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PSYCHOSOMATIK –Wie können wir die Sprache des Körpers verstehen?
Dr. med. Samuel Pfeifer
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Ein Beispiel
Herr X.: arbeitet in einem Großraumbüro: Telefonate in Fremdsprachen, Kollegen platzen herein, Bürokollege führt andere Gespräche, Computer stürzt ab. „Wie haben Sie reagiert?“ — „Es beginnt mit Magenkrämpfen. Dann bekomme ich dieses einseitige Kopfweh, fast wie eine Migräne. Und dann muß ich plötzlich aufs Klo. Der Durchfall kommt wie angeworfen und dauert etwa eine Stunde. Wenn es mir dann auch noch schwindlig ist, kann ich mich nicht mehr konzentrieren. Oft finde ich kaum mehr die richtigen Worte. Dann macht mir jedes Telefon Angst. Ich habe mich schon mehrmals von der Arbeit abmelden müssen, weil ich den Streß nicht mehr ausgehalten habe!“
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Viele Symptome nicht organisch erklärbar
Symptom organisch psychisch nicht klar
Brustschmerz 11 6 83 %
Müdigkeit 13 21 66 %
Schwindel 18 2 80 %
Kopfweh 10 15 75 %
Oedeme 36 0 64 %
Rückenweh 10 0 90 %
Atemnot 24 3 73 %
Schlafstörungen 3 50 47 %
Bauchweh 10 0 90 %
Gefühllosigkeit 19 4 77 %
Impotenz 21 4 75 %
Gewichtsabnahme 5 28 67 %
Husten 40 0 60 %
Verstopfung 0 0 100 %
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Begriffsbestimmung
Soma = Körper, Leib
Psyche = Seele, Geist, Gefühle
Psychosomatik ist im weitesten Sinne das Zusammenwirken von Körper und Seele.
Psychosomatische Krankheiten sind Störungen, in denen Körper und Psyche zusammenwirken.
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Wo liegt die Ursache?
NICHT MONOKAUSAL: Psyche verursacht körperliche Krankheit
SONDERN: Psyche und Körper sind miteinander verwoben und beeinflussen sich gegenseitig.
Beispiel: Sorgen machen uns Muskelverspannungen und erzeugen Kopfweh –- das Kopfweh wiederum signalisiert uns, dass etwas nicht stimmt; es beansprucht immer mehr Kräfte und raubt uns Freude und Energie.
Psyche
Krankheit
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Ist die Mutter schuld?
Mutter Krankheit
„Zur Entstehung von Neurodermitis“:- Mütter emotional unterentwickelt- Kinder unerwünscht- Mütter reagieren nicht auf Schreien und Tränen der Kinder- Mütter berühren ihre Kinder kaum- insgesamt: fehlende mütterliche Zuwendung.- Spitz (1967): Ungeeignete Mutter-Kind-Beziehung ("psychotoxisch"), "Feindseligkeit in Form von Ängstlichkeit". Mütter infantil bis debil, wenig Hautkontakt, unbewußte Feindseligkeit."
----- wörtlich zitiert aus einem psychoanalytischen Lehrbuch der Psychosomatik (!!)
Veraltet!
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Botschaft und Ziel der Symptome?
Ziel
SymptomSymptom
Mythos: Die Versuche, hinter Magenulcera, Asthma oder Rheuma eine spezielle Problemkonstellation („Organjargon“ nach Adler) oder ein verstecktes Ziel zu finden (z.B. Franz Alexander) sind gescheitert.
Botschaft
Persönlichkeit*
* z.
B.
Kre
bsp
ers
önlic
hke
it
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Ohne Körper keine Gefühle!!
Psychosomatik ist nicht nur im negativen Sinn als Krankheit zu verstehen: Erst das Körperempfinden macht unsere Gefühle wirklich spürbar.
Beispiele: Kribbeln im Bauch, Gänsehaut, Erröten, Herzklopfen
GefühlGefühl HerzklopfenHerzklopfen
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Stress hemmt das ImmunsystemN
ach
Rüegg
Nebenniere
Cortisol
Adrenalin
Immunzellen werden durch
Kortisol gehemmt
Gehirn - VerhaltenLimbisches System
Veg. NS
hemmend aktivierend
IL-1
IL-6
TNF
ACTH
Stress
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Das vegetative Nervensystem
Unwillkürlich
Begleitet alle Organe
Steuert ihre Funktion (Muskelspannung, Sekretion, Durchblutung)
Bei Stress kommt es zu Beschwerden ohne organisch fassbaren Befund.
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Störfaktor Vegetativum
Funktion Beispiele
Rhythmus Herz, Darmperistaltik
Tonus MuskelnAtmung, Kehlkopf, Rücken, Blase etc.
Sekretion Speichel, Darm, Sexualorgane
Durchblutung Hände, Füsse, Innenohr
Fehlregulation
Missempfindung
(Schmerz, Verspannung, Übelkeit, Magenverstimmung, Schwindel, Schwächegefühl etc.)
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Typen psychosomatischer Störungen
1. Funktionelle Störungen: Seelische Spannungen führen zu Funktionsveränderungen (reversibel): z.B. Durchfall, Muskelverspannungen, Schwindel, Hautreaktionen.
2. Psychosomatische Krankheiten: Psychische Konflikte führen zu bleibenden Organveränderungen (z.B. Bluthochdruck, Magengeschwüre, Hörsturz etc.)
3. Somatopsychische Probleme: eine körperliche Krankheit muss seelisch verarbeitet werden (z.B. Krebs, Diabetes, Dialyse etc.)
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NEUER BEGRIFF: Somatoforme Störungen
Nach ICD-10 und DSM-IV: Reine Beschreibung ohne Spekulation über die (psychogene) Ursache
1. Somatisierung: „Tendenz, körperliche Beschwerden und Symptome – ohne Befund – zu erleben und auszudrücken, sie körperlichen Krankheiten zuzuschreiben und medizinische Hilfe für sie in Anspruch zu nehmen.“ (Lipowski).
2. Somatisierungsstörung: körperliche Symptome im Sinne der früheren Hysterie: Kurzatmigkeit, Menstruations-beschwerden, Brennen in den Geschlechtsorganen, Kloßgefühl im Hals, Erbrechen, Amnesie, Schmerzen in den Gliedmassen.
3. Somatoforme Störungen: „Die Störungen sehen wie körperlich verursachte aus, sind es aber nach dem gegenwärtigen Erkenntnisstand nicht.“ (Hoffmann)
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Unterschwellige Symptome sind häufig
Wir erleben tagtäglich kleinere Beschwerden: Muskelverspannungen, ein kleiner Stich im Rücken, ein Schmerz in einem Gelenk, ein Druck im Kopf.
Durchschnittlich erleben wir alle 5 - 7 Tage ein neues Symptom. Da es normalerweise vorübergehend ist, erzählen wir dem Arzt nichts davon.
Diese unterschwelligen Symptome erreichen nicht den Grad von Beschwerden, die uns Sorgen machen.
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Wann führen Symptome zum Arzt?
Psychologischer Streß ist immer mit körperlichen Symptomen verbunden (Schwitzen, Herzklopfen, rasche Atmung, Stuhldrang etc.)
Unser emotionaler Zustand erhält dann mehr „Spitzen“, die von kleineren somatischen Symptomen ausgehen.
Manche werden dann so stark, dass sie uns echt Sorgen machen (Arztbesuch) oder zur Einschränkung des Lebens führen.
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Was läuft ab bei psychosomatischen Störungen?
„Vulnerable“Persönlichkeit„Vulnerable“Persönlichkeit
SomatisierungSomatisierung
GenetikPersönlichkeit
GenetikPersönlichkeit Psychosoziales
Umfeld
PsychosozialesUmfeld
• Stress• Strain• Stress• Strain
Individuelles Körperschema
Krankheits-erlebenStigma
Trauma
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Ein Modell der Symptome
Schwelle
Unterschwellige Symptome
Bewusste Wahrnehmung
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1.Höre auf Deine Körpersprache!
2.Erkenne den Elch in Deinem Leben!
3.Wecke den Igel in Dir!
Drei Botschaften
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1. Höre auf Deine Körpersprache!
Welche Symptome künden Ihnen an, dass Sie unter Stress stehen?
Welche Organsysteme sind betroffen:
Magen-Darm
Kopf
Rücken
Muskelverspannungen
Ohrpfeifen, Ekzem, Harndrang . . .
Allgemeine Erschöpfung
Der Schlaf ???
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Der Elchtest – das ESP
Der Smart (und der Mercedes A-Klasse) kippte in Extremsituationen um (Elchtest).
Abhilfe durch ESP (Elektronisches Stabilitäts- Programm).
ESP bringt beim Schleudern das Fahrzeug wieder unter Kontrolle. Das geht nur mit Hilfe vieler Sensoren.
Das System "erkennt" die instabile Fahrlage nach 35 Millisekunden, bremst gezielt einzelne Räder und drosselt den Motor. Der Wagen kann sicher weiterfahren.
„Mit ESP geht alles glatt. Das System kontrolliert und reagiert.“
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2. Erkenne den Elch in Deinem Leben!
Körpersymptome alsPsychosomatischesStabilisierungs-Programm ?
Welcher Elch bringtSie aus dem Gleichgewicht?
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DER HASE stresst und will immer gewinnen. Er rennt, bis er außer Atem liegen bleibt.
3. Wecke den Igel in Dir!
DER IGEL
nimmt das Leben gemütlich
steht zu seinen krummen Beinen
pflegt eine gute Beziehung zu seiner Familie
ist schlau und kreativ
Kann die Stacheln stellen (Nein sagen)
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Wesentliche Elemente der Work-Life-Balance
Körper
Leistung, Arbeit
Kontakt
Sinn / WerteZeit
balance
Freunde, Familie, Zuwendung, Anerkennung
Gesundheit, Ernährung, Erholung, Entspannung, Fitness, Lebenserwartung.
Schöner Beruf, Geld, Erfolg, Karriere,
Wohlstand, Vermögen.
LebenserfüllungAntwort auf grundlegende FragenLiebe, Glaube.
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Leib und Seele in den Psalmen
Die Schmach bricht mir mein Herz und macht mich krank. (Ps. 69,21)
Mein Herz ist in meinem Leibe wie geschmolzenes Wachs (Ps. 22,16)
Prüfe mich Herr, und erprobe mich, erforsche meine Nieren und mein Herz! (Ps. 26,2)
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Behandlungsstrategien
Wenn der Energietank leer ist, weil man mit zu hohen Touren gefahren ist:• Motor abkühlen lassen• Energie wieder auffüllen • Weniger hochtourig fahren • Sensoren für Grenzen entwickeln
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Behandlungsstrategien
Sensible Persönlichkeit
Stress Erschöpfung Langsame Erholung
Entlastung
Medikamente
Allmählicher Wiedereinstieg
Achtsamkeit: Sich schützen und sich Gutes tun
Bleibende Verletzlichkeit
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Manche Lebensbelastungen können wir nicht einfach „ausschalten“.
Unsere Vergangenheit ist manchmal wie eine Narbe, die bei „seelischem Wetterumschwung“ weh tut.
Manche Reaktionsmuster unseres Körpers sind festgegossen wie die Walze einer Spieldose.
Leben mit Schwachheit
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Merksatz
Wo der bewusste Willeungesunde Leistungsansprüche stellt, wird die Krankheit zum Anwalt gesunder Grenzen.
Wo strapaziere mich meine gesunden Grenzen?
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Merksatz
Veränderung gelingt um so leichter, je eher die Betroffenen offen für die Frage sind, welchen Sinn die Störung für sie (und andere) hat. Was will mein Körper mir sagen?
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Was ist mir wirklich wichtig? Wo will ich meine Schwerpunkte setzen?
Was raubt mir Kraft? Wo verzettle ich mich?
Was will ich erreichen in der Arbeit / in der Zukunft?
Welche Kontakte will ich vermehrt pflegen?
Was tue ich für meine Gesundheit? Habe ich Zeit zum Entspannen, zum Wandern, für Fitness?
Welcher Sinn trägt mein Leben? Nehme ich Zeit zum Nachdenken, zur Stille, zum Gebet?
Einige Fragen: