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www.veraxinstitut.chOrientierung in einer Zeit der Beliebigkeit

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Inhaltsangabe

Impressum ................................................................ 3

Das neue Evangelium der Wohltätigkeit .................................................................. 4

Die Gemeinde – menschliches System oder erwähltes Volk?.................................................................. 9

Vorstellung: Verax Institut................................................................ 22

Impressum

NuntiaAusgabe Nr. 1: 1. Februar 2014

Herausgeber & GeschäftsstelleVerax InstitutChristoph Kunz, KassiererRugenstrasse 193800 Matten BE, SchweizTelefon: +41 (0)79 432 94 30E-Mail: [email protected]: veraxinstitut.ch

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Das neue Evangelium der Wohltätigkeit

von Dr. Martin Erdmann

Rick Warren, Pastor der Saddelback-Gemeinde in Lake Forest, Kalifornien, stellte in einem Interview die Prognose auf: „Die Zukunft der Welt liegt im religiösen Pluralismus.“1 Wenn Rick Warren als Vertreter einer evangelikalen Kirche damit zum Ausdruck bringt, dass viele Wege zum Heil führen, kann die evangelikale Welt ohne Zweifel einen prominenten Platz in der weltweiten Diplomatie einnehmen. Doch welchen Preis bezahlt sie dafür? Je mehr sich die Kirche als politische Aktivistin in einer sich neu gestalteten Weltordnung positioniert, umso schneller gibt sie das Privileg preis, das sie von Gott erhalten hat, nämlich Hüterin und Verkün-derin des biblischen Evangeliums zu sein. Im Kampf um politische Macht werden plötzlich andere Dinge wichtig, wie zum Beispiel ehr-geizige Kampagnen zur Mobilisierung von Menschen, die Vernetzung von Kleingruppen und gigantische Sozialprojekte.2 Die neue Auf-gabe, zu der Rick Warren die Christen aufruft, ist die Wohltätigkeit.3

In einem YouTube-Video4 erklärt Warren, wes-

1 Rick Warren, „Pastor Argues Faith is Missing Link,“ von Maria Kefala; http://www.thehoya.com/node/152512 http://www.pastors.com/RWMT/article.asp?ArtID=82803 http://www.thehoya.com/node/152514 http://www.youtube.com/watch?v=je2FDmsr

halb sich die evangelikale Kirche im Hinblick auf ihre weltweite Aufgabe radikal umorientie-ren sollte. Nebenbei erwähnt er seine Mitglied-schaft im amerikanischen Rat für auswärtige Beziehungen5. In diesem Rat verfasst er haupt-sächlich Texte im Rahmen der so genannten „Religion- und Aussenpolitik-Initiative“6. Rick Warren sowie der Vorsitzende der Kommissi-on „Ethik und religiöse Freiheit“ der Südlichen Baptisten in den USA, Richard Land, und der Erzbischof von Washington, Theorode Mc-Carrick, wurden zu mehreren Treffen in New York und Washington eingeladen, um über den Einfluss der Religion auf die Aussenpolitik zu referieren. Der Rat für auswärtige Beziehungen setzt sich seit seiner Gründung vor knapp 90

xiA&feature=user5 Council on Foreign Relations; CFR6 Religion and Foreign Policy Initiative http://www.cfr.org/publication/9771/role_of_religion_in_us_foreign_policy_focus_of_new_council_initiative.HTML

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5Jahren dafür ein, die Kirchen als Propaganda-instrument zur Errichtung einer Weltregierung zu gewinnen. Um dieses hoch gesteckte Ziel zu erreichen, ist es von größter Wichtigkeit, dass sich die Christen für ein Sozialevangelium7 ein-setzen. Der soziale Aspekt des Evangeliums ist der gemeinsame Nenner aller Christen. Wenn die Christen im Sozialevangelium vereint sein werden, wird es den Vereinten Nationen gelin-gen, auch eine politisch geeinte Welt zu schaf-fen. Die geschichtlichen Fakten werden in Martin Erdmanns Buch Building the Kingdom of God on Earth8 detailliert beschrieben.

Der evangelikalen Kirche wird eine neue Rolle zugewiesen: sie soll den Einfluss westlicher Eli-ten in Politik, Militär und Wirtschaft erweitern. Dadurch kann sie nicht mehr ihre eigentliche Aufgabe wahrnehmen, die biblische Wahrheit zu verkündigen. Ähnliches hat sich im vergan-genen Jahrhundert abgespielt, als die protestan-tischen Kirchen den biblischen Kurs verliessen und sich der liberalen Theologie verschrieben. Seitdem ist kirchliches Handeln stark von poli-tischen Zielen überlagert. Rick Warren deute-te unmissverständlich auf die neue kirchliche Position der Neutralität in einem Artikel hin, der in der Washington Post erschienen war. Die Journalistin Michelle Boorstein gab dem Arti-kel die Überschrift: „Megakirchenpastor War-ren ruft zu einer zweiten Reformation auf“9:

„Der Megakirchenpastor und Philanthrop Rick Warren, der von vielen Politikern in aller Welt umworben wird, ist der Meinung, dass das Christentum eine ‚zweite Reformation’ nötig habe, um sich der Wohltätigkeit zuwenden zu

7 „Social Gospel“8 Martin Erdmann, Building the Kingdom of God on Earth (Wipf & Stock, Eugene, OR, 2005).9 “Megachurch Pastor Warren Calls for a Second Reformation”

können. Ihm kommt es nicht auf das Bekennt-nis des Glaubens an, weil dieses die Christen-heit spaltet. In diesem Interview sagte Warren, dass er „seine Aufmerksamkeit von den heiss umstrittenen Themen abwenden und sich auf die kulturelle Veränderung mittels der Poli-tik, Kunst, Musik und des Sports konzentrie-ren wird“. Das so genannte „Evangelium“ ist eine Kulturrevolution, die von einer Ideologie

bestimmt wird10. Warren beabsichtigt, die Kir-chen in allen Ländern davon zu überzeugen, dass deren oberste Aufgabe darin besteht, die-se politische Agenda zu verwirklichen. Was er nicht sagt, ist, dass dies zu einer ideologischen, ja letztlich militärischen und politischen Welt-herrschaft führen wird. Dass die Verkündigung des biblischen Evangeliums der Erlösung sün-diger Menschen durch den Kreuzestod Christi dabei völlig aus den Augen verloren geht, ist nicht nur ein bedauernswerter Nebeneffekt die-ser neuen Entwicklung, sondern sogar bewusst geplant. Im Namen seines globalen P.E.A.C. E.-Plans hat Warren die Bedeutung des „P“ von 10 Die zweite Reformation entspricht dem neo-kuyperianischen Dominionismus der „Sphären“, das heisst der ideologischen Übernahme aller Kulturbereiche.

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6„Plant Churches“ [Kirchen gründen] zu „Pro-mote Reconciliation“ [Versöhnung fördern] umbenannt.11

Im Interview beschreibt Warren auch die mit-

einander verzahnten Partnerschaftsbeziehun-gen von Regierung, Kommerz und Kirche. Warrens Mentor, der Managementberater Pe-ter Drucker, hatte dies in einem „dreibeinigen Stuhlmodell“ dargelegt. Seine These lautete, dass eine Gesellschaft nur dann gut funktio-nieren würde, wenn sie auf den drei Standbei-nen Politik, Wirtschaft und Kirche stünde. Die Verwirklichung dieses Modells hat sich Warren zur Pflicht gemacht. Er lässt keinen Zweifel aufkommen, dass seine Heilsvision nur noch auf das Diesseits bezogen ist.

Die Journalistin Maria Kefala schrieb ei-nen Artikel unter der Überschrift: „Pa-stor behauptet, der Glaube sei das fehlende

11 http://www.thepeaceplan.com/

Verbindungsstück“12:

Sie zitiert Rick Warren mit folgenden Worten: „Der Regierung und Industrie wird es nicht ge-lingen, die sozialen Probleme zu lösen, es sei denn, sie beziehen die Glaubensgemeinschaf-ten mit ihren grossen Scharen an Freiwilligen und ihren weltweiten Netzwerken ein […] Die Menschen sind besorgt darüber, dass es den Kirchen nur um Bekehrung geht, aber jeder hat einen Beweggrund. Jeder hat eine Welt-anschauung. Das Christentum ist eine Weltan-schauung […] mir ist es egal, warum sie Gutes tun, solange sie Gutes zu.“ (Zitatende)

Anstelle der biblischen Heilsbotschaft, die auf das ewige Heil der Menschen bedacht ist, weil diese ohne die Erlösung in Jesus Christus für immer verloren gehen würden, soll nun das Wohltätigkeits-„Evangelium“ in den Mittel-punkt des Interesses rücken. Offensichtlich hat es dem „Evangelium“ der guten Gefühle, das in den vergangenen Jahrzehnten die Zustimmung der Evangelikalen gefunden hatte, zu einer neuen Bedeutung verholfen. Jetzt redet Warren den Christen ein, dass sie sich nur wohlfühlen, wenn sie Gutes tun. Die eindringlichen Auf-rufe zum sozialen Engagement besitzen eine erstaunliche Ähnlichkeit zu den Appellen des „Sozialevangeliums“ im 20. Jahrhundert. Im neuen Wohltätigkeitsevangelium wird jedoch nicht erwähnt, dass ein sündiger Mensch einen himmlischen Erlöser braucht, um vor dem hei-ligen Gott bestehen zu können. Es ist vielmehr auf die vielen Sozialprojekte konzentriert, die Rick Warren mit seinem P.E.A.C.E.-Plan um-setzen möchte.

Er teilt die Probleme der Welt in fünf Haupt-kategorien ein: geistige Leere (er versteht dar-unter ein Mangel an Gottes Liebe im Leben), 12 “Pastor Argues Faith is Missing Link”; http://www.thehoya.com/node/15251

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7egoistische Herrschaft und Korruption, extre-me Armut, pandemische Krankheiten und An-alphabetentum.

Seiner Meinung nach tat Jesus fünf Dinge, um diesen fünf Problemen entgegenzuwirken: er förderte die Versöhnung, rüstete Leiter als Die-ner aus, unterstützte die Armen, sorgte für die Kranken und unterrichtete die nächste Genera-tion.

Das abgrundtiefe Elend in den Entwicklungs-ländern – vielfach von den Finanzinteressen westliche Staaten verursachte – veranlasste Warren, seinen P.E.A.C.E.-Plan zu initiieren, der Christen anleitet, wie sie kontinuierlich Gutes tun können.

Warren sagte: „Mir ist es egal, ob die Men-schen aus politischen, ökonomischen, persön-lichen oder religiösen Gründen Gutes tun, so-lange sie Gutes tun; hierin liegt kein ethischer oder moralischer Gesichtspunkt […] Ich diene einem Retter namens Jesus Christus, der sagte, liebe deinen Nächsten wie dich selbst, und dies ist der Grund, wieso ich das tue, was ich tue.“

Dass Jesus eine ganz andere Definition von „liebe deinen Nächsten wie dich selbst“ im Sinn hatte, als er dieses Gebot als das oberste hervorhob und dem Gebot, Gott von ganzem Herzen zu lieben, gleichstellte, wird aus dem

Textzusammenhang von Matthäus 22, Verse 34 bis 40 deutlich. Das Wohltä-tigkeitsevangelium gibt sich nur dann zufrieden, wenn jeder mitmacht und alle Ressourcen eingebunden werden, um dieses eine Ziel zu erreichen; Gutes zu tun – sich also sozial zu engagieren. Jeder ist in der Runde willkommen – Regierungen, Grosskonzerne, ja sogar andere Religionen – solange dem über-geordneten Zweck der Wohltätigkeit gedient wird. Der stets mitschwingende Grundton des Dominionismus wird un-überhörbar, wenn vorgegeben wird, dass die Christen im Bauen des Königreich Gottes auf Erden ein gutes Werk verrich-ten. Es spiele dabei keine Rolle, welches Mittel angewandt, welche Strategien ver-folgt und welche Wege beschritten wer-den. Dass die Integrität des biblischen Evangeliums dadurch blossgestellt wird, ist Warren offensichtlich völlig egal.

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Auf den Punkt gebracht:Die neuesten gesellschaftlichen Trends in

einer sich ständig verändernden Welt.www.auraria.eu

Annonce

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Einige Schlagworte sind in jüngster Zeit in evangelikalen Gemeinden immer häufiger zu hören: Abschaffung der

globalen Armut, das Erreichen der UN-Millen-nium-Entwicklungsziele, „Stop Armut 2015“, die sozialpolitische Transformation von Kir-che und Staat, die Errichtung hvom Königreich Gottes. Vordergründig betrachtet, scheinen das gute Ziele zu sein. Es soll eine sakrale Gesell-schaft errichtet werden. In meinem Vortrag zum Thema „Die Gemeinde – menschliches System oder erwähltes Volk“ zeige ich auf, dass die sa-krale Gesellschaft nicht Gottes Wille ist, son-dern heidnischen Vorstellungen entspringt.

Zunächst stelle ich herauf, dass es in der Antike sakralen Gesellschaften gegeben hat und dass auch in der Zeit, als das Christentum Staats-religion wurde, die sakrale Gesellschaft stark gepflegt wurde. In unserer Zeit lebt diese heid-nische Religion besonders in evangelikalen Kreisen wieder auf, ohne dass die Gläubigen es merken.

1. Die Merkmale einer sakralen Gesellschaft

Alle vorchristlichen Volksstämme, Königrei-che und Imperien waren ihrer religiösen und politischen Konstitution nach sakral. Das Wort „sakral“ bedeutet in diesem Zusammenhang eine Gesellschaft, die sich besonders durch ihre religiösen Riten auszeichnet. In ihrer Mitte

wurde nur eine einzige Religion geduldet. Alle Mitglieder dieser Gesellschaft waren verpflich-tet, ihre kultische Verehrung dem Gott oder den Göttern dieser einen Religion darzubringen. Welcher Religion man anhing, wurde einzig durch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Volksgruppe geregelt. Das wichtigste Kenn-zeichen einer sakralen Gesellschaft ist ihr Hei-ligtum, in dem rituelle Handlungen, oftmals Sakramente genannt, vollzogen werden. Der Einzelne war nur soweit in seinem Volk integ-riert, wie er bereit war, sich den ihm auferleg-ten religiösen Verpflichtungen unterzuordnen. Erfolgte diese Unterordnung nicht, wurde die betreffende Person im günstigsten Fall aus der Volksgemeinschaft ausgewiesen. In der Regel aber folgte auf dieses Vergehen die Todesstrafe.

Was Cicero über das Rom seiner Zeit sagte, trifft auf alle sakralen Gesellschaften der vor-christlichen Ära zu: „Jeder Staat hat seine Re-ligion, und wir haben unsere.“1 Deshalb ist es unsinnig, in einer sakralen Gesellschaft von ei-ner Kultgemeinde und vom Staat zu sprechen, als ob beide unterschiedliche Bedeutungen hät-ten. Diese Institutionen waren damals undiffe-renziert, obgleich es bisweilen einen König und einen obersten Priester gab. In der Regel waren beide Funktionen in einer Person vereint.

1 Cicero, Pro Flacco (Oxford, 1962), Vol. IV, par. 28.

von Dr. Martin Erdmann

Die Gemeinde – menschliches System oder

erwähltes Volk?

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10Doch selbst wenn die königlichen und priester-lichen Aufgaben von verschiedenen Personen verrichtet wurden, regierte der König über die gleichen Untertanen, für die der Priester am Altar seinen kultischen Dienst verrichtete. In einer sakralen Gesellschaft gibt es keinen kon-fessionslosen Staat.

Im Folgenden werden wir Beispiele aus der antiken und modernen Welt aufzeigen, um die Eigenart einer sakralen Gesellschaft besser ver-stehen zu können.

2.) Die sakrale Gesellschaft im Alten Ägypten

Alle religiösen Systeme des antiken Nahen Os-tens so auch die Religion des alten Ägyptens betrachteten die Geschichte als einen Kampf zwischen Chaos und Ordnung. Man glaubte, dass die Welt ihren Anfang in den tiefgründi-gen Wassern der Unterwelt nahm. Die Ägyp-ter besaßen keine spezifische Mythologie der

Erschaffung des Menschen. Beachtenswert ist jedoch die Vorstellung der Kontinuität. Die or-ganische wie anorganische Materie, ja die Erde und das Universum, standen in solch enger Beziehung zueinander, dass man sie nicht un-terscheiden konnte. Der entscheidende Aspekt war das Verbindende. Daraus schloss man, dass das Geschaffene und der Schöpfer nicht von-einander getrennt werden können. Diese Reli-gionsvorstellung nannte man Kontinuität des Seins.

Mit der Lehre der Kontinuität des Seins wurde eine andere Lehre, nämlich die Vergöttlichung des Menschen, begründet. Diese Lehre wie-derum diente oft als Grundlage für die Lehre des göttlichen Staates. In der Zeit nach Chris-ti Geburt wurde diese Lehre auf die Kirche übertragen, die sich unter Kaiser Konstantin im vierten Jahrhundert zu einem göttlichen Kirchenstaat entwickelte. Doch dieses Thema

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11greifen wir später auf.

Der Staat nimmt als geballtes Machtzentrum in menschlichen Angelegenheiten, besonders in der Person des obersten Herrschers, eine Mittlerrolle ein zwischen den Göttern und der Menschheit. Deutlich kann man dies in der Ge-schichte der ägyptischen Pharaonen beobach-ten. Der Pharao war in der ägyptischen Reli-gion selbst einer der Götter und repräsentierte das Volk unter diesen. Darüber hinaus war er der offizielle Mittler zwischen dem Volk und den Göttern, sozusagen der von den Göttern einzig anerkannte Priester. Dank seiner Gött-lichkeit besaß der Pharao die übernatürliche Fähigkeit, von einer Wesensform in eine ande-re zu schlüpfen. Er konnte sich beispielsweise mit anderen Göttern vereinigen sowie das We-sen irgendeines Gottes annehmen. Er änderte sein Wesen meist symbolisch durch bestimmte Kulthandlungen. Der Pharao spielte seine ihm vorgeschriebene Rolle im religiösen Drama. Die Ägypter unterschieden nicht zwischen Symbolismus und dem tatsächlichen Teilha-ben: Solange der Pharao die Kulthandlung vollzog, war der Gott effektiv im Körper des Königs präsent. Er war Horus. Selbstverständ-lich delegierte der Pharao eine Schar von Pries-tern, religiöse Akte zu vollziehen, genauso wie er Beamte beauftragte, Regierungsaufgaben im Staat zu übernehmen. Die priesterlichen und administrativen Abgeordneten verrichteten ihre Aufgaben einzig für ihn, den höchsten Reprä-sentanten der Götter unter den Menschen.

Als der Pharao das in Goshen wohnende Volk der Israeliten zu seinen persönlichen Sklaven erniedrigte, demonstrierte er seine Souveräni-tät als oberster Herrscher in einer absolutisti-schen Gottesherrschaft. Neben ihm duldete er kein anderes Machtzentrum, das eine bestimm-te Autonomie beanspruchte. Die Konzentration

der politischen und religiösen Macht lag einzig in seinen Händen.

Im Zeitalter der Pyramiden weitete sich eine politische Ordnung fast bis ins Unermessliche aus, die fast vollständig bürokratisiert war. Max Weber, der einflussreiche deutsche Soziologe und Historiker, widmete die letzten 15 Jahre seines Lebens einer Reihe von Studien über die zunehmende Bürokratisierung des Westens. 1909 schrieb er: „Bis auf diesen Tag hat es noch keine Bürokratie gegeben, die mit der Ägyptens verglichen werden könnte.“2 Lewis Mumford, der die Geschichte der Architektur erforschte, behauptete, dass die Herrscher Ägyptens nur aufgrund der totalen Bürokratisierung die Py-ramiden bauen konnten. Voraussetzung sei die Schaffung einer sozialen Maschinerie gewesen. Mumford spricht sogar von der ersten Mega-maschinerie in Ägypten.3 Die ägyptische Ge-sellschaft sei so beschaffen gewesen, wie es die Pyramiden bildlich vor Augen stellten – eine straff durchorganisierte Hierarchie mit dem göttlichen Pharao als oberstem Deckstein.

Die Göttlichkeit des Königs war die zentrale Lehre in der Religion der alten Ägypter. Nur so konnte ein solch gewaltiges Unternehmen, wie der Bau der Pyramiden, überhaupt unternom-men und erfolgreich abgeschlossen werden. Von oben bis unten dominierten rituelle Hand-lungen das Funktionieren aller Bereiche inner-halb dieser absolutistischen Gottesherrschaft, nicht die Unterweisung und Umsetzung ethi-scher Richtlinien. Darin unterschieden sich die 2 „Max Weber on Bureaucratization” (1909) in J. P. Mayer, Max Weber and German Politics: A Study in Political Sociology (London: Faber and Faber, [1943] 1956) 127.3 Lewis Mumford, “The First Megama-chine,” Daedalus (1966); in Lewis Mumford, Interpretations and Forecasts: 1922-1972 (New York: Harcourt Brace Jovanovich, 1972) Kap. 24.

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12ägyptische und hebräische Religion am meis-ten. Auch wenn Rituale in der hebräischen Re-ligion nicht völlig ausgeklammert wurden, lag doch die Hauptbetonung auf der Ethik, wie sie Mose im Gesetz nach dem Auszug aus Ägyp-ten konkret beschrieb. Die Begriffe Schuld und Sühne haben nur in einem ethischen Bezugs-rahmen Bedeutung. Im Buch Micha 6, 6 bis 8 lesen wir folgendes:

»Womit soll ich vor den HERRN treten, mich beugen vor dem Gott der Höhe? Soll ich mit Brandopfertieren vor ihn treten, mit einjährigen Kälbern? Hat der HERR Wohlgefallen an Tausenden von Widdern, an Zehntausenden von Bächen Öls? Oder soll ich meinen Erstgeborenen als Schuldopfer für mich hingeben, die Frucht meines Leibes als Sündopfer für mein Leben?« Er hat dir kundgetan, o Mensch, was gut ist; und was for-dert der HERR anderes von dir, als Gerechtigkeit zu üben und dich der Liebe zu befleißigen und demütig zu wandeln vor deinem Gott?

Die Ägypter und auch die antiken Völker, die den ägyptischen Kult der Toten imitierten, sa-hen das Leben nach dem Tod – die Auferste-hung – als eine metaphysische Erweiterung dieses Lebens an. Die Lehre der Kontinuität des Seins, die menschliche und göttliche Elemen-te schon im Diesseits miteinander vermischte, schloss ein, dass es auch eine Kontinuität zwi-schen dem Leben eines Menschen im Hier und Jetzt und seiner Existenz nach dem Tode geben würde. Die Vorstellung einer ethischen Erneu-erung mittels eines Blutopfers besaß keinerlei Bedeutung in der Religion des alten Ägyptens.

Der Konflikt zwischen Mose und Pharao war eine religiöse Auseinandersetzung zwischen zwei völlig verschiedenen Vorstellungen von Tod und Auferstehung, von Erlösung und Ge-richt. Die eine vergöttlichte den Menschen; die andere verherrlichte den Schöpfergott.

Das Ziel jeder theokratischen Bürokratie ist die Ausübung einer völligen Kontrolle über alle religiösen, sozialen und politischen Aspekte eines Volkes. In Ägypten unter Pharao Sesost-ris III. gab es eine große Volksgruppe, die eine völlig andere Religion praktizierte. Der Pharao, als Herrscher über der Region Goschen, wo die Israeliten wohnten, hatte das Recht, von ihnen als Gott Anbetung zu verlangen.

Das Gesuch Moses, der Pharao möge den Israe-liten gestatten, ihrem eigenen Gott in der Wüs-te zu opfern, wurde vom ägyptischen Herrscher als unverzeihliche Provokation angesehen. Dieser war nicht dazu bereit, die Existenz ir-gendeines Rivalen zu dulden, der seinen selbst proklamierten göttlichen Status infrage stellen würde.

Der Pharao aber antwortete: »Wer ist der HERR, daß ich seinen Be-fehlen gehorchen und Israel ziehen lassen müßte? Ich kenne (diesen) HERRN nicht und will auch Israel nicht ziehen lassen.« Exodus 5, 2.

Der Pharao war so über das Gesuch Moses er-bost, dass er sofort dazu überging, das gesamte Volk Israel hart zu bestrafen. Am Ende, als das Volk aus Ägypten ausgezogen war und sich am Roten Meer befand, bot der durch die zehn Pla-gen gezüchtete Pharao sein gesamtes Heer auf, jagte den Israeliten nach und beabsichtigte, alle umzubringen.

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13Fassen wir zusammen: Der Pharao war in der ägyptischen Religion selbst einer der Götter und repräsentierte das Volk unter diesen. Er war der offizielle Mittler zwischen dem Volk und den Göttern. Es lag die Religionsvorstellung der „Kontinuität des Seins“ zugrunde, nach der der Geschaffene und der Schöpfer nicht vonei-nander getrennt werden können. Daraus folg-te die Lehre der Vergöttlichung des Menschen und des Staates.

Ein zweites Beispiel einer sakralen Gesell-schaft ist das antike Rom:

3.) Die sakrale Gesellschaft im Antiken Rom

Sakrale Gesellschaften in der Antike mussten nicht unbedingt monotheistisch sein, also auf nur einen Gott ausgerichtet sein. Als der Jupi-terkult im römischen Weltreich gepflegt wurde, war es gang und gäbe, alle Götter der besieg-ten Volksstämme in den Ehrentempel Panthe-on aufzunehmen. Die Objekte der Anbetung in Rom nahmen von einem zum anderen Erobe-

rungsfeldzug mehr und mehr zu. Der gesam-te Kultus war ein reines Sammelsurium aller möglichen Götzen und Gottheiten der antiken Welt. Rom brüstete sich sogar dieser Tatsa-che und zelebrierte die Aufnahme eines neuen Gottes in ihrer auf viele Götter ausgerichteten Religion. Diese Politik sah man als einen ge-schickten Schachzug an, um die unterdrückten Völker hinsichtlich der Ausübung ihrer loka-len Religion nicht vor den Kopf zu stoßen. Die Herrscher waren sich über die enorme Bedeu-tung eines volkseigenen Kultus im Leben einer Nation bewusst. Die eroberten Völker konnten dieser entgegenkommenden Haltung Roms in Sachen Religion leicht zustimmen. Man muss-te aber zwei äußerst wichtige Einschränkungen beachten:

Erstens durfte die angebetete Gottheit einer Volksgruppe die Gottheit einer anderen nicht aus dem Pantheon verdrängen. Und zweitens war es verboten, einer Gottheit Ehrerbietung darzubringen, wenn sie nicht zuvor offiziell in das Pantheon aufgenommen worden war.

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14Verstösse gegen diese zwei Punkte konnten auf keinen Fall geduldet werden, denn die sakrale Ordnung wäre bedroht gewesen. Die erste Ein-schränkung hätte den Unmut jener Bevölkerung erzeugt, die nicht gewillt war, die Verdrängung ihrer eigenen Gottheit aus dem Pantheon zu akzeptieren. Die zweite Einschränkung hätte in der Gesellschaft den Auraria privaten Kultus einer Minderheitsgruppe eingeführt, der hinter dem Rücken der übrigen Bevölkerung prakti-ziert geworden wäre.

In beiderlei Hinsicht verletzten die ersten Christen die sakralen Bestimmungen Roms. Sie waren exklusive Monotheisten und konn-ten nicht zulassen, dass die Römer den sou-veränen Gott des Universums auf die gleiche Stufe wie alle anderen Götzen stellten. Ihr Gott war der einzig wahre Gott. Alle anderen Gott-heiten – gerade weil sie nur ein Fantasiegebilde waren – mussten vor ihm ihren Anspruch auf Anbetung abtreten. Ihr Gott war ein Gott, der allen anderen Göttern ein Ende bereiten würde. Die Christen fuhren damit fort, die Menschen dazu anzuhalten, den überlieferten Glauben ih-rer Vorfahren und ihre Götter aufzugeben, den neuen und einzigen Gott anzunehmen und sich taufen zu lassen.

Theoretisch wäre es für die Urgemeinde ein-

fach gewesen, allen Schwierigkeiten mit der Staatsgewalt aus dem Weg zu gehen, wenn sie bereit gewesen wäre, den Römern zu gestatten, Jesus Christus in das Pantheon aufzunehmen. Rom hätte ihnen jegliche Freiheit gestattet, ihren Gottesdienst nach Belieben zu gestalten – aber nur unter der Bedingung, sich nicht ge-gen die Verehrung aller anderen Gottheiten zu stellen. Religiöser Pluralismus und kultische Inklusivität war ihnen jedoch ein Gräuel. Sie praktizierten deshalb einen privaten Kultus, dem die offizielle Erlaubnis fehlte. Den Rö-mern störte an den Christen am meisten, dass sie ihre Religion nicht auf einen heiligen Ri-tus beschränkten und diesen in der Öffentlich-keit feierten. Die Christen bestanden darauf, dass der Glaube an Jesus Christus weit mehr war als ein vom Staat sanktioniertes und unter dessen Kontrolle stehendes, kultisches Sakra-ment. Dass die Christen deshalb bis aufs Blut verfolgt wurden, sollte niemanden verwundern, der über die Konsequenzen Bescheid weiss, die den Sakralismus begleiten.

Die geheimen Treffen der ersten Christen waren in einer sakralen Gesellschaft nicht akzeptiert. Entscheidend waren nicht die religiösen Hand-lungen an sich, wichtig war, dass sie vor den Augen aller, besonders dem Staatsoberhaupt und seinen Priestern, getan werden mussten. Sicherlich war es für die damaligen Christen geboten, ihren Gottesdienst in geschlossener Runde zu feiern. Doch es muss deutlich gesagt werden, dass die privaten Zusammenkünfte nicht in erster Linie dem Schutz vor den Über-griffen der Ordnungshüter dienten, sondern ihr Glaubensbekenntnis ließ ihnen keine andere Wahl. Der christliche Glaube sah Gott zwar als Schöpfer und Erhalter aller Menschen an, aber nur für seine erwählte Gemeinde war er auch der Vater. Diese Lehre teilte die Bevölkerung in

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15zwei Gruppen auf: die an Jesus Christus Gläu-bigen und die ihn ablehnenden Heiden.

Das sakrale Rom nahm an dieser Lehre beson-deren Anstoß, denn um den Frieden in der Öf-fentlichkeit zu wahren, musste Einstimmigkeit vor dem Altar herrschen. Beanspruchte eine Gruppe religiöse Exklusivität, wurde diese Hal-tung als Beweis der Intoleranz anderen Kultan-hängern gegenüber angesehen. Darüber hinaus war es ein Indiz des politischen Aufruhrs gegen die Staatsgewalt.

Die Bewegung hin zum christlichen Sakra-lismus begann im Jahre 313 n. Chr. mit der Veröffentlichung des Toleranzedikts, auch als Edikt von Milan bekannt. Dieser amtliche Er-lass deklarierte die christliche Religion als ei-nen erlaubten Kult im Staat – ein Status, den das Christentum bis dahin nicht besessen hatte. Unmittelbar hörte die Verfolgung auf, denn der Erlass machte die Anklage gegen die Christen der Gotteslästerung und des Hochverrats un-möglich. Diese politische Klimaveränderung erlaubte es den Christen, aus ihren Verstecken hervorzukommen. Es wurde sofort offensicht-lich, dass die Nachfolger Jesu bei weitem zahl-reicher waren als ursprünglich vermutet.

Möglicherweise führte die Erkenntnis der un-erwarteten, zahlenmäßigen Stärke der Chris-ten dazu, dass binnen weniger Jahrzehnte nach dem Toleranzedikt eine zweite Verordnung er-lassen wurde. Kaiser Theodosius machte das Christentum zum einzigen und allein legitimen Glauben im Römischen Reich. Das Christen-tum wurde zur wahren Religion erklärt und all die anderen verloren ihren Anspruch auf staat-liche Anerkennung.

Die plötzliche Veränderung des Geschicks der Christen war anfänglich das Werk Kaiser Kon-stantins. Manche meinen, dass die Konstanti-

nische Wende die Sache Christi gefördert habe und nennen darum Konstantin „den Großen“. Wir müssen uns die Zeit nehmen, um die dras-tischen Neuerungen im Zuge der Konstantini-schen Wende näher zu betrachten. Wir werden sehen, ob diese hohe Würdigung des römischen Kaisers auch tatsächlich angebracht ist.

Es gibt keinen Hinweis darauf, dass Konstan-tin auch nur die leiseste Ahnung von der göttli-chen Gnade besaß oder auch nur das geringste Verständnis für die neutestamentliche Struktu-rierung der christlichen Gemeinde besaß. Das einzige, was die Konstantinische Wende voll-brachte, war, dass sie die Rollen in der Sanktio-nierung der Religionen vertauschte: Der christ-liche Glaube nahm nun den ersten Platz der bevorzugten Staatsreligion ein, von dem der römische Götterglaube verdrängt wurde. Nicht mehr das Christentum wurde verfolgt, sondern die Christen konnte jetzt selbst Anhänger an-derer Religionen verfolgen – diese üble Verfol-gungswut machte sich leider sofort bemerkbar. Der Grund war der gleiche, der noch kurze Zeit zuvor zu den brutalsten Christenverfolgungen geführt hatte: die rigorose Durchsetzung des in der offiziellen Staatsreligion innewohnenden Sakralismus ließ keine andere Alternative zu.

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16Konstantin hatte sich früher als Pontifex Ma-ximus betrachtet, also als oberster Priester im alten Rom, jetzt empfand er sich als der obers-te Würdenträger im Christentum. Er machte es sich zur Aufgabe, „mit unzweideutigem Ur-teilsspruch vorzuschreiben, wie das göttliche Wesen angebetet werden sollte und welche Art des Kultus ihm wohlgefällig sei.“ Darüber hinaus beanspruchte er für sich das Vorrecht, bestimmen zu können, ob der Name einer be-stimmten Person auf der Mitgliedsliste der Kir-che erscheinen durfte oder nicht; nur er besaß den Schlüssel zum Eingang in die christliche Gemeinde und er bestimmte, dass alle römi-schen Bürger dazugehörten, ja ohne Ausnahme dazugehören mussten. Die Lehre der Schrift, dass ein Mensch allein aufgrund seines per-sönlichen Glaubens an Jesus Christus wahrer Christ und somit Teil der christlichen Gemein-de werden konnte, besass von da an keine Be-deutung mehr. Die Gemeinde verlor ihre Iden-tität als die lokale Versammlung der Erwählten Gottes. Als der Kaiser bemerkte, dass die Aria-nische Kontroverse eine grosse Gefahr für das Einheitsprinzip des „christlichen“ Sakralismus darstellen würde, rief er ein Konzil ein. Spä-ter beauftragte er Athanasius, Arius und seine Anhänger zu verbannen, gab ihm aber auch unmissverständlich zu verstehen, dass nieman-dem sonst der Zutritt zum Gottesdienst verwei-gert werden durfte. Er sagte: „Nun da du mit meinen Willen vertraut bist, erlaube jedem, der es wünscht, ungehinderten Eingang in die Kir-che. Falls ich höre, dass du dich in den Weg irgendeiner Person gestellt hast, die behauptet, Mitglieder der Kirche zu sein, und ihr den Zu-tritt verweigert hast, werde ich sofort jemanden senden, der dich kraft meines Befehls des Am-tes enthebt und dich aus dem Lande vertreibt.“

Konstantin war nach seiner vermeintlichen Be-

kehrung genauso konsequent in der Durchset-zung des Sakralismus, wie er es zuvor gewe-sen war: nun wurden Kulthandlungen der alten Religion oft mit genau den gleichen Wörtern verboten wie zuvor christliche Gottesdienste. Nicht eine einzige Weihgabe durfte mehr auf einem heidnischen Altar niedergelegt werden. Ungetaufte Personen mussten sich dem kaiser-lichen Dekret ohne Widerspruch beugen und an der christlichen Unterweisung teilnehmen, um sich später taufen lassen zu können. Diejenigen, die sich weigerten, zum Taufbecken zu gehen, nachdem sie am Religionsunterricht teilgenom-men hatten, mussten harte Strafen über sich ergehen lassen. Jeder, der nach einer Zwangs-taufe wieder seiner alten Götterreligion verfiel, wurde ein Gegenstand der exterminatio, der Exekution. An dieser Stelle in der Geschichte begann das unerbittliche Vorgehen gegen Per-sonen, die vom christlichen Glauben abgefal-len waren, das im Westen über 1000 Jahre lang praktiziert werden sollte. Die harte Maßnah-men der exterminatio, der Exekution, sollte uns nicht überraschen: es sind die unausweichliche Begleiterscheinungen des Sakralismus, ob er nun im heidnischen oder christlichen Gewande erscheint. Wenn die gemeinsame Existenz des politischen und religiösen Herrschers als gül-tig betrachtet wird, kann eine Person, die die Staatsreligion verwirft, nicht Staatsbürger blei-ben. Der Sakralismus duldet keine Ketzer, also solche Menschen, die nicht dem Hauptstrom folgen.

Konstantin begann sofort, der neuen Staatsreli-gion alle möglichen Vergünstigungen zu geben. Elegante Kirchenstrukturen, die Urbilder mit-telalterlicher Kathedralen, wurden auf Kosten des Staatsschatzes erbaut und oftmals auf den Ruinen eines heidnischen Tempels errichtet. Der Kaiser erhob den ersten Tag in der Woche,

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17der in der Frühkirche seit Christi Auferstehung als Tag des Herrn gefeiert wurde, zu einem gesetzlichen Festtag und gab ihm den Namen „Tag der Sonne“. Dieser Rückgriff auf einen vorchristlichen Namen für den christlichen Tag der Ruhe war zweifellos ein Zeichen dafür, dass der Kaiser die Sonne weiterhin als Gottheit ver-ehrte. Viele Jahre nach Konstantins sogenann-ter Bekehrung wurden römische Münzen ge-prägt, die weiterhin das Emblem der unbesieg-baren Sonne trugen. Konstantin begann sofort, die christlichen Kirchen mit großzügigen Geld-zuwendungen zu subventionieren und die Kle-riker wurden aus öffentlichen Mitteln bezahlt. Dies führte zu einem unheiligen Haschen nach Kirchenämtern, oft durch Personen, die weder theoretisches noch praktisches Wissen über den neuen Glauben besaßen. Dieses Ämterhaschen wurde durch den Beschluss beschleunigt, alle Kleriker von den öffentlichen Bürden zu be-freiten, wie zum Beispiel dem Bezahlen von Steuern.

Scheinbar war der Kaiser – stets ein verschwen-derischer Wohltäter – den Kirchen in Afrika ge-genüber besonders freizügig. Dies war deshalb so, weil der konstantinische Sakralismus in Afrika auf Widerstand stieß. Zunächst bestan-den jedoch keine Differenzen zwischen Chris-ten aus verschiedenen Regionen. Sie pflegten regen sozialen und kommerziellen Kontakt. Als der Kaiser sich in die Affären der nordaf-rikanischen Kirchen mit zunehmender Intole-ranz einmischte, wurden die Unstimmigkeiten zwischen den Kirchen in dieser Region und den anderen im Reich angefacht. Grundsätz-liche Gegensätze entwickeln sich aber erst in der Kontroverse mit den Donatisten. Die Dona-tisten waren es gewohnt, dass Rom die Ange-legenheiten auf der politischen Ebene regelte, und sie realisierten zweifellos mit Schrecken,

dass aufgrund der Konstantinischen Wende die gesamte christliche Kirche, einschließlich ihrer eigenen, nunmehr jede Forderung des Kaisers befolgen müsse. Dies führte zweifellos zu dem donatistischen Versuch, das staatliche Eingrei-fen in ihre internen Kirchenangelegenheiten zu verhindern. Vielleicht war Konstantins un-gewöhnliche Freizügigkeit in den finanziellen Zuwendungen an die afrikanischen Kirchen eine Taktik, die Furcht der Donatisten zu be-schwichtigen. Jedenfalls gab er Caecilian, Bi-schof von Karthago, folgende Anweisung:

„Da ich beschlossen habe, dass Vorkehrungen getroffen werden sollten für die Ausgaben einer bestimmten Anzahl von Dienern der gesetzli-chen und allerheiligsten katholischen Kirche, habe ich Ursus, dem Schatzmeister Afrikas, geschrieben und ihn angewiesen, ihnen, Hoch-würden, 3000 Denar zu bezahlen.“

Offensichtlich ist, dass Konstantin das Chris-tentum dank seiner unbestreitbaren Vorzüge für ein harmonisches Zusammenleben im Staat förderte. Es gibt kein Indiz dafür, dass er die christlichen Lehren der Gnade, der göttlichen Vergebung oder der ethischen Erneuerung in ihrer geistlichen Bedeutung verstand und wertachtete. Es spricht für sich, dass Konstan-tin selbst nach dem Erlass des Toleranzedikts private Feiern von christlichen Gottesdiensten als eine unmittelbare Bedrohung für das sakra-le Ideal ansah. Deshalb wurde die Todesstrafe über denjenigen verhängt, die darauf bestan-den, Jesus Christus nur im Kreise der Wieder-geborenen anbeten zu wollen.

Fassen wir den dritten Punkt zusammen: Die Religion des alten Roms war auf viele Götter ausgerichtet. Diese Politik war ein geschickter Schachzug, um die unterdrückten Völker hin-sichtlich der Ausübung ihrer lokalen Religion

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18nicht vor den Kopf zu stoßen. Die eroberten Völker konnten dieser Haltung leicht zustim-men, mussten aber zwei äußerst wichtige Einschränkungen beachten: Erstens durfte die angebetete Gottheit einer Volksgruppe die Gottheit einer anderen nicht verdrängen, und zweitens war es verboten, einer Gottheit Ehr-erbietung darzubringen, wenn sie nicht zuvor offiziell in das Pantheon aufgenommen worden war. Verstöße gegen diese zwei Punkte konnten auf keinen Fall geduldet werden, denn die sak-rale Ordnung wäre bedroht gewesen.

Kaiser Konstantin machte das Christentum zur alleinigen Staatsreligion und übte großen Zwang aus. Das heidnische Denken lebte unter einem christlichen Mantel weiter.

Wenden wir uns nun der Gegenwart zu:

4.) Die sakrale Gesellschaft im modernen Westen

Auffallend ist, dass die Vertreter des Christen-tums seit der Konstantinischen Wende biswei-len einen starken Zug zum Sakralismus auf-weisen. In unregelmäßigen Schüben bewegte sich diese Sonderlehre über die Kirchengänger. Immer dann, wenn sich die Kirche mit dem Staat zusammenschloss, kam es zu schreckli-chem Missbrauch der Gewalt im Namen Jesu. Die wenigen Christen, die es in der Geschichte gewagt hatten, dem Einfluss des Sakralismus zu trotzen, mussten oft Verfolgung erdulden und starben nicht selten als Märtyrer. Im frühen 21. Jh. treten unzählige Propagandisten eines Staatskirchensystems in evangelikalen Deno-minationen und parakirchlichen Institutionen auf und legen einen erstaunlichen Hyperakti-vismus an den Tag.

Es muss deutlich gesagt werden, dass es sich beim Sakralismus um ein radikales Abweichen von der christlichen Lehre handelt: Das tra-ditionelle Christentum lehrt: Das Evangelium des ewigen Heils bezieht sich auf den Glauben an Jesus Christus und dessen vergossenes Blut am Kreuz. Die Betonung liegt einerseits auf der Busse, das bedeutet Sinnesänderung und Abwendung vom Bösen, und andererseits auf der Bekehrung, das bedeutet die Hinwendung des Menschen zu Gott. Das Königreich Gottes ist in dieser Zeit der Gnade ein geistlicher Be-reich, der durch die evangelistische Verkündi-gung des Wortes Gottes vergrößert wird. Chris-tus machte zweifellos deutlich, dass sein Reich „nicht von dieser Welt“ ist (Joh. 18, 36), son-dern eine geistliche Herrschaft über die Herzen der Gläubigen ist (Luk. 17, 20-21). Im Gegen-satz dazu lehrt der Sakralismus: Das Evan-gelium des Heils bewirkt die Einführung des „Königreichs Gottes“ als ein irdisches Reich der Herrschaft Christi, das in der jetzigen Zeit aufgerichtet werden soll. Einige Sakralisten vergleichen das Königreich des Neuen Testa-ments mit dem Israel des Alten Testaments. Sie fühlen sich demnach berechtigt, das Schwert zu ergreifen oder andere Methoden der Straf-justiz zu wählen, um Krieg gegen die Feinde des „christlichen“ Königreiches zu führen. Menschen, die sich der Herrschaft Gottes nicht unterordnen, müssen gezwungen werden, ins Königreich zu kommen. Die Kirche besitzt die gleiche juristische Gewalt, wie sie dem trium-phalen Jesus Christus bei seiner Wiederkunft in der Bibel zugeschrieben wird. Dies umschließt auch den esoterischen Glauben, dass Christus in seiner Kirche konkret Gestalt annimmt und dass sie seinen Leib auf Erden, nicht im geist-lichen, sondern im physischen Sinne, darstellt. Mit Hilfe der Kirche richtet Christus seine Kö-nigsherrschaft auf dieser Erde auf. Die Taten

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19der Menschen erhalten eine nicht angemessene Betonung, die göttliche Souveränität wird ge-mindert.

Die Theologie des evangelikalen Sakralismus setzt sich aus drei Grundannahmen zusammen:

1) Satan nahm widerrechtlich die herrschaftli-che Stellung über die Welt ein, die eigentlich dem Menschen vorbehalten war. Diese mussten Adam und Eva nach dem Sündenfall abtreten.

2) Die Kirche ist Gottes Instrument, um Satan die Herrschaft wieder abzunehmen.

3) Die Wiederkunft Jesu wird solange hinaus-gezögert, bis die Kirche die Herrschaft über alle staatlichen und sozialen Institutionen der Welt errungen hat.

Oft werden die wesentlichen Elemente des evangelikalen Sakralismus in einer schönen, nach außen hin biblisch erscheinenden Verpa-ckung eingehüllt, um über die Massenmedien

optimal verbreitet zu werden. Das offensicht-lich Falsche an dieser Lehre wird so geschickt verschleiert, dass es schon einer gehörigen Por-tion an geistlichem Scharfsinn bedarf, um das Unbiblische im Kern dieser Lehre erkennen zu können.

Die gezielte Verbreitung des Sakralismus ist mittlerweile ein sich über mehrere Jahrzehn-te hinziehender Prozess, der aller Voraussicht nach auch weiterhin viel Zeit und Energie in Anspruch nehmen wird. Dennoch trifft man heutzutage kaum einen Evangelikalen an, der mit dem Begriff Sakralismus etwas Konkretes anfangen kann. Ein Grund dieser allgemeinen Unkenntnis ist die Verwendung von Begriffen, die den Evangelikalen geläufig sind, aber mit anderen Inhalten gefüllt werden. Man möchte

verhindern, einen anstößigen Beigeschmack zu hinterlassen, wenn das eigentliche Ziel des Sa-kralismus vorgestellt wird, nämlich eine „theo-kratische“ Herrschaft, ein Staatskirchensys-

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20tem, einzurichten. So gelingt es, die wirkliche Bedeutung und das volle Ausmaß dieser eigen-artigen „Königreich Gottes“-Lehre hinter der Fassade wohlbekannter biblischer Ausdrücke zu verbergen. Deshalb haben viele Evangelika-le bedenkenlos Teilaspekte des Sakralismus an-genommen, ohne sich dessen bewusst zu sein.

Um ihre verdrehten Ansichten effektiv zu ver-breiten, entwickelten die führenden Sakralis-ten neue Lehren über die Gemeinde, die zu-künftigen Dinge und das Heil. Sie passten die lehrmäßigen Abweichungen den Zielgruppen in den verschiedenen evangelikalen Gruppie-rungen an. Schritt für Schritt wurden altherge-brachte, theologische Ansichten in etwas völ-lig Neues umgewandelt. Um den gewünschten Paradigmenwechsel einzuleiten, bedienten sich evangelikale Sakramentalisten psycho-sozialer Methoden, statistischer Forschung, sozial-öko-nomischer Entwicklungsinitiativen, Marktfor-schung, strategischer Planung, Leistungsbe-wertung, Datensammlung und -überwachung und technischer Hilfe. Im Hinblick auf die globale Ausdehnung streben sie vorteilhafte Beziehungen zu nationalen Regierungen und internationalen Organisationen, Firmen und philanthropischen Stiftungen an. Die Leiter der Sakralisten sind geschulte „Revolutionäre“, die eine sozialpolitische Transformation von Kir-che und Staat in Bewegung setzen. Inzwischen sind die verheerenden Resultate vielerorts deutlich zu sehen. Die Opfer dieser Verirrung merken kaum, dass sie für eine Sache einge-spannt werden, die in fast keiner Hinsicht dem neutestamentlichen Christentum entspricht.

Die Sakralisten streben eine ständige Vergrös-serung des Einzugsgebiets des Königreich Got-tes auf Erden an. Dies geschieht, wenn man die Kontrolle über drei Bereiche der Gesellschaft erringt: die Übernahme der Regierung, die In-

strumentalisierung der Geschäftswelt und die Partnerschaft mit dem gemeinnützigen Sektor, dazu zählen die Kirchen und andere religiöse und säkulare Organisationen. Die Kontrolle über den Staat bedeutet zum Beispiel in den USA die Wahl eines „christlichen“ Präsidenten sowie die kommerzielle und militärische Ex-pansion des amerikanischen Imperiums auf alle Länder der Erde. Neue Brücken werden gebaut, um die Dreiecksbeziehung zwischen diesen ge-sellschaftlichen Bereichen zu stärken. Die Kir-che geht gezielt auf den Staat und die Konzerne zu in der Absicht, diese zu dominieren.

Der Managementexperte Peter Drucker war maßgeblich daran beteiligt, diesen Plan zu ent-werfen und umzusetzen. In seinen Büchern und Artikeln veröffentlichte er unablässig die Idee von einer globalen Gesellschaft. Sie sei nur dann „gesund“, wenn sie sich seines „dreibeini-gen“ Modells bediene. Rick Warren stellte sich Drucker vorbehaltlos zur Verfügung, um die Kirche in das „richtige“ Fahrwasser zu bringen. Andere evangelikale Leiter, wie Bill Hybels und Bob Buford, ließen sich gleichfalls von Drucker, ihrem persönlichen Mentor, inspirie-ren. Dank des „Leadership Networks“, eines weltweiten Beziehungsnetzes unter geistlichen Leitern, gelang es Buford, eine ganze Generati-on von ehrgeizigen Pastoren von Megakirchen über Druckers Sozialphilosophie detailliert zu

unterrichten. Selbst die Struktur der Mega-kirchen geht auf Druckers Modell, das er ur-sprünglich für internationale Konzerne entwor-fen hatte, zurück.

Während der Präsidentschaft von George W. Bush trieben die Neo-Konservativen die Initia-tive Druckers voran, um eine enge Zusammen-arbeit von Kirche und Staat zu erzielen, den so genannten „faith initiatives“ [Glaubensinitiati-

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21ven]. Der Sakralismus durchbrach die Schei-dewand zwischen diesen in Amerika historisch strikt getrennten Sektoren an vielen Stellen.

Evangelikale Linke standen schon immer in Verbindung mit Sakralisten. Viele der einfluss-reichen Linken im evangelikalen Lager, die sich für die Verwirklichung einer utopischen Weltgemeinschaft begeistern lassen, wen-den sich in ihrem Aktivismus zwei Hauptzie-len zu: Erstens der Abschaffung der globalen Armut und zweitens dem Erreichen der UN-Millennium-Entwicklungsziele. Rick Warren zählt zu einem ihrer tatkräftigsten „Genossen“. Mehrere internationale Missionsgesellschaften schlossen sich in Allianzen zusammen, um ihre gemeinsamen Königreichsziele zu verwirkli-chen. Die „Micha Initiative“ [Micah Challen-ge], auch unter der Bezeichnung „Stop Armut 2015“ bekannt, ist eine der wichtigsten Aktio-nen der Weltweiten Evangelischen Allianz.

Die Initiative zur Bekämpfung der Armut mag oberflächlich gesehen löblich, ja vielleicht so-gar biblisch erscheinen. Blickt man allerdings etwas unter die Oberfläche, taucht plötzlich der Sakralismus auf. Die „selbstlose“ Gemeinnüt-zigkeit ist nicht unbedingt das, wofür sie sich ausgibt. Soziale Dienstleistungen sind aus wer-beträchtigen Gründen so konzipiert, dass der ansonsten in höchstem Grad anstössige Sakra-lismus in bestem Licht erscheint. Nur so denkt man, könne die internationale Maschinerie öf-fentlicher Meinungsmacher positiv beeindruckt werden. Zudem ist der Aufruf an die Christen, persönliche Opfer zu bringen, um das grosse Ziel einer von Armut befreiten Welt zu errei-chen, dafür ideal geeignet, neue Rekruten an-zuheuern, die bereit sind, sich in Rick Warrens Armee der „Milliarde von freiwilligen Fusssol-daten“ einreihen zu lassen, um letztlich Kirche

und Staat weltweit zu vereinen.

Zum Schluss möchte ich eines herausstellen:

Die Frage „Die Gemeinde – menschliches Sys-tem oder erwähltes Volk?“, mit der ich diesen Vortrag überschrieben habe, wird heutzutage unterschiedlich beantwortet. Ich meine, die bi-blische Gemeinde ist kein Konstrukt mensch-licher Machtgier, sondern die an vielen Orten sich versammelnde Schar der Erwählten Got-tes, also der an Jesus Christus glaubenden und ihm nachfolgenden Menschen. Darum: Stoppt den Sakralismus in euren Reihen!

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Verax InstitutHomepage: veraxinstitut.ch

Das Verax Institut ist eine theologische Ein-richtung, die sich mit der Frage der Errettung des Menschen auseinandersetzt. In der Viel-falt der religiösen Meinungen gibt das Institut geistliche Orientierung aus baptistischer / cal-vinistischer Sicht. Dies geschieht durch

• biblische Unterweisung, • das Aufgreifen theologischer Themen • sowie die Erforschung aktueller Zeit-strömungen.

Auf der Nuntia.de Homepage werden dazu re-gelmässig Podcasts und sonstige Informationen veröffentlicht.

NameDer Begriff “verax” ist der lateinischen Bi-belübersetzung Vulgata entnommen und bedeu-tet “wahrhaftig”. Dieses Wort steht unter ander-em im letzten Buch des Neuen Testaments, der Offenbarung des Johannes (19,11). Dort wird ein auf einem weißen Pferd sitzender Reiter so bezeichnet. Der Textzusammenhang macht deutlich, dass es sich dabei um Jesus Christus handelt, der mit richterlicher Gewalt auf diese Erde zurückkehren wird. Er ist der König der Könige und Herr der Herren. Diesem Welten-herrscher, der gleichzeitig Erlöser seines Vol-kes ist, ist die Arbeit des Instituts gewidmet.

Auftrag Wir leben in einer Zeit, in der die Verflachung der evangelikalen Christenheit ihrem Höhe-punkt entgegengeht. Die Fähigkeit, das geistli-che Leben anhand gesunder biblischer Lehre zu leben und zu reflektieren, ist immer seltener zu entdecken. Das reformatorische Erbe – die Ausrichtung von Lehre und Leben allein auf die Heilige Schrift – scheint verloren gegangen zu sein.

Stattdessen macht sich ein Pragmatismus breit, der allein fragt, was für den Moment nützlich ist. Auf diese Weise fehlt den evangelikalen Gemeinden eine feste und vertrauenswürdige

Grundlage für die Verkündigung und Seels-orge, durch die die Christen wachsen und Li-chter in der Finsternis dieser Welt sein könnten.

Es ist notwendig, dass sich engagierte Christen, Gemeindemitarbeiter und -leiter aufmachen, die biblischen Wahrheiten zu studieren. Im Ve-rax Institut finden Christen Unterstützung und fundierte Argumentshilfen zu all diesen The-men. Es trägt dazu bei, die theologischen Grun-dlagen wiederzuentdecken, die die Christenheit in den ersten Jahrhunderten nach der Reforma-tion so gesund und standfest gemacht haben.

Glaubensgrundlage Die Bibel – das Alte und Neue Testament – ist in all ihren Aussagen vom Heiligen Geist in-spirierte göttliche Offenbarung und daher die einzige maßgebliche Quelle von Wahrheit und Glauben und uneingeschränkte Autorität in jeder Hinsicht. Sie ist das auf allen Gebieten völlig zuverlässige, sachlich richtige, wahre, widerspruchslose Wort Gottes.

Die Fünf Punkte des Calvinismus1) Totale Verderbtheit der menschlichen Natur; 2) Bedingungslose Erwählung zum Heil; 3) Begrenzte Versöhnung (spezielle Erlösung); 4) Unwiderstehliche Gnade; 5) Durchhalten der Heiligen (Gläubigen). Was man unter diesen Punkten lehrmässig versteht, wird kurzgefasst auf der Seite “Calvinismus” - www.verax.ws/ calvinismus.html - erklärt.

Baptistisches Gemeindeverständnis1) Glaubenstaufe; 2) Kirche der Wiederge-borenen; 3) Autonomie der lokalen Kirche; 4) Ablehnung einer Staatskirche; 5) Verwerfung einer sakralen Gesellschaft (Theokratie)

LeitungsgremiumDr. Martin Erdmann: PräsidentMarkus Keiser: Vize-PräsidentChristoph Kunz: Kassierer