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PROSEMINAR: SOZIOLINGUISTIK

„Existenzformen und Varietäten slavischer Sprachen"

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Inhalte1. Einleitung: Allgemeines zur Soziolinguistik

1. Stellung innerhalb der Linguistik2. Verhältnis zur Soziologie3. Grundbegriffe der Soziolinguistik4. Aufgaben und Methoden der Soziolinguistik

2. Geografische Variation1. Begriff der Standardsprache2. Verhältnis Standard – Dialekt3. Geografische Varietäten slavischer Sprachen4. Sprachkontakt

3. Soziale Variation1. Standard und Substandard2. Schichtspezifische Varietäten3. Andere soziale Einteilungen (Alter, Geschlecht)

4. Funktionale Variation1. Begriff der Textsorte2. Medienbedingte Variation3. Offizieller und nichtoffizieller Sprachgebrauch4. Theorie der Funktionalstile

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Einleitung: Allgemeines zur Soziolinguistik

• Verhältnis Linguistik – Soziolinguistik– Kernbereich vs. Randbereich der Disziplin

(Überschneidung mit Nachbardisziplinen)– Untersuchungsgegenstand: Sprachsystem oder

Sprachgebrauch– Einfluss außersprachlicher Faktoren

• Verhältnis Soziolinguistik – Soziologie– Soziolinguistik oder Sprachsoziologie?– Untersuchungsgegenstand: Sprache vs. Gesellschaft

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Abstrahiertes Modell der sprachlichen Kommunikation

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Komplexes Modell der sprachlichen Kommunikation

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Linguistik und Nachbardisziplinen(Quelle: Veith 2002:20)

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Verhältnis Linguistik – Soziologie:Soziolinguistik - Sprachsoziologie

Linguistik Soziologie

Sprache Gesellschaft

Soziolinguistik

Sprachsoziologie

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Grundbegriff der Soziolinguistik

• Variante:Empirische Veränderliche: Abweichung imAusdruck ohne Veränderung im Inhalt

• Variable:Veränderliche sprachliche Einheit

• Variation:Phänomen der systembezogenen Abweichung

• Varietät:System von Varianten: eigenes Sprachsystem innerhalbeiner Nationalsprache

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Einzelsprache = Komplex aus Subsystemen

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Aufgaben der Soziolinguistik• Auffinden von Varianten im Sprachgebrauch• Erklärung der Bedingung des Auftretens (persönliche, stilistische,

soziokulturelle Ursachen)• Systematisierung von Varianten: Beschreibung von Varietäten als

geschlossenen Subsystemen• Beschreibung der Verteilung von Varietäten innerhalb der

Gesellschaft• Beschreibung der Verwendung verschiedener Varietäten

(situationsabhängig)• Beschreibung von Sprachwandel• Gegenseitige Beeinflussung von Sprachen / Sprachkontakt• Einflussnahme auf die Entwicklung der Sprache (Normierung,

Sprachpflege, Sprachpolitik), • Erforschung der Einstellung der Benutzer gegenüber bestimmten

Varietäten (= Prestige)

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Methoden der Soziolinguistik

• Verhältnis: Sprachgebrauch – Sprachsystem

• Dichotomie vs. Kontinuum

• Empirische Forschung: Untersuchung authentischen Materials (Feldforschung, Textkorpora)

• Sprachberatung, Sprachpflege

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Varietätenraum

3 Hauptdimensionen:– Geografische (regionale) Dimension

(Dialekte)Räumliche Herkunft des Sprechers

– Soziale Dimension (Soziolekte)Soziale Herkunft des Sprechers

– Funktionale Dimension (Funktiolekte)Situativer Kontext der Kommunikation

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Varietätenraum(nach: Gibbon 1998)

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Variationsraum: Dimensionen und Varietäten

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Weitere mögliche Einteilungskriterien:

Innerhalb der geografischen Variation:• Stadt vs. Land: Stadtsprache

• Zentrum vs. Peripherie: Randsprache

Innerhalb der geografischen Variation:• Geschlecht: Sexlekte

• Alter: Jugendsprache, Alterssprache

Innerhalb der geografischen Variation: • Medium: Mediolekte (Schreibsprache, Sprechsprache)

• Grad der Offizialität: Nahesprache, Distanzsprache

• Individuelle Besonderheiten: Idiolekte

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Erweitertes Varietätenmodell

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Varietät, Stil und Register

• Varietät = System (mit Abweichungen vom Standard; Subsystem (regional, sozial) = Oberbegriff für alle „Lekte" (Dialekt, Soziolekt, … auch: Standardvarietät)

• Stil = steht einem Sprecher zur Verfügung (Sprecher kann zwischen verschiedenen Stilen wählen) Auswahl: nach funktionalen Gesichtspunkten (Funktionalstil); Kommunikationssituation / Öffentlichkeit / Medium / … (Fachstil, publizistischer Stil, literarischer Stil, …)

• Register = steht Sprecher zur Verfügung (wie Stil). Auswahl erfolgt nach sozialer Situation: Sprechen mit Eltern, Freunden, Arbeitskollegen, Vorgesetztem, Ausländer, Kind,… (Ausländerregister, Babyregister, …)

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Standardvarietät: Terminologie– Standardsprache (Standardvarietät, Standard):

neutralster Begriff– Hochsprache: implizite Wertung (hoch – tief) – Schriftsprache: funktionale / mediale Einteilung– Literatursprache: Funktionalstil: in slavischsprachiger

Soziolinguistik häufig synonym zu Standardsprache– Nationalsprache: Gesamtheit aller Varietäten– Amtssprache: Funktionalstil / amtliche

Sprachverwendung– Staatssprache: juristischer / sprachpolitischer

Terminus – Verkehrssprache: Sprachverwendung: Verständigung

über regionale Grenzen hinweg– Ausbausprache: Ausbau = Erfüllen gewisser Kriterien

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Standardisierung: Kennzeichen für Standardsprachen

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Deutsche Standardvarietät: Konkurrierende Varietäten

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Stilistische Varianz und Non-Standard

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Verhältnis von Varietäten: Dialekte oder Standardsprachen

• Bedingungen:– Sprachliche Nähe / gegenseitige Verständlichkeit– Gemeinsame Kulturgeschichte

• Abstandsprachen vs. Ausbausprachen• Variantenmodell:

– Tendenz zur Unifizierung = Eingliederungstyp oder Vereinigungstyp

– Elastische Stabilität: plurizentrische Sprachen• Verwandtschaftsmodell:

– Tendenz zur Differenzierung = Abspaltungstyp• Unterschied: keine genuin linguistischen Kriterien,

sondern auch von politschen, kulturellen, sozialen, historischen Faktoren abhängig

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Verschiedene Sprachen oder Dialekte einer Sprache?

(nach: Crystal 1995)

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Entwicklung von Standardsprachen:Varianten- und Verwandtschaftsmodell

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Geografische Variation

• Dialektologie: Grundbegriffe– Isoglosse, Isoglossenbündel, Übergangsdialekte,

Dialektkontinuum, Überdachung– Dialektalität von Regionen, Dialektniveau sprachlicher

Einheiten– Soziolinguistische Implikation

• Geografische Varietäten (Schichtung)– Regiolekt, Interdialekt, Dialektgruppe

• Slavischsprachige Dialektkontinua (Beispiele)• Andere geografische Kriterien• Sprachkontakt

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Dialektologie: Grundbegriffe

Isoglosse Isoglossenbündel Isoglossenfächer

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Isoglossen: Idealfall und Realität

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Dialektologie: Schichtung regionaler Varietäten

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Dialektalität von Regionen

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Dialektkontinuum vs. Dialektdichotomie im Deutschen

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Stadtdialekt: Unterbrechung der räumlichen Gliederung

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Sprachkontakt und Mehrsprachigkeit

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Wirkungen des Sprachkontakts

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Arten von Code-switching(Riehl 2004:

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Soziale Variation• Schichtspezifische Variation

– Bestimmung sozialer Schichten– Defizithypothese und Sprachbarriere: Soziale und sprachliche

Benachteiligung• Klassifizierung von Substandardvarietäten• Umgangssprache

– Slang– Jargon– Argot– Fachsprachen

• Altersspezifische Variation– Jugendsprache– Alterssprache

• Geschlechtsspezifische Variation

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Bestimmung sozialer Schichten

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Funktionale Variation

• Begriff der Textsorte, Klassifikation von Gebrauchstextsorten

• Medienbedingte Variation– Gesprochene vs. geschriebene Sprache– Monologische vs. dialogische Kommunikation– Vorbereitetes vs. spontanes Kommunikat

• Situationsbedingte Variation– Öffentliche vs. private Kommunikation– Variation in Abhängigkeit vom Gesprächspartner

• Theorie der Funktionalstile– Künstlerischer Stil– Fachsprachlicher Stil– Publizistischer Stil– Alltagssprachlicher Stil

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Klassifikation von Gebrauchstextsorten

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Theorie der Funktionalstile

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Sprachkultur / Sprachpflege


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