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Uber ein neues Vorkommen von palladiumhaltigem Gold im Kaukasus.

Von THEODOR WILM.

Vor kurzer Zeit erhielt ich durch Herrn Ingenieur-Kapitan CZERNIK einen Golclregulus zugeschickt, mit der Bitte, denselben auf eine Beimengung von Platinmetallen untersuchen zu wollen. Der Regulus hatte kein honiogenes Aussehen ; auf seiner Oberflache zeigten sich hie und da dunkle, zum Teil metallisch graue Flecken, welche sich, wie mir der Einsender mit,teilte, auch durch wiederholtes Umschmelzen nicht mit dem Golde legieren liefsen.

Das Gold staminte aus einein an Magneteisen reichen Schlich, welcher auf Veranlassung von Herrn CZERNIK in der Nahe von Batum ain schwarzem Meere, etwa 5 Werst von der Stadt entfernt, an verschiedenen Stellen und in gerioger Tiefe versuchsweise erwaschen $Torden war. Dieser Schlich durchsetzt den dortigen griingelblich g'fiirbten Sand in feinen dunkelglaiizenden Kornchen. Im aus- gewaschenen Zustande auf dein Waschherde erhalten, bestand er zu mehr als drei viertel seines Gewichtes aus fast reinem Magneteisen, von den1 er sich leicht init Hiilfe eines Magneten befreien lafst. Wiederholte Untersuchungen verschiedener Proben jenes Schliches ergaben indessen einen so geringen Gehalt an Gold, dafs vorlaufig an eine nur annahernd lohnende Verarbeitung auf Edelmetall nicht zu denken ist; vor der Hand kann dieses neue Vorkoinmen von Gold nur von wissenschaftlichein Interesse sein, da die von mir angestellte

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Kin solches Verhalteii von Gold beim Schmelzen auf Kohle VOP Clem Lotrohr, dentet ziemlich nntruglich auf die Gegenwart eines Platinmetalls im Golde him wie icll es wenigstens bezuglich des Palladiums und Rhodiums wiedcrholt zu lronstatieren Gelegenheit hatte. 1st die Menge des Platinmetalls nicht zu gering, so erbllt man in solchem Falle einen Goldregulus, auf dessen Oberflache das Platinmetall als gliinzend grauer, oft zosammenhangender Flecken schwimmt, ohne sich im Goide zu losen; nach ctem Erkalten und darauffolgendem Behandeln eines solchen Goldkornes mit Konigswasser gelingt es haufig, ein vollkommen clorchlochertes hohles Kugelchen, z. €3. von Rhodium, 211 erhalten.

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Untersuchung ergeben hat, dafs inan es mit einem verhaltnismafsig an Palladium reichen Golde zu thuii hat, welches seiner Zusamrnen- setzung nach den auch voii anderen Forschern entdeckten oder untersuchten seltenen Vorkommnissen von Palladiunigold zu gleicheii scheint. Seine Menge betrug im Verhaltnis zum urspriinglichen Gewichte des Goldregulus, welcher aufserdem noch vie1 Eisen enthielt, zwischen 8--9 O/O. Bemerkenswert erschien dabei die fast voll- kommene Abwesenheit irgend eines anderen Platinnietalls, namentlich von Platin; wenigstens war ich nicht im stande, dessen Gegenwart bei der freilich geringen Quantitat voii Untersuchungsiiiaterial auf zweifellose Weise festzustellen. Dieser Umstand scheint niir als Beweis dafiir zu gelten, dafs hier ein wirkliches Palladiumgold als natiirliche Verbindung vorliegt, da ein Vorkommen ron reinein Palladium ohne jede Beimengung von Platin und dessen steteii Begleitern, soviel inir bekannt, bisher noch nicht beobachtet worden ist

Eine auf rationellere Weise angestellte Verarbeitung einer grofseren Menge von Schlich von jenein Fundort sol1 deinnachst u. a. auch das Gewichtsverhaltnis beider Edelmetalle feststellen.

Bei dieser Gelegenheit mochte ich auf eine Eigentumlichkeit im Verhalten des Palladiuins aufmerksam inachen, auf welche bei der Trennung ahnlicher Metallgemenge, sowie namentlich auch bei der Verarbeitung von Platiiierz Riicksicht genonimen werden mufs.

Bekanntlicli geht eine Losung von Palladium in Konigswasser beim Eindampfen zur Trockne und Wiederholen des Eindanipfens des Ruckstandes init Salzsaure leicht uiid vollstandig in Palladium- chlorur PdClz uber, so dafs auf Zusatz von Chlorammoniuni zur angesauerten wasserigen Losung des Abdampfriickstandes nur das schone, in 1angenNadeln oder dickenlauchgriinenPrisnien krystallisierende Doppelsalz 2 NH,Cl. PdC1, entsteht ; dieses lost sich aufserordentlicli leicht in Wasser zu einer intensiv rotbraunen Flussigkeit und wird auch von verdiiniiteni Alkohol in nicht unbetrachtlicher hleiige gelost. Als aher jener palladiumhaltige Goldregulus auf die angegebeiie Weise behandelt wurde, schied sich siiintliches Palladium nicht, wie zu erwarten war, als das dein Clorur, sondern als das dem Chloiid entsprechende Doppelsalz aus, was geracle in diesein Falle eiiie vollstandige Trennung beider Metalle bedeutend erleichterte ; denn das in Form eines dunkelroten krystallinischen Pulvers unter der Masee krystallisierten Goldsalzes ausgeschiedene Palladiumchlnrid- chlorammoiiium BNH,Cl. PdCl,,-- deni Anseheii iiach kaum yon unreiiieiri Platinsalmiak (fur iyelchen es auch anfangs gehalteii wurde) zu

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unterscheiden, - blieb beim darauffolgenden Extrahie yen des Abdanipf- riickstandes mit kaltem, nicht zu verdunnteni Alkohol ganz unloslich zuriick, wahrend alles Goldsalz sicli leicht zu einer rein hellgelben Losung aufloste, in welcher ich liernach - ebenso wie in dem aus ihr gefallten Golde - kein Palladium inehr nachweisen konnte. Demnach verhindert die Gegenwart einer iiberwiegenden Menge yon Goldchlorid in eineni Genienge init Yalladiumchlorid die Reduktion desselben zu Palladiunichloriir durch Eindampfen, wie es scheint, vollst iindig.

Cheni . Lab orator it mi tl. Kais. Nico lai- Iizgeiaiew- Akad ein ie. St. Petersbtily atit, A p ~ i l 1893.

Bei der Redaktion eingegangen am 18. Mai 1893

\Vie schon oben bemerkt, mufs auf dime Thatsache besonders beim Ver- arbeiten von Platinerz ltucksicht genommen werden. Es geschieht bei palladiom- reicheren Erxen oder Gemengen voii Platin nnd Palladium 11. a. sehr hlufig, daIs man nach wiederholter Verilampfung der Konigswasserlosung mit Salzsaure zur Trockne, Versetzen der Losung des ,4bdampfriickstandes mit Salmiak und Konzentrieren einen stark rot gefarbten Platinsalmiak bekommt, welchen man oft ganz irrtiimlich fiir eiuen viel Iridinm enthaltenden Niederschlag halt, wIbrend seine rote ocler rotviolette Farbnug zumeist einer Beimengung von Palladium nnd Rhodium, viel seltener aber von Iridium zuzuschreiben ist. Die bei weitem iiberwiegcnde Menge yon Platinchlorid scheint anch him die Rednktion wenigstens eines Teiles des Palladiums zn verhindeni.


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