7/24/2019 Stern- Eine Waffe Fur Alle Falle
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NACHRSTUNG
Eine
affe
fr
alle
Flle
r
die USA ist die
Pershing mehr als
eine Mittelstreckenrakete
Der amerikanische
MilitrexperteundSTERN-
MitarbeiterWilliam
M Arkin enthllt ihre
unbekannten Aufgaben
Seit einer Woche wissen
die ersten amerikanischen Mit
telstreckenraketen
auf
deut
schem
Boden
wohin sie im
Ernstfall fliegen so
ll
en.
In der
Hardt-Kaserne in Mutlangen
berwachte
der
Kommandeur
des
1.
Bataillons des 41. US
Feldartillerieregiments am ver
gangenen Donnerstag das Ft
tern
der
Ziel- und Steuercom
puter
bei allen neun Pershing
II
die
der
56. Feldartilleriebri
gade bereits unterstellt sind.
Die Daten
, gespeichert auf ei
ner mit dem Stempel Top Se
cret versehenen Magnetband
cassette, geben dem Lenkwaf
fensystem eine maschinenles
bare Radarkarte. Diese Kar
ten, fr j
ede
Rakete eine ande
re, markieren genau die Zielob
j
ekte
fr den 80-Kilotonnen
Atomsprengkopf - Luftsttz
punkte und Befehlszentr
ale
n in
der
westlichen Sowjetunion.
Nach d
er
Inspektion meldete
die Division
der
Nato alle Ra
keten einsatzbereit: Mission
accomplished - Auftrag ausge
fhrt. Damit
hat
die Stationie
rung
im Zuge der
Nachr
stung tatschlich begonnen:
Erst
mals verfgen die
USA
nun
in
der Bundesrepublik
ber
Atomwaffen, die ihre Ziele in
der UdSSR
in
neun bis 14
Mi
nuten
auf
30 Meter genau tref
fen knnen.
Es
ist
der erste
Schritt
im
gigantischen nuklea
ren Aufrstungsprogramm
Washingtons, dem bald andere
neue Systeme wie die MX-Ra
kete
die U-Boot-Waffe Tri
dent II , der B-1-Bomber
und
5000 Cruisemissiles folgen.
Das 1. Bataillon in Mutlan
gen bernimmt mit sein
en
Per
shing II drei Aufgaben:
Es
hlt
eine Batterie mit neun Startge
rten stndig im Alarmzustand,
feuerbereit binnen 15 Minuten
nach Eingang des Befehls
aus dem Nato-Hauptquartier
jstern
Shape. Es wird sich darauf
vorbereiten, die Nato-Armee
gruppe Mitte im Kriegsfall
mit Atomschlgen
auf
dem
Schlachtfeld zu untersttzen.
Und es wird ben, die Rake ten
fr einen allgemeinen Atom
krieg, den strategischen Angriff
auf die Sowjetunion , einsetzen
zu knnen.
Die neuen Verteidigungs
richtlinien des Pentagon De
fe
n
se
Guidance) fr 1985 bis
1 989
besttigen, da die Per
shing
II
unt
er
d
en
geltenden
Kriegsplnen
der
Nato und
der
USA mehr ist als
eine
Mittel
streckenwaffe .
Dort
heit es,
jede willkrliche Unterteilung
in verschiedene Kategorien von
Kernwaffensystemen msse in
der
Kriegsplanung aufgehoben
werden. So knnten Waffen
wie die Pershing
II
auch mit
strategisch
en
Mi
ssion
en
be
traut werden - sprich: als
schne
ll
e Erstschlagwaffe in ei
nem gl
oba
len Nuklearkrieg.
Selbst
im
europischen Be
reich
hat
die Pershing
II
berra
gende Bedeutung - trotz der
Masse vorhandener Waffen: In
Friedenszeiten stehen in Euro
pa 250 Atomsprengkpfe bei
Raketen und Bombern fr An
griffe
in
Bereitschaft. Im erh
h-
ten Alarmzustand advanced
readiness level) kommen noch
550 Atomwaffen hinzu, darun
ter
alle Startanlagen fr Per
shing I und II bei d
er
US-Ar
mee
und der Bundeswehr. Im
hchsten Alarmzustand ma
ximum posture level) wrde
a
ll
es aufgeboten, was Atom
waffen tragen kann - insgesamt
rund 2000 Sprengkpfe.
Je
nh
er
die Stationierung
der
Pershing
II
in Deutsch.land
heranrckte , desto mehr Auf
gaben wurden dieser Waffe
bertragen.
Ihre
Fhigkeit , ei
nen Atomschlag
im
Mittel
strecken-
oder
lnterkontinen
talbereich mit gezielten Angrif
fen
auf
sowjetische Nuklearzie
le
einzuleiten, wird
in
den
Kriegsplnen
der
USA inzwi
schen voll ausgenutzt. So best
tigte
der
ehemalige Pentagon
Direktor fr Kernwaffen, Ge
neralmajor Niles
J.
Fulwyler:
Die Pershing
II
gibt uns die
Mglichkeit , eine Reihe kriti
scher Ziele
im
westlichen Mili
trbezirk
der
Sowjetunion zu
treffen , die wir bisher nicht er
reichen konnten. Nach gehei
men US-Dokumenten kann die
Pershing II
65
Prozent a
ll
er
po
tentiellen Militr- und Zivilzie-
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2/2
le
in Wes
truland
treffen dar
unter a lle Raketenstellungen
der
SS-4 und SS-20 sowie die
Bomber
stt zp
unkte.
Fr
die Sowjetunion ist die
neue US-Waffe wegen
ihr
er ho
hen Beweglichkeit so gut wie
unverwundbar.
Zwar
werden
die Pershing II zunchst
auf
US-Stt
zpunk
tgelnde in Ba
den-Wrttemberg aufgestellt
aber so
erklrt
ein Army-Ge
neral die andere Seite htte
nur bei einem berraschungs
schlag eine gute Chance die
Pershing zu treffen. Aller
dings rechnen die US-Strategen
vor
einem
Nukl
ea
rkonflikt mit
ein bis zwei
Tagen
Vorwarn
zeit. Der General: Sobald wir
irgendeinen Hinweis
darauf
be
kommen
da
sich bei
denen
et
was bewegt bleiben die Per
shings keinen
Moment
an ei
nem
festen Standort. Die neue
Rakete
kann - im
Gegen
satz
zur Pershing I fast berall ab
geschossen werden. Wir brau
chen
nur eine Waldlichtung mit
einer ffnung von zwei Me
tern betont
Oberst
William
Fiorentino
Manager
des Per
shing-Programms im Pentagon.
Die
US-Armee
ist von dem
neuen System so begeistert
da sie nach wie
vor
an Plnen
festhlt mehr als die im Nato
Doppelbe
schlu vorgesehenen
1 8
Pershing nach
Europa
zu
bringen. Der
STERN
hatte vor
einem Jahr erstmals enthllt
da vom US-Verteidigungsmi
ni
sterium
mehr
als 380
Atomra
keten bestellt
wurden
- als
Nachladekapazitt {STERN
Nr. 42/1982: Das falsche Spiel
mit den Raketen
.
Auf Prote
s
te
von
Bund
eskanzler Helmut
Kohl und Verteidigungsmini
ster Manfred Wrner hatte
ziele treffen
die
wir
bisher nicht
erreichen konnten
Auf einem
amerikanischen
Militrgelnde
in Mutlangen
werden zwei
Pershing II Raketen
einsatzbereit
gemacht. Jede trgt
einen 80 Kilotonnen-
Atomsprengkopf
I S -
-WOCHE
Washington im November 1982
zugesichert der Nachlade-Plan
wrde fallengelassen.
Doch
im
Haushalt des Pentagon fr
1984/
85
bleibt dieses Beschaf
fungsvorhaben unverndert.
Fiorentino besttigte noch
vor
einem
halben
Ja
hr
da
die er
ste Pershing-II-Batterie in der
Bundesrepublik mit neun
Startrampen und
13
Raketen
ausgerstet werden soll.
Die endgltige Stckzahl
bleibt ebenso geheim wie der
Entwicklungsstand
der
kompli
zierten Waffe. Bei mehreren
Tests hatte
die
Rakete
total ver
sagt. Noch am 20. Oktober kri
tisierte der Vorsitzende des
Unterausschusses fr R
stungsbe
sc
haffung im Repr
sentantenhaus Joseph
Addab
bo
die Entscheidung
zur
weite
ren Produktion der Pershing
sei falsch gewesen:
Es
bleibt
eine Tatsache da sie weiter
hin
te
chn ische Probleme au
f-
weist. Diese Probleme mssen
vor
und nicht whrend oder
nach
der Produkti
on
einer
gro
en Anzahl von Raketen beho
ben werden.
Doch die Militrs wollten
ebenso wie Verteidigungsmini
s
ter
Caspar Weinberger die so
fortige Produktion und Statio
ni
erung. Auch
auf
die inzwi
schen abgebrochenen Raketen
verhandlungen mit
den
Sowjets
in Genf nahmen sie keine
Rcksicht. Am 15. Mrz dieses
Jahres erklrte Nato-Oberbe
fehlshaber
General Bernard
Roger
s in
einer
st reng vertrauli
chen Ausschusitzung des Kon
gresses in Washington:
Wenn
wir
auf Grund
eines Kompro
mi
sses in
Genf
reduzieren m
ten dann
nur
bei den bodenge
sttzten Marschflugkrpern
und nicht bei
den
Pershing
Rogers wischte auch alle Ar
gumente weg die Nachr
stung
sei
nur
eine Reaktion
auf die sowjetische Vorr
stung
. Die meisten Leute
glauben da wir wegen
der
SS-
20 modernisieren stellte er
klar
w
ir htten auch moderni
sie rt wenn es keine SS-20 g
be.
Die Gefahr
eines Atom
kriegs aus Versehen die durch
die Pershing II nher rckt be
wegte den
General
nicht. Ro
gers zu dem Probl
em
da ein
Angriff mit dieser R
akete den
Sowjets
nur
knappe sechs Mi
nuten Reaktionszeit liee: Ich
kann kein Mitleid fr sie emp
finden.
stern
1
sl