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Waschen – Bleichen – Färben

Auf dem Bleichanger, unbekannter Künstler

TC Vortrag 04 Scriptum mit Anlagen und Quellenmaterial

TC-Vortrag 04: Waschen – Bleichen – Färben

Präambel ........................................................................................................................ 5 

1 Waschen ..................................................................................................................... 6 

1.1 Was passiert beim Waschen? ..................................................................................................... 6 

1.1.1 Wasser als Lösungsmittel.................................................................................................... 6 

1.1.2 Fette ..................................................................................................................................... 6 

1.1.3 Alkohole .............................................................................................................................. 6 

1.1.4 Unpolare Lösungsmittel ...................................................................................................... 6 

1.2 Seifen ......................................................................................................................................... 7 

1.2.1 Unterschied zwischen Kernseife und Schmierseife ............................................................ 7 

1.2.2 Anwendungen von Seife ................................................................................................... 10 

1.2.3 Seifen und hartes Wasser .................................................................................................. 10 

1.3 Warum nicht mit Alkali waschen? ........................................................................................... 10 

1.4 Zusammenfassung .................................................................................................................... 10 

2 Bleichen .................................................................................................................... 11 

2.1 Bleichen an der Luft unter Sonnenlicht ................................................................................... 11 

2.2 chemische Bleiche durch Oxidation ........................................................................................ 12 

2.3 chemische Bleiche durch Reduktion ........................................................................................ 12 

2.4 Komplexbildner und Filter ....................................................................................................... 13 

2.5 Zusammenfassung Bleichen .................................................................................................... 13 

3 Färben ....................................................................................................................... 13 

3.1 Licht und Farbe ........................................................................................................................ 14 

3.2.1 Farbensehen ...................................................................................................................... 14 

3.2.2 Farbe als Teil des Lichts ................................................................................................... 14 

3.2.3 Farben mischen ................................................................................................................. 15 

3.2.4 Primär- und Sekundärfarben ............................................................................................. 16 

3.2 Farben im Einsatz..................................................................................................................... 17 

3.3 Lichtechtheit und Bleichen ...................................................................................................... 18 

3.4 Einzelne Farben und allgemeine Färbetechnik ........................................................................ 19 

3.5 Wollfärberei ............................................................................................................................. 20 

3.5.1 Indigo und Blaufärberei .................................................................................................... 20 

3.5.2 Gelbfärben ......................................................................................................................... 22 

3.5.3 Rotfärben ........................................................................................................................... 23 

3.5.4 Grünfärben ........................................................................................................................ 23 

3.5.5 Schwarzfärben ................................................................................................................... 23 

3.5.6 Weiß .................................................................................................................................. 23 

3.6 Seidenfärberei .......................................................................................................................... 23 

3.6.1 Schwarzfärben ................................................................................................................... 23 

3.6.2 Blaufärben ......................................................................................................................... 23 

3.6.3 Rotfärben ........................................................................................................................... 23 

3.6.4 Gelbfärben ......................................................................................................................... 24 

3.6.5 Grünfärben ........................................................................................................................ 24 

3.6.6 Lilafärben .......................................................................................................................... 24 

3.7 Baumwolle ............................................................................................................................... 24 

3.7.1 Blaufärben ......................................................................................................................... 24 

3.7.2 Gelbfärben ......................................................................................................................... 24 

3.7.3 Grünfärben ........................................................................................................................ 24 

3.7.4 Schwarzfärben ................................................................................................................... 24 

3.7.5 Türkischrot ........................................................................................................................ 25 

3.8 Leinenfärberei .......................................................................................................................... 25 

4 Farbstoffe und Pigmente .......................................................................................... 25 

4.1 Naturfarbstoffe aus Tieren ....................................................................................................... 26 

4.1.1 Purpur ................................................................................................................................ 26 

4.1.2 Karmin .............................................................................................................................. 26 

4.2 Naturfarbstoffe aus Pflanzen .................................................................................................... 27 

4.2.1 Indigo ................................................................................................................................ 27 

4.2.2 Safran und Carotinfarbstoffe ............................................................................................. 28 

4.2.3 Carotine und Xanthophylle ............................................................................................... 28 

4.2.4 Krapp ................................................................................................................................. 29 

4.2.4 Rotholz .............................................................................................................................. 29 

4.2.5 Santelholz .......................................................................................................................... 29 

4.2.6 Safflor................................................................................................................................ 29 

4.2.7 Orseille, Persio, Cudbear, roter Indig ............................................................................... 30 

4.3 künstliche Farbstoffe ................................................................................................................ 30 

4.3.1 Schwarzer Teer wird bunt - Anilinfarben ......................................................................... 30 

4.3.2 Vom Benzol zum Anilin ................................................................................................... 30 

4.3.3 Anilin ................................................................................................................................ 31 

4.3.3 Weitere künstliche Farbstoffe ........................................................................................... 33 

5 Anlagen und Quellen ................................................................................................ 34 

5.1 Bildmaterial .............................................................................................................................. 34 

5.1.1 Bleichen ............................................................................................................................ 34 

5.1.2 Indigo ................................................................................................................................ 36 

5.1.3 Safran ................................................................................................................................ 44 

5.1.4 Krapp ................................................................................................................................. 47 

5.1.5 Färberwau.......................................................................................................................... 50 

5.1.6 Rotholz .............................................................................................................................. 54 

5.1.7 Santelholz .......................................................................................................................... 58 

5.1.8 Blauholz ............................................................................................................................ 60 

5.1.9 Färberdistel, Safflor .......................................................................................................... 61 

5.1.10 Orseille ............................................................................................................................ 62 

5.2 weitere chemische Hintergrundinformationen ......................................................................... 66 

5.2.1 Carotin und Carotinoide .................................................................................................... 66 

5.2.2 Benzol und Benzolderivate ............................................................................................... 67 

5.2.3 Anilin und weitere künstliche Farbstoffe .......................................................................... 72 

5.2.4 Phenol ............................................................................................................................... 93 

5.2.5 Pikrinsäure ........................................................................................................................ 95 

5.2.6 Naphthalin ......................................................................................................................... 97 

5.2.7 Anthracenfarben .............................................................................................................. 101 

5.2.8 Chinonin-Farbstoffe ........................................................................................................ 105 

5.3 Quellen ................................................................................................................................... 109 

5.4 Glossar chemischer Fachbegriffe insb. Organische Chemie ................................................. 110 

TC-Vortrag 04: Waschen – Bleichen – Färben Präambel Es erfreut mich, hier ein paar bekannte Gesichter zu sehen und auch neue Gäste im Auditorium begrüßen zu können. Sie werden, soweit möglich, schrittweise und praktisch nachvollziehbar die interessantesten Aspekte der Färberei kennenlernen.

Auch mit diesem Vortrag beginnen wir thematisch irgendwie in grauer Vorzeit, aber heute möchte ich Sie auf eine Reise vom Grau in die Welt der Farben einladen. In vorangegangenen Vorträgen der TC-Vortragsreihe hatte ich dargelegt, was Licht ist, was Fette, Öle und Wachse sind und wie Textilien aus Pflanzen oder Tierfasern entstehen. Ebenso konnten Sie schon erfahren, was Alkohole sind und dass Glycerin u. a. bei der Seifensiederei entsteht. Dieser Vortrag bietet sozusagen einen logischen Ab- und Anschluss dieser Themenkreise.

Keine Sorge, falls Ihnen Informationen aus den vorherigen Vorträgen nicht präsent sein sollten. Ich erkläre alles Notwendige, sodass dieser Vortrag auch als ein in sich geschlossenes Thema verstanden werden kann. Vorkenntnisse sind aber hilfreich und können heute mit den neuen Erkenntnissen vertieft werden. Gerne erhalten Sie das Scriptum jedes TC-Vortrags oder individuelle Erläuterungen.

Im heutigen Vortrag werde ich Teilaspekte im Alltag der Textilien aufzeigen. Zuerst möchte ich Ihnen im Rahmen dieses Vortrags darlegen, was beim Waschen zur Reinigung führt. Hierzu werde ich die Seifen vorstellen.

Dann möchte ich Ihnen in groben Zügen vermitteln, wie und warum man Textilien bleicht. Hier geht es vor allem darum, wie man unerwünschte Farben aus Textilien entfernen kann. Hiernach werde ich erläutern, wie ein Farbeindruck im Allgemeinen entsteht und welche Möglichkeiten zum Mischen von Farbtönen bestehen.

Auf dieser Grundlage werde ich dann erklären, wie man Textilien färben kann. Anhand von Beispielen werde ich Prozesse der Färberei im Allgemeinen vorstellen. Dabei benenne ich Ihnen zumindest die wichtigsten Vertreter der Farbstoffe aus dem Tier- und Pflanzenreich. Die modernen, auf den Markt drängenden Teerfarben werden ebenfalls kurz erwähnt.

Im Anschluss stehe ich gern für Fragen zur Verfügung. Drängende Zwischenfragen stellen Sie gern sofort, jedoch bitte ich Sie, diese möglichst bis zum Ende eines jeweiligen Abschnitts aufzusparen. Auf bestimmte Themen habe ich bewusst verzichtet. Dies sind vor allem die der Färberei nahestehenden Techniken des Zeugdrucks und der Batik. Ebenso werde ich bis auf wenige Ausnahmen auf die Erläuterung chemischer Reaktionen im Vortrag verzichten und nur im Groben Rezepturen von einigen bedeutenden Prozessketten benennen.

Als Mitbringsel zum heutigen Thema erhalten Sie heute ein Stück Kernseife und ein Fläschchen Glycerin. So haben Damen und Herren für Wäsche und Lederpflege elementare Utensilien zur Hand, deren Wirkung Sie nach dem heutigen Vortrag wohl besser verstehen werden.

TC-Vortrag 04 6/161 Waschen – Bleichen – Färben

1 Waschen

1.1 Was passiert beim Waschen?

Beim Waschen werden in der Regel Fremdstoffe und unerwünschte lose Pigmente aus der Faser, dem Garn oder dem fertigen Kleidungsstück entfernt. Dies geschieht einerseits mechanisch durch Bürsten oder Ausklopfen, um grobe, lose Bestandteile loszuwerden. Manche Verschmutzungen, z. B. Fette oder Öle, lassen sich selbst mit Wasser weniger gut entfernen. Woran liegt das? Es gibt mehrere große Gruppen von mehr oder weniger festen bis flüssigen Schmutzbestandteilen: welche die wasserlöslich und andere, die eher fettlöslich sind. Der Chemiker spricht von hydrophilen und lipophilen Eigenschaften der Substanzen – zum Lösen solcher Substanzen hingegen von polaren und unpolaren Lösungsmitteln.

1.1.1 Wasser als Lösungsmittel

Wasser ist ein relativ kleines Molekül mit interessanten Eigenschaften – eigentlich ist es einen einzelnen Vortrag wert. Wichtig für uns hier und jetzt ist, dass das Wassermolekül H2O aufgrund seiner gewinkelten Struktur zwei Pole hat – ähnlich wie ein Stabmagnet – und sich dadurch an vielen polar aufgebauten Substanzen anlagern kann. Hierdurch kapselt es polare Fremdstoffe sozusagen ein und kann diese in einen Schwebezustand bringen, wenn es sich zwischen Faser und Fremdkörper zwängt. Solche Fremdstoffe müssen also wasserlöslich oder zumindest ein wenig Affinität, also ein Bestreben zur Interaktion mit dem polaren Wassermolekül aufweisen.

1.1.2 Fette

Fett- oder Öl-Schmutz ist schon eine Herausforderung. Gießen Sie Öl in Wasser, schwimmt dies meist oben auf. Schütteln oder mischen Sie das Ganze heftig, scheint sich alles zu ver-mischen, doch nach einiger Zeit klärt sich das Ganze wieder in zwei Phasen. Die Mischung nennt man übrigens Emulsion. Sie kennen das in der Küche. In der fetten Suppe oder in der Bratensoße schwimmen die Fettaugen oben, Suppe und Soße bestehen aus einem wässrigen und einem fetten Teil und beide Teile haben die Neigung, sich voneinander abzugrenzen.

Wenn das Wassermolekül ein kleines polares Molekül ist, wie sieht das dann beim Fett oder Öl aus? Hier haben wir es mit extrem langkettigen Molekülen zu tun. Wenn diese eine polare Gruppe haben, so ist diese den langen unpolaren Molekülketten stark untergeordnet und spielt kaum eine Rolle.

1.1.3 Alkohole

Mit einwertigen Alkoholen, vor allem Ethanol und Propanol, die an sich auch polare Lösungs-mittel sind, kann in manchen Fällen eine Lösung von Stoffen erfolgen, welche sich mit Wasser weniger gut vertragen. Dies ist jedoch selten der Fall. Der Mehrfachalkohol Glycerin zeigt praktisch keine Reinigungswirkung, kann aber als Zusatzstoff bei Seifen auftreten.

1.1.4 Unpolare Lösungsmittel

Bestimmte Chemikalien sind als unpolare Lösungsmittel geeignet, wenn sie selbst farblos und flüssig sind. Zudem sollten sie das Wasser nicht vergiften und für die Atmung nicht allzu schädlich sein. Unpolare Lösungsmittel die Haut entfetten und durch die Haut eindringen. Generell muss man sich davor schützen, solche unpolaren Chemikalien zu schlucken oder in größerem Umfang einzuatmen. Terpentin gehört z. B. in diese Klasse von Lösungsmitteln.

TC-Vortrag 04 7/161 Waschen – Bleichen – Färben

1.2 Seifen

Nun, viele Hausfrauen unter Ihnen haben bei der Erwähnung des Fettschmutzes natürlich den Finger gehoben und zumindest gedacht: „Ja, aber Sie haben die Seife vergessen!“ Genau, neben einer Vorreinigung mit Wasser, Rubbeln, Wringen und Klopfen wirkt eine Seifenlauge auf verschmutzte Wäsche oft Wunder. Wie wir nun von vorhin wissen, gelingt es dem reinen Wasser nicht allein, am den Fettschmutz anzuknüpfen und den Schmutz von der Faser zu lösen.

Was passiert aber, wenn Seife ins Spiel kommt? Seifenwasser perlt auf Fett nicht so ab wie normales Wasser. Das mit Seife versetzte Wasser verhält sich plötzlich anders, seine innere Spannung ist nicht mehr so hoch. Ein Wassertropfen, der wie eine Perle aussieht und dessen Oberflächenspannung sich durch aneinandergeschmiegte polare Wassermoleküle auszeichnet, zerplatzt förmlich, wenn Seifen diese Spannung aufbrechen.

Das Besondere an Seifenmolekülen ist, dass sie eigentlich Zwitter sind. Auf der einen Seite verfügen sie wie die Fette über lange, unpolare Kohlenstoff-Ketten, auf der anderen Seite haben sie jedoch auch einen polaren Kopf, mit dem sie noch bestens mit Wasser interagieren können. Sie sind sozusagen der Keil, den die Wäscherin zwischen Faser und Fettschmutz treiben kann. Fettschmutz bekommt so eine polare Oberfläche und kann so im Wasser vereinzelt und in Schwebe gehalten werden.

1.2.1 Unterschied zwischen Kernseife und Schmierseife

Herkömmliche Seifen werden mit Kalium- oder Natriumsalzen langkettiger Fettsäuren z. B. Palmitin (Palmöl-Säure) oder Stearinsäure hergestellt, indem man diese mit ätzenden Alkali versetzt. Diese Alkali-Verbindungen wurden anfangs meist aus Potasche gewonnen mit unterschiedlicher Qualität und Quantität. Daher war die Entwicklung der Sodaindustrie eine Triebfeder für die Entwicklung der Seifenherstellung, da nun qualitativ hochwertige Alkaliverbindungen zur Verfügung stehen.

Seife aus Palmöl

Das rotgelbe Palmöl hat butterartige Konsistenz, riecht angenehm leicht nach Veilchenwurzel, schmilzt anfangs bei 27°C und zersetzt sich langsam zu Glycerin und freie Fettsäuren, wodurch der Schmelzpunkt auf bis zu 36°C ansteigt. Hauptbestandteil ist Palmitin, daneben gibt es noch kleine Mengen Oleïn. Die Palmitinsäure ist mit dem Grundgerüst eines Glycerinmoleküls verbunden: drei Palmitin-Ketten hängen an dem ‚Rückgrat‘ des Glycerins. Mit Alkalien (Kaliumhydroxid) versetzt verseift das Palmitin zu palmitinsaurem Kalium (Kaliumpalmitat = Kaliumsalz der Palmitinsäure) und Glycerin.

+ 3 KOH

Aus einem ‚sperrigen‘ Palmöl-Molekül werden so drei Kaliumsalze der Fettsäure und ein Glyzerin.

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Palmitin C16H32O2 Hexadecansäure,

Cetylsäure

Glycerin und überschüssige Kalilauge werden entfernt und so erhält man Palmseife, welche aber die gelbliche Farbe des Palmöls aufweist. Der Farbstoff Carotin im Palmöl kann jedoch durch Bleichen mit Kaliumbichromat und Schwefelsäure zerstört werden – so erhält man später eine weiße Seife.

Weitere Grundsubstanzen für Seifen

Neben dem Palmöl gibt es etliche Fette, welche sich zum Seifensieden eignen. Hier sei z. B. das Cocosnussöl erwähnt, welches aus dem weißen, fettigen Inneren der Cocosnuss (Copperah) gewonnen wird. Die Cocinsäure (Cocostearinsäure) hieraus ist in den letzten 20 Jahren zum wichtigsten Rohstoff der Seifenproduktion geworden. Vorzugsweise werden hieraus die ‚gefüllten Seifen ‚ hergestellt.

Baumöl (Olivenöl aus reifen Oliven) kann aus verschiedenen Pressungen hergestellt werden. Die dritte Pressung eignet sich nur noch zur Seifensiederei, die erste Pressung kann u. a. auch als Lebensmittel, in der Wollspinnerei oder auch der Färberei zum Einsatz kommen (Weißbad beim Türkischrot-Färben). Auch tierische Fette wie Talg, Schmalz oder Tran können zur Seifenproduktion genutzt werden.

Die Fettsäuren unterscheiden sich prinzipiell nur durch die Länge und ggf. teilweise ungesättigte Bereichen in der unpolaren Kohlenstoffkette.

Oleïn C18H34O2 (Z)-9-Octadecensäure, cis-9-Octadecensäure

Cocin, Cocostearin C13H26O2 Tridecansäure

Kurzum: Bei der klassischen Verseifung werden mit Natron- oder Kalilauge Fettsäuren aus Fetten oder Ölen herausgelöst und als mehr oder weniger feste Seife durch Abtrennung von Glycerin und überschüssiger Lauge gewonnen.

Kernseifen

Die Seifen, welche als Natrium-Salze der Fettsäuren entstehen, sind meist fest (Kernseifen) und die Seifen auf Basis von Kalium sind flüssig (Schmierseife). Kernseife wird durch

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Hinzufügen von Kochsalz ‚ausgesalzt‘ und entwickelt sich durch Kristallisation aus der Unterlauge, wodurch aus dem entstehenden Seifenleim erst feine Kerne oder Klümpchen entstehen, an denen sich weitere Seife anlagert. Hierdurch entsteht das typische Muster durch Verunreinigungen (Reste der Unterlauge zwischen den Kristallisationsfäden).

Man kann die Kernseife ‚schleifen‘ indem man sie mit Wasser oder sehr schwacher Lauge siedet und so die Kristallisation und damit die Marmorierung verhindert. Dafür hat diese geschliffene oder glatte Seife dann einen höheren Wassergehalt.

Die deutsche Kernseife stellt eine ca. 50%ige Mischung von Kalium- und Natriumseifen dar, wodurch sie zwar fest ist, aber trotzdem eine Geschmeidigkeit aufweist. Hierzu wird Talg mit Kaliumlauge verseift und das so entstandene Kaliumstearat und Kaliumpalmitat mit Kochsalz mehrfach ausgesalzt. Hierdurch entsteht zum Teil Natriumstearat und Natriumpalmitat und Chlorkalium, welches in der Unterlauge gelöst bleibt und die Abtrennung der Unterlauge fördert.

Gefüllte Seifen

Salzt man die Seife aus Natronlauge nicht ganz aus, setzt sich erst gar keine Kernseife ab und neben der Seife bleiben Wasser und Unterlauge im Seifenkörper, welcher dann ebenfalls fest wird, verständlicherweise aber wesentlich weniger Anteile an Seife als ein gleichgroßes Stück Kernseife oder glatte Seife enthält, welche vollständig ausgesalzen und von der Unterlauge befreit sind. Solche Seifen, vor allem aus Cocosnussöl hergestellt, nennt man ‚gefüllte Seifen‘.

Aus 100 Teilen Cocosnussöl gewinnt man so 250-300 Teile gefüllte Seife. Die gefüllten Seifen verlieren beim langen Lagern Feuchtigkeit und bilden Effloreszenzen. Da sie Unterlauge in dem Seifenstück verbleibt, können gefüllte Seifen nicht mit Kalilauge angesetzt werden, da beim Aussalzen Chlorkalium entstünde, das hier nicht mehr entfernt werden könnte.

Toilettenseifen

Toilettenseifen werden durch Umschmelzen von Rohseife und Einsatz von ätherischen Ölen parfümiert. In der Rohseife verbliebene Alkalien greifen jedoch die ätherischen Verbindungen an – der Duft schwindet durch diesen chemischen Prozess. Daher sind die hierzu verwendeten Rohseifen so ausgesalzen, dass sie keinen Laugenüberschuss mehr aufweisen.

Schmierseifen

Das Seifensieden mit Kalilauge erzeugt Schmierseifen. Aus der zuvor beschriebenen Herstellung der deutschen Kernseife wird ersichtlich, dass Schmierseifen nicht ausgesalzen werden können. Sie enthalten daher neben dem gebildeten Seifenleim oft überschüssige Kalilauge und die Seifenunterlage. Sie werden nicht fest – allenfalls Gallerte – und ziehen wegen der hygroskopischen Wirkung der Kalilauge Feuchtigkeit aus der Luft an. Grüne Schmierseife wird aus Hanföl und Talg hergestellt, vom Hanföl rührt die natürliche Grünfärbung. Andere grüne Schmierseifen sind meist künstlich eingefärbt. Sie wird gerne in der Leinwandbleicherei eingesetzt, aber auch zum Einreiben gegen Krätze!

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Transparente oder durchscheinende Seifen

Transparente Seifen werden durch Klären mit Alkohol z. B. aus einer vollkommen trockenen Talgseife hergestellt.

1.2.2 Anwendungen von Seife

Seifen werden nicht nur zum Waschen und Reinigen benutzt. Sie können auch schmieren, helfen beim Bleichen oder werden zum Herabsetzen der Oberflächenspannung des Wassers in den Lithographietinten genutzt. Schmierseifen werden z. B. beim Walken von Wolltuch und Filz verwendet.

1.2.3 Seifen und hartes Wasser

Hartes Wasser enthält mehr Kalk und somit Kalzium aus Kalziumcarbonaten. Beim Erhitzen fällt Kalk aus, aber auch Seifen reagieren mit Bildung fester Salze. Diese sind nicht oder nur noch schlecht wasserlöslich. Bildet Kernseife mit Kalzium Salzkristalle, können diese die Faser mechanisch schädigen. Stellen Sie sich einfach vor, Sie rubbeln Wäsche mit Sand. Außerdem sind diese Kalkseifen eine Ursache des Vergilbens von Wäsche.

1.3 Warum nicht mit Alkali waschen?

Anfangs dachte man, die Alkali-Substanzen seien alleinig für den Waschprozess entscheidend und wären durch den Verseifungsprozess nur abgeschwächt. Reine Kalilauge ist ätzend und somit für direkten Hautkontakt ungeeignet. Heute weiß man, dass ein Teil des Fettschmutzes vielleicht durch alkalische Reste angegriffen wird, ein Großteil der Waschwirkung sich aber durch die Fähigkeit der Seife entfaltet, Fette und feinste Fremdkörper in Suspension zu halten. Der Schmutz wird also auch mechanisch von der Faser gelöst und schwebt von Seifenmolekülen gehalten in der Waschlauge.

Eine gute Seife enthält daher möglichst keine freien Fette mehr – diese verhindern das Schäumen und die Fähigkeit der Seife, eine Art Waschemulsion zu bilden. Der Wassergehalt sollte auch nicht zu hoch sein. Freie Alkali-Reste sollten ebenfalls kaum oder nicht vorkommen, was man bei der Seifenprobe mit bestimmten Quecksilberverbindungen nachweisen kann. Glycerinanteile sorgen für eine gewisse Geschmeidigkeit der Seife.

Prinzipiell kann man sagen, dass das härtere Stück Kernseife eine höhere Qualität aufweist als ein weicheres Stück und dass gute Kernseife ohne qualitative Einbußen jahrzehntelang lagerfähig ist. Effloreszenzen können sich bilden, dürfen dann aber kein freies Alkali, Fett oder Kochsalz enthalten.

1.4 Zusammenfassung

Seifen beinhalten waschaktive Substanzen, welche durch einen langkettigen, unpolaren Teil an Fette und andere unpolare Fremdkörper andocken können. Mit ihrem polaren Ende ermöglichen sie eine Interaktion mit dem polaren Medium Wasser H2O. Hierdurch können Schmutzpartikel in Schwebe, in Suspension gehalten und ausgewaschen werden. Mechanische Bewegung der Faser und Wärme fördert den Waschprozess, weshalb Wäsche zum Waschen meist geschleudert, geschlagen und gewrungen wird, soweit dies die Kräfte der Wäscherin und die Empfindlichkeit des Gewebes zulassen.

Zwar ist das Kochen von Wäsche gut für die Hygiene, weniger gut jedoch für viele Farbstoffe unf Gewebe wie Seide oder Wolle. Dies ist der Grund, warum die Unterwäsche – eben die

TC-Vortrag 04 11/161 Waschen – Bleichen – Färben

Kleidung, die häufig gewaschen werden muss – meist aus Leinen oder Baumwolle besteht. Diese Pflanzenfasern vertragen das heiße Waschen, während tierische Fasern wie Wolle oder Seide einlaufen.

Die Lingerie, welche auf der nackten Haut getragen wird und so neben Schweiß und Hautschuppen auch Fettschmutz aufnimmt, besteht daher nahezu immer aus Leinen oder Baumwolle. Eine Oberbekleidung kann, wenn die äußeren Umstände eine Verschmutzung in geringem Rahmen halten, dann aus empfindlicheren Fasern erstellt sein.

2 Bleichen

2.1 Bleichen an der Luft unter Sonnenlicht

Sie kennen den Effekt: Farbe verblasst oft unter andauernder Sonneneinstrahlung. Luft ist ein Gasgemisch, welches, neben Stickstoff und Kohlendioxyd, Sauerstoff enthält. Der Sauerstoff, den auch wir zum Atmen benötigen, besteht aus einem Doppelmolekül: O2. Freier Sauerstoff ‚O‘ weist daher eine freie Bindung auf, die sehr reaktiv ist. Unter Lichteinfluss kann ein Teil des Luftsauerstoffs aufgespalten auftreten und es können sich zeitweise Ozon-Moleküle bilden ‚O3‘.

Besonders in Feuchtigkeit kann Ozon seine chemische Wirkung entfalten und beim Wechsel zu normalem Sauerstoff das ‚überschüssige‘ Sauerstoffatom an andere Verbindungen abgeben. Sind dies Farbstoffe, erleiden diese meist durch die Sättigung mit dem reaktiven Sauerstoff eine chemische Veränderung, welche meist mit einer Entfärbung einhergeht.

Damit das Bleichen mit Wasser gut funktioniert, werden die Stoffe auf sauberem Grund meist in Wassernähe ausgebreitet (Bleicherwiesen) oder aufgehängt und regelmäßig mit Wasser benetzt, während sie dem prallen Sonnenlicht ausgesetzt sind. Auch ein geringfügiger Seifenzusatz im Wasser kann das Bleichen befördern, da die Fasern des Stoffes so besser benetzt werden.

Der Bleicheffekt kann als photokatalytischer Prozess betrachtet werden. Auch das Benetzen mit saurer Milch und Potasche fördert die Bleichprozesse. Ebenso wird bei der Rasenbleiche der Sauersoff, der tagsüber den Pflanzen entweicht, einen Teil zum Bleichprozess beitragen.

Diese klassische Form der Bleiche wird vor allem für Leinen und Wolle angewendet. Bei Leinen wird hierdurch das Lignin (eine Art Holzleim) entfärbt.

Die Plätze für die Rasenbleiche (Rasenplatz, Bleichanger) sind meist in der Nähe der Waschstellen zu finden. In vielen Städten gab es eigene Bleicher-Zünfte und Regelungen, z. B. in Wuppertal in Deutschland bis 1810 die sogenannte ‚Garnnahrung‘. (vgl. Titelbild)

TC-Vortrag 04 12/161 Waschen – Bleichen – Färben

2.2 chemische Bleiche durch Oxidation

Prinzipiell ist die Bleiche mit freiem Sauerstoff auch eine chemische Bleiche. Man weiß jedoch aber auch seit 7.000 Jahren, dass z. B. Schwefelverbindungen, die Schwefeldioxid freisetzen, eine bleichende Wirkung haben. Die Kunst des Bleichens besteht bei solchen Mitteln darin, das geeignete Bleichmittel für die zu bleichende Faser einzusetzen und hierbei die Faser selbst nicht oder nur unbedeutend anzugreifen. Wird die Faserlänge durch das Bleichmittel verkürzt, lösen sich Fäden und Gewebe mit der Zeit auf!

Betrachten wie die Bleiche mit Hilfe der Luft, so haben wir es mit einer Oxidation zu tun. Ebenso wie das Ozon der Luft kann aber auch ein Peroxid zum Bleichen genutzt werden. Bei den Peroxiden ist die Sauerstoffbindung im Gegensatz zum Luftsauerstoff jedoch wesentlich reaktiver. Der freigesetzte Sauerstoff wird vom Chemiker auch als ‚radikaler Sauerstoff‘ oder kurz ‚Radikal‘ benannt. Flüssiges Wasserstoffperoxid H2O2 wird vor allem für Baumwolle und Leinen (Flachs) genutzt. Das Bleichen läuft unter alkalischen Bedingungen ab. Ist die Zellulosefaser frei von Schwermetallen oder Eisen, wird die Faser selbst nicht angegriffen (Saure Wäsche zum Entfernen der Metalle). Lignin oder farbige Schmutzreste werden jedoch in wasserlösliche Form überführt und können ausgewaschen werden.

Perborate oder Percarbonate sind fest und können in Waschmittelpulver besser eingesetzt werden. Peroxyessigsäure kann zum Bleichen und Desinfizieren genutzt werden. Die entstehende Essigsäure lässt sich leicht mit Wasser ausspülen.

Chlorbleiche greift nicht nur den Schmutz, sondern auch viele Farbstoffe an. Daher kann Chlorbleiche nur bei ungefärbten Stoffen sicher eingesetzt werden. Auf die chemischen Prozesse beim Bleichen mit Chlor möchte ich hier nicht eingehen. Jedoch möchte ich warnen: Chlorbleiche ist an sich schon nicht unbedenklich einzusetzen. Chlordämpfe wirken nicht nur bleichend und reinigend, Chlor ist ein Giftgas. Theoretisch kann Chlor mit anderen Substanzen eine starke Säure bilden, die Salzsäure. Der Name kommt daher, weil Chlor in wässriger Lösung eben mit Salz zu dieser Reaktion neigt. Chlor kann mit anderen Substanzen aber auch andere Gase bilden. Mit Stickstoffverbindungen z. B. aus Posphaten entstehen lebensgefährliche Chlorverbindungen. Auch Chlorkohlenwasserstoffe sind oft gesundheitsschädlich (z. B. Dioxine).

Hypochlorite finden sich als wässrige Lösung in Bleichlauge oder „Eau de Javel“. Ihre Hypochloritanionen reagieren wie der Sauerstoff der Peroxide in alkalischer Umgebung mit einem entfärbenden Angriff auf Farbstoffe. Es kann auch wie bei Peroxid oder Ozon radikaler Sauerstoff entstehen. Eine verdünnte Lösung kann zudem Hypochlorige Säure enthalten. In saurer Lösung reagiert sie zu freiem Chlor und somit zu giftigem Chlorgas. Solche Bleichmittel werden daher gepuffert, also mittels eines chemischen Zusatzes gegen vor dem Ansäuern geschützt.

2.3 chemische Bleiche durch Reduktion

Mit reduzierender Bleiche können farbige Metallkomplexe und sogenannte Chinone – gelbe und rote Farbstoffe entfärbt werden, das können auch Tinten auf Eisen- oder Kupferbasis sein.

Man verändert hierbei den farbtragenden Teil der Verbindung (Chromophor) in eine farblose Form z. B. in farbloses Phenol. Wäscht man die Chromphoren nicht aus, bildet sich die Farbe unter Luftsauersoff wieder zurück.

TC-Vortrag 04 13/161 Waschen – Bleichen – Färben

Eine der vielen Schwefelverbindungen ist das Natriumsalz der dithionige Säure (Na2S2O4). Es wird als Bleichmittel von Holzstoff, Wolle sowie bei der Küpenfärberei eingesetzt.

Auch Schwefeldioxd ist zum Bleichen geeignet. Es wird aus Bisulfit (NaHS03) entwickelt oder derStoff wird direkt durch Begasen mit dem leicht flüchtigen Gas SO2 gebleicht. Die Bleichtechnik mit Schwefeldioxid ist schon seit 7.000 Jahren bekannt!

2.4 Komplexbildner und Filter

Bestimmte Substanzen können Metallionen einschließen und wasserlösliche Komplexe bilden. Citronensäure oder Oxalsäure sind hier zu nennen. Aber auch Filter mit Aktivkohle oder Bleicherde (Kaolin) können durch Absorption z. B. die roten Farbstoffe aus dem Palmöl (Carotine) entfernen.

2.5 Zusammenfassung Bleichen

Stoffe und Garne werden vorbereitend für das Färben gebleicht. Hierbei ist darauf zu achten, dass die Bleiche, also die zum Bleichen verwendete Chemikalie oder der Chemikaliencocktail selbst, vor dem späteren Färbeprozess gründlich entfernt wird. Andernfalls könnten noch vorhandene Bleichmittel die Färbung beeinträchtigen.

Neben Textilien werden aber auch Hölzer oder Knochen gebleicht. Präparatoren und Jäger, die ihre Trophäen sauber präsentieren wollen, greifen häufig auf Bleichmittel zurück. Hierzu kann je nach Präparat verdünnte Wasserstoffperoxid-Lösung, Citronen- oder Oxalsäure zum Einsatz kommen.

Sollen sehr helle Farben zum Einsatz kommen, ist eine Vorbereitung eines dunklen Untergrundes durch Bleichen in manchen Fällen möglich.

Bleichmittel wirken auf unterschiedliche Weise und greifen entweder aggressiv bestimmte Verbindungen an, vorzugsweise unerwünschte farbige Substanzen, und zerstören die farbgebenden Strukturen oder binden diese idealerweise so, dass die Farbstoffe im Idealfall ausgewaschen werden können.

3 Färben Nun, gehen wir davon aus, dass unsere Faser gebleicht und gewaschen ist. Wie bekommen wir die Farbe hinein? Wichtig ist, dass die Farbstoffe zum Färben an der jeweiligen Faser einen Halt finden. Idealerweise durch eine chemische Reaktion mit der Faser. Wird der Farbstoff nur lose eingelagert, so wie der Ruß im tiefschwarzen Mantel der Bestatter, hält dies nur bis zur nächsten Reinigung und färbt ggf. auch während des Tragens ab.

Indigo ist ein Farbstoff, der sich in der Faser fest einlagert und dann durch Oxidation blau wird. Weitere Farbstoffe werden ebenfalls entweder aus Pflanzen oder mineralischen Produkten gewonnen. Mittlerweile haben die Chemiker aber auch entdeckt, dass aus dem schwarzen Teer oder Erdöl durch geschicktes Fraktionieren chemische Verbindungen gewonnen werden, welche eine stabile Färbung ermöglichen (Teer- oder Anilinfarben).

Für farbige Gewebe können unterschiedlich gefärbte Fasern genutzt werden. Komplexe Muster werden mit Jaquardwebstühlen oder in mühsamer Handarbeit gewoben. Alternativ können Gewebe aus gebleichten Fasern auch bedruckt werden.

TC-Vortrag 04 14/161 Waschen – Bleichen – Färben

Sie erinnern sich vielleicht an meinen vorherigen Vortrag. Durch Anordnung unterschiedlich gefärbter Fäden entstehen so gebrochene Farben, z. B. der Serge de Nimes, ein geköperter Baumwollstoff, dessen Indigofärbung nur in der Kette und dort sogar nur unvollständig gefärbt vorliegt. Wird der Stoff gescheuert, entstehen helle Partien. Nach langer Belichtung in der prallen Sonne wird der Bereich dann sogar gelblich, da sich das Indigo allmählich chemisch verändert.

3.1 Licht und Farbe

Bevor ich auf einzelne Farben und deren unterschiedliche Verarbeitung eingehe, sollte ich jedoch das Thema Licht und Farbwirkung eingehen. Im Vortrag über das Licht bin ich vor allem auf Leuchtstärke und Lichtquellen eingegangen. Hierbei hatte ich am Rande auch das Thema der Lichtfarbe angesprochen. Damals ging es mir vor allem um eine möglichst ‚natürliche‘ Farbe des Lichtes. Warum eigentlich?

3.2.1 Farbensehen

Der Mensch hat viele Sinne. Er kann hören, fühlen, riechen, schmecken und sehen. Manche dieser Sinne spielen eine größere Rolle, andere scheinen zumindest auf den ersten Blick eine untergeordnete – oder besser – eine unbewusste Rolle zu spielen. Ich wage es zu behaupten: Der Mensch ist ein Augentier. Wir sind tagaktiv und orientieren uns vor allem mit den Augen. Dabei sind wir auf das Umgebungslicht angewiesen, welches uns meist durch die Sonne geliefert wird. Und darauf sind wir gewissermaßen spezialisiert. Keine andere Lichtquelle ist uns so gut vertraut, wie das Sonnenlicht. Wir nutzen Sie intuitiv, unser Auge passt sich extrem unterschiedlichen Helligkeiten gut an. Erst in der Dämmerung oder bei Mondlicht merken wir, dass uns der Farbeindruck fehlt und alles Grau in Grau erscheint.

Warum ist das so? Unser Auge unterscheidet zwischen Hell und Dunkel – immer. Tagsüber kommen auch noch Farben hinzu. Das ist in der Physiologie des Auges begründet, auf die ich hier nicht weiter eingehen möchte. Bei ausreichender Lichtstärke unterscheiden wir Lichtfarben, egal ob wir das Licht eine Lichtquelle direkt oder indirekt als Reflektion von der Oberfläche eine beleuchteten Objekt oder manchmal auch als Farbe beim Blick durch ein mehr oder weniger durchsichtiges Objekt wahrnehmen.

3.2.2 Farbe als Teil des Lichts

Was ist denn nun Farbe? Farbe kann man definieren als einen Teil des gesamten Lichtspektrums. Ein findiger Wissenschaftler hat bemerkt, dass man einen Lichtstrahl durch ein Prisma ablenken und auffächern kann. Hierbei ist ihm aufgefallen, dass man so aus dem weißen Licht ein farbiges Band erzeugen kann, angefangen vom Rot bis hin zum Blau – praktisch wie ein Regenbogen. Also sollten wir nochmals zum Licht zurückkehren. Was meinen Sie, was ist denn Licht?

Nun, zusammenfassend kann man wohl sagen, Licht ist der für uns sichtbare Teil eines Strahlungsspektrums, welches wir mit den Augen wahrnehmen. Im unteren Bereich darunter erkennen wir noch Wärmestrahlung, darüber scheint es noch weitere, über das Blau hinausgehende Strahlung zu geben.

Der Wissenschaftler bennent diese Bereiche am Rande des sichtbaren Lichts Infrarot bzw. Ultraviolett. Manche Tiere können den einen oder anderen Teil wahrnehmen, z. B. Schlangen, Vögel oder Insekten.

TC-Vortrag 04 15/161 Waschen – Bleichen – Färben

3.2.3 Farben mischen

Drehen wir das Experiment mit dem Prisma einmal um. Was passiert, wenn man eine weiße Fläche mit blauem Licht beleuchtet? Warum erscheint sie uns dann nicht mehr weiß, sondern blau? Und was passiert, wenn man stattdessen eine weiße Fläche mit grünem Licht beleuchtet?

Nun, Sie haben es wohl schon vermutet, die Fläche reflektiert das jeweils auftreffende Licht und erscheint so entsprechend des Überangebots an farbigem Licht entweder blau oder grün. Ist die geeignete Farbe zur Hand, könnte man die weiße Leinwand auch grün anmalen. Sie leuchtete dann in weißem wie auch gleichfarbigem grünem Licht ebenfalls grün. Doch worin liegt der Unterschied?

Subtraktive Farbmischung

Diese Subtraktive Farbmischung wird auch Physikalische Farbmischung genannt, weil sie im Gegensatz zur Additiven Farbmischung rein gegenständlich ist, also nicht in Auge und Gehirn stattfindet. Das können reflektierende oder auch filternde Farbpigmente sein.

Bei der gemalten Farbe geht Licht mit zunehmender Pigment-Mischung verloren. Farbpigmente reflektieren nur einen Teil des Lichts, den Rest schlucken sie. Je mehr unterschiedlich absorbierende Farbpigmente zusammenkommen, umso weniger Farbe und Licht werden reflektiert.

Bringen wir also einmal weitere Farben ins Spiel. Wir malen, solange die grüne Farbe noch frisch ist, etwas Rot auf die Leinwand und mischen sie dort mit dem Grün – wir erhalten einen dunkelbraunen Farbton.

Sie können den Versuch mit den Lichtfarben auch mit farbigen Glasfiltern machen. Blicken Sie durch einen Gelbfilter, sehen Sie gelbes Licht – alle anderen Farbanteile wurden von Filter gelöscht. Sehen Sie durch einen Blaufilter, sehen Sie blaues Licht. Auch hier wurden alle anderen Farbanteile von Filter gelöscht.

Eine Lampe, deren Gläser sie doppelt filtern lassen, indem eine Seite einer Scheibe blau und die andere Seite (oder eine zusätzliche Scheibe) gelb filtert, lässt nur noch grünes Licht durch.

Alternativ nehmen wir eine grüne Glasscheibe und eine rote Glasscheibe. Zusammen lassen sie praktisch kein Licht durch. Was ist passiert?

Wir filtern weißes Licht hier nicht nur mit durch eine Farbe, sondern mit einer weiteren oder mehreren, und erhalten als ‚Rest‘ Mischfarben. Hier werden also Teilbereiche aus dem Lichtspektrum der Lichtquellen abgeschwächt oder entfernt. Es wird die Intensität bestimmter Farbanteile verringert und man bezeichnet dies daher als Subtraktive Farbmischung (subtraktiv = wegnehmend).

TC-Vortrag 04 16/161 Waschen – Bleichen – Färben

Additive Farbmischung 

Sie kennen aus eigener Erfahrung, dass die Mischung aus gelbem und blauem Pigment bei der subtraktiven Farbmischung Grün ergibt. Den Effekt, dass gelbes und blaues Licht zusammen weißes Licht ergeben, weil sich hier Lichtspektren ergänzen, ist hingegen nur schwer mit eigenen Erfahrungswerten in Einklang zu bringen. Ein Wissenschaftler, Rudolf Arnheim, empfiehlt daher, zwischen „generativen“ und „fundamentalen“ Primärfarben zu unterscheiden. Generative Primärfarben sind Farben, die zum Mischen, also zum Generieren von Sekundärfarben verwendet werden. Fundamentale Primärfarben sind dagegen die Primärfarben der psychologischen Ebene, deren additiver Mischung wir uns selten bewusst sind.

Mischen wir also nun verschiedenfarbiges Licht auf weißer Leinwand. Den grünen Strahler kennen Sie ja bereits. Zusammen mit einem roten Strahler ergibt die Mischung gelbes Licht. Zusammen mit einem blauen Strahler erhalten wir weitere, bislang fehlende Farbanteile, also ‚noch mehr‘ aus dem Spektrum und damit praktisch einen farblosen, hellen Lichteindruck. Warum? Es fehlen dem grünen Licht die restlichen Licht-Komponenten – diese wurden z. B. durch einen grünen Filter entfernt. Genauso fehlt dem roten Licht der Rest des Lichtspektrums. Bekommen wir genügend einzelne Lichtkomponenten wieder zusammen, addieren sich die einzelnen Spektren wiederum zu weißem Licht. Wie haben den Versuch mit dem Prisma zum Aufteilen des weißen Lichts in seine farbigen Bestandteile sozusagen umgedreht.

Diese additive Farbmischung beruht auf der Mischung mindestens zweier unterschiedlicher additiven Grundfarben Violettblau, Grün und Orangerot ergibt weißes Licht, d. h., für eine vollständige additive Farbmischung werden drei Lichtquellen benötigt.

Die Mischung zweier additiver Grundfarben ergibt als Mischung eine subtraktive Grundfarbe (subtraktive Farbmischung). Verschiedene Farbtöne werden durch unterschiedliche Intensitäten der Grundfarbe erzeugt (Primärfarben). Die einfache Kombination der additiven Farbmischung ergibt die Grundfarben der subtraktiven Farbmischung.

3.2.4 Primär- und Sekundärfarben

Primärfarben nennt man die Ausgangsfarben eines gedachten oder tatsächlichen Mischprozesses. Für die additive Mischung sind es die Lichtfarben, ein Orangerot, ein Grün und ein Violettblau. Für die subtraktive Mischung sind Primärfarben die Körperfarben ein Cyan, ein Gelb und ein Magenta. Sekundärfarben sind Mischungen aus zwei Primärfarben.

Werden zum Beispiel die drei fundamentalen Primärfarben Rot, Grün und Blau „gleichmäßig“ (mithin in geeigneter Helligkeit) addiert, entsteht die Farbempfindung Weiß. Die Empfindung ist Schwarz, wenn die Summe Null ist (kein Licht). Die Summen aus zwei fundamentalen Primärfarben bewirken die Empfindungen Gelb, Cyan und Magenta.

Additive Farbmischung auf einer Leinwand (Rot+Grün=Gelb)

TC-Vortrag 04 17/161 Waschen – Bleichen – Färben

Additive Kombinationen fundamentaler Grundfarben ergeben generative Grundfarben (der uns vertrauten subtraktiven Farbmischung)

Orangerot + Violettblau => Magenta Orangerot + Grün => Gelb

Violettblau + Grün => Cyan Orangerot + Violettblau + Grün => Weiß

Das Erzeugen örtlich oder zeitlich nahe beieinander liegender Farbreize wird auch schon additives Farbmischen genannt, obwohl der wirksame Mischprozess erst in Auge und Gehirn stattfindet:

enge Bündel von unterschiedlich farbigen Lichtquellen oder Farbtupfern (zum Beispiel auf Bildern in der Maltechnik des Pointilismus); ein enges Bündel wird mangels der Fähigkeit, die Punkte räumlich getrennt zu sehen, als Einheit wahrgenommen,

rascher zeitlicher Wechsel farbiger Flächen (zum Beispiel beim Farbkreisel) mangels der Fähigkeit, die einzelnen Flächen zeitlich getrennt zu sehen,

gleichzeitige Beleuchtung einer diffus streuenden Leinwand mit unterschiedlich farbigem Lichtquellen; sie ist ein Grenzfall enger Bündel unterschiedlich farbiger Punkte, weil jeder Punkt das Licht aller Quellen reflektiert.

3.2 Farben im Einsatz

Als Druckfarben reichen daher meist Cyan, Gelb und Magenta sowie Schwarz bzw. Grautöne. Werden die einzelnen Farben als Punktmuster dicht nebeneinander bzw. übereinander gelegt, entstehen beim Betrachter als Farbeindruck fast alle denkbaren Farbtöne. Nur ein kleiner Teil, z. B. das Purpur im Regenbogen lässt sich so nicht darstellen – die Verwendung der additiven Grundfarben ermöglicht eben die Darstellung der meisten Farbtöne. Dagegen ist es psychologisch kaum möglich, sich ein Gelb als additive Mischung von Rot und Grün vorzustellen. Auch käme kaum jemand auf die Idee, Gelbgrün als „bläuliches Gelb“ zu bezeichnen, da die Farbe Grün für uns eine natürliche Farbe ist.

Die Farben, die sich am besten ergänzen bzw. nebeneinander gemalt den maximalen Kontrast liefern, nennt man Komplementärfarben. So ergänzen sich Rot und Grün (blaugelb), Blau und Orange (rotgelb), Gelb und Violett (rotblau). Wie Sie vielleicht bemerkt haben, ergänzt sich immer eine ungemischte Farbe mit einer Mischfarbe. Die ungemischten Farben nennt man daher auch Primärfarben, die durch Mischung zweier Primärfarben erzeugten Farben heißen auch Sekundärfarben. In einem Kreis kann man diese Farben gut gegenüberstellen.

Genug der Farbentheorie, was hilft uns das in der Praxis? Nun, mit entsprechender Kenntnis oder Erfahrung kann eine Mischung verschiedenfarbiger Garne einen Farbeindruck einer Mischfarbe hervorrufen. Dessen muss sich der Weber bewusst sein, wenn er verschiedenfarbige Garne zu einem Stoff verarbeitet. Ebenso muss beim Bedrucken mit verschiedenen Farben darauf geachtet werden, dass eine zuerst angedruckte Farbe ausreichend getrocknet ist, um ungewollte Mischungen zu vermeiden. Mit feucht in feucht applizierte Farben kann man fließende Farbübergänge erzeugen. Damit eine Farbe einen reinen Farbeindruck bewirken kann, muss die Faser des Textils farbneutral sein. Leuchtende Farben können auf dunklen Fasern nicht zur Geltung kommen. Ein Blau wird auf gelblichem Stoff zu Grün. Auf Stoffen kommt immer die subtraktive Farbmischung zum Einsatz.

Darum bemüht man sich, Stoffe und Garne zu bleichen um möglichst farbneutrale und besser färbbare Textilen zu erhalten. Zum Entfärben müssen vorhandene Farbpigmente zerstört oder entfernt werden. Ersteres findet man als Prozesse des Bleichens und letzteres beim Waschen.

TC-Vortrag 04 18/161 Waschen – Bleichen – Färben

3.3 Lichtechtheit und Bleichen

Unter Sonnenlicht unterliegen auf Dauer viele Pigmente einem Zersetzungsprozess, welcher oft noch durch Feuchtigkeit gefördert wird. Mit weichem Wasser regelmäßig befeuchteter Leinenstoff bleicht in der Sonne. Warum weiches Wasser? Zuviel Kalk im Wasser würde sonst die Fasern mit Kalkkristallen verhärten und hierdurch die Faser beim späteren Bewegen schneller mechanisch angreifen. Aber auch Chlorverbindungen fördern das Bleichen. Chlor oder freier Sauerstoff, der aus Wasser/Luft-Gemischen unter Sonnenlicht entsteht (Ozon oder radikaler Sauerstoff) greifen bevorzugt Farbpigmente an und verändern deren Struktur.

Farbpigmente und Farbstoffe, die sich unter andauernder Sonneneinstrahlung nicht zersetzen, nennt man daher auch ‚lichtecht‘. Viele Seidenstoffe weisen eine erstaunliche Farbvielfalt auf, jedoch sollten Sie diese nicht zu häufig der der prallen Sonne aussetzen. Die meisten Farben verblassen sonst auf Dauer.

Wie erklären sich Wissenschaftler das Phänomen der Farbigkeit und der Lichtechtheit? Grob gesagt kann man sich ein Farbmolekül wie ein Sieb vorstellen, welches das Licht bricht und bestimmte Wellenlängen durchlässt, andere jedoch aufhält – so wie ein sehr grobes Sieb Kies und Steinbrocken zurückhält, groben Sand oder feinere Partikel durchlässt. Ein feineres Sieb hält hingegen auch groben Sand zurück. Das Zurückhalten belastet die Maschen des Siebes, es wird mit der Zeit beschädigt und bekommt irgendwann Risse oder größere Löcher. In diesem Moment wird es zumindest teilweise nicht mehr so exakt sieben können und auch größere Bestandteile durchlassen.

Ein Farbmolekül siebt Licht und erleidet dadurch Schwingungen. Es nimmt Energie auf, so wie unser Sieb unter das Last des Schüttgutes vibriert und sich durchbiegt. Nun kommt es beim Farbmolekül darauf an, was mit der aufgenommenen Energie passiert. Wird sie dosiert abgegeben und erleidet das Molekül hierdurch keinen Schaden, bleibt das Molekül lichtecht. Führt die Energie jedoch dazu, dass sich das Molekül dauerhaft verändert, weil z. B. Teile davon abgesprengt werden, verändert sich seine Möglichkeit der Filterung des Lichts. Es verändert daher auch seine Farbigkeit.

Grob gesagt: Je größer die Elektronenwolke eines Farbmoleküls ist, desto besser kann es Licht abfangen. Je spezieller seine Struktur ist, umso stärker wird seine Fähigkeit sein, nur eine bestimmte Wellenlänge des Lichts zu filtern: kleine Moleküle eher kurzwelliges, große eher langwelliges Licht. Werden dem Molekül beim Bleichen wesentliche Bestandteile entzogen, welche dann nicht mehr zur Filterung führen, schwindet der Farbeindruck, das Molekül wird zunehmend farblos. Wird das Molekül nur teilweise verändert, verändert sich seine Farbigkeit, z. B. Indigo ins Gelbliche. Bleichen ist somit immer ein chemischer Prozess.

Weiße Wäsche, vor allem Leinen, neigt beim Altern zum Vergilben. Auch Kalkseifenreste ergeben einen Gelbton. Um den gelblichen Farbton zu kompensieren, kann bei der Wäsche ein geringfügiger Blauton hinzugefügt werden, welcher dann als Farbmischung im Auge zusammen mit dem Gelbstich wieder ein Weiß ergibt. Da es sich hier auf der Wäsche aber um eine subtraktive Farbmischung handelt, nimmt die Helligkeit ein wenig ab, man spricht dann von einem ‚Vergrauen‘ der Wäsche. Zum Einsatz kommt z. B. Waschblaupapier, welches aus Papierstreifen bestrichen mit Indigocarmin oder Ultramarin in einer Lösung von 1 Teil Carrageen und 40 Teilen Wasser als Bindemittel hergestellt wird.

TC-Vortrag 04 19/161 Waschen – Bleichen – Färben

3.4 Einzelne Farben und allgemeine Färbetechnik

Nachfolgend möchte ich nur im Groben die Färbetechnik einzelner Farben ansprechen. Die Technik ist manchmal sehr speziell und meist nichts für empfindliche Nasen. Uns dürfte hier und heute eigentlich nur interessieren, welche Farben es z. B. gibt, ob diese waschfest oder lichtecht sind und wie sie ggf. auf Bleichen reagieren.

Was uns beim Waschen als vorteilhaft erscheint, nämlich das Entfernen von Fremdstoffen, dem ‚Schmutz‘, sollte für die Farben, mit denen wir Fasern, Garn und Gewebe färben, offensichtlich besser nicht gelten. Darum ist es vorteilhaft, wenn die Farben eine sehr feste Bindung oder gar eine Verbindung mit der Faser aufweisen. Andererseits sollte beim Waschen darauf geachtet werden, welche Faser und Farbe im Gewebe vorkommt, damit man adäquate Waschprozesse nutzt, welche die Farbe nicht oder nur möglichst wenig beeinträchtigen.

Worin liegen denn grundsätzliche Unterschiede beim Färben? Sie kennen den Effekt, dass die Ackerkrume oftmals braun-rot durch in ihr gebundene Farbpartikel ist. Dies sind meist oxidierte Eisen-, Kupfer-, Zink und Manganverbindungen. Auch die Aktivkohle nimmt offenbar leichter Substanzen auf, als dass sie diese wieder abgibt.

Ebenso verhält es sich bei etlichen Pflanzenfasern. Auch diese halten eingeschwemmte Fremdstoffe fest, zumindest zeitweise und wenn die Größe der Fremdstoffe sozusagen zur Struktur der Fasern passt. Derart eingelagerte Farbstoffe färben also die Faser, ohne diese im chemischen Sinne zu verändern. Mit entsprechenden Lösungsmitteln und/oder Wärmezufuhr lassen sich viele der nur leicht assoziierten ‚Fremdstoffe‘ wieder von der Faser lösen.

Ein Farbstoff wird meist in gelöster Form an die Faser gebracht und dann mittels einer sogenannten Beize in eine unlösliche Form gewandelt. Ist die Verbindung mit der Faser beständig gegen Seifen, schwache Laugen oder Säuren und widersteht auch Witterung und Sonnenlicht, sprechen wir von einer ‚echten Farbe‘.

Färbungen, deren Pigmente unter den vorgenannten Bedingungen im allgemeinen Gebrauch wieder verloren gehen, gelten als unecht. Hierzu gehört z. B. der Ruß, den viele Bestatter in ihre schwarzen Anzüge einbürsten, um das tiefe Schwarz zu erzeugen.

Kupferoxyd lässt sich in Ammoniak lösen und so an die Faser bringen. Verdunstet das Ammoniak, verbleibt das Kupferoxyd an der Faser. Ähnliche ist mit Zinkchromat möglich. Farbstoffe in alkalischer Lösung können durch Säuren ausgefällt und ‚fixiert‘ werden. Ein weiteres Beispiel sind alkohollösliche Farbstoffe. Hier reicht ebenfalls das Verdunsten des Lösungsmittels zu Fixierung.

Sie kennen den Effekt, wenn sich ein angeschnittener Apfel an der Luft braun verfärbt. Das Benetzen mit Zitronenwasser verhindert mit seiner Säure diesen Oxidationsprozess. Eine weitere Variante ist daher, einen Farbstoff auf der Faser zu oxidieren und hierdurch in eine unlösliche Form zu wandeln.

Eisen- und Mangansulfate gehören als anorganische Verbindungen in diese Kategorie. Etliche gerbsäurehaltige Pflanzen beinhalten ebenfalls Farbstoffe, die sich mit Wasser oder an der Luft zu meist braunen, wasserunlöslichen Verbindungen wandeln. Sumach, Gelbholz, Querzitron oder Fiset gehören zu diesen Pflanzenfasern. Werden solche Verbindungen mit Wasser und schwachen alkalischen Lösungen behandelt, wird der Farbstoff durch allmähliche Oxidation sichtbar.

TC-Vortrag 04 20/161 Waschen – Bleichen – Färben

Oxidierende Chemikalien fördern die Oxidation, z. B. Chromsäure, Kalimbichromat oder Kalimchromat. Blauholz und Kaliumchromat reagieren beim Schwarzfärben, lösliches Hämatoxylin aus dem Blauholz oxidiert zu Hämatein, während die Chromsäure zu Chromoxyd reduziert wird. Indigweiß aus der Küpe setzt beim Blaufärben Wasserstoff frei, der mit Luftsauersoff zu Wasser reagiert, es entsteht so das Indig-Blau. Anilinschwarz reagiert mit Hilfe von Ozon-spendenden Reagenzien.

Eine dritte Variante ist bei Mineralfarben durch doppelte Zersetzung zu finden, z. B. für Blau: Ferrocyanwasserstoffsäure und Eisenoxyd oder Grün: Kupferarsenit und Kupfersulfat oder Gelb: Kaliumchromat und lösliche Bleisalze

Sehr häufig wird das Färben mit Hilfe einer Beize oder Mordants angewendet. Die Beize ist selbst kein Farbstoff, wirkt aber in Lösung wie ein Vermittler für die Bindung zwischen Faser und Farbstoff, da es zu beiden eine strukturelle Affinität hat. Es kommen hier etliche Verbindungen in Frage, je nach Färbetechnik. (Alaun, Aluminiumacetat, -sulfat, -hyposulfit, Natrium-Aluminat, Zinnbeize, Fette, Gerbsäure, Albumin, Kleber, Casein, fettes Öl). Der zu färbende Stoff wird erst gebeizt und anschließend mit der Farbelösung (Flotte) behandelt. Vor allem organische Pigmente werden mit Hilfe von Beizen an die Fasern gebunden.

Einige Farben benötigen die Beize nicht für die Reaktion zu einem unlöslichen Pigment (Substantive Farben). Das sind alle mineralischen Farben sowie einige vegetabilische Farben z. B. Indigo, Curcuma, Orlean, Safflor, viele Teerfarben u. a. Fuchsin, auch wenn hier Gerbsäure zu Hilfe genommen wird.

‚Adjective Farben‘ benötigen jedoch die Hilfe der Beize, um auf der Faser unlöslich zu werden. Bestimmte Beizen wirken aber auch entfärbend, wenn sie in den zuvor mit Erd- oder Metallsalzen behandelten Zeugen reagieren. (Phosphorsäure, Weinsäure, Oxalsäure, arsenige Säure). Auch in der Zeugdruckerei verwendete Reservagen (Schutzpappen) beruhen auf diesem Effekt.

Beizen werden auch eingesetzt, um bestehende Farben zu modifizieren (Modifikationsbeizen). Eine Farbe kann hierdurch lebhafter wirken. Diesen Prozess nennt man auch ‚aktivieren‘ oder ‚schönen‘. Hierbei kommen schwache saure oder alkalische Beizen, Seifenlösungen oder auch weitere Farbenbrühen zum Einsatz.

3.5 Wollfärberei

Wolle wird meist erst nach dem Spinnen gefärbt. Sie wird durch Ansieden mit Weinstein und weiteren Zusätzen gebeizt, z. B. Alaun, Zinnsalz oder Eisenvitriol. Als Beispiel stelle ich die nachher Blaufärberei der Wolle mit Indig vor.

Eine qualitativ geringere Blaufärbung erreicht man mit Berlinerblau oder mit Blauholz und schwefelsaurem Kupferoxyd. Während Indig hinreichend stabil ist, verfärbt sich Berlinerblau beim Kochen in Kalilauge rot oder entfärbt sich unter konzentrierter Schwefelsäure. Blaue Wolle durch Kupfersalz wechselt die Farbe unter verdünnter Schwefelsäure zu rot.

3.5.1 Indigo und Blaufärberei

Indigo ein ‚Küpenfarbstoff‘. Durch Oxidation entsteht aus der farblosen Küpe das Indig- oder Indigoblau. Er wird durch Tränken des Gewebes oder der Fasern an Wolle oder Cellulose angelagert, also nicht chemisch, aber dennoch fest gebunden. Die Indig-Farblösung selbst, die Küpe, ist nahezu farblos.

TC-Vortrag 04 21/161 Waschen – Bleichen – Färben

Mit Indiglösung getränkte Fasern werden aufgehängt und mit der Luft, genaugenommen dem Sauerstoff, reagiert das Pigment auf der Faser zu dem typischen Indigoblau.

Der Farbstoff zersetzt sich ganz langsam und lässt am Ende einen gelblichen Farbton auftreten. Daher ist Indigo genau genommen nicht lichtecht. Auch Bleiche zersetzt Indigo.

Blaufärben mit Indig in warmer Waidküpe

Man mischt gelöstes Indig in einem Bottich aus Eisen- oder Kupferblech, der Küpe, letztlich zu einer in alkalischer Lösung. Hieraus stammt auch der Begriff Indig- oder Blauküpe. Zum Ansetzen der Küpe können verschiedene Verfahren genutzt werden. Die beste Färbung erhält man mit der Waidküpe. Färberwaid wurde schon vor Indig zum Färben eingesetzt und ergänzt hier nun die Färbung mit Indig, da der Waid hier in der warmen Küpe gärt und Indig reduziert und in Lösung hält.

En detail: Die Küpe wird mit weichem Wasser gefüllt. Auf 500 Liter Wasser kommen 1 kg feingemahlenes Indig, 13,5 kg Waid, je 0,5 kg Krapp, Kleie und Potasche. Diesen Ansatz erhitzt man auf 80-90°C und hält die Temperatur 2 Stunden. Dann wird 0,5 kg gebrannter Kalk gelöscht und diese Kalkmilch dazugegeben und man lässt die Küpe ohne Befeuerung abkühlen. Die einsetzende Gärung wird von ammoniakalischen Gerüchen begleitet, Indig wird reduziert und aufgelöst, blaue, kupferrot-schillernde Blasen zeigen die zunehmende Veränderung in der Küpe an. In diesem Prozess wird wohl Kohlensäure und Wasserstoffgas frei, wodurch das Indigblau zu Indigweiß reduziert wird.

Die Gärungsprodukte der unterschiedlichen Pflanzen Krapp und Kleie puffern offenbar die Gärung des Waids, welche alleinig zu aggressiv wäre. Es ist ein Balanceakt: Einerseits soll Ammoniak zur Lösung von Indigweiß in der Lösung sein, andererseits sollen durch den Kalk Säuren aus der Gärung neutralisiert werden. Diese zersetzen sonst den Indig. Am Ende ist die Flüssigkeit klar und weingelb.

Die Pflanzen enthalten also kein Indigo, sondern Indican, das zunächst durch Gärung in Indoxyl umgewandelt werden muss. Durch anschließende Oxidation an der Luft entsteht aus dem gelben Indoxyl der blaue Indigo, diese Arbeitsgänge entsprechen der Küpenfärberei.

Zwei Moleküle gelber Indoxyl ergeben unter Sauerstoffzufuhr den blauen Indigo und Wasser:

Der früheste bekannte Vorgänger der blauen Arbeitshose aus geköpertem Baumwollstoff (Jeans) ist dungaree – ein indischer Exportartikel aus dickem Baumwollstoff aus dem 16. Jahrhundert. Dieser mit Indigo gefärbte Stoff wurde in der Umgebung das Dongarii Forts in der Nähe von Bombay (Mumbai) gehandelt.

TC-Vortrag 04 22/161 Waschen – Bleichen – Färben

Wasserunlösliches Indigo und seine reduzierte Form, das wasserlösliche Indigoweiß (Leuko-Indigo).

Wiederbelebung des Indig

Indig kann aus mit Indig gefärbten Lumpen wiedergewonnen werden. In verdünnter Schwefelsäure auf 100°C erhitzt, löst sich die Wolle auf und Indig fällt aus. Die saure Lösung kann mit Kreide neutralisiert und der schwefelsaure Kalk mit dem Stickstoff aus der Wolle kann als Dünger verwendet werden. Militärlumpen liefern so 2-3% Indig.

Indigo als Farbe

Als Indigo bezeichnet man auch das Licht mit einer Wellenlänge zwischen 440 und 420 Nanometer. Es liegt zwischen Blau und Violett. Wie viele andere Farben (Orange und Violett sind die bekanntesten), stammt der Name von einem Objekt der Natur – dem Pflanzenfarbstoff Indigo.

Indigo ist weder eine additive noch eine subtraktive Primärfarbe. Der Name wurde durch Isaac Newton beim Aufteilen des optischen Spektrums vergeben. Da das menschliche Auge relativ unsensibel für die Indigo-Frequenz ist und sonst selbst gutsichtige Menschen können Indigo nicht von Violett oder Blau unterscheiden können. Daher sind einige Autoren der Ansicht, dass Indigo nicht als Farbton sondern besser als Schattierung von Blau oder Violett anzusehen sei.

1870 gelang erstmals die vollsynthetische Herstellung von Indigo aus Isatin durch den deutschen Chemiker Adolf von Baeyer. Zwei Moleküle Isatin verbinden sich in diesem Schritt zu Indigo. Dabei wird Sauerstoff frei.

+ + O2

3.5.2 Gelbfärben

Wau wird zum Gelbfärben der Wolle genutzt. In Alaun und Weinstein gebeizte Wolle wird in einem Wau-Bad gekocht. Mit Fisetholz oder Krapp erhält man ein rotgelb, mit Indigschwefelsäure ein Zitronengelb. Gelbholz bietet mit seinen eigenen gelben Gerbsäuren eine Möglichkeit, auch ohne Beize zu färben und wird meist für Mischfarben genutzt. Fisetholz wird für Merinowolle genutzt. Mit Martiusgelb oder auch mit Pikrinsäure kann Wolle goldgelb gefärbt werden.

TC-Vortrag 04 23/161 Waschen – Bleichen – Färben

3.5.3 Rotfärben

Krapp ist der häufigste rote Farbstoff. Daneben gibt es noch Cochenille. Neue Farben wie künstliches Alizarin (Anthracenrot) und Teerfarbstoffe drängen auf den Markt, welche offenbar eine sehr gute Färbung bewirken.

3.5.4 Grünfärben

Hier werden meist gelbe und blaue Farben gemischt eingesetzt, z. B. mit Gelbholz und Sächsischblau.

3.5.5 Schwarzfärben

Nunmehr nutzt man meist Anilinschwarz, f rüher vor allem Eisenoxyd mit Gerb- und Gallussäure zum Schwarzfärben. Hierzu werden z. B. zuerst tiefblaue Tücher durch Indig aus einer Waidküpe erzeugt, welche dann mit Sumach und Blauholz sowie schwefelsaurem Eisenoxyd schrittweise zu intensiv schwarzer Färbung gebracht werden.

3.5.6 Weiß

Nach dem Schwefeln wird Wolltuch durch Kreide gezogen, ausgeklopft und ausgebürstet.

3.6 Seidenfärberei

Seidengarne werden roh, d. h. nach dem Entschälen, Bleichen oder Schwefeln, kalt gefärbt.

3.6.1 Schwarzfärben

Schwarze Seide erhält man mit Blauholz und Eisenbeize oder Kaliumbichromat, Galläpfeln und Eisensalzen oder neuerdings mit Kupferchromat und oxalsaurem Anilin. Durch Gerb- und Gallsäuren schwillt der Seidenfaden an und so kann an diesem mehr Pigment lose aufgelagert werden. Diese Schwarzfarben färben leicht ab und bluten ggf. beim Waschen aus. Man nennt sie Dunstfarben. Die Färbung mit Blauholz nennt man Holzschwarz. Die Rostbeize (Rouille) wird mit Ferrinitrat angesetzt. Unangenehm ist, dass unter Säureeinwirkung das Holzschwarz in Rottöne umschlägt. Schwerschwarz hingegen ist säurefest und sein Name kommt daher, dass die Farbe das Gewicht der gefärbten Seide sogar verdoppeln kann. Hierzu wird die Seide in gerbsäurehaltigem Bad gebeizt und mit Eisensalzen gefärbt (Mailänderschwarz). Auch Blaukesselglanz ist ein Schwerschwarz, jedoch auf Basis von Blutlaugensalz und salpetersaurem Eisen. Hier wechselt die Färbung allmählich beim Trocknen von schwarzviolett nach schwarz.

3.6.2 Blaufärben

Indig, Berlinerblau, Blauholz oder Anilin- und Naphtylblau sind hier zu nennen. Für Indig wird meist gereinigter schwefelsaurer Indig (abgezogener Indig) verwendet. Für Anilinblau wird eine direkte alkoholische oder wässrige Farblösung genutzt.

3.6.3 Rotfärben

Beim Rotfärben kamen bislang Safflor (Carthamin), Cochenille und Orseille (franz. Purpur) zum Einsatz. Heutzutage wird mit Fuchsin, Corallin und Magdalarot (Naphtalinrot) gefärbt. Diese modernen Teerfarben sind wie das Anilinblau als einfaches Färbebad einzusetzen, bis die gewünschte Farbtiefe der Seide erreicht ist. Orseille erfährt durch Anillinviolett eine starke Konkurrenz.

TC-Vortrag 04 24/161 Waschen – Bleichen – Färben

3.6.4 Gelbfärben

Wau erzielt Gelbfärbung, zusammen mit Orleans ein Orange. Martiusgelb wird in der modernen Gelbfärberei eingesetzt. Daneben liefert Salpetersäure und Pikrin auf der Seide die gelbe Pikrinsäure, deren Farbton durch Alkalien vertieft werden kann, z. B. mit alkalischer Orleanslösung. Wie aus dem Vortrag zum sicheren Umgang mit Sprengstoffen vielleicht noch präsent, sollte man die explosive Wirkung von Pikrinsäure nie unterschätzen!

3.6.5 Grünfärben

Ordinäres Grün erhält man durch Gelbfärben mit anschließendem Blaufärben. Wau, Querzitron, Gelbholz oder Pikrinsäure für das Gelb als Basis, anschließend Indigcomposition, Indigcarmin, Anilinblau zum letztlich grünen Farbton. Solides Grün wird mit Bleu-Raymond blau vorgefärbt und dann mit Gelbholz behandelt. Neuerdings wird Anilingrün (Emeraldin) in großem Umfange eingesetzt.

3.6.6 Lilafärben

Lila kann mit Anilinviolett, Orseille oder Blauholz und Zinnchlorid erzeugt werden.

3.7 Baumwolle

Wie die Wolle wird auch Baumwolle meist als Garn oder Zeug gefärbt, um Verluste bei der Garnproduktion zu vermeiden. Baumwolle nimmt mit ihrer Cellulosefaser viele Farbstoffe schlechter an als die Wolle. Hingegen ist die Faser hitzestabil. Es wird eine wesentlich kräftigere Beize genutzt.

3.7.1 Blaufärben

Mit Vitriolküpe, Berlinerblau, Campecheholz und Eisenvitriol oder Kupferoxyd in Ammoniak kann Baumwolle blau gefärbt werden. Die Indigküpe wurde schon bei der Wolle erklärt. Indigblau wird auf der Baumwollfaser nahezu unlöslich gebunden. Um handelsübliche Baumwollgarne ganz einzufärben, sind mehr als acht Durchgänge beim Färben erforderlich. Das Garn wird jeweils tiefer eingefärbt und somit immer mehr dunkelblau. Im Innersten kann die Faser noch frei vom Farbstoff sein. Hierdurch bedingt ist eine Aufhellung durch Scheuern möglich. Dieses Indigoblau bleibt jedoch bei anhaltend starker Sonneneinstrahlung auf Dauer nicht blau, es kann sich zu einer gelben Form zersetzen.

3.7.2 Gelbfärben

Hier finden wir u. a. wieder Wau, Gelbholz, Quercitron, Orlean, aber auch Eisenacetat, Chromgelb, oder Avignonkörner.

3.7.3 Grünfärben

Zum Grünfärben von Baumwolle nutzt man Vitriolküpe und Quercitron.

3.7.4 Schwarzfärben

Zum Schwarzfärben der Baumwolle kann nach dem Beizen z. B. mit Tannin in alkoholischer Lösung Anilinschwarz genutzt werden. Die ältere Färbevariante bedarf einer blauen Grundierung mit Vitriolküpe, auf welcher dann eine Beize mit holzessigsaurem Eisen folgt. In einem Bad aus Galläpfeln und Blauholz wird dann zum Schwarz ausgefärbt.

TC-Vortrag 04 25/161 Waschen – Bleichen – Färben

3.7.5 Türkischrot

Krapp oder nunmehr auch künstliches Alizarin sind die bevorzugten roten Farbstoffe. Türkischrot (Adrianoplerot, indisch Rot) wird nach dem ersten Waschen noch lebhafter. Zuerst wird die Faser gebeizt (mordanciert) wobei das sogenannte Mistbad aus saurem Olivenöl, Potasche, Schafkot und Wasser angesetzt ist. Anschließend folgt das Weiß- oder Hauptölbad mit Tournantöl, Potasche und Wasser. Beim Trocknen beizt das Tournantöl in der Faser selbige. Überschüssiges Öl wird mit Potasche- oder Soda-Lösung ausgewaschen.

Nun folgt als zweiter Schritt das Gallieren (Sumachen, Schmacken) der gebeizten Baumwolle mit einer Lösung aus gekochten Galläpfeln oder Sumach. Die so gallierte Baumwolle wird mit neutraler Alaunlösung behandelt (Alaunlösung mit Natriumcarbonat) getrocknet und erneut alaunt.

Im dritten Schritt, der Krappung, wird dann mit Auskochungen von Krapp oder Krapppräparaten gefärbt.

Erst im vierten Schritt, dem Rosieren wird durch Erhitzen mit Seifenlösung, Zinnchlorür und Salpetersäure Tonerde durch Zinnoxid ersetzt und die scharlachrote Farbe erreicht.

3.8 Leinenfärberei

Die Leinenfärberei geht wie die Baumwollfärberei von statten. Einziger Unterschied ist, dass die Leinenfaser die Farbstoffe im Vergleich zur Baumwolle schlechter aufnimmt. Man muss also stärker beizen und ggf. mehr Farbstoffe einsetzen als bei Baumwolle. Leinen neigt zudem stärker zu vergilben. Gerade hier wird dann gerne später Wäscheblau eingesetzt oder nachgebleicht.

4 Farbstoffe und Pigmente Etliche Farbstoffe haben wir nun schon als Bestandteil bestimmte Färbeprozesse kennengelernt. Zum Abschluss dieses Vortrags möchte ich die Herkunft einiger wichtiger Farbstoffe vorstellen.

Zuallererst ist aber noch der Unterschied zwischen Farbstoff und Pigment zu klären.

Pigmente sind farbige Partikel, wie Sie sie z. B. in einer Wandfarbe oder einem Lack finden. Sie bedecken zusammen mit einem Bindemittel den bemalten Grund. Für eine bessere Farbwirkung kann dieser vorbereitet werden, damit die Farbe besser haftet oder, damit z. B. eine helle Farbe zur besseren Geltung kommt, wird ein bzgl. der Helligkeit unruhiger Grund hell vorgestrichen, damit der Farbeindruck später nicht fleckig wirkt. Pigmente haften sozusagen mechanisch auf dem Untergrund, sind aber meist sehr witterungsfest.

Farbstoffe verbinden sich mit dem zu färbenden Gut – entweder durch chemische Bindung oder durch eine extrem dichte Anlagerung ähnlich zweier Stabmagnete, die Sie, einmal zusammengebracht, kaum noch voneinander trennen können. Dafür sind viele Farbstoffe durch Mikroben, Licht oder chemische Prozesse veränderbar. Dies machen wir uns beim Bleichen und Färben zu nutze.

Die ältesten Farbstoffe kommen aus der Natur und werden aus Pflanzen oder Tieren gewonnen. Pigmente werden meist aus Mineralien gewonnen. Trotz der Vielfarbigkeit, die wir in der Natur vorfinden, lässt sich nicht jede Farbe als Farbstoff extrahieren und, wie Sie schon bemerkt haben, ist nicht jeder Farbstoff für eine bestimmte Textiltype geeignet.

TC-Vortrag 04 26/161 Waschen – Bleichen – Färben

4.1 Naturfarbstoffe aus Tieren

4.1.1 Purpur

Der griechischen Legende nach soll Herakles einst einer Nymphe namens Tyros nachgestellt haben. Als der Hund des Herakles in eine auf einer Klippe am Meer sitzende Purpurschnecke biss und seine Lefzen sich mit einem schönen Rot färbten, erklärte die Nymphe, Herakles erst wieder empfangen zu wollen, wenn er ihr ein Kleid mit dieser Farbe verschafft habe.

Etwas profaner klingt die Erklärung, wonach der Hund eines Fischers eine weggeworfene Purpurschnecke zerbissen haben soll. Als der Fischer die vermeintliche Wunde auswaschen wollte, entdeckte er die Beständigkeit der Farbe. Die Verwendung war schon den Phöniziern bekannt. Der teuerste Naturfarbstoff dürfte der Pupur sein, welcher vor allem aus der im Mittelmeer vorkommenden Pupur- oder Stachelschnecken gewonnen wird. Zum Färben von 1 kg Wolle sind ungefähr 10.000 Purpurschnecken erforderlich.

Pupur war die Farbe der höchsten Würdenträger und ein Zeichen von Luxus. Im alten Rom war der Farbstoff den Magistraten und Senatoren vorbehalten, die einen purpurnen Streifen an ihrer Kleidung tragen durften. Später trug der Kaiser eine Toga, die ganz mit Purpur gefärbt war. Könige, Päpste und Kardinäle folgten der Mode. Tatsächlich betrieben auch Privatleute mit Purpur Kleiderluxus trotz der verschiedensten Erlasse.

Junge Könige trugen einen anfangs mit grünem Purpur gefärbten Mantel (pallium). Im Laufe der Zeit verfärbte sich der Mantel rot. Es zeigt somit auch eine symbolische Wandlung vom unreifen zum reifen Herrscher. In Mose 2, 26 wird Pupur für das Färben von Stoffen für das Allerheiligste benannt.

Die Hypbranchialdrüse in der Decke der Atemhöhle der Purpurschnecken liefert einen gelben Schleim, der Cholinester enthält. Dieses Sekret kann die Schnecke zum Lähmen und Entspannen von Muskeln der attackierten Mollusken anwenden, von denen sie räuberisch lebt. Aber auch zur Verteidigung ist das Sekret geeignet. An der Luft und unter Lichteinwirkung verfärbt es sich erst nach grün, dann nach blau und letztlich nach purpur oder scharlachrot. Chemisch ist dieser Farbstoff eng mit Indigo verwandt – er weist nur zwei Bromsubstituenten als Unterschied auf.

6,6’-Dibromindigo (Purpur)

4.1.2 Karmin

Karmin ist ein organischer roter Farbstoff. Es handelt sich um Calcium- und Aluminiumsalze der Karminsäure. Der mit diesem Farbstoff erzielte Farbton wird auch als Scharlachrot bezeichnet. Der Begriff erklärt sich von dem arabisch-persischen Wort kermes für Scharlachbeere. Gebräuchlich sind auch die Bezeichnungen Karmoisin, Karmesin, Cochenille (Koschenille). Für den Farblack finden sich außerdem Bezeichnungen wie Florentiner Lack, Kugellack, Münchner Lack, Pariser Lack oder Wiener Lack.

TC-Vortrag 04 27/161 Waschen – Bleichen – Färben

Die Kermes-Schildlaus lebt in Europs auf den Wurzeln diverser Pflanzen. Schon in der frühen Eisenzeit um 800 v. Cr. (Hallstatt –Kultur) wurde hiermit gefärbt. In Mittel und Süd-Amerika findet sich ein Äquivalent in der Cochenilleschildlaus, deren rote Weibchen auf Opuntien (Feigenkakteen) leben. 10.000 getrocknete Schildläuse enthalten etwa 14 % Karmin und liefern ein Kilogramm Cochenille – daraus ergibt sich letztlich ca. 50 Gramm Karmin.

Karmin wird als Ersatz für Pupur verwendet, z. B. für Kardinäle, aber auch in Schminken (Lippenstift) oder als Lebensmittelfarbe kann Karmin eingesetzt werden. Die Schildlaus schützt sich mit der Karminsäure vor Fraßfeinden.

7-β-D-Glucopyranosyl-9,10-dihydro- 3,5,6,8-tetrahydroxy-1-methyl-9,10- dioxoanthracencarbonsäure

4.2 Naturfarbstoffe aus Pflanzen

Farbflecken durch Pflanzen kennt fast jeder. Das Blattgrün, Chlorophyll, aber auch andere farbige Verbindungen wie das orangefarbene Carotin sind allgegenwärtig.

4.2.1 Indigo

Ein interessanter und sehr alter Pflanzenfarbstoff ist Indigo. Er kann in Mitteleuropa aus Färberwaid (Isatis tinctoria), in Indien jedoch wesentlich effektiver aus Indigofera-Arten gewonnen werden.

Ägypter und Römer wussten schon damit zu färben. Die Gewinnung aus der Indigopflanze lässt sich bis ins Altertum nachweisen. Bereits in vorchristlicher Zeit finden sich Indigofera-Arten in Indien, Ostasien und Ägypten. Plinius beschrieb die Herkunft der Farbe aus Indien. In Europa war der Farbstoff aus der Indigo-Pflanze bis zum 12. Jahrhundert selten, er wurde in kleinen Mengen über Syrien und Alexandria aus Indien importiert.

Auch der Färberwaid wurde im Mittelmeerraum und Westeuropa bereits in der Antike zum Färben genutzt. Im Mittelalter kannte man in Europa keinen anderen blauen Farbstoff als Indigo. Vom 12. bis zum 17. Jahrhundert wurde Färberwaid in Thüringen angebaut, wobei nach Schätzungen ungefähr 3.750 ha mit der Pflanze bestellt waren.

Die Indigofera-Pflanze in Indien liefert die dreißigfache Farbstoffmenge im Vergleich zu Färberwaid, so dass der Anbau in Europa im 17. Jahrhundert unrentabel wurde, als die Engländer indische Kolonien als Quelle nutzen konnten.

Als Ersatz für Indigo wurde von amerikanischen Siedlern der Bastardindigo (Amorpha fruticosa) für das Blaufärben benutzt. Heute wird Indigo noch in Brasilien und El Salvador kultiviert. Man nutzt die farbstoffreichen Arten Indigofera arrecta und I. sumatrana.

Der aus dem Waid gewonnene Brei wurde zu Waidkugeln getrocknet und nach Bedarf, vorwiegend in den Wintermonaten, mit Urin angefeuchtet und nach Zugabe von Potasche vergoren. 300 kg Pflanzenmaterial lieferten etwa 1 bis 1,5 kg Indigo.

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4.2.2 Safran und Carotinfarbstoffe

Von vielen Lilien, Tulpen oder Krokusarten kennen Sie den Effekt, dass die Pollen stark färbend sind. Eine besonders exquisite Form ist der Safran, eine Krokusart, welche vor allem in Persien angebaut wird. Die Staubfäden des Crocus sativus gehören zu den teuersten Gewürzen der Welt (Safranal liefert den aromatischen Duft und Picrococindie wirkt als Bitterstoff). Man kann mit dem Safran aber nicht nur Speisen verfeinern und färben, auch als technischer Farbstoff ist er in Gebrauch.

Der intensive goldgelbe Farbstoff Crocin gehört neben anderen Carontinoiden zu den Farbstoffen, welche sich vom Carotin ableiten. Carotine haben liefern meist eine gelb-orangefarbene Tönung. Sie sind auch in den meisten Blättern der Bäume neben dem grünen Chlorophyll vertreten. Während das Chlorophyll im Herbst aus den Blättern verschwindet (von der Pflanze teilweise gespeichert wird, verbleiben die Carotin- und Carotinoid-Moleküle in den Blättern und so kommt es zu deren gelb-roter Herbstfärbung.

Crocin wird als Goldimitat bei Schriften eingesetzt. Mit Crocin angefärbtes Zinn oder Silber sieht bei flüchtiger Betrachtung wie Gold aus. Es kann auch als Zuschlag für eine Farbstoffmischung dienen.

Ähnlich dem Safran ist Curcuma, welches in indischen Gewürzmischungen häufig ist und dem wie dem Safran positive medizinische Wirkung nachgesagt wird. Safran in Natronlauge bleibt gelb, Curcuma wird trüb und schlägt nach rot um. Auf das Fälschen von Safran stehen hohe Strafen.

‚Falscher Safran‘, Safflor, wird aus der Färberdistel Cathamus tinctorius gewonnen und in der Seidenfärberei genutzt. Beim Kochen dient es nur mit seiner Farbe, aber es hat entgegen dem Safran kein Aroma oder Duft. Der rote Farbstoff Carthamin ist wasserunlöslich (C14H16O7) und kommt gereinigt als Safflorcarmin in den Handel. In der Seidenfärberei kommt er zum Einsatz, wenn auch diese preiswertere Farbe nicht so haltbar ist. Mit gepulvertem Talg gemengt lässt sich hieraus auch Schminke herstellen.

4.2.3 Carotine und Xanthophylle

Xanthophlylle enthalten im Gegensatz zu Carotinen auch Sauerstoff. Zusammen bilden sie die Gruppe der meist fettlöslichen Carotinoiden. Sie sind das Grundgerüst einiger Farbstoffe, die wir aus dem Pflanzenreich kennen.

β-Carotin

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α-Carotin

Lycopin (Tomate: Solanum lycopersicum) Hagebutte

Canthaxanthin

4.2.4 Krapp

Aus der 10-25 cm langen gelbroten Wurzel der Färberröte wird inEuropa (Rubia tinctorium), im Orient (Rubia peregrina) und Asien (Rubia mungista) ein Farbstoff gewonnen. Das gemahlene Pulver ist noch luft- und lichtempfindlich. Die besten Wurzeln aus Smyrna und Zypern kommen unter dem Namen Lizari und Alizari in den Handel. Der Farbstoff Ruberythinsäure in der Wurzel lässt sich in Zucker und Alizarin trennen. Das gelbe Alizarin wird mit Alkalien oder Erden rot. Daneben enthält Krapp noch die Substanz Purpurin.

Krapplack besteht aus Alizarin und Purpurin zusammen mit basischen Tonerdesalzen. Neben der Bezeichnung Krapp gibt es viele geographisch bedingte alternative Bezeichnungen, z. B. azala aus dem Arabischen.

4.2.4 Rotholz

Rot- oder Brasilienholz wird aus Bäumen der Gattung Caesalpinia gewonnen. Das harte rotgelbe Holz kommt vor allem aus Brasilien (Fernambukholz Caesalpiniabrasiliensis s. crista). Der Farbstoff nennt sich Brasilin. Er ist nicht ganz so stabil, eignet sich aber z. B. auch für die Herstellung roter Tinte.

4.2.5 Santelholz

Santel- oder Kaliaturholz gibt es im Handel in gelber oder roter Variante. Pterocarpus Santalinus ist der Name des in Ceylon und Ostinidien beheimateten Baumes, welcher den roten Farbstoff liefert (16%). Das farblose Santal wird zum roten Santalin oxidiert. Alternativ gibt es mit dem afrikanischen Barwood oder Camholz (Baphia nitida) eine weitere Quelle für Santalin (23%). In der Wollfärberei erreicht man hiermit einen Braunton.

4.2.6 Safflor

Die Blütenblätter der Färberdistel Carthamius tinctorius liefert den roten, wasserunlöslichen Farbstoff Carthamin. Vor allem in der Seidenfärberei eingesetzt, lässt sich hieraus aber mit Talg auch rote Schminke herstellen.

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4.2.7 Orseille, Persio, Cudbear, roter Indig

Eine teigartige Mischung aus bestimmten pulverisierten und fermentierten Flechten vor allem aus Frankreich, den Pyrenäen sowie den canarischen Inseln aber auch aus Lima und Valparaiso liefert das rote Orseille. Hauptbestandteil ist der Farbstoff Orcein. Alternativ wird in Schottland, England und Frankreich aus Flechten Persio, Cudbear oder roter Indig als rötlich violettes Pulver hergestellt.

4.3 künstliche Farbstoffe

Wie wir bei den natürlichen Farbstoffen gesehen haben, ist das gemeinsame Merkmal offenbar ein großer Molekülkörper oder Ketten mit sich abwechselnden Einfach und Doppelbindungen. Das hierdurch entstehende Elektronengitter fängt bestimmte Wellenlängen des Lichts ab und es entsteht ein Farbeindruck. Diese Eigenschaft der ‚Lichtfänger‘ finden wir auch im zum Ring geschlossenen Kohlenwasserstoff, dem Benzol, der aus 6 Kohlenstoff und 6 Wasserstoff besteht. Abwandlungen hieraus entstehen, wenn anstelle einzelner Wasserstoffatom andere Molekülgruppen an den Ring gebunden werden, sogenannte Derivate. Den Austausch vom Wasserstoff gegen eine andere Gruppe nennt man auch Substitution. Diese Substituenten können die Elektronenwolke vergrößern und ihre lichtfangenden Eigenschaften verändern. Neben anderen Kohlenwasserstoffketten können auch Sauerstoff, Stickstoff oder Schwefel hinzukommen.

Benzol selbst ist noch farblos. Ein Faden, dem man durchs Wasser zieht, wird kaum einen Fisch dazu verleiten, anzubeißen. Knoten wir jedoch einen passenden Haken und Köder daran, wird es schon wahrscheinlicher. Mit dem richtigen Köder fängt man auch dann den richtigen Fisch. Ähnlich ist dies bei den Farbstoffen. Werden am Benzol die richtigen ‚Molekülfäden‘ und Gruppen als ‚Lichtköder‘ angebunden, wird das resultierende Molekül farbig und kann je nach Eigenschaft auch zum Färben genutzt werden.

4.3.1 Schwarzer Teer wird bunt - Anilinfarben

Die Herstellung von Anilinfarben beruht auf der Benzolverarbeitung. Aus der trockenen Destillation der Steinkohlen z. B. entsteht unter anderem Teer, eine Mischung fester sowie flüssiger Kohlenwasserstoffe (z. B. Benzol, Toluol, Anthracen, Naphtalin), Säuren (z. B. Carbol- oder Phenylsäure, Cresylsäure), Basen (z. B. Anilin, Chinolin, …) und Asphalt. Hieraus lassen sich Farbstoffe gewinnen. 100 kg. Kohle ergeben 3 kg. Teer. Aus 100 kg Teer wiederum lassen sich ca. 1,1 kg reines Fuchsin gewinnen oder 2,2 kg Rohanilin. Aus 60 Zentnern Steinkohle lässt sich also ein kg Fuchsin gewinnen.

4.3.2 Vom Benzol zum Anilin

Das käufliche „Benzol“ ist ein Gemisch aus Benzol C6H6, und seinen einfach: Toluol C7H8

bzw.C6H5(CH3), oder zweifach substituierten Methylderivaten: Xylol C8H11 bzw.C6H5(CH3)2 sowie dreifach: Cumol C9H12, und vierfach Cymol C10H14). Durch Destillation wird das Gemisch fraktioniert.

Benzol, Benzen Toluol (Methylbenzen, Methylbenzol, Phenylmethan)

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Xylol (ortho, meta, para)

Cumol (1-Methylethyl)benzol

Cymol (ortho, meta, para)

Benzol kann aus Teer, aber auch mit Hilfe schwererer Kohlenwassersoffen gewonnen werden, welche Benzol aus Leuchtgas herausziehen können.

Mit Salpetersäure wird aus Benzol das Nitrobenzol gewonnen – eigentlich wiederum eine Mischung aus Nitrobenzol, Nitrotoluol und Nitroxylol). 1834 war es erstmals unter dem Namen „essence de mirbane“ oder „Mirbanöl“ im Handel. Letztlich lassen sich drei Varianten anhand des Siedepunktes unterscheiden:

leichtes Nitrobenzol 205-210°C Mirbanöl, => künstliche Bittermandelduftessenz für Seifen, schweres Nitrobenzol 210-220°C fettig riechend, => rote Anilinfarben sehr schweres Nitrob. 222-235°C => Anilin, Anilinviolett, Anilinblau

4.3.3 Anilin

Aus dem Nitrobenzol C6H5NO2 lässt sich durch Reduktion Anilin C6H7N darstellen Rohanilin ist eine Mischung aus Anilin C6H7N, Toluidin C7H9N und Pseudotoluidin C7H9N und wird auch als Anilinöl bezeichnet.

1826 entdeckte man Anilin und seine Farbfähigkeit als Bestandteil des Indig (Kyanol oder Blauöl sowie die Grundsubstanz Krystallin), 1833 seine potentielle Herkunft aus Steinkohlenteer. 1841 entstand nach weiteren Analysen nach dem portugiesischen Namen ‚anil‘ für Indig der Begriff Anilin. 1842 entwickelte man parallel aus Nitrobenzol und Schwefelwasserstoff eine Substanz namens Benzidam. Als man später entdeckte, dass Krystallin, Kaynol, Benzidam und Anilin identisch sind, behielt man den Namen Anilin bei.

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Nitrobenzol Anlilin

In der Technik gewinnt man Anilin durch eine Reduktion von Nitrobenzol mit Eisen in Gegenwart von Salzsäure (Bechamp-Reduktion): Nitrobenzol, Eisen und Wasser reagieren zu Anilin und Eisen(II,III)-oxid. Anschließend wird mit Branntkalk (CaO) neutralisiert, und das Anilin zusammen mit dem Wasser abdestilliert. Das als Nebenprodukt entstehende Eisen(II,III)-oxid kann als Pigment eingesetzt werden.

Auf Basis des Anilins können die unterschiedlichsten Farbstoffe hergestellt werden. 1826 entdeckte der Chemiker Unverdorben Anilin bei der Destillation von Indig. 1833 entdeckte Runge es im Steinkohleneer. Weitere ‚Entdeckungen‘ folgten. A.W. Hofmann gilt als einer der bedeutendsten Anilinchemiker.

Die Qualität des Anlinöls ist abhängig vom Herstelllungsprozess, also mit welchen Bestandteilen an Nitrobenzol und Benzol sowie mit welchem Verfahren diese zu Anlilinöl umgesetzt wurden. Je nach Zusammensetzung ergeben sich unterschiedliche Siedepunkte die wie beim Mirbanöl ven der Zusammensetzung abhängen, hier vor allem von Anilin und Toluidin.

Aus dem Anilinöl stellt man industriell die Anilin- oder Toluidinfarben her. Zur Zeit werden jährlich ca. 3.500.000 Pfund Anilinöl weltweit verarbeitet, davon 2.000.000 allein in Deutschland, der Rest vor allem in der Schweiz, England und Frankreich. Auf die Herstellungsverfahren möchte ich hier nicht eingehen. Im Skriptum finden Sie nähere Angaben. Hier seien nur die Farben und einige ihrer alternativen Produktnamen benannt.

Anilinrot – Fuchsin, Azaleïn, Mauve, Magenta, Roseïn, Tyralin, Rosanilin Anilinviolett – Anlilinpurpur, Anileïn, Indisin, Phenameïn, Harmalin,, Violin,

Rosolan, Mauveïn Anilinblau – Azulin, Azurin Anilingrün – Aldehydgrün, Emeraldin, Jodgrün Anilingelb/Anilionorange – Aurin Chrysanilin, Anilinbraun – Havannabraun, Bismarkbraun Anilinschwarz – Indigschwarz, schwarzer Indig, Lukasschwarz

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4.3.3 Weitere künstliche Farbstoffe

Phenol 

Den Anilinfarben nahestehend sind die Farben welche man aus der Carbolsäure (Phenylsäure, Phenol) herstellt. Hieraus entstehen die Farbstoffe: Pikrinsäure, Phenylbraun, Granatbraun, Corallin und Azulin.

Auf die gelbe Pikrinsäure will ich besonders hinweisen. Ihre chemische Struktur eine besondere – es handelt sich um Trinitrophenylsäure, sie ist also dem Trinitrotoluol nahestehend. Durch die hohe Anzahhl der Nitrogruppen weist Pikrinsäure eine nicht zu unterschätzende Reaktivität auf, weshalb sie wie andere brisante Sprengstoffe mit entsprechender Vorsicht zu behandeln ist. Aber sie wird auch gern bei der Herstellung gelber Farbstoffe eingesetzt.

Naphtalin  

Aus Benzol und Azetylen stellt man Naphtalin her. Unter Salpetersäure entsteht Phtalsäure. Aus dem Naphtalin lässt sich analog zum Anilin die Base Naphtylamin herstellen. Hieraus entstehen die Farben

Martiusgelb – Manchestergelb, Naphtalingelb

Magdalarot – Naphtalinrot

Naphtalinviolett

Naptalinblau.

Anthracenfarben 

Anthracen (Paranaphtalin, Photen) kann aus Kohlenteer gewonnen werden. 1869 wurde hieraus das Anthtracenrot, künstliches Alizarin hergestellt, welches wohl als Konkurrenz zur Krappfärbung aufkommt.

Chinonin‐Farbstoffe 

Auch der Chininfabrikation bekannte Stoffe können auch aus dem Teer gewonnen werden. Das Chinonin als Abfallprodukt der Chininfabrikation kann zu einem lebhaft blauen Farbstoff, dem Cyanin oder Lepidinblau umgesetzt werden.


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