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Analyse: Ber. fiir C~.+HII OsN. Proc.: N 5.81.

Gefunden n )) 6.10. Das Oxim ist sehr leicht loslich in Alkalien und fiillt mit Sauren

unverandert wieder aus. Es ist ziemlich schwer loslich in kaltem Alkohol und Ligroi'n, aber sehr leicht in heissem Alkohol, Aether, Benzol U. s. w.

Beim Erhitzen im zugeschmolzenen Rohr mit concentrirter Salz- saure auf 130° wurden daraus o - P h t a l s a u r e und s a l z s a u r e s A n i l i n erhalten. Hier ist wieder die oben beschriebene Umlagerung eingetreten, doch, weil wir diesmal Wasser statt Alkohol haben, ist die Reaction weiter gegangen und wurde die Phtalanilsaure in Phtal- siiure und Anilin zerlegt.

H e i d e l b e r g , Universitatdaboratorium.

244. Th. Curtius: Azo'imid aus Hydrazinhydrat und salpetriger Siiure.

(Eingegangen am 8. Mai.) [Mittheilung aus dem chem. Institut der Universit%t Kiel.]

Bequem und ungefahrlich kann man eine verdiinnte Losung von Stickstoffwasserstoffsaure darstellen - ein Versuch , welcher nament- lich zu Vorlesungszwecken vor den Augen des Publikums geeignet erscheint -, indem man die ,Rothen Gasec ails Salpetersaure und Arsentrioxyd in eine eiskalte, verdiinnte wassrige Hydrazinhydrat- losung so lange einleitet , bis anhaltende Gasentwicklung (Zerstorung der gebildeteu Substanz) beginnt. Noch mehr empfiehlt sich, die )Rothen Dampfec zuerst auf Eisstiickchen zu condensiren, und dann die blaue Fliissigkeit nach und nach bis zum Eintritt der Gasentwick- lung in die verdiinnte Hydrazinhydratliisllng einzotragen.

246. Th. Curtius: Ueber Hippurglphenylbuzylen und eine neue Syntbese der Stickstoffwasserstoffsaure.

[Mittheilung aus dem chem. Institut der Universit&t Riel.] (Eingegangen am 18. Mai.)

Primare Amine, namentlich Anilin, cereinigen sich leicht rnit Primare Hydrazioe sollten Diazobenzol zu Diazoamidoverbindungen.

dem entsprechend im Sinne der Qleichung: R . N: N . O H + NH2 .NH.R = R . N : N . N H . NH .R+ Ha0

83*

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unter Bildung von syrnmetrischen Alkylderivaten des ungesattigten Stickwasserstoffs, N4N4 gleich N H = N . NH . NH2 (Buzylen), ein- wirken.

Durch Einwirkung von Phenylhydrazin auf Diazobenzol erhielt E. F i s c h e r Diazobenzolimid und Anilin '), CeH5Na. OH + NH2 . NHCsH5 = C ~ H S N H ~ + C&N3 + HaO. Es tritt demnach eine Spal- tung des wahrscheinlich zunachst gebildeten Kiirpers , CsH5 Nz . NH . NHC6H5, ein ').

G r i e s s hatte gleichzeitig festgestellt , dass HydrazinbenzoGsaure auf Diazobenzol ebenso einwirkt 3), wie DiazobenzoBsaure auf Phenyl- hydrazin. E r erhielt nicht das Condensationsproduct, C G H ~ ( C O O H ) N ~ . NH . N H . C6H5 9, sondern nur dessen Spaltungsproducte; aber nicht nur die zwei der Zersetzung des Productes aus Diazobenzol und Phenylhpdrazin entsprechenden, narnlich AzimidobenzoEsaure, c6 Hd(COOH)N3 5) , und Anilin, sondern auch AmidobenzoGsaure und Diazobenzolimid. Nimmt man die Bildung obigen Zwischenproductes an , SO verlaufen also bei dem Zerfalle desselben zwei ganz ver- schiedene Reactionen, bei welchen die viergliedrige Stickstoffkette an zwei vBllig verschiedenen Stellen zerriasen wird, und zwar :

___ i d

1) CsHq(C0OH)N : N . NH.1 N H . CsH5

(DiazobenzoBs%ure + Phenylhydrazin) Y

= CsHq(C0OH)Ns +- NHaCsHs AzimidobenzoBssure + Anilin

-- I A 1

oder CsHq(CO0H)NH. NH . N T i c N . C6H5 I Y f

(HydrazinbenzoBsiiure + Diazobenzol) = CsHp(CO0H)Ng + NHa . ceH5

AzimidobenzoBslure + Anilin.

J A I 2) CcH4(COOH)N =I-- N , N H , N H C s H i

(Diazobenzoes%ure + Phenylhydrazin) = CgHk(COOH)NH2 + N3 . CsH5 AmidobenzoBsaure + Diazobenzolimid

I) Ann. d. Chem. 190, 94. a) E. F i s c h e r giebt einer anderen Interpretation den Vorzug, IOC. cit.

4) Gries s stellt uber die uns heute selbstverstrindlich erscheinende Con-

5) Von G r i ess >>DiazobenzoWmreirnidu genannt.

s. 95-97.

stitution dieses Kbrpers Cls Hla N4 02, keine Vermuthungen auf.

Diese Berichte 9, 1659.

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(8ydrazinbenzo~s8ure + Diazobenzol) = C6Hq(COOH)N& + & . C6H5 AmidobenzoesLnre + Diazobenzolimid

Uebertragen wir diese Annahme der Bildung eines Zwischen- productes auf die Einwirkung von P h e n y l h y d r a z i n auf D i a z o - b e n z o l , so wird dasselbe ebenfalls in zweierlei Richtungen gespalten werden kiinnen. Aber wie man sieht, kiinnen in diesem Falle n u r z wei, nicht vier v e r s c h i e d e n e Zersetzungsproducte entstehen,

5- C ~ H S N : 'N. NI-I. NH . CsHs = CgH5. NHz + NB. CsH5

(Diazobenzol + Phenylhydrazin) Anilin + Diazobenzolimid T J ___

1 C ~ H S N : N . N H I ~ T H . C ~ H B = C ~ H ~ . N ~ +NHa.Cs&, (Diazobenzol + Phenylhydrazin) Diaeobeneolimid + Anilin

niimlich Anilin und Diazobenzolimid. I n der That erhalt man durch Einwirkung von reinem Diazo-

benzolsulfat auf Phenylhydrazin unter sehr verschiedenen Bedin- gungen, selbstverstiindlich immer unter Beobachtung der Vorsicht, dass das Diazobenzol nicht s e 1 b s t s t ii n d i g eine Zersetzung erleidet, bevor es mit dem Hydrazin in Reaction treten kann - n u r Diazo- benzolirnid und Anilin.

D i a m i d u n d D i a z o b e n z o l . Sind diese Anschauungen richtig, so muss Diamid und Diazo-

benzol wieder ein intermediiires Product liefern, welches in zweierlei Richtungen sich spalten kann :

_ _ _ - Y A

1 ) C6H5N = 1 A Y ____ Anilin + Azoimid

N. N H . NH2 = C6 HbNH2 + JSs H

A 2) C g H 5 N : N . N H . l N H 2 = C 6 H g N g + H a N .

'-LA Diazobenzolimid + Ammoniak Dem ist nun in der That so. Beide Reactionen verlaufen neben

einander her. Es bildet eine derselben daher eine neue, theoretisch sehr interessante Synthese des Azoimids.

Wenn man einen Blick auf die zuletzt gegebenen Formelbilder wirft, so wird man bemerken, dass eine der beiden Zersetzungs- reactionen (2) durch Wanderung eines Wasserstoffatoms von einem Stiokstoffatom zum benachbarten, die andere dagegeri (1) durch Wanderung z w e i e r Wasserstoffatome von zwei v e r s c h i e d e n e n Stickstoffatomen zu einem dritten , entfernteren Stickstoffatom zu

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Stande kommt. Dementsprechend wird man eine Haupt- und eine Nebenreaction zu unterscheiden haben. Die Hauptreaction wird die zwangloser verlaufende, also die erstere (2) sein. Auch diese Hypo- these findet durch das Experiment ihre Restatigung. Die Quantitat der Hauptreaction rerhalt sich zu derjenigen der Nebenreaction wie 10 : 1. Das Experiment lehrt, dass man die coniplicirtere Wasserstoff- wanderung, die Nebenreaction also, durch Veranderungen der Bedin- gungen, unter welchen sie sich vollziehen muss, nicht wesentlich weiter steigern kann.

Ich beabsichtige die oben besprochene Reaction von Griess in diesem Sinne noch einmal wiederholen zu lassen und bin uberzeugt, dass, wenn man auf Diazobenzoesaure Phenylhydrazin einwirken 1&sst, man vorwiegend (d. h. als Hauptreaction) AzimidobenzoEsaure und Anilin, bei der Einwirkung von Hydrazinbenzo6saure auf Diazo- benzol dagegen vorwiegend (d. h. als Hauptreaction) AmidobenzoB- saure und Diazobenzolimid erhalten wird (vergl. die oben stehenden Gleichungen), da in diesen Fallen die Wasserstoffatome weniger wan- dern miissen.

P r i m Lr e A c i d y 1 h g d r a z i n e u n d D i a z o b e n z 01. Die Erklarung aller dieser Reactionen aus dem obigen Gesichts-

pnnkte wird aber erst dann wahrscheinlich, wenn es gelingt, diese vier Stickstoffatome enthaltenden Z w i s c h e n p r o d u c t e s e l b s t wirklich ' zu isoliren. Im anderen Falle wurde die Erklarung der Gr iess ' schen Reaction, wie sie E. F i s c h e r gegeben hat'), indem er eine Ruckbildung von salpetriger Saure aus Diazobenzol annimmt, mindestens ebensoviel Wahrscheinlichkeit besitzen.

Es ist mir in der That gelungen eioen Korper von der Formel:

den ich als symmetrisches Phenylhippurylbuzylen bezeichnen will, d a der ungesattigte Stickstoffwasserstoff, HN : N . NH . NHa, welcher dieser Verbindung zu Grunde liegt, einem Butylen unter den Kohlen- wasserstoffen entspricht - durch Einwirkung von Hippurylhydrazina) auf Diazobenzolsulfat herzustellen. Diose gut kryktallisirte Substanz von scharfeni Schmelzpunkt zeigte, aus den verschiedensten Darstel- lungen hervorgehend , stets dieselben Eigenschaften und dieselbe Zu- sammensetzung , so dass an der richtigen Erklarung dieser Reaction, nach welcher der Kiirper sich im Sinne der Gleichung:

CgH5N: N . N H . N H . C O C H a N H C O C g H g ,

C, Hi COKHCHz CO . N H . NH2 + SO4 H . Na c6 €35 = SO4 Ha Hippurylhydrazin + Diaxobeuzolsulfat

+ CsH5 C0NHCH.z CO. N H . N H N Hippurylphenylbuzylen

fast in berechneter Menge bildet, nicht zu zweifeln ist.

1) Ioc. cit. 2) Diese Berichte 23, 3025.

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Lost man Phenylhippurylbuzylen in irgend einem Liisungsmittel, Eisessig, Alkohol, Aether auf, SO enthalt die Lasung nach kurzer Zeit die vier Spaltungsproducte, welche man analog der vorhin be- sprochenen Reactionen erwarten niusste, namlich einerseits Anilin und Hippurazimid (in diesem Falle eigentlich das sich schnell in Stick- wasserstoff und Hippursaure zersetzende, urn 1 Mol. Wasser reichere Diazohippuramid'), andererseits Hippuramid und Diazobenzolimid, wie aus folgenden beiden Gleichungen ersichttich wird :

--___ I Y

1. c s H j CONH . C H ~ C O N H . NH . N ?= N . C ~ H ~ I _ _ _ ~ _ y

Hippurylphenylbuzylen (+ Hz 0) = CsHsCONHCHzCO. N3 (+ H20) + H2N. CtiH5.

Diazohippuramid Anilin

Y A 7 11. CsHjCONHCH2CONH.iNH.N: N.CsH5

Y Hippurylphen ylbuz ylen

= CsHsCONHCH2CO. NH2 + N I , C ~ H S Bippuramid + Diazobenzdimid.

Die Reaction I1 ist in der That hier wieder die Hauptreaction. Die iibrigen Acidylhydrazine, welche bisher zur Untersuchung

gelangten, haben zu keinem bestandigen Buzylenderirat gefiihrt, aber iiberall die analogen ZersetzungRproducte nach zwei Richtungen er- geben. Beim Benzoylhydrazin wurden auch deren Mengenverhaltnissse quantitativ bestimmt, was sehr einfach iluszufubren ist. Herr A. S t r u v e hat in] hiesigen Institut gefunden a), dass die Nitro-, die Oxy-, die Amidogruppe in das Benzolhydrazin eingefiihrt, niemals ein Hy- drazin lieferte, welches sich mit Diazobenzol z u einem bestandigen Korper condensirte. 3)

Ebenso einzig dastehend wie dos eigenthiimliche Verhalten des Hippurylhydrazins gegen salpetrige Saure4) ist also auch dasselbe gegeuuber Diazobenzol. Die Constitution des Hippurylhydrazins selbst ist aber vollig dadurch gesichert, dass dasselbe aus Hippursaureather oder Hippuramid und Hydrazinbydrat in alkoholischer Losung in der Kglte unter Alkohol resp. Ammoniakabspaltung glatt sich bildet5).

E x p e r i m e n t e 11 e s.

u n d Diazobenzol . D a r s t e l I u n g v o n S ti c k s t o f f w ass e r s t off s a u r e a u s H y d r a z i n

1. Lasst man die berechnete Menge Hydrazinhydrat zu in Eis- wasser gelostem Diazobenzolsulfat fliessen , so erzeugt jeder Tropfen

Umgekehrt liefern die versehiedensten Diazoverbindungen mit Hippuryl- I) Diese Berichte 24, 3343.

hydrazin bestbdige Buzylenderivate.

a) ebenda 26, 406.

9 Diese Berichte 24, 3343. 5) Ebenda 26, 406.

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eine weisse Wolke von Diazobenzolimid. Letzteres wird mit Aether ausgeschiittelt und im Vacuum destillirt. Sdp. + 590 C. bei ca. 12 mm Druck. Ausbeute fast die berechnete.

Analyse: Ber. fiir CgH5N3:

Procente: N 35.3 Gef. D 35.0.

Die sorgfaltig mit Aether ausgeschiittelte LGsung enthalt keine nachweisbaren Spuren von Stickstoffwasserstoff und Anilin, sie farbt sich kaum gelblich beim Eindampfen und hinterliisst reines Ammonium- sulfat.

2. Aequimoleculare, gesiittigte Lijsungen von Hydrazinsulfat and Diazobenzolsulfat in Wasser werden gemischt und in iiberschiissige 0.5-3 procentige Natronlauge eingegossen. Die Fliissigkeit triibt sich unter Abscheidung eines gelben Oeles. Nach mehrstiindigem Steheo extrahirt man sorgfaltig (5 Mal) mit Aether und kocht die wassrige Fliissigkeit bis kein Ammoniak mehr entweicht.

Nach dem Erkalten wird mit verdiinnter Scbwefelsaure in kleinem Ueberschuss neutralisirt und abdestillirt, bis kein Stickstoffwasserstoff mit den Dampfen mehr iibergeht (Silberprobe). Im atherischen Aus- zuge befindet sich Diazobenzolimid in berechneter, Anilin in geringerer Menge. Letzteres entzieht man Ieicht durch Sehiitteln mit verdiinnter Schwefelsaure. Man verliert bei der Destillation des Stickstoffnatriums mit Schwefelsaure, auch bei geringem Ueberschuss, erfahrungsmassig etwas Stickstoffwasserstoff.

Die Ausbeute an Stickstoffwasserstoff (als Mercurosalz gewogen), ergab in 4 Versucben mit Natron- oder Kalilauge, deren Gehalt an Hydroxyd zwischen 0.5-3 pCt. scbwankte, nahezu gleiche Resultate, namlich 8-8.8 pCt. einer Tbeorie, welche v o l l s t a n d i g der Zer- setzungsgleichung :

A 1 N . N H . NH2 = Cs HsNHa + N3H

Y CsHg N :

entsprechen wiirde. Ich glanbe nicht, dass die Ausbeute in Wirk- lichkeit mehr als 10 pCt. betragt, oder durch weitere Abanderung der Darstellungsmethode, e r h e b l i c h gesteigert werden kann.

Die Menge des gefundenen Anilins (als Chlorhydrat gewogen), entsprach annahrend der Menge des gefundenen Azoimids, war aber, wohl in Folge der umetandlichen Reinigungsmethoden , stets etwas geringer.

H i p p u r y l p h e n y l b u z y l e n , C g H 5 C O N H C H t C O . N H . NH . N : N . entsteht durch Eintragen einer wassrigen LGsung van Diazobenzolsulfat in eine eiskalte, wassrige Liisung von Hippuryl- hydrazin. Man erhalt den Rijrper als fast farblose, krystalline, in1 Wasser unlbsliche Ausscheidung , welche abfiltrirt, mit Eiswasser ausgewaschen und iiber Schwefelsaure getrocknet wird.

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Wippurylphenylbuzylen bildet anisotrope, fast farblose Tafelchen, welche bei 86O schmelzen, wenn man das Bad rasch erhitzt. Aus 4 verschiedenen Darstellungen wurde stets derselbe Rijrper erhalten. Es ist unloslich in Wasser, liislich unter Zersetzung in Eisessig, Alkohol, Aether, oder Benzol. Aus letzterem Grunde konnten die Analysen nur annahernde Zahlen ergeben.

Analyse : Ber. fiir Cl5 HlsN5 0 2 .

Gef. )> )> 61.0, 59.9; >) 4.5, 5.4; )> 22.9, 22.9, 23.4, 23.8. Hippurylphenylbuzylen lasst sich etwa 2 Wochen iiber Schwefel-

saure ohne Veranderung aufbewahren. Danach wird die Substanz allmahlich braun und riecht nach Azoimid und Diazobenzdirnid. An feuchter Luft tritt sehr schnell Veranderung ein, noch schneller in Liisungsmitteln , momentan beim Versetzen mit wassrigem Alkali, Alkalicarbonat, oder mit verdiinnten Mineralsauren. Die Zersetzungs- producte bestehen aus Diazobenzolimid und Hippnramid einerseits, aus Anilin, Stickstoffwasserstoff und Hippursaure (die letzteren beiden sind wieder Zersetzungsproducte des Diazohippuramids)') anderseits. Hippuramid und Diazobenzolimid entstehen in iiberwiegender Menge, namentlich bei Gegenwart von alkalischen Fliissigkeiten.

Procente: C 60.6; H 5.05; N 23.6.

D i a z o b e n z o 1 s u 1 f a t u n d U e n z o y 1 h y d r a z i n.

Das Condensationsproduct , Cs Hs C O N H . N H . N : N . Cs Hs , Benzoylphenylbuzylen, entsteht genau wie das vorige, wenn man die Componenten in Eiswasser zusammenbringt, als unlijsliche, krystalline Ausscheidung , zersetzt sich aber partiell, ehe es abfiltrirt und ge- trocknet werden kann, wie der intensive Geruch nach Benzoylazoimid anzeigt.

Die wassrige Suspension enthalt nach kurzem Stehen Stickstoff- benzoyl, Diazobenzolirnid, Henzamid und Anilinsulfat, wie aus den beiden Zersetzungsgleichungen :

A

Y I. CsH5CO. N H . I N H . N : N .CsH5 = CpH5CO. NH2 + RT3 .CsH5

Benzoylphenylbuzylen Benzamid + Diazobenxolimid A

Y 11. CtjHgCONH. N H . N : I N . C6H5 = C s H g C O . NS + NH2. c6.H~

Benzoy lphenylbuzylen Benzoylazimid + Anilin hervorgeht , und zwar vorwiegend Benzamid und Diazobenzolimid. Durch Wasserdampf destillirten beide Azoimide iiber. Das Destillat wurde schwach alkalisch gemacht, kurze Zeit a m Riickflussrohr er- warmt und hierauf nochmals mit &em Dampfstrom behandelt. Nun- mehr Ring Diazobenzolirnid allein uber (durch Destillation in vacuo

*) Diese Berichte 24, 3343.

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gereinigt), benzoEsaures Natrium und Stickstoffnatrium bleiben in der alkalischen Fliissigkeit zuriick. Nach schwachem Ansiiuern mit ver- diinnter Schwefelsaure fallt bei geniigender Concentration Benzo6siure aus, Stickstoffwasserstoff destillirt a b (als Mercurosalz in saurer stark verdannter LGsung gefalk). Der Riickstand der ers t en Destillation wurde alkalisch gemacht und im Dampfstrom behandelt. Anilin und Ammoniak (letzteres voni zersetzten Benzamid herriihrend) destillirten iiber. Bus dem nunmehr bleibenden Riickstande schied nach massiger Concentration der Losung Schwefelsaure Benzoasaure aus (aus zer- setetern Benzamid herriihrend.

Bei den beschriebenen Untersuchungen, welche im November und December 1891 ausgefiihrt wurden, bin ich von meinem damaligen Assistenten, Hrn. Dr. L a n g , auf das Eifrigste untersttitzt worden, wofiir ich demselben hiermit noch nachtriiglich besten Dank sage.

K i e l , 15. August 1892.

Nachs c h r i f t . Seit dem Eiederschreiben dieser Arbeit, deren Publication durch

Erkrankung des Verfassers bislang verhindert wurde, sind einige fur die darin beriihrten Untersuchungen bemerkenswerthe Abhandlungen erschienen. v. P e c h n i a n 11 hat sehr glucklich darauf hingewiesen, dass Diazoverbindungen vom Typus R . N : N . OH unter Umstainden als Nitrosamine, R . H N . NO, fungiren kiinntenl). Diese Anschauung diirfte, auf obenstehende Untersuchungen angewandt, rermuthen lassen, dass auch die stets nebeneinander verlaufenden Zersetzungsreactionen der Buzylenderivate auf Tautomerie des Diazobenzols beruhen. Dies wiirde z. B. bei dem unbestandigen Einwirkungsproduct von Diazo- benzol a u f Dianiid in der nachstehenden Weise der Fall sein:

I A + 1. C,: H5 . N : N . N H . N Hn, aus der Diazoverbindung (Hauptreaction).

Y A

11. Ct: H5 . N H .I N : K . N H 2 , aus dern Nitrosamin (Nebenreaction). f Y I

Bei der Nebenreaction hat hier, wie man sieht, in der That nur e i n Wasserstoffatom eitien w e i t e r e n Weg zuriickzulegen, falls man die Pl’itrosaminformel des Diazobenzols zu Grunde legt, wahrend man, auf Grund der Diazoformel die Wanderung z w e i e r Wasserstoffatome zu einem e n t f e r n t e r e n Stickstoffatom im Sinne des Formelbildes:

annehmen muss.

‘3 Diese Bericlh 25. 3503.

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Die Nitrosamin*ormel auf b e i d e R e a c h n e n angewandt, wurde endlich bei b e i d e n eine w e i t e r e Wanderung van Wasserstoff er- fordern, namlich im Sinne der Bilder:

C6H5NH . N : N . t N & I i t ~

t J I C, H~ N H . t N : N . N H ~ .

Erwahnt sei hier ferner noch, das J. M a i ') schon im Februar vorig. Jahres bei der Einwirkung van Hydroxylamin auf Diazotoluol eine ahnliche Doppelreaction durch Zersetzung des hypothetischen Condensationsproductes CsHq(CH3)N : N . 0 . NH2, in Wasser und Diazobenzolimid einerseits, Stickoxydul und Toluidin andererseits beob- achtet hat. Endlich hat E. N o e l t i n g ebenfalls die Einwirkung von Diamid auf Diazoverbindungen zu studiren begonnen. N o e l t i n g und M i c h e l haben aus Diamid und Diazobenzol k e i n e n S t i c k s t o f f - w a s s e r s t o f f darstellen konnen 2). Hatte Hr. N o e l t i n g die Liebens- wiirdigkeit gehabt den Entdecker des Hydrazins vorher davon in Kenntniss zu setzen, dass er eine so naheliegende Charakterisirung des Diamids, wie eine solcbe mittels Diazobenzol durch den Vorgang van G r i e s s und E. F i s c h e r gegeben war , vorzunehmen wiinsche, SO hatte er sich die Publication seiner, wie sich aus obigen Zeilen ergiebt, unzulanglichen Beobachtungen iiber die Einwirkung van Di- amid auf Diazobenzol ersparen konnen.

K i e l . den 15. Mai 1893.

246. Richard Meyer und Erich Staul: Ueber das Verhalten des Phenylhydrazins zu Lactonen.

(Eingegangen am 25. Mai; mitgetheilt in der Sitzung von Hm. H. Jahn.) For einigen Jahren haben V. M e y e r und F. M u n c h m e y e r 3 )

die Beobachtung gemacht , dass Phenylhydrazin auf Lactone ahnlich einwirkt, wie auf Aldehyde und Ketone. W. W i s l i c e n u s 4), welcher die Reaction am Phtalid und Valerolacton genauer verfolgte , consta- tirte indessen , dass diese Verbindungen, abweichend van den Alde- hyden und Ketonen, nicht unter Wasseraustritt mit Phenylhydrazin reagiren , sondern dass sie mit demselben Additionsproducte bilden,

l) Diese Berichte 25, 372. 3, Diese Berichte 19, 1706, 2132.

a) Diese Berichte 26, SS. 3 loc. cit. 20, 401.


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