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Page 1: MITTELBAYERISCHE ZEITUNG REGENSBURG RE REP · PDF fileREGENSBURG. Körper und Geist ver-einen, Ruhe und Gelassenheit finden, Kraft und Balance verbessern, all das soll Yoga leisten

REGENSBURG. Körper und Geist ver-einen, Ruhe und Gelassenheit finden,Kraft und Balance verbessern, all dassoll Yoga leisten. Und dazu ist es nochreligionsunabhängig und in jedem Al-ter und jeder Lebensphase möglich.Wer will sich das denn dann entgehenlassen?MZ-Autorin Andrea Potzler hatdrei Regensburger Yogastunden aus-probiert.

Lächeln! Mein unruhiger Geist gibtYogalehrer Jürgen Feigl zwar im Prin-zip recht, aber es fühlt sich einfachganz und gar nicht so an, wie er la-chend verkündet: „Es geht nix kaputt,is nur anstrengend!“ Im großen Gym-nastiksaal im Sportzentrum der Uni-versität Regensburg mühen sich überfünfzig Yogaschüler zu „Goodbye Phi-ladelphia“ und anderen Popsongs ab.Ich sehe meinen roten Kopf mit ange-strengtem Blick im großen Spiegel.Jürgen lacht nur und hebt sich spie-lend auf den eigenen Armen in dieLuft, während wir anderen ächzenundmanchmal sogar umfallen.

Anstrengende Figuren

„Lächeltsmich haltmal an“, ruft er ausder „Krähe“, einem schwierigen Arm-stand. „Smile Yoga“ will er machen,das ist ihmwichtig. Manchmal ist seinYoga auch LSD-long, slow, deep, weni-ger schwungvoll, dafür mit anstren-genden lange gehaltenen Figuren (inYogasprache „Asana“) und tiefer At-mung. Und am Schluss nach all denStrapazen, gibt es eine Tiefenentspan-nung. Wir liegen auf dem Rücken, hö-ren „You can relax now“, „Du kannstDich jetzt entspannen“ und ichmerke,wie zwar noch ein paar Muskeln zie-hen, ich aber trotzdem ganz be-schwingt aus der Stunde gehe.

Eine Hand voll Männer und die vie-len Frauen sind ganz begeistert vonJürgens Feigls Intensive-Yoga. KristinaGriesbeck ist eine von ihnen und seitgut einem Jahr dabei: „Nach der Yoga-stunde geht’s mir einfach immer vielbesser, es macht immer großen Spaßund ich merke, dass ich was für michgetan habe.“

20 000 lehren in Deutschland Yoga

Laut dem BDY, dem Berufsverband fürYogalehrer, praktizieren mindestensfünf Millionen Deutsche Yoga undüber 20 000 lehren es. „Einen guten Yo-galehrer erkennt man daran, dass ernach Verletzungen und Problemen derYogaschüler fragt und dass er eine guteAusbildung nachweisen kann“, erklär-te Doris Hafner, Geschäftsführerin desBDY. Der Verband fordert zwei JahreAusbildung und 500 Unterrichtsstun-den für die Aufnahme als Yogalehrerim BDY. Aber es gibt natürlich auchsehr viele Yogalehrer, die nicht demVerband angeschlossen sind und ihreStunden selbstständig oder im Fitness-studio anbieten.

Für meine zweite Yogastunde geheich ins Yogacentrum in der UnterenBachgasse. Hier unterrichtet MariaGangl „Luna Yoga“, ein sanftes Yoga,das von Frauen für Frauen entwickeltwurde. Die Betonung liegt hier aufdem Sanften: „Meine Schwester istPhysiotherapeutin und hatte schon somanchen yogageschädigten Patienten– deshalb bin ich auch ganz besondersvorsichtig!“

Vertrauen ist wichtig

Derwarme Yogaraum istmit goldenenVorhängen behängt, eine Kerze brenntin der Mitte und die Teilnehmer sindauf Schafwollmatten, in Decken ge-hüllt. Die heutige Stunde ist dem The-ma „Sinne“ gewidmet. Wir suchen dieBalance in verschiedenen Asanas. Ichwerde von hinten am Bein und vonvorne an den Armen gezogen. Ein biss-

chen Vertrauen brauche ich schon,dass mich hier niemand fallen lässtoder zu kräftig zieht.

Danach fühle ich mich fünf Zenti-meter größer und spüre in der Tiefen-entspannung, eingekuschelt in die De-cke meiner dankbaren Wirbelsäulenach. Maria Gangl singt ein kräftiges„Ommm“ zum Schluss. Die Yogaüben-de Annemarie Graf kommt gerne im-mer wieder: „Mir gefällt das Sanfte, ichfühle mich nach den Yogastundenleichter.“

Kundalini-Yogalehrerin Sabine Pa-luka empfängt mich mit sieben Yoga-

schülerinnen in einem warmen Raumam Rennplatz. Der weiche Teppichbo-den, die zart gelben Wände, angeneh-me, beschwingte Geigenmusik lassenmich die Kälte schnell vergessen. Alswir dann auch noch in dynamischenÜbungsreihen mit den Armen einenimaginären Bogen spannen, uns weitnach oben strecken und uns nach hin-ten beugen, bin ich mit meinen Ge-danken nur noch beimYoga.

Ich hechle in der „Feueratmung“wie ein kleiner Blasebalg, bis mirschwummrig wird. „Das ist gerade amAnfang ganz normal“, erläutertmir Sa-

bine, „dein Körper ist die ÜberdosisSauerstoff einfach nicht so gewöhnt.“

Jedesmal wenn es anstrengend füruns wird, ruft sie mit lauter, festerStimme „Durchhalten!“ und lässt unsdann wieder ruhiger atmen. Die Tie-fenentspannung am Ende haben wiruns jedenfalls verdient. In dieser Stun-de gibt es für mich wieder ganz neueHerausforderungen, durch die At-mung, die Koordination und das Sin-gen.

„Wir bewegen uns bei der Medita-tion, damit der Geist beschäftigt istund wir nicht abdriften“, erklärt Sabi-

ne. Auf dem Heimweg ertappe ichmich schließlich beim Singen des Me-ditationsmantras und einem sehr brei-ten Lächeln.

Kundalini, Intensive oder Luna Yo-ga? Oder doch was ganz anderes, eineganz andere Form? Alle drei Yogaleh-rer, die ich kennengelernt habe, ermu-tigen mich, die verschiedenen Rich-tungen anzuschauen und auszupro-bieren. „Es ist Deine Matte, es ist DeinYoga. Mach, was Dir gut tut!“, sagt Jür-gen Feigl. Es gibt eben bei weitemnicht nur das eine Yoga und nicht nurden einen Lehrer.

Lächelnd seinen unruhigenGeist imGriff habenTEST In Regensburgwerdenunterschiedliche Formenvon Yoga praktiziert und ge-lehrt. Es ist wichtig, für sichden bestenWeg zur Gelas-senheit zu finden.

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VON ANDREA POTZLER, MZ

MZ-Autorin Andrea Potzler macht mit.Der Körper muss an die Überdosis Sauerstoff gewöhnt werden.

„Es geht nix kaputt, is nur anstrengend,“ sagt Yogalehrer Jürgen Feigl lächelnd. Fotos: Potzler

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EINE JAHRTAUSENDE ALTE GESCHICHTE

➤ In Indien ist Yoga seit über 3500 Jah-ren bekannt.➤ Die Techniken des Yoga wurden erst-mals zwischen 200 v. Chr. und 200 n.Chr. von Patanjali in den sogenanntenYoga-Sutras zusammengefasst.➤ Ziel des Yoga ist, den Geist zur Ruhezu bringen, Körper und Geist zu lenken.➤ Ursprünglich diente Yoga rein spiri-tuellen Zwecken, die Übungen dienten

dazu,möglichst lange im anstrengendenLotussitz verweilen zu können.➤ Vor allem zwei Inder haben Yoga zudem gemacht, was es heute ist: SwamiSivananda Saraswati und TirumalaiKrishnamacharya.➤ Es gibt immermehr verschiedene an-erkannte Yogastile, unter ihnen IyengarYoga, Sivananda Yoga, Vinyasa Yoga,Anusara Yoga.

➤ Yoga wird von vielen Krankenkassenmit bis zu achtzig Prozent Beteiligung ander Kursgebühr unterstützt. Es lohntsich, bei der eigenen Kasse nachzufra-gen.➤ Nähere Infos zu den vorgestelltenStudios und Lehrern gibt es unter:www.yogacentrum.de, http://www.yo-gashakti-regensburg.de, http://www-cgi.uni-regensburg.de

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MORGEN IN DER MZ

PC Kurs Jung hilft AltJung hilft Alt - Ein PCKurs einmalanders. Schüler des Städtischen VonMüller Gymnasiums zeigen Senio-renwo undwie es auf demCompu-ter und im Internet „lang geht“. DieMZ schaute den Schülern und denSenioren über die Schultern.

DIE TÄGLICHE REPORTAGE

SEITE 39MITTWOCH, 15. FEBRUAR 2012RE_REP_SREGENSBURGMITTELBAYERISCHEZEITUNG

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