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barcu Abweichungen von dem If r e w s t e r'schcn Geselze gaben.

IV. l7eler tlie Zusamrnensetzung der Cumpher- sti'ure u r d cles Camphrrs; con J. Liebig .

D i e Eigcnscliafteii der Cainphersiiure im Allgcincinen setzcn sic in cine Classe von Kiirpern, welche, d n sic iliclits nusgczeichnetes oder in die hugen fallcndcs dar- bietcri, das wissenschafiliche Interessc niir wctiig in An- sl)rircIi uchmcn; iiichts desto wenigcr gcliiirt sic unter die iiicrkniirdigstcn Producte, und ihre Zusainmcusctzutig durCte sie iiocli untcr eiiiern bcsonderen Gesicbtspunkte dcr Auhcrltsamkeit ivcrtb machen.

Die wicliligste Untersuchung iiber die Camphers:iurc ist von LL l i r a n d e s in S c h w c i g g c r ' s Journal, S. 35. 269., bekannt gcinrrclit norden ; er hat ilirc l)nrsicllriiig, so wic die Sdze, wclchc sic bildet, init g d s e r Gcnauig- kcit iiiid Griindliclikcit bescliricben.

Vor E r n n t l c s hat B o u i l l o n L a g r a n g c (Am. de c h h . T. XXIJI. el XXVlI) sicli mit dcr Darstelluog der camphcrsaurcn Salze beschiiftigt. Wenil inan die Anga- bcn dicser Chemiker mit einandcr verglcicht, so lindct inn:\ darin eiiic g o b e Verschiedcnheit, so z. E. siiid cninphcrsnures Kinli, Nafron, Ifaryt, iiacli Is o u i I 1 o n, schrvcrliisliclie SaIzc, die 200 bis 300 Tlieile Wassvr zu ilircr Aufiiisuilg bediirfen, wlihrend die niimlichen Salze, nacli B r a n d e s , lcichtliislicli sind und an dcr Lrift zer- ilieCscn. B r n n d e s hat dime Widerspriichc wolil be- mcrkt, sie sind aber nicht, wie er glault, cincin Irrthum in dcn Beobachtungen 13 o u i l l o n's zuzusclireiben, son- dern die Ursache liegt darin, dafs bcide Chcmiker mit wcsentlicli vcrscliiedenen Cainylicrs5uren gearbeitet habcn.

Behrtudelt mau Camyher init starker SalpetcrsHure

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(1,425), so zerfliefst er bekauntlicli auf der Siiure zu ei- uein gelhlich gefarbten Liquidurn. h i fortgcsetzter Di- ges ion versclirvindet dieses nacli und nach viillig, und es sctzeu sich aus der sauren Fliissigkeit, beim ErkaltcU, eiue grofse Mengc Krystalle ab , welclie weirs und uu- durchsiclitig sind, und b e h Koclien init Wasser den Dkiqhii dcssclben eincn Camplicrgcrucb mitlheilcn. Diese Krystalle siud B o u i 1 IOU’s Camphersliure, sie geben wit den Basen lnuter uriliisliche otler sch~vcrliisliche Salze.

Diese Krystalle sind einc cheinisclic Verbiuduug von Campher mit Caiiiplierdiurc, welche man direct darstcl- leu kann, wenn uinn in CamplicrsSure, welche man bei ganz geliiider Wjirine gescliinolzen bat, Cainplier aufliist.

Wird iiber dicse cainplicrhalti~e Siiurc uochuinls stnrke Salyetersaure nbgczogcn, so crhlilt man claraus durclisich- tigere Krystalle vou Cauipliersiiurc, welclie gariz die nam- liclieu Salzc gicbt, die Braiides bcscliriebeu hat. Ich hatte diese Sliure als reiu hctrachtet, obgleich sic beim Ertiitzcu lnit Wasser uoch eirien Calnphergcruch verbrei- tete, der, wie es mir scliien, dieser Siiure augeliilrte.

Icli habe dicsc SSiire dcr Analysc uiitcrworfeu, und zur Iies~iinmui~g ibres Miscliuiig~gewicliles dns cnmplier- saure Bleioxyd angeweotlct : es wurdc dargestellt , i d e m eine sicdeudlicibe Aufliisriiig voii (;anipbersiiure iri i t eiuer Auflilsiing von lileizucker verniisclit , und dcr blendend- weifse Niederschlag u i t heifsern Wasser ausgewaschen n.ul.de.

Die Siiure enthielt kein Krystallwasser. 0,785 camphersaures Blei liefcrtc 0,327 scliwefelsaures 1,129 - - 0,772 -

Nach diescn Analysen ist das Aeyriivalent der Siiure 1.10,3.1.

Zur Bestiinmung des Kohlcnstoffs wurdeu camplicr- saures Bleiorpd und krystallisirte Camphersiiure, welche unter der Luftpumpe getrocknet worden war, auf die ge- wiilinlichc Art mit Kupfcroxyd verbraunt.

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0,203 - - - 27 ,LO -23 120 - - 0,100 - Cainpficrsiiure - 27 ,11 - 22 122 - -

0,261 Gm. Blekahgabcn bei27",5"' u.24" C. 166 Cc. Gas

0,100 - - gabcn - 27 ,11 - 2 1 124 - - 0,S-U J)leisalz liefertcu feriier

Tlieile dicscr Siiurc:

0,2GO Wasser. Nncli dein Miftel dieser vier Aiialysen eiithaltcii 100

61,4099 Kolilensloff ferocr 6,8070 Wasscrstoff

31,7832 Sanerstoff. Wenn innn nun vcrsucht, diese VerhZItnisse auf das

gefundene Miscliungsgewicht zu berechnen, SO crhslt inan folgcnde Znlilcn:

In htonien. Berechnet Kohlenstoff 8,61828 12 Atome 9,1724 Wasserstoff 0,95d29 15 - 0,9360 Sauersloff 4,46143 4 - 4,0000

11$)3200 14,1084.

Die Uiiterscbiedc dcs Kohlen - und Sauerstoffs in dem gefuii(1eiieii l\csultat und dem der Bereclinong, sind, wie man sicht, so g d s , daEs man diese Analysen kaum als aiin3iernd betractiten kaun.

Aus diesem Grunde wurde eine andere Portion Cam- pherszure aid's Neue und zwar so lange mit Salpeter- stiure erhitzt, bis sie, mit Wasscr gekocht, den DYmpfen desselbeu keineii Carnphergeruch mehr mitthcilte.

Das init dicser Siiure dargestellte Bleisalz wurdc init SchwefelsYiire zersctzt, uiid von 1,105 Bleisalz 0,760 schwe- fclsaurcs Iilcioxyd erlialteil, die& giebt fur das Mischungs- gewicht der Sliure die %ah1 133,67.

Ferrier lieferten 0,220 Grin. Bleisalz bei 14O C. und 331"' B. 121 CC. Gas und 0,290 desselben Salzes 0,090 Wasser.

Wenn inau das VerIiYltniEs dcr Bcstandtheile der Camphersnure, so wie es sich aus diescr Analyse ergicbt,

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auf das gefundene Mischuugsgcwicht berechaet , so erhslt man folgende Zusainmensetzung:

10 At. Kolilcnstoff 76,4370 in 100 Th. 56,29 56,167 15 - Wasscrstoff 9,3597 - - - 6,fi9 6,981 5 - Sauerstoff 50,0000 - - - 36,82 36,852

Berechnet. Gefundcn.

--- 135,7967.

Das Verhdtuifs dcr nestandtheile in dicscr Shrc gicbt zu eiucr Betrachtung Veraulassung, welche ich obcu schoii augedcutet habc.

Vide Clicuiikcr, woruntcr icli inicli ebcufalls gcziililt Iiabc, legen niiiiilich ilircn Ilercclinongen die Annalinic zuin Gruudc, daCs 2 Voltiincn Wasserstoff acquivalcirt siiid eincin Atom diescs Iiiirpcrs, wiilirend aiidcrc drrs Volumen dessclben glcicli sclzcn eincui Atom.

Da sich bci dicscn Aiisiclitcn ciii positiver Dcweis iiicht fiiliren IiiIst, soiidcrn uur cin liidicrcr (had voii WlllirscliciriIiclikcit fur dic Annahnic der cincn oder an- dcru Ansiclit cntsclieitlen diirftc, so 1:iCst die Zusaintnen- sctzung dcr Cainphcrsiure fur die Richtigkcit der cincii kciucn ZwciCcl iibrig.

In dicser S h r e sind 15 At. Wasserstoff enthnltcn, wcun man 1 Vol., uiid 7 4 weuir inan 2 Vol. diescs Kiirpcrs 1 At. glcicli selzl. Man lcann liier init Bcstimintheit sageii, dafs 74 At. WasserstoIf uur voii cincr felilcrliafien Ana- lyse herriihrcn kijnuai, was nicht dcr Fall ist, denii ich liabc, UIU cincin solchcn Eiiirvurfc iiiclit ausgcsetzt zu scyn, uichr Sorgfnlt auf die Analyse gcwcndet, als sic sonst viellciclit wcrth genescn wzre; auf cter audern Seitc sielit innu hiiigcgcri, dab 13 Atomc Wasscrstoff, in Bezichung auf die Verhiltnissc der iibrigen Ucstand- tlieile, ricliligcr scyn miisscn, als jcde audcrc Zahl.

Bei der Dehaudliing des Cainphers niit Salpetersiiurc beoicrkt i n a ~ kein Aufbrauseu, wic bei anderii iihiilichcn Zcrsetzungeu, es ciitwickclt sich kcine Kohleusiiurc, uud

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die Idee liegt damit sehr nahe, dab Campher und Cam- phcrsiure blofs diirch dns Verhiillnifs, in welchem sie Sauerstoff enthalten, von einander vcrscliiedcii seyn Itunn- ten. Die von Saussr i re bekannt gemaclite Analgse des Camphers, nach wclchcr er als eine Verbindung von C7 €I1? 0 betrachtet werden kann, unterstutzt nber diese Mcinung niclit, deon sie liifst sich mit der Zusarn- mensetzung der Campherssure oicht vereinigen, icli liabe inich dadurch veranlafst gcseheii, die Aiiolysc des Cam- pliers zii wiederholen. Hinsichtlich dieser hnnlyse be- merkc ich ubrigens, dafs ich mir die iiinerc Ueberzcn- gung von ihret Richtigkeit, bei dcr Uumiigliclikeit einc Cootrole anzuweudcn, nicht verschofft hobe, was ich iiicht verlielilco will, denn die Verbrennung eines so kohlerei- chen und dabei so fliichtigen KGrpers bietet Schwierig- keiten dar, welclie ein Anderer vielleiclit gliicklicher iiber- windet; ich babe ii~imlich cine game Anzahl hnalyseii vom Campher gemacht , und bci deli meistcn, wzhrciid dcr Verbreiinung , etwas \.veilsen Dnmpf beinerkt , wcl- cher dem Gase beigcinischt war, selbst bci Anwendung von 16 Zoll lnngen Hijhrcn. Die folgenden zwei Ana- lysen liabe icli deslialb als die richtigten angenomiiicii, weil bei dcnselbcn die Production dcs weifsen Dalnpfcs kaum bemerklich gcwesen ist.

0,100 Grm. Cainphergabenbci 23O u. 27"g"'B. 162 CC. Gas 0,100 - - - - 21 -27 9 TJ. 16d - -

0,255 Campher liefcrtcn 0,230 Wasser 0,225 - 0,191 -

Der Cnnipher enthslt in 100 Theilen, im Miitel dcr zwei iinalysen :

Kohlenstoff 81,763 Wasserstoff 9,702 Sauerstoff 8,535.

Nach dieser ,4nalyse lsfst sich der Campher belrach- tcn als zusammengeselzt am:

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18 Atomen Wasscrstoff 12 htoinen Kohlenstoff

I Atom Sauerstoff

oder aus 6(2C+3H)+O. W e n n man nun die Zusainmcnsetzung der Campher-

s lnre durch die Formel 5 (2C+3€1)+ 5 0 ausdriiclit, SO entsfeht sie aus Campher, indcni diescr Atom fur Atow 5 Atone Saucrstoff aufuimmt, abcr nus 5 Atoincn Camplier entstelien in diesein Fall 6 htome Caiopbcrsiiure. Der Campher verhiilt sich demnach wic cin einfncher Kiirpcr, und dieses rnerlrwiirdige Verhaltcn findet sich bei kcinein andern organisckeu Kihper, wenn man (lie Biltlring des gehrbten Indigs nus dein unsefjirbten liier ausniinmt ; eine gewisse Lagerung dcr Theilctietl schcint liier die Ursaclie zu scyn, d a k die Vcrwandtschnft der cinzelnen Elemente zum Sauerstoff untergcordnet ist der Vcrwaudtschaft dcr Verbindung.

Bei dicsem Vcrlialtcu ist es schwcr sicli eine Vor- stellung zu maclicii, wvic ails 5 At. Cainplicr 6 At. Cam- phcrsiiurc eiitstelicn kiinnen ; dcr Griinti licgt zum Tlicil dnrin, dnfs iius das wahre Atoiiigcwiclit cles Cn~nplicrs nicht bekannt ist, rind wcil iinscre Vorstellungcu zum Thcil ablr'iiiigig von Gcwiihnuiigen sind.

W i r misscn z. B., dafs zuc i Volunicn Chlor aeqniva- lent sind 1 Voluinen Sauerstoff, eben so grit M s t es sich denben , dafs in Salzen, welche (lurch manche organisclic Siiuren gebildet werdcu, inchrere Atoine einer zusaininen- gesetzten saurcn Verbinduiig niitliig sepn hbnnen, uin die- jenige Qunii[itiit Basis zu slttigen, welche man ein Mi- schungsgewiclit nennt.

So 1:iTst es sich denken, d a t in den camphersawen Salzen 5 Atoine eiiier Verbindung, welche aus OC'H3 zusaminengesetzt ist, nequivalent sind eiiiem Atom Schwe- felszure, daCs in den bcnzoi;sauren nnd gallussniireii Sal- Zen, in den ersteren 3 Atoine cincr Verbindung, die ails C5 ).I1 0, und in den gdlussaureii 3 A t o m eiiier andern,

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die ans C’ H2 0 besteht, nathig sind, um ein Mischunge- gewicht Basis zu neutralisiren.

l)ie basisch gallus - und benzoCsaaren Snlze waren demnacli Verbiiidungcu von 1 Atom Basis mit 1 Atom dicser einfnchen i51isamn1cnsetzun~c1~.

Diese Mcinung wird aber durch dns basisch essig- saure und basiscli bernsteirisarire Bleioxyd ctc. niclit un- tcrstulzt; wlire dieb iin Gegenthcil clcr Pall, so wiirdc dicsc Meinung mclir scyn als eiue Idee, welcllc aufge- stellt ist, uin eine anscheinende Auomalie zu versiun- lichen.

l l e r hufenthnlt in eincm Dorfe, wo v ide Fieber ver- scliiedener Gat[iing herrscliteu, rind die Mehrzalil dcr Ein- wohncr zu arm war, uin sich frcmtle I-lulfc zii verschaf- fen, bewog mich nachzusuchen, ob cs nick mi)glich sey, das Cliiriiu durcli cine ciriheiinischc, iiberall zu hnbcnde Pflanze zu crsetzen. Ich erinnerte mich, dafs in dcn ver- cinigten Stanten die Rinde von Popirhs trerndoidcs init vielcm Erfolg gegen das Ficbcr gcbraucht wird; diese Pappelart hat aber die grirfste Aehuliclikeit mit uuserer Populu ircmrda, dcr geineinen Espe, vvelche man in nllen Wnldern Frnnkreichs antrifft. Ich fand in deren Rinde eine Bitterkeit, dio fast ebeu so stark isf, wie die des Chinin, und dnher ohne Zweifel dasselbe ersclzen kann. Dem zulolge gab man auf meinen Rath mehreren


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