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[Mitteilungen aus dem Allgemeinen Chemischen Universitats-Laboratorium Gottingen.]

(Eingelaufen am 15. September 1939.)

f7ber das '7-Dehydro-epi-cholesterin ; von A . W i n d a u s und J . Naggatz.

&lit 6 Figuren im Text.

Vor einiger Zeit haben Marke r und seine Mitarbeiter') angegeben, da8 sie durch Hydrierung des Ergosterons mittels Aluminium-isopropylat das Bpi-ergoskrin %) erhalten hatten. Da es uns interessierte festxustellen, ob das Epi-ergosterin gleich dem Ergosterin durch ultraviolettes Licht anti- rachitisch aktivierbar ist, haben wir die Versuche der amerikanischen Forscher wiederholt und haben gefunden, da8 der von ihnen beschriebene Stoff kein Epi-ergosterin (I) ist, sondern vermutlich als ein Epi-allo-ergosterin von der Formel I1 aufgefa8t werden mu03).

(\F<SH17 (\yT7 /\77\/ CH,

/\I/-../-

3 I P ~ I/ IbH I I1 HO,,'''\/ \/ HO /\// \/

I Epi-ergosterin I1 Epi-allo-ergosterin (?)

Es enthiilt die Doppelbindungen in nicht konjugierter Stellung in zwei Ringen und ist erwartungsgemafi anti- rachitisch nicht aktivierbar. Allerdings ist dem rohen,

I) Marker, Kamm, Laucius u. Oakwood, Am. Soc. 59, 1840 (1937).

z, Unter Epi-sterinen versteht man die Isomeren, die sich von den Sterinen nur durch die sterische Anordnung der Substituenten am Kohlenstoffatom 3 des Steringerustes unterscheiden.

9, A. Windaus u. K. Buchholz, B. 71,576 (1938); 72,597 (1939).

Uber dm 7-Dehydro-epi-cho~esterin. 205

durch Digitonin nicht fallbaren Epi-allo-ergosterin') eine sehr geringe Menge des durch sein Spektrum nachweis- baren Epi-ergosterins beigemischt ; in reinem Zustand haben wir aber diesen Stoff nicht zu gewinnen vermocht. Das rohe, mit etwas Epi - ergosterin verunreinigte Epi-allo- ergosterin ist im Gegensatz znm reinen Epi-allo-ergosterin durch ultraviolettes Licht antirachitisch aktivierbar ; hierfur mu4 die kleine Menge beigemengten Epi-ergosterins ver- antwortlich sein. Es ist also wahrscheinlich, daS die Epi- derivate der Provitamine D in wirksame Bestrahlungs- produkte uberfuhrbar sind.

Um dieses Ergebnis ganz sicher zu stellen, haben wir uns sehr bemiiht, ein Epi-provitamin in reinem Zustande darzustellen und haben hierfur das 7-Dehydro-epi-chole- sterin (X) gewahlt.

Zur Bereitung dieses Stoffes sind wir von dem schon bekannten Epi-cholesterin ausgegangen und haben auf dieses die bei der Uberfuhrung von Cholesterin in 7-Dehydro- cholesterin angewandten Methoden ubertragen ". Hierbei treten allerdings d a d m h Schwierigkeiten auf, daS die Epi- derivate zwischen Kohlenstoffatom 3 und 4 leichter Wasser abspalten als die normalen Sterine.

Fur das Epi-cholesterin sind drei Darstellungsverfahren angegeben; das erste Verfahren3) - Behandlung der G r i g - nard -Verbindung des Cholesterylchlorids mit Sauerstoff - sol1 sehr geringe Ausbeuten ergeben und ist von uns nicht versucht worden; das zweite Verfahren"), das vom 7-0x0- cholesleryl-chlorid ausgeht , haben wir nachgearbeitet , ohne jedoch Epi-cholesterin erhalten zu konnen; das dritte Ver- fahren5) - die Hydrierung des A,-ChoZestenons mit Raney-

l) Alder den mit Digitonin nicht fdlbaren Epi-Sterinen bilden sich bei der Hydrierung des Ergosterons auch Allo-ergosterin und Ergosterin. A. W i n d a u s u. K. B u c h h o l s , a. a. 0.

W i n d a u s , L e t t r b ut S c h e n k , A. 5'70, 98 (1935). 3, M a r k e r , O a k w o o d u. Crooks , Am. SOC. 58, 481 (1936). 4, M a r k e r , K a m m , F l c m m i n g , P o p k i n u. W i t t l e , Am. SOC. 69,

6, R u z i c k a u. G o l d b e r g , Helv. 19, 1407 (1936). 618 (1937).

206 W i n d a u s und N a g g a t z ,

Nickel - hat sich gut bewahrt und lafit sich auch auf groJ3e Ansatze iibertragen.

Das so erhaltene Epi-cholesterin haben wir in das schon von Ruzicka und Go ldbe rg beschriebene Acetat (111) ver- wandelt und dieses mit Chromsaureanhydrid oxydiert. Dabei entstehen hauptsachlich zwei Stoffe, Stoff A vom Schmelz- punkt 163O und Stoff B vom Schmelzp. 119O.

Stoff A hat die Formel C,,H,,O,; er hat uber 220 mp kein charakteristisches Absorptionsspektrum und ist also kein a,p-ungesattigtes Keton; bei vorsichtiger Verseifung spaltet er 1 Mol. Essigsaure ab und liefert das schon be- kannte d4-Cholesten-3,6-dion (V). Dem StoE A kommt also wahrscheinlich die Formel (IV) zu.

IV V d4-Cholesten-3,6-dion

Stoff B ist erst nach der Adsorption an Aluminium- oxyd in annahernd reinem Zustande gewonnen worden; er besitzt das Spektrum eines u,P-unges&ttigten Ketons nnd geht sehr leicht unter Abspaltung von Essigsaure in das schon bekannte - Clholestadien-7-on (VII) uber. Der StoEB ist also annahernd reines 7-0x0-epi-cholesteryl-acetat (VI).

CH8I /\/\/

CH3l / \ I / \ /

ILH I I i I &gC0CO/' \/ \/ ~ , C O C ~ . . ' " \ / \/=O 111 Epi-cholesteryl-acetat VI 7-0x0-epi-cholesteryl-acetat

VII d~.s-Cholestadien-7-on

Vber das 7-Dehydro-epz-chobsterin. 207

Durch Hydrierung des 7-0x0-epi-cholesteryl-acetats mit Aluminium-iso-propylat erhalt man zwei isomere 7-Oxy-epi- cholesterine (VIII und IX), die sich nur durch die sterische Anordnung der Substituenten am Kohlenstoffatom scheiden.

CH, I \c18H30

//H I C O H

/ \ I / \ /

H@‘‘\/ \/.--H VIII a-Diol

7 unter-

CH, 1 /\/\/

CH,l

___+

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//H I CB I li Ho,,,,’’\/ \/”‘.-OH Hot/’\/ \/

IX P-Diol X 7-Dehydro-epi-cholesterin

Die beiden Diole, die provisorisch als u- und P-7-Ozy- epi-chokesterin bezeichnet werden sollen, geben schon kry- stallisierte Diacetate, mit deren Hilfe sie sich in reinem Zustande gewinnen lassen. Das in Methylalkohol schwerer losliche a-Diacetat schmilzt bei 165 O, das p-Diacetat bei 145O.

Das durch Verseifung des a-Diacetats gebildete a-Diol bildet weiSe Flocken vom Schmelzp. 175q es liefert ein krystallisiertes u-Dibenzoat vom Schmelzp. 154 O. Das aus dem p-Diacetat dargestellte p-Diol bildet feine Nadeln vom Schmelzp. 173O. Sein Dibenzoat haben wir nicht krystalli- siert erhalten.

Um zu dem gesuchten 7-Dehydro-epi-cholesterin (X) oder zu einem Derivat dieses Stoffes zii gelangen, mu13 man aus den Diolen zwischen den Kohlenstoffatowen 7 und 8 ein Molekiil Wasser oder aus den Dibenzoaten an derselben Stelle 1 Mol. Benzoesiinre abspalten, ohne daB eine Reaktion am Kohlenstoffatom 3 erfolgt.

Bei dem friiher untersuchten 7-Oxy-cholesterin-dibenzoat gelingt dieser Vorgang ziemlich glatt, weil die Abspaltuug zwischen C, und C, vie1 leichter erfolgt als zwischen C,

208 W i n d a u s und N a g g a t z ,

und C,. Bei den Epi-derivaten, vor allem beim a-Diol- benzoat , ist dieser Unterschied vie1 weniger ausgepragt.

Wir haben sehr viele Versuche am a-Dibenzoat vor- genommen; dabei ist es uns aber niemals gelungen, die Reaktion in der gewiinschten Weise durchzufuhren. Wir haben entweder nur das von Eckhard t l ) beschriebene A3,j,7 - Cholesta-trien (XI) oder unverandertes Ausgangs- material gefabt, aber niemals einen Stoff mit dem charakte- ristischen Spektrum eines 7-Dehydro-cholesterins.

Vie1 giinstiger ist aber das Ergebnis am P-Dibenzoat. Durch vorsichtiges Erhitzen auf 195' i. Hochv. gelingt es, in ziemlich glatter Weise nur 1 Mol. Benzoesaure an der gewiinschten Stelle (zwischen C, und C,) aus dem P-Dibenzoat abzuspalten. Keben wenig Cholesta-trien (XI), das sich im Vorlauf befindet, geht allmahlich ein zahfliissiges 01 iiber, ails dem sich 7-Dehydro-e~i-ChoZesteryFbe72zoat gewinnen l&5t ; es bildet feine Nadeln vom Schmelzp. 1 l t ) O ; das durch Ver- seifung des Benzoats bereitete 7-Dehydro-e~i-choZesterin (X) krystallisiert in kleinen Nadeln vom Schmelzp. 125-126 O.

Sein Spektrum stimmt rnit demjenigen des 7 -Dehydro- cholesterins iiberein; durch Digitonin ist es nicht fallbar, sein Acetat bildet lange Nadeln vom Schmelzp. 114-115 ".

Bei der zum Vergleich in derselben Weise durch- gefiihrten Bestrahlung des Ergosterins und des 7-Dehydro- epi-cholesterins erfolgen die Anderungen des Spektrnms genau in derselben Weise und auch mit derselben Ge- schwindigkeit 2).

l) B. 71, 468 (1938). 4 In Anbetracht der wiederholt ausgesprochenen Vermutung, daB

das Lumisterim nichts anderes wie Epi-ergostwin sein diirfte, ist es bemerkenswert, daB das 7-Dehydro-epi-cholestm-in und das durch Be- strahlung des 7-Dehydro-cholesterins gebildete Lumisterin, zwei Stoffe mit ganz verschiedenen Eigenschaften sind.

Uber das 7-Dehydro-epi-cholesterin. 209

Das mit den Magnesinmfunken bestrahlte 7-Dehydro- epi-cholesterin ist auf antirachitische Wirkung untersucht worden. Dabei hat sich herausgestellt, da13 es etwa l/lo

so wirksam ist wie ein unter denselben Bedingungen be- strahltes 7-Dehydro-cholesterin.

Beschreibung der Versuche. 0 x y da t i o n d e s E p i - c h o 1 e s t e r yl a c e t a t s.

25 g Epi-cholesterylacetat werden in 250 ccm reinem Eisessig gelost; zu der Losung, die wahrend der Oxydation auf 50° erwiirmt wird, llSt man im Laufe 1 Stunde eine Losung von 17,5 g Chromsaureanhydrid in 25 ccm 50-proc. Essigsaure hinzutropfen. Nach 3-stundigem Stehen wird die uberschiissige Chromsaure reduziert, die Losung i. V. eingeengt und der Ruckstand mit vie1 Wasser versetzt. Das in Wasser unlosliche Material wird in Ather auf- genommen und in der ublichen Weise in einen neutralen nnd einen sauren Anteil zerlegt. Der neutrale Anteil bildet nach dem Abdampfen des Athers ein hellgelbes, zah- fliissiges 01. Ausbeute 18 g.

Stoff A : Dieses rohe Oxydationsprodukt wird a m siedendem Nethanol umkrystallisiert ; es scheiden sich dann 3,s g Krystalle des Stoffes A aus, der nach mehrmaligem Umkrystallisieren lange Nadeln vom Schmelzp. 163 O bildet.

C,,H,,O, Ber. C 75,93 H 10J2 Gef. C 75$9 H 9,89. 5,010 mg Subst.: 13,005 mg CO,, 4,430 mg H,O.

Dem Stoff A kommt wahrscheinlich die Formel IV eines ~3-Cholesten-6-on-3,5-diol-3-mono-acetats zu.

Schon bei der Adsorption an Aluminiumoxyd spaltet er leicht Essigsaure ab, es bildet sich eine gelbe Zone, aus der sich das bekannte A,- Choleslen-3, B-dion vom Schmelz- pnnkt 123O eluieren la&.

4,836 mg Subst.: 14,430 mg CO,, 4,620 mg H,O.

Auch beim Stehenlassen des Stoffes A mit 1-proc. methylalko- holischer Natronlauge mird Cholestendion gebildet.

Zur Identifieierung des Cholestendions haben wir noch das sehr charakteristische Mono-pkenyl- hydrazm bereitet, das scliwer losliche gelbe Blattchen vom Sclimclzp. 272 O bildet.

C2,H,,02 Ber. C 81,34 I1 10,63 Gef. C 81,38 H 10,69.

.4nnalen der Chemie. 642. Band. 14

210 Windaus und N a g g a t z ,

5,363 mg Subst.: 15,970 mg CO,, 4,630 mg H,O. - 3,186 mg Subst.: 0,147 ccm N, (18,5O, 766 mm).

C,,H,,ON, Ber. C 81,08 H 9,91 N 5,74 Gef. C 81,21 H 9,66 N 5,45. Auch das schon yon S t a n g e beachriebene Disemicarbazon l) haben

wir sowohl aus dem Cholestendion als auch aus dem Stoff A erhalten.

5,545 mg Subst.: 1.3,800 mg CO,, 4,530 mg H,O. - 3,101 mg Subst.: 0,422 ccm N, (20,5O, 766 mm).

C,,H,,O,N, Ber. C 68,Ol H 9,61 N 16,35 Gef. ,, 67,88 ,, 9,14 ,, 15,95.

Das Absorptionsspektrum des Cholestendions und des Disemicarbazons ist auf Fig. 1 wiedergegeben.

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250 ly JM- >sow

Fig. 1. Chq_lestendion, 0,02 Losung in Ather,

- - - - Cholestendion-disemicarbazon, 0,02 o/o Losung in Chloroform.

P 15 -

ia -

5 -

20;)w 2hlnly 2 --+. 3hQV

Fig. 2. 7-0x0-epi-cholesterylacetat in 0,02 O/,,

iitherischer Losung, E~~~ mp = 12410.

I) H. 223, 245 (1934).

Uber das 7-l)ehl~dro-epi-cliolesterin. 211

stoff B: Die Hiutterlaugen des Stoffes A werden i. V. ein- gedampft, der Ruckstand wird in Benzin-Benzol 1: 1 gelost und an Aluminiumoxyd adsorbiert ; hierzu verwendet man ein Aluminiumoxyd, das einige Zeit (2 Wochen) an der Luft gestanden hat, da durch frisch gegluhtes Aluminiumoxyd Essigsaure aus dem Stoff B (7-0x0-epi-cholesterylacetat) ab- gespalten wird und A,,,-Cholestadien- 7 -on (VII) gebildet wird. Beim Eluieren des adsorbierten Materials kommt zuerst etwas unangegriffenes Epi-cholesteryl-acetat, dann folgt in einer schwach gelblichen Zone das 7-0x0-epi-cholesteryl- acetat und zuletzt in einer gelben Zone etwas Cholestendion.

Das 7-0x0-epi-cholesteryI-acetat (VI) wird nach Ab- dampfen des Benzins-Benzols aus Methanol umkrystallisiert und bildet Blattchen vom Schmelzp. 119 O. Das Absorptions- spektrum, das ein Maximum bei 234 mp zeigt, ist auf Fig. 2 wiedergegeben.

Bei der Analyse hat das 7-0x0-epi-cholesteryl-acetat etwas zu hohe Kohlenstoffwerte gegeben, vermutlich ist ihm etwas Cholestendion oder Cholestadien-7-on beigemischt. Bei der Hydrierung liefert es aber in glatter Reaktion die beiden isomeren 7-Oxy-epi-cholesterine.

a- und P-7-Oxy-epi-eholesterin. Eine Losung von 5 g 7-0x0-epi-cholesteryl-acetat und

15 g Aluminium-isopropylat in 500 ccm Isopropyl-alkohol wird etwa 24 Stunden zum Sieden erhitzt und dabei das gebildete Aceton und ein Teil des Isopropyl-alkohols langsam abdestilliert; d a m wird die Losung mit 300 ccm verdunnter methylalkoholischer Kalilauge versetzt und nach 1-stundigem Stehen in 3 Liter kaltes Wasser gegossen. Die ausgefallte organische Substanz wird abfiltriert, in Ather gelost, die atherische Losung getrocknet und auf ein kleines Volum eingedampft. Hieraus wird durch Zusatz niedrigsiedenden Petrolathers dss Gemisch des EC- und $-7-Oxy-epi-chole- sterins ausgefallt. Durch mehrstundiges Kiihlen mit Aceton und Kohlendioxyd wird die Ausfdlung moglichst vollstkndig gemacht; die Diole bilden ein rein weifles, in Petrolkther unlosliches Pulver. Ausbeute etwa 4 g.

14 *

212 Windaus tend Naggatx ,

4 g dieses Materials werden bei Zimmertemperatnr mit Pyridin und Essigsaureanhydrid acetyliert. Nach l-tagigem Stehen werden das Pyridin und das Essigsaure- anhydrid i. V. abdestilliert und der Ruckstand in Benzin- Benzol gelFst. Die Losung w i d der Adsorption an Aluminium- oxyd unterworfen; beim fraktionierten Eluieren kommt das a-7-Oxy-epi-choZesterykdiacetat vor dem /I-Isomeren heraus.

u-7-Oxy-epz-choZesteryl-diacetat. In den ersten Fraktionen ist das cr-Uiacetat enthalten; es wird durch Abdampfen des Losungsmittels und Umkrystallisieren des Ruckstands aus Methanol gewonnen. Ausbeute 1,s g.

19,s mg Subst., 2 ccm Chloroform, 1 = 1 dm, [a]F = + 20,2O. a = + 0,2O.

4,779 mg Subst.: 13,400 mg CO,, 4,400 mg H,O . C,,H,,O, Ber. C '76,48 H 10,36 Gef. C 76,47 €I 10,30.

u-DioZ: 300 mg a-Diacetat werden mit 30 ccm 5-proc. methylalkoholischer Natronlauge in der Warme verseift. Das mit Wasser ausgefallte Reaktionsprodukt wird in Ather gelost und aus der atherischen Losung mit niedrig sieden- dem Petrolather ausgefiillt. Es bildet dann amorphe weifie Flocken, die nach dem Trocknen und Verreiben zwischen 172-176O schmelzen; sie sind in Methanol leicht loslich, in Chloroform und Ather maSig loslich, in Petrolather fast unloslich.

23,6 mg Subst., 2 ccm Chloroform, E = 1 dm, a = + 0,45 O [n]h* = + 38,l O.

4,919 mg Snbst.: 14,460 mg CO,, 5,010 mg H,O. C,,H,,O, Ber. C 80,53 H 11,52 Gef. C 80,17 H 11,40,

n-Uibenzoat: Dieser Ester wird aus dem a-Diol mit Pyridin und Benzoylchlorid in der Kiilte dargestellt und aus Chloroform-Methanol umkrystallisiert. Er bildet feine Nadeln vom Schmelzp. 154O, die in Chloroform leicht, in Methanol schwer liislich sind.

28,2 mg Subst., 2 ccm Chloroform, 1 = 1 dm, a = f 1,32 O [.]A9 = + 93,7 O.

5,049 mg Subst.: 14,895 mg CO,, 4,040 mg H,O. C,,H,,O, Ber. C 80,60 H 8,92 Gef. C 80,46 H 8,95.

Ober das 7-De3a~dro-e~i-cholesterin. 213

P-r-Ozy-el)i-cholesteryZ-diacetat. Dieses isomere P-Diacetat wird nach dem a-Diacetat aus der Aluminiumoxydsaule eluiert. Nach dem Abdampfen des Losungsmittels wird der Ruckstand aus Methanol umkrystallisiert. Ausbeute 1,4 g. Es bildet farblose Nadeln vom Schmelzp. 145O, es ist sehr leicht l6slich in Chloroform und Ather und such in Methanol leichter loslich als das a-Diacetat. I m Hochvakuum ist es bei 180' unzersetzt sublimierbar.

16,8 mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, [a]h9 = + 70,2'.

5,109 mg Subst.: 14,340 mg GO,, 4,680 mg H,O. a = + 0,59O.

C,,H,,O, Ber. C 76,48 H 10,36 Gef. C 76,55 H 10,25.

Das durch Verseifen des Diacetats gebildete P-Diob krystallisiert aus wafirigem Methanol in feinen langen Nadeln vom Schmelzp. 173O. Es ist leicht loslich in Methanol und Ather, fast unloslich in niedrig siedendem Petrolather. Auch aus Ather-Petrolather laat es sich umkrystdlisieren.

22,l mg Subst., 2 ccm Chloroform, 2 = 1 dm, a = f O,lOo. [ag8 = + 9,l '.

5,173 mg Subst.: 15,240 mg GO,, 5,220 mg H,O. Cp,H,,O, Ber. C 80,53 H ll,52 Gef. C 80,35 H 11,29.

Das @-Dibenzoat bildet nsch der Darstellung aus Pyridin und Benzoylchlorid ein farbloses 01; durch Auflosen des 61s in heiBem Methanol und Abkuhlen der LGsung in Aceton-Kohlendioxyd erhiilt man ein feines weiBes Pulver, das unscharf zwimhen 70 und 80' zusammenschmilzt. Auch durch fraktionierte Adsorption an Aluminium- oxyd haben wir das @-Dibenzoat nicht in deutlichen Krystallen erhalten.

14,9 mg Subst., 2 ccm Chloroform, 2 = 1 dm, a = + 0,08* [a]Lq = + 10,7O.

4,605 mg Subst.: 13,625 mg CO,, 3,760 mg H,O. C,,H,,O, Ber. C 80,60 H 8,92 Bef. C 80,69 H 9,13.

The rmi s c h e Z e r s e t zung de s a-D i b enz oa t s. Von den eahlreichen Versuchen sei der folgende heraus-

gegriffen: 200 mg Dibenzoat werden in einer kleinen Retorte 11/, Stunden auf 200' erhitzt. Bei 190' beginnt eine sehr langsame Sublimation der Benzoesaure; diese wird durch Schmelzpunkt nnd Mischschmelzpunkt identifiziert. Tor

214 Wiszdaus und N a g g a t z ,

dem Sublimat sammelt sich im Retortenhals ein schwerer fluchtiges 61, das bald zu langen Nadeln erstarrt; es schmilzt bei 66O, zeigt ein hohes Absorptionsmaximum bei 302 mp (vgl. Fig. 3) und lafit sich als Cholestatrien identifizieren. Der Destillationsruckstand zeigt kein 7-Dehydro-cholesterin- Spektrum. Dureh Umkrystallisieren aus Chloroform-Methanol

t &

A + 240 WL44 3bO IRU.

Fig. 3. Cholestatrien, 0,002 O/,, Liisung in Ather.

gelingt es, aus demselben unverandertes a-Dibenzoat vom Schmelzp. 154 O zu bereiten.

Auch beim Erwarmen des a-Dibenaoats in siedendem Dimethyl- a.nilin oder Tetralin bekommt man Reaktionsprodukte, die kein 7-Dehydro- cholesterin-Spektrum besitzen, - ein Beweis, daB die Umsetzung nicht in der gewiinschten Weise vor sich gegangen ist.

Thermische Z e r s e t z u n g de s &-Di b enz o a t s : 7 -De h y dr o-epi- c holes t e ri n.

Das ,8-Dibenzoat wird in Portionen von je 50 mg in eiiier Retorte i. Hochv. auf 195O erhitzt; nach 3l/, Stunden ist alles uberdestilliert, die Benzoesaure befindet sich in der gekiihlten Vorlage, das gesuchte 7-Dehydro-epi-cholesteryl- benzoat haftet als zahes 01 im Retortenhals (Ausbeute 30 mg),

Uber das 7-Dehydro-epi-chobsterin. 215

im Ansatzrohr finden sich wenige Milligramm Cholesta-trien. Das zahe 01 wird mit reinem Ather aus dem Retortenhals herausgelost und nach dem Abdampfen des Athers aus reinem Methanol umkrystallisiert *). Nach mehrmaligem Umkrystalli- sieren erhalt man feine Nadeln vom Schmelzp. 118-119°. Ansbeute 14 mg.

Auch durch Erhitzen des @-Dibenzoats in siedendem Dimethylanalin la& sich das gesuchte Mono-benzoat erhalten, doch ist es etwas schwieriger, ein farbloses Produkt zu gewinnen.

9,9 mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, a = + 0,24O [olio = + 48,5 O.

4,373 mg Subst.: 13,365 mg CO,, 3,840 mg H,O. C,,H,,O, Ber. C 83,55 H 9,90 Gef. C 83,35 H 9,85.

Das Spektrum des 7-Dehydro-epi-cho1estery1-benzoats7 das auf Fig. 4 wiedergegeben ist, stimmt mit demjenigen des Ergosteryl-benzoats uberein.

7-Dehydro-epi-cholesterh. Das Mono-benzoat wird durch 1-stundiges Erwarmen

mit 5-proc. methylalkoholischer Natronlauge verseift und das Verseifungsprodukt in der ublichen Weise isoliert. Nach mehrmaligem Umkrystallisieren erhalt man es in feinen Nadeln vom Schmelzp. 124-126 '. Der Schmelzpunkt ist infolge des Qehaltes an Krystallwasser nicht sehr scharf. Das 7-Dehydro-epi-cholesterin fgllt nicht mit Digitonin; sein Spektrnm, das auf Fig. 5 wiedergegeben ist, stimmt mit demjenigen des 7-Dehydro-cholesterins uberein; die Ebene des polarisierten Lichtes dreht es nach links.

8,8 mg Subst., 2 ccm Chloroform, 1 =- 1 dm, a = - 0,31 O, [u]F = - 70,5 ".

Zur weiteren Charakterisierung des Epi-alkohols haben wir noch sein Acetylderivat mittels Pyridin und Essigsaureanhydrid bereitet.

I) Sehr vorteilhaft ist ee, wenn man einige Impfkrystalle zur Ver- fiigung hat; man kann aie sich das eratemal dadurch verschaffen, daB man das olige Rohprodukt an Aluminiumoxyd adsorbiert und fraktioniert eluiert.

216 Windaus und Naggatz ,

Dieses bildet , aus Methanol uinkrystallisiert , schone farblose Nadelri vom Schmelep. 114-115°.

1,72 mg Subst., 2 ccm Chloroform, I = 1 dm, a = - 0,03O, [ax = - 35'.

f

2iOmA4 3bOmp

Fig. 4. 7-Dehydro-cpi-cholester$benzoat,

0,02 o/o Losung in Ather.

240 nbu 3b0 m,u

Fig. 5. epi-7-Dehydro-choles$erin, 0,02 o/o Losung in Ather,

'280 mu F= 1.1 500.

Vergleich des Abbaus von E r g o s t e r i n u n d 7-Dehydro-epi-cholesterin

durch u l t r a v i o l e t t e s L i c h t (vgl. Fig. 6). Ergosterin und 7-Dehydro-epi-cholesterin werden in

0,OS-proc. atherischer Losung unter genau den gleichen Bedinguagen in einer Quarzkiivette mit Quecksilberlicht bestrahlt. Abstand der Kiivette von der Lampe 5 cm. Nach ,30 und 60 Sekunden, sowie nach 3 Minuten und 6 Minuten Bestrahlungszeit werden von beiden Losungen die Absorp- tionsspektren gemessen; die vollige Ubereinstimmung der

Uber das 7-Dehydro-epi-cholestevin. 217

Spektren zeigt, da8 der Abbau in beiden Fallen in gleicher Weise und gleich schnell erfolgt. So zeigt das 30 Sekunden

m

m + w '1.

3 - -s 5 - , _ UJ ??* S B

bestrahlte 7-Dehydro-epi-cholesterin genm wie das 30 Sek. bestrahlte Ergosterin das sehr charakteristische Tachysterin, Spektrum.

218 Windaus und Kaufmann,

Das mit dem Magnesium-Funken bestrahlte 7-Dehydro- epi-cholesterin ist in den Laboratorien der I. G. Farben- industrie A.-G., Werk Elberfeld und der Chemischen Fabrik E. Mer ck-Darmstadt auf antirachitische Wirksamkeit ge- pruft worden. Es hat sich dabei herausgestellt, daD es an der Ratte etwa lil0 der Wirksamkeit besitzt wie ein unter denselben Bedingungen bestrahltes 7-Dehydro-cholesterin. Eine genaue Angabe kann erst gemacht werden, wenn es gelingt, das Vitamin D aus dem Epi-alkohol in reinem Zu- stande zu gewiniien.

Der Deulschen Forschungsgerne~nschaft, der I. G. Farbenindwtrie A.-G., Werk Elberfeld, und der Chemischen Fabrik E. Merck danken wir vielmals fur die uns gewahrte Unterstiitzung.

Ober das Dehydro-cholestenon und seine Hydrierung mit Aluminium-iso-propylat ;

von A . Windaus und 0. Kaufmann.

Mit 1 Figur im Text.

Bei unseren Versuchen zur Darstellung des Epi-ergo- sterins haben wir im AnschluS an eine Veroffentlichung voii M a r k e r und Mitarbeitern l) die Hydrierung des Ergosterons mit Aluminium-iso-propylat untersucht. Hierbei entsteheii Allo-ergosterin und Epi-allo-ergosterin und durch eine weitere Umwandtung auch Ergosterin und Epi-ergosterin. Die Nenge des gebildeten Epi-ergosterins ist indessen so gering, da13 es uns nicht gelungen ist, es in reinem Zustande darzustellen2).

Um zu priifen, ob sich das 7-Dehy~ro-e~i-cholesterin (11) auf dem entsprechenden Wege als besser zuganglich erweisen wiirde, haben wir r-Dehydro-cholesterin (I) nach der Methode von Oppenauer3) dehydriert und das gebildete Dehydro-

I) Am. SOC. 59, 1840 (1937). Windaus u.Bucl iholz , B. 71, 676 (1938); 74, 597 (1939). R. 56, 137 (1937).


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