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Rochleder : Zur Elementaranalyse organischer Substanaen. 25 1

XXXIV. Zur Elementmmalyse organischer Substamen.

Von

Dr. Friedrich Rochleder.

(A. d. Sitzungsber. d. kds. Aked. d. Wissensch. zu Wicn. Dec. 1866.)

Mit Ausnahme sehr weniger Falle ist es zweckmlssiger, die zu analysirenden Substanzen in einem StrGm von Kohlen- saure oder Wasserstoffgas zu troeknen, als in Beriihrung mit der Luft. Ich bediene mich seit liingerer Zeit zum,Trocknen folgender Vorrichtung , die sich mir als vollkomnien zweck- entsprechend untl zeitsparend bewahrt hat.

Der Trockenkasten ist so construirt, wie sie Desaga in Heidelberg nach der Angabe von B u n s e n anfertigt : viereckig, von Kupferblech , die Hishe betriigt 6 Zoll , die Tiefe 4 Zoll, die Breite 9 Zoll. Die Vorrichtung zum Anbringen eines Tbermostaten und eines Thermometers ist ganz so, wie hei den Trockenkasten von Bunsen. An den beiden schmalen Seiten sind zwei Oeffnungen yon 2'/2 Zoll tiber dem Boden ausgeschnittkn und zwei cylinderformige Ansatze voii Kupfer befestigt. Durch diese beiden Rohren wird ein Stuck eincr 3/d Zoll weiten GlasrBhre hindurchgesteckt , die sich der gan- Zen Lange nach in dem Innei-n des Kastens horizontal gelagert befindet rind links und rechts bis 2 Zoll aus dem Hasten her- vorragt. Auf der eiiien Seite wird die Glasrbhre durch einen Pfropfen verschlossen , der durchbohrt ist. Drts durch die Bohrung gesteckte Glasrohr, (lurch welches das Gas eintrcten soll, ist innerhalb des Pfropfens umgebogen, so dass auch bei einem rascheren Gasstrom keine Substanz aus dem Schiffcben weggefiihrt werden kann, in dem sie sich wahrend des Trock- nens befindet. Auf der zweiten Seite ist die TrockenrBhre gleichfalls durch einen durchbohrten Propfen verschlossen, durch dessen Bohrung ein Glasrohr hindurchgesteckt ist , be- stimmt zum Abzug des Gases, welches tiber die zu trocknende Substanz gestrichen ist. Dieses Luftbad kann vermittelst des Thermostaten auf einer gleichen Temperatnr tagelang erhal-

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ten werden. Die zu trocknenden Substanzen kbnnen auf dem- selben Schiffchen zum Trocknen gebracht werden , auf dem man sie aplter in die Verbrennungsrbhre einbringt. Das iiber die Substanzen gegangene Gas kann durch eine Chlorcalcium- rbhre geleitet werden , aus deren Gewichtszunahme man er- sehen kann, ob die Substanz noch Wasser verliert u. s. w.

Urn einen ganz gleichmtissigen, lange andauernden Gas- strom zum Trocknen benutzen zu kbnnen, entmickele ich das Kohlensaure - oder Wnsserstoffgas nus einem Apparate , der aus Gutta- Percha angefertigt ist , einem Material, drts durch die Sauren in dem Zustnnde der Verditnnung, in Clem sie an- gewendet werden, nicht angegriffen wird , nicht zerbrechlich ist, wie Glas, dabei vie1 specifisch leichter ist als Netsll. Der Apparat besteht aus drei Theilen. Dss tiussere, cylindrische Gefass aus Gutta-percha ist 18 2011 hoch und hat 10 2011 im Durchmesser, es ist unten mit einem flachen Boden versehen und oben offen. Einen halben 2011 von dem oberen Rande entfernt sind vier Oeffnungen durch die Wand gebohrt, durch welche zwei Stabe hindurchgesteckt werden kirnnen.

In dieses Gef&ss stellt man das Behaltniss, in dem sich die Stiicke von Marmor oder Zink befinden, melche zur Ent- wickelung der Kohlensaure oder des Wasserstoffgases dienen. Reide Materialien werden in grijsseren , compacten Stiickeii angewendet. Dieses Behtiltniss ist cylindrisch. Das untcre Dritttheil des Gefiisses ist mit Sand oder Bleischroten gefilllt und mit einem Deckel von Gutta-percha geschlossen. Die zwei oberen Dritttheile sind leer, dienen zur Aufnahme des Zinks oder des Marmors und die Wand ist siebfirrmig durch- lbchert. Oben ist das Gefgss offen. In das aussere Gebss wird nun ein zweiter Cylinder von Gutta - Percha, der unten offen ist , oben in der Mitte einen rohrenfdrmigen Ansatz be- sitzt und am unteren, freien Rande Ausschnitte hat, hineinge- stellt. Uieser Cylinder hat eine Weite von 611, 2011 und eine Hbhe von 9*,/2 2011. Durch zwei Stabe, welche clurch die vier Oeffnungen des ausseren Cylinders gesteckt werden , wird dieser innere Cylinder in seiner Stellung unverriickt .festge- halten. In den rohrenformigen AnsatL des inneren Cylinders wird ein durchbohrter Pfropfen gesteckt , durch dessen Boh-

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rung eine GlasriShre hindurchgeht. Aus dieser tritt Gas, welches im Apparate entwickelt wird, heraus, um durch einen Caoutchukschlauch weiter geleitet und getrocknet zu werden. Durch einen Bunsen’schen Quetschhahn wird der Abzug des Gases regulirt. Der Gebrauch des Apparates ist ohne Weiteres verstitndlich. Man stellt den Behllter mit Zink oder Narmor in Stlicken gefiillt in den ausseren Cylinder, stulpt den inneren Cylinder liber das BehaltniBs in den lusseren Cylinder und befestigt ihn durch die beiden Stabe, die man durch die Oeff- nungen des ausseren Cylinders steckt ; man steckt den Pfropfen mit der durchgehenden GlasriShre, an welchen das Caoutchuk- rohr mit dem Bunsen’schen Quetschhahn befestigt ist, in die R6hre)welche sich oben in der Mitte des inneren Cylinders befindet und giesst die verdiiunte Schwefelsaure oder Salz- siiure in den Raum zwischen den beiden Cylindern. Die Stiure gelangt durch die Ausschnitte am unteren Rande des inneren Cylinders in dessen Inneres , steigt empor , wahrend die Luft oben durch das Caoutchukrohr entweicht und kommt endlich mit dem Marmor oder Zink in BerUhrung und entwickelt nun Gas, welches nach und nach die Luft verdriingt, die sich noch im inneren Cylinder befindet. Sobald reines Gas ausstromt, wird der Bunsen’sche Quetschhahn geschlossen. Das Gas driickt irn inneren Cylinder die Flussigkeit hinab, so dass zuletzt der Marmor oder das Zink ausserhalb der Fliissigkeit zu stehen komnit , wodurch die Gasentwickelung aufhbrt. Durch OeiYnen des Quetschhahnes kann man nun einen belie- big atarken Gasstrom erzeugen, der durch 48 Stunden und auch ltCnger bei den angegebenen Dimensionen des Apparates gleichmiissig sndauert. Man ist so in den Stand gesetzt, ohne Zeitverlust, tagclang eine Substanz bei einer constanten Tern- peratur in einem Strom von Kohlenslure ocler Wasserstoffgas zu trocknen.

Bei der Elementsranalyse selbst gehen die Verbrennungs- riihren meistens zu Grunde und dns Zurichten neuer Riihren fiihrt Zeitverlust mit sich. Ich habe rnit einer und derselben Glasrbhre schon 150 Elernentaranalysen gemncht. Es llsst sich dierier Erfolg leicht erzielen. Wenn man das Verbrennungs- rohr in einer Rinne von Eisenblech durch Gasbrenner erhitzt,

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so hat man nur nijthig, die Binne mit Magnesia zu bestauben und zu reiben. Dadurch wird das Glas gehindert , wenn es erweich t, an die Rinne anzuschmelzen. Wird beim Erwkmen zu Anfang cler Verbrennung und am Schlusse beim Abktihlen- lassen der Riihre dafiir gesorgt, dass Erwarmung und Abkiih- lung nicht zii schnell erfolgen k6nne und das Rohr vor Luft- xug geschiitzt aufgestellt, so ist man sicher, class die Glasriihrc ganz bleibt. Natiirlich ist das nur der Fall, wenn 'mit ICupfer- oxyd die Verbrennungen ausgefiihrt werden , wiihrend die Substanz sich in einem Schiffchen befindet.

xxxv. N o t i z en.

1) Zur Priifung der calcinirten Soda.

Dr. lL Frisch. Bei Priifung der calcinirten Soda ist es oft wesentlich,

neben Clem Gehalt an kohlensaurem Natron auch den Gehalt an Aetznatron zu ermitteln. Diess geschieht gemohiilich , in- Clem man vor der Kohlensaurebestimmung die betreffende Soda behufs der Wasserbestimmung gliiht. Man erhalt aber hierbei stets ungenaue Resultate, da beim Erhitzen das Aetz- natron lebhaft Kohlensaure ans der Luft anzieht und dadurch eine Differenz entstehen kann, die oft mehiere Procent betragt. Diese Fehlerquelle umgeht man, ohne das Salz in einer koh- lenslurefreien Atmosphare gliihen zu miissen, indem man eine Probe der betreffenden Soda, ohne sie vorher zu gliihen, unter den nijthigen Cautelen auf ihren Gehalt an Kohlenslure prtift; alsdann einen anderenThei1 gltiht und in diesem eben- falls nach dem Wagen die KohlensLure bestimmt. Man wird finden, class der Gehalt an Kohlensaure bei der zweiten Be- stimmung steta und oft betrlchtlich hijher ansfallt , als diess bei der ersten der Fall war. Die Differenz zwischen den Wiigungen vor und nach dem Gliihen und zmischen der zuerst und zuletzt gefundenen Kohlensaure wird den Gehalt an Wasser angeben, wahrend die mit der ungeglilhten Soda vor-

Von


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