Zur Methodik der Libellenerfassung im Rahmen der Ökosystemaren Umweltbeobachtung (ÖUB) in den
Biosphärenreservaten BrandenburgsDipl.-Ing. (FH) Oliver Brauner, Eberswalde
Vortrag zum Kleingewässer-Workshop an der UNI Rostock am 30.04.2004
Alle Aufnahmen vom Autor
Weibchen der Schwarzen Heidelibelle (Sympetrum danae)
Tabelle 1: Faunistische Monitoringgruppen der ÖUB für die Ökosystem-gruppen Moor (naturnah, entwässert), Grasland und Acker (einschl. Soll)
Moore - naturnah
Moore - entwässert,
genutzt
Moore - entwässert, aufgelassen
Gras- land
Acker
Heuschrecken
(X) X (X) X (X)4
Tagfalter/ Widderchen
(X)3 (X) (X)3 (X) (X)4
Libellen
X (X)2 (X)2 (X)2 X1
Laufkäfer
X X X X
Spinnen
(-) (-) (-) (-)
Amphibien
(X) (X)2 (X)2 (X)2 X1
Regenwürmer
X (X) X X
X: zwingend erforderliche Erhebung; Pflichtprogramm der ÖUB (X): zusätzlich sinnvolle Erhebung; aktuell abgedeckt (-): zusätzlich sinnvolle Erhebung; aktuell nicht abgedeckt 1 nur in Feldsöllen 2 nur in räumlich-funktional zu Niedermoor- und Grasland-Ökosystemen verbundenen Meliorationsgräben 3 nach Istzustandsanalyse in Monitoringflächen ohne tagfalterrelevante Strukturen ggf. nur als Nebenbeobachtung 4 Nebenbeobachtung in Feldsöllen
Libellen als Bioindikatoren für aquatische Lebensräume verschiedene Anspruchstypen mit unterschiedlichen Reaktionen auf Veränderungen ihres Lebensraumes und der Wasserqualität intensive autökologische Bearbeitung (vgl. z.B. STERNBERG & BUCHWALD 1999, 2000)
Weibchen der Blaugrünen Mosaikjungfer (Aeshna cyanea) bei der Eiablage in Totholz und in Moospolster
Methode bzw.
Methodenkombination
Erfassungsziel Erhebungs zeitraum u. -frequenz
Zeitbedarf
Odonata (Libellen)
Imagines-Erfassung (Sichtnachweis, Kescherfang)
Gesamtarteninventar/ Monitoring- bzw. Probefläche (PF)
Exuviensuche, semiquantativ auf 1-3 PF (Uferstreifen von je 10 m)
relative Häufigkeits- klassen, Bodenständig-keitsnachweis (Exuvien, Jungtiere, Eiablage-beobachtungen)
5 mal (Mitte Mai - Anf. Sept.)
4 mal (Mitte Mai - Anf. August)
5 x 1,5 (3) Std.
Gelände: 4 x 0,5 -1,5
Std. Bestimm.: 4 (8) Std.
Anm.: Die Tabellen stellen einen Auszug aus dem Methodenkatalog zum Monitoring-Programm der Ökosystemaren Umweltbeobachtung (ÖUB) in den Biosphärenreservaten Brandenburgs (LUTHARDT et al. 2002) dar.
Sonne + sonnig o heiter - wolkig - bedeckt
Temperatur + 24 - 28 °C o 17 - 23 °C, bzw. > 28 °C - < 17 °C
Wind + windstill - leichter Wind o leichter - mittlerer Wind - starker Wind
aktivitätsgebundene tageszeitliche Aufnahmespanne: 10.30 h bis 18.00 h
Tabelle 3: Grundsätzliche Witterungsvorrausetzungen für eine reguläre faunistische Erfassung
Tabelle 2: Erfassung der Libellen
Tabelle 4: Übersicht der Aufnahmezeiträume für die faunistischen Monitoringgruppen Naturnahe Moore Äcker Feldsölle
Libellen
Tagfalter
Heuschr-
ecken
Amphi-
bien
Lauf-käfer
Regen-würme
r
Amphi-
bien
Libellen
Heuschr-ecken
A / M 4 M / E 3
M / E 4 M 4 / A 6
A / M 4
A / M 5 E 4 / A 5
M 5 / A 6
M 5 / A 6
M 5 / M 6
M 5 / A 6
M / E 5 M / E 5 M / E 5 M 5 / M 6
E 6 / A 7
E 6 / A 7
E 6 / A 7
A / M 6 A / M 6 A / M 6
A / M 7 A / M 7 M / E 7 M / E 7 E 7 / A
8 M 7 / A
8
A / M 8 A / M 8 E 7 / M 8
E 8 / A 9
E 8 / (A 9)
E 8 / A 9
E 8 / A 9
E 8 / (A 9)
E 8 / (A 9)
M 9 E 9 / A
10 M 9 / A11
A / M / E: Anfang / Mitte / Ende + Angabe des Monats ( ): suboptimale Erfassungszeitpunkte Anforderungen an die Erfassungszeiträume: Optimale Erfassungsperioden für die spezifischen Monitoringgruppen. Synchronisierung der Erfassungszeiträume unterschiedlicher Faunengruppen (Optimierung von Zeit- und Kostenaufwand). Angabe zeitlicher Erhebungsspannen (A / M 20 Tagen) in Abhängigkeit von jahresspezifischer Phänologie u. aktuellen Witterungsbedingungen
Beobachtungen zum Vorkommen und zur Reproduktion der Südlichen Mosaikjungfer (Aeshna affinis) in Brandenburg
Dipl.-Ing. (FH) Oliver Brauner, Eberswalde
Vortrag zum Kleingewässer-Workshop an der UNI Rostock am 30.04.2004
A. affinis in Bbg.
Aeshna affinis-Männchen
Paarungsrad von Aeshna affinis
alle Aufnahmen durch den Autor
Kurze Chronik der eigenen Beobachtungen:am 15.08.2000 bei Libellenerfassungen im Rahmen der ÖUB erstmals mehrere Imagines (u.a. bei Eiablage) in 2 Feldsöllenin der Uckermark/ NO Brandenburg.
am 03.07.2001: erstmalig Exuvienfunde in einer Restwasserschlenke (Bild rechts) des Kleinen Fischerbruchs/ Chorin; später weitere Exuviensowie Imagines 2002 u. 2003 weitere Nachweise in zahlreichen Gewässern Brandenburgs
Mögliche Ursachen für die zunehmende Nachweishäufigkeit
Klima: in Eberswalde, Sommer-Tagesmitteltemp. (Juni, Juli, Aug.) von 1900-1999 > 3, 5 °C,im selben Zeitraum gleiche Niederschlagssumme jedoch Verschiebung der Nd.-Verteilungmit Trend zu trockeneren Sommern (GRÄNITZ & GRUNDMANN 2002)
und
Beobachtungsintensität/ gezielte Nachsuche: 84 % der bekannten Nachweise in Bbg. (Stand 2002) durch 2 Beobachter.
A. affinis in Bbg./ O. BRAUNER
Grundsätzliche Habitatmerkmale•(Klein-)Gewässer mit größerer Wasserstandsdynamik: zur Fortpflanzungszeit austrocknend oder zumindest mit trockenen Teilbereichen (u.a. < Konkurrenz); Offenbodenstellen als Eiablagehabitate
•wärmebegünstigtes Mikroklima mit Windschutz u. sonniger Lage (häufig in Geländesenken bzw. in Umgebung von Gehölzen)
•große Attraktivität von Grenzzonen zwischen Röhricht (Rohrkolben, Schilf, Großseggen, Juncus effusus-Schlenken) oder Gebüschen u. niedrigerer Vegetation mit Offenbodenstellen
Soll in Maisacker W Herzsprung, 01.08.02
A. affinis in Bbg./ O. BRAUNER
Frisch geschlüpftes Weibchen von Aeshna affinis
Frisch geschlüpftes Weibchen neben seiner Exuvie
Lebensraumtypen mit Vorkommen der Südl. Mosaikjungfer (Aeshna affinis)
15.08.200027.07.2000
ÖUB-Feldsoll/ Bölkendorf 16.05.2000
1. Gewässerbeispiel mit starker Dynamik des Wasserhaushaltes: ÖUB-Feldsoll/ Bölkendorf
Luftbildausschnitt ÖUB-Feldsoll-Brodowin
Im Vordergrund provis. Pegel, 01.04.2002
A. affinis in Bbg./ O. BRAUNER
2. Gewässerbeispiel: ÖUB-Feldsoll/ Brodowin
ÖUB-Feldsoll-Brodowin, 16.08.01
A. affinis in Bbg./ O. BRAUNER
Exuvien-PF II, 06.07.02(insb. P. australis, J. effusus, C. riparia)
ÖUB-Feldsoll-Brodowin, Exuvien-PF I, 06.07.02
Art Juncus effusus Phragmites australis Carex riparia Carex acutiformis Glyceria maxima Alisma plant.-aquatica Phalaris arundinacea Sparganium erectum Typha latifolia Carex acuta Iris pseudacorus Eleocharis palustris
Tab. 2: häufigste Schlüpfsubstrate von Aeshna affinis
Besondere Bedeutung von J. effusus-Schlenkenals Lebensraum sowie als Schlüpfsubstrat
A. affinis in Bbg./ O. BRAUNER
Exuvie von Aeshna affinis
A. affinis in Bbg./ O. BRAUNER
Paarungsrad mit grün-braunen Weibchen,Gr. Grabenniederung, 28.07.02
Paarungsrad mit blau-braunen (androchromen) WeibchenN-Fischzuchtteich/ Chorin, 15.08.01
Besondere Bedeutung von Offenbodenstellen für die Südliche Mosaikjungfer
4. Stichtümpel/ Riesenbruch O Rathenow, 27.07.2002
Eiablagebeobachtungen
Kl. Fischerbruch/ O Chorin, 27.07.2001
Tandems mit grün-braunen und (im rechten Bild) blau-braunen (androchromen) Weibchen bei der exophytischen Eiablage
Süßer Pfuhl/ Melchow, 25.08.2002
A. affinis in Bbg./ O. BRAUNER
Ein infolge der fortgeschrittenen Flugzeit bereits stärker abgeflogenes Exemplar der Südlichen Mosaikjungfer (Aeshna affinis).