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Dr Drabik Janos 1 Die Zukunft der Menschheit und die Umstellung auf die natürliche Wirtschaftsordnung Warum ist die Globalisierung menschenfeindlich? Sehr geehrte Damen und Herren! Erlauben Sie mir im Vorfeld zu erwähnen, dass ich nicht Wertneutral bin, und meine Vorlesung auf die Anerkennung der Grundwerte der universellen Moral beruht. Unter universeller Moral verstehe ich die Anerkennung und Schutz der Grundbedürfnisse, Interessen und Werte aller Menschen. Bevor wir mit der Analyse der Probleme der Globalisierung beginnen, müssen wir die Natur der Probleme untersuchen. Aus Sicht der Lösungsmöglichkeiten teilen wir die Probleme entweder als konvergent oder als divergent (abweichend) auf. Zur Lösung von divergenten Problemen eignen sich nicht die Methoden zur Lösung von konvergenten Problemen. Die abstrakten mathematischen Methoden sind auf die konvergenten Probleme der Naturwissenschaften gut anwendbar, somit sind diese Probleme zumindest theoretisch lösbar. Im Gegensatz dazu sind die mathematischen Methoden zur Lösung von Problemen, die sich mit Menschen, mit der menschlichen Gesellschaft und mit ihrem Tun – so auch mit der Volkswirtschaft - befassen, nur bedingt als Hilfsmittel anwendbar. Auf divergente Probleme existieren immer mindestens zwei gültige Antworten. Auf konvergente Probleme ist theoretisch eine einzige richtige Antwort möglich. Probleme, die sich mit den Menschen befassen sind divergent. Jede menschliche Handlung komplex und dynamisch ist und sich nur durch Gegensatzpaare erfassen lässt. Alle Lebensbereiche der Gesellschaft stellen auch ein Gleichgewicht zwischen den gegensätzlichen Polen dar, die ununterbrochen zum kippen neigen und fortwährend der Ausgleich hergestellt werden muss, wenn wir die Entstehung einer Extremsituation vermeiden wollen. Ich stelle diese einleitenden Anmerkungen durch jeweils ein Beispiel dar. Für das konvergente Problem wird als Beispiel herangezogen, wie ein mit Muskelkraft angetriebenes Fahrzeug mit zwei Rädern gebaut werden soll. Nach zahlreichen Lösungsvorschlägen wird der Kreis der Antworten eingeengt, bis am Ende sich eine einzelne, dauerhafte Lösung zeigt: Dieses Fahrzeug ist das Fahrrad, von dem selbstverständlich mehrere Varianten existieren können.

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Die Zukunft der Menschheit und die Umstellung aufdie natürliche Wirtschaftsordnung

Warum ist die Globalisierung menschenfeindlich?

Sehr geehrte Damen und Herren!

Erlauben Sie mir im Vorfeld zu erwähnen, dass ich nicht Wertneutral bin,und meine Vorlesung auf die Anerkennung der Grundwerte deruniversellen Moral beruht. Unter universeller Moral verstehe ich dieAnerkennung und Schutz der Grundbedürfnisse, Interessen und Werte allerMenschen. Bevor wir mit der Analyse der Probleme der Globalisierungbeginnen, müssen wir die Natur der Probleme untersuchen. Aus Sicht derLösungsmöglichkeiten teilen wir die Probleme entweder als konvergentoder als divergent (abweichend) auf. Zur Lösung von divergentenProblemen eignen sich nicht die Methoden zur Lösung von konvergentenProblemen. Die abstrakten mathematischen Methoden sind auf diekonvergenten Probleme der Naturwissenschaften gut anwendbar, somitsind diese Probleme zumindest theoretisch lösbar. Im Gegensatz dazu sinddie mathematischen Methoden zur Lösung von Problemen, die sich mitMenschen, mit der menschlichen Gesellschaft und mit ihrem Tun – so auchmit der Volkswirtschaft - befassen, nur bedingt als Hilfsmittel anwendbar.

Auf divergente Probleme existieren immer mindestens zwei gültigeAntworten. Auf konvergente Probleme ist theoretisch eine einzige richtigeAntwort möglich. Probleme, die sich mit den Menschen befassen sinddivergent. Jede menschliche Handlung komplex und dynamisch ist undsich nur durch Gegensatzpaare erfassen lässt. Alle Lebensbereiche derGesellschaft stellen auch ein Gleichgewicht zwischen den gegensätzlichenPolen dar, die ununterbrochen zum kippen neigen und fortwährend derAusgleich hergestellt werden muss, wenn wir die Entstehung einerExtremsituation vermeiden wollen. Ich stelle diese einleitendenAnmerkungen durch jeweils ein Beispiel dar. Für das konvergente Problemwird als Beispiel herangezogen, wie ein mit Muskelkraft angetriebenesFahrzeug mit zwei Rädern gebaut werden soll. Nach zahlreichenLösungsvorschlägen wird der Kreis der Antworten eingeengt, bis am Endesich eine einzelne, dauerhafte Lösung zeigt: Dieses Fahrzeug ist dasFahrrad, von dem selbstverständlich mehrere Varianten existieren können.

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Diese Lösung ist deswegen korrekt, weil sie sowohl den Naturgesetzen, alsauch den menschlichen Ansprüchen genügt. Die Essenz der konvergentenProbleme ist, dass je gründlicher wir sie studieren, die Antworten sichdesto mehr herauskristallisieren. Diese wissenschaftlichen, mechanisch-technischen Probleme sind also im Grunde genommen lösbar, weil inIhnen der Mensch nicht präsent ist. Die Physik, die Chemie, dieAstronomie, bzw. solchen Wissenschaften wie die Mathematik und dieGeometrie beschäftigen sich mit konvergenten Problemen.

Bei Problemen, die sich auf Menschen, auf das gesellschaftliche Leben, aufdie Volkswirtschaft beziehen, machen wir die Erfahrung, dass je intensiverwir sie studieren, umso mehr wir auf Widersprüche stoßen. Je logischerund klarer diese Antworten sind, umso mehr widersprechen sie sich selbst.Deswegen können wir diese Probleme auch verzweigend, abweichendbzw. divergent nennen. In menschlichen Gemeinschaften, die wir alsGesellschaft bezeichnen, stehen meistens die Forderung nach Freiheit unddie Forderung nach Gleichheit gegenüber. Erstere bevorzugt die Starkenletztere die Schwächeren. Die Gleichheit beschränkt die Freiheit, dieübertriebene Gleichheit und die Gleichmacherei, beseitigt die Freiheit.Während der Beschäftigung mit dem Menschen und der menschlichenGesellschaft stoßen wir auf das menschliche Leben und auf sein typischesGegensatzpaar der Geburt und Wachstum auf der einen und Verfall undUntergang auf der anderen Seite, bzw. in gesellschaftlicher Hinsicht aufdie Gegensatzpaare Freiheit und Ordnung.

Wegen diesen unüberwindbaren Gegensätzen ist das Gleichgewicht desmenschlichen Lebens, und somit das Gleichgewicht der Gesellschaft undder Wirtschaft nicht mit abstrakten mathematischen Formeln zubeschreiben. Auch wenn sie nicht exakt lösbar sind, sind sie dochvorübergehend überwindbar. Dazu müssen wir auf Grund dergegenseitigen Abhängigkeit und Verantwortung die Grundbedürfnisse undInteressen aller unseren Mitmenschen vor Augen halten, wir müssen alsonach der christlichen Moral unsere Nächsten genauso lieben, wie wir unsselbst.

Das gegensätzliche Bedürfnis der Freiheit und der Gleichheit kann aber mitHilfe der Brüderlichkeit, der Solidarität, der Gefühl der Zugehörigkeit eineharmonische, sich gegenseitig ergänzende und aufrechthaltbare Einheitbilden. In diesem Fall können nicht die Logik, sondern die menschlich-historische Erfahrung und die höheren Fähigkeiten göttlicher Ursprungs

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(oder aus den Naturgesetzen ableitbare Fähigkeiten) des Menschenmaßgebend sein.

Unserer Auffassung nach bedeutet Gott die absolute Gerechtigkeit und dieunbedingte, für alle verpflichtende, universale Moral, zu der jeder Menschdurch seine transzendente Dimension Anschluss finden kann. Dasbedeutet, dass wir uns über uns selbst erheben. Zum besseren Verstehender divergenten Probleme können wir sagen, dass in einer substantivisch-ethischen Demokratie, die auf der Basis der direkten Teilnahmefunktioniert, man gleichzeitig die Rechtsprechung und das Erbarmenbenötigt.

Scheinbar negiert das Eine den Anderen, in der Wirklichkeit macht diezwischen beiden bestehende Abhängigkeit die Ordnung einer solchensubstantivischen Demokratie erst lebendig und ausgeglichen, welche sichwesentlich vom System der gegenwärtiger, in eine Alibi-Demokratieverpackter, plutokratischer Diktatur unterscheidet. Rechtsprechung ohneMitleid ist Grausamkeit. Das Mitleid andererseits bedeutet ohnedisziplinierenden Zwang Chaos und Anarchie.Die Gesellschaft braucht gleichzeitig die Änderung und die Stabilität, dasFesthalten an Traditionen und die Erneuerung, die gemeinsame Geltungder öffentlichen und der private Interessen auf Grundlage des ständig zuerneuernden Konsenses zwischen beiden.

Auch im Wirtschaftsleben muss man Anforderungspaaren, doppeltenAnforderungen gleichzeitig genügen. Das harmonische, stabile,ausgewogene Wirtschaftsleben braucht gleichzeitig den festenFunktionsrahmen des Marktes, und die Freizügigkeit seiner Teilnehmer,die vorausschauende Planung, die Freiheit des „machen wie man will”, eingesundes Wachstum und den natürlichen Verfall.Die Gesellschaft, und innerhalb dieser die Gesundheit desWirtschaftslebens hängt von der gemeinsamen und kontinuierlichenErfüllung dieser gegensätzlichen Voraussetzungen ab. Wird nur eineVoraussetzung erfüllt, macht eine Gesellschaft unbarmherzig, führtzunächst zur Unausgeglichenheit und später zum Zerfall.

Das geschah mit dem sozialistischen System nach sowjetischem Typ,dessen herrschende Schicht das Ergebnis der Arbeit der Bürger mitpolizeistaatlicher Gewalt wegnahm, und sich die unbeschränkteVerfügungsgewalt über sie sicherte, einschließlich der Verfügungsgewalt

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über ihr Leben. Das Vermögen ist Macht, und wer über das Vermögen miteinem absoluten Recht verfügt, hat auch die absolute Macht über dieMenschen.

Wie wir wissen, ist dieses System kläglich gescheitert. Die ultra-liberaleplutokratische Weltordnung, in der die Besitzer des globalenGeldmonopols mit monetären Techniken sich die Ergebnisse der Arbeitder anderen Menschen aneignen und mit Hilfe des unter ihrer Hegemonieakkumulierten Geld- und Sachvermögens auch die Weltherrschaft für sichsichern will, steht auch vor dem Gleichen. Dieses System ist auchunausgeglichen, und wir sind Zeugen seines Zerfalls.

Der Begriff der Globalisierung wurde von amerikanischen Strategieplanernund Think-Tanks, gegen Ende der fünfziger Jahre eingeführt. Die wahreKarriere verdankt der Begriff Globalisierung allerdings dem, in densiebziger Jahren publizierten Bericht der Club of Rome. Da wir auch imFalle der Globalisierung mit einem divergenten Problemkreis zu tun haben,gibt es Meinungen, die die Inhalte der Globalisierung anerkennen undunterstützen und es gibt welche, die ihr kritisieren, bzw. sogar bekämpfen.

Diejenigen, die sie akzeptieren, beschreiben die Globalisierung so, als obsie aus Naturgesetzen abgeleitet werden könnte. Sie betrachten dieGlobalisierung als einen integralen Bestandteil der Beziehung zwischenMensch und Natur. Deswegen ist die Globalisierung nicht nurunvermeidlich, sondern mit Entwicklung und Fortschritt gleichbedeutend.Früher hat man für die Auswirkungen der Globalisierung auch denAusdruck Modernisierung verwendet, jedoch hat man hier nicht dieModernisierung der menschlichen Gesellschaft verstanden. Das hätte einegerechte Umgestaltung der Gesellschaft bedeutet, in der der volleArbeitsertrag bei dem geblieben wäre, der ihn schuf.

Die technische Modernisierung bedeutete hingegen die Entfaltung dertechnologischen Revolution: die sich auf fossile Energieträger stützendeIndustrie und Verkehr, das Auto, das Flugzeug, sogar die Rakete, aber manmuss auch das Telefon, das Radio, das Fernsehen, das Internet und vielesmehr hierzu zählen. Nach diesem technisch modernisierenden Verständnisder Globalisierung sind diese weltweiten Prozesse ähnlich denNaturgesetzen nicht beeinflussbar. Gleichzeitig sind ihre Auswirkungengrundsätzlich positiv, weswegen man die Globalisierung als einennatürlichen und unvermeidlichen Bestandteil der langfristigen Entwicklung

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der Menschheit begrüßen muss. Dazu fügen die Befürworter noch hinzu,dass die Globalisierung in Wirklichkeit wertefrei und aus demGesichtspunkt der politischen Macht ein neutrales Phänomen sei.

Sie betrachten die Globalisierung von der menschlichen Wertbestimmungals unabhängig. Diese Auffassung stellt die Existenzberechtigung derGlobalisierungskritik in Frage, da die Naturgesetze wie zum Beispiel dieSchwerkraft nicht den Gegenstand einer Rezension bilden können. Da wir,wie ich bereits erwähnt habe, mit einem divergenten Problemkreis zu tunhaben, betrachten wir es als natürlich, dass in den letzten zwei Jahrzehnteneine ganze Reihe an globalisierungskritischen Aktivitäten entstand.

Daraus entstanden starke anti-globalistische Proteste undMassendemonstrationen. Ein Teil der Rezensionen stellt die quantitative,während der anderer Teil die qualitative Kritik der Globalisierung in denVordergrund. Die Ersteren halten zwar den Prozess als unvermeidbar,kritisieren aber nur seine Maßlosigkeit. Deswegen möchten sie die Kräfteder Globalisierung in irgendeiner Form regeln.

Hierzu kann man auch die, immerhin schon dritte, Enzyklika von PapstBenedikt XVI. zählen, die pünktlich vor dem am 8.Juli in Italienstattfindender G8-Gipfel veröffentlicht wurde. Zu einer Kritik derrelevanten Teile der Enzyklika kehren wir später noch zurück.

Nach Meinung einer anderen großen Gruppe der Globalisierungsgegnergibt es inhaltliche, qualitative Probleme mit der Globalisierung. DasProblem ist nicht bloß, dass ein Prozess sich über seine Möglichkeitenausbreitet und damit nicht mehr handhabbar wird, sondern dieGlobalisierung an sich eine zerstörerische, gefährliche, aus Sicht derMenschheit als verhängnisvoll zu betrachtende weltgeschichtlicheEntwicklung ist. Sie behaupten, die Globalisierung kein Naturgesetz unddeswegen nicht unvermeidlich, sondern ein sehr wohl unnatürlicher, gardie Natur zerstörender Prozess sei. Sie weisen nach, dass die Behauptungder politischen und ideologischen Neutralität der Globalisierung nur einExperiment der heute schon real existierende plutokratische Machtstrukturist, mit dem Ziel, sich selbst durch verfälschte Interpretation alsnichtexistierend darstellen zu wollen. Das zu kritisieren, was nichtexistiert, wäre damit auch sinnlos.

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Diese Frage trifft das Kernproblem der Globalisierung, denn, wenn keineMachtstruktur existieren würde, die dieses System auf die Welt zwingenwollte, und sie nicht dessen Begünstigte wäre, dann könnten auch keineGegenkräfte existieren, die dieses System in Gleichgewicht halten würden.Der Grundsatz der Systemtheorie sagt aus, dass jedes System mit der Zeitzusammenbricht, wenn sich in ihm keine sich ausbalancierendenGegenkräfte wirken. Eine nur in sich existierende, sich treibende Kraft istzur Selbstkontrolle unfähig, und wird unvermeidlich selbst zerstören.

Dieser Zins-Mechanismus zwingt die Weltwirtschaft zu einem Wachstum,das die unersetzlichen fossilen Energiequellen aufzehrt, unsere natürlicheUmgebung zerstört, die zur Regeneration nicht mehr länger fähig ist. Aufunserer Erde mit endlicher Natur kann kein Subsystem unendlich langwachsen. Wir brauchen kein unendliches Wachstum, sondern nachhaltigeRessourcen und die Erhaltung der Heimat der Menschheit, den Planetennamens Erde.

Der Zins und das von ihm kontrollierte Geldsystem sind zum unendlichenWachstum fähig, nicht aber die Realwirtschaft. Unsere Welt seit 250Jahren beherrschende, plutokratische Zivilisation ist eine nichtaufrechthaltbare Ordnung, die bislang auch nur durch irgendeine Form derGewalt am Laufen gehalten werden konnte. Deswegen können wir dieGlobalisierung als das Herrschaftssystem der Gewalt – des fortdauerndenweltweiten Bürgerkriegs - betrachten.

Das erste Element der plutokratischen Weltordnung ist das Netzwerk dermultinationalen Unternehmen. Das zweite Element bilden dietransnationalen Finanzstrukturen. Hierzu gehören die Bretton- Woods-Zwillinge, also die Weltbank und der Internationaler Währungsfonds(IMF), die Welthandelsorganisation WTO, die Investmentfonds, dieRatingagenturen und die Zentralbanken. Die dritte Säule der Macht derplutokratischen Weltordnung ist die Bewusstsein-Industrie. IhreMassenmedien, Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen formulierenund verbreiten den Interpretationsrahmen, der das Weltherrschaftssystemder Globalisierung als ein Naturgesetz darstellt.

Der Wettbewerb zwischen Real- und der Finanzwirtschaft

Bereits aus dem bisher gesagten geht eindeutig hervor, dass dasgegenwärtig die Welt beherrschende plutokratische System nicht

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unternehmerische Freiheit und nicht Marktwirtschaft bedeutet. Sieunterscheidet sich deutlich von der auf die Bedürfnisbefriedung derMenschen ausgerichteter Ökonomie, also der echten Volkswirtschaft ab.

Bereits Aristoteles unterschied scharf zwischen einer Wirtschaft zurBefriedigung der menschlichen Bedürfnisse und der Finanzwirtschaft, dieaus Geld noch mehr Geld macht, wo das Gewicht auf die Warenschieberei,und nicht auf die Produktion gelegt wird. Die Ökonomie beschäftigt sichmit der Herstellung zum Leben notwendige und für den Staat nützlicheGüter. Sie erschafft Gebrauchsgüter.

Demgegenüber will die Finanzwirtschaft aus Geld noch mehr Geldmachen. In der Realwirtschaft liegt das Hauptaugenmerk auf derBedürfnisbefriedigung. Die Geldschöpfung erfolgt durch wirtschaftlicheTätigkeit. Das Geld als Medium der wertschöpferischenProduktionswirtschaft ist ein vereinbartes Zeichen, welches das Vertrauender Wirtschaftsteilnehmer genießt. Das Geld jedoch ist in sich genommenwertlos. Wert hat nur das, wofür es als Symbol steht. Aus diesem Grundwürde die Herstellung dieses Wertzeichens nur denjenigen zustehen, diedie Werte schaffen.

In der gegenwärtigen plutokratischen Weltordnung hat sich dieGeldschöpfung vollständig von der Herstellung der Produkte undDienstleistungen abgekoppelt. Deswegen ist selbst die Geldschöpfung zueinem Industriezweig geworden, wo man die Generierung von riesigenGeldmengen bereits jenseits der Realwirtschaft angestrebt hat. Auch diegegenwärtige Finanzkrise wurde dadurch verursacht, dass von derProduktionswirtschaft abgekoppelte Finanzindustrie in der Größenordnungvon mehreren Hundert Trillionen nicht gedecktes Geld geschöpft hat, unddazu Finanzprodukte mit virtueller Deckung, die sogenannten „toxicassets”, also toxischen Wertpapiere kreierte. Die aus den nicht gedecktenDollar Trillionen entstandene Geldblase musste zwangsläufig platzen.

In dieser Krisensituation wurde klar, dass das Geld nur Sekundärrollespielt und die echten Werte nur in der Produktionswirtschaft hergestelltwerden. Das Werte-Symbolik, d.h. Geld produzierende Bankensystemverteilt lediglich das Ergebnis der Arbeit anderer. Eine der Alternativen zurgegenwärtigen globalen Geldmacherei ist die soziale Marktwirtschaft undder Wohlfahrtsstaat.

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Ein weiterer Ausweg könnte der Schutz der lokalen Interessen und dieAufrechthaltung der monetären Autonomie (sogenannte Protektionismus).Aus dem Begriff des monetären Protektionismus machten die Nutznießerdes plutokratischen Systems ein Schimpfwort, wobei er nichts anderesbedeutet, als den Schutz der schwächeren Wirtschaftsteilnehmer vor denübermächtigen wirtschaftlichen Raubtieren. Zur Herstellung einerharmonischen Kombination aus Globalisierung und Regionalisierungunternahm man bereits Experimente, vor allem in Japan und Taiwan,Südkorea, Hongkong, Singapur sowie in Malaysia. Das gegenwärtigeplutokratische System spricht von einer freien Marktwirtschaft, betreibtaber in der Wirklichkeit eine ultraliberale Monopolwirtschaft, eine Artökonomisches Machtsystem. Diese Monopolwirtschaft steht in eklatantenGegensatz der fruchtbaren Kombination aus Protektionismus undWohlfahrtsstaat gegenüber. In der ultraliberalen plutokratischenWeltordnung unternehmen die Finanzstrukturen und Firmenimperien, diedie Weltwirtschaft beherrschen alles, um die regionalen Interessen, alsoden Wohlfahrtsstaat zu zerstören. In diesem globalen plutokratischenSystem ist die Wirtschaft zu einem Fließband mutiert, der die Funktion hat,das Geldkapital von unten nach oben zu den Eigentümern der Finanzsphäreströmen zu lassen.

Die Umgruppierung der Einkommen von der produktiven Arbeit inRichtung des Finanzkapitals, erfolgt durch Monetisierung, Privatisierungund mit der Schaffung eines grenzüberschreitenden, transnationalenMarktes. Das wichtigste ist die Monetisierung, also die Verknüpfung allerexistierenden Sachen und menschlicher Tätigkeiten mit einem aufirgendeiner Weise in Geld ausgedrücktem Preis. Der Trick hierbei ist, dassdiejenigen, die nicht über dieses Zwischentauschmittel verfügen, keineChance auf ein Durchkommen im plutokratischen System haben. Sie habenkeine andere Wahl, als den Anschluss zu denen zu finden, die zurLiquidierung verdammt sind. Wenn wir die zukünftigen Wege zurÜberwindung der gegenwärtigen Lage suchen, dann müssen wir zurwissenschaftlichen Voraussicht greifen. Das bedeutet unter anderen, dasswir versuchen, die Notwendigkeit und die Wahrscheinlichkeit derMöglichkeiten zu erfassen um so den Ausweg zu finden.

Die Alternative zur plutokratischen Globalisierung kann das auf demVorrang des Produktivkapitals beruhendes weltweites System sein, in demKörperschaften die als juristische Personen gelten, als die Verkörperungder ökonomischer und gesellschaftlicher Verantwortungslosigkeit

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abgeschafft werden. In der natürlichen Wirtschaftsordnung kann Eigentumnur durch die Bindung an einer natürlichen Person existieren und dieGröße des Eigentums hängt von der Leistung des Eigentümers ab.

Der Eigentümer als natürliche Person wird im Verhältnis zu seinerLeistung am Gewinn beteiligt und verfügt über diesen Mehrwert frei. Dasist nicht das gescheiterte System der extremen Gleichheit und derschädlichen Gleichmacherei. Das ist aber auch nicht mit dem ebenfalls aufextremen Vermögensunterschieden basierenden System derplutokratischen Weltordnung gleichzusetzen, das man bevorzugtdemokratischen Kapitalismus nennt. Im neuen Eigentumssystem kann nurnatürliche Person der Eigentümer sein, und die Größe seines Eigentumsrichtet sich nach seiner Leistung. Die Ordnung der rechtlichenUngleichheit würde in die Stelle der heutigen extremen unrechtlichenUngleichheit treten.

In dem als Sozialismus genannten System hat der Parteistaat mit Gewaltvon den Werktätigen ihr Eigentum und das Ergebnis ihrer Arbeitgenommen. Die Mitglieder der Parteistaat führenden Nomenklatur habenohne persönliche Leistung über die Freiheit der materiellen Güter verfügt.In der jetzigen plutokratischen Diktatur, wird das Ergebnis der Arbeit vonAnderen mit Hilfe des monetären Privatmonopols enteignet. Sie haben dasRecht zur Herstellung des Vermittlermediums der Wirtschaft (also desGeldes) von den Staaten weggenommen, und zu ihrem Banksystemweitergeleitet. Das Privatmonopol des Geldes macht den Entzug der Güterin der Form von Zinsen möglich, die die Verschuldung der Staaten, derTeilnehmer der Wirtschaft und der Leute zur Folge hat. Die so in Ganggesetzte Schuldenspirale verursachte den kontinuierlichen Zustrom dererstellten Güter in die Hände der Besitzer des Geldmonopols. In beidenSystemen also im staatsmonopolistischen und im geldmonopolistischenSystem gilt die unrechtliche Ungleichheit, weil auf naturwidriger Weisenicht derjenige über das Ergebnis der Arbeit verfügt, der das hergestellthat. Dieses naturwidrige System muss durch der menschlichen Naturentsprechendes System der rechtlichen Disparität ersetzt werden. Das istdie natürliche Wirtschaftsordnung, in der zwischen Mensch und Mensch inerster Reihe ihre Leistung den Unterschied bestimmt.In der auf der Priorität der Produktion beruhenden natürlichenWirtschaftsordnung verringert sich die Rolle des monetären Systems, unddie primäre Funktion des Geldes wird wieder die Übermittlung derWirtschaftsvorgänge sein. In diesem neuen System wird die Möglichkeit

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beseitigt, vom Geld unmittelbar – mit dem Umgang der Produktion und derpersönlichen Leistung – mehr Geld herzustellen. In die Stelle der mit demPrivatgeld-Monopol betriebene Zinseszinswirtschaft tritt das öffentlicheGeldsystem. Das Zinswucher nehmende Kreditgeld wird vom neutralenWeltgeld abgelöst, das zu den wirklich freien und auf gleichmäßigenChancen funktionierenden Welthandelsbeziehungen führen kann.

Die Benennung natürliche Wirtschaftsordnung hat zuerst Silvio Geselldeutsch-argentinischer Geschäftsmann benutzt. Gesell war allbekanntsozial verbundener Denker und wurde in 1919 auffordert, denFinanzminister der damaligen bayerischen Kabinett zu sein. Silvio Gesellist bereits 1930 gestorben, und stand gegen sowohl den Marxismus alsauch den Nationalsozialismus. Der Amerikaner Irving Fisher weltbekannteWirtschaftswissenschaftler - Mathematiker hat sich selbst den bescheideneSchüler von Silvio Gesell argentinischer Geschäftsmann genannt. JohnMaynard Keynes hat aber gesagt, dass die Welt mehr von ihm lernen wird,als von Marx, und die 21. Jahrhundert gehört ihm.

Gesell leitet den Begriff der natürlichen Wirtschaftsordnung von demnatürlichen Wesen des Menschen ab. Wenn wir den Begriff des Geldesnicht auf irgendeiner irrationalen übermenschlichen Macht zurückführenlassen, das die menschliche Gesellschaft beherrscht, sondern aus demfreien Spiel der Kräfte und aus dem Vernunft, dann kommt eine neueHarmonie der Wirtschaft und Gesellschaft zustande. Gesell hat betont, dassein Wirtschaftsystem nur dann als natürlich bezeichnet werden kann, wennkeine Privilegien, d.h. Monopolen enthält, und sie von dergeldkapitalistischen Schicht nicht mehr beherrscht wird. Solche natürlicheWirtschaftsordnung kommt von sich selbst nicht zustande. Sie kann nurdort zustande gebracht werden, wo alle Privilegien, zuerst das privateGeldmonopol abgeschafft werden, weil den Beteiligten der Wirtschaftgleichmäßig gebührende wirkliche Chancengleichheit nur so gesichertwerden kann.

Gesell wird von der führenden Schicht der jetzigen plutokratischenWeltordnung verschwiegt und er ist nicht beliebt, obwohl Gesell hat sichvon der rassischen und antisemitischen Ideologien scharf distanziert. Dieauf den Existenzkampf basierende Theorie von Darwin hat einen tiefenEindruck auf ihn gemacht, aber Gesell hat derer automatische Übertragungauf die Gesellschaft und auf die Wirtschaft abgewiesen. Er hielt dieZusammenhaltung eines Volkes für natürlich und gesund, deshalb hat er

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den gemäßigten Nationalismus als gesund angenommen. Denübertriebenen Nationalismus, den Chauvinismus hat er aber abgelehnt. Erhat so gedacht, dass in die Stelle der expansionistischen Bestrebungen derNationalstaaten eine, auf Gleichheit der europäischen Staaten beruhendeKooperation treten soll. Er war davon fest überzeugt, dass die Bedingungdes Friedens in der Geltendmachen der Gerechtigkeit, sowohl in dermonetären - wirtschaftlichen, als auch in den gesellschaftlich – politischenVerhältnissen, einschließlich der internationalen Beziehungen ist. Zuerstsoll also die auf die allgemeine Moral liegende Gerechtigkeit geschaffenwerden, erst dann kann es um den dauerhaften Frieden gehen.

Meine persönliche Meinung ist, dass es keinen guten Kapitalismus undkein gutes plutokratisches System gibt, jedoch ist eine aufgrund dergleichen Chancen funktionierende einigermaßen berechtigteMarktwirtschaft ohne Monopole zu verwirklichen. Kapitalismus ist nichtidentisch mit der Marktwirtschaft, und hat noch weniger mit der sozialenMarktwirtschaft zu tun. Die wirkliche Marktwirtschaft ist ein System dassich zur natürlichen Person, und zu ihrer Leistungen bindet, und für alleBeteiligten der Wirtschaft die Freiheit der gleichen Chancen zusichert. DasFunktionieren des jetzigen plutokratischen Weltsystems wird dadurchermöglicht, dass sie über das wichtigste Monopol, über das mit demZinsmechanismus aufrechterhaltene Privatgeldsystem verfügt. Gesell hatdas so nicht formuliert, aber auf mehreren Stellen hat er für den offenenund von allerlei Monopolen befreiten Weltmarkt plädiert.

Auch er hat sich für die Abschaffung der Zollgrenzen, der kurzsichtigennationalistischen Handelsprotektionismus eingesetzt. Er hat den ZweitenWeltkrieg nicht erlebt, so musste er damit nicht konfrontieren, dass nachdem Krieg zustande kommendes Geldsystem und dessen Organen mituniversalen Wirkungsbereich, die Weltbank und die InternationalenWährungsfond alle die Interesse der transnationalen Geldkartellrepräsentieren. Gesell wollte einen internationalen monetären Verband, derein über alle Währung stehendes neutrales Weltgeld hervorgebracht hätte.Ein, für die Ausübung der Macht ungeeignetes, „sanftmütiges“ Geld wäredieses neutrale Geld gewesen. Ein solches neutrales Weltgeld wäre in derLage den Welthandel so zu beeinflussen, dass es sich gerechteTauschverhältnisse bilden können.

Die plutokratische Macht ist ungeeignet eine Wirtschaft zu betreiben, dieden Bedürfnissen und den Interessen von jedem einzelnem Menschen

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befriedigt. Das Geldsystem, das durch den Zinsenmechanismus zumanhaltenden Zuwachs gezwungen ist, zerstört zwangsläufig die zurAufrechterhaltung des Lebens benötigte natürliche Umwelt und dieRessourcen der Erde. Sozialismus und Kapitalismus sind nicht dieAlternativen zueinander, beide sind der Gegensatz der aufChancengleichheit ruhenden Marktwirtschaft, der gerechten Disparität.

Die Gegensätze der Marktwirtschaft und der Zerfall desstaatsmonopolistischen und des geldmonopolistischen Systems habenzahlreiche Ursachen. Die tiefsten Ursachen sind in den Fehlern desGeldsystems zu finden. Der erste solche Fehler ist, dass derZinsenmechanismus den Geldumlauf nur auf der Mittlerstrecke – auf derLangstrecke aber nie, oder überhaupt nicht – sichern kann. Die andauerndeZinsenentnahme ist nämlich eine mathematische - logische Absurdität,deshalb kann es den Geldumlauf nur für eine begrenzte ZeitaufrechterhaltenDie Mehrheit unserer Zeitgenossen glaubt immer noch, dass wir nur dannZinsen zahlen, wenn wir Kredit aufnehmen. Das ist ein Irrtum, weil jederProduktpreis Zinsen enthält, den der Kreditnehmer Hersteller undDienstleister dem Bankensystem zahlt, um Produktionsmittel zubeschaffen. Nach der Hirnwäsche der Massenmedien glauben wir auch,dass die Zahlung von Zinsen eine berechtigte Dienstleistung ist. DasZinssystem wiederverteilt nur das hergestellte Einkommen, und zwar so,dass das Geld kontinuierlich von den Arbeitnehmern zu den Geldbesitzernfließt. Auch das ist ein Irrglaube, dass wir wegen der Inflation Zinsenzahlen müssen. Die Inflation ist eine Begleiterscheinung desKreditgeldsystems, das Zinsen für die Zusicherung des Geldumlaufsbenötigt. Zinsen ermöglichen Einkünfte ohne Leistung, und wie wir schonerwähnt haben, zwingt die Wirtschaft auf einen gewaltigen, unnatürlichenZuwachs und steigert die Ungleichmäßigkeiten zwischen den Einkommender einzelnen Menschen.

Gesell wollte das öffentliche Geldsystem wiederherstellen. Das hätte nichtmehr als Mittel zur Zinseinnahmen zu dienen gehabt. Der Geldumlaufwäre nicht durch den Zinsmechanismus, sondern durch Geldnutzungs-,beziehungsweise Geldhortungsgebühren gewährleistet. Das wäre nichtdiejenigen vorteilhaft gewesen, die über eine Menge Geld in Überzahlverfügten, sondern dem Ganze der Gesellschaft und dem sie vertretendenStaat oder Region, der dieses Geld in den Umlauf gebracht hat. Die Rolle

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des Geldes wäre damit auf ihre ursprüngliche Rolle, also ein vermittelndesTauschmittel beschränkt.

Das monetären Weltsystem und die wirtschaftliche Weltkrise hat dieführende Gruppe des jetzigen plutokratischen Weltsystems vor einenScheidenweg gestellt. Es ist ihnen klar, dass nicht nur das finanzielle undwirtschaftliche System in Krise steckt, sondern das ökologischeGleichgewicht unseres Planeten außer Kontrolle geraten ist. Deswegenkann die Ablösung des jetzigen auf Privatgeld-Monopol basierende undmit dem Zinsmechanismus betätigten Systems nicht mehr weiter hinausverzögert werden. Wir haben schon erwähnt, dass der jetzigenplutokratischen Weltsystem eine Art privates Reich darstellt, das nicht ausden grundsätzlichen Interessen der Ganze der Menschheit, sondern ausdem selbstsüchtigen Interesse der privilegierten Interessengruppe dieserWeltordnung ausgeht. Das auf die Tagesordnung gesetzte NeueWeltsystem (New World Order, NWO) hat die Beseitigung der mitindustriellen Mittel hergestellten Dollar-Trillionen notwendig gemacht, dieVerwandlung des vorhandenen Geldes auf gedecktes Geld in erster Reihedurch die Verschuldung der Staaten in der Weltgeschichte bisherunbekannten Ausmaßen. Die Welt - Elite erwägt auch eventuell in einenWaffenkonflikt zu fliehen. Pläne werden über ein, mit Edelmetallgedecktes Weltgeld geschmiedet, einerlei Global Single Currency und auchdie Gründung einer Zentralbank mit globalem Wirkungsbereich wird inBetracht gezogen. Aber noch wurde nicht entschieden, ob diese Bank dieBIS in Basel, oder die Internationale Währungsfond, oder eine dritteOrganisation sein sollte.

Die globale Elite des plutokratischen Weltsystems will über das freieWirtschaftsmodell von Silvio Gesell nicht hören. Trotzdem die mit demfreien Geld zusammenhängen Vorstellungen von Gesell gewinnen immermehr an Boden. Über das von Gesell empfohlene freie Geld hat IrvingFisher, der der Ratgeber von Präsident Roosevelt war, gesagt, dass es denUmlauf des Geldes entsprechend regeln könnte. In dem jetzigen mitZinsmechanismus betätigten Geldsystem stört am meisten derZinsmechanismus selbst die Stabilität des Preisniveaus. Fisher war derMeinung, dass die richtige Anwendung des freien Geldes in ein PaarWochen den USA aus der Krise heraushelfen würde, in die sie seit 1929steckte.

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Fassen wir zusammen, warum die plutokratische Weltordnung in Krisegeraten ist? Zuerst deshalb, weil die Finanzwirtschaft sich von derproduzierenden Wirtschaft nicht nur abgetrennt hat, sondern sie auch unterseine Kontrolle gebracht hat. Dieses finanzielle System ist mit dem vonden Banken hergestellten Luftgeld („Fiat Geld“) und mit der Spekulationeine Parasitenkonstruktion, die die Gesetzmäßigkeiten der Ökonomieverachtet. Dadurch, dass die Geldwirtschaft sich von derProduktivwirtschaft abgetrennt hat, kam ein unausgeglichenes Systemzustande. Das, den Bedürfnisse aller Menschen dienende Gemeinwohlwurde den egoistischen Profitinteressen der Geldvermögendenunterworfen. Auch das vermittelnde Signal der realwirtschaftlichenProzesse, das Geld, hat sich auch verändert. Die Schuld hat die Rolle desGeldes übergenommen. Das Schuldgeld unterscheidet sich von demnormalen Geld, in dem es ursprünglich mit Zinsen belastet zustandekommt. Das führt zwangsläufig zu der Verschuldung und die Versetzungin abhängige Position der anderen Teilnehmer der Wirtschaft.

Der Hauptfehler der jetzigen Wirtschaft ist die Zwangsverschuldung. Dieseplutokratische Wirtschaft, die heute schon weltweites Ausmaß erreicht hat,hat den einzelnen Nationalstaaten verboten, sich selbst Geld zu emittieren,ihr eigenes Kreditsystem selbst regeln zu können. Bezüglich der Strategieder Führungsgruppen in der kapitalgesteuerten Weltordnung, lohnt sich ausder Schrift von Carroll Quigley zitieren. Er ist ein amerikanischerUniversitätsprofessor und zugleich Mentor von Bill Clinton. Er schrieb aufder Seite 324 in seinem Buch „Tragödie und Hoffnung“, dass das Zielderjenigen internationalen Eigentümernetzwerke die an Geld sehrvermögend sind nichts geringeres sei, „als das System derFinanzkontrolle in privaten Händen zu schaffen, der im Stande ist, dasganze politische System der einzelner Ländern und die Weltwirtschaftzu beherrschen. Dieses System würde feudalistisch von denZentralbanken kontrolliert im Einklang mit jenen heimlichenAbmachungen der regelmäßig behaltene Meetings und heimlicheKonferenzen“.

Die Zentralbank der Vereinigten Staaten von Amerika namens FED, die1913 gegründet wurde, ist ein privates Geldinstitut welches sich im Besitzvon Privatbanken befindet. Da dieses Institut eines der wichtigstenEinrichtungen auf dem Terrain der plutokratischen Weltordnung ist, hatihre Aktivität wiederum weltweiten Einfluss. Aufgrund dieser Aktivität derFED fehlt es andauernd an Kapital zur Befriedigung der Bedürfnisse der

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produzierenden Realwirtschaft. Erst das ermöglicht es den im Besitz desinternationalen Geldkartells befindlichen Privatbanken den Mitgliedern derRealwirtschaft ihre Hilfe anzubieten, für entsprechende Zinssätze ihrfinanzielles Defizit zu beheben. Die Zentralbanken wurden somit zu deninstitutionalisierten Verschuldungsinstrumenten der produzierendenWirtschaftszweige. Durch die künstliche Einschränkung des im Kreislaufbefindlichen Geldes wird erzwungen, dass die Mitglieder derWirtschaftswelt zu den diktierten Zinssätzen die Kredite aufnehmen.

Diejenigen, die das Monopol des Kredit-Geldsystems in den Händenhalten, haben großes Interesse daran, dieses System zu verallgemeinernund zugleich zu einer weltweiten Rolle zu verhelfen. Im Interesse derAufnahme von Krediten und der damit einhergehenden Verschuldungwurde ein spezielles, übermäßiges Konsumverhalten gefördert. DerWunsch nach Neuem löste das bescheiden sparsame und an demverfügbaren Guthaben orientierte Denken ab. Aufgrund der Instabilität dergegenwärtigen Geldwirtschaft und ihres Hauptwechselkurses – des FED-Dollar -, wird die Problematik des Geldes und der Zinsen wieder zu einerwichtigen Frage der internationalen Politik. Die Finanzkrise erschuf nichtnur wirtschaftliche, sondern auch soziale und politische Krise.

Es ist hier darauf hinzuweisen, wie innerhalb der letzten anderthalb JahrenUngarn durch das internationale Geldkartell geplündert wurde. UngarnsVerschuldung begann zwischen 1973-1989, als das Land 1 MilliardeDollar Kredit aufnahm. Im gleichen Zeitraum bezahlte man 11 MilliardenDollar allein an Zinsen, um dann immer noch auf einem Restschuldenbergvon 22 Milliarden Dollar zu sitzen. Im Jahre 1990 entschied sich diedemokratisch gewählte Regierung, dass das Nationalvermögen zum Teilprivatisiert werden soll, um aus den Einnahmen die Schulden zubegleichen. Die FED schätzte das nationale Eigentum auf über 130-140Milliarden Dollar ein.

Zu 90 Prozent wurde dieses verkauft, um in den vergangenen 19 Jahreninsgesamt 20 Milliarden Dollar einzunehmen. Die Zentralbank, dieausschließlich der ausländischen Finanzstruktur untersteht, behielt dasoben genannte Kapital auf dem eigenen Devisenkonto und versorgte denungarischen Staat wiederum nur mit der Nationalwährung, mit Forint.Nachdem dieses Geld in der Nationalwirtschaft zirkulierte, wurde es beiden Multis als Profit in ungarischer Währung, also in Forint aufgeführt.

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Ebenso wurden die Zinsen in den Banken und die Dividenden für dieInvestoren nur in Forint aufgeführt.

In den letzten anderthalb Jahren haben die transnationalenFinanzstrukturen das Einkommen der ungarischen Nationalwirtschaftverkommen lassen indem sie das Land mit spekulativem Kapitalüberschwemmt haben. Solange 1995 das Fünffache desBruttoinlandsproduktes (25 Tausend Milliarden Forint) auf denBankkonten umgesetzt wurde, war das BIP (28 Tausend Milliarden Forint)2008 bereits das Dreiundvierzigfache! Dieser riesige Betrag an Devisen(besonders Euro und Dollar) wurde dafür ins Land gebracht damit derNominalzins anstatt der 2-3%, auf 12-14% festgesetzt werden konnte. Alsdiese riesige Zinsmarge seine Arbeit getan hat, nahm man das Kapitalerneut aus dem ungarischen Kreislauf. Dazu war und ist allerdings einesehr große Rücklage auf dem Devisenkonto der Zentralbank nötig. DieseRücklage betrug 2008 zwar 18,5 Milliarden Euro, war aber dennoch nichtgroß genug, sodass das internationale Geldkartell zusammen mit der FEDund der EU Ungarn weitere 25 Milliarden Dollar bzw. 20 Milliarden EuroRücklagen aufzwang, um dann endlich die Differenz aus den Zinsen ausdem Land ausführen zu können.Der Bevölkerung wurde versichert, dass die Staatskasse in eine Situationnahe des Bankrotts geraten ist und zur Abwehr des Staatsbankrotts, bzw.zur Bewahrung von Arbeitsplätzen in der Realwirtschaft es notwendig istdas zur Verfügung stehende Darlehen über 25 Milliarden Dollar zuakzeptieren – ein Bereitstellungszinssatz von über 5% wird auch beiNichtabruf des Kredites erhoben.

Bis zum heutigen Tag wurden bereits 80% dieser riesigen Summeabgerufen, allerdings ohne irgendwelche Erklärung seitens der FED, derZentralbank und dem Staat, wer das Geld in Anspruch genommen hat.Ungarn liegt im Vergleich des finanziellen Defizits zu den anderen EULändern im Mittelfeld. Dasselbe kann man über die Verschuldung Ungarnsim Ausland sagen. Als Resümee schließt man daraus, dass weder dieVerschuldung des ungarischen Staates noch die Haushaltskasse esnotwendig gemacht haben dem o.g. sehr hohen Kredit aufzunehmen.

Da die Akteure der Produktionswirtschaft - in erster Linie der ungarischeMittelstand – auch ferner kein Kredit zugeteilt wurde, kann man davonausgehen, dass dieses Geld nicht, wie die Massenmedien in die Köpfe derMenschen zu hämmern versuchen, zur Rettung von Arbeitsplätzen

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herangezogen wurde. Bis zum heutigen Tag kann man nicht wissen, wervon diesem Kredit profitiert hat, da am 29. Juli 2009 kein geringerer alsder Direktor der Raiffeisen Bank und der Präsident der UngarischenBankverein Péter Felcsuti bestätigte, dass die Banken von diesem Geldnichts bekamen. Da weder der Staat, noch die produzierendenWirtschaftszweige, noch die zur Bankverein gehörenden Geldinstitute vondem Kredit profitierten, frage ich nun wer den Gewinn an den bishervergebenen 80 Prozent des Kredites gezogen hat?

Nur kann das die Antwort sein: es wurde damit das Devisenkonto derZentralbank prall gefüllt, so könnte diese ernorme Zinsmarge Ungarnverlassen. Die ausländischen Finanzinstitute haben einen hohen Zinssatzder Ungarischen Nationalbank erreichen können. Solange ganz Europa undandere Länder der Welt die leitenden Zinssätze stetig reduzierten, Ungarnerhöhte sie auf das Anderthalbfache, nominell auf 11,5%. Auch derzeitliegt der leitende Zinssatz in Ungarn noch immer hoch genug, 8,5%.

Die andauernde Geldkrise bereitet nicht nur solche Anschlussländer, wieUngarn Schwierigkeiten, sondern auch Industrieländer haben es mit ihrerSchuldenlast schwer. Die monetären Konflikte (zum Beispiel mussten EULänder aus öffentlichen Gelder 3000 Milliarde Euro Schulden übernehmenum Banken auszuhelfen, die im zum globalen Kasino gewordenenGeldsystem verantwortungslos gehandelt haben) treffen die Grundlagender aktuellen plutokratischen Weltordnung und die Stabilität derWeltwirtschaft. Das gegenwärtige plutokratische System hat bewiesen,dass es unnatürlich ist, und längerfristig keine Existenzberechtigung hat.Die Freiheit der wohlhabenden Elite in diesem System mutierte in denunbeschränkten Missbrauch der Freiheit der Anderen.

Deswegen ist es ein grundsätzlich unnatürliches, sogar abartiges System.Als natürlich kann man die Umstände angeben, die sich an denmenschlichen Existenzbedingungen passen. Zum menschlichen Wesenpasst nur die Ordnung, die jedem Menschen materiellen Zuwachsermöglicht, und wo die optimale individuelle Entwicklung jedemgewährleistet wird. Wir können die natürliche wirtschaftlicheGesellschaftsordnung dort finden, wo die Leute davon am meistenprofitieren können. Man muss beachten, dass der Ertrag und die Leistungder Wirtschaft im Interesse der Menschen stehen sollen, und nichtumgekehrt steht der Mensch im Interesse des Profits und des Zinses.

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Gesell betrachtete die gesunde Konkurrenz als wichtig, weil nur dasermöglicht die Entwicklung der Bestleistenden und das Ausscheiden derUnfähigen. Den Naturgesetzen passender Wettbewerb ist nur ohneVorrechte möglich. Nur so könnte eine Chancengleichheit gewährleistetsein, wenn über den Ausgang des Wettbewerbs die Leistungen dereinzelnen Menschen entscheiden.

Den Wettbewerb mit Chancengleichheit braucht man die Freiheit überGerechtigkeit und über Wahrheit frei reden zu dürfen. In einem Zeitalter,wo es so viele Geheimnisse gibt – denken wir an Staatsgeheimnisse,Geschäftsgeheimnisse, Bankverkehrsgeheimnisse undStaatssicherheitsgeheimnisse -, diese viele Geheimnisse begünstigen denErfolg betrügenden, unaufrichtigen Menschen, verbergen diebetrügerischen Methoden um sich größeren Gewinn zu beschaffen. DerMensch entspricht seiner eigenen Natur nur dann, wenn er seine legitimenund gerechten Eigeninteressen und seinem eigenenSelbsterhaltungsinstinkt nachgehen kann. Es ist bewiesen, dass derMensch sowohl alleine, als auch in der Gemeinschaft nur dann eineoptimale Leistung erbringen kann, wenn ihm diese Chancengleichheitgewährleistet ist. Der Baum kann nicht schlecht sein, wenn er gute Früchteträgt. Man muss eine solche gesellschaftliche Freiheit anstreben, die dieunternehmerische Freiheit auch in sich trägt.

Eigennutz und Egoismus sind nicht gleich. Um ein gerechtes Systembetreiben zu können, muss jeder in der Lage sein seine Interessen selbstvertreten zu können. Das ist nur dann möglich, wenn jeder Menschen überdem Erlös seiner Arbeit verfügen kann. Das ist die materielle Basis zurGeltendmachen seiner Eigeninteresse, seiner Selbstbestimmung und seinerpersönlichen Freiheit. Der Ertrag der Arbeit kann nur dem gehören, der ihngeleistet hat. Wenn die Wirtschaft nicht auf das Interesse des einzelnenbasiert, kann die natürliche Wirtschaftsordnung nicht funktionieren.

Die neue Wirtschaftsordnung, die die Plutokratie ablöst, soll auf denPrivateigentum basieren. Unter Privateigentum können auch ihreverschiedene Gemeinschaftsvarianten und kooperative Formen verstandenwerden. Keine staatsmonopolistische Gewalt darf die Menschen ihreFreiheit, Unabhängigkeit und Verantwortung berauben, auch vom Ergebnisihrer Arbeit nicht. Die Grundlage der individuellen und sozialen Freiheitist das Privateigentum, und die zugehörige Selbstbestimmung.

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Enzyklika von Papst Benedikt XVI. über die Globalisierung

Papst Benedikt XVI. hat in vom Erdbeben geschütteten L’Aquila am 8.Juli 2009., zur Zeit des Gipfeltreffens sein Enzyklika „Caritas in Veritate“– „Die Liebe in der Wahrheit“, sein drittes Rundschreiben veröffentlicht.Papst Benedikt XVI. befasst sich mit der weltweiten Finanz- undWirtschaftskrise, mit der Globalisierung, Entwicklung, Solidarität, und mitdem Kampf gegen die Armut. In seiner Enzyklika versucht er die Weltgerechter machen und die christliche Solidarität erhöhen. Er kommt zurSchlussfolgerung, dass die Welt eine grundsätzliche Strukturänderungbraucht.

Papst Benedikt XVI. warnt, wenn der Profitgier über dem Gemeinwohlsiegt, und die Spekulation zum Selbstzweck wird, dann läuft die Gefahr dieWirtschaft zu zerstören und das Elend einen weltweiten Ausmaß zuerreichen. Der Papst bezweifelt die Nützlichkeit einer völligunkontrollierten Marktwirtschaft. Die Enzyklika weist darauf hin, dass dasaktuelle Finanzsystem immer mehr seine unkontrollierte finanzielle undwirtschaftliche Gewalt missbraucht, und entzog der finanziellen undwirtschaftlichen Prozesse jegliche Moral.

In den Enzyklika schreibt er darüber: „Langfristig haben dieseÜberzeugungen zu wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischenSystemen geführt, die die Freiheit der Person und der gesellschaftlichenGruppen unterdrückt haben, und genau aus diesem Grund, nicht in derLage waren, für die Gerechtigkeit zu sorgen, die sie versprochen hatten.”

Der Papst meint, dass der Gewinn ist nur nützlich, wenn den Interessen derganzen Menschheit diene. In der Wirtschaft soll die Moral dominieren undGeschäftsethik ist streng einzuhalten. In der Ethik steht der Mensch imMittelpunkt, nicht das Profit. Der 67. Punkt der Enzyklika schlägt diegrundlegende Reform des finanziellen, wirtschaftlichen und politischenSystems vor.

„Gegenüber der unaufhaltsamen Zunahme weltweiter gegenseitigerAbhängigkeit wird gerade auch bei einer ebenso weltweitanzutreffenden Rezession stark die Dringlichkeit einer Reform sowohlder Organisation der Vereinten Nationen als auch der internationalenWirtschafts- und Finanzgestaltung empfunden. Desgleichen wird alsdringlich gesehen, innovative Formen zu finden, um das Prinzip der

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Schutzverantwortung anzuwenden und um auch den ärmerenNationen eine wirksame Stimme in den gemeinschaftlichenEntscheidungen zuzuerkennen.“„Um die Weltwirtschaft zu steuern, die von der Krise betroffenenWirtschaften zu sanieren, einer Verschlimmerung der Krise und sichdaraus ergebenden Ungleichgewichten vorzubeugen, um einegeeignete vollständige Abrüstung zu verwirklichen, die Sicherheit undden Frieden zu nähren, den Umweltschutz zu gewährleisten und dieMigrationsströme zu regulieren, ist das Vorhandensein einer echtenpolitischen Weltautorität, wie sie schon von meinem Vorgänger, demseligen Papst Johannes XXIII., angesprochen wurde, dringend nötig.“„Die ganzheitliche Entwicklung der Völker und die internationaleZusammenarbeit erfordern, dass eine übergeordnete Stufeinternationaler Ordnung von subsidiärer Art für die Steuerung derGlobalisierung errichtet wird und dass eine der moralischen Ordnungentsprechende Sozialordnung sowie jene Verbindung zwischenmoralischem und sozialem Bereich, zwischen Politik undwirtschaftlichem und zivilem Bereich, die schon in den Statuten derVereinten Nationen dargelegt wurde, endlich verwirklicht werden.“

Aus dem Zitat geht hervor, Papst Benedikt XVI. deutet an eine neueWeltordnung, an eine Art Weltregierung zu. Diejenigen, die sich mit demBegriff „Neue Weltordnung“ und „Weltregierung“ vertraut sind,erschrecken sich davor. Carroll Quigley ist bereits zitiert worden, und zwarwas die Strategie der superreichen Weltbankiers ist. Zum Sieg dieserStrategie ist auch eine gemeinsame Religion notwendig, die alleWeltreligionen vereinigt, die sinkretische Religion. (Der Sinkretismus isteine Mischung von religiösen und philosophischen Gedanken, einspirituelles Hybridsystem).

Benötigt wird eine allgemeine Währung, die Beseitigung derNationalstaaten und der nationalen Selbstidentität, weitläufige persönlicheKontrolle, im politischen Leben eine hart regierte Gesellschaft, tendenziöseLiteratur, politische und ökonomische Führungspersonal mit Privilegien,zentral kontrollierte Informationen, Ausbildung und Gesundheitswesen,usw. Käme so ein System zustande, könnte nichts anderes sein, als eineDiktatur.

Im 20. Jahrhundert und auch in unseren Tagen hat sich die politische,wirtschaftliche, und meinungsbildende Macht enorme Konzentration nach

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Wunsch des weltweiten Geldmonopols erreicht. Es ist immer mehroffensichtlich, dass die plutokratische Weltelite eine Strategie verfolgt, dieauf die Bildung einer Weltregierung hinausgeht. Die antiglobalistischenDenker und Bewegungen lehnen die zentral kontrollierte Weltordnung ab.Sie wollen die Religionen und die Staaten in ihrer natürlichen Formerhalten, weil die Entwicklung der Menschheit nur so gewährleistet werdenkann. Demnach ist gar nicht einfach die Frage zu beantworten, wasbewegte Papst Benedikt XVI. dazu, die Führung der ganzen Menschheit,in die Hände eines Machtzentrums mit weltweiter Reichweite zuüberspielen?

Der Vatikan unterzeichnete die Erklärung der AllgemeinenMenschenrechte der Vereinten Nationen und der Europäischen Konventionder Menschenrechte bis heute nicht, weil Gott, als die Quelle derMenschenrechte und politischen Freiheitsrechte nicht erwähnt wurde.Daher soll der Papst über die Mängel der Vereinten Nationen bescheidwissen, diese Weltorganisation ist anscheinend nicht bereit den Schöpfer-Gott, als der Stamm der Autorität allen individuellen und gesammeltenSitten anzuerkennen. Es ist bekannt, auch aus der Verfassung derEuropäischen Union wurde das Christentum weggelassen, obwohl er eineSchöpferrolle in der europäischen Kultur gespielt hat. Der Vatikananerkennt die Menschenrechte und die politische Freiheit, aber imVergleich zum klassischen liberalen Ansicht-System wurde ein andererWeg begangen.

Der Liberalismus gibt an, der Staat darf die Menschenrechte und diepolitische Freiheit in keinerlei Hinsicht im Namen irgendeiner sakralen-moralischen Ordnung beschränken. Der Liberalismus erkennt die Existenzdieser Ordnung gar nicht an. Demgegenüber die katholische Interpretationakzeptiert die Menschenrechte und politische Freiheit im Rahmen derchristlich-sakralen Moralordnung. Die Frage besteht darin, ob der 67.Punkt der Enzyklika den Gesichtspunkt des Vatikans aufgibt? Was denkter sich dabei, wenn er über den Reform der Vereinten Nationenschreibt? Das Wort Reform kann nämlich nicht die Akzeptanz derSakralität seitens der UNO bedeuten, da sie seit ihrer Gründung die Rolleder wichtigsten Institution der liberalen Machtbestrebungen gespielt hat.Der gegenwärtige Liberalismus, der zur übermäßigen Bereicherung derfinanziellen Interessengruppen und dadurch zu ihrer übermäßigen Machtgeführt hat, hat die Freiheit zum maßlosen Missbrauch der Freiheit vonanderen genutzt.

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Das Eigentum ist Macht. Der sich viel zu viel Eigentum sichert, schafftauch große Macht für sich. Die Freiheit der äußerst mächtigen Menschenbedeutet die Konzentration der von den anderen weggenommenen Freiheit.Deswegen hat der Liberalismus niemals etwas erschaffen, sondern bautedie Hindernisse aus dem Weg zur totalen Weltherrschaft der Geldelite ab.Ununterbrochen zerstörte alles, das in seiner Wege lag. Der Liberalismusbedeutet lückenlose Geldherrschaft ohne gesellschaftliche Kontrolle, dergleichzeitig die Möglichkeit des unbeschränkten Missbrauchs der Machtzusichert. Die Herrschaft des privaten Geldmonopols macht möglich, dassdas produktive Vermögen auch unter der Hegemonie einer minderenInteressengruppe sich zentralisiert und konzentriert. Der Neo-Liberalismus,auch Ultra-Liberalismus genannt, verdrängt die soziale Marktwirtschaft,und ersetzt ihn mit plutokratischem Wirtschaftssystem, und Alibi-Demokratie. Das ist eine Art Gewaltwirtschaft und Diktatur.

Die soziale Marktwirtschaft kann nur so entstehen, wenn seinvermittelndes Medium das zinslose „öffentliche Geld“ ist, kontrolliert vonder Gesellschaft und vom Staat. Das Eigentumssystem muss soumstrukturiert werden, dass das Eigentum nur natürlichen Personengehören, die in der Lage sind moralisch zu handeln. Die juristischeAbstraktion genannt als juristische Person kann gar nicht moralischvorgehen. Die „juristisches Person“ verkörpert eigentlich das unmoralischeGeschäftsverhalten in der Wirtschaft und kann sich niemals andersverhalten als Milton Friedman gesagt hat: „The business of the business isthe business” – das heißt, das Geschäft im Geschäft ist das Geschäft, sichGewinn zu verschaffen. Es bedeutet das Weglassen aller Moralregeln.

Papst Benedikt XVI. sollte die Rolle des Geldes gemäß christlichenGrundsätzen bewerten. Das Geld ist ein wertloses, aber notwendigesZeichen, ein Signal, das in der Wirtschaft Werte vermittelt. Somit hat dasRecht auf die Erstellung dieses Signals nur derjenige, der in der WirtschaftProdukte herstellt oder Dienste leistet. So das Geld gehört alle, die einenWert schöpfen. Die wichtigste Eigenschaft des Geldes ist das tragen vomVertrauen. Es übermittelt Information aufgrund des Vertrauens. Ohne dasgegenwärtige Banksystem könnte das Geldsystem und somit die Wirtschaftviel gerechter werden mit Handels- und Verrechnungshäuser. DieseHäuser könnten die Leistungen der Wirtschaftsteilnehmer verrechnen.

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Das größte Problem des gegenwärtigen Geldsystems ist, dass es absolutüberflüssig ist. Die Bibel verbietet das Verlangen nach Zinsen. Der Islambetrachtet es auch heute als unmoralisch. Wer sein Geld investieren will,kann es einer Bank geben, die in die Produktionswirtschaft investiert. Gibtes einen Gewinn, dann teilen Geldeigentümer und Finanzinstitut untereinander auf, wie sie vorher ausgemacht haben. Auch ein eventuellerVerlust wird untereinander aufgeteilt. Aber das mit dem Zinsmechanismusbetriebene Geldmonopol beharrt auf seinen Zins auch dann, wenn dasKredit dem Schuldner keinen Gewinn gebracht hat. Das heißt, diegegenwärtige wohlhabende Schicht will nicht im geringsten Maße Risikooder Verantwortung mittragen.

Der Vatikan muss zuerst untersuchen ob es möglich wäre, zum zinslosenGeldsystem zurückzukehren, wie die Bibel und die katholische Kirche vorMartin Luther vorschrieb. Es is bekannt, dass das Christentum erst nachCalvin’s Lehre schließlich das Zinsverbot aufgab. Johannes Calvin hatteeine asketische Moralauffassung, die einerseits zum unermüdlichenArbeiten, andererseits zum abgedrosselten Genuss veranlasst hat. DieseAuffassung half der Kapitalkonzentration und dem Kapitalwachstum. Erteilte der Meinung von Martin Luther, in der Frage des Kapitalwachstumsunterschied er zwischen gerechtem Gewinn und ungerechterBereicherung. Er betrachtete den gerechten Gewinn als notwendigerEffekt gewisser Berufe. Unter ungerechter Bereicherung verstand er, wenndie Bereicherung auf Kosten von anderen stattfindet.

Zu Calvins Zeiten hat die katholische Kirche den Zins verboten. IhreVorschriften wurden jedoch umgegangen, in dem die Zinsen alsVerzugszinsen angegeben wurden. Auch die Kirche hat verzinste Krediteaufgenommen, so gelang sie selbst in eine widersprüchliche Situation.Calvin löste dieses jahrhundert altes Problem auf, als er den Zins nichtgrundsätzlich abgelehnt hatte. Er hat seine Zinstheorie 1545 in seinemWerk De Usuris veröffentlicht, 9 Jahre später publizierte er seineKommentare zu den Büchern Moses. Er schrieb: „Es gibt keinerleiHinweis in den Heiligen Schriften darauf, dass alle Arten von Zinsgrundsätzlich zu verurteilen wären.“

Calvin unterschied zwischen 2 Arten von Krediten: einmal Kredit für denVerbrauch und einmal für die Produktion. Nur das Kredit für eineProduktion ist in der Lage mehr Wert zu erstellen, daher hat nur diese Artvon Kredit irgendein Recht auf Belohnung, z.B. in Form von Zinsen. Seine

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Theorie wurde im Laufe der Jahrhunderte missbraucht, um die Erzielungeines allgemeinen Zinsnahms.

Papst Benedikt XVI. versucht das extrem widersprüchliche System desweltweiten Geldmonopols mit der Reformierung der UNO gerechtermachen. Das würde jedoch eine noch höher konzentrierte Form derStaatsgewalt hervorbringen. Wenn wir davon ausgehen, dass Vermögengleich Macht bedeutet, dann sollen wir einsehen, dass es im Laufe derMenschheitsgeschichte noch nie eine so hohe Konzentration desVermögens gegeben hat, und zwar unter der Kontrolle einer relativ kleinenInteressengruppe.

Das UNO Forschungsinstitut in Tokio hat im Jahre 2000 festgestellt, wennwir die Menschheit mit 10 Menschen darstellen und ihr gesamtesVermögen mit 100 Dollar angeben, dann gehört 99 Dollar einemMenschen und 1 Dollar teilen die restlichen 9 Menschen unter sich. Wennwir diese Ungerechtigkeit in den Vermögensverhältnissen zulassen, dannkönnen wir auf keinen Fall einem, der gesellschaftlichen Moralentsprechendem und sozial gerechtem Weltsystem erlangen. Die extremenVermögens- und Machtverhältnisse ermöglichen auch deren extremenMissbrauch.

Eine finanzielle, ökonomische und politische Dezentralisation istunausweichlich, wo die funktionell und regional abgetrenntenMachtstrukturen sich ausbalancieren und einander kontrollieren können,wie im „Checks and Balances“ der USA Verfassung steht. DieDezentralisation bedeutet in diesem Falle, dass wir das Vermögen nur nochzu natürlichen Personen und zu ihrer Leistung binden. Dieses neue Systemwürde die extreme Vermögenskonzentration und damit die extremeMachtkonzentration unterbinden. Gleichzeitig würden die extremeVerarmung und Abhängigkeit der Menschen verhindern.

Die weltweite Anwendung von “Checks and Balances” ermöglicht, dassdie Eigentümer des privaten Geldmonopols nicht mehr ihre finanzielle undpolitische Macht missbrauchen können.

Wir können daher den Vorschlag von Papst Benedikt XVI. über dieReformierung und Stärkung der UNO nicht akzeptieren.

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Ich möchte betonen: die extrem konzentrierte und zentralisierte Weltmachtmuss man sowohl horizontal (regional), als auch vertikal (finanziell,ökonomisch, politisch und militärisch) so weit, wie möglichdezentralisieren. Nicht die Umwandlung der UNO in eine Globale Unionist notwendig, sondern auf Prinzip der Subsidiarität (Gleichberechtigung)und aufgrund der natürlichen menschlichen Gemeinschaften wie Familien,Nationen und Religionen soll ein dezentralisiertes Weltsystem erschaffenwerden. Dieses System würde das Leben und die Kultur des humanenFortbesehens gegenüber der Kultur der Ausbeutung durch Zins undVerschuldung, des maßlosen Egoismus, letztendlich der Kultur des Todesrepräsentieren.

Budapest, 28.08.2009