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ChristlicheLiteratur-Verbreitung e.V.

Postfach 110135 · 33661 Bielefeld

Watchman Nee

Nicht von dieser Welt

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. Auflage der Lizenzausgabe

© der Lizenzausgabe

by CLV · Christliche Literatur-VerbreitungPostfach · Bielefeld© by Angus I. KinnearOriginaltitel: Love not the worldÜbersetzung: Kurt MittelstädtUmschlag und Satz: CLVDruck und Bindung: GGP Media

ISBN ---

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Inhaltsverzeichnis

Der Geist hinter dem System -------------------------- 7

Die Tendenz fort von Gott --------------------------- 18

Eine Welt unter Wasser - eine Taufpredigt -------- 31

Für mich gekreuzigt ----------------------------------- 44

Trennung ----------------------------------------------- 54

Lichter in der Welt ------------------------------------ 63

Unabhängigkeit ---------------------------------------- 71

Erfrischen und sich erfrischen lassen --------------- 80

Mein Gesetz in ihren Herzen ------------------------ 91

Die Kräfte des kommenden Zeitalters ----------- 102

Den Thronräuber berauben------------------------ 113

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Der Geist hinter dem System

»Jetzt ergeht ein Gericht über diese Welt; jetzt wirdder Fürst dieser Welt ausgestoßen werden. Und wennich erhöht bin von der Erde, werde ich alle zu mirziehen« (Joh. 12,31-32).

Jesus, unser Herr, spricht diese Worte im Anschlussan den begeisterten Empfang, den ihm die Volksmas-sen in Jerusalem bereitet haben. Gerade hat er in ver-hüllten Worten gesagt, dass er sein Leben opfern wer-de, und der Himmel selbst hat diese Worte öffentlichbestätigt, da tritt er nun mit dieser großen, doppeltenAussage hervor. Was, so fragen wir uns, kann sie de-nen bedeutet haben, die ihm eben noch zugejubelthaben, die hinausgezogen waren, um ihn auf seinemWege zu begleiten? Für die meisten von ihnen, soweitsie überhaupt etwas verstanden – müssen seine Worteden totalen Zusammenbruch ihrer Hoffnungen bedeu-tet haben. Diejenigen aber, die tiefer blickten, erkann-ten später, dass Jesus ihnen hatte andeuten wollen, aufwelche Weise und in welcher Absicht er sterben würde(Vers 33)

Seine Aussage zerstörte zwar viele Illusionen, schenk-te aber statt dessen eine große und sichere Hoffnung.Denn sie kündigte einen viel radikaleren Machtwech-sel an, als selbst die jüdischen Patrioten erhofft hatten.»Und ich …« – er, der ganz andere, der in scharfemGegensatz zu dem Fürsten dieser Welt steht, wird durchdas Kreuz, durch den Gehorsam als Gottes Weizen-korn die Zwangsherrschaft dieser Welt besiegen. Und

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mit seiner Auferstehung wird an die Stelle der Zwangs-herrschaft ein neues Regiment treten: Gerechtigkeitwird herrschen, die von der freien Hingabe der Men-schen an ihn, Jesus den Herrn, gekennzeichnet ist. MitSeilen der Liebe wird er ihre Herzen an sich ziehen –von einer unter dem Gericht stehenden Welt weg –hin zu ihm, dem Menschensohn, der zwar zuerst zumSterben, aber gerade dadurch zur Herrschaft erhobenworden ist.

»Die Erde« ist der Schauplatz dieses Ringens und sei-ner unermesslichen Auswirkungen. Und »diese Welt«ist der Ort, an dem der Zusammenstoß erfolgt. »Erde«,»Welt« – der Schauplatz soll nun Gegenstand unsererUntersuchungen sein, und wir wollen damit beginnen,dass wir uns mit den neutestamentlichen Bedeutungendes griechischen Wortes Kosmos befassen.

Mit einer einzigen Ausnahme, auf die wir noch kurzhinweisen werden, wird dieses Wort in den meistenBibelübersetzungen stets mit »Welt« wiedergegeben.(Das andere griechische Wort, Aion, das gleichfalls mit»Welt« übersetzt wird, enthält den Begriff der Zeit undsollte deshalb besser mit »Zeitalter« wiedergegebenwerden.)

Wenn Sie einmal in einem Wörterbuch zum grie-chischen Neuen Testament nachschlagen, werden Sieüber die Bedeutungsbreite, die das Wort Kosmos in derSchrift hat, staunen. Aber zuvor wollen wir einen Blickauf seinen Ursprung im klassischen Griechisch wer-fen. Es kennt zwei Bedeutungen für Kosmos: einmalKosmos als harmonische Ordnung oder Gliederung: zumanderen Kosmos als Verzierung oder Schmuck. Das Verbkosmeo wird im Neuen Testament im Sinne von

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»schmücken« des Tempels mit edlen Steinen oder derBraut für ihren Mann (Luk. 21,5; Offb. 21,2) verwen-det, und so wird in 1. Petrus 3,3 – der Ausnahme, aufdie schon hingewiesen wurde – Kosmos in Überein-stimmung mit dem Verb kosmeo in Vers 5 mit»Schmuck« übersetzt.

Bei den Schreibern des Neuen Testamentes findenwir drei Bedeutungsgruppen des Wortes Kosmos:

1. das materielle Universum, die ganze Welt, diese Erde;Apg. 17,24: »Gott, der die Welt und alles, was in ihrist, gemacht hat«; (Matth. 13,35 u.a.)

»Die Grundlegung der Welt«; Joh. 1,10: »Er war inder Welt und die Welt ist durch ihn geschaffen«; Mark.16,15: »Gehet hin in alle Welt!«

2. die Menschen als die Bewohner der Welt; Joh. 1,10:»Die Welt kannte ihn nicht«; 3,16: »So sehr hat Gottdie Welt geliebt«; 12,19: »Alle Welt läuft hinter ihmher«; 17,21: »Damit die Welt glaube!«; der Begriff ver-engt sich und umfasst die von Gott abgefalleneMenschheit, wenn sie von den Glaubenden spricht,»deren die Welt nicht wert war« (Hebr. 11,38), sie,»die den Geist der Wahrheit nicht empfangen kann«(Joh. 14,17); »Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch«(Joh. 14,27); »Wenn euch die Welt hasst …« (15,18).

3. weltliche Angelegenheiten, also das gesamte Gebietweltlicher Güter, Gaben, Reichtümer, Vorteile, Vergnü-gungen, die, obwohl sie vergänglich sind, dennoch vonuns begehrt werden und uns von Gott wegführen, so dasssie der Sache Christi entgegen stehen. Wir sollen sie nichtlieben (1. Joh. 2,15), sondern dem, der daran Mangelhat, abgeben (3,17); die ganze Welt wiegt nicht denSchaden am inneren Leben auf (Matth. 16,26), wes-

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halb die Welt in Freiheit und nicht in Abhängigkeitgebraucht werden soll (1. Kor. 7,31).

Dieser Gebrauch von Kosmos bezieht sich nicht nurauf materielle, sondern auch auf abstrakte Dinge, diegeistige und sittliche (oder unsittliche) Werte umfas-sen. So: »Der Geist der Welt« (1. Kor. 2,12); »DieWeisheit dieser Welt« (3,19); »Die Gestalt dieser Welt«(7,31); »weltliche Lüste« (Adj. kosmikos) (Tit. 2,12);»Die verderbliche Lust in der Welt« (2. Petr. 1,4); »DerUnrat der Welt« (2,20); »Alles, was in der Welt ist, dieLust …, die Prahlerei … vergeht« (1. Joh. 2,16.17);Der Christ soll sich »von der Welt unbefleckt halten«(Jak. 1,27).

Wer sich in die Bibel vertieft, wird bald entdecken,dass – wie die angeführten Bibelstellen vermuten las-sen – Kosmos ein Lieblingswort des Apostels Johan-nes ist. Er kann uns auch zu einer weiteren Schlussfol-gerung verhelfen:

Die drei Bedeutungen des Wortes »Welt«, nämlich1. die materielle Erde oder das Universum, 2. die Be-völkerung der Erde und 3. die Dinge dieser Erde, tra-gen alle ihren Teil zum Gesamtbild bei. Es dürfte aberschon deutlich geworden sein, dass hinter all dem nochmehr steht. Die Bedeutung des klassischen Griechisch,wonach Kosmos als Ordnung oder Organisation verstan-den wird, weist uns auf das hin, worum es sich hierhandelt: Hinter all dem, was greifbar ist, stoßen wirauf etwas Ungreifbares, auf ein wohlgeplantes System,und dieses System drängt auf Harmonie, auf eine voll-kommene Ordnung.

Im Blick auf dieses System verdienen zwei Dingebesondere Beachtung. Erstens: Seit dem Tage, an dem

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Adam dem Bösen die Tür zu Gottes Schöpfung öff-nete, erweist sich diese Weltordnung als gottfeindlich. DieWelt »hat Gott nicht erkannt« (1. Kor. 1,21). Sie »hassteChristus« (Joh. 15,18) und »kann den Geist der Wahr-heit nicht empfangen« (14,17). »Ihre Werke sind böse«(Joh. 7,7), und »die Freundschaft der Welt ist Feind-schaft gegen Gott« (Jak. 4,4).

Deshalb sagt Jesus: »Mein Reich ist nicht von die-ser Welt!« (Joh. 18,36). Er hat »die Welt überwunden«(Joh. 16,33), und »der Sieg, der die Welt überwundenhat, ist unser Glaube an ihn« (1. Joh. 5,4). Wie derVers aus Johannes 12, der unsere Studie einleitet, fest-stellt, steht die Welt unter dem Gericht. Gott kenntihr gegenüber keinen Kompromiss.

Ein Kompromiss ist deshalb ausgeschlossen, weilzweitens hinter dem System ein Geist steht – der »Fürstdieser Welt«, wie ihn unser Vers nennt. Johannes be-nutzt diese Bezeichnung wiederholt (12,31; 14,30;16,11). In seinem Brief beschreibt er ihn als »den, derin der Welt ist« (1. Joh. 4,4), und stellt ihm den Geistder Wahrheit gegenüber, der in den Gläubigen wohnt.»Die ganze Welt«, sagt Johannes, »liegt in der Gewaltdes Bösen« (1. Joh. 5,19). Er ist der rebellische Kosmo-krator, der Weltherrscher – ein Wort, das allerdingsnur einmal, und zwar in der Mehrzahl vorkommt undsich auf seine Statthalter, »die Weltherrscher dieser Fins-ternis«, bezieht (Eph. 6,12).

Es gibt also ein System, »die Welt«, die hinter denKulissen von einem Herrscher, dem Satan, regiert wird.Wenn Jesus in Johannes 12,31 erklärt, das Gericht er-gehe über die Welt, so meint er damit nicht, dass diematerielle Welt oder ihre Bewohner gerichtet würden.

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Ihr Gericht steht noch bevor. Was hier gerichtet wird,ist diese Institution, diese Weltordnung, deren Urhe-ber und Haupt Satan ist, er, »der Fürst der Welt«, derbereits gerichtet worden ist (16,11), und der entthrontund für immer »ausgestoßen« werden wird, wie Jesusdeutlich sagt.

So vertieft die Schrift unser Verständnis für die Welt,die uns umgibt; und sie warnt uns: Wenn wir diese un-sichtbare Macht, die hinter den materiellen Dingensteht, nicht beachten, dann sind wir schnell betrogen.Daher auch die Aufforderung in 1. Petrus 3, wo derApostel »den äußeren Schmuck« (Kosmos) (Haarflech-ten und Goldschmuck oder Kleiderpracht) dem »un-vergänglichen Schmuck des sanften und stillen Geis-tes« gegenüberstellt, der in den Augen Gottes von ho-hem Wert ist. Ob wir uns die Wertmaßstäbe des Petruszu Eigen machen oder nicht, hängt davon ab, ob wirdie ganze Tragweite seiner Worte erkennen. Er will näm-lich sagen: Schmückende Kleider, Juwelen, Make-up,sind Sache der von Gott abgefallenen Welt, deren –schon gerichteter – Herr seine eigenen Ziele verfolgt.

Was ist denn – so fragen wir uns – das Motiv, das unsim Hinblick auf solche Äußerlichkeiten antreibt? Eskönnte ja etwas Unbewusstes, völlig Unschuldiges sein.Wollen wir nicht durch Stil, Harmonie und perfektesZusammenspiel lediglich eine angenehme ästhetischeWirkung hervorrufen? Das braucht nichts Schlechteszu sein; aber erkennen Sie und ich, womit wir hier inBerührung kommen? Wir lassen uns mit diesem har-monischen System ein, das hinter den sichtbaren Din-gen steht, einem System, das von Gottes Feind be-herrscht wird. Deshalb müssen wir wachsam sein!

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Die Bibel beginnt damit, dass Gott Himmel undErde erschafft. Sie sagt nicht, dass er die Welt schuf indem Sinne, über den wir jetzt sprechen. In der Bibelist die Bedeutung des Wortes »Welt« einer Entwick-lung unterworfen und erst im Neuen Testament (ingeringerem Ausmaß vielleicht auch schon in den Psal-men und einigen Propheten) wird »die Welt« in ihrervollen geistigen Bedeutung herausgestellt. Diese Ent-wicklung hat einen sehr einleuchtenden Grund. Vordem Fall des Menschen gab es noch keinen Kosmos,keine »Welt« im Sinne einer von Satan konstituiertenOrdnung. Mit dem Fall aber brachte Satan eine Ord-nung auf diese Erde, die seinen eigenen Plänen ent-sprach. Damit begann das Weltsystem, von dem wirjetzt sprechen. Von diesem Zeitpunkt an war diese Erdein »der Welt« und der Mensch war in »der Welt« – imKosmos.

Politik, Bildungswesen, Literatur, Wissenschaft,Kunst, Recht, Wirtschaft, Musik, daraus besteht derKosmos: und das sind die Angelegenheiten, mit de-nen wir täglich zu tun haben. Ohne sie würde die Weltaufhören, als zusammenhängendes System zu existie-ren. Wenn wir die Geschichte der Menschheit betrach-ten, dann können wir auf allen diesen Gebieten be-achtliche Fortschritte anerkennen. Die Frage ist jedoch:In welche Richtung tendiert dieser »Fortschritt«? Wasist das Endziel dieser gesamten Entwicklung? Am Ende,so teilt uns Johannes mit, wird sich der Antichrist er-heben und sein Königreich in dieser Welt errichten(1. Joh. 2,18.22; 4,3; 2. Joh. 7; Offb. 13). Das ist dieRichtung, in der diese Welt fortschreitet. Satan benutztdie materielle Welt, die Menschen in der Welt und die

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Dinge, die in dieser Welt sind, um schließlich alles aufdas Reich des Antichristen auszurichten. Zu jener Stun-de wird das Weltsystem seinen Höhepunkt erreichthaben, und dann wird sich jede seiner Einheiten alsantichristlich erweisen.

Im 1. Buch Mose finden wir im Garten Eden keinenHinweis auf die Technik, mechanische Geräte werdennicht erwähnt. Nach dem Fall hingegen lesen wir, dasssich unter den Nachkommen Kains ein Schmied be-fand, der Geräte aus Bronze und Eisen anfertigte. Vorein paar Jahrhunderten hätte man es für Phantastereigehalten, wenn jemand in eisernen Werkzeugen denGeist des Antichristen entdeckt hätte, obwohl sich schondamals das Schwert in offenem Wettstreit mit der Pflug-schar befand. Heute aber haben sich die Metalle in derHand des Menschen zu finsteren und tödlichen Werk-zeugen verwandelt, und je mehr das Ende naht, umsoeindeutiger wird sich der weit verbreitete Missbrauchder Technik offenbaren.

Genauso verhält es sich mit der Musik und denKünsten. Denn auch Flöte und Harfe scheinen in derFamilie Kains erfunden worden zu sein, und heute wirdihre gottfeindliche Natur in unheiligen Händen immeroffenkundiger. In manchen Gebieten der Welt ließ sichschon immer eine enge Beziehung zwischen Götzen-dienst einerseits und Malerei, Bildhauerei und Musikandererseits nachweisen. Ohne Zweifel wird der Tagkommen, an dem die Natur des Antichristen offenerdenn je in Gesang und Tanz, im Theater und in denbildenden Künsten zutage treten wird.

Beim Handel sind diese wechselseitigen Beziehun-gen vielleicht noch auffallender. Satan war der erste

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Kaufmann, der Eva mit Gewinn seine Ideen verkauf-te. In der Bildersprache von Hesekiel 28 wird anschei-nend etwas von seinem wahren Charakter enthüllt.Dort lesen wir: »Durch deinen Handel hast du deineReichtümer vermehrt und dein Herz hat sich überho-ben« (Vers 5). Vermutlich bedarf es dazu keiner weite-ren Argumente, denn die meisten unter uns werdenaus Erfahrung die tödlichen Konsequenzen unsererprofitgierigen Wirtschaft zugeben.

Und wie steht es mit dem Bildungswesen? Da erhe-ben wir Widerspruch: Das muss doch gut sein! Undschließlich müssen wir unseren Kindern ja wohl Un-terricht geben! Aber Bildung gehört ebenso wie Wirt-schaft und Technik zu den Dingen dieser Welt. Sie hatihre Wurzeln im Baum der Erkenntnis. Wie sorgsamsind wir als Christen darauf bedacht, unsere Kindervor den erkennbaren Fallstricken des Satans zu be-wahren! Aber wir müssen natürlich für ihre Ausbil-dung sorgen! Wie können wir das Problem lösen, dasswir sie einerseits mit etwas in Berührung bringen, dasseinem wahren Wesen nach zur Welt gehört, und sieandererseits vor dem großen Wertsystem und seinenGefahren beschützen?

Und wie steht es um die Wissenschaft? Auch siegehört zu den Einheiten, die den Kosmos bilden. Auchihr geht es um die Erkenntnis. Wenn wir in die entle-generen Gebiete der Wissenschaft vorstoßen und überdie Natur der physikalischen Welt – und des Men-schen – zu spekulieren beginnen, so erhebt sich sofortdie Frage: Bis zu welchem Punkt ist wissenschaftlicheForschung und Entdeckung legitim? Wo ist im Be-reich der Wissenschaft die Grenze zwischen dem, was

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nützlich ist und dem, was schadet? Wie können wirnach Erkenntnis streben, ohne dabei in die Netze Sa-tans zu geraten?

Oh, ich weiß, manche werden meinen, ich über-treibe hier. Aber das ist nötig, wenn ich mein Haupt-anliegen deutlich genug herausstellen will. Denn »wennjemand die Welt lieb hat, so ist die Liebe des Vatersnicht in ihm« (1. Joh. 2,15). Wenn wir mit den Din-gen der Welt in Berührung kommen, so müssen wiruns letztlich immer diese Frage stellen: »Inwiefern be-einflusst diese Sache mein Verhältnis zum Vater?«

Die Zeit ist vorüber, da wir hinaus in die Welt ge-hen mussten, um mit ihr Kontakt aufzunehmen. Heutedrängt die Welt sich uns auf. Überall sind wir von ei-ner Kraft umgeben, die die Menschen gefangen nimmt.Haben Sie die Macht der Welt je so sehr gespürt wieheute? Haben Sie je mehr über Geld reden hören? Ha-ben Sie sich je so viel Gedanken um Nahrung undKleidung gemacht? Wohin Sie gehen, überall – auchunter Christen – sind die Dinge der Welt das Haupt-gesprächsthema. Die Welt ist vorgedrungen bis an dieTüren der Kirche und versucht, auch die Heiligen inihre Fänge zu ziehen. Nie haben wir im Bereich dermateriellen Dinge die befreiende Macht des KreuzesChristi so nötig gehabt wie in der gegenwärtigen Zeit.

Auch früher sprachen wir viel über Sünde und dasLeben ohne Christus. Wir kannten auch die geistlichenProbleme, die sich im Zusammenhang damit ergeben.Aber wir erkannten kaum, welche großen geistlichenBelange auf dem Spiel stehen, wenn wir mit der Welt inBerührung kommen. Es gibt eine geistige Macht hinterder Weltszenerie, die darauf bedacht ist, die Menschen

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durch »die Dinge, die in der Welt sind«, in ihr Systemzu verstricken. Nicht nur vor der Sünde, auch vor demHerrscher dieser Welt müssen die Heiligen Gottes aufder Hut sein. Gott baut seine Kirche bis zu ihrer Voll-endung im allumfassenden Reich Christi.

Gleichzeitig baut sein Rivale sein Weltsystem bis zuseinem fragwürdigen Höhepunkt unter dem Regimedes Antichristen. Wie wachsam müssen wir sein, da-mit sich nicht eines Tages herausstellt, dass wir demSatan beim Bau dieses unseligen Reiches behilflichgewesen sind! Wenn wir vor Alternativen stehen unduns für einen Weg entscheiden müssen, so lautet dieFrage nicht: Ist das gut oder schlecht? Ist es nützlichoder schädlich? Nein, die Frage, die wir uns stellenmüssen, heißt: Ist die Sache von dieser Welt oder vonGott? Denn da es letztlich nur diesen einen Konfliktim Universum gibt, sind wir nie vor eine geringereWahl gestellt als die: Gott oder Satan!

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Die Tendenz fort von Gott

Da jeder von uns in den Banden der Sünde gefangengewesen ist, so glauben wir ohne Weiteres, dass sündigeDinge satanisch sind. Aber glauben wir auch, dass dieDinge der Welt gleichermaßen satanisch sind? Mancheunter uns scheinen sich darüber noch nicht im Klarenzu sein. Die Schrift sagt jedoch eindeutig: »Die ganzeWelt liegt in der Gewalt des Bösen« (1. Joh. 5,19). DerSatan weiß im Allgemeinen sehr wohl, dass der Ver-such, Christen durch ausgesprochen sündige Dinge zuumgarnen, meist vergeblich ist. Sie erkennen gewöhn-lich die Gefahr und meiden sie. So hat er statt dessenein verführerisches Netzwerk ersonnen, dessen Maschenso geschickt geknüpft sind, dass sich selbst der harmlo-seste Mensch darin fangen kann. Wir fliehen die sündi-gen Lüste, und mit gutem Grund. Aber wenn es sichum anscheinend so unschuldige Dinge wie Wissenschaft,Kunst oder Bildung handelt, dann verlässt uns das Un-terscheidungsvermögen, und wir werden eine Beute ih-rer Verlockungen!

Das Gerichtswort unseres Herrn besagt deutlich,dass alles, was »die Welt« ausmacht, dem Plan Gotteswiderspricht. Der Satz: »Jetzt ergeht das Gericht überdie Welt« enthält deutlich das Urteil über all das, wasden Kosmos ausmacht; und dieser Satz wäre nie aus-gesprochen worden, wenn es sich nicht um etwas radi-kal Verkehrtes, also auch zu Verurteilendes handelte.Wenn Jesus weiter sagt: »Nun wird der Fürst dieserWelt ausgestoßen werden«, so betont er damit nicht

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nur die enge Beziehung zwischen Satan und der Welt-ordnung, sondern auch die Tatsache, dass ihre Verur-teilung mit der des Satans verbunden ist. Erkennenwir an, dass heutzutage Satan der Fürst der Erziehung,der Wissenschaft, der Kultur und der Künste ist unddass sie mit ihm verdammt sind? Erkennen wir an,dass er der eigentliche Herr aller Dinge ist, diemiteinander das Weltsystem ausmachen?

Wenn über einen Tanzsaal oder einen Nachtklubgesprochen wird, so reagieren wir Christen instinktivablehnend. Für uns ist dies »die Welt« par excellence.Wenn wir aber – um das andere Extrem zu nennen –über Medizin oder Sozialarbeit diskutieren, dann wirdes kaum zu einer solchen Reaktion kommen. DieseDinge genießen unsere stillschweigende Billigung odervielleicht sogar unsere begeisterte Unterstützung. Undzwischen diesen beiden Extremen liegt eine Vielzahlanderer Dinge, deren Einfluss mit großen Abstufun-gen gut oder böse ist. Hier sind vielleicht nicht zweiunter uns der gleichen Meinung, wo genau die Grenz-linie zu ziehen ist. Aber wir müssen der Tatsache insAuge sehen, dass Gott nicht etwa über einige spezielleDinge, die zu dieser Welt gehören, das Urteil gespro-chen hat, sondern uneingeschränkt über alle.

Prüfen Sie sich selbst! Wenn Sie auf einem der »ge-billigten« Gebiete tätig sind und jemand riefe Ihnenzu – »Vorsicht – das ist ›Welt‹«, würde Sie das beein-drucken? Wahrscheinlich überhaupt nicht. Es müssteIhnen schon jemand, vor dem Sie großen Respekt ha-ben, geradeheraus und in allem Ernst sagen: »Bruder,hier haben Sie sich mit der Welt eingelassen.« Erst dannwürden Ihnen Bedenken kommen. Ist es nicht so? Was

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würden Sie denken, wenn Ihnen jemand sagte: »Siesind da mit dem Bildungswesen in Berührung gekom-men!« oder: »Sie sind da mit der medizinischen Wis-senschaft in Berührung gekommen!« oder: »Sie habenda mit der Wirtschaft Berührung gehabt!«? WürdenSie mit der gleichen Vorsicht reagieren, wie wenn ergesagt hätte: »Sie haben sich da mit dem Teufel einge-lassen!«? »Die ganze Welt liegt in der Gewalt des Bö-sen!« – nicht nur ein Teil davon, sondern das Ganze.Wir dürfen keinen Augenblick meinen, der Satan wi-derstehe Gott nur durch Sünde und fleischliches We-sen in den Herzen der Menschen. Er widersteht Gottdurch alles Weltliche! Natürlich stimme ich mit Ihnendarin überein, dass die Dinge der Welt in gewisserHinsicht materiell und leblos sind und an sich keineMacht haben, uns zu schaden. Aber selbst das sollteuns zeigen, dass sie sich dem Plan Gottes widersetzen,wie alles, in dem kein Funke des göttlichen Lebens ist.

Der immer wiederkehrende Ausdruck »nach seinerArt« im Schöpfungsbericht bezeichnet ein Gesetz derFortpflanzung, das den ganzen Bereich der biologi-schen Natur beherrscht. Dies Gesetz gilt aber nicht imBereich des Geistes. In jeder Generation können El-tern Kinder »nach ihrer Art« zeugen. Aber eins ist si-cher: Christen können keine Christen zeugen! Selbstdann, wenn beide Eltern Christen sind, werden ihreKinder nicht automatisch als Christen geboren, nein,nicht einmal in der ersten Generation. Jedesmal be-darf es dazu eines erneuten göttlichen Eingreifens.

Dies Prinzip gilt genauso in erweitertem Sinn fürdas menschliche Leben. Alles, was zur menschlichenNatur gehört, setzt sich spontan fort; was jedoch Gott

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angehört, dauert nur solange fort, wie Gottes Einwir-kung fortdauert. So gehört zur Welt alles, was ohnegöttliche Wirksamkeit fortbestehen kann: Und da dieWelt und alles, was zu ihr gehört, auf natürlichem Wegefortbesteht (es liegt in ihrer Natur) – und während siedas tut –, bewegt sie sich in einer Richtung fort, die demWillen Gottes widerstrebt. Wir werden versuchen, die-se Tatsache sowohl aus der Schrift wie aus der christli-chen Erfahrung zu belegen.

Wir wollen uns zunächst auf dem Gebiet der Poli-tik umsehen. Die Geschichte Israels im Alten Testa-ment bietet uns das Beispiel einer höchst privilegier-ten Nation und ihrer Regierung. Das Volk Israel, soerfahren wir, wollte politische Beziehungen zu denumwohnenden Nationen anknüpfen. Deshalb begehr-te es einen König. In David gab ihm Gott schließlichzu seiner Zeit einen König nach seiner Wahl, der dasKönigtum unter Seiner Leitung fortführte.

Aber obwohl es sich hier ganz klar um ein Tun Got-tes handelte, führte die natürliche Tendenz des König-tums, »zu sein wie die Nationen«, von Gott weg. Dennein Königtum gehört zu den Dingen dieser Welt, undwie alle weltlichen Dinge tendiert es zum Konflikt mitden göttlichen Absichten. Überall, wo in der Welt dieRegierung eines Volkes sich selbst überlassen bleibt,da wird sie ihren natürlichen Kurs einschlagen undsich immer weiter von Gott entfernen. Und was fürdie Politik der weltlichen Nationen gilt, das wirkte sichin gleicher Weise auch auf das erwählte Israel aus. So-oft Gott sein besonderes Handeln an ihnen einstellte,trieb das Königtum Israels in götzendienerische poli-tische Richtungen ab. Gewiss, es gab Zeiten der Um-

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kehr, aber jede von ihnen war durch ein besonderesgöttliches Eingreifen gekennzeichnet. Und ohne einesolche Intervention war die Tendenz stets bergab ge-richtet.

Die Wirtschaft als Welt: Es wird uns kaum überra-schen, dass es sich im Bereich der Wirtschaft genausoverhält. Ich kann mir kein Gebiet denken, wo die Ver-suchung, unehrlich und korrupt zu handeln, so großist wie hier. Wir alle kennen etwas davon. Wir wissen,wie schwer es ist, im harten Konkurrenzkampf ehrlichzu bleiben und seine Geschäfte korrekt abzuwickeln.Viele halten das überhaupt für unmöglich, und wersich wirklich darum bemüht, der muss sich bei seinerLebensführung in ganz besonderer Weise auf Gott ver-lassen.

Jesus Christus erzählt von zwei sehr verschiedenenMännern, von denen der eine die ganze Welt gewannund sein Leben verlor, während der andere – ein Kauf-mann – alles, was er hatte, verkaufte, um eine wert-volle Perle zu erwerben. Mit dem Perlenhändler ver-gleicht Jesus das Himmelreich (Matth. 16,26; 13,45-46). Der Geist Gottes hat oft Geschäftsleute veran-lasst, ähnlich zu handeln. Es hat nicht wenige bekann-te Firmen gegeben, deren Gewinne Gott zur Verbrei-tung des Evangeliums oder für andere Dienste zurVerfügung gestellt wurden.

Ich kenne ein solches Unternehmen, das auf dieGründung eines gottesfürchtigen Geschäftsmannes zu-rückgeht. Nun ist Gottesfurcht eine Eigenschaft, dienur erhalten bleiben kann, wenn sie vom Himmel herunterstützt wird. Aber geschäftlicher Scharfsinn undeine tüchtige Organisation, eine Folgeerscheinung des

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Scharfsinns, kann aus sich selbst heraus bestehen. Inder ersten Generation der Firmengeschichte finden wir,dank der Haltung des Gründers, göttliches Leben, dasausreichte, um das, was schon damals eine weltlicheAngelegenheit war, fest unter der Autorität Gottes zuhalten. Aber schon die zweite Generation streifte dieseFessel ab, und wie zu erwarten, wandte sich das Ge-schäft automatisch dem Weltsystem zu. Von Gottes-furcht ist nichts mehr zu spüren, aber die Firma selbstblüht.

Wenden wir uns jetzt einer augenscheinlich harm-losen Sache, der Landwirtschaft, zu. Hier kann uns das1. Buch Mose, das die Welt der Viehzucht und desAckerbaus beschreibt, manches lehren. Nach AdamsFall musste Gott ihm sagen: »Verflucht sei der Ackerum deinetwillen. Mit Mühsal sollst du dich von ihmnähren dein Leben lang. Dornen und Disteln wird erdir tragen, und vom Gewächs des Feldes wirst du dichnähren. Im Schweiße deines Angesichts sollst du dasBrot essen, bis du zum Erdboden zurückkehrst.« Nie-mand wird annehmen wollen, dass Land- oder Garten-arbeit in Eden, wo der Baum des Lebens grünte, etwasUnrechtes gewesen sei. Sie war gottgewollt. Aber kaumwar sie der Hand Gottes entglitten, so verdarb sie. DerMensch war nunmehr zu einem endlosen Kreislauf vonPlackerei und Enttäuschung verurteilt, und ein Ele-ment der Verderbtheit ruinierte die Frucht seinerMühe. Die Errettung Noahs war Gottes großes Sanie-rungsunternehmen. Die Erde bekam eine neue Chan-ce. Aber wie schnell und wie tragisch war des Men-schen Rückfall in das alte Wesen! »Noah wurde Bauerund pflanzte einen Weinberg. Und er trank vom Wein

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und wurde betrunken; und er lag unbedeckt in sei-nem Zelt.« Natürlich ist der Ackerbau an sich nichtsündig, aber schon hier ist seine Tendenz fort von Gott.Man braucht ihm nur seinen natürlichen Lauf zu las-sen, und er wird sich einen Weg suchen, der den Ab-sichten Gottes diametral entgegengesetzt ist. Erkennenwir heute nicht etwas davon in solchen Natur-katastrophen wie etwa den versteppenden Landstri-chen, den Folgen rücksichtsloser Ausbeutung?

Anders die Gemeinde, der Acker Gottes! Durch dieGnade Gottes und den der Gemeinde innewohnen-den Geist besitzt sie eine innere Lebenskraft, die esihr, wenn sie gehorsam ist, ermöglicht, sich ständigauf Gott hinzubewegen oder sich von Gott zurückru-fen zu lassen, wenn sie abirrt.

Auch zum Bildungswesen haben uns sowohl die Er-fahrung wie die Bibel etwas zu sagen. Männer wie Jo-seph, Moses und Daniel, deren Klugheit sich Gott zumallgemeinen Nutzen bediente, erhielten alle auf direk-tem Wege von Gott selbst die Einsichten, die sie nötighatten. Sie verließen sich kaum auf ihre weltliche Aus-bildung, sondern stellten sie Gott zur Verfügung. Undder Apostel Paulus zählte die Gelehrsamkeit eindeutigzu »all den Dingen«, die er für einen Verlust hielt an-gesichts der wertvollen Erkenntnis Jesu Christi, seinesHerrn (Phil. 3,8). Er machte einen klaren Unterschiedzwischen Weisheit der Welt und der Weisheit, die vonGott kommt (1. Kor. 1,21.30).

Aber es ist vor allem die Erfahrung, die uns die Ge-lehrsamkeit als in ihrem Wesen weltlich demonstriert.Die meisten der historischen Universitäten im Westenwurden von christlichen Männern gegründet, die ih-

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ren Mitmenschen eine gute Ausbildung unter christli-chem Einfluss vermitteln wollten. Zu Lebzeiten ihrerGründer herrschte in diesen Institutionen einhervorragender Geist, denn diese Männer erfüllten siemit wirklich geistlichem Inhalt. Nach ihrem Tod ent-fiel jedoch die geistliche Kontrolle, und das Bildungs-wesen schlug unausweichlich seinen eigenen Kurs ein,hin zur Welt des Materialismus und weg von Gott. Inmanchen Fällen mag das lange gedauert haben, dennreligiöse Tradition hat ein zähes Leben. Aber die Ten-denz liegt überall offen zutage, und in den meistenFällen ist dies Ziel schon jetzt erreicht. Wenn materi-elle Dinge unter geistlicher Kontrolle stehen, erst dannund nur so lange stehen sie Gott und seinem Reichzur Verfügung. Aus dieser Beschränkung entlassen,offenbaren sie sehr schnell die Macht, die hinter ihnensteht. Das Gesetz ihrer Natur setzt sich durch, und ihrweltlicher Charakter erweist sich in der Richtung, diesie einschlagen.

Die soziale Verantwortung: Der Umfang missiona-rischer Bemühungen in unserer Gegenwart gibt unsGelegenheit, hier und heute dies Prinzip an den reli-giösen Institutionen nachzuprüfen. Vor mehr als ei-nem Jahrhundert begann die Kirche, in China Schu-len und Krankenhäuser mit entschieden geistlicherAusrichtung und dem Ziel der Evangelisation zu er-richten. In dieser Zeit legte man den Gebäuden nichtallzu viel Wert bei, betonte aber dafür umso mehr dieRolle der Institutionen bei der Verkündigung des Evan-geliums. Vor dreißig Jahren konnten Sie auf densel-ben Grundstücken mancherorts viel geräumigere undschönere Anlagen vorfinden. Aber mit früheren Jah-

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ren verglichen, gab es weit weniger Bekehrte. Undheute sind diese großartigen Schulen und Colleges zureinen Bildungszentren geworden. Ähnlich dienen diemeisten Krankenhäuser nunmehr ausschließlich derHeilung des Leibes und nicht der Seele. Die Gründerdieser Institutionen hatten diese ganz auf die ZieleGottes ausrichten können, weil sie selbst mit Gott leb-ten. Aber nach ihrem Tod legten sich diese Institutio-nen sehr schnell weltliche Maßstäbe und Ziele zu undklassifizierten sich damit selbst als »Dinge der Welt«.Das sollte uns nicht überraschen!

In den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte lesenwir, wie ein unvorhergesehener Zwischenfall die Kir-che veranlasste, eine Hilfsorganisation für die bedürf-tigen Gemeindeglieder einzurichten. Diese Notorgani-sation für Sozialhilfe stand offenkundig unter GottesSegen, aber sie war vorübergehender Natur. Vielleichtmeinen Sie: »Ach, wenn sie doch nur fortbestandenhätte!« Aber nur jemand, der Gott nicht kennt, kannso denken. Wären diese Hilfsmaßnahmen unbe-schränkt fortgesetzt worden, so wären sie sicher inRichtung auf die Welt umgeschwenkt, nachdem dergeistliche Einfluss, der bei ihrem Beginn in ihnen wirk-te, einmal verschwunden war. Das ist unvermeidlich.

Denn es besteht ein Unterschied zwischen dem Auf-bau der Gemeinde Gottes auf der einen Seite und die-sen wertvollen sozialen und karitativen Nebenpro-dukten, die von Zeit zu Zeit durch den Glauben undden Ideenreichtum ihrer Mitglieder anfallen. Obwohldiese Nebenprodukte ihre Entstehung geistlichen Ge-sichtspunkten verdanken, haben sie doch in sich selbstdie Kraft unabhängig fortzuleben, eine Kraft, die die

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Gemeinde Gottes nicht besitzt. Sie sind Werke, dieder Glaube der Gotteskinder zwar anfangen und indenen er Pionierdienste leisten kann, aber wenn derWeg einmal vorgezeichnet ist und die fachlichen Maß-stäbe festgelegt worden sind, so können sie leicht vonWeltmenschen ohne diesen Glauben in Gang gehal-ten oder nachgeahmt werden.

Die Gemeinde Gottes – ich will es wiederholen –ist für ihr Fortbestehen unaufhörlich vom Leben ausGott abhängig. Stellen Sie sich eine lebendige Groß-stadtgemeinde vor, in der echte Gemeinschaft und einreges Gebetsleben herrscht, in der das Evangelium klarbezeugt wird und die geistliche Aktivität ausstrahlt.Was werden wir nach einigen Jahren vorfinden? WennGottes Volk ihm im Glauben und Gehorsam nachge-folgt ist, so kann sie ein Ort sein, der mehr denn jevom Leben und Licht des Herrn und der Macht seinesWortes durchflutet ist. Wenn es aber dem Herrn nichttreu gewesen ist und den Blick auf Christus verlorenhat, so kann sie ebenso gut zu einem Ort gewordensein, wo man den Atheismus verkündigt. Damit hatsie aufgehört, als Gemeinde zu bestehen. Denn derFortbestand der Gemeinde hängt vom ununterbrochenenZufluss neuen göttlichen Lebens ab. Ohne ihn kann sienicht einen Tag überleben.

Nehmen wir einmal an, neben dieser Gemeinde ent-stehen eine Schule, ein Krankenhaus, ein Verlag oderirgendeine andere religiös fundierte Institution, die dieGlieder dieser Gemeinde im Glauben ins Leben geru-fen haben. Unter der Voraussetzung, dass das Bedürfnisfür ihre Existenz nach zehn Jahren noch vorhanden istund kein anderes privates oder staatliches Unterneh-

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men ihre Aufgabe übernommen hat, wird diese Insti-tution auch dann noch ohne Verlust an Leistungs-fähigkeit und auf einem durchaus anerkennenswertenNiveau weiterarbeiten. Denn wenn die Verwaltungs-angelegenheiten einmal zweckmäßig geregelt sind,dann kann eine solche Schule oder ein Krankenhausals gut organisiertes Unternehmen fortgeführt werden,ohne dass dazu ein neuer Zufluss geistlichen Lebenserforderlich wäre. Die geistliche Perspektive mag dahinsein, aber das Unternehmen geht endlos weiter. Es isteine genauso weltliche Angelegenheit geworden wiealle anderen Dinge, die getrennt vom Leben aus Gottaufrecht erhalten werden können. Und alle diese Din-ge stehen unter dem Ausspruch des Herrn: »Jetzt gehtdas Gericht über die Welt!«

Wenn ich Sie frage. »Welche Tätigkeit üben Sieaus?«, antworten Sie mir vielleicht: »Ich bin Arzt!« Siesagen das ohne Nachdenken und sind stolz auf diekaritative Natur ihres Berufes. Sie haben nicht denEindruck, sich in einer gefährlichen Situation zu be-finden. Aber wenn ich Ihnen nun sage, dass auch dieMedizin ein Teilgebiet des Systems ist, das vom Satankontrolliert wird, was sagen Sie dann? Wenn Sie michals Christ ernst nehmen, so geraten Sie in einen Alarm-zustand und erwägen vielleicht sogar, Ihren Beruf auf-zugeben. Aber nein, bleiben Sie Arzt! Seien Sie jedochvorsichtig, denn Sie befinden sich auf einem Gebiet,das der Herrschaft des Feindes Gottes untersteht. Undwenn Sie nicht Acht geben, dann können Sie wie je-der andere ein Opfer seiner Anschläge werden.

Das gilt genauso, wenn Sie in der Technik, der Land-wirtschaft oder der Verlagsarbeit tätig sind. Hüten Sie

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sich! Denn auch das sind Dinge der Welt, genauso wiedie Leitung eines Vergnügungsunternehmens oder ei-ner Lasterhöhle. Wenn Sie nicht vorsichtig sind, sowerden Sie irgendwo in die Fallstricke Satans geratenund die Freiheit verlieren, die Ihnen als Kind Gottesgehört.

Nun werden Sie mich fragen, wie wir vor seinenFallstricken bewahrt werden können. Manche meinen,sie könnten der Welt entfliehen, indem sie sich derHeiligung und einer erneuten, völligen Hingabe andie Sache Gottes widmeten. Nein, hier hilft nur Ret-tung! Von Natur aus sind wir alle in dieses satanischeSystem verstrickt, und ohne die Barmherzigkeit desHerrn gibt es kein Entrinnen. All unsere Heiligunghat keine Kraft, uns zu befreien. Für unsere Rettunghängen wir allein von seinem Erbarmen und von sei-nem Erlösungswerk ab. Nur er kann uns retten, unddie Mittel, durch die er das vollbringt, werden dasThema unseres nächsten Kapitels sein. Gott kann unsauf einen Felsen stellen und unsere Füße vor dem Ab-gleiten bewahren. Mit seiner Hilfe können wir unsereGeschäfte oder unseren Beruf, solange es Ihm wohlge-fällt, zu einem Dienst nach seinem Willen gestalten.

Aber ich möchte nochmals wiederholen, dass dienatürliche Tendenz aller »Dinge, die in der Welt sind«,fort von Gott ist und hin zum Satan. Manche Werkemögen durch geisterfüllte Persönlichkeiten begonnenworden sein mit einem Ziel, das auf Gott ausgerichtetwar. Aber sobald die Zucht des göttlichen Lebens weg-fällt, nehmen sie automatisch eine Wende und ent-wickeln sich in umgekehrter Richtung. Da ist es keinWunder, dass die Augen Satans auf das Ende der Welt

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gerichtet sind; denn er erwartet, dass sich dann alleDinge der Welt ihm zuwenden werden. Schon jetztund jederzeit bewegen sie sich in seine Richtung, undin der Endzeit werden sie ihr Ziel erreicht haben. Dawir beständig mit irgendeinem Bereich dieses Systemsin Berührung kommen, muss uns dieser GedankeWachsamkeit gebieten, sonst kann es geschehen, dasswir unbeabsichtigt beim Aufbau des satanischen Rei-ches behilflich sind.

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Eine Welt unter Wasser– eine Taufpredigt

»Gehet hin in alle Welt und verkündigt das Evange-lium der gesamten Schöpfung. Wer glaubt und getauftwird, der soll errettet werden. Wer aber nicht glaubt,der wird verdammt werden!« (Mark. 16,15.16).

Für manche von uns mag die Form des zweiten Sat-zes eine Überraschung sein. Jesus sagte nicht, dass der,der glaubt und errettet ist, getauft werden soll. Nein,er formulierte es umgekehrt: Wer glaubt und getauftwird, der wird errettet werden. Es ist immer gefähr-lich, ein Wort, das der Herr gesagt hat, in etwas zuverkehren, was er nicht gesagt hat. Es kommt auf alles,was er sagt, an. Wenn das aber so ist, dann steht fest,dass wir nur durch den Glauben an ihn und die Taufeerrettet werden. Manche werden darüber erstaunt sein.»Was sagen Sie da?« werden sie protestieren. Aber wun-dern Sie sich nicht, und schelten Sie mich nicht. Nichtich sage das, sondern mein Herr! Er war es, der dieReihenfolge: Glaube, dann Taufe und dann Errettungfestgelegt hat. Wir dürfen diese Ordnung nicht um-kehren in Glaube, Errettung, Taufe, auch wenn unsdas lieber wäre. Was der Herr gesagt hat, muss stehenbleiben. Unsere Aufgabe kann nur sein, aufmerksamdarauf zu achten!

(Ich betrachte diese Worte aus Markus 16,16 alsauthentische Worte Jesu, obwohl ich weiß, dass es Kriti-ker gibt, die dies in Zweifel ziehen. Ich begegnete in

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einem Dorf einmal einem Schneider namens Cheng.Der hatte sich ein Markusevangelium angeschafft, undals er diese Stelle erreichte, von der die Kritiker be-haupten, sie gehöre überhaupt nicht zu diesem Evan-gelium, kam er zum Glauben und setzte sein Vertrauenauf den Herrn. Es gab an dem Ort keinen Christen,und so konnte ihn niemand taufen. Was sollte er tun?Da las er Vers 20: Gott würde ihm Sein Wort bestäti-gen. Das genügte ihm. In seiner Einfalt entschloss ersich, eine der Verheißungen aus Vers 18 auszuprobie-ren. Er besuchte einige seiner kranken Nachbarn. Nacheinem Gebet legte er ihnen im Namen Jesu die Händeauf und kehrte nach Hause zurück. Prompt und aus-nahmslos, so erzählte er mir, wurden sie gesund. Nach-dem sein Glaube auf diese Weise bestätigt worden war,ging er wieder ruhig seinem Schneiderhandwerk nach.Als ich ihm begegnete, war er ein treuer Zeuge seinesHerrn. Wenn er Gottes Wort ernst nahm, sollte ich esetwa nicht tun?)

Ich wiederhole: »Wer glaubt und getauft wird, dersoll errettet werden.« Jetzt werden Sie fragen: »Sie glau-ben doch wohl nicht an die Wiedergeburt durch dieTaufe?« Nein, keineswegs. Der Herr hat ja nicht ge-sagt: »Glaube und lass dich taufen, so wirst du wie-dergeboren werden!« Und weil er das nicht gesagt hat,brauche ich es auch nicht zu glauben. Seine Worte lau-ten: »Wer glaubt und getauft wird, der soll errettet wer-den.« Ich glaube also an die Errettung durch die Taufe.

Damit erhebt sich natürlich die Frage: Was bedeu-tet es, wenn diejenigen, die die Ermahnung des Petrus»lasst euch aus diesem verkehrten Geschlecht erretten«beherzigten, getauft wurden?

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Um darauf eine Antwort zu finden, müssen wir unserst einmal fragen, was das Wort »errettet« bedeutet.Ich fürchte nämlich, dass wir eine ganz falsche Vor-stellung von der Errettung haben. Die meisten unteruns glauben nämlich, »Errettung« bedeute lediglich,dass wir aus der Hölle in den Himmel gerettet werdensollen, oder dass wir von unseren Sünden errettet wor-den sind, um danach ein heiliges Leben zu führen. Aberdas stimmt nicht. In der Schrift finden wir, dass dieErrettung viel mehr umfasst. Sie bezieht sich nicht so-sehr auf Sünde und Hölle oder Heiligung und Him-mel, sondern auf etwas anderes.

Wir wissen, dass jede Gabe, die Gott uns anbietet,dazu bestimmt ist, einem ganz bestimmten Übel zubegegnen und ihm entgegenzuwirken. Er schenkt unsRechtfertigung, weil es Verdammnis gibt. Er schenktuns ewiges Leben, weil es Tod gibt. Er bringt uns Er-rettung – weshalb? Weil es – so werden wir sehen –den Kosmos, die Welt gibt.

Was wir als Kosmos bezeichnen, steht immer imGegensatz zu Gott als dem Vater und Schöpfer. Er ver-folgte einen ewigen Plan mit der Schöpfung, von deres heißt, dass sie »sehr gut« war, einen Plan, dessenVerwirklichung er noch nicht aufgegeben hat. Schonvor Grundlegung der Welt trug er den Plan in seinemHerzen, nach dem auf Erden eine Ordnung herrschensollte, an deren Spitze die Menschheit stehen und dieden Charakter seines Sohnes völlig offenbaren sollte.Aber der Satan trat dazwischen. Indem er diese Erdeals Sprungbrett und den Menschen als sein Werkzeugbenutzte, besetzte er die Schöpfung Gottes, um ausihr etwas zu machen, dessen Zentrum dann er, der

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Satan, selbst sein würde und die sein eigenes Bild wider-spiegeln sollte. So wurde dies widernatürliche Systemzu einer Kampfansage gegen den göttlichen Plan.

Deshalb haben wir heute zwischen zwei Welten zuwählen, zwischen zwei Autoritätssphären mit völligverschiedenem, ja gegensätzlichem Charakter. Fürmich geht es also heute nicht nur um die Zukunft imHimmel oder in der Hölle: die Frage ist vielmehr, wieich mich heute zu diesen beiden Welten verhalte, obich einer Ordnung der Dinge angehöre, deren HerrChristus ist, oder der entgegengesetzten Ordnung, de-ren Haupt der Satan ist. Es handelt sich bei der Erret-tung also nicht nur um eine Privatangelegenheit, dassmir nämlich die Sünden vergeben sind und ich derHölle entronnen bin. Es geht vielmehr um das Sys-tem, das ich verlassen habe. Wenn ich errettet bin, dannhabe ich ein ganzes Weltsystem verlassen und bin inein anderes Weltsystem eingezogen. Ich bin jetzt ausder gesamten Ordnung errettet, die Satan im Wider-stand gegen Gottes Plan errichtet hat.

Dieser Bereich, dieser allumfassende Kosmos, hatviele verwirrende Aspekte. Natürlich nimmt die Sün-de in ihm einen hervorragenden Platz ein, ebenso die»weltlichen Lüste«. Aber einen anderen, nicht gerin-geren Teil bilden unsere durchaus anerkennenswertenmenschlichen Maßstäbe und Methoden. Der mensch-liche Verstand, seine Kultur, seine Philosophie, allesist darin eingeschlossen, ebenso wie das Beste aus densozialen und politischen Ideologien der Menschheit.Dazu kommen die Weltreligionen und unter ihnen jenegesprenkelten Vögel: das weltliche Christentum undseine »Weltkirche«. Überall, wo die Kraft des natürli-

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chen Menschen dominiert, da haben Sie ein Elementdieses Systems vor sich, das unter der direkten Inspi-ration des Satans steht.

Wenn dies die Welt ist, was ist dann die Errettung?Errettung bedeutet, dass ich ihr entrinne. Ich halte mei-nen Auszug aus diesem allumfassenden Kosmos. MeinHerz sucht die Dinge, die Gottes Herz sucht. Sein ewi-ger Wille in Christus ist nun mein Ziel, und indemich in diese Ordnung eintrete, werde ich von der an-deren befreit.

Wer glaubt und getauft wird, soll errettet werden.Was Jesus sagt, das meint er auch. Ich unternehme die-sen Glaubensschritt: Ich glaube und werde getauft undgehe daraus als erretteter Mensch hervor. Das ist Er-rettung! Wir wollen die Taufe also nie als etwas Unwe-sentliches ansehen. Es hängen gewaltige Dinge von ihrab. Hier handelt es sich um nichts weniger als um zweieinander heftig bekämpfende Welten und unsere Ver-setzung von der einen in die andere.

Es gibt in der Schrift noch eine andere Stelle, dieTaufe und Errettung miteinander verbindet und eineErläuterung zu unserem Thema bringt. Ich meine 1. Pet-rus 3. Dort berichtet der Apostel, wie »die LangmutGottes in den Tagen Noahs wartete, während die Ar-che gebaut wurde, in der wenige, nämlich acht Seelen,durch das Wasser errettet wurden« (Vers 20). Das Was-ser, sagt er, ist ein Bild oder ein Gleichnis oder (wie esin der Zürcher Bibelübersetzung heißt) ein Gegenbildvon etwas anderem, »das jetzt im Gegenbild auch euchrettet: die Taufe«. Es ist offenbar, dass Petrus so fest anunsere Errettung durch die Taufe glaubt, wie er an dieErrettung Noahs durch das Wasser glaubte. Beachten

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Sie wohl: Ich spreche nicht von der Wiedergeburt, undich rede auch nicht von der Befreiung aus der Hölleoder von den Sünden. Verstehen Sie recht: Wir spre-chen hier von der Errettung. Das ist keine Frage derFormulierung, sondern es geht darum, dass wir prin-zipiell vom jetzigen Weltsystem getrennt sind.

Zu einem besseren Verständnis dessen, was Petrusmeint, wollen wir uns jetzt seiner Quelle, den Kapi-teln sechs bis acht im 1. Buch Mose zuwenden. DieSchilderung dort ist sehr aufschlussreich. Wir findenzur Zeit Noahs eine völlig verdorbene Welt. Ursprüng-lich von Gott erschaffen, wurde die Erde durch einenAkt des Menschen an dem Tag korrumpiert, an demer sich selbst dem Satan unterstellte. Die Sünde, einmaleingeführt, hatte sich entwickelt und ausgetobt, bisGottes Geduld zu Ende war. Da die Dinge in ein Sta-dium eingetreten waren, in dem an keine Abhilfe mehrzu denken war, konnten sie nur abgeurteilt und besei-tigt werden.

Deshalb befahl Gott Noah, eine Arche zu bauenund seine Familie und die Geschöpfe da hinein zu brin-gen. Und dann kam die Flut. Dadurch wurden sie »vonder Erde erhoben« auf die Gewässer, die »alle hohenBerge unter dem ganzen Himmel« bedeckten. AlleLebewesen, Menschen wie Tiere, gingen zugrunde, undnur die, die in der Arche auf dem Wasser schwam-men, wurden errettet. Die entscheidende Tatsache istweniger, dass sie dem Tod durch Ertrinken entgingen.Nicht darauf kommt es an. Bedeutsam für uns ist, dasssie die Einzigen waren, die aus dem korrupten Systemder Dinge, dieser Welt unter Wasser, herauskamen. Per-sönliches Leben ist die unausbleibliche Konsequenz

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dieses Herauskommens, persönliches Verderben dieFolge des Darin-Zurückbleibens. Aber die Errettungliegt in dem Herauskommen selbst, nicht in dessenAuswirkung. Beachten Sie diesen Unterschied, denner ist wichtig. Errettung ist ihrem Wesen nach der so-fortige Auszug aus einer abgeurteilten Ordnung, diedem Satan untersteht.

Gott sei Dank! Sie sind herausgekommen! Wie?Durch die Wasser. Wenn also heute Gläubige getauftwerden, so gehen sie symbolisch durchs Wasser, wieNoah in der Arche durch das Wasser der Flut ging.Und dieser Durchgang durch das Wasser bezeichnetihr Entrinnen aus der Welt, ihren Auszug aus demWeltsystem, das mit seinem Fürsten unter dem gött-lichen Urteil steht. Das möchte ich besonders denensagen, die heute hier getauft werden! Denken Sie da-ran, dass Sie nicht allein im Wasser sind. Wenn Sie insWasser hinabsteigen, so geht eine ganze Welt mit Ih-nen hinunter. Wenn Sie heraufkommen, so kommenSie in Christus herauf, in der Arche, die auf den Wo-gen schwimmt. Aber Ihre Welt bleibt hinter Ihnen.Für Sie ist diese Welt untergegangen, ertrunken, wiedie des Noah, getötet im Tod Christi, und sie wird niewieder lebendig werden. Gerade durch die Taufe er-klären Sie: »Herr, ich lasse meine Welt zurück! DeinKreuz trennt mich für immer von ihr!«

Wenn Sie durch das Wasser der Taufe gehen, so wird– bildlich gesprochen – alles, was zu dem früherenWeltsystem gehört, durch dieses Wasser abgespült, umnie wieder zurückzukehren. Sie allein tauchen auf. Sieziehen in eine andere Welt ein, eine Welt, in der Sieeine Taube und frische Ölblätter vorfinden werden.

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Sie verlassen die Welt, die unter dem Gericht steht,und kommen in eine Welt, die durch die Erneuerunggöttlichen Lebens gekennzeichnet ist.

Ich möchte nochmals betonen: Sie sind nicht alleinins Wasser hinabgestiegen. Ihre Welt ging mit Ihnenhinunter. Und dort bleibt sie. Vom Standpunkt Ihrerneuen Situation aus werden Sie feststellen, dass dasWasser stets die Welt bedeckt, zu der Sie früher gehörthaben. Dieselbe Flut, die Noah und seine Familie ge-rettet hat, ertränkte die Welt, in der sie einst gelebthatten – genau dieselbe Flut. So trägt dasselbe WasserSie und mich auf den festen Grund der Errettung inChristus und begräbt das gesamte satanische Systemder Dinge unter sich.

Nicht nur Ihre eigene Geschichte als Kind Adamsendet in Ihrer Taufe, auch Ihre Welt endet hier. Inbeiden Fällen ist es Tod und Begräbnis ohne Auferste-hung. Es ist ein Ende aller Dinge.

Das bedeutet, dass Sie nichts aus der früheren Weltin die neue mitnehmen können. Was zum früherenBereich der Dinge in Adam gehörte, bleibt dort unddarf nie wieder zurückgerufen werden. Früher warenSie vielleicht kaufmännischer Angestellter oder Haus-angestellte. Oder vielleicht waren Sie der Chef, derManager oder der Direktor eines Unternehmens. Siewerden auch jetzt noch Chef oder Angestellter sein,aber wenn es sich um geistliche Dinge, um die KircheGottes und den Dienst Gottes handelt, dann gibt esweder Knecht noch Freien, weder Arbeitgeber nochArbeitnehmer. Sie mögen Jude oder Heide sein oderirgendetwas, das in Adam Ruhm oder Schande be-deutet. Wenn Sie durch dies Wasser gehen, dann ver-

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geht dieses Wertsystem und kehrt nie wieder zurück.Statt dessen sehen Sie sich in Christus, wo es wederJuden noch Griechen, weder Barbaren noch Skythennoch sonst etwas gibt, sondern allein den neuen Men-schen. Sie sind in eine Weltordnung eingetreten, diedurch Ölbäume und Olivenblätter charakterisiert undderen Geheimnis göttliches Leben ist. Der Ausdruck»durch die Auferstehung Jesu Christi« kennzeichnetIhre ganze Zukunft (1. Petr. 3,21). Er zeigt, dass Sie inetwas völlig Neues eingetreten sind, das Gott schafft.Einige Kommentatoren meinen, der Name Ararat be-deute »heiliger Boden«. Nun, das mag dahingestelltbleiben: Wir danken Gott, dass die Arche, die sich aufdieser erneuerten Erde niederließ, mit Geschöpfengefüllt war, die eine neue Schöpfung darstellten. Ausdem Tod Christi lässt Gott eine völlig neue Schöp-fung erstehen, und in Vereinigung mit dem auferstan-denen Christus führt er den Menschen ein – in Chris-tus, Sie und mich!

Nun werden Sie mich fragen, ob es etwas ausmacht,wenn wir nicht getauft sind. Ich kann darauf nur ant-worten, dass der Herr selbst es befohlen hat (Matth.28,19). Und es war ein Schritt, von dem er sich selbstnicht zurückhalten ließ (Matth. 3,13-15). Petrus cha-rakterisiert die Taufe als eine Bitte an Gott um ein gutesGewissen oder als ein Zeugnis (Vers 21). Ein Zeugnisist eine Erklärung. Durch diesen Akt sagen Sie etwasaus, Sie erklären, wo Sie jetzt stehen; vielleicht ohneWorte, aber eindeutig durch das, was Sie tun. BeimDurchschreiten des Wassers verkündigen Sie dem ge-samten Universum, dass Sie die Welt hinter sich gelas-sen haben und in etwas völlig Neues eingetreten sind.

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Das ist Errettung. Sie erklären öffentlich, wohin GottSie in Christus gestellt hat.

Es gibt Stellen in der Schrift, die sich schwer erklä-ren lassen, wenn wir die Errettung ausschließlich zurHölle oder zu den Sünden in Beziehung setzen. Sosind anscheinend die Worte schwer verständlich, diePaulus und Silas an den Gefängnisaufseher in Philippirichteten. Der Mann fragte: »Was soll ich tun, um er-rettet zu werden?« Was würden Sie darauf antworten?Wenn Sie ein rechter Prediger des Evangeliums in un-serer Zeit sind, so werden Sie sicher mit Überzeugungantworten: »Glaube an den Herrn Jesus Christus, unddu wirst errettet werden!« Paulus aber fügte tatsäch-lich hinzu: »Du und dein Haus!« Sie werden einwer-fen: »Ja, wollen Sie denn wirklich sagen, wenn ich anden Herrn Jesus glaube, dann wird meine Familie mitgerettet werden?« Nun, wir müssen wieder vorsichtigsein. Paulus sagte nicht: »Glaube an den Herrn JesusChristus, so wirst du und dein Haus ewiges Lebenhaben.« Er sagte: »Glaube an den Herrn Jesus Chris-tus, so wirst du errettet werden, du und dein Haus!«Bedenken Sie, es geht ihm um ein Weltsystem unddarum, dass der Gefängnisaufseher dies System zurück-weist und verlässt. Wenn er als Haupt der Familie er-klärt, dass er und sein Haus von diesem Tag an demHerrn dienen werden, und wenn diese Erklärungöffentlich bekannt wird, so werden sogar die Leute aufder Straße mit dem Finger auf seine Tür zeigen undsagen: »Das sind christliche Leute!«

Das bedeutet, gerettet zu sein. Sie erklären, dass Siezu einem anderen Weltsystem gehören. Die Leute zei-gen auf Sie und sagen: »Ja, das ist eine christliche Fa-

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milie. Sie gehören dem Herrn!« Das ist die Errettung.Gott wünscht, dass Sie durch Ihr öffentliches Zeugnisvor Gott erklären: »Meine Welt ist versunken. Ich binin eine andere eingetreten.« Schenke uns der Herr die-se Art der Errettung, dass wir erleben, wie wir mit al-len Wurzeln aus der alten, abgeurteilten Weltordnungherausgerissen und fest in eine neue, göttliche Ord-nung eingepflanzt werden.

Denn Gott sei Dank! Unsere Errettung hat aucheine herrliche, positive Seite. Wir sind errettet »durchdie Auferstehung Jesu Christi von den Toten«, so fährtPetrus fort, »der zur Rechten Gottes ist, und dem, nach-dem er in die Himmel eingegangen ist, Engel, Mächteund Gewalten unterworfen worden sind« (Vers 22).Ein Gott, der das tun kann, ist wohl imstande, auchmich mit Leib und Seele in jenes andere Reich zu brin-gen. Wir fassen zusammen:

Es gibt zwei Welten. Die eine ist die Welt des Adam,die fest in den Banden Satans gehalten wird. Die an-dere ist die neue Schöpfung in Christus, das Gebiet,in dem Gottes Heiliger Geist tätig ist. Wie können Sieund ich die eine Sphäre, die des Adam, verlassen undin die andere Sphäre, die des Christus, gelangen? WennSie nicht wissen, was Sie mir darauf antworten sollen,so will ich Ihnen eine andere Frage stellen: Wie sindSie überhaupt in diese Welt des Adam hineingelangt?Denn der Weg des Eintritts zeigt auch den Ausweg an.Sie sind in die Sphäre des Adam gekommen, indemSie in Adams Menschheit hineingeboren wurden. Undwie können Sie also herauskommen? Augenscheinlichnur durch den Tod. Und wie können Sie andererseitsin die Sphäre Christi gelangen? Die Antwort ist die

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gleiche: durch die Geburt. Der Weg, der in die Fami-lie Gottes hineinführt, ist die neue Geburt zu einerlebendigen Hoffnung durch die Auferstehung JesuChristi von den Toten (1. Petr. 1,3). »Wenn wir mitihm durch die Gleichheit seines Todes vereinigt sind,so sind wir auch mit ihm durch die Gleichheit seinerAuferstehung vereinigt« (Röm. 6,5). Der Tod machtIhrer Beziehung zur alten Welt ein Ende und die Auf-erstehung bringt Sie mit der neuen in lebendige Be-rührung.

Und was liegt dazwischen? Was ist die Schwellezwischen diesen beiden Welten? Ist es nicht das Be-gräbnis? »Deshalb sind wir mit Ihm durch die Taufein den Tod begraben« (Röm. 6,4). Einerseits liegt inden Worten »begraben in den Tod« eine erschrecken-de Endgültigkeit. Meine Geschichte in Adam ist imTode Christi bereits zu einem Abschluss gekommen,so dass ich von diesem Begräbnis weggehen und sagenmuss: Ich bin ein »erledigter« Mann. Aber ich kannmehr sagen! Denn, Dank sei Gott, es ist genauso wahr,dass es noch eine andere Seite gibt. Da »Christus vomTode auferweckt worden ist«, kann ich, wenn ich ausdem Wasser aufsteige und weggehe, neues Leben le-ben (6,4).

Diese doppelte Wirksamkeit des Kreuzes finden wirauch in den vorhergehenden Worten von Römer 6,3:»Wisst ihr nicht, dass wir alle, die wir in Christus Jesusgetauft sind, in seinen Tod getauft worden sind?« Hierwerden nochmals in einem einzigen Satz die beidenAspekte der Taufe angedeutet. Erstens sind wir, die wirglauben, »in Seinen Tod getauft«. Das ist eine er-schütternde Feststellung. Aber ist das alles? Keineswegs!

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Denn zweitens besagt derselbe Vers, dass wir »in Chris-tus Jesus getauft« worden sind. Eine Taufe in den TodChristi beendet meine Beziehungen zu dieser Welt, abereine Taufe in den lebendigen Christus Jesus, das Haupteines neuen Geschlechts, eröffnet mir eine gänzlichneue Welt. Wenn ich in das Wasser hineinsteige, stelleich dieses Geschehen dar, indem ich öffentlich bestäti-ge, dass das »Gericht dieser Welt« für mich von demTag an, da mich der »erhöhte« Sohn des Menschen zusich gezogen hat, eine Realität geworden ist.

Welch ein Evangelium haben wir der ganzen Schöp-fung zu verkündigen!

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Für mich gekreuzigt

»Es sei fern von mir, etwas anderes als das Kreuz unse-res Herrn Jesus Christus zu rühmen, durch das für michdie Welt gekreuzigt ist und ich der Welt« (Gal. 6,14).

Absonderung für Gott, Absonderung von der Welt:das ist das Hauptprinzip des christlichen Lebens. Inder Offenbarung Jesu Christi wurden Johannes zweiunversöhnliche Extreme gezeigt, zwei diametral ent-gegengesetzte Welten. Er wurde zuerst vom Geist indie Wüste gebracht, um Babylon zu sehen, die Mutterder Huren und der Gräuel der Erde (17,3). Dannwurde er vom selben Geist auf einen sehr hohen Berggebracht, um von dort aus Jerusalem, die neue Stadt,die Braut, das Weib des Lammes, zu schauen (21,10).Der Gegensatz ist klar und kann kaum deutlicher aus-gedrückt werden.

Ob wir ein Moses oder ein Bileam sind, wenn wirdie Dinge so sehen wollen wie Gott, dann müssen wirwie Johannes auf einen Berggipfel gestellt werden. Vielekönnen Gottes ewigen Plan nicht erkennen, und wennsie etwas davon wahrnehmen, dann ist es nicht mehrals eine sterbenslangweilige Doktrin. Warum?

Sie haben sich mit dem Standort in der Wüste zu-frieden gegeben. Von der Wüste aus sehen wir immernur Babylon. Um Gottes neues Jerusalem schauen zukönnen, bedürfen wir eines andern Standorts. VomBerg aus offenbart uns Gott »seine Stadt«. Und wennwir sie einmal erblickt haben, dann werden wir niewieder die Gleichen sein. Als Christen erwarten wir

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also alles von einer solchen Standortveränderung undvom Öffnen der Augen. Aber wenn wir das erlebenwollen, dann müssen wir bereit sein, unsere genormteEbene zu verlassen und hinaufzusteigen.

Die Hure Babylon ist stets »die Große Stadt« (16,19usw.), wobei der Nachdruck auf »groß« liegt. Die BrautJerusalem hingegen ist »die heilige Stadt« (21,2.10),wobei der Akzent auf ihrer Absonderung für Gott liegt.Sie ist »von Gott« und bereitet »für ihren Mann«. Des-halb besitzt sie die Herrlichkeit Gottes. Das ist etwas,was wir alle erfahren können. Heilig ist nur das in uns,was von Gott stammt und völlig für Christus reser-viert ist. Das entspricht der Regel, dass nur das, wasim Himmel seinen Ursprung hat, dorthin zurückkeh-ren kann, denn nichts anderes ist heilig. Wenn wir diesPrinzip der Heiligung loslassen, so befinden wir unssofort in Babylon.

Aus diesem Grund ist die Mauer das erste Merk-mal, das Johannes bei der Beschreibung der Stadt er-wähnt. Es gibt auch Tore, durch die das Handeln Got-tes nach außen dringen kann, aber die Mauern genie-ßen den Vorrang. Denn, ich wiederhole es, Absonde-rung ist der erste Grundsatz des christlichen Lebens.Wenn Gott an jenem Tag seine Stadt mit ihren Aus-maßen und mit ihrer Herrlichkeit haben soll, dannmüssen wir jetzt schon in den Herzen der Menschendiese Mauer bauen. Das bedeutet in der Praxis, dasswir alles schützen müssen, was vor Gott wertvoll ist,und alles ablehnen und verwerfen müssen, was vonBabylon ist. Damit befürworte ich keine Trennungunter den Christen. Wir dürfen unsere Brüder nichtausschließen, auch wenn wir uns an manchem, was sie

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tun, nicht beteiligen können. Nein, wir müssen unse-re Mitchristen lieben und annehmen. Aber in unserergrundsätzlichen Absonderung von der Welt dürfen wiruns auf keinen Kompromiss einlassen.

Nur gegen großen Widerstand gelang es Nehemiazu seiner Zeit, die Mauern Jerusalems wiederaufzu-bauen. Denn der Satan hasst klare Unterscheidungen.Eine Absonderung der Menschen für Gott kann ernicht ertragen. Nehemia und seine Mitarbeiter muss-ten sich deshalb bewaffnen und legten, zum Kampfgerüstet, Stein auf Stein. Dies ist der Preis der Heili-gung, mit dem wir rechnen müssen.

Denn wir müssen unbedingt bauen. Eden war einGarten ohne Mauer. So hatte der Satan Zutritt. Gottwollte aber, dass Adam und Eva »ihn bewahren« soll-ten (1. Mose 2,15), indem sie selber eine sittlicheSchranke gegen den Bösen bildeten. Heute verfolgtGott durch Christus den Plan, im Herzen seines erlös-ten Volkes ein Eden zu bauen, zu dem – welch einTriumph – der Satan endlich keinen Zugang mehr ha-ben wird. »Und niemals wird etwas Unreines in siehineinkommen und niemand, der Gräuel und Lügeübt, sondern nur die, die im Lebensbuch des Lammesgeschrieben stehen.«

Die meisten unter uns werden zustimmen, dass demApostel Paulus eine besondere Offenbarung über dieGemeinde Gottes anvertraut war. So gab Gott, wie unsscheint, dem Johannes ein besonderes Verständnis fürdie Natur der Welt. Kosmos ist tatsächlich ein »Lieb-lingswort« des Johannes. Die drei Synoptiker zusam-men benutzen das Wort nur fünfzehnmal (Matthäusneun-, Markus und Lukas je dreimal), Paulus in acht

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Briefen siebenundvierzigmal. Aber bei Johanneskommt das Wort im Ganzen hundertfünfmal vor,achtundsiebzigmal in seinem Evangelium, vierund-zwanzigmal in seinen Briefen und weitere dreimal inder Offenbarung.

In seinem ersten Brief schreibt Johannes: »Alles, wasin der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust derAugen und die Prahlerei des Lebens, ist nicht vomVater, sondern von der Welt« (2,16). In diesen Wor-ten, die so deutlich die Versuchung der Eva widerspie-geln (1. Mose 3,6), definiert Johannes die Dinge derWelt. Alles, was sich als Lust, als primitive Begierde,zusammenfassen lässt, alles, was die Gier erregt, undalles, was uns im Leben hochmütig macht oder in denBann schlägt, all diese Dinge sind Teil des satanischenSystems. Wir brauchen wohl nicht lange bei der Lustdes Fleisches und der Lust der Augen stehenzublei-ben. Aber wir wollen uns einen Augenblick das Drittebetrachten. Alles, was in uns den Hochmut anstachelt,ist von der Welt. Ruhm, Reichtum, Leistung, all dasbegeistert die Welt. Mit Recht sind die Menschen stolzauf ihre Erfolge. Aber Johannes bezeichnet alles das,was dies Gefühl des Erfolgs bewirkt, als »von der Welt«.

Bei jedem unserer Erfolge (und wir sollen gewisskeine Versager sein!) sollen wir uns demütig der ihneninnewohnenden Sündhaftigkeit bewusst werden. Dennsooft wir Erfolg haben, sind wir in gewissem Umfangmit dem Weltsystem in Berührung gekommen. Sooftwir über eine Errungenschaft Befriedigung empfinden,müssen wir zugleich erkennen, dass wir mit der Weltin Berührung waren und sind. Wir müssen auch ein-sehen, dass wir uns damit unter das Gericht Gottes

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gebracht haben, denn haben wir uns nicht eben klarge-macht, dass die ganze Welt unter dem Gericht steht?Diese Tatsache müssen wir recht erfassen, denn werdas erkennt und seine Hilfsbedürftigkeit bekennt, derwird bewahrt. Dieser Bewahrung gilt auch die oft miss-verstandene Bemerkung Jesu nach der Rückkehr dererfolgreichen Siebzig (Luk. 10,17 ff.).

Die Frage ist nur: Wie viele von uns sind sich diesesTatbestands bewusst? Selbst die von uns, die ihr Le-ben in der Abgeschlossenheit des eigenen Heimes ver-bringen, sind ebenso in Gefahr, der Prahlerei des Le-bens zu verfallen, wie die, die großen Erfolg in derÖffentlichkeit haben. Eine Frau kann in ihrer einfa-chen Küche beim Kochen der täglichen Mahlzeitenoder bei der Unterhaltung ihrer Gäste mit der Weltund ihrer Selbstgefälligkeit in Berührung kommen.Jeder Ruhm, der nicht Ruhm Gottes ist, ist Prahlerei,und es ist erstaunlich, welch kümmerliche Erfolge sol-che Prahlerei hervorrufen können.

Wo immer wir dem Stolz begegnen, da begegnenwir auch der Welt, und da wird sogleich unsere Ge-meinschaft mit Gott gestört. Er möge unsere Augenöffnen, damit wir klar erkennen, was die Welt ist. Nichtnur schlechte Dinge, sondern alle Dinge, die uns, wennauch noch so unmerklich, von Gott abziehen und aufGeschaffenes ausrichten, gehören dem System an, dasGott feindlich ist. Wir müssen also ständig wachsamsein und beten, wenn wir in der Gemeinschaft mitGott bleiben wollen.

Wie können wir nun dieser Falle entgehen, die derTeufel Gottes Volk gestellt hat? Zunächst möchte ichmit allem Nachdruck betonen, dass Weglaufen keine

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Lösung ist. Manche meinen, sie könnten der Welt ent-fliehen, indem sie versuchten, sich der weltlichen Dingezu enthalten. Das ist Torheit. Wie könnten wir je demWeltsystem durch etwas entrinnen, das schließlich auchnur eine weltliche Methode ist? Denken Sie nur an dieWorte Jesu in Matthäus 11,18.19. »Johannes kam, deraß und trank nicht. Da sagten sie: ›Er hat einen Dä-mon!‹ Der Menschensohn kam, der aß und trank. Dasagten sie: ›Hütet euch! Er ist ein Schlemmer undWeinsäufer, ein Freund der Zöllner und Sünder!‹«Manche meinen, Johannes der Täufer biete uns einRezept an, wie wir der Welt entrinnen können. AberNicht-Essen und Nicht-Trinken machen noch keineChristen aus uns. Christus kam und aß und trank, under ist Christentum! Der Apostel Paulus beschreibt die»Satzungen der Welt« als: »Fass das nicht an! Koste dasnicht! Rühre das nicht an!« (Kol. 2,20.21). Abstinenzist also schlechthin weltlich und nichts mehr. Aber wiekann man auch hoffen, dem Weltsystem mit Hilfeweltlicher Satzungen zu entrinnen? Dennoch verzich-ten viele ernste Christen auf alle Arten weltlichen Ver-gnügens und hoffen, dadurch von der Welt erlöst zuwerden. Sie können sich wie ein Einsiedler an einementlegenen Ort eine Hütte bauen und sich einbilden,der Welt durch Rückzug zu entrinnen. Aber wie einHund wird die Welt Ihre Spur aufnehmen und Ihnenfolgen. Sie wird Sie finden, ganz gleich, wo Sie sichversteckt haben.

Unsere Erlösung von der Welt beginnt nicht da-mit, dass wir dies oder jenes aufgeben, sondern indemwir aus Gottes Perspektive sehen, dass »diese Welt«unter dem Todesurteil steht. In dem Bild, mit dem

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wir dies Kapitel eröffneten, heißt es: »Gefallen, gefal-len ist Babylon, die Große!« (Offb. 18,2). Nun wirdein Todesurteil immer über einen Lebenden und nieüber einen Toten ausgesprochen. Und in gewissem Sinnist die Welt heute eine lebende Macht, die schonungs-los alle verfolgt und aufspürt, die ihr unterworfen sind.Aber wenn auch beim Zeitpunkt des Urteils der Todnoch in der Zukunft liegt, so ist er trotzdem sicher.Wer zum Tode verurteilt ist, hat außerhalb der engenGrenzen seiner Zelle keine Zukunft. So hat auch dieWelt, die unter dem Urteil steht, keine Zukunft. DasWeltsystem ist noch nicht liquidiert. Aber seine Liqui-dation ist eine beschlossene Sache, und Gott hat denZeitpunkt schon festgesetzt. Das müssen wir unbedingtfesthalten.

Wer die Erlösung von der Welt in der Askese suchtund wie der Täufer nicht essen und trinken will, derkann Buddhist werden. Als Christen essen und trin-ken wir, sind uns aber dabei bewusst, dass Essen undTrinken zur Welt gehören und mit ihr dem Todesur-teil unterworfen sind. Indem wir uns dessen bewusstwerden, geraten wir nicht in ihre Gewalt.

Stellen wir uns einmal vor, die Stadtverwaltung vonSchanghai beschlösse die Auflösung der Schule, an derSie beschäftigt sind. Sobald Sie das erfahren, ist Ihnenklar, dass Sie an dieser Schule keine Zukunft mehrhaben. Zwar werden Sie Ihre Arbeit noch eine gewisseZeit fortsetzen, aber Sie werden dort nichts mehr fürdie Zukunft aufbauen. Ihre Einstellung zu der Schuleändert sich schlagartig, wenn Sie hören, dass sie ge-schlossen wird. Oder nehmen wir ein anderes Beispiel.Die Regierung verfügt die Schließung einer bestimm-

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ten Bank. Werden Sie sich da beeilen, erhebliche Be-träge dort einzuzahlen, um die Bank vor dem Zusam-menbruch zu bewahren? Keinen Pfennig mehr wer-den Sie dort deponieren, nachdem Sie erfahren ha-ben, dass die Bank keine Zukunft hat. Sie legen nichtsbei ihr an, weil Sie nichts von ihr zu erwarten haben.

Wir können mit Recht sagen, dass die »Schließung«der Welt feststeht. Babylon fiel, als ihre Streiter Kriegführten mit dem Lamm und als er, der Herr aller Her-ren und König aller Könige, Babylon durch seinen Todund durch seine Auferstehung überwand (Offb. 17,14).Die Welt hat keine Zukunft.

Die Offenbarung des Kreuzes Christi zeigt uns, dassalles, was zur Welt gehört, unter dem Todesurteil steht.Wir leben weiter in der Welt und benutzen dabei dieDinge dieser Welt, aber wir können damit keine Zu-kunft bauen, weil das Kreuz all unsere Hoffnung da-rauf zerstört hat. Das Kreuz unseres Herrn Jesus Chris-tus, so dürfen wir in Wahrheit sagen, hat unsere Aus-sichten in der Welt ruiniert.

Es gibt keinen wirksamen Weg zur Errettung vonder Welt, der nicht in einer solchen Erkenntnis seinenAnfang nimmt. Wir brauchen nur zu versuchen, unsder Welt durch Flucht zu entziehen, um zu entdecken,wie sehr wir sie lieben und wie sehr sie uns liebt. Wirmögen fliehen, wohin wir wollen, um ihr zu entge-hen, mit Sicherheit wird sie uns aufspüren. Aber wirverlieren unsere ganze Abhängigkeit von der Welt, undsie verliert ihre Herrschaft über uns, wenn wir erken-nen, dass die Welt verurteilt ist. Diese Erkenntnis be-freit uns automatisch aus Satans Weltordnung.

Am Schluss seines Briefes an die Galater stellt Pau-

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lus dies ganz klar heraus: »Es sei fern von mir, etwasanderes als das Kreuz unseres Herrn Jesus Christus zurühmen, durch das für mich die Welt gekreuzigt istund ich für die Welt« (6,14). Ist Ihnen in diesem Versetwas aufgefallen? Im Hinblick auf die Welt spricht erin zwei Aspekten vom Werk des Kreuzes, auf die wirschon in unserm letzten Kapitel hingewiesen haben.»Ich bin der Welt gekreuzigt worden«, ist eine Erklä-rung, die ganz gut zu dem Verständnis des »Mit-Chris-tus-gekreuzigt-seins« passt, wie es in Römer 6 beschrie-ben ist. Aber hier wird außerdem gesagt, dass »für michdie Welt gekreuzigt ist«. Wenn Gott Ihnen und mirdas vollbrachte Werk Christi offenbart, so zeigt er unsnicht nur, dass wir selbst dort am Kreuz hängen. Erzeigt uns auch, dass unsere Welt dort hängt. Wenn Sieund ich dem Gericht des Kreuzes nicht entrinnen kön-nen, dann kann auch die Welt dem Gericht des Kreu-zes nicht entrinnen. Habe ich das wirklich recht er-kannt? Das ist die Frage. Wenn ich es einsehe, dannwerde ich nicht versuchen, eine Welt, die ich lieb habe,abzulehnen. Ich sehe ja, dass das Kreuz sie abgelehnthat. Ich versuche nicht, einer Welt zu entrinnen, diesich an mich klammert. Ich erkenne, dass ich ihr durchdas Kreuz bereits entronnen bin.

Wie so vieles andere im Leben eines Christen istdie Art der Befreiung von der Welt für die meistenvon uns überraschend, denn sie widerspricht demKonzept des natürlichen Menschen. Der Mensch ver-sucht, das Problem der Welt dadurch zu lösen, dass ersich physisch aus allem zurückzieht, was er als Gefah-renzone betrachtet. Aber diese physische Trennungführt nicht zu einer geistlichen Trennung. Genauso

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braucht der physische Kontakt mit der Welt nichtunbedingt zu einer geistlichen Gefangennahme durchdie Welt zu führen. Geistliche Gebundenheit an dieWelt ist die Frucht geistlicher Blindheit; und Befrei-ung erfahren wir, wenn uns die Augen aufgetan wer-den. Wie eng unser äußerer Kontakt mit der Welt auchsein mag, wir sind von ihrer Macht befreit, wenn wirihre wahre Natur erkennen. Der wesentliche Charak-ter der Welt ist satanisch. Sie lebt in Feindschaft mitGott. Wer das erkennt, der findet Befreiung.

Ich möchte Sie fragen: Welchen Beruf üben Sie aus?Sind Sie Kaufmann? Sind Sie Arzt? Lassen Sie IhrenBeruf nicht im Stich. Aber schreiben Sie sich auf: DerHandel steht unter dem Todesurteil! Die medizinischeWissenschaft steht unter dem Todesurteil! Wenn Siesich das stets vor Augen halten, dann wird sich IhrLeben ändern. Inmitten einer Welt, die wegen ihrerFeindschaft gegen Gott unter dem Gericht steht, wer-den Sie erfahren, was es bedeutet, als ein Mensch zuleben, der Gott in Wahrheit fürchtet und liebt.

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Trennung

»Ihr seid von unten, ich bin von oben. Ihr seid vondieser Welt; ich bin nicht von dieser Welt!« (Joh. 8,23).

Ich möchte Sie bitten, besonders das Wörtchen»von« zu beachten. Das griechische Wort dafür ist ek.Es bedeutet »aus heraus« und schließt den Ursprungein. Ek tou kosmou steht hier, also »zur Welt gehörend«oder »aus dieser Welt staunend«. So ist der Sinn dieserStelle: Euer Ursprungsort ist unten, mein Ursprungs-ort ist oben. Euer Ursprungsort ist diese Welt; meinUrsprungsort ist nicht diese Welt. Die Frage ist alsonicht: »Sind Sie ein guter oder ein schlechter Mensch?«sondern: »Was ist Ihr Ursprungsort?« Wir fragen nicht:»Ist diese Sache richtig oder falsch?« sondern: »Wo hatsie ihren Ursprung?« Es ist der Ursprung, der über al-les entscheidet. »Was vom Fleisch geboren ist, das istFleisch; was vom Geist geboren ist, das ist Geist« (Joh.3,6).

Wenn sich Jesus an seine Jünger wendet, so kann erunter Benutzung dieser griechischen Präposition sa-gen: »Wenn ihr von der Welt (ek tou kosmou) wäret, sowürde die Welt das Ihre lieb haben, aber weil ihr nichtvon der Welt seid, sondern ich euch aus der Welt er-wählt habe, deshalb hasst euch die Welt« (Joh. 15,19).Hier haben wir denselben Ausdruck »nicht von derWelt«, aber es wird noch ein anderer und stärkererAusdruck hinzugefügt: »Ich habe euch aus der Welterwählt.« Wie im Vorhergehenden steht auch hier einek »aus heraus«. Dazu kommt aber in dem Wort ek-

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lego, »auserwählen«, noch ein weiteres ek. Jesus sagtalso, dass er seine Jünger »aus der Welt heraus auser-wählt« hat.

Im Leben eines jeden Gläubigen gibt es dieses dop-pelte ek. Aus der riesigen Weltordnung, die Kosmosgenannt wird, aus der großen Masse der Individuen,die zu ihm gehören und darin verwickelt sind, aus alldem hat Gott uns herausgerufen. Daher trägt die Kir-che den Titel Ekklesia, Gottes »Herausgerufene«. Ausder Mitte des großen Kosmos ruft Gott hier einen unddort einen, und alle, die er ruft, die ruft er heraus. Esgibt gar keinen Ruf Gottes, der nicht zugleich ein Ruf»heraus aus« der Welt wäre. Die Kirche ist eine Ekkle-sia. Nach der Absicht Gottes gibt es keine Klesia, beider das ek fehlt.

Wenn Sie ein Berufener sind, so sind Sie ein He-rausgerufener. Wenn Gott Sie schon gerufen hat, sohat er Sie zu einem geistlichen Leben außerhalb desWeltsystems gerufen. Ursprünglich befanden wir unsin diesem ausweglosen satanischen System. Aber wirwurden gerufen, und dieser Ruf hat uns herausge-bracht. Zugegeben, diese Feststellung ist negativer Art,aber unsere Situation hat auch einen positiven Aspekt;denn als Kinder Gottes haben wir zwei Titel, die vomjeweiligen Standpunkt abhängen. Im Blick auf unserefrühere Geschichte sind wir Ekklesia, die herausgeru-fene Gemeinde. Im Blick auf unser gegenwärtiges Le-ben in Gott sind wir der Leib Christi, die irdische Er-scheinungsform dessen, der im Himmel ist. Als Er-wählte sind wir »heraus aus« der Welt; aber als Wie-dergeborene stammen wir überhaupt nicht von derWelt, sondern von oben. Einerseits sind wir ein er-

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wähltes Volk, das berufen und aus diesem Weltsystembefreit ist. Andererseits sind wir ein wiedergeborenesVolk, das gar keine Beziehung zu diesem System hat,weil wir durch den Geist von oben her geboren sind.So sieht Johannes die heilige Stadt »aus dem Himmelvon Gott« (Offb. 21,10) herabkommen. Als Volk Got-tes ist der Himmel nicht nur unser Ziel, sondern auchunser Ursprung.

Das ist eine erstaunliche Tatsache, dass in Ihnen undin mir ein Element ist, das seinem Wesen nach »au-ßerweltlich«, »jenseitig« ist. Es ist in der Tat so außer-weltlich, dass die Welt niemals einen Schritt in dieseRichtung machen kann, wie groß ihre Fortschrittesonst auch immer sein mögen. Das Leben, das wir alsGabe Gottes besitzen, kam vom Himmel und war zu-vor überhaupt nicht in der Welt. Es hat keine Bezie-hung zur Welt, aber eine vollkommene Beziehung zumHimmel. Und obwohl wir uns täglich mit der Welteinlassen müssen, so können wir auf Grund dieses neu-en Lebens dort niemals heimisch werden.

Wir wollen jetzt kurz die göttliche Gabe, dieses Le-ben aus Christus, das im Herzen der Wiedergebore-nen wohnt, betrachten. Der Apostel Paulus hat unsviel darüber zu sagen. An einer Stelle im 1. Korinther-brief macht er eine überraschende zweifache Feststel-lung: a) Gott selbst hat uns in Christus versetzt, und b)Christus »ist für uns von Gott zur Gerechtigkeit, zurHeiligung und zur Erlösung gemacht worden« (1,30).Hier werden aus der Fülle der menschlichen Bedürf-nisse, denen Gott in seinem Sohn begegnet, einigeaufgezählt. Gott teilt uns diese Eigenschaften der Ge-rechtigkeit, der Heiligung usw. nicht in Portionen aus,

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»damit wir mit dieser Zuteilung wieder eine Weile ar-beiten können«. Nein, er schenkt uns in Christus eineumfassende Antwort auf alle unsere Bedürfnisse. Ermacht seinen Sohn zu meiner Gerechtigkeit und zumeiner Heiligung und zu allem, was mir sonst nochfehlt, weil er mich schon in den gekreuzigten und auf-erstandenen Christus versetzt hat.

Nun möchte ich Ihre Aufmerksamkeit auf das zu-letzt genannte Wort »Erlösung« richten. Denn die Er-lösung hat sehr viel mit der Welt zu tun. Die Israeliten– Sie erinnern sich – wurden aus Ägypten »erlöst«, demLand, das damals für sie die ganze bekannte Welt be-deutete und das für uns ein Bild »dieser Welt« ist, dieunter der Herrschaft des Satans steht. »Ich bin Jahwe«,sprach Gott zu Israel, »und ich will euch mit meinemausgestreckten Arm erlösen.« So führte Gott sie herausund setzte eine Schranke des Gerichts zwischen sie undPharaos Heere, die sie verfolgten, so dass Moses Isra-el als »das Volk, das du erlöst hast«, besingen konnte(2. Mose 6,6; 15,13).

In diesem Licht wollen wir uns nun mit der dop-pelten Feststellung des Paulus befassen. Wenn a) Gottuns in Christus versetzt hat, so sind wir gänzlich aus derWelt heraus, denn Christus ist gänzlich aus der Weltheraus. Er ist jetzt unsere Lebenssphäre, und wenn wirin IHM sind, so sind wir aus der Sphäre »dieser Welt«heraus: Der Vater »hat uns aus der Macht der Finster-nis befreit und in das Reich seines lieben Sohnes ver-setzt, in dem wir die Erlösung haben« (Kol. 1,13.14).Diese Versetzung war das Thema, über das wir in denbeiden vorangegangenen Kapiteln gesprochen haben.

Und weiter, b) »Christus ist uns zur Erlösung gemacht«

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– das bedeutet doch, dass Gott Christus in uns als Bar-riere zum Widerstand gegen die Welt aufgerichtet hat.Ich bin vielen jungen Christen begegnet, die sich ab-mühten, der Welt zu widerstehen. Sie versuchten ir-gendwie ein unweltliches Leben zu führen. Das wareine harte Aufgabe. Und außerdem sind solche Bemü-hungen natürlich völlig unnötig. Denn durch Jesuvölliges »Anderssein« ist er unsere Mauer gegen dieWelt, und wir haben nichts anderes mehr nötig. Wirbrauchen für unsere Erlösung nichts zu tun, ebensowenig wie das Volk Israel etwas zu seiner Erlösung ge-tan hat. Sie vertrauten einfach dem Arm Gottes, derzu ihrer Erlösung ausgestreckt war. Christus ist uns zurErlösung gemacht. In meinem Herzen ist eine Mauer,eine Schranke zwischen mir und der Welt errichtet,die Schranke eines andersartigen Lebens, nämlich desLebens meines Herrn selbst, und Gott selbst hat dieseSchranke dort aufgerichtet. Christus ist die Ursache,dass die Welt mich nicht erreichen kann.

Weshalb soll ich also versuchen, dem Weltsystemzu widerstehen oder zu entfliehen? Wenn ich etwas inmir suche, das mir helfen könnte, der Welt entgegen-zutreten und sie zu überwinden, dann erlebe ich sofort,wie alles in mir nach dieser Welt schreit. Während ichversuche, mich von ihr zu befreien, verstricke ich michnur immer mehr in sie. Aber an dem Tag, an dem icherkenne, dass Christus in mir meine Erlösung ist unddass ich in ihm gänzlich »draußen« bin, an dem Tag istdann mein verzweifelter Kampf zu Ende. Ich sage ihmeinfach, dass ich nichts an diesem »Weltproblem« än-dern kann. Dann danke ich ihm von ganzem Herzen,dass er mein Erlöser ist.

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Auf die Gefahr hin, monoton zu werden, sage iches noch einmal: Der Charakter der Welt ist völlig ver-schieden von dem geistgewirkten Leben, das wir vonGott empfangen haben. Und dieses von Gott geschenk-te Leben ist der eigentliche Grund, warum uns die Welthasst. Denn gegen das, was von ihrer eigenen Art ist,hegt sie keinen Hass. Dieser radikale Unterschiedmacht es der Welt unmöglich, uns zu lieben. »Wennihr von der Welt wäret, so würde die Welt ihr Eigeneslieben. Aber weil ihr nicht von der Welt seid – dennich habe euch aus der Welt erwählt – hasst euch dieWelt!«

Begegnen wir der Welt in natürlicher menschlicherAufrichtigkeit und Anständigkeit, so weiß sie das zuschätzen und ist bereit, uns zu respektieren und uns zuvertrauen. Aber sobald sie das in uns erlebt, was nichtvon uns selbst ist, nämlich die göttliche Natur, derenwir teilhaftig geworden sind, so regt sich sofort ihreFeindseligkeit. Zeigen Sie der Welt die Früchte desChristentums, und sie wird begeistert sein; zeigen Sieihr das Christentum selbst, und sie wird dagegen Sturmlaufen. Denn die Welt mag sich entwickeln wie sie will,sie wird nie einen einzigen Christen hervorbringen.Sie kann christliche Ehrlichkeit, christliche Höflich-keit, christliche Barmherzigkeit imitieren. Ja, das kannsie. Es kann ihr aber nichts daran gelegen sein, eineneinzigen Christen zu produzieren. Eine so genanntechristliche Zivilisation erwirbt sich die Anerkennungund den Respekt der Welt. Die kann die Welt tolerie-ren, ja sie kann sie übernehmen und für ihre Zweckenutzbar machen. Aber christliches Leben, das LebenChristi in einem Gläubigen, das hasst sie, und wo

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immer sie ihm begegnet, da wird sie es bis aufs Blutbekämpfen.

Die christliche Zivilisation ist das Resultat des Ver-suches, die Welt mit Christus in Einklang zu bringen.Im Alten Testament sind Moab und Ammon die Re-präsentanten eines solchen Versuchs. Sie sind die indi-rekte Frucht der Verstrickung und des Kompromisses,den Lot mit Sodom schloss. Aber weder Moab nochAmmon blieben in ihrer Feindschaft gegen Israel hin-ter den heidnischen Völkern zurück. Die christlicheZivilisation zeigt, dass sie sich mit der Welt vermischenkann, und in Krisenzeiten hat sie oft die Partei derWelt ergriffen. Es gibt aber etwas, das auf ewig von derWelt getrennt ist und sich nie mit ihr vermischen kann,und das ist das Leben Christi. Diese beiden Pole bil-den einen Gegensatz, der nicht überbrückt werdenkann. Zwischen dem besten Vertreter der menschli-chen Natur, den die Welt hervorbringen kann, undselbst dem unbedeutendsten Christen gibt es keine ge-meinsame Basis und deshalb keine Grundlage für ei-nen Vergleich. Denn natürliche Güte ist etwas, das wiranlagemäßig bei der Geburt mitbekommen, und siekann durch unsere eigenen Kräfte auf natürlichem Wegentwickelt werden. Aber geistliche Güte ist, um mitJohannes zu reden, »von Gott gezeugt« (1. Joh. 5,4).

Gott hat in der Welt eine umfassende Gemeindegebaut und an vielen Stellen Ortsgemeinden gepflanzt.Ich sage, Gott hat das getan. Es wäre deshalb unver-nünftig zu erwarten, dass seine Art, uns von der Weltzu befreien, in einer physischen Absonderung beste-he. Aber nun sind manche aufrichtige Christen vomGedanken an eine Absorption beunruhigt. Wenn Gott

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eine Ortsgemeinde pflanzt, kann sie dann eines Tagesnicht wieder in der Welt aufgehen?

Nun, das ist natürlich für den lebendigen Gott keinProblem. Da ja die Gemeinde ihren Ursprung nichtin der Welt hat, so gibt es in der Familie Gottes kei-nerlei Übereinstimmung mit der Welt und mithin auchkeine Möglichkeit, dass sie von der Welt absorbiertwird. Das ist allerdings nicht Verdienst seiner Kinder.Die Gemeinde ist ja nicht deshalb himmlisch, weil wirso sehr danach verlangen, himmlisch zu sein, sondernweil wir aus dem Himmel geboren sind. Wir brau-chen uns nicht den Weg dorthin zu bahnen, weil wirohnehin himmlischen Ursprungs sind. Und wir brau-chen uns deshalb auch nicht zu bemühen, physischdiese Welt zu meiden.

Wie könnte sich etwas mit der Welt vermischen,das unweltlich ist? Alles, was von der Welt ist, das isttoter Staub. Aber alles, was von Gott ist, das besitztdie wunderbare Qualität göttlichen Lebens. Einigeunserer Brüder waren nach einem Bombenangriff derJapaner auf Nanking mit Rettungsarbeiten beschäftigt.Als sie vor einem völlig zerstörten Haus standen undnicht wussten, was sie anfangen sollten, bemerkten sieplötzlich eine gewaltsame Bewegung unter Mauerres-ten und Balken. Ein Mann kam zum Vorschein. Erschüttelte sich den Staub aus den Kleidern. Dann rich-tete er sich mühsam auf. Die zerbrochenen Balken undDachsparren fielen hinter ihm auf ihren alten Platzzurück, und der Staub setzte sich. Der Mann aber ginglebend davon. Solange Leben da ist, was soll man daeine Vermischung fürchten?

Das Gebet Jesu zu seinem Vater, das Johannes in

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Kapitel 17 überliefert, enthält eine sehr beachtlicheBitte. Nachdem der Herr die Erklärung wiederholt hat,dass »die Welt sie hasst, weil sie nicht von der Weltsind, ebenso wie ich nicht von der Welt bin«, fährt erfort: »Ich bitte nicht, dass du sie aus (ek) der Weltnimmst, sondern, dass du sie vor (ek) dem Bösen be-wahrst« (Verse 14 und 15).

Wir haben hier ein wichtiges Prinzip vor uns, dasuns im nächsten Kapitel beschäftigen wird. Christennehmen einen lebenswichtigen Platz in der Welt ein.Sie sind zwar vom Bösen und seinem System errettetworden, sind aber noch nicht aus seinem Gebiet ent-fernt. Sie haben hier eine Aufgabe zu erfüllen, die sieunentbehrlich macht. Religiöse Leute haben – wie wirsahen – versucht, die Welt dadurch zu überwinden,dass sie sie verließen. Als Christen kann dies keineswegsunsere Einstellung sein. Gerade hier ist der Platz, andem wir zum Überwinden berufen sind. Obwohl un-ser Ursprung nicht die Welt ist, nehmen wir mit Freu-de die Tatsache an, dass Gott uns in sie hineingestellthat. Diese Trennung, die Gott uns in Christus schenkt,ist die einzige Sicherung, die wir nötig haben.

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Lichter in der Welt

Ohne Furcht vor Widerspruch konnte Jesus sagen: »Ichbin das Licht der Welt« (Joh. 8,12). Sein Anspruchverwundert uns nicht. Was uns aber verwundert, ist,dass er damals von den Jüngern – und analog damitauch von uns – sagen konnte: »Ihr seid das Licht derWelt« (Matth. 5,14). Er ermahnt uns nicht, dies Lichtzu sein. Er stellt einfach fest, dass wir das Licht derWelt sind, ganz gleich, ob wir unser Licht an einenPlatz bringen, wo es die Leute sehen können, oder obwir es vor ihnen verbergen. Das uns eingepflanzte gött-liche Leben, das der Umwelt so völlig fremd erscheint,ist eine Lichtquelle, die den Menschen den wahrenCharakter der Welt erhellt, indem sie die ihr innewoh-nende Finsternis durch den Kontrast besonders deut-lich herausstellt. Dementsprechend fährt Jesus fort: »Solasst euer Licht vor den Leuten leuchten, damit sie eureguten Werke sehen und euren Vater im Himmel prei-sen.« Das zeigt doch, dass Gott keineswegs verherr-licht wird, wenn wir der Welt das einzige Licht weg-nehmen, das sie überhaupt besitzt, indem wir uns vonihr zurückziehen. Vielmehr würde dadurch seine Ab-sicht mit uns und der Menschheit durchkreuzt.

Es ist wahr, die Laufbahn des Johannes war ganzanders, wie wir ja schon gesehen haben. Er zog sichtatsächlich aus der Welt zurück, um an wüsten Ortenein karges Dasein zu fristen und sich von wildem Ho-nig und Heuschrecken zu nähren. Die Leute gingenhinaus. Sie suchten ihn auf, denn er war auch dort ein

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brennendes, scheinendes Licht. Aber wir werden da-ran erinnert, dass »er nicht das Licht war«. Sein Zeug-nis war das letzte und größte der alten prophetischenOrdnung, und zwar deshalb, weil es nach vom wies,hin auf Jesus. Er allein war »das wahrhaftige Licht, dasjeden Menschen erleuchtet, der in die Welt kommt«.Und er war gewiss »in der Welt«, nicht außerhalb vonihr (Joh. 1,9.10). Von ihm leitet sich das Christentumher. Gott kann einen Johannes als Rufer in der Wüstegebrauchen. Aber es war nie seine Absicht, dass seineKirche eine exklusive Gemeinschaft sein sollte, die nachdem Prinzip der Abstinenz lebt.

Wir haben schon früher gesehen, dass die Absti-nenz – »fass nicht an, koste nicht, berühre nicht« –einfach ein Element des Weltsystems und als solchessuspekt ist (Kol. 2,21). Aber wir müssen noch einenSchritt weitergehen, und dabei kommt uns wieder derApostel Paulus zu Hilfe. Im Römerbrief (14,17) zeigter, dass es im Leben des Christen nicht darum geht,was wir tun oder lassen sollen. »Das Reich Gottes istweder Essen noch Trinken«, – das heißt, man kann esin solchen Kategorien überhaupt nicht verstehen –,sondern es ist »Gerechtigkeit, Frieden und Freude imHeiligen Geist«, die sich auf ein ganz anderes Gebietbeziehen. Nicht nach Regeln, die vorschreiben, wieweit er sich mit den Menschen einlassen darf, lebt derChrist; nicht dadurch wird er geleitet, sondern durchdie Eigenschaften, die ihm Gottes Geist vermittelt.

Gerechtigkeit, Frieden und Freude im HeiligenGeist! Vielleicht ist es gut, wenn wir einen Augenblickunsere Aufmerksamkeit auf die zweite dieser Eigen-schaften richten. Denn Frieden, so sehen wir, ist ein

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mächtiger Faktor in der Antwort des Vaters auf dasGebet des Sohnes, mit der Bitte, dass Gott uns vordem Bösen bewahre (Joh. 17,15).

In Gott selbst ist Frieden, eine tiefe Gelassenheitdes Geistes, die ihn inmitten unsäglicher Konflikte undWidersprüche ruhig und gelassen bleiben lässt. »In derWelt habt ihr Angst«, sagt Jesus, aber »in mir sollt ihrFrieden haben« (Joh. 16,33). Wie leicht geraten wir inVerlegenheit, wenn etwas schief geht. Halten wir dannje inne um zu bedenken, was dem großen Vorsatz, denGott in seinem Herzen trug, entgegen steht? Gott, derLicht ist, ließ das Licht aus der Finsternis her-vorleuchten und wollte diese Welt zum Schauplatz sei-nes ewigen Planes machen. Da mischte sich der Satanein, um Gottes Absichten zu durchkreuzen, und dieMenschen liebten die Finsternis mehr als das Licht.Trotz dieses Rückschlages, dessen Folgen wir viel zuwenig bedenken, bewahrt Gott in sich einen uner-schütterlichen Frieden. Es ist dieser Frieden Gottes,von dem Paulus sagt, dass er unsere Herzen und Sinnein Christus Jesus bewahrt (Phil. 4,7).

Der Ausdruck »bewahren« bedeutet, dass meinFeind an den Toren erst mit einer bewaffneten Wachekämpfen muss, ehe er mich erreichen und anrührenkann. Deshalb kann ich so gelassen sein wie Gott selbst.Denn der Frieden, den Gott hat, der bleibt auch inmir. Das ist etwas, von dem die Welt nichts weiß. »Frie-den lasse ich euch. Meinen Frieden gebe ich euch.Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch« (Joh. 14,27).

Wie wenig haben die Menschen doch Jesus verstan-den! Was er auch tat, alles war falsch in ihren Augen.Denn das Licht, das in ihnen war, war Finsternis. Sie

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wagten es sogar, den Geist, der in ihm war, mit Beel-zebub, dem Dämonenfürsten, zu identifizieren; undals sie ihm Schwelgerei und Trunksucht vorwarfen, warseine Antwort: »Vater, ich danke dir« (Matth.11,19.25). Er blieb unerschütterlich, weil er in GottesFrieden ruhte.

Oder denken wir an die letzte Nacht vor seinenLeiden. Alles schien zu scheitern: Ein Freund ging hi-naus in die Nacht, um ihn zu verraten. Ein andererzog im Zorn das Schwert. Seine Leute versteckten sichoder rannten davon, um sich in Sicherheit zu bringen.Aber inmitten dieses Aufruhrs sprach Jesus voller Frie-den und Ruhe zu denen, die gekommen waren, umihn gefangen zu nehmen: »Ich bin es!« Nicht er warnervös, sondern sie waren es, die zitterten und zu Bo-den fielen. Diese Erfahrung hat sich bei den Märty-rern aller Zeiten immer wiederholt. Man konnte siequälen oder verbrennen, aber weil sie Gottes Friedenbesaßen, mussten sich die Zuschauer über ihre Würdeund Gelassenheit wundern. Deshalb sind wir nicht er-staunt, wenn Paulus von diesem Frieden schreibt, erübersteige den Verstand.

Jesus unterscheidet zwischen »in der Welt«, in derwir Angst haben, und »in mir«, in dem wir Friedenhaben. Wenn Gott uns in das eine hineingestellt hat,wo wir durch Anforderungen und Bedürfnisse be-drängt werden, so versetzt er uns auch in dies »andere«,wo er uns inmitten aller Dinge unerschütterlich beisich behält. Jesus fragte einmal: »Wer hat mich ange-rührt?« Er bemerkte in Kapernaum das gläubige An-rühren eines Einzelnen aus der Menschenmenge. Dasentsprach seinem eigenen Herzen, das voller Mitleid

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war. Aber das ungeduldige Getümmel der Volksmassehatte keinen Einfluss auf ihn. »Nicht wie die Welt gibt,gebe ich euch!« Im Alltagsleben werden wir von derWelt hin- und hergestoßen. Aber das Leben des Geis-tes bleibt unter weltlichem Druck unerschütterlich.

»Gerechtigkeit, Frieden und Freude«, das sind dieDinge, um die es im Reich Gottes geht. Deshalb wol-len wir uns nie in den alten Bereich des »Essens undTrinkens« entführen lassen. Denn uns interessiert we-der die Empfehlung noch das Verbot solcher Dinge,sondern eine ganz andere Welt. Deshalb brauchen wir,die wir zum Reich Gottes gehören, keine Weltfluchtzu üben. Wir überwinden die Welt nicht dadurch, dasswir die weltlichen Dinge aufgeben, sondern indem wirin einem positiven Sinn außerweltlich, jenseitig sind,weil wir das besitzen, was die Welt nicht geben kannund was die Menschen doch so schmerzlich entbeh-ren, nämlich Liebe, Freude und Frieden.

So geht es also nicht darum, der Welt aus dem Wegzu gehen, – im Gegenteil, wir müssen es als Vorrechtansehen, dass Gott uns in diese Welt gestellt hat. »Sowie du mich in die Welt gesandt hast, so sende ich sie(die Jünger) in die Welt!« Welch eine Feststellung! DieGemeinde ist Christi Nachfolgerin, der BrückenkopfGottes im Zentrum des satanischen Territoriums. Dasist etwas, das Satan nicht ertragen kann (ebensowenigwie er Jesus selbst ertragen konnte), und das er den-noch auf keine Weise loswerden kann. Es ist eine Ko-lonie des Himmels, eine Invasion in den Machtbereichdes Satans, gegen die er völlig hilflos ist. »Kinder Got-tes inmitten eines verkehrten und verdrehten Ge-schlechts, unter dem wir als Lichter in der Welt schei-

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nen«, nennt Paulus uns (Phil. 2,15). Gott hat uns be-wusst in den Kosmos gesetzt, um ihm – dem Kosmos– seine wahre Art zu zeigen. Wir sollen durch das gött-liche Licht seine gottfeindliche Rebellion einerseits undseine Hohlheit und Leere andererseits so beleuchten,dass es alle sehen können.

Aber damit ist unsere Aufgabe noch nicht erschöpft.Wir sollen den Menschen eine frohe Botschaft verkün-digen. Wenn sie diese annehmen, so wird das LichtGottes in der Person Jesu Christi sie von der eitlenLeere der Welt zu seiner Fülle befreien. Und dieserdoppelten Aufgabe verdankt die Gemeinde den HassSatans. Nichts macht ihn so wütend wie die Anwesen-heit der Gemeinde in der Welt. Über nichts würde ersich mehr freuen als über den Exodus der Gemeinde,über die Beseitigung dieses verräterischen Lichtes. DieGemeinde ist der Stachel im Fleisch des WidersachersGottes. Sie ist ihm ein ständiger Anlass zu Ärger undVerdruss. Allein unsere Anwesenheit in der Welt ver-ursacht dem Satan eine Menge Ungelegenheiten. Wes-halb also sollten wir sie verlassen?

»Geht hin in alle Welt und predigt das Evangelium«(Mark. 16,15). Das ist des Christen Vorrecht. Es istaber auch seine Pflicht! Diejenigen, die sich der Weltzu entziehen versuchen, beweisen damit nur, dass sienoch im Denken der Welt gefangen sind. Wir, die »wirnicht von ihr« sind, haben überhaupt keinen Grund,sie zu verlassen, denn wir sind genau da, wo wir seinsollen.

Deshalb ist es nicht nötig, unseren weltlichen Be-ruf aufzugeben. Ganz im Gegenteil: Er ist unserMissionsfeld! Hier dürfen keine weltlichen, sondern

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nur geistliche Erwägungen den Ausschlag geben. Wirleben nicht in getrennten Abteilen: In der Kirche alsChristen und die übrige Zeit als Weltmenschen! Allesin unserem Beruf, in unserem Job oder Hobby sollnach dem Willen Gottes von unserem Leben als Chris-ten geprägt sein. Alles, was wir verrichten, sei es aufdem Acker oder auf der Autobahn, im Geschäft oderin der Fabrik, im Krankenhaus oder in der Schule oderin der Küche, ist dann ein Dienst für das KönigreichGottes. Der Satan sähe es lieber, wenn die Christendiese Plätze räumten, denn sie sind ihm dort sehr imWeg. Er versucht deshalb, uns entweder aus der Welthinauszugraulen, oder uns in sein Weltsystem und sei-ne Denkmethoden zu verstricken und uns zu veran-lassen, unser Verhalten nach seinen Maßstäben einzu-richten. In beiden Fällen hätte er gesiegt. Wenn wirjedoch in der Welt aushalten, und wenn dennoch alleunsere Impulse von Gott her kommen, also außerwelt-lich und jenseitig sind, dann bedeutet das Satans Nie-derlage und Gottes Herrlichkeit.

Über dem Leben Jesu in der Welt steht das Motto:»Die Finsternis hat es nicht überwunden« (Joh. 1,5).Nirgends in der Schrift heißt es, dass wir die Sünde»überwinden« sollen, es wird aber ausdrücklich gesagt,dass wir die Welt überwinden sollen. In Bezug auf dieSünde spricht Gottes Wort immer von Befreiung, inBezug auf die Welt spricht es hingegen von Sieg!

»Dies ist der Sieg, der die Welt überwunden hat:unser Glaube. Wer ist es, der die Welt überwindet,wenn nicht der, der glaubt, dass Jesus der Sohn Gottesist?« (1. Joh. 5,4.5). Der Schlüssel zum Sieg ist immerunser Glaubensverhältnis zum siegreichen Sohn.

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»Fürchtet euch nicht«, sagt er, »ich habe die Welt über-wunden!« (Joh. 16,33). Nur Jesus konnte das von sichbehaupten, weil er schon vorher verkünden konnte:»Der Fürst der Welt … vermag nichts gegen mich«(Joh. 14,30). Es war das erste Mal, dass jemand aufder Erde so etwas gesagt hatte. Er sagte es, und er über-wand. Durch seinen Sieg wurde der Fürst der Weltausgestoßen, und Jesus begann, Menschen zu sich zuziehen.

Und weil er es gesagt hat, so dürfen wir es jetzt auchsagen. Weil ich von neuem geboren bin und weil »al-les, was von Gott geboren ist, die Welt überwindet«,kann ich in derselben Welt sein, in der auch mein Herrwar, und, wie er, völlig von der Welt getrennt sein, alsLicht, das auf den Leuchter gesetzt wird, damit es al-len leuchte, die das Haus betreten. »So wie er, sindauch wir in dieser Welt« (1. Joh. 4,17). Die Gemeindeverherrlicht Gott nicht, indem sie die Welt verlässt,sondern indem sie in ihr sein Licht strahlen lässt. Nichtder Himmel ist der Ort, Gott zu verherrlichen. Er wirdder Ort sein, wo man ihn lobt. Der Ort, ihn zu ver-herrlichen, ist hier.

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Unabhängigkeit

Wir haben gesehen, dass die Gemeinde der Stachel imFleisch Satans ist, der ihm heftiges Unbehagen verur-sacht und seine Bewegungsfreiheit einengt. Obwohldie Gemeinde in der Welt ist, lehnt sie es nicht nur ab,am Aufbau der »Welt« mitzuwirken, sondern sie ver-kündigt ihr immer wieder das Gericht. Aber wie dieGemeinde eine ständige Quelle des Ärgers für die Weltist, so ist die Welt ihrerseits eine Quelle dauernder Notfür die Gemeinde. Und da sich die Welt immer weiterentwickelt, so nimmt ihre Macht, Gottes Volk zu be-drücken, immer mehr zu. In der Tat muss die Kircheheute in der Welt einer Macht entgegentreten, die esin diesem Ausmaß früher überhaupt nicht gegeben hat.Damals traf die Kinder Gottes offene Verfolgung inForm physischer Angriffe auf ihre Person (Apg. 12; 2.Kor. 11). Sie stießen immer wieder mit materiellen,handgreiflichen Dingen zusammen. Heute bekämpftdie Welt sie raffinierter, mit einer unsichtbaren Machthinter den materiellen Dingen, die unheilig und geist-lich böse ist. Die Schlagkraft dieser geistigen Machtist heute viel stärker als früher. Sie ist nicht nur stär-ker, sondern heute kommt ein Element hinzu, dasvorher nicht vorhanden war.

In Offenbarung 9 lesen wir von einer Entwicklung,die für den Verfasser des Buches noch in weiter Fernelag. »Der fünfte Engel stieß in die Posaune, und ichsah einen Stern vom Himmel auf die Erde fallen, undihm wurde der Schlüssel zum Schlund des Abgrunds

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gegeben. Und er öffnete den Schlund des Abgrunds,und es stieg ein Rauch aus dem Schlund auf wie auseinem großen Ofen … Und aus diesem Rauch kamenHeuschrecken auf die Erde, und ihnen wurde Machtgegeben, wie die Skorpione Macht auf der Erde ha-ben. Und ihnen wurde gesagt, dass sie weder das Grasauf der Erde, noch das Grün, noch irgendeinen Baumbeschädigen sollten, sondern nur die Menschen, diedas Siegel Gottes nicht an ihren Stirnen haben« (Verse1-4). Dies ist Bildsprache; der vom Himmel gefalleneStern hat offensichtlich Gerichtsfunktion, und wir wis-sen, dass der unergründliche Schlund Domäne des Sa-tans ist, seine Vorratsscheune, könnten wir sagen. DieEndzeit scheint also durch eine besondere Freisetzungseiner Hilfsquellen gekennzeichnet zu sein. Die Men-schen werden sich einer geistlichen Macht gegenüber-sehen, mit der sie zuvor nicht zu kämpfen brauchten

Dies trifft sicherlich auf die Situation in unserenTagen zu. Zwar werden Sünde und Gewalttätigkeit amEnde dieser Weltzeit immer schlimmer werden, aberGottes Wort zeigt doch, dass die Kirche in jener Zeitnicht in erster Linie gegen diese Dinge kämpfen muss,sondern gegen die geistliche Herausforderung ganzalltäglicher Dinge. »Wie es in den Tagen Noahs war,so wird es auch in den Tagen des Menschensohnes sein.Sie aßen, sie tranken, sie heirateten und sie ließen sichheiraten bis zu dem Tag, an dem Noah in die Archeging und die Flut kam und sie alle vernichtete. Wie esin den Tagen Lots war, sie aßen, sie tranken, sie kauf-ten, sie verkauften, sie pflanzten und bauten. Aber andem Tag, als Lot von Sodom ausging, da regnete esFeuer und Schwefel vom Himmel und vernichtete sie

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alle« (Luk. 17,26-29). Jesus will damit nicht sagen, dassdiese Dinge, – Nahrung, Ehe, Handel, Landwirtschaft,Bauwesen – besondere Kennzeichen der Zeit Lots undNoahs waren, sondern dass sie in besonderer Weisedie Endzeit charakterisieren werden. »So wird es auchan dem Tag sein, an dem der Menschensohn offenbartwerden wird« (Vers 30): Darum geht es. Denn alle dieseDinge sind ja an sich nicht sündig, es handelt sich ein-fach um weltliche Dinge. Aber haben Sie je so vielInteresse an einem guten Leben gehabt wie jetzt? Nah-rung und Kleidung werden heute die besondere Be-lastung der Kinder Gottes. Was sollen wir – noch ge-sunder oder noch raffinierter – essen? Was sollen wirtrinken? Womit sollen wir uns – noch besser – klei-den? Das sind für viele die einzigen Gesprächsgegen-stände. Es gibt eine Macht, die sie zwingt, sich für die-se Dinge zu interessieren, denn ihre Existenz hängtdavon ab – und zwar nicht, weil sie Mangel hätten,sondern weil diese Dinge ihr Denken mehr und mehrgefangen halten.

Aber die Schrift erinnert uns daran, dass »das ReichGottes nicht essen und trinken, sondern Gerechtig-keit …« ist. Sie fordert uns auf, zuerst das Reich Got-tes und Seine Gerechtigkeit zu suchen, und sichert unszu, dass uns dann alle anderen Dinge hinzugefügt wer-den. Sie fordert uns auf, uns nicht um Dinge wie Nah-rung und Kleidung zu sorgen. Denn wenn Gott dieBlumen des Feldes und die Vögel in der Luft versorgt,sollte er dann nicht viel mehr für uns sorgen, die wirihm angehören? Nach unserer Ängstlichkeit zu urtei-len, scheint es allerdings so, dass er sie versorgt, unsaber nicht.

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Nun, dies ist der Punkt, auf den es besonders an-kommt. Das übermäßige Interesse für Essen und Trin-ken, das heute viele Christen kennzeichnet, – gleich,ob aus Mangel oder Überfluss –, ist keineswegs nor-mal, es ist »übernatürlich«. Denn hier beschäftigen wiruns letztlich nicht mit Essen und Trinken, sondern wirstehen Mächten gegenüber. Satan hat diese Weltord-nung entworfen, und er kontrolliert sie. Er steht be-reit, uns durch den Einsatz dämonischer Gewalten mitden Dingen der Welt zu ködern. Die gegenwärtige Si-tuation lässt sich anders überhaupt nicht erklären. Dasssich die Kinder Gottes dieser Tatsache doch bewusstwerden möchten! In der Vergangenheit begegneten dieHeiligen Gottes allerlei Schwierigkeiten; aber inmit-ten ihrer Drangsal konnten sie aufsehen und Gott ver-trauen. In der Drangsal unserer Tage aber sind sie soverwirrt, dass sie ihm anscheinend nicht mehr vertrau-en können. Wir müssen uns klarmachen, dass all dieseNot und Konfusion satanischen Ursprungs ist.

Genauso verhält es sich mit der Ehe. Nie hat es aufdiesem Gebiet so viel Probleme gegeben wie heute. Esherrscht Verwirrung, denn die jungen Leute brechenmit den alten Traditionen, ohne an neuen LeitbildernHalt zu finden. Auch das lässt sich nicht natürlich er-klären, sondern nur mit übernatürlichen Mächten.Heiraten ist in jedem Zeitalter normal und natürlich.Aber heute bricht in die Familien und Ehen ein Ele-ment ein, das unnatürlich ist.

Dasselbe gilt für die Landwirtschaft und das Bau-wesen genauso, wie für das Kaufen und Verkaufen. Allediese Dinge sind »normalerweise« völlig legitim undnützlich. Aber heute bedrängt die hinter ihnen stehen-

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de Macht die Menschen, bis sie verwirrt werden unddas innere Gleichgewicht verlieren. Die Macht desBösen, die ihre Kräfte in diesem Weltsystem entfaltet,hat eine Situation heraufbeschworen, in der wir zweiExtreme erkennen. Ein Teil der Menschheit entgehtmit knapper Not dem Hungertod, während der an-dere im Reichtum schwimmt. Manche Christen befin-den sich in beispiellosen wirtschaftlichen Schwierig-keiten, während andere beispiellose Möglichkeiten ha-ben, sich zu bereichern. Beide Extreme sind anomal.

Gehen Sie doch heute in die Häuser, und hören Siesich die Gespräche an. Da werden Bemerkungen lautwie diese: »Vorige Woche habe ich die und die Sachenzu dem und dem Preis gekauft und dabei so viel einge-spart.« »Zum Glück habe ich vor einem Jahr gekauft,denn sonst hätte ich erhebliche Verluste erlitten.«»Wenn Sie verkaufen wollen, so verkaufen Sie jetzt,wo der Markt noch gut ist!« Haben Sie nicht bemerkt,wie die Leute hin- und herhasten und fieberhaft ihrenGeschäften nachjagen? Jeder will ein Stück vom »Wohl-standskuchen« abbekommen. Männer und Frauen, diesich früher nie mit so etwas befasst haben, verlieren inder Woge der Spekulationen den Boden unter ihrenFüßen. Sie sind in einen Strudel der Geschäftemachereigeraten, der sie wie irr herumwirbelt. Sehen Sie nicht,wie unnatürlich solche Zustände sind? Sehen Sie nicht,dass hier eine Macht wirksam ist, die die Menschen inihren Bann schlägt? Diese Leute handeln doch nichtmehr vernünftig. Sie sind außer sich geraten. Bei die-ser heutigen Orgie des Kaufens und Verkaufens gehtes letztlich nicht darum, ein wenig Geld zu verdienen– oder zu verlieren. Sondern die Menschen sind hier

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mit einem satanischen System in Berührung gekom-men. Wir leben in der Endzeit, einer Zeit, in der eineganz besondere Macht losgelassen worden ist, die dieMenschen vorwärts treibt, ob sie wollen oder nicht.So ist das Problem zur Zeit nicht so sehr die Sünde alsvielmehr die Verweltlichung.

»Hütet euch, dass eure Herzen nicht von Rauschund Trunkenheit und irdischen Sorgen belastet wer-den, damit euch jener Tag nicht unversehens überfal-le« (Luk. 21,34). Der Herr warnt uns davor, uns über-mäßig von den irdischen Sorgen bedrängen zu lassen,also Sorgen um solch einfache Dinge wie Nahrung undKleidung, die zu unserer vorübergehenden Existenz aufder Erde gehören. Ein so einfaches Ding – ein Apfel,der gut aussah – brachte Adam und Eva zu Fall! Undes werden solche einfachen Sachen sein, wodurch man-che Christen die himmlische Berufung Gottes versäu-men. Die Kernfrage ist immer, woran jemand sein Herzhängt. Wir werden ermahnt, unsere Herzen nicht zuunserem Schaden mit solchen Dingen zu »belasten«oder zu »überladen«. Das heißt, sie dürfen uns nichtzu einer solchen Bürde werden, dass wir ermüden, indem uns aufgetragenen Dienst müde werden. Wir sol-len in rechter Weise von unseren Gütern im Haus oderauf dem Feld unabhängig bleiben (Luk. 17,31).

Erinnern wir uns, wer wir eigentlich sind! Wir sinddie Gemeinde Gottes, das Licht der Welt, das in derFinsternis scheint. So sollen wir unser Leben hier untenführen.

Es hat eine Zeit gegeben, in der die Kirche die Me-thoden der Welt völlig abgelehnt hat. Jetzt gebrauchtsie diese, ja sie missbraucht sie. Natürlich müssen wir

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die Welt gebrauchen, da wir in ihr leben sollen. Aberwir sollen uns nicht von ihr abhängig machen. Des-halb fährt Jesus fort: »Seid allezeit wachsam und betet,damit es euch gelinge, all diesen Dingen, die auf euchzukommen, zu entrinnen und vor des Menschen Sohnzu bestehen« (wörtlich: »hingestellt zu werden«) (Luk.21,36). Würde Gott uns zur Wachsamkeit und zumGebet auffordern, wenn es keine geistliche Macht gäbe,vor der wir uns schützen müssen? Wir dürfen unsereZukunft nicht für selbstverständlich gesichert halten,sondern müssen ständig darauf bedacht sein, wirklichaus der Umgarnung durch die Elemente dieser Weltgeistlich befreit zu werden und vom Sieg über die Welther zu leben.

Das Buch der Offenbarung deutet an, dass der Sa-tan sein Reich des Antichristen in der politischen Welt(Kap. 13), in der religiösen Welt (Kap. 17) und in derHandelswelt (Kap. 18) errichten wird. Auf dieserdreifachen Basis von Politik, Religion und Wirtschaftwird sein Regiment zuletzt noch einmal zu einer ge-waltigen Entfaltung kommen. In den beiden letztge-nannten Kapiteln erscheint dies Königreich unter demBild Babylons, des besonderen Werkzeugs Satans.Wegen ihres Handels kommt das Urteil über die Stadt.Der ganze Bericht in Kapitel 18 dreht sich um Kauf-leute und Handelsware. Diejenigen, die den Fall dergroßen Stadt beklagen, vom König bis zum Matrosen,jammern alle bei dem Gedanken, dass ihr blühenderHandel so plötzlich zum Erliegen gekommen ist. Esscheint also weder die Religion noch die Politik zu sein,die den babylonischen Geist wieder aufblühen lässt,sondern der Handel, und sein Erliegen beklagt man

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bei ihrem Zusammenbruch. Aus bitterer Erfahrungmüssen wir feststellen, dass der Handel das Lebensge-biet ist, auf dem mehr als auf jedem anderen »dieVerderbnis, die in der Welt ist durch die Lust« selbstChristen mit den allerbesten Grundsätzen unerbitt-lich nachstellt. Und ohne die Gnade Gottes könnensie allzu leicht mit in ihren Untergang hineingerissenwerden.

Haben wir Mitleid mit Babylon? Die Kaufleuteweinten, aber im Himmel ertönte das Halleluja (19,1).In diesen Versen (1-6) finden wir die einzigen Halle-lujas im Neuen Testament. Können wir mit einstim-men?

Wir bewegen uns auf einem gefährlichen Gebiet,wenn wir mit dem Handel in Berührung kommen.Wenn wir uns berufsmäßig mit sauberen Handelsge-schäften befassen und dies mit Furcht und Zittern tun,dann können wir mit Gottes Hilfe dem Fallstrick desTeufels entgehen. Aber wenn wir selbstsicher sind, dannbesteht keine Hoffnung, der skrupellosen Selbstsuchtzu entgehen, die solche Beschäftigung mit sich bringt.Das Problem, dem wir uns heute gegenübersehen, istnicht, wie wir uns des Kaufens und Verkaufens, desEssens und Trinkens und des Heiratens enthalten kön-nen. Das Problem besteht vielmehr darin, wie wir ver-meiden können, dass die Macht, die hinter diesenDingen steht, über uns triumphiert.

Wie können wir nun unsere materiellen Angelegen-heiten dem Willen Gottes entsprechend regeln? Wirmüssen sie in Gottes Auftrag regeln. Das heißt, wirmüssen wissen, dass wir nicht nutzlos Werte hortenoder fette Bankkonten anlegen dürfen. Statt dessen

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sollen wir unsere Schätze auf Gottes Konto einzahlen.Sie und ich, wir müssen willig sein, uns zu jeder Zeitvon jedem Ding zu trennen. Dabei kommt es nichtdarauf an, ob ich zweitausend oder zwei Dollar ab-gebe. Es kommt darauf an, dass ich alles, was ich habe,ohne das geringste Bedauern loslassen kann.

Ich will damit nicht sagen, dass wir unsere gesamteHabe verschenken sollen. Darauf kommt es nicht an.Es geht darum, dass wir als Gottes Kinder für uns selbstnichts anhäufen dürfen. Wenn ich etwas behalte, danndeshalb, weil Gott zu meinem Herzen gesprochen hat.Wenn ich es hergebe, so geschieht das aus demselbenGrund. Ich stelle mich selbst dem Willen Gottes zurVerfügung und weigere mich nicht, das herzugeben,was Gott verlangt. Ich behalte nichts, weil ich es liebhabe, sondern ich lasse es ohne Bedauern los, wennmich der Ruf erreicht, dass ich es hinter mir lassensoll. Dann bin ich unabhängig, frei und für Gott ab-gesondert.

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Erfrischen und sich erfrischen lassen

Im Johannesevangelium wird uns von einem Ereignisberichtet, das nur hier überliefert ist – eine Begeben-heit von geistlicher Bedeutung, die uns hilft, das Pro-blem des Lebens in der Welt zu beleuchten. Ich meinedie Geschichte in Kapitel 13, in der unser Herr sichmit einem Tuch umgürtet, ein Waschbecken nimmtund seinen Jüngern die Füße wäscht. Ich möchte hiernur auf den Befehl Jesu aufmerksam machen, den derHerr im Anschluss an die Fußwaschung erteilt: »Alsosollt auch ihr einander die Füße waschen. Denn ichhabe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr tut,wie ich euch getan habe … Wenn ihr dies wisst, seligseid ihr, wenn ihr es tut« (Verse 14-17). Was ist das fürein gegenseitiges Fußwaschen? Was heißt es, dass wireinander die Füße waschen sollen?

Lassen Sie mich gleich sagen, dass sich diese Stellenicht auf die Sünde bezieht. Ob ich barfuß gehe, San-dalen oder Schuhe trage, nie kann ich vermeiden, dassmeine Füße staubig werden. Aber dass ich Staub undSchmutz an Leib und Kleidern verkrusten lasse, dassoll nicht sein! Ich muss von einem Ort zum andernwandern, aber es ist doch nicht nötig, dass ich denSchmutz vom Anfang meiner Reise bis zum Endzielan mir herumtrage! Straucheln und fallen und sichdann im Staub herumwälzen, das ist sicher Sünde.Darauf muss Buße und Gottes Vergebung folgen. Aberwenn ich mit dem Herrn gehe, dann kann ich michnicht hinter der Entschuldigung verstecken: »Ich muss

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ja hin und wieder fallen; das ist eben unvermeidlich!«und mich dann auf die Generalreinigung bei meinerBekehrung oder am Ende der Tage berufen. Das wäresicher falsch.

Auf unserem Weg durch die Welt – ganz gleich,wer wir sind, und wie sehr wir uns in Acht nehmen –können wir nicht vermeiden, dass etwas an unserenFüßen hängen bleibt. Ja, wenn wir die Erde überhauptnicht berührten, dann freilich würde uns nichts an-haften. Aber dazu müsste man uns umhertragen. Wennwir die Erde berühren – und wer bildet sich im Ernstein, dass er das vermeiden könnte –, dann heftet sichder Staub an uns. Selbst unser Herr rügte seinenGastgeber: »Du hast mir kein Wasser für meine Füßegegeben« (Luk. 7,44). Wir müssen also festhalten, dassdie gegenseitige Fußwaschung in Johannes 13 nichtmit begangenen Sünden zusammenhängt. Für diesegibt es immer Vergebung durch Christi Opfertod, unddavon will Gott uns ohnehin befreien. Nein, hier han-delt es sich um unseren täglichen Weg durch die Welt,auf dem wir unausbleiblich mit ihr in Berührung kom-men. »Ihr seid rein«, sagt Jesus. Dafür sorgt er selbstals Opferlamm. »Wer gebadet hat, der braucht nicht…«, und soweit es die Sünde betrifft, könnte der Satzhier enden. Aber wenn wir uns in Satans Reich bewe-gen, dann kleben uns mancherlei Dinge an. Das kön-nen wir einfach nicht verhindern, weil wir immer mitden Dingen der Welt in Berührung sind, mit ihrenGeschäften und mit ihren Vergnügungen, mit ihremkorrupten Wertsystem und ihrer ganzen ungöttlichenEinstellung. Wie ein Film legt sich das zwischen unsund unseren Herrn. Daher die Worte, mit denen der

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Herr schließt: »… außer, dass ihm die Füße gewaschenwerden.«

Nun wollen wir zur praktischen Anwendung kom-men. Manche von Ihnen müssen sieben bis acht Stun-den am Tag in Büros und Geschäften arbeiten. Daranist nichts Verkehrtes. Aber wenn Sie von der Arbeitnach Hause kommen, sind Sie dann nicht müde, abge-spannt und verstimmt? Sie treffen einen Bruder, aberSie können nicht so ohne weiteres mit ihm in ein geist-liches Gespräch kommen. Sie fühlen sich irgendwieverunreinigt. Ich wiederhole: Das muss keineswegsSünde sein. Ihre Berührung mit der Welt hat einentrüben Film auf Ihnen zurückgelassen. Sie fühlen es,denn Sie können sich nicht sogleich ungehindert zumHerrn erheben. Das klare Verhältnis, das Sie am Mor-gen zu ihm hatten, ist getrübt. Die Frische ist dahin.Wir alle machen solche Erfahrungen.

Oder eine Schwester ist mit Arbeiten im Haushaltbeschäftigt. Nehmen wir an, eine junge Mutter berei-tet auf dem Herd das Mittagessen. Da schreit das Baby.Es klingelt an der Tür. Die Milch kocht über – unddas alles auf einmal! Sie rennt dem einen nach undverfehlt das andere! Nachdem sie alles wieder in Ord-nung gebracht hat, setzt sie sich hin. Aber sie bedarfwohl einer besonderen Kraft, um sich wieder zu Gottzu erheben. Sie fühlt, dass ein Hindernis vorhandenist. Es ist nicht Sünde. Aber es ist, als ob eine dickeStaubschicht auf allem liege. Der Staub klebt fest wieein Film. Er drängt sich zwischen sie und den Herrn.Das Verhältnis ist getrübt, beschmutzt. Der Weg, derdirekt zu Gott führt, ist nicht frei. Ich glaube, das ver-deutlicht wohl die Notwendigkeit der Fußwaschung.

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Manchmal haben uns unsere weltlichen Pflichtenmüde gemacht, und wir sind erschöpft. Wenn wir zumGebet niederknien, so müssen wir erst ein Weilchenwarten. Vielleicht dauert es zehn oder zwanzig Minu-ten, ehe wir Gott wieder wirklich erreichen können.Oder wir setzen uns hin, um die Bibel zu lesen, undmerken, dass wir uns energisch zusammenreißen müs-sen, um uns Seinem Reden zu öffnen. Wie gut ist esda, wenn wir auf dem Heimweg einen Bruder treffen,dessen Herz noch voll ist von der Begegnung, die ersoeben mit Gott gehabt hat. Ohne eine besondere Ab-sicht gibt er uns die Hand, und wir wechseln einigeWorte. Er selber mag es gar nicht merken, aber es ist,als wische er mit einem Staubtuch alles sauber. Wirfühlen sofort, dass unser Kontakt zu Gott wiederher-gestellt ist.

Manchmal kommen Sie vielleicht niedergeschlagenzur Gebetsstunde, weil Ihre Arbeit Sie bedrückt. Esbetet jemand, aber Sie haben noch immer dasselbeschwermütige Gefühl. Ein anderer betet, und es än-dert sich nichts. Aber dann betet ein Bruder oder eineSchwester, und irgendwie fühlen Sie sofort die erhe-bende Kraft. Sie sind erfrischt. Ihre Füße wurden ge-waschen. Was also bedeutet die Fußwaschung? Sie be-deutet, dass die ursprüngliche Frische wiederhergestelltwird. Sie bedeutet, dass die Dinge wieder in einen soklaren Zustand versetzt werden, als seien sie neu ge-worden und aus Gottes unmittelbarer Gegenwart ge-kommen.

Ich weiß nicht, wie oft ich persönlich so niederge-schlagen gewesen bin, ohne dass es nun direkt Sündewar, die mich bedrückte, sondern das Gefühl, vom

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Staub der Welt bedeckt zu sein. Und da begegnete mirein Bruder oder eine Schwester, jemand, der meinenZustand gar nicht kannte. Durch eine spontane Be-merkung von ihm war alles wieder hell und klar. Wennso etwas geschieht, dann merken Sie deutlich, wie alleFinsternis weicht, wie der Film fortgewischt ist! Gottsei Dank! Sie sind sofort erfrischt und in einen Zu-stand zurückversetzt, in dem Sie sich wieder der Ge-meinschaft mit Ihm erfreuen können. Das ist Fußwa-schung: Meine Brüder in Christus erquicken, einenBruder so aufrichten, als käme er gerade aus der Ge-genwart Gottes. Diesen wechselseitigen Dienst möch-te der Herr bei seinen Kindern sehen.

Wenn wir mit Gott leben, dann gibt es keinen Tag,an dem wir nicht – wenn wir es wollen – unsern Brü-dern eine Erquickung sein können. Das ist einer derherrlichsten Dienste. Vielleicht ist es nicht mehr alsein Händedruck. Vielleicht ist es ein Wort derErmunterung, das fast beiläufig gesprochen wird.Vielleicht ist es nur der Widerschein des Himmels inunserem Gesicht. Aber wenn der Herr uns seinen Wegführen kann und keine Wolken unser Verhältnis zuihm verdunkeln, dann erleben wir, wie er uns in derStille gebraucht. Vielleicht wissen wir es selbst kaum,und es ist besser, nicht danach zu forschen. Das Bestewäre in der Tat, wenn wir es nie erführen. Aber ob wires wissen oder nicht, wir werden dauernd dazu ge-braucht, unsern Bruder zu erfrischen. Wenn erniedergeschlagen ist und in Finsternis sitzt, wenn ereine Bürde auf dem Herzen oder einen Film vor sei-nen Augen hat, wenn er betrübt und befleckt ist, dannwird er zu uns kommen. Er braucht nicht lange zu

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bleiben, vielleicht nur ein paar Minuten. Suchen Siediesen Dienst! Gott schenke Ihnen Gnade dazu!Manchmal wünschen wir uns, wir könnten vor einergroßen Zuhörerschaft lange Predigten halten. Aber nurwenige haben diese Gabe, und viele werden von die-sen wenigen nicht erreicht. Die Herzen der Heiligenerquicken, das ist ein Dienst, den jeder tun kann unddurch den jeder zu erreichen ist. Gott selbst hält ihnfür unschätzbar wertvoll.

Aber um einen solchen Dienst zu leisten, müssenwir gewisse Voraussetzungen erfüllen. Wenn wir wirk-lich mit dem Herrn leben, dann werden wir ohneZweifel gebraucht werden. Bei ihm gibt es keine Be-schränkungen. Wenn wir selbst lauter sind und unserHerz voll von seiner Freude und von seinem Friedenist, dann muss das einfach nach außen strahlen. Solautet meine einfache Frage an Sie: Gibt es unberei-nigte Dinge zwischen Ihnen und Gott? Damit meineich ganz konkrete, bewusste Dinge. Sind Sie sich sol-cher Dinge nicht bewusst, so ist es nicht nötig, danachzu forschen, nur um etwas zu finden. Der Herr wird esIhnen schon enthüllen. Wenn Er will, wird Er ans Lichtbringen, was Sie übersehen haben. Er wird seinen Fin-ger darauf legen, und Sie werden es erkennen. Es istnicht nötig, den Blick nach innen zu richten und je-des Gefühl zu prüfen und zu analysieren, um ihm andie Wurzel zu kommen. Danken Sie ihm nur! Es istseine Aufgabe, nicht Ihre, in Ihr Herz zu leuchten undIhnen zu zeigen, wenn Sie in die Irre gehen.

Aber eins steht fest: Wenn Sie mit Gott im Unreinensind, dann können Sie dem anderen nur den Glanz neh-men. Sie können seine Füße nicht waschen. Wenn er

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deprimiert ist, so wird er durch Sie nur noch deprimier-ter werden. Wenn er sich schwermütig fühlt, so wirdIhr Besuch den Bruder nur noch schwermütiger ma-chen. Anstatt ihn zu erquicken und ihm erneut die Le-benskraft Gottes zu vermitteln, werden Sie ihn nur innoch tieferen Trübsinn stürzen. Mit Gott nicht in Ord-nung zu sein, ist der sicherste Weg, für das Leben seinerGemeinde zu einer Belastung zu werden. Demgegenüberliegt der größte Kraftbeweis darin – so glaube ich –,dauernd in der Lage zu sein, andere zu erquicken. Es istein unschätzbares Gut, dieser Kontakt mit dem Him-mel, der erhebt, reinigt und erneuert.

»So sollt auch ihr einander die Füße waschen!« Un-ter allen Befehlen des Herrn an seine Jünger ist dieserder – im wahrsten Sinne des Wortes – dramatischste.Um ihnen seine Wichtigkeit bewusst zu machen, hater ihn selbst an ihnen durchgeführt. Es war der Aus-druck seiner Liebe »zu den Seinen, die in der Weltsind« (Vers 1). Mit seinem eigenen Beispiel zeigte erden Jüngern, was Dienst bedeutet. Keine Arbeit imRampenlicht, sondern gegenseitiges Bedienen mit ei-ner Waschschüssel und mit einem Handtuch. Immerwird es nötig sein, Menschen, die gefallen sind,aufzurichten, Schwache, die gesündigt haben, zur Bußezurückzuführen. Aber das dringendste Bedürfnis un-ter den Heiligen ist gegenwärtig die Erfrischung. Da-mit meine ich, dass sie erneut zu dem zurückgerufenwerden, was ursprünglich und von Gott ist. Das istKraft. Jesus »ist von Gott ausgegangen« (Vers 3), umdies zu tun. Ich glaube, dass es keine größere Gottes-kraft gibt, als die, von ihm erfrischt vor die Welt zutreten. Halten Sie das nicht auch für die größte Mani-

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festation der Macht göttlichen Lebens? Wir freuen uns,wenn wir in einem Weltsystem, das vom »Rauch desSchlundes« verdunkelt ist, Heiligen begegnen, diedurch die reine Luft des Himmels erfrischt sind. Die-se Frische vermittelt Ihnen und mir erneut einenHauch göttlichen Lebens.

Ich danke dem Herrn, dass ich in meiner Jugenddas große Vorrecht hatte, eine der ungewöhnlichstenHeiligen kennen zu lernen. Ich kannte sie viele Jahreund entdeckte manche geistlich wertvolle Eigenschaftan ihr. Aber das, was mich vor allem beeindruckte,war das Gefühl der Nähe Gottes. Man konnte nichtlange bei ihr sitzen oder sie auch nur in ihrem Zim-mer aufsuchen und einen Händedruck mit ihr wech-seln, ohne die Gegenwart Gottes zu verspüren. Mankonnte das nicht erklären, aber man fühlte es einfach.Ich war nicht der Einzige, der das empfand. Jeder, dermit ihr in Berührung kam, gab ihr dies Zeugnis. Zujener Zeit war ich oft verzagt, alles schien mir zu miss-lingen. Wenn ich aber ihr Zimmer betrat, so fühlteich mich zurechtgewiesen. Ich spürte die unmittelba-re Gegenwart Gottes und war sogleich erfrischt.

Wie kann das geschehen, diese unmittelbare Stär-kung? Sicherlich nicht als Dienst einiger weniger. DerHerr möchte jedem von uns die Kraft verleihen, denBruder und die Schwester zu ermuntern, wenn sie sichbefleckt haben. Bedenken Sie bitte – darf ich es sagen?–, dass eine solche Trübung den Einfluss eines Chris-ten auf die Welt oft stärker schädigen kann, als seineeigentlichen, bewussten Sünden. Manchmal geratenwir in Sünde, jeder von uns. Aber das merken wirsofort; wir wissen, was wir getan haben, und suchen

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und finden Vergebung. Aber oft lastet der »Staub« derWelt stundenlang auf uns; weil es jedoch keine akuteSünde ist, achten wir gar nicht darauf. Dann geschiehtes, dass unsere Wirksamkeit für Gott auf die Welt nach-lässt. Wie gut ist es, wenn wir dann einen Bruder odereine Schwester bei uns haben, durch die wir wieder zuerneuter Gemeinschaft mit Gott aufgerichtet werden.

Welches sind nun die Voraussetzungen für diesenDienst? Es sind zwei. Als Erstes muss – wie wir gese-hen haben – jede erkannte Unstimmigkeit zwischenmir und dem Herrn sofort bereinigt werden, sonstschaltet sie mich völlig aus diesem Dienst aus. Worumes sich auch immer handeln mag, es muss unverzüg-lich geordnet werden, sonst werde ich unbrauchbar.Dann bin ich kein Gewinn für die Gemeinde Gottes,sondern ich bin ihr zu einer Bürde geworden. Ich kannnichts zu ihrem Bestand beitragen. Ich kann höchstensdas Schuldkonto des Lebens der Kinder Gottes erhö-hen. Erst dann, wenn ich mit Gott im Reinen bin,wenn in allen mir bewussten Dingen keinerlei Dis-harmonie besteht, kann ich mithelfen, meine Brüderaufzurichten zu der Kraft, die sie in der Auseinander-setzung mit der Welt nötig haben.

Zweitens – und um jedes Missverständnis auszu-schalten, will ich es ganz deutlich sagen –: Bedenkenwir, dass diese Erquickung auf Gegenseitigkeit beruht.»Waschet einander die Füße!«, sagt Jesus. Wer Er-quickung austeilt, muss sich auch von andern erqui-cken lassen. Oftmals wird der Herr Sie gebrauchen,aber genauso oft wird er andere gebrauchen, Sie zuerfrischen. Es haben nicht etwa nur einige wenige diebesondere geistliche Aufgabe, andere zu erquicken,

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denn wir alle müssen diese Welt durchwandern undbedürfen der Erfrischung. Ebenso wenig wie Petrushat einer von uns das Recht zu sagen: »Dies Stadiumhabe ich hinter mir. Ich bin jetzt in so enger Gemein-schaft mit Gott, dass ich keine Trübung mehr zu be-fürchten habe. Ich kann predigen und beten, ohne dassich einen solchen Dienst nötig habe. Du sollst mir nichtdie Füße waschen!«

Es gibt keine Sonderklasse von Brüdern in der Ge-meinde, die ohne Erquickung auskommen. Es ist et-was, auf das jeder Diener Gottes angewiesen ist. WennSie den ganzen Tag in einer Werkstatt oder in einerKüche beschäftigt gewesen sind, so kann Ihnen eineErmunterung durchaus gut tun. Aber manche von unshaben den ganzen Tag in der Kirche gearbeitet, undauch wir haben eine Ermunterung nötig. Unser Be-dürfnis nach Wiederaufrichtung ist oft besonders groß,auch wenn wir so selbstsicher sind, dass wir diese Not-wendigkeit übersehen. Ob wir in einer ausgesprochenweltlichen Umgebung arbeiten oder uns mit sogenann-ten geistlichen Dingen befassen, überall umschließt unsdie Welt. Immer wieder haben wir deshalb die Hilfeeines Bruders oder einer Schwester nötig, die uns zudieser erfrischenden Gemeinschaft mit Gott, zu dieserErneuerung durch geistliche Kraft führen.

Das Lebensprinzip des Leibes Christi ist also ganzeinfach: Erfrischen und sich erfrischen lassen. Je wei-ter wir mit dem Herrn fortschreiten, umso mehr ha-ben wir unsere Brüder nötig. Denn in diesem Dienstist keiner von uns unwichtig, und keiner von uns er-reicht je den Punkt, an dem er den Dienst der anderennicht mehr nötig hat. Mein Gebet ist, dass Gott mich

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hin und wieder dazu gebrauchen möge, einen ande-ren, dessen Geist ermattet ist, zu erquicken, und dasser gleicherweise immer wieder jemand dazu gebrau-che, meinen ermatteten Geist anzurühren und michzu erfrischen. Wenn auf diese Weise der Bruder dieTrübung durch die Welt von mir abwischen kann, sodass ich, der ich müde gekommen bin, erneuert weg-gehen kann, dann hat er mir einen Dienst Christi er-wiesen.

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Mein Gesetz in ihren Herzen

In den ersten Kapiteln haben wir ein Bild von dieserWelt als geistiges System entworfen. Wir verstandensie also nicht als geographisch bestimmbaren Ort, auchnicht als Völkergemeinschaft, noch überhaupt alsDing, sondern als ein System, an dessen Spitze GottesFeind steht. »Die Welt« ist Satans Meisterstück, undwir haben uns ihn vorgestellt als den, der alle seineMacht und Klugheit daransetzt, sie zum Blühen zubringen. Welchen Zweck verbindet er damit? Sicher-lich will er Menschen in seine Gefolgschaft zwingenund an sich ketten. Er hat nur ein Ziel: Seine Welt-herrschaft in den Menschenherzen zu errichten. Er ver-folgt dieses Ziel, obwohl er weiß, dass diese Herrschaftnur von kurzer Dauer sein kann. Und je schneller sichdas Ende dieses Zeitalters nähert, umso mehr nehmenseine Bemühungen zu und umso größer wird die Notdes Volkes Gottes. Als Gäste und Fremdlinge befindensie sich in einer unerquicklichen Position. Sie würdengern Erleichterung der geistlichen Spannungen suchen,indem sie physischen Abstand von der Welt nehmen.Wie schön wäre es, dieser Welt völlig zu entrinnen undfür immer beim Herrn zu sein!

Aber das ist offensichtlich nicht Gottes Wille. Wiewir sahen, hat Jesus seinen Vater nicht gebeten, die Sei-nen aus der Welt zu nehmen, sondern sie vor dem Bö-sen zu bewahren. Auch Paulus folgt dieser Linie. Nach-dem er die Gläubigen in Korinth aus einem besonderenAnlass ermahnt hat, keine Gemeinschaft mit einer be-

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stimmten Gruppe von Sündern zu haben, schaltet ersofort ein mögliches Missverständnis aus. Sie sollen sichnicht isolieren. Sie sollen nicht die Beziehungen zu al-len Sündern in der Welt abbrechen, selbst nicht zu derKategorie, von der er ihnen geschrieben hat. Denn daswürde ja einschließen, dass sie die Welt völlig verlassenmüssten. »Ich habe euch in meinem Brief geschrieben,dass ihr keine Gemeinschaft mit Unzüchtigen habensollt. Das bezog sich aber nicht auf die Unzüchtigen inder Welt überhaupt oder auf die Habgierigen oderWucherer oder Götzendiener, denn sonst müsstet ihraus der Welt gehen« (1. Kor. 5,9.10).

Hier wird uns klar gesagt, dass wir in der Welt zubleiben haben, ja, dass wir uns ihr bis zu einem gewis-sen Grade anschließen müssen. Denn – ist es nicht dieWelt, die Gott so sehr geliebt hat? Aber hier erhebtsich die Frage: Wie weit dürfen wir versuchlichenMenschen dabei gehen? Wo verläuft die Grenze zwi-schen dem von Gott gewollten »In-der-Welt-sein« undjenem anderen von Gott gewollten »Habt nicht liebdie Welt – Flieht die Welt und ihre Lust«? Bleiben wirinnerhalb dieser Grenzen, so sind wir sicher; überschrei-ten wir sie, so droht uns die Gefahr, vom Satan inDienst genommen zu werden. Doch wo verläuft dieGrenze?

Wir können dieses Problem überhaupt nicht ernstgenug nehmen. Die damit verbundenen Gefahren sindeine Realität, und sie können tödlich sein. Wenn Sieeinmal ernstlich erkrankten und große Schmerzen hät-ten, so könnte es geschehen, dass Ihnen Ihr Arzt He-roin oder Morphium verschreibt. Sofort würden Siedie Gefahr erkennen, dass sich daraus eine Sucht nach

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dieser Droge entwickeln könnte. Aber Sie würden demArzt gehorchen und die verordnete Medizin einneh-men, jedoch mit Furcht und unter Gebet, denn Siewissen, dass sich in ihr eine geheime Macht verbirgt,und Sie wissen, dass Sie in Gefahr sind, unter dieseMacht zu geraten. Das wäre besonders dann der Fall,wenn sich die Behandlung in die Länge zöge. Jedes-mal, wenn Sie und ich durch die Dinge der Welt mitder Welt in Berührung kommen – und das müssenwir ja immer wieder – sollten wir dasselbe Gefühl wiebeim Einnehmen von Morphium haben, denn hinterallem, was der Welt angehört, verbergen sich die Mäch-te. Wie ich bei ernster Erkrankung Opium als Medi-kament verschrieben bekommen kann, so muss ichmich, weil ich in der Welt bin, in Geschäfte mit ihreinlassen, muss meinem Handel oder meiner Arbeitnachgehen, muss meinen Lebensunterhalt verdienen.Aber welche Dosis solcher Drogen ich als Arznei ein-nehmen kann, ohne der Opiumsucht zu verfallen, dasweiß ich nicht. Und wie viel Sachen ich mir anschaffenkann, wie viel Geld ich verdienen kann und wie engmeine geschäftlichen oder beruflichen Verbindungensein können, ohne dass ich dem Teufel an die Angelgehe, das weiß ich auch nicht. Ich weiß nur, dass einesatanische Macht hinter jedem weltlichen Ding steht.Wie lebenswichtig ist es deshalb, dass jeder Christ eineklare Einsicht in das Wesen des Weltgeistes hat, damiter erkennt, wie ernst die Gefahr ist, der er ständig aus-gesetzt ist.

Sicher meinen Sie jetzt, ich ginge zu weit. Vielleichtsagen Sie: »Das ist ein nettes Beispiel für eine Predigt,aber ich habe das Gefühl, dass Sie doch sehr übertrei-

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ben.« Wenn Sie jedoch recht hinsehen, dann werdenSie von der Welt dasselbe sagen müssen wie vom Opi-um, dass nämlich dahinter eine finstere Macht ver-borgen ist, die nur darauf wartet, Menschen zu ver-führen und in ihren Bann zu schlagen. Wem die Au-gen wirklich für den wahren Charakter der Welt ge-öffnet sind, der wird zugeben, dass man alle diese Dingemit Furcht und Zittern anfassen und dabei stets aufden Herrn schauen muss. Ich weiß auch, dass er jedenAugenblick Gefahr läuft, vom Satan umklammert zuwerden. Wie die Droge, die zunächst willkommen istund die Krankheitserscheinungen lindert, schließlichselbst zu einer Krankheitsursache werden kann, sokönnen die Dinge der Welt, deren Gebrauch unter derAufsicht des Herrn erlaubt ist, uns zum Fallstrick wer-den, wenn wir unachtsam sind. Nur Narren sind ineiner solchen Situation leichtsinnig.

Da ist es kein Wunder, wenn wir mit einem gewis-sen Neid auf Johannes den Täufer schauen. Wie leichtwäre es, so denken wir, wenn wir uns einfach aus derWelt an einen sicheren Ort zurückziehen könnten.Aber wir sind eben nicht wie er! Unser Herr hat uns indie Welt gesandt, damit wir seinen Fußspuren nach-folgen sollen. Wie er sollen wir »essen und trinken«.Weil Gott die Welt so liebt, deshalb lautet sein Befehlan uns, »hinzugehen in alle Welt« und seine frohe Bot-schaft zu verkündigen. Und dieses »alle« schließt auchbestimmt die Leute ein, mit denen wir täglich Tuch-fühlung haben.

Hier stehen wir nun vor einem ernsten Problem.Wie schon gesagt, muss es eine Grenze geben. Be-stimmt hat Gott doch irgendwo eine Demarkations-

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linie gezogen. Wenn wir innerhalb dieser Grenze blei-ben, so sind wir sicher, haben wir gesagt. Überschrei-ten wir sie, so droht uns Gefahr. Aber wo liegt nundiese Grenze? Wir müssen essen und trinken, heiratenund Kinder großziehen. Wir müssen Handel treibenund uns müde arbeiten. Aber wie sollen wir dies tun,ohne uns dabei zu infizieren? Wie können wir unbe-schwert mit den Männern und Frauen umgehen, dieGott so sehr geliebt hat, dass er seinen Sohn für siehingegeben hat, und uns selbst dabei von der Weltunbefleckt erhalten?

Wenn der Herr unser Kaufen und Verkaufen mo-natlich auf so und so viel begrenzt hätte, wie einfachwäre es dann! Die Regeln wären klar, und jeder könn-te sie befolgen. Alle, die monatlich mehr als einen be-stimmten Betrag ausgäben, wären weltliche Christen,und alle, die weniger als diesen Betrag ausgäben, wä-ren geistlich.

Aber da der Herr keine Zahlen festgesetzt hat, sindwir unablässig auf seine Leitung angewiesen. Die Ant-wort auf unser Problem ist ganz wunderbar. DurchRegeln ungebunden, sollen wir uns in Schranken an-derer Art halten: in den Schranken seines Lebens. Wennunser Herr uns ein System von Regeln und Bestim-mungen hinterlassen hätte, dann müssten wir stetsbedacht sein, uns daran zu halten. In Wirklichkeit aberist unsere Aufgabe viel einfacher und unkomplizier-ter: Wir müssen beim Herrn bleiben, dann könnenwir sein »Gesetz« halten. Wir brauchen also nur mitihm in Gemeinschaft zu bleiben. Dann wird uns seinHeiliger Geist stets sagen, wann wir diese Grenze er-reicht haben. Und je näher wir bei ihm sind, umso

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weniger wird uns das Problem der Grenze beschäfti-gen.

Wir haben schon über das Reich des Antichristengesprochen, das bald offenbar werden wird. Johannesschreibt seinen »Kindlein« in seinem Brief über dieWelt und die Dinge der Welt (1. Joh. 2,15) und fährtdann mit einer Warnung fort: »Wie ihr gehört habt,dass der Antichrist kommt, so sind jetzt schon vieleAntichristen aufgestanden« (Vers 18). Wie sollen siesich da verhalten, zumal er auch noch von einem vielgefährlicheren »Geist des Antichristen, von dem ihrgehört habt, dass er kommt und schon jetzt in der Weltist«, spricht (4,3)? Wie können sie in ihrer Einfalt un-terscheiden, was richtig und was falsch ist? Wie kön-nen sie überhaupt erkennen, welcher Boden schlüpf-rig und welcher so sicher ist, dass man auf ihm gehenkann?

Die Antwort, die Johannes gibt, ist so einfach, dasswir uns heute fürchten, sie zu glauben. »Ihr habt dieSalbung des Heiligen, und ihr wisst alles … Die Sal-bung, die ihr von ihm empfangen habt, bleibt in euch,und ihr habt nicht nötig, dass euch jemand unterrich-te, sondern wie seine Salbung euch über alle Dingebelehrt und wahrhaftig und keine Lüge ist, so bleibtihr in ihm« (2,20.27). Dies ist ein Hinweis auf denGeist der Wahrheit, den Jesus verheißen hat, und dersowohl die Welt überzeugen, wie auch seine Jünger inalle Wahrheit leiten wird (Joh. 16,8.13).

In jedem Einzelfall muss es eine sichere Grenze ge-ben, die Gott kennt, und die wir nicht überschreitendürfen. Sie ist aber nicht auf dem Boden markiert, dasswir sie sehen könnten. Aber eins ist sicher: Er, der Trös-

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ter, kennt sie. Sollten wir ihm nicht vertrauen? Wennwir im Begriff sind, sie irgendwo zu überschreiten,können wir uns dann nicht darauf verlassen, dass eruns dies sofort innerlich anzeigt?

In 1. Korinther 7 gibt uns Paulus einige weitereRichtlinien zu unserem Thema. »Dies sage ich, Brü-der, die Frist ist kurz. Deshalb sollen hinfort die, dieFrauen haben, so leben, als hätten sie keine, und die,die weinen, als ob sie nicht weinten, und die, die sichfreuen, als ob sie sich nicht freuten, und die, die kau-fen, als ob sie es nicht besäßen, und die, die die Weltgebrauchen, so, dass sie sie nicht missbrauchen. Denndie Gestalt dieser Welt vergeht. Ich möchte, dass ihrvon Sorgen frei seid« (Verse 29-32). Hier werden ver-schiedene Gegenstände behandelt, aber der beherr-schende Faktor ist doch deutlich der, dass »die Fristnur noch kurz ist«, oder, wie andere übersetzen, dasssie »beschränkt« ist. Wir leben, so sagt der Apostel, ineiner Zeit außerordentlicher Spannung, und derGrundsatz, der uns in solchen Tagen leiten soll, lautet:»dass diejenigen, die haben … leben, als hätten sienicht.« Widerspricht sich Paulus nicht?, fragen wir er-staunt. In Epheser 5 schärft er den Männern ein, siesollten ihre Frauen so vollkommen lieben, wie Chris-tus die Gemeinde geliebt hat – nicht weniger. Undhier sagt er ihnen, sie sollten so leben, als hätten sieüberhaupt keine Frau! Erwartet er wirklich, dass wirsolche Gegensätze miteinander vereinigen können?

Schon hier soll gesagt werden, dass nur Christen einsolch paradoxes Leben führen können. Vielleicht ver-schafft uns aber der Ausdruck »als hätten sie nicht« ei-nen Schlüssel zu diesem Problem. Er zeigt, dass es sich

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um eine innere Angelegenheit handelt, um eine Sache,die die Treue des Herzens betrifft. In Christus gibt eseine innere Befreiung für Gott, die mehr ist als ein äu-ßerer Verhaltenswandel. Sie haben, und darüber freuensie sich in Epheser 5. Aber sie sind nicht an das gebun-den, was sie besitzen. So freuen sie sich in 1. Korinther7 auch, wenn sie nicht haben. Trotz all ihres »Habens«sind sie vom Geist der Besitzgier, der in der Welt herrscht,in Wahrheit befreit. Sie können leben, wie »solche, dienicht haben«.

Der natürliche Mensch fällt von einem Extrem insandere. Wenn er »hat«, dann ist er völlig hingerissenvon dem, was er hat. Oder wenn er religiös ist, so gibter das weg, was er hat, damit er es nicht länger hat undsich gar nicht mehr darum zu kümmern braucht. Aberdie Haltung des Christen unterscheidet sich völlig vondieser natürlichen Art. Die Art des Christen, das Pro-blem zu lösen, besteht nicht darin, dass er eine be-stimmte Sache entfernt, sondern darin, dass er seinHerz vom Zugriff dieser Sache befreit. Die Frau wirdnicht »abgeschafft«, und ebensowenig die Zuneigungzu ihr. Aber Frau und Mann sind von der maßlosenZuneigung zueinander befreit. So wird auch die Not,die Weinen verursacht, nicht beseitigt, aber das Lebenwird nicht länger von diesem Leid beherrscht. DerAnlass der Freude bleibt bestehen, aber es gibt eineinnere Sperre gegen die völlige Hingabe an das Ding,das sie hervorgerufen hat. Kaufen und Verkaufen ge-hen wie vorher weiter, aber eine innere Befreiung hatden Zugriff auf die Person gelockert. Wir haben alles,aber wir haben es, als »ob wir nicht hätten«.

Wir sagen, wir wollten das Zeugnis Jesu auf der Erde

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aufrechterhalten. Wir wollen uns aber daran erinnern,dass dies Zeugnis nicht auf das gegründet ist, was wirüber dies oder jenes sagen könnten, sondern auf das,was der Satan über uns zu sagen hat. Gott hat uns indie Welt gestellt, und zwar oft auf einen Posten, der soschwierig ist, dass wir meinen, weltliche Leute hättenes viel leichter als Christen. Das kommt daher, dassChristen in der Tat Fremdlinge sind, die hier in einemElement leben, das nicht ihrer Natur entspricht. EinTaucher kann tief ins Meer tauchen, aber ohne Spezi-alausrüstung und ein Gerät, das ihm sein Lebensele-ment, die Luft, zuführt, kann er dort nicht bleiben.Der Druck ist zu groß, und er muss in die Bedingun-gen der Welt zurück, zu der er gehört.

So ist auch das Problem unserer Berührung mit derWelt nicht durch eine Änderung unserer äußeren Ver-hältnisse zu lösen. Manche meinen, in der heutigenZeit sei es ein Zeichen von Geistesleitung, wenn manfür die Zukunft keine Vorsorge treffe. Das ist aber kei-ne Geistesleitung, sondern Dummheit. Was wir mitunserem Gewinn machen sollen, das wird uns noch imletzten Kapitel beschäftigen; aber Gottes Wort sagtdeutlich, dass wir die Welt gebrauchen sollen. Wir sol-len essen und trinken, Handel treiben und das Landbewirtschaften, wir sollen uns freuen, jawohl, undwenn es nötig ist, dann sollen wir weinen. Aber wirdürfen aus all diesen Dingen nicht das Letzte heraus-holen. Wir haben gesehen, was bei unseren Be-ziehungen zur Welt auf dem Spiel steht. Es ist deshalbkein Wunder, dass wir vorsichtig auftreten und immerbereit sind, uns von einem freundlichen Wink des Trös-ters zurückhalten zu lassen.

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Jesus kam »von oben«. Er konnte, ohne Wider-spruch befürchten zu müssen, von sich behaupten:»Der Fürst dieser Welt kommt, gegen mich aber ver-mag er nichts.« Die Demarkationslinie war gezogen,nicht auf dem Boden vor seinen Füßen, sondern inseinem eigenen Herzen. Genauso wahr ist es, dass al-les in dieser Welt, das »von oben« ist, ebenso außerGefahr ist wie er. Gott hat die Luftzufuhr in der Handund lässt die Pumpe unter seiner Aufsicht laufen. DasLeben, das »nach oben« gehört, wird von ihm »hierunten« aufrecht erhalten und versorgt. So kommt es,dass wir uns um eine Sache, die geistlich und »vonGott her« ist, nicht zu sorgen und um ihre Erhaltungnicht zu kämpfen brauchen. »Mein Reich ist nicht vondieser Welt, sonst würden meine Diener kämpfen!« Siebrauchen das aber nicht!

Gott beunruhigt sich einfach deshalb nicht über uns,weil er nicht um seinen Heiligen Geist fürchtet. Ingewisser Hinsicht ist ein minderwertiges geistliches Le-ben unmöglich, weil geistliches Leben göttliches Le-ben ist. Und so kann auch geistliches Leben nurüberwunden werden, wenn Gott selbst überwundenwerden kann. Gott disputiert nicht über diese Tatsa-che. Es genügt ihm, dem Tröster die Verwirklichungin uns zu überlassen. »Ihr seid von Gott, meine Kind-lein, und ihr habt sie überwunden. Denn der, der ineuch ist, ist größer als der, der in der Welt ist« (1. Joh.4,4).

Und in dem Vers, der uns sagt, dass sich die ganzeWelt in der Gewalt des Bösen befindet – ja, in genaudemselben Vers! –, wird uns nochmals versichert, dass»wir von Gott sind« (1. Joh. 5,19). Wir sind von Gott!

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Könnten wir etwa eine herrlichere Tatsache entdecken,um jene vorhergenannte böse Tatsache auszugleichenoder zu überbieten? Wir, die wir an den Namen Jesuglauben, »sind nicht geboren aus Blut, noch durch denWillen des Fleisches, noch durch den Willen des Man-nes, sondern von Gott« (Joh. 1,13). Lobet ihn, dennweil wir von Gott geboren sind, kann uns der Bösenicht anrühren! (1. Joh. 5,18).

Um es ganz einfach zu sagen: Die Macht des Satansmanifestiert sich überall in der Welt. Aber wo immerMänner und Frauen im Geiste leben und sich der Sal-bung bewusst sind, die sie von Gott haben, da ver-flüchtigt sich diese Macht. Gott hat eine Linie gezo-gen, eine Grenze, hinter der Satans Befehle nicht gel-ten, weil er, Gott selbst, dort gegenwärtig ist. Wennwir Gott in uns Raum geben, welcher Spielraum solltedann noch für den Bösen übrig sein?

Sind wir also völlig für Gott? Kann Satan von Ih-nen und von mir bezeugen: »Diesen Menschen kannich nicht umgarnen!«?

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Die Kräfte des kommenden Zeitalters

Was meint der Verfasser des Hebräerbriefes, wenn ervon den Christen sagt, sie hätten »die Kräfte des kom-menden Zeitalters geschmeckt« (Hebr. 6,5)? Wir dürf-ten uns alle einig sein, dass wir einer herrlichen Zu-kunft entgegensehen. In ihr wird das Königreich, dasjetzt in den mächtigen Taten des Geistes Gottes »mit-ten unter uns« ist (Matth. 12,28), im ganzen Univer-sum sichtbar und unumstritten sein. Das Reich derWelt wird zum Königreich unseres Gottes und seinesChristus geworden sein (Offb. 11,15). Aber – so fra-gen wir uns – was sind das für »Kräfte«, die wir jetztnur schmecken, aber noch nicht voll genießen kön-nen? Es ist deutlich, dass sie empfangen und genossenwerden sollen, denn das Wort »schmecken« deutet janicht einfach auf eine Lehre hin, über die man sichGedanken macht und die man analysiert, sondern aufetwas, das man persönlich erfahren und sich einver-leiben kann. Diese Kräfte sind ein Vorgeschmack aufdas Fest, bei dem das Beste noch kommt, von dem wiraber jetzt schon ein wenig kosten.

Wir könnten eine ganze Reihe solcher Dinge nen-nen, die nach der Schrift auf uns zukommen:

Es wird in der letzten Zeit eine Errettung offenbarwerden (1. Petr. 1,5).

Es gibt im kommenden Zeitalter einen neuen As-pekt des ewigen Lebens (Luk. 18,30).

Es ist dem Volke Gottes eine Ruhe vorbehalten(Hebr. 4,9).

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Es wird eine Auferstehung und eine Erneuerung unse-rer sterblichen Leiber geben (Röm. 8,23; 1. Kor. 15,44).

Es wird einen Tag geben, an dem alles, worüber dieMenschen straucheln, hinweggetan sein wird (Jer. 31,9;Jes. 57,14; 62,10).

Es wird eine Zeit geben, in der alle vom Geringstenbis zum Größten, den Herrn erkennen werden (Jer.31,34; Hebr. 8,11), und in der die Erde wirklich vonder Erkenntnis des Herrn erfüllt sein wird, wie das Was-ser die See bedeckt (Jes. 11,9; Hab. 2,14).

Von allen diesen Dingen haben wir jetzt schon ei-nen wirklichen Vorgeschmack in Christus, aber wirerleben sie noch nicht in ihrer ganzen Fülle.

In engerer Beziehung zu unserer Frage stehen diefolgenden Erwägungen: Der Hebräerbrief wendet dieWorte von Psalm 8 auf Jesus Christus an: »Du hastihm alle Dinge unterworfen«, und spricht dann offenaus, was uns ganz allgemein die Erfahrung zuzugebenzwingt, dass wir nämlich »jetzt noch nicht sehen, dassihm alle Dinge unterworfen sind« (Hebr. 2,8). Aberneben diese beiden Feststellungen müssen wir nochdie Worte Jesu in Lukas 10,19 stellen, mit denen erseinen Jüngern jetzt schon »Vollmacht über alle Machtdes Feindes« gibt. In der Tat, das verheißt uns einengegenwärtigen Vorgeschmack jenes zukünftigen Tages,den wir noch nicht sehen.

Im gleichen Abschnitt dieses Evangeliums wird unsferner berichtet, dass Jesus sagt: »Ich sah den Satanwie einen Blitz vom Himmel fallen« (10,18). DiesesEreignis scheint für Johannes in Offenbarung 12 nochin ferner Zukunft zu liegen. Aber Jesus will andeuten,dass es vom Standpunkt der von ihm zu hegenden Ge-

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meinde in gewissem Sinn schon eine gegenwärtigeTatsache ist. In einem späteren Kapitel der Offenba-rung wird Johannes ein Tag gezeigt, an dem der Satanfür tausend Jahre gebunden wird (20,1-4). Jesus sprichtjedoch von dem »Starken«, der bereits gefesselt ist, sodass wir jetzt schon in sein Haus einbrechen und esausrauben können (Matth. 12,29).

Dies sind bezeichnende Feststellungen; denn wennwir in der Gegenwart Erlösung und ewiges Leben be-sitzen, wie es ja sicherlich der Fall ist, so sollen wirauch schon heute einen Vorgeschmack von den übri-gen zukünftigen »Kräften« haben. Wenn sie auch nochnicht universell offenbar sind, so handelt es sich dochganz eindeutig um Früchte des Kreuzes und der Auf-erstehung Christi, die sich, zumindest grundsätzlich,schon jetzt im Besitz der Kirche befinden.

Gottes ewiger Vorsatz ist an den Menschen gebun-den. »Lasst uns Menschen nach unserem Bilde, nachunserem Gleichnis, machen«, sagte er, »und sie sollenherrschen.« Nach Gottes Plan sollte der Mensch regie-ren, über die anderen Geschöpfe eine heilsame Herr-schaft ausüben. Wir können nicht sagen, dass GottesPlan die Erlösung von vornherein einschloss. Dennder Mensch sollte ja nicht fallen, geschweige dennverloren gehen. 1. Mose 3 enthält des Menschen Ge-schichte, nicht Gottes Plan mit ihm. Ein Arbeiter magvom fünften Stock eines Baus hinunterfallen, aber dashat doch nicht im Plan des Architekten gelegen!

Nein, Gottes Plan sieht die Herrschaft des Men-schen vor, und es ist wichtig zu beachten, was seinHerrschaftsgebiet sein soll, nämlich »die ganze Erde«(1. Mose 1,26). Nicht im Himmel liegt unsere Auf-

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gabe, sondern auf der Erde. Der Mensch ist beauftragt,»sie sich zu unterwerfen« (Vers 28). Und wir fragenuns, wozu dies nötig wäre, wenn es keine Macht gäbe,die unterworfen werden muss. Es wird uns weiter ge-sagt, dass Gott, der Herr, den Menschen nahm und inden Garten Eden setzte, ihn zu bebauen und zu »be-wahren« (2,15). Auch das weist auf die Nähe einesFeindes hin, der unter Kontrolle gehalten werden muss.

In 1. Mose 1,26 finden wir einen interessanten Aus-druck: Der Mensch soll »über die ganze Erde« herrschen,und der Inhalt des Satzes wird erweitert, so dass er un-ter anderem auch »alles Kriechende, was auf der Erdekriecht«, einschließt. Aber dann ergab es sich, dass alsErstes etwas Kriechendes, eine Schlange, der Kontrolledes Menschen entglitt. Und durch das Versagen desMenschen erhielt der Satan ganz neue Rechte auf derErde, auch über den Menschen. Es ist richtig, dass derStaub der Erde die niedrige Sphäre ist, die der Schlange,dem Satan, zugewiesen wurde. »Auf dem Bauche sollstdu kriechen, und Staub sollst du fressen« (3,14). Aberwas ist Staub? Ist das nicht die Substanz, aus der Adamgemacht worden ist? So ist der Mensch im Fleisch jetztmoralisch dem Satan unterworfen? Ja, Gottes Feind hatsich einen klaren Rechtstitel über alles gesichert, wasder Mensch durch natürliche Geburt ist und hat. Dasnatürliche menschliche Leben ist der Ansatzpunkt fürdie Tätigkeit Satans hier auf Erden. Die Welt des Satansfindet ihren Ursprung und ihre Macht in seinem An-recht auf den Menschen, und selbst Gott bestreitet ihmdieses Recht nicht. Durch das Vergehen Adams hat ereinen absoluten Rechtsanspruch auf alles erhalten, wasder alten Schöpfung angehört.

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Wenn die Aktivität Satans bei uns aufhören soll,dann muss ihm diese Grundlage in uns entzogen wer-den. So begegnet Gott – wie wir gesehen haben – derSituation im Erlösungswerk nicht durch eine direkteAuseinandersetzung mit dem Satan, sondern indemer die gesamte alte Schöpfung – den Menschen, seineWelt, alles – einfach aus dem Weg räumt und damitdem Satan seinen legalen Status entzieht. Der SturzSatans wird nicht durch einen direkt gegen ihn ge-führten Schlag herbeigeführt, sondern auf indirekteWeise, indem ihm durch den Tod Christi – der ja stell-vertretend unser Tod ist – entzogen wird, was ihm einmoralisches Recht zur Einflussnahme gibt. »Unser al-ter Mensch ist mit ihm gekreuzigt, damit der Leib derSünde vernichtet werde, auf dass wir nicht länger inder Knechtschaft der Sünde seien« (Röm. 6,6).

Deshalb hat der Satan – Gott sei Dank! – keinerleiRechte mehr auf uns. Aber dies ist nur eine negativeTatsache. Es gibt jedoch auch eine positive Seite. Gotthat durch die Beseitigung der alten Schöpfung nichtnur alles, was seinem ewigen Vorsatz im Wege stand,hinweggeräumt; er hat auch das Nötige veranlasst, umseinen Plan zu verwirklichen, indem er eine neueSchöpfung, seinen neuen Menschen hervorgebrachthat. »Christus, der von den Toten auferstanden ist,stirbt hinfort nicht mehr. Der Tod hat keine Gewaltmehr über ihn« (Vers 9). Der Vorsatz Gottes, enthülltin 1. Mose 1 und gescheitert in 1. Mose 3, ist nichtendgültig gescheitert. Was Gott im ersten Menschennicht erreichen konnte, das erlangte er im zweiten. Unddieser zweite Mensch sitzt nun auf dem Thron. So istes kein Wunder, dass der neutestamentliche Schreiber

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nicht zögert, die Worte des Psalmisten mit neuer Be-deutung zu füllen: »Was ist der Mensch, dass du seinergedenkst, und der Sohn des Menschen, dass du seinerachtest? Du hast ihn mit Herrlichkeit und Ehre ge-krönt.« Soweit zitiert er den Psalm und ruft dann aus:»Wir sehen ihn … eben Jesus … gekrönt!« (Ps. 8,4-6;Hebr. 2,6-9). Wenn Gott mit der Erschaffung desMenschen ein bestimmtes Ziel verfolgte, so ist diesZiel nunmehr erreicht. Gott hat seinen Menschen be-kommen.

1. Mose 1, Psalm 8 und Hebräer 2 sind auf einzig-artige Weise miteinander verknüpft. Psalm 8 ist na-türlich Poesie und besingt den Plan Gottes mit derMenschheit. Das Auffällige ist, dass sich der Sängertrotz des Falles des Menschen nicht davon ablenkenlässt. Er bestätigt nur nochmals den ursprünglichenPlan Gottes von 1. Mose 1: »Du setztest ihn zum Herr-scher!« Der Plan hat sich nicht geändert. Ja, der Psal-mist beginnt sein Lied nicht nur mit einem Lobpreis,sondern er beendet es auch damit: »Wie herrlich istdein Name auf der ganzen Erde!«

Der Feind hat alles getan, was er konnte. Er hatden Menschen zur Gotteslästerung verführt. Und wennSie oder ich diesen Plan verfasst hätten, so hätten wirsicher dem achten Vers einen verzweifelten Schrei fol-gen lassen: »Aber ach, der Mensch ist gefallen! Ver-loren ist alles!« Nicht so der Psalmist. Es ist, als habe erden Sündenfall völlig vergessen, denn er spielt nichteinmal darauf an. In Gedanken überspringt er die ganzeHeilsgeschichte und ruft wiederum aus: »Wie herrlich!«Adam und Eva konnten fallen, aber sie konnten Got-tes Vorsatz, dass Christus schließlich die Macht Satans

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stürzen sollte, nicht umstoßen. Sein Vorsatz steht un-veränderlich fest, und seine Herrlichkeit wird überallbekannt gemacht werden – auf der ganzen Erde.

Nicht im Menschensohn allein wurde sein Vorsatzverwirklicht, sondern auch in den Menschensöhnen –diesen »vielen Söhnen«, die Gott zur Herrlichkeit füh-ren wird. Der Psalmist bemüht sich sehr, diese Tat-sache zu unterstreichen. Obwohl der Feind alles darangesetzt hat, so haben sich die Rechte, die er durch denFall erworben hatte, doch nicht als unverlierbar erwie-sen. Sogar unter den Menschen gibt es solche, die ernicht angreifen kann. »Aus dem Munde der Kinderund Säuglinge hast du eine Macht errichtet wegen dei-ner Feinde, damit du den Feind und den Widersacherzum Schweigen bringst« (Vers 2). Gott ist nicht aufgroße Heerführer angewiesen. Kleine Kinder, ja Säug-linge genügen, das Heer seiner Feinde zu bezwingen.

Wie wir gesehen haben, ist Hebräer 2 von diesemPsalm angeregt. Aber der Schreiber des Briefes gehteinen Schritt weiter. Während er den Vorsatz Gottesin der Schöpfung und das Ziel, auf das sie hinweist,bestätigt, deckt er weitere Hintergründe auf. Er wirfteinen realistischen Rückblick auf den Verlauf der Ge-schichte des gefallenen Menschen, stellt aber dann fest,dass der Vorsatz Gottes in Erlösung und Wiederher-stellung noch immer auf dasselbe Ziel gerichtet ist.Trotz all der neuen Verhältnisse, die die Erlösung her-beigeführt hat, ist der Plan Gottes unverändert ge-blieben. Gott hat sein Ziel nicht aufgegeben. VomStandpunkt des Verfassers nach dem Triumph desKreuzes, kann er zuversichtlich die Glaubensaussagedes Psalmisten erneut bestätigen. Es kann keine Rede

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davon sein, dass alles verloren ist. Sondern die Wahr-heit ist, dass in Christus das Endziel sichergestellt ist.

Ja, es ist noch derselbe Plan: »Er hat nichts ausge-nommen, was ihm nicht unterworfen wäre« (Vers 8).Nach dem Augenschein könnte man das bestreiten, denn»wir sehen nicht, dass ihm alle Dinge unterworfen sind«.Das stimmt zwar, aber der Verfasser geht darüber hin-weg und fährt triumphierend fort: »Aber wir sehen ihn,der etwas niedriger als die Engel gemacht worden ist,nämlich Jesus, durch das Leiden seines Todes mit Herr-lichkeit und Ehre gekrönt, damit er durch die GnadeGottes den Tod für jedermann schmecken sollte« (Vers9), und dann fügt er fast herausfordernd hinzu: »damiter zunichte mache … den Teufel« (Vers 14).

Was der Mensch auf der Erde für Gott ausrichtensollte und worin er versagt hat, das hat unser Herr Jesusvollbracht. »Er hat den Tod für alles geschmeckt.« Soder griechische Urtext, also nicht nur »für alle«. Dasheißt, er ist nicht allein für die Erlösung des Menschengestorben, sondern für die der gesamten Schöpfung und,noch weiter zurückgehend, für die Wiederherstellungdes Vorsatzes seines Vaters, der auf den totalen Umsturzder satanischen Weltordnung gerichtet ist.

So kommt es, dass heute die Gemeinde vor Gottdie Verantwortung dafür trägt, dass der Sieg Christiauf dem Territorium des Teufels zur Kenntnis genom-men wird. Wenn es ein Zeugnis an die Fürstentümerund Gewalten gibt, wenn die Auswirkung derSouveränität Christi im Reich der Geister verzeichnetwerden soll, dann muss die rechtliche Ausgangsbasis,die der Teufel in unseren Herzen beansprucht, durchdas Kreuz entfernt und für unverbindlich erklärt wer-

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den. Denn Gottes Ziel ist noch immer, dass der Menschdie »Herrschaft« ausüben soll. Unser Werk für ihn be-schränkt sich nicht auf die Verkündigung eines Evan-geliums, das die Auswirkung von 1. Mose 3 auslöschenkann, so wunderbar diese Auslöschung auch ist. Gottwill uns noch weiter, zu 1. Mose 1, zurückführen. Erwill, dass wir in Christus die sittliche Herrschaft überseinen Feind zurückgewinnen, die schon dort vorge-sehen war, und ihm so die Erde wirklich zurückbrin-gen. Aus diesem Grund wartet »die gesamte Schöp-fung ungeduldig auf das Offenbarwerden der SöhneGottes« (Röm. 8,19), wie Paulus sagt.

Das Evangelium von der Errettung ist nötig undunentbehrlich, weil es einem dringenden Bedürfnis desMenschen begegnet. Aber wenn wir als Gottes Knechteuns nur für andere abmühen, so verfehlen wir dasHauptziel Gottes bei der Schöpfung, das nicht nur da-rin bestand, des Menschen Bedürfnis zu befriedigen,sondern auch sein eigenes. Denn wir haben schon ge-sagt, dass die Schöpfung des Menschen den Zweck ver-folgte, auch dem Bedürfnis Gottes zu begegnen. Wennwir also heute Gottes Willen entsprechen wollen, somüssen wir noch einen Schritt weitergehen und unsmit dem Satan selbst auseinander setzen. Wir müssenihm die Macht wieder entreißen, wir müssen ihn vonseinem eigenen Territorium vertreiben. Wir müssenihm seinen Besitz rauben und seine Gefangenen fürGott befreien. Es geht nicht nur darum, welchen An-teil wir an der Gewinnung von »Seelen« haben, son-dern auch darum, welchen Einfluss wir im Reich derFürstentümer und Gewalten besitzen. Und dafür mussein Preis gezahlt werden.

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Es ist oft möglich, Menschen in Bewegung zu set-zen, wenn es völlig unmöglich ist, den Satan von derStelle zu bewegen. Tatsache ist, dass es viel mehr kos-tet, sich mit dem Satan auseinander zu setzen, als See-len zu gewinnen. Es erfordert das Äußerste eines Gotthingegebenen Herzens, damit dem Satan rechtskräf-tig die Basis in uns entzogen wird, auf deren Ansprucher pocht. Das kostet uns etwas! Gott kann aus seinerbarmherzigen Liebe für die Verlorenen bei seinenKnechten oft etwas übergehen und nachsehen, das manals entsetzliche Schwachheit und sogar als Versagenempfinden könnte. Aber während er dies bei dem See-lengewinner tun mag, so sieht die Sache doch ganzanders aus, wenn es um die Auseinandersetzung mitdem Satan geht.

Böse Geister können durch das Zeugnis eines Men-schen hindurchsehen. Sie können feststellen, ob esdurch Halbherzigkeit oder Unaufrichtigkeit kompro-mittiert ist. Sie merken es, wenn wir einen Teil desschuldigen Preises zurückbehalten. Wenn sie uns anse-hen, so erkennen sie genau, wem sie trotzen und wensie einfach ignorieren können. Und umgekehrt wissensie genau, gegen wen sie machtlos sind. »Jesus kenneich, und Paulus kenne ich, wer aber seid ihr?« (Apg.19,15). Weil sie glauben, wissen sie, wann sie zitternmüssen. Und lassen Sie mich noch das sagen: Es istwichtiger, das Zeugnis der bösen Mächte als das Lobder Menschen zu haben.

Aber der Preis für dies Zeugnis an die Fürstentü-mer und Gewalten ist – ich wiederhole es – die völli-ge, uneingeschränkte Hingabe an Gott. Wenn unsereeigenen Meinungen und Wünsche Vorrang haben und

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wir uns unsern wechselnden und widersprüchlichenEntscheidungen hingeben, so überlassen wir dem Feinddas Feld. Dann lassen wir, kurz gesagt, unsere Beutefahren. In jeder anderen Sphäre mag es vielleicht – ichweiß es nicht – in unseren Motiven Raum für eigeneInteressen geben, ohne dass erheblicher Schaden ent-steht. Aber nie, und ich wiederhole es, nie hier. Ohnesolche unbedingte Hingabe an Gott kann nichts er-reicht werden, denn ohne sie machen wir selbst Gottmachtlos gegen seine Feinde.

Deshalb sage ich es nochmals: Die Forderung istsehr hoch. Sind Sie und ich hier auf der Erde zumäußersten entschlossen, bis aufs Letzte Gott hingege-ben? Wenn dies so ist, dann schmecken wir jetzt schondie Kräfte der zukünftigen Herrlichkeit. Fordern wirvom Fürsten dieser Welt das Territorium zurück fürden Einen, dem es von Rechts wegen allein gehört?

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Den Thronräuber berauben

»Christus Jesus kam in die Welt, um Sünder zu erret-ten.« Nach dem ewigen Vorsatz Gottes ist es derMensch (und keine andere Kreatur), der die Herrschaftbesitzen soll. So ist es natürlich und recht, dass unsdiese Sünder am Herzen liegen. Ungeachtet all des-sen, was wir bisher gesagt haben, dürfen wir wohl dieÜberzeugung haben, dass in dieser kurzen Gnadenzeitdas Gewinnen von Menschen für den Heiland der Weltdas beste Mittel ist, um dem Satan seine Beute zu ent-reißen. Wenn der Mensch hier unser Hauptthemawäre, so müssten wir allerdings diesem wichtigen Pro-blem einen breiten Raum einräumen.

Aber wir haben uns schon in einer anderen Ver-öffentlichung mit der Evangelisation beschäftigt. Des-halb möchte ich diese Studie über die »Welt« damitbeschließen, dass ich mich einem anderen, und zwarmaterialistischeren Teilgebiet von Satans Herrschafts-bereich zuwende, um durch ein praktisches Beispieldie Kunst zu illustrieren, wie man den »Starken be-raubt«. Ich meine das Gebiet des Geldes.

Geld steht im Gegensatz zu Gott. Das Wort Gottesspricht vom Mammon der Ungerechtigkeit (Luk.16,9). Da Jesus sagt: »Macht euch Freunde mit demungerechten Mammon«, kann er damit nicht denMammon meinen, den Sie durch unrechtmäßigeHandlungsweise erworben haben. Er will uns vielmehrsagen, dass der Mammon an sich schon ungerecht odersündig ist.

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Was uns hier gezeigt wird, ist nicht die Unrecht-mäßigkeit der Mittel, mit denen Geld erworben wird,auch nicht die falsche Verwendung, der das Geld zuge-führt wird, sondern das sündige Wesen des Geldes. Geldist in seinem eigentlichen Wesen böse. Wir sprechenvon »reinem Geld« und von »schmutzigem Geld«. Aberin Gottes Augen gibt es nur schmutziges Geld. DerMensch, der Gott kennt, weiß auch um den wahrenCharakter des Geldes. Er weiß, dass Geld an und fürsich schlecht ist.

Wenn Sie den wahren Charakter einer Sache prü-fen wollen, dann brauchen Sie nur zu fragen, ob dieseSache sie zu Gott hin- oder von ihm wegführt. Geldführt unweigerlich von Gott weg. Jesus stellt in Vers13 deutlich das Prinzip heraus, dass es unmöglich ist,Gott und dem Mammon zugleich zu dienen, und ichmeine, dass die meisten von uns auch ohne seine Er-klärung davon überzeugt sind. Denn die Erfahrunglehrt uns, dass Gott und Mammon nie auf derselbenSeite stehen. Der Mammon steht immer im Gegen-satz zu Gott.

Natürlich ist es möglich, Jesu Wort in einem weite-ren Sinn zu verstehen und den Mammon als den Re-präsentanten all dessen anzusehen, was sich im Allge-meinen Gott widersetzt. Aber auch der Apostel Paulushilft uns, ganz klar gerade das Geld als Mittel zu er-kennen, das die Welt mit größtem Erfolg einsetzt, umuns von Gott abzuziehen. »Die reich werden wollen«,so sagt er, »die fallen in Versuchung und Fallstrickeund viele törichte und schädliche Lüste, die die Men-schen in Verderben und Untergang stürzen. Denn dieLiebe zum Geld ist eine Wurzel alles Übels, wodurch

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einige, als sie danach griffen, vom Glauben abgeirrtsind und sich durch viele Sorgen zermartert haben«(1. Tim. 6,9.10). Mit anderen Worten: Wenn etwasuns von Gott hinweg in die Irre führen kann, so ist esdas Geld.

Das Wesen der Welt ist das Geld. Wo immer Siemit Geld in Berührung kommen, da kommen Sie inBerührung mit der Welt. So erhebt sich die Frage: Wiekönnen wir eine Sache, von der wir bestimmt wissen,dass sie der Welt angehört, akzeptieren, ohne in dasWeltsystem verwickelt zu werden? Wie können wir mitGeld umgehen und mit ihm Geschäfte machen, mitdiesem weltlichsten aller weltlichen Güter, und unsdennoch nicht vom Satan umgarnen lassen? Oder, nochschärfer formuliert: Da heutzutage nichts ohne Bezah-lung ausgerichtet werden kann, wie können wir daGeld annehmen, dies Ding, das ein so hervorragenderFaktor beim Aufbau des antichristlichen Reiches ist,und dieses selbe Geld zum Bau des Reiches Christiverwenden?

Die Witwe, die ihr Scherflein in den Opferkastendes Tempels warf, war dem Herrn so angenehm, dasser ihr dafür besondere Anerkennung zollte. Sie nahmdamit letztlich etwas aus dem Reich Satans und unter-stützte damit das Reich Gottes. Und Jesus lobte das!Wie nun, so wollen wir uns fragen, lässt sich ein sol-cher Transfer bewerkstelligen? Wie ist es möglich, Geldzu nehmen, das seinem innersten Wesen nach sündigist, und damit das Reich Gottes zu bauen? Wie kön-nen Sie sicher sein, dass jede Verbindung zwischen derWelt und dem Geld, das Sie in der Tasche haben, ab-geschnitten ist? Wagen Sie zu behaupten, dass nichts

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von dem Geld, das Sie besitzen, auf dem Konto Satansverbucht ist?

Auf jedem römischen Denar befand sich das Bilddes Kaisers. Nach Jesu Worten gehören all diese Mün-zen dem Kaiser. Wie konnte die Verbindung zwischendem Kaiser und der Münze unterbrochen werden?Geld ist ein Ding der Welt. Es spielt im Weltsystemeine entscheidende Rolle. Wie kann es also aus derWelt genommen werden, die es für sich beansprucht,und Gott als Opfer geweiht werden?

Im Alten Testament gab es ein unabänderliches Prin-zip: »Nichts Geweihtes, das ein Mensch dem Herrn vonallem, was er hat, es sei Mensch oder Tier oder ein an-deres Eigentum, weihen will, darf verkauft oder ausge-löst werden: das Geweihte ist dem Herrn heilig« (3. Mo-se 27,28). In anderen Worten: es gibt keine wahreWeihe ohne Tod. Wenn in jenen Tagen dem Herrnein Schaf geweiht wurde, so brachte man es nicht vorihn, damit es ein lebendiges Schaf bleibe und Lämmerwerfe, sondern es wurde ihm vorgestellt, um geopfertzu werden. »Es soll unbedingt getötet werden!« (Vers29). Seine Tötung war das Zeichen seiner Annahme.

Alles Geld, das wirklich geopfert werden soll, un-terliegt diesem Prinzip der Zerstörung. Das heißt, esmuss aufhören, für die Welt zu existieren. Und es mussaufhören, für mich zu existieren. Als unser Herr dieWitwe lobte, weil sie ihre beiden Münzen in denSchatzkasten geworfen hatte, da fügte er hinzu, sie habeihr bios, das heißt, ihr Leben, eingelegt. »Sie hat inihrer Armut alles eingeworfen, was sie zum Leben hat-te« (Mark. 12,44). Die meisten Leute legen nur Geldin den Opferstock des Herrn; sie legte zusammen mit

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dem Geld ihr Leben ein. In anderen Worten: Als siedas Geld losließ, da ließ sie auch ihr Leben los. Indemsie ihre beiden Münzen gab, gab sie ihr Alles.

Wenn Ihr Geld aus der Welt herauskommen soll,dann muss Ihr Leben aus der Welt herauskommen.Sie können sich nicht selbst Gott vorenthalten undihm statt dessen etwas anderes Wertvolles geben. Siekönnen Ihr Geld überhaupt nicht aus der Welt schi-cken, Sie können es nur aus der Welt herausbringen.

Es ist keine leichte Aufgabe, Geld aus dem Reichdes Satans in das Reich Gottes zu transferieren. Eskostet Mühe. Menschen vom Satan zu Gott zu bekeh-ren, ist in der Tat leichter, als Geld vom Satan zu Gottzu »bekehren«. Durch die Gnade Gottes können Män-ner und Frauen für ihn gewonnen werden, ob wir unsselbst Gott völlig hingegeben haben oder nicht. Abermit dem Geld ist es nicht so. Es bedarf großer geistli-cher Kraft, unser Geld, das seinem Wesen nach böseist, zu Geld des Heiligtums zu verwandeln. Das Geldhat die Bekehrung ebenso nötig wie die Menschen.Und ich glaube, Geld kann (wenn auch in anderemSinne) ebenso wirklich erneuert werden, wie Seelenerneuert werden können. Aber wenn Sie Gott Ihr Geldzur Verfügung stellen, so wird dadurch der Charakterdes Geldes noch nicht automatisch geändert. Nur wennSie Ihr Leben zusammen mit dem Geld loslassen, dannkann es vom Reich des Satans gelöst und in GottesReich übertragen werden. Der geistliche Wert IhrerArbeit für Gott wird weitgehend davon abhängen, obdas Geld, mit dem Sie umgehen, aus dem Weltsystembefreit worden ist. So frage ich Sie: Ist das bei Ihnender Fall? Können Sie von sich behaupten, dass das Geld

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in Ihrer Hand nicht mehr der Welt gehört? KönnenSie sagen, dass Ihr Geld nicht länger ein Teil des Kos-mos ist, weil es völlig bekehrt worden ist? Sind Siewillig, zu Gott zu sagen: ›Ich will mein ganzes Geld,das ich verdiene oder geschenkt bekomme, bekehren,damit es alles Dir gehört‹?

Für Paulus war dies Prinzip völlig klar: Wir begeh-ren euch, nicht das Eure. Von den mazedonischenHeiligen, die trotz ihrer Armut so freigebig gespendethatten, sagte er, dass »sie erst sich selbst dem Herrngegeben haben«. Dann gaben sie ihr Geld (1. Kor. 8,5).Paulus war im Testament bewandert, wo die Weiheder materiellen Gaben immer mit der Weihe derer ver-bunden war, die diese Gaben darbrachten. Seine Ar-gumentation kann darin ihre Wurzel haben.

Es mag überraschend klingen, aber es ist wahr: Gotthat nur einen beschränkten Vorrat an Geld, wohinge-gen der Vorrat Satans unermesslich ist. Vielleicht fra-gen Sie sich verwundert, wie sich diese Behauptungmit der anderen vereinbaren lässt, nach der ihm allesSilber und Gold gehört. Aber unser Herr hat selbstgesagt, dass es Werte gibt, die Gott gehören, und Wer-te, die dem Kaiser gehören. Ohne Zweifel gehört letzt-lich natürlich alles Materielle Gott als dem Schöpfer,aber die Geldsumme, die sich heute in Gottes Schatz-kasten befindet, hängt ab von der Zahl der Leute, diesich ihm geweiht haben.

Wenn ich zur Zeit des Alten Testaments gelebt hät-te, so könnte ich die Summe des Geldes im Heiligtumberechnen. Ich müsste mich nach der Zahl der KinderIsrael erkundigen und für jedes von ihnen einen hal-ben Schekel Silber als Lösegeld berechnen (2. Mose

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30,11-16). Ferner müsste ich fünf Schekel pro Kopfals Lösegeld für jeden Erstgeborenen in Israel, der dieZahl der Leviten übersteigt, hinzuaddieren (4. Mose3,39-51). Und zu diesen beiden Beträgen müsste ichnach dem Kurs des Schekels des Heiligtums denSchätzwert hinzuzählen, der jeder Person, die sich ausfreiem Willen dem Herrn geweiht hatte, auferlegtwurde (3. Mose 27,1-8). Denn es ist die Zahl des Vol-kes Gottes, die die Summe des Geldes Gottes bestimmt.Die Größe des Vermögens in Gottes Schatz hängt mitder Zahl der Menschen zusammen, die sich ihm ge-weiht haben.

Hier liegt eine wichtige Frage, die wir alle beant-worten müssen: Besteht das Geld, mit dem ich heutein Berührung gekommen bin, aus Schekeln des Hei-ligtums oder ist es Mammon der Ungerechtigkeit?Wenn ich einen Dollar bekomme oder einen Dollarverdiene, so muss ich dafür sorgen, dass dies Geld sofortin die Währung des Heiligtums umgewechselt wird.Geld kann unser Untergang sein, es kann uns aber auchzum Schutz gereichen. Verachten Sie das Geld nicht!Sein Wert ist eine Realität! Es kann für den Herrn einegroße Hilfe sein. Wenn Sie selbst mit Herz und Geistaus der Welt herauskommen, dann können Sie – soGott will! – manche Werte aus der Welt mitnehmen.Als die Israeliten aus Ägypten auszogen, da nahmensie viele Schätze mit. Sie beraubten die Ägypter, unddie Beute, die sie davonschleppten, wurde zum Bauder Stiftshütte verwendet. Allerdings wurde auch et-was davon – wir erinnern uns – zur Herstellung desgoldenen Kalbes benutzt und ging damit für Gott ver-loren. Aber als Gottes Volk Ägypten verließ, da nahm

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es die Stiftshütte, oder zumindest das Material dafür,aus Ägypten mit. Ägyptisches Gold, Silber, Kupfer,Leinen, alles wurde umgewandelt und für das Heilig-tum Gottes benutzt.

Wenn das schon im Alten Testament so war, umwie viel höher muss dann der Standard sein, den dasNeue Testament anlegt. Der neutestamentliche Schlüs-sel zu Finanzfragen besteht darin, dass wir nichts füruns selber behalten. »Gebt, so wird euch gegeben wer-den!« So lauten die Worte unseres Herrn (Luk. 6,38),und nicht: »Spart, und ihr werdet reich werden!« DasPrinzip des geistlichen Zuwachses liegt im Geben, nichtim Horten. Gott erwartet von uns allen angemessenesund nicht etwa zielloses Geben. Das heißt, dass unserGeben nicht von der Laune des Augenblicks abhängigsein soll, sondern es soll die Frucht eines bestimmtenÜbereinkommens sein, das mit ihm in Geldsachengeschlossen worden ist. Und daran gilt es dann festzu-halten!

Das Geheimnis, den Satan zu berauben, liegt in derpersönlichen Hingabe. Wenn wir von der Welt erlöstsind und uns trotzdem nicht selbst Gott zum Opferhingeben, so schafft dies eine ganz unmögliche Situa-tion. »Ihr seid nicht euer eigen, denn ihr seid um ei-nen Preis gekauft worden« (1. Kor. 6,19.20). Es kommtnicht darauf an, ob wir einem Beruf oder einem Ge-werbe nachgehen, die uns ein Einkommen aus der Weltverschaffen, oder ob wir uns ausschließlich mit derPredigt des Wortes beschäftigen und für unseren Le-bensunterhalt auf die Gaben des Volkes Gottes an-gewiesen sind. Es gibt für uns alle nur einen Weg undnicht zwei. Wir alle sind gleichermaßen Gott zugeeig-

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net, und wir sind alle seine Zeugen. Es ist einfach nichtwahr, dass die Verkündigung des Evangeliums an sichrein und das Erwerbsleben schmutzig ist, so dass die-jenigen, die sich mit dem Letzteren befassen, notwen-digerweise so befleckt sein müssen, dass sie für Gottvon geringerem Wert sind. Es kommt nur darauf an,dass Gott, und nicht unser Beruf, das Zentrum unse-res Lebens ist.

»Habt nicht lieb die Welt, noch was in der Weltist!« Wir haben eine Salbung von dem Heiligen: Wirsollen dementsprechend leben! Geben Sie sich Gottganz hin! Leben Sie ganz und gar für ihn! Achten Siedarauf, dass – soweit es Sie persönlich betrifft – dieDinge dieser Welt aus Satans Büchern gestrichen undauf Gottes Rechnung übertragen werden. »Denn dieWelt vergeht mit ihrer Lust. Wer aber den WillenGottes tut, der bleibt immerdar!«

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Jakob KroekerAllein mit dem Meister

192 SeitenISBN 3-89397-384-2

Ein im Leben und Dienen Gebenderkann man nur werden, wenn man zu-vor ein Empfangender geworden ist.

Diesen biblischen Grundsatz für alle,die Gott dienen und ein Segen seinmöchten, versucht der Autor bewusstund lieb zu machen. Und er zeigt auch,wie viel Frust, Enttäuschung und Ent-mutigung vermieden werden könnten,wenn die göttlichen Prinzipien beachtetwürden.

Viele arbeiten mit Gott, aber es ist trotz-dem Menschenwerk, weil sie Gott in ihrWirken hineinzuziehen versuchen, stattdarauf zu warten, dass der Geist Gottesden Menschen in das Wirken Gotteshineinzieht, damit geistliche Fruchtentstehen kann.

Nur der persönliche Umgang mit Gott –»allein mit dem Meister« – kann dahinführen.

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Charles SwindollRiesen und DornenVom Kampf und Sieg über sich selbst

128 SeitenISBN 3-89397-386-9

Bitterkeit, Leid, Angst, Einsamkeit, Ei-fersucht, Gerüchte und viele anderefurchterregende Riesen und stechende,quälende Dornen haben sich in unsereWelt eingenistet.

Auch das Leben der Christen ist von dervon ihnen ausgehenden Bedrohungnicht verschont – Riesen machen unsAngst, Dornen verursachen Schmer-zen – das ist eine Lebenserfahrung.

Charles Swindoll zeigt, wie man diesengrollenden Riesen die Stirn bietet undwie man das Fleisch von eiternden Dor-nen falschen Verhaltens reinigt.

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C.H. SpurgeonHeilig dem Herrn

128 SeitenISBN 3-89397-387-7

Der bekannte Erweckungsprediger hatzeitlebens sowohl die Weltförmigkeitund Halbherzigkeit als auch den Forma-lismus und Ritualismus unter denChristen angeprangert.

Das Bewusstsein, dass wir als Christennur dann glaubwürdige Zeugen in derWelt sein können, wenn wir ein an derHeiligen Schrift orientiertes und Gottgeweihtes Leben führen, hat Spurgeonimmer wieder veranlasst, mit allemErnst und ohne Rücksicht auf seinePerson auf Fehlentwicklungen hinzu-weisen.

Dieses Buch mit ausgewählten Predig-ten Spurgeons ruft auf, ohne Abstrichezu den Anweisungen des Wortes Gottesumzukehren und im Glaubensge-horsam unserem Herrn Jesus zu folgen.

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Watchman NeeZur Ehre Gottes leben

256 SeitenISBN 3-89397-392-3

Watchman Nees Bücher gehören zuden Klassikern christlicher Literatur. Ersah den Dienst in der Verantwortungfür die Gemeinden in China und muss-te um seines Glaubens willen viel lei-den. Zwanzig Jahre Haft konnten sei-nen Glauben nicht erschüttern. DieseTreue im Leiden gibt seinen Botschaf-ten ein besonderes Gewicht. Im Juni1972, kurz nach seiner Haftentlassung,gelangte er vom Glauben zum Schau-en.

»Tut alles zur Ehre Gottes« (1. Kor.10,31) – so lautet die Aufforderung desWortes Gottes an uns Christen. In die-sem Buch werden biblische Hilfen ge-geben, wie wir in verschiedenenLebensbereichen unseres Alltags Gottehren können. Themen wie Essen undTrinken, Kleidung, Umgang mit Geldund Freizeit kommen ebenso zur Spra-che wie Freundschaft, Partnerwahl undEhe und Familienleben.

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William MacDonaldNimm mein Leben

224 SeitenISBN 3-89397-391-5

Was würde geschehen, wenn GläubigeJesus Christus als Gekreuzigten betrach-ten und über Ihn und Sein Werk tiefernachdenken würden? Überwältigt vondem Ausmaß und der Größe ihrer Erret-tung würden sie nicht anders können,als zu Anbetern zu werden. Sie würdenniemals mehr aufhören, die wunderba-re Gnade Jesu zu bestaunen und könn-ten ihren Mitmenschen gegenüberdavon nicht schweigen. Weltliche Wün-sche würden ihre Faszination verlierenund sie würden sich rückhaltslos demHerrn und seinem Dienst hingeben –die Welt würde evangelisiert werden.Utopische Wunschträume?

Dieses Buch zeigt, dass der KreuzestodChristi auf Golgatha uns nicht so beein-druckt, wie er sollte, aber es hilft auchzu einer konsequenteren Hingabe.

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Jakob KroekerGottes Segensträger

192 SeitenISBN 3-89397-394-X

Ewige Nacht und Tod wären die Konse-quenzen, wenn Gott für immer schwei-gen würde! Doch so oft Er redet, wirdes Licht in der Schöpfung, in der Ge-schichte der Völker, aber auch im Lebendes Menschen. Und manchmal ge-braucht Gott Boten, die Er senden kannund Propheten, die seine Sprache ver-stehen und durch die Er reden kann.

»Der Herr hat mir eine geübte Zungegegeben, dass ich die Müden mit Wor-ten zu erquicken wisse. Er weckt micham Morgen, am Morgen weckt er mirdas Ohr, dass ich höre, wie die Geüb-ten«, sagt Jesaja (50,4).

Solche Dolmetscher Gottes waren auchElia und Elisa. Ihr Dienst in einer finste-ren und gottlosen Zeit wird in diesemBuch beleuchtet. Dabei wird auch derAutor zum Segensträger, denn seine zuHerzen gehende, seelsorgerliche undsehr hilfreiche und ermutigende Artund Weise, biblische Texte auszulegen,kann die Gewissen wach, die Herzenwarm und die Schritte fest machen, umwieder mit ungeteilter Hingabe auf denWegen Gottes zu gehen.

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Erwin W. LutzerUnvollkommene Heilige

192 SeitenISBN 3-89397-393-1

Mose, Jona, David, Petrus … und wir –allesamt unvollkomme Heilige. DerAutor durchleuchtet das Leben einigerbedeutender Männer der Bibel, die –wir wir auch – an irgendeinem Punktzu Fall gekommen sind.

Hat Gott sie deswegen verworfen?Lutzer zeigt, dass Gottes Gnade über-strömend ist und dass er seine Arme fürjeden öffnet, der bereit ist, umzukehrenund den richtigen Weg wieder einzu-schlagen.

Zudem können die Beispiele dieserMänner uns zeigen, wie man es vermei-det, vom richtigen Weg abzukommen.


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