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rie von C l a u s i u s sagen. Indem dieser von der Annahme ausgeht, dafs cin Sauersloff- Moleciil ails zwei Alomen be- steht, erklart er die Bilduug des Ozons dttrch die Tretinting dieser Atoine; auf diese Art wurde das OZOII aus freien, isolir~en Atomeir gebildet. W i r liabeii gesehen und C l a u - s i u s hat es selbst gesagt, dafs dieser letztere Punkt mit den v o n A n d r e w s und T a i t entdeckten Phatiomen nicht fiber- einstimmt. Doch um die Hypothese von C l a u s i u s init den Thatsacheu in Uebereinstiinmung zu bringen, genugt es hinzuzufiigen, d a b jene Atome im Arrgenblick, w o sie frei merden, sich gleich rnit deli unzersetzten Sanerstoff- Moleciileu verbinden: die Beweisfiihrung VOII C I a u si u s scheint dadurcb nicht erschiittert zu werden und seine Theo- rie stiiiimt d a m wit derjenigen, welche wir auseinander- gesetzt haben ).

V. ( ‘eber rlir physiknlischerr F’orgiinge bri der g h i - tentlen Hribung frster Kiirper ;

c7on K . E. L u n d s b e r g Mecbrniker in Hanoover.

( Mitgetheilt vom Hm. Verf. aus d. Mittheill. d. Gewerbe- Vereins fiir d. Kcinigr. Haonover. Neue Folge, 1862, Heft 5 ) .

O b s c b o n Iaupst anerkaniit war, dafs die uinfassenden Ver- suche iiber die Reibungswiderstiinde VOD M o r i n fiir eine feinere physikalische Forschung bei weitem unzureicheud seyen , so glaubte mail doch f a r alle technischeu Anwen- dungen eine hinreicbend sichere Grundlage fur die Berecb- nung der Reibungsgrthen darin zu finden. Die neuern

1 ) Die in dieser Abhandlung gegebenen Versuclle wiirden, wie diejeoigen welche icli friiher veraffeotlicht habe, in dem Laboratorium des Hro. Hofraths B u o s e n gemacbt, welchem ich hier meinen besteo Dank er- rieiiere.

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Versuche jedoch haben das Vertrauen aurh in letzterer Beziehung geschwticht ). W a r es aber eiiie charakteri- stische Eigeiithiiiiilichkeit aller friihern Reibungsversuche, dals die Resultate wenig Uebereinstimmeudes hat ten, ja zum Theil sich widersprachen, so hat sich diese Erschei- nuiig auch in den neuern Versuchen wiederholt. Es miichte dalier vor Anstellung neuer Versuche wohl gerathen seyo, die Natur der Reibungswiderstande genauer zu studiren und die Griinde zu erforschen, welche zu so adfallenden Ano- inalien Aiilals geben koaoten. Es scheinl mir in der That augenblirklich ebeoso wicbtig, die Thatsacheii, die zur Er- Iauteruug der Rcibungsvorgange dienen kBnnen, zusammen- zustelleii, als die bisherigeu Exyerimente fortzusetzen. Die- ser Ansicht gemafs sind aucb die folgenden Bemerkungen geschrieben, die daher unmittelbar keioen technischen Werth haben kbnnen iind sollen.

Wenn Melalle mit einigem Druck ohue Zwischenmittcl auf einander gleiten, so findet mitunter jeiie eigenthfimlicbe Erschcinung statt , welche uiiter dein Nainen UFressen je- dem Techniker bekanut ist. Die anfangliche Beschaffen- heit der reibenden Oberflachen wird dadorch weseutlich veraodert. Partikelchen des eineii Kilrpers setzen sich fest in die Oberflache des andern gleitenden KBrpers hinein, vereinigen sich zu mehr oder weniger kugelfthmigen Her- vorragungen, die zahnartig eingreifeii und bei der Bewe- p i g Rillen erzeugeu. Glatte Oberflachen rauhen sich durch Fressen derart, dafs der neue Bewegiiugswiderstand den anfanglichen oft mehrfach iibertrifft.

Es giebt Umsttinde, welche das Fresseri beghstigen, andere, die es zu verhindern scheiuen. Bringt man ein Paar Metallplatteo zosammen, welche so eben polirt und vollstHndig gereinigt sind, so zeigt sich die erwtihnte Er- scheinung meistens sofort; wabreod sie nicht oder doch weniger leicht eintritt, wenn die Flacheu eiuige Zeit der atmoepharischen Luft ausgesetzt waren. lch babe mich durch vielfache Versuche von dieser Thatsache iiberzeugt. 1 ) Mittbeilungen Jalrrg. 1861, S. 31.

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Diese Wahrnehmung, die aufiiierksamell Beobachtern wohl kaum entgehen konnte, scheint gleichwohl nicht die Beach- tung gefunden zu haben, die sie verdient.

Die Heibung wird um so lcichter das Phanomeo des Fressens erzeugen, je inniger die Beruhrung ist, und Alles, was den nietallischeii Contact aufhebt , mitidert daher die (;efahr des Fressens. W e i l aber das geringste Zwisrheo- mittel hindernd w i r k t , ist es niithig, die Oberflachenbe- schaffenheit anfs Genatiste zu prufen.

Atis den altern Reohachtutigeii Th. d e S a u s s t i r e ’ s wissen wir, dafs alle festen Korper und iiainmtlrch die Metallc, ein energisches Bestrebell haben, an ihrer Ober- fltiche Gase zu conrlensiicn I ) , utitl jeder Korper daher mit eiiier solchen Spliare verdichteter ( h e utngeben ist. Poi s- s o 11 hat aus den Ersclieiniingeii tler Capillaritat abgeleitet ’), dnfs die beiielzrnden Flussigkciten an den Beruhrungs- gr;iuzen dieselbe Dichtigkeit annehinen mussen, welche die festeu Kiirpcr, an denen die Pu’etzting stattfndet, hesitzen. Nach Q 11 i n c k e ) gilt wahrscheinlich dasselbe Gesetz auch fur die Gasatniospharen der festen Kbrper. das heifst also, die Dichtigkeit der Schicht der condensirten Gase, welche die der Luft ausgesetzien Metalle uingiebt, ist der Dichtig- lieit der Metalle selbst gleich, freilich nur auf cine unmefs- bare Entfernung. In jeder mefsbaren Entfernung wird sie sich von der mittlereu Dichtigkeit der uingebenden Luft menig entfernen. Die Condensation frisch gereiuigter FIS- chen erstreckt sich zunlchst auf dkjenigen Gase, welche am leichtesten in den tropfbartlussigen Zustand ubergefuhrt werden kbnnen. A u s dein it] der Atmosphtire enthaltenen Wasserdampfe wird unter gew6holicheu Umstauden sofort eine feine Schicht condensirt. Der Procefs ist damit aber nicht beendet, vielniehr tritt die neugebildete Scbicht (Dampf- schicht) durch Diffusion in Austausch mit den iibrigen um- gebenden Gasen, indem allmahlich unter Ausscheidung von

1 ) G i l b . Ann. Bd. 47, Y. 113. 2 ) Nouccllr Thror. dc Ynct. cnpillairs. 3) P o g g . Ann. Bd. 108,’s. 526.

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Wasserdtimpfen die mehr permanenten Gase aufgenommen werden. Die Menge der a u s der Luft condeiisirteii Gase hangt vou dein Druck uiid der Zusalnmeusetzung der Pufsern Gase ab, so daCs sich (lie Gassphare stets mit den1 Verhal- ten der atmosphariechen Luft in ITebereinstimmung setzt. Bei trockuer Reibuiig bilden diese Gasschichten das Zwi- schenlnittel fiir die reibeoden Fllchen uiid es kann daher nicht auffallen, wenn die verschiedenen ZiistSnde der Gas- spharen verschiedeue Reibungswertlie bedingen. Uiese That- sache ist schou durch C o u l o m b beohachtet. C o u l o m b erwahnt, dafs man den Feuchtigkeitsgehalt der Luft mit zu den Ursachen zahlen kbnne, welche den Reibungswider- stand beeinflussen ' ).

Bei gut polirten Metallflacheu giebt sich der verschie- dene Zustand der Gasspharen durclr eine feine Niiancirung des reflectirten Lichtes, durcb eiuen leichteu farbigen Hauch zu erkenneu. Es giebt bekauntlich einige Erscheiuuugen, die diels vergnderte Ansehen derselben Kbrper bei verschie- denen Gasspharen zur Voraussetzung haben; ich meine die Moser 'schen Bilder uud die von G u s t a v K a r s t e n ent- deckten elektrischen Zeichnuagen '). Sie siud uns hier nur deshalb von Interesse, weil sich an ihiien die Gasschichten nachweisen uiid studiren lassen.

Ueber die Zeit, welche erforderlich ist, damit die an- faugliche Gassybare (Daoipfsphiire) in die zweite iibergeht, kaon eine Beobachtuog von R i e f s eiuige Anhaltspuukte geben. R i e l s uahm eine Glilamertafel, die an ein gelade- nes Elektroskop gehalteu, die Divergeuz desselbeu wahrend eiuer Minute vbllig unverandert IieEs; als aber die Halfte der GlimmerflPche durch Ablbsung einer Lamelle eioe frische Oberflache erhielt, entlud diese Halfte das Elektroskop io wenig Sekunden. Dieses Leitungsvermbgen riihrt nur, wie R i e l s durch andere Versuche nachgewiesen hat , von der Wasserhaut, welche durch Condensation der Wasserdiimpfe

1) Thdoric dcs machines simples p. 4. 2 ) W a i d l s , Pogq Ann. Bd. 59. - K a r s t e n , Pogg. Ann. Bd. 57

und Bd. 60 - R i e f s , Elrktr. Ringfigoren Berlin 186Z

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der AtlnosphPre erzeugt war , her. Nacli einigen Stunden ist dieses Leitungsverm6geii des frisch gespalteuen Glimmers verloreu gegangen , iridem jeiie aufaugliche Dainpfschicht durch eine condensirte Luftschicht verdrangt worden ist ' ). Nach deli Beobachtuiigen S a u s s u r e ' s ist die Cotidensa- tion nacb Verlauf von 24 bis 36 Stuiideu als beeiidet an- zusehen.

Nach meinen Erfabrungen hat die ersle Condensatiotis- schicht, die coharente Wasserhaut, in weit miiideriii Grade die Fahigkeit, bei der Heibuag eine daueriide %wischenlage zu bi ldm und jene inriige Beriihruiig zu verhiodern, als de- reu Ergebnifs sich das Fresseu darslellt. A l s eine leicht zu wiederholende Beobachtuog fiihre ich hier tiur an, dafs eine frisch geschabre oder gut gereinigte Metallplatte sich mit einem Polirstahle nicht wohl glatten lafst, ohiie dafs Metallheile a n deui Stahle adhiirireii und die Politur ver- derben. Das Glatteii gelingt aber sehr wobl, sobald die gereioigte Metrlltlache einige Zeit der Luft und deui Lichte ausgesetzt war. Ich erwahne hier des Lichtes, weil es mir schieo, als begiinstige dasselbe die Bildung der spatern Gassphare.

Das vorzuglichste Mittel zur Entfernuiig der Gassphare ist die Erwiirmung. Eine vollkommenere etwas umstand- liche Methode ist von F a r a d a y angegebeu. Urn gasfreie Platinbleche zu erbalten, welche die Eigeuschaft babeo, Gemenge von Wasserstoff- und Sauerstoffgas zu Wasser zu coodensiren und dabei sicb derart zu erhitzen, dafs das iibrige Gas entzfindet wird, behandelte F a r a d a y die Bleche mit kaustiscbem Kali. Das darauf geschmolzene Kali ward diirch destillirtes Wasser eutferut, die Platte in heifse Schwe- felsaure und endlich in Wasser getaocht, bis die letzten Spuren der Stiure entfernt waren. Diese Behaudlung lie- ferte sehr gute Resultate, wahrend das sorgfaltigste Abputzen nicht gentigte, reine Oberflache zu erzeugen. Solche Plat- ten, an der Luft aufbewahrt, wurdeu aber auch hier sehr bald uuwirksam.

1 ) R i e l s , Rcibungselcktricitat Bd. I1 S. 220.

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Nach W a i d l e kanii man einer Silberplatte die Gas- schicht n~hmen , wenn man sie mit frisch gegluhtem Tripel polirt. Die Platte, die daun nur tioch vou einer condeu- sirteii Wasserdarnpfschicht bedeckt ist, zeigt eine bl#uliche Farbung, die im Verlauf eitriger Stunden in eitie braiiuliche iiberFeht und dadurch die Bildung der Gassphare anzeigt. Wird die Silberplatte init Tripel polirt, der der Luft aus- gesetzt war, so verliert sie die braunliclie Farbung nicht. Bei dein starkerii Coiidensationsverind~eii des Metalls fin- det vieliiiehr nocli Crnsaufnahine aus den gesattigten Spha- reii dcs Tripels statt, utid gereinigte Platten d. h. solche, die bl#uliche Farbuiig besitzen, crscheiueu nach der Be- haiidluirg init diesem Tripel br%iinlich.

Die Gassplitire uiiigiebt die Korper von alleu Seiteii wie eine schiitzeiide Hulk untl empfaugt daher zunachst alle aufsern Eiiiwirkungen. Bei Beriihrung fester Kdrper bildet sie eiire Zwischenlage, die die Annaberung bis zu einer gewisseii Grsuze gestattet, die aber durch den Druck allein nicht ganz verniclitet werden kaun, daher die iiinige Beriihriing der festee Masscn verhindert. Tritt ueben dem Drucke gleichzeitig eiue Vcrschiebung i n der Richtung der Beriihrungsfl$chen, ein, so kanu die Cotitiuiritat der Gas- schicht stelleuweise allcrdiugs durchbrochen werden, und es offenbart sich diefs durch eine erhebliche Erhdhung der Molecularattraction, Erhdbung des Reibungswiderstandes. W i e fest die Gasschicht VOU den Kbrpern 'aber im Allge- meinen gebalten wird, geht schon aus dem Umstande her- vor, dafs glatte Kbrper lauge Zeit ohue Schadigung der- selben aiif einander gleiten kdnuen. Unter dem Einflusse des Drnckes kdnnen die Unebenheiteu gegllttet, die ober- flachigen Schichten vcrdichtet werdeu, Erscheinungen , die sich durch den verhderten Metallglauz zu erkenoen geben, ohue dafs die Gasschicht verloreu geht. So lange diefs vermieden wird, fiudet keine Abnutzung statt. Ich kann bier wieder an das Poliren mittelst des Polirstahls erinnern. Uuter dem Eiriflufs der Erwarmung ltidert sich der Sach- verhalt baufig. Die Wiirine, indem sie die Repulsivkrafte

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vermebrt, uergriifsert die Entferiiuiig dcr Cclitra der Mo- lecule. In weit hbhereni Maafse als diefs bei den festeu Kiirperii sichtbar wird, ist es bei deli Gaseu der Fall. Da- durch wird eiii g roker Theil der adharenten Gasschicht zerstijrt, uiitl eine griikere Annaherong der benachbarten Kiirper gestattet. Erwai,inte Kiirper auf einauder gleitend, zeigeti vie1 leichter clas Phaiioinen des Fresseiis, ale diesel- ben Kiirper bei niederer Teinperatur. Der Reibungswider-. stand bci trockiier Keibrine erliiiht sich iiiit der Erwarmung oft sehr merklich.

Ueber (10s .4uftretcii dcs Fressens, d. h. aller dieser Erscheinuiigeii, tt odrirch die Reibungsflacheii die uiierwiiiisch- ten Veraiitleruiigen ci-leidvii, baben die Rltereii Erperiuienta- toreii einige Erfahriingen iiiitgetlieilt. M u s s c Ii e 11 b r o e k sagt: Weni i die Kiirper troclieii sirid und iiiaii Iabt sie wit grofser Geschwiiidigkeit ubcr eiiiaiider fortgleiteu, so zeigt sich die Reibiiiig betrachtlicli grofs: ja sogar grdfser als das Gewirht, wotiiit sie ziisaniineiiqeprel'st werden. - 1 Iiel's koinine daher , weil allc Itervorspriiiecndeii Kbrper- thcilclieri sogleich abbrechcn uiid in der Beriihruugsfltiche Furchen schneideii, (la sic iiiclit Zeit haben sicb zuriickzu- bicgeii ' ). - Bei den hI o r i n'scheii Versucheii fand bei trockiier Reihuug voi i Hiilzerii jedesinal eine gegenseitige db i iu~zung dadurch statt , daCs sich ail den iiber einauder gleitenden Flacheii eine Meiige kleiiier Warzcheii voii braun- licher Farhe uiid solclier Hiirte bildeten, dds sie Furcben in die Flachen risseii, die niauchmal f bis :. Liiiie lief waren. Diese Warzcheri wurdeu nach jedem einzelnen Versuch, u m den stbreiiden Einflufs inoglichst zu vernieideii, sorgfaltig abgeriaben, wodurch sie sich in ein Pulver verwandelteii, welches sich dcr sinulicben Wahrnehmung wie sehr feiiier .Holzstaoh darbot. huch bei Reibuiig der Metalle trnt dieselbe Ersclieinung hervor; wogegen der geriiigste Fettuberzug, das blofse Abreibeii des Hol- zes iirit gegerhtein Leder hiiireichend war , die Eutste- hung jeuer Warzcbeu zu verhindern und die Reibuug be-

1) J k u y dr physique. Leyde 1739. Poggendorff's Annal . Bd. CXXI. 19

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trichtlich, nianchtnal bis auf den sechsfen Theil herabzu- setzen I ). Hierher gehoren ferner die Erfahruiigen G. Ren- u i e ' s , der den Reibiingswiderstand auch fur die Falle beob- achtete, wo Abnittzung staltfand. Bis zit dem Augenblicke, an welchein Abtm1zuiig eintritt, ergab sich Proportionalitat des Druckes und Reibungswiderstaiides. Mit dem Eintritt der Abnutzung dagegen wuchs die Keibung i n eitiem weit haherein Verliiiltiiik * ). H e II 11 i e versuchte die Gr8rizeii 211 bestiinmen, bei dcnen die Ahiiutziing begiiiiit; allein die Vcrsitche gaben PO schwatikcode Resiiltate, d d s man den Granzwertlien selir groken Spielrauin gestatteti mufs. Utid dieh ist fiir die Erscheinuug charakterirtisch, so laiige man uicht die Uiiistaiide, die bedillgetid eiiiwirkcn, geoauer prl- cisiren uiid in Rcchnung briiigeii kann. W i r haben hier entscbieden ein Spiel der tnolecularen Krafte vor uiis. Wi r sehen darin eirie Contactwirkung, die iiur erfolgt bei hin- reichender AonPheriitig der Moleciile, uiiter iirtlicher Ab- weseiiheit jeglicheu Zwischenmittels, sey diefs ciu fliissigea Schinierinitlel oder eine adharireiide Gassphsre. Treten die Partikelcheo alsdann in uninittelbare Nahe und werden sie durch dic gleichzeitige Wirkuiig des Druckes und der Bewegung gegen einander getrieben, so kanu die Molecu- Iarattractiou so grofs werden, dak sie die Cohssion, welche die Tlieilclieu mil der Masse verbinclet , iibertrifft. Die Theilchen werden alsdann melir herausgerissen als gesto- hen; sie haften an der eineii Heriihrnogsfliiche und kbnnen sich fortschreitend durch ein gleiches Spiel der Krtifte rer- g d s e r n , Vorsprilnge bildeud, welche alsdann Furcben ein- scbneiden ; oder die Hervorragungeti werden iin Fortgange der Bewegung abgebrochen und fahren als isolirte K6r- perchen zwischen den Reibungsflacheti herum.

Bei der Darstellung dieses Vorganges habe ich niir Kilr- per wit gut polirten Reibiiugsflacberi gedacht. Die Ab-

1) M o r i n , Nuw. c x p b r h t r c , ~ ~ s u r le f roffmrent , fuites i ,TJetz 1831. v. B r i x , L'cber die Reibung, Verlirodl. dcs Vcreins zur Befird.

der Gewerbtl. in Preufscn, Jahrg. 16, S. I86 und 246. 2 ) D i n g l e r ' r Journal. tld. 34 S. 165 bis 194.

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nutzuiig raiiher Oberflarhen kann ziim Theil anderer Art seyii. Die Hervorragnngen beider Theile greifen dort in einaiider. Brechen bei Fortbeweguiig die Vorspriirige ab, so werdeii die Theile iiicht heraiisgerissen, soiidern wegge- stofsen und der ganze Vorgaiig bedingt iiicht notbweiidig die A bwcsenheit eiiies Zwischeniiiittels. Erfolgt das Glei- teu alsdaiiii ohiie die eiiergische Mitwirkuiig jeuer Molecu- larkrafte, so wird das Ergebiiifs eiii alliniihliches Gl l t ten der Beriihrungstlacheii sevi i , wogegen das charakteristische Merkinal des Fressens ein allinaliliches Rauheii der Fliichen ist. Bei raiihen Oherflachen werdeii wiihreiid der Reibung meisleris h i d e Abiiri~zungsarteii i n einaiider spieleii und sehr iiiigleiclieu Reibiinpwiderstaiirl erzeugcii. Die Ab- nutzuiig wird diirch Mitwirkiing inolecrilarer Kriifte bedeu- tend erhoht , wie schoii eiue allbrkannte Erfahriing beiin Feilen der Metalle bestiitigt. Bei Bearbeituiig geebneter Metallflacheii greift die Feile itn ersteii Aiigenblicke kairm a n . Es macht sich eiii leichtes Crleiteir ohiie erhebliche Abiititzuiig bemerkbar. Erst weiiii die obere diiniie Me- talllage und mit ibr die Gnsschicht eiitfernt ist , stellt sicb eiu inerklich erholites Angreifeti e in , welches sich auch dtirch eiiien erhiihten Widerstand bci der Bewesung der Feilr dem Gefiihle deritlich kuod giebt. Der anfaogliche Ztisland des Gleitens wirtl sofort wieder crzeitgt, wenn man die frirche Metalitlache init den Fingeru beriihrt oder kurse Zeit Korper darauf legt, welche mi; Gassphareu urn- gebeii siud. Iu diesem Falle erfolgt durch energiscbe Coo- densation die schiielle Bilduiig einer iieuen Schicht.

Die Adhasionsvorgaiige, welche zu der Erscheinuiig des Fressens fiihren, kommen nicht nur bei der gleitendeu, sou- derii aiich bei der walzenden Reibung vor : sie siod es, die bei Walzwerken, welche mit einigem h i c k arbeiteu, die Abniilzung erzengen, ein atomweises Herausreifsen eiu- zeliier Theilcheo, das bei trockner Walzung sehr merklich auftritt und aucb durch Schioiermittel nicbt gaoc vermieden w e r de n k a ii n.

Hiufiger, als zwischen festeo KBrperu, baben wir Ge- 19*

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legenheit, die Adhiisioriscrscheinungen zwischeii festen und flussigen K6rpern zu beobachten. Da die eigenthutnliche Reweglichkeit der Moleciile von Fliissigkeiten eine innigere Reriihruug mit festeti Kurpern gestattet, als sic bei festen KOrpern alleiri durch Presstiiig zu erreichen war: da fer- ner die geringe Cohlsiou der Liquida einer Trennung der Theilchea weiiig VViderstarid leistet: so geniigt eiiie leise BerLihruiig schoti, UIII die Attractio~iser.ccheiiiuii~en bervor- zubringen, die sich diircli Netzen der Oberflachen, Haften und Tropfrn usw. zu erkenneii geben. Erstarreo die Flus- sigkeitstlieilcheii , so fiihrt diefs zu eiiier darieriid frsten Vereinigung. Practisch wird davoii beim Leimcii , Kitten usw. hnwenduiig geniaclit. Die Vcreinigong ist oft eine so innige, dafs bei Anspniiuutig der Festigkeit der Bruch haufig an eiiier anderii, als der Vereinigriogsstelle erfolgt ; also die Attraction der fretndeu Theilcheu die CohBsion der gleicheu Bestandtheile ubertrifft. Auch hier Iaht sich der Einflufs der Schicht condensirter Gnse beobachten. Eine nicht gereinigte Silberplatte wird durch Wasse r niclit genelzt : der Tropfen rollt in spharoidaler Gestalt dariiber hinweg, wogegeii derselbe arif der gereiiiigten Silberplatte zerfliefst und begierig iietzt. Der Grad der Netzbarkcit ist zugleich eiu Erkeiiiiuiigszeicheii ffir das Fehlen oder Vorhaiideiiseyu der Gasatmosphlre. Die Schwierigkeit, uianche K6rper durch Leimuug usw. fest zn verbinden, liegt in dern starkeu Coridetisatio~isverui~~~~i derselben, in de r Dichtigkeit ihrer Gasschicbt. D ie Haflbarkeit wird ver- melirt durch diejenigeu Mittel, welche die Gasschicht auf- lockern oder entferneu z. B. dtircli Reioigu,ng der Ober- fllchen und ErwnBnnung. Ueberhaupt wurde dime Verbin- d u n p r t nicht Erfolg haben kiinneri , wenn die Fliissigkei- ten nicht die Fiihigkeit besgfscn, die Gasschicht dnrch Ab- sorption i n sich aufzunehmen. Siegellack haftet nicht an . kaltem Metall, das init eiiier Gasschicht bedeck1 ist; es haf- tet uuvollkoinmeii aiii Metall, welchein die Gasscliicbt ge: noinmen ist, welches also niir die erst(: Schicbt (1)anipf- schicht ) besitzt: es haftet vollkommeu iiur au erwiirmtem

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Metall, weil im letzerii Falle durch Erwgrmung die Gas- schicht aufgelockert war, uud besonders, weil bei der lang- saineren Erstarrung fliissiges Siegellack eiuige Augenblicke in Beriihrung init dem Mctall bleibt uiid Zeit hat die Gas- schicht zu absorhiren. Iler alte Gebraricb, deli Siegelriug vor der Anweridwig wit deli Lippen zu iietzen, hat den Zweck, die Zwischenschicht ZII rerstarkeit und die Ge- fahr dcs Haftens zu iniudero. Martel. nasser Thon usw. hafteii, weil diese Kdrper iii dein halbfliissigen Zustaride die Fahigkeit besitzen, die Gnsschichten zu absorbiren.

Bei Metalleu, die scliori iin hnlbweichen (schiniedharen) Zustaiide durch Druck init eiuaiider fest verbunderi wer- deii kiliiueir , liegt die Hnuptschwierigkeit der Operation i n der Verinridung jeglichen Zwischeiiinittels. B u r wetin die Flacben i i i i vollkomineii uackten Zustaude mit einan- der i n iiioige Reriihruiig treteii, erfolgt diejenige Molecu- 1 a rat trac t io ii, die d er Ver I) i II d u ng F es t ig k ei t ve rsc ha f It.

Uiese Beobacbtungeu sind voii Wiclitigkeit, weil sie u ns die V’ i r k u iigss p h;ir e d e r M o I ecii lar k ra ft e k eii ii en I e b- ren. W’iihrend bei jeiier Aniiaherung der Molecule, wie sie durcli das Schweifseu erreicht wird, eine sebr be- deutende Attraction statt hat , 1st diese schon gleich Null zu ncliten, wenti der Abstaiid der Dicke eiiier Schicht cou- densirter Gase glcicb Iiuinmt. Ueun im letztern Falle fiii-

det aiif Metallplatteu keine Netzuiig mebr statt, die Attrac- tion ist also geriuger, als die Cohgsion der Fliissigkeitstbeile. W e u u gleiteude Iiilrper die volle Dicke einer Gasscbicbt zwischeu sich baben, so werden wir die Molecularattrac- tion als verscbwindend aosehen kdnnen. Wi rd in Folge des Druckes die Gasschicht compririiirt und in Folge des Gleitens vermindert, so kann die Anziebung eineo erhebli- chen Wer th erlaugen; treten einzelne Tbeile iu nackte Bertihrung mit einander, so wird ibr Einflufs ein sebr be- deutender werden.

Riicksicbtlicb der Molecularattraction der sicb beriib- renden Fllichen is1 es nicht uuweseullicb, die Natur der Stoffe zu heacbten. Betracbten wir wieder die Leicbtig-

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keit, tnit der das Fressen eintritt, als Erkennungszeicben der moleciilareii Anziehung, so kiioncu wir durch den Ver- such Aufschliisse erhalten. Iiii Allgemeiuen rcibeu sich nun gleichartige Kbrper leichter fest als ungleicbartige. Mes- siog auf Messing leichter , als Messing auf Kupfer , Eisen usw. Feruer weiches Messiiig leichter auf weicheiri Mes- sing, als auf hart gehammertein, und uingekehrt. Weiche untl zBhe Substanzen zeigen das Ph#noinen des Fressene leichter, als harte und sprbde. Die Erscheinung ist abhiin- gig von der Elementar - Con~titution der reibenden Kbrper.

Wshretid die iiltern Pligsiker, gestiitzt auf die Ver- suche Amoutons’s , d e l a H i re ’ s , Parent’susw.detiRei- buiigswitlerstand unabhaiigig von der Natur . der Kbrper setzteu, wieh M u s s c h e t i b r o e k zuerst die Abhangigkeit genauer nach uud stellte die Regel auf, dafs wan nieuials gleiche Kbrper auf einauder laufeti lasseu, Zapfen und La- ger iiie von gleicbeui Miiterial anfertigeu sollte. Oiese Re- gel ist voti sptiterri Experiineutatoren: C o u l o i n b, M o r i n usw. bestritten worden, und in der That is1 sie in der von M n s s c h e n b r o e k aufgestellten Allgeineiiiheit unhnltbar. Man wird aber wohl die lhnerkung festlralten kbuoen, dafs gleichnrlige Kfirper zosammeiigebracht ( i n den ineisteu Fallen) eiire grbfere Beiguiig Irabeii, Contactwirkungen zu Sufsern uud dadurch hbhere Reibuogswiederstiiude zu er- zeugen, als ungleichartige K6rper. Kaun durch eitie genii- geiide Schicht vou Schiniermitleln eiue iiinigere Beriibrung der festeii Kbrpertheile vollkoininen vertuiederi werden, so ist die Wabl des Materials i n dieser Beziehung gleich- giiltig und es entscheideo fCir Verwendung desselben nur Harte, Politurfiihigkeit usw. Die Scliroirigkeit, bei dauern- der Bewegung Reibung ohne diese Contactwirkung zu er- halten, veranlafst nns i n den meisten Fallen gleiches Ma- terial bei Zapfeit in Lagern zu vermeiden.

Hier lnnchte ich auch des Einflusses der .Warme auf die Reibungsvorg~nge erwiihnen. Da die Reibung in einer Reihe voii Molecularvorg#ogen besteht , so wird dieselbe nothwendig wit Warmeerscheinungeu verbuirden seyn. Die

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Reibung inacht sich in der That durch Temperaturerhtb- buiig beinerk bar, und es wiirde vielleicht Temperatur und Reibuirgswiderstand in einem einfachen Verbiil tnifs stehen, wenn nicht init den Warmeerscheiuungen einige Verande- rung in deli Beruhruiigsschichten eirrtrateii. Jenes Freiwer- deli vou condensirten Gasen iri der Erwarmnng , dessen wir schou fruher gedacbteii, bedingt namlich eine Auflocke- rung der Gasschicht uud erlaubt bei gleicher Belastung eiu iiiiheres Zusainmeutreteri der Keibungstlachen. Die Er- warinung wirlit demuach geiiau so, wie eine Vermehrung des Ilruckes und tragt indirect dazu bei, deli Reibuiigwi- derstand 7u erhoheu. Merklich werden die Wgrrnewirkun- geu riaineiillich bei trockner Reibung.

Bci Anwendung von Schinierniittelii andern sich die Keibongsvorgange in maiicher Beziehung und es mufs da- her dicser Einflufs eiiigehender beachtet werdeii. Es sind nameotlich zwei Gesichtspuiikte zu nehmen. Ersteus sol1 das Schinierinittel die Scliicht coiideiisirter Gase ersetzen und i n hijlierein Maafse als diese die unmittelbare Beriih- ruitg der gleitendeii Flachen verhiiideru ; sodaiin soil es den Zweck haheii, den Keibungswiderstand zii vermindcrn, in- den) stntt der Reibuiig fester K6rper die Reibuog der Flus- sigkeitslheilcheo sribstituirt wird. U m der ersten Bedingung zu getiiigen, reicht eiu aufserordeutlicb duonea Hiiutchen eiuer Fliissigkeilsscliicht Bus. Die verwendbareu Schmier- lnittel iiiussen aber die Eigenschaften haben, bei aufseror- deullich grofser Vertheilung eine zusanimenhhgende, uu- unterbrocheue Schichi zu bilden. Sie miissen bei leichter Verschiebbarkeit der Theile doch eioe gewisse ZZLhigkeit, eine gewisse Cohlsion besilzen. Diese Eigenschaften siud den fetten Oeleu in hohem Maafse eigen. Die bekannte Fahigkeit des Oels, auf die erregten Meereswellen einen beruhigenden Eiiiflufs zii iibeu, beruht anf dem Zusammen- hau:: der diinnen, weitverbreiteten Oelschicht. In den Sei- feublasen haben wir cbenfalls eine zusammenbhgende Schicht voll groker Feinheit. Die Dicke der flassigen Hlutchen, die ihre Farbung zu sclialzen erlaubt, kann nur nach Mil-

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lionteln des Zollcs getnesseii werden. Methoden, ti111 ahn- liche zarte Hiillen aus bligen Substanzeo iin Alkoholgemisch darzustelleii, sind nenerdings von P l a t e a u zur I)arstelluiig dcr Gleichgewichtsfigurcti angegebeii ' ).

Die fetten Oele erhalten ihre Bedeutung als Schuiier- tnitlel besonders auch dadurch, dafs sic a11e Korper, die hier in Frage korniiien, namentlich allc Mctalle, hegicrig netzen, dafs sich die Tropfen atif dcii Ober t l~chen aushrei- ten und haften. ljie Cnpillarilat der Ocle is! allerdings geringer ala die des WasFers, hlkohols, niancher S;iuren usw., jedoch hinreichend arofs. Vt'eiin ahrr die Steighbhe der Oele iui Capillairohre eine gcritigere ist, als die der genaiinten Fliissigkciten, FO hat d i e t nicht in der geringern Adhiision, sondern i n der vie1 griifserii Cohasiori der Oel- theile seinen Grund. Dafs die Molecularattrac:tion zwischen Metall - uiid Oeltheilchen eine sehr hohe ist , lebrt auch das aehr feste Hafteii der Oelscliichten auf Metallen in tag- licher Erfahrung.

Ich darf wohl auf einige Thatsaclieti hinweiseri, die geeig- net seyn kfiunen, die Hafibnrkeit dunner Fliiseigkeitsschich- ten auf Metallflachen ins Licht zu stelleii. Rei den1 Ab- drehen der Metalle wird der schneidende Stahl gew6hnlich niclit trocken gebraucht, sonderii mit irgeiid ciner Fliissig- keit gcnelzt, sey es Oel, Terpentiugl, Milch, Seifenwasser usw. J e d e r Arbeiler kaiin uus bestatigcn, (I& tinter die- sen Umstandeu de i Stahl Ilnger schiieitlig bleibt, sich we- niger abnutzt , absrhleift und die gedrehte Flache glatter ausfiillt. De r Grund dieser Thatsache ist aber einfach die- ser: durch den Ueberzug des Stahles iiri t einer Fliissig- keitsschiclit wird der uninittelbarc Contact der Metalle, des Arbeitsstiickes und des Werkzeuges vermieden. Ohne diefs Hulfsinittel ist das Schneiden vergesellschaftet mit dcm F r e e sen, wodurcb die gedachten Fllcben raiih gemacht werden. Es treten d a m dieselben Erscbeinungen der Abnutzung ein, welche wir bei Reibung, respective engster Beriihrung

1) iU&inoires dr t'Acod. dcs sciences dr Bdgi9u.1. T. X X X I . Bru- s r l l r s 1859. (Aurrug in dies. Ann. Bd. CVII. 5. 391.)

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fester K6rpertheile keniieii lernten. Eitien noch aoffallen- dt-reti Bzweis, wie sehr fettige Ueberziige voii g v r i i r p e r Diclte deii schiieidetideii Zaliti gcgeri das Abfrewen dcr zii bearbeiteiideii Gegeiistaiide schiitzcii k a n i i , liefcrt die Aii-

wentluiig tles Terpetitiiiiils bciin Boliren oder Feileii des Gliises. I)ir Feile, die bei tt.ot:kniw ('Jebrauch soglvich abgestuinprt, wird durch das Terprntiiidl glriclisatii gefeit. Utese Erscheiiiuiigen werderi i i t is etwns weiiiger wiitttlcr- bar rorkoiiimeu, weiin w i r utis erinticru, dals d i e ~ e durcli die Molecularl\r#f1e gebundetic*ti Flussigkcitssrhifliteii a n

deli Beru h r uiigss t el leii zrig le ich vi 11 e V c rdic h t I t iig e r fa lireii uiid dort aii Dichtigkeit dew atl1i:irireiideri Sfolfe gleich- stcheii.

Die Fliis-igkeilsschicht, welctie i i i deli crw#hiiteii Fiil- leti dic! Coiitactwirkuiigeti veriiiiitdert, kdiiiieii wir uiis nur sehr d u m vorstelleii, da sie der sclriieitligeii Wirkuiig des Stalils keiiien Eiiitrag thiit. Es stimint d i eb iiiit eiiier obeii aiigefulirteu Ueobachlutig M o r i n ' s ubereiii, woiiach d i i s

b loke Ahreibeii der Hiilzer wit gegerbtem Leder die Er- scheiri 11 iig d es Fresse 11s t.er h i ii d ert e ii ii d den R ei h u tigsw i- derstaiid oft bis atif -; herabbiachte. Eiiie so sparsaiiie verwetidiiiig des Schiiiierinittels kaiin tiiir bei sehr glatt polirteii Kbrperu dauernd vor Veraiiderutig der Reibuiigs- flaclieti schutzen. Bei allen rauherti Kbrpern wird in Folge der Reibung leirht cin Abschaleti der Flussigkeitsschicht urid ein Abstol'sen feiiier Kdrperlheile entstehen, die im l'erlaiif der Bewegutig naclite Stelleii erzeugen und nui i

zu Coiitactwirkuiigen A t l l a k gebeit. Es tiiiifs dnher a n h e r d CII ge b I t ii den en Flussig k ei t sschic h ten ei ti ge w isser U e b er- scbnls freic,r, beweplicber Fliissigkeit vorhaiiden seyii, der i i i jedetn Augeiiblick bercit ist, etwaige Bl6fsen zu netzeii u i ~ d feine abgeriebene Theilcheii i n die liquide Sphare ein- zu h u I leii.

Da man zu Schmierniitteln vonugsweise Flussigkeiteii ~ 0 1 1 eiiiiger Conaisteiiz wahlt, weil diese am hesten geeig- net erscheineii, coharente Schichten ZII bilden, so erlialt mail bei reicblicberer Verweuduug deu Vortheil, dafs die-

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selbeu zum Theil die Vertiefungen ausflillen und ein we- niger tiefes Ineinandergreifen der railheren Heibungsflachen bewirkeu und dadurcli eiu leichteres Gleiten veranlasseu und die Abnutzuog vermindern.

Das Abschleifeu uud Poliren bei Bearbeitung der Me- talle behufs der Glgttuug uud Verschdneriing der Oberflii- chen ist eiu solcher Reibungsvorgang, durch den Abnutzuug in einem bestimmten Sinn erzielt werdeu soll, und die Beacbtung dieser Operationen IHfst den Verlauf der Ab- nutznng auch iii audereii Fdlen heurtheilen. Denken wir uiis, das Schleifen geschehe mittelst der Handscbleifsteine (Blausleine, Grausteioe usw.), so haben wir uns Flachen vorzustellen, die mit znhtinrtigen Vorragungen ziemlich regel- mafsig besaet sind. Zwischeii den Ziihuchen werden sich Zahii1ucke;i befindeu: ahnlich wie bei einer Feile. Wi r k6nnten utis nun denken , die Arbeit miifstc den besten Fortoaiig Iialjen bei trockner Anweuduug des Steines. l u der %hat greifeii im ersteu Augenblick die Z;ihuchen stark eiii , aber die abgestobenen Metalltheilclieii setzen sich in die Zal~nliicketi ein und werdeii hier durch die Anziehung der Molecule des Steiiies gebueden und gehiillen. Iin Fort- gange der Arbeit erfiillen diese feitien Matalhbeilchen nicht nur alle Lucken, sondern es bildet sich sogar eine Metall- haut, da die Theilchen durch Attraction wieder vereinigt werden. Diese Metallhaut erfullt uicht our die Zahiilticken, soridern tiberdeckt auch die Zahnkamme und Idst sich oft blatterartig wieder ab, indem die Theilchen mehr im Zu- saininenhange untcr einander, als wit dem Steiue sind. Uer beabsicbtigte Erfolg hbrt damit natlirlich auf; es reiben sich uur, iioch Metalltlachen anf Metallflachen, die im gtin- stigsten Falle auf eiuander glciteu, ohue Abnutzuog her- vorzubringen, andernfalls aber auch die gefflrcbteten COO- tactwirkuiigen des Furcheueinschiieidens, des - Reifsene * und JJ Fressens w erzeugeri k6nneu.

Wi rd der Stein beiin Gebrauch mit Wasser geoetzt, so fullen sich alle Ltickeu mit dieser Fliissigkeit, die ab- gestofsenen Theilcheu werden sofort gciielzt und in das

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Wasaerbad eingetaucht ; dadurch miid ihneii die Neigung beuoiiiineii, gegeiiseitig .an eiiiaiider zu hafteri. LaCst itiaii

zwischeu Steiii und Metall hinreiclientl Wnsser durchstrbiiieii so werdeir die feiiieu Metalltheilchcn fortgeschweuiuit olioe den Scliliff zri vertlerbeii. Ebenso werdeii die voiii Slein abgeriebeiieii Thcilclien entferitt ohiie dafs sie (;elegen- heit tinden, sidi unzeitig aiiziihkugeii 'utitl feslzusetz(w. t>e- schielit die Ne~ziiiig statt ini t Wasser drirch cine cousisteri- [ere Fliissigheit, elwa Ot.1, so ist der Vorgaiig i i i i Allge- iueineii derselbe. Aber d n Or1 deiii liieiiiairtler,ureifcii der Uiieberilieiteii inelir Widerstaiid leistet r i i i d fesler a11 der blclallfliiclie haftet, SO isi der Eiiigriff ciir wenigcr tiefer: der Druck vertheilt sich Kleichmafsiper, der Schliff hat eiii

feiiieres gleichforiniges Auselien. hiis Reifseii ( I ist uoch weuiger als i i n vorhergelieudcn Fallc zu fiirchten.

Betracbten wir iiun deli Fall, wo zwei glatt polirte ikletallflacheii aiif einaiitler gleiteii, so fallen hier die i i n

v o rs t e h B n d en Beis pi e I e er w ah ii t e I I sc h a r f k a I i tig cii Her v o r- ragungcil weg; alle iioch etwa vorhandcnea Unebenheiten werdeii durch die Coiisisteiiz des Oeles aufscr Eiliflufs ge- setzl i i i i t l bei rt!ichlichcm Oelzuflufs ist das Gleiten eiii

Schwintlneii auf einer Oelschiclit von geringer, zieiiilirh con- stauler Dicke. W i r haben alsdanu eine dorch Adhasiori gebuiidene Fliissigkeitsschicht an der obern Reibungsfliiche, eine gleiche an der untern Rcibuiigsflache und zwischeo beiden eine fliissige Oelscliicht. Der Reibriogswiderstand ist danu lerliglich der Heibuiigewidersland der Fliissigkeits- theilcheu a n einander. W i r siud fast uuahhangig von der Substanz der reibendeii festeii Kbrper , vorausgesetzt, d& dieselhe Oberflacheabeschaffeiiheit ziilWssig sey. Die Rei- bung wird allein durch deli Reibungswidcrstaiid des Schmier- mittels geinessen.

Zur Restimmuiig der Reibung v o n FlIissigkeiten sind verschiedene Methoden versucht worden. Eininal der Ver- gleich der Geschwindiakeiten, mit deiieo enge cylindrische Rohre gr8rserer Lsnge durchstramt werden, sodauu dns

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von C o u lo m b ) angegebene Verfahren, die Schwingun- gen eiues in Flussigkeit eingetauchtcn oscillirendeti Cylin- ders zu beobachteii. Obgleich die Resultate der experi- metitellen Untersuchuugeti wohl kauni eiue unmittelbare Anweiidutig auf den hier behalidelten Fall erlauben, so lasseo sie doch eine Verglcichuug der Reibuugswiderstande der verschiedenen Flussigkeiten unter eiuander zu. Und es kanti auffallen, dafs die als Schmiermittel gebrzuchlichen Flussigkeiten verhaltnifsinafsig sehr hohe Reibuiigswerthe zeigen. 0. Einil M e y e r fand bei der iieuesten init gro- tier Sorgfalt aii~gefiihtteu Uiitersuchung die iniiere Reibiing des Rubbls FjOOmal grbfser, 01s die des Wassere, wogegen die des Wassers iiiir 37iiial grbfser war, als die der at- mospharischeu Lrift ? ). Uieser Utnstaiid ist voii Wichtig- keit, weil er utis lehrt, welch' hoheii Werth die Cohgsion der Theilclieri fur die Schtniermitlel hat, indem sie dadurch geeignet werdeii, besset als die leichter bewegliclieti Fliis- sigheiteii den Contrctwirkungen, zii denen feale Kbrper bei hiiireiclieiider Annaherung Anlafs geben, eotgegenzu- wirkea. Ich glaube daher, tiicht init Uiirechl das Spiel dcr Molecularkrafte init grbfserer Aufuierksamkeit verfolgt zu haben, als es sonst bei Erklllrung der Reibutigsvorgsnge zri geschehen pflegt. Ich will hier nicht die alteu Defini- tioiieii fiber die Reibung wiederholeii. W e r sich fiir das Historische iiiteressirt, Giidet iu dem Aiifsatze voti B r i x uUeber die Reibuiig S ) a die Atlsichteo der Pbysiker vou A in o t o n s bis M o r i n zieuilich vollslludig initgetbeilt. lm Weseiitlichen ist es tiberail diesclbe. Idee, wit mehr oder weniger plausiblen Griinden vorgetrageo. Man denkt sich, die Reibutig eutstehe durch eiti Heben und Senken des Oberkbrpers iiber ein Coiiglonierat von scbiefen Ebenen

1) A. a. 0. S. 236. 2) 0. E. M e g e r . Ueber die Rribung der Yliiuigkeiten. Pogg. Ann.

Bd. 113, S . 410. 3) Vcrliandlengen des Vereios zu Bcfcirderung drs Gewerbtleifses in Preu-

Isen. Jahrg. 16.

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aus denen die Oberflachen der rcibenden Kbrper bestehen sollen. Nehincn wir an , dafs das Ineinaodergreifen der Uuebenlieiten theilweise Abniilzung der Hervorragnngen zur Folge 'haben soll, oder dafs ein elastischcs Niederdriickeri erfolge, so wurde darans wohl ein Verluat nii lebendiger Kraft gefolgert werden kdnnen. Denken wir u i i s die Hci- bring aber nur als ein A u f - und Abgleiten auf fester wel- l e n f h n i g e r Bahn, bei der die Suiiiine der Erhebungeii Null ist, so niufs das, was auf der einen Seite a n lebendiger Kraft verlorcn geht, auf dcr andern Spite gewoiinen werden. Eine ahnlichv Einwendun;: hat aricb sclion J 011 it 1, e s I i e grinacht, der deshalb den Keibungswiderstand ails der un- ari f horl icheii F o rina 11 deriin g der sicli b cru h re ti den 0 her fla - chen, die dns Restrcben hahen sollten, sicli allen kleiiren und zuffilligen Verscliicdenheiten des Contacts anznpassen erklarte.

Allein ails der meclianischeii Beschaffeuheit der Ober- flaclien werden wir uns schwerlich die Reibniigszustande vollstGndig erklaren k i i n n c n , vielinehr den physikalischen Vorgtiiigen die reichste Beachluiig scbcnken mussen. Als- daiin erscheirien auch die Schwankiingen der Reihungs- werthe wenigcr anffallend. W'enn wir bedesken, dafs die Wirknngssphare der Molrcularkrafte eine sehr beschrankte 1st and i n fast unmefsbareii Granzcn VOII der vollsten Ener- gie bis zu Null herabsinkt, so kbnnen wir uns kaum wiin-

dern, wenti dieselberi Kiirper unter weriig veranderten Uin- stsnden selir variabele Reibriiigswitlerstande zeigcn. Rei- bung unter unniittelbarer Beriihrong fester Kdrperlheile ist nur unter Zerreifsung der dorch die Moleciilarkrafte schirell eingegangenen Verbiiidungen uird iinter lheilweiser Veriiiidcriing der reibendm Oberflachen miiglich. Da die festen Klirper aber nieriials zu vollkoiiirnenem Contact ge bracht nerden kdnnen, so erstreckt sich das >bFestreiben imnier nur auf wenige Partikelchen: trotzdcm erfordert die F o r t b e w e p i g stets einen verh8ltnil'srnafsig grol'sen Kraft- anfwaiid. Dieser Reihungsvorgang wird fast i n jcdem Augen-

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blicke eincn anderen W e r t h annehnien, and er indchte schwer werden, bestiininte Gesetze dafiir anfzustellen. Reihung aiif den init condensirten Gasschichten versehenen Ober- fllcheii ist ein Gleiteii nuf einer coinpressiblen Schicht uud stiinint init dem Widerstande uberein, den eiii elaslisches Baud deiii Durchwnlzen edtgegeiigesetzt. Er heruht aiif dein stcteii Bestrebeu, sich uber das elastische Mittel zu erhe- b m , wahreiid die Erhebiirig stets durch den [)ruck verei- telt wird. Es gleirht einern bestandigen Aufsteigrn, wel- ches nicht zur Perfection kommt. Die Veraiiderungen, die die Reibuiig in der Gasschicht hervorbringt, so wie das Hineinspielen der Adhasion der festcn Kurper. macht auch hier den Reibungswiderstnnd scliwaiikend.

Die Reibring auf zrparsain gefetteten Oberflacheii ist dns Gleiteii auf der diirch Attrnctioii gcbuodenen, daher uiibeweglichen Fliis4gkeiIsschicht iirirl abhaiigig von den Contactwirkungen, die diese diiiinen Schichteii auf eiiiau- de r atistihen. Bei reiclilich verweiideter Schmiere eiidlich ist die Reibung das Rolleu auf einer Fliissigkeitsschicht und die Keibuogs@fse von dem Widerstande abhtingig, den die Flussigkeitstheilchen der Rewegung enigegensetzen.

SV i r ha b en dain i t r i e r R ei hu rigsa rt e n t i ti t ersc hie den, die eiue gleiche meclianische Beschnffenheit der Oberfliichen vorausgesetzt, sebr verschiedene Widerstande erzerigen kdii- lien. Factisch ist es aber kauin mbglich, diese Reibuogs- arten isolirt wirkeu zu Inssen; sie werderi vielniehr oft in ein- ander ubergeheri und das Versrichsresultat verwirren, z. B. bei Zapfeiireibuiig init constaiitcr Schmierung kauu mitun- te r eine so ungleichinafsige Vertheilung eiiitreten , d a b fur den Augenblick die fliissige Oelschiclit fchlt iiiid eine inehr trockene Reibung eintritt. Erschiitteriingen und Stbfse sclieiiien sehr geeignet, dns Uebrrgehen der einen Reibiings- art in die andere zii begunstigen. Die Vcrsiirhsresultate erscheineii alsdarin schwankend nnd es ist bedenklirh, die Beobachtungswerthe zu verallgemeineru urn Keibungsgeset ze clararis abziileiten.

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Theoretische Erwiigungen lassen erwnrten , dafs ein Schinierol, wclches in dem einen Fal le ein sehr gotes Re- sultat giebt, nicht riothwendig i i i eineiii anderu Falle gleich guiistig wirken niusse. Rei sehr glatt polirten Axen und Lagern voii hnrtein Metal1 k n n n ein sehr leichtflussiges Oel jedein andern vorzuziehen seyn, wiihreiid dasselbe bei we- iiiger g u t geglalteten Rtibuirgskorpern sich als unguns t i~ herausstellt, weil es deli ~ O t i I i i c t ~ ~ i r k u a ~ e n der festeii Theile nicht hinreicheiid entgegenwirk t. Schiniernrittel voii gr6fse- rer Zahigkeit uiid profserein Adhlsionsverin6geri serdicnen alsdann den Vorzug trotz ihres grofsereu innereu Reiburigs- widerstaiides. Gleichc Rucksicht kann es rathsain erschci- iieil lassen, bei bedeuteiiden Belastungen ein consisteiiteres Schmierinittel zu walilen, als bei geriugein Druck, da bei dam fliissigeren Material durch das seiiliche Herauspressen die liquide Schicht verinindert wird. Die Erfahruogcn be- statigeii diese Voraussetzungen ' ).

Der W e r t h cines Schmiurinittels wird brstimmt durch sein Adhiisionsveriniigen, die Cohasioii seiner Theilc und seiiien inneren Reibniiss~vider.stand. Die liiihere Coliasion scheint his zu einein gewissen Grade einen hiihcrri Rei- buiigswiderstaiid zur Folgc zu habeii uiid die wiinschens- mertlie Eigenschaft i n Widerstreit zu bringen. Da die Heinurungeo, die aus eiiier uiigcnugenden Dicke der fliissi- geri Scbicht en~spr iugeo , uberwiegend sind, so wird die erste Rucksicht iluf eiue dcu Verhdlnissen angemessciie Zahigkeit des Schmierols gerichtet s e p , diese aher ande- rerseits nicbt zii lioch gervablt nerden diirfen, urn iiicht d es V or t he i Is ei u e r mi n d e r en R ei bung de r F 1 ussig k ei 1st 11 ci I e verlustig zu gehcn.

) eiitscheide~i nicht uber deli W e r t b eines Schiniermittels iui Allgemeinen. sonderii i iur in Rucksicht auf die im Apparat waltendeu

Oelprobcn, wie die von M a c - N a u g h t

1 ) K i r c l i w e g e r , Vcrsurhc uber Zaprenrcibung, S. 2?9 des Jrhrganges

2 ) Polyc. Centrrlblalt 1862 S . 742. 1862 der Mirtlieilongen.

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Bedingungen, iind die Ergebnisse dieser Proben sind keiiier Verallgenieiiierung fahig.

Zur Erwagung der Fragc , inwiefern Teiiiperaturcrhi)- hung deli Reibiiii%swiderstaod influirt, kann inan die folgeti- den Betrachtungeu aiistelleii: Aus den erwiihnteii Uiiter- suchriiigen 0. E. M e g e r ’ s wisseii wi r , dafs die innere Rcibiing des Oels bei steigender Temperatur selir rasch abnimmt. Diefs setzt eiiie gleich starke Verininderung der Cohiision voraiis und wir wurden erwarten miissen, die Flussigkeiten iin Capillarrohre steigeii zu seheri, da die Tlieilclieii freier der Adhlision folgen Lbnnen. Narh den Beobaclitungeii C. Wol f ’ s ist aber das Entgegeiigesctzle der Fall ’ ). Die Steighi)lre t i i i i i int niit wacliseiider Tein- peratui. ab; die Adhasion niiiinit inithiii iiocli rascher ab, als die Reibung rind Cohasioii. Wo bei cler Reibuog die Adbasion und Cohasion des Scliiiiieriiiittels stark it1 An- spruch geiioinuieii wird, hiinnen wir deiiiioch erwarteu, den ReibiiiigswiderPtaiid bei Teinyeraturerhtihuug wachsen zri selien; bei selir geringer Relastung dagegen urid bei sehr ausreicheiidem Cohisioiisvcrinbgeii ki)nnte der Reibaugs- widerstatid sogar ein geringerer werden.

Fast nlle bislierigcn Verstiche uber Reibung siiid iiicht sowohl i n physihaliscliein, als in technischein Interessc ge- inacht iiiid sic liaben zu Ergebuissen gefuhrt, die itn Gan- zen deli praktischen Bedurfiiisseu geoiigen inbgen, obwohl uicht zu leugaeii ist, dafs die Differetizen zwischeii deu Resultateti verachiedener Beobachter zu eiuer Uusicherheit fuhrt, die iniudestetis unbehaglich geiiaiint wrerden inufs. Die Differenzeii resultireti ails der Sckwierigkeit, die Ele- ineiitc, voii denen tler Reibuiigswiderstntitl abhlngt, zu be- stiinineti und wshretid des Versiiches dauernd zu beherr- schen. JJieser Urnstand uiacht es bis jetzt iinmbglich, die Beobachtungeii verschietleiier Experiineritatoreii init einaii- der zu verkuupfen, uin sie gegenseitig zu ergaiizeu und zu

i ) Ueber den Eintlds der ‘l‘rrnperatur auf die Capi l lrrphinimmc. Pogg. A l l l l Bl1 I01 ll l lc l 10-2.

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berichtigen. Kbnnen wir nicht die jeweiligen Reibuogsvor- gguge hinreichend pracisiren, so erhelt jeder Versuch nur einen Einzelwerth und eine Versuchsreibe ist kaurn in sich selbst vergleichbar. Die Reihungscoefficienten iniissen dann als tlussige G r a b e n angesehen werden, die innerbalb ge- wisser Granzen schwanken. Die Schwierigkeit, die Ele- mente zu bestimmen, ist bei Versucheu im Grofsen noch erheblicher ale bei kleinen Belastungen. Seit C o u I o tn b die Ansicbt aiissprach ’ ): die Versiirbe im Kleinen, im phy- sikalischen Cabinet angestcllt, seyeii nicht gecignet, bei Berechoung grolser Maschineii als Richtschnur zu dienen, hat man die Versuchsgranzen sehr erweitert und fast nur iiu GroGeo operirt. Die Versuche sind zuin Theil unter Verhaltnissen geinacht, die den i n der Praxis vorkomrnen- deu mbglichst ahulich wareii. Scblieklich werden aller- diiigs nur aus Vcrsucheu, die unter dieser Voraussetzung augestellt sind, fur die Maschinentechuik nutzbare Resul- tate entspriiigeu; dentioch n i i rde die Vernachlassigung vou p Cabiuetversucheti 11 iiicht ohne erheblichen Nachtheil seyn. Versuchc im Cabinet init den feiiicren Hiilfsmitteln der physikalischen Beobaclituiigski~iist kduuea nur geeignet eeyn dic Elemente kennen zu lernen, v o n deiien die Heibiings- werthe abhangen nud kdnneti die Schwankungen der Re- sultate auf ihre bedingenden Ursachen zuriickfiihren und damit fiir die Versuche im Grofsen Grundlagen gewlhren, um i i i den Ergebuissen das Zulallige v o n dein Nothwen- digen uud Gesetzlicheu abzuscheiden.

Iudem ich diese Betnerkungen uber die Reibongsvor- gauge scliliefse, will ich mir noch erlauben, einen Vorschlag daran zit knupfen, uihnlich den: zur Bestimmung der Schwan- kuiigen iu den Reibungswiderstaiiden die in lelzterer Zeit vie1 angewandte Reibungswaage i n eiiie Differentialreibungs- waage uinzuvyaodvln. Ich deiike mir eiiie Reibungswaage, wie sie C a r s t e u W a l t j e n anwandte, wie eie bei deli K i r c h w e g e r ’ schen Versuchen gebraucht ist, oder irgend aiiderer Art, aber nicht init einer, sondern wit swei Lager-

1 ) C o u l o m b a. a . 0. s. ’L

Poggendorlf’s A n d . Bd. CXXI. ‘10

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ecbnlen verseben uud auf zwei Wellen rubend, denen be- liebige Bewegungen crtheilt werdeu kaunen. Rotiren beide in demselbeii Sinne, so baben wir den Versuch in der bisherigen Form. Ertbeileii wir deoselbeii entgegengesetzte Bewegungeu und gleiche Geschwiadigkeiteu und siud die VerhHltnisse iibrigeus gleicb, so bebeu sicb die im entge- geugesetzteu Sinue wirkeuden KeibungswiderstPnde auf; die Waage flottirt frei auf deli bervegten Axen und wird die Stellung eiiinehuien, die durch die Lage des Schwer- punktes bediugt ist, d. h. sich auf Null einstelleii. Ver- 8nderuiigen in den Reibungswidera~andeu werdeu sich durch Ausschhge der Waage ZII erkeiiiieii geben. Und es kotnuot darauf a u , die Ausschlage, deren Wertli zuvor bestiinmt werdeu ioufs, wahrend dcs Versuchs zu beobachten. Uurch Verairderuug des Schwerpunktes der Waage kaiin die Em- pfindliclikeit erli6lit oder verinindert werden. Mau. ist da- rnit unabhaogig von dem rigentlicheu Werlhe der Reibung uud hat es nitr uiit den Differenzeu zu Ihuu. W-alilt man z. B. fur die beiclen Lagerschalen verschiedene Sclirnier- mittel, so mubte der Versuch den Werth derselbeo leicht feststellen; ebenso mfkte sich der Einflds verscbiedener Geschwindigkeilen leicht feslstellen lassen. UUI die Gra- t e n der Schwaokungeii in der Stellung der Waage dauernd leicht beobacliten zu kiiniien, inufs ein Regislrirapparat da- init verbundeti werdeu, der die Aiisscblage aurzeicbnet.


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