Mediendienst 4 21. April 2016
Der Wiederaufbau der Caritas von 34 Schulen in Nepal hat angefangen
Ging das zu lange? Warum zwischen Erdbeben und Baustart ein Jahr verstrich Romea Brügger
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Für Rückfragen stehen die Autorinnen und Autoren gerne zur Verfügung.
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Caritas Schweiz, Mediendienst 4, 21. April 2016
Der Wiederaufbau der Caritas von 34 Schulen in Nepal hat angefangen
Ging das zu lange? Warum zwischen Erdbeben und Bau-start ein Jahr verstrich
Am 25. April 2015 zerstörte ein Erdbeben der Stärke 7,8 in Nepal bis zu 95% aller Gebäude in
den meist betroffenen Gebieten. Jetzt – ein Jahr danach – beginnen die Bauarbeiten für die 34
öffentlichen Schulen, zu deren Wiederaufbau sich Caritas Schweiz verpflichtet hat. Gleichzeitig
haben Privatpersonen in Eigeninitiative den Wiederaufbau von vereinzelten kleinen Schulen
jetzt schon abgeschlossen. Die Vorbereitungsdauer dient der Qualität und Nachhaltigkeit der
Caritas-Projekte.
Nachdem ein Team von Experten innert weniger Tage nach dem Erdbeben im April 2015 vor Ort war
und Nothilfe leistete, wurde Mitte März 2016 der erste Grundstein für den permanenten Wiederaufbau
von 34 sicheren und kinderfreundlichen Schulen gelegt. Für diese Zeitspanne gibt es drei Hauptgrün-
de: Erstens wurden drei Monate investiert in Nothilfe und den Erbau von Übergangslösungen während
der Monsunzeit. Zweitens legten bürokratische Hürden einer schnelleren Umsetzung Steine in den
Weg. Drittens setzte die Vielfältigkeit und die Grösse des Projektes eine solide Planung voraus, damit
bei der Umsetzung keine Zeit verloren geht und beste Qualität mit hoher Lebensdauer garantiert wird.
Übergangslösungen verhindern Unterrichtsunterbruch
Komplett zerstörte Schulgebäude machten nach dem Erdbeben eine Rückkehr der Schüler in die Klas-
senzimmer unmöglich. Schnell wurde klar, dass die Wege in die Dörfer Sindhupalchoks – dem Pro-
jektgebiet von Caritas Schweiz – bei Einsetzen der Regenzeit unpassierbar werden, was eventuelle
Wiederaufbauaktivitäten verhindern oder stark verzögern würde. Nachdem Wellbleche verteilt wur-
den, damit mit nachhaltigen Materialien provisorische Unterkünfte für die Monsunzeit gebaut werden
konnten, spannten Caritas und Helvetas ab Mai zusammen, um temporäre Schulen zu bauen. Monate-
langer Unterrichtsunterbruch durch Einsetzen des Regens im Spätsommer hätten zu erhöhtem Risiko
von Schulabbrüchen geführt. Als der grosse Regen im August anfing, konnten Kinder bereits wieder
am Unterricht teilnehmen in 200 provisorischen Schulzimmern inklusive Wasser-, Sanitär- und Hy-
gienevorrichtungen.
Bürokratische Hürden
Als international tätige NGO gilt es für Caritas auch in einem humanitären Kontext, Legalität sicher-
zustellen. Sich als NGO im Land zu registrieren und das Projekt von den relevanten Regierungsinstan-
zen bewilligen zu lassen ist essentiell, um Koordination zwischen verschiedenen Akteuren sowie Kon-
formität mit Regierungsvorgaben zu ermöglichen. Aufgrund von politischen Unruhen und Unklarhei-
ten bezüglich der offiziellen Bauvorgaben erwiesen sich diese Prozesse in Nepal jedoch als komplex
und langwierig. Dennoch gelang es Caritas Schweiz, den Registrierungsprozess im Juli abzuschliessen
und Absichtserklärungen mit regionalen und nationale Behörden zu unterzeichnen. Im Januar wurden
die Baupläne akzeptiert, und die konkreten Projektvereinbarungen unterzeichnet. Diese bürokratischen
Hürden wurden von kleineren Privatinitiativen zum Wiederaufbau umgangen – oftmals zum Preis
einer mangelhaften Koordination mit anderen Akteuren.
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Caritas Schweiz, Mediendienst 4, 21. April 2016
Mit solider Planung zum erfolgreichen Projekt
Vergangene Erfahrungen von Caritas Schweiz haben gezeigt, dass ein mehrjähriges Engagement im
Wiederaufbau nach einer humanitären Katastrophe viel mehr beinhaltet als die Wiederherstellung
bestehender Schulen und Infrastrukturen. Für ein Projekt, welches die Ausbildung von 6000 Kindern
jedes Jahr prägen wird, lohnt es sich, Zeit in die Planung zu investieren um sicherzustellen, dass die
Schulen nicht nur sicher, sondern auch kinderfreundlich, einfach zu unterhalten und in den lokalen
Kontext angepasst sind. Betreffend Sicherheit wurde zwischen August und März daran gearbeitet, dass
die Baupläne nicht nur nationalen, sondern auch internationalen Standards gerecht werden. Sie wurden
in Zusammenarbeit von schweizerischen und nepalesischen Architekten gezeichnet und mehrfach
geprüft. Detaillierte Abklärungen von natürlichen Risiken und die Suche von geeigneten Baufirmen
liefen parallel dazu. Somit kann garantiert werden, dass die Gebäude erneuten Erdbeben standhalten
werden. Sozialen Aspekte gibt Caritas besonderes Gewicht: Gemeinsam mit lokalen Zivilgesell-
schaftsorganisationen, welche die soziale Dynamik am besten kennen und bearbeiten können, wurden
Lagebeurteilungen gemacht. Zu den daraus resultierenden Massnahmen gehören unter anderem Trai-
nings in Katastrophenprävention und die Sensibilisierung für die Wichtigkeit einer guten Schulbildung
sowie für den Kinderschutz.
Das Jahr zwischen Erdbeben und Baustart war also keine Verzögerung. Es war ausgelastet mit Nothil-
fe und Projekten zur Bereitstellung provisorischer Schulräume, der erfolgreichen Überwindung von
bürokratischen Hürden sowie Investition in solide Planung. In Nepal gilt Caritas Schweiz dadurch
mittlerweile als einer der Vorreiterinnen unter den internationalen NGOs im Wiederaufbau von Schu-
len.
Romea Brügger, Programmmitarbeiterin Nepal, Caritas Schweiz, E-Mail [email protected],
Tel. 041 419 23 81