Prävention von Kinderunfällen …alles Schicksal oder was ?” Dr. Johann Böhmann Klinik für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Delmenhorst Delmenhorster Institut für Gesundheitsförderung
?!?
Was soll das beim Fachtag „Frühe Hilfen“
• Bedeutung der Pädiatrischen Epidemiologie
• Extremer sozialer Gradient (Verbrühungen) – Wie auch Übergewicht! „Health inequality“
–Gemeinsamkeiten & Überschneidungen von Verletzungen durch Gewalt und Unfällen
• Eigene Vorstellungen
(health belief?) – Ursachen – Präventionsmöglichkeiten
• Ein Beispiel ? (Kikuk)
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Spiegel online
Fachtag Frühe Hilfen 2017
4
Wesentliche Risikofaktoren für Kinderunfälle
• Migrationshintergrund • Niedriger sozialer Status • Mehr als 3 Kinder im Haushalt
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Safe Community Delmenhorst
11 Mio. Kinder (0-14 J.) leben in Deutschland
Etwa 1,7 Mio. Kinder haben pro Jahr einen Unfall (d.h.
jedes 7. Kind oder alle 18 Sekunden ein Unfall)
147 000 verunglücken im Verkehr
990 000 in Schulen und Kindergärten
295 000 im häuslichen Bereich
242 000 beim Sport und in der Freizeit
Basisdaten: Kinderunfälle in Deutschland
Quelle: BAG
Nicht nur Verletzungen...
Fachtag Frühe Hilfen 2017
ÜBERSCHNEIDUNGSFLÄCHEN VON ABSICHTLICHEN UND UNBEABSICHTIGTEN VERLETZUNGEN
Verletzungen durch Gewalt, Misshandlung,
Vernachlässigung
Unbeabsichtigte Verletzungen durch Unfälle
Feld für gemeinsame Präventions-
strategien
SGB VIII SGB V
VERLETZUNGSGESCHEHEN GANZHEITLICH
BETRACHTEN
Keine Trennung von Unfällen und Gewalt
Gleiche Risikofaktoren
Gleicher Behandlungsort (der Kinderarzt)
Gleiche Akteure
Gleiche Intervention
Kommunale Netzwerke
Rolle der Kita im Netzwerk
ErzieherInnen sensibilisieren
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Gesundheit im Kindesalter e. V., Klinikum Delmenhorst, Kriminalpräventiver Rat,
Stadt Delmenhorst Fachdienst Jugend/Familie/Senioren & Soziales,
Fachdienst Gesundheit/Verbraucherschutz & Gefahrenabwehr, Fachdienst Planen/Bauen/Umweltschutz/Landwirtschaft & Verkehr, Polizeiinspektion Delmenhorst/Oldenburg, Feuerwehr Delmenhorst,
Leitstelle für Integration, Seniorenbeirat, Verkehrswacht Delmenhorst, Der Weisse Ring, Caritas-Verband,
Lebenshilfe e. V. Delmenhorst-Oldenburg, Verein Projekt Schulwegsicherung Bäke Brücke Heidkruger Weg e.V.,
TuS Hasbergen, Delmenhorster Turnverein, Nachbarschaftsbüro Wollepark, Deutsches Rotes Kreuz, Johanniter Unfallhilfe, Malteser
Hilfsdienst, Bauverein Delmenhorst eG, Gemeinnützige Siedlungsgesellschaft mbH,
Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege, Evangelische Kita St. Paulus, Katholische Kita St. Marien,
AWO Kita Ströhen, Kita Villa Kunterbunt, Delmenhorster Physiotherapeuten
und Hebammen
KPR
Kriminalpräventiver Rat
Safe Community Delmenhorst
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Safe Community Delmenhorst
Ihre Aufgaben als Eltern: Nähe , Aufsicht und Wachsamkeit So schützen Sie Ihr Baby und begleiten Ihr Kind
beim Aufwachsen bis zu 4 Jahren !!
Altersstufen
Risiken
Geburt bis 3
Monate
Hebt den Kopf für
einige Sekunden,
beginnt zu greifen
4- 8 Monate
Dreht sich, greift nach
Objekten, nimmt Dinge
in den Mund krabbelt,
sitzt ; öffnet u. schließt
Türen, Schubladen
9 - 10 Monate
Pinzettengriff, kleine
Gegenstände, zieht
sich hoch, steht an
Möbeln
11 – 15 Monate
Kennt Begriffe, Sitzt
sicher, läuft an
Händen, wird sehr
mobil. Kann feste
Nahrung kauen.
16- 18 Monate
Läuft ohne Hilfe,
klettert Treppen,
Öffnet Türen, füllen
/ entleeren, drehen
und schrauben
18 -24 Monate
Kann sicher
gehen, klettert,
erforscht Regale
und Schränke
2 - 4 Jahre
Kann sich allein
anziehen, Treppen
sicher gehen,
versteht fast alles,
„Warum-Fragen“
Stürze Sturz vom
Wickeltisch,
Hochstuhl, Möbeln
Sturz aus
Hochstuhl,
Kinderwagen,
Sturz von Stufen
Sturz von der
Treppe:
Treppenschutz-
gitter installieren
Spielplatz:
Aktivitäten
müssen zum Alter
passen
Wunden Möbelkanten
schützen
Glasgegenstände
schützen Steckdosen
sichern !
Vorsicht beim
Grillen: keine
Beschleuniger
verwenden
Verbrennung /
Verbrühung
Badewasser mit
der Hand
testen
Kontakt mit
Heizkörpern, Ofen,
Heiße Flüssigkeit vom
Tisch
Zieht heiße Tassen
/Töpfe herunter
Herdschutzgitter
erforderlich
Kabelschutz für
Wasserkocher,
Herdschutzgitter
erforderlich
Streichhölzer /
Feuerzeuge
Ersticken /
Verschlucken
Keine Kordeln,
Schleier, Nester im
Babybett
Vorsicht Kordeln
auf Spielplätzen
Vergiftung Medikamente
wegschließen
Giftige
Gartenpflanzen
entfernen
Wasser /
Ertrinken
Strassen-
Verkehr
Kinder fahren
immer angeschnallt
in passenden
Kindersitzen mit
Auf dem
Gehweg
immer an der
Hand
Helm beim
Rollerfahren
Sonstige Risiken
/
Alle Altersstufen
Einbau von
Rauchmeldern
Heißwasser-
thermostat in
Bad, Dusche,
Küche
Keine
Lauflernhilfen
benutzen !
Baby auf Wickeltisch stets mit einer Hand festhalten
Nüsse, Nahrungsteile, kleine Spielzeugteile, Münzen fernhalten
Putzmittelschrank abschließbar
Medikamente sicher wegschließen
Nicht ohne Aufsicht in die Badewanne !
Kindersitz gegen Fahrrichtung auf Rücksitz benutzen
Gartenteich, Regentonne sichern !
Scharf Objekte (Messer, Nadeln, Scheren wegschließen, unerreichbar aufbewahren.
Verletzungen...
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Kindersicherheit in Kita
und Kommune
… lenkt Aufmerksamkeit auf das Thema … respektiert Eltern als Experten für ihre Kinder … leistet konsequent ausschließlich Hilfe zur Selbsthilfe … unterstützt und akzeptiert selbstverstärkende Prozesse … gibt Verantwortung konsequent in Kaskaden weiter
Projekt KiKuK…
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Modellregion
> 23.000 Kinder ≤ 6 Jahre
4 Landkreise
33 Kommunen
> 500.000 Einwohner
~ 300 Kitas
Fachtag Frühe Hilfen 2017
U MSETZUNG DER K IKUK - M ETHODE
Fachtag Frühe Hilfen 2017
• Über 90 % der Kinder einer Alterskohorte besuchen die Kita • Nah an den persönlichen Situationen der Familien • Unselektierter Zugang zu allen Familien
Entscheidende Kontaktpersonen
Kitas
Fachtag Frühe Hilfen 2017
• Menschen richten ihr Verhalten an ihren eigenen Erfahrungen aus • Nur Verhaltensweisen, die sich subjektiv als sinnvoll und
notwendig erwiesen haben, werden angewendet
Konstruktivistischer Ansatz
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
Empowerment ErzieherInnen
Netzwerk Akteure
Partizipation Eltern
“Es braucht ein ganzes Dorf um die Sicherheit im Kindesalter zu erhöhen”
Drei Module für mehr Sicherheit
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
Drei Module für mehr Sicherheit
Empowerment ErzieherInnen
Netzwerk Akteure
Partizipation Eltern
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
• Warum sollten wir uns um Verletzungen kümmern?
• Wie können wir die elterliche Aufmerksamkeit auf Verletzungen lenken und das Thema Sicherheit attraktiv machen?
• Wie können wir damit leben, das Problem nicht selbst zu lösen?
Weiterbildung
Empowerment ErzieherInnen
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
Weiterbildung
Empowerment ErzieherInnen
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
• Aufmerksamkeit
durch Beobachtung
• Dokumentation als Intervention
• Fokus auf Stärken
Partizipation Eltern
Beobachtung anhand von Fragebögen
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
Partizipation Eltern
Daten
Selbst-wirksamkeit
&
Beobachtung anhand von Fragebögen
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
• Informelle Struktur: Wer arbeitet
wirklich für mehr Sicherheit?
• Insiderperspektive: Wer ist ein Dreh- und Angelpunkt, wer eher unwichtig?
• Vergleiche zwischen Kommunen
• Standpunkt der Familien: Welche Angeboten benötigen sie tatsächlich?
Verschiedene Interviewarten
Netzwerk Akteure
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
Verschiedene Interviewarten
Netzwerk Akteure
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
Verschiedene Interviewarten
Netzwerk Akteure
Daten
Re-aktivierung
&
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Mehr Sicherheit, weniger Verletzungen
Empowerment ErzieherInnen
Netzwerk Akteure
Partizipation Eltern
“Das ganze Dorf ist eingebunden!”
Drei Module für mehr Sicherheit
Fachtag Frühe Hilfen 2017
M ODELLREGION D REI M ODULE • 4 Landkreise
• 33 Kommunen
• > 500.000 Einwohner
• > 23.000 Kinder ≤ 6 Jahre
• ~ 300 Kitas
K IK UK - M ETHODE • lenkt Aufmerksamkeit auf das Thema
• leistet konsequent Hilfe zur Selbsthilfe
• unterstützt selbstverstärkende Prozesse
• akzeptiert verschiedene Lösungswege
• gibt Verantwortung konsequent weiter
• respektiert Eltern als Experten ihrer Kinder
Fachtag Frühe Hilfen 2017
Sowohl Eltern als auch Akteure haben gruppenintern heterogene
Auffassungen, was Kindersicherheit bedeutet oder ausmacht
Die Kenntnis und Wertschätzung anderer Auffassungen und die
Reflektion des eigenen Standpunkts und Arbeitsweise ist wichtig,
um Kindersicherheit als Gesamtes zu gewährleisten
WERTSCHÄTZUNG UND REFLEKTION
Viele Aspekte von Kindersicherheit sollten gut vernetzt sein,
damit Kindersicherheit insgesamt gut abgedeckt ist
Viele Akteure aus verschiedenen Bereichen sollten gut vernetzt
sein, damit Kindersicherheit insgesamt gut vernetzt ist
Erst eine gute Vernetzung als vorausgesetzte Infrastruktur
bietet die Möglichkeit, Kindersicherheit ganzheitlich und
prozessorientiert zu fördern
V ERNETZ UN G ALS I NFRASTRUKTU R
Fachtag Frühe Hilfen 2017
A N A LY S E KO M M U N A L E R S T R U K T U R E N
METHODE: KONSTRUKTIVISTISCHE SYSTEMANALYSE
BürgermeisterIn als Startpunkt der Befragung:
„Mit wem arbeiten Sie zusammen um das
Leben von Kindern sicherer zu gestalten?“
Netzwerkpartnernennungen als „Kettenreaktion“
Erfassung der aktuellen individuellen inhaltlichen
und strukturellen Zusammenarbeit
1
2
3
• Reflektion und Bewusstsein schaffen
• Netzwerkaktivierung durch Kommunikation
• Mentale Präsenz des Themas nimmt zu
• Erste Wirksamkeit der Methode
MASSNAHME: DOKUMENTATION ALS INTERVENTION
Delmenhorst
Stuhr
Bassum
Elsfleth
Dötlingen
Lemwerder 216 geführte Interviews
503 identifizierte Akteure
1700 erfasste Verbindungen
STICHPROBE: 6 KOMMUNEN
Tatsächliches, lebendiges, sich veränderndes Netzwerk inklusive informeller Strukturen: „Trampelpfade für mehr Kindersicherheit“
Fachtag Frühe Hilfen 2017
VERSTÄNDNIS VON STANDPUNKTEN
Stichwort „niedrig-
schwellig“
„Was er [der Mensch] wahrnimmt, existiert möglicherweise nicht,
aber seine Wahrnehmung existiert“ (Kelly, 1986,
S.22).
„Niedrigschwellig“ wird von Eltern und Akteuren unterschiedlich verstanden
Fachtag Frühe Hilfen 2017