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Page 1: Münze rettet das Leben des Bruders · das Gedenken zu leben«, be-richtete Gita Koifman, Vorsit-zende des »Verbandes für ... deutsche Tochter sein möch-te«, erzählte die junge

Teinachtal · Oberreichenbach und UmgebungNummer 170 Montag, 27. Juli 2015

Von Steffi Stocker

Bad Teinach-Zavelstein. »Zeugen der Zeitzeugen« heißt nicht nur das Projekt, zu solchen wurden am Frei-tagnachmittag auch die Gäste in der Dreifaltigkeits-kirche in Bad Teinach. Und zwar beim Empfang für Gi-ta und Michael Koifman.

»Der Frieden in den Ländernund zwischen den Völkernliegt in den Händen dernächsten Generation«, sagteMichael Koifman. Im Vorfeldhatte der 1937 in Rumäniengeborene Holocaust-Überle-bende davon erzählt, wie eineMünze seinem Bruder das Le-ben rettete. Demnach hatte erFrauenkleider getragen, umunentdeckt zu werden. »DieNazis haben ihn dennoch ge-fangen und an die Wand ge-stellt«, so seine Ausführun-gen. Sein Vater konnte dannmit einer Münze den Soldatendavon abhalten, ihn zu er-schießen. Das Getto vonTransnistrien überlebten vieledorthin deportierten Judenebenfalls durch den Vater. Erhatte die Ankündigung eineswohlgesonnenen Schneiders,dass die Tötung bevorstehenwürde, weitergeleitet. »Des-halb konnten sich viele recht-zeitig verstecken«, berichteteKoifman.

Gerade mal 90 US-Dollar im Gepäck

1973 reiste er mit seiner Ehe-frau in Israel ein, mit gerademal 90 US-Dollar im Gepäck.»Wir haben eine Organisationgegründet, um zu helfen unddas Gedenken zu leben«, be-richtete Gita Koifman, Vorsit-zende des »Verbandes fürÜberlebende der Konzentra-tionslager und Gettos« in Is-rael. Denn in den 90er-Jahrenkamen rund eine Million rus-sischsprachiger Juden, da-runter bis zu 20 000 Holo-

caust-Überlebende, ohne fi-nanzielle Unterstützung indas Land.

»Es wird immer schwieri-ger, die Geschehnisse und Er-innerungen daran aufzu-schreiben, um die Geschichteund deren Leben zu würdi-gen«, appellierte Koifman andie Menschen, mitzuhelfen,alles zusammenzutragen.Deshalb sei sie sehr dankbarfür die Freundschaft und Ge-meinschaft von Menschen,die dabei helfen.

In Deutschland engagiertsich der Verein »Initiative 27.Januar« für die christlich-jüdi-schen und deutsch-israeli-schen Beziehungen. In dessen

Reihen dokumentiert das Pro-jekt »Zeugen der Zeitzeugen«mittels Interviews die Erinne-rungen und transportiert die-se in verschiedene Veranstal-tungen.

Dafür ist unter anderemMarina Rentschler ausSchmieh verantwortlich. »AmDenkmal für ermordete Judenfragte sie mich, ob ich ihredeutsche Tochter sein möch-te«, erzählte die junge Fraumit Tränen in der Stimmevom Beginn der Verbindungzu Gita Koifman. »Durch euerKommen hinterlasst ihr See-lenspuren und im Dialog, derLiebe und den Begegnungenkann Neues entstehen«,

unterstrich Rentschler denWunsch nach Trost für die Lü-cken, die in den Lebensge-schichten und Familien durchden Holocaust entstandensind. Für das kommende Jahrist ein Jugendaustausch ge-plant, um die Begegnungender zweiten und dritten Gene-ration zu fördern.

»Wichtig ist, dass die jungeGeneration versteht, und mitden Erkenntnissen aus derVergangenheit die Zukunft ge-stalten kann«, erläuterte Rent-schler die Motivation. »DieAngst, die auch Kinder seiner-zeit hatten, ist heute kaummehr vorstellbar«, erzähltePfarrer Ulrich Holland von

Berichten seines Vaters. Umsomehr sei er dankbar, dass Gitaund Michael Koifman diffe-renzieren und Begegnungensuchen, um davor zu bewah-ren, es noch mal zu erleben.Deshalb, so BürgermeisterMarkus Wendel, sei es wich-tig, die Erinnerung wach zuhalten und sie an die nach-kommenden Generationenweiter zu geben. »Ein ganz be-sonderer Dank gilt den Über-lebenden der Schoah, dass sieden Schmerz und den ver-ständlichen Hass über das,was sie als Kinder erlebenmussten, hinter sich gelassenhaben und nun in unser Landgekommen sind.«

Münze rettet das Leben des BrudersHolocaust-Überlebende in Dreifaltigkeitskirche / Gita und Michael Koifman erzählen / Seelenspuren

Neuweiler-Zwerenberg. Miteinem Luftgewehr wurde ver-mutlich am vergangenenMontag in Zwerenberg aufeine rotgetigerte Hauskatzegeschossen. Das Geschoss trafdas Tier an der rechten Kopf-seite. Die Katzenbesitzer stell-ten dies erst am Mittwoch festund gingen am folgenden Tagzum Tierarzt.

Dieser bestätigte, dass dieVerletzungen von einem Luft-gewehrgeschoss stammen.Der in Frage kommende Tat-ort müsste sich laut Angabender Polizei etwa 250 bis 300Meter um den Sommerwegherum erstrecken. Gesuchtwerden jetzt Zeugen, die inder betreffenden Zeit entspre-chende Wahrnehmungen ge-macht haben. Hinweise neh-men der Polizeiposten Neu-weiler, Telefon 07055/73 77,oder das Polizeirevier Calw,Telefon 07051/16 10, ent-gegen.

Katze wird mitLuftgewehrangeschossen

Neuweiler. Die Versorgungder Gemeinde Neuweiler miteiner Allgemeinarztpraxisbleibt ein Dauerbrenner, dabislang für die nicht mehr vor-handenen Praxen kein Ersatzgefunden worden ist. So stehtdie Ärzteversorgung in Neu-weiler bei der letzten Gemein-deratssitzung vor den Som-merferien am morgigenDienstagabend ab 20 Uhr imRathaussaal ganz oben auf derAgenda.

Das Gremium beschäftigtsich bei der Gemeinderatssit-zung am 28. Juli auch mit fol-genden Themen: Ergänzungs-satzung Aichhalder Weg/Kirchweg; Rathaus Agenbach– Vergabe von Arbeiten; Ober-flächenentwässerung Her-mann-Hesse-Weg; Friedhofs-tor in Agenbach; Kauf einesFriedhofbaggers für den Bau-hof; Bauvorhaben; Waldschu-le – Fortführung des ProjektsSoundkarate; Bauprogrammder Gemeinde – Hochbau undTiefbau.

Versorgung bleibt Thema

Von Steffi Stocker

Oberreichenbach. Nachdemvor drei Wochen an der neuentstehenden Mehrzweckhal-le in Würzbach Richtfest ge-feiert worden war (wir berich-teten), vergab der Gemeinde-rat nun auch den Großteil derrestlichen Arbeiten für dieFertigstellung.

»Mit der Vergabe von insge-samt rund 236 500 Euro lie-gen wir dabei im Kostenrah-men«, stellte BauamtsleiterinAlexandra Zillinger mit Blickauf die anstehenden neun Ge-werke fest. Zwar war der

Rücklauf der Angebote insge-samt schwach, wie Bürger-meister Karlheinz Kistner be-richtete. Doch blieben sie imRahmen der Kostenschät-zung. Einzig die Gewerke füreine ballwurfsichere Decken-verkleidung und den Sport-halleninnenausbau sind deut-lich zu teuer. »Diese Aus-schreibungen müssen wir auf-heben und nachpreisgünstigeren Lösungensuchen«, erläuterte Zillinger.

Einer Ersatzlösung mussteder Gemeinderat außerdemfür die Fenster und Türen zu-stimmen. »Die Firma, die den

Zuschlag durch die Ausschrei-bung erhielt, ist in Schwierig-keiten geraten und hat denVertrag nicht angenommen«,so Kistner. Deshalb habe manmit den jeweils zweitgünstigs-ten Bietern gesprochen undderen Übernahmebereitschafteingeholt. »Allerdings erge-ben sich daraus Mehrkostenvon rund 3400 Euro«, verwieser auf die Auswirkung. Zu-dem stellte Kistner für die Sep-tembersitzung die Vergabeder noch offenen Arbeiten inAussicht, die etwa fünf Pro-zent des Gesamtvorhabensausmachen.

Es ergeben sich MehrkostenWeitere Arbeiten für Würzbacher Halle vergeben

Neubulach-Oberhaugstett. Am Freitag gegen 12 Uhr kames in Oberhaugstett zu einemVerkehrsunfall, infolge dessensich der Verursacher un-erlaubt entfernte. Ein 54-Jäh-riger fuhr mit seinem Auto aufder Hauptstraße aus RichtungNeubulach kommend. AufHöhe der Blumenstraße kamihm in einer leichten Links-kurve ein Lieferwagen in derFahrbahnmitte entgegen, wes-halb er nach rechts auswei-chen musste.

Hierbei überfuhr er einenBordstein, wodurch sein vor-deres rechtes Rad beschädigtwurde. Bei dem Verursacher-fahrzeug soll es sich laut An-gaben der Polizei um einenweißen Lieferwagen mit rot-blauer Aufschrift gehandelthaben. Zeugenhinweisenimmt das Polizeirevier Calwunter Telefon 07051/16 12 50entgegen.

Polizei sucht Unfallzeugen

Oberreichenbach-Würzbach. Am Freitag gegen 14.30 Uhrkam es in der Sauerstraße inWürzbach zum Zusammen-stoß von zwei Autos. Ein 33-Jähriger fuhr rückwärts auseinem Schuppen auf die Fahr-bahn und übersah hierbeieine vorbeifahrende 24-Jähri-ge. Sie wurde durch den Zu-sammenstoß leicht verletzt,teilt die Polizei mit. An denFahrzeugen entstand einSachschaden von circa 2500Euro.

Leicht verletzt nach Kollision

Für die entstehende Mehrzweckhalle in Würzbach vergab der Ratweitere Arbeiten. Foto: Stocker

Immer wieder waren die Informationen zu den Patenkindern derFeuerwehrleute von Interesse. Foto: Stocker

Von Steffi Stocker

Neubulach-Liebelsberg. Dieteils stürmischen Wetterbe-dingungen konnten dem Wei-herfest nichts anhaben. ImGegenteil, schon am Samstagüberstieg der Besucheran-drang die Vorstellungen dergastgebenden LiebelsbergerFeuerwehrabteilung.

»Damit haben wir so nichtgerechnet«, sagte Abteilungs-kommandant Philipp Prusikam Abend. Zusammen mitzahlreichen Helfern hatte erviel zu tun. Zur 40. Auflagedes Weiherfestes strömtennämlich auch unzählige Besu-cher aus der Region nach Lie-belsberg.

Schon am Nachmittag warob des besonderen Pro-gramms anlässlich des rundenGeburtstags das Konzert derBläsergruppe aus der Gemein-schaftsschule ein Magnet.»Das war ein richtig gelunge-ner Auftakt«, freute sich nichtnur Prusik über das Gastspielim Zelt. Mit der Dämmerungkamen die bunten Lichterket-ten rund um den Weiher erstrichtig zur Geltung. Und dannwar die schwimmende Bar aufdem Gewässer zunehmenddas Ziel der Besucher.

Der laue Sommerabend mitentsprechender Atmosphärevermittelten ein Urlaubsge-fühl, das schließlich in derDunkelheit mit einem Feuer-

werk gekrönt wurde. Zudem lockte eine Bilderga-

lerie über die Entwicklung so-wohl des Weiherfestes, daseinst als kleines Wiesenfeststartete, als auch der Feuer-wehrabteilung. Bei aller Fest-freude warben die Brand-schutzkräfte auch um Unter-stützung für ihre afrikani-schen Patenkinder Aji Marie,Susan und Janaiba (wir be-richteten).

»Die große Unterstützungdurch die vielen Sponsorenüberwältigt uns«, verwies Pru-sik außerdem auf die Mög-lichkeit einer Tombola. Natür-lich waren auch die ausgestell-ten Fahrzeuge der Gesamt-wehr ein Anziehungspunkt.

Mit Ansturm nicht gerechnetWeiherfest ein Besuchermagnet / Große Unterstützung

Begegnung mit Holocaust-Überlebenden (von links): Pfarrer Ulrich Holland, Natalja Pott, Michael und Gita Koifman, Bürgermeister Mar-kus Wendel sowie Marina Rentschler. Foto: Stocker

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