Privatpraxis im Park: Burnout bei Ärzten
Cora Kepka, Psychologische PsychotherapeutinAdresse: Koblenzer Straße 75, 53177 BonnTelefon: 0228-61 95-63 00Internet: www.privatpraxis-im-park.deE-Mail: [email protected]
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Burnout: Inhalt
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Inhalt
Grundsätzliches- Definition, Abgrenzung- Hintergrundinformationen: Zahlen
Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?- Phasen des Burnout- Symptome- Körperliche Symptome
Burnout bei Ärzten- Welche speziellen Risikofaktoren haben Ärzte?- Faktoren, die Burnout verhindern- Prävention und Behandlung
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 2
De!nition, Abgrenzung
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Definition
Keine einheitliche Definition
ICD-10: keine Behandlungsdiagnose, nur Zusatzdiagnose: Z73.0 Erschöpfungssyndrom
Beschreibung:Burnout ist eine Erosion der Werte, der Würde, des Geistes und des Willens - eine Erosion der menschlichen Seele. Es ist ein Leiden, das sich schrittweise und ständig ausbreitet und Menschen in eine Abwärtsspirale zieht, aus der das Entkommen schwer ist (Maslach & Leiter, 1997)
Kernsypmtome:Emotionale ErschöpfungDepersonalisationLeistungsunzufriedenheit
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 3
De!nition, Abgrenzung
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Abgrenzung
Depression:- Burnout ohne Depression ist selten, Depression ohne Burnout ist häufig- Burnout kann zur Depression werden- Depression kann zu Burnout werden
Stress:- Berufszufriedenheit wirkt protektiv vor negativen Stressauswirkungen- Individuell unterschiedliche Reaktionen auf Stress- Stress kann zu Burnout werden
Larvierte PTBS:- Ähnliche Symptome von Burnout und PTBS:
Wiederkehrende Erinnerungen, Vermeidungsverhalten, Übererregbarkeit, Gefühl von Betäubtsein, emotionaler Stumpfheit
Burnout-assoziierte ICD-10-Diagnosen
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 4
Hintergrundinformationen: Zahlen
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Arbeitssituation und psychisch bedingte Erkrankungen:
Selbsteinschätzung von Arbeitnehmern (Studie des Fürstenberg-Instituts 2011):62 %: körperliche Beschwerden69 %: psychosoziale Probleme48 %: private oder familiäre Sorgen84 %: durch Bedingungen am Arbeitsplatz belastet
Innerhalb der letzten 5 Jahre gab es einen Anstieg der Anzahl von psychisch bedingten Fehltagen um 61 %! (Gesundheitsreport TK 2012)
Zunahme der Anzahl an Menschen um 37,3 %, die seit 1993 aufgrund psychischer Erkrankungen arbeitsunfähig geworden sind. (DRV)
Steigerung der Produktivität deutscher Arbeitnehmer um 33,1 % von 1993-2010 (Statistisches Bundesamt)
Ca. 30 % der Ärzte leiden unter Burnout und kommen viel zu spät in Behandlung
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 5
Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
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Phasen des Burnout:Hyperaktivität
Hohes Leistungsvermögen, Selbstüberschätzung, Begeisterung
ReizbarkeitAnspannung, Unausgeglichenheit, Schlaflosigkeit
Reduziertes EngagementReduktion von sozialen Kontakten, Antriebsschwäche, Planlosigkeit
Funktionsausfälle und HoffnungslosigkeitNachlassen der Leistungsfähigkeit, Resignation, Konzentrations- und Gedächtnisschwäche, Aufgabe von angenehmen Aktivitäten
VersagensängsteSuchtmittelkonsum, Resignation, Hoffnungslosigkeit, Apathie
EndphaseVerzweiflung, Depression, Suizid
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 6
Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
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Frühsymptome des Burnout:Persönlichkeit:
- Unsicherheit, Empfindlichkeit, Launenhaftigkeit, Gereiztheit, Misstrauen- Verleugnung eigener Wünsche und Bedürfnisse- Selbstbetäubung durch Suchtmittel, Internet
Zwischenmenschlicher Bereich:- Beschränkung sozialer Kontakte- Keine Rücksichtnahme auf andere- Zunahme von Kritik seitens der Kollegen, Sorgen von Bezugspersonen
Arbeitsplatz:- Überzeugung der Unentbehrlichkeit- Drang, alles selber machen zu wollen; Delegieren nicht möglich- Ungerechtfertigte Schuldzuweisungen, eigene Misserfolge herunterspielen- Hektik; keine Zeit haben, schon gar nicht für Erholung- Gefühl, ausgebeutet zu werden- Verlust des beruflichen Idealismus
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 7
Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
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Deutliche Verdachtszeichen für Burnout:Persönlichkeit:
- Frustration, sich niedergeschlagen fühlen- Ständige Müdigkeit, Erschöpfung, fehlende Energie- Interesselosigkeit- Unbestimmte Angst, Schuldgefühle- Launenhaftigkeit, Intoleranz
Zwischenmenschlicher Bereich:- Generelle Abneigung gegen Menschen- Wenig Verständnis für die Sorgen anderer, kein Mitgefühl
Arbeitsplatz:- Funktionsstörungen, Leistungsabfall; Vernachlässigung von Aufgaben, Arbeit- Scheu vor Entscheidungen, Desorganisation- Lustlosigkeit, keine Freude am Beruf- Selbstmitleid, Beschwerde über mangelnde Anerkennung
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 8
Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
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Deutliche Verdachtszeichen bei fortgeschrittenem Burnout:Persönlichkeit:
- Hoffnungslosigkeit, Pessimismus, Sinnlosigkeitsgefühle- Weinerlichkeit- Innere Leere, Apathie, Abstumpfung- Ängste, Hilflosigkeit, Selbstaufgabe, Verzweiflung- Massive Konzentrationsschwäche, deutliche Gedächtnisausfälle- Suchtmittelkonsum- Suizidgedanken
Zwischenmenschlicher Bereich:- Vollständiger Rückzug
Arbeitsplatz:- Fehlzeiten- Desorganisation, Chaos
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 9
Woran erkenne ich bei Patienten Burnout?
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Körperliche Symptome bei Burnout:
- Schwindel, Schlafstörungen, Müdigkeit- Herz-Kreislaufprobleme- Immunsystem- Kopfschmerzen- Schulter-/Nacken-/Rückenschmerzen- Somatisierungsstörungen- Störungen des Magen-/ Darmtraktes- Erhöhtes Schmerzerleben- Nervöse Symptome: Tics, Zähneknirschen, Zittern, Zucken im Gesicht- Tinnitus- Sexuelle Funktionsstörungen- Ess-Störungen: Gewichtsabnahme/ -zunahme- Sucht
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 10
Warum sind Ärzte besonders gefährdet?
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Persönliche Auslösebedingungen:- Neurotizismus- Soziale Kontaktstörungen- Soziale Phobien- Zwanghaftigkeit- Niedriges Selbstwertgefühl- Traumatisierung in Kindheit- Perfektionismus, hohe Anspruchshaltung, keine Fehler machen wollen- Druck, Ansprüche anderer erfüllen zu müssen- Gefühle und Bedürfnisse werden unterdrückt- Hohes Verantwortungsbewusstsein- Idealismus
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 11
Warum sind Ärzte besonders gefährdet?
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Sozialisation der Ärzte:Kindheit, Schule:
- Leistungen sind gefragt; Leistung, um sich Liebe zu erarbeiten- Narzisstische Bedürftigkeit, Suche nach Anerkennung über Leistung- Eigene Gefühle, Bedürfnisse werden zunehmend mehr verleugnet
Studium:- Enorme Hürden- Stark verschultes System- Hoher finanzieller und zeitlicher Einsatz
Tätigkeit als Arzt:- Nahezu kein Patientenkontakt, dann plötzliche Verantwortungsübernahme- Keine Vorbereitung auf Tod, Leiden, Krankheit, anspruchsvolle Patienten- Paradoxie: gerne helfen wollen zu müssen!- Persönliche Leistungsgrenzen ignorieren- Stress wird als dazugehörig erlebt- Gefühl der Unentbehrlichkeit- Hohes Anspruchsniveau bzgl. Leistung, Einnahmen, Zielen, Status- Finanzielle Selbstüberforderungsfalle
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 12
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Zwischenmenschliche Auslösebedingungen:Private Kontakte:
- Partnerschaftsprobleme, familiäre Konflikte
Berufliche Kontakte:- Probleme mit Arbeitskollegen, Krankenkassen, Berufsverbänden etc.
Patientenkontakte:- Aggressive, ansprüchliche, ungebildete Patienten- Doctor hopping, Internet-Infos- Monotonieempfinden- Forderungen der Patienten, ständig ansprechbar und in Bereitschaft zu sein- geringe Compliance- Versuch von Patienten, den Arzt für mangelnde Heilung verantwortlich zu machen
Massive zwischenmenschliche Belastungen:- Mitteilung von einschneidenden Diagnosen- Umgang mit Ängsten der Patienten- Umgang mit kritischen Belastungen (Todesfall, Verschlechterung)
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 13
Warum sind Ärzte besonders gefährdet?
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Arbeitsplatzbedingte Auslösefaktoren:- Fehlende Anerkennung von außen- Dauerbelastung- Hohe Arbeitszeit- Zeitdruck- Konfrontation mit Krankheit, Tod
Praxis:- Hohe Patientenzahl: in 11 Stunden pro Tag 51 Patienten- Menschlichkeit vs. betriebswirtschaftliche Faktoren- Zunehmende Verwaltungsarbeiten, Absicherungsdiagnostik- Finanzieller Druck, unzureichende Entlohnung
Klinik:- Starke Fremdbestimmung, keine Entscheidungsfreiheit- Hierarchische Strukturen in Kliniken- Ansprüche von Patienten, Pflegepersonal, Kollegen, Vorgesetzten - Unregelmäßige Arbeitszeiten, Dienste
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 14
Faktoren, die Burnout verhindern
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Resilienz kann gesteigert werden:Ressourcen aktivieren:
- Selbstwirksamkeitserwartung- Interesse am Beruf- Selbstbewusstsein- Erfolgserfahrung- Sinnhaftigkeit- Kompetenz- Familiäre, freundschaftliche Beziehungen, außerberufliche Interessen
Wahrnehmen und Reagieren auf:- Eigene Grenzen- Erschöpfungssignale
Den eigenen Gestaltungsbereich erweitern hinsichtlich:- Belastungen- Berufstätigkeit- Arbeitsergebnis
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 15
Prävention und Behandlung
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Prävention bei Frühsymptomen- Grundwerte und Ziele überprüfen- Belastende Umstände und überfordernde Verhaltensmuster hinterfragen- Hilfe annehmen- Sich abgrenzen- Prioritäten setzen- Delegieren und abgeben- Auszeiten einhalten- Veränderungen am Arbeitsplatz einführen: z. B. feste Telefonzeiten, Pausen- Angenehme Tätigkeiten identifizieren und durchführen- Achtsamkeit- Ressourcen wieder entdecken- Zeit schaffen für Ruhe, Sport, Entspannungstechniken
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 16
Prävention und Behandlung
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Therapie bei fortgeschrittenem Burnout:Behandlung der Folgeerkrankung:
- Depression- Suchterkrankung- Angststörung- Suizidalität
Behandlung der Burnoutproblematik:- Einblick in die eigene Erkrankung- Kognitive Maßnahmen- Emotionen- Präventive Maßnahmen- Sinn- und Wertfragen- Burnout-Rückfallprophylaxe
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 17
Literatur
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Verwendete Literatur:Bergner, Thomas M. H. (2010): Burnout bei Ärzten. Stuttgart: Schattauer.
Bergner, Thomas M. H. (2010): Burnout-Prävention: Das 12-Stufenprogramm zur Selbsthilfe. Stuttgart: Schattauer.
Burisch, Matthias (2010): Das Burnout-Syndrom: Theorie der inneren Erschöpfung. Springer Berlin Heidelberg.
Seidel (2011), Wolfgang: Burnout. Hannover: Humboldt.
Weimer, Stefanie & Pöll, Maureen (2012): Burnout - ein Behandlungsmanual. Stuttgart: Klett-Cotta.
Buchempfehlung - bisher noch nicht erschienen:Zwack, Julika (23. Januar 2013): Wie Ärzte gesund bleiben: Resilienz statt Burnout. Stuttgart: Thieme.
Diplom-Psychologin Cora Kepka Bonn, 07. November 2012, Seite 18