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  • LEITFADEN ZUR ERSTELLUNG

    EINES KOMMUNALEN AKTIONSPLANS

    HOCHWASSER

    GEMEINSAM DEN NOTFALL PLANEN UND BESTEHEN

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    Herausgeber:

    Bearbeitung:

    c/o Uniwasser GmbH

    Schumannstrae 1

    67655 Kaiserslautern

    und

    TU Kaiserslautern / FG Wasserbau & Wasserwirtschaft

    Paul-Ehrlich-Strae 14

    67663 Kaiserslautern

    untersttzt vom Ministerium fr Umwelt, Energie, Ernhrung und Forsten Rhein-land-Pfalz

    August 2017

    Titelbilder:

    Hochwasser 2013 in St. Goar (B. Manthe-Romberg)

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    Inhalt

    Was ist ein kommunaler Aktionsplan Hochwasser? ............................................................... 4

    Wer soll einen Aktionsplan Hochwasser aufstellen? .............................................................. 5

    Welche Voraussetzungen sind notwendig? ........................................................................... 5

    Welche Themen werden im kommunalen Aktionsplan Hochwasser behandelt? ...................10

    Wie wird die Erstellung eines kommunalen Aktionsplans Hochwasser organisiert? ..............17

    Wo erhalten die Gemeinden Untersttzung? ........................................................................18

    Beispiel eines kommunalen Aktionsplans Hochwasser (Auszug) .........................................19

    Checkliste fr Betroffene ......................................................................................................22

    Bildnachweis ........................................................................................................................24

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    Was ist ein kommunaler Aktionsplan Hochwasser?

    In Deutschland sind alle Personen, die von Hochwasser betroffen sein knnen, gesetzlich

    dazu verpflichtet, geeignete Vorsorgemanahmen zum Schutz vor Hochwasser zu treffen (Ei-

    genvorsorge). Darber hinaus mssen alle hochwassergefhrdeten Gemeinden zum Schutz

    von Menschen, Sachgtern und der Umwelt Alarm- und Einsatzplne fr den Hochwasserfall

    aufstellen. Diese enthalten eine Auflistung aller erforderlichen Manahmen, die mit steigen-

    dem Wasserstand am jeweiligen Bezugspegel durchzufhren sind.

    Doch reicht das aus? Weitere Dinge sind zu regeln, um Hochwasserschden wirksam zu ver-

    ringern. Daher wurde das Instrument des kommunalen Aktionsplans Hochwasser entwickelt.

    Der Aktionsplan ist das Bindeglied zwischen Alarm- und Einsatzplanung und privater Hoch-

    wasservorsorge und beinhaltet bezogen auf die konkrete Situation in einer Gemeinde wei-

    tergehende, an die rtliche Situation angepasste Manahmen und legt die jeweiligen Zustn-

    digkeiten fest. Der kommunale Aktionsplan Hochwasser ist kein starrer Plan nach fest vorge-

    gebenem Rahmen, sondern er muss von jeder Gemeinde, die sich hiermit befasst, individuell

    ausgearbeitet und regelmig aktualisiert werden. Die erste Fassung sollte im Rahmen der

    Erstellung eines rtlichen Hochwasserschutzkonzepts entstehen, weil hier unter intensiver

    Brgerbeteiligung alle Themen der rtlichen Hochwasservorsorge diskutiert werden.

    Grundlegende Inhalte

    Der kommunale Aktionsplan Hoch-

    wasser beschftigt sich mit ffentli-

    chen und privaten Aufgaben der

    Hochwasservorsorge in Ergnzung

    zum Alarm- und Einsatzplan. Kommunaler Aktionsplan Hochwasser

    Hochwasser-vorsorge im ffentlichen

    Bereich

    Hochwasser-vorsorge im

    privaten Bereich

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    Wer soll einen Aktionsplan Hochwasser aufstellen?

    Ein Aktionsplan soll in allen Gemeinden aufgestellt werden, die mit erheblichen Schden

    durch Hochwasser rechnen mssen und zwar unabhngig davon, ob technischer Hochwas-

    serschutz vorhanden ist oder nicht, denn auch hinter Deichen und Schutzmauern kann es zu

    berflutungen kommen, wenn diese berstrmt werden oder brechen.

    In Rheinland-Pfalz sind seit weit ber einhundert Jahren keine groen Hochwasser mehr vor-

    gekommen (bis auf rtliche Ausnahmen). Trotzdem muss jederzeit mit Katastrophenereignis-

    sen mit extremen Hochwasserstnden gerechnet werden. Fr diese seltenen Hochwassersze-

    narien gibt es folglich keine Erfahrungswerte und berwiegend auch keine ausreichenden Vor-

    sorgemanahmen. Dies gilt in der Regel sowohl fr die privaten als auch fr die ffentlichen

    Manahmen zur Hochwasservorsorge und zur Bewltigung von Hochwasserereignissen. Aber

    auch bei hufigen Hochwassern kann das Zusammenspiel von ffentlicher und privater Vor-

    sorge verbessert werden.

    Das Augenmerk eines Aktionsplans liegt auf der Darstellung mglicher Auswirkungen von

    Hochwasserereignissen sowie der Festlegung konkreter privater und ffentlicher Vorsorge-

    manahmen fr diese Szenarien.

    Welche Voraussetzungen sind notwendig?

    Um einen kommunalen Aktionsplan Hochwasser aufstellen zu knnen, sollten verschiedene

    Voraussetzungen erfllt sein. So sind fr die Untersuchungen zur Hochwassergefhrdung in

    der Gemeinde sowie zur Ableitung von Vorsorge- und Bewltigungsmanahmen im ffentli-

    chen und privaten Bereich eine Reihe von Datengrundlagen erforderlich. Die folgenden Infor-

    mationen zur Aufstellung eines Aktionsplans sollten in den Gemeinden bereits vorhanden sein:

    Hochwasser 2013 am Rhein

    Im Juni 2013 wurde die Innen-

    stadt von St. Goar berflutet.

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    Karten zu hochwassergefhrdeten Bereichen / Gebuden in der Gemeinde

    In Rheinland-Pfalz liegen fr alle Risikogebiete flchendeckend Hochwassergefahrenkarten

    vor, die das Ausma einer berflutung sowie die Wassertiefe in den berflutungsgebieten

    aufzeigen. Die Hochwassergefahrenkarten wurden fr hufige (HQ10), mittlere (HQ100) und sel-

    tene Hochwasserereignisse (HQextrem) erstellt und sind unter www.hochwassermanage-

    ment.rlp.de fr die ffentlichkeit frei verfgbar. Auf den Karten ist zu erkennen, welche Straen

    beim jeweiligen Hochwasserszenario berflutet werden.

    Um detailliertere Informationen aus den Gefahrenkarten zu erhalten, knnen diese auch als

    digitale Rasterdaten zur Weiterverarbeitung in Geographischen Informationssystemen (GIS)

    beim rheinland-pflzischen Landesamt fr Umwelt (LfU) angefordert werden. Die Rasterdaten

    bestehen aus gleichmigen Zellen, in denen Informationen zur Wassertiefe hinterlegt sind.

    Auf dieser Grundlage kann zum Beispiel abgeschtzt werden, welches Gebude wie tief unter

    Wasser steht. Darber hinaus stehen beim LfU auf Anfrage Hochwassergefahrenkarten fr

    weitere Szenarien zur Verfgung (HQ5, HQ25 und HQ50).

    Hochwassergefahrenkarte

    Dargestellt ist ein mittleres Hoch-

    wasser (HQ100).

    Die Wassertiefe wird in verschie-

    denen Blautnen angezeigt.

    http://www.hochwassermanagement.rlp.de/

    http://www.hochwassermanagement.rlp.de/

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    Mithilfe der digitalen Hochwassergefah-

    renkarten kann eine Verschneidung mit

    den Gebuden aus dem Allgemeinen Lie-

    genschaftskatasterinformationssystem

    (ALKIS) durchgefhrt werden. Da fr die

    Hochwasserszenarien der Gefahrenkar-

    ten auch der Wasserstand am Bezugspe-

    gel beim LfU hinterlegt ist, kann aus die-

    ser Verschneidung die Betroffenheit der

    Gebude in Abhngigkeit vom Wasser-

    stand am Bezugspegel abgeleitet wer-

    den.

    Diese Informationen knnen als grober Anhaltspunkt dienen, ab welchem Wasserstand am

    Bezugspegel das Oberflchenwasser ein Gebude im Hochwasserfall erreicht und dort Sch-

    den verursacht. Zu beachten ist, dass die Karten nur die Betroffenheit durch die oberflchliche

    berflutung aus dem Gewsser zeigen. Sie geben keine Hinweise darauf, inwieweit aufstei-

    gendes Grundwasser in Keller und tiefliegende Gebudeteile dringt.

    Dennoch knnen die Betroffenen auf der Basis der Hochwassergefahrenkarten die Gefhr-

    dung ihres Gebudes besser einschtzen und rechtzeitig Vorsorgemanahmen einleiten.

    Hochwassergefhrdung fr Gebude

    Die Karte zeigt die betroffenen Gebude

    bei HQ10, HQ100 und HQextrem.

    Zur besseren Nachvollziehbarkeit dieser

    Informationen wird auch der Wasser-

    stand am Bezugspegel angegeben.

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    In Rheinland-Pfalz stehen mit der Fluss-

    hydrologischen Software (FLYS) der

    Bundesanstalt fr Gewsserkunde (BfG)

    die Daten fr zustzliche Hochwassersze-

    narien zur Verfgung, allerdings nur fr

    Rhein, Mosel, Saar und Lahn. FLYS ist im

    Internet frei verfgbar

    (http://www.bafg.de/FLYS).

    Alarm- und Einsatzplne

    Nach dem rheinland-pflzischen Landesgesetz ber den Brandschutz, die allgemeine Hilfe

    und den Katastrophenschutz (LBKG) ist es die Aufgabe der Gemeinden, Alarm- und Einsatz-

    plne fr den Hochwasserfall aufzustellen. Die Alarm- und Einsatzplne enthalten alle Ma-

    nahmen, die im Hochwasserfall von der Gemeindeverwaltung und der Feuerwehr zum Schutz

    von Menschen, Sachgtern und der Umwelt durchgefhrt werden mssen. Dabei bezieht sich

    die Durchfhrung der Manahmen auf die vorhergesagten Wasserstnde am Bezugspegel

    der Gemeinde.

    Weiterfhrende Informationen und Empfehlungen zur Aufstellung eines Alarm- und Einsatz-

    plans knnen dem Rahmen-Alarm- und Einsatzplan Hochwasser fr Rheinland-Pfalz des Mi-

    nisteriums des Innern und fr Sport (MdI) entnommen werden. Dieser steht auf der Homepage

    der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion Rheinland-Pfalz (ADD) zum Download zur Verf-

    gung (www.add.rlp.de).

    Die Alarm- und Einsatzplne der Gemeinden mssen auch seltene Hochwasserereignisse

    bercksichtigen und Manahmen fr diese Flle enthalten. Zudem sollen Hinweise zur Sicher-

    stellung der Versorgung mit Strom und Trinkwasser aufgezeigt werden. Dies sollte in enger

    Abstimmung mit den zustndigen Versorgern erfolgen.

    Je nach Betroffenheit der Bevlkerung bei verschiedenen Hochwasserszenarien sollen auch

    Evakuierungsplne vorbereitet werden. Die vorausschauende Planung der Evakuierung

    kann im Katastrophenfall entscheidend sein. Wichtige Empfehlungen zur Planung von Evaku-

    ierungen stellt die ADD auf ihrer Homepage (www.add.rlp.de) bereit.

    Benutzeroberflche FLYS

    Mit FLYS knnen berflutungs-

    flchen in Abhngigkeit vom

    Bezugspegel modelliert werden.

    http://www.bafg.de/DE/08_Ref/M2/03_Fliessgewmod/01_FLYS/flys_node.html

    http://www.add.rlp.de/

    http://www.add.rlp.de/

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    Informationen zur Gefhrdung kritischer Infrastrukturen im Hochwasserfall

    Hochwasserereignisse knnen zur Beeintrchtigung oder sogar zum Ausfall kritischer Infra-

    strukturen fhren. Um die Versorgungssicherheit der Bevlkerung im Hochwasserfall abscht-

    zen zu knnen und darauf aufbauend ggf. den Zeitpunkt und den Umfang einer Evakuierung

    abzuleiten, mssen bereits vor dem Eintreten eines Hochwasserereignisses Informationen zur

    mglichen Gefhrdung der kritischen Infrastrukturen in der Gemeinde vorliegen. Insbesondere

    wenn die Strom-, Wrme-, Trinkwasser- und Telekommunikationsversorgung - nicht nur kurz-

    fristig - nicht mehr gewhrleistet ist, mssen die Brgerinnen und Brger ihre Huser verlas-

    sen. Diese Informationen knnen mithilfe einer Hochwasserrisikoanalyse fr kritische Inf-

    rastrukturen erhoben werden.

    Welche kritischen Infrastrukturen im Hochwasserfall nicht mehr betrieben werden knnen,

    sollte sowohl in die rtlichen Alarm- und Einsatzplne aufgenommen als auch der Bevlke-

    rung mitgeteilt werden. Nur wenn die Gemeinde und die betroffene Bevlkerung ber die

    mglichen Konsequenzen eines Hochwassers Bescheid wissen, knnen sie sich effektiv da-

    rauf vorbereiten.

    Daten zur Einwohnerstatistik

    Zur Planung einzelner Manahmen im Aktionsplan knnen aktuelle Daten zur Einwohner-

    statistik erste Anhaltspunkte zur Verfgbarkeit freiwilliger Helfer in der Gemeinde liefern. An-

    hand dieser Daten kann zum Beispiel abgeschtzt werden, wie viele Brgerinnen und Brger

    in der Gemeinde bei verschiedenen Hochwasserszenarien potenziell betroffen sind. Mithilfe

    der Altersverteilung der Einwohner kann zustzlich die Anzahl mglicher hilfsbedrftiger

    Betroffener und damit auch die Anzahl der erforderlichen freiwilligen Helfer zur Untersttzung

    der Hilfsbedrftigen berschlagen werden.

    Die freiwilligen Helfer knnen sowohl zum Aufbau einer Nachbarschaftshilfe in der Gemeinde

    als auch zur Verstrkung der rtlichen Feuerwehren zur Verfgung stehen. Um dies zu

    organisieren, sind jedoch weiterfhrende Informationen zur Hilfsbedrftigkeit der Betroffenen,

    der Bereitschaft zur Hilfeleistung im Hochwasserfall sowie zu den Kontaktdaten der freiwilligen

    Helfer erforderlich.

    Informationen zum technischen Hochwasserschutz

    Ein Aktionsplan sollte auch fr Gemeinden aufgestellt werden, die ber technischen Hochwas-

    serschutz (Deiche, Schutzmauern) verfgen. Dabei ist es jedoch erforderlich, dass in der Ge-

    meinde Informationen zu der technischen Anlage vorliegen. Sie dienen zum einen dazu, die

    Beobachtung der Schutzeinrichtungen durch die Wasserwehr zu planen, Hinweise zur Gefhr-

    dung richtig einzustufen und bei Bedarf passende Schutzmanahmen einzuleiten. Zum ande-

    ren sind sie Grundlage fr die zielfhrende Planung und Durchfhrung von Deichschauen.

    Schlielich muss der Bemessungswasserstand der Hochwasserschutzanlage bekannt sein,

    also der Wasserstand, den der Deich oder die Hochwasserschutzwand noch bewltigen kann.

    Damit kann abgeschtzt werden, ab welchem Wasserstand die Anlage berflutet wird und mit

    berschwemmungen auch dahinter zu rechnen ist.

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    Welche Themen werden im kommunalen Aktionsplan Hochwasser

    behandelt?

    Ein kommunaler Aktionsplan Hochwasser behandelt im Allgemeinen die zwei bergeordneten

    Themen Hochwasservorsorge im ffentlichen Bereich und Hochwasservorsorge im pri-

    vaten Bereich. Diese knnen in Abhngigkeit von den rtlichen Randbedingungen in der zu

    untersuchenden Gemeinde weiter in spezielle Themenbereiche unterteilt werden. Einzelne

    Beispielthemen werden im Folgenden nher erlutert.

    Zusammenstellung der Informationen zur Hochwassergefhrdung

    Insbesondere in Gebieten, die hufig von Hochwasser betroffen sind, liegen bei den Einwoh-

    nern in der Regel bereits umfangreiche Erfahrungen im Umgang mit Hochwasser vor. Bei neu

    zugezogenen Einwohnern knnen diese Kenntnisse jedoch nicht vorausgesetzt werden. Dem-

    nach sollten sich Neubrger zunchst einen berblick ber die Hochwassersituation in der

    Gemeinde verschaffen.

    Um alle Einwohner auf den aktuellen Stand zu bringen, werden im Rahmen des kommunalen

    Aktionsplans Hochwasser alle wesentlichen Informationen zur Hochwassergefhrdung

    kurz und prgnant zusammengestellt. Dazu zhlen die folgenden Informationen fr verschie-

    dene Hochwasserszenarien:

    Hochwassergefahrenkarten,

    betroffene Gebude,

    Betroffenheit kritischer Infrastrukturen,

    ggf. Informationen zur technischen Hochwasserschutzanlage.

    Informationen zu Aufgaben der Gemeinde und der Bevlkerung bei Hochwasser

    Insbesondere whrend eines Hochwassers

    sollte klar sein, welche Aufgaben die Ge-

    meinde bzw. die Feuerwehr hat und was die

    Betroffenen zu tun haben Aus diesem Grund

    enthlt der Aktionsplan Handlungsanleitun-

    gen fr die Bevlkerung zum Verhalten vor,

    whrend und nach dem Hochwasserereig-

    nis. Mithilfe dieser Empfehlungen knnen sich

    die Betroffenen gezielt auf ein Hochwasser

    vorbereiten und wissen, wie sie sich verhalten

    sollten, um das Schadensausma zu reduzie-

    ren. Dabei wird auch auf die Verhaltensregeln

    bei einer bevorstehenden Evakuierung einge-

    gangen.

    Verhaltenshinweise whrend des

    Hochwassers (Auszug)

    Menschenrettung hat Vorrang vor Er-

    haltung von Sachwerten!

    Arbeiten Sie nie ungesichert im berflu-

    tungsbereich.

    Schalten Sie den Strom in berfluteten

    Rumen ab.

    Fluten Sie ggf. Rume, um grere Fol-

    geschden zu vermeiden.

    Bereiten Sie sich ggf. auf eine Evakuie-

    rung vor.

  • 11

    Darber hinaus ist es erforderlich, die Bevlkerung ber die Aufgaben der Gemeinde bzw.

    der Feuerwehr bei einem Hochwasser zu informieren. Dadurch soll einerseits verhindert

    werden, dass die Feuerwehr zu Einstzen gerufen wird, die nicht zu ihren Aufgaben gehren,

    wie z.B. das Auspumpen privater Keller. Andererseits soll auf diese Weise Akzeptanz fr die

    durchzufhrenden Aufgaben geschaffen werden, damit diese im Einsatzfall nicht auf Wider-

    stand stoen. In diesem Zusammenhang sollten im kommunalen Aktionsplan Hochwasser die

    folgenden Fragen fr die Bevlkerung beantwortet werden:

    Welche Aufgaben nimmt die Gemeinde whrend des Hochwassers wahr?

    Zusammenstellung der wesentlichen Aufgaben, die im Rahmen des Alarm- und Ein-

    satzplans von der Gemeinde und der rtlichen Feuerwehr wahrgenommen werden und

    die Bevlkerung betreffen (z.B. Warnung der Bevlkerung, Vorbereitung von Notunter-

    knften, Deichverteidigung, Aufbau von mobilen Hochwasserschutzsystemen, usw.).

    Welche Aufgaben liegen in der Verantwortung der Brgerinnen und Brger?

    Zusammenstellung der wesentlichen Aufgaben der Bevlkerung wird im Aktionsplan in

    Form von Handlungsanleitungen zum Verhalten vor, whrend und nach dem Hoch-

    wasser realisiert (s.o.).

    Ab welchem Wasserstand am Bezugspegel wird die Bevlkerung gewarnt?

    Darstellung des festgelegten Wasserstands am Bezugspegel aus dem Alarm- und Ein-

    satzplan der Gemeinde.

    Wie wird die Bevlkerung gewarnt?

    Erluterung der Warnsignale im Hochwasserfall (z.B. Lautsprecherdurchsagen der Po-

    lizei, Sirenensignale, usw.).

    Ab welchem Wasserstand am Bezugspegel wird eine Evakuierung eingeleitet und wer

    ist zu evakuieren?

    Darstellung des festgelegten Wasserstands am Bezugspegel aus dem Alarm- und Ein-

    satzplan der Gemeinde. Hinweis auf Warnsignal im Evakuierungsfall. Verweis auf Ver-

    haltensregeln im Fall einer Evakuierung.

    Welche Untersttzung gibt es von der Gemeinde nach dem Hochwasser?

    Erluterung, mit welcher Untersttzung die Brgerinnen und Brger nach dem Hoch-

    wasser rechnen knnen (z.B. Reinigung der Straen und Parkpltze; Reinigung anlie-

    gender Gehwege, Bereitstellung von Containern zur Entsorgung von Schlamm, usw.).

  • 12

    Zusammenstellung wichtiger Kontakte

    Zur Vorbereitung auf ein Hochwasser zhlt auch, dass alle wichtigen Kontaktdaten fr die Ge-

    meinde und die betroffene Bevlkerung zusammengestellt werden.

    Alle fr die ffentliche Gefahrenabwehr wichtigen Ansprechpartner und ihre Kontaktdaten sind

    im Alarm- und Einsatzplan hinterlegt und mssen regelmig aktualisiert werden. Es ist jedoch

    nicht erforderlich, alle diese Kontaktdaten im Aktionsplan fr die Bevlkerung zu verffentli-

    chen. Zu den Adressen, die im Aktionsplan hinterlegt werden sollten, gehren

    Hochwassertelefon bei der Gemeinde (soweit vorhanden)

    rtliche Feuerwehr und Polizeidienststelle

    Kontaktdaten der Nachbarschaftshilfe

    Kontaktdaten wichtiger Firmen (Lebensmittelhandel, Tankstellen, Baumaschinenfir-

    men, Firmen mit Wasserpumpen und Trocknungsgerten, Abschleppunternehmen,

    Firmen zur Tankreinigung / lentsorgung)

    Kontaktdaten von rzten

    Wenn ein Notfall eingetreten ist, soll-

    ten in erster Linie der Rettungsdienst

    oder die Feuerwehr informiert wer-

    den. Dabei sind auch die ortsbezoge-

    nen Notfall-Rufnummern zu berck-

    sichtigen. Zur strukturierten Meldung

    des Notfalls an die Einsatzkrfte ist

    auf die 5 W-Fragen zu achten.

    Koordinierung freiwilliger Helfer fr ffentliche Manahmen

    Die Einsatzkrfte der Feuerwehr sind whrend eines Hochwassers aufgrund vielfltiger Auf-

    gaben enorm belastet. Daher ist es zu empfehlen, die rtlichen Einsatzkrfte durch freiwillige

    Helfer zu untersttzen.

    Bei der Aufstellung eines Aktionsplans knnen zu diesem Zweck Helferlisten erstellt werden.

    In diese Listen tragen sich alle Personen ein, die im Hochwasserfall ihre Arbeitskraft oder an-

    derweitige Ressourcen zur Verfgung stellen knnen, z.B. Pkw-Anhnger oder andere ntzli-

    che Gerte. Dabei mssen die folgenden Informationen zu den freiwilligen Helfern enthalten

    sein:

    Name

    Adresse

    Telefonnummer (Festnetz; Mobil; dienstlich)

    Information zur Art der Hilfeleistung

    Die Organisation und Koordination freiwilliger Helfer sollte die Gemeinde zusammen mit den

    Brgerinnen und Brgern im Rahmen der Erstellung eines rtlichen Hochwasserschutzkon-

    zepts vereinbaren.

    Notfall-Rufnummern

    Feuerwehr und Ret-

    tungsdienst: 112

    Polizei: 110

    Ortsbezogene Notfall-

    nummern

    5 W-Fragen

    Wo ist es passiert?

    Was ist passiert?

    Wie viele Verletzte?

    Welcher Art?

    Warten auf Rckfragen!

  • 13

    Ausweisung von Hochwassernotwegen

    Von Hochwasser berflutete Straen sind im Allgemeinen nicht mehr sicher befahrbar und

    mssen daher abgesperrt werden. Zur Vorbereitung auf ein Hochwasser sollten die berflute-

    ten Straen in der Gemeinde bis zu einem sehr seltenen Hochwasserereignis ermittelt werden.

    Im Aktionsplan Hochwasser sind die

    hochwasserbetroffenen Straen so-

    wohl in Form einer Karte fr die Szena-

    rien HQ10, HQ100 und HQextrem als auch

    in einer Tabelle mit Angabe der be-

    troffenen Straennamen in Abhngig-

    keit vom Wasserstand am Bezugspe-

    gel enthalten.

    Durch die Darstellung der betroffenen

    Gemeindestraen knnen auch die

    Straen identifiziert werden, die als

    Hochwassernotwege dienen. Fr die

    Nutzung dieser Notwege durch Ein-

    satzfahrzeuge ist auf eine ausrei-

    chende Straenbreite zu achten.

    Oftmals sind Gebude durch Hochwasser vollstndig abgeschnitten. Unter Umstnden steht

    jedoch noch der Fluchtweg ber das Nachbargrundstck zur Verfgung. Es ist darauf zu ach-

    ten, dass die Flucht- oder Versorgungswege eines Gebudes freigehalten werden, auch wenn

    die Wege ber Nachbargrundstcke verlaufen. Dazu ist eine Abstimmung mit den Nachbarn

    notwendig, die im Rahmen der Nachbarschaftshilfe organisiert werden kann.

    Aufbau einer Nachbarschaftshilfe

    Durch den Aufbau einer Nachbarschaftshilfe soll sichergestellt werden, dass die Betroffe-

    nen bei Bedarf vor, whrend und nach dem Hochwasser Untersttzung durch freiwillige Helfer

    erhalten. Dabei sind insbesondere Senioren sowie kranke und gebrechliche Menschen auf

    Hilfe angewiesen.

    Vor dem Hochwasser sollten die Betroffenen zum Beispiel bei der Rumung des Mobiliars

    oder der Abdichtung von Tren und Fenstern durch Freiwillige untersttzt werden. Whrend

    des Hochwassers knnen die freiwilligen Helfer eine Notversorgung mit Lebensmitteln und

    Medikamenten gewhrleisten, solange die Betroffenen noch in ihren Husern bleiben knnen.

    Hochwasserbetroffene Straen

    Die Straen, die bei Hochwasser berflutet

    werden, knnen in einer Karte dargestellt

    werden.

    Hier sind die betroffenen Straen bei ei-

    nem HQ10, HQ100 und HQextrem zu sehen.

  • 14

    Zudem ist die Untersttzung durch Freiwillige bei den Aufrumarbeiten nach dem Hochwasser

    notwendig. Aufgaben und Organisation der Nachbarschaftshilfe legt die Gemeinde mit den

    Betroffenen im Rahmen der Erstellung des rtlichen Hochwasserschutzkonzepts fest.

    Parkmglichkeiten bei Hochwasser

    Um Schden durch Hochwasser an Fahrzeugen zu vermeiden, sollten diese rechtzeitig bei

    drohendem Hochwasser in Sicherheit gebracht werden. Wenn nicht ausreichend Parkraum

    zur Verfgung steht, kann das entstehende Parkchaos die Einstze der Hilfskrfte behindern.

    Im Rahmen des Aktionsplans Hochwasser

    werden daher zur Lsung des Parkraum-

    problems Notparkpltze ausgewiesen

    und zugeteilt. Dabei empfiehlt sich jedoch

    keine personenbezogene Zuordnung von

    Parkpltzen, sondern eine Zuordnung ber

    Teilbereiche des potenziell berfluteten

    Gebietes.

    Dazu muss in einem ersten Schritt geprft

    werden, welche Parkpltze bei dem fr das

    Notparkkonzept festgelegten Hochwas-

    serszenario betroffen sind. Dies erfolgt

    durch die Verschneidung der berflutungs-

    flchen der verschiedenen Szenarien mit

    den Parkpltzen im Gemeindegebiet.

    Anschlieend wird der berschwemmungsbereich des festgelegten Hochwasserszenarios in

    Parkzonen unterteilt. Mithilfe der Daten des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz zu

    den angemeldeten Fahrzeugen in den Verbandsgemeinden kann die Anzahl der Fahrzeuge

    in den festgelegten Parkzonen abgeschtzt werden. Diese Informationen stehen auf der

    Homepage des Statistischen Landesamtes Rheinland-Pfalz zur freien Verfgung (www.statis-

    tik.rlp.de). Darauf aufbauend kann der Parkraumbedarf ermittelt werden. Fr die Zuordnung

    der Parkpltze zu den Teilbereichen werden die nchstgelegenen Parkpltze nach Mglichkeit

    bevorzugt. An den Notparkpltzen sollte eine entsprechende Beschilderung angebracht wer-

    den (ggf. Dauerbeschilderung mit dem Hinweis Hochwasser-Notfallparkpltze fr Bewoh-

    ner).

    Notparkkonzept

    Die groen farbigen Flchen zeigen die Zonen

    des Notparkkonzeptes. Sie entsprechen hier

    dem berfluteten Gebiet eines HQextrem.

    Die kleinen Flchen in der gleichen Farbe sind

    die dazugehrigen Parkpltze.

    http://www.statistik.rlp.de/

    http://www.statistik.rlp.de/

  • 15

    Hinweise zur Hochwasserversicherung

    Trotz aller Hochwasserschutzmanahmen und Vorsorgestrategien besteht immer noch ein

    verbleibendes Risiko fr alle Betroffenen. Fr Private sind die von Hochwasser verursachten

    Schden finanziell kaum tragbar und sogar existenzbedrohend. Daher gilt es, auch in diesem

    Fall eine Risikovorsorge zu treffen. ber private Rcklagen und das Abschlieen von Versi-

    cherungen knnen wirtschaftliche Schden in Grenzen gehalten werden.

    Die Wohngebudeversicherung

    deckt keine Schden durch Hoch-

    wasser ab. Ein Schutz besteht nur

    fr die Gefahren Feuer, Leitungs-

    wasser, Sturm und Hagel. Um zu-

    stzlich fr weitere Naturgefahren

    wie z.B. Hochwasser oder Starkre-

    gen finanziell abgesichert zu sein,

    wird der Abschluss einer Elemen-

    tarschadenversicherung dringend

    empfohlen.

    Im Rahmen der Elementarschadenkampagne des rheinland-pflzischen Umwelt- sowie des

    Wirtschaftsministeriums werden weitere Informationen zur Elementarschadenversicherung

    unter www.naturgefahren.rlp.de bereitgestellt. In diesem Zusammenhang bietet die Verbrau-

    cherzentrale Rheinland-Pfalz ein Beratungstelefon unter der Nummer 06131/2848-868 an

    (Beratungszeiten: Mo. 9:00 12:00 Uhr; Mi. 13:00 16:00 Uhr). Hier knnen sich betroffene

    Brgerinnen und Brger im Detail zum Thema Elementarschadenversicherung informieren.

    Hinweise zum hochwasserangepassten Bauen

    Ein Hochwasserereignis kann auf bestehende Gebude unterschiedliche Gefahren ausben.

    Grundstzlich kann zwischen der direkten Gefhrdung des Gebudes durch Wasserdruck-,

    Auftriebs- und Strmungskrfte oder das Eindringen von Wasser (Oberflchenwasser, Grund-

    wasser oder Rckstauwasser aus der Kanalisation) sowie der indirekter Gefhrdung (z.B.

    Gesundheitsgefhrdung durch Schimmel, Kontamination durch Heizl, o..) unterschieden

    werden.

    Elementarschadenversicherung

    Die Elementarschadenversicherung ist ein

    Zusatz zur Wohngebude- oder Hausratver-

    sicherung.

    Sie deckt Schden durch Naturgefahren wie

    Hochwasser und Starkregen ab.

    http://www.naturgefahren.rlp.de/

  • 16

    Um mgliche Hochwasserschden am Gebude so weit wie mglich zu verringern, sind die

    Strategien der Bauvorsorge zu beachten, die sowohl das hochwasserangepasste Planen,

    Bauen und Sanieren als auch die hochwasserangepasste Lagerung von umweltgefhrdenden

    Stoffen umfassen. Die Verantwortlichkeit zur Durchfhrung von Bauvorsorgemanahmen liegt

    bei den Eigentmern des Gebudes.

    Detaillierte Informationen zur Bauvorsorge stellt das Kompetenzzentrum fr Hochwasser-

    management und Bauvorsorge auf der Homepage des Landes Rheinland-Pfalz unter

    http://www.hochwassermanagement.rlp.de/servlet/is/175640/ zur Verfgung. Dort knnen Ei-

    gentmer mithilfe der Hochwasser-Gebudecheckliste das Hochwasserrisiko fr ihr eigenes

    Gebude ermitteln und mgliche Bauvorsorgemanahmen zur Risikominderung identifizieren.

    Im Rahmen des kommunalen Aktionsplans Hochwasser werden bei Bedarf in diesem Kontext

    Informationsveranstaltungen fr die betroffene Bevlkerung durchgefhrt.

    Empfehlungen fr Gewerbe und Industrie

    Von den insgesamt verursachten Schden durch ein Hochwasser entfllt in der Regel ein

    Groteil auf Gewerbe- und Industrieunternehmen. Denn Hochwasser fhren in Unternehmen

    nicht nur zu Schden an Gebuden und technischen Anlagen, sondern auch zu Betriebsaus-

    fllen, die finanziell hufig noch schwerwiegender sind. Daher ist es unbedingt erforderlich,

    dass auch Unternehmen Manahmen zur Hochwasservorsorge ergreifen, um im Ernstfall gr-

    ere Schden abzuwenden.

    Bauvorsorgestrategien

    Es werden drei Strategien der Bauvorsorge unterschieden:

    Ausweichen Widerstehen Anpassen

    http://www.hochwassermanagement.rlp.de/servlet/is/175640/

  • 17

    Weiterfhrende Informationen zur Hochwasservorsorge in Unternehmen stellt der Deutsche

    Industrie- und Handelskammertag (DIHK) in der Broschre Hochwasserschutz im Betrieb,

    Risiken erkennen Richtig handeln aus dem Jahr 2014 zur Verfgung. Diese kann ber den

    Verlag des DIHK kuflich erworben werden (www.dihk-verlag.de). Derzeit wird zu diesem

    Thema auch eine Handlungsanleitung im Auftrag des rheinland-pflzischen Umweltministeri-

    ums erstellt.

    Bei der Aufstellung eines kommunalen Aktionsplans Hochwasser werden die wesentlichen

    Informationen zur Hochwasservorsorge in Gewerbe- und Industrieunternehmen zusammen-

    gefasst und den ortsansssigen Unternehmen in Infoveranstaltungen vorgestellt.

    Wie wird die Erstellung eines kommunalen Aktionsplans

    Hochwasser organisiert?

    Fr die Erstellung eines kommunalen Aktionsplans ist die Gemeinde verantwortlich. Es emp-

    fiehlt sich, den kommunalen Aktionsplan im Rahmen eines rtlichen Hochwasserschutz-

    konzeptes aufzustellen. In einem Hochwasserschutzkonzept werden alle Fragen und Prob-

    leme zum Thema Hochwasserschutz einer Gemeinde gemeinsam mit der Bevlkerung zu-

    sammengestellt. Dazu findet in den Workshops eine intensive Brgerbeteiligung zu den fr

    die Gemeinde relevanten Hochwasserthemen statt.

    Durch die frhzeitige Einbindung der Bevlkerung soll sowohl das Risikobewusstsein als auch

    die Akzeptanz fr den Aktionsplan in der Gemeinde erreicht werden. Denn nur wenn die Ma-

    nahmen im Aktionsplan von der Bevlkerung angenommen werden, kann dieser auch im

    Hochwasserfall funktionieren.

    Workshops zur Brgerbeteiligung

    Brgerinnen und Brger berichten

    von Problemen bei vergangenen

    Hochwasserereignissen.

    Die Ergebnisse werden dokumentiert

    und Ziele fr die Hochwasservor-

    sorge abgeleitet.

    http://www.dihk-verlag.de/

  • 18

    Wo erhalten die Gemeinden Untersttzung?

    Wenn Sie fr Ihre Gemeinde zur Verbesserung der Verfgbarkeit von Informationen zur Hoch-

    wassergefhrdung vor Ort sowie zur Optimierung der Hochwasservorsorge im ffentlichen und

    privaten Bereich einen kommunalen Aktionsplan erstellen mchten, so knnen Sie ber die

    folgenden Kontakte Untersttzung anfordern:

    Wenn der kommunale Aktionsplan im Rahmen eines rtlichen Hochwasserschutzkon-

    zeptes erstellt werden soll, dient das beauftragte Ingenieurbro als erster Ansprech-

    partner.

    Darber hinaus steht das Informations- und Beratungszentrum Hochwasservor-

    sorge Rheinland-Pfalz (IBH) beratend zur Verfgung.

    Deutschhausplatz 1

    55116 Mainz

    Tel. 0 61 31-23 98 183 / 184

    Fax 0 61 31 - 23 98 - 13 9

    E -Mail: [email protected]

    Internet: www.ibh.rlp.de

    Fr Einzelfragen knnen auch die Struktur- und Genehmigungsdirektionen in Ihrer

    Region kontaktiert werden. Die jeweiligen Kontaktdaten Ihrer Regionalstelle finden Sie

    unter www.sgdnord.rlp.de oder www.sgdsued.rlp.de.

    http://www.ibh.rlp.de/

    http://www.sgdnord.rlp.de/

    http://www.sgdsued.rlp.de/

  • 19

    Beispiel eines kommunalen Aktionsplans Hochwasser (Auszug)

    Zusammenstellung der Informationen zur Hochwassergefhrdung

    Die Betroffenheit der Gebude und Infrastrukturen in Abhngigkeit vom Wasserstand am Pe-

    gel ergibt sich aus der Verschneidung der Katasterkarten mit den berschwemmungsflchen.

    Begonnen wird bei einem Pegelstand von 675 cm. In 25 cm Intervallen wird bis zum Extrem-

    hochwasser die Betroffenheit ermittelt. In der folgenden Tabelle wird zwischen betroffenen

    Gebuden (beinhaltet Wohngebude, Scheunen, Schuppen, Garagen, usw.) und betroffenen

    Wohngebuden (Gebude mit Hausnummer) unterschieden.

    Wasserstand am

    Pegel [cm] Gebude Wohngebude

    675 2 1

    700 5 4

    725 6 4

    975 297 162

    () () ()

    1100 546 289

    HQextrem:1256 717 365

    Anzahl betroffener Gebude und Wohngebude in Abhngigkeit vom Wasserstand am Pegel

    Eine Liste der betroffenen Liegenschaften mit den entsprechenden Adressen ist im Anhang

    des kommunalen Aktionsplans Hochwasser enthalten (in diesem Auszug nicht aufgefhrt).

    ber die (Wohn-)Gebude hinaus ist es im kommunalen Aktionsplan Hochwasser wichtig, sich

    ein Bild ber die betroffenen kritischen Infrastrukturen zu verschaffen. In der folgenden Tabelle

    sind die betroffenen Infrastrukturen in der Gemeinde aufgelistet und der dazugehrige Was-

    serstand am Pegel, der zur Betroffenheit fhrt.

    Betroffene kritische Infrastrukturen Wasserstand am Pegel [cm]

    Staat und Verwaltung Ortsgemeindeverwaltung HQextrem: 1256

    Verbandsgemeindeverwaltung HQextrem: 1256

    Gesundheit Apotheke HQextrem: 1256

    Pflegedienst 1075

    Finanz- und Versicherungswesen Sparkasse 700

    Energie Transformatorstation I 1100

    Transformatorstation II 825

    Transport und Verkehr Bahnhof HQextrem: 1256

    Tankstelle 825

    Wasser Klranlage 1100

    Betroffene kritische Infrastrukturen in Abhngigkeit vom Wasserstand am Pegel (Auszug)

  • 20

    Informationen zu Aufgaben der Bevlkerung bei Hochwasser

    Hinweise zur Hochwasservorsorge

    Lagern Sie keine Maschinen, Gerte oder umweltgefhrdende Stoffe

    (z.B. Farben, Spritzmittel, Dnger usw.) in berflutungsgefhrdeten Rumen.

    Sichern Sie Ihren Heizltank gegen Auftrieb und Leckagen.

    Trennen Sie die Stromkreise von berflutungsgefhrdeten Rumen.

    Halten Sie einsatzfhige Schmutzwasserpumpen vor.

    Bevorraten Sie Sandscke.

    Halten Sie wasserfeste Kleidung (z.B. Gummistiefel, Wathose usw.) vor.

    Halten Sie netzunabhngige Handleuchten und Radioempfnger vor.

    Halten Sie Dammbalken oder Schaltafeln zur Sicherung von Fenstern, Tren und Luken,

    ggf. Silikon oder Dichtmittel vor. Statik und Auftrieb bercksichtigen, ggf. Keller fluten.

    Setzen Sie weitere bauliche Vorsorgemanahmen und hochwassersichere Haustechnik

    ein.

    Prfen Sie die Hochwasserversicherung.

    Bereiten Sie ein persnliches Hochwassermanagement vor:

    o Stellen Sie einen Einsatzplan auf.

    o Sprechen Sie Freunde und Bekannte als Helfer an.

    o Notieren Sie sich wichtige Telefonnummern.

    o Bevorraten Sie Lebensmittel (Konserven) und Trinkwasser fr einige Tage.

    o Notieren Sie sich den Videotext des SWR ab Tafel 800

    o Notieren Sie sich die Internetseite des Hochwassermeldezentrums Rheinland-

    Pfalz: www.hochwasser-rlp.de

    o Feuerwehr Tel.:112 bzw. rtlich xxxx

    Hinweise whrend des Hochwassers

    Die Menschenrettung hat Vorrang vor der Erhaltung von Sachwerten!

    Fhren Sie keine lebensgefhrdenden Aktionen (z. B. Bergung von Material) im unmittel-

    baren Hochwasserbereich durch.

    Schalten Sie den Strom in berfluteten Rumen ab.

    Arbeiten Sie nie ungesichert im Hochwasser.

    Fluten Sie ggf. Rume (Druckausgleich), um grere Folgeschden zu vermeiden

    Vermeiden Sie Hochwassertourismus, helfen Sie besser den Hochwassergeschdigten!

    Videotext des SWR ab Tafel 800

    Automatische Wasserstandsansage des Pegels: Vorwahl Standort und Pegel mit Rufnum-

    mer 19429

    Mobilfunk: Stndlich aktualisierte Wasserstnde sowie Vorhersagen. WAP-Service RLP

    unter wap.hochwasser-rlp.de

    Telefonnummer Feuerwehr 112 bzw. rtlich xxxx

    http://www.hochwasser-rlp.de/

  • 21

    Hinweise nach dem Hochwasser

    Melden Sie umgehend alle Schden der Versicherung und dokumentieren Sie den Zu-

    stand vor dem Aufrumen durch Fotos.

    Beginnen Sie frhzeitig mit den Aufrumarbeiten und seien Sie dabei umsichtig, vorsich-

    tig und vernnftig.

    Ziehen Sie vor der Rckkehr in die betroffenen Gebude einen Statiker oder Bauingeni-

    eur zu Rate, da durch erhhten Grundwasserstand der Druck auf Fundamente und

    Wnde steigt (Einsturzgefahr!). Lassen Sie die Haustechnik vor Wiederinbetriebnahme

    von Fachleuten berprfen.

    Pumpen Sie die Kellerrume nicht sofort aus! Dies kann die Statik des Gebudes ge-

    fhrden.

    Setzen Sie nach den Reinigungsarbeiten Trockengerte oder Entfeuchter ein.

  • 22

    Checkliste fr Betroffene

    Im kommunalen Aktionsplan Hochwasser werden fr eine Gemeinde alle wichtigen Informati-

    onen zur Gefhrdung und mgliche Auswirkungen bei verschiedenen Hochwasserszenarien

    zusammengestellt und Manahmen zur Hochwasservorsorge im ffentlichen und privaten Be-

    reich festgelegt. Damit die Schden im Hochwasserfall verringert werden knnen, ist vor allem

    die aktive Mitarbeit der Brgerinnen und Brger gefragt. Daher sollten die Betroffenen in der

    Gemeinde den kommunalen Aktionsplan Hochwasser dazu nutzen, die wesentlichen Informa-

    tionen zu ihrer eigenen Hochwassergefhrdung und entsprechende Vorsorgemanahmen ab-

    zuleiten. Die nachfolgende Checkliste gibt eine bersicht, welche Informationen fr jeden Ein-

    zelnen im Hochwasserfall wichtig sind.

    Zusammenstellung der Informationen zur Hochwassergefhrdung

    Notieren Sie sich, ab welchem Hochwasserszenario bzw. ab welchem Wasserstand am Bezugspegel Ihr Haus berflutet wird.

    Schtzen Sie ggf. anhand der Hochwassergefahrenkarten ab, mit welchen Wassertie-fen bei den verschiedenen Hochwasserszenarien zu rechnen ist.

    Notieren Sie sich den Wasserstand am Bezugspegel, ab dem Ihr Haus voraussichtlich nicht mehr mit Strom, Trinkwasser und Wrme versorgt wird.

    Information zu Aufgaben der Gemeinde und der Bevlkerung bei Hochwasser

    Ergnzen Sie die Handlungsempfehlungen zum Verhalten vor, whrend und nach dem Hochwasser entsprechend Ihrer persnlichen Situation (z.B. Erstellung eines Plans fr

    die Sicherung des Mobiliars).

    Notieren Sie sich, ab welchem Wasserstand am Bezugspegel die Warnung durch die Gemeinde erfolgt und wie gewarnt wird.

    Notieren Sie sich, ab welchem Wasserstand am Bezugspegel eine Evakuierung vor-gesehen ist und wie im Hochwasserfall darber informiert wird.

    Bereiten Sie sich auf eine Evakuierung vor. Fragen Sie Freunde und Verwandte, ob sie Sie im Hochwasserfall vorbergehend aufnehmen.

    Zusammenstellung wichtiger Kontakte

    Stellen Sie Ihre wichtigsten Kontaktdaten fr den Hochwasserfall aus der Kontaktliste des kommunalen Aktionsplans Hochwasser zusammen. Dazu zhlen:

    Kontaktdaten der Nachbarschaftshilfe

    Kontaktdaten wichtiger Firmen

    Kontaktdaten von rzten

  • 23

    Koordinierung von freiwilligen Helfern fr ffentliche Manahmen

    Wenn Sie im Hochwasserfall als freiwilliger Helfer ttig werden wollen, melden Sie sich bereits im Voraus bei der Gemeinde und hinterlegen Sie Ihre Kontaktdaten.

    Wenn Sie anderweitige Ressourcen zur Bewltigung des Hochwassers bereitstellen knnen, melden Sie sich bereits im Voraus bei der Gemeinde und hinterlegen Sie Ihre

    Kontaktdaten.

    Ausweisung von Hochwassernotwegen

    berprfen Sie, bis zu welchem Hochwasserszenario Sie Ihr Haus noch verlassen kn-nen.

    Bewahren Sie die Karten der Hochwassernotwege aus dem kommunalen Aktionsplan Hochwasser sorgfltig auf.

    Aufbau einer Nachbarschaftshilfe

    Sprechen Sie sich mit Ihren Nachbarn bezglich des Aufbaus einer Nachbarschafts-hilfe ab. Mglichkeiten zur Organisation einer Nachbarschaftshilfe werden im Rahmen

    eines rtlichen Hochwasserschutzkonzeptes nher erlutert.

    Teilen Sie die notwendigen Aufgaben zum Schutz vor Hochwasser innerhalb der Nach-barschaftshilfe auf.

    Parkmglichkeiten bei Hochwasser

    Notieren Sie sich den fr Sie zugewiesenen Notparkplatz.

    Informieren Sie sich ber die Karten der Hochwassernotwege aus dem kommunalen Aktionsplan Hochwasser, wie Ihr Parkplatz im Hochwasserfall zu erreichen ist.

    Hinweise zur Hochwasserversicherung

    Prfen Sie, ob Sie eine Versicherung fr Elementarschden abgeschlossen haben.

    Informieren Sie sich ggf. ber die Elementarschadenversicherung, wenn Sie noch keine abgeschlossen haben (z.B. Beratungstelefon der Verbraucherzentrale Rhein-

    land-Pfalz unter 06131/2848-868).

  • 24

    Bildnachweis

    Titelseite Dr. Barbara Manthe-Romberg 2013

    Seite 4 Uniwasser GmbH 2016

    Seite 5 Dr. Barbara Manthe-Romberg 2013

    Seite 6 Ministerium fr Umwelt, Energie, Ernhrung und Forsten

    Online verfgbar: http://www.hochwassermanagement.rlp.de/servlet/is/177646/

    Seite 7 Uniwasser GmbH 2013

    Datengrundlage: Landesamt fr Umwelt Rheinland-Pfalz; Landesamt fr Vermessung

    und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz

    Seite 8 Bundesanstalt fr Gewsserkunde

    Online verfgbar: https://geoportal.bafg.de/portal/Start.do

    Seite 13 Uniwasser GmbH 2013

    Datengrundlage: Landesamt fr Umwelt Rheinland-Pfalz; Landesamt fr Vermessung

    und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz

    Seite 14 Uniwasser GmbH 2013

    Datengrundlage: Landesamt fr Umwelt Rheinland-Pfalz; Landesamt fr Vermessung

    und Geobasisinformation Rheinland-Pfalz

    Seite 15 Gesamtverband Deutscher Versicherungswirtschaft e.V.

    Online verfgbar unter: http://www.gdv.de/wp-content/uploads/2012/03/esv-02.png

    Seite 16 Uniwasser GmbH 2015

    Seite 18 Oben: Dr.-Ing. Roland Boettcher 2016

    Unten: Dr. Barbara Manthe-Romberg 2012


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