Zeitschrift des Historischen Vereines für Steiermark Jahrgang 26 (1931)
Carmula. Von Paul Puntschart.
Dieses dunkle, in mittellateinischer Fassung überlieferte Wort, mit der Bedeutung „Aufstand", ist dem Germanisten vornehmlich aus dej bayerischen Lex1 bekannt; dazu verzeichnen die „Monumenta Germaniae" carmül in einer Glosse des 15. Jahrhunderts. Weitere Belege steuern erzählende Geschichtsquellen bei: Annales S. Emmerammi Eatispon. maiores2; Gerhardi vita S. Oudalrici episcopi3; Gesta archiepiscoporum Salisburg-. De conversione Ba-goariorum et Carantanorum libellus1; Stelle aus dem verlorenen Stück der Annales Juvavenses in Admonter Handschrift der Weltchronik Ottos v. Freising5. Schließlich wird carmula noch althochdeutsch glossiert6. — Mit dieser verhältnismäßig geringen Zahl von Zeugnissen ist meines Wissens das Quellenmaterial erschöpft, welches das Sub-
1 II, 3: Si quis seditionem excitaverit contra ducem suum, quod Bauuarii c a r m u l u m (Varianten: armulam. carmalum, carmelum, carmula, carmulin. earmullum, Earmulum, karmulum) dicunt, per quem inprimis fuerit levatum. conponat duci DC sold. Ausgabe von E . v . S c h w i n d : MG. LL. S. I, tom. V, p. II (1926), pg. 294; älterer Text von J. M e r k e l : MG. LL. III (1863), pg. 282.
2 818. Pernhardus rex c a r m a l u m levavit. 819. Liudwit carmulum levavit. MG. SS. I. pg. 93.
8 — c a r m u l a q u e prolongata;-- et c a r m u l a mitigata. MG. SS. IV, pg. 399, 417.
4 Quod ille rennuit orta seditione quod c a r m u l a dieimus. Sed inito consilio misit ibidem Latinum presbyterum, et non multo post orta alia seditioiLe exivit inde ipse Latinus presbyter. Sedata autem c a r m u l a misit iterum Virgilius episcopus ibidem Madal-holium presbyterum, et post eum Warmannum presbyterum. Mortuo autem Cheitmaro et orta seditione aliquot annis nullus presbyter ibi erat, usque dum Waltunc dux eorum misit iterum ad Virgilium episcopum, et petiit ibidem presbyteros mittere. MG. SS. XI, pg. 8; 87, De S. Virgilio: Wiederholung des Textes mit der Änderung: Ea (i. e. c a r m u l a ) sedata.
5 Zu VT. 21 u. d. J. 956 von einer Hand des 12. Jahrhunderts: Heroldus archiepiscopus Salzburgensis proh dolor! excecatur apud Muldorf propter c a r m u l a m imminentem, et Heinricus dux qui hoc fecit eodem anno obiit kal. Novembr. et in hac c a r m u l a inter-fecti sunt quatuor comites — et alii quam plures. MG. SS. I, pg. 87, 88: i n . pg. 122, P e r t z' Arch. d. Ges. f. ä. deut. Geschichtskunde, XI (1858), S. 31.
6 S t e i n m e y e r - S i e v e r f, IV, 23L: Carmula urlouge.
10 Carmula.
stantiv carmula, -us namhaft macht; weit überwiegt darin die Form carmula; in Adjektiv- und Verbalform war das Stammwort bisher nicht nachzuweisen. N a c h d e n Q u e l l e n e r s c h e i n t s e i n e V e r w e n d u n g a l s o au f d e n d e u t s c h e n S ü d o s t e n b e s c h r ä n k t u n d i n B a y e r n h e i m i s c h.
Die Frage, wie carmula, welches dem Latein der Antike nicht angehört, zu erklären sei, wird in der Literatur7 nicht einheitlich beantwortet. Wurde das Wort vorerst slawisch gedeutet, so läßt man sich dann mehr und mehr von der Annahme leiten, daß darin ein deutsches Wort latinisiert sei. G. H. Pertz erklärt carmalum in den Ann. S. Emm. Ratispon. m. für eine vox Slavica und fügt im Glossar des Bandes s. v. hinzu: Slavice. E. Graff nimmt carmula mit Angabe von Quellenstellen in den „Althochdeutschen Sprachschatz"'^ auf, scheint, somit eine deutsche Deutung wenigstens für möglich zu erachten; er vergleicht dazu carinula, karrina, carinare, carinator", gibt aber keine nähere sprachliche Aufklärung. Letzteres gilt auch von E, Brinckmeiers „Glossarium diplomaticum" (1830) s. v. C. Siegert10 denkt an keltischen Ursprung: carraid = rixa, tumultus. L. Diefen-bach übernimmt in sein „Glossarium Latino-Germanicum" (1857) s. v. die Glossierungen mit vr-luge.-lovge.-güle. J. Merkel bringt in der Ausgabe des Bayernrechtes zwar Quellen und Literatur bei11, ergreift aber selbst nicht deutlich Partei. A. Quitzmann reklamiert gegen die „Kelto-manen" carmulum, welches nur bei bayerischen Schriftstellern vorkomme, für Bayern; es sei aber allerdings ein Wurzelwort des europäischen Sprachstammes12. Der Slawist Fr. Miklosich streift das Thema, mehrmals: in der Fremdwörter-Studie13 vergleicht er bei kramola das mittellatei-
7 Die Benützung von Publikationen auch in slawischer Sprache wurde mir durch die freundliche Unterstützung des Slawisten unserer Universität. Herrn Prof. H. F. S e h m,i d, ermöglicht, dem ich für die srewährte Belehrung dankbar verpflichtet bin.
s IV. Sp. 493. 9 Vgl. Du C a n g e, IL pg. 175. 10 Grundlagen zur ältesten Geschichte des bayerischen Haupt
volksstammes und seiner Fürsten (1854). S. 24f. 11 Verwandtschaft mit slawischem kramola, griechischem 7.»pjM]
keltischem gairm, gair, angelsächsischem cirm, cyrman, holländischem kermen?
12 Die älteste Bechtsverfassung der Baiwaren (1866), S. 264; Verwandtschaft mit sanskrit gharma, griechischem '/ßp\i-rr lateinischem Carmen (..Getöse"), angelsächsischem cyrman, friesischem kermen. keltischem gairm, mit Hinweis auf französisches vaearme und auf mehrere Substantivformen in der altfranzösischen Kon-ziliensprache.
13 Die Fremdwörter in den slawischen Sprachen (1867), S. 29.
Von Paul Puntschart. i l
nische carmula in den bayerischen Zeugnissen; das vergleichende grammatikalische Werk11 beurteilt das Wort, falls es ein Lehnwort wäre, schon als urslawische Entlehnung; eine feste Stellungnahme in der Frage, ob Entlehnung oder nicht, ist indessen daraus nicht zu entnehmen, ebensowenig aus dem „EtymologischenWörterbuch"15, wo bei den slawischen Formen von kormola abermals an carmula erinnert wird, ohne näher Aufschluß zu geben. A. Matzenauer16 hält slawischen Ursprung für denkbar: kramola wird unter den Wörtern genannt, die Miklosich für Fremdwörter, Matzenauer dagegen für einheimisch-slawisch ansieht; er führt zum Vergleich andere slawische Stämme an, denen er Verwandtschaft zuschreibt. Schmeller-Frommann17 berührt den Gegenstand s. v. gramen, «gramein == knirschen, brechen (Flachs), dazu vergleichend carmulus, „einem deutschen Ge-hechel oder vielmehr Zausen, Rauffen entsprechend"; und s. v. karmen, kärmen, kermen = trauern, wehklagen, jammern. H. Bnmner18 zitiert zu carmulus allein dieses Werk unter gramen. H. Zoepfl" bekennt sich zum Sinn „Geschrei" (karmen = schreien, darum der Waffenruf französisch vacarme); die Lex meine ein gegen den Herzog erhobenes Geschrei, was heißt, daß gegen ihn zu den Waffen gerufen, Aufstand erregt wird. Bei Grimm20 s. v. karmen wird carmula, carmulus als „vielleicht" zu karmen = wehklagen, jammern, gehörig beurteilt. Der Artikel stellt karmen an der Hand von Zeugnissen als n i e d e r d e u t s c h e s , n i e d e r -r h e i n i s c h e s W o r t f e s t , w e l c h e s d e n m i t t e l d e u t s c h e n M u n d a r t e n f r e m d zu s e i n s c h e i n t . Entsprechend sei das angelsächs. cirman, lärmen, schreien. cirm, Lärm, Geschrei, „ahd. vielleicht kermenön aggarire21
und das carmula, carmulus der lex Baiuv. 2, 3 Empörung, Aufstand —, das zugleich an das engl, carboil Sp. 217 unten gleich turmoil Aufruhr erinnert; s. karen. Urverwandt entspricht gael. gairm schreien u. a. kelt. (vgl. Diez 638)." IL G. Gengler22 will in der Lex „carmalum" lesen und nimmt
i4 Vergleichende Grammatik der slawischen Sprachen. I (1879), S. 85.
13 Etymologisches Wörterbuch der slawischen Sprachen (1886), S. 131. "
16 Cizi slova ve slovanskfch fecech (1870), pg. 51 f. 17 Bayerisches Wörterbuch2, I, Sp. 995 f.. 1292. 18 Deutsche Kechtsgeschichte. II, S. 573, A. 53. In der 2. Aufl.
S. 748, A. 55, Hinzufügung von zwei neueren Autoren. 1!1 Deutsche Rechtsgeschichte, I IP (1872), S. 422, A. 6. 20 Deutsches Wörterbuch, V (1873), Sp. 218. 21 Hiezu Hinweis auf Graff, IV, Sp. 263: garminnn, bezaubern.
beschwören, incantare (mlat. carminare). cf. Carmen und franz. charme. Inf. kermenön, aggarire (ineptas nugulas).
22 Germanische Rechtsdenkmäler (1875), S. 349. A. 16.
12 Carmula.
Bezug auf Pertz' slawische und auf Siegerts keltische Deutung. R. Brandt23 zweifelt an der von Miklosich gegebenen Ableitung aus dem Mittellatein und hält das Wort, wie aus dem Zusammenhang erhellt, augenscheinlich für slawisch. Dagegen erblickt P. Budmani21 im slaw. kramola ein von Haus aus deutsches Wort, welches in das Mittellateinische übertragen wurde und daraus in die slawischen Sprachen eingedrungen ist. Diese Ansicht wird von J. Gebauer2"' geteilt, welcher sich aber darüber, ob es ein deutsches Wort gewesen sein könnte, nicht näher äußert. St. Mladenovs Publikation über die alten germanischen Elemente in den slawischen Sprachen28 läßt carmula unerörtert, dürfte ihm also wohl nicht-germanischen Ursprung zuschreiben. E. Ber-neker27 vertritt in sicherer Ausdrucksweise die Ableitung des slawischen kormola durch Vermittlung des mittellateinischen carmula aus dem Deutschen (kann). Nach A. Preobrazenskij28 ist die Herkunft von slaw. kramola unklar; Entlehnung ist wahrscheinlich, aber woher und auf welchem Wege, ist schwer zu sagen. Matzenauers Erklärung stimmt er nicht vollinhaltlich zu. Ihr erster Teil, namentlich der Hinweis auf slow, kramjati, kremjati verdiene Beachtung. Hingegen erkläre nichts die Zusammenstellung mit dem Mittellateinischen, dessen Worte vielleicht aus dem Slawischen entlehnt sind. Die ausführlichste Erörterung verdanken wir D. v. Kralik29. Ihm ist nach dem Texte der Lex zweifellos, daß das zu Grunde liegende Wort vom bayerischen Volksmund tatsächlich gesprochen wurde; im bayerischen Sprachschatz befand sich „carmul" = seditio. Die lateinische Endung erklärt sich aus der Aufnahme des Wortes als eines Lehnwortes bereits in das vulgäre Schriftlatein. Allerdings ist das bayerische Wort untrennbar von dem asl. kramola, von den Worten, zu denen auch Miklosich den bayerischen Beleg vergleicht. Doch wird es sich dabei um Entlehnung aus dem Deutschen ins Slawische handeln. v. Kralik stützt seine Annahme auf mehrere Gründe, denen ich unten noch nähertreten werde. Es ist nach seiner Ansicht kaum zulässig, das Wort und die slawischen Analogien von den in Form und Bedeutung entsprechenden schon in der
23 Ob etimologieeskom slovare Miklosica. Russkij Filologiceskij V6stnik. XVIII (1887), pg. 31.
24 Rjecnik hrvatskoga ili srpskoga jezika V (1903), pg. 463. 25 Slovnik starocesk^- (1905), pg. 130. 2(5 StaritS germanski elementi v slavjanskite jezici, Sbornik za
narodni umotvorenija, nauka i knizninaXXV (1909), I. Abtlg., 2. Aufs. 27 Slavisches Etymologisches Wörterbuch (1910), S. 573. 28 Etimologiceskij slovaf russkago jazyka VI (1912), pg. 377. 29 Die deutschen Bestandteile der Lex Baiuvariorum, Neues Arch.
d. Ges. f. ä. deut. Geschichtskunde. XXXVIII (1913), S. 425—28.
Von Paul Puntschart 13
Literatur herangezogenen ags., as„ mhd., air. Wörtern zu trennen. Ihnen liegt die durch ein m-Suffix erweiterte Wurzel * kar, * ker „tönen, rufen, klagen" zu Grunde (got. kara = Sorge, as. kara, ags. cearu, ahd. chara „Wehklage"). Die -m-Ableitungen lassen sich in semantischer Beziehung unmittelbar mit einem abayer. carmul und den slawischen Entsprechungen in Verbindung setzen: hier wie dort zeigt sich der Bedeutungswandel von „Lärm" zu „Waffenlärm, Aufruhr" in gleicher Weise. Formell ist dann carmul eine weitere -1-Ableitimg zu * kann. Als solche wrar carmul früher den Bayern im Sinne von „Lärm, Aufruhr" geläufig, und entsprechende Bildungen sind dann aus dem Deutschen in das Slawische entlehnt worden. Nicht gerade unmittelbar interessiert hier die von v. Kralik aufgeworfene Frage, ob eine ähnliche durch -1- erweiterte Bildung auch im westlichen deutschen Sprachgebiet Geltung hatte, die dann in verschiedenen Formen in das Französische entlehnt wurde. Eine Zusammenstellung des Wortes mit ahd. gram, mit carinula etc. und mit '/ßwq wird von diesem Autor abgelehnt. Dessen grundsätzlicher Standpunkt hat Beifall gefunden. v. Grienberger30 sieht in carmulum = „Geschrei", womit das Akustische der seditio ausgedrückt wäre, eine evident lateinische Ableitung: während es ein abayer. * carmel nicht gegeben hat, erscheint das Wort auch als Grundlage anderer lateinischer Fortbildungen (in mhd. karmine, franz. charivalli aus * carmalia, carmul aus car-nn'ilia) und als Quelle der entsprechenden slawischen Wörter. Die Herleitung von carmulum aus deutsch * karmi (ags. cearm), karmen wird vom Herausgeber der neuen Ausgabe des Bayernrechtes, E. v. Schwind, für richtig gehalten. K. Beyerle31 übersetzt carmulum mit „Waffenlärm". Die Erwartung, daß A. Stender-Petersen in den Untersuchungen zur slawisch-germanischen Lehnworfkunde32 die Frage berücksichtigte, hat sich nicht erfüllt.
Dieses chronologisch geordnete Bild der Lehre zeigt, daß die Ableitung von carmula aus dem german. * kann33 heute an Boden gewonnen hat, und läßt vermuten, daß auch jene Philologen und Historiker überwiegend so denken, die ihre Beschäftigung mit der Sache nicht öffentlich bekanntgemacht haben. Wenn ich es trotzdem wage, nunmehr Be-
••" Mitt. d. Inst. f. öst. Geschichtsforsch., XXXV (1914). S. 163 f. 31 Lex Baiuvariorum, 1926. zur Jahrhundertfeier der Münchener
Universität herausgegeben. S. 52. 32 Göteborgs k. Vetenskaps-och Vitterhets. Samhälles Handlingar.
IV, 31. Bd., Nr. 4 (1927). 33 S. auch F a 1 k - T o r p, Norwegisch-dänisches Etymologisches
Wörterbuch, S. 520, s. v. Kjaere.
14 Carmula.
denken gegen die Richtigkeit dieser Lehre auszusprechen, die allmählich die Mehrheit der zum Urteil berufenen Stimmen erlangt zu haben scheint, so leitet mich die Wahrnehmung, daß denn doch gewichtige, zur Skepsis berechtigende, Tatsachen nicht gebührend eingeschätzt werden und daß Gründen eine maßgebende Bedeutung beigelegt wird, die ihnen schwerlich zukommt.
Zunächst muß auffallen, d a ß in d e n a l t h o c h d e u t s c h e n L i t e r a t u r d e n k m ä l e r n b i s h e r j e d e s Z e u g n i s f ü r d i e s e s d e u t s c h e W o r t f e h l t : n i c h t n u r k o n n t e k e i n e i n z i g e r B e l e g f ü r k a r m- = Au f s t a n d, s e i es n u n a l s S u b s t a n t i v , A d j e k t i v o d e r V e r b u m , n a c h g e w i e s e n w e r d e n , s o n d e r n a u c h k e i n B e 1 e g f ü r e i n e d e r a n d e r e n B e d e u t u n g e n , w o r a u s d e r S i n n „ A u f s t a n d " a b g e l e i t e t w e r d e n w i l l . Die sprachwissenschaftliche Literatur, welche Zeugnisse namhaft machen müßte, wenn sie beständen, versagt durchaus. Vielleicht wollte eingewendet werden, daß eine Überlieferung aus so alter Zeit eben Lücken aufweise und daß der Schluß ex silentio unsicher sei. Das ist nicht unrichtig, aber hier kaum verwertbar, weil nicht übersehen werden darf, daß reichlich Gelegenheit geboten gewesen wäre, das Wort zu nennen, nämlich in den althochdeutschen Glossen, die häufig seditio glossieren, aber niemals mit karmul34,-en. Ich habe diese Glossen aus anderem Anlaß durchstudiert, nebenher aber auch unsere Frage im Auge behalten und breite die Glossierung von seditio vor dem Leser aus. I 24617: sedicio pifaritha, pifarida. Seditio unsippe 1 unfridu 29241: Seditio liutpaga heimstrit. 29837: Seditionem strid. 29838: Seditio ähtunga. 76525: Seditiones phara. II 4921: Auctorem seditionis redihfolgerin. 8232f.: Seditionem ungareh odo fara. ungare, hodo fara. 8517: Sedicionem(s) ungarehodofara. 8617: Seditionem(s) ungirehoto fara. 89,ff.: Seditiosus. Id est qui rixas et dissensiones ul Iniurias nee non qui dicitur in rustica parabola ungareh (ungarech). 9047ff.: so gut wie gleicher Text. 98,„ff.: Seditiones kauver. odo ungazumftida. kauuerodo ungazumftida. kauner. odo ungazunftida. giuuer. 9947: Seditiones fära. odo (odo) ungareh. 1004f.: Seditiosus vuerrant. uuerrant. uuerranter. 10433ff.: Factiosorum. fal-sorum. seditiosorum. deeeptorum. chradumentero. chrada mantero. 10826: Seditiones givuer. 1 ungazunft. 1112S: Sedi-ciosus vuerrant. 14531: (Seditiones) sturma. 1463: ebenso. 26424: Seditiones heinstrit. heimstrit. 66824: Sedicione in-
34 Über die Substantive mit 1-Suffix W. W i 1 m a n n s, Deutsche Grammatik, II, S. 259.
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strite. 69040: (Seditioj contentio strit. 70440: Seditio gestridi. 77377: Seditione strite. III 2574: Sedicio strit. strit. 41ü13: Sedicio gereize. IV 1930: Seditio strit. ungizuft. 29848ff.: Sediciones fara( )prelia ad hostes pertinent seditiones in vuardes uero ad ciues. 31845: Seditionem ungarehodo fara. 32018: Seditionein(s) ungire hotofara. a211ff.: wie II 89jff. 32232: Seditiones fära. odo ungareh. S22ie: Seditiosus uuerranter. Das gleiche ergibt die Glossierung von Factio mit strit (III 2383) und von Tumultus mit sturma (V 4471C). Und selbst carmula findet sich, wie die eingangs angeführte Glosse beweist, nicht im Sinne der herrschenden Auffassung, sondern mit urlouge verdeutscht.
Steht so einerseits in der althochdeutschen Sprachperiode jeder Quellenbeweis aus, so h e i ß e n a n d e r e r s e i t s d a s a l t - und m i t t e l n i e d e r d e u t s c h e k a r m, k a r-m e n, k e r m e n u n d d a s m i t t e l h o c h d e u t s c h e k a r m e n , k a r m i n e : „ w e h k l a g e n , j a m m e r n", n i c h t a b e r : „A u f r u h r"35; s i e h a b e n a l s o e i n e n g a n z a n d e r e n S i n n . Und ebenso machen „Schreien, Lärmen, Rufen" noch keinen „Aufstand" aus, kann doch sogar der „Waffenlärm" das gerade Gegenteil des Streites: die Zustimmung des Volkes im germanischen Versammlungsrecht, anzeigen (väpnatak, gairethinx).
Außerdem verdient Beachtung, d a ß h i n w i e d e r c a r m u l a a l s L a t i n i s i e r u n g d i e s e s d e u t s c h e n W o r t e s in N i e d e r d e u t s c h l a n d u n d im G e b i e t d e s M i t t e l h o c h d e u t s c h e n n i c h t v o r k o m m t ,
v. Kralik führt zum Beweise der Ableitung aus dem Deutschen an: Die ausdrückliche Kennzeichnung von carmula als eines volkssprachlichen Ausdruckes in Bayern; die Unwahrscheinlichkeit einer Entlehnung aus dem Slawischen in Anbetracht der frühen Zeit; die Metathese carm = cram, während ein Wandel von cram = carm auf deutschem Boden sich nicht begründen ließe; die Möglichkeit ungezwungener Ableitung eines bayerischen carmul aus dem germanischen Wortschatz. Dem ersten Grunde kann ich keinerlei Beweiskraft zuerkennen. „Quod Bauuarii-dicunt", entsprechend dem „quod— dieimus" der „Conversio", will ja zweifellos besagen, daß carmula der Volkssprache angehört; hier gebe ich diesem Autor gegen v. Grienberger recht, der den Zusatz auf die Latinität im alten Bayern bezieht. Jedoch lassen Zusätze solchen Schlages nur schließen, daß das Volk das Wort g e-b r a u c h t e , nicht aber auch, daß es sich um einen von
33 H o l t h a u s e n, Altsächsisches Elementarbuch, § 297, Ä. 2, S c h i l l e r - L ü b be n, Mittelniederdeutsch. Wörterbuch, L e x e r Mittelhochdeutsch. Handwörterbuch s. v. v.
16 Carmula.
Haus a u s d e u t s c h e n Ausdruck handelte; denn der Volksmund kann sich auch eines nichtdeutschen Lehnwortes bedienen. Beispielsweise stammen so allgemein gebräuchliche Wörter, wie „Grenze", oder im bayerisch-österreichischen Dialekt „Jause", bekanntlich aus dem Slawischen36, und darauf könnte doch einwandfrei die WTendung: „wie das Volk sagt", angewandt werden, ohne daß „Grenze" und „Jause" deshalb zu ursprünglich deutschen Wörtern gestempelt werden wollten. Der zweite Grund betrifft, wie v. Kralik selbst betont, bloß die Regel, nicht die Ausnahme; dafür, daß hier letztere recht wohl in Frage kommen kann, werden sich unten sachliche Gründe nennen lassen. Der dritte Grund verwertet die Umstellung des r. Indessen dürften daraus der Herleitung aus dem Slawischen keine Schwierigkeiten erstehen. Einmal klingt c a r m u l a entschieden echter lateinisch, was Beweggrund von car- im Lateinischen sein konnte. Dann aber kommt die Umstellung des r ja doch auch mehrfach innerhalb der deutschen Sprache selbst vor, so daß beide Formen nebeneinander bestehen. Ich erinnere etwa an -breht — berht in zahlreichen Eigennamen, an bresten — bersten, christ — kirst, cherst, presse, pressen, pressunge — perse, parse, persen, parsen, persinge, vrist, vristen — verst, versten; man beachte dazu die Etymologie von Bort — Brett, forschen — fragen, krachen37. Der Kärntner Dialekt enthält ein dunkles Wort für „Verweis geben, schlagen" in den Formen k r ämänz . n und kärmänz.n 3 8 . v. Kraliks vierter Grund möchte an und für sich der Kritik standhalten, wenn nicht sonst Schwierigkeiten und Bedenken beständen und die Herleitung aus dem Slawischen nicht angängig erschiene. Nun aber kann in carmula ganz gut ein urslawisches, nicht aus dem Deutschen später entlehntes Wort stecken; von fachmännischer Seite ward mir die Aufklärung, daß sprachwissenschaftlich nicht das geringste Hindernis bestehe, carmula als Latinisierung eines e i n-h e i m i s c h e n slawischen Wortes zu bestimmen: es ist kor-mola, altbulgarisch kramola, kirchenslawisch kramola, russisch koromola (kramola aus dem Kirchenslawischen), kleinrussisch koromöly, bulgarisch kramola, serbokroatisch kramola, slowenisch kramola30, tschechisch kramola40, polnisch Kromolow (Ortsname), niedersorbisch Kromola (Ortsname)41.
36 B e r n e k e r, S. 346, 457 f. 37 Darüber K luge , Etvm. Wörterbuch s. v. v., teilweise schon 11. Aufl.
3R L e x e r, Kämt. Wörterbuch, S. 166. 3!) M. P l e t e r s n i k , Slovensko-nemSki slovar (1894), pg. 456, 40 J. J u n g m a n n , Slownik öesko-ngmeckv, II, pg. 165. 41 B e r n e k e r, S. 573.
Von Taul Puntschart. 17
Und dieses Wort bedeutet „Aufstand" bei den verschiedensten Stämmen, nicht nur bei den Slowenen, sondern auch bei den Bulgaren, Küssen und Tschechen. Nähere Auskunft in dieser Frage erbat ich von einem mir persönlich bekannten Sprachforscher slawischer Nationalität, welcher zu den ersten Slawisten der Gegenwart zählt. Er schrieb, daß ich mit meiner Skepsis recht haben dürfte. Vom sprachlichen Standpunkte seien keine Bedenken gegen die Slawi-zität des Wortes. Im Gegenteile: es sei gemeinslawisch und habe die regelrechten Entsprechungen in den einzelnen Slawinen nach der Formel *tort, t rat (südslawisch, tschechisch), trot (polnisch), torot (russisch, ukrainisch, weißrussisch). Ein vorauszusetzendes slawisches * kormola ergebe regelrecht carmula; a für slawisches o sei allgemein. Das Wort wäre unter den bayerischen Entlehnungen aus dem Slawischen nicht vereinzelt. Mein Gewährsmann weist mich auf die Publikation K. Strekelj's über Slawische Elemente im Wortschatz der steirischen Deutschen hin42.
Aus den angegebenen Gründen erachte ich, zu Pertz zurückkehrend, für zutreffend, d a ß d e m l a t e i n i s c h e n c a r m u 1 a, „A u f s t a n d", n i c h t e i n d e u t s c h e s W o r t zu G r u n d e l i e g t , s o n d e r n d a ß d a v i e l m e h r e i n s l a w i s c h e s L e h n w o r t m i t d e m S i n n „ A u f s t a n d " i n d i e b a y e r i s c h e Vo 1 k s s p r a e h e E i n g a n g f a n d u n d b e i W i e d e r g a b e i n l a t e i n i s c h e n T e x t e n i n m i t t e 11 a t e i n i s c h e F a s s u n g g e b r a c h t w u r d e.
Auch s a c h l i c h e Erwägungen sprechen für die Richtigkeit dieses Gedankens. AVer wollte den übergroßen Anteil verkennen, den die Anwendung von Gewalt, nur zu oft in brutalster Form, zu allen Zeiten an den Wandlungen der Völkergeschicke hat, sei es als Kampf mit äußeren Feinden oder als innere revolutionäre Erhebung! Eine in Wien 18G1 erschienene Publikation „Das Historische und seine Berechtigung in der Politik", welche sich als einen in der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften in Wien nicht gehaltenen Vortrag bezeichnet, stellt darüber eine nüchtern-realistische Betrachtung an: Überall machen die Ereignisse unbekümmert um Herkommen und geschichtlichen Sinn die Geschichte; überall Gewalt und Eroberung: wo wir die Geschichte aufschlagen, finden wir, daß die ältere Revolution gegenüber der jüngeren sich legitim nannte, daß jede Zeit auf den Trümmern der vorangegangenen ihre Stätte errichtete; die alte Herrschaft war eine gelungene Empörung
42 Casopis za zgodovino in narodopisie, V, pg. 38—103- VI, pg. 1—69, 115—128 (Marburg 1908 f.). ° ' '
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gegen eine noch ältere; Legitimität hat sich immer, wenn Vorteil winkte, mit Illegitimität alliiert; jede Macht (Familie, Stand, Partei) hat jederzeit einen Unterschied gemacht zwischen den Empörungen, die gegen sie begangen wurden, und jenen, welchen sie selbst den Ursprung verdankte; für kein Zeitalter hat es einen anderen Maßstab des Rechts und des Unrechts im öffentlichen Leben gegeben als den Erfolg; der siegreichen Empörung hat es nie an Priestern gefehlt, die sie salbten, an Überläufern, die ihr schmeichelten, an Politikern, die sie in Gesetze und Staatsverträge einkleideten, an Juristen, die sie rechtfertigten, an Historikern, die hinterher bewiesen, das alles so hatte kommen müssen. Unvd so erscheint dem ungenannten Autor die Geschichte als „die eigentlich revolutionäre Wissenschaft". Die Bedingungen für den Ausbruch von innerem Aufruhr, der hier allein in Frage kommt, sind naturgemäß sehr mannigfaltig; stark spielt der Volkscharakter herein, wie ihn die vergangenen Erlebnisse der Gesellschaft gebildet haben. In einem sittlich höher stehenden, auf Frieden und Recht bedachten Gemeinwesen, im Besitze wirklicher Organisationskraft und einer schon mehr vorgeschrittenen Organisation, ohne bösartigen Hang zu Gewalttätigkeit, Haß und Rachsucht, werden tumultu-arische Eingriffe in die öffentliche Ordnung keine nennenswerte Bolle spielen; haben aber die entgegengesetzten Eigenschaften die Oberhand, dann wird das Gemeinwesen leicht mehr oder weniger gefährlichen inneren Erschütterungen ausgesetzt sein. Zu welchem Urteil führt nun die s l a w i s c h e Geschichte? Eine Reihe von Zeugnissen berichtet über die ältesten gesellschaftlichen Zustände slawischer Völker. Ein überwiegend düsteres Bild tritt da vor das geistige Auge des Lesers, obgleich er sich sagen darf, daß es an Übertreibungen nicht fehlt und daß Verallgemeinerungen nicht ohne weiteres Platz greifen dürfen. Die Fähigkeit zu höherer, weitergreifender Organisation wird dem Urslawentum augenscheinlich abgesprochen. Das findet seinen krassen Ausdruck in der Mitteilung, daß die Slawen das Naturleben von Tieren, ja von wilden Tieren führten. Ihr stehen nahe die Nachrichten, die sie ein Räuberleben führen lassen und sie wegen ihrer Raubzüge unerträglich nennen. Jedenfalls war der Trieb nach einer staatlichen Ordnung äußerst schwach und ohnmächtig gegenüber dem Gefühl des Einzelnen und der Blutsverwandtschaft. Stark betont werden die Züge, die „demokratische" Neigungen primitiver Völker kennzeichnen: das Streben nach völliger Ungebundenheit, die Unfügsamkeit, der Mangel der Unterordnung, der Haß der Masse gegen die Führerschaft e i n e s Herrschers. Die slawische Gesellschaft litt vorerst sichtlich
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auch Mangel an Richtung gebenden und Ordnung schaffenden Führergestalten, und im Volke lag der gefährliche Hang, sich in Extremen zu bewegen. Es ist bezeichnend und vielsagend, daß die Ausdrücke für „König", „Fürst", „Versammlung" slawisierte Wörter aus dem Germanischen sind. Beschlüsse und Vereinbarungen kamen entweder überhaupt. nicht zustande, oder sie wurden sofort übertreten. Wohl scharte man sich bei Gefahr zusammen, aber sobald diese vorüber war, kümmerte sich niemand mehr um seine Genossen. Und so sollen die Slawen ursprünglich auch keine Schlachtordnung und keine geschlossenen Reihen im Kampf gekannt haben. Unter solchen Umständen herrschten andauernd Zwistigkeiten und Wirren, fortwährend Uneinigkeit und Haß gegeneinander, sogar in gefahrvollen Zeiten; und ebenso mußten Friede und Recht aus tausend Wunden bluten. Wir stoßen aber auch auf Äußerungen über einen gewalttätig-kriegerischen Charakter slawischer Stämme. Sie werden als tapfer, trotzig und übermütig, jedoch auch als fürchterlich wild und roh, als grausam, plünderungs- und zerstörungssüchtig geschildert: ein „fluchwürdiges Volk"; solche Zeugnisse stehen in Widerspruch zu anderen, welche dem Volke sympathische Eigenschaften beilegen: Menschenfreundlichkeit, Milde, Friedlichkeit und Arglosigkeit, so daß man sich versucht fühlen mag, zu fragen, ob es sich dort nicht etwa, wenigstens teilweise und bei besonders drastischer Schilderung, um gar nicht echtes Slawenblur, sondern um slawisierte Herren- und Eroberer-Schichten fremden Stammes handelt. Hang zu Gewalttätigkeit konnte die innere Lage nur verschlechtern, und tatsächlich scheinen chaotische, ja anarchische Zustände einst nichts Ungewöhnliches gewesen zu sein. Das mochte fremde Machthaber locken, einzugreifen; und wirklich hören wir von Stammfremden als führenden Elementen bei slawischen Völkerschaften; sie sollen sogar im einzelnen Fall ins Land gerufen worden sein, um Ordnung zu machen. Nach den geschichtlichen Zeugnissen kam es vor, daß das Volk sich dann wieder gegen die Fremdherrschaft empörte. Die ganze Sachlage war geeignet, aufständischen Geist zu erzeugen, und die Blätter der slawischen Geschichte wissen nicht wenig davon zu erzählen. Machten nun Slawen bei einem nicht-slawischen Nachbarvolk in dieser Richtung von sich reden, so dürfte das Nachbarvolk wohl auch das slawische Wort für „Aufruhr" kennengelernt haben; und dieses Wort konnte auch in die Sprache des Nachbarvolkes dann unschwer eindringen, wenn das letztere dort Unruhen öfter wiederkehren sah und dem Tun und Treiben der Slawen erhöhte Aufmerksamkeit schenkte, vielleicht ein wirkliches Interesse daran hatte,
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innere Bewegungen im slawischen Gemeinwesen achtsam zu verfolgen.
Wird carmula slawisch ausgelegt, so liegt die Annahme am nächsten, ja sie drängt sich durch die Quellenverhältnisse geradezu auf, d a ß v o n d e n s ü d ö s t l i c h v o n B a y e r n s i e d e l n d e n k a r a n t a n i s c h e n S l a w e n a u s d e r e n A u s d r u c k f ü r „ A u f s t a n d " in d i e S p r a c h e d e s b a y e r i s c h e n N a c h b a r v o l k e s A u f n a h m e g e f u n d e n h a t . Nach der mitgeteilten Stelle der „Conversio" ereigneten sich in Karantanien tatsächlich wiederholt, augenscheinlich nicht geringfügige und länger andauernde, Aufstände, und man darf vielleicht angesichts des günstigen Nährbodens für innere Unruhen, den die soeben gestreifte Sachlage in der ältesten slawischen Gesellschaft schuf, vermuten, daß sie schwerlich die ersten und einzigen gewesen sind; möglich, daß die früheste Geschichte des späteren bayerischen Koloniallandes Karantanien sogar reich an inneren Bewegungen war. Hält man dazu, daß die Bayern den Vorgängen in Karantanien von vornherein wahrscheinlich kaum gleichgültig gegenüberstanden, so möchte einleuchten, daß das slowenische kramola in etwas veränderter Form sich neben den einheimischen Wörtern in Bayern einbürgern konnte. Träfe das zu, dann fiele ein, freilich nur mattes, Licht auf die älteste Geschichte Karan-taniens: unsere Erklärung bewiese die Tatsache von Aufständen und bestätigte die bezüglichen Nachrichten; sie ließe vermuten, daß sich Aufstände nicht bloß ganz vereinzelt ereigneten und daß darunter größere und längere Erhebungen vorgekommen sind; sie ließe den Wahrscheinlich-keitssehluß zu, daß die Bayern sich sehr bald mit den Geschicken Karantaniens nicht ohne Teilnahme beschäftigt haben.
Es liegt mir fern, den wissenschaftlichen Wert des Gegenstandes dieser Studie für die Klärung der hier berührten Probleme irgendwie zu überschätzen. Aber wenn es gilt, eine geschichtlich tief dunkle Zeit, und sei es auch nur schwach, aufzuhellen, so muß auch das auf den ersten Blick Unscheinbare Verwertung finden. Nach meinem Urteil ist es für die Erkenntnis der ältesten Sozialgeschichte der Alpenslawen nicht belanglos, ob der sprachliche Ursprung des bayerischen „carmula" deutsch oder slawisch beurteilt wird.