Zum Zusammenhang zwischen der Integration von Gender‐Aspekten und der Qualität von Forschung
Dr.in Brigitte RatzerTU Wien
Was ist Qualität in Forschung und Innovation?
Die Wettbewerbsfähigkeit österreichischer
Unternehmen und damit deren Beschäftigungspotential
ist in Österreich ebenso wie in ganz Europa ein
zentrales Thema. Diese hängt in hohem Maße von der
Qualität der Aktivitäten im Bereich Forschung,
technologischer Entwicklung und Innovation ab.
(BMWJF: Forschung und Innovation, 2012)
Was ist Qualität in Forschung und Innovation?
Eine moderne Verkehrspolitik für Menschen muss
sich sowohl am Verkehrsbedarf der Wirtschaft als auch
an den sozialen Mobilitätsbedürfnissen der Menschen
sowie den Zielen des Umweltschutzes und des
Schutzes von Leben und Gesundheit orientieren, um so
die Lebensqualität in Österreich insgesamt steigern zu
können.
(Regierungsprogramm 2008-2013)
Was ist Qualität in Forschung und Innovation?
• Ist das Produkt ökonomisch erfolgreich?• Ist das Produkt ökologisch akzeptabel?
• NutzerInnen-Orientierung: Wem nutzt diese Forschung– wer wird/bleibt ausgeschlossen?
• Problemorientierung: In welcher Welt leben wir? – Was brauchen wir?
• Gestaltungsansatz: In welcher Welt wollen wir leben? –Was brauchen wir dafür?
Die Gender Qualitäts-Kurve
• Gefährliche und schädliche Produkte
• Nur für eingeschränkte Gruppen nützliche Produkte
• Für alle nützliche Produkte, die den Status Quo abbilden
• Für alle nützliche Produkte, die das Potential für emanzipatorische Veränderungen enthalten
Wie kommt Gender in die Forschung?
Biologisches Geschlecht relevant
Soziales Geschlecht relevant
Biologisches Geschlecht irrelevant
Soziales Geschlecht irrelevant
Geschlecht zählt?
Bsp. Knie- und Hüftgelenks-Endoprothesen
Implantat-Auswahl: individuelle Abmessungen oder biologisches Geschlecht?
Material-Korrosion: stoffwechselbedingt Unterschiede zwischen Männern und Frauen relevant?
Zimmer ® Gender Solutions TM NexGen® High-Flex Knee
Zimmer ® Gender Solutions TM NexGen® High-Flex Knee
Korrosion der Gleitfläche
Bsp. User-Interface-Design
Gender Inclusive Design in der User Interface Entwicklung
Aufgabe: BenutzerInnen-Schnittstelle gestalten
Ziel: “Inclusive design” – universelles Design für alle;Barrierefreiheit, gleiche Effizienz, Effektivität und Zufriedenheit
? Geschlechtsunterschiede im Nutzungsverhalten mit IKTsLösungsvorschläge fürs Schnittstellen-Design
Bekannte genderspezifische Unterschiede: ???
Ex-ante Hypothese: Evolutionsbiologie
Jäger und SammlerMänner und Frauen haben unterschiedliche kognitive
Module zur Navigation entwickeltMänner: orientieren sich vorrangig mittels Euklidischer
Distanzen (Himmelsrichtungen, Entfernungen…)Frauen: orientieren sich mittels Landmarks (Objekte,
topographische Informationen…)Error-Management ist nicht nur bei Fortpflanzung gültig
sondern wirkt sich generell auf Selbsteinschätzung ausMänner besitzen kognitive Module zur systematischen
ÜberschätzungFrauen besitzen kognitive Module zur systematischen
Unterschätzung
ex-ante Hypothese: welche Vorannahmenwerden gewählt?
evolutionärer Hintergrund
• obwohl sich die Umwelt für den Menschen stark verändert hat können Mechanismen, die sich als Anpassung unsererUrahnen entwicklet haben, auch heute noch beobachtetwerden?
• was ist biologisch determiniert?• angeborene geschlechtsspezifische Muster in Kognition &
Verhalten?• ist die Dimension “Geschlecht” allein aussagekräftig?
Usability Studie: Sampling
Erste Ergebnisse
27 Richtlinien fürs UI DesignJede(r) UserIn wünscht sich eine logische, strukturierte und unkomplizierte BedienungAlle UserInnengruppen wollen durch direktive Navigationsvorgaben durch die Website geführt werden, anstatt eine von mehreren Bedienungsmöglichkeiten auswählen zu könnenEin mobile UI sowie ein UI für ältere Menschen sollte sein Menüfeld linksbündig platziert aufweisenFrauen mögen prominente Suchmasken, vorzugsweise oben und bzw. oder mittig platziertInsbesondere gebildeteren UserInnen ist eine Volltextsuche wichtig
Conclusio
Die Qualität von Innovationen ist durch Gender-Analysensteigerbar, neue Produkte tauchen auf.
Wissenschaft: Exzellenz ohne Gender ist nicht möglich.
Forscher/innen: neue Fragestellungen entstehen, es istdie Gelegenheit, wichtige Fragen an die eigene Forschungzu stellen.
Forschungsförderung: nötig ist die konsequenteÜberprüfung, ob Gender in den Anträgen mitgedachtwurde.
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!