Was genau sind Forschungsdaten? Und wo sind sie?
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Bibliotheken8. Mai 2017
Andrea Rapp@RappAndrea
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Large Hadron Collider
www.weltmaschine.de/cern_und_lhc/lhc/zahlen_und_fakten/
Der leistungsstärkste Supercomputer...
Die Daten, die von den LHC‐Detektoren aufgezeichnet werden, würden jährlich mehrere hunderttausend DVDs füllen. In den kommenden Jahren werden tausende von Physikern überall auf der Welt diese Daten auswerten und analysieren. Um dies zu ermöglichen, sind zehntausende Computer auf der ganzen Welt in einem Computernetzwerk, dem Grid, zusammengeschaltet.Obwohl das Grid für den LHC entwickelt wurde, kann es auch in anderen Wissenschaftsbereichen eingesetzt werden, in denen große Datenmengen verarbeitet werden müssen.
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Rekonstruktion von Kulturgut
www.welt.de/vermischtes/article150411694/Weltgroesster-3-D-Drucker-rekonstruiert-Palmyra-Bogen.htmlhttps://www.3d-grenzenlos.de/magazin/3d-objekte/palmyra-replik-in-new-york-27189433/
Die Nachbildung des Triumphbogens entstand in einem 3D‐Drucker und hat etwa die 66‐prozentige Größe des Originals. Das Bauwerk ist Teil der Bild‐Datenbank– einem Programm, bei dem Freiwillige mit 3D‐Kameras historische Bauten in Konfliktregionen weltweit aufnehmen. Der replizierte Bogen wurde basierend auf 3D‐Modellen gefertigt, die aus einer Anzahl von 2D‐Bildern geschaffen worden sind.
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Stadtarchiv Köln
http://www1.wdr.de/archiv/stadtarchiv-ubahn/stadtarchiv154.html
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Datenträger
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Inhaltsübersicht
Check‐in Relevanz von Forschungsdaten Definition: Was sind Forschungsdaten? Voraussetzungen & BedarfeTechnische, rechtliche & organisatorische Grundlagen Empfehlungen des Rats für Informationsinfrastrukturen:Auf dem Weg zu einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NDFI) Fazit
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Inhaltsübersicht
Check‐in Relevanz von Forschungsdaten Definition: Was sind Forschungsdaten? Voraussetzungen & BedarfeTechnische, rechtliche & organisatorische Grundlagen Empfehlungen des Rats für Informationsinfrastrukturen:Auf dem Weg zu einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NDFI) Fazit
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Forschungsdaten & Forschungsinfrastrukturen
„Forschungsinfrastrukturen (…) wandeln sich von tradierenden und Fachinformationen bevorratenden Hilfseinrichtungen zu Inkubatoren für neue und innovative wissenschaftliche Fragestellungen aufgrund von Forschungsdaten, die durch diese Infrastrukturen selbst erst erzeugt werden. (…) Digital aufbereitete Fachinformationen bieten durch ihre Verknüpfung mit Metadaten ganz neuartige Möglichkeiten der forschenden Erschließung von Bibliotheks‐, Archiv‐ und Sammlungsbeständen.“
Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu Forschungsinfrastrukturen in den Geistes‐ und Sozialwissenschaften, 28.1.2011, S. 7.
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Digitale Agenda der Bundesregierung im Hochschulbereich
Forschungsdaten und digitale Wissensbestände sind wichtige Ressourcen und kostbare Rohstoffe. Der digitale Wandel schafft völlig neue Möglichkeiten, Forschungsdaten weit über die ursprünglichen Fragestellungen hinaus zu nutzen, sowohl zur Qualitätssicherung im Sinne guter wissenschaftlicher Praxis als auch für neue Erkenntnisse und Innovationen. Für diese „Nachnutzung“ ist die langfristige und gesicherte Verfügbarkeit von Forschungsdaten entscheidend. Hier besteht Handlungsbedarf für die Wissenschaft, die Hochschulen und Forschungseinrichtungen sowie für die Politik. Unser gemeinsames Ziel muss es sein, dass alle Forschungsdaten breit verfügbar sind und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen einfach und schnelldarauf zugreifen können.
www.bmbf.de/de/digitale‐agenda‐der‐bundesregierung‐und‐die‐digitalisierung‐im‐hochschulbereich‐1253.html
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DFG – Leitlinien Forschungsdaten
Forschungsdaten sind Grundlage für Forschungsprozesse und Innovation Investitionen in Personal, Forschung und Infrastrukturen notwendig Open Science, zeitnahe und offene Bereitstellung Disziplinspezifische Vielfalt Anerkennung als Leistung & Impact in der Wissenschaftskultur Konkrete Empfehlungen zur Rolle der Forschungsdaten in Projekten Sicherung für (mindestens) 10 Jahre
www.dfg.de/foerderung/antragstellung_begutachtung_entscheidung/antragstellende/antragstellung/nachnutzung_forschungsdaten/
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Was sind Forschungsdaten?
Sämtliche digitale Daten, die bei Experimenten, Messungen, Simulationen, Quellenerschließungen, Transkriptionen, Erhebungen, Verzeichnissen oder Umfragen entstehen oder deren Ergebnis sind, Rohdaten Texte, Bilder, mehrdimensionale Modelle, Audio, Video, Tabellen, Datenbanken, Software (Quellcode und Anwendungen) Die zu ihrem Verständnis erforderliche Dokumentation & Software Forschungsdaten liegen disziplinspezifisch in unterschiedlichen Aggregationsstufen & meist in verschiedenen speziellen digitalen Formaten vor
GWDG, Bandroboter
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Dynamik: Lebenszyklus der Daten im Forschungsprozess
Sequentielle Schritte der Forschungsdaten im Forschungsprozess1. Planung eines Forschungsvorhabens, Forschungsfrage2. Datenerhebung oder Datenübernahme: Rohdaten, Primärdaten3. Datenauswertung und ‐verarbeitung4. Sicherung, Zwischenspeicherung5. Auswahl und Dokumentation der zu
archivierenden Daten6. Konversion in dauerhafte Datei‐
formate, Langzeit‐Archivierung7. Publikation, persistente Adressierung,
Nachweis8. Wiederverwendung & Weiter‐
verarbeitung
https://www.ulb.tu-darmstadt.de/service/forschungsdaten/forschungsdatenmanagement/index.de.jsp
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Technische Grundlagen
GWDG, Bandroboter
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Rechtliche Grundlagen
Daten unter möglichst freien Lizenzen veröffentlichen, z.B. Creative Commons Lizenzen Rechte an ‚Rohdaten‘ sichern, in offenen Repositories publizieren
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www.forschungslizenzen.de
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Organisatorische Grundlagen
Data Centers, Repositories, strategische Allianzen, Konsortien Verständigung auf Standards z.B. zur Adressierung, Referenzierung, Archivierung, Nachweis usw.
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Rat für Informations-infrastrukturen – www.rfii.de
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Empfehlungen des RfII
‚Leistung aus Vielfalt‘ Datenverantwortung für alle Phasen des ‚Datenlebenszyklus‘ soll in der Wissenschaft klar verankert werden Politik & Wissenschaft müssen konkret machen, was gute wissenschaftliche Praxis im Digitalzeitalter heißt Anreize für gutes Forschungsdatenmanagement Wissenschaftliche Leistungsfähigkeit, gute Datenkultur und gesellschaftliche Wertschöpfung gehören zusammen
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Empfehlungen des RfII
Drittmittel für die Weiterentwicklung digitaler Infrastrukturen: Gefahr, dass bestehende Dienste zu Forschungsprojekten umetikettiert werden Fehlallokation von Forschungsmitteln zur Kaschierung eines Infrastrukturproblems Es fehlt bislang ein transparenter Verstetigungsmechanismus
Etablierung einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) als künftiges neues Rückgrat für das Forschungsdatenmanagement in Deutschland
Bundesweites, arbeitsteiliges, verteiltes und wachsendes Netzwerk
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Diskussionspapier April 2017
Auf dem Weg zu einer Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI): ‚Schritt für Schritt – oder: Wer bringt was mit? Die NFDI soll vorhandene Aktivitäten vernetzen, ergänzen, erweitern & insbesondere die Nachfrageseite aktivieren und einbeziehen ein verlässliches und nachhaltiges Dienste‐Portfolio schaffen, das generische und fachspezifische Bedarfe des FDM in Deutschland abdeckt
Fachcommunities sollen sich mit geeigneten Infrastruktur‐Partnern auf längere Zeit zusammentun und Konsortien bilden, die die Hauptakteure der Ausgestaltung des Forschungsdatenmanagements – und auch des schrittweisen Aufbaus der NFDI darstellen
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Voraussetzungen (u.a.)
Fach‐Communities Kritische Masse & Selbststeuerung Bereitschaft zur Nachnutzung von Forschungsdaten (Bereitstellung & Rezeption)Weiterentwicklung der Auswertungsmöglichkeiten Qualitätsstandardisierung einhalten & weiterentwickeln Infrastruktureinrichtungen nachgewiesene Expertise auch hinsichtlich der fachlichen Bedarfe der Partner‐Community bzw. der Fachgemeinschaft(en) aktive Ausrichtung auf Kollaboration & Synergien Konzept zur Nutzerberatung & Nutzereinbindung Personalentwicklungskonzept
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Fazit: Rolle der Bibliotheken
Forschungsdaten sind als Ergebnis und Grundlage der Forschung von höchstem Wert für wissenschaftliche und gesellschaftliche Innovation und Wertschöpfung „ubiquitär“ Gemeinsame Verantwortung für Forschungsdaten bei Forschenden und Infrastruktureinrichtungen im Netzwerk der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur Dynamik & Wechselwirkung zwischen Infrastruktur & Forschung Bibliotheken als vertrauenswürdige Partner der Forschung, die langfristigen & offenen Zugang gewährleisten können Gedächtnis‐ & Serviceeinrichtung mit umfassenden Kompetenzen: Technologie, Metadaten, Recht, Workflows, Analyse, Ausbildung & Beratung… Forschungsdaten in Publikationsinfrastrukturen Forschungsdaten in der Lehre
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Fragen? Anregungen?
Allein selbst der gute Kopf will angestoßen seyn um etwas neues zu sehen … (Lichtenberg, Sudelbuch K)
Standbild aus dem Film ‚Virtuelle Forschungswelten‘ © TextGrid
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Literatur & Links
Baumann, Silke (2014): Langzeitarchivierung innerhalb Virtueller Forschungsumgebungen im Kontet von Digital Humanities. Berliner Handreichungen zur Bibliotheks‐ und Informationswissenschaft 353: http://edoc.hu‐berlin.de/series/berliner‐handreichungen/2014‐353/PDF/353.pdf Beer, Nikolaos u.a. (2014): Datenlizenzen für geisteswissenschaftliche Forschungsdaten ‐ Rechtliche Bedingungen und Handlungsbedarf. DARIAH‐DE Working Papers 6: http://webdoc.sub.gwdg.de/pub/mon/dariah‐de/dwp‐2014‐6.pdf Dokumente des Rats für Informationsinfrastrukturen: http://www.rfii.de/de/category/dokumente/ Empfehlungen des Wissenschaftsrates zu Forschungsinfrastrukturen in den Geistes‐ und Sozialwissenschaften, Drs 10465, 28.1.2011, S. 7: http://www.wissenschaftsrat.de/download/archiv/10465‐11.pdf
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Spektrum geisteswissenschaft-licher Forschungsdaten
Transkriptionen, Editionen, Kommentierungen, Vernetzungen Grabungsdaten, Erhebungen, ethnographische Daten Korpora, Text, Bild, nD, Audio, Video Verzeichnisse, Kataloge Wörterbücher, Lexika
Standbild aus dem Film ‚Virtuelle Forschungswelten‘ © TextGrid – https://www.youtube.com/user/dhdkanal
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Forschungsdaten: Nachnutzung
Wenn XML‐Daten von diplomatischen Handschriftentranskriptionen als „Zwischenschritt“ kritischer Editionen in Sprachkorpora integriert werden können und für Wörterbuchvorhaben und andere linguistische Forschungsfragen nachgenutzt werden könnenWenn Metadaten, z.B. aus Brief‐ oder Inschriften‐Editionen oder Urkundenregesten für zeit‐räumliche Visualisierungen oder Netzwerkanalysen nachgenutzt werden könnenWenn automatische Mustererkennungen auf Imagedigitalisaten durchgeführt werden könnenWenn neue Applikationen aus derselben Datenbasis entwickelt werden können, z.B. Print & Digital, Browser Plugin, WebApp usw.Wenn Forschungsdaten referenzierbar, zitierbar, überprüfbar und Auswertungsprozesse wiederholbar sindWenn die Daten erweitert, angepasst, aktualisiert werden können