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Page 1: Über die amphotere Natur der Carbonylgruppe

mit dem chemischen Teil her; in der Mitte ist an ihn der Maschinen- raum angelehnt, zwischen diesem und dem chemischen Teil die mecha- nische Werksttitte, zwiscben M a s hinenraum und physikalischem Teil befinden Rich die Rlume fur RUntgeuarbeiten.

Die Einrichtung der chemischen Lahoratorien entspricht den Ublichen Anforderungen. AuBer Gas und Wasser steht die elektrische Experimentierleitung auf den Arbeitstischen zur VerfUgung. In der physikalisch-chemischen und technologischen Abteilung werden die Leitungen - hier teilweise auch PreBluFt - hBlzernen Wandleisten zugefiihrt, an die kleine bewegliche Experimentiertische gleicher Hohe angeriickt werden konnen. Die Zufuhr des Wassers zu den Arbeits- tischen geschieht durch Ringleitungen, um lokalen Abfall des Wasser- drucks zu vermeiden. Die elektrische Experimentieranlage gestattet wahlbar die Entnahme von Dreh-, Wecbsel- uud Gleichstrom (letzte- ren rnit einer Spannung von 8 - 1bO Volt). Die Digestorien kUnnen dorch Lockfiammen wie mit Hilfe von Ventilatoren entluftet werden. Die Beleuchtung in den Laboratorien geschirht im allgemeinen durch Zugpendel tiber den Arbeitsplltzen. Der FuBboden ist in den chemi- schen Experimentierraumen mit Linoleum bezogen, ebenso in den

I'

Fig. 2.

der Versuchsanordnung durrh Fenster gestattet. Die Zufiihrung von Gas, Wasser, ElektrizitELt, der Druck- und Vakuumleitung in den RUntgen- raum geschieht von der Decke zu den beweglichen Verauchstischen, die von allen Seiten zughglich sind. Oberbalb des RBntgenraumes stehen zwei Tonbecken auf hochisolierten PuBen, aus denen die auf Hochspannung isolierte WasserkUhlung entuommen wird. Im RBntgen- raum sind zwei gleichgroBe Becken, dle das abflieBende Wasser isoliert auf Fangen. Im pbysikalischen Teil enthl l t das KellergeschoB die Wohnung des Mechanikers, ein erschiitterungsfreies Laboratorium, einen kleinen Laboratoriumsraum und den Spiilraum fiir den physi- kalischen Teil. Hier und entsprechend im chemischen Teil gestattet j e ein Aufzug mit Handbetrieb Gasbomben u. dgl. i n die hUheren Stockwerke zu schaffen.

In das E r d g e s c h o B (Fig. 2) des Vorderhauses fiihrt der Haupt- eingang. Der Spiilraum fur die chemischen Laboratorien des Stock- werks dient zugleich der Anmeldung. Ferner entbalt das GeschoB i n Vorderhaus die Bibliothek, das Zimmer des Direktors, einen kleinen Verwaltungsraum, zwei cbemische Laboratorien des Direktors nnd ein Wagezimmer. Der physikalisch-chemiuchen Abteilung im HintergebPude

Gtingen vor den Laboratorien, in den RBumen der pbysikalischen und technologischen Abteilung rnit Triolio. Maschinenraum und Werkstatte sind rnit Hdzpflaster, die Flure mit Asphaltplatten, die Spiilrlume mit Terrazzo belegt.

Das Tief k e l le reeschof3 l i e d nur unter dem Mittelfloeel und dem physikalischen gau. Es enthllt die Raume fur Akkumiatoren, Eis, das Glaslager (durch eine Treppe direkt mit dem Chemikalien- keller verbunden), die Heizung, Kohlenkeller und andere Lagerkeller, endlich zwei Duukelrhme. Im Hinterhause ist unterhalb des Ge- scho-ses noch ein Raum fur Arzneien bei konstanter Ten peratur ein- gebaut. AuBerhalb des eigentlichen Baues ist in der HBhe des Tief- kellerpeachosses das Lager fiir Htzende FlUssipkeiten, ein Gang Fur Slurehallons usw. und ein Schlackenlager errichtet. Vom Bau weiter abgetrennt liegt ein Schuppen fUr brennbare Fllissigkeiten.

Das K e l l e r g e s c h o B (Fig. 1) ist das VerbindungsgeschoB fiir die einzelnen Bauteile. In das KellergeschoB fiihrt der seitlich gelegene Nebeneingang fiir die Anlieferung von Waren, die nach der Material- verwaltung im Chemikalienkeller erfolgt. Im Vorderhaus liegt noch die Wobnung des Hauswarts und des Laboranten. Am Verbindungs- gang, der die Ciarderobenschrlnke enthllt, ist zunlchst ein Ndchtraum ftir chemische Arbeiten, d a m die mechanische Werkstltte angebaiit. Ein kurmr Flur fiihrt in den gleichsam angelehnten Maschinenraum, i n dem teils Versuchseinrichtungen (bydraulische Presse, Zentrifuge, Kolloidmiihle, Kugelmtihle, Magnet), teils Betriebsmaschinen (Luft- kompressor, Kohlensllurekompressor fiir Eismaechine, ein grof3er und ein kleiner Umformer zum Laden der Akkumulatoren) untergebracht sind. Auch der zum Betrieb der RUnlgeqrUhren nUiige Strom wird von zwei im Maschinenraum befindlichen Hoahapannungstransformatoren geliefei t und von dtl in den eigentlichen RUntgenvernuebaraum gefiihrt. Hier ist er a n quer durch den Raum gespannten Freileitungen ab- nehmbar, so daB zwei RBhren nnabhangig voneinander betrieben werden kUnnen. Zur Vermeidung von Strahlenschadigung steht dem Beobachter neben dem Versuchsraum ein R,tum zur Verftigung, der fur die Versuchsvorbereitung dient und gleichzeitig die Beobachtung

stehen zwei grOf3ere und zwei kleinere Laboratorien, ein WIgezimmar und ein Raum ftir den Leiter der Abteilung zur VerfUgung.

Das O b e r g e s c h o B enthtilt die Rlome der organisch-chemischen Abteilung, und zwar ein grUBeres und zwei kleinere Laboratorien, m u m e ftir Verbrennungen und SchieBofenversuche, einen Spiilraum. ein Wiigezimmer, ein Zimmer fiir den Leiter der Abteilung und einen Altan fnr Arbeiten im Freien. Die R h m e der technologischen Ab- teilung im hinteren Bau entsprechen vollkommen denen der physi- kdisch-chemischen.

lm D a c h g e s c h o B des Vorderhanses sind Schreib- und Zeichen- zimmer, ein kleineres Laboratorium, die Kantine und die Kiiche fur den Mittagstisch des Institute untergebracbt, im Hinterhaus Bodenraume.

Die technische Leitung des unter den besonderen Zeitverhaltnissen ungewoholich schwierigen Baues lag in den Handen des Architekten 0 t t o L a t e r n s e r , Zehlendorf; die archibktonische Auspestaltung ist Herrn Geheimrat M u t h e s i u s zu verdanken. [A. 2781

Uber die amphotere Natur der Carbonylgruppe.

Von ERICH M ~ L L E R . Vortrag, gehalten in der Chemischen Gesellechaft am 30. Juni 19!2l.

(SchluB von Seite 692.) Wie die Aldehyde, so enthalten auch die Ketone eine Carbonyl-

gruppe. Die Auffassuno, daB diese durch Hydratisierung ein Glykol, ein Bihydroxyd rnit amphnterer Dissoziation gebm, bietet UM auch hier einen willkommenen Oberhlick llber ibre Reahionen.

Zunachst weist ihr rein chemisches, den Aldehyden in vieler Be- ziehung ahnliches Verhalten (Bildung von Bisulfitverbindungen und

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Cyanhydrinen) auf die Bildung positiv und negativ geladener Zwitter- ionen hin :

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die Verhtiltnisse beim Formaldehyd zuriick, so hatten wir f t i r d i e I saure Funktion folgendes: ~

Aber auch ihr elektrochemisches Verhalten IUt sich im groiJen und ganzen aus der Annahme ihrer amphoteren elektrolytischen Dissoziation leicht verstehen.

So liefert das Aceton bei der elektrolytischen Reduktion Isopro- pylalkohol, Isobutan und Pinakon. Nach meiner Hypothese werden an der Kathode die bei der basischen Dissoziation entstehenden Kat-

R)c.-O' R

1

Es wUrde sich also handeln urn die primtire Bildung eines Oxy-

Auch 'hier ist die Bildung des Kohlenwasserstoffs nicht der Re- duktion primlr entstandenen Isopropylalkohols zuzuschreiben, da letzterer scheinbar nicht reduzierbar ist. Rein chemische Reduktions- mittel wirken in analoger Weise. Im Speziellen ist, wie schon erwahnt, von C l e m e n s e n bei einer groBen Zahl von Ketonen die Reduzier- barkeit der CO- zur CH,-Gruppe mit Zinkamalgam und Salzsaure er- wiesen worden. Die Pinakonbildung ist der Glykolbildung bei der Reduktion der Aldehyde an die Seite zu stellen.

Oxydative Eingriffe erfassen nach meiner Auffassung die bei der Sluredissoziation entstehenden Anionen. GemaS der Dissoziations- gleichung:

wiiren hier nach CH,\ /OH

CH3\C<0" + F = ,Ct und CH,,' 0' CH, "0 . .. CH3\ /Of CH, .O

,C, + 2 F = \C< CH,/ YO' ' CH,/ \O

pus den bei der Entladung entstehenden ZwischenkBrpern Essigaure oder Kohlenslure und Kohlenwasserstoff zu erwarten. Die Bildung der letzteren ist aber nicht beobacbtet worden. Man wird annehmen mfissen, daB die abgespaltenen CH,-Gruppen der Oxydation zu CO, und HgO unterliegen. Einen Anhaltspunkt dafiir, wie diese Oxydation vor sich getit, gibt dig Tatsache, daB bei der Oxydation der Essig- sgure a n der Anode nicht nur Atban, sondern auch Methylalkohol gebildet werden kann. Dies wurde oben so gedeutet, daB die aus der primar gebildeten Oxyessigslure nach

CH, - C" -+ CH, + CO, 80

abgespaltene CH,-Gruppe sich in folgender Weise stabilisiert: CH, + IIpO = CH30H + H; H + F = H'

Da nun der Methylalkohol zu Formaldehyd, dieser zu Ameisen- saure und diese wieder zu Kohlens%ure und Wasser oxydiert wird, EO ist es nicht ausgeschlossen, daB bei dem hohen Anodenpotential, welches die Ketone zur Oxydation ben6tigen (wegen der schwierigen Entladbarkeit ihrer Anionen) die Kohlenslure aus CH, auf diesem Wege entsteht.

Schliedlich enthalten auch die Carbonsauren eine Carbonylgruppe. Dad diese sich i n irgend erheblichem Grade noch hydratisiert, ist bei dem Vorhandhnsein schon einer OH-Gruppe kaum anzunehmen, weil das zu einem Kohlenstoffatom mit 3 OH-Gruppen ftihren wtlrde.

lmmerhin gibt es doch Fiille, wo man damit zu rechnen hat, z. B. bei dem Orthoameisensaureathylester

HC(OC&)3 Die typische Carbonylgruppe ist das Kohlenoxyd. Bekanntlich

bildet dasselbe in alkalischen Losungen in ganz geringem Umfang Ameisensaure. Allgemein wird dieser Vorgang als einfache Addition von Wasser im Sinne der Gleichung:

q:H H o = c +OH o =

anfgefdt. Es ist dann aber nicht versthdlich, w a r m diese einfache Addition so auiierordentlich langsam vor sich geht. Greifen wir a n i

k6rper sauren Chirakter besitzt.' Die Vereinigung des Oxykohlenoxydes rnit Wasserstoff

ist nicht umkehrbar. Die bei Einwirkung starker Schwefelsaure auf Ameisenslure stattfindende Zersetzung in Kohlenoxyd und Wasser geht infolaedessen auch wahrscheinlich einen anderen Weg, nlmlich iiber das Hydrat der Ameisensaure HC(OH),, welches wieder in nicht umkehrbarer Weise in C(OH), oder CO und Wasser zerftillt.

H,O +

I /QH .n

1- HC/-OH H,O + H-C='" + H'

'OH \Of Bekanntlich bildet sich aus Chloroform und Kalilauge Chlorkalium

und Ameisensaure, nebenher entsteht aber auch Koblenoxyd. Nimmt man, wie es vielfach in Lehrbiichwn ausgesprochen wird, die primare Bildung von Orthoameisenslure HC(OH), an, so kann aus dieser die Ameisensaure auf zwiefachem Wege entstehen gemaB der verschiede- nen MBglichkeit, Wasser abzuspalten

.OH

Insoweit der Weg Uber C(OH), geht, wird auch CO entsteherr miissen, weil, wie wir sahen, die Bildung von AmeisensBure aus C(OH), nur langsam vor sich geht. Wie nun diese letztere durch Palladium beschleunigt werden kann, so muB auch durch dasselbe Metall die CO-Bildung bei der Einwirkung von Basen auf Cbloro- form zugunsten der Ameisenslurebildung zurtickgedrhgt werden. DaB dies tatsgchlich der Fall ist, konnte ich durch Versuche erweisen.

Fur eine basische Dissoziation des Kohlenoxydes liegen kaum Anzeichen vor :

'-.OH

'(OH C'OH + OH' C" + 2 OH'

es sei denn, daB man in der bekannten Reaktion

eine solche zwischen dem Anion C" undldem Kation-C/

2 co = co, + c 0'

\o*

sieht. Hier handelt es sich indessen u m eine Gasreaktion, und dazu, auch solche als IonenreaMionen anzusehen, will ich mich nicht ver- steigen, wiewohl die Notwendigkeit der Gegenwart, wenn auch win- ziger Mengen von Wasserdampf zu denken gibt.

Ich habe a n einigen F3lleu zu zeigen versucht, welche Vorteile die Annahme der elektrolytischen Dissoziation auch bei organischep: Verbindungen ftir das Verstiindnis ihrer Reaktionen bietet.

Freilich erscheint es Mrs erste ktihn, mit Ionen zu operiare% deren Existenz , wie beispielsweise beim Bohkmoxyd , hurch kebe bekannte physikalische Methode nachgewiesen, geachweige denn qnantitativ festgelegt worden ist. Und gerade aus diesem Grunde ist meiner Hypothese von anderer Seite entgegengehalten worden, daf3 sie unglticklich sei.

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Zeitschritt far [anpeaancite a?* Aus Vereinen und Versammlungen - Personahachrichtea ____ 700

Nun ist aber die Gliicklichkeit einer Hypothese einmal nicht da- nach einzuschlitzen, ob ihre Grundlagen beweisbar sind, sondern danach, was sie leistet fiir das Gesamtbild unserer Naturauffassung und als Pfadfinderin, und dann scheint mir die ganze vorgetragene Auffassung eine notwendige Konsequenz bisher allgemein ange- nommener und bewahrter Vorstellungen zu sein. Der Naturforscber darf aber vor solchen Konsequenzen unter keinen Umstiinden zuriick- schreclten, denn sie miissen ihm neue Aufschliisse bringen, wenn anders die Ausgangsvorstellungen gesunde sind. lnwiefern es sich hier um Konsequenzen handelt, will ich schlieBlich noch zu zeigen suchen.

Nach Untersuchungen von Lucas sind in einer gesattigten Ag,S- Lbsung lo-'' Aquivalente Ag,S enthalten, in 1 ccm

Nach x = sy(lA + lK) gilt, wenn man y = 1 und lA = lK = 50 setzt, fur die spezifische Leitfiihigkeit der geslttigten Lbsung

lo-'' rez. Ohm, wtihrend die des Wassers=lO-' bei Oo ist. Nicht vie1 grbfier ist die Sil berionenkonzentration einer silbercyankalischen Lbsung, die zufolge des Gleichgewichtes

Ag(CN),' Ag' + 2 CN' angenommen wird.

Ein so geringfiigiger Zerfall, eine so kleine Dissoziation ist durch keine Leitlahigkeitsmessungen nachgewiesen und zurzeit nachzuweisen und doch deutet man ganz allgemein das Verhalten dieser LBsungen in elektrochemischer und chemischer Beziehung durch dieselbe.

Freilich haben wir hier in der ,Spannung einer eintauchenden Silberelektrode einen Indikator fur die Silberionenkonzentration und damit auch fiir das Vorhandensein dieser geringfiigigen Dissoziation. Wo aber in analogen Fallen eine Elektrode fehlt, die auf eines der dissoziierten Ionen anspricht, da fehlt uns auch jeder direkte Beweis fiir die elektrolytische Dissoziation. Trotzdem ist es durchaus iiblich Dissoziationen wie

Fe(CN),,"" Fe" + 6 CN'

CrO," + 4 H' Cr""" + 4 OH' USW. anzunehmen, obgleich also hier weder ein konduktometrischer noch cin elektrometrischer Beweis daftir erbracht ist.

Jedenfalls muf3 im Hinblick a d die Verhlltnisse bei den silber- cyankalischen Lbsungen rnit allem Nachdruck darauf hiogewiesen werden, daS die Nichtnachweisbarkeit der elektrolytischen Leitftihig- keit unter keinen Umstlnden gegen die Annahme einer elektrolytischen Dissoziation ins Feld gefiihrt werden kann.

.Ich muB es im Gegenteil als inkonsequent bezeichnen, die bei anorganischen Verbindungen beobachtete Abdissoziation z. B. der OH- Gruppen bei organischen Verbindungen zu leugnen.

Man kbnnte nun freilich sagen: Zugegeben eine sehr kleine Disso- ziation, so brauchen doch die beobachteten Reaktionen nicht auf Ionen- reaktionen zurtickgefiihrt zu werden. Das ist richtig.

Es handelt sich aber auch gar nicht um die Frage, ob ein MuB vorliegt, sondern eine Mbglichkeit, und diese ist unter allen Um- standen zu bejahen. Denn man kann auch nicht sagen, daB es sich deshalb nicht um Ionenreaktionen handeln kann, weil vielfach die Reaktionen mit grofier Geschwindigkeit verlaufen, wahrend doch die reagieren sollenden Ionen in unmeBbar kleiner Konzentration vor- handen sind; denn da8 diese Dinge in keiner unmittelbaren Verbindung zu stehen brauchen, lehrt z. B. die momentan erfolgende Filllung von Ag,S bei der Einwirkung von S" auf eine silbercyankalische Lbsung.

Gegen die Annahme einer elektrolytischen Dissoziation organischer Verbindungen und die Auffassung ihrer Reaktionen als Ionenreaktionen llBt sich mithin etwas Stichhaltiges nicht vorbringen. Solange sich kein strikter Beweis dafiir erbringen lziBt, wird man indessen von ihr nur dann Gebrauch machen, wenn sie Beobachtungen zu erklaren vermag, die sonst unverstiindlich sind. Der ganze Komplex von Er- scheinungen, der uns gerade bei der Katalyse des Formaldehydes sowohl, wie bei seiner Oxydation und Reduktion begegnet, scheint mir aber wenigstens vorliiufig auf keine andere Weise so durchsichtig gedeutet werden zu kbnnen, wie durch die Annahme der amphoteren elektrolytischen Dissoziation seiner Carbonylgruppe, und dieser Urn- stand verleiht der Hypothese einen hohen Grad von Zweckmafiigkeit und Berechtigung. [A. 214.1

I Aus Vereinen und Versammlungen. I _ _ _ _ ~

Verein deutscher EisenhUttenleute. Hauptversammlung am 25. nnd 26. November 1922 in DUsseldort.

Der Andrnng der Mitglieder war ein ungemein starker. - Die Versammlnng wurde von dem Vereinsvorsitzenden, Generaldirektor Dr.-Ing. e. h., Dr. phil. e. h. A. VBgler aus Dortmund erllffnet. Bei den Wahlen in den Vorstand wurden die ausscheidenden Mitglieder wieder und folgende Herren neu gewlhlt: Hiittendirektor W. Borbe t , Bochum; Direktor F. Dorfs, Rheinhausen; I Direktor A. F laccus , Diisseldorf; Direktor 0. Holz, Oberhausen; Direktor K. J aege r , Hattingen; Generaldirektor Dr. M. Neumark , Herrenwyk; Kommenien- rat H.Pfeifer, Dahlen; Direktor Dr.-Ing. F.Springorum jr., Dortmund.

Sodann erstattete das geschiiftsfiihrende Vorstandsmitglied Dr.-Ing. O t to Pe te r sen , den T l t i g k e i t s b e r i c h t d e s Vere ins im J a h r e 1921/22.

Weiter sprach Prof. Dr. Pfeiff e r , Bonn, iiber: ,,Raurnchemische Betrachfungen in der anorganischen Chemie".

Den letzten Vortrag des Eitiffnunosabends hielt Dr.-Ing. C. KieDel- ba ch, Bonn, iiber: ,,Die Warrnespeicherung in der Dampfwirfschaff". Nach Erledigung dieses Teiles der Hauptversamrnlung fand im Ritter- saal der Tonhalle ein zwangloses Beisammensein der Mitglieder rnit den Gtisten statt.

Die Fortsetzung der Hauptversammlung begann am Sonntag, den 26. November, 12 Uhr miitags in dem vollbesetzten Stadttheater rnit dem Bericht des Vorsitzenden, Generaldirektor Dr. Vbgler , iiber: ,Ueufsehe WirtschaTtsfragen".

Ankniipfend an den SchluB seines Berichtes und im gedanklichen Zuswnmenhang mit demselben verkiindete der Vorsitzende, daB der Vorstand einstimmig beschlossen hdbe, die Carl- Lu eg- Den k mii nze (in Eisen) dem Direktor des Kaiser-WilhelmInstituts fur Eivenforschung in Dusseldorf, Herrn Geh. Regierungsrat Dr. Dr.-Ing. e. h., Dr. mont. e. h. F. Wiist, zu verleihen. In seiner Ansprache an den neuen Inhaber der Denkmtinze hob dervorsitzende hervor, jeder werdende Eisenhtittenmann, der heute an den Hochschulen in sich jenen wohlabgewogenen Extrakt aus Wiasenachaft und Praxis aufnehme, welcher das Studium der Eisenhtittenkunde vor so vielen anderen Disziplinen auszeichne, ver- danke das letzten Endes dem organisatorischen und reformatorischen Wirken des Gefeierten, der das Ziel hatte, seinen Schiilern reiche Anleitungen zur praktischen Verwertung der Theorie mitzugeben. Weiter wies der Vorsitzende auf die bahnbrecheoden Arbeiten von Geheimrat W u s t auf den Gebieten des Eiseogiefiereiwesens und der metallographischen Forschung hin.

Den SchliiBvortrag bildete ein Bericht von Oberingenieur H. B1 e i b - t r e u , Saarbrticken, iiber: , , A m Technik und Wirfschaft der Ver- einigten Sfaafen in der Nachkriegszeir'.

Zum Abschluf3 der Hauptversammlung vereinigten sich gegen 800 Teilnehmer zum Mittagessen im Kaisersaal der Stiidtischen Ton- halle. Die Vortrlge werden, soweit sie technischen Inhaltes sind, nachstehend in Form von Referaten wiedergegeben.

Dr.-Ing. Ot to P e t e r s e n , geschlftsftihrendes Mitglied des Vor- standes des Vereins: , ,Am der Tafigkeit des Vereins deutscher Eisenhiiffenleute irn jahre 1921/22". Die Mitgliederzahl hat sich ini letzten Jahr von 6079 auf 6329 erhllht, darunter sind 503 neue Mitglieder. Die Zeitschrift ,,Stah1 und Eisen", die im Berichtsjahr wieder regelmaig erscheinen konnte, hat einen Umfang erhalten, der dem der Vorkriegszeit nahekommt. Namentlich die Preisentwicklung in den letzten Monaten hat jedoch eine kleine Einschrankung im Umfang der Hefte verlangt. Der Bestand der Vereinsbiirherei an Druckschriften ist urn annihernd 2000 Biinde in dem Berichtsjahr gestiegen. Die Biicherei hat weiterhin seit Anfang des Jahres eine bibliographische Auskunftei eingerichtet.

Bekanntlich ist seit Jahren schon die Verfolgung der fachtech- nischen Neuerungen auf den verschiedenen Gebieten des Eisenhiitten- wesens den Fachausscht i ssen iibertragen. In diesen hat auch im Berichtsjahr ein sehr reges Leben geherrscht. So hat sich der HochofenausschuD neben einer Reihe von Fachaufgaben in Verbindung rnit dem KokereiausschuB eingehend mit dem fiir ersteren so wich- tigen Rohstoff, Hochofenkoks, und der Aufstellung von Anforderangen an Hochofenkoks beschlftigt. Vertreter der EisengieBereien und des Hochofenausschusses haben iiber die WUnsche der GieBereifachleute wegen Lieferung von Qiefiereiroheisen und Hiimatit mit Erfolg ver- handelt. Die Hochofenschlacke, fiir deren Verwertung ein besonderer Ausschuf3 besteht, hat in den letzten Jahren zur Herstellung von Beton, als Schotterstoff fiir Eisenbahnbauten , als Wegebaustoff und fiir andere Zwecke eine so weite Verbreitung gefunden, dafi der Schlackenhandel zum Teil nicht mehr alle eingelaufenen Bestellungen bewlltigen konnte. FUr die Untersuchung der Hochofenschlacke und der aus ihr dargestellten Fertigerzeugnisse, Stiickenschlacke, Bausteine, Zement usw, ist jetzt beste Gelegenheit geboten in dem vom Verein dbutscher Eisenportlandzementwerke und Verein deutscher Hoch-

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ofenzementwerke gescbaffenen Forschungsinstitut der HUttenzement- (Fortsetzung folgt.) indnstrie in Diisseldorf.

I Personal- und Hochschulnachrichten. I Am 5.12. vollendete 0. D. Chwolson , em. Prof. der theoretischen

Physik an der Universitiit St. Pe te r sburg , sein 70. Lebensjahr. Es w u r d e n e r n a n n t : Prof. Dr. F u h r m a n n zum 0. Prof. ftir

technische Mykologie und Chemie der Nahrungs- und GenuBmittel an der Technischen Hochschule Grat; Dr. H. Rose, Privatdozent an der Universitlit Gbttingen, zum 8.0. Prof. fiir Mineralogie und Petrographie und Dr. 0. S t e r n , a.0. Prof. an der Universitiit Rostock, zurn 0. Prof. fiir physikalische Chemie in der mathematisch-naturwissenschaftlichen Fakultrit der Universitiit Hamburg.

Prof. Dr. E. Mtiller, Direktor des Laboratoriums fiir pbysikalische Chemie und Elektrochemie an der Technischen Hochschule Dresden, hat den an ihn ergangenen Rut an die Technische Hochschule Aachen (s. Ang. Chem. 35, 628 r19221) abpelehnt. - - -. -

Verlag Chemie 0. m. b. H., Leipzig. - Verantwortlicher Schriftleiter Prof. Dr. A. B i n z . Berlin. - Dmck von J. B. Kmchfeld (A. Pr'.ea) in Leipzig.


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