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Page 1: Rezepturen. Probleme erkennen, lösen, vermeiden. Von Gerd Wolf

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möglichkeiten aus dem ersten Kapi-tel Bezug genommen und auf derenAnwendungsmöglichkeiten verwie-sen. Diese Struktur erlaubt eine präg-nante Übersicht in gestraffter Form,führt allerdings zu häufigem Zurück-blättern. Passend zur Informationsver-mittlung sind am Ende jedes Seg-ments Literaturangaben und weiter-führende Lektüre angegeben, wasdem interessierten „Laien“ sicherlichzupass kommen wird.

Speziell für den Apotheker hältdieses Buch kostbar zu nennende Re-zepturvorschläge im Bereich der Aro-matherapie bereit, eine Übersichtüber die verschiedenen Bachblüten-Tropfen, alte – vielleicht auch verges-sene – Hausmittel zur Behandlungkleinerer und größerer Krankheiten.Vielleicht nicht unbedingt ein „musthave“ für die normale Apotheke, aufjeden Fall aber hilfreich, wenn manNaturheilpraktiker in seinem Umfeldweiß und durch eigenes Wissen Kom-petenz beweisen möchte.

Christian Redmann, Hochheim am Main

Therapie psychischer ErkrankungenDa der Anteil an psychischen Erkran-kungen in den letzten Jahren in denwestlichen Industrieländern einen er-heblichen Zuwachs erlebte, lohntsich ein Blick über den praxisorien-tierten pharmazeutischen Tellerrandallemal.

Das von Voderholzer und Hoha-gen herausgegebene Buch „Therapie

psychischer Erkrankungen“ ermög-licht interessierten Pharmazeuteneben diesen vertieften Einblick in dieWelt der psychiatrischen Diagnostikund Therapie. Wie so oft bei der Be-sprechung medizinisch orientierterFachliteratur empfielt sich voraus-schickend anzumerken, dass auf-grund der Lektüre keine Eigenthera-pie oder -diagnose in der Offizin er-laubt ist.

Das Buch behandelt in 27 Kapi-teln in ausführlicher Weise unter-schiedliche geistige Erkankungen ge-mäß des International Catalogue ofDiseases und umfasst neben den be-kannten Rauschmitteldependenzen(Alkohol, Drogen) auch den großenFormenkreis der Depressionen, uni-und bipolaren Störung und widmetsogar neueren Krankheitsbildern eigene Kapitel. So ist auch der Ab-schnitt zur Internet- und Spielsuchtrecht interessant zu lesen. Ebenfallspositiv zu erwähnen ist der Abschnittzur Behandlung psychisch auffälligerStraftäter.

Jedes Kapitel umfasst die Be-schreibung der Krankheit selbst, in-klusive ihrer Besonderheiten, stelltDiagnostik und klinische Symptoma-tik vor und gibt Therapieoptionen(medikamentös und nicht-medika-mentös). Der Aufbau der Einzelkapi-tel ist im Großen und Ganzen ein-heitlich und insgesamt werden diedargebotenen Informationen ver-ständlich vermittelt. Besonders inter-essant ist die Einbindung organischerKomorbiditäten (wo auftretend) so-wie der Verweis auf alternative Be-handlungsoptionen (wo angezeigt).

Ein kleines Bonbon für den Apo-theker gibt es auch: Im letzten Kapi-tel werden in Tabellenform Angabenzu Substanzen, Standarddosierungenund pharmakologischen Daten ge-macht. Sicherlich etwas, was man inanderer Form in praxisnäheren Publi-kationen auch findet, aber definitiveine Bereicherung für den Arzt andieser Stelle.

Zugegebenermaßen ist diesesBuch primär für die Offizintätigkeiteher nicht zu empfehlen, zu spezi-fisch diagnostisch ausgelegt ist es

Ulrich Voderhol-zer, Fritz Hoha-gen (Hrsg.)Urban & FischerVerlag, Mün-chen 2011ISBN 978-3-4372-4903-739,95 Euro

und zu wenige Möglichkeiten bietensich dem Pharmazeuten, das enormeWissen, das dieses Buch bereithält inpraxi zu verwerten. Geht man abervon der bloßen Praxisnutzenbewer-tung weg und arbeitet man – was fürdie Zukunft des pharmazeutisch-me-dizinischen Miteinanders wünschens-wert ist – intensiv mit Fachärzten zu-sammen, dann kann das Buch durch-aus seine Berechtigung im Fundusdes Apothekers haben.

Christian Redmann, Hochheim am Main

Gerd WolfDeutscher Apo-theker Verlag,Stuttgart 2011ISBN 978-3-7692-5400-634,- Euro

RezepturenProbleme erkennen, lösen, vermeidenDie Anfertigung von Cremes, Salben,Kapseln und auch Suppositorien istgeschichtlich betrachtet die ureigens -te Domäne des Apothekers.

Auch heute noch stellen Rezeptu-ren in deutschen Apotheken einennicht zu vernachlässigenden Teil derpharmazeutischen Arbeit dar, füllensie doch Lücken im Fertigarzneimit-telangebot insbesondere hinsichtlichdermatologischer und pädiatrischerFormulierungen.

In einem übersichtlich gehalte-nen Einführungsteil wird zunächstauf den aktuellen Stand der Rezepturin der Apotheke eingegangen, wobeiein Blick auf den Stellenwert ebensoPlatz findet wie Regeln zur Arbeits -hygiene und zur Weiterverarbeitungvon Fertigarzneimitteln.

Gerd Wolf deckt in seinem Buch„Rezepturen“ gekonnt die wichtigs -ten Themen im Bereich der Herstel-lung von halbfesten und flüssigen Re-

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zepturen ab. In übersichtlicher Weiseund mit Beispielen aus der alltäg-lichen Praxis illustriert, stellt er imgroßen zweiten Kapitel zunächst dieSystematik der dermatologischenGrundlagen vor und erläutert derenHerstellung. Sehr übersichtliche Ta-bellen helfen dem interessierten Le-ser bei der Auswahl der Grundlageund informieren über das Anwen-dungsgebiet der Grundlage. So ist esschnell möglich, bei Problemen imAustausch mit dem Verordner sinn-volle Alternativen anzubieten sowiegalenische Problematiken zu erken-nen und zu kommunizieren. Be-sonders interessant, wenngleich auchsehr kurz (aber prägnant in seinenAussagen) ist hier die Bewertung der modernen Rühr- und Rollier -systeme.

Ebenso übersichtlich ist auch dasanteilsmäßig größte Kapitel zu nen-nen, das gezielt auf die am häufigstenauftretenden Herausforderungen beider Herstellung einer halbfesten Zu-bereitung eingeht. Es werden Kompa-tibilitäts- und Stabilitätsprobleme mitreichhaltigen Beispielen erklärt undLösungsvorschläge bzw. möglicheOptimierungen angeboten. Nebenden Erläuterungen zu den verschie-denen Problemursachen werdenauch immer besonders diffizile Stoffeeinzeln betrachtet, sowie deren Verar-beitungsmöglichkeiten en détail er-örtert. Neben den bereits erwähntenProblemkomplexen um chemischeund physikalische Instabilitäten so-wie der breiten Palette an Inkompati-bilitäten widmet Wolf sich auch demoftmals vielleicht vernachlässigtemThema der Konservierung dermatolo-gischer Zubereitungen bzw. derenAuswirkungen und geht prägnant er-klärend auf die Gründe und Proble-matiken einer solchen ein. Sehr ge-lungen ist auch das vorletzte Kapitel,das „Rezepturen aus der Fax-Hotline“zum Thema hat und auch die letztenProbleme in der pharmazeutischenPraxis kompetent und anschaulich zulösen weiß. Jede gestresste PTA, dienicht jeden Tag Rezepturen herzustel-len hat, wird besonders für diesenAbschnitt dankbar sein.

So wäre das Büchlein auch nahe-zu perfekt, wenn der Autor sich nichtnur Salben, Cremes und Pasten ge-widmet hätte, sondern auch die im-mer noch und in manchen Bereichenauch vermehrt vorkommenden Her-stellungen von Suppositorien undKapseln in seinen Fundus aufgenom-men hätte – was aber unverständli-cherweise nicht geschehen ist undder Titel „Rezepturen“ wohl bessereingeschränkter formuliert wordenwäre.

Dennoch kann man mit gutemGewissen sagen, dass Gerd Wolf mitder dritten Auflage von „Rezepturen“der pharmazeutischen Praxis einenwertvollen Dienst erwiesen hat.Denn wenn vielleicht auch die Re-zeptur heutzutage etwas in denHintergrund gerückt sein mag – soist und bleibt sie doch unverzicht -barer Bestandteil unseres Berufs undbietet in problematischen Situationen(Stichwort: Dosierung bei Kleinkin-dern, Säuglingen) eine absolut legiti-me Alternative, die aber sach- undfachgerecht angefertigt werden muss.

Christian Redmann, Hochheim am Main

Wolfgang Kir-cher, Frank Tost,Lydia WalzDeutscher Apo-theker Verlag,Stuttgart 2011ISBN 978-3-7692-5320-729,80 Euro

AugenarzneimittelTherapie, Anwendung und BeratungDie Augen, so sagt man, sind die Fens -ter zur Seele und ebenso wie Fenstersind sie äußerst fragil und leicht zubeschädigen.

Aus diesem Grund unterliegenArzneimittel zur Anwendung am Au-ge besonderen Herstellungskriterienund bedürfen im Apothekenalltagauch besonderer Beratung.

Das Autorentrio, bestehend auszwei fachkundigen Apothekern undeinem habilitierten Ophthalmologenwidmet sich im vorliegenden Buchden speziellen Thematiken rund umsSehorgan. Kircher, seit Jahren um dieVermittlung richtiger Applikations-weisen bemüht, übernimmt hierbeidie Einführung in die physiologi-schen Grundlagen und steuert eingroßes Kapitel zu Anwendungshilfenbei. Es mag unüblich scheinen, amAnfang der Rezension die hinterenKapitel hervorzuheben, jedoch ist esdieser Teil, der dem Apotheker in derPraxis bisher unbekannte Hilfsmittelvorstellt, die er dem Patienten im Be-ratungsgespräch wortwörtlich „andie Hand“ geben kann. Nicht nurschafft es Kircher recht analytischeinzelne Tropfsysteme vorzustellen,sondern er gibt auch die notwendigeZeitdauer der nasolakrimalen Okklu-sion für einzelne Augentropfen an. Sicher mag man darüber streiten, obdie zum Tropfen aufzubringendeKraft aufgeführt werden muss, aberman gewinnt dadurch – analytischbegründete – Argumente für den Ein-satz der etwas später vorgestelltenApplikationshilfen (inkl. PZN und/oder Bezugsquellen), was wiederumzu einem informativen und themati-schen Mehrwert führt.

Die fachliche Leistung der ande-ren Autoren soll und darf darüberaber nicht vergessen werden. Diefränkische Fachapothekerin LydiaWalz bespricht zusammen mit demdritten Autor, seines Zeichens leiten-der Oberarzt der Augenklinik Greifs-wald, sehr ausführlich die gängigenWirkstoffe in ophthalmischen Zube-reitungen, geht auf Neben- und Wech-selwirkungen ein und gibt sogar –immer gut! – praxisnahe Tipps undverweist auf nicht-medikamentöseBehandlungsmöglichkeiten. Auch dasfür die Praxis relevante Thema derKontaktlinsen sowie dem Umgangmit ihnen ist am Ende ein kurzes Kapitel eingeräumt worden.

Das gesamte, durchaus gut zu le-sende und informative, Buch wird„abgerundet“ durch die schon er-wähnte Beteiligung eines praktizie-


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