmen Hofer von Fachexperten aus den Bereichen G
sundheit, Klimaschutz, Umwelt und den Medien unterstützt wird.
weise der Stakeholder-Beirat
Dr. Kurt Widhalm, der Klimaforscherin Univ.
terin Dr. med. Vera Russwurm und
Neben dieser Unterstützung durch bekannte Persönlichkeiten in den Bereichen der TBL
von CSR soll jedoch auch auf die KonsumentInnen zurückgegriffen werden
zielten Maßnahmen wie beispielsweise Energiesparen, die Rettung der Bienen in Öste
reich oder den bewussten Verkauf von FAIRTRADE Produkten bei Hofer
sonen außerhalb des Konzerns
ren, wie etwa jene unter dem Nam
jekt2020 2013).
- 42 -
selbst das Ziel gesetzt, qualitativ hochwertige Ware zu dauerhaft niedrigen
Preisen anzubieten und dafür wird ständig nach neuen qualitätsbewussten Liefe
abhängig von Betriebsgröße, gesucht. Durch die Partnerschaft mit der Hofer/Aldi
wie keine Rabatte oder Preisnachlässe, pünktliche Bezahlung an die Lief
internationalen Hofer/Aldi-Netzwerk eine wichtige
Diverse Projekte und Initiativen unter dem Gesichtspunkt von nachhaltiger Unternehmen
führung und CSR werden von Hofer auf der Homepage des Unternehmens angeführt.
„Projekt 2020“, dessen Logo in Abbildung 14
Projektes „Projekt2020“ des Unternehmen Hofer (entnommen aus Projekt2020
Projekt 2020 besteht aus mehreren, kleineren Projekten, die jeden Einzelnen betreffen und
bei deren Durchführung das Unternehmen Hofer von Fachexperten aus den Bereichen G
sundheit, Klimaschutz, Umwelt und den Medien unterstützt wird. So setzt sich beispiel
Beirat von Projekt 2020 aus dem Ernährungsmediziner Univ.
r. Kurt Widhalm, der Klimaforscherin Univ.-Prof. Dr. Helga Kromp-Kolb, Medienvertr
terin Dr. med. Vera Russwurm und dem Umweltexperten Mag. Thomas Alge
Neben dieser Unterstützung durch bekannte Persönlichkeiten in den Bereichen der TBL
ll jedoch auch auf die KonsumentInnen zurückgegriffen werden
zielten Maßnahmen wie beispielsweise Energiesparen, die Rettung der Bienen in Öste
reich oder den bewussten Verkauf von FAIRTRADE Produkten bei Hofer
s Konzerns angesprochen werden. Hierzu gibt es auch diverse Brosch
ren, wie etwa jene unter dem Namen „50 Tipps, wie wir unsere Welt
selbst das Ziel gesetzt, qualitativ hochwertige Ware zu dauerhaft niedrigen
Preisen anzubieten und dafür wird ständig nach neuen qualitätsbewussten Lieferanten, un-
abhängig von Betriebsgröße, gesucht. Durch die Partnerschaft mit der Hofer/Aldi-Gruppe
wie keine Rabatte oder Preisnachlässe, pünktliche Bezahlung an die Liefe-
Netzwerk eine wichtige Rolle (Hofer
Diverse Projekte und Initiativen unter dem Gesichtspunkt von nachhaltiger Unternehmens-
führung und CSR werden von Hofer auf der Homepage des Unternehmens angeführt. Ein
dargestellt ist.
Projektes „Projekt2020“ des Unternehmen Hofer (entnommen aus Projekt2020
Projekt 2020 besteht aus mehreren, kleineren Projekten, die jeden Einzelnen betreffen und
bei deren Durchführung das Unternehmen Hofer von Fachexperten aus den Bereichen Ge-
So setzt sich beispiels-
aus dem Ernährungsmediziner Univ.-Prof.
Kolb, Medienvertre-
Mag. Thomas Alge zusammen.
Neben dieser Unterstützung durch bekannte Persönlichkeiten in den Bereichen der TBL
ll jedoch auch auf die KonsumentInnen zurückgegriffen werden. D.h. mit ge-
zielten Maßnahmen wie beispielsweise Energiesparen, die Rettung der Bienen in Öster-
reich oder den bewussten Verkauf von FAIRTRADE Produkten bei Hofer sollen alle Per-
auch diverse Broschü-
„50 Tipps, wie wir unsere Welt verbessern“ (Pro-
- 43 -
Als Zeichen für Umweltbewusstsein und CSR-Tätigkeiten im Unternehmen hat Hofer sei-
ne Filialen in Österreich komplett auf Grünstrom umgestellt um zur Verbesserung des öko-
logischen Fußabdrucks beizutragen und CO2-Emissionen zu verringern (Hofer 2013f).
Im Bezug auf Lebensmittel will Hofer ein verlässlicher Partner für seine Kunden sein und
mit hochwertiger Qualität und Frische zum Wohlbefinden derer beitragen. Das gesamte
Qualitätsmanagement des Unternehmens gewährleistet Sicherheit und Transparenz. So
wird auf Qualitätsstandards auf der gesamten Produktionsebene geachtet. Lebensmittel-
chemiker und –technologen arbeiten in diesem Zusammenhang gemeinsam mit Lieferanten
und externen Experten an der Weiterentwicklung der Produkte und entwickeln neue Pro-
duktlinien, wie z.B. die fett-, kalorien- und/oder zuckerreduzierte Produktmarke „New Li-
festyle“. Weiters werden alle Produkte detailliert mit Nährwerttabelle, Inhaltsstoffen und
Herkunft gekennzeichnet um Informationen zu veröffentlichen und Transparenz zu ge-
währleisten (Hofer 2013g).
Auf CSR wird auch in Bezug auf Lebensmittelsicherheit gegenüber dem Verbraucher ge-
achtet. Das bedeutet, dass nichts in die Filialregale kommt, was nicht vorher umfassend
verkostet und im Labor analysiert wurde. Um auch gewisse Standards bei Lieferanten und
bei der Produktion sicherzustellen, fordert Hofer die Zertifizierung der Lieferanten nach
dem International Featured Standards Food (IFS), dessen Vorschriften ein Qualitätsmana-
gement, strenge Hygienevorschriften sowie hohe Transparenz innerhalb der gesamten Pro-
duktions- und Lieferkette sind. Weiters wird bei Hofer die Mindesthaltbarkeit von Le-
bensmitteln genau kontrolliert und Produkte werden einen Tag vor Ablauf der Mindest-
haltbarkeit aus dem Verkauf genommen. In diesem Zusammenhang werden bei Obst und
Gemüse die Lager- und Transportzeiten auf ein Minimum reduziert und in den Filialen
ausschließlich Tagesbedarfsmengen an frischem Obst und Gemüse angeboten, wobei regi-
onale Produkte und damit Qualität aus Österreich bevorzugt wird. Um diese weitgehend
einzuhalten, beziehen Zweigniederlassungen häufig Spezialitäten direkt aus der Region
wie beispielsweise Braunschweiger, Kreiner oder Schaffrischkäse, was natürlich immer
auf die Verbraucher und den Ort bezogen und angepasst ist. Im Sortiment selbst werden
auch viele typische österreichische Produkte angeboten wie beispielsweise der Steirische
Bergkäse (Hofer 2013h, Hofer 2013i).
- 44 -
4.2 Reportagen und Berichte – wie auf die Problematik der
Lebensmittelverschwendung aufmerksam gemacht wird
„50 Prozent aller Lebensmittel werden weggeworfen: Jeder zweite Kopfsalat, jede zweite
Kartoffel und jedes fünfte Brot. Das meiste davon endet im Müll, bevor es überhaupt den
Verbraucher erreicht. Und fast niemand kennt das Ausmaß der Verschwendung.“ (Thurn
2013)
Dieses Zitat aus dem Dokumentarfilm „Taste the waste“ von Valentin Thurn spiegelt das
Hauptziel des Films wieder: die Aufmerksamkeit der Bevölkerung soll auf das Problem der
Lebensmittelverschwendung gelenkt werden. Thurn zeigt in diesem Film, wie viel in
Wirklichkeit an Lebensmitteln in der Mülltonne landen. Weiters zeigt er die unterschiedli-
chen Wege von Lebensmittelabfällen aus den Containern der Supermärkte und aus dem
Hausmüll zu den Müllhalden und dokumentiert die Verhaltensweisen von Menschen, die
das Essen mehr schätzen können. So waren Menschen in Kriegszeiten über jede Kleinig-
keit an Essen froh; heute gibt es jedoch Länder in denen Menschen leben, die einem Über-
angebot an Lebensmitteln gegenüberstehen während andere auf der Welt gar nichts zu es-
sen haben. Thurn interviewt zu diesen Aspekten und weiteren Gesichtspunkten Super-
marktverkäuferInnen, ManagerInnen, BäckerInnen, Großmarkt-InspektorenInnen, Ministe-
rInnen, PsychologInnen, Bauern und Eu-BürokratInnen. Auch wird auf Möglichkeiten zur
Reduzierung von Lebensmittelverschwendung hingewiesen, wie beispielsweise die Wei-
tergabe von durchaus genießbaren Lebensmitteln an Dritte. Der Film zeigt hauptsächlich,
dass wir alle an dieser Verschwendung beteiligt sind, denn Tonnen an oft noch verpackten
und durchaus genießbaren Lebensmitteln landen täglich im Müll. Ein Grund ist vor allem,
dass es für KonsumentInnen alltäglich ist, dass es täglich und durchgehend in den Super-
märkten die gesamte Warenpalette gibt. Egal ob es frisches Gebäck bis spät abends oder
diverse Obstsorten zu jeder Jahreszeit sind, alles wird ständig aussortiert und aufgefüllt,
jeder Apfel mit Delle wird weggeworfen. Die Folgen für unser verschwenderisches Den-
ken sind mittlerweile jedem klar: das Weltklima verschlechtert sich zunehmend, die Land-
wirtschaft benötigt Unmengen an Wasser, Energie und Düngemittel, wodurch mehr als ein
Drittel der Treibhausgase aus der Landwirtschaft resultieren. Hinzu kommen dann noch
Müllberge, die auch durch Lebensmittelabfälle ständig wachsen und die damit verbunde-
nen Klimagase auch Einfluss auf die Erderwärmung und Klimaveränderungen haben. Der
Film „Taste the waste“ zeigt aber auch, „… dass ein weltweites Umdenken stattfindet und
- 45 -
dass es Menschen gibt, die mit Ideenreichtum und Engagement diesem Irrsinn entgegentre-
ten. Kleine Schritte, die eine große Chance bedeuten.“ (Thurn 2013).
Als beschlossen wurde, dass diese Dokumentation gedreht wird, war auch klar, dass man
in Österreich drehen wird. Genauer in Wien, denn dieser Müll ist bestens untersucht. Müll-
forscherin Felicitas Schneider vom Institut für Abfallwirtschat Wien untersuchte 10 Wo-
chen lang gewerblichen Abfall eines Discounters in Wien. Herausgefunden hat sie unter
anderem, dass pro Filiale und Tag rund 45 Kilogramm an durchaus noch genießbaren Le-
bensmitteln weggeworfen werden und diese sind noch originalverpackt (Kreutzberger u.a.
2012).
Ein anderes Beispiel zum Umdenken im Bezug auf Lebensmittelverschwendung und auf
Medienengagement um auf die Probleme mit Lebensmittelabfällen aufmerksam zu machen
ist die Reportage von der TV-Sendung „Extra“ des Senders RTL vom 29. Oktober 2013. In
diesem ist ein Reporterteam mit den sogenannten „Müll-Köchen“ von Manila, der Haupt-
stadt der Philippinen, unterwegs. Dort leben rund 12 Millionen Menschen, wobei sich die
Ober- und Mittelschicht der Stadt größtenteils von Fast-Food-Läden ernährt. Der Rest, ein
ganzer Stadtteil (Manila), lebt vom Abfall dieser Schnellrestaurants. Die Menschen in die-
sem Gebiet machen aus dem Müllessen, was tagsüber aus den Fastfoodläden übrig bleibt,
ihr eigenes neues Geschäft, dass sie „PagPag“ nennen. Die Slumbewohner von Manila
haben hierfür Abkommen mit den Geschäften, indem sie den Müll abends abholen, nach
Essen und Pfandflaschen sortieren und mit übriggebliebenen Essensresten wie z.B. Chi-
cken-Wings und Hamburger ihr eigenes Essen „PagPag“ machen. So werden alle noch
gut riechenden Lebensmittel mit Öl in einem Topf mit Gewürzen wie beispielsweise Ing-
wer gekocht und als „PagPag“ zu geringen Preisen an andere Slumbwohner weiterver-
kauft. Oft ist „PagPag“ das einzige Essen, das die Bewohner sich überhaupt leisten kön-
nen und welches sie am Tag bekommen (RTL Extra 2013).
Ein weiteres Beispiel für Lebensmittelverschwendung ist Brot. Kein anderes Grundnah-
rungsmittel wird in so großen Mengen weggeworfen wie dieses, davon allein in Österreich
jährlich 70.000 Tonnen. Diese Überproduktion wird dann zu hohen Kosten in Biogasanla-
gen entsorgt und weiters werden die Kosten die durch die nicht verkaufte Ware und die
Entsorgung selbst anfallen, auf den Brotpreis umgelegt (Kreutzberger u.a. 2012).
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4.3 Gesetzliche Grundlagen für die Behandlung von Lebensmitteln
4.3.1 Mindesthaltbarkeitsdatum
Das Mindesthaltbarkeitsdatum (fortan MHD) ist kein Indikator um Lebensmittel mit Ab-
lauf dieses Datums zu entsorgen. Es sagt vielmehr aus, bis wann ein bestimmtes Lebens-
mittel bei richtiger Aufbewahrung bzw. Lagerung seine Produktqualität behält. Dabei han-
delt es sich beispielsweise um Qualitätsmerkmale wie Geschmack, Nährwert oder Geruch.
Das MHD wird vom Hersteller festgelegt, jedoch ist das Produkt auch nach Überschrei-
tung dieses Datums in den meisten Fällen noch unbedenklich genießbar und kann nach
Ablauf des MHD ohne Risiko verzehrt werden. Hierzu zählen vor allem Trockenlebens-
mittel wie Reis, Nudeln, Müsli oder Mehl, welche bei sorgfältiger Aufbewahrung bzw.
trockener Lagerung noch Monate nach Ablauf des MHD verwendbar sind (SternTV 2013).
Generell kann man also sagen, dass alle trockenen und verpackten Lebensmittel bei sorg-
fältiger Aufbewahrung über das MHD hinaus verwendbar sind. Jedoch sollte man immer
darauf achten, dass keine Anzeichen von Schimmel durch Nässe oder falscher Lagerung zu
sehen sind, denn dann ist das Produkt auf alle Fälle zu entsorgen. Dasselbe gilt auch für
Brot und Gebäck. Brotlaibe halten sich beispielsweise in Brotdosen viel länger als angege-
ben, jedoch spielt auch hier die richtige Aufbewahrung eine große Rolle und man sollte das
Produkt bei Schimmel oder sonstigen Veränderungen sofort entsorgen. Bei Lebensmitteln
mit einem großen Wasseranteil wie Obst und Gemüse ist die Haltbarkeit nicht so lange
gewährleistet, aber auch hier gilt wieder die gute Lagerung und Aufbewahrung, denn vor
allem bei diesen Produkten erkennt man Veränderungen sofort. Bei allen Milchprodukten
gilt ebenso, dass das Produkt durchaus länger als angegeben genießbar ist. Allgemein gilt:
Ist das MHD abgelaufen, dann sollte jeder durch sehen, riechen und schmecken überprü-
fen, ob das Lebensmittel noch genießbar ist oder nicht. Ansonsten muss nicht alles was laut
MHD abgelaufen ist auch in die Mülltonne wandern (SternTV 2013).
4.3.2 Verbrauchsdatum
Das Verbrauchsdatum ist meistens bei schnell verderblicher Ware wie beispielsweise unter
„Zu verbrauchen bis …“ auf der Verpackung angegeben. Dies ist am häufigsten bei
Fleisch, Fisch, Geflügel, Wurstware und Eiern zu finden, die in vielen Fällen sowohl das
Datum angegeben haben, wann die Ware verpackt wurde und auch jenes bis zu dem es zu
- 47 -
verbrauchen ist, d.h. das Verbrauchsdatum. Bei diesen Lebensmitteln sollte das Datum
stets eingehalten werden, denn diese Produkte sind nicht länger als angegeben zu genießen,
da sich Keime und Bakterien rasch entwickeln können was letztendlich gesundheitsgefähr-
dend ist. Dennoch sollten die Konsumenten die Möglichkeit nicht vergessen, Produkte
einzufrieren bzw. Lebensmittel zu vakuumieren. Doch hierbei sollte man sich auch auf die
eigenen Sinne verlassen, wenn man die selbst eingefrorenen oder vakuumierten Produkte
wieder auftaut und genießen will, denn verdorbenes Fleisch oder Käse erkennt man sofort
durch riechen oder lässt sich aufgrund des Aussehens der Produkte nach erkennen, z.B.
Schimmelbildung (SternTV 2013).
4.3.3 Lebensmittelmodell Österreich
Nachhaltigkeit bildet den Grundbaustein des österreichischen Lebensmittelmodells und
kann als Schnittstelle zwischen Produkte, Handel und den KonsumentInnen angesehen
werden. Das Lebensministerium in Österreich hat eine Plattform im Internet unter „Nach-
haltiger Konsum“ erstellt, um nachhaltige und ressourceneffiziente Produkte im Einzel-
handel für alle KonsumentInnen transparenter und sichtbarer zu gestalten. Dadurch will
man das Bewusstsein an nachhaltigen Produkten steigern, und zwar im Sinne von Nachhal-
tigkeit im gesamten Lebenszyklus eines Produktes, d.h. vom Wachstum bzw. der Erzeu-
gung, über den Erstproduzenten, den Lieferanten bis hin zum Endverbraucher (Lebensmi-
nisterium 2013b).
Die in nachfolgender Abbildung 15 dargestellte Lebensmittelpyramide besteht somit aus
den vier Grundpfeilern Lebensmittelsicherheit, Lebensmittelqualität, Lebensmittelvielfalt
und Regionalität unter dem Hauptpunkt der gesetzlichen Standards.
Abbildung 15: Lebensmittelmodell Österreich
Für die Lebensmittelsicherheit
österreichische Lebensmittel
trolle sowie die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit zuständig. Bei der L
bensmittelqualität werden mittlerweile von den KonsumentInnen höhere Anforderun
gestellt als die Mindestnorm vorgibt, wie
Haltungsformen. Die Qualität von Lebensmitteln kann man durch verschiedene Ken
zeichnungen wie beispielsweise Gütezei
ist. Für BIO gibt es beispielsweise
Lebensmittelqualitäsregelung
ches Gütesiegel geregelt sind. Das
wobei die Vorgaben national geregelt sind. Bei
die Kontrollen von unabhängigen Stel
Weiters spiegelt die in Österreich vorhandene
regionstypischen Lebensmitteln und Speisen wieder. Regionalität wird
groß geschrieben und sehr g
freundliche Produktion mit Kennzeichnung de
- 48 -
Lebensmittelmodell Österreich (entnommen aus Lebensministerium 2013
Lebensmittelsicherheit sind in Österreich das Europäische Lebensmittelrecht,
österreichische Lebensmittel- und Verbraucherschutzgesetz, die amtliche Lebensmittelko
die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit zuständig. Bei der L
bensmittelqualität werden mittlerweile von den KonsumentInnen höhere Anforderun
gestellt als die Mindestnorm vorgibt, wie z.B. biologische Landwirtschaft oder tiergerechte
Haltungsformen. Die Qualität von Lebensmitteln kann man durch verschiedene Ken
zeichnungen wie beispielsweise Gütezeichen erkennen, was in Abbildung 15
beispielsweise geschützte Herkunftsangaben
Lebensmittelqualitäsregelung abgeleitet werden und europaweit genau durch ein einheitl
gel geregelt sind. Das AMA- Gütesiegel ist ein gesetzlich aner
wobei die Vorgaben national geregelt sind. Bei beiden genannten Qualitätssiegeln erfolgen
die Kontrollen von unabhängigen Stellen (Lebensmittelministerium 2013b).
die in Österreich vorhandene Lebensmittelvielfalt die Vielfältigkeit
regionstypischen Lebensmitteln und Speisen wieder. Regionalität wird
sehr geschätzt, denn sowohl regionale Produkte
freundliche Produktion mit Kennzeichnung der Herkunft der Lebensmittel
ium 2013b)
sind in Österreich das Europäische Lebensmittelrecht, das
und Verbraucherschutzgesetz, die amtliche Lebensmittelkon-
die Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit zuständig. Bei der Le-
bensmittelqualität werden mittlerweile von den KonsumentInnen höhere Anforderungen
biologische Landwirtschaft oder tiergerechte
Haltungsformen. Die Qualität von Lebensmitteln kann man durch verschiedene Kenn-
en erkennen, was in Abbildung 15 ersichtlich
geschützte Herkunftsangaben die von der EU-
genau durch ein einheitli-
Gütesiegel ist ein gesetzlich anerkanntes Siegel,
Qualitätssiegeln erfolgen
len (Lebensmittelministerium 2013b).
Lebensmittelvielfalt die Vielfältigkeit von
regionstypischen Lebensmitteln und Speisen wieder. Regionalität wird mittlerweile sehr
regionale Produkte als auch klima-
r Herkunft der Lebensmittel spielen für Kon-
- 49 -
sumentInnen eine große Rolle, denn diese wollen wissen, woher die gekauften Lebensmit-
tel auch wirklich stammen, da es ihnen erlaubt nachzuvollziehen wo und wie produziert
wurde. Die regionale Wertschöpfung der Lebensmittelproduktion leistet somit einen wich-
tigen Beitrag zur regionalen Identität und zur wirtschaftlichen Entwicklung ländlicher
Räume. Die gesetzlichen Standards überwacht die amtliche Lebensmittelaufsicht, wobei
die privaten Standards über die vorgeschriebenen hinausgehen und weitgehend freiwillig
sind. Hierbei legen die Markeninhaber selbst fest, inwiefern die Auflagen und Kontrollen
erfolgen. Die gesetzlich anerkannten Qualitätsregelungen sind im europäischen Raum Er-
zeugnisse aus biologischer Landwirtschaft mit geschützten Herkunftsangaben und inner-
halb Österreichs haben diese Spitzenqualität was beispielsweise durch das beschriebene
AMA Gütesiegel erkennbar gemacht wird oder der europaweit anerkannte Qualitätsrege-
lung BIO, da es die nachhaltigste und umweltschonendste Produktionsweise ist und sich
die KonsumentInnen zudem in letzter Zeit vermehrt regionale BIO-Produkte wünschen
(Lebensmittelministerium 2013b, Lebensmittelministerium 2013c).
Das Lebensmittelgesetz soll vor allem KonsumentInnen vor gesundheitsgefährdenden Le-
bensmitteln oder falschem Umgang mit Lebensmitteln schützen. Dies soll sowohl beim
Produzenten, als auch beim Lieferanten und Einzelhändler geschehen. Der hygienische
Umgang im gesamten Lebenszyklus eines Lebensmittels soll zudem sichergestellt werden
und KonsumentInnen vor Täuschungen im Bezug auf Lebensmittel schützen. Weiters re-
gelt das Lebensmittelgesetz auch Rechte und Pflichten der Kontrollbehörden und allen
Beteiligten in der Lebensmittelindustrie. Hand in Hand mit dem Lebensmittelgesetz gehen
auch zahlreiche Verordnungen wie beispielsweise die Lebensmittel- und Gebrauchsgegen-
ständeverordnung, die Zusatzstoffverordnung, die Fremd- und Inhaltsstoffverordnung, die
Hygieneverordnung, die Bioverordnung, etc.. Alle Rechtsvorschriften können jederzeit
beim Amt für Lebensmittelkontrolle und Veterinärwesen (ALKVW) eingesehen werden
(Landesverwaltung 2013).
50
KKaappiitteell 55
QQuuaalliittaattiivvee UUnntteerrssuucchhuunngg –– IInntteerrvviieewwss
Für die qualitative Untersuchung von Lebensmittelabfällen im Handel, wurde ein Inter-
view-Leitfaden erstellt. Hierbei lag der Schwerpunkt darauf, wie in den einzelnen Han-
delsketten mit dem Thema Lebensmittelabfall umgegangen wird und welche Maßnahmen
es zu deren Verringerungen und Entsorgung im Müll gibt bzw. nach welchen Kriterien
Lebensmittel im Handel aussortiert werden und wie die interviewten Personen persönlich
zu dem Thema genießbare Lebensmittel im Müll stehen. Mittels persönlich durchgeführten
Interviews mit verschiedenen Akteuren der Lebensmitteleinzelhandelsketten sollen die im
nächsten Abschnitt erklärten Fragen des Interview-Leitfadens beantwortet werden um an-
schließenden eine Auswertung dieser durchführen zu können.
5.1 Interview-Leitfaden
Wie bereits in vorangegangen Kapiteln erwähnt und erklärt, spielt die TPL von CSR auch
im Lebensmittelhandel eine wesentliche Rolle. Demnach gliedert sich auch der Interview-
Leitfaden in die drei Teilbereiche der TPL: ökonomisch, ökologisch und sozial. Der Inter-
view-Leitfaden ist im Anhang dieser Masterarbeit ersichtlich.
Als Einstiegsfragen wurden zuerst zwei allgemeine persönliche Hauptfragen gewählt, wel-
che das Thema Lebensmittelabfall im Handel aufgreifen. Diese sind sehr einfach formu-
liert, um den Einstieg in das Interview zu erleichtern.
1. Inwieweit sind Sie mit der Problematik „Lebensmittelabfall im Handel“ konfrontiert?
2. Wird über dieses Thema Lebensmittelabfall überhaupt im Geschäft gesprochen bzw.
darauf aufmerksam gemacht?
Der ökonomische Teil des Interview-Leitfadens gliedert sich in Fragen, die sich auf die
gesamtbetriebliche Ebene beziehen. Diese Fragen lauten wie folgt:
1. Lebensmittelabfall verursacht auch Kosten, können Sie hierzu Zahlen nennen?
a.) Werden diese Kosten laufend aufgelistet und versucht man diese zu senken?
- 51 -
2. Lebensmittelabfälle fallen wahrscheinlich täglich an, können Sie hierzu sagen wie viel
Kilogramm in etwa pro Tag?
a.) Werden diese Mengenangaben aufgelistet und versucht man diese zu verringern?
3. Ist es günstiger Lebensmittel zu entsorgen anstatt sie beispielsweise an soziale Einrich-
tungen weiterzugeben?
4. Wie sind die gesetzlichen Vorschriften im Bezug auf Lebensmittelabfall im Unterneh-
men?
5. Wie versucht man Lebensmittelabfall im Betrieb zu verringern und wer wird hierzu
alles miteinbezogen?
Der ökologische Teil des Interview-Leitfadens gliedert sich in Fragen, deren Antworten je
nach Handel aufgrund der Lage, des Engagements und der Größe unterschiedlich ausfallen
können. Diese Fragen lauten wie folgt:
1. Gibt es in Ihrer Filiale Abverkaufsware von bald laut Haltbarkeitsdatum abgelaufenen
Lebensmitteln?
a.) Wenn ja, wie viele Tage zuvor wird diese Ware vergünstigt angeboten?
b.) Werden diese vergünstigten Waren vom Kunden gut angenommen und sind diese
im Geschäft auch gut sichtbar?
c.) Verringert sich dadurch die Menge an Lebensmitteln die sonst im Müll landen
würde erheblich?
2. Nach welchen Kriterien – abgesehen vom Mindesthaltbarkeitsdatum – werden Le-
bensmittel entsorgt?
3. Obst und Gemüse wird wahrscheinlich täglich kontrolliert und aussortiert, werden
hierbei teilweise noch gute Waren neu verpackt und weiterverkauft?
4. Welche Lebensmittel müssen letztendlich hauptsächlich im Müll entsorgt werden?
5. Bei den Lebensmitteln die im Müll entsorgt werden, werden diese ausgepackt und rich-
tig getrennt entsorgt (sprich Plastik, Papier, Biomüll, Restmüll…)?
Der soziale Teil des Interview-Leitfadens bezieht sich vor allem auf die Weitergabe von
Lebensmitteln an Sozialeinrichtungen und auf die persönliche moralische Einstellung zum
Thema genießbare Lebensmittel im Müll. Diese Fragen lauten wie folgt:
- 52 -
1. Gibt es in Ihrer Filiale Kooperationen mit Sozialeinrichtungen, welche die nicht ver-
kauften aber durchaus noch genießbaren Lebensmittel übernehmen?
a.) Wenn nein, warum gibt es keine Kooperationen bzw. könnten Sie sich vorstellen in
Zukunft Lebensmittel an Sozialeinrichtungen weiterzugeben?
2. Können MitarbeiterInnen Lebensmittel, die nicht weitergegeben werden, mitnehmen
bevor sie im Müllcontainer landen?
3. Wie werden die MitarbeiterInnen in dieses Thema Lebensmittelabfall miteinbezogen?
4. Gibt es spezielle Schulungen im Umgang mit Lebensmittel bzw. Lebensmittelabfall
oder andere Fortbildungsmöglichkeiten für MitarbeiterInnen?
5. Wie stehen Sie persönlich zu diesem Problem, dass täglich durchaus noch genießbare
Lebensmittel im Müll landen?
5.2 Durchführung der Interviews
Für die Durchführung der Interviews war es notwendig die ausgewählten Lebensmittelket-
ten (Spar Holding AG, REWE Group, Hofer KG) zu kontaktieren. Mittels E-Mail, teilwei-
se auch telefonisch richtete ich mich an die einzelnen Hauptzentralen und bat um Kontakt-
daten für Verantwortliche im Bereich Nachhaltigkeit bzw. Abfall. Weiters vergewisserte
ich mich, ob eine Durchführung von Interviews in verschiedenen Märkten überhaupt mög-
lich war.
Aus der logischen Überlegung, dass hauptsächlich jene Personen mit Lebensmittelabfall
im Handel konfrontiert sind, die direkt im Lebensmittelhandel arbeiten, fiel die Wahl der
Interviewpartner hauptsächlich auf MarktleiterInnen und BereichsleiterInnen. Weiters be-
kam ich auch schriftliche Antworten und Informationen direkt von den einzelnen Kon-
zernvertreterInnen mittels E-Mail.
Somit sind alle interviewten Personen Akteure der einzelnen Handelsketten mit verschie-
denen Tätigkeitsbereichen wie MarktleiterInnen, BereichsleiterInnen, Nachhaltigkeitsleite-
rInnen usw.
In Summe wurden 15 Interviews durchgeführt. Die gesamten Rückmeldungen und die
Transkription der einzelnen Interviews wurden in einer eigenen Datei gesammelt.
- 53 -
KKaappiitteell 66
AAuusswweerrttuunngg ddeerr IInntteerrvviieewwss aannhhaanndd ddeerr TTPPLL vvoonn CCSSRR
Durch die Gliederung des Interview-Leitfadens in die drei Punkte der TPL, nämlich öko-
nomisch, ökologisch und sozial, wurde auch die Auswertung der Interviews anhand dieser
drei Punkte gegliedert. Es handelt sich hierbei um eine Zusammenfassung der Interviewer-
gebnisse der einzelnen Lebensmitteleinzelhandelsketten.
6.1 Spar Holding AG
Die Spar Holding AG beschäftigt sich mit dem Thema Lebensmittelabfall im Handel sehr
intensiv. Es war unter anderem auch ein Schwerpunktthema des Konzerns selbst, welches
auch auf Konferenzen bzw. bei Meetings immer wieder angesprochen wird. Man versucht
durch eine interne Optimierung die Lebensmittelabfälle zu reduzieren und macht gemein-
sam mit der BOKU Wien immer wieder Studien und Analysen zum Thema Lebensmit-
telabfall.
Ökonomisch:
Wie hoch die Kosten für Lebensmittelabfall tatsächlich sind, wissen die einzelnen Zentral-
stellen genau. Dadurch, dass jeder Artikel gescannt, codiert, registriert und letztendlich
abgeschrieben wird bevor er eventuell als nicht mehr genießbar doch im Müll landet, hat
man hierzu immer genaue Zahlen. Um welche Zahlen es sich jedoch handelt wird aus
Konzerngründen nicht genannt. Jede Filiale hat genaue Vorgaben, wie groß der Betrag an
Schwund bzw. Müll sein darf und das versucht man natürlich auch einzuhalten bzw. lau-
fend zu minimieren. In Kilogramm selbst wird der Lebensmittelabfall nicht gemessen, dies
erfolgt schon wie oben bereits erwähnt in Euro. Dadurch, dass wenn etwas weggeworfen
wird alles genau sortiert und getrennt wird, sprich Restmüll, Biomüll, Papier, Plastik usw.
weiß man hierzu die Angaben nicht. Man kann zwar in etwa sagen, welche Mengen an
Biomüll bzw. Restmüll anfallen, jedoch nur bedingt, da dies vom Tageskonsum abhängt
und der Müll selbst mittels Container von den Entsorgungsunternehmen verrechnet wird.
Teilweise wird der Abfall, sprich Plastik und Papier, auch selbst an die Zentrale zurückge-
- 54 -
schickt. Generell wird alles computergestützt durch das Rückbuchungssystem aufgezeich-
net bzw. abgeschrieben. Die Weitergabe von durchaus noch genießbaren Lebensmitteln
spielt hierbei eine sehr große Rolle. Man verringert dadurch die Lebensmittelmenge, die
ansonsten im Müll landen müsste, erheblich. Auch dadurch, dass beispielsweise Netzware,
wie es bei Orangen oder Zitronen der Fall ist, teilweise weitergegeben werden kann. Wenn
hierzu im Netz selbst ein nicht mehr verkaufbares Stück enthalten ist, wird dieses geöffnet,
das kaputte Stück entsorgt und der Rest an Sozialeinrichtungen weitergegeben. Aus der
Sicht der Supermärkte und KonzernvertreterInnen ist es auf alle Fälle günstiger Lebensmit-
tel weiterzugeben anstatt sie zu entsorgen. Dies wird auch aus moralischen Gründen und
nicht nur aus ökonomischen Gründen gemacht. Die gesetzlichen Vorschriften im Bezug
auf das Mindesthaltbarkeitsdatum schreiben nämlich vor, dass jede Ware beim Erreichen
dieses Datums sofort aus dem Verkauf genommen werden muss. Egal ob dies nun im Tro-
ckensortiment, sprich bei Nudeln, Reis oder ähnlichem anfällt, oder im Frischebereich wie
bei Obst oder Gemüse. Obst und Gemüse wird in jeder Filiale täglich mehrmals, oft im
Stundentakt kontrolliert und aussortiert, faule oder schimmlige Ware muss sofort entsorgt
werden. Jedoch wird die Ware wirklich fast bis zum letzten Tag des Mindesthaltbarkeits-
datums durch Vergünstigungen verkauft. Dadurch reduziert sich die Menge, die ansonsten
entsorgt werden muss bzw. weitergegeben wird deutlich. Es gibt fast in jeder Filiale Kun-
den die gezielt verbilligte Ware suchen und kaufen, da die Ware einwandfrei genießbar ist
und man diese oft zuhause auch länger aufbewahrt und verzehrt als das Mindesthaltbar-
keitsdatum vorgibt. Den Überschuss an Lebensmitteln in den Filialen, der Lebensmittelab-
fall verursachen kann, versucht man auch zu verringern. Dies erfolgt einerseits durch die
computergestützte Bestellung, d.h. das automatische Nachbestellen der Ware, wenn diese
durch die Kassa verkauft wurde und andererseits durch genauere Bestellungen der Filiallei-
terInnen die hierbei auch auf Feiertage, Wetterbedingungen wie beispielsweise Schneefall
oder regional bedingte Kundenwünsche bzw. –präferenzen achten. Weiters versucht man
auch durch das sofortige Reagieren bei Fehlbestellungen oder Falschlieferungen, sodass
die Ware noch am selben Tag an die Zentrale retour geschickt werden kann, die Menge an
Lebensmittelüberschuss zu verringern. Weitere Punkte sind der sorgsamen Umgang mit
der Ware beim Auspacken bzw. Befüllen der Regale, sodass durch das Öffnen mit dem
Stanleymesser keine Schnittstellen in den Verpackungen entstehen, bei Aufbackware die
Tagesmenge zu beachten, bzw. nicht mehr allzu viel nachbacken was am Ende des Tages
eventuell nicht mehr verkauft werden kann, durch die genaue und ständige Kontrolle der
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Lebensmittel auf das MHD, bzw. bei Obst und Gemüse auf Druckstellen oder Verderb, die
richtige Lagerung der Ware, durch den gezielten Abverkauf der Lebensmittel kurz vor La-
denschluss bzw. vor dem Erreichen des MHD oder der Weitergabe an Sozialeinrichtungen.
Hierzu werden wirklich die gesamten FilialmitarbeiterInnen, die Lieferanten und die Zent-
rale miteinbezogen. Natürlich passieren auch Fehler beim Bestellen, oder man Übersieht
oder beschädigt etwas, aber aus Fehlern lernt man und man tut das bestmögliche, um nicht
unnötig Lebensmittel im Müll entsorgen zu müssen.
Ökologisch:
In jeder Sparfiliale gibt es Abverkaufswaren. Diese Waren sind einwandfrei in Ordnung,
weisen allerdings ein nur mehr begrenztes Mindesthaltbarkeitsdatum auf oder werden auf
Grund einer neuen Verpackung oder bei Frischeprodukten, sowie Brot und Gebäck auf-
grund von Überschuss oder baldigem Ladenschluss vergünstigt angeboten. Spar hat hierzu
einen eigenen Aufkleber geschaffen der sich „Lebensmittel sind kostbar“ nennt, welcher
auch im Kapitel 4.1.1. ersichtlich ist. Wie viele Tage zuvor vergünstigt wird, hängt von der
Drehung des Artikels ab, also der verkauften Menge pro Tag. Bei Brot und Gebäck wird
am selben Tag vor Ladenschluss reduziert, da diese Ware täglich frisch angeliefert bzw.
aufgebacken wird. Bei Milch- und Molkereiprodukten bzw. generell Frischeprodukten 2-3
Tage vor dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums und im Trockensortiment bis zu
einem Monat vor dem Erreichen des Mindesthaltbarkeitsdatums. Oftmals wird die Ware
auch mittels Aufkleber 1+1, also ein Produkt plus ein weiteres gratis angeboten. Bei Wa-
ren, deren Verpackungen Dellen aufweisen, wie beispielweise Kartons oder ähnlichem,
oder bei offener Verpackung, beispielsweise im Trockensortiment reagiert man auch sofort
durch eine Vergünstigung der Ware oder gibt diese an Sozialeinrichtungen weiter. Diese
vergünstigten Waren haben meistens einen eigenen Platz im Geschäft, entweder in Schüt-
ten beim Trockensortiment, ansonsten im Kühlregal ein kleines Fächchen oder direkt vor
den anderen Lebensmitteln die noch länger haltbar sind. Die Waren werden also gut sicht-
bar umsortiert bzw. ausgewiesen und werden auch sehr gut von den Kunden angenommen.
Es gibt sogar Kunden, die nur kurz vor Ladenschluss einkaufen gehen, um vergünstigte
Ware kaufen zu können, oder speziell zu vergünstigten Waren greifen. Alles was durch
diesen Abverkauf nicht verkauft werden kann, wird an Sozialeinrichtungen weitergegeben.
Mit welchen Sozialeinrichtungen Spar zusammen arbeitet wurde schon in Kapitel4.1. er-
wähnt. Für Spar selbst sind Kooperationen mit Sozialeinrichtungen sehr wichtig und wer-
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den auch sehr gepflegt. Durch diesen Abverkauf der durchaus genießbaren Lebensmittel
und die Weitergabe dieser, verringert sich die Anzahl der Lebensmittel die ansonsten im
Müll landen würden deutlich. Spar hat noch eine Besonderheit, die sogenannten „Vitamin-
küberl“. Das sind kleine und größere Spareimer, in denen man vor allem Obst, Netzware
oder ähnliches, umsortiert und dann vergünstigt anbietet. Somit will man vermeiden, dass
wenn ein Produkt aus einem Netz kaputt ist, man das gesamte Netz abschreiben bzw. ent-
sorgen oder weitergeben muss. Abgesehen vom Mindesthaltbarkeitsdatum werden Waren
aussortiert, die offensichtlich beschädigt sind, beispielsweise Bruchware, Luftzieher bei
Vakuumverpackungen, das heißt, wenn Luft aus der Verpackung ausgetreten ist, Ware die
durch KundInnen oder MitarbeiterInnen hinuntergefallen ist, bei Molkereiprodukten auf-
geblähte Ware, schimmlige oder faule Ware, Wurst-und Käseanschnitte, wobei diese An-
schnitte in eigenen Behältern an die Zentrale zurückgeliefert werden, aufgetaute Ware,
Brot und Gebäck, welches nicht richtig aufbackt, bzw. all das, was nicht mehr an Sozial-
einrichtungen weitergegeben werden kann. Letztendlich muss wirklich nur das im Müllei-
mer landen, was wirklich nicht mehr zum Verzehr geeignet ist und dadurch nicht mehr
verkauft bzw. an Sozialeinrichtungen weitergegeben werden kann. Manchmal sind das
leider mehr Lebensmittel, aufgrund von falscher Lagerung, aufgetaute Ware, im Sommer
beim Obst und Gemüse verdorbene Ware durch die Hitze bzw. Wurst- und Käsehaut oder
ein geringer Anteil an Aufbackware, die nicht mehr verkauft bzw. weitergegeben werden
konnte. Generell versucht man keine Lebensmittel die noch genießbar sind in den Müll-
container zu werfen. Alles was dann doch entsorgt werden muss, wird genau ausgepackt
und richtig getrennt, sprich Papier, Plastik, Restmüll, Biomüll, Glas, teilweise auch schon
in Tonnen für Biogasanlagen. Auf die genaue und richtige Mülltrennung legt man bei Spar
sehr großen Wert. Die Filialen haben einen eigenen Bereich wo man die Lebensmittel sor-
tiert, umfüllt bzw. für Sozialeinrichtungen herrichtet. Dies ist ein kleines Kücheneck, man-
che bezeichnen dies als Schnippelküche, wo die Lebensmittel eben ausgepackt bzw. aus-
sortiert werden.
Sozial:
Die Spar Holding AG hat sich zum Ziel gesetzt, dass jede Filiale eine Vereinbarung mit
einer sozialen Einrichtung zur Weitergabe von noch genießbaren Lebensmitteln haben soll,
was in einigen Bundesländern schon erreicht wurde. Spar hat den Wert der weitergegebe-
nen Lebensmittel im Jahr 2013 um 29% gegenüber dem Jahr 2012 steigern können. Nicht
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verkaufte Lebensmittel sind Großteils nicht gleich Abfall, denn zuerst versucht man diese
durch den reduzierten Preis noch zu verkaufen, wenn dies nicht gelingt, durch die Weiter-
gabe an Sozialeinrichtungen bzw. möchte man in Zukunft die Weitergabe an die Landwirt-
schaft ermöglichen und die Weitergabe zur energetischen Verwertung, sprich für Biogas-
anlagen. Für Spar ist jedes verschwendete Kilo Lebensmittel eines zu viel. Die Ware wird
durch einen bestimmten Code unter Soziales aus dem System abgeschrieben und weiterge-
geben. In der Steiermark sind die Kooperationspartner vor allem das Rote Kreuz durch
SOMA, die Caritas und der Vinzi Markt. In jedem Bundesland gibt es, wie vorher schon
erwähnt, verschiedene Kooperationspartner. Diese Zusammenarbeit funktioniert in der
Regel sehr gut, wobei man manchmal erwähnen muss, dass die Vereinbarungen zur Abho-
lung der Ware nicht immer eingehalten werden und es von Zeit zu Zeit schon passieren
kann, dass die Sozialeinrichtungen die Ware nicht holen kommen. Dann muss man diese
schweren Herzens entsorgen, denn das Mitnehmen von Lebensmitteln oder Ähnlichem
durch die MitarbeiterInnen ist nicht gestattet, denn hierfür müsste man wieder ein Kon-
trollsystem einführen, bzw. die Ware unter einem bestimmten Code abschreiben und eine
bestimmte Menge die mitgegeben werden darf festlegen. Es gibt für die gesamten Spar
MitarbeiterInnen laufend Schulungen und Fortbildungsmöglichkeiten, sei dies durch die
Hygieneschulungen, Kassaschulungen, Schulungen bezüglich des Bestellsystems oder
eben Schulungen bzw. Vorträge in den einzelnen Zentralen zu bestimmten Themengebie-
ten wie beispielsweise Abfall. Alle MitarbeiterInnen sind durch das tägliche Arbeiten mit
Lebensmitteln mit der Problematik der Lebensmittelabfälle konfrontiert und auch mitein-
bezogen. Sei dies durch die mehrmals täglichen Kontrollen aller Lebensmittel, durch das
Auffüllen der Regale, durch die Bedienung von Frischeprodukten oder eben durch die
Überlegung der Weitergabe bzw. Entsorgung. Alle interviewten Personen sehen das Weg-
werfen von durchaus noch genießbaren Lebensmitteln als eine Verschwendung an. Entwe-
der liegt dies an der eigenen Erfahrungen aus der Kindheit bzw. der Erziehung, dass man
mit Lebensmitteln sorgsam umgeht und so gut wie alles verwertet, verwendet und nichts
wegwirft, oder eben daran, dass man immer wieder sieht in welcher Fülle wir Lebensmittel
beziehen können und dass die Sozialeinrichtungen über jede noch so kleine Lebensmittel-
spende froh sind. Weiters bekommen sie durch den täglichen Umgang mit Lebensmitteln
oft mit, dass es noch KundInnen gibt, die nicht so viel Geld haben und genau und sorgfäl-
tig einkaufen und vergünstigte Waren schätzen können. Jeder bzw jede FilialleiterIn ver-
sucht im eigenen Geschäft so wenig wie möglich entsorgen zu müssen. Manchmal bleibt
- 58 -
einem allerdings nichts anderes übrig, aber die Anzahl an Lebensmitteln die letztendlich
wirklich in den Sparmärkten im Müllcontainer landet, die noch genießbar wäre, ist viel
geringer als die Gesellschaft annimmt. Weit mehr Lebensmittel werden von den Konsu-
mentInnen selbst zu Hause entsorgt. Viele FilialleiterInnen sind schon jahrelang in ihrem
Beruf und wissen, wie sich die Konsumgesellschaft in den letzten Jahren verändert hat,
natürlich auch die Wegwerfgesellschaft..
6.2 REWE Group
Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen ist für die REWE International AG bzw. der
REWE Group ein wichtiges Thema mit dem sie sich sowohl aus wirtschaftlichen, ökologi-
schen als auch sozialen Aspekten intensiv auseinandersetzen. Seit Jahren werden entspre-
chende Maßnahmen diesbezüglich unternommen und diskutiert und es gibt auch eine Viel-
zahl an Kooperationen mit karitativen Organisationen zur Übernahme von noch verzehrfä-
higen Lebensmitteln.
Ökonomisch:
Durch die Positionen als FilialleiterInnen in den einzelnen Geschäften sind alle täglich mit
der Problematik der Lebensmittelabfälle konfrontiert und für die zuständige Filiale verant-
wortlich. Auch durch gewisse Tätigkeiten wie beispielsweise SchulungstrainerInnen und
aus eigenem Interesse liegt den Zuständigen sehr viel daran, so wenig wie möglich weg-
zuwerfen und den MitarbeiterInnen bewusst zu machen, dass die Vermeidung von Le-
bensmittelabfall einer der wichtigsten Punkte im Lebensmittelhandel ist. Einerseits entste-
hen dadurch teils unnötige Kosten und andererseits tut einem oft das Herz weh, wenn man
noch brauchbare Lebensmittel entsorgen muss. Generell ist es in jeder Filiale und von der
Konzernseite her ein sehr großes heikles Thema und es wird sehr viel unternommen, die
Abfallmenge so gering wie möglich zu halten. Über die Kosten, die der Lebensmittelabfall
verursacht, weiß man in den Filialen durch die Rückbuchungen Beschied. Eine konkrete
Zahl hingegen kann man aus Konzerngründen nicht nennen. Aber wie in jedem Konzern,
weiß die Hauptzentrale die genauen Ausgaben jeder Filiale und zeichnet diese auf und gibt
Vorgaben vor. Es fallen Kosten in den verschiedensten Warengruppen, wie Obst und Ge-
müse, Milch und Molkereiprodukte, Gebäck, Wurst und Fleisch und Sonstiges an. Jede
Filiale hat hierzu entsprechende Vorgaben wie viel bestellt bzw. entsorgt werden darf und
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diese Position der Entsorgung will man natürlich so gering wie möglich halten und ver-
sucht man auch ständig zu reduzieren. Dasselbe gilt für die Angaben der Lebensmittelab-
fälle in Kilogramm. Dadurch, dass ständige das gesamte Warensortiment vorhanden sein
muss und man im Vorfeld allerdings nicht abschätzen kann wie viele KundInnen pro Tag
einkaufen, ist die Menge der übrig gebliebenen Ware unterschiedlich. Das heißt allerdings
nicht gleich, dass diese entsorgt wird. Hierzu gibt es noch Kooperationen mit Sozialein-
richtungen, die Möglichkeit der Rückgabe und der Vergünstigungen. Die Weitergabe der
Ware an soziale Einrichtungen ist auf alle Fälle günstiger als sie zu entsorgen. Sehr viele
Filialen haben schon Kooperationspartner, vor allem den Vinzi Markt und das Rote Kreuz.
Jedoch funktioniert dies oft nur bedingt, da diese Einrichtungen teilweise zu selten die Wa-
re abholen. Oftmals liegt es auch an der Eigeninitiative der FilialleiterInnen, die die Sozi-
aleinrichtungen kontaktieren. Es müssen gewisse Richtlinien, auch für die Weitergabe ein-
gehalten werden. Abgelaufene Ware laut Mindesthaltbarkeitsdatum darf nicht mehr im
Geschäft verkauft werden und kann auch nicht mehr weitergegeben werden. Beschädigte,
aufgerissene oder offensichtlich verdorbene Ware muss aus dem Geschäftsbereich ge-
nommen werden. Die gesamten Gänge im Geschäft werden ständig nachsortiert und auf
das MHD kontrolliert, wobei die Einordnung der Ware so erfolgt, dass Produkte deren
MHD früher erreicht ist, ganz vorne einsortiert werden. Weitere Vorschriften sind, dass die
Ware richtig gekennzeichnet werden muss, also mit Datum, Inhalt, MHD bzw. ob die Wa-
re für den Verzehr geeignet ist oder nicht. Bei Produkten wie Waschmittel usw., dass keine
Beschädigungen der Verpackungen vorliegen, die laufende und ständige Kontrolle des
MHD und der Frische bei Obst und Gemüse sowie das frühzeitige Reagieren bei bald ab-
gelaufenen oder frischen Lebensmitteln. Für die Einhaltung der vorhin genannten Bedin-
gungen ist vor allem das richtige gezielte Bestellen der Ware sehr wichtig. Hierbei kann
man Überschuss verhindern und dadurch auch Lebensmittelabfall vermeiden. Allerdings
muss die Warenverfügbarkeit gegeben sein, da es laufend Flugblätter mit Aktionen bzw.
Waren des täglichen Bedarfs gibt. Hierzu versucht man das Verkaufsverhalten in den ein-
zelnen Filialen zu beachten und in den Bestellungen zu berücksichtigen, sowie Feiertage,
Wochenenden und Wetterbedingungen. Auch durch den richtigen Umgang mit den Le-
bensmitteln, sprich der Lagerung, der Kühlung, der gesamten Warenpräsentation im Ge-
schäft und das sorgsame Auspacken der Ware versucht man Lebensmittelabfall zu vermei-
den. Für diese genannten Punkte sind alle MitarbeiterInnen und Lieferanten verantwortlich.
Auch durch die Möglichkeit, Brot und Gebäck selbst in Filialen frisch aufzubacken und
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hierbei den täglichen Kundenfluss miteinzubeziehen, ergeben sich Möglichkeiten Abfall zu
verringern.
Ökologisch:
Abverkaufsware von laut MHD bald abgelaufenen Lebensmitteln gibt es in allen Handels-
ketten der REWE Group. Hierbei wird aber unterschieden, welche Lebensmittel an die
Lieferanten zurückgegeben, wie Brot und Gebäck und welche abverkauft werden können.
Man unterscheidet auch mittels -25% und -50% Aufkleber und zwischen Frische- und Tro-
ckensortiment. Im Frischebereich, wie beispielsweise bei Obst und Gemüse oder bei
Milch- und Molkereiprodukten, wird 1-2 Tage vor dem Erreichen des MHD abverkauft,
wobei meistens -25% abverkauft wird und bei Artikeln mit wirklich knappen MHD oder
kurz vor Verfall zB bei Obst mit -50%. Im Trockensortiment wird bis zu einem Monat vor
dem Erreichen des MHD vergünstigt. Es hängt immer vom Warensortiment und von den
Tageskunden ab wie viel vergünstigt wird. Die vergünstigten Produkte werden in der Re-
gel sehr gut angenommen und man verringert dadurch die Menge an Lebensmittel die man
ansonsten entsorgen muss. Dadurch, dass diese vergünstigten Lebensmittel in den Regalen
vor den anderen Produkten bzw. in eigenen Schütten und mit gut erkennbaren Stickern
versehen sind, sind sie im Verkaufsraum sehr gut sichtbar platziert. Teilweise entsorgt
bzw. aussortiert werden nur diese Lebensmittel, die aufgrund von äußeren Erscheinungen
wie Schimmel, Fäulnis, Braunfärbung oder ähnlichem ungenießbar sind, Luftzieher, d.h.
vakuumverpackte Produkte deren Verpackung offensichtlich Luft verloren haben, Bruch-
ware und beschädigte Produkte mit aufgerissener Verpackung, aufgeblähte Verpackungen
wie es bei Milchprodukten sein kann oder aufgetaute Kühlware. Wobei hierbei teilweise
noch gute Ware, beispielsweise im Obst- und Gemüsebereich neu verpackt werden kann.
Hierzu zählen Salatherzen, Suppengrün usw. Teilweise wie es bei Netzwaren der Fall ist,
wird das kaputte Stück entsorgt und der Rest an soziale Einrichtungen weitergeben. Letzt-
endlich landet wirklich nur das im Müllcontainer, was offensichtlich nicht mehr genießbar
ist, denn alles andere versucht man abzuverkaufen oder weiterzugeben. Wenn etwas ent-
sorgt werden muss, wird es genau ausgepackt und richtig getrennt, sprich Plastik, Papier,
Restmüll usw., entsorgt. Teilweise haben die Filialen hierzu Papierpressen für den Papier-
abfall, die Rollcontainer für Plastikabfall bzw. Papierabfall haben alle Filialen und dieser
Abfall geht direkt zurück an das Zentrallager, wo er weiter entsorgt wird. Meistens wird
die Ware selbst schon in stapelbaren Hartplastikboxen angeliefert, welche dann bei der
- 61 -
nächsten Bestellung wieder retour geschickt werden. Dadurch verringert sich generell der
Abfall in den einzelnen Filialen. Tierische Abfälle, wie Fleisch bzw. Wurst-, Käseanschnit-
te und –haut werden getrennt entsorgt. Auf die gesamte genaue Mülltrennung, legt die
REWE Group sehr großen Wert und auch jede einzelne Filiale egal ob bei Billa, Penny,
Merkur oder Adeg haben die gleichen Vorgaben und Richtlinien und die zuständigen Fili-
alleiterInnen wollen ein sauberes Geschäft und eine sehr gut funktionierende Mülltren-
nung.
Sozial:
Kooperationen mit sozialen Einrichtungen gibt es in sehr vielen Filialen der einzelnen
Handelsketten. Von REWE Group her sind solche Vereinbarungen mit sozialen Einrich-
tungen sogar erwünscht. Jedoch liegt es auch oftmals am Interesse und Engagement der
FilialleiterInnen. Nicht, dass diese keine Kooperationen haben möchten, vielmehr erwartet
man sich von einer Kooperation eine gewissen Gegenseitigkeit. Oftmals wurde darauf hin-
gewiesen, dass es zwar Vereinbarungen mit Sozialeinrichtungen gibt, jedoch scheitert es
an der Abholung der Ware, d.h. sie würden gerne Lebensmittel und sonstige Waren haben,
erwarten aber, dass die Filialen diese Waren an die Sozialeinrichtungen liefern oder die
zuständigen Personen kommen die für sie extra hergerichtete Ware einfach nicht abholen.
Teilweise wurden dann aus verständlichen Gründen Vereinbarungen aufgelöst, denn es
muss immer ein Geben und Nehmen herrschen. Teilweise kümmern sich die FilialleiterIn-
nen selbst darum, dass die Ware weitergegeben wird bzw. versuchen durch Ansuchen an
die entsprechende Bezirkshauptmannschaft die Zusage und Bestätigung zur Weitergabe an
Landwirte zu bekommen. Diese können dann vor allem das Altbrot für die Fütterung ihrer
Tiere verwenden. Leider gehen dann manche FilialleiterInnen nicht mehr Kooperationen
mit Sozialeinrichtungen ein, was natürlich auch verständlich ist, denn wenn die Ware be-
reitgestellt wurde und nicht abgeholt wurde, muss sie letztendlich entsorgt werden. Die
MitarbeiterInnen selbst haben nicht die Möglichkeit die Ware mitzunehmen, das ist aus
verständlichen Gründen der Konzernleitung untersagt, denn hier müsste es wieder Kontrol-
len usw. geben. Die MitarbeiterInnen haben aber die Möglichkeit übrig gebliebene Ware,
sprich Brot und Gebäck, Gemüse usw. wenn es nicht verkauft wurde und auch nicht wei-
tergegeben werden kann um -50% nach Ladenschluss zu erwerben. Generell verringert
sich durch die Abverkaufsware, die Möglichkeit des Kaufes durch die MitarbeiterInnen um
-50% und die Weitergabe an Sozialeinrichtungen die Menge an Lebensmittel, die ansons-
- 62 -
ten im Müllcontianer landen würde, deutlich. Alle MitarbeiterInnen sind in ihrem Abtei-
lungsbereich genauestens geschult im Bezug auf Kontrolle der Lebensmittel und wie man
bei schnell verderblichen Waren und beim Abverkauf von Waren reagieren muss. Schu-
lungen und Weiterbildungsmöglichkeiten mit Aufstiegschancen werden von REWE stän-
dig angeboten und sind auch teilweise verpflichtend, wie beispielsweise die Hygieneschu-
lungen, die Kassaschulungen usw. Die MitarbeiterInnen selbst haben noch zahlreiche an-
dere Möglichkeiten, die REWE auf der Homepage unter Soziales und Ausbildung anführt.
Die persönlichen Einstellungen zum Thema Lebensmittelabfall im Handel des Konzerns
und der MitarbeiterInnen sind unterschiedlich. Teilweise hat man sich damit abgefunden,
dass man Lebensmittel entsorgen muss, sei dies aus natürlichen Gründen oder wenn diese
von Sozialeinrichtungen wie vereinbart nicht abgeholt werden, anderseits fällt es einem
immer wieder schwer noch genießbare Lebensmittel in den Müll zu werfen. Man spürt
direkt die Verwunderung darüber, dass, wenn man schon alles für eine Weitergabe in die
Wege leitet und Waren zur Verfügung stellt, Lebensmittel aussortiert und bereitstellt, diese
letztendlich nicht abgeholt werden. Viele Zuständige sind jahrelang in ihrem Beruf und
kennen das Problem nur zu gut und auch schlechtere Zeiten, in denen Nahrungsmittel rar
waren. Diese Personen wundern sich umso mehr, dass man heutzutage trotz der zahlrei-
chen Möglichkeiten der Weitergabe und auch des Bedürfnisses, dass Lebensmittel weiter-
gegeben werden, so unachtsam damit umgeht. Alle Verantwortlichen in den einzelnen Fili-
alen versuchen das Bestmögliche um so wenig wie möglich entsorgen zu müssen und viel-
leicht hilft die neue Möglichkeit, dass die Weitergabe auch an Landwirte möglich ist, das
Problem noch mehr zu verringern.
6.3 Hofer KG
Es war von Hofer aus nicht gestattet Interviews mit FilialleiterInnen bzw. MitarbeiterInnen
des Konzerns zu führen. Eine Antwort zum Thema Lebensmittelabfall im Handel bekam
ich von der Hauptzentrale Sattledt mittels E-Mail.
Als führender Lebensmitteldiskonter in Österreich ist es für Hofer Geschäftspolitik, quali-
tativ hochwertige Lebensmittel zum günstigsten Preis anzubieten. Dazu gehört natürlich
auch eine hohe Sorgsamkeit im Umgang mit den Waren und möglichen Überschüssen. Für
Hofer ist es wichtig, so zu arbeiten, dass es zu möglichst geringen Überbeständen kommt.
Effizienz ist daher in der gesamten Wertschöpfungskette ein Kernthema. Aus diesem
- 63 -
Grund pflegt Hofer einen sehr intensiven Kontakt mit den Herstellern und führt eine Viel-
zahl an Qualitätskontrollen durch. Ein wesentlicher Punkt ist dabei natürlich ein ausgeklü-
geltes Logistiksystem und die zielgerechte Bestellung der Waren. Dies passiert bei Hofer
nicht wie anderswo mittels Computersystem, sondern durch die jeweiligen FilialleiterIn-
nen. Hier verlässt sich Hofer auf die langjährige Erfahrung der MitarbeiterInnen in einem
äußerst sensiblen Bereich, denn abseits der durchschnittlichen Verkaufsmengen gilt es vie-
lerlei weitere Aspekte zu berücksichtigen. Für eine optimale Bestellung werden auch Krite-
rien wie Wetterverhältnisse, Feiertage oder regionale Kundenwünsche herangezogen. Das
gewährleistet, dass Hofer möglichst punktgenau ausreichende Warenmengen in den Filia-
len hat. Bei Sortimentsware und der wiederkehrenden angebotenen Aktionsware kann Ho-
fer auch durch die überdurchschnittlich hohe Warendrehung Verderb oder Vernichtung der
Ware nahezu zur Gänze ausschließen. Dies rührt daher, dass sich die Produkte (über 1.000
Artikel des täglichen Bedarfs), zügig und in aller Regel lange vor dem Erreichen des Min-
desthaltbarkeitsdatums verkaufen. Durch diese sorgfältige Arbeitsweise im Warenmana-
gement gelingt es Hofer, dass man lediglich nicht mehr zum Verzehr fähige Ware vernich-
ten muss. Diese Ware darf im Sinne der KonsumentInnen keinesfalls – in welcher Form
auch immer – in Umlauf gebracht werden. Im Bereich Brot und Gebäck reduziert Hofer
durch den verbilligten Abverkauf Restmengen auf ein Minimum. Dies gilt ebenfalls für die
Produkte aus der BACKBOX. Bei Obst und Gemüse bietet Hofer verstärkt lose, unver-
packte Ware an. Das bietet einerseits den Vorteil, dass die Kunden die benötigte Menge
selbst bestimmen kann, andererseits kommt es nicht zu Druckstellen durch Verpackungs-
material, die eventuell zu Schimmelbildung auf den natürlichen Produkten führen könnten.
Sollte es dennoch vereinzelt zu Überschüssen kommen, so wird das Obst und Gemüse
landwirtschaftlichen Betrieben, Energieerzeugern oder karitativen Einrichtungen zur Ver-
fügung gestellt. Gemeinsam mit unseren Entsorgungsbauern hat Hofer sogar eine eides-
stattliche Vereinbarung abgeschlossen. Die gesellschaftliche und soziale Verantwortung ist
für Hofer ein wichtiger Aspekt des unternehmerischen Handelns. Daher verfolgt Hofer
eine intensive Zusammenarbeit mit der Non-Profit-Organisation „Pro Mente“, an die Le-
bensmittel und andere Produkte (z.B. Bekleidung, technische Geräte) kostenfrei abgegeben
werden. Pro Mente betreibt mit diesen Produktspenden Verkaufsläden. In diesen Soziallä-
den können Menschen mit psychischer Beeinträchtigung, die sich in Betreuung von Pro
Mente befinden, qualitativ hochwertige Waren zu günstigen Preisen erwerben.
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6.4 Selbstständige Kaufleute unter einer Dachorganisation
Eine gewisse Sonderstellung nehmen alle selbstständigen Kaufleute unter einer Dachorga-
nisation wie beispielsweise ADEG oder SPAR ein. Erkennbar sind diese dadurch, dass
neben dem bekannten Konzernamen der Familienname der Kaufleute als Firmenname
steht. Die Inhaber dieser Supermärkte können größtenteils noch selbst entscheiden wie sie
ihren Markt führen. Natürlich müssen auch sie sich an alle bekannten Auflagen und Richt-
linien zum Führen eines Supermarktes halten wie beispielsweise das Vernichten von Wa-
ren bei Rückholaktionen, die Kontrolle der Lebensmittel aufgrund von MHD bzw. Frische
usw. Es gibt aber dadurch, dass diese Kaufleute selbst Inhaber ihres Marktes sind, die
Möglichkeit anders mit Lebensmittel, die aufgrund von Überschuss oder kurz vor dem
Erreichen des MHD oder eben nach Ladenschluss im Müll landen würden, umzugehen.
Hier können die Eigentümer selbst entscheiden, ob MitarbeiterInnen Lebensmittel mit-
nehmen dürfen oder nicht, bevor man sie eventuell im Müll entsorgen müsste, bzw. ab
wann und wie viel vom regulären Preis reduziert wird. Dasselbe gilt für Bestellungen und
das gesamte Warensortiment. Hierbei entscheiden die Inhaber auch selbst wann, was und
wie viel sie bestellen. Es gibt oftmals nicht die schon gängige Bestellweise, dass das Sys-
tem automatisch beim Ausbuchen durch den Kauf eines Artikels von der Kassa nachbe-
stellt. Es muss natürlich ein bestimmtes Warensortiment täglich im Geschäft vorhanden
sein, jedoch kann der Inhaber noch vieles selbst bestimmen und entscheiden. Meistens fällt
bei diesen Supermärkten aus den oben bereits genannten Gründen so gut wie gar kein Le-
bensmittelabfall von noch genießbaren Lebensmitteln an, denn diese werden an Mitarbeite-
rInnen, an Landwirte für Tierfutter, teilweise auch an Sozialeinrichtungen, vorausgesetzt
diese holen die Waren auch wie vereinbart ab, weitergegeben oder die Inhaber verwenden
diese selbst für den Eigengebrauch. Dadurch, dass die MarktleiterInnen selbstständige
Kaufleute und gleichzeitig Inhaber dieser Märkte sind, obliegt die Führung des Supermark-
tes ihnen selbst. Genießbare Lebensmittel im Müll findet man bei diesen Geschäften wohl
so gut wie nie.
- 65 -
KKaappiitteell 77
BBeeaannttwwoorrttuunngg ddeerr FFoorrsscchhuunnggssffrraaggeenn
Die Forschungsfragen beziehen sich sowohl auf den ausgearbeiteten theoretischen Teil der
Masterarbeit als auch auf den empirischen Teil. Forschungsfrage 1 wird durch die Recher-
che im Internet und in Flugblättern als auch Geschäftsberichten beantwortet, denn so kann
man herausfinden, wie sich die ausgewählten Handelsketten nach außen repräsentieren.
Forschungsfrage 2 bezieht sich sehr stark auf die Interviews, die daraus Aufschluss bringen
sollen, nach welchen Kriterien Lebensmittel im Handel aussortiert werden, welche Alter-
nativen außer der Entsorgung Handelsketten haben und wie sie selbst zu Lebensmittelab-
fall stehen.
7.1 Forschungsfrage 1
Wie repräsentieren sich ausgewählte Einzelhandelsketten hinsichtlich CSR nach außen und
wie wird das Thema Verringerung von Lebensmittelabfällen derzeit in den Unternehmen
behandelt?
Spar hat schon lange bevor CSR eine der wichtigen Unternehmensaktivitäten wurde be-
stimmte Grundsätze bezüglich Umwelt, Gesellschaft und MitarbeiterInnen sowie Lieferan-
ten und KundInnen in den Leitsätzen verankert. Für den Konzern selbst spielen viele Fak-
toren bezüglich Umweltschutz, Produktsicherheit, Arbeitsqualität und Ernährung eine sehr
große Rolle. Wie die Grafik bezüglich CSR von Spar in Kapitel 4.1.1 zeigt, setzt man sich
mit diesem Thema sehr genau auseinander und es wird auch auf der Homepage genau dar-
über berichtet. Weiters legt man sehr viel Wert auf Regionalität und Frische bezüglich der
Lebensmittel. Spar bezieht alle Filialen bzw. Unternehmensbereiche direkt in ihren CSR-
Aktivitäten mit ein und will somit sicherstellen, dass sich selbst jede bzw. jeder Mitarbeite-
rIn mit CSR identifizieren kann. Alle CSR-Maßnahmen werden von einer Stabstelle, der
Head of CSR, kontrolliert und gesteuert, was Spar auch in seiner Organisationsstruktur
wiederspiegelt. Weiters zählen das Beschäftigen und Tätig werden im Bezug auf Klima
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und Umwelt zu den Zielen. Im Bezug auf Lebensmittelabfälle wird von Spar sehr viel zu
deren Verringerung getan. Nicht nur, dass man versucht so wenig wie möglich entsorgen
zu müssen, sondern auch und vor allem im Bereich der Weitergabe von Lebensmitteln.
Wie in Kapitel 4.1.1 genau nachgelesen werden kann, sind für Spar Lebensmittel kostbar,
was der Konzern selbst auch durch die Aufkelber für Reduzierte Ware, die bedenkenlos
genießbar ist, öffentlich angibt. Für Spar selbst, ist jedes verschwendete Kilo Lebensmittel
eines zu viel. Von den rund 800 Sparfilialen haben knapp 70% eine fixe Kooperation mit
einer Sozialeinrichtung. Alle Aktivitäten im Bezug auf CSR, Nachhaltigkeit und Lebens-
mittelabfall bzw. Weitergabe kann man bei Spar auf deren Homepage einsehen und somit
hat Spar eine sehr gute Repräsentation bezüglich dieser Themen nach außen.
Die REWE Group setzt bezüglich der drei Säulen der Nachhaltigkeit, Ökologie, Ökonomie
und Soziales, verschiedene Maßnahmen. Das Leitbild von REWE bezieht sich sowohl auf
CSR als auch auf Mission, Grundwerte, Vision und Leitsätze. Sowohl das Leitbild, als
auch eine genaue Repräsentation von REWE sind in Kapitel 4.1.2 nachzulesen. REWE
versucht durch umweltfreundliches Bauen der Filialen, durch energiesparende Umbauten,
Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Gesundheitsförderung bei MitarbeiterInnen, durch die
Miteinbeziehung von Lieferanten, Regionalen Produzenten und selbst den KonsumtInnen
gemeinsam an der Verbesserung und Umsetzung der CSR-Maßnahmen zu arbeiten. Eine
Nachhaltigkeitsinitiative von REWE ist „Gemeinsam an Morgen denken“, was vor allem
bei den sogenannten Nachhaltigkeitswochen in denen jährlich im September Aktivitäten
des Unternehmens im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit verstärkt in den Fokus der Öf-
fentlichkeit gestellt werden. Hierzu gibt es auch ein Online REWE Group Stakeholderfo-
rum. Eine Neuheit im Bezug auf Nachhaltigkeit unter der TBL ist das Projekt „Natur vor
Schönheit“, wo Produkte unter dem Namen „Wunderlinge“ angeboten werden, die nicht
der bekannten Norm und Größe bzw. dem Aussehen entsprechen und sogenannte Schön-
heitsfehler haben. Somit versucht man die Menge an Lebensmittel, die sonst schon beim
Produzenten aufgrund krummen Wachstums oder ähnlichem aussortiert wird zu verrin-
gern. Über CSR und Maßnahmen bezüglich Lebensmittelabfalls wird, von REWE sehr viel
auch öffentlich auf deren Homepage bzw. durch Werbung präsentiert.
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Hofer repräsentiert sich hinsichtlich CSR nach außen durch die Bekanntgabe der Organisa-
tionsstruktur auf deren Homepage sehr gut. Wie die Abbildungen und die Repräsentation
von Hofer in Kapitel 4.1.3 zeigt, ist CSR ein fester Bestandteil der unternehmerischen Ent-
scheidungsprozesse. Qualität, Zufriedenheit der Kunden, Einfachheit, Konsequenz und
Verantwortung spielen hierbei die Hauptpunkte. Hofer ist einer der bekanntesten Lebens-
mitteldiskounter und agiert mit umweltschonenden und nachhaltigen Projekt auch sehr viel
nach außen. Als Beispiel kann das Projekt 2020 angesehen werden, welches aus mehreren
kleineren Projekten besteht und die jeden Einzelnen betreffen. Dieses Projekt ist immer
wieder in den Flugblättern von Hofer zu sehen und wird auch durch sehr viele bekannte
Medienvertreter gefördert und unterstützt. Hierzu gibt es die „50 Tipps, wie wir unsere
Welt verbessern“ von Hofer. In der gesamten Geschäftspolitik von Hofer werden die Pro-
duzenten, die Geschäftsführung, die Lieferanten, alle MitarbeiterInnen bis hin zu den Kon-
sumentInnen alle miteinbezogen. Weiters ist für Hofer auch die Lebensmittelsicherheit und
das Thema Lebensmittelabfall ein wichtiger Punkt. Durch genaue Lagerung bzw. Kühlung
und Bestellung versucht man diese so gering wie möglich zu halten und der Verbraucher
kann dies auch genau auf der Homepage nachlesen. Somit repräsentiert sich Hofer nach
außen mit dessen Homepage und auch in den Flugblättern sehr umfangreich im Bezug auf
CSR.
Generell kann gesagt werden, dass der öffentliche Auftritt der einzelnen Handelsketten
bezugnehmend auf CSR und Lebensmittelabfall bzw. der unternehmerischen Tätigkeiten
mittels Homepage, Ausschreibungen sowie Flugblätter wirklich gut gegeben ist und die
Konzerne auf diese einzelnen Punkte auch sehr viel Wert legen.
7.2 Forschungsfrage 2
Nach welchen Kriterien werden Lebensmittel im Handel aussortiert und welche Alternati-
ven sehen ausgewählte Einzelhandelsketten zur gewöhnlichen Entsorgung von durchaus
noch genießbaren Lebensmitteln im Müll, bzw. wie groß ist die Menge an Lebensmitteln
die dort täglich landet verbunden mit der moralischen Einstellung dazu?
Lebensmittel werden laut Angaben der interviewten Personen aufgrund unterschiedlicher
Ursachen entsorgt bzw. aussortiert. Dies sind beispielsweise Bruchware, Luftzieher,
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Schimmel, Fäulnis oder Dellen bei Obst und Gemüse, Wurst-, Käse-, bzw. Fleischan-
schnitte, Mindesthaltbarkeitsdatum, aufgeblähte Verpackungen bei Milchprodukte, Bläs-
chenbildung bei Aufbackware oder wenn diese nicht richtig aufbackt bzw. generell bei
kaputter Verpackung usw. Diese Ursachen kommen durch das tägliche Handeln mit Le-
bensmitteln in den einzelnen Supermärkten natürlich auch des Öfteren vor. Jedoch ver-
sucht man durch das sorgsame Umgehen mit den Lebensmitteln und durch das genaue Be-
stellen der Ware diese Menge so gering wie möglich zu halten. Laut Angaben der inter-
viewten Personen und der Konzernleitungen wird in den einzelnen Geschäften jedoch we-
niger entsorgt als angenommen. Dies ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass alle Le-
bensmittel im Einkauf Geld kosten und auch deren Entsorgung wieder Kosten verursachen
würde, sondern auch darauf, dass man selbst als Unternehmen Verantwortung gegenüber
der Verschwendung von durchaus noch genießbaren Lebensmitteln übernimmt. Da dieses
Thema der Lebensmittelverschwendung bzw. der Lebensmittelabfälle in letzter Zeit in der
Öffentlichkeit und in den Medien immer mehr Interesse geweckt hat, gehen die einzelnen
Handelsketten auch sehr offen damit um. Kooperationen mit Sozialeinrichtungen zur Wei-
tergabe von durchaus noch genießbaren, aber nicht mehr verkaufbaren Lebensmitteln, ge-
hört in vielen Geschäften schon zum fixen Bestandteil. Lebensmittel und Lebensmittelab-
fall sind zwar für Einzelhandelsketten alltäglich, jedoch wird damit nicht verschwenderisch
umgegangen, denn nach wie vor gibt es immer bedürftige Personen, die durch die Le-
bensmittelspenden der Geschäfte ihre tägliche Mahlzeit bekommen. Weiters versucht man
durch die genaue Einhaltung der Lagerbestimmungen bzw. der Kontrolle von Frischepro-
dukten die Menge an Lebensmitteln, die entsorgt wird, zu verringern. Es gibt immer wie-
der Möglichkeiten in den einzelnen Bereichen des Geschäftes die Ware zu säubern, abzu-
verkaufen oder weiterzugeben anstatt sie zu entsorgen. Bei Obst und Gemüse kann man die
Ware säubern beispielsweise Salatköpfe als Salatherzen oder einzelne Netzwaren wie Zit-
ronen oder Orangen aussortieren und zu verkaufen oder an Sozialeinrichtungen weiterge-
ben und nur den schlechten Teil der Ware zu entsorgen. Im Wurst- und Käsebereich die
Wurst-bzw. Käsereste als Reste verbilligt zu verkaufen. Bei Backwaren vor Ladenschluss
früher abverkaufen, 1+1 gratis oder eben auch an Sozialeinrichtungen weitergeben. Im
Trockensortiment ist die Menge an Waren die im Müll landet meistens auf Bruchware be-
schränkt, da diese Waren eine sehr lange Haltbarkeit garantieren und oftmals auch früh
genug mit Abverkaufskleber versehen werden. Die meisten Lebensmittel die letztendlich
im Müll landen sind verdorbenes Obst oder Gemüse sowie Backwaren, aufgeblähte oder
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kaputte Milchprodukte, Bruchware oder Luftzieher. Letztendlich landet nur das im Müll,
was wirklich nicht mehr verkauft oder weitergeben werden kann. Wie groß diese Menge
ist, wird nicht öffentlich bekannt gegeben. Über Zahlen spricht man nicht gerne. Die Zent-
ralstellen der einzelnen Einzelhandelsketten führen eine genaue Aufzeichnung über alle
abgeschriebenen, retournierten bzw. entsorgten Lebensmittel. Lebensmittel die weiterge-
geben werden, werden unter Soziales aus dem System abgeschrieben. Bruchware, Luftzie-
her oder verdorbenes wird abgeschrieben und entsorgt. Für nicht korrekte Ware gibt es die
Möglichkeit diese zurückzuschicken. Dies gilt auch für Backwaren die von Bäckern oder
diversen Backlieferanten geliefert werden, die übrig gebliebene Ware wird direkt an den
Lieferanten bei der nächsten Lieferung retour geschickt. Durch das genaue computerge-
steuerte Bestellsystem hat man über jede einzelne Filiale tagesgenau alle Ein- und Ausgän-
ge und Abschreibungen aller Lebensmittel bzw. aller sonstigen Waren im Geschäft. Öko-
nomisch gesehen, versucht natürlich jedes Unternehmen seine Ausgaben so gering wie
möglich zu halten, allein schon dadurch versucht man auch die Kosten für Lebensmittelab-
fall zu begrenzen. Ganz ohne Lebensmittelabfall wird es aber leider nie gehen, denn schon
aus natürlichen Ursachen wie eben Sommer und Winter mit Hitze und Kälte, Bruchware,
falsche Lagerung, durch Anschnitte, Ausfall von Kühlregalen, unabsichtliches Hinunter-
werfen von Kunden oder MitarbeiterInnen oder ähnlichem fällt Lebensmittelabfall an. Na-
türlich ist es den GeschäftsleiterInnen nicht egal. Alle FilialleiterInnen wollen so wenig
wie möglich entsorgen und das nicht nur um gute Zahlen an die Zentrale übermitteln zu
können. Alle haben durch ihren Beruf täglichen Kontakt mit Lebensmitteln und auch eine
eigene persönliche Einstellung dazu, genießbare Lebensmittel in den Müll werfen zu müs-
sen. Viele sind schon jahrelang in Ihrem Beruf tätig und sehen jedes Lebensmittel, das im
Müll landet als Verschwendung an. Einige kennen noch aus Erzählungen von den Großel-
tern wie es in Kriegszeiten oftmals nichts zu essen gab, von Knappheit der Lebensmittel
und sehen heutzutage die vollgefüllten Regale und das Überangebot an Lebensmittel und
wollen dadurch nichts unnötig im Müll entsorgen. Das persönliche Engagement der Filial-
leiterInnen spielt in diesem Zusammenhang eine große Rolle, vor allem für die Weitergabe
an Sozialeinrichtungen, wobei sich einige sehr darüber ärgern, wenn letztendlich Ware
nicht abgeholt wird und im Müllcontainer landen muss. Manche haben sich auch einfach
damit abgefunden, dass durch das Konsumverhalten, die große Anzahl an Geschäften und
das große Angebot an Lebensmittel nun mal auch Lebensmittelabfall anfällt.
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KKaappiitteell 88
AAuussaarrbbeeiittuunngg vvoonn LLöössuunnggssaannssäättzzeenn zzuurr VVeerrrriinnggeerruunngg vvoonn
LLeebbeennssmmiitttteellaabbffaallll iimm HHaannddeell uunndd AAlltteerrnnaattiivveenn zzuurr
EEnnttssoorrgguunngg vvoonn nnoocchh ggeenniieeßßbbaarreenn LLeebbeennssmmiitttteell iimm MMüüllll
Lebensmittelabfall und vor allem die Abfälle im Handel sind ein gegenwärtiges Problem
und deren Verringerung stellt eine große Aufgabe dar. Trotz zahlreicher Handlungen der
Konzerne zur Verringerung von genießbaren Lebensmittel im Müll und die Möglichkeit
der Weitergabe an Sozialeinrichtungen, werden sich zuständige Personen weiterhin tagtäg-
lich mit diesem Problem auseinandersetzen müssen. Die Verbilligung von einwandfreien
Lebensmitteln, die ein knappes Mindesthaltbarkeitsdatum aufweisen, ist nur eine Möglich-
keit der Verringerung von Lebensmittelabfall im Handel. Die genaue computergesteuerte
Bestellung garantiert auch geringere Abfallmengen, da oft zeitgleich wenn ein Produkt an
der Kassa verkauft wird, das Neue erst nachbestellt wird und nicht, wenn die Regale noch
voll sind. Eine andere ist die Weitergabe an soziale Einrichtungen, wodurch ärmere Perso-
nen durchaus genießbare und einwandfreie Lebensmittel geschenkt oder zu einem geringen
Preis erhalten. Die Zahl der Sozialmärkte in Österreich und die Bereitschaft von Super-
märkten Ware weiterzugeben steigt immer mehr.
Ein Lösungsansatz zur Verringerung der Lebensmittelabfälle im Handel hat das Lebens-
mittelministerium gemeinsam mit der Wirtschaft, den KonsumentInnen, den Gemeinden
und den sozialen Einrichtungen durch die Initiative „Lebensmittel sind kostbar!“ gegrün-
det. Dadurch will man bis zum Jahr 2016 die Lebensmittelabfälle um 20% verringern.
„Lebensmittel sind kostbar!“ wird als Slogan von diversen Handelsketten genommen um
darauf hinzuweisen, dass das Produkt zwar bald laut Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen
ist, die Ware allerdings in Ordnung und ohne Bedenken gekauft und verzehrt werden kann.
Somit will man eine Bewusstseinsbildung und einen verantwortungsvolleren Umgang mit
Lebensmitteln schaffen und natürlich die Menge an genießbaren Lebensmittel im Müll
reduzieren (Lebensministerium 2013d).
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Eine weitere Lösungsmöglichkeit für Lebensmittelabfall im Handel ist der Leitfaden des
Lebensmittelministeriums für die Weitergabe an diverse soziale Einrichtungen. Diesen
finden Handelsketten auf der Homepage unter folgendem Link:
http://www.lebensministerium.at/lebensmittel/kostbare_lebensmittel/partner/partnerkooper
ation.html. In diesem Leitfaden sind alle sozialen Einrichtungen, welche Lebensmittel-
spenden annehmen, nach Bundesland geordnet. Weiters findet man unter dem oben ge-
nannten Link auch noch die Arbeitsgruppe „Soziale Nachhaltigkeit“ der Efficient Consu-
mer Response Austria (ECR), welche sich zum Ziel gesetzt hat, armutsbetroffenen Perso-
nen mit Lebensmittelspenden die für den Handel nicht mehr verkaufbar sind, allerdings
noch genießbar sind, zu versorgen (Lebensministerium, 2013e).
Eine ganz andere Lösungsidee für Lebensmittelabfall im Handel wird von Kreutzberg u.a.
(2012) im Buch „Die Essensvernichter“ erwähnt. Demnach soll der Handel gesetzlich ver-
pflichtet werden den Ausschuss und den Lebensmittelabfall zu melden und eine Steuer
dafür zu bezahlen, wenn dieser überschüssige Lebensmittel nicht an karitative Organisati-
onen und Einrichtungen weitergibt. Gerade am Ende der Nahrungsmittelkette, nämlich im
Handel, sollten trotz genauer und sorgfältiger Planung und Bestellung nicht derart große
Mengen an Lebensmittelmüll anfallen, denn die Kosten dafür sind bereits auf den jeweili-
gen Warenpreis umgelegt. Hierdurch könnten Entsorgungskosten eingespart werden und es
sollte nur mehr wirklich ungenießbare und verdorbene Ware im Müll landen. Diese werden
letztendlich in Kompostierungs- und Biogasanlagen in Energie umgewandelt. Weiters wird
erwähnt, dass das EU-weite Verbot der Speiseresteverfütterung an Tieren aufgehoben wer-
den sollte. Denn wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es eine Verschwendung Le-
bensmittel wegzuwerfen anstatt sie weiterzugeben oder an Tiere zu verfüttern (Kreutzber-
ger u.a. 2012).
Großen Aufklärungsbedarf gibt es auch noch immer bei der Angabe des Mindesthaltbar-
keitsdatums. Den KonsumentInnen muss deutlich gemacht werden, dass es sich hierbei
nicht sofort um einen Hinweis zum Wegwerfen der Lebensmittel handelt, sondern eine
Gütegarantie für die Ware ist, welche aber auch nach ablaufen dieses Datum durchaus
noch gewährt ist. Eine einfache Kontrolle durch Riechen, Sehen und Schmecken kann si-
cherstellen, ob das Lebensmittel noch genießbar ist oder nicht. Demnach würden weniger
Lebensmittel, oft noch originalverpackt, sofort im Mülleimer landen. Frisches Obst und
Gemüse hat oft gar kein Mindesthaltbarkeitsdatum angegeben, hierbei verlässt man sich
auch auf die Sinne der KonsumentInnen. Bei diesem Problem kann auch der Handel eine
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Lösung anbieten, indem er Waren, deren Mindesthaltbarkeitsdaum fast abgelaufen ist, dem
Kunden günstiger anbietet und somit die Abfallmengen in den Filialen reduziert und mehr
Verantwortung mit dem Umgang von Lebensmitteln schafft (Kreutzberger u.a. 2012).
Zukünftig mehr Bewusstsein für Lebensmittelverschwendung auch für zuhause zu schaffen
wäre sinnvoll. Hierzu sollten Aufklärungen und Beispiele bereits im Schulunterricht ge-
nannt werden. Passend dazu wären übergreifende Projekte im Sachunterricht oder in Bio-
logie, denn eine schulische Auseinandersetzung mit dem Thema Lebensmittelabfall und -
verschwendung könnte eine Lösung zu weniger Lebensmittelabfall in Zukunft darstellen
und schon den Kleinen könnte mehr Verantwortung mit dem richtigen Umgang mit Le-
bensmitteln beigebracht werden. Hierzu könnte man auch Supermärkte oder Müllplätze
besuchen um dieses sehr wichtige Thema aufzugreifen. Auch Aufklärungskampagnen zum
richtigen Einkaufen, wie beispielsweise in richtigen Mengen, geplant einzukaufen, die Le-
bensmittel richtig lagern, Lebensmittelreste richtig zu verwerten und die Erklärungen der
Begriffe wie MHD wären sowohl für Jung als auch Alt sinnvoll (Kreutzberger u.a. 2012).
Ein richtiger Lösungsansatz wird bereits von einigen Handelsketten umgesetzt. Man setzt
auf regionale und saisonale Ware, welche nicht von weit herkommt, sondern direkt von
Klein- und Mittelunternehmen und Bauernhöfe aus der jeweiligen Region. Hiermit wird
nicht nur das Klima geschont und auf heimische Produkte gesetzt, sondern umliegende
Betriebe auch direkt miteinbezogen und unterstützt.
In den einzelnen Interviews wurde allerdings auch manchmal darauf hingewiesen, dass die
Kooperationen mit Sozialeinrichtungen nicht so funktionieren wie sie eigentlich sollten.
Soziale Einrichtungen haben zwar eine fixe Vereinbarung mit diversen Supermärkten,
kommen allerdings manchmal die für sie extra bereitgestellte und aussortierte Ware nicht
abholen. Durch die Kontaktaufnahme der FilialleiterInnen mit den diversen sozialen Ein-
richtungen, warum diese die Ware nicht abholen, kommen dann Antworten wie beispiels-
weise sie hätten keine Zeit gehabt, vergessen oder ob man ihnen die Ware zukünftig nicht
anliefern möchte. Die Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen sollte auch auf eine
bestimmte Gegenseitigkeit passieren.
Weiters gibt es immer wieder KonsumentInnen, die bis zur letzten Minute vor Laden-
schluss, das gesamte Warensortiment vorfinden möchten. Sei dies nun Obst und Gemüse,
Fleisch- und Wurstwaren oder Brot und Gebäck. Dadurch, dass kein Supermarkt im Vor-
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hinein sagen kann, wie viele KundInnen pro Tag kommen, kann es natürlich auch manch-
mal vorkommen, dass zu wenig bestellt oder aufgebacken wurde. Hierzu sollte man aber
die Einstellungen der KonsumentInnen überdenken, denn einerseits verurteilt man den
Lebensmittelabfall im Handel und anderseits will man immer einen vollgefüllten Super-
markt vorfinden. Jeder selbst kann einen Teil zu weniger Lebensmittelabfall beitragen und
sollte auch ein gewisses Verständnis an den Tag bringen. Dasselbe gilt für KonsumentIn-
nen, die keine vergünstigten Waren kaufen wollen. Warum auch immer, es gibt immer
wieder Personen, die die letzte Packung aus der hintersten Ecke vom Regal nehmen, die
keine Abverkaufsware kaufen wollen und Obst und Gemüse selbst für sich aussortieren.
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KKaappiitteell 99
ZZuussaammmmeennffaassssuunngg
Lebensmittel sind wie das Wort selbst schon sagt lebensnotwendig und kostbar, denn auf
der einen Seite gibt es ein Überangebot an Lebensmitteln, oft verbunden mit Verschwen-
dung und Lebensmittelabfall, auf der anderen Seite gibt es eine Knappheit an Lebensmit-
teln verbunden mit Hungersnot und wo man die Lebensmittelabfälle aus den Mülltonnen
als Nahrung ansieht. Lebensmittelabfälle fallen natürlicherweise entlang der gesamten
Wertschöpfungskette an und sind schon aufgrund von Verderb, Ernte und Anbau sowie
durch Schädlinge unvermeidbar. Jedoch gibt es die vermeidbaren Lebensmittelabfälle von
Supermärkten, welche beispielsweise aufgrund von einem Überangebot entstehen. Dieser
Punkt der Lebensmittelabfälle im Handel behandelt diese Masterarbeit, wobei vor allem
das Augenmerk darauf liegt, nach welchen Kriterien Lebensmittel im Handel aussortiert
und entsorgt werden und wie mit Lebensmittelabfall umgegangen wird, denn alle Mitarbei-
terInnen von Lebensmittelhandelsketten sind tagtäglich mit der Problematik von Lebens-
mittelabfall konfrontiert. Dies bedeutet allerdings nicht, dass es sich gleich um Lebensmit-
tel im Müll handeln muss die noch genießbar gewesen wären, denn die Zahl an diesen
noch verzehrbaren Lebensmitteln im Müll ist laut Angaben der interviewten Personen und
der Konzernleitungen viel geringer als die Gesellschaft annimmt. Die dafür genannten
Gründe sind die modernen computergestützten genauen Bestellsysteme, die Möglichkeit
Ware mehrmals täglich geliefert zu bekommen bzw. Fehlbestellung zurückzuschicken, die
hauseigenen Backshops in vielen Geschäften, der Abverkauf von bald laut MHD abgelau-
fenen Lebensmitteln oder von Überschuss und die Weitergabe an Sozialeinrichtungen.
Dadurch verringert sich die Anzahl an noch genießbaren Lebensmitteln im Müll natürlich
deutlich, dennoch ist die Menge noch viel zu groß. Hierzu gibt es, wie in jedem Unterneh-
men, Vorgaben an die sich alle FilialleiterInnen, BereichsleiterInnen und RegionsleiterIn-
nen halten müssen, wozu auch die Einhaltung einer bestimmten Menge an Lebensmittelab-
fall zählt. Dieser Abfall wird nämlich überall durch die Rückbuchung in Form des Waren-
wertes aus dem System ausgebucht und hat dadurch Kosten verursacht und keinen Ge-
winn. Jede einzelne Filiale hat hierzu ein bestimmtes Jahresbudget an Warenwert zur Ver-
fügung und dieses versucht man natürlich relativ gering zu halten um unnötige Kosten zu
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vermeiden. Durch die Möglichkeit der Weitergabe der Lebensmittel an Sozialeinrichtun-
gen, verringert sich die Menge die ansonsten als Müll in den Containern landen würde
deutlich. Leider funktioniert diese Form der Weitergabe teilweise nur bedingt, da die sozia-
len Einrichtungen oftmals die für sie bereitgestellte Ware nicht wie vereinbart abholen
kommen, dann muss diese letztendlich in der Mülltonne landen. Weiters fallen immer wie-
der Abfälle in Form von Bruchware oder ähnlichem in den einzelnen Supermärkten an.
Lebensmittelabfall ist in keinem Supermarkt komplett vermeidbar. Laut Angaben der in-
terviewten Personen in den einzelnen Supermärkten werden kaum Lebensmittel entsorgt,
die noch genießbar gewesen wären. Die meisten Lebensmittel die im Müllcontainer landen
sind aufgrund von natürlichen Ursachen nicht mehr genießbar, wie beispielsweise Schim-
melbefall, zerbrochene Gläser, Auftauware und ähnlichem. Alle anderen Lebensmittel ver-
sucht man durch frühzeitiges abverkaufen, durch die laufenden Kontrollen und die Weiter-
gabe vor der Mülltonne zu bewahren. Laut der Meinungen der interviewten Personen der
einzelnen Lebensmittelgeschäfte, fällt der meiste Lebensmittelmüll, manchmal auch unnö-
tiger Lebensmittelmüll, in den Haushalten an. Sie meinen, dass sie das Verkaufsverhalten
von KonsumentInnen kennen und auch oft sehen, dass gerade vor Feiertagen in sehr gro-
ßen Mengen eingekauft wird und man demnach vermutet, dass dadurch viel mehr Lebens-
mittelabfall zuhause anfällt. Weiters locken auch immer wieder Angebote dazu mehr ein-
zukaufen als eventuell wirklich benötigt wird. Hierzu haben schon einige Handelsketten
Informationsmaterial auf der Homepage oder in Form von Rezeptheften in den Geschäften,
wie die Kunden zu Hause mit Lebensmittel- und Essensresten umgehen können. Wichtig
ist es auch, den Kunden klar zu machen, dass die Angabe eines Mindesthaltbarkeitsdatums
kein Grund ist, bei Erreichen dieses Datums die Lebensmittel zu entsorgen. Oftmals sind
Lebensmittel noch lange danach unbedenklich genießbar, worauf auch die Medien in letz-
ter Zeit immer mehr hinweisen. Auch der moralische Aspekt, Lebensmittel zu entsorgen
spielt eine große Rolle, denn für viele ist es schwer und moralisch nicht vertretbar Le-
bensmittel in die Mülltonne zu werfen, da man immer wieder wohlhabende Länder mit
ärmeren Ländern vergleicht. Man sieht den Unterschied vom Überangebot an Lebensmittel
und der Knappheit der Lebensmittel in anderen Ländern fast täglich im Fernsehen oder in
der Zeitung. Es ist eine Verschwendung noch genießbare Lebensmittel in die Mülltonne zu
werfen, was auch alle Lebensmitteleinzelhandelsketten bestätigen. Laut Angaben der in-
terviewten Personen versucht man in Zukunft noch mehr übriggebliebene Lebensmittel an
Sozialeinrichtungen weiterzugeben sowie die Weitergabe an Landwirte für Tierfutter zu
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ermöglichen oder letztendlich die Entsorgung von nicht mehr verkaufbaren oder verdorbe-
nen Lebensmittel für die energetische Verwertung in Biogasanlagen bereitzustellen. Dieses
Umdenken, dass man nicht gleich alles in die Müllcontainer wirft, ist wirklich notwendig,
wenn man bedenkt, wie viele Supermärkte es gibt und wie viel Abfall hier täglich anfällt.
Abfall wird heutzutage als ein eigener Geschäftsbereich angesehen. Früher wurde er unsor-
tiert abgeholt und auf Deponien gebracht, welche heute noch nicht alle beseitigt sind. Mitt-
lerweile hat es in der Abfallwirtschaft einen großen Wendepunkt gegeben. Jeder Haushalt
und jedes Unternehmen führt eine strenge Mülltrennung, wodurch es möglich ist, denn
Müll wiederzuverwerten oder thermisch zu verbrennen.
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass das Thema „Lebensmittelabfall im Handel“
einen sehr großer Schwerpunkt für alle Lebensmitteleinzelhandelsketten darstellt und diese
ständig daran arbeiten müssen, die Menge an Lebensmittel, vor allem von noch genießba-
ren Lebensmitteln, im Müll zu reduzieren, denn ganz vermeiden lässt sich der Lebensmit-
telabfall nicht. Es ist auch ein Umdenken der Gesellschaft notwendig, Lebensmittel im
Müll zu vermeiden. Hierzu zählen sowohl das Kaufverhalten, als auch der Umgang mit
Lebensmitteln bezogen auf das Mindesthaltbarkeitsdatum und die Scheu zu verlieren ver-
günstigte Lebensmittel zu kaufen. Weiters ist es auch notwendig, dass alle Sozialeinrich-
tungen, welche Kooperationen mit Supermärkten haben, die Vereinbarung einhalten, die
für sie bereitgestellte Ware abzuholen. Generell wird dieses Thema „Lebensmittelabfall im
Handel“ immer präsent und aktuell bleiben, sowohl in den Medien als auch in der Gesell-
schaft aber auch in den Supermärkten. Es ist ein Zusammenspiel von vielen Akteuren, wo
wirklich jeder Einzelne seinen Beitrag zu Verringerung von Lebensmittelabfall leisten
kann und zukünftig für eine Verbesserung auch muss.
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KKaappiitteell 1100
SScchhlluussssffoollggeerruunnggeenn uunndd ZZuukkuunnffttssppeerrssppeekkttiivveenn
Verändert man nicht die Einstellung zum Thema Lebensmittelabfall, wird sich nichts daran
ändern, dass nach wie vor Lebensmittel im Müll landen werden.
Sei dies nun verursacht durch die KonsumentInnen selbst zu Hause, durch das falsche
Kaufverhalten oder durch die Einstellung zu den Lebensmitteln und vor allem zu vergüns-
tigten Lebensmitteln im Geschäft, denn nach wie vor gibt es nämlich KonsumentInnen die
keine vergünstigen Waren kaufen wollen und die bis Ladenschluss das gesamte Warensor-
timent im Supermarkt vorfinden wollen. Es sollte wirklich Jede bzw. Jeder darüber nach-
denken, warum genießbare Lebensmittel im Handel entsorgt werden, wie viel man selbst
zuhause entsorgt und sich mit diesem Thema genauer auseinandersetzten und vielleicht
einmal in den Supermärkten nachfragen wie mit diesem Thema umgegangen wird bzw.
sich selbst fragen, wie viel man an Lebensmittelabfall zu Hause vermeiden kann.
Die Problematik der Lebensmittelabfälle bzw. der durchaus noch genießbaren Lebensmit-
tel, die im Müllcontainer landen, beschäftigt die Zuständigen in den einzelnen Konzernen
täglich und man versucht immer wieder Lösungen und Alternativen dazu zu finden, nicht
nur durch den immer steigenden Druck der Medien und Gesellschaft. Sei dies nun durch
die Weitergabe an soziale Einrichtungen, durch Vergünstigungen, durch die Weitergabe an
die Landwirtschaft oder letztendlich durch energetische Entsorgung in Biogasanlagen. Man
beschäftigt sich laufend und kontinuierlich mit diesem Thema und versucht die Menge, die
tatsächlich im Müllcontainer landet, auf das geringste zu beschränken. Hierzu muss natür-
lich auch immer das Zusammenspiel mit den KonsumentInnen, den Lieferanten und den
KooperationspartnerInnen funktionieren, was es leider immer noch nicht tut.
„Lebensmittelabfall im Handel“ wird immer präsent bleiben und wie viel genau in den
Müllcontainern der einzelnen Geschäfte letztendlich landet kann nur vermutet werden, was
ein aktuelles Beispiel aus der Kleinen Zeitung vom 17. April 2014 zeigt. Die SchülerInnen
der HLA für Land- und Ernährungswirtschaft der Grazer Schulschwestern wollten selbst
wissen, wie viele Lebensmittel in den Mülltonnen verschiedener Supermärkte noch ge-
nießbar sind. Vorab hat man sich natürlich bei der Polizei erkundigt, ob dies überhaupt
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möglich sei und man sich dadurch nicht strafbar machen würde. Letztendlich wühlten die
Schüler in den Mülltonnen verschiedener Supermärkte und haben die noch genießbaren
Lebensmittel gesammelt und somit ein Menü für insgesamt 25 Personen gekocht (Dunst,
2014).
Ein abschließendes Beispiel für ein heikles Thema, worauf mit Sicherheit noch viele fol-
gen werden, denn wie viele genießbare Lebensmittel nun letztendlich tatsächlich in Su-
permärkten in der Mülltonne landen wird man wohl nie erfahren.
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- 85 -
AAnnhhaanngg
Interview-Leitfaden
Interviewter:
Filiale / Position:
Ort, Datum:
ALLGEMEINE FRAGEN
1.) Inwieweit sind Sie mit der Problematik „Lebensmittelabfall im Handel“ konfrontiert?
2.) Wird über dieses Thema Lebensmittelabfall überhaupt im Geschäft gesprochen bzw. dar-
auf aufmerksam gemacht?
ÖKONOMISCH
1.) Lebensmittelabfall verursacht auch Kosten, können Sie hierzu Zahlen nennen?
a.) Werden diese Kosten laufend aufgelistet und versucht man diese zu senken?
2.) Lebensmittelabfälle fallen wahrscheinlich täglich an, können Sie hierzu sagen wie viel
Kilogramm in etwa pro Tag?
a.) Werden diese Mengenangaben aufgelistet und versucht man diese zu verringern?
3.) Ist es günstiger Lebensmittel zu entsorgen anstatt sie beispielsweise an soziale Einrichtun-
gen weiterzugeben?
4.) Wie sind die gesetzlichen Vorschriften im Bezug auf Lebensmittelabfall im Unterneh-
men?
5.) Wie versucht man Lebensmittelabfall im Betrieb zu verringern und wer wird hierzu alles
miteinbezogen?
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ÖKOLOGISCH
1.) Gibt es in Ihrer Filiale Abverkaufsware von bald laut Haltbarkeitsdatum abgelaufenen
Lebensmitteln?
a.) Wenn ja, wie viele Tage zuvor wird diese Ware vergünstigt angeboten?
b.) Werden diese vergünstigten Waren vom Kunden gut angenommen und sind diese im
Geschäft auch gut sichtbar?
c.) Verringert sich dadurch die Menge an Lebensmitteln die sonst im Müll landen würde
erheblich?
2.) Nach welchen Kriterien – abgesehen vom Mindesthaltbarkeitsdatum – werden Lebensmit-
tel entsorgt?
3.) Obst und Gemüse wird wahrscheinlich täglich kontrolliert und aussortiert, werden hierbei
teilweise noch gute Waren neu verpackt und weiterverkauft?
4.) Welche Lebensmittel müssen letztendlich hauptsächlich im Müll entsorgt werden?
5.) Bei den Lebensmitteln die im Müll entsorgt werden, werden diese ausgepackt und richtig
getrennt entsorgt (sprich Plastik, Papier, Biomüll, Restmüll…)?
SOZIAL
1.) Gibt es in Ihrer Filiale Kooperationen mit Sozialeinrichtungen, welche die nicht verkauf-
ten aber durchaus noch genießbaren Lebensmittel übernehmen?
a.) Wenn nein, warum gibt es keine Kooperationen bzw. könnten Sie sich vorstellen in
Zukunft Lebensmittel an Sozialeinrichtungen weiterzugeben?
2.) Können MitarbeiterInnen Lebensmittel die nicht weitergegeben werden, mitnehmen bevor
sie im Müllcontainer landen?
3.) Wie werden die MitarbeiterInnen in dieses Thema Lebensmittelabfall miteinbezogen?
4.) Gibt es spezielle Schulungen im Umgang mit Lebensmittel bzw. Lebensmittelabfall oder
andere Fortbildungsmöglichkeiten für MitarbeiterInnen?
5.) Wie stehen Sie persönlich zu diesem Problem, dass täglich durchaus noch genießbare Le-
bensmittel im Müll landen?