Pressemitteilung Medizin/Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie
Bösartiger Tumor am Mundboden und Unterkiefer:
Ästhetisch und funktionell gelungenes OP-Ergebnis
Hofheim, Juni 2011. Bei einer zum OP-Zeitpunkt 54jä hrigen Frau wurde vor 12 Jahren
ein bösartiger Tumor (Plattenepithelkarzinom) am Mu ndboden und Unterkiefer entfernt.
Der Defekt wurde mit Gewebe- und Knochentransplanta ten in mehreren umfangreichen
Operationen wiederhergestellt, mit implantatgetrage ner Prothetik versorgt und unter
ästhetischen Gesichtspunkten u. a. durch Kieferrück verlagerung und Mittellinienkorrek-
tur, Facelift und beidseitige Lidkorrektur optimier t. Die Patientin hat jetzt dank der ge-
lungenen, ästhetisch anspruchsvollen Rekonstruktion und implantatgetragenen Zahn-
versorgung wissenschaftlich fundiert eine sehr gute Sprach- und Schluckfunktion. Ein
Video belegt die aktuelle Lebensqualität und das Sp rachvermögen 6 Jahre nach dem
letzten Eingriff am Erlangener Universitätsklinikum .
Wie alles begann
Die Patientin bemerkte 1999 erstmals eine kleine offene Stelle am Mundboden links, unter ih-
rer Zunge. Die Stelle tat kaum weh, wollte aber auch nicht verheilen. Ihr erster Weg führte sie
zu Ihrem Zahnarzt. Dieser überwies sie in die Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgische Klinik
der Universität Erlangen-Nürnberg. Und der erste Verdacht des Zahnarztes bestätigte sich:
Die genaue Untersuchung des entnommenen Gewebe ergab, dass es sich um einen bösarti-
gen Tumor handelte, der von der Schleimhaut der Mundhöhle ausging.
Die Tumorbehandlung
Im Rahmen des interdisziplinären Tumorboards des Erlangener Universitätsklinikums, einer
regelmäßigen Besprechung der MKG-Chirurgen mit den ärztlichen Kollegen der Strahlenthe-
rapie und Onkologie, wurde empfohlen, zunächst eine Bestrahlung und medikamentöse The-
rapie durchzuführen. Dann, in einem zweiten Schritt, wurden der Tumor einschließlich eines
Teils der Zunge und des Unterkiefers auf der linken Seite sowie die Hals-Lymphknoten chirur-
gisch entfernt. Auch die Zähne des Unterkiefers konnten nicht erhalten werden. In derselben
Operation rekonstruierten die MKG-Chirurgen bereits die entfernten Organanteile mit Hilfe kör-
pereigener Gewebe.
Die Rekonstruktion: Funktionell und ästhetisch eine Herausforderung
Aus dem Schulterblatt mit darüber liegender Muskulatur und Haut wurden der Unterkiefer und
auch die Zunge der Patientin wieder aufgebaut. Für dieses Verfahren, der so genannten
mikrovaskulären Gewebetransplantation, war es notwendig, die Blutgefäße, Venen und Arte-
rien des entnommenen Gewebes aus der Schulter der Patientin unter dem Mikroskop an Blut-
gefäße des Halses anzuschließen, um die Durchblutung sicher zu stellen. Ein Verfahren, für
das Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgen speziell ausgebildet sind, und das besonders gute
ästhetische und funktionelle Ergebnisse liefert.
Neue Zähne auf Implantaten
Nach einer ersten Rehabilitation, bei der sich die Patientin von den Anstrengungen der Opera-
tion erholte, erfolgten 1999 und 2000 kleinere Operationen, um den neu aufgebauten Unter-
kiefer und Mundboden für einen Wiederaufbau der Zähne vorzubereiten. Ein wichtiger Teil der
Wiederherstellung der Patientin, denn sprichwörtlich sind Zähne nicht nur für die Funktion, das
Kauen notwendig, sondern für die gesamte Lebensqualität: Sich Durchbeißen, ein „weißes“
Lächeln zeigen, dem Leben die Zähne zeigen, dies sind wichtige Elemente, die unmittelbar
mit den Zähnen in Zusammenhang gebracht werden. Zudem hat der prothetische Wiederauf-
bau der Zahnreihen auch einen hoch ästhetischen Aspekt: Perfekte Zähne selbst sorgen für
ein ansprechendes Erscheinungsbild. Überdies stützen die Zähne die Lippen, wodurch Betrof-
fene nicht mehr zahnlos und eingefallen wirken, sondern wieder frischer und vital.
Den vorbereitenden Operationen wie Ausformung der Weichgewebe und weiterer Knochen-
aufbau folgte 2001 das Einbringen von insgesamt 11 Implantaten, die – jeweils in Ober- und
Unterkiefer über eine spezielle Konstruktion verbunden – die Zahnprothesen tragen.
Konstruktion auf Implantaten im Oberkiefer, Zahnnachbildungen für Ober- und Unterkiefer
Letzte ästhetische Korrektur-Eingriffe
Die Tumoroperation und der Knochenaufbau hatten zu einer Veränderung der Stellung des
Unterkiefers sowie zu einer veränderten Unterlippenkontur und –spannung geführt. Die Zahn-
reihen passten somit nicht in idealer Weise aufeinander. Ein häufig beobachtetes Phänomen
nach Tumorentfernung und Knochenaufbau. Denn eine exakte Abschätzung der Reaktionen
des Körpers auf die beschriebenen Therapieanteile ist oftmals nicht letztendlich kalkulierbar.
Daher wurde der Unterkiefer 2001 in seiner Position leicht verändert und 2003 die Unterlippe
mit einer so genannten Zügelungsplastik gestrafft. Auf Wunsch der Patientin wurden gleichzei-
tig die Gesichtszüge durch ein Facelift verjüngt.
Das Ergebnis
Aktuell ist die Patientin seit 1999 tumorfrei. Die Sprachfunktion wird durch die vollständige o-
perative Rehabilitation seitens der Patientin und ihres Umfeldes, aber auch von Seiten der be-
handelnden Ärzte der Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgischen Klinik, Universitätsklinikum
Erlangen, als sehr gut eingeschätzt. Die Schluckfunktion ist nach wie vor noch etwas redu-
ziert, die Nahrungsaufnahme dauert für eine normale Mahlzeit etwa 45 Minuten. Das Kauen
ist – bis auf sehr harte und zähe Speisen – dank der implantatgetragenen Prothesen problem-
los möglich. Die Patientin ist mit Ihrem Erscheinungsbild jetzt sehr zufrieden und strebt keine
weiteren Operationen an. Insgesamt kann das Behandlungsergebnis hinsichtlich der Tumor-
behandlung und der Wiederherstellung von Funktion und Ästhetik als langfristig stabil und zu-
frieden stellend bezeichnet werden.
Die glückliche Patientin nach letzten Korrektur-Eingriffen, Mitte April 2011 im Gespräch mit dem behandelnden Arzt
(Dieses und weiteres Bildmaterial mit Erläuterung zu den Patientenfällen finden Sie auf der
beiliegenden CD; Bildnachweis: Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Friedrich W. Neukam, Dr. Dr. Florian
Stelzle)
Herausgeber: Deutsche Gesellschaft für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (DGMKG) Geschäftstelle: Schoppastr. 4 65719 Hofheim Tel.: 0 61 92/20 63 03 [email protected]
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