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REVIEW

Beckert, Jens, & Deutschmann, Christoph (Hrsg.). (2009). Wirtschaftssoziologie. Kölner Zeitschrift fĂŒr Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft 49. Wiesbaden: VS Verlag fĂŒr Sozialwissenschaften, 479 S.

Diaz-Bone, Rainer (Hrsg.). (2011). Soziologie der Konventionen. Grundlagen einer pragmatischen Anthropologie. Frankfurt a. M.: Campus, 322 S.

Dobbin, Frank (2009). Inventing equal opportunity. Princeton: Princeton University Press, 360 S.

Engels, Anita, & Knoll, Lisa (Hrsg.). (2012). Wirtschaftliche RationalitĂ€t. Soziologische Perspektiven. Wiesbaden: VS Verlag fĂŒr Sozialwissenschaften, 265 S.

Maurer, Andrea (Hrsg.). (2008). Handbuch der Wirtschaftssoziologie. Wiesbaden: VS Verlag fĂŒr Sozialwissenschaften, 462 S.

Portes, Alejandro (2010). Economic sociology: A systematic inquiry. Princeton: Princeton University Press, 320 S.

Stark, David (2009). The sense of dissonance: Accounts of worth in economic life. Prince-ton, Oxford: Princeton University Press, 264 S.

Zelizer, Viviana A. (2011). Economic lives: How culture shapes the economy. Princeton: Princeton University Press, 496 S.

Berlin J Soziol (2013) 23:287–304DOI 10.1007/s11609-013-0223-6

Wirtschaftssoziologie als Gesellschaftstheorie

Thorsten Peetz

© Springer Fachmedien Wiesbaden 2013

T. Peetz ()Institut fĂŒr Sozialwissenschaften, Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin, Unter den Linden 6,10099 Berlin, DeutschlandE-Mail: [email protected]

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1 Einleitung

Es bedarf keines grĂ¶ĂŸeren argumentativen Aufwands, wenn man die Bedeutung der Aus-einandersetzung mit wirtschaftlichen ZusammenhĂ€ngen fĂŒr das soziologische VerstĂ€nd-nis moderner Gesellschaften hervorheben will – es genĂŒgt ein Blick auf die Klassiker: auf Karl Marx, der ausgehend von der Unterscheidung Kapital/Arbeit eine Theorie gesell-schaftlicher Entwicklung entwarf, auf Georg Simmel, dem die Moderne eine durch die Geldwirtschaft charakterisierte Gesellschaft war, oder auf Max Weber, der sich nicht nur mit dem VerhĂ€ltnis zwischen religiösen Ideen und wirtschaftlicher LebensfĂŒhrung bei der Herausbildung des modernen Kapitalismus auseinandersetzte, sondern auch die BĂŒrokra-tie als eine wirtschaftliche Kerninstitution analysiert und einiges an begrifflicher Grund-lagenarbeit geleistet hat. Auch wenn es nach dieser ersten Hochphase der Thematisierung wirtschaftlicher Fragen in der Soziologie etwas stiller geworden ist, wurde die Ökonomie doch stĂ€ndig von der Disziplin begleitet (vgl. z. B. Heinemann 1987; Luhmann 2005; Parsons und Smelser 2010). Seit den 1980er Jahren kann man allerdings eine Renaissance der Wirtschaftssoziologie feststellen. Ausgehend von den Arbeiten Mark Granovetters (1985) zur sozialen Einbettung wirtschaftlichen Handelns und Harrison C. Whites (1981) Theorie von ProduktionsmĂ€rkten formierte sich eine breite soziologische Bewegung, die sich seither unter dem Etikett „Neue Wirtschaftssoziologie“ intensiv und Ă€ußerst produk-tiv mit dem Wirtschaftsleben auseinandersetzt (vgl. Dobbin 2004; Smelser und Swedberg 2005).

Parallel zum steigenden Interesse an der Soziologie des wirtschaftlichen Lebens wird vielfach ein Bedeutungsgewinn der Wirtschaft in der gegenwĂ€rtigen Gesellschaft fest-gestellt. NatĂŒrlich kommt keine Gesellschaft ohne die Produktion, Distribution und Konsumtion von GĂŒtern aus. Das ebenfalls spĂ€testens seit den 1980er Jahren um sich greifende intellektuelle und politische Projekt des Neoliberalismus (vgl. Crouch 2011; Harvey 2005) zielt aber auf die Ausweitung der ökonomischen RationalitĂ€t und von marktlichen Koordinationsmechanismen ĂŒber die Grenzen der Ökonomie hinaus (Ptak 2008, S. 26 ff.). Die gesellschaftlichen Konsequenzen dieses Projektes werden von einer Reihe von Autoren fĂŒr unterschiedliche ZusammenhĂ€nge beschrieben: als EinfĂŒhrung ökonomischer Modelle in die Verwaltung unter dem Vorzeichen des New Public Manage-ment (vgl. Naschold und Bogumil 2000), als Produktion neuer Formen unternehmerischer SubjektivitĂ€t (Bröckling 2007), als Vermarktlichung von Unternehmen (vgl. Sauer et al. 2005) oder als kapitalistische Landnahme (Dörre und Haubner 2012) – die Liste ließe sich fortsetzen. Begrifflich fassen kann man diese PhĂ€nomene mit dem Konzept der Öko-nomisierung, verstanden als Bedeutungsgewinn ökonomischer Motive und Strukturen auf der Mikro-, Meso- und Makroebene (Schimank und Volkmann 2008) bzw. als gesell-schaftliche Grenzverschiebungen und organisationale Referenzwechsel (Peetz 2013).

Jens Beckert (2009) hat die These von der gestiegenen Bedeutung der Wirtschaft in Soziologie und Gesellschaft zusammengefĂŒhrt und daraus eine privilegierte gesellschafts-theoretische Stellung der Wirtschaftssoziologie abgeleitet. Die neue Wirtschaftssozio-logie lasse jedoch bislang „eine auf gesellschaftliche Entwicklungsprozesse insgesamt gerichtete Perspektive“ (ebd., S. 183) vermissen, obwohl sich aus der faktisch „prĂ€genden Kraft des Wirtschaftssystems [
] der gesellschaftstheoretische Primat der Ökonomie fĂŒr die ErklĂ€rung der Dynamik gesellschaftlicher Ordnungsprozesse“ herleite (ebd., S. 187).

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Zwar dĂŒrfe man die WiderstĂ€ndigkeit des Anderen der Ökonomie und die daraus ent-stehenden sozialen Konflikte nicht vergessen (ebd., S. 187 ff.); aber bei aller WiderstĂ€n-digkeit habe man die Gesellschaft letztlich von der Ökonomie her zu verstehen. Dieser gesellschaftstheoretische Anspruch ist nicht unwidersprochen geblieben. So hat Thomas Schwinn (2010, S. 222) darauf hingewiesen, dass „trotz aktueller Ökonomisierungsten-denzen“ die „differenzierungstheoretische Grundlage der Moderne [
] zu dominant“ sei, man empirisch immer noch von distinkten gesellschaftlichen Teilbereichen ausgehen mĂŒsse und sich die Wirtschaftssoziologie deshalb mit ihrem Status als Bindestrich-Sozio-logie zu begnĂŒgen habe. Zudem untergrabe die Aufgabe differenzierungstheoretischer Konzepte deren „normatives Moment“ und damit die Möglichkeit zur Kritik (ebd.). Thorsten Strulik (2012) hat in seiner „Replik“ auf Beckerts Aufsatz eine konzeptuelle Kritik an der Relationierung von Wirtschaft und Gesellschaft in der neueren Wirtschafts-soziologie geĂ€ußert. So merkt er kritisch an, dass der Bedeutungszuwachs der Wirtschaft durch ihr Ausgreifen auf andere Gesellschaftsbereiche in theoretischer Hinsicht immer noch ungeklĂ€rt sei (ebd., S. 60) und die Interdependenzen zwischen den Teilbereichen sowie die Steigerungsprozesse in den anderen SphĂ€ren wie Wissenschaft, Recht und Poli-tik (ebd., S. 61) unberĂŒcksichtigt blieben.

Ich werde diese Debatte im Folgenden zum Anlass nehmen, einige wirtschaftssozio-logische Neuerscheinungen der vergangenen Jahre vorzustellen und auf ihren gesell-schaftstheoretischen Beitrag hin zu prĂŒfen. Im Zentrum steht dabei die Frage, wie das VerhĂ€ltnis der Wirtschaft zu anderen gesellschaftlichen Bereichen konzeptualisiert wird und wo gesellschaftstheoretisch interessante AnknĂŒpfungspunkte liegen. Gegenstand des nĂ€chsten Abschnitts sind zunĂ€chst drei SammelbĂ€nde, die den Stand der deutschsprachi-gen Diskussion zusammenfassen (Beckert und Deutschmann 2009; Engels und Knoll 2012; Maurer 2008). Im Anschluss daran stelle ich die Aufsatzsammlungen von Alejan-dro Portes (2010) und Viviana A. Zelizer (2011) sowie eine Studie von Frank Dobbin (2009) vor – drei prominenten Vertretern der aktuellen amerikanischen Wirtschaftssozio-logie. Schließlich gehe ich auf eine Sammlung von AufsĂ€tzen ein, die der „Économie des conventions“ zurechenbar sind (Diaz-Bone 2011), sowie auf die Arbeiten David Starks (2009), der seine wirtschaftssoziologischen Studien von dieser Strömung frĂŒh hat beein-flussen lassen.

2 Gesellschaftstheoretische ZurĂŒckhaltung und differenzierungstheoretische Perspektiven

Das von Andrea Maurer herausgegebene Handbuch der Wirtschaftssoziologie prĂ€sen-tiert eine Bilanz der neueren wirtschaftssoziologischen Forschung. In Abschnitten zu klassischen Grundlagen der Wirtschaftssoziologie und theoretischen ZugĂ€ngen zum Wirtschaftsgeschehen, zu zentralen Institutionen der Wirtschaft sowie zu gesellschafts-theoretischen Perspektiven gibt dieser Band einen instruktiven Überblick ĂŒber theoreti-sche Auseinandersetzungen und wichtige empirische Befunde.

In einem ersten Block gehen die BeitrÀge von Gertraude Mikl-Horke, Andrea Mau-rer und Richard Swedberg den klassischen Positionen zu Wirtschaftswissenschaft und Soziologie, dem VerhÀltnis von Institutionalismus und Wirtschaftssoziologie sowie der

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Frage nach dem Erbe Max Webers in der neuen Wirtschaftssoziologie in den USA nach, der dort immer noch zumeist oberflĂ€chlich und lĂŒckenhaft rezipiert wird. VielfĂ€ltige gesellschaftstheoretische AnknĂŒpfungspunkte ergeben sich in dem explizit theoretischen AnsĂ€tzen gewidmeten Teil des Handbuches. Michael Schmid diskutiert das VerhĂ€ltnis von Ökonomie und Wirtschaftssoziologie, Dirk Baecker prĂ€sentiert den systemtheore-tischen Blick auf die Wirtschaft als funktionales Teilsystem, Stefan KĂŒhl rekapituliert neomarxistische AnsĂ€tze und Walter Reese-SchĂ€fer die kommunitaristische Perspektive auf die Wirtschaft. DarĂŒber hinaus zeichnet Bettina Fley die Ökonomie der Praxis fĂŒr das wirtschaftliche Feld nach, wĂ€hrend Sophie MĂŒtzel in netzwerkanalytische Forschungen einfĂŒhrt und Matthias Junge den möglichen Beitrag dekonstruktivistischer Perspektiven skizziert. Auffallend ist die starke PrĂ€senz differenzierungstheoretischer AnsĂ€tze system- bzw. praxistheoretischer Provenienz. In beiden FĂ€llen wird deutlich, dass die Wirtschaft nicht als der Gesellschaft entgegengesetzt gedacht wird, sondern entweder immer schon als Teilsystem in der Gesellschaft oder als eine Praxisform unter anderen. Das geht aber mit Einbußen bei der Analyse des Wirtschaftssystems selbst einher. Kritisch merkt Fley zu Bourdieus Praxistheorie an, dass sie „mit Ausnahme des Marktes eher weniger zu den anderen Kerninstitutionen der Wirtschaft“ wie z. B. Unternehmen und Geld beitrĂ€gt (S. 176)1. Und Baecker moniert, dass es der Systemtheorie bisher nicht gelungen ist, Theorie und Empirie auf einem Ă€hnlich hohen Niveau zu kombinieren (S. 117). Viel-leicht kommt den Vertretern dieser AnsĂ€tze deshalb der Vorschlag MĂŒtzels gerade recht, Verbindungen zwischen Netzwerktheorien und System- bzw. Praxistheorie zu suchen (S. 198). Besonders wenn es gelĂ€nge, die formalen Netzwerkanalysen qualitativ anzurei-chern (S. 197), könnten durch solche BezĂŒge AnschlĂŒsse an die reichhaltigen Forschun-gen der relationalen Wirtschaftssoziologie hergestellt und auch theoretisch spannende Fragestellungen entwickelt werden.

Die „Kerninstitutionen des modernen Wirtschaftssystems“ bilden den Gegenstand des an die Theoriediskussion im engeren Sinn anschließenden Teils. Patrik Aspers und Jens Beckert geben einen Überblick ĂŒber die Real- und Ideengeschichte von sowie die gegenwĂ€rtigen Forschungen zu MĂ€rkten. Susanne LĂŒtz stellt die FinanzmĂ€rkte vor, deren Entwicklung in unterschiedlichen institutionellen Kontexten sowie deren Globalisierung sie historisch nachzeichnet. Heiner Minssen diskutiert das Unternehmen als Spezialfall von Organisationen und „Ort der GĂŒter- und Leistungsproduktion“ (S. 247), der in den vergangenen Jahren vor allem Prozessen der Dezentralisierung ausgesetzt war. Gesell-schaftstheoretische Anschlusspunkte ergeben sich, wenn Minssen darauf hinweist, dass Entscheidungsprozesse in Unternehmen sich an „Institutionen“ orientieren, die „Leitbil-der zur VerfĂŒgung [stellen], die bspw. Vorstellungen von und Annahmen ĂŒber RationalitĂ€t umfassen“ (S. 262). Als Betriebe sind Unternehmen zudem die Orte, in denen Lohnarbeit geleistet wird, deren Entwicklungstendenzen Hartmut Hirsch-Kreinsen in seinem Beitrag vorstellt. Er bezieht sich dabei vor allem auf arbeitssoziologische Forschungen zur Sub-jektivierung, Flexibilisierung und Prekarisierung von Arbeit. Beide BeitrĂ€ge zeugen von der fruchtbaren NĂ€he von Arbeits- und Wirtschaftssoziologie. Die theoretischen Konse-quenzen, die sich daraus ergeben, dass in der neueren Wirtschaftssoziologie „MĂ€rkte so

1 Seitenangaben ohne Namensnennung verweisen auf den jeweils besprochenen Band; ein Wech-sel der Autorenreferenz wird mit Namen und Seitenzahl gekennzeichnet.

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stark in den Vordergrund“ gerĂŒckt werden, „da sie der zentrale Distributionsmechanismus und Referenzpunkt fĂŒr Produktionsentscheidungen in kapitalistischen Ökonomien sind“ (Aspers und Beckert, S. 241), werden aber leider nicht diskutiert.

Im abschließenden Teil setzen sich die Autoren explizit mit gesellschaftstheoretischen Perspektiven auf das Wirtschaftsgeschehen auseinander. Johannes Berger untersucht den Zusammenhang von „Kapitalismusanalyse und Kapitalismuskritik“. Die kapitalistische Wirtschaft zeichnet sich ihm zufolge dadurch aus, dass „die Produktions- und Konsum-entscheidungen der Wirtschaftssubjekte dezentral ĂŒber MĂ€rkte koordiniert“ (S. 364) wer-den und dass sie sowohl durch die kapitalistischen Unternehmen – also die rationale Organisation von Arbeit – als auch durch den Arbeitsmarkt, auf dem Arbeitsvermögen gehandelt werden, und dem Arbeitsvertrag, der notorisch unvollstĂ€ndig ist, gekennzeich-net ist. Der so analysierte Kapitalismus ist von Beginn an Gegenstand unterschiedlicher Formen der Kritik geworden: als Produzent von Ungleichheit, verantwortlich fĂŒr die Aus-beutung der Arbeiter, als Auslöser von InstabilitĂ€ten und Ort von Herrschaft, als Quelle von Prozessen der Kolonialisierung und des Verlusts von Gemeinschaft sowie der Zerstö-rung der natĂŒrlichen Grundlagen der menschlichen Existenz auf diesem Planeten. Nimmt man Bergers Übersicht ĂŒber unterschiedliche historische Formen der kapitalistischen Wirtschaft (S. 369 ff.) hinzu, dann stellt sich nach diesem breiten Überblick ĂŒber Analyse, Geschichte und Kritik des Kapitalismus dem Leser eigentlich fast automatisch die (von ihm nicht aufgeworfene) Frage nach deren Zusammenhang: Wie haben eigentlich Kapita-lismusanalyse und -kritik die geschichtliche Entwicklung des Kapitalismus beeinflusst?2

Uwe Schimank und Ute Volkmann gehen in ihrem Beitrag auf die „Ökonomisierung der Gesellschaft“ ein. Sie verstehen darunter den „Vorgang, durch den Strukturen, Pro-zesse, Orientierungen und Effekte, die man gemeinhin mit einer modernen kapitalisti-schen Wirtschaft verbindet, gesellschaftlich wirkmĂ€chtiger werden“ (S. 382). Auf der Makroebene unterscheiden sie Grade der Ökonomisierung, die vom Fehlen jeglicher öko-nomischer Referenzen bis zur Gewinnmaximierung als primĂ€rem Handlungsziel reichen. Sie beziehen sich dabei auf gesellschaftliche Funktionssysteme, die sie allerdings mit Bourdieus Feldtheorie bipolar, ĂŒber einen autonomen und einen weltlichen Pol verfĂŒ-gend, denken. Besondere Bedeutung weisen sie der Meso-Ebene und den organisationa-len wie interorganisationalen Beziehungen zu, in denen sich die „Ökonomisierung eines gesellschaftlichen Teilsystems wie der Bildung oder des Sports manifestiert“ (S. 387). Die Konsequenzen der Ökonomisierung auf der Mikro-Ebene der Handlungseffekte sind Schimank und Volkmann zufolge noch zu wenig erforscht (S. 389). Es lĂ€gen ihres Erach-tens vor allem negative EinschĂ€tzungen vor, deren empirische BestĂ€tigung allerdings noch aussteht.

Wenn HandbĂŒcher die Funktion der Kodifizierung und Sammlung des Wissens einer Disziplin erfĂŒllen, dann kann man als erstes Ergebnis festhalten, dass die Bedeutung der Wirtschaft und ihrer zentralen Institutionen fĂŒr die moderne Gesellschaft von der Wirt-schaftssoziologie nicht unterschĂ€tzt wird. Zudem wurde in diesem Buch der Versuch unternommen, den engen empirischen Fokus auf den Markt als Koordinationsmechanis-mus durch die Einbeziehung arbeitssoziologischer (und auch geschlechtersoziologischer) Perspektiven zu erweitern. DarĂŒber hinaus scheinen gerade wirtschaftssoziologische Fra-

2 Vgl. dazu kurz und knapp Boltanski und Chiapello (2001).

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gestellungen Anlass zu geben, ĂŒber etablierte Grenzen zu blicken, sei es innerhalb des Pools soziologischer Theorien oder ĂŒber die disziplinĂ€re Grenze zur Wirtschaftswissen-schaft. In den BeitrĂ€gen von Baecker, KĂŒhl sowie Schimank und Volkmann, aber auch implizit bei Berger, Minssen und Hirsch-Kreinsen (und anderen) wird nicht ein VerstĂ€nd-nis der Gesellschaft aus der Perspektive der Wirtschaft gesucht, sondern ein Teilbereich der modernen Gesellschaft soziologisch ausgeleuchtet.

Das von Jens Beckert und Christoph Deutschmann herausgegebene 49. Sonderheft der Kölner Zeitschrift fĂŒr Soziologie und Sozialpsychologie zur Wirtschaftssoziologie bietet eine Vielzahl interessanter Artikel zu theoretischen Grundfragen der wirtschafts-soziologischen Forschung und zu den Forschungsfeldern Finanzen, Konsum und Arbeit, deren gesellschaftstheoretischer Ertrag aber nicht leicht zu fassen ist. Christoph Deutsch-mann sticht in dieser Hinsicht mit seinem Beitrag „Soziologische ErklĂ€rungen kapita-listischer Dynamik“ heraus. Deren zentrale makrogesellschaftliche Voraussetzung sieht er in der „Verallgemeinerung der Warenform im modernen Kapitalismus“, die „den gesamten Reproduktionsprozess der Gesellschaft dem Regime von Markt und Geld [unterwirft] und [
] das Geld in ein universales Medium“ verwandelt (S. 51). Es ist die gesellschaftliche OmniprĂ€senz des Geldes, die Deutschmann an der Angemessenheit von Differenzierungstheorien fĂŒr die Analyse der gegenwĂ€rtigen Gesellschaft zweifeln lĂ€sst. Gesellschaftstheoretisch relevant ist darĂŒber hinaus Sigrid Quacks Kritik an der verbrei-teten wirtschaftssoziologischen Konzeption des Marktes, die zu stark an der VerknĂŒpfung von MĂ€rkten und Nationalstaaten festhalte und unterkomplex ausfalle, da sie MĂ€rkte als „unified social orders in which actors share a homogenous orientation towards common rules and norms“ (S. 130) darstelle. DemgegenĂŒber schlĂ€gt sie ein Konzept transnationa-ler MĂ€rkte vor (S. 127 ff.), in dem MĂ€rkte als „exchange networks“ gefasst werden, die durch Konkurrenz und soziale Mechanismen sowie Regeln koordiniert werden. Deren Analyse muss entsprechend die sozialen Relationen genauso einbeziehen wie politisch-kulturelle und vergleichende Aspekte. Julie Froud et al. untersuchen schließlich ErzĂ€h-lungen in finanzialisierten Großunternehmen und deren Bedeutung fĂŒr die Untersuchung des Kapitalismus. Ziel der Autoren ist es zu zeigen, dass „adding a cultural inflection to political economy allows new insights about how we can understand corporations, finan-cial markets and their relations with the rest of society“ (S. 289). Die wirtschaftlichen ErzĂ€hlungen in Unternehmen mĂŒssten auf unterschiedlichen Ebenen analysiert, die sich potenziell im Widerstreit befindlichen Stimmen berĂŒcksichtigt und die Bedeutung von Leistungszahlen fĂŒr die GlaubwĂŒrdigkeit der ErzĂ€hlungen untersucht werden (S. 293 ff.).

Der Blick auf den gegenwĂ€rtigen Stand der wirtschaftssoziologischen Diskussion bestĂ€tigt also die eingangs zitierte EinschĂ€tzung Beckerts, der eine gewisse gesellschafts-theoretische ZurĂŒckhaltung ausmacht. Beim Thema RationalitĂ€t, das in dem von Anita Engels und Lisa Knoll herausgegebenen Sammelband Wirtschaftliche RationalitĂ€t. Soziologische Perspektiven verhandelt wird, muss diese ZurĂŒckhaltung naturgemĂ€ĂŸ auf-gegeben werden. Wie die Herausgeberinnen in ihrer Einleitung betonen, ist dies nicht zuletzt deshalb der Fall, weil der Begriff der Rationalisierung eng mit der „Perspektive gesellschaftlicher Differenzierung in eigenlogische WertsphĂ€ren oder Funktionssysteme“ (S. 12) verbunden ist. Es gilt also, die Besonderheit der wirtschaftlichen RationalitĂ€t auf-zudecken. Die entscheidende Vorleistung wurde bereits von Max Weber erbracht (1980, S. 32 f.): Keinesfalls, so Weber, dĂŒrfe man wirtschaftliche RationalitĂ€t mit der bloßen

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Optimierung von Zweck-Mittel-Relationen gleichsetzen; dies sei eine rein technische Frage, die zu einer wirtschaftlichen erst dann werde, wenn die Kosten des Mitteleinsatzes thematisiert werden. In dem Sammelband von Engels und Knoll werden soziologische Perspektiven auf wirtschaftliche RationalitĂ€t entwickelt und um Untersuchungen ĂŒber RationalitĂ€t am Finanzmarkt als einem wirtschaftlichen Kernbereich sowie zur wirt-schaftlichen RationalitĂ€t jenseits der Wirtschaft ergĂ€nzt.

FĂŒr Raimund Hasse und Georg KrĂŒcken bezieht sich ökonomische RationalitĂ€t auf „Wettbewerbsstrukturen und de[n] Umgang mit diesen Strukturen“, die es zwar auch jenseits der Wirtschaft gebe, dort aber „pointierter zum Ausdruck“ kommen und die öko-nomische ÜberlebensfĂ€higkeit von Akteuren beeinflussen (S. 27). Lisa Knoll weist dem-gegenĂŒber mit Bezug auf die weiter unten noch ausfĂŒhrlicher vorzustellende „Économie des conventions“ darauf hin, dass man von der „Mehrdeutigkeit genuin wirtschaftlicher RationalitĂ€t“ (S. 51, Hervorhebung weggelassen) auszugehen habe: neben der Rationali-tĂ€t des Marktes mĂŒsse man zumindest auch noch mit einer Form industrieller RationalitĂ€t rechnen. Mit den FinanzmĂ€rkten wird dann ein wirtschaftliches Feld diskutiert, bei dem man zumindest auf den ersten Blick davon ausgehen kann, dass formale RationalitĂ€ts-kriterien der Wirtschaft zur Anwendung kommen. Stefanie Hiß stellt die Frage, inwiefern die Idee der Nachhaltigkeit die RationalitĂ€t des Finanzmarktes irritiert und kommt zu einem erwartbaren Ergebnis: Aller KrisenphĂ€nomene zum Trotz stellt sie eine „bemer-kenswerte StabilitĂ€t der konventionellen FinanzmarktrationalitĂ€t“ (S. 104) fest.

Abseits des finanzwirtschaftlichen Kerns der Ökonomie, in der Realwirtschaft und den Randbereichen des Wirtschaftssystems scheint es allerdings durchaus Irritations-potenzial zu geben. So zeigen Uwe Schimank und Ute Volkmann am Beispiel von Wis-senschaftsverlagen, wie Wirtschaftsorganisationen, die VerlagshĂ€user nun einmal sind, fremde RationalitĂ€ten berĂŒcksichtigen mĂŒssen. In ihnen hat die „wirtschaftliche Ratio-nalitĂ€t [
] zwar den Primat inne. Aber die in sie eingelagerte fremdreferentielle wissen-schaftliche RationalitĂ€t ist inhaltlich richtungweisend fĂŒr das wirtschaftliche Wollen der Verlage“ (S. 170). Folgt man Frank Meier, dann haben fremdreferentielle BezĂŒge auch in Bildungsorganisationen eine gewisse Tradition. An der These der Ökonomisierung kriti-siert er mit Verweis auf den Diskurs der Hochschulreform, dass der Bezug auf das Wirt-schaftssystem als solcher nicht neu sei, sondern sich lediglich das Organisationsmodell geĂ€ndert habe, das als Vorbild rationaler Organisation hochgehalten wird. An die Stelle des (eher bĂŒrokratisch gedachten) Betriebes trete das Unternehmen als Vorbild, das als ein eigenstĂ€ndiger dynamischer Akteur gedacht wird, der in permanenten Wettbewerbs-beziehungen steht.

Die drei besprochenen SammelbĂ€nde zeigen, dass sich in den vergangenen Jahren in der deutschen Soziologie eine lebhafte Debatte zu wirtschaftssoziologischen Fragestellungen entwickelt hat. Neben dem Anschluss an die internationale, d. h. vor allem US-amerikani-sche Diskussion zeichnet sie sich auch durch die durchgĂ€ngige Auseinandersetzung mit der deutschsprachigen Tradition aus, sei es mit der sich gegenwĂ€rtig in einer Krise befindlichen Arbeits- und Industriesoziologie, sei es mit der Tradition des differenzierungstheoretischen Denkens. Es scheint sich allerdings weniger eine Konfrontation von Wirtschaftssoziologie als Gesellschaftstheorie und soziologischer Differenzierungstheorie abzuzeichnen als eine Ausweitung des soziologischen Wissens ĂŒber die Wirtschaft der Gesellschaft und dessen Integration in einen entsprechenden gesellschaftstheoretischen Diskurs.

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3 RĂ€nder und Grenzen der Ökonomie

Von genuin gesellschaftstheoretischen Diskussionen hat man in der US-amerikanischen Soziologie nach Talcott Parsons zugunsten von Detailstudien und Theorien mittle-rer Reichweite weitgehend Abstand genommen. Alejandro Portes geht in seinem Buch Economic sociology. A systematic inquiry entsprechend von einem Theorieproblem der neuen Wirtschaftssoziologie aus, die sich ihrer Grundlagen nicht bewusst ist – ein Pro-blem, das er durch AusfĂŒhrungen zu metatheoretischen Prinzipien, erklĂ€renden Mecha-nismen und „strategic sites of inquiry“ (S. 1) bearbeiten will. Die Grundannahmen, die seiner Ansicht nach wirtschaftssoziologischen Forschungen zugrunde liegen, bestehen im ökonomisch, das heißt am Problem der Knappheit orientierten Handeln (S. 13 ff.), dem Konzept der unintendierten Folgen rationalen Handelns (S. 18 ff.) sowie in der Annahme, dass Macht grundlegend in wirtschaftliche Beziehungen eingelassen ist. Nach knappen und eher definitorischen als argumentativ hergeleiteten theoretischen Überlegungen zu Beginn ist der Großteil des Buches den entsprechenden ErklĂ€rungsmechanismen (Sozial-kapital, Institutionen und Klassen) sowie einigen exemplarischen Untersuchungsfeldern (informelle Ökonomie, ethnische Enklaven und transnationale Gemeinschaften) der Wirtschaftssoziologie gewidmet.

Der Mechanismus des Sozialkapitals wird von Portes als wichtiges Resultat der Ein-bettung wirtschaftlichen Handelns eingefĂŒhrt (S. 27 ff.) und als Quelle sozialer Kont-rolle sowie des ĂŒber Netzwerke vermittelten Zugangs zu Ressourcen charakterisiert. Der Mechanismus der Institutionen fungiert als „symbolic blueprint for organizations“: „They comprise the set of rules, written or informal, governing relationships among role occupants in organizations like the family, the schools; and the other major institutionally structured areas of social life: the polity, the economy, communications and information, and leisure.“ (S. 55) SpĂ€testens hier rĂ€cht sich, dass Portes gleich eingangs theoretische Konzepte wie soziale Differenzierung oder soziale Systeme mit dem Hinweis verabschie-det, dass sie zu weit gefasst seien, um „any clear empirical reference“ (S. 4) aufzuweisen. Denn natĂŒrlich stellt sich sofort die Frage ein, was denn die Familie zu einer Organisation macht, ob es sich vielleicht nicht um unterschiedliche Typen sozialer Systeme handelt und wie das VerhĂ€ltnis der „areas of social life“ zueinander zu denken ist. Der Mechanis-mus der Klassen schließlich „directly reflects and fleshes out [
] power“ (S. 72). Sowohl gegen die traditionelle marxistische Klassenanalyse als auch gegen die Aufgabe des Konzeptes gewendet (S. 73 ff.), formuliert Portes ein flexibles Klassenkonzept mittlerer Reichweite. Unter Klassen in diesem Sinn versteht er Elemente der gesellschaftlichen Tiefenstruktur, die in Beziehung aufeinander definiert werden und ĂŒber den „differential access to power within a given social system“, der zudem sozial vererbbar ist, definiert werden (S. 79). Auf dieser Grundlage werden dann die Klassenstrukturen in den USA und Lateinamerika sowie deren VerĂ€nderungen durch Globalisierung und Immigration (USA) bzw. den Neoliberalismus (Lateinamerika) vorgestellt. Die Kapitel zu den empirischen Forschungsfeldern konzentrieren sich dann stark auf den Mechanismus des Sozialkapi-tals, auch wenn es zu wiederkehrenden Referenzen auf Klassen und Institutionen kommt.

Eine zusammenfassende EinschÀtzung von Portes Economic sociology fÀllt zwiespÀl-tig aus. Seinem Vorschlag, die theoretischen Grundlagen der Wirtschaftssoziologie stÀr-ker auszubauen und soziale Mechanismen zu identifizieren, die wirtschaftliches Handeln

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(mit)erklĂ€ren können, mag man genauso gerne folgen wie seinen empirischen Erkun-dungen jenseits des Mainstreams der Disziplin. In den Dunkelzonen der Gesellschaft und in ihren Rand- bzw. Zwischenbereichen nach ökonomischen AktivitĂ€ten Ausschau zu halten, ist eine willkommene ErgĂ€nzung zu den Analysen der Kerninstitutionen der west-lichen Ökonomie. Nicht wirklich ĂŒberzeugend ist die Herleitung der metatheoretischen Prinzipien und der ihnen zugeordneten sozialen Mechanismen sowie die starke Konzen-tration der Empirie auf das PhĂ€nomen der Einbettung, die die Dimensionen der Klassen und Institutionen etwas aus dem Blick verliert. Zudem wird der Begriff des Mechanismus lediglich metaphorisch verwendet und auf einen expliziten Anschluss an entsprechende Diskussionen der erklĂ€renden Soziologie verzichtet (vgl. aus der anglo-amerikanischen Debatte z. B. Hedström und Swedberg 1996; Tilly 1995).

Von geringerem theoretischem Anspruch, aber ĂŒberaus ertragreich ist die von Viviana A. Zelizer unter dem Titel Economic lives. How culture shapes the economy publizierte Sammlung ihrer AufsĂ€tze, deren Grundidee darin besteht, dass ökonomische Sachver-halte nicht losgelöst von sozialen Beziehungen und kulturellen Sachverhalten existieren, sondern selbst sozial und kulturell durchdrungen sind. Sie zeigt dies unter anderem am Beispiel der EinfĂŒhrung von Lebensversicherungen in den Vereinigten Staaten, anhand derer man das „larger theoretical problem of establishing monetary values for sacred things“ (S. 20) – in diesem Fall des menschlichen Lebens – nachvollziehen kann. Die Eta-blierung von Lebensversicherungen war ihres Erachtens nur dadurch möglich, dass der Abschluss einer Police selbst sakralisiert wurde durch die „transformation of the mone-tary evaluation of death into a ritual“ (S. 32). In dem Aufsatz „The social of meaning of money“ macht Zelizer deutlich, dass selbst das ökonomische Medium par excellence, das Geld, die Beziehungen, in die es eindringt, nicht widerstandslos und vollstĂ€ndig umwĂ€lzt. Am Beispiel des Haushaltsgeldes zeigt sie, dass „regardless of its sources, once money had entered the household, its allocation, calculation, and uses were subject to a set of domestic rules distinct from the rules of the market“ (S. 114).

In den Abhandlungen zu ökonomischen Aspekten in Intimbeziehungen und zur „Eco-nomy of care“ wird der theoretische Beitrag Zelizers greifbar. Sie unterscheidet zwi-schen drei Weisen, das VerhĂ€ltnis von ökonomischen und nicht-ökonomischen SphĂ€ren zu verstehen: als Bereiche, deren innere Logiken einander diametral entgegengesetzt sind („hostile worlds“), die letzten Endes aufeinander reduziert werden können („nothing-but“), oder aber als „differentiated ties“, in denen unterschiedliche Logiken miteinander vermischt und in ein VerhĂ€ltnis zueinander gebracht werden (S. 182). Am Beispiel von Care zeigt sie etwa, dass „[c]aring and economic considerations intersect all the time, from neighborly exchanges of babysitting to the high salaries of physicians“ (S. 270). Als begriffliches Instrument zur Analyse dieser „unordentlichen“ VerhĂ€ltnisse schlĂ€gt Zeli-zer das Konzept der „circuits of commerce“ (S. 315, Hervorhebung weggelassen) vor. Darunter versteht sie sozio-kulturelle Netzwerke, die klar abgegrenzt sind, bestimmte Medien verwenden, deren Mitglieder gewisse Überzeugungen teilen und innerhalb derer „a distinctive set of transfers of goods, services, or claims upon them occurs within its interpersonal ties“ (ebd.). Bei den „circuits of commerce“ handelt es sich also um soziale Strukturen, die neben den MĂ€rkten existieren (S. 303 f.) und in denen wirtschaftliche Beziehungen mit nicht-wirtschaftlichen Beziehungen verknĂŒpft sind.

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Die Arbeiten Zelizers können als eine Aufforderung verstanden werden, offene Instrumentarien fĂŒr die Analyse wirtschaftlicher Beziehungen zu entwickeln, die es ermöglichen, die verwirrende RealitĂ€t unterschiedlich gefĂ€rbter sozialer Beziehungen soziologisch zu untersuchen. GegenĂŒber Diagnosen wie der Kommodifizierung oder Vermarktlichung sozialer SphĂ€ren pocht sie auf die kultursoziologische Analyse der tat-sĂ€chlichen Bezugnahmen auf wirtschaftliche und wirtschaftsferne Logiken in sozialen Beziehungen. Das Eindringen ökonomischer Logiken in nicht-ökonomische Bereiche scheint nicht zwangslĂ€ufig zu deren totaler Ökonomisierung zu fĂŒhren. Vielmehr besteht in diesen FĂ€llen zumindest prinzipiell die Möglichkeit, dass ökonomischen Imperativen nicht nur ausgewichen werden kann, sondern ökonomische Beziehungen selbst durch soziale und kulturelle Aspekte ĂŒberlagert werden. Ob es zu „good matches“ (S. 153) zwi-schen ökonomischen und ökonomiefremden BezĂŒgen tatsĂ€chlich kommt, sich die beiden Logiken also nicht wechselseitig behindern und in ihrer Wirksamkeit einschrĂ€nken, ist dann allerdings eine empirische Frage.

Ähnlich theoretisch unambitioniert, aber gehaltvoll wie Zelizers Arbeiten ist Frank Dobbins die Grenzen von Wirtschafts-, Organisations- und Professionssoziologie gekonnt ignorierende preisgekrönte Monografie zur EinfĂŒhrung von Gleichstellungsprogrammen in den Vereinigten Staaten Inventing equal opportunity. Dobbin erzĂ€hlt in diesem Buch die Geschichte eines Versuchs der politischen Regulierung der Einstellungs- und Beför-derungspraktiken wirtschaftlicher Organisationen. Er argumentiert, dass man sozialen Bewegungen und politischen Akteuren zwar die Initiierung von Gleichstellungsmaßnah-men in den Vereinigten Staaten zuschreiben kann; deren konkrete Umsetzung und inhalt-liche Formulierung wurde aber durch die Profession des Personalmanagements geleistet, die sich dazu aus dem professionseigenen Vorrat an Problemlösungen bediente. „Person-nel managers had invented a legal code internal to the corporation – equal opportunity rules and pledges inscribed not in federal statutes but in corporate human resource manu-als. [
] Firms have become states unto themselves.“ (S. 2)

NatĂŒrlich spielten in diesem Zusammenhang politische Entscheidungen eine große Rolle. Besonders die Bedeutung der AmtseinfĂŒhrung John F. Kennedys im Jahr 1961, der „affirmative action“ zur Beendigung von Diskriminierung in Unternehmen anordnete, die Auftragnehmer des Staates waren (S. 32 f.), und der Civil Rights Act von 1964, in dem „equal treatment in private employment“ (S. 31) Gegenstand staatlicher Garantien wurde, werden von Dobbin hervorgehoben. Allerdings hielt sich der Gesetzgeber bei der posi-tiven Definition von Maßnahmen im Civil Rights Act zurĂŒck, was den Gerichten beim Vollzug einen weiten Spielraum ließ (S. 36 f.). Die so staatlich induzierte Unsicherheit fĂŒhrte zu proaktiven Maßnahmen seitens der Unternehmen: „In the face of uncertainty about just how judges would interpret this ban, entrepreneurial personnel experts promo-ted one wave after another of equal opportunity innovations.“ (S. 19) Die Instrumente, die von den Personalmanagern dazu eingesetzt wurden, stammten aus ihrem professionellen Werkzeugkasten: „corporate policies“ gegen Diskriminierung, die ihre Vorbilder in Maß-nahmen zur Verhinderung der Diskriminierung von Gewerkschaftern fanden, in speziel-len Programmen zur Rekrutierung unterreprĂ€sentierter Bevölkerungsgruppen sowie in entsprechenden Trainingsprogrammen (S. 52 ff.). Auf die VerschĂ€rfung der Antidiskrimi-nierungsgesetzgebung und ihre forcierte Durchsetzung in den 1970er Jahren reagierte die Profession ebenfalls mit ihr vertrauen Maßnahmen: der Etablierung spezialisierter Abtei-

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lungen, der Einbeziehung von Gleichstellungsaspekten in die Leistungsevaluation des Managements und der Einrichtung entsprechender unternehmensinterner Beschwerde-prozeduren (S. 83 ff.). Zu Beginn der 1980er Jahre waren diese Instrumente in den Unter-nehmen derart integriert, dass selbst die politischen BemĂŒhungen zur Deregulierung seitens der Reagan-Administration nur geringen Einfluss auf die tatsĂ€chlichen Praktiken hatten. Der Beitrag, den Gleichstellungsmaßnahmen zur ProduktivitĂ€t von Unternehmen leisteten, wurde vom Personalmanagement hervorgehoben (S. 133 ff.), aus „Equal Oppor-tunity“-Programmen wurde „Diversity Management“ (S. 138 ff.).

Die erfolgreiche Implementierung und Konsolidierung von Gleichstellungsmaßnah-men in US-amerikanischen Unternehmen werden von Dobbin nicht auf politische Über-zeugungen des Personalmanagements und der GeschĂ€ftsleitungen zurĂŒckgefĂŒhrt. Diese waren „often less concerned about whether new programs equalized opportunity than they were about whether those programs could help to protect them in court“ (S. 223). Da die Rechtsprechungspraxis sich aber an dem „emerging corporate standard“ orientierte, lag es nahe, dass sich die Unternehmen an den Gleichstellungsmaßnahmen etablierter Unternehmen orientierten: „executives surmised that the best way to protect themselves was to follow the crowd“ (ebd.). Professions- und mikropolitisch wurde dies durch die Möglichkeiten unterstĂŒtzt, die sich in diesem Zusammenhang der Profession des Per-sonalmanagements boten, da schon zu Beginn der Maßnahmen „a growing number of personnel executives saw that equal opportunity law would enable them to expand their role in the firm“ (S. 43).

Der gesellschaftstheoretische Beitrag von Dobbins Studie liegt in der Erhellung des VerhĂ€ltnisses von externer politischer Steuerung und der inneren Reorganisation von Unternehmen. WĂ€hrend Zelizer zeigen kann, dass ökonomische Logiken nicht umstands-los ökonomieferne Bereiche umwĂ€lzen, belegt der von Dobbin analysierte Fall, dass politische RegulierungsbemĂŒhungen auf die Eigenlogiken von Unternehmen treffen. Teilweise liest sich die Studie wie ein Versuch, Niklas Luhmanns AusfĂŒhrungen zu strukturellen Kopplungen zwischen sozialen Systemen durch empirische Beobachtungen anzureichern: Kollektiv verbindliche Entscheidungen im politischen System lösen auf-grund ihrer potenziellen Kosten Irritationen in wirtschaftlichen Organisationen aus, die daraufhin versuchen, sich durch RĂŒckgriff auf ihre eigenen Strukturen und Prozeduren der gewandelten Umwelt anzupassen.

4 Multiple Handlungsregime und Organisationswelten

Der von Rainer Diaz-Bone edierte Sammelband zur Soziologie der Konventionen reiht sich in eine ganze Serie von Veröffentlichungen des Herausgebers ein (vgl. u. a. Diaz-Bone und ThĂ©venot 2010 sowie Diaz-Bone in Beckert und Deutschmann 2009), die auf die Popularisierung einer pragmatischen Strömung in der gegenwĂ€rtigen französischen Soziologie zielen. Deren deutsche Rezeption wurde – anders als im Fall Pierre Bourdieus, der das leicht wahrnehmbare Zentrum eines theoretischen und empirischen Forschungs-zusammenhangs darstellte –, durch ihren Netzwerkcharakter deutlich erschwert. Insofern ist es zu begrĂŒĂŸen, dass mit dem Band eine Reihe von Übersetzungen vorgelegt wird,

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die den Zusammenhang der Arbeiten unterschiedlicher Autoren prĂ€sentiert.3 Neben einer Einleitung, in der Diaz-Bone einen Überblick ĂŒber zentrale Konzepte und die historische Entwicklung der pragmatischen Soziologie in Frankreich gibt, enthĂ€lt der Band Arbeiten, die zwei großen Blöcken zurechenbar sind. Es handelt sich einerseits um sozialtheore-tische AufsĂ€tze, die die Grundlagen einer pragmatischen Soziologie klĂ€ren, andererseits um Arbeiten, die der „Économie des conventions“ zugerechnet werden können, in denen eine pragmatische Perspektive auf wirtschaftliches Handeln entwickelt wird.

Die Hauptcharakteristika der pragmatischen Soziologie arbeitet Nicolas Dodier her-aus. Ihm zufolge richtet sich der Fokus pragmatischer Untersuchungen auf Situatio-nen, die gleichwohl in einen zeitlichen Horizont eingebettet werden (S. 72 f.), sowie auf Akteure und die in der Situation relevanten Objekte (S. 75). Aufgrund der PluralitĂ€t von Handlungsregimen muss man davon ausgehen, dass Personen stĂ€ndig zwischen diversen Kontexten wechseln mĂŒssen. Die Akteure der Soziologie der Konventionen werden also ebenso multidimensional gedacht wie die soziale Ordnung; sie verfĂŒgen neben der FĂ€hig-keit, sich in einem bestimmten Handlungsregime zu engagieren, auch ĂŒber die Kompe-tenz, zwischen Handlungsregimen zu wechseln (S. 92).

Einen guten Ausgangspunkt fĂŒr die Auseinandersetzung mit dem französischen Prag-matismus bietet der Beitrag von Luc Boltanski und Laurent ThĂ©venot „Die Soziologie der kritischen Kompetenzen“, in dem die Autoren die GrundzĂŒge ihrer gemeinsam ent-wickelten und nunmehr auch in deutscher Sprache vorliegenden Theorie der Rechtfer-tigungsordnungen (Boltanski und ThĂ©venot 2007) rekapitulieren. Ausgangspunkt ihrer Überlegungen bilden „kritische Momente“, in denen es zu einer „Unterbrechung des Gangs der Dinge“ (S. 43) kommt, die Koordination sozialer Akteure also problematisch geworden ist. Da „[n]iemand [
] permanent im Ausnahmezustand leben“ kann (S. 44), ist diesen Situationen ein Zwang zur Lösung des Koordinationsproblems inhĂ€rent, die durch die Erzielung einer Einigung ĂŒber den Zustand, in dem sich die Akteure befin-den, erreicht werden kann. Dazu mĂŒssen zwischen den Akteuren und mit in die Situation einbezogenen Objekten Beziehungen hergestellt werden, die auch kritischen Nachfragen gegenĂŒber zu rechtfertigen sind. In Situationen mit einer gewissen öffentlichen Bedeu-tung beziehen sich die Akteure dabei auf eine „begrenzte[] Vielfalt von Äquivalenzprin-zipien“, die „formal miteinander unvereinbar“ sind (S. 52). Die Ordnungsprinzipien, aus denen die Akteure so differenzierte Welten bauen wie „Inspiration“, „Haus“, „Bekannt-heit“, „StaatsbĂŒrger“, „Markt“, „Industrie“ (S. 57 ff.), ermöglichen es, Personen und Objekte sowie ihre Beziehungen zu charakterisieren, ihre „Wertigkeit“, d. h. ihre relative Position im GefĂŒge einer Welt zu bestimmen und die in einer Welt relevanten Informa-tionen einzugrenzen.

Zwei BeitrĂ€ge von Laurent ThĂ©venot verbreitern die konzeptuellen Grundlagen der pragmatischen Soziologie. Ausgehend von der „Kategorie des Engagements“ (S. 231), mit der die Versuche von Individuen gefasst werden sollen, ihre Umwelt unter Kontrolle zu bringen, unterscheidet ThĂ©venot Regime des „Engagements mit Anderen“ (S. 235). Neben dem Handlungsregime, das sich auf Rechtfertigungsordnungen bezieht, identi-fiziert er ein „Regime des Engagements im Vertrauten“ (S. 266, Hervorhebung wegge-

3 Einige der abgedruckten BeitrÀge wurden bereits im Online-Journal Trivium publiziert und kön-nen unter http://trivium.revues.org/3540 aufgerufen werden.

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lassen), das die lokale Umwelt von Personen betrifft, und ein „Regime des planenden Handelns“ (S. 267, Hervorhebung weggelassen), das die instrumentelle Umweltorientie-rung begrifflich fassen soll. Dadurch wird der durch die Theorie der Rechtfertigungs-ordnungen eingefĂŒhrten „horizontalen KomplexitĂ€t“ der Gesellschaft noch eine vertikale Dimension hinzugefĂŒgt, „die darin besteht, dass Akteure ihr individuelles Handeln, das durch Handlungslogiken ohne Rechtfertigungszwang strukturiert wird, in Übereinstim-mung bringen mĂŒssen mit dem kollektiven Handeln, in das sie involviert sind“ (Diaz-Bone, S. 29).

Die wirtschaftssoziologisch einschlĂ€gigen BeitrĂ€ge von François Eymard-Duvernay zu „Konventionalistischen AnsĂ€tzen der Unternehmensforschung“ sowie von François Eymard-Duvernay, Olivier Favereau, AndrĂ© OrlĂ©an, Robert Salais und Laurent ThĂ©ve-not zu „Werten, Koordination und RationalitĂ€t“ stellen die Grundprinzipien der „Éco-nomie des conventions“ dar, einer wirtschaftswissenschaftlichen Strömung, die in enger VerknĂŒpfung mit der pragmatischen Soziologie entwickelt wurde. Ausgangspunkt der Autoren ist ein Handlungsmodell, das realistischer als das der neoklassischen Ökonomik angelegt ist: „Die Akteure lernen darin, ohne dass sie von vornherein schon wissen, was sie lernen werden. Sie treffen Vereinbarungen, in denen noch nicht der gesamte Verlauf der Transaktion antizipiert wird. Es ist schon verwunderlich, dass solche VorschlĂ€ge als ‚heterodox‘ angesehen werden, wĂ€hrend sie doch zumindest trivial sind.“ (Eymard-Du-vernay, S. 101) Eymard-Duvernay weist darauf hin, dass es sich bei einem Unternehmen um ein „hochkomplexes Universum“ (S. 103) handelt, in dem gleichzeitig mehrere Prin-zipien der Bewertung angewendet werden. Dementsprechend wird ein vergleichender Ansatz verwendet, der mehrere Unternehmensmodelle anhand der „Auffassung hinsicht-lich dessen [
], was die QualitĂ€t des Produkts und die QualitĂ€t der Arbeit ausmacht“ (S. 105), unterscheidet.

Mit der Soziologie der Konventionen liegt ein theoretischer Entwurf mit einigem gesellschaftstheoretischen Potenzial vor. Auch wenn Boltanski und ThĂ©venot (2007) selbst diesbezĂŒglich zurĂŒckhaltend sind, liefern ihre Unterscheidung sozialer Gram-matiken und korrespondierender Welten sowie ihre Hinweise auf deren wechselseitige Beziehungen (Kritik, Kompromiss, Verschiebung) AnsĂ€tze einer eigenstĂ€ndigen diffe-renzierungstheoretischen Position. Deren Konsequenzen fĂŒr die Analyse wirtschaftlicher ZusammenhĂ€nge kann man im Anschluss an eine Bemerkung von Eymard-Duvernay et al. bestimmen: „Eine gegebene wirtschaftliche AktivitĂ€t kann“, so die Autoren (S. 218), „selbst wenn sie in kleine Tranchen aufgeteilt ist, zu mehreren Koordinationsformen gehören, dasselbe gilt fĂŒr Unternehmen. In derartigen pluralistischen Kontexten besteht das Koordinationsproblem im Zusammentreffen von mehreren Evaluationsprinzipien sowie in der Verteilung der Evaluationsmacht auf verschiedene ZustĂ€nde der Personen.“ Wirtschaftliches Handeln zeichnet sich also durch die PluralitĂ€t von Handlungslogiken aus; die Wirtschaftssoziologie kann sich folglich analytisch nicht auf die Logik des Mark-tes beschrĂ€nken, sondern muss die Interferenzen zwischen verschiedenen Handlungs-logiken und gesellschaftlichen Ordnungen, die Konflikte und Kompromissbildungen untersuchen.

Eine BrĂŒcke zwischen den amerikanischen BeitrĂ€gen zur neuen Wirtschaftssoziologie und der französischen Diskussion schlĂ€gt die unter dem Titel The sense of dissonance. Accounts of worth in economic life veröffentlichte Sammlung von AufsĂ€tzen David

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Starks.4 Ihren Kern bilden ethnografische Studien in drei unterschiedlichen organisatio-nalen Kontexten, die Stark in Zusammenarbeit mit Mitarbeitern angefertigt hat: einer Fabrik im sozialistischen Ungarn (mit JĂĄnos LukĂĄcs), dem „trading room“ einer interna-tionalen Investmentbank an der Wall Street (mit Daniel Beunza) sowie einem Start-Up-Unternehmen im Bereich Neue Medien (mit Monique Girard). Diese Arbeiten werden gerahmt von theoretischen Überlegungen zur Rolle der Organisationsform Heterarchie fĂŒr die Innovations- und ReorganisationsfĂ€higkeit von Unternehmen sowie zu den ana-lytischen Werkzeugen der Analyse von wirtschaftlichen Prozessen in Organisationen.

Ausgangspunkt von Starks Überlegungen ist die These, dass die InnovationsfĂ€higkeit von Organisationen an ihre FĂ€higkeit geknĂŒpft ist, sich auf ein Suchverfahren einzulas-sen, „during which you do not know what you are looking for but will recognize it when you find it“ (S. 1). Es sind „perplexing situations“, die durch ein „principled disagree-ment about what counts“ gekennzeichnet sind (S. 5), in denen es möglich wird, tatsĂ€ch-lich innovative, nĂ€mlich bislang unbekannte Lösungen zu identifizieren. Im Anschluss an Boltanski und ThĂ©venot entwickelt er eine „sociology of worth“, in der die moderne Öko-nomie „is not a single order but contains multiple ‚orders of worth‘“ (S. 11). Anders als seine französischen Bezugsautoren interessiert er sich aber weniger fĂŒr die Bearbeitung der Unsicherheit in Situationen, in denen die Koordination sozialer Beziehungen proble-matisch geworden ist, als fĂŒr das kreative Handlungspotenzial, das in solchen unklaren Situationen liegt: das „‚getting action‘ in worlds that are already too ordered and rule governed“ (S. 16), wie er im Anschluss an Harrison C. White ausfĂŒhrt. In Heterarchien (S. 19 ff.) identifiziert er dann eine organisationale Form, die durch „more crosscutting network structures“ und „no hierarchical ordering of competing evaluative principles“ gekennzeichnet ist und so Handlungsmöglichkeiten generiert.

Die empirischen Studien setzen sich mit der Koexistenz evaluativer Prinzipien in Organisationen auseinander. Am Beispiel der sozialistischen Fabrik „Minotaur“ zeigt Stark, wie im Ungarn der 1980er Jahre unterschiedliche Organisationsformen inner-halb ein und desselben Unternehmens existierten. Die Möglichkeit, nach der offiziellen Arbeitszeit legal auf eigene Rechnung zu arbeiten, fĂŒhrte zur Bildung privatwirtschaft-licher Partnerschaften, in denen Arbeiter „gained higher incomes whithout losing the benefits of employment in the socialist sector“, wĂ€hrend die sozialistischen Manager durch die Vergabe von AuftrĂ€gen an die Partnerschaften FlexibilitĂ€tsspielrĂ€ume in der Produktion gewannen (S. 35). Innerhalb der Partnerschaften kamen dabei unterschied-liche Evaluationsprinzipien zur Geltung, marktliche Rechtfertigungsmuster genauso wie auf ReziprozitĂ€t und Redistribution abzielende. Eine Ă€hnliche evaluative „Unord-nung“ herrschte in dem New-Media Start-Up, das Stark in New York untersucht hat. Hier waren es verschiedene „communities of practice“, die je eigene Evaluationsprinzipien und Leistungskriterien verwendeten (S. 103 ff.). Diese PluralitĂ€t der Leistungsevaluation fĂŒhrte zur Entwicklung von „organizational reflexivity not at some specialized or privi-leged location but throughout the organization“ (S. 109) – eine Voraussetzung, um sich in unsicheren und schnell verĂ€ndernden Umwelten zu orientieren. In der Fallstudie zu einem „Wall Street trading room“ zeigen Stark und Beunza dann, dass es weder allein die Anwendung mathematischer Formeln noch die Technisierung des Arbeitsplatzes sind,

4 Zu dieser Verbindung vgl. auch den Beitrag von SĂžren Jagd in Diaz-Bone (2011).

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die den modernen Handel mit Finanzprodukten ausmachen, sondern eine Kombination aus Technik, SozialitĂ€t und dem rĂ€umlichen Arrangement des „trading rooms“. In dem untersuchten Fall herrscht eine klare funktionale Differenzierung in Teams, die jeweils spezifische Finanzprodukte bearbeiten und eigene differenzierte Strategien der Markt-beobachtung herausgebildet haben (S. 130 ff.). Die rĂ€umliche Anordnung der Teams hilft dabei, divergente Perspektiven zu generieren und auszutauschen und dadurch wechsel-seitig blinde Flecken aufzuhellen.

Die real existierende DiversitĂ€t in Organisationen muss, so Stark in seinen abschlie-ßenden Bemerkungen, auch von der soziologischen Forschung ernst genommen werden: „Diversity matters not because it preserves already-known solutions at hand. Instead, it contributes to adaptability by preserving a more diverse organizational ‚gene pool‘ increasing the likelyhood of possibly fruitful recombinations in times of unpredictable change.“ (S. 180) Soziologische Studien sollten sich dementsprechend nicht auf ein Orga-nisations- oder Evaluationsprinzip konzentrieren und sich ebenso wenig mit der Anfer-tigung einer Landkarte von Rechtfertigungsordnungen zufrieden geben. Stattdessen gilt es, die Prozesse der Vermischung und Durchdringung zu analysieren. Oder einfacher aus-gedrĂŒckt: „organizational analysis needs more sex“ (ebd.).

5 Ausblick

Will man Wirtschaftssoziologie als Gesellschaftstheorie betreiben, dann steht man ana-lytisch vor der Entscheidung, die Gesellschaft entweder als von der Wirtschaft determi-niert, als schlicht ökonomisch zu denken oder die Perspektive so einzuengen, dass man die Gesellschaft von der Wirtschaft aus betrachtet und Politik, Recht, Bildung etc. nur insofern fĂŒr theorierelevant erachtet, als sie ökonomisch (mit)bedingt bzw. ökonomisch relevant sind.5 Gegen die erste Variante sprechen nicht nur zahlreiche der hier diskutierten Arbeiten, die auf die PluralitĂ€t moderner Gesellschaften hinweisen. Es reicht, wie so oft, schon ein Blick in das Werk Webers, der „diejenigen, deren kausales Gewissen ohne öko-nomische [
] Deutung nicht beruhigt ist“, darauf hinweist, dass es neben der Ökonomie weitere soziale RealitĂ€ten gibt, die „ihre Eigengesetzlichkeit und zwingende Macht auch rein in sich“ tragen (Weber 1988a, S. 192, Fußnote 1, am Beispiel religiöser Ideen). Wenn dem aber so ist, dann ist es auch nicht wie in der zweiten, abgeschwĂ€chten Variante damit getan, die Gesellschaft theoretisch von der Wirtschaft aus zu rekonstruieren – unabhĂ€n-gig davon, ob man sie als WertsphĂ€re, Teilsystem, Feld oder als eine soziale Welt denkt. Nicht, dass diese Sicht illegitim ist (obwohl mit ihr blinde Flecken einhergehen). Es han-delt sich dabei aber lediglich um eine teilbereichsspezifische Rekonstruktion der Gesell-schaft, um Reflexions-, nicht um Gesellschaftstheorie, die als solche anzuerkennen hat, dass gesellschaftliche Sachverhalte und Dynamiken auch einfach nur politisch, religiös, juristisch usw. sein können.

Bleibt die Alternative, Wirtschaftssoziologie und Gesellschaftstheorie zu betreiben, ohne das Mantra der Gleichheit und Geschlossenheit gesellschaftlicher Teilbereiche

5 Zur Unterscheidung von eigentlich ökonomischen, ökonomisch bedingten bzw. mitbedingten und ökonomisch relevanten Erscheinungen vgl. Weber (1988b, S. 162).

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unendlich zu wiederholen. Wie die Analyse von Organisationen, so braucht auch die gesellschaftstheoretisch informierte Wirtschaftssoziologie mehr „sex“ (Stark, S. 180). Die Arbeiten Viviana A. Zelizers, David Starks, der Soziologie der Konventionen oder Uwe Schimanks, die allesamt die PluralitĂ€t der modernen Gesellschaft betonen und auf dieser Basis Reibungen, Vermischungen und GrenzĂŒberschreitungen zwischen wirt-schaftlichen PhĂ€nomenen und dem Rest der Gesellschaft untersuchen, beschreiten mal mehr, mal weniger bewusst diesen Weg. Die Frage, ob es zu einem gegebenen histori-schen Zeitpunkt zur gesellschaftlichen Dominanz eines bestimmten Teilbereichs kommt, ist unabhĂ€ngig davon empirisch zu klĂ€ren – darauf haben bereits frĂŒh Alois Hahn (2000) und jĂŒngst wieder Bob Jessop (2011) hingewiesen. Die Ökonomie stellt dabei einen aus-sichtsreichen Kandidaten dar, unter anderem weil sie sich stĂ€rker von den Entwicklun-gen in anderen Systemen entkoppeln kann, ĂŒber eine gewisse FlexibilitĂ€t und schwer zu ĂŒberschauende KomplexitĂ€t verfĂŒgt sowie eine wichtige „Quelle externen Anpassungs-drucks“ fĂŒr die anderen Funktionssysteme darstellt (vgl. ebd., S. 590). PhĂ€nomene, die als eine wachsende Dominanz anderer Funktionssysteme interpretiert werden können, z. B. die Verrechtlichung sozialer Beziehungen und Ordnungen oder die PĂ€dagogisierung sozialer Probleme, mĂŒssten aber ebenso ergebnisoffen geprĂŒft werden (vgl. auch Strulik 2012).

Als differenzierungstheoretischer Orientierungsrahmen fĂŒr gesellschaftstheoretisch relevante wirtschaftssoziologische Forschungen bietet sich natĂŒrlich die soziologische Systemtheorie Luhmanns an. Nicht nur, weil hier eine Theorie der modernen Gesellschaft zu VerfĂŒgung steht, die der Wirtschaft bereits einige Aufmerksamkeit geschenkt hat (Luh-mann 1994, 1998), sondern auch, weil Luhmann eine ausgearbeitete Organisationstheorie vorgelegt hat, die es ermöglicht, das Unternehmen als eine zentrale Instanz der Wirtschaft zu verstehen und wirtschaftliche BezĂŒge in anderen Organisationstypen aufzuklĂ€ren (vgl. Luhmann 2000; Tacke 2001). Man kann aber auch andere Wege gehen, und eine feldtheo-retische Alternative haben wiederum im Anschluss an Bourdieu bzw. dem „New Institu-tionalism“ Beckert (2012) sowie Neil Fligstein (2001; vgl. auch Fligstein und McAdam 2011) vorgeschlagen. Das ist nicht zuletzt deshalb plausibel, weil Bourdieu durchaus differenzierungstheoretisch interpretiert werden kann (vgl. Bongaerts 2011). Ob man sich zwischen diesen (und anderen alternativen) EntwĂŒrfen entscheiden muss, ist eine Frage ihrer KompatibilitĂ€t und kann im Rahmen dieser Besprechung nicht beantwortet wer-den. Dass eine komplexe Theorielandschaft – Übersetzungsversuche vorausgesetzt – der Analyse einer komplexen Gesellschaft aber nicht abtrĂ€glich ist, kann man allerdings mit Sicherheit annehmen.

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In M. Weber, Gesammelte AufsĂ€tze zur Wissenschaftslehre (S. 146–214). TĂŒbingen: Mohr.White, H. C. (1981). Where do markets come from? American Journal of Sociology, 87, 517–547.Zelizer, V. A. (2011). Economic lives: How culture shapes the economy. Princeton: Princeton Uni-

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Thorsten Peetz, geb. 1978. Dr., Sozialwissenschaftler am Institut fĂŒr Sozialwissenschaften der Humboldt-UniversitĂ€t zu Berlin. Forschungsschwerpunkte: Soziologische Theorie und Methodolo-gie; Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftssoziologie; Ökonomisierung. AusgewĂ€hlte Veröffent-lichungen: (mit K. Lohr) Arbeit und Organisation in der funktional differenzierten Gesellschaft, in: Berliner Journal fĂŒr Soziologie, 2010; (mit K. Lohr und R. Hilbrich) Bildungsarbeit im Umbruch. Zur Ökonomisierung von Arbeit und Organisation in Schulen, UniversitĂ€ten und in der Weiterbil-dung, 2013; (mit K. Lohr und R. Hilbrich) Die Kritik der Reform. Zur Konstruktion von Personen in Bildungsorganisationen im Umbruch, in: Schweizerische Zeitschrift fĂŒr Soziologie, 2013.


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