1 Curriculum IndividualpädagogikCurriculum Individualpädagogik
Modul 4: Sichere Bindungen –Sichere Orte für JugendlicheDipl.-Sozialpädagogin (FH) Christine Versbach
Modul 4.1. 13.02. – 15.02.2018 in SighisoaraModul 4.2. 15.10. – 17.10.2018 in Sighisoara
2 Curriculum Individualpädagogik
Der Anfang
Ein Anruf von Ensemble im März 2017:
„Wir wollen eine Fortbildung für unsere Betreuer in Rumänien machen. Dabei ist Kinderschutz ein Thema. Wir suchen dafür eine Fachfrau aus dem BereichJugendhilfe und Kinderschutz.“Bedarf der Betreuer: Vermitteln von Fachinhalten / pädagogischem Wissen undadäquaten Handlungsstrategien in Eskalationssituationen
Spontane Zusage, impulsive Reaktion ;-))
Danach: Vorbereitung und Nachdenken
3 Curriculum Individualpädagogik
Ausgangssituation:
Zunächst soweit bekannt:
Im Rahmen der deutschen und luxemburgischen Jugendhilfe werden Jugendliche in rumänischen Projektstellen untergebracht.Ziel ist, durch das Leben in den Projektstellen im Rahmen der individualpädagogischen Hilfe Beziehung / Bindung zu lernen und neue Erfahrungen zu machen.Die Jugendlichen sollen dort sichere Bindungen und sichere Orte erleben.Rumänien ist aus deutscher Sicht ein Land, welches im Rahmen der Entwicklung des Kinderschutzes Entwicklungsbedarf hat.Die Betreuer haben Ausbildungen und sind Fachkräfte nach rumänischem Recht. Sie haben eine unendliche Bereitschaft und Beharrlichkeit, diesen Jugendlichen Beziehung anzubieten und sie auszuhalten.
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Hintergrund:
Klare Ansage von ensemble im Vorfeld:
„Wir wissen, dass unsere Betreuer in manchen Situationen so reagieren, wie wir es nicht für pädagogisch adäquat halten. Wir wollen unsere Betreuer befähigen, sie unterstützen und darin schulen, in schwierigen Situationen adäquat handeln zu können. Wir möchten Fachlichkeit, Handlungssicherheit und Transparenz“
Daraus ist dieses Curriculum und die Fortbildung für Betreuer entstanden, aufgegliedert in die vier Module mit unterschiedlichem Schwerpunkt.
5 Curriculum Individualpädagogik
Ergebnis der Referentin in der Vorbereitung von Modul 4:
Schleudersitz?
Vorurteile????
6 Curriculum Individualpädagogik
Bedarf: Befähigung der Betreuer und Transparenz
Zuerst: Mit welcher Haltung gehe ich mit all meinem Wissen und meiner Haltung im Kinderschutz nach Rumänien, lasse mich dort ein und finde gute Wege. Und vermittele den Betreuern Wissen und Kompetenz über Bindungen und sichere Orte. Und wie kann in diesem Rahmen transparent gearbeitet werden?
7 Curriculum Individualpädagogik
Wo setze ich als Referentin an ?
Fähigkeiten der Betreuer? Was da ist:
Ein gelebtes Leben, was wir so nicht kennen. Basics. Eine hohe Bereitschaft, sich auf die Jugendlichen einzulassen und ihnen Bindung im Rahmen der Projetstellen anzubieten. Ein „Wissensdurst“, zu lernen und Zusammenhänge zu erkennen.Gepaart mit den eigenen Erfahrungen und einem anderen kulturellen Hintergrund. Mit eher wenig didaktischem Wissen und gezielter Methodik.
8 Curriculum Individualpädagogik
Meine Schwerpunkte:
- Wissensvermittlung und Selbsterfahrung- Bei den Betreuern Verständnis für die Jugendlichen und deren Verhalten
wecken- Reflektion der Betreuer verstärken- Die drei Faktoren ICH – der JUGENDLICHE – die BEZIEHUNG differenzieren- Trigger beim Jugendlichen (und sich selbst) erkennen- Reaktionsmöglichkeiten der Betreuer erweitern- Wichtigkeit von Selbstfürsorge betonen- Notwendigkeit von Vernetzung und Unterstützung erkennen und umsetzen- Transparentes Arbeiten im Umgang mit Krisen
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Wie? Die Methodik:
• „Frontalunterricht“ mit Wissensvermittlung• Partnerarbeit zum Austausch• Sammeln und Besprechen der Großgruppe• Übungen• Wegen der Sprachbarrieren und der unterschiedlichen Kultur ganz viel
Untermalung der Folien mit Bildern
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Was? Vermitteln von Basiswissen
BindungWarum ist Bindung in der ISE so wichtigÜbungen / Selbsteinschätzungen BindungsstileSicherer Ort, was macht ihn aus?Warum ist er in der ISE so wichtig?Welchen Koffer trägt mein Jugendlicher?Verständnis für den Jugendlichen weckenTrauma„Der gute Grund“, ÜberlebensstrategienSelbstfürsorge
Bindungsverhalten• Lächeln• Schreien, Rufen• Körperkontakt, Berührungen• Kontaktaufnahme mit der Bezugsperson• Wunsch nach Nähe• Entspannung bei Stresswenn Bindungsperson verfügbar istUnd vor Allem:
liebevoller Blickkontakt !
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Kreis der Sicherheit
13 Curriculum Individualpädagogik
Vermeidende Bindung
14 Curriculum Individualpädagogik
Ambivalente Bindung
15 Curriculum Individualpädagogik
Sichere Bindung
16 Curriculum Individualpädagogik
Rational – ausgeglichen - affektiv
17 Curriculum Individualpädagogik
Warum ist das Thema Bindung in der ISE so wichtig?
VerlässlicheBetreuer
Bieten Korrektur der
Bindungserfahrung an
und helfen dabei dem Jugendlichen, innere
Sicherheit zu entwickeln
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Handout:
Welche Bindungsmuster haben die von Ihnen betreuten Jugendlichen ?Welchen Bindungsstil habe ich?
1. Einschätzung eigener Bindungsstil
Übung für mich alleine
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Handout Bindungsstile
20 Curriculum Individualpädagogik
Langer und harter Weg für alle ;-))
21 Curriculum Individualpädagogik
Was sind sichere Orte?
22 Curriculum Individualpädagogik
Warum sind innere und äußere sichere Orte in den ISE so wichtig??
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Sammeln der vorherigen Anzahl der Fremdunterbringungen an der FlipchartWie oft ist mein Jugendlicher umgezogen?
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Die drei Ebenen des sicheren Ortes
1. Jugendlicher fühlt sich sicher2. Der Mitarbeiter wird entlastet und unterstützt3. Die Institution stellt eine gute Struktur zur VerfügungInhaltliche Ansatzpunkte:• Hilfe bei der Emotionsregulation – Halten• Verbesserung Sinnes-und Körperwahrnehmung• Selbstfürsorge• Selbstwirksamkeit, positives Selbstbild• Entspannung gegen Stress (Achtsamkeit)
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Kreative „Strafen“1. Dem Jugendlichen eine Wahlmöglichkeit geben2. Als vermeintliche Strafe zwischen Tätigkeiten entscheidenlassen, die er zu tun hat. Das fördert die Selbstwirksamkeit unddas Selbstvertrauen.3. Kreative Tätigkeiten erarbeiten4. Unterstützung bei der Arbeit zusammen5. Verstärkerarbeit, Smiliys am Kühlschrank mit Belohnung
Was fällt der Gruppe noch mit dem neuen Wissen an kreativenStrafen ein?
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Gut auf sich selbst achten
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Säulen der Traumapädagogik
1. Den guten Grund annehmen2. Wertschätzung3. Partizipation, Teilhabe4. Transparenz5. Spaß und Freude
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1. Den guten Grund annehmen
„ Alles, was ein Mensch zeigt, macht einen Sinn in seiner Geschichte ! “
Belastende Verhaltens-
weisen
Wichtige Überleben
s-strategien
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2. Wertschätzung
„Es ist gut so, wie du bist“
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3. Partizipation (Teilhabe)
„Ich traue dir etwas zu und überfordere dich nicht“
Erleben von Autonomie = Ich kann etwas entscheidenErleben von Kompetenz = Ich kann etwas bewirken
Erleben von Zugehörigkeit = Ich gehöre dazu und werde wertgeschätzt
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4. Transparenz
Jeder hat jederzeit ein Recht auf Klarheit“
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5. Spass und Freude„Viel Freude trägt viel Belastung“
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Pause! Energie tanken
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Als nächstes Partnerarbeit:
Wir schauen uns die Verhaltensweisen meines Jugendlichen an:
1. Was hat einen guten Grund?2. Kann ich es mit meinem neuen Wissen wertschätzen3. Bin ich klar und transparent?4. Haben wir Spaß zusammen?
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Es knallt. Und das ist normal.
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Jugendlicher kann nicht unterscheiden zwischen Kritik an seiner Handlung und seiner Person
Grundsätzliche Übererregung als Folge der Traumatisierung
Überforderung durch Regeln
Bestrafung oder vermeintliche Zurückweisung führt zu Übertragung
Der Betreuer wird damit zu dem „bösen Elternteil“ von früher und der Jugendliche fühlt sich abgelehnt
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Wie gehe ich als Betreuer mit dem Gewaltausbruch des Jugendlichen um?
Situation analysierenWas habe ich gemacht, bevor es passiert ist?Häufig: Der Jugendliche kann sich an den Bedrohungsmoment erinnern, aber nicht an seine ReaktionVon außen ist der Zustand des Jugendlichen nicht sichtbar, lediglich seine Reaktion !
Trigger finden, zusammen mit dem Jugendlichen
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Vorstellung Methodik Gewaltfreie KommunikationArbeit mit Puppen, selbst Anwendung der Giraffe und des Wolfes –Überblick bewahren!Mit Herz reagieren!
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Die Giraffe
hat einen wunderbaren Blick von oben auf die Situation
Beobachtet sehr entspannt
Hat ein großes und starkes Herz
•
•••
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Als nächstes Gruppenarbeit:
• Ich stelle ein einzelnes Verhalten meines Jugendlichen vor
• Handout Giraffensprache
• Gruppenarbeit in dreier Gruppen
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Rechtliche Situation:
Konnte in dem Modul 4 beim ersten Durchgang nur gestreift werden, wird vertieft bei Modul 4.2• UN- Kinderrechtskonvention (Verbindlichkeit für die
Vertragsstaaten, Rechte der Kinder)• SGB VIII ( Beschwerdemanagement, Transparenz,
Dokumentationspflicht, Hilfeplanung, Kinderschutz)• §§ 1631 und 1631b BGB ( Verbot von Gewalt in der
Erziehung, Richterliche Genehmigung freiheitsentziehender Maßnahmen)
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Ausblick Vertiefung Modul 4.2:
• Gibt es „Übriggebliebenes“ aus den anderen Modulen ?• Was beschäftigt die Betreuer momentan konkret?• Kurze Wiederholung Bindung, Trauma, Sicherer Ort,
Beziehung, Differenzierung, Kreative Strafen, gewaltfreie Kommunikation
• Was ist davon in Erinnerung geblieben?• Was hat davon im Alltag geholfen? • Was sind noch für Bedürfnisse und Fragen vorhanden?
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Ziele letztes Vertiefungsmodul:• Fachwissen vertiefen• Vernetzung und Transparenz untereinander stärken• Rechtliches Wissen rund um die UN-
Kinderrechtskonvention, das SGB VIII und die §§1631und 1631 b - Welche konkreten Auswirkungen hat das auf die Betreuungsstellen in Rumänien ?
• Neue Strategien erlernen (Konzept der Neuen Autorität)• Wünsche der Betreuer an die Koordinatoren vor Ort für
die weitere Unterstützung klären
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Es gibt viel zu tun, die ersten Schritte sind getan
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Christine VersbachDipl.-Sozialpädagogin (FH)