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Die Marktanteile von Eplan im Bereich des Elektro-CAD/CAE sind beneidens-wert hoch. Und so steht das Unterneh-men vor dem Luxusproblem, wie noch weiteres Wachstum generiert werden kann. Neben der bereits konsequent be-triebenen Internationalisierung setzt der Softwareanbieter daher auf Integration. „Immer mehr sogar“, wie Geschäftsfüh-rer M. Brandl bestätigt. Er begründet dies damit, dass in etablierten Märkten viele Unternehmen bereits über weitge-hend funktionierende abteilungsspezifi-sche Engineering-Lösungen verfügen.

Integration von ERP, PDM und Automatisierung

Ein nächster Effizienzschritt erfordert die Integration der verschiedenen Soft-warelösungen. Ziel ist es dabei, Entwick-lungs- und Planungszeit der Kunden so-wie die Fehleranfälligkeit zu verringern. „Allerdings sind technische Engineering-Lösungen weit mehr fragmentiert als zum Beispiel die ERP-Welt“, weiß M. Brandl, der im September 2010 den Vorsitz der Eplan-Geschäftsführung übernommen hat. Neben der Verknüpfung technischer Softwareanwendungen in Richtung inter-disziplinäres Arbeiten, die mit dem Eplan Engineering Center in vielen Anwendun-gen bereits zum Standard gehört und die Gesamtsicht auf Mechanik, Elektrik und Software in Bezug auf mechatronische Lösungen adressiert, ist Integration auch in andere Richtungen erforderlich. Drei Zielrichtungen nennt M. Brandl dabei: PDM, ERP und Automatisierung.

Was hat Engineering mit ERP zu tun? Der Geschäftsführer nennt ein Beispiel: Wenn ein Konstrukteur zum Beispiel Schütze aus dem Eplan Data Portal für

Integration als Strategie für das EngineeringIn „reiferen Industrien“ sind Einsparpotenziale im Engineering in einzelnen Teilbereichen oft weitgehend durch Prozessoptimierungen und Einsatz von IT-Lösungen ausgeschöpft. Es geht darum, durch Integration zusätzliche Effi-zienzen zu erreichen und zum Beispiel doppelte Dateneingaben zu vermeiden. Wie Eplan nahtlose Integration umsetzt, darüber sprach openautomation mit Maximilian Brandl, Vorsitzender der Geschäftsführung.Ronald Heinze

Maximilian Brandl ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Eplan Software & Service GmbH & Co. KG in Monheim

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den Schaltplan auswählt, kann diese Ent-scheidung auch davon abhängig sein, welche Komponenten noch auf Lager vor-rätig sind. Diese Informationen befinden sich im ERP-System. Das ist nur ein Grund, warum Eplan Schnittstellen zum Beispiel zum SAP-System zur Verfügung stellt.

Bei anderen Prozessen wiederum ist die PDM-Integration wichtig: „Im Service wird der Schaltplan für die Dokumenta-tion in der Regel auf Papier ausgedruckt und wie eine Gebrauchsanweisung in die Kladde im Schaltschrank gesteckt. Diese Verfahrensweise bedingt, dass beim Austausch von Komponenten im Schaltschrank die Dokumentation oft nicht entsprechend nachgepflegt wird.“ Nicht zuletzt auch Garantiefragen und Dokumentationspflichten legen dies aber nahe. „Mit unseren PDM-Integra tionen stellen wir daher die Daten so zur Ver-fügung, dass auch der Servicetechniker einfach darauf zugreifen kann“, schließt M. Brandl an. So lassen sich heute Schaltpläne mittels intelligentem PDF lesen und bearbeiten; möglich ist also das sogenannte Redlining. „Als Folge enthält die Dokumentation weniger Feh-ler und sie steht im Back Office zur Ver-fügung.“ Der neuste Clou ist, die Schalt-pläne direkt digital auf dem iPad mitzu-nehmen und zu lesen – hierfür wird in Kürze eine Eplan View App veröffentlicht.

Im PDM-Bereich liegt der Fokus auf der Anbindung an die Systeme der vier markt-führenden Anbieter: Siemens Team center, PTC, Dassault Systems und Autodesk

Vault. Gerade im Produktentstehungspro-zess ist es wichtig, weitere Rationalisie-rungspotenziale freizusetzen. „Mit allen diesen wichtigen Anbietern werden wir Integrationslösungen realisieren“, kün-digt M. Brandl an und schließt auch nicht aus, dass danach solche Lösungen mit weiteren PDM-Anbietern folgen werden. M. Brandl: „Wir streben eine maximale Offenheit an.“ Mit diesem Plus an Integ-ration wird die Datendurchgängigkeit und Projektqualität gesteigert. Gleichzeitig re-duziert sich der Aufwand im Produktent-stehungsprozess.

„Viele unserer Kunden sind in der Ent-scheidungsphase für ein PDM-System oder haben ein solches gerade einge-führt“, setzt der Geschäftsführer fort.

Das Siemens-Teamcenter spielt dabei eine wichtige Rolle. Seit Mitte April ist Eplan daher offizieller Siemens PLM So-lution Partner und hat seit diesem Zeit-punkt einen eigenen Teamcenter-Konnek-tor im Produktportfolio. „Die Kooperation mit Siemens ist aus Kundenwunsch her-aus entstanden“, bekräftigt M. Brandl. Die Projektierungsdaten der Eplan Platt-form lassen sich im Teamcenter verarbei-ten. Somit gehen zwei marktführende Systeme Hand in Hand. Über das PDM werden zum Beispiel wichtige Aufgaben des Versionsmanagement und der Zu-griffsrechte auf die Schaltpläne geregelt. „Die Schaltpläne werden im PDM abge-legt, Zugriffsrechte und das Check-in/ Check-out sind geregelt. Es handelt sich

M. Brandl: „Die Integration der Eplan Plattform in Teamcenter öffnet uns viele Türen im Umfeld des wachsen-den Markts von PLM-Lösungen“

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um weit mehr als nur um eine Schnitt-stellenlösung.“

„Im Bereich der Automatisierungstech-nik ist die Welt noch bunter“, setzt M. Brandl fort. Hier sind bereits Schnitt-stellen zu führenden Anbietern, wie Sie-mens, ABB, Beckhoff, B&R und Phoenix Contact vorhanden. „Zur Messe SPS IPC Drives präsentieren wir eine Anbindung zu Codesys“, berichtet M. Brandl. „Der Hersteller 3S Smart Software Solutions wird erstmals auf unserem Partnerstand vertreten sein.“

M-CAD und E-CAD Hand in Hand

Laut M. Brandl stellt sich bei der Integ-ration immer die Frage, ob eine Schnitt-stellenlösung ausreicht oder eine kom-plette Integration der Anwendung durch

Übernahme von Vorteil wäre. Mit dem Kauf der Kuttig Computeranwendungen hat die Friedhelm Loh Group ihre Kompe-tenz für M-CAD und PLM verstärkt. Eplan übergibt als bisheriger Autodesk-Reseller sein Mechanikgeschäft an die neue Schwester Kuttig und treibt im Firmenver-bund die Integration aller am Prozess beteiligten Disziplinen Mechanik, Elektrik und Software weiter voran. Dabei bringt Eplan laut M. Brandl insbesondere sein Know-how aus den Bereichen Konfigura-tion, Elektro-, Fluidtechnik und virtueller Schaltschrank mit ein. „Das früher eigen-ständige M-CAD-Produkt Logocad Triga wurde bereits vor sechs Jahren zu Auto-desk migriert“, schließt der Unterneh-mensführer an.

„Durch die Bündelung der M-CAD-Kom-petenzen von Eplan und Kuttig werden

wir zum drittgrößten Autodesk-Reseller in Deutschland“, setzt M. Brandl fort. „Wir stehen kurz davor, ein Autodesk-Platinum-Partner zu werden; die dafür erforderliche Umsatzgröße haben wir bereits deutlich überschritten.“ Dies verschafft nicht nur bei Autodesk einen größeren Stellenwert. „Wir können grö-ßere Projekte leichter umsetzen, ver-fügen über mehr Niederlassungen und leisten uns mehr Spezialisten für be-stimmte Themen“, fasst der Manager, der in der Friedhelm Loh Group für beide Unternehmen verantwortlich ist, als wei-tere Vorteile zusammen. „In der Summe entsteht mehr Service für den Kunden. Auch das PDM-Consulting- und Support-Geschäft geht zu Kuttig, da es besser in den M-CAD-Bereich passt.“ Nicht zu unterschätzen ist laut M. Brandl das The-

Für den Erfolg von Mechatronik ist die Integration der unter-schiedlichen, am Prozess beteiligten Softwarelösungen erforderlich

Das Eplan Engineering Center (EEC) übernimmt die Integration unterschiedlicher Engineering-Umgebungen

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ma der Spezialisten. Softwareanbieter sind gerade in Bezug auf Integrations- und Schnittstellenthemen flexibler auf-gestellt, wenn sie mehr Spezialisten in den eigenen Reigen haben. „Klar lässt sich solches Know-how auch zukaufen“, so der Unternehmenslenker. Dies treibe die Gesamtkosten eines Projekts aber meist in die Höhe.

Jetzt können sich die Unternehmen Eplan und Kuttig besser auf ihre jeweili-gen Geschäftssegmente konzentrieren, im Firmenverbund forcieren sie das The-ma Integration. Spezialisten von Eplan

und Kuttig können gemeinsam mechatro-nische Projekte im Maschinenbau reali-sieren, da beide die Stärken ihrer jeweili-gen Bereiche bündeln.

Mehr Produktivität im Schaltanlagenbau

Das Projekt-Know-how für die Eigen-entwicklung Eplan Pro Panel bleibt hin-gegen bei Eplan, da es unmittelbar mit dem Schaltschrankaufbau verbunden ist. Denn auch im ureigensten Geschäftsbe-reich von Eplan gibt es laut M. Brandl weiteres Wachstumspotenzial, vor allem

auch bei Bestandskunden: „Zum einen sind nicht alle Arbeitsplätze mit unse-rer Software ausgerüstet.“ Auch neue Software wie Eplan Harness Pro D für das 3D/2D-Kabelbaum-Engineering ver-spricht weiteres Wachstum im bestehen-den Kundenstamm.

„Wir gewinnen heute bereits Kunden über unseren integrativen Ansatz, vor al-lem in Bezug auf unser Eplan Engineering Center“, setzt M. Brandl fort. Ein weite-res wichtiges Integrationsprojekt ist das Eplan Data Portal. Dieses Portal ist ein in die Eplan Plattform integrierter Web-

Anlagenübersicht (P&ID) und Anlagen-struktur (Navigator) für transparente und perfekt integrierte Vorplanung

Integriertes Engi-neering von der Vorplanung bis zum Basic Engineering – vom Gesamt über-blick der Anlage bis zum elektrischen Schaltplan

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service, über den Gerätedaten zahlrei-cher Komponentenhersteller online zur Verfügung gestellt werden, um diese per „Drag-and-drop“ in die Dokumentation zu übernehmen. Das Portal wird immer um-fangreicher; zum Beispiel sind Anfang Juli weitere Produktkataloge der Firmen Murrelektronik sowie von General Elec-tric und Numatics hinzugekommen. „Auch eine App erlaubt mittlerweile den Zugriff auf die 340 000 Bauteile im Data Portal.“

Die Übernahme der Kiesling Maschi-nenfabrik, Anbieter von Automatisie-rungslösungen für den Schaltschrank-bau, durch Rittal, ist ein weiterer großer Schritt in Richtung zu mehr Integration und mehr Wertschöpfung im Schaltanla-genbau. M. Brandl hält hier Einsparun-gen im zweistelligen Bereich für realis-tisch: „Die Verkabelung ist mit etwa 50 % der Arbeitszeit die aufwendigste Tätigkeit im Schaltschrankbau. Mit dem roboter-gestützten Averex-Verdrahtungszentrum können 60 % bis 70 % der Verdrahtung automatisiert werden.“ Der Einsatz lohnt sich für alle größeren Schalt schrank-bauer.

Das Bearbeitungszentrum Perforex für den Schaltschrankbau bewährt sich be-reits oft in der Praxis. Damit lassen sich sämtliche mechanischen Bearbeitungs-

schritte bei der Konfektionierung von Schaltschränken, wie Bohren, Gewinde-schneiden sowie Fräsen von Ausschnit-ten, in einem Arbeitsgang – und mit sämtlichen im Schaltschrankbau vorkom-menden Materialien durchführen. Ein Anwender der ersten Stunde ist der ame-rikanische Schaltschrankbauer Bevco, der mit Perforex eine durchgängige auto-matisierte Tool-Kette aufgebaut hat, um bestückte Schaltschränke von Rittal, aber auch Fremdfabrikate, schneller aus-liefern zu können.

Darüber hinaus gibt es laut Eplan-Geschäftsführer angrenzende Themen-gebiete, die großen Kundennutzen ver-sprechen, sogenannte White Spots – Themen, die zukünftig über IT-Prozesse abgedeckt werden können. Dazu gehört seiner Meinung nach das Thema Wärme-simulation, welches das Unternehmen für das Projekt Green Carbody innerhalb der Initiative Innocat 4 zusammen mit Rittal in Angriff genommen hat.

Ein weiterer „White Spot“ ist die Vor-planung: Was macht ein Ingenieur, bevor er den Schaltplan für die Anlage konstru-iert? Wie entsteht ein Grobentwurf? Kun-den setzen oft Tools wie Microsoft Visio ein. Das bedeutet aber einen Bruch. „Wir haben uns daher entschieden, ein eige-nes Modul für die Vorplanung zu entwi-

ckeln“, ergänzt M. Brandl. „Vorplanung und Projektierung sind Projektphasen, die zusammengehören.“ Dieses Modul ist in der nächsten Version 2.3 von Eplan Electric P8 integriert, die im August er-scheint (siehe Kasten). Weitere High-lights dieser Version sind die bereits zur Hannover Messe vorgestellte Verschlau-chung mittels Eplan Fluid, neue Such-funktionen im System, eine erweiterte Artikelverwaltung und die Anpassbarkeit der Bedienung. Außerdem wurden Auto-matisierungs- und Standardfunktionen erweitert und ausgebaut.

Auf dem Weg zu Industrie 4.0„Wir sind bereits heute in der Lage,

einen Schaltschrank mit allen Kompo-nenten komplett virtuell aufzubauen und auszutesten“, setzt er fort. Dabei lassen sich zukünftig unter anderem der Kühlungsbedarf simulieren und die Wärmeverteilung im Schaltschrank un-tersuchen. Da Schaltschränke immer kompakter gebaut werden, dürfen keine „Wärmenester“ entstehen und es muss eine entsprechende Betriebstemperatur sichergestellt werden. Es entsteht ein komplettes Modell vom Schaltschrank, wie dieser später automatisiert produ-ziert wird. M. Brandl: „Das ist bereits ein Schritt in Richtung Industrie 4.0.“ Für weitere Industrie-4.0-Modelle und kom-plette Digital-Factory-Lösungen ist seiner Meinung nach gerade die Integration von Mechanik-Know-how von Kuttig mit dem Eplan-Prozesswissen „eine wertvolle Vo-raussetzung“. Dies unterstützt auch das Wissen von Mind 8, dem Spezialisten für Variantenmanagement, der zu Beginn des Jahres 2013 in die Firmenstruktur der Eplan Software & Service GmbH & Co. KG integriert wurde, sodass die Zu-sammenarbeit auch in der Entwicklung nun noch enger wird.

Ziel bleibt bei allen Integrationsprojek-ten, eine Schnittstelle zu schaffen oder die jeweiligen Lösungen so zu integrier-ten, dass nur eine Dateneingabe erfor-derlich ist. Alle Anwendungen können sich dann die notwendigen Informationen und konsistente Daten holen und damit weiter arbeiten. M. Brandl: „Die Soft-warewelt liefert somit ganz entscheiden-de Voraussetzungen für die Anforderun-gen von Industrie 4.0.“ Trotzdem komme es darauf an, den „Schaltplan der Zu-kunft und die dazugehörigen Megatrends zu verstehen“, wie er weiter herausstellt. „Wir haben die nötigen Spezialisten und das entsprechende Know-how, um die Anforderungen der Zukunft bestens zu bewältigen.“

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Die Vorplanung ist im Enginee-ring-Prozess eine entscheidende Planungsphase. Hier werden Konzepte für den technischen Maschinen-/ Anlagenumfang erar-beitet und erste Mengengerüste abgeschätzt. Vorplanung und Projektierung sind Projektphasen, die zusammengehören. Bearbeitet werden sie jedoch bisher mit un-terschiedlichen Systemen. Mit der Eplan Plattform 2.3 ist die Vorpla-nung im System verankert.

Ob grafische Übersichten, Platz-halter für Funktionen, erste Men-gengerüste für Antriebe, Sensoren und SPS-Ein-/Ausgänge oder auch Stücklisten zur Kalkulation: Umfas-sende Aufgaben der Vorplanung lassen sich direkt in der Eplan Platt-form bearbeiten. Die darauf folgen-de Schaltplanerstellung und Detail-lierung der Anlage bedient sich

dieser umfassenden Daten – ohne Neueingabe oder Übertragung aus anderen Systemen. Anwender profi-tieren von einem einfachen Einstieg in diese neue Planungsmethodik auf Basis der Eplan Plattform.

Der zentrale Dialog in der Eplan Plattform ist der neue Vorplanungs-Navigator. In diesem Dialog wer-den die definierten Segmente der Vorplanung im Projekt angezeigt und verwaltet. Durch den Einsatz von Vorplanungsmakros und per Kopieren und Verschieben bereits vorhandener Segmente mittels Drag-and-drop lassen sich einfach Maschinen- oder Anlagenstrukturen erstellen und bearbeiten. Die in der Vorplanung definierten Daten kön-nen sich in Auswertungen ausgege-ben und somit beispielsweise für Stücklisten oder zur Preis- und Auf-wandskalkulation genutzt werden.

Eplan Plattform 2.3: Vorplanung integriert


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