Wie mache ich mein Unternehmen „demografie-fit“?Demografie-Kongress 2011
Stabsabteilung Wirtschaftspolitik Dr. Christoph Schneider
Oktober 2011
Drei wesentliche Triebkräfte für die demografische Entwicklung in Österreich
Steigende Lebenserwartung die Lebenserwartung steigt in einem Jahrzehnt um ca. 2 Jahre 2010: 77,7 Jahre bei Männern, 83,1 Jahre bei Frauen 2050: 85,9 Jahre bei Männern, 89,5 Jahre bei Frauen es führt kein Weg daran vorbei, länger zu arbeiten!!
Niedrige Fertilität 1,44 Kinder pro Frau liegt deutlich unter dem Reproduktionsniveau 2011 gab es rund 1.235.000 (14,7%) Kinder und Jugendliche unter 15
Jahren
Zunehmende Migration Bevölkerungszuwachs in Österreich durch positiven Wanderungssaldo
+ rund 27.700 im Jahr 2010 ohne Nettozuwanderung würde die österreichische Bevölkerung
stagnieren bzw. mittel- bis langfristig schrumpfen
Demografische Entwicklung in ÖsterreichDie Lebenserwartung steigt pro Jahrzehnt um ca. 2 Jahre
gestiegene Lebenserwartung muss durch längeres Arbeiten ausgeglichen werden
1,36
1,33
1,39 1,38
1,42 1,41 1,41
1,38
1,411,39
1,44
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010
Fertilitätsrate 2000 - 2010
66,5 69 72,2 75,1 77,7 80,1 82,3 84,2 85,973,4 76,1 78,9 81,1 83,1 85 86,7 88,2 89,5
1970 1980 1990 2000 2010 2020 2030 2040 2050
Lebenserwartung
Männer Frauen
Die Fertilitätsrate von 1,44 Kindern pro Frau liegt deutlich unter dem Reproduktionsniveau.
Entwicklung der Bevölkerungsstruktur II
1,24 1,27 1,25
5,67 5,56 5,46
1,482,16
2,65
2010 2030 2050
0 - 14 15 - 64 65+
14,8% 14,2% 13,3%
67,6%61,8% 58,4%
17,6%24,0% 24,0%
2010 2030 2050
0 - 14 15 - 64 65+
Entwicklung in absoluten Zahlen
Entwicklung der Anteile in den verschiedenen Altersgruppen
Quelle: Statistik Austria
Anteil der bis 14-Jährigen an der Gesamtbevölkerung sinkt leicht
Anteil der erwerbsfähigen Bevölkerung sinkt
Anteil der 65+ steigt stark
Massive Verschiebung innerhalb der erwerbsfähigen Bevölkerung
2025: +37% mehr Menschen in der Altersgruppe 55-64
Die Lebensarbeitszeit verkürzt sich
43
35
34
48
1970
2010
Arbeitsjahre Nichtarbeitsjahre
Quelle: IV
In Österreich: sehr niedrige Erwerbsquoten der älteren Bevölkerung
Quelle: Statistik Austria
28,6 31,439,7
45,5
56,9
42,9
66,2 65,1 68,4
86,2
3843,4
49,7
60,2 61,1 62,569,6 70,5
74,583,5
Italien Österreich EU-27 Finnland Dänemark Deutschland Norwegen Schweiz Schweden Island
Erwerbsquoten der 55 bis 64 Jährigen (in %)
2000 2010
57,1
60
59,1
65
Ø Antrittsalter Frauen
Gesetzliches Antrittsalter Frauen
Ø Antrittsalter Männer
Gesetzliches Antrittsalter Männer
Quelle: Eurostat
Österreich im internationalen Vergleich:
- sehr niedriges Pensionsantrittsalter
- sehr niedrige Erwerbsquoten der 55- bis 64- Jährigen
7
Zudem gibt es den Trend der Urbanisierung
Demografische EntwicklungKonsequenzen für Gesellschaft, Unternehmen und Regierung
Mensch/Gesellschaft
Mitarbeiter
• Zunahme von Wissen und Erfahrung
• Fachkräfteengpass • gesamtes
Erwerbspotential nutzen
Produkte
• Zuschnitt auf Best Agers• Anpassung Werbung auf
ältere Kundengruppen• Anpassung
Produktentwicklung/F&E
Märkte
• Neue Dienstleistungen: Pflege, Gesundheitsbereich
• Erweiterung/Zuschnitt Tourismusangebote
• Finanz- und Versicherungsdienst-leistungen
Demografischer Wandel
Mensch/Gesellschaft
Regierung/Politik
Unternehmen/Wirtschaft
Handlungsbedarf für Unternehmen: Vorhandene Potentiale am Arbeitsmarkt nutzen
Quelle: Statistik AustriaErwerbstätige und Nicht-Erwerbstätige in % der Bevölkerung gleichen Alters, 2010, Labour Force-Konzept
67,3
89,1
56,1
5,3
32,7
10,9
43,9
94,7
15-29
30-49
50-64
65+
Erwerbstätige Nicht-Erwerbstätige
Sowohl fehlende als auch zu lange Qualifikation der Jugendlichen
Pool an qualifizierten Müttern/Vätern Frühpensionen
61,0%
54,6%
Erwerbsquote insgesamt
Erwerbsquote Frauen
Erwerbspotential von Frauen verstärkt nutzen!!
erhebliches Potential zur Steigerung der Beschäftigungsquoten
Handlungsbedarf für Unternehmen: Potential älterer Arbeitnehmer erkennen und nutzen
Arbeitskräfte werden älter und Berufsleben dauert länger muss nicht mit einer Abnahme der Produktivität einhergehen
Es ist nicht bewiesen, dass ältere Arbeitnehmer weniger produktiv oder innovativ sind
Übergang der Wirtschaftswelt von Industrie- zu einer Dienstleistungs- und Wissensgesellschaft Produktivität und Wachstum basieren vielfach auf geistiger, immaterieller
Wertschöpfung
Ein möglicher Rückgang an körperlichen Fähigkeiten kann durch größere Erfahrung, kommunikative und soziale Kompetenzen sowie umfangreicheres Fachwissen und höhere Loyalität ausgeglichen werden
Produktivität ist abhängig davon, wie die Arbeit organisiert ist
Zusammenhang von Alter und Produktivität?
Handlungsbedarf für Unternehmen: Jugendliche
Zwischen 1993 und 2001: Zahl der Geburten ging um 20% zurück und bleibt seitdem stabil auf niedrigem Niveau
schwächere Jahrgänge betreten den Arbeitsmarkt
Unternehmen müssen sich gezielt um junge Mitarbeiter (Lehrlinge) bemühen
• seit 1995: ca. 40% des Jahrgangs der 15-Jährigen beginnen eine Lehre
• derzeit: Trend zu höherer Bildung
Handlungsbedarf für Unternehmen: Integration von Menschen mit Migrationshintergrund
Komponenten der Bevölkerungszunahme in Österreich
Statistik Austria
Bevölkerungszunahme in Österreich hauptsächlich durch Migration Qualifizierte Migration in Österreich seit Mai 2011 erleichtert
Mai 2011: Öffnung der Arbeitsmärkte für Arbeitnehmer aus den „neuen“ EU-Mitgliedstaaten
Rot-Weiß-Rot-Card seit Juli 2011 Qualifizierte Zuwanderung durch transparentes Punktesystem
-40.000
-20.000
0
20.000
40.000
60.000
80.000
1981 1984 1987 1990 1993 1996 1999 2002 2005 2008
Geburtenbilanz Wanderungsbilanz
Ohne Migration würde die Bevölkerung in Österreich stagnieren
Maßnahmen gegen einen drohenden/bestehenden FachkräfteengpassUmfrage Wirtschaftsbarometer 2011
35%44%
6%
21%9%
55%50%
62%42% 61%
5% 4%
7%
6%
6%
19%30%
22%
Ausbildung Weiterbildung ältere AN ausländ. FK Familie & Beruf
Maßnahmen gegen einen drohenden/bestehenden Fachkräfteengpass -alle Unternehmen, alle Sparten
mehr als bisher wie bisher weniger als bisher geplant nicht relevant
Quelle: WBA 2011
Fokus auf Aus- und Weiterbildung Leicht steigende Tendenz zur Anstellung ausländischer Fachkräfte Geringerer Fokus auf ältere Arbeitnehmer sowie Maßnahmen zur besseren
Vereinbarkeit von Familie und Beruf
Maßnahmen gegen einen Fachkräfteengpass sowie zur Gewährleistung von Produktivität mit einer älteren Belegschaft
Attraktivität als Arbeitgeber erhöhen - Verstärkte Mitarbeiterbindung Familienorientierte Serviceleistungen Flexible Arbeitszeitmodelle v.a. auch für ältere AN Konsequente Weiterqualifizierung attraktive Karriereperspektiven Entwicklung von Laufbahn- oder Karrieremodellen
Stärkere Einbindung älterer Arbeitskräfte Erhalt der Arbeitsfähigkeit durch gesundheitsverträgliche Gestaltung
der Arbeitsbedingungen und präventivmedizinische Maßnahmen Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit durch kontinuierliche Weiterbildung
Lebenslanges Lernen Anpassung der Arbeitsbedingungen an Bedürfnisse von älteren AN
Nachhaltige Personalstrategie Langfristige Planung
Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf Produkte und Märkte
Die „Silberne Revolution“ verändert in den nächsten Jahrzehnten Märkte, Branchen und Konsum
schafft völlig neue Chancen für Unternehmen „Best Ager“ als kaufkräftiges Kundensegment
"Best Ager" als lukrative Zielgruppe
Tourismus
Gesundheit
Bildung
Wohnung als
Lebensmittelpunkt
Wichtig: keine Vermarktung als „Senioren-Produkte“
Forderungen der Sozialpartner I
Unternehmen Beratung für Betriebe ausbauen
- Zu den Themen Arbeitszeit, Demografie, Familie und Beruf, altersgerechte Gestaltung der Arbeitsorganisation
Stärkung der betrieblichen Gesundheitsförderung (v.a. auch in KMUs)- Forderung der WKO: steuerliche Begünstigung von Betrieblicher
Gesundheitsförderung
Weiterbildungsbeteiligung von AG und AN durch steuerliche Anreize erhöhen
Rahmenbedingungen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf verbessern
Bad Ischler Dialog 2011: „Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf Arbeitsmarkt und soziale Systeme“
Forderungen der Sozialpartner II Bildung
Aufwertung der Lehre- Ausbildung auf Fachkräfteniveau attraktiver gestalten- Möglichkeit auf Anschlussqualifizierung auf tertiärem Niveau
Erhöhung des Qualifikationsniveaus der heimischen Arbeitnehmer Bessere Abstimmung des Qualifikationsangebots mit der Nachfrage
am Arbeitsmarkt Wirtschaftsnahe Qualifizierung
Bildung im vorschulischen Alter massiv forcieren
Ältere Arbeitnehmer Altersteilzeit bzw. Teilpensionen fördern Flexicurity Ansatz Fokus auf Prävention und Rehabilitation Attraktivierung von Weiterbildung
Zusätzliche Forderungen der Wirtschaftskammer I
gezielte Förderung für Forschung und Entwicklung, Innovation Direktförderungen für F&E, F&E-Prämie Abschaffung der Deckelung bei Auftragsforschung
Exporttätigkeit von heimischen Unternehmen fördern Fortsetzung der „Internationalisierungsoffensive“
Lohnnebenkosten reduzieren Lohnnebenkosten sind im intern. Vergleich sehr hoch Senkung der Lohnnebenkosten für Arbeitnehmer ab 55 Jahren
Verwaltungslasten für Unternehmen senken
Zusätzliche Forderungen der Wirtschaftskammer II
Flexibilisierung der Arbeitszeit Starre Arbeitszeitregulierungen gehören gelockert und die
Mobilität der Arbeitskräfte erhöht
Nachhaltige und ausgabenseitige Budgetkonsolidierung Effizienzpotentiale in Verwaltung und Sozialsystem budgetpolitischer Handlungsspielraum zurückerlangen Senkung der Abgabenquote
Bildung Umfassende Bildungsreform MINT-Fächer Forcieren: Grundlage für Innovationen Wirtschaftskompetenzen und Unternehmergeist fördern
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WKO-Unterstützung Excel-Tool
Demografie Check
Broschüre/Flyer Demografie und Wirtschaft Demografische Fitness Generationenbalance Best Ager – Der Silberne Markt Best Ager – Lebensstile und
Konsummuster
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FRAGEN & DISKUSSION
Wirtschaftskammer ÖsterreichStabsabteilung WirtschaftspolitikDr. Christoph M. SchneiderAbteilungsleiter
Wiedner Hauptstraße 63A-1045 WienTel.: +43 590900 4499E-Mail: [email protected]