11. November 2014Die Zeitung für das Zurzibiet
6Zurzacher Zeitung Die BotschaftMontag, 10. November 2014
RIETHEIM (gb) – Das Jahreskonzert der kleinen, aber feinen Musikgesellschaft Rietheim war amüsant, unterhaltsam und kurzweilig. Die Moderationen von Martin Landolt waren würzig und humorvoll. Dirigent Ralf Hoffahrt hatte die 20 Musikanten mit vollem Körpereinsatz und strahlendem Lächeln im Griff.
Wer foppt hier wen?«MG Rietheim rags the Tiger» war auf dem farbenfrohen Titelbild, das vom jungen Künstler Andreas Güntensperger gezeichnet worden war, zu lesen. Zwei Tiger als Bühnendekoration wiesen noch einmal auf das Motto hin.
«To rag – also foppen», erklärte Martin Landolt. Einer Auenlandschaft gleich, sei die Musikgesellschaft Rietheim, so Landolt. Ein fröhlicher, ja fast liebevoller Umgang miteinander und das farbenfrohe, facettenreiche Können der einzelnen Register inspirierten den Moderator zu diesem
Vergleich. Seine Zunge war oftmals spitz, vor allem, wenn von der Nachbargemeinde Zurzach die Rede war, jedoch niemals böse. Das Publikum verdankte es mit frohem Lachen und Beifall.
Auch die Rede des Präsidenten Sämi Brunner zum Schluss des Konzertes war gespickt mit Pointen. Die Musikgesellschaft nehme seit Jahren an keinem Musikwettbewerb mehr teil und werde somit auch nicht mehr bewertet. «Doch jetzt können Sie uns bewerten. Keine Sorge, sie müssen keinen Fragebogen mit Kreuzchen ausfüllen und auch keinen ellenlangen Bericht schreiben.» Der Präsident verlieh seiner Hoffnung Ausdruck, alle hätten Papier dabei – am besten schon bedrucktes Papier. Er fuhr fort: «Wenn Sie solch ein blaues Papier dabei haben», und er zeigte eine Hunderternote, «dann geben Sie uns 100 Punkte – von 1000. Haben Sie grünes Papier dabei, bedenken Sie bitte, dass sie dann
zwei davon abgeben müssten, damit Sie 100 Punkte geben können.»
Gänsehaut und Bravo-RufeDas Konzert war kurzweilig und unterhaltsam. Für Gänsehautfeeling sorgten die Melodien aus «The Lion King» und auch «The Best Of The Beatles» im ersten Teil. Nach der Pause brillierten die Musikanten mit Melodien von Michael Jackson. Einen fulminanten Schlusspunkt setzte die MG Rietheim mit dem «Tigerrag». Dirigent Ralf Hoffahrt kam mit einem Tigerfell auf die Bühne. Die Musikanten gaben Gas und zeigten, was sie draufhaben. Viel Applaus und BravoRufe waren Lohn für all die Arbeit. Natürlich gab es auch noch Zugaben. Einen jungen Mann muss man noch hervorheben: Schlagzeuger Julian Brunner, der sonst eher in der Musikwelt des Rock, Punk und Blues zu Hause ist, gab den Melodien und somit dem Konzert noch
eine zusätzliche Prise Raffinesse. Die Musikgesellschaft Rietheim darf zufrieden sein mit ihrem Jahreskonzert.
Stilechter AusklangAn der Bar liess man den Abend gemütlich ausklingen. Wie war das doch mit diesem Unterschied zwischen Michael Jack
son und der MG Rietheim? Martin Landolt erklärte ihn: Der Aufstieg von MJ war kometenhaft, doch sein Stern sank, bevor es zum Absturz kam. Die Musikgesellschaft nehme es da eher gemütlich und versuche sich statt in musikalischen Abstürzen . . . – Wie war das noch einmal mit der Bar?
Ragtime in RietheimNicht nur der Tiger wurde gefoppt beim Jahreskonzert der Musikgesellschaft.
REKINGEN (bi) – Italianità war angesagt, von den grünrot geschminkten Musikanten über die originell mit «Pasta» dekorierten Tische und die servierte Spaghettata bis zum Schluss des Konzerts. Eröffnet wurde dieses mit dem in den Achtzigerjahren europaweit bekannten «Felicita» vom Traumpaar Al Bano und Romina Power, das damals die Charts stürmte. Eine Putzfrau in Kopftuch, Schürze, Ringelsocken und Gummiclogs stürmte mit ihrem Besen um die Stühle der Musikanten, um sauber zu machen. Sie entpuppte sich als witzige, redegewandte Konzertansagerin – die frühere Präsidentin des Korps, Priska Stofer.
Von der Serenade über Pop bis zur FilmmusikSehr homogen, klangvoll, fast feierlich interpretierten die Musikanten
«Toselli’s Serenata», mit den Soloeinlagen der Cornetts. Temperamentvoller kamen die «Zwei kleinen Italiener» und das «Eros con Fuoco» daher, wobei die Posaunen brillierten. Man wurde plötzlich in eine etwas andere Welt versetzt, die Musiker trugen Westernhüte und der musikalische Leiter, Alfredo Thurnherr, präsentierte sich gar als Sheriff. Die Melodie des von Ennio Morricone komponierten «My Name is Nobody», des gleichnamigen Italowesterns, war bestens bekannt.
So richtig Ferienstimmung kam bei «Azzurro» auf, das vom Korps wesentlich rassiger gespielt wurde als damals von Adriano Celentano gesungen. Während im Stück «Storie di tutti i giorni» die Posaunen mit einem fulminanten Finale wunderbar zur Geltung kamen, waren es in Rocco Granatas «Marina» die Trompeten. Ausdrucksstark endete das Konzert mit «Time to say Goodbye».
Doch was wäre ein solches Konzert einer Blasmusik ohne Marsch. Als Zugabe gaben die Musikanten «Viva Arogno» des kürzlich verstorbenen Marschmusikkomponisten Walter Joseph wieder. Sie waren so sattelfest, dass der Dirigent da
zwischen das Podest verliess, um sich unter das Publikum zu mischen.
Theater um eine SMSNach einer ausgiebigen Pause hatten die Akteure des Theaters das Sagen. In einer modern eingerichteten, luxuriösen Attikawohnung geht es chaotisch zu und her um eine SMS, die auf Abwege gerät. Der erfolglose Filmregisseur Leo Meier (Reto Rohner) will in zwei Wochen seiner betuchten Verlobten, Anita Graf (Claudia Beutler), das Jawort geben. Seine plötzlichen Bedenken schreibt Leo in einer SMS an seinen Bruder Tommy (Phil Meier) nieder. Blöd nur, dass diese Kurzmitteilung durch einen Tippfehler an Anita gesendet wird. Tommy, der Drogendealer, soll als Helfer in der Not die SMS an Braut Anita löschen.
Margrit Graf (Monika Dietsche), die aufdringliche, arrogante Schwiegermutter, die nur Leute der oberen Zehntausend akzeptiert, betritt die Szene. Ihr wird weisgemacht, dass Tommy der Regieassistent von Leo ist. Der etwas biedere Buchhalter Häberli und Nachbar (Fritz Büchli), der eigentlich nur etwas Mehl, um «Guetzli» zu backen, borgen wollte, muss sich als dessen Bruder mit Anwaltskanzlei hergeben.
Ende gut, alles gutAls dann noch die aufgedonnerte Freundin Anitas (Trix Kutz) auftaucht, Tommy verkündet, dass er die Geschäftsleitung der Firma «WCFrisch und Rein AG» übernommen hat und doch Leos Bruder sei, versteht auch die vorwitzige Schwiegermutter Margrit nichts mehr. Umso erleichterter ist sie, dass der Bruder ihres Schwiegersohnes doch der oberen Schicht angehört. Hugo Häberli kann dies nur recht sein und er verschwindet. Das Chaos gipfelt darin, dass Anita ihr Handy im Arbeitszimmer holen will, das seltsamerweise abgeschlossen ist.
Die amüsante, unter der Regie von Marianne Leber originell und gut gespielte Komödie, endete schliesslich doch noch ganz einträchtig, dank Biskuits, die so gut schmecken, ja gar Flügel verleihen...
Viva Italia in der Ruchbuck-HalleDie Musikgesellschaft lud zu ihrem jährlichen Konzert und Theater.
Dirigent Ralf Hoffahrt posiert für die Fotografin.
Ein Abstecher in den Wilden Westen.
Schlagzeuger Julian Brunner gibt dem Konzert den besonderen Pfiff.
Konzentrierte Tenorhornisten.
Solo des Präsidenten Sämi Brunner.
Tja, was machst du jetzt Leo?