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Rätsel Depression
Herausgeber: Westdeutscher Rundfunk Köln; verantwortlich: Öffentlichkeits-arbeit; Text: Simon Beuck, Stefan Hänsel, Wobbeke Klare, Martin Rosenberg, Dr. GeorgWieghaus; Redaktion: Wolfgang Lemme; Copyright: wdr, November 2007; Gestal-tung: Designbureau Kremer & Mahler, Köln
Bildnachweis: alle Bilder Freeze wdr 2007 außer S.5 o. – Rechte: WDR (dpp), S.5u. – Rechte: dpa/Kluiters, S.6 o. – Rechte: picture-alliance/dpa, S.6 u. – Rechte:WDR (dpa), S.7 o. – Rechte: WDR (dpa Picture-Alliance), S.7 u. – Rechte: WDR (dpa),S.8 – Rechte: WDR (dpa), S. 10 - Rechte: WDR/Fotex/Weiss, S. 19 – Rechte: mauri-tius, S. 24 - Rechte: NDR
Depressive Störungen gehören weltweit zu den häufigsten und am meisten unterschätztenKrankheiten – allein in Deutschland sind rund vier Millionen Menschen akut betroffen. Trotzdemist die Depression ein Tabuthema. Dabei ist sie eine häufig tödlich verlaufende Krankheit: dieBetroffenen bringen sich in vielen Fällen selbst um.
Aber was macht uns depressiv? Woran erkennt man eine Depression? Und was können wirdagegen tun? Quarks & Co gibt Antworten auf diese Fragen.
Depression hat viele Gesichter und nicht jeder Durchhänger ist gleich eine ernste Depression.Die Symptome sind eindeutig: neben der traurigen Grundstimmung leiden Erkrankte meistunter mangelndem Antrieb, sind oft nicht in der Lage, kleinste Entscheidungen zu treffen, habenKonzentrationsstörungen, Minderwertigkeits- und Schuldgefühle oder Angst. Dazu kommenhäufig Schlafstörungen und Appetitmangel sowie Magen-, Kopf- und Rückenschmerzen.
Ist die Depression eine Krankheit der Seele oder des Körpers? Die aktuelle Forschung zeigt,dass sich diese beiden Ansätze nicht ausschließen. Bei depressiven Patienten sind häufig be-stimmte Regionen des Gehirns gestört, die für Stimmung und Gefühle zuständig sind. Undsowohl eine Behandlung mit Antidepressiva als auch eine Psychotherapie sind letztendlich nurder Versuch, ein aus dem chemischen Gleichgewicht gebrachtes Gehirn zu heilen.
Quarks & Co beleuchtet Ursachen, Behandlungsmöglichkeiten und Therapieerfolge der Depres-sion und zeigt, dass die Krankheit häufig heilbar ist.
4 Reich, berühmt – und depressiv
9 Die unterschätzte Volkskrankheit
12 Man fühlt sich tot, wie erstorben
14 Ursachen der Depression
19 Was hilft gegen Depression?
24 Die Glückspille
Weitere Informationen, Lesetipps und interessante Links finden Sie auf unseren Internetseiten. Klicken Sie uns an: www.quarks.de
InhaltInhalt DepressionRätsel
Depression
Auch Promis leiden unter Depressionen
Sie haben Millionen auf dem Konto, fahrenPorsche und genießen gesellschaftliches An-sehen: erfolgreiche und berühmte Menschenscheinen sorgenfrei und beneidenswert. Dochdie Liste der Prominenten, die sich wegen De-pressionen in Behandlung befinden und regel-mäßig Psychopharmaka einnehmen, ist lang.Und sie zeigt, dass Depressionen keine Baga-telle sind – sie können eine hoffnungsvolleKarriere zerstören. Wie bei Sebastian Deisler, derals größtes Talent des deutschen Fußballs seitFranz Beckenbauer galt.
Basti Fantasti
Deisler spielte bereits mit 18 Jahren in der Bun-desliga bei Borussia Mönchengladbach, wechselteein Jahr später zu Hertha BSC und gab mit 19Jahren im Februar 2000 sein Debüt in der National-mannschaft. Das trug ihm die Nominierung für dieFußball-Europameisterschaft 2000 ein; man be-scheinigte ihm Aussichten auf eine glänzendeLaufbahn als Nationalspieler. Der Junge war her-vorragend zu vermarkten: ein bescheidener, un-verbrauchter Typ, der vor allem die Teenies an-sprach. Das Image von Basti Fantasti entstand, der
Fußballspieler Sebastian Deisler wurde als Pop-star verkauft. Doch die EM 2000 sollte sein einzi-ges großes internationales Turnier bleiben.
Zurück in die normale Welt?
Denn der junge Spieler fühlte sich in der Star-Rollesichtlich unwohl und versuchte, sich aus derÖffentlichkeit zurückzuziehen. Trotzdem schiendie Karriere vorerst perfekt zu verlaufen, Deislerzeigte tolle Einsätze und wechselte 2002 zu denBayern. Doch der Aufstieg in den Topverein warkein Fortschritt: kaum Spiele; stattdessen folgtenVerletzungen und schließlich Depressionen.
Er suchte Hilfe in einer Klinik. Nach neun Wochenstationärer Behandlung im Max-Planck-Institut fürPsychiatrie in München kehrte er – scheinbargeheilt – in den Sport- und Lebensalltag zurück.Doch wieder verletzte er sich und sagte dieWeltmeisterschaft 2006 ab. Schließlich gab Deisler,obwohl körperlich wieder fit, überraschend imJanuar 2007 das Ende seiner Karriere bekannt.Offizielle Begründung: Probleme mit dem rechtenKnie, zu viele Verletzungen. Heute lebt SebastianDeisler zurückgezogen in seiner Berliner Wohnungund sagt von sich, er habe seinen Weg gefunden.Den Weg zurück in die Normalität.
Robbie Williams
Robbie Williams ist der erfolgreichste Popmusiker der
Gegenwart – und leidet unter Depressionen. Wenn sie ihn
packen, sagt er plötzlich Konzerte oder ganze Tourneen ab
und lässt sich in einer Londoner Spezialklinik behandeln.
Seinen Alltag kann und will der exzentrische Musiker nicht
mehr ohne Antidepressiva bewältigen. In seinem Buch Feel
spricht er offen über seine Krankheit: „Je selbstsicherer ich
wirke, desto mehr Schiss habe ich“.
Prinz Claus der Niederlande
Prinz Claus der Niederlande stand Zeit seines Lebens im
Schatten seiner Ehefrau, der niederländischen Königin
Beatrix. In den frühen 1980er Jahren gab er offen zu, an
Depressionen zu leiden. Der gebürtige Deutsche wurde ein-
mal zum beliebtesten Holländer der Nation gewählt, unter
anderem weil er sich so offen zu seinen Gefühlsschwan-
kungen bekannte. Er starb 2002.
Traurige Promis
Den Weg zurück ins normale Leben schaffen nicht alle – mancher bleibt auf der Strecke: Es gibt nicht weni-ge Fälle von Selbstmord oder ungeklärten Todesfällen unter Prominenten mit Depressionen. Einige schaf-fen es aber auch, mit Hilfe von Therapie und Medikamenten ihren Platz auf der Karriereleiter zu halten.
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Reich, berühmt – und depressivReich, berühmt – und depressiv
Sven Hannawald
Sven Hannawald ist einer der erfolgreichsten deutschen
Skispringer. Er war Skiflugweltmeister, Olympiasieger mit
dem deutschen Team und gewann als bisher einziger
Skispringer alle vier Teilwettbewerbe der Vierschanzentour-
nee. Im April 2004 ließ sich der Spitzensportler wegen
eines Burn-Out-Syndroms behandeln. Ein Jahr später been-
dete er seine Karriere.
Mike Tyson
Mike Tyson – ehemaliger Boxweltmeister und berüchtigter
Randalierer. Ein psychologisches Gutachten attestiert
dem Schwergewicht Depressionen. Nicht nur Schwermut,
sondern auch Aggressivität, erhöhte Reizbarkeit, Alkohol-
oder Drogenkonsum sind bei Männern mögliche Sympto-
me einer Depression. Doch diese gelangen oft in den Vor-
dergrund, weswegen Depressionen bei Männern häufig
unerkannt bleiben.
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Reich, berühmt – und depressivJim Carrey
Jim Carrey ist einer der bestbezahlten Spaßvögel
Hollywoods. Doch während er andere in Filmen wie Die
Maske oder Der Dummschwätzer zum Lachen bringt, ist er
selbst oft niedergeschlagen. Trotzdem hat er es geschafft,
seine Depression als Inspiration zu nutzen. Er sagt: „Ich
könnte heute niemals komisch sein, hätte ich nicht schon
Dutzende Male emotional in der Gosse gelegen. Humor ent-
steht in dem Moment, in dem man sich wieder aufrafft.“
(Zitat nach einem Spiegel-Interview vom 16.01.2006)
Prinzessin Diana
Lady Diana war als Ehefrau des britischen Thronfolgers
Prinz Charles das gute Gewissen einer ganzen Nation. Doch
schon als Teenager soll sie an Depressionen und Essstö-
rungen gelitten haben. Nach der Geburt ihres ersten
Sohnes, Prinz William, verfiel sie in eine so genannte
Wochenbettdepression. Diese spezielle Form der Depres-
sion tritt bei fünf bis zehn Prozent aller gebärenden Frauen
auf. Diana starb 1997 bei einem Autounfall in Paris.
Sheryl Crow
Sheryl Crow, ehemals Lebensgefährtin des Radprofis Lance
Armstrong, wurde als erfolgreiche Musikerin mit zahlrei-
chen Grammys ausgezeichnet. Bevor sie 1993 ihr Debüt-
album präsentierte, hatte sie lange gegen eine Depression
ankämpfen müssen.
Marco Pantani
In den Bergen fuhr der Radrennfahrer Marco Pantani allen
davon. Doch den Tour-de-France-Sieger von 1998 verfolg-
ten schwere Depressionen. 2004 wurde er tot in einem
Hotelzimmer in Rimini gefunden. Er starb an einer Über-
dosis Kokain.
Kurt Cobain
Kurt Cobain war Frontmann der Band Nirvana und Gallions-
figur einer ganzen Musikgeneration. Bei Ihm manifestierten
sich die Depressionen vor allem in der Musik und den Song-
texten seiner Rockband. Der stark drogenabhängige Cobain
nahm sich im Alter von 27 Jahren unter Heroineinfluss mit
einem Kopfschuss das Leben. Einige der Todesumstände
gaben Anlass für zahlreiche Verschwörungstheorien.
Die Depression ist keine Bagatelle – in ihrer schwers-ten Form vermittelt sie derart quälende Seelenpein,dass viele Betroffene sich lieber das Leben nehmen,als weiter mit ihrer krankhaften Niedergeschlagen-heit leben zu müssen. Etwa jeder siebte schwer De-pressive nimmt sich das Leben, jeder Vierte unter-nimmt einen Selbstmordversuch und 70 Prozentaller depressiv Erkrankten leiden zumindest unterSuizidgedanken: Von den jährlich etwa 11.000Selbstmorden in Deutschland weist etwa die Hälfteeine depressive Erkrankungsgeschichte auf.
Mindestens vier Millionen Deutsche
Hierzulande machte 2006 jeder Zehnte einewochen- oder monatelange Depression durch. Undjede vierte Frau und jeder siebte Mann wird höchst-wahrscheinlich einmal im Leben depressiv. InDeutschland leiden aktuell etwa fünf bis achtProzent der Bevölkerung – das sind mindestensvier Millionen Menschen – an einer schweren,behandlungsbedürftigen Depression. Frauenbekommen doppelt so oft die Diagnose Depressionwie Männer. Experten zufolge liegt das aber nicht
daran, dass Männer weniger anfällig sind für De-pressionen. Stattdessen scheint sich die Krankheitbei ihnen anders zu äußern, so dass sie von denÄrzten häufig nicht erkannt wird. Oder die Männergehen gar nicht erst zum Arzt: Die Bereitschaft, offenüber emotionale Probleme zu reden, treffen dieFachleute bei Männern seltener als bei Frauen an.
Schlimmer als Asthma und Diabetes
Die Bedeutung der Krankheit wird laut Weltge-sundheitsorganisation WHO weiter zunehmen. Sieprognostiziert, dass im Jahr 2020 Depressionendie zweitgrößte Ursache der globalen Krankheits-last sein werden. Dann werden Depressionenneben Herz-Kreislauf-Beschwerden zu den welt-weit häufigsten Erkrankungen gehören. Schonheute raubt keine andere Krankheit den Menschender westlichen Industrienationen mehr gesundeLebensjahre. Gemessen daran, wie stark eineDepression die Lebensqualität beeinträchtigt, ran-giert die Gemütskrankheit noch vor häufigen,chronischen Erkrankungen wie Angina, Arthritis,Asthma oder Diabetes.
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...VolkskrankheitDie unterschätzte Volkskrankheit
Kaum eine andere Krankheit vermittelt größere psychische Qualen als Depression. Die Symptomedieser oft lebensbedrohlichen Krankheit könnenauch körperliche Beschwerden umfassen
...berühmt – und depressiv
Depression als Zivilisationskrankheit?
In Deutschland liegen die Kosten für depressions-bedingte Frühberentungen bei etwa 1,5 MilliardenEuro jährlich. Das Bundesministerium für Gesund-heit gibt an, dass jedes Jahr etwa elf MillionenTage an Arbeitsunfähigkeit durch über 300.000depressive Erkrankungsfälle verursacht werden. InSchwellen- und Entwicklungsländern liegen dieseZahlen zum Teil deutlich niedriger. Für die Fachleu-te ist das jedoch kein Indiz für eine Zivilisa-tionskrankheit. Denn Depressionen finden sich inallen Winkeln und Kulturkreisen der Erde. Manspricht von einer globalen Häufigkeit von zwei bissieben Prozent. Doch je nach gesellschaftlicherUmgebung äußern sich die Symptome der Erkran-
kung zum Teil sehr unterschiedlich. Vor allem dasMaß, in dem depressive Menschen bei der Erfül-lung ihrer sozialen Rollen beeinträchtigt sind, iststark abhängig vom Entwicklungsstand einerGesellschaft. Über das individuelle Leid der Betrof-fenen sagen Zahlen wie der depressionsbedingteProduktivitätsausfall allerdings wenig aus.
Melancholie seit der Antike bekannt
Depression ist keine moderne Erscheinung. DasKrankheitsbild war schon den antiken Medizinernbekannt, wenn auch unter einem anderen Namen:Melancholie. Der griechische Begriff bedeutetübersetzt schwarze Galle und beschreibt laut
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Hippokrates einen Körpersaft, der sich über diegeistigen Organe eines melancholischen Men-schen wirft. Die Schwermut der Melancholiker, dieHippokrates beschrieb, entsprach den Symp-tomen der Krankheit Depression. Kunstwerke vonder Antike bis in die Neuzeit, etwa Albrecht DürersMelencolia I, zeigen Menschen in tiefster Nieder-geschlagenheit. Die Melancholie wurde dabeiüberwiegend negativ betrachtet und von Thomasvon Aquin sogar als eine der sieben Todsündeneingestuft. Auch der Reformator Martin Luther(1483-1546) sah bei einem melancholischenMenschen den Teufel am Werk.
Hippokrates
Griechischer Arzt der Antike (ca. 460 bis 370 v. Chr.)
Thomas von Aquin
Einflussreicher Philosoph und Theologe des Mittelalters (1224-1274)
Die Krankheit muss behandelt werden
Mit dem Erstarken der naturwissenschaftlichenMedizin ab Mitte des 19. Jahrhunderts wich manvom etwas diffusen Begriff der Melancholie ab. Daskonkrete Krankheitsbild der Depression entstand –
allerdings noch immer abwertend mit Irresein odersnobistischer Extravaganz in Verbindung gebracht.Diese Assoziationen halten sich trotz intensiver Auf-klärungsbemühungen bis heute. Trotzdem hat sichdas Wissen über die Depression in den letzten Jahr-zehnten verbessert, auch ist sie als ernsthafte Krank-heit anerkannt: Über 90 Prozent der Bundesbürgersind der Auffassung, dass eine Depression voneinem Arzt oder Psychotherapeuten behandelt wer-den muss und dass man der Krankheit ohne äußereUnterstützung hilflos ausgeliefert ist.
Heimliche Vorurteile
Dennoch hält ein großer Teil der Bevölkerunglieber Distanz zu Depressiven. Eine wissen-schaftliche Umfrage hat ergeben, dass 35 Prozentder Deutschen einem Menschen mit schwererDepression kein Zimmer vermieten würden, 42Prozent würden diese Person nicht für eineArbeitsstelle weiterempfehlen.
Die unterschätzte Volkskrankheit
Links:Albrecht Dürers berühmter Kupferstich Melencolia I,entstanden 1515
Grafik unten:Weltweite Studie der WHO: Keine andere Krankheitraubt den Menschen in westlichen Industrieländernmehr gesunde, unbeschwerte Jahre als Depression
Edvard Munch: Melancholie, entstanden 1894
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Burden of Disease StudieErgebnisse für 2001
8,39 6,33 5,39 3,77 3,77 3,46 2,86 2,25 1,68 1,53
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Die Symptome der Depression
„Man kann nicht mehr schlafen, man hat keinenAppetit mehr, man mag sich nicht mehr unterhal-ten und unter Menschen sein. Und später kannman es auch nicht mehr. Man kann sich nichtmehr konzentrieren. Man kann nicht mehr arbei-ten, irgendetwas leisten. Man kann seinen Alltagnicht mehr bewältigen; drei schmutzige Tellerspülen – unmöglich! Man kann sich nicht mehrfreuen, an gar nichts. Man kann nicht mehr lieben– auch sich selbst nicht.“ So beschreibt GiselaNoy die Depression. Gisela Noy hat zwei schwereDepressionen hinter sich. Auch wenn die Depres-sion viele Gesichter hat, die entscheidendenSymptome sind fast immer dieselben: Fast alleBetroffenen erzählen, dass sie unfähig sindFreude zu empfinden oder überhaupt irgendetwaszu fühlen. Sie berichten von bleierner Müdigkeitoder innerer Unruhe, von verminderter Konzentra-tionsfähigkeit, von Schlafstörungen, Appetit-losigkeit, vermindertem Selbstvertrauen und vonGedanken an Selbstmord.
Viele wissen nicht, dass sie Hilfe brauchen
In diesem Moment leiden in Deutschland vermut-lich 4 Millionen Menschen an einer Depression. InKöln zum Beispiel sind es allein etwa 50.000.
Christine Stierl hat drei schwere Depressionendurchgemacht. Sie sagt: „Man kann sich nichtmehr daran erinnern, dass das Leben je schönwar. Und was noch schlimmer ist: man kann sichüberhaupt nicht vorstellen, dass dieser Zustand jeein Ende nimmt.“ 50 Prozent der an einer schwe-ren Depression erkrankten Menschen unterneh-men einen Selbstmordversuch – und 15 Prozentnehmen sich das Leben.
Doch viele Depressive wissen nicht, was mit ihnenlos ist. Sie schleppen sich wochen- oder monate-lang durch den Alltag, glauben aber nicht, dasssie schwer krank sind und dringend Behandlungbrauchen. Auch Ärzte tappen oft im Dunkeln, manschätzt, dass nur jeder zweite die richtige Diagno-se bekommt. Das sind bei ungefähr 4 MillionenBetroffenen also nur 2 Millionen. Die anderen 2Millionen werden falsch therapiert oder über-haupt nicht behandelt.
Stephan Peters führt eine Firma in Hamburg. Er spricht offen über seine Depression
Gisela Noy hat ein Buch über ihre Depression geschrieben
Lieber krank durch Arbeit?
Die Depression kann grundsätzlich jeden treffen.Auch diejenigen, von denen man es am wenigstenerwartet. Trotzdem ist kaum jemand bereit, offendarüber zu reden, dass er an einer Depression lei-det – die Krankheit wird immer noch mit persön-lichem Versagen in Verbindung gebracht. Wennschon, dann spricht man lieber von Burn-out. Dasklingt akzeptabel – gilt doch der Burn-out als dieKrankheit der Leistungsstarken und Engagierten.Das ist wohl der Grund dafür, dass es vielen Men-schen, die an einer Depression erkrankt sind, leich-ter fällt, von einem Burn-out–Syndrom als von einerDepression zu sprechen. Allerdings gibt es bis heutekeine klare wissenschaftliche Definition des BegriffsBurn-out. Das heißt: Burn-out ist im Unterschied zurDepression kein offiziell anerkanntes Krank-heitsbild mit eindeutig definierten Symptomen.
Burn-out-Syndrom
Burn-out ist der englische Begriff für Ausgebranntsein und bezeichnet
eine stressbedingte Krankheit mit totaler seelischer und körperlicher
Erschöpfung. Das breite Spektrum an Symptomen umfasst unter ande-
rem auch Depressionen.
Offen mit Depressionen umgehen
Was die Betroffenen oft nicht wissen: es gibt Hilfe.Gute Medikamente machen es heute möglich, dasLeiden zu stoppen, in der Regel werden sie miteiner Psychotherapie kombiniert, so dass auchäußere Ursachen wie Beziehungskonflikte oderAngst am Arbeitsplatz bearbeitet werden.
Gisela Noy sagt über das Medikament, das ihrschließlich geholfen hat: „Es dauert, eh man eineWirkung verspürt. Aber wenn die dann einsetzt,dann wacht man morgens auf und merkt: Ich binwieder die Alte. Es ist alles wieder da.“
Experten raten dazu, bei Anzeichen für eineDepression unbedingt zum Arzt zu gehen. Nurdann kann diese Krankheit schnell erkannt undwirksam behandelt werden.
Man fühlt sich tot...Man fühlt sich tot, wie erstorben
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Ursachen der DepressionDie rätselhafte Krankheit
Hippokrates hatte im 4. Jahrhundert v. Chr. nocheine ziemlich einfache Erklärung für die Depres-sion, damals Melancholie genannt: sie entstehedurch einen Überschuss an schwarzer Galle(griech. melane chole). Eselsmilch sei hier wirk-sam, dringend zu vermeiden sei jedoch Sport.
Auch wenn man von der Eselsmilch inzwischenabgekommen ist – heute stimmen die MedizinerHippokrates in der Hauptsache zu: Die Depressionkann körperliche Ursachen haben. Forscher, dieden materiellen Grundlagen der Depression nach-spüren, stehen dabei keineswegs in Konkurrenz zuPsychologen, die sich mehr auf innere Konflikte alsUrsache konzentrieren. Denn mittlerweile sindsich beide Seiten darüber einig, dass Depres-sionen durch ein kompliziertes Zusammenspielvon Körper, Psyche und Umwelt entstehen.
Als Kind verwirrt, als Erwachsener überfordert?
Psychologen vertreten verschiedene Erklärungs-ansätze, die sich grob in zwei Richtungen einteilenlassen: Die Anhänger der psychodynamischenVerfahren sehen die Ursache für die Depression in
seelischen Konflikten, die vor allem aus der frühenKindheit stammen. Dieser Ansatz ist stark von derPsychoanalyse beeinflusst und nur schwer beweis-bar. Auf der anderen Seite stehen die Vertreter derVerhaltenstherapie und der kognitiven Verhaltens-therapie: Sie sehen die Depression als Ergebnisselbstschädigender Verhaltensweisen und Denk-muster, die der Patient irgendwann gelernt hat.Neben diesen zwei Richtungen gibt es auch nochdie Annahme, dass Depression durch Überforde-rungssituationen entsteht, in denen der Patientsich als permanent hilflos erlebt hat. Andere wie-derum sehen die Gesellschaft mit ihrem hohenLeistungsanspruch als Ursache für Depressionen.
Manchmal ist das Leben schuld
Bei vielen Menschen schlägt die Depression wieaus heiterem Himmel ein, ohne irgendwelcheVorzeichen oder besondere Ereignisse. Aber es hatsich gezeigt, dass Depressionen nach einschnei-denden Lebensereignissen gehäuft auftreten – daskönnen negative Erfahrungen sein wie der Todeines Angehörigen, aber auch positive Ereignissewie zum Beispiel ein Studienabschluss. DiesenEreignissen ist gemeinsam, dass der Mensch sichan gravierende Veränderungen seines Lebensanpassen muss. Zwei Dinge muss man hierbei
allerdings berücksichtigen: erstens nimmt eindepressiver Mensch negative Erlebnisse dramati-scher wahr als ein Gesunder. Wenn man ihn imNachhinein nach belastenden Situationen befragt,wird ihm dazu möglicherweise mehr einfallen alseinem Menschen, der keine Depression hat. Nochdazu hat sich gezeigt, dass Menschen mit geneti-scher Veranlagung für Depression tatsächlich häu-figer einschneidende Ereignisse erleben als ande-re: Lebensereignisse können also der Auslösereiner Depression sein, aber die depressive Veran-lagung kann auch das Auftreten solcher Lebens-ereignisse begünstigen.
Gestörte Stressreaktion?
Das häufige Auftreten von Depression nach einerbelastenden Situation spricht dafür, dass Stressbei der Krankheitsentstehung eine große Rollespielt; dazu passt, dass sich bei Depressiven häu-fig erhöhte Stresshormon-Spiegel im Blut finden.Bei ihnen scheint das Zusammenspiel der Stress-hormone gestört zu sein: das System ist labiler, esreagiert überschießend. Stress ist eigentlich einesinnvolle spontane Anpassungsreaktion des Kör-pers an neue Herausforderungen; beim Gesundenpegelt sich das System aber nach kurzer Zeit wie-der auf Normalniveau ein. Bei Depressiven
geschieht das nicht, ihre Stresshormone bleibendauerhaft erhöht. Stresshormone können jedochdepressive Symptome auslösen. Ob jemand anfäl-lig ist für Entgleisungen des Stresshormon-Sys-tems, kann durch seine Lebensgeschichte bedingtsein: Heute gehen Wissenschaftler davon aus,dass extreme Stresssituationen in der Kindheitdas Stress-Management des Gehirns dauerhaftschädigen können.
Es kommt auf die Gene an
Obwohl einschneidende Lebensereignisse De-pression auslösen können, bekommt längst nichtjeder Mensch nach solch einem Ereignis eineDepression – wie man reagiert, hängt nicht zuletztvon den Genen ab. Studien an eineiigen Zwillingenhaben Folgendes ergeben: wenn einer von beideneine Depression hat, dann beträgt die Wahr-scheinlichkeit etwa 40 Prozent, dass der andere –der ja identisches Erbmaterial hat – auch eineDepression bekommt. Diese Zahl zeigt, dass diegenetische Veranlagung eine gewisse Bedeutunghat. Sie zeigt aber auch, dass die Gene nicht alleinentscheiden, denn in 60 Prozent der Fälle be-kommt der eineiige Zwilling des Depressiven jakeine Depression, obwohl er die genetische Veran-lagung dazu hat. Wie er es schafft, die Depression
Der Grieche Hippokrates war der berühmtesteArzt der Antike (ca. 460 – 370 v. Chr.). Er hielteinen Überschuss an Gallensäften für dieUrsache der Depression
Zwillingsstudien zeigen, dass die Veranlagungfür Depressionen zu einem guten Teil erblich ist
Ursachen der Depression
zu vermeiden, dazu gibt es leider keine wissen-schaftlich belegten Empfehlungen. Heute sindbereits einige Gene bekannt, die bei depressivenMenschen überdurchschnittlich häufig verändertsind. Depression wird aber sicherlich nicht durchein einzelnes Gen verursacht, sondern durch vieleverschiedene.
Alles nur Chemie?
Ein Botenstoffmangel im Gehirn ist zurzeit die gän-gigste biologische Erklärung für die Depression.Nach dieser Theorie ist an den Verbindungsstellender Hirnzellen zuwenig Noradrenalin oder Seroto-nin vorhanden, das sind wichtige Botenstoffe.Dadurch ist die Kommunikation zwischen denNervenzellen gestört. Ob depressive Menschenwirklich einen Botenstoffmangel im Gehirn haben,konnte bisher aber noch niemand zweifelsfreibeweisen, denn die Vermutung stützt sich nur aufindirekte Hinweise: man hat zum Beispiel festge-stellt, dass die Konzentration von Serotonin-Abbauprodukten im Blut oder in der Hirnflüssig-keit von einigen Depressiven erniedrigt ist. Bild-gebende Verfahren zeigen auch, dass die Dichtevon Serotonintransportern in den Nervenzellen bei
Depressiven erniedrigt sein kann. Für die Theoriedes Botenstoff-Mangels spricht aber vor allemeines: die Wirksamkeit der Antidepressiva. Denndiese Medikamente setzen genau am Botenstoff-Haushalt des Gehirns an. Neben Noradrenalin undSerotonin werden heute auch verschiedene ande-re Botenstoffe verdächtigt, in Zusammenhang mitDepressionen zu stehen.
Verbindungsstellen
Zwei Nervenzellen, die miteinander kommunizieren, sind durch ihre
Fasern miteinander verbunden. An den Endstellen der Verbindungen
liegt ein kleiner Zwischenraum, der synaptische Spalt. Um zu kommu-
nizieren, schüttet die signalgebende Nervenzelle einen Botenstoff
(Transmitter) in den synaptischen Spalt aus. Die nachfolgende
Nervenzelle nimmt diesen Stoff auf; er kann auf sie erregend oder hem-
mend wirken. Die Gesamteinheit Synapse besteht aus einem stempel-
förmigen Ausläufer der signalgebenden Nervenzelle, dem synaptischen
Spalt und der Membran der nachfolgenden Nervenzelle.
Das Netzwerk der Depression
Manche Wissenschaftler erforschen die Depres-sion aus einer ganz anderen Perspektive: sie sindsicher, dass die Krankheit durch fehlerhafte Kom-
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Ursachen der Depressionmunikation zwischen bestimmten Hirnarealen be-steht – man spricht von einem gestörten Netz-werk. Diese Überlegungen entstanden durchUntersuchungen mit bildgebenden Verfahren wieder Kernspin-Tomographie; auf den Bildern stell-ten die Forscher bei depressiven Menschen eineAktivitätsveränderung in verschiedenen Hirnregio-nen fest. Besonders deutlich zeigten sich dieVeränderungen im Bereich der vorderen Hirnrinde;zu dem gestörten Netzwerk sollen aber auch tieferliegende Strukturen wie das limbische System, derThalamus und das Striatum gehören.
limbisches System
Das limbische System ist ein Oberbegriff über verschiedene
Hirnstrukturen, die gemeinsam für Funktionen wie Gefühle, Antrieb
und Gedächtnis zuständig sind. Ein besonders bekannter Bestandteil
des limbischen Systems ist der Hippokampus. Weitere Strukturen sind
zum Beispiel der Mandelkern und die Mammillarkörper.
Thalamus
Der Thalamus ist Teil des Zwischenhirns. Er wird gerne als das Tor zur
Großhirnrinde bezeichnet, weil die meisten Verbindungen zur
Großhirnrinde über den Thalamus laufen. Nur auf diesem Wege kön-
nen Sinneseindrücke ins Bewusstsein vordringen.
Striatum
Das Striatum (zu deutsch: Streifenhügel) liegt im Inneren des
Großhirns. Seinen Namen hat es von seiner Gestalt: Es besteht eigent-
lich aus zwei Anteilen, die jedoch durch dicke Nervenfaserbündel aus-
einandergedrängt wurden und nur noch durch schmale Streifen mitein-
ander verbunden sind. Das Striatum ist eine wichtige Schaltstelle für
Bewegungsimpulse.
Leider liefern solche Studien bisher noch wider-sprüchliche Ergebnisse; auch ist schwer zu unter-scheiden, ob die veränderte Aktivität Ursache oderFolge der Depression ist: Es könnte sich auch umeine Reaktion des Gehirns handeln, das versucht,Störungen auszugleichen. Dazu kommt, dass diebildgebenden Verfahren nur sehr grobe Verände-rungen erfassen können.
Nervenzellen, die nicht wachsen wollen
Forscher haben eine bestimmte Station desDepressions-Netzwerks im Gehirn ausgemessen,den Hippokampus. Der Hippokampus ist fürLernen und Gedächtnis zuständig – und er hat eineBesonderheit: bis ins hoher Alter bilden sich hierneue Gehirnzellen. Bei ihren Untersuchungen
stellten die Wissenschaftler fest, dass diese wich-tige Schaltstelle bei einem Teil der depressivenMenschen verkleinert ist, wenn auch nur geringfü-gig. Noch sind sich die Experten nicht einig, ob imHippokampus der Depressiven einfach wenigerneue Zellen entstehen oder ob bereits bestehendeNervenzellen verkümmern.
Unklar ist auch, ob die Depression durch den ver-kleinerten Hippokampus hervorgerufen wird, oderob sich – umgekehrt – der Hippokampus durch dieDepression verkleinert. Ziemlich sicher ist jedoch,dass Stress auch hier einen erheblichen Einflusshat. Interessanterweise vergrößert sich der Hippo-kampus unter der Therapie mit antidepressivenMedikamenten. Eine Studie zeigte außerdem: jekleiner der Hippokampus bei der Diagnose war,desto schlechter schlug eine darauf folgendeTherapie an. Es gibt jedoch auch gesunde Men-schen mit einem verkleinerten Hippokampus, undandererseits Depressive mit einem vollkommennormalen Hippokampus.
Die unangenehmen Begleiter der Depression
Depressive Menschen haben häufig neben ihrerDepression auch noch andere Krankheiten. Beieinigen liegt das daran, dass die Depression Folgeder anderen Krankheit ist – die Parkinson-Krank-heit zum Beispiel verursacht oft Depressionen. Eskann aber auch eine kranke Schilddrüse dahinterstecken. Deshalb muss der Arzt bei der Diagnoseeiner Depression zuerst prüfen, ob nicht anderekörperliche Krankheiten vorliegen. Er wird auchnach Medikamenteneinnahme fragen, denn es istbekannt, dass zum Beispiel manche Bluthoch-druckmittel eine Depression verursachen können.Aber auch, wenn die Depression nicht in unmittel-barem Zusammenhang mit einer anderen Krank-heit steht, so verschlechtert sie doch erheblichden Verlauf chronischer Krankheiten wie zumBeispiel Diabetes oder Herzkrankheiten.
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Was hilft...Gute Erfolgsaussichten bei Therapie
Die Depression ist eine schwere, manchmal lebens-bedrohliche Krankheit – aber sie ist auch eineKrankheit, die sich äußerst erfolgreich behandelnlässt. Es gibt viele verschiedene Therapien, undwenn die eine nicht gleich hilft, kann man noch aufzahlreiche Varianten zurückgreifen. Dass bei einemPatienten dieses hilft und beim Nächsten jenes,erklären Spezialisten so: vielleicht sei das, wasman Depression nenne, keine einzelne Krankheit,sondern nur das gemeinsame Erscheinungsbildvieler verschiedener Arten von Depression.
Es ist nach Ansicht von Fachleuten auch gar nichtnötig, sich nur für eine Therapieform zu entschei-den: Psychotherapie und Medikamente werdenzum Beispiel häufig kombiniert. Was ihnen per-sönlich hilft, finden Patienten oft nur durch Aus-probieren heraus. Dieser Prozess kann sehr mühe-voll sein, führt aber meistens zum Erfolg.
Mit Worten gegen die Depression
Bei den Psychotherapien steht das Gesprächzwischen Therapeut und Patient im Vordergrund.Es gibt verschiedene Richtungen – grob einteilenlassen sie sich einerseits in die psychoanalytisch
geprägten Verfahren, andererseits in die Verhal-tenstherapien. Diese beiden Schulen unterschei-den sich in den Gesprächsthemen und der Art derGesprächsführung durch den Therapeuten: Ineiner psychoanalytischen Sitzung geht es darum,psychische Konflikte und ihre Wurzeln in derKindheit bewusst zu machen. In der Verhaltens-therapie geht es mehr um die Gegenwart: Patientund Therapeut identifizieren gewohnte schädlicheVerhaltensmuster, und der Patient lernt ein neues,für ihn günstigeres Verhalten. Dazu kann zum Bei-spiel die Strukturierung des Tagesablaufs gehö-ren. In der kognitiven Verhaltenstherapie lernt erzusätzlich, alte Denkmuster zu durchbrechen undSituationen neu zu bewerten.
Der Faktor Mensch
Psychoanalytisch beeinflusst ist wiederum dierelativ neue Interpersonelle Psychotherapie,eine Kurzzeittherapie, die speziell für Depres-sionen entwickelt wurde. Hierbei liegt der Fokusauf zwischenmenschlichen Konflikten. Die Wirk-samkeit von Verhaltenstherapien und Interper-soneller Therapie gilt heute als sehr gut belegt.Dagegen ist die Wirksamkeit der Psychoanalysebei Depressionen nicht bewiesen. Übrigens:mindestens ebenso wichtig wie die Wahl des
Was hilft gegen Depression?
Die Wahl zwischen den verschiedenen Methoden treffen Patient und Arzt oder Psychologe oft gemeinsam– was wirkt, weiß nur der Patient
Ursachen der Depression
psychotherapeutischen Verfahrens scheint diePersönlichkeit des Therapeuten zu sein – dasVerhältnis zwischen Therapeut und Patientmacht einer Studie zufolge fünfzig Prozent desTherapieerfolgs aus.
Pillen für die Seele
In den fünfziger Jahren geriet das Bluthochdruck-Medikament Reserpin plötzlich in Verruf: vielePatienten bekamen eine Depression, nachdem sieReserpin eingenommen hatten. Der Wirkstoff ent-leert im Gehirn die Speicher für den BotenstoffNoradrenalin – und das war ein entscheidenderHinweis für die Entwicklung der ersten Antide-pressiva, der Medikamente gegen Depression:offenbar hatte die Krankheit etwas mit Boten-stoffmangel im Gehirn zu tun. Hier setzen fast allebis heute verfügbaren Antidepressiva an: sieerhöhen die Verfügbarkeit von Botenstoffen an derKontaktstelle zwischen zwei Nervenzellen, demsynaptischen Spalt. Neben dem Botenstoff Nor-adrenalin steht heute besonders das Serotonin imVordergrund. Bei der Behandlung schwerer De-pressionen gelten Antidepressiva heute als unver-zichtbar. Sie wirken bei 50 bis 70 Prozent der Pa-tienten. Allerdings dauert es einige Wochen, bisder Patient eine Besserung spürt und weiß, dass
das Mittel ihm wirklich hilft. Bei einem Fehlschlagstartet der Arzt einen neuen Versuch mit einemanderen Präparat.
synaptischer Spalt
Der synaptische Spalt ist der Raum zwischen zwei Nervenzellen, die
miteinander kommunizieren. Die Gesamteinheit Synapse besteht aus
einem stempelförmigen Ausläufer der signalgebenden Nervenzelle, dem
synaptischen Spalt und der Membran der nachfolgenden Nervenzelle.
Um zu kommunizieren, schüttet die signalgebende Nervenzelle einen
Botenstoff (Transmitter) in den synaptischen Spalt aus. Die nachfol-
gende Nervenzelle nimmt diesen Stoff auf; er kann auf sie erregend oder
hemmend wirken.
Die Liste der Wirkstoffe ist lang: Dutzende ver-schiedener Substanzen stehen zur Verfügung.Übrigens, Antidepressiva machen nicht high – eingesunder Mensch wird durch die Pillen nichtglücklicher.
Welches Mittel hilft?
Weil es so lange dauert, bis man weiß, ob einMedikament anschlägt, suchen Wissenschaftlernach Methoden, mit denen man schon frühervoraussagen kann, welches Mittel für einenPatienten das Richtige ist.
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Was hilft gegen Depression?Stresshormon-Tests zum Beispiel könnten viel-leicht dabei helfen. Das Stresshormonsystem vie-ler Depressiver reagiert überschießend. In einerStudie wurde gemessen, wie hoch der Gehalt anStresshormonen im Blut war, und zwar einmal vorBeginn einer medikamentösen Therapie, undeinmal zwei Wochen später. Bei den Patienten,deren Stresshormonhaushalt sich in der Zeitspan-ne zwischen den Blutentnahmen beruhigt hatte,schlugen die Medikamente gut an. Die Patientenaber, die wenig Veränderung im Stresshormon-haushalt zeigten, reagierten auch schlechter aufdie Antidepressiva.
Nickerchen verboten: die Schlafentzugs-Therapie
Dies ist vielleicht die einfachste aller Therapien –ihr einziger Nachteil: die Wirkung hält nur einenTag an. Bei der Schlafentzugstherapie werden diePatienten um ein Uhr morgens geweckt und blei-ben dann den Rest der Nacht und den komplettendarauffolgenden Tag wach. Kein noch so kleinesNickerchen ist gestattet, sonst bleibt die ge-wünschte Wirkung aus. Und die ist durchschla-gend: direkt nach der durchwachten Nacht gehtes zwei Dritteln der Patienten besser. Die Be-handlung wird häufig in Kliniken durchgeführt,
manchmal mehrmals wöchentlich. Warum sie sogut funktioniert, weiß niemand. Die Wirkung ver-fliegt zwar schon nach der nächsten durchschla-fenen Nacht, aber viele depressive Menschenschöpfen wieder Hoffnung, wenn sie erfahren,wie sich ein Tag ohne Depression anfühlen kann.
Die tägliche Portion Licht
Lichttherapie ist das Mittel der Wahl bei der saiso-nal abhängigen Depression, auch Winterde-pression genannt. Der Name ist allerdings irrefüh-rend, da längst nicht jede im Winter auftretendeDepression eine echte Winterdepression ist: Fürdie Lichttherapie gibt es spezielle besonders helleLampen – ein Lichtbad unter der Wohnzim-merlampe reicht nicht aus. Gewöhnliche Wohn-raumbeleuchtung erreicht nämlich nur ungefährein Zehntel der Lichtintensität, die man draußenbei bedecktem Himmel durch das Tageslichtabbekommen kann. Vor den speziellen Tageslicht-lampen für die Therapie sitzt der Patient täglicheine halbe Stunde oder länger. Man vermutet,dass das über die Netzhaut aufgenommene Lichtim Gehirn die Ausschüttung von Botenstoffen be-einflusst. Bei schweren Formen von Winter-depression werden zusätzlich Psychotherapieoder Medikamente eingesetzt. Übrigens: ein täg-
Von Mensch zu Mensch – Gesprächstherapie gilt als wirksames Verfahren bei leichten und mittelschwerenDepressionen
Während der Lichttherapie ist Lesen oder Fernsehenerlaubt; die Augen sollten jedoch in Richtung der Lampeschauen
licher Spaziergang kann in leichteren Fällenebenfalls nützen – da bekommt man das Lichtbadgratis.
Elektrokrampftherapie und Magnetstimulation
Es klingt drastisch: Stromschläge gegen die De-pression! Doch die neuen Methoden ähneln innichts den grausamen Elektroschocks, mit denenMenschen in den Anfängen der Psychiatrie trak-tiert wurden. Heute gehen die Ärzte viel vorsichti-ger vor, und für manche Patienten ist eine moder-ne Elektrokrampftherapie das einzige, was sie ausihrer tiefen Depression herausreißen kann. Diekontrollierten Stromschläge wirken bei vielenPatienten, bei denen Medikamente und Psycho-therapie versagt haben.
Durch den elektrischen Impuls wird eine Art künst-licher epileptischer Anfall ausgelöst; der Patientbekommt davon jedoch nichts mit, er schläft. DieBehandlung wird innerhalb weniger Wochen mehr-fach wiederholt.
Wegen möglicher Nebenwirkungen wie Kopf-schmerzen und vorübergehender Gedächtnis-schwäche bleibt die Elektrokrampftherapie trotzihrer hervorragenden Wirksamkeit eine Reserve-Maßnahme für schwere Fälle.
Arm an Nebenwirkungen ist dagegen die Anwen-dung von Magnetfeldern, die repetitive transkrani-elle Magnetstimulation. Dabei wird am Kopf desPatienten eine Magnetspule befestigt. Das Ma-gnetfeld soll den Stoffwechsel von Hirnzellen verän-dern; die Wirkung scheint allerdings eher schwachzu sein. Die repetitive transkranielle Magnetstimu-lation wird bei leichten bis mittelschweren Depres-sionen eingesetzt. Eine Weiterentwicklung ist dieMagnetokonvulsionstherapie, bei der durch Mag-netfelder ein epileptischer Anfall ausgelöst wird. Dadieses Verfahren ganz neu ist, gibt es gegenwärtigjedoch kaum Erfahrungen damit.
Operationen: Tief ins Hirn
Forscher experimentieren auch mit Eingriffen insGehirn, zum Beispiel mit der sogenannten Tie-fenhirnstimulation: dabei pflanzen Chirurgen eine
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Was hilft gegen Depression?Elektrode in eine bestimmte Hirnregion. Sie gehörtzu einem Netzwerk von Hirnzentren, das bei De-pressiven angeblich fehlgesteuert ist. Die Elektro-de ist über ein Kabel mit einem Schrittmacher ver-bunden. Das Kabel verläuft unter der Haut bis hinzum Brustmuskel, wo der Schrittmacher sitzt. Erkann durch den Arzt mit Fernsteuerung auf ver-schiedene Frequenzen und Spannungen einge-stellt werden.
Aufgrund der geringen Patientenzahl ist dieWirksamkeit noch nicht ausreichend erforscht; einbedeutender Teil der Patienten scheint jedochdurch die Operation eine Besserung zu erfahren.Von ihrer Depression geheilt werden sie dadurchaber nicht: auch nach erfolgreicher Operationbrauchen die Patienten weiterhin Medikamenteund Psychotherapie.
Bei der Vagusnervstimulation wird die Elektrode inden Hals implantiert, wo der Vagusnerv liegt. Erhat Verbindungen zu vielen Hirnarealen, die an derSteuerung von Gefühlen beteiligt sind. Mit beidenOperationsverfahren gibt es bisher nur geringeErfahrung: Eine Vagusnervstimulation wurde erstbei einigen Hundert depressiven Patienten durch-
geführt, Tiefenhirnstimulation bei erheblich weni-ger. Bei beiden Verfahren können Infektionen auf-treten; bei der Tiefenhirnstimulation kommt dasRisiko von Hirnblutungen dazu. Die Vagusnerv-stimulation führt bei einem kleinen Teil derPatienten zu Nebenwirkungen, u. a. Heiserkeit,Herzklopfen, Erbrechen.
Vagusnerv
Der Vagusnerv gehört zu den zwölf so genannten Hirnnerven, die ohne
Umweg über das Rückenmark direkt vom Gehirn in den Körper laufen.
Er ist ein ganz besonders wichtiger Nerv, denn er hat Verbindungen zu
fast allen Organen und vielen Hirnbereichen. Im Körper wird der
Vagusnerv zum Beispiel bei Verdauungsvorgängen besonders aktiv.
Operationen gegen Depression werden nur in ex-tremen Fällen durchgeführt – also bei Menschen,die seit vielen Jahren unter einer schwerstenDepression leiden und bei denen andere Mittelnicht geholfen haben.
Ein Hirnchirurg schiebt eine Elektrode in das Gehirneiner depressiven Patientin
Noch Mitte des 20. Jahrhunderts wurden Men-schen mit psychischen Problemen für wahnsinnigoder verrückt gehalten. Die Therapieangebotewaren düster: Die Patienten wurden hinter dengefängnisähnlichen Mauern der Psychiatrie ver-wahrt. Wer einmal dort landete, kam nie wiederheraus, denn die meisten Ärzte glaubten, psychi-sche Krankheiten wären nicht heilbar. Bestenfallsmit Elekroschocks experimentierten sie herum,jedoch ohne große Erfolge.
Mit dem Holzhammer gegen die Depression
Dann kamen Ende der 1950er Jahre die erstenMedikamente auf den Markt, die bei seelischenKrankheiten helfen sollten: Mittel, die auf Hirn-botenstoffe und bestimmte Hormone wirkten.Doch die neuen Substanzen hatten es in sich: star-ke Nebenwirkungen bis hin zu Todesfällen. Dazukam, dass sie eigentlich nichts anderes als Schlaf-mittel waren – sie stellten die Patienten ruhig.Trotzdem setzten die Pharmafirmen große Mengendieser neuen Medikamente ab.
Ihren Boom erlebten diese Psychopharmaka Endeder siebziger Jahre: Zwischen 1977 und 1982 ver-doppelte sich die Anzahl der Verschreibungen vonAntidepressiva in den USA. Gleichzeitig gerietendie Präparate aber in die Kritik: 1980 brach derUS-Markt für Valium zusammen, als ein Gerichtfeststellte, dass es abhängig macht. Und das Anti-depressivum Alival musste 1986 weltweit ausdem Verkehr gezogen werden, nachdem Dutzen-de von Patienten an Nebenwirkungen gestorbenwaren.
Milde, beherrschbare Nebenwirkungen
In demselben Jahr kam ein neues Medikament aufden Markt: Fluoxetin. 1986 wurde es zunächst inBelgien eingeführt, im Dezember 1987 in den USAunter dem Handelsnamen Prozac. Es war das ersteaus einer neuen Klasse von Antidepressiva, densogenannten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer(SSRI). Diese Mittel sorgen dafür, dass derBotenstoff Serotonin im Gehirn langsamer abge-baut wird. Serotonin bleibt dadurch länger verfüg-bar – das hellt die Stimmung auf. Der Hersteller,
die Pharmafirma Eli Lilly, versprach, dass ihr neuesMedikament genauso gut wirke wie die bisherigenPräparate, aber nicht süchtig mache. Und Prozacsollte nur milde, beherrschbare Nebenwirkungenhaben: etwas Übelkeit, Nervosität, Kopfschmerz,Schlaflosigkeit.
Aufstieg zum Medienstar
Die Argumente überzeugten: Prozac wurdebeworben und hatte durchschlagenden Erfolg. Inden USA feierten die Medien das neue Medika-ment als Wunderdroge oder Glückspille. Das TimeMagazine nannte Prozac 1993 Pille des Jahres.Woody Allen bekannte sich als Prozac-Konsu-ment, andere Prominente folgten. Die kleineKapsel wurde vom Medikament zur Lifestyle-Droge geradezu hochgeschrieben. So jubelte dasrenommierte Wissenschaftsmagazin Lancet 1990:„Die Depression zu beenden wird ebenso einfachsein, wie eine Schwangerschaft zu verhindern:Nehmen Sie Ihre Pille und werden Sie glücklich.“In Büchern, Videospielen, Filmen und Theater-stücken tauchte das Medikament auf.
In Deutschland kam das Medikament mit demWirkstoff Fluoxetin unter dem Namen Fluctin im April1990 auf den Markt. Zwar gab es keine Breiten-wirkung wie in den USA. Aber auch deutsche Medienreagierten euphorisch. Die Bunte schrieb: „Was istdas für eine Droge, die Selbstmörder vor demSprung bewahrt? Ist sie eine Art Gott, weil sie dieTrauer abschafft?“ und veröffentlichte einen Artikelüber die neue Art von Glückspillen, die Liebes-kummer abschaffen und Mauerblümchen zu Party-löwen machen.
Hausärzte greifen schnell zum Rezept
Die große öffentliche Resonanz schlug sich auch inden Arztpraxen nieder: Zwischen 1988 und 1994verdoppelte sich die Zahl der Patienten, die wegenDepressionen zum Arzt gingen, die Zahl verschrie-bener Antidepressiva verdreifachte sich innerhalbvon 10 Jahren. Prozac war leicht zu verordnen – esverlangte weit weniger Vorsichtsmaßnahmen alsdie alten Psychopharmaka, zum Beispiel dasBeachten besonderer Diätpläne oder tückischerWechselwirkungen mit anderen Medikamenten.
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Links:Mit Elektroschocks versuchten Mediziner in den 70er Jahren,psychische Krankheiten zu behandeln
Mitte:Die ersten Psychopharmaka dienten vor allem dazu, den Patienten ruhig zu stellen
Rechts:In Deutschland kam Prozac unter dem Handelsnamen Fluctin auf den Markt
Die GlückspilleDie Glückspille
Im Gegensatz zu den alten Antidepressiva ver-schrieben daher nicht ausschließlich Neurologenund Psychiater die neue Pille, wesentlich häufigergriffen praktische Ärzte zum Prozac-Rezept – einErfolg der verstärkten Marketinganstrengungendes Herstellers.
Karriere vor Gericht
Zwar tauchten schnell Warnungen auf, dass Prozacauch die Selbstmordgefahr erhöhe. Bei Patienten,die ohnehin schon Selbstmordabsichten hatten,wurde der selbstzerstörerische Trieb stärker undintensiver. Denn es stellte sich heraus, dass Prozacden Depressiven zuerst wieder Energie verleiht,bevor die stimmungsaufhellende Wirkung ein-setzt. So erhöht sich bei Selbstmordkandidatender Antrieb, die Tat auch auszuführen. Insbe-sondere bei Kindern und Jugendlichen zeigte sichdieser Effekt deutlich. Prozac wurde deshalb zumGegenstand einer Reihe von Gerichtsverfahren,sogar in Mordprozessen spielte es eine Rolle.Letztlich gab es vor Gericht jedoch bis heute keineeinzige Niederlage des Herstellers Eli Lilly.
Durchbruch zur Modedroge
Endgültig zur Modedroge wurde Prozac, als deramerikanische Psychiater Peter D. Kramer mit sei-nem Buch Listening to Prozac 1993 einen Best-seller landete (in Deutschland unter dem Titel Glückauf Rezept 1995 veröffentlicht). Er behauptete, mitProzac sei es endlich möglich, die eigene Per-sönlichkeit zu formen. Kramer nennt das „kosmeti-sche Psychopharmakologie“: Das Mittel soll nichtmehr nur Kranke heilen, sondern auch noch derSeele den letzten Schliff verpassen. Gesunde sollenso noch mehr aus sich herausholen können. Im Zeit-alter der Fitnessstudios und der Wellnesstempeldas optimale Tuning der Persönlichkeit, um per-fekt den Anforderungen der Gesellschaft zu ent-sprechen. Weit mehr als nur ein Antidepressivum.Seit der Patentschutz für Prozac im Jahre 2001abgelaufen ist, sind viele Fluoxetin-Tabletten vonanderen Herstellern auf dem Markt, der Preis fürdie Kapseln fiel um ein Viertel. Doch Eli Lilly hat esgut überlebt. Denn seit Depressionen dank Prozacsalonfähig wurden, verkaufen sich auch die Nach-folgepräparate wie Cymbalta blendend. Einen Teildes weggefallenen Umsatzes konnte Eli Lilly auchmit dem Potenzmittel Cialis wettmachen. Aber dasist eine andere Geschichte.
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Die Glückspille Lesetipps„Es ist, als ob die Seele unwohl wäre…“ Depression – Wege aus der Schwermut
Autorin: Claudia Eberhard-MetzgerHerausgeber: Bundesministeriums für Bildung
und Forschung Bonn, Berlin 2007Sonstiges: Sonstiges: 68 Seiten, kostenlosBestellung: Bundesministerium für Bildung und
Forschung, Postfach 30 02 35, 53182 BonnTel.: 01805 - 262 302Fax: 01805 - 262 303, (0,14 Euro/Min.)
Download unter: http://www.bmbf.de/pub/es_ist_als_ob_die_seele_unwohl_waere.pdf
Informationen rund um das Thema Depression, mit besonde-rem Schwerpunkt auf Ursachen und aktueller Forschung. Sehrinformativ und verständlich geschrieben.
Das Rätsel DepressionEine Krankheit wird entschlüsselt
Autoren: U. Hegerl, D. Althaus, H. ReinersVerlagsangaben: C. H. Beck, München 2005,
ISBN 978-3-406-52899-6Sonstiges: 254 Seiten, Preis: ca. 19,90 Euro
Hier haben ein Psychiater, ein Psychologe und ein Betroffenerzusammen gearbeitet. Herausgekommen ist ein sehr informati-ves, aber auch sehr nachdenkliches Buch, das die Forschungser-gebnisse zur Depression in Grundzügen zusammenfasst. Dabeigeht es nicht nur um naturwissenschaftliche Aspekte wie die bio-logischen Grundlagen, sondern auch um die Geschichte derDepression und die Frage des Zusammenwirkens von Leib undSeele. Auch psychotherapeutische Verfahren werden eingehenderklärt. Laienverständlich, aber eher anspruchsvoll zu lesen.
Depressiv? Zwei Fachleute und ein Betroffener beantworten die 111 wichtigsten Fragen.
Autoren: U. Hegerl, D. Althaus, H. ReinersVerlagsangaben: Kösel-Verlag, München 2006,
ISBN 978-3-466-30723-4Sonstiges: 223 Seiten, Preis: ca. 14,95 Euro
Ein weiteres Buch des Autorenteams Hegerl, Althaus, Reiners –weniger forschungsorientiert als Das Rätsel Depression, eherpersönlich gehalten. Auf die drängenden Fragen, die sichBetroffene und Angehörige (vermutlich) stellen, antworten dieAutoren verständlich und informativ. Sehr leicht zu lesen,unterhaltsam, geeignet zum Herumstöbern. Nicht nur fürDepressive und ihre Angehörigen interessant.
Grauzeit. Mein Weg aus der Depression
Autorin: Gisela NoyVerlagsangaben: Psychiatrie-Verlag, Bonn 2002,
ISBN 3-88414-250-XSonstiges: 242 SeitenPreis: 12,90 Euro
Die Autorin beschreibt ihre eigene Depression und ist dabeischonungslos ehrlich. Sie macht aber auch Hoffnung: „OhneÜbertreibung kann ich sagen, dass bereits wenige Wochen derGesundheit genügten, um mich vollkommen für die jahrelangeQual der Depression zu entschädigen“, sagt Gisela Noy.
Peter D. Kramer meint, Prozac können auch Menschenohne Depressionen gut gebrauchen
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