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World of StringS

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bekam er eine elektrische Version der Tenor-gitarre, die er auch in einigen damals sehr erfolgreichen Filmen spielte. Sein Vater ver-kaufte Tenorbanjo-Schulen unter dem Motto: „Lernen Sie in sieben Tagen die Peter Kraus Schlager-Gitarre“.

Tenorgitarren werden in allen üblichen Formen gebaut – von der Flattop über die Archtop bis hin zur Tenor-Strato oder Tenor-Dobro. Die vorliegende Harmony Tenorgitarre hat 20 Bünde statt der üblichen 19 und eine Mensur von 58 cm. Der Harmony-Schriftzug auf der Kopfplatte und die rautenförmigen Inlays auf dem Griffbrett wir-ken relativ schlicht. Auffäl-liger ist das dreibandige Kunststoff-Binding, das den Korpus aus Ahorn umkleidet. Zarge und Boden bestehen eben-falls aus Ahorn, das ost-indische Palisander des Griffbretts wurde durch Einfärbung auf Eben-holz getrimmt. Der Halsansatz befindet sich im 14. Bund, die Halsbreite beträgt am Sat-tel 33 mm, das Stringspacing 26 mm.

Gebaut wur-den Tenorgi-tarren von vie-len Firmen, da-runter Gibson, C. F. Martin, Selmer, Maccaferri, National, Gretsch, Harmony, Fra-mus und Guild. Aktuell gibt es diese Instrumente von Martin, Blueridge, Breedlove oder Gold Tone.

Der Klang der Tenorgitarre ist klar, strah-lend und durchsetzungskräftig, die einzelnen Saiten sind gut getrennt wahrnehmbar – da verschwimmt nichts. Gespielt wird in der Re-gel mit Plektrum, aber auch Zupfen ist mög-

lich. Für die Tenorgitarre benutzt man Stahlsaiten.

Zur Musik: Eine legendäre Figur der Ten-orgitarristen ist Tiny Grimes. Er spielte bei ‚The Cats & The Fiddle‘ – kurioser-weise eine Band ohne Fiddle. Er war auch Mitglied des Art Tatum Trio und tourte mit seiner Band ‚The Rockin‘ Highlanders‘. Tiny Grimes war ein lusti-ger Bursche, ein super Entertainer und gewiefter Geschäftsmann. Als Sänger, Komponist und Texter hatte er zahlrei-che Hits. Er starb im Frühjahr 1989. In

den Zwanzigerjahren hat-ten auch Jazzer wie

John Mitchell, Bud Johnson oder Ed-die Condon Tenor-gitarre. Allerdings blieb das nur eine Fußnote der Jazz-

Geschichte.

xperimente mit viersaitigen Gitarren gab es schon sehr früh, ihren Durch-bruch schaffte die Tenorgitarre jedoch erst in den Zwanziger- und Dreißiger-

jahren. Der Zeitgeist verlangte nach Gitarren, Geiger und Banjospieler verloren an Populari-tät. Für die stellte das neue Instrument wegen der Quintenstimmung und dem schmalen Hals eine Brücke zur Welt der Gitarristen dar – und damit zu neuen Jobs.

Die Grundidee einer Tenorgitarre ist die Kombi-nation eines Tenorbanjo-Halses mit einem Gi-tarrenkorpus. Die meisten Instrumente haben 19 Bünde, eine kleine Mensur von 58 cm und eine Quintenstimmung in C G D A wie bei der Bratsche oder dem Tenorbanjo. Aber es gibt auch die dem größeren Bruder Plektrumban-jo angeglichene Version: 22 Bünde, also eine etwa 10 Zentimeter längere Mensur, inklusive Gitarrenstimmung D G H E oder C G H D.

Eine Besonderheit ist die elektrische Tenorgi-tarre von Framus: Diese Firma setzte damals

Von Adax dörsam

Begleit-Cd: track 12Zur Tenorgitarre gibt es ein Tonbeispiel auf un-serer Begleit-CD, eingespielt von Adax Dörsam.

Die Tenorgitarredie kleine Viersaitige gehörte einst zum guten

ton – von tiny grimes bis Peter Kraus.

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als Werbeträger auf Peter Kraus, den „Liebling aller Schwiegermütter“. Da der „deutsche El-vis“ keine Gitarre spielen konnte, dachte man, ein viersaitiges Instrument sei für ihn leich-ter zu erlernen als die sechssaitige Gitarre. So

Auch „Big“ Mike McKendrick spielte von

1931 bis 1933 in Louis Armst-rongs Orchester eine virtuose Tenorgitarre; ebenfalls populär war Charlie Burses mit sei-ner Memphis Jug Band. In den Achtzigerjahren setzen Daryl Hall & John Oates eine elektri-sche Tenorgitarre in der Pop-Musik ein. Aktuell pflegt in Deutschland die Gruppe ‚Sons Of The Desert‘ aus München das Erbe der amerikani-schen Roots Music mit Originalinstrumenten. Weitere nützliche Infos im Netz bekommt man unter http://tenorgitarre.com. Mein Dank geht an Thomas Reichelt für die infor-mative Website.

Die Tenorgitarre

F-Loch und Binding

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