52
Trans- parenz an der Spitze schillingreport 2014 Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

schillingreport 2014

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Transparenz an der Spitze. Die guido schilling ag untersucht im schillingreport seit dem Jahr 2006 die rund 100 grössten Schweizer Unternehmen bezüglich Zusammensetzung der Geschäftsleitung sowie verschiedener Aspekte ihrer Geschäftsleitungsmitglieder. Seit 2010 werden im gleichen Umfang auch die Verwaltungsräte erfasst. Der schillingreport beinhaltet weiter alle Unternehmen des Swiss Market Index (SMI), welche zusammen mit den Untergruppen Frauen, Ausländer, CEOs und Verwaltungsratspräsidenten gesondert untersucht werden.

Citation preview

Page 1: schillingreport 2014

Trans-parenz an der Spitze

schillingreport 2014

Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

Page 2: schillingreport 2014

2 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Page 3: schillingreport 2014

3schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Inhaltsverzeichnis

1 Executive Summary 4

2 Einleitung 8

3 Allgemeine Angaben zum Report 8

4 Die Führungsgremien der Unternehmen 10

4.1 Grösse der Gremien 10

4.2 Veränderungen innerhalb der Gremien 13

4.3 Zusammensetzung der Gremien 14

4.4 Alter der Gremiumsmitglieder 15

4.5 Ausbildung der Gremiumsmitglieder 16

4.6 Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder 19

4.7 Erfahrung der Gremiumsmitglieder 19

4.8 Korrelationen von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten 21

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen 22

5.1 Frauen 22

5.2 Ausländer 28

5.3 SMI-Unternehmen 34

5.4 CEOs und Verwaltungsratspräsidenten 44

6 Anhang 49

7 Kontakt 51

Interviews mit Verwaltungsräten

Prof. Dr. Iris Bohnet 11

Dr. Andreas Burckhardt 17

Dr. Barbara Frei 23

Heinz Karrer 29

Prof. Dr. Johannes Rüegg-Stürm 35

Dr. Andreas von Planta 41

AG Aktiengesellschaft

bspw. beispielsweise

bzgl. bezüglich

bzw. beziehungsweise

CAS Certificate of Advanced Studies

CEO Chief Executive Officer

CFO Chief Financial Officer

d.h. das heisst

etc. et cetera

ETH Eidgenössische Technische Hochschule

FH Fachhochschule

GL Geschäftsleitung

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung

IT Informationstechnologie

IFRS International Financial Reporting Standards

KMU kleine und mittlere Unternehmen

LLM Master of Laws

Ltd. Limited

M&A Mergers & Acquisitions

m.E. meines Erachtens

MAS Master of Advanced Studies

MBA Master of Business Administration

MBL Master of Business Law

NDS Nachdiplomstudium

plc Public Limited Company

PR Public Relations

SMI Swiss Market Index

SPI Swiss Performance Index

SST Swiss Solvency Test

u.a. unter anderem

VR Verwaltungsrat

z.B. zum Beispiel

Abkürzungsverzeichnis

Page 4: schillingreport 2014

4 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Executive SummaryIm folgenden Kapitel sind alle Ergebnisse des schillingreport 2014 in knapper Form zusammengefasst. Die Abfolge der Themen

richtet sich nach der Gliederung der in den anschliessenden Kapiteln dokumentierten Untersuchung. Die Basis des schillingreport

bildet die Analyse der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte, welche durch die gesonderte Betrachtung der Untergruppen

Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und Verwaltungsratspräsidenten ergänzt wird.

Die Führungsgremien der Unternehmen

Grösse der Gremien: Für die Untersuchung der Geschäftsleitungen wurden die Daten von 119 Unternehmen und 852 Geschäftsleitungsmitgliedern

verwendet. Dabei liegt die durchschnittliche und häufigste Gremiumsgrösse bei 7 Mitgliedern. Im Sample der Verwaltungsräte wurden 90 Firmen

mit 822 Verwaltungsratsmitgliedern untersucht. Durchschnittlich haben die Verwaltungsräte eine Grösse von 9 Mitgliedern, am häufigsten beste-

hen sie aus 7 oder 9 Mitgliedern.

Veränderungen innerhalb der Gremien: In 55 % der Geschäftsleitungen gab es im letzten Jahr Veränderungen. 13 % der Geschäftsleitungsposten

wurden dabei mit 107 Geschäftsleitungsmitgliedern neu besetzt. Bei den Verwaltungsräten vollzogen sich in 62 % der Unternehmen Ver änder-

ungen. Die 97 neuen Verwaltungsratsmitglieder entsprechen dabei einem Anteil von 12 %.

Zusammensetzung der Gremien: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen liegt weiterhin bei 6 %. Unter den neu eingetretenen Geschäfts-

leitungsmitgliedern finden sich 9 % Frauen. Die Verwaltungsräte haben einen Frauenanteil von 13 %, der Wert für die neuen Verwaltungsrätinnen

liegt bei 22 %. Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen sinkt erstmalig und liegt bei 42 %. Unter den im letzten Jahr neu in dieses

Gremium eingetretenen Personen liegt er bei 48 %. In den Verwaltungsräten ist der Ausländeranteil dagegen mit 36 % tiefer. Unter den neuen

Verwaltungsratsmitgliedern beträgt er 51 %.

Alter der Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter der Geschäftsleitungsmitglieder beträgt 51 Jahre, das der Neuen liegt bei

48 Jahren. Die Verwaltungsratsmitglieder sind mit durchschnittlich 59 Jahren deutlich älter, ebenfalls älter sind die im letzten Jahr neu in

den Verwaltungsrat eingetretenen Personen, welche durchschnittlich 54 Jahre alt sind.

Ausbildung der Gremiumsmitglieder: Das Ausbildungsniveau sowohl der Geschäftsleitungs- als auch der Verwaltungsratsmitglieder ist sehr

hoch. 89 % der Geschäftsleitungsmitglieder basieren auf einem Hochschulabschluss (Universität oder FH), 18 % haben einen Doktortitel. Von den

Verwaltungsratsmitgliedern studierten 90 % an einer Hochschule, wobei hier im Vergleich zu den Geschäftsleitungsmitgliedern mehr Akademiker

als FH-Absolventen zu verzeichnen sind. Einen Doktortitel tragen 33 % der Verwaltungsratsmitglieder, 41 % absolvierten eine Weiterbildung.

Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder: 57% der Geschäftsleitungsmitglieder füllen einen funktionalen Verantwortungs-

bereich als CEO, CFO, Personalleiter etc. in ihren Unternehmen aus. Business-Unit-Verantwortung tragen 35 %, 17 % sind in einer geografischen

Rolle tätig.

Erfahrung der Gremiumsmitglieder: 65 % der Geschäftsleitungsmitglieder wurden intern rekrutiert, 31 % bringen Erfahrung in einer exter-

nen Geschäftsleitung mit, und 10 % waren vor ihrer Wahl weder in einer externen Geschäftsleitung noch im gleichen Unternehmen tätig.

Durchschnittlich fungieren die Geschäftsleitungsmitglieder seit 5 Jahren in ihrer aktuellen Position, wobei schon vorher im gleichen Unternehmen

tätige Manager ein Dienstalter von 18 Jahren ausweisen, d.h. sie wurden nach 13 Jahren in die Geschäftsleitung berufen. Manager, die zusätz-

lich Erfahrung aus einer externen Geschäftsleitung mitbringen, werden hingegen schon nach 6 Jahren in die Geschäftsleitung befördert. Ein

Verwaltungsratsmitglied ist durchschnittlich seit 6 Jahren im Amt. Personen, die schon vorher operativ im Unternehmen tätig waren (14 %),

gehören seit 8 Jahren dem Gremium an und waren vor ihrer Wahl durchschnittlich während 15 Jahren im Unternehmen beschäftigt. Davon

waren 47 % als CEO und/oder Geschäftsleitungsmitglied tätig. 25 % aller Verwaltungsratsmitglieder üben gleichzeitig eine operative Funktion in

der Geschäftsleitung des Unternehmens aus. 8 % aller Verwaltungsratspräsidenten haben eine Doppelfunktion auch als CEO inne. In 27 % der

untersuchten Verwaltungsratsgremien sitzt jeweils der CEO als Mitglied ein.

1

Page 5: schillingreport 2014

5schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

1 Executive Summary

Frauen

Grösse der weiblichen Gremien: Für den schillingreport 2014 wurden die Daten der 50 in den Geschäftsleitungen einsitzenden Frauen

ausgewertet. Neu wurden 10 Frauen in die Geschäftsleitung eines der untersuchten Unternehmen berufen. In den Verwaltungsräten sind

108 Frauen tätig, 21 kamen neu hinzu.

Übersicht der weiblichen Gremiumsmitglieder: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen liegt bei 6 %, wobei unter den im letzten Jahr

neu in die Geschäftsleitungen eingetretenen Personen 9 % Frauen zu verzeichnen sind. Es gibt nur 3 weibliche CEOs, was 3 % aller CEOs

entspricht. Die SMI-Unternehmen verzeichnen einen Rückgang des Frauenanteils in den Geschäftsleitungen von 2 Prozentpunkten auf 6 %.

Dies entspricht 29 % aller Frauen im Gesamtsample. Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten erhöht sich auf 13 %. Der Anteil weiblicher

Verwaltungsratsmitglieder unter den Neuen liegt bei 22 %. Die einzige Verwaltungsratspräsidentin besetzt 1 % aller Verwaltungsratspräsidien.

In den SMI-Unternehmen sitzen 16 % Frauen in den Verwaltungsräten ein, was 31 % der Frauen des Gesamtsample entspricht. Innerhalb

des Sample der SMI-Unternehmen gibt es keinen weiblichen CEO, dafür 1 Verwaltungsratspräsidentin.

Alter der weiblichen Gremiumsmitglieder: Die Frauen in den Geschäftsleitungen haben ein Durchschnittsalter von 49 Jahren und

sind damit jünger als der Durchschnitt des Gesamtsample. Die im letzten Jahr neu in die Geschäftsleitungen eingetretenen Frauen

haben ein Durchschnittsalter von 45 Jahren. Die Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen sind durchschnittlich 50 Jahre alt. Mit einem

Durchschnittsalter von 53 Jahren sind die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder am ältesten. Die Verwaltungsrätinnen sind durch-

schnittlich 54 Jahre alt, die im letzten Jahr neu eingetretenen Frauen sind 53 Jahre alt. Die Ausländerinnen in den Verwaltungsräten sowie

die Verwaltungsrätinnen der SMI-Unternehmen haben ein Durchschnittsalter von 57 Jahren.

Nationalität der weiblichen Gremiumsmitglieder: 50 % aller Frauen in den Geschäftsleitungen der untersuchten Unternehmen haben

keinen Schweizer Pass. In den Verwaltungsräten sind 30 % Ausländerinnen tätig. Bei den SMI-Unternehmen ist der Ausländerinnenanteil

besonders hoch: in den Geschäftsleitungen mit 67 %, in den Verwaltungsräten mit 59 %.

Ausbildung der weiblichen Gremiumsmitglieder: Mit 88 % Hochschulabsolventinnen ist das Ausbildungsniveau der Frauen in den

Geschäftsleitungen sehr hoch, wobei die Ausländerinnen besser ausgebildet sind als das durchschnittliche weibliche Geschäftsleitungsmitglied.

Ein ähnliches Bild zeigen die Frauen in den Verwaltungsräten: 92 % haben einen Hochschulabschluss, was insbesondere auf die sehr gut

ausgebildeten Ausländerinnen und weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder zurückzuführen ist.

Verantwortungsbereiche der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder: 74 % der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder üben eine

funktionale Verantwortung als CEO, CFO, Leiterin Human Resources, Leiterin Kommunikation etc. aus. 20 % von ihnen tragen Business-Unit-

Verantwortung, und nur 8 % der Frauen sind in einer geografischen Rolle tätig.

Erfahrung der weiblichen Gremiumsmitglieder: Die Managerinnen in den Geschäftsleitungen sind seit durchschnittlich 4 Jahren in ihrer

aktuellen Position tätig. 60 % dieser Frauen wurden intern rekrutiert, d.h., sie waren bereits vor ihrer Berufung im gleichen Unternehmen

beschäftigt. 28 % sammelten in einer externen Geschäftsleitung Erfahrung, 16 % waren bisher weder im Unternehmen selbst noch in einer

anderen Geschäftsleitung tätig. Durchschnittlich sind Frauen 9 Jahre in einer Firma beschäftigt, bis sie im gleichen Unternehmen in die

Geschäftsleitung berufen werden. Managerinnen, die in einer anderen Geschäftsleitung tätig waren, werden dagegen nach durchschnittlich

7 Jahren Betriebszugehörigkeit berufen. Die Verwaltungsrätinnen sind durchschnittlich seit 4 Jahren im Amt. Nur 6 % der Verwaltungsrätinnen

waren bereits vor ihrer Nominierung operativ im gleichen Unternehmen tätig.

Ausländer

Grösse der ausländischen Gremien: In den Geschäftsleitungen der 119 untersuchten Unternehmen sind 362 ausländische Personen tätig.

In den 90 untersuchten Verwaltungsräten sitzen 292 Ausländer.

Übersicht der ausländischen Gremiumsmitglieder: Der Ausländeranteil der Geschäftsleitungen liegt bei 42 %. Unter den neu in die

Geschäftsleitungen eingetretenen Personen finden sich 48 % Ausländer. In den Verwaltungsräten ist der Ausländeranteil mit 36 % tiefer. Die

neuen Verwaltungsratsmitglieder verzeichnen einen Ausländeranteil von 51 %. Von den CEOs haben 39 % keinen Schweizer Pass, bei den

Verwaltungsratspräsidenten liegt der Anteil Ausländer mit 26 % deutlich tiefer.

Alter der ausländischen Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter ausländischer Geschäftsleitungsmitglieder ist 52 Jahre. Die Ausländer

unter den Verwaltungsratsmitgliedern sind durchschnittlich 59 Jahre alt. Beide Werte entsprechen in etwa dem Durchschnitt des jeweiligen

Gesamtsample.

Nationalität der ausländischen Gremiumsmitglieder: In den Geschäftsleitungen sind 42 % Ausländer vertreten. 29 % der Ausländer sind

Angelsachsen, 32 % stammen aus Deutschland. Unter den im letzten Jahr neu hinzugekommenen Geschäftsleitungsmitgliedern machen

jene aus dem angelsächsischen Raum 16 % aus, die Deutschen 35 %. Auch in den Verwaltungsräten dominieren Ausländer aus dem angel-

sächsischen Raum mit einem Anteil von 36 %, wobei die US-Amerikaner 20 % stellen. Der Anteil der Deutschen unter den ausländischen

Verwaltungsratsmitgliedern beträgt 25 %.

Page 6: schillingreport 2014

6 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

1 Executive Summary

Ausbildung der ausländischen Gremiumsmitglieder: Unter den Ausländern ist das Ausbildungsniveau sehr hoch. In den Geschäftsleitungen

weisen diese einen Akademikeranteil von 89 % aus. Demgegenüber erlangten von den Schweizern nur 70 % einen akademischen Grad. Von

den Ausländern, die in den Verwaltungsräten einsitzen, graduierten sogar 95 % an einer Universität.

Verantwortungsbereiche der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder: Auch bei den Verantwortungsbereichen weist die Gruppe der

Ausländer deutliche Unterschiede zum Gesamtsample auf: 49 % haben eine funktionale Verantwortung, 31 % leiten eine Business Unit, und

27 % sind in einer geografischen Position tätig. Letztere liegen 10 Prozentpunkte über dem Gesamtdurchschnitt.

Erfahrung der ausländischen Gremiumsmitglieder: Die ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder sind seit durchschnittlich 5 Jahren im

Amt. 62 % waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen angestellt. Ausländische Geschäftsleitungsmitglieder

müssen bis zu ihrer Berufung gleich lang im Unternehmen tätig sein wie das Gesamtsample, nämlich 13 Jahre. 35 % weisen externe

Geschäftsleitungserfahrung auf. Die ausländischen Verwaltungsratsmitglieder sind durchschnittlich seit 5 Jahren im Amt. 10 % von ihnen

waren bereits vor ihrer Berufung in den Verwaltungsrat operativ im gleichen Unternehmen tätig.

SMI-Unternehmen

Grösse der SMI-Gremien: Der SMI besteht aus 20 Unternehmen mit insgesamt 201 Geschäftsleitungs- und 215 Verwaltungsratsmitgliedern.

Die durchschnittliche Grösse der Geschäftsleitung liegt bei 9 Mitgliedern. Die Verwaltungsräte zählen durchschnittlich 11 Mitglieder.

Veränderungen innerhalb der SMI-Gremien: In 55 % der Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen gab es im letzten Jahr Veränderungen.

Die 23 neuen Geschäftsleitungsmitglieder entsprechen einem Anteil von 11 %. Demgegenüber verzeichneten 70 % der Verwaltungsräte in

SMI-Unternehmen Veränderungen. 11 % der Verwaltungsratsmitglieder kamen dabei neu in ihr Amt. Dies entspricht 23 Mitgliedern.

Zusammensetzung der SMI-Gremien: Der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen ist um 2 Prozentpunkte auf

6 % gesunken. Die SMI-Unternehmen beriefen keine neuen Frauen in die Geschäftsleitung. Die Verwaltungsräte haben einen Frauenanteil

von 16 %, wobei von den neuen Verwaltungsratsmitgliedern 35 % Frauen sind. Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen der SMI-

Unternehmen liegt bei 65 %, unter den Neuen bei 61 %. Von den Verwaltungsratsmitgliedern sind 61 % Ausländer, bei den neu eingetre-

tenen Verwaltungsratsmitgliedern sind es 70 %.

Alter der SMI-Gremiumsmitglieder: Das Durchschnittsalter der Geschäftsleitungsmitglieder in SMI-Unternehmen liegt bei 53 Jahren, das

der Neuen bei 49 Jahren. Die Verwaltungsratsmitglieder sind mit durchschnittlich 60 Jahren deutlich älter. Die im Erhebungszeitraum neu

hinzugekommenen Verwaltungsratsmitglieder sind im Schnitt 54 Jahre alt.

Nationalität der SMI-Gremiumsmitglieder: In den Geschäftsleitungen von SMI-Unternehmen lassen sich neben der Schweizer 26 weitere

Nationalitäten nachweisen. In den SMI-Geschäftsleitungen machen die Angelsachsen 43 % aller Ausländer aus, in den SMI-Verwaltungsräten

sind es 44 %. Die Deutschen unter den ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern liegen mit 10 % nach den US-Amerikanern,

Franzosen und Briten auf Platz 4. Die Angelsachsen stellen 28 % aller neuen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder, Deutsche wurden keine beru-

fen. Unter den Ausländern in den SMI-Verwaltungsräten dominieren mit 27 % ebenfalls die US-Amerikaner.

Ausbildung der SMI-Gremiumsmitglieder: Das Ausbildungsniveau der Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder von SMI-Unter -

neh men ist sehr hoch. 96 % der Geschäftsleitungsmitglieder basieren auf einem Hochschulabschluss, 89 % sind Akademiker, 22 % promo-

vierten. Von den Verwaltungsratsmitgliedern erlangten 93 % einen akademischen Grad, 41 % tragen einen Doktortitel.

Verantwortungsbereiche der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder: 52 % der Geschäftsleitungsmitglieder von SMI-Unternehmen haben eine

funktionale Verantwortung als CEO, CFO, Personalleiter etc. inne, 36 % sind in einer Business-Unit-Verantwortung, und 26 % üben eine

geografische Rolle aus.

Erfahrung der SMI-Gremiumsmitglieder: 78 % der Geschäftsleitungsmitglieder von SMI-Unternehmen wurden intern rekrutiert und waren

somit vor ihrer Berufung in das Führungsgremium bereits im gleichen Unternehmen tätig. 20 % sammelten Erfahrung in einer externen

Geschäftsleitung. Durchschnittlich sind die SMI-Geschäftsleitungsmitglieder seit 5 Jahren in der aktuellen Geschäftsleitung tätig. Manager,

die bereits vor ihrer Berufung im Unternehmen angestellt waren, weisen ein Dienstalter von 25 Jahren aus. Sie wurden nach durchschnittlich

14 Jahren in die Geschäftsleitung berufen. Manager, die vorher in einer anderen Geschäftsleitung tätig waren, werden hingegen schon nach

durchschnittlich 4 Jahren in das Führungsgremium befördert. Das Verwaltungsratsmitglied eines SMI-Unternehmens ist durchschnittlich seit

6 Jahren im Amt. 16 % der SMI-Verwaltungsratsmitglieder waren vor ihrer Berufung operativ im Unternehmen tätig. Nach durchschnittlich

17 Dienstjahren wurden diese in den Verwaltungsrat gewählt und sind nun seit durchschnittlich 8 Jahren im Amt. Von dieser Gruppe arbei-

teten 53 % zuvor als CEO und/oder Geschäftsleitungsmitglied. 6 % aller SMI-Verwaltungsratsmitglieder üben gleichzeitig eine operative

Funktion im Unternehmen aus. Die Doppelfunktion von Verwaltungsratspräsident und CEO kommt bei den SMI-Unternehmen einmal vor.

33 % aller CEOs sind gleichzeitig Mitglieder des Verwaltungsrats im Unternehmen.

Page 7: schillingreport 2014

7schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

1 Executive Summary

CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

Grösse des Sample der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Für die Erhebung wurden die Daten von 120 CEOs ausgewertet. 18 CEOs

kamen neu ins Amt (15 %). Von den 90 Verwaltungsratspräsidenten wurden 12 neu an die Spitze berufen (13 %).

Übersicht der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Im gesamten Sample gibt es nur 3 weibliche CEOs (3 %) und

1 Verwaltungsratspräsidentin (1 %). Bei den SMI-Unternehmen ist keine Frau als CEO tätig und nur 1 als Verwaltungsratspräsidentin.

Alter der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Der durchschnittliche CEO ist 53 Jahre alt, die im letzten Jahr neu eingetretenen CEOs

sind 51 Jahre alt. Das Durchschnittsalter der Verwaltungsratspräsidenten beträgt 61 Jahre, das der Neuen ebenfalls 61 Jahre.

Nationalität der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: 39 % der CEOs haben keinen Schweizer Pass und stammen aus 14 Nationen.

Den grössten Anteil stellen dabei die Deutschen (40 %). 26 % der Verwaltungsratspräsidenten stammen nicht aus der Schweiz, sondern aus

11 anderen Nationen. Auch hier stellen die Deutschen die grösste Gruppe (39 %).

Ausbildung der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Das Ausbildungsniveau der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten ist hoch.

88 % der CEOs basieren auf einem Hochschulabschluss, 20 % promovierten. Von den Verwaltungsratspräsidenten studierten 88 % an einer

Hochschule. 34 % tragen einen Doktortitel.

Erfahrung der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten: Der durchschnittliche CEO ist seit 5 Jahren im Amt. 72 % der CEOs wurden intern

rekrutiert und waren vor ihrer Berufung durchschnittlich 19 Jahre lang im Unternehmen tätig. Der durchschnittliche Verwaltungs rats präsident

ist seit 10 Jahren Mitglied des Verwaltungsrats. Die Präsidenten sind seit 6 Jahren im Amt. 26 % von ihnen waren bereits vor ihrer Berufung

in den Verwaltungsrat während 18 Jahren operativ im gleichen Unternehmen tätig. Insgesamt sind diese seit durchschnittlich 26 Jahren im

Unternehmen beschäftigt.

Page 8: schillingreport 2014

8 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

EinleitungZum neunten Mal erhebt die guido schilling ag die Daten zur Zusammensetzung der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte

der rund 100 grössten Schweizer Unternehmen. Ein Engagement, das sich auszahlt. Der schillingreport, so steht es im Titel, will

«Transparenz an der Spitze» schaffen und hat sich damit als unabhängiges und anerkanntes Instrument der Bestandsaufnahme

und der weiterführenden Analyse der Führungsetagen in der Schweiz etabliert.

Die Untersuchungsmethoden sind über die vergangenen Jahre die gleichen geblieben. Als Basis dient das umfangreiche

Datenmaterial, welches vom internen Projektteam der guido schilling ag zusammengetragen wird. Eigene Recherchen, persönliche

Befragungen und direkte Anfragen bei Unternehmen, die üblicherweise keine Daten öffentlich publizieren, machen die Erhebung

so wertvoll. Die Vollständigkeitsrate der Daten für die Geschäftsleitungen beträgt 94 %, jene für die Verwaltungsräte liegt bei 97 %.

Der Stichtag für die Erhebung ist der 31. Dezember 2013.

Seit 2010 werden neben den Daten der Geschäftsleitungen auch die Daten der Verwaltungsräte erhoben. Die Zusammensetzung

dieser beiden Gremien sowie deren Korrelation bilden die zentrale Grundlage des schillingreport. Trends und Entwicklungen

werden zusätzlich anhand der Untergruppen Frauen, Ausländer, SMI-Unternehmen sowie CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

gesondert untersucht und analysiert.

Auch in diesem Jahr enthält der schillingreport eine Reihe von Interviews mit Persönlichkeiten aus der Wirtschaft. Ihre Ansichten

bieten neben der Datenanalyse eine interessante und abwechslungsreiche Lektüre.

Allgemeine Angaben zum ReportIm neunten Erhebungsjahr erfreut sich der schillingreport einer durchgehend breiten Akzeptanz. Das interne Projektteam der

guido schilling ag recherchierte die relevanten Daten über die unterschiedlichsten Kanäle und fragte fehlende Daten direkt bei den

Unternehmen nach. So stellten auch dieses Jahr Unternehmen Informationen zur Verfügung, welche nicht öffentlich zugänglich

sind. Der schillingreport basiert auch in seinem neunten Erscheinungsjahr auf einer soliden Datenkonsistenz.

AnhangDas gesamte Zahlenmaterial der vergangenen Jahre wurde in einem separaten Anhang zusammengefasst und kann online unter

www.schillingreport.ch bezogen werden. Somit ist gewährleistet, dass die vollständigen Datenreihen öffentlich einsehbar sind und

Interessengebiete individuell nachverfolgt werden können.

Untersuchte Samples

Die Liste aller untersuchten Firmen kann der Seite 50 entnommen werden. Alle 20 Unternehmen des Swiss Market Index (SMI) wurden auch

2014 in die Untersuchung einbezogen. Der Stichtag der Erhebung ist der 31. Dezember 2013.

Die Grösse eines Sample kann sich von Fragestellung zu Fragestellung unterscheiden. Dies ist darauf zurückzuführen, dass für manche

Erhebungen nicht von allen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitgliedern die vollständigen Daten vorliegen.

Alle Prozentzahlen wurden – bis auf wenige Ausnahmen – gemäss den gängigen Regeln auf ganze Zahlen gerundet, da Kommastellen eine

Genauigkeit vorspiegeln, die nicht der Realität entspricht. Umgekehrt können sich aufgrund der Rundungen kleine Verschiebungen ergeben.

Den im Untersuchungsjahr neu in den Gremien vertretenen Mitgliedern kommt in der Auswertung eine besondere Bedeutung zu, da sich an

ihnen Neuerungen und Trends oftmals besser aufzeigen lassen.

Das Gesamtsample beinhaltet sowohl Konzerne als auch deren Tochtergesellschaften, welche den Kriterien der Auswahl genügen. Diese

vermeintliche Doppelspurigkeit erweist sich als notwendig, da manche Tochtergesellschaften eine dominante Rolle im Schweizer Markt

einnehmen. So wurde beispielsweise sowohl die Konzernmutter Zurich Insurance Group als auch die Schweizer Ländergesellschaft

Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG ausgewertet. Ein weiteres Beispiel für eine Mehrfacherfassung ist die Coop-Gruppe mit ihren

Tochtergesellschaften Bell Holding AG und Bell Schweiz AG. Bei der Erhebung der Verwaltungsräte wurden die Tochtergesellschaften,

Ländergesellschaften und Konzerndivisionen konsequenterweise weggelassen.

2

3

Page 9: schillingreport 2014

9schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

GL 2014 2013 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 Total untersuchte Unternehmen

137 137 130 130 129 130 126 129 130

Effektiv im Report enthaltene Unternehmen

119 100 % 119 100 % 115 100 % 116 100 % 115 100 % 116 100 % 111 100 % 112 100 % 113 100 %

Vollständige Angaben verfügbar

112 94 % 112 94 % 108 94 % 108 93 % 107 93 % 108 93 % 103 93 % 105 94 % 106 94 %

Die Grösse des Sample variiert über die Jahre aufgrund von Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI. Auch Veränderungen

innerhalb eines Unternehmens können zur Folge haben, dass die zugrunde liegenden Kriterien für die Aufnahme in den schillingreport nicht

mehr erfüllt werden. Aktuell wurden für den schillingreport 852 Geschäftsleitungsmitglieder in 119 Unternehmen untersucht.

VR 2014 2013 2012 2011 2010Total untersuchte Unternehmen

101 102 102 102 101

Effektiv im Report enthaltene Unternehmen

90 100 % 89 100 % 89 100 % 89 100 % 88 100 %

Vollständige Angaben verfügbar

87 97 % 86 97 % 86 97 % 84 94 % 83 94 %

Das Sample der Verwaltungsräte ist kleiner als jenes der Geschäftsleitungen, da die Verwaltungsräte von Schweizer Ländergesellschaften

sowie solche von Konzerndivisionen nicht einbezogen wurden. Eine Erhebung dieser Gremien würde das Bild des Sample verzerren. Aktuell

wurden 822 Verwaltungsratsmitglieder in 90 Unternehmen untersucht.

Branchenverteilung der untersuchten Unternehmen

Im schillingreport 2014 sind 119 Unternehmen aus 17 verschiedenen Branchen vertreten. Es dominieren die Versicherungen (16), gefolgt

von der Maschinenindustrie (15) und der Baubranche (12).

Geringe Abweichungen entstehen, wie auch bei der Erhebung der Daten der Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte, aufgrund von

Fusionen, Übernahmen und der Zusammensetzung des SMI. Genauso können Veränderungen innerhalb eines Unternehmens zum Ausschluss

führen, nämlich dann, wenn die zugrunde liegenden Kriterien für den schillingreport nicht mehr erfüllt werden. Mehrheitlich entspricht die

Branchenverteilung der vorliegenden Untersuchung aber der Segmentierung der Vorjahre.

3 Allgemeine Angaben zum Report

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

16

Versicherungen

Maschinen

Chemie / Pharma

Bau

Detailhandel

Nahrungsmittel

Banken

Tourismus

Dienstleistu

ngen

Gastronomie

ElektronikLogistik

Energie

Grosshandel

IT / Telco

Medien

Uhren / Schmuck

15

12

1010

7 76 6 6

54 4

33 32

Branchengruppen

An

zah

l Un

tern

ehm

en

Page 10: schillingreport 2014

10 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

4 Die Führungsgremien der UnternehmenDas Hauptkapitel des schillingreport befasst sich mit der Grösse, den Veränderungen und der Zusammensetzung der Gremien,

dem Alter der Mitglieder sowie deren Ausbildung und Erfahrung und untersucht bei den Geschäftsleitungsmitgliedern auch deren

Verantwortungsbereiche. Ein gesonderter Blick richtet sich dabei auf die neuen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder.

Diese Zahlen bilden die Referenz für die anschliessende Betrachtung interessanter Untergruppen.

Grösse der Gremien

Ein wichtiges Thema in jedem Unternehmen ist die Grösse der Gremien. Die ideale Geschäftsleitungsgrösse richtet sich oft nach

den Kompetenzen, die vertreten sein sollen, und danach, welche Mitgliederzahl einen regelmässigen Sitzungsrhythmus zulässt.

Geschäftsleitungen

Grösse der GL 2014 Anzahl Unternehmen 119 100 %

Durchschnittliche Grösse GL 7

Häufigste Grösse GL 7

Unternehmen mit erweiterter GL 9 8 %

Die Zahlen zur Grösse der Geschäftsleitungen sind über die Jahre nahezu konstant. Durchschnittlich bestehen die Geschäftsleitungen aus

7 Mitgliedern, wobei ihre Zusammensetzung innerhalb des Sample variieren kann – von 1 Mitglied bis 13 Mitgliedern. Es ist anzumerken,

dass nur 9 Unternehmen eine erweiterte Geschäftsleitung haben. Im Jahr 2006 war dies noch bei 20 Unternehmen der Fall.

Häufigkeitsverteilung der verschiedenen GL-Grössen

0

5

10

15

20

2

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

66

10

1516 16

19

98

5 5

2

Anzahl GL-Mitglieder

An

zah

l GL

Grösse der GL in Bezug auf die Branchen

0

2

4

6

8

10 9

IT / Telco

Uhren / Schmuck

Versicherungen

Tourismus

Banken Bau

Chemie / Pharma

Logistik

Dienstleistu

ngenMedien

Nahrungsmittel

Maschinen

DetailhandelEnergie

Gastronomie

Elektronik

Grosshandel

88 8 877 7 7 7 7

6 6665

4

Branchengruppen

An

zah

l GL-

Mit

glie

der

Die Zahlen zeigen, dass eine Häufung von 6 Branchen eine durchschnittliche Geschäftsleitungsgrösse von 7 Mitgliedern aufweist, was dem

Gesamtdurchschnitt entspricht.

4.1

Page 11: schillingreport 2014

11schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrätin zu engagieren?

Ein Verwaltungsratsmandat ist eine verantwortungsvolle, spannende Aufgabe, die es einem

erlaubt, die strategische Ausrichtung einer Firma mitzugestalten. Das hat mich sowohl per-

sönlich wie auch intellektuell motiviert.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien?

Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung als strategisches Ziel festzulegen?

Persönlich lehne ich eine Quote nicht ab, aber ich propagiere sie auch nicht. Wenn eine

schnelle Veränderung der traditionellen Rollenbilder gewünscht ist, so ist die Frauenquote

ein gutes Instrument. Nehmen wir Indien als Beispiel. Da Frauen wegen ihres Geschlechts

eine starke Diskriminierung erfuhren, wurde 1993 ein Gesetz erlassen, welches verlangte,

dass ein Drittel aller Bürgermeister weiblich sein müssen. Dies veränderte das Rollenbild

sehr schnell, und viele Eltern strebten für ihre Töchter eine politische Karriere an. So ist in

der allgemeinen Wahrnehmung – 20 Jahre nach Einführung dieses Gesetzes – ein guter

Bürgermeister in Indien nicht mehr zwingend männlich. Das grosse Problem der Quote ist,

dass keine Frau eine Quotenfrau sein will. Deshalb konzentriert sich meine Forschung darauf,

wie man auf anderen Wegen über Stereotypen hinwegkommen kann.

Wo setzt die Forschung diesbezüglich an?

Die Diskriminierung von Frauen ist ein Fehler im Gehirn. Dass Menschen Fehler machen,

hängt nicht mit deren Intelligenz zusammen, sondern mit der Funktionsweise des Gehirns.

Wir alle sind durch Stereotypen geprägt, und unser Gehirn hat verstanden, dass es gewisse

Berufe gibt, die eher dem weiblichen Geschlecht zugeordnet werden, und solche, die mit dem männlichen Geschlecht assoziiert werden.

Diese Vorstellung führt dazu, dass wir automatisch eine Kindergärtnerin statt eines Kindergärtners und eher einen männlichen CEO

als einen weiblichen erwarten. So wurden wir zu Diskriminierung konditioniert, obwohl die meisten Leute sich niemals als sexistisch

bezeichnen würden.

Die Forschung setzt dort an, wie wir trotz Konditionierung Verfahren einrichten können, die es ermöglichen, richtige bzw. faire Ent-

scheidungen zu treffen und irrelevante Faktoren beiseite zu lassen. Viele renommierte Orchester haben ihr Auswahlverfahren zur

Einstellung neuer Musiker angepasst. Sie lassen seit geraumer Zeit die Anwärter hinter einem Vorhang vorspielen. Im Vordergrund steht

hierbei, dass die Auswählenden allein die fachliche Qualifikation der Anwärter beurteilen und nicht von äusserlichen Merkmalen beein-

flusst werden. Dies soll sicherstellen, dass wirklich die Besten ausgewählt werden. Innert kürzester Zeit wurden so umgehend deutlich

mehr Musikerinnen engagiert.

Wie bringen Sie Arbeit und Familie – Sie sind ja zweifache Mutter – unter einen Hut?

Mein Mann ist Anwalt, und wir arbeiten beide zu 100 Prozent. Die Kinder betreuen wir gemeinsam. Ich muss aber auch sagen, dass dies

in den USA absolut üblich ist und Vollzeit arbeitende Mütter hier an der Tagesordnung sind. Ganztagesschulen und die Integration der

Kinder in den Berufsalltag zeugen von dieser Haltung. In Harvard zum Beispiel enden die Fakultätssitzungen um 17.30 Uhr, damit man

die Kinder vor 18 Uhr von der Krippe abholen kann.

Was raten Sie Frauen, die sich stärker in Führungsgremien einbringen möchten?

Nehmen wir die Qualifikation der Interessentinnen einmal als gegeben an. Jetzt geht es nur noch darum, sich vom Rest der anderen qualifi-

zierten Bewerber abzusetzen und ein glaubwürdiges Signal für das eigene Führungspotenzial zu senden. Man muss wahrgenommen werden.

Dies ergibt sich z.B. durch die Teilnahme an relevanten Konferenzen, eine Weiterbildung, die auch bezüglich des eigenen Netzwerks

eine grosse Bereicherung sein kann, oder durch den Kontakt mit Executive Searchern. Die Interessentinnen müssen Aufgaben identi-

fizieren, mit denen sie sich innerhalb und ausserhalb der Organisation, in der sie tätig sind, profilieren können. Aber lassen Sie mich

damit schliessen, dass ich Frauen zwar gern Ratschläge gebe, aber nicht den Eindruck erwecken möchte, dass die Untervertretung von

Frauen in Führungspositionen ein Problem der Frauen ist. Die hoch qualifizierten Musikerinnen, die vor der Einführung des Vorhangs

nicht ausgewählt wurden, haben nichts falsch gemacht. Sie wurden nicht gewählt, weil sie Frauen sind – eine meist unbeabsichtigte

Diskriminierung, die weder den Orchestern noch den Frauen half. Um im Wettbewerb bestehen zu können, müssen Organisationen

daher Rahmenbedingungen schaffen, die es erlauben, bessere und fairere Entscheidungen zu treffen, d.h. die besten anzustellen und zu

befördern und nicht diejenigen, die einem Klischee entsprechen.

Prof. Dr. Iris Bohnet

Iris Bohnet ist seit 2006 Professor of Public Policy

und seit 2011 Academic Dean der Harvard Kennedy

School (USA). An der Universität Zürich erwarb sie

einen Master-Abschluss in Wirt schafts geschichte,

Wirtschaftswissenschaften und Politik wissenschaft

so wie einen Doktorabschluss in Wirt schafts wissen-

schaften. Frau Bohnet ist zurzeit Mitglied des Ver-

waltungs rats der Credit Suisse, Universitätsrätin

der Universität Luzern, Mitglied des Beirats der

Wirtschaftsuniversität Wien und Mitglied des Global

Agenda Council on Women’s Em powerment des World

Economic Forum. Sie leitet das Executive Program for

the World Economic Forum’s Young Global Leaders der

Harvard Kennedy School.

«Die Diskriminierung von Frauen ist ein Fehler im Gehirn.»

Page 12: schillingreport 2014

12 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

Verwaltungsräte

Grösse des VR 2014 Anzahl Unternehmen 90

Durchschnittliche Grösse VR 9

Häufigste Grösse VR 7

Das Gremium Verwaltungsrat ist im Schnitt mit 9 Mitgliedern deutlich grösser als das Gremium Geschäftsleitung. Dabei variiert die Grösse

des Verwaltungsrats von 1 Mitglied bei der Mövenpick Holding AG bis zu 40 Mitgliedern bei der Suva.

Häufigkeitsverteilung der verschiedenen VR-Grössen

0

2

4

6

8

10

12

14

16

18

20

1

11

19

9

18

55

1 4 5 6 7 8 9 10 11 12

6

13

1

18

3333

14

1

19

1

23

1

40

Anzahl VR-Mitglieder

An

zah

l VR

41 % aller Verwaltungsratsgremien haben eine Grösse von 7 oder 9 Mitgliedern. Dabei umfasst jede dieser Gremiumsgrössen 18 oder 19

Unternehmen. Eine Grösse von 6 oder 8 Mitgliedern findet sich bei 22 % der Verwaltungsräte.

Grösse des VR in Bezug auf die Branchen

0

2

4

6

8

10

12

1413

Energie

Uhren / Schmuck

Banken

Detailhandel

Versicherungen

Chemie / Pharma

Tourismus

Grosshandel

IT / Telco

Nahrungsmittel

Bau

MaschinenMedien

Elektronik

Gastronomie

1110

998

777 7 7 766

333

Branchengruppen

An

zah

l VR

-Mit

glie

der

Logistik

Dienstleistu

ngen

Obwohl die durchschnittliche Grösse des Verwaltungsrats 9 Mitglieder bilden, zeigt sich bei einer Betrachtung der Unternehmen nach

Branchen, dass die Grösse von 7 Mitgliedern, wie schon 2012, am häufigsten vorkommt (2013: 8 Mitglieder).

Page 13: schillingreport 2014

13schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Veränderungen innerhalb der Gremien

Die Führungsgremien von Unternehmen unterliegen mehr oder weniger starken Veränderungen. Während der vergangenen 9 Jahre

liessen sich Vergrösserungen, Verkleinerungen oder Abweichungen in der personellen Zusammensetzung bei gleichbleibender

Mitgliederzahl beobachten.

Geschäftsleitungen

Veränderungen innerhalb der GL 2014 Identische GL wie im Vorjahr 52 45 %

Gleiche GL-Grösse wie im Vorjahr mit veränderter Zusammensetzung 21 18 %

Vergrösserung der GL 22 19 %

Verkleinerung der GL 21 18 %

Total 116 100 %

Über den gesamten Erhebungszeitraum von 9 Jahren gibt es keine Firma mit einem unveränderten Führungsteam. Alle Unternehmen

weisen mindestens in einem Jahr eine Veränderung in der Geschäftsleitung auf. Aktuell operieren 45 % der Unternehmen mit demselben

Führungsteam wie vergangenes Jahr. 2013 lag dieser Wert bei 29 %. Vergrösserungen und Verkleinerungen der Geschäftsleitungen vollzogen

sich um durchschnittlich 1 bis 2 Sitze.

Verwaltungsräte

Veränderungen innerhalb des VR 2014 Identischer VR wie im Vorjahr 33 38 %

Gleiche VR-Grösse wie im Vorjahr mit veränderter Zusammensetzung 21 24 %

Vergrösserung des VR 14 16 %

Verkleinerung des VR 19 22 %

Total 87 100 %

Entgegen der 2011 getroffenen Annahme, dass Verwaltungsräte stabilere Gremien seien als Geschäftsleitungen, zeigte sich 2012 ein

anderes Bild: Nur 25 % der Unternehmen hatten keine Veränderung im Verwaltungsrat zu verzeichnen, dies im Gegensatz zu 33 % der

Geschäftsleitungsgremien ohne Veränderungen. Im schillingreport 2013 zeigten sich die Verwaltungsräte wieder stabiler als die Geschäfts-

leitungen. 37 % aller Verwaltungsratsgremien blieben unverändert, während 29 % der Geschäftsleitungen keine Veränderung erfuhren.

Aktuell sind die Geschäftsleitungen mit 45 % unveränderten Gremien deutlich stabiler als vergangenes Jahr (29 %) und somit auch stabiler als

die Verwaltungsratsgremien. Diese liegen mit 38 % unveränderten Gremien 1 Prozentpunkt über dem letztjährigen Wert. Da der schillingre-

port die Verwaltungsräte aber erst seit 2010 erfasst, wird es interessant sein, die Wechselraten über die kommenden Jahre zu beobachten.

Vergrösserungen und Verkleinerungen der Verwaltungsratsgremien vollzogen sich in der Regel um 1 bis 2 Sitze.

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

4.2

Page 14: schillingreport 2014

14 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Zusammensetzung der Gremien

Die Zusammensetzung von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten ist ein breit diskutiertes Thema. Kaum ein Tag vergeht,

an dem sich die öffentliche Meinung nicht zu Frauenquoten, Internationalisierung und Diversity äussert. Das folgende Kapitel

beschäftigt sich im Detail mit der Zusammensetzung der Führungsgremien von Unternehmen, wobei interessante Untergruppen

in Kapitel 5 gesondert betrachtet werden.

Geschäftsleitungen

Zusammensetzung der GL 2014 Anzahl Unternehmen 119

Total GL-Mitglieder 852 100 %

Anteil Frauen 50 6 %

Anteil Männer 802 94 %

Anteil Schweizer 490 58 %

Anteil Ausländer 362 42 %

Anteil Neue 107 13 %

Anteil Neue 107 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen 10 9 %

Anteil Männer unter den Neuen 97 91 %

Anteil Schweizer unter den Neuen 56 52 %

Anteil Ausländer unter den Neuen 51 48 %

Nach einer zweijährigen Stagnation bei 45 % sinkt der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen in diesem Jahr auf 42 %. Verzeichnete

man von 2006 bis 2011 einen Anstieg des Ausländeranteils um 9 Prozentpunkte von 36 % auf 45 %, so schwächte sich diese Entwicklung

in den vergangenen beiden Jahren ab. 2012 ergab sich diese Entwicklung u.a. wegen des tieferen Ausländeranteils unter den neuen

Geschäftsleitungsmitgliedern (44 %). 2013 machten die Ausländer unter den Neuen aber 52 % aus, was dem zweithöchsten Wert des

gesamten Erhebungszeitraums entspricht. Dies lässt darauf schliessen, dass es unter den Ausländern viele Abgänge gab. Im schillingreport

2014 liegt der Anteil der Ausländer unter den Neuen wieder bei 48 %. Auch in der aktuellen Erhebungsperiode muss davon ausgegangen

werden, dass viele Ausländer die Geschäftsleitungen der 100 grössten Arbeitgeber verlassen haben. Hochinteressant wird es sein, welche

Erkenntnisse die kommenden Jahre dazu liefern werden.

Auch in diesem Jahr verzeichnen die Geschäftsleitungen einen Frauenanteil von 6 %. Obwohl Frauen in der Zusammensetzung von

Geschäftsleitungen nach wie vor eine etwas untergeordnete Rolle spielen, scheinen die Bemühungen der Unternehmen langsam, aber stetig

Früchte zu tragen, und eine gewisse positive Tendenz ist spürbar. Dies zeigt sich insbesondere bei den neuen Geschäftsleitungsmitgliedern.

Verzeichnete man 2011 noch hoffnungsvolle 13 % Frauen unter den Neuen, so sank dieser Wert 2012 auf 9 %, 2013 auf 8 % und erhöhte

sich dieses Jahr wieder auf 9 %. Eine positive Entwicklung ergibt sich zudem durch weniger Abgänge von Frauen, was wiederum als Zeichen

in die richtige Richtung gewertet werden kann.

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

4.3

Page 15: schillingreport 2014

15schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

15

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

4.4

Verwaltungsräte

Zusammensetzung des VR 2014 Anzahl Unternehmen 90

Total VR-Mitglieder 822 100 %

Anteil Frauen 108 13 %

Anteil Männer 714 87 %

Anteil Schweizer 530 64 %

Anteil Ausländer 292 36 %

Anteil Neue 97 13 %

Anteil Neue 97 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen 21 22 %

Anteil Männer unter den Neuen 76 78 %

Anteil Schweizer unter den Neuen 48 49 %

Anteil Ausländer unter den Neuen 49 51 %

Dieses Jahr stagniert der Ausländeranteil bei 36 %, was nach wie vor dem höchsten Wert des gesamten Erhebungszeitraums entspricht. In

den Verwaltungsräten sind die Ausländer auf dem Vormarsch. Dies zeigt sich insbesondere unter den neuen Verwaltungsratsmitgliedern,

welche aktuell einen Anteil von 51 % (2013: 49 %) Ausländern verzeichnen.

In den Verwaltungsräten lässt sich auch dieses Jahr eine spürbare Entwicklung der Frauenanteile beobachten. Der Anteil Verwaltungsrätinnen

stieg von 10 % in 2010 auf 13 % in 2014 an. Diese positive Veränderung wird auch dieses Jahr durch die hohen Zugänge weiblicher

Verwaltungsräte unterstrichen. Unter den neuen Verwaltungsräten finden sich 22 % Frauen (2013: 23 %). Somit wurde mehr als jeder fünfte

vakante Verwaltungsratssitz mit einer Frau besetzt.

Alter der GremiumsmitgliederOftmals wird das Alter einer Person mit deren Erfahrung gleichgesetzt. Dies mag in vielen Fällen zutreffen. Als wichtig erweist sich

für Mitglieder von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten aber insbesondere die branchenrelevante Kompetenz, die nötig ist,

um das Amt und die damit verbundenen Aufgaben optimal auszufüllen.

Geschäftsleitungen

Alter der GL-Mitglieder 2014 Durchschnittsalter GL-Mitglieder 51 Jahre

Durchschnittsalter neuer GL-Mitglieder 48 Jahre

Das Durchschnittsalter beträgt bei den Geschäftsleitungsmitgliedern 51 Jahre und bei den Neuen 48 Jahre. Beide Werte sind über den

gesamten Erhebungszeitraum nahezu konstant mit einer leichten Tendenz zu älteren Managern.

Verwaltungsräte

Alter der VR-Mitglieder 2014 Durchschnittsalter VR-Mitglieder 59 Jahre

Durchschnittsalter neuer VR-Mitglieder 54 Jahre

Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist unverändert 59 Jahre alt und somit 8 Jahre älter als das durchschnittliche

Geschäftsleitungsmitglied. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder sind mit 54 Jahren um 6 Jahre älter als die neuen Geschäftsleitungsmitglieder.

Page 16: schillingreport 2014

16 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Ausbildung der Gremiumsmitglieder

Welche Berufslaufbahn, welches Studium, welche Titel und welche Weiterbildungen haben die Mitglieder der beiden

Führungsgremien? Gibt es Unterschiede in der Qualifikation von Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitgliedern? Welche

Ausbildungen qualifizieren für Führungspositionen? Das alles sind Fragen, denen diese Erhebung nachgeht. Der Begriff «Hoch-

schule» wird im Folgenden für Universität und FH zusammengefasst gebraucht, wohingegen sich der Begriff «Akademiker»

ausschliesslich auf universitäre Abschlüsse bezieht.

Geschäftsleitungen

Ausbildungen der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 821 100 % 104 100 %

Akademiker 618 75 % 76 73 %

FH-Absolventen 119 14 % 20 19 %

Matura 8 1 % – –

Berufsausbildung 74 9 % 8 8 %

Anderer Werdegang 2 < 1 % – –

Weiterbildungen 368 45 % 43 41 %

Doktortitel 144 18 % 10 10 %

FH-Absolventen 119 100 % 20 100 %

Wirtschaft 59 49.5 % 5 25 %

Technisch-naturwissenschaftlich 47 39.5 % 10 50 %

Hotelfach 11 9 % 5 25 %

Kombinationen 2 2 % – –

Akademiker 618 100 % 76 100 %

Wirtschaft 252 41 % 30 39 %

Technisch-naturwissenschaftlich 203 33 % 31 41 %

Jura 74 12 % 5 6.5 %

Andere Fachrichtung 38 6 % 8 10.5 %

Kombinationen 51 8 % 2 3 %

Das Ausbildungsniveau der Geschäftsleitungsmitglieder ist über den gesamten Erhebungszeitraum konstant hoch. 89 % haben einen Hoch-

schul abschluss, was ein klarer Indikator dafür ist, dass eine gute theoretische Basis zum Rucksack eines Managers gehört. Mit 18 % erlangte

nahezu jedes fünfte Geschäftsleitungsmitglied einen Doktortitel, was dem tiefsten Wert im gesamten Erhebungszeitraum entspricht. Dies

lässt sich u.a. durch den tiefen Anteil von 10 % an Promovierten unter den Neuen erklären. Gleichzeitig dürften unter den Abgängen einige

Promovierte zu verzeichnen sein. Der Trend zu Weiterbildungen stieg über den gesamten Erhebungszeitraum kontinuierlich an und bewegt

sich dieses Jahr mit 45 % 1 Prozentpunkt über dem Niveau der vergangenen 2 Jahre (44 %).

Weiterbildungen der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 368 100 % 42 100 %

Business School / MBA 172 47 % 22 52.5 %

NDS / LLM / MBL / MAS / CAS 31 8.5 % 3 7 %

Fachexperten 101 27.5 % 9 21.5 %

Kombinationen 64 17 % 8 19 %

In diesem Jahr absolvierten 45 % aller Geschäftsleitungsmitglieder eine Weiterbildung, was dem höchsten Wert im gesamten Erhebungszeitraum

entspricht. Interessant dabei ist, dass der Trend zu Weiterbildungen unter den Neuen wieder ansteigt. Absolvierten 2013 nur 39 % der neu

berufenen Geschäftsleitungsmitglieder eine Weiterbildung, sind es dieses Jahr 41 %.

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

4.5

Page 17: schillingreport 2014

17schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrat zu engagieren?

Im Vordergrund standen sicher die Einblicke in andere Branchen und Firmen sowie die Gelegenheit, das

Gelernte in einem anderen Kontext einzubringen. Ich kann meine Erfahrung aus Beruf und Politik ein-

bringen und anwenden.

Wie definieren Sie die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten in der Führung des Ver waltungs-

rats und des CEO?

Im strategischen Bereich stehen mittel- und langfristige Überlegungen für die Geschäfts entwicklung im

Vordergrund. Dies ist Aufgabe des Verwaltungsrats. Der operative Bereich beschäftigt sich dagegen mit dem

Tagesgeschäft und ist Aufgabe von CEO und Konzernleitung. Beide Gremien müssen sich eng austauschen

und gut zusammenarbeiten. Sie schaffen einen Mehrwert, da sie die wichtigen Fragen von mindestens

zwei Seiten beleuchten. Zudem hat der Verwaltungsrat eine Aufsichtspflicht gegenüber der Konzernleitung.

Was ist für Sie die «goldene Regel» für die Zusammensetzung eines idealen Verwaltungs rats

in Bezug auf Komposition und Grösse?

Eine goldene Regel über alle Branchen und alle Tätigkeiten gibt es nicht. Wichtig ist, dass verschiedene

Fähigkeiten in einem Verwaltungsrat zusammenwirken und auch die persönlichen Beziehungen im Team

gut zusammenspielen. Die Durchmischung nach Geschlecht, Alter, Sprache, Temperament und Kultur ist ebenfalls wichtig. Zur Grösse kann gesagt werden,

dass der Verwaltungsrat genug Mitglieder umfassen sollte, um die Ausschüsse gut zu besetzen, gleichzeitig sollte er nicht zu gross sein, um ausgewogene

Diskussionen im Plenum jederzeit zu ermöglichen.

Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder in Schweizer Unternehmen Schweizer sein sollte?

Der Verwaltungsrat trägt die Kultur eines Unternehmens. Wenn für das Unternehmen die Schweizer Kultur im Vordergrund steht, sollte er dies spiegeln. Bei einem

international tätigen Unternehmen, wie bspw. der Baloise, ist es wichtig, nicht nur die verschiedenen Landesgegenden innerhalb der Schweiz abzudecken, sondern

auch die ausländischen Märkte, in denen man tätig ist. Bei der Baloise erwirtschaften wir 50 % unseres Umsatzes in der Schweiz, deshalb achte ich auf eine entspre-

chende Vertretung der Landesgegenden. Des Weiteren haben wir zwei deutsche Mitglieder, und mein Ziel ist es, auch Belgien und Luxemburg vertreten zu haben.

Funktionieren VR-Gremien mit weiblichen Mitgliedern anders als reine Männergremien? Welche Veränderungen erleben Sie durch den

Zuwachs von Frauen im VR?

Frauen und Männer sind und denken unterschiedlich. Dies bedeutet, dass eine Frau oder die Zunahme der Frauen im Verwaltungsrat unterschiedliche

Argumentationen und unterschiedliche Kulturen nach sich ziehen. Ich bin der festen Überzeugung, dass in allen Gremien – nicht nur im Verwaltungsrat –

Männer und Frauen vertreten sein sollten. Gleichzeitig wehre ich mich aber gegen Quoten, weil das Geschlecht nicht das erste Entscheidungsmerkmal sein

sollte, sondern die verschiedenen Denkarten aus Überzeugung einbezogen werden sollen. Wir haben bei der Baloise zwei Frauen im Verwaltungsrat. Sie sind

unterschiedlich, sagen ihre Meinung und bringen sich ein. Sie stellen andere Fragen und bringen andere Argumente. Ich schätze diese Breite ausserordentlich.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauen förderung

als strategisches Ziel festzulegen?

Die Diskussion bzgl. Frauen in Führungsgremien soll geführt werden. Wir müssen uns allerdings bewusst sein, dass das Geschlecht nicht der primäre

Entscheidungsgrund ist, um eine Person in den Verwaltungsrat zu wählen oder nicht: Im Vordergrund steht die Persönlichkeit der zu wählenden Person.

Die Diskussion ist wichtig, weil man sich so Gedanken über den Mehrwert von gemischt zusammengesetzten Gremien macht. Sie läuft aber m.E. neben

der Spur, wenn es darum geht, Frauenquoten festzulegen. Ich finde es nicht richtig, ein Team zu zwingen, eine gewisse Anzahl Frauen oder Männer

aufzunehmen, und ich finde es ebenfalls falsch, von einer Frauenförderung zu sprechen, weil Frauen keine Förderung brauchen. Wir brauchen allgemein

mehr Frauen im Berufsleben, dann werden wir automatisch auch mehr Frauen in allen Gremien haben.

Wird die Zukunft mehr hauptberufliche Verwaltungsräte erfordern? Welche Kompetenzen sehen Sie als Voraussetzung für Profi-

Verwaltungsräte an?

Wenn erfahrene Persönlichkeiten ihr Know-how aus unterschiedlichen Branchen in Mandate in verschiedenen Unternehmen einbringen, liegt der

Vorteil in deren branchenübergreifender Optik. Zudem verfügen diese Personen über Kenntnisse bzgl. Veränderungen von Märkten, die sich auch auf

die eigene Branche auswirken können. So gesehen ist ein Verwaltungsrat, der in mehreren Branchen aktiv ist, durchaus ein Mehrwert für das Gremium.

Dr. Andreas Burckhardt

Andreas Burckhardt studierte Jurisprudenz an den

Universitäten Basel und Genf. Von 1982 bis 1987 war

er für die Fides Treuhandgesellschaft tätig und von

1988 bis 1994 Generalsekretär der Baloise Holding AG.

Von 1994 bis April 2011 war er Direktor der Handels-

kammer beider Basel. In dieser Funktion wirkte er in

verschiede nen Leitungsgremien nationaler und regio-

naler Wirt schaftsorganisationen mit. Er war von 1981

bis 2011 in politischen Funktionen in Basel-Stadt tätig,

von 1997 bis 2011 als Mitglied des Grossen Rates.

Seit 1999 ist er Mitglied und seit 2011 Präsident des

Verwaltungsrats der Baloise Holding AG sowie Mitglied

des Verwaltungsrats der Carl Spaeter AG.

«Wir brauchen allgemein mehr Frauen im Berufsleben, dann werden wir automatisch auch mehr Frauen in allen Gremien haben.»

Page 18: schillingreport 2014

18 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

Verwaltungsräte

Ausbildungen der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 789 100 % 96 100 %

Akademiker 662 84 % 85 88.5 %

FH-Absolventen 48 6 % 9 9.5 %

Matura 12 2 % – –

Berufsausbildung 67 8 % 1 1 %

Anderer Werdegang – – 1 1 %

Weiterbildungen 320 41 % 43 45 %

Doktortitel 263 33 % 34 35 %

FH-Absolventen 48 100 % 9 100 %

Wirtschaft 26 54 % 4 44.5 %

Technisch-naturwissenschaftlich 18 38 % 3 33.5 %

Hotelfach 4 8 % 2 22 %

Akademiker 662 100 % 85 100%

Wirtschaft 255 38.5 % 39 46 %

Technisch-naturwissenschaftlich 164 25 % 16 19 %

Jura 143 21.5 % 19 22 %

Andere Fachrichtung 46 7 % 4 5 %

Kombinationen 54 8 % 7 8 %

Auch bei den Verwaltungsratsmitgliedern ist das Ausbildungsniveau konstant hoch. Sie weisen einen Akademikeranteil von 84 % auf, wobei

unter den Neuen sogar 88.5 % Akademiker anzutreffen sind. Betrachtet man den Anteil an Promovierten, so ist dieser Wert mit 33 % höher

wie letztes Jahr (32 %). Unter den Neuen findet sich ein Anteil von 35 % mit Doktortitel. Eine Weiterbildung absolvierten dieses Jahr 41 %

der Verwaltungsratsmitglieder.

Weiterbildungen der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 320 100 % 43 100 %

Business School / MBA 145 45 % 18 42 %

NDS / LLM / MBL / MAS / CAS 12 4 % 4 9 %

Fachexperten 128 40 % 18 42 %

Kombinationen 35 11 % 3 7 %

Entgegen der Entwicklung des letzten Jahres nahmen die Weiterbildungen unter den neu berufenen Verwaltungsratsmitgliedern wieder von 39 %

auf 45 % zu. Ebenfalls nahmen die Doktortitel von 33 % auf 35 % unter den Neuen zu. Die 2012 getroffene Annahme, dass die Bedeutung von

Promotionen für die Qualifikation von Verwaltungsräten insbesondere zugunsten von MBA, Business School und Fachdiplomen abnehmen wird,

lässt sich somit auch dieses Jahr nicht bestätigen.

Weitere Erkenntnisse

Während von den Verwaltungsratsmitgliedern 21.5 % der Akademiker ein Jurastudium absolvierten, finden sich in den Geschäftsleitungen

nur 12 % Juristen. Allerdings lassen sich unter den Neuen beider Gruppen nicht mehr Juristen als im Gesamtsample nachweisen: bei den

Geschäftsleitungsmitgliedern 6.5 % und bei den Verwaltungsratsmitgliedern 22 %. In den Geschäftsleitungen gibt es mit 14 % mehr als doppelt so

viele FH-Absolventen wie in den Verwaltungsräten, in denen es nur 6 % sind. Beide Samples weisen in etwa den gleichen Anteil an Akademikern

mit einem wirtschaftswissenschaftlichen Abschluss auf. Dieser beträgt 41 % bei den Geschäftsleitungen und 38.5 % bei den Verwaltungsräten. Die

Verteilung der technisch-naturwissenschaftlichen Ausbildungen zeigt ein anderes Bild, nämlich 33 % bei den Geschäftsleitungen gegenüber 25 % bei den

Verwaltungsräten. Somit lässt sich die Schlussfolgerung ziehen, dass in Verwaltungsräten – im Gegensatz zu den Geschäftsleitungen – häufiger Juristen

einsitzen, während in den Geschäftsleitungen mehr Akademiker mit technisch-naturwissenschaftlicher Fachrichtung anzutreffen sind. Beachtenswert

ist, dass bei den Verwaltungsratsmitgliedern der Anteil an Promovierten mit 33 % deutlich höher liegt als bei den Geschäftsleitungsmitgliedern mit

18 %. Die Gremiumsmitglieder mit Weiterbildung zeigen im Gegensatz dazu ein umgekehrtes Bild: Von den Geschäftsleitungsmitgliedern absolvierten

45 % eine Weiterbildung, von den Verwaltungsräten waren es 41 %. In den Verwaltungsräten verteilt sich die Anzahl an Promovierten unter den

Fachrichtungen Wirtschaftswissenschaften (32 %), Jurisprudenz (30 %) und dem technisch-naturwissenschaftlichen Schwerpunkt (29 %), in den

Geschäftsleitungen ist es vorrangig jene mit einem technisch-naturwissenschaftlichen Hintergrund (41 %).

Page 19: schillingreport 2014

19schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder

In Bezug auf die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen ist auch die Betrachtung der Verantwortungsbereiche ihrer Mitglieder

interessant. Dabei stellt sich vor allem die Frage, ob sich die zunehmende Internationalisierung der Unternehmen auch hier

be merkbar macht.

Verantwortungsbereiche der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Verantwortung nach Funktion 452 53 % 49 46 %

Verantwortung nach Geschäftsbereich 244 29 % 47 44 %

Verantwortung nach Geografie 100 12 % 11 10 %

Kombination Geografie / Funktion 10 1 % – –

Kombination Geografie / Geschäftsbereich 25 3 % – –

Kombination Geschäftsbereich / Funktion 19 2 % – –

Kombination aller 3 Varianten 2 < 1 % – –

Total 852 100 % 107 100 %

57 % der Geschäftsleitungsmitglieder üben als CEO, CFO, Leiter Human Resources, Leiter Marketing etc. eine unternehmensspezifische

Funktion innerhalb ihres Gremiums aus. Business-Unit-Verantwortung trägt mit 35 % knapp ein Drittel der Geschäftsleitungsmitglieder.

17 % haben eine geografische Verantwortung inne. Obwohl die internationale Expansion für viele Unternehmen eine wichtige Rolle spielt,

sind über den gesamten Erhebungszeitraum hinweg kaum Entwicklungen in Richtung einer stärkeren geografischen Aufgabenteilung der

Geschäftsleitungsmitglieder erkennbar.

Erfahrung der Gremiumsmitglieder

Bei der Betrachtung der Erfahrung der Gremiumsmitglieder kristallisieren sich zwei Fragestellungen als zentral heraus: Welche

berufliche Entwicklung durchliefen Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder, bevor sie in ein Gremium bestellt wurden?

Und wie lange sind sie bereits im Unternehmen tätig?

Geschäftsleitungen

Erfahrung der GL-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Grösse des Sample 838 100 % 101 100 %

Vorher im Unternehmen tätig 493 59 % 61 60 %

Vorher in anderer GL tätig 210 25 % 30 30 %

Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig 53 6 % 6 6 %

Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL 82 10 % 4 4 %

65 % der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig und wurden somit

intern rekrutiert. Dies zeigt, wie wichtig das interne Talent Management ist. 31 % der Geschäftsleitungsmitglieder waren bereits vor ihrer

Berufung in einem anderen Unternehmen in der Geschäftsleitung tätig. Demgegenüber weisen nur 10 % keine relevante Erfahrung im

Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung aus. Hierbei kann es sich auch um Manager handeln, die aus Grosskonzernen

eingestellt wurden und nicht im obersten Führungsgremium der Unternehmung einsassen, sondern z.B. auf Stufe Geschäftsbereich in einem

Untergremium der Konzernleitung tätig waren. Ein interessantes Bild weisen die neuen Geschäftsleitungsmitglieder auf. Während 2013 noch

14 % der Neuen keine Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung mitbrachten, noch unternehmensintern rekrutiert wurden, sank dieser

Wert im aktuellen Erhebungszeitraum auf 4 %. Dafür nahmen die Manager mit Erfahrung aus einer anderen Geschäftsleitung unter den

Neuen von 19 % in 2013 auf aktuell 30 % zu. Dies ist ein klarer Indikator, dass in der Rekrutierung neuer Geschäftsleitungsmitglieder auf

erfahrene Manager gesetzt wird.

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

4.6

4.7

Page 20: schillingreport 2014

20 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Durchschnittliche Erfahrung der GL-Mitglieder in aktueller GL im Unternehmenim Unternehmen bis

Eintritt in die GL

Gesamtsample 5 Jahre

Vorher im Unternehmen tätig 5 Jahre 18 Jahre 13 Jahre

Vorher im Unternehmen und in anderer GL tätig 4 Jahre 10 Jahre 6 Jahre

Vorher in anderer GL tätig 5 Jahre

Keine Erfahrung im Unternehmen oder in anderer GL 4 Jahre

Besonders interessant ist der Blick auf die durchschnittliche Erfahrung der Geschäftsleitungsmitglieder. Betrachtet man den Zeitraum, über

den ein Geschäftsleitungsmitglied in einem Unternehmen angestellt ist, zeigt sich, dass intern beförderte Manager länger im Unternehmen

tätig sein müssen (durchschnittlich 13 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als Geschäftsleitungsmitglieder, die extern

Erfahrung auf gleicher Hierarchieebene sammelten – wenn auch nur bei einem KMU. Diese werden, wie bereits im Vorjahr, durchschnittlich

nach nur 6 Jahren in das Führungsgremium berufen.

Verwaltungsräte

Durchschnittliche Erfahrung der VR-Mitglieder im aktuellen VR im Unternehmenim Unternehmen bis

Eintritt in den VR

Gesamtsample 6 Jahre

Vorher im Unternehmen tätig 8 Jahre 23 Jahre 15 Jahre

Das durchschnittliche Verwaltungsratsmitglied ist seit 6 Jahren im Amt. Verwaltungsratsmitglieder, die zuvor operativ im Unternehmen tätig

waren, weisen mit 8 Jahren ein etwas längeres Dienstalter auf. Sie gehören dem Unternehmen im Schnitt seit 23 Jahren an und wurden

nach 15-jähriger Tätigkeit in den Verwaltungsrat berufen. Die neuen Verwaltungsratsmitglieder, welche aus dem Unternehmen in den

Verwaltungsrat berufen wurden, wurden nach einem durchschnittlichen Dienstalter von 18 Jahren in das strategische Führungsgremium

gewählt, was 3 Jahre über dem Durchschnitt des Gesamtsample liegt.

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

Page 21: schillingreport 2014

21schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

4 Die Führungsgremien der Unternehmen

4.8 Korrelationen von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten

Herkunft der VR-Mitglieder 2014 Gesamt 2014 Neue Vorher im Unternehmen tätig 116 100 % 11 100 %

Vorher CEO im Unternehmen 9 8 % 1 9 %

Vorher GL-Mitglied im Unternehmen 24 21 % 5 45.5 %

Vorher GL-Mitglied und CEO im Unternehmen 21 18 % – –

Vorher weder GL-Mitglied noch CEO im Unternehmen 62 53 % 5 45.5 %

Im Jahr 2014 wurden insgesamt 822 Verwaltungsratsmitglieder untersucht. Von diesen waren 116 bereits vor ihrem Eintritt in den Ver-

waltungs rat im Unternehmen tätig (14 %). Davon waren 8 % als CEO angestellt, 21 % gehörten der Geschäftsleitung an, und 18 % hatten

beide Ämter inne. Die Erfahrung im eigenen Unternehmen ist folglich durchaus ein Kriterium für die Wahl in den Verwaltungsrat. Noch

spannender ist aber, dass von allen 822 Verwaltungsratsmitgliedern 15 % in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingreport erfassten

Unternehmung tätig waren, bevor man sie in den aktuellen Verwaltungsrat berief. 13 Geschäftsleitungsmitglieder sitzen zudem gleichzeitig

im Verwaltungsrat einer anderen im Report einbezogenen Unternehmung ein und besetzen insgesamt 23 Mandate.

Weitere Erkenntnisse

Im Hinblick auf die immer schärfer werdenden Corporate-Governance-Vorschriften ist es interessant, dass auch dieses Jahr wieder in 7 von

90 Unternehmen (8 %) der CEO-Posten und das Verwaltungsratspräsidium mit derselben Person besetzt sind. In 24 der 90 untersuchten

Verwaltungsratsgremien (27 %) sitzt der jeweilige CEO als Mitglied, Delegierter oder Präsident ein. Dies bedeutet, dass in mehr als jedem

vierten im schillingreport untersuchten Verwaltungsratsgremium der CEO als Mitglied einsitzt. In den 90 untersuchten Verwaltungsräten

sitzen neben den 24 CEOs 6 Geschäftsleitungsmitglieder als Verwaltungsratsmitglieder ein. Anders gesagt: 4 % der Verwaltungsratsmitglieder

üben gleichzeitig eine operative Rolle als CEO oder Geschäftsleitungsmitglied im eigenen Unternehmen aus.

Augenfällig ist, dass viele Geschäftsleitungs- und Verwaltungsratsmitglieder mehrere Positionen innerhalb von Unternehmungen des Sample

einnehmen bzw. innerhalb der Unternehmungen des Sample einen Wechsel vollzogen. Bei Verwaltungsratsmitgliedern sind sogar mehrere

Kombinationen möglich. 14 % der 822 erfassten Verwaltungsratsmitglieder (116) waren bereits im eigenen Unternehmen tätig, bevor sie in

den Verwaltungsrat berufen wurden. Von diesen sind 25 % aktuell gleichzeitig operativ in der Geschäftsleitung tätig.

126 Verwaltungsräte (15 %) sassen vor ihrer Berufung in den Verwaltungsrat in der Geschäftsleitung eines anderen vom schillingreport

erfassten Unternehmens. Von diesen haben 14 Personen heute 2 Verwaltungsratsmandate in einem der erfassten Gremien inne, 6 Personen

bekleiden 3 Mandate, 2 weitere Personen kommen auf 4 Mandate. Somit sind es effektiv 97 Personen, von denen aktuell 13 in der

Geschäftsleitung eines im schillingreport erfassten Unternehmens und gleichzeitig im Verwaltungsrat eines anderen im Report enthaltenen

Unternehmens sitzen, wobei 1 Person 4 Verwaltungsräten angehört und 3 Personen je 2 Verwaltungsräten.

Betrachtet man hingegen das Sample in Bezug auf Multi-Verwaltungsräte, so zeigt sich, dass heute 66 Personen in 2 oder mehr

Verwaltungsräten des Sample sitzen. 53 Personen sind gleichzeitig in 2 Unternehmen, 10 Personen gleichzeitig in 3 Unternehmen und

3 Personen gleichzeitig in 4 Unternehmen des Sample als Verwaltungsrat tätig. Diese 66 Personen haben somit insgesamt 18 % aller

Verwaltungsratsmandate inne. Anders formuliert, sitzen 8 % der Verwaltungsratsmitglieder zusätzlich im Verwaltungsrat einer anderen vom

schillingreport erfassten Unternehmung. 41 Geschäftsleitungsmitglieder waren vorher in der Geschäftsleitung einer anderen vom schillingre-

port erfassten Unternehmung tätig. Von diesen 41 Personen amten heute 15 als CEO.

15 % der Verwaltungsratsmitglieder waren vor ihrem Eintritt in den Verwaltungsrat in der Geschäftsleistung eines anderen vom Report

erfassten Unternehmens tätig. 82 % davon sind Schweizer, eine Zahl, die sowohl im Vergleich zu den Geschäftsleitungen (58 %) als auch

den Verwaltungsräten (64 %) deutlich über dem Durchschnitt liegt. Zudem sind diese Personen mit 61 Jahren etwas älter als das durch-

schnittliche Verwaltungsratsmitglied (59 Jahre). Auch weisen sie einen überdurchschnittlichen Anteil an Wirtschaftswissenschaftlern unter

den Akademikern auf (57 %). 32 % dieser ehemaligen Geschäftsleitungsmitglieder verfügen über einen Doktortitel, was leicht unter dem

Durchschnitt der Verwaltungsräte (33 %) und deutlich über dem der Geschäftsleitungsmitglieder (18 %) liegt.

Page 22: schillingreport 2014

22 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

22

5 Ein Blick auf interessante UntergruppenDie umfangreichen Untersuchungsergebnisse zur Zusammensetzung der Führungsgremien sind die Grundlage für die nun fol-

genden gesonderten Betrachtungen interessanter Untergruppen sowie deren Vergleich mit dem Gesamtsample. Die Auswertungen

sollen eine Basis schaffen, gewisse Entwicklungen und Trends in der Schweiz besser zu verstehen und gegebenenfalls entspre-

chende Handlungsmassnahmen daraus abzuleiten.

Frauen

Das Thema «Frauen in Führungsgremien» wird allgemein sehr kontrovers diskutiert. Anders als in verschiedenen europäischen

Ländern gibt es in Schweizer Unternehmen keine Frauenquoten. Der schillingreport ermittelt, welche Merkmale die Frauen in den

Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten aufweisen und welchen fachlichen Hintergrund sie mitbringen. Dies kann Aufschluss

darüber geben, wie sich Frauen in der Schweizer Wirtschaft fördern liessen.

Übersicht der weiblichen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Übersicht der weiblichen GL-Mitglieder 2014 Anzahl Unternehmen 119

Total GL-Mitglieder 852 100 %

Anteil Frauen 50 6 %

Anteil Frauen 50 100 %

Anteil Schweizerinnen 25 50 %

Anteil Ausländerinnen 25 50 %

Anteil CEOs 120 100 %

Anteil Frauen 3 3 %

Anteil SMI-GL-Mitglieder 201 100 %

Anteil Frauen 12 6 %

Anteil Neue 107 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen 10 9 %

Anteil neuer weiblicher GL-Mitglieder 10 100 %

Anteil Schweizerinnen unter den Neuen 3 30 %

Anteil Ausländerinnen unter den Neuen 7 70 %

Der Frauenanteil erhöhte sich über den gesamten Erhebungszeitraum von 4 % in 2006 auf erstmalig 6 % in 2013 und befindet sich auch die-

ses Jahr bei 6 %. Trotz hoher Zugänge von Frauen in den Geschäftsleitungen blieb deren Anteil tief, da die Abgänge die Neueintritte nahezu

aufwogen. In den Geschäftsleitungen sind dieses Jahr 50 Frauen tätig. Unter den Neuen finden sich 10 Frauen, was 9 % aller neuen Manager

entspricht. 2011 betrug der Anteil Frauen unter den Neuen noch 13 %, 2012 waren es 9 % und 2013 8 %. Anders betrachtet, entsprechen

diese 10 neuen Frauen 20 % aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder. Somit werden neue Managerinnen in die Geschäftsleitungen

berufen, und gleichzeitig erfolgen weniger Abgänge unter den Frauen. Die 3 amtierenden weiblichen CEOs sind Susanne Ruoff von der

Schweizerischen Post, Jasmin Staiblin von der Alpiq Holding AG und Suzanne Thoma von der BKW Energie AG. Jasmin Staiblin, die als CEO

von ABB Schweiz AG tätig war, und Suzanne Thoma, die intern berufen wurde, kamen im aktuellen Erhebungszeitraum neu in ihre Positionen,

während Monika Ribar die Panalpina Welttransport (Holding) AG verliess. Der Ausländerinnenanteil unter den Managerinnen steigt erstmalig

auf 50 %. Dieser Wert liegt, wie bereits in den vergangenen Jahren, über dem Ausländeranteil des Gesamtsample (42 %). Unter den neuen

weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern beträgt der Ausländerinnenanteil 70 %. Die Frage, wo die neuen Managerinnen gefunden werden,

lässt sich an dieser Stelle also damit beantworten, dass mehr als zwei Drittel im Ausland rekrutiert wurden.

5.1

Page 23: schillingreport 2014

23schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrätin zu engagieren?

Ich schätze die Möglichkeit der Mitgestaltung der Strategie und der Entwicklung des Managements. Dabei

kann ich meine eigenen Erfahrungen wie Internationalität, Technologie/Innovation, Talent Management,

operative Führung und M&A einbringen. Dies gibt mir persönlich Gelegenheit, neues Know-how zu erwerben,

einen neuen Markt mit anderen Kunden kennen zu lernen und mein Netzwerk auszubauen. Diese neuen

Inputs befruchten auch meine operative Managertätigkeit.

Wie nehmen Sie die Zusammenarbeit in VR-Gremien mit ausländischen Mitgliedern wahr, und welche

Vorteile bieten sich daraus aus Ihrer Sicht?

Meine Erfahrung ist sehr positiv. Ich muss aber betonen, dass ein international zusammengesetztes Team

für mich kein Novum ist. Bei ABB kenne ich nur international durchmischte Teams, weshalb das für mich

Normalität ist. Die Schweiz ist stark, aber klein im Vergleich mit unseren direkten Nachbarn, und manchmal

macht es Sinn, Lösungen oder Methoden aus diesen Ländern anzuwenden oder auch Partnerschaften zu

bilden, um einen grösseren Impact zu haben.

Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder Schweizer sein sollte?

Nein. Meiner Ansicht nach sollte es mehr darum gehen, dass der richtige Mix aus Know-how, Erfahrung und Diversity im Verwaltungsrat vertreten ist.

Wie nehmen Sie als Frau die Arbeit im VR wahr? Welche Veränderungen erleben Sie durch den Zuwachs von Frauen im VR?

Generell erlebe ich, dass gemischte Gremien schneller und flexibler auf komplexere Umstände reagieren können. Die Zusammenarbeit im Verwaltungsrat der

Swisscom nehme ich als sehr gut wahr. Mein Eindruck ist, dass die Kollegen teilweise etwas zurückhaltender sind in ihrem Urteil und wir Frauen viel konkreter,

bisweilen härter, urteilen.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauen förderung als

strategisches Ziel festzulegen?

Grundsätzlich muss die Führung der Firma davon überzeugt sein, dass eine höhere Diversity den längerfristigen Erfolg sichert. Ich persönlich bin davon überzeugt

und lege darum Wert darauf, Teams stärker «divers» zu gestalten; nicht nur bezüglich Gender, sondern auch bezüglich Erfahrung, Nationalität, Know-how. Solche

Ziele kommuniziere ich nur in einem beschränkten Kreis, da ansonsten der Nachgeschmack «Alibi»-Frau nach jeder Nominierung entsteht.

Wird die Zukunft mehr hauptberufliche Verwaltungsräte erfordern? Welche Kompetenzen sehen Sie als Voraussetzung für Profi-Verwaltungsräte an?

Mit der Minder-Initiative, welche die Anzahl der Mandate beschränkt, könnte dies etwas schwierig sein. Generell finde ich den Ansatz, nach einer operativen

Laufbahn eine Verwaltungsratskarriere zu starten, nicht schlecht. Bei einem hauptberuflichen Verwaltungsrat erachte ich gute Kompetenzen in den Bereichen

Strategie, Governance, Finanzen und M&A als sehr wichtig.

Die Schweiz regelt den unternehmerischen Spielraum immer stärker. Ist dies im globalen Wettbewerb die richtige Entwicklung?

Nein, auf keinen Fall. Wir sollten eher daran arbeiten, dass wir über einen kompetent zusammengesetzten Verwaltungsrat verantwortungsvolle Manager ent-

wickeln und fördern, welche die richtigen Werte in einem Unternehmen leben. Unser ausgezeichnetes Corporate-Governance-Modell kann gut als Rollenmodell

für andere dienen.

Wie bringen Sie Arbeit und Familie – Sie sind ja zweifache Mutter – unter einen Hut?

Meine Kinder sind mittlerweile 20 und 22 Jahre alt, ich habe sie sehr früh bekommen. Deshalb kann ich mich jetzt auch auf meine Karriere konzentrieren. Ich habe

immer betont, dass ich meinen Beruf ausüben wollte, und mein Mann hat dies stark unterstützt. Ich muss aber auch sagen, dass wir ein anderes Rollenverständnis

haben. Man muss sich mit dem Partner einigen, bevor man Kinder bekommt, denn den «richtigen» Zeitpunkt für Kinder gibt es in einer Berufslaufbahn nicht.

Was raten Sie Frauen, die sich stärker in Führungsgremien einbringen möchten?

Es ist wichtig, sich immer wieder vor Augen zu führen, welche Wirkung man erzielt und welchen Eindruck man hinterlässt. Männer sind sehr gut im Taktieren. Als

Frau muss man lernen, dass brachiale Ehrlichkeit nicht immer die richtige Wirkung erzielt und der Teamgedanke wichtig ist. Diese Selbstreflektion ist notwendig,

um sich als Frau entsprechend zu positionieren. Wichtig ist auch, dass man Leute um sich hat, die einem vertrauensvoll und schonungslos Feedback geben,

und dass man dieses Feedback zulässt.

Dr. Barbara Frei

Barbara Frei ist promovierte Maschineningenieurin

ETH und absolvierte ein MBA am IMD Lausanne. Sie

startete ihre Karriere 1998 in der ABB-Motorenfabrik

in Birr AG, wurde 2008 zum Country Manager ABB

Prag und 2010 zum Country Manager ABB Italia

sowie Region Manager Mediterranean befördert.

Seit November 2013 leitet sie die Global Business

Unit Drives and Controls. 2012 wurde sie in den

Verwaltungsrat der Swisscom berufen. Zudem sitzt

sie im Verwaltungsrat der ABB Beijing Drive Systems

Co. Ltd. (China).

«Generell erlebe ich, dass gemischte Gremien schneller und flexibler auf komplexere Umstände reagieren können.»

Page 24: schillingreport 2014

24 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen

Verwaltungsräte

Übersicht der weiblichen VR-Mitglieder 2014 Anzahl Unternehmen 90

Total VR-Mitglieder 822 100 %

Anteil Frauen 108 13 %

Anteil Frauen 108 100 %

Anteil Schweizerinnen 76 70 %

Anteil Ausländerinnen 32 30 %

Anteil VRP 90 100 %

Anteil Frauen 1 1 %

Anteil SMI-VR-Mitglieder 215 100 %

Anteil Frauen 34 16 %

Anteil Neue 97 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen 21 22 %

Anteil neuer weiblicher VR-Mitglieder 21 100 %

Anteil Schweizerinnen unter den Neuen 15 71 %

Anteil Ausländerinnen unter den Neuen 6 29 %

Der Frauenanteil in den Verwaltungsräten erhöhte sich über den gesamten Erhebungszeitraum ebenfalls von 10 % in 2010 auf erstmalig

13 % in 2014. In den Verwaltungsräten sind aktuell 108 Frauen tätig. Ausschlaggebend für diese positive Entwicklung ist der Anteil von

22 % an Verwaltungsrätinnen unter den Neuen. Dieser Wert lag in der Vergangenheit zwischen 8 % und 13 % und erreichte 2013 23 %.

Nominell wurden 21 neue Verwaltungsrätinnen berufen. Die einzige Verwaltungsratspräsidentin ist Nayla Hayek (The Swatch Group Ltd.).

Während im Gesamtsample 36 % der Verwaltungsratsmitglieder einen ausländischen Pass besitzen, lassen sich unter den Frauen in den

Verwaltungsräten 30 % Ausländerinnen nachweisen. Somit zählen die Frauen in Geschäftsleitungspositionen mehr Ausländerinnen (50 %)

als das Gesamtsample (42 %), während die Verwaltungsrätinnen einen tieferen Anteil ausländischer Mitglieder (30 %) als das Gesamtsample

verzeichnen (36 %).

Alter der weiblichen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Alter der weiblichen GL-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI

Durchschnittsalter weiblicher GL-Mitglieder 49 Jahre 50 Jahre 53 Jahre

Durchschnittsalter neuer weiblicher GL-Mitglieder 45 Jahre 44 Jahre –

Die weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder sind unverändert 49 Jahre alt und somit 2 Jahre jünger als das Gesamtsample. Managerinnen

mit ausländischem Pass sind 50 Jahre alt, Schweizerinnen 48 Jahre. Die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder sind durchschnittlich

53 Jahre alt, wobei die Schweizerinnen 51 Jahre alt sind und die Ausländerinnen 54 Jahre. Die neuen weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder

sind mit 45 Jahren 2 Jahre jünger als letztes Jahr. Getragen wird diese Entwicklung insbesondere durch die neuen ausländischen

Managerinnen. Diese sind mit 44 Jahren 4 Jahre jünger als vergangenes Jahr.

Page 25: schillingreport 2014

25schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Verwaltungsräte

Alter der weiblichen VR-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI

Durchschnittsalter weiblicher VR-Mitglieder 54 Jahre 57 Jahre 57 Jahre

Durchschnittsalter neuer weiblicher VR-Mitglieder 53 Jahre 54 Jahre 55 Jahre

Das durchschnittliche weibliche Verwaltungsratsmitglied ist 54 Jahre alt und somit 5 Jahre jünger als das Gesamtsample. Das Durchschnittsalter

der neuen Verwaltungsrätinnen beträgt 53 Jahre (2013: 50 Jahre), womit diese 1 Jahr unter dem Durchschnittsalter des Gesamtsample liegen.

Interessant ist, dass die ausländischen Verwaltungsrätinnen sowie die SMI-Verwaltungsrätinnen mit jeweils 57 Jahren die ältesten Gruppen

bilden. Dabei sind die Schweizerinnen in den SMI-Verwaltungsräten 54 Jahre alt und die Ausländerinnen gar 59 Jahre. Generell kann festge-

halten werden, dass die Verwaltungsrätinnen zunehmend ein höheres Durchschnittsalter haben. Während in den Geschäftsleitungen jüngere

Managerinnen eingestellt werden, wird in den Verwaltungsräten auf erfahrene und deshalb tendenziell ältere weibliche Mitglieder gesetzt.

Nationalität der weiblichen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Von den weiblichen Geschäftsleitungsmitgliedern haben 50 % einen Schweizer Pass, 50 % sind erstmalig Ausländerinnen. Unter den

Neuen machen die Ausländerinnen 70 % aus. Die grösste Gruppe unter den Ausländerinnen bilden die Angelsächsinnen: 36 % aller weib-

lichen ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder haben einen US-amerikanischen oder britischen Pass. Aus Frankreich stammen 28 % der

Managerinnen, es folgen Deutschland mit 20 %, Italien mit 12 % und die Tschechische Republik mit 4 %. Ein etwas anderes Bild zeigen

die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder: Von ihnen haben nur 33 % einen Schweizer Pass. Letztes Jahr waren es noch 40 %. Die

ausländischen SMI-Managerinnen stammen aus Frankreich (33 %), den USA (17 %) und Grossbritannien (17 %). Auch hier bilden die

Angelsächsinnen mit 34 % die grösste Gruppe. Bemerkenswert ist, dass die SMI-Unternehmen seit 2012 keine deutschen Managerinnen

beschäftigen.

Verwaltungsräte

In den Verwaltungsräten sitzen 70 % Schweizerinnen. Letztes Jahr waren es noch 68 %. Betrachtet man nur die ausländischen

Verwaltungsrätinnen, so machen die Angelsächsinnen 47 % aus, wobei knapp die Hälfte davon einen US-amerikanischen Pass besitzt.

Deutsche weibliche Verwaltungsratsmitglieder sind mit 13 % vertreten, Indien und die Niederlande stellen jeweils 6.5 %. Weitere 9 Länder

sind mit je 1 Frau vertreten. Klammert man die SMI-Unternehmen aus dieser Untersuchung aus, so stellt sich ein Schweizerinnenanteil

von 84 % unter den Verwaltungsrätinnen ein. Dies hängt damit zusammen, dass 63 % aller ausländischen Verwaltungsrätinnen in

SMI-Unternehmen tätig sind. Somit sind die im SMI notierten Unternehmen klar für die Internationalisierung der Frauenanteile in den

Verwaltungsräten verantwortlich.

Weitere Erkenntnisse

In allen untersuchten Samples – Gesamtsample, Frauen, SMI-Unternehmen – liegt der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen über

dem der Verwaltungsräte. Die SMI-Unternehmen beschäftigen 67 % Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen und 63 % Ausländerinnen

in den Verwaltungsräten. Blickt man auf das Gesamtsample mit einem Ausländerinnenanteil in den Verwaltungsräten von nur 30 %, sticht

der Ausländerinnenanteil von 63 % bei den SMI-Unternehmen umso stärker ins Auge. Die SMI-Unternehmen beschäftigen also prozentual

betrachtet doppelt so viele Ausländerinnen in den Verwaltungsräten wie das Gesamtsample.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen

Page 26: schillingreport 2014

26 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Ausbildung der weiblichen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Ausbildungen der weiblichen GL-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI

Grösse des Sample 47 100 % 24 51 % 12 26 %

Akademikerinnen 37 79 % 21 90 % 10 83 %

FH-Absolventinnen 4 8.5 % 2 8 % 1 8.5 %

Matura 1 2 % – – – –

Berufsausbildung 5 10.5 % 1 4 % 1 8.5 %

Weiterbildungen 26 55 % 11 46 % 7 58 %

Doktortitel 9 19 % 6 25 % 3 25 %

88 % aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder besitzen einen Hochschulabschluss (FH oder Universität), letztes Jahr waren es noch 90 %. In

den SMI-Unternehmen liegt dieser Wert bei 92 %. Der Grossteil der Ausländerinnen sind Akademikerinnen. 19 % der weiblichen Geschäfts-

leitungs mitglieder tragen einen Doktortitel, unter den Ausländerinnen promovierten sogar 25 %. Das Ausbildungsniveau ist also auch bei

den Managerinnen konstant hoch, Tendenz jedoch leicht sinkend. Interessant ist, dass von den Frauen, die einen Doktortitel erlangten,

56 % auf einem technisch-naturwissenschaftlichen Studium basieren. Schweizerinnen weisen weniger häufig einen Hochschulabschluss

aus als die Ausländerinnen in den Geschäftsleitungen. Letztere promovierten häufiger, absolvierten aber weniger Weiterbildungen. Dies

könnte daran liegen, dass sie zum Grossteil Akademikerinnen sind und somit bereits auf einer sehr hohen Grundausbildung basieren. Bei

den Fachrichtungen lassen sich nur sehr geringe Unterschiede zwischen Schweizerinnen und Ausländerinnen feststellen. Das Verhältnis von

wirtschaftlicher und technisch-naturwissenschaftlicher Ausbildung ist ausgeglichen. Die Erhebung ergibt weiterhin, dass 55 % aller Frauen

in den Geschäftsleitungen Weiterbildungen absolvierten, was über dem Wert des Gesamtsample liegt. Eine Betrachtung der Fachrichtungen

zeigt, dass die technisch-naturwissenschaftlichen (33 %) und die wirtschaftswissenschaftlichen (26 %) Studienschwerpunkte am häufigsten

von den Frauen absolviert werden. Interessant dabei ist, dass bei den Ausländerinnen mit 29 % die wirtschaftswissenschaftliche Richtung

überwiegt, bei den weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern mit 30 % hingegen die technisch-naturwissenschaftliche Ausbildung

dominiert.

Verwaltungsräte

Ausbildungen der weiblichen VR-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI

Grösse des Sample 103 100 % 30 29 % 31 30 %

Akademikerinnen 95 92 % 29 97 % 30 97 %

FH-Absolventinnen 1 1 % – – – –

Matura 2 2 % – – – –

Berufsausbildung 6 6 % 1 3 % 1 3 %

Weiterbildungen 42 41 % 9 30 % 11 35 %

Doktortitel 33 32 % 8 27 % 17 55 %

Unter den Verwaltungsrätinnen basieren weiterhin 92 % auf einem universitären Abschluss. Der Anteil übersteigt den Wert des Gesamtsample

um 8 Prozentpunkte. Mit 32 % Promovierten befinden sich die Verwaltungsrätinnen knapp unter dem Gesamtschnitt (33 %). Hier heben sich

jedoch die SMI-Verwaltungsrätinnen besonders deutlich ab: Von ihnen promovierten 55 %, was 5 Prozentpunkte über dem Vorjahreswert

entspricht. Dies ist ein klarer Indikator für die hohe Qualifikation, die SMI-Verwaltungsrätinnen erfüllen.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen

Page 27: schillingreport 2014

27schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.1 Frauen

Verantwortungsbereiche der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder

Verantwortungsbereiche der weibl. GL-Mitglieder 2014 Gesamt Ausländerinnen SMI

Verantwortung nach Funktion 37 74 % 18 72 % 9 75 %

Verantwortung nach Geschäftsbereich 9 18 % 3 12 % 1 8.3 %

Verantwortung nach Geografie 3 6 % 3 12 % 1 8.3 %

Kombination Geografie / Funktion – – – – – –

Kombination Geografie / Geschäftsbereich 1 2 % 1 4 % 1 8.3 %

Kombination Geschäftsbereich / Funktion – – – – – –

Total 50 100 % 25 100 % 12 100 %

74 %, also fast drei Viertel aller Frauen in den Geschäftsleitungen üben eine unternehmensspezifische Funktion wie CEO, CFO, Leiterin Human

Resources, Leiterin Marketing etc. aus (Gesamtsample 57 %). Business-Unit-Verantwortung tragen 20 % der Managerinnen (Gesamtsample

35 %), und gerade einmal 8 % haben eine geografische Verantwortung (Gesamtsample 17 %). Obwohl die internationale Expansion

bei vielen Unternehmen eine wichtige Rolle spielt, werden geografische Funktionen selten mit Frauen besetzt. Von den 37 weiblichen

Geschäftsleitungsmitgliedern, die eine Unternehmensfunktion bekleiden, sind 11 als Personalleiterin (30 %), 5 in Marketing/Kommunika-

tion/PR (14 %), 3 als CEO (8 %) und 4 als Generalsekretärin (11 %) tätig. Somit sind 22 % aller weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder als

Personalverantwortliche und 10 % als Leiterin Marketing/Kommunikation/PR tätig. Einen rein geografischen Verantwortungsbereich haben

nur 3 Frauen inne. Bei ihnen handelt es sich jeweils um Ausländerinnen, wobei 1 in der Geschäftsleitung eines SMI-Unternehmens sitzt.

Erfahrung der weiblichen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

60 % aller Managerinnen waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen tätig. Fast zwei Drittel aller weiblichen

Geschäftsleitungsmitglieder wurden folglich intern rekrutiert. 28 % sammelten zuvor Erfahrung in der Geschäftsleitung eines anderen

Unternehmens. 16 % weisen keine relevante Erfahrung im Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung aus. Blickt man

auf das Dienstalter in den Unternehmen, zeigt sich, dass intern beförderte Managerinnen 3 Jahre weniger lang im Unternehmen tätig

sein müssen (9 Jahre), bis sie in die Geschäftsleitung berufen werden, als die Personen des Gesamtsample. Bei den Ausländerinnen geht

dies noch etwas schneller. Sie werden durchschnittlich nach 7 Jahren Betriebszugehörigkeit in die Geschäftsleitung berufen. Weibliche

Geschäftsleitungsmitglieder mit Erfahrung in einer externen Geschäftsleitung – wenn auch nur bei einem KMU – werden nach durchschnitt-

lich 3 Jahren (2013: 6 Jahre) in das Führungsgremium berufen. Im Gesamtsample dauert dies 5 Jahre. Die Managerinnen sind seit durch-

schnittlich 4 Jahren in der aktuellen Geschäftsleitung tätig (Gesamtsample 5 Jahre). Die weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder, die weder

Erfahrung im Unternehmen noch in einer anderen Geschäftsleitung sammelten, sitzen mit durchschnittlich 6 Jahren gleich lang im aktuellen

Führungsgremium wie die Personen des Gesamtsample.

Verwaltungsräte

Ein Blick auf die Verwaltungsrätinnen zeigt, dass lediglich 6 % von ihnen bereits vor ihrer Berufung ins strategische Gremium im gleichen

Unternehmen operativ tätig waren. Im Gesamtsample liegt dieser Wert bei 14 %. Eine Verwaltungsrätin ist durchschnittlich seit 4 Jahren im

Amt, die Verwaltungsräte insgesamt amtieren durchschnittlich seit 6 Jahren. Unter den 108 weiblichen Verwaltungsratsmitgliedern finden

sich 6 Frauen (6 %), die in jeweils 2 Verwaltungsräten des Sample einsitzen. Dies entspricht wiederum 11 % aller Verwaltungsratssitze, die

mit Frauen besetzt sind. Im Gesamtsample sind es 18 %.

Page 28: schillingreport 2014

28 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Ausländer

Die Internationalisierung der Unternehmen verändert auch deren Führungsgremien. Gefragt sind heute nicht mehr die besten

Manager der Schweiz, sondern die besten Köpfe weltweit. Ein Zeichen dafür ist auch, dass als Konzernsprache immer öfter

Englisch verwendet wird. Diese Entwicklung ist eine gesonderte Betrachtung wert: Wie verändern sich die Führungsgremien der

Unternehmen in Hinblick auf die Nationalität ihrer Mitglieder?

Übersicht der ausländischen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Übersicht der ausländischen GL-Mitglieder 2014 Anzahl Unternehmen 119

Total GL-Mitglieder 852 100 %

Anteil Ausländer 362 42 %

Anteil Ausländer 362 100 %

Anteil Frauen 25 7 %

Anteil Männer 337 93 %

Anteil CEOs 120 100 %

Anteil Ausländer 47 39 %

Anteil SMI-GL-Mitglieder 201 100 %

Anteil Ausländer 131 65 %

Anteil Neue 107 100 %

Anteil Ausländer unter den Neuen 51 48 %

Anteil neuer ausländischer GL-Mitglieder 51 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen 7 14 %

Anteil Männer unter den Neuen 44 86 %

Der Ausländeranteil in den Geschäftsleitungen erhöhte sich von 2006 bis 2011 konstant um 9 Prozentpunkte von 36 % auf 45 %. Nach

zweijähriger Stagnation ist in der aktuellen Erhebung erstmalig eine Senkung zu verzeichnen: Der Ausländeranteil sinkt 2014 auf 42 %.

Während die Ausländer unter den Neuen 2013 einen Anteil von 52 % ausmachten, liegt er aktuell bei 48 %. Es ist davon auszugehen, dass

die Geschäftsleitungen gleichzeitig hohe Abgänge von ausländischen Managern aufweisen, weshalb der Ausländeranteil im Gesamtsample

sinkt. Postulierte man aufgrund der Entwicklung von 2006 bis 2011 eine baldige Mehrheit ausländischer Geschäftsleitungsmitglieder in

Schweizer Unternehmen, so wurde diese Annahme aufgrund der Entwicklung der vergangenen 3 Jahre klar widerlegt.

Auch die SMI-Unternehmen verzeichnen mit aktuell 65 % einen rückläufigen Ausländeranteil (2013: 68 %). Sie liegen aber immer noch klar

über dem Gesamtsample mit 42 %, was einer Differenz von beachtlichen 23 Prozentpunkten entspricht.

Bei den CEOs liegt der Ausländeranteil mit 39 % etwas tiefer als im Gesamtsample. 2013 betrug der Ausländeranteil unter den CEOs noch

42 %. Unter den Ausländern im Gesamtsample finden sich prozentual betrachtet gleich viele Frauen wie im Gesamtdurchschnitt (6 %). Unter

den neuen Ausländern ist der Frauenanteil mit 14 % höher als im Gesamtsample mit 9 %.

In 12 der untersuchten Unternehmen (10 %) sitzen keine Schweizer in den Geschäftsleitungen, während die Geschäftsleitungen von 16 der

119 miteinbezogenen Unternehmen (13 %) ausschliesslich mit Schweizern besetzt sind. Beide Zahlen sind rückläufig, was bedeutet, dass die

Unternehmen zunehmend durchmischtere Führungsgremien in Bezug auf Nationalität aufweisen.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.2 Ausländer

5.2

Page 29: schillingreport 2014

29schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrat zu engagieren?

Bei mir waren es mehrere Überlegungen. Zum einen empfand ich es immer als wertvoll, als operativ

tätiger Manager einen Einblick in andere Branchen zu erhalten. Zum anderen gibt es eine zusätzliche

Sichtweise auf die operative Tätigkeit. Man schaut dann auch aus der Optik eines Verwaltungsrats auf

die eigene operative Verantwortung. Es ist aber auch eine grosse persönliche Bereicherung.

Wie nehmen Sie die Zusammenarbeit in VR-Gremien mit ausländischen Mitgliedern wahr, und

welche Vorteile bieten sich daraus aus Ihrer Sicht?

Im Kuoni-Verwaltungsrat sind wir sehr international aufgestellt: eine klare Mehrheit von Nicht-

Schweizern. Die Mitglieder aus den USA, England, Neuseeland, Südkorea, Dänemark, den Niederlanden

und der Schweiz sind in jeglicher Hinsicht eine Bereicherung. Kuoni ist eine globale Unternehmung,

und es ist wichtig, dass im Verwaltungsrat Know-how über die verschiedenen Märkte vorhanden

ist. Meine Erfahrung geht dahin, dass die Committees dann aufgrund von Schweizer Gesetzen,

Rahmenbedingungen und Regulatorien öfters von einem Schweizer präsidiert werden.

Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder in Schweizer

Unternehmen Schweizer sein sollte?

Es kommt darauf an, wie ein Unternehmen ausgerichtet ist. Ein rein lokal oder mehrheitlich national

tätiges Unternehmen wird automatisch viele Schweizer im Verwaltungsrat haben. Sobald ein Unternehmen aber global ausgerichtet ist, stellt sich die

Frage, ob es eine Mehrheit an Schweizern im Verwaltungsrat braucht. Kriterien, die dafür sprechen könnten, sind z.B. eine starke Schweiz-Zugehörigkeit,

eine staatliche Nähe oder wenn der Schweizer Standort eine besondere Bedeutung hat. Ich finde aber strikte Vorgaben grundsätzlich eher fraglich.

Funktionieren VR-Gremien mit weiblichen Mitgliedern anders als reine Männergremien? Welche Veränderungen erleben Sie durch den

Zuwachs von Frauen im VR?

Ich glaube, das ist gesellschaftlich bedingt. Gespräche funktionieren anders, wenn Frauen dabei sind. Es werden andere Sichtweisen eingebracht, die

zu einer repräsentativeren Diskussion führen, was die gesellschaftlichen Bedürfnisse anbelangt. Für ein Unternehmen ist es wichtig, die Sicht sowohl

der Konsumenten als auch der Konsumentinnen zu kennen. In der Reisebranche machen Konsumentinnen heute 50 % der Käuferschaft aus. Somit

ist eine kompetente Durchmischung überaus sinnvoll und wünschenswert.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung

als strategisches Ziel festzulegen?

Ich bin klar der Meinung, dass Frauenförderung ein strategisches Ziel jedes Unternehmens sein sollte. Dies lässt sich eigentlich von der Strategie

ableiten, die ja in ein Umfeld aus Konsumentinnen und Konsumenten eingebettet ist. Deshalb ist der Verwaltungsrat darauf angewiesen, möglichst

viel Know-how über die Kundinnen und Kunden im Markt zu erhalten. Dies führt automatisch zu divers aufgestellten Gremien und somit breiter

abgestützten Entscheidungen. Heutzutage sollte das Thema Frauenförderung – und zwar auf allen Stufen – ein Eigenauftrag der Unternehmen und

als Teil von strategischen Überlegungen festgelegt sein.

Wird die Zukunft mehr hauptberufliche Verwaltungsräte erfordern? Welche Kompetenzen sehen Sie als Voraussetzung für Profi-Verwaltungsräte an?

Ich glaube schon, da der Aufwand für ein Verwaltungsratsmitglied in Anbetracht der zunehmenden Regulierungen steigt. Wenn Sie mich vor 10 Jahren

gefragt hätten, wie viel mich das Mandat bei Kuoni beansprucht, so hätte ich mit 10–15 Tagen pro Jahr geantwortet. Heute ist es mindestens das

Doppelte. Dies führt automatisch dazu, dass mehr Personen in eine professionelle VR-Tätigkeit hineingehen. Bezüglich Voraussetzungen erachte ich

Persönlichkeitsstruktur, Erfahrung und Ergänzung bzw. Komplementarität als besonders wichtig.

Die Schweiz regelt den unternehmerischen Spielraum immer stärker. Ist dies im globalen Wettbewerb die richtige Entwicklung?

Insbesondere in den OECD-Ländern sind Regulatorien verbreitet, da ist die Schweiz kein Einzelfall. Es gibt durchaus Entwicklungen, bei denen das

Bedürfnis nach gewissen Regulierungen nachvollziehbar ist. Grundsätzlich bin ich aber eher zurückhaltend, weil die Erfahrung zeigt, dass Interventionen

zwar oft das ursprüngliche Problem lösen, aber immer wieder Nebenwirkungen bzw. neue Herausforderungen schaffen. Offenbar besteht vonseiten

des Gesetzgebers ein hoher Bedarf an Regulierung. Darum ist es wichtig, diese Vorstösse aus einer volkswirtschaftlichen Gesamtbetrachtung kritisch zu

hinterfragen. Wir laufen sonst Gefahr, unseren Vorteil in Bezug auf die internationale Wettbewerbsfähigkeit und damit unseren Standortvorteil zu verlieren.

Heinz Karrer

Heinz Karrer ist seit 2013 Präsident von Economiesuisse.

Des Weiteren amtet er als Präsident von Swisselectric,

als Vizepräsident des Verwaltungsrats der Kuoni

Reisen Holding AG und als Verwaltungsrat der Noten-

stein Privatbank AG. Er war von 2002 bis 2014 CEO

der Axpo Holding AG. Von 1998 bis 2002 war er

als Mitglied der Konzernleitung der Swisscom AG für

die Division Marketing & Sales verantwortlich. Davor

war er Vorsitzender der Geschäftsleitung von Ringier

Schweiz und Mitglied der Konzernleitung Ringier

AG sowie Vorsitzender der Geschäftsleitung und

Verwaltungsratsdelegierter der Intersport Holding AG.

«Regulierungen lösen zwar oft das ursprüngliche Problem, schaffen aber neue Herausforderungen.»

Page 30: schillingreport 2014

30 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Verwaltungsräte

Übersicht der ausländischen VR-Mitglieder 2014 Anzahl Unternehmen 90

Total VR-Mitglieder 822 100 %

Anteil Ausländer 292 36 %

Anteil Ausländer 292 100 %

Anteil Frauen 32 11 %

Anteil Männer 260 89 %

Anteil VRP 90 100 %

Anteil Ausländer 23 26 %

Anteil SMI-VR-Mitglieder 215 100 %

Anteil Ausländer 132 61 %

Anteil Neue 97 100 %

Anteil Ausländer unter den Neuen 49 51 %

Anteil neuer ausländischer VR-Mitglieder 49 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen 6 12 %

Anteil Männer unter den Neuen 43 88 %

Mit 36 % stagniert der Ausländeranteil in den Verwaltungsräten beim Vorjahreswert und liegt 6 Prozentpunkte unter dem der Geschäftsleitungen

(42 %). Unter den Verwaltungsratspräsidenten finden sich mit 26 % wieder etwas mehr Ausländer, während es bei den CEOs mit 39 % deut-

lich weniger als letztes Jahr sind. Eine Betrachtung des Frauenanteils zeigt, dass dieser unter den ausländischen Verwaltungsratsmitgliedern

mit 11 % tiefer ist als im Gesamtsample mit 13 %. Unter den neuen Ausländern ist der Frauenanteil mit 12 % tiefer als im Gesamtsample mit

22 %. Bei den SMI-Unternehmen rangiert der Anteil der ausländischen Verwaltungsratsmitglieder mit 61 % ganze 25 Prozentpunkte über

dem aller Verwaltungsratsmitglieder (36 %).

In 4 der untersuchten Unternehmen (4 %) sitzen keine Schweizer im Verwaltungsrat, während die Verwaltungsräte von 25 der 90 einbezo-

genen Unternehmen (28 %) ausschliesslich mit Schweizern besetzt sind.

Alter der ausländischen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Alter der ausländischen GL-Mitglieder 2014Gesamt Ausländerinnen SMI

Durchschnittsalter ausländischer GL-Mitglieder 52 Jahre 50 Jahre 53 Jahre

Durchschnittsalter neuer ausländischer GL-Mitglieder 48 Jahre 44 Jahre 50 Jahre

Das Alter der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder nahm über den gesamten Erhebungszeitraum von 9 Jahren von 49 Jahren in 2006

auf erstmals 52 Jahre in 2014 zu. Die Ausländer unter den Neuen sind mit 48 Jahren etwas jünger.

Verwaltungsräte

Alter der ausländischen VR-Mitglieder 2014Gesamt Ausländerinnen SMI

Durchschnittsalter ausländischer VR-Mitglieder 59 Jahre 57 Jahre 61 Jahre

Durchschnittsalter neuer ausländischer VR-Mitglieder 54 Jahre 54 Jahre 53 Jahre

Die ausländischen Verwaltungsratsmitglieder sind mit durchschnittlich 59 Jahren gleich alt wie das Gesamtsample der Verwaltungsräte. Die

neuen ausländischen Verwaltungsratsmitglieder sind mit 54 Jahren ebenfalls gleich wie das Sample der neuen Verwaltungsratsmitglieder.

Mit 61 Jahren sind die ausländischen SMI-Verwaltungsratsmitglieder am ältesten.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.2 Ausländer

Page 31: schillingreport 2014

31schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Nationalität der ausländischen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Nationalität der ausländischen GL-Mitglieder

Die meisten ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder stammen unverändert aus Deutschland (32 %). Die Angelsachsen (USA, GB, AUS,

CAN, IRL, NZ) machen zusammen nur noch einen Anteil von 29 % (2013: 34 %) aus. Auffällig ist der Rückgang der Briten von 11 % auf 8 %

unter den Ausländern. Auch die US-Amerikaner sind mit 16 % gegenüber 17 % von letztem Jahr leicht rückläufig. Aufgrund des Rückgangs

der Briten um 3 Prozentpunkte rangieren diese nur noch an vierter Stelle nach den Franzosen, die von 9 % in 2013 auf aktuell 11 % zulegten.

Die neuen Geschäftsleitungsmitglieder unterstreichen die Entwicklung der Deutschen und der Angelsachsen. Hier zeigt sich, dass die

Deutschen um 5 Prozentpunkte auf 35 % zulegten, während die Angelsachsen um 25 Prozentpunkte auf 16 % sanken.

Verwaltungsräte

Nationalität der ausländischen VR-Mitglieder

Die Deutschen dominieren auch unter den ausländischen Verwaltungsratsmitgliedern mit einem Anteil von 25 %. Die zweitgrösste Gruppe

stellen die USA mit 20 %, gefolgt von Grossbritannien mit 10 %. Betrachtet man alle Angelsachsen (USA, GB, CAN, AUS, IRL, NZ), so machen

diese insgesamt 36 % aus. In der Gesamtbetrachtung der deutschsprachigen Länder stellen Deutschland, Österreich und Liechtenstein zusam-

men 29 % der ausländischen Verwaltungsratsmitglieder, was 7 Prozentpunkte unter den Angelsachsen liegt. Während die Deutschen in den

Geschäftsleitungen also fast doppelt so viele Mitglieder stellen wie die US-Amerikaner, zeigt sich in den Verwaltungsräten ein anderes Bild:

Zwar liegen die Deutschen auch hier vorne, stellen aber nur etwas über ein Fünftel mehr Verwaltungsratsmitglieder als die US-Amerikaner. Die

neuen Verwaltungsratsmitglieder zeigen dieses Jahr eine genau umgekehrte Entwicklung im Vergleich zu letztem Jahr: Legten die Deutschen

2013 um 11 Prozentpunkte auf 33 % zu, so verloren sie aktuell 5 Prozentpunkte, rangieren aber mit 27 % immer noch als grösste ausländische

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.2 Ausländer

An

zah

l GL-

Mit

glie

der

0

60

80

20

40

100

120

140

Deutsc

hland

USA

Frankre

ich

Grossbrita

nnienIta

lien

Österre

ich

Span

ien

Belgien

Australi

en

Niederl

ande

Irland

Norweg

en

Schwed

en

Aserbaid

schan

Indien

Finnlan

d

Ägypten

Dänem

ark

Südko

rea

Singap

ur

Volksrep

ublik China

Japan

Brasilie

n

Mexiko

Slowak

ische R

ep.

Tschec

hische R

ep.

Luxe

mburg

Portu

galPe

ru

Nigeria

Taiw

an

Venez

uela

Südafr

ika

Neusee

land

Kanad

a

116

59

38

28

22

14 12 11 7 75 5 33 3 3 2 2 2 2 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

0

60

80

20

40

Deutsc

hland

USA

Grossbrita

nnien

Frankre

ichIta

lien

Österre

ich

Kanad

a

Volksrep

ublik China

Australi

en

Südafr

ika

Schwed

enIrla

nd

Belgien

Brasilie

n

Dänem

ark

Neusee

land

Norweg

enIndien

Qatar

Russlan

d

Südko

rea

Taiw

an

Ecuad

orPo

len

Malaysi

a

Argentin

ien

Singap

ur

Liech

tenste

in

73

59

30 26

139 7

56 5 41 1 1 1 1 1 1

An

zah

l VR

-Mit

glie

der

55 4 4 3 3 3 3

Span

ien

2 2 2 2 2

Niederl

ande

8

Finnlan

d

Mexiko

Page 32: schillingreport 2014

32 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.2 Ausländer

Gruppe unter den Neuen. Die USA verloren 2013 5 Prozentpunkte und kamen mit 10 % an dritter Stelle nach den Franzosen. Aktuell legten sie

um 13 Prozentpunkte auf 23 % zu und sind wieder die zweitgrösste ausländische Gruppe unter den neu berufenen Verwaltungsratsmitgliedern.

Die Franzosen verloren 5 Prozentpunkte und rangieren mit 10 % an dritter Stelle. Die Briten legten um 3 Prozentpunkte auf 8 % zu und sind

somit an vierter Stelle. Insgesamt stellen die Angelsachsen (USA, GB) gemeinsam 31 % der neuen Verwaltungsratsmitglieder und liegen

4 Prozentpunkte vor den Deutschen. Somit zeigt sich, dass die neuen Verwaltungsratsmitglieder vornehmlich in der Schweiz, Deutschland,

den USA, Frankreich und Grossbritannien rekrutiert wurden.

Ausbildung der ausländischen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Ausbildungen der ausländischen GL-Mitglieder 2014 Gesamt Frauen SMI

Grösse des Sample 340 100 % 24 7 % 128 37 %

Akademiker 303 89 % 21 88 % 123 96 %

FH-Absolventen 28 8 % 2 8 % 4 3 %

Matura 1 < 1 % – – – –

Berufsausbildung 8 2 % 1 4 % 1 1 %

Weiterbildungen 121 36 % 11 46 % 49 38 %

Doktortitel 59 17 % 6 25 % 21 16 %

Das hohe Ausbildungsniveau wird insbesondere durch die ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder getragen. In dieser Gruppe lassen

sich mit 89 % deutlich mehr Akademiker nachweisen als im Gesamtsample (75 %). Von den Schweizern graduierten lediglich 70 % an

einer Universität. Interessant sind die Unterschiede der akademischen Fachrichtungen zwischen Schweizern und Ausländern. Während

bei den Schweizern 41 % aller Akademiker einen wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund haben, ist die grösste Gruppe bei den

Ausländern mit 42 % die technisch-naturwissenschaftliche. Einen Hochschulabschluss (FH oder Universität) erwarben 97 % der ausländi-

schen Geschäftsleitungsmitglieder, was zeigt, dass von dieser Gruppe eine sehr gute Ausbildung erwartet wird. Von den ausländischen SMI-

Geschäftsleitungsmitgliedern haben 96 % einen akademischen Abschluss. 17 % der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder tragen einen

Doktortitel, was in etwa dem Gesamtsample (18 %) entspricht. 36 % absolvierten eine Weiterbildung. Im Gesamtsample liegt dieser Wert

mit 45 % um 9 Prozentpunkte höher. Von den Ausländerinnen haben 92 % einen akademischen Abschluss (2013: 100 %) und promovierten

mit 25 % überdurchschnittlich oft. Die ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder haben also öfter einen höheren Abschluss als die Personen

des Gesamtsample, dafür weisen sie weniger Weiterbildungen vor.

Verwaltungsräte

Ausbildungen der ausländischen VR-Mitglieder 2014 Gesamt Frauen SMI

Grösse des Sample 284 100 % 29 10 % 130 46 %

Akademiker 270 95 % 29 100 % 125 96 %

FH-Absolventen 8 3 % – – 2 2 %

Matura 1 < 1 % – – 1 < 1 %

Berufsausbildung 5 2 % – – 2 2 %

Weiterbildungen 100 35 % 11 38 % 53 41 %

Doktortitel 83 29 % 10 34 % 40 31 %

Auch bei den ausländischen Verwaltungsratsmitgliedern lässt sich ein konstant hohes Ausbildungsniveau feststellen. Im Gesamtsample

haben 84 % der Verwaltungsratsmitglieder einen akademischen Abschluss. Unter den ausländischen Gremiumsmitgliedern sind es 95 %,

unter den ausländischen SMI-Verwaltungsratsmitgliedern sind es 96 % sowie unter den weiblichen ausländischen Mitgliedern sogar 100 %.

Der Anteil an Promovierten liegt unter den ausländischen Verwaltungsratsmitgliedern mit 29 % tiefer als im Gesamtsample (33 %). Das

gleiche Bild zeigen die ausländischen SMI-Verwaltungsratsmitglieder mit 31 %. Die ausländischen Verwaltungsrätinnen weisen mit 34 %

Promovierten eine leicht höheren Anteil als das Gesamtsample auf.

Weitere Erkenntnisse

Page 33: schillingreport 2014

33schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Bei den ausländischen SMI-Gremiumsmitgliedern lassen sich sowohl in den Geschäftsleitungen als auch in den Verwaltungsräten sehr hohe

Akademikeranteile feststellen – 92 % in den Geschäftsleitungen und 97 % in den Verwaltungsräten.

Verantwortungsbereiche der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder

Verantwortungsbereiche der ausl. GL-Mitglieder 2014 Gesamt Frauen SMI

Verantwortung nach Funktion 170 47 % 18 72 % 57 44 %

Verantwortung nach Geschäftsbereich 94 26 % 3 12 % 36 27 %

Verantwortung nach Geografie 75 21 % 3 12 % 26 20 %

Kombination Geografie / Funktion 4 1 % – – 2 2 %

Kombination Geografie / Geschäftsbereich 14 4 % 1 4 % 8 6 %

Kombination Geschäftsbereich / Funktion 4 1 % – – 1 < 1 %

Kombination aller 3 Varianten 1 < 1 % – – 1 < 1 %

Total 362 100 % 25 100 % 131 100 %

49 % aller ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder üben eine unternehmensspezifische Funktion wie die des CEO, CFO, Leiter Human

Resources, Leiter Marketing etc. innerhalb der Geschäftsleitung aus. Eine Business-Unit-Verantwortung tragen 31 % aller ausländischen

Geschäftsleitungsmitglieder. Anders als das Gesamtsample (17 %) zeichnen die ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder mit 27 % häufiger

für einen geografischen Bereich verantwortlich. Somit sind die Ausländer prozentual betrachtet seltener in einer unternehmensspezifischen

Funktion als im Gesamtsample anzutreffen, dafür häufiger in einer geografischen Rolle. Es kann gesagt werden, dass Ausländer tendenzi-

ell eher für einen geografischen Verantwortungsbereich eingestellt werden, beispielsweise der Japaner für den asiatischen Raum oder der

US-Amerikaner für den US-Markt.

Erfahrung der ausländischen Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Mit 62 % waren fast zwei Drittel der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im Unternehmen

beschäftigt. 35 % bringen Erfahrung aus einer externen Geschäftsleitung mit. 10 % weisen keine relevante Erfahrung im Unternehmen

selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung auf. Beim Blick auf das Dienstalter der Geschäftsleitungsmitglieder zeigt sich, dass intern

beförderte ausländische Manager 1 Jahr länger im Unternehmen tätig sein müssen, nämlich 13 Jahre, bis sie in die Geschäftsleitung berufen

werden, wie die Personen des Gesamtsample. Ausländische Geschäftsleitungsmitglieder mit Geschäftsleitungserfahrung in einem anderen

Unternehmen – wenn auch nur bei einem KMU – werden nach 4 Jahren in das Führungsgremium berufen. Das ist 2 Jahre weniger als im

Gesamtsample und 1 Jahr mehr als bei den Frauen in den Geschäftsleitungen.

Verwaltungsräte

Ein Blick auf die ausländischen Verwaltungsratsmitglieder zeigt, dass 15 % bereits vor ihrer Berufung in den Verwaltungsrat im Unternehmen

tätig waren. Im Gesamtsample sind es 14 % und bei den Frauen nur 6 %. Das durchschnittliche ausländische Verwaltungsratsmitglied ist seit

5 Jahren im Amt. Im Gesamtsample sind es 6 Jahre.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.2 Ausländer

Page 34: schillingreport 2014

34 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

SMI-Unternehmen

Der SMI ist als Blue-Chip-Index der bedeutendste Aktienindex der Schweiz und enthält die 20 grössten Titel aus dem SPI. Auf

den SMI entfallen rund 85 % der Gesamtkapitalisierung des Schweizer Aktienmarkts. SMI-Unternehmen sind Vorreiter in Sachen

Internationalisierung, aber auch in anderen Themenstellungen. Eine Untersuchung der SMI-Unternehmen als eigene Untergruppe

bietet sich also an, weil sich an ihr wichtige Trends in Bezug auf die Entwicklung der Schweizer Führungsgremien ablesen lassen.

Grösse der SMI-Gremien

Geschäftsleitungen

Grösse der SMI-GL 2014 Anzahl Unternehmen 20 100 %

Durchschnittliche Grösse GL 9

Häufigste Grösse GL 5, 6, 11, 12

Unternehmen mit erweiterter GL 3 15 %

Durchschnittlich zählen Geschäftsleitungen in SMI-Unternehmen 9 Personen, das sind 2 Personen mehr als im Gesamtsample. Dabei variiert

die Zusammensetzung der Geschäftsleitungen innerhalb des Sample – von 5 bis 13 Mitgliedern. Prozentual gesehen, kommen bei SMI-

Unternehmen erweiterte Geschäftsleitungen gleich oft vor wie im Gesamtsample (15 %).

Häufigkeitsverteilung der verschiedenen SMI-GL-Grössen

Verwaltungsräte

Grösse des SMI-VR 2014 Anzahl Unternehmen 20

Durchschnittliche Grösse VR 11

Häufigste Grösse VR 8, 13, 14

Die Verwaltungsräte zählen bei den SMI-Unternehmen durchschnittlich 11 Mitglieder. Gegenüber dem Gesamtsample sind SMI-Ver waltungs-

rats gremien folglich um 2 Personen grösser.

Häufigkeitsverteilung der verschiedenen SMI-VR-Grössen

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.3 SMI-Unternehmen

5.3

0

1

2

3

4

5

5 6 7 8 9 10

22

3 3 3 3

11

2

12

11

13

Anzahl GL-Mitglieder

An

zah

l GL

0

1

2

3

4

2 2 2 2

3 3 3

6 7 8 9 10 11 12 13

111

1914

Anzahl VR-Mitglieder

An

zah

l VR

Page 35: schillingreport 2014

35schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrat zu engagieren?

Erstens scheint es mir eine Ehre und eine Anerkennung der bisherigen Arbeit zu sein, für die

Übernahme einer verantwortungsvollen Funktion in einer erfolgreichen Unternehmung wie der

Schweizer Raiffeisen Gruppe angefragt zu werden. Zweitens bildet für mich die Verbindung

meiner wissenschaftlichen Arbeit an der HSG, die viele intensive Einblicke in unterschiedlichste

Unternehmungen und Organisationen ermöglicht, mit der praktischen Verwaltungsratsarbeit

bei Raiffeisen eine unglaublich lehrreiche und inspirierende Konstellation, von der – so hoffe

ich – neben mir persönlich beide Seiten, Raiffeisen und die HSG, profitieren können.

Wie definieren Sie die Rolle des Verwaltungsratspräsidenten in der Führung des Verwal-

tungs rats und des CEO?

Der Verwaltungsratspräsident führt den Verwaltungsrat und der CEO die Unternehmung.

Der Verwaltungsratspräsident muss zuallererst für ein gutes Mass an kollektiver Arbeits- und

Entscheidungsfähigkeit im Verwaltungsrat besorgt sein. Er muss aber auch genau beobachten,

inwiefern dies in der Geschäftsleitung der Fall ist. Und er muss für ein tragfähiges, vertrau-

ensvolles Verhältnis innerhalb des VR, zum CEO und zur Geschäftsleitung besorgt sein, das im

Idealfall durch ein gesundes Mass an belastbarer Kollegialität gekennzeichnet ist.

Was ist für Sie die «goldene Regel» für die Zusammensetzung eines idealen Verwaltungs-

rats in Bezug auf Komposition und Grösse?

Die «optimale» Zusammensetzung eines Verwaltungsrats kann nicht generalisiert werden, sondern sie muss sich an den spezifischen

Entwicklungsherausforderungen einer Unternehmung orientieren. Dabei muss der Verwaltungsrat im Idealfall die Komplexität sowohl

der unternehmensrelevanten Umwelt (Erwartungen, Ressourcen, Vernetzung) als auch der Unternehmung selbst (Erfahrungen und

Beurteilungsvermögen im Bereich der zentralen Management- und Wertschöpfungsfunktionen) abbilden. Was die Grösse betrifft, könnte

man sagen: so klein wie möglich, so gross wie nötig. Wenn ich uneingeschränkt wählen könnte, würde ich schauen, dass ein VR nicht mehr

als neun Mitglieder umfasst, sonst besteht die Gefahr, dass die Arbeits- und Konfliktfähigkeit leidet.

Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder in Schweizer Unternehmen Schweizer sein sollte?

Mit Blick auf die Aussenvernetzung der Schweizer Wirtschaft und die Überlegungen zur vorherigen Frage gibt es keine überzeugenden

Gründe für eine solche Regel.

Funktionieren VR-Gremien mit weiblichen Mitgliedern anders als reine Männergremien? Welche Veränderungen erleben Sie durch

den Zuwachs von Frauen im VR?

Diese Form von Diversität hat einen sehr positiven Einfluss auf eine differenzierte Wahrnehmung und Diskussionskultur in unserem VR.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauen-

förderung als strategisches Ziel festzulegen?

Ja, es ist nicht Zufall, dass Männer die meisten Führungspositionen innehaben, sondern diese Praxis wird gestützt durch kulturell verankerte,

gewachsene Selbstverständnisse und organisationale Routinen, für die es keine zwingenden Gründe gibt. Diese Selbstverständlichkeiten und

Praktiken zu ändern, entspricht einem anspruchsvollen kulturellen Entwicklungsprozess, der nicht von selbst abläuft, sondern systematischer

Anstrengungen bedarf, die auch im Zielsystem einer Unternehmung abgebildet werden sollten.

Die Schweiz regelt den unternehmerischen Spielraum immer stärker. Ist dies im globalen Wettbewerb die richtige Entwicklung?

Jede Regelung muss auf ihre konkrete Sinnhaftigkeit hin kritisch hinterfragt werden können. Solange Regelungen in einem demokratischen

Prozess durch gut informierte und gebildete Bürgerinnen und Bürger beschlossen werden, ist nichts gegen solche Regelungen einzuwenden.

Wenn dagegen Regelungen durch eine verselbstständigte Eigendynamik unzureichend kontrollierter Parlamente und öffentlicher Verwaltungen

zustande kommen, ist dies aus Sicht von Wirtschaft und Gesellschaft hoch problematisch. Deshalb bin ich ein grosser Anhänger von demo-

kratischem Föderalismus und Subsidiaritätsprinzip, weil genau diese politischen Ordnungsprinzipien die Wahrscheinlichkeit von wirksamem

Feedback und damit eine konstruktive Entwicklungsdynamik sehr viel wahrscheinlicher machen als unkontrollierte Parlamente und aufgeblähte

öffentliche Verwaltungseinheiten. Allerdings setzt dies einerseits gut gebildete, kritisch denkende und politisch interessierte Bürgerinnen und

Bürger und andererseits verantwortungsbewusst agierende Medien voraus!

Prof. Dr. Johannes Rüegg-Stürm

Johannes Rüegg-Stürm ist Ordentlicher Professor für

Or gani zation Studies an der Universität St.Gallen

HSG und Direktor des Instituts für Systemisches

Ma nage ment und Public Governance (IMP-HSG).

Er hat mehrere VR-Mandate in KMU wahrge nommen

und präsidiert seit 2011 den Verwaltungsrat der

Raiffeisen Gruppe. Nach dem BWL-Studium an der

HSG promovierte er zum Thema «Unternehmens ent-

wicklung und Un ter nehmensethik» und habilitierte

zum Thema «Unternehmenstransformation». Er blickt

auf mehrere Jahre praktische Tätigkeit in der Industrie,

Forschungsaufenthalte an ausländischen Universitäten

sowie diverse wissenschaftliche Auszeichnungen und

Anerkennungen zurück.

«Was die Grösse des VR betrifft, könnte man sagen: so klein wie möglich, so gross wie nötig.»

Page 36: schillingreport 2014

36 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.3 SMI-Unternehmen

Veränderungen innerhalb der SMI-Gremien

Geschäftsleitungen

Veränderungen innerhalb der SMI-GL 2014 Identische GL wie im Vorjahr 9 45 %

Gleiche GL-Grösse wie im Vorjahr mit veränderter Zusammensetzung 4 20 %

Vergrösserung der GL 4 20 %

Verkleinerung der GL 3 15 %

Total 20 100 %

Mit 45 % an identischen Führungsteams weisen die SMI-Geschäftsleitungen in diesem Jahr eine deutlich höhere Stabilität auf als in 2013

(20 %). Im Gesamtsample liegt dieser Wert ebenfalls bei 45 %. Vergangenes Jahr behielten 45 % der Unternehmen ihre Gremiumsgrösse bei,

aktuell sind es 65 %. Während im Gesamtsample weniger Verkleinerungen (18 %) als Vergrösserungen (19 %) innerhalb der Geschäftsleitungen

stattfanden, zeigt sich bei den SMI-Geschäftsleitungen ein anderes Bild. Dort machen die Vergrösserungen 20 % und die Verkleinerungen

15 % aus. Veränderungen vollzogen sich in der Regel um 1 bis 2 Sitze.

Verwaltungsräte

Veränderungen innerhalb des SMI-VR 2014 Identischer VR wie im Vorjahr 6 30 %

Gleiche VR-Grösse wie im Vorjahr mit veränderter Zusammensetzung 3 15 %

Vergrösserung des VR 5 25 %

Verkleinerung des VR 6 30 %

Total 20 100 %

Schaut man auf die Verwaltungsräte, so weisen 30 % der SMI-Unternehmen die identische Zusammensetzung auf wie im vergangenen Jahr.

Anders ausgedrückt, vollzogen 14 von 20 SMI-Unternehmen Veränderungen in ihrem Verwaltungsrat. 55 % der Unternehmen vergrösserten

oder verkleinerten den Verwaltungsrat in der Regel um 1 bis 2 Sitze.

Weitere Erkenntnisse

Die Betrachtung der SMI-Unternehmen im Vergleich zum Gesamtsample zeigte 2013, dass diese prozentual gesehen über weniger sta-

bile Gremien verfügten. Sowohl in den Geschäftsleitungen als auch in den Verwaltungsräten erfuhren die SMI-Unternehmen stärkere

Veränderungen. Aktuell nähern sich die Zahlen an. Die Geschäftsleitungen erfuhren in beiden Samples mit 45 % dieselbe Veränderung,

während die Verwaltungsräte des Gesamtsample mit 38 % etwas stabiler sind als die SMI-Verwaltungsräte mit 30 %.

Page 37: schillingreport 2014

37schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Zusammensetzung der SMI-Gremien

Geschäftsleitungen

Zusammensetzung der SMI-GL 2014 Anzahl Unternehmen 20

Total GL-Mitglieder 201 100 %

Anteil Frauen 12 6 %

Anteil Männer 189 94 %

Anteil Schweizer 70 35 %

Anteil Ausländer 131 65 %

Anteil Neue 23 11 %

Anteil Neue 23 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen – –

Anteil Männer unter den Neuen 23 100 %

Anteil Schweizer unter den Neuen 9 39 %

Anteil Ausländer unter den Neuen 14 61 %

Anteil SMI-CEOs 21 100 %

Anteil Schweizer 6 29 %

Anteil Ausländer 15 71 %

In den SMI-Unternehmen entwickelte sich der Frauenanteil in den Geschäftsleitungen über 8 Jahre sehr positiv um 5 Prozentpunkte von

3 % in 2006 auf erstmals 8 % in 2013. Dabei gelang den SMI-Unternehmen von 2012 bis 2013 eine Steigerung des Frauenanteils in den

Geschäftsleitungen von 6 % auf 8 % (+33 %). 2014 zeigt sich ein anderes Bild: Erstmalig ist ein Rückgang des Frauenanteils zu verzeichnen.

Der Frauenanteil in den SMI-Geschäftsleitungen sank auf 6 %, was einem Verlust von 25 % entspricht. Dies lässt sich u.a. darauf zurückfüh-

ren, dass sich unter den neuen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern keine Frau befindet, weshalb der Austritt von Managerinnen umso stärker

ins Gewicht fiel.

Analog zum Gesamtsample verzeichnen auch die sehr international aufgestellten SMI-Unternehmen einen Rückgang des Ausländeranteils

in den Geschäftsleitungen um 3 Prozentpunkte. Während der Ausländeranteil in den SMI-Unternehmen 2013 mit 68 % den bisher höchsten

Wert erreichte, fiel er 2014 auf 65 %. Die im SMI notierten Unternehmen setzen ihre Geschäftsleitungsgremien deutlich internationaler

zusammen als das Gesamtsample.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.3 SMI-Unternehmen

Page 38: schillingreport 2014

38 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Verwaltungsräte

Zusammensetzung des SMI-VR 2014 Anzahl Unternehmen 20

Total VR-Mitglieder 215 100 %

Anteil Frauen 34 16 %

Anteil Männer 181 84 %

Anteil Schweizer 83 39 %

Anteil Ausländer 132 61 %

Anteil Neue 23 11 %

Anteil Neue 23 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen 8 35 %

Anteil Männer unter den Neuen 15 65 %

Anteil Schweizer unter den Neuen 7 30 %

Anteil Ausländer unter den Neuen 16 70 %

Anteil SMI-VRP 20 100 %

Anteil Schweizer 10 50 %

Anteil Ausländer 10 50 %

Von den untersuchten Samples weisen die SMI-Verwaltungsräte mit 16 % den höchsten Frauenanteil aus. Dieser Wert steigerte sich seit

letztem Jahr um 2 Prozentpunkte. Eine Erklärung für diese Erhöhung liefern die neuen SMI-Verwaltungsratsmitglieder mit einem Frauenanteil

von 35 %. Dies bedeutet, dass jeder dritte vakante SMI-Verwaltungsratssitz mit einer Frau besetzt wurde.

In den SMI-Verwaltungsräten stieg der Ausländeranteil im Gegensatz zu den SMI-Geschäftsleitungen leicht an. Dieser erhöhte sich um

1 Prozentpunkt auf 61 %. Ein klarer Indikator hierfür ist der Ausländeranteil unter den neuen SMI-Verwaltungsratsmitgliedern von 70 %. Für

über zwei Drittel der vakanten SMI-Verwaltungsratssitze wurden folglich Ausländer berufen. Seit 2010 erhöhte sich der Ausländeranteil in

den SMI-Verwaltungsräten insgesamt um 8 Prozentpunkte.

Alter der SMI-Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Alter der SMI-GL-Mitglieder 2014Gesamt Frauen Ausländer

Durchschnittsalter SMI-GL-Mitglieder 53 Jahre 53 Jahre 53 Jahre

Durchschnittsalter neuer SMI-GL-Mitglieder 49 Jahre – 50 Jahre

Die SMI-Geschäftsleitungsmitglieder sind mit durchschnittlich 53 Jahren 1 Jahr älter als im Vorjahr, während die neuen SMI-Geschäftsleitungs-

mitglieder mit 49 Jahren 2 Jahre jünger sind als im Vorjahr. Das Alter der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder erhöhte sich über den gesamten

Erhebungszeitraum um 3 Jahre. Gegenüber dem Gesamtsample sind SMI-Geschäftsleitungsmitglieder sowie deren Neuzugänge älter.

Verwaltungsräte

Alter der SMI-VR-Mitglieder 2014Gesamt Frauen Ausländer

Durchschnittsalter SMI-VR-Mitglieder 60 Jahre 57 Jahre 61 Jahre

Durchschnittsalter neuer SMI-VR-Mitglieder 54 Jahre 55 Jahre 53 Jahre

Das durchschnittliche SMI-Verwaltungsratsmitglied ist 60 Jahre alt, ein neues SMI-Verwaltungsratsmitglied 54 Jahre. Sie sind älter als das

Gesamtsample. Neue Mitglieder sind gleich alt wie im Gesamtsample.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.3 SMI-Unternehmen

Page 39: schillingreport 2014

39schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Nationalität der SMI-Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Nationalität der SMI-GL-Mitglieder

0

15

20

5

10

25

30

35

USA

Grossbrita

nnien

Frankre

ich

Deutsc

hland

Belgien

Italie

n

Australi

en

Österre

ich

Span

ien

33

21

17

13

8

6 4 4

Anz

ahl G

L-M

itgl

iede

r

Kanad

a

3

Südafr

ika

3

Aserbaid

schan

22

Indien

Finnlan

d

2

Ägypten

111

Volksrep

ublik China

1

Irland

1

Japan

1

Mexiko

1

Luxe

mburg

1

Nigeria

1

Niederl

ande

1

Peru

1

Südko

rea

Slowak

ische R

ep.

1

Taiwan

1

Die angelsächsischen Länder (USA, GB, AUS, CAN und IRL) stellen mit 43 % fast die Hälfte der ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder.

Deutschland belegt mit 10 % nur Rang 4 nach den USA mit 25 %, Frankreich mit 16 % und Grossbritannien mit 13 %. Auch die neuen SMI-

Geschäftsleitungsmitglieder bestätigen diesen Trend. 21 % der neuen ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder sind US-Amerikaner,

21 % sind Franzosen, und weitere 21 % sind Italiener. Die neuen angelsächsischen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder stellen 28 % aller neuen

ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder, 2013 waren es 50 %, 2012 77 %. Es scheint, dass die Angelsachsen bei der Rekrutierung

neuer SMI-Manager an Bedeutung verlieren. Der Vergleich zwischen Gesamtsample und SMI zeigt, dass die deutschen Manager in den SMI-

Unternehmen eine untergeordnete Rolle spielen, während sie unter den Ausländern des Gesamtsample klar dominieren.

Verwaltungsräte

Nationalität der SMI-VR-Mitglieder

Eine etwas andere Verteilung zeigen die Verwaltungsräte der SMI-Unternehmen. Auch hier dominieren unter den Ausländern die Angelsachsen

(USA, GB, CAN und AUS) mit 44 %, wobei die US-Amerikaner mit 27 % die grösste Gruppe stellen. Die Deutschen befinden sich weiterhin

auf dem zweiten Platz mit 14 %, gefolgt von den Franzosen mit 12 %. Die Briten rangieren mit 11 % auf dem vierten Platz. Während die

USA in den SMI-Unternehmen also deutlich mehr Verwaltungsratsmitglieder stellen als Deutschland, beschäftigt das Gesamtsample nur

5 Prozentpunkte mehr deutsche Verwaltungsratsmitglieder (25 %) als US-amerikanische (20 %).

0

15

20

5

10

25

30

35

USA

Deutsc

hland

Grossbrita

nnien

Frankre

ich

Kanada

Südafrik

aIta

lien

Belgien

Österre

ich

Schwed

en

Niederl

andeIndien

Australie

n

Brasilien

Finnland

Anz

ahl V

R-M

itgl

iede

r

18

36

16 15

6 55 44 433 222

Dänemark

11

Mexiko

1

Malaysia

1 1

Qatar

Singapur

Spanien

1 1

Volksrep

ublik China

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.3 SMI-Unternehmen

Page 40: schillingreport 2014

40 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Ausbildung der SMI-Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

Ausbildungen der SMI-GL-Mitglieder 2014 Gesamt Frauen Ausländer

Grösse des Sample 197 100 % 12 6 % 128 65 %

Akademiker 175 89 % 10 83 % 122 95 %

FH-Absolventen 13 7 % 1 8 % 5 4 %

Matura 1 < 1 % – – – –

Berufsausbildung 8 4 % 1 8 % 1 1 %

Weiterbildungen 82 42 % 7 58 % 49 38 %

Doktortitel 44 22 % 3 25 % 21 16 %

Das Ausbildungsniveau der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder ist sehr hoch. Mit 89 % Akademikern liegen sie deutlich über dem

Gesamtsample mit 75 %. Von den ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern basieren sogar 95 % auf einem Universitätsabschluss. Die

Geschäftsleitungsmitglieder mit Doktortitel machen 22 % aus, was heisst, dass fast jedes vierte SMI-Geschäftsleitungsmitglied promovierte. Im

Vergleich zum Gesamtsample (18 %) ist auch dieser Wert überdurchschnittlich. Betrachtet man die Schweizer SMI-Geschäftsleitungsmitglieder,

so promovierten 33 % von ihnen. Diese Zahl steht in starkem Gegensatz zu den ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern, bei denen

21 % die Doktorwürde erlangten. 42 % der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder absolvierten eine Weiterbildung, was 3 Prozentpunkte unter dem

Schnitt des Gesamtsample (45 %) liegt. Bei den Fachrichtungen der von SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern absolvierten Studiengänge zeigt

sich in etwa die gleiche Aufteilung wie im Gesamtsample, wobei die SMI-Geschäftsleitungsmitglieder weniger oft einen wirtschaftswissen-

schaftlichen Studiengang absolvierten, dafür mit 16 % doppelt so oft mehr als einen Universitätsabschluss erlangten.

Verwaltungsräte

Ausbildungen der SMI-VR-Mitglieder 2014 Gesamt Frauen Ausländer

Grösse des Sample 212 100 % 31 15 % 130 61 %

Akademiker 197 93 % 30 97 % 125 96 %

FH-Absolventen 5 2 % – – 2 1.5 %

Matura 4 2 % – – 1 1 %

Berufsausbildung 6 3 % 1 3 % 2 1.5 %

Weiterbildungen 97 46 % 11 35 % 53 41 %

Doktortitel 86 41 % 17 55 % 40 31 %

Wie alle betrachteten Samples weisen auch die ausländischen Verwaltungsratsmitglieder der SMI-Unternehmen ein konstant hohes

Ausbildungsniveau auf. Die Zahl an Promotionen unter den SMI-Verwaltungsratsmitgliedern ist mit 41 % überdurchschnittlich hoch, im

Gesamtsample beträgt sie 33 %. Ebenso absolvierten mit einem Anteil von 46 % mehr SMI-Verwaltungsratsmitglieder eine Weiterbildung

als die Personen des Gesamtsample (41 %). Mit 93 % sind bei den SMI-Verwaltungsratsmitgliedern überdurchschnittlich viele Akademiker

vertreten. Dieser Wert liegt 9 Prozentpunkte über dem des Gesamtsample (84 %).

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.3 SMI-Unternehmen

Page 41: schillingreport 2014

41schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Was motivierte Sie, sich als Verwaltungsrat zu engagieren?

Mein Interesse kam hauptsächlich daher, dass ich als Berater in den Bereichen Gesellschaftsrecht

und M&A Einblicke in Unternehmen erhielt. So ergriff ich die Chance, als einer meiner Kunden mir

ein Mandat anbot. Danach folgten weitere. Aber das war nicht geplant, sondern es ergab sich.

Irgendwann musste ich mir auch die Frage stellen, ob ich meinen Schwerpunkt in der Tätigkeit

als Anwalt belassen sollte oder ob ich den Grossteil meiner Zeit als professioneller Verwaltungsrat

aufwenden wollte.

Wie nehmen Sie die Zusammenarbeit in VR-Gremien mit ausländischen Mitgliedern, wahr

und welche Vorteile bieten sich daraus aus Ihrer Sicht?

Meine Erfahrung ist grundsätzlich positiv. Die ausländischen Mitglieder sind zu Beginn gefordert im

Erlernen der Aufgaben des Verwaltungsrats eines Schweizer Unternehmens. Da ist vieles neu und

teilweise ungewohnt. Insbesondere die Deutschen kennen eine viel stärkere Aufsichtsfunktion, in

der Schweiz gibt es hingegen nicht delegierbare Kompetenzen. M.E. ist es bei einem inter national

tätigen Unternehmen in Bezug auf Diversity wichtig, dass das Gremium nicht nur Schweizer umfasst,

sondern auch andere, bereichernde Ansichten aus den relevanten Märkten einfliessen.

Gibt es aus Ihrer Sicht Gründe, weshalb die Mehrheit der VR-Mitglieder in Schweizer

Unternehmen Schweizer sein sollte?

Ich bin der konservativen Ansicht, dass ein Schweizer Unternehmen einen gewissen Schweizer Charakter bewahren sollte. Die meisten Firmen

sind nicht per Zufall in der Schweiz ansässig. Deshalb denke ich schon, dass unter 10 bis 12 Verwaltungsräten 3 oder 4 Schweizer sein sollten.

Dies soll aber keinesfalls heissen, dass ein Verwaltungsrat, der nur aus Ausländern besteht, nicht auch eine ideale Konstellation sein kann.

Funktionieren VR-Gremien mit weiblichen Mitgliedern anders als reine Männergremien? Welche Veränderungen erleben Sie durch den

Zuwachs von Frauen im VR?

Frauen und Männer sind nicht grundsätzlich anderer Meinung oder haben andere Ansichten, doch Verwaltungsräte funktionieren nicht anders,

nur weil Frauen einsitzen. Es geht um die Diversität und die unterschiedlichen Sichtweisen, die das Gremium bereichern. Meiner Meinung nach

ist es wichtig, mehr als eine Frau im Verwaltungsrat zu haben. Eine Frau allein hat vielleicht eher ein Minderheitsgefühl, während zwei Frauen

die Arbeit natürlicher prägen.

Wie beurteilen Sie die aktuelle Diskussion bezüglich Frauen in den Führungsgremien? Ist es Ihrer Ansicht nach notwendig, Frauenförderung

als strategisches Ziel festzulegen?

Es wäre unsinnig, wenn wir die Gewinnung von Frauen nicht fördern würden, denn auf der Kundenseite spielen sie oftmals eine entscheidende

Rolle. Der Pool an kompetenten, qualifizierten Frauen ist sehr gross. Deshalb macht es Sinn, Frauenförderung im Unternehmen als strategisches

Ziel festzulegen – und das über alle Stufen hinweg, nicht nur im Verwaltungsrat. Es ist m.E. für eine Frau schwieriger, auf Geschäftsleitungsebene

oder direkt darunter Fuss zu fassen, als im Verwaltungsrat. Im Verwaltungsrat ist es ein Grundsatzentscheid, dass eine Frau gewonnen werden

soll. In der Geschäftsleitung hingegen muss man Erfahrung mitbringen und sich hochgearbeitet haben. Das wird noch einige Jahre dauern.

Wird die Zukunft mehr hauptberufliche Verwaltungsräte erfordern? Welche Kompetenzen sehen Sie als Voraussetzung für Profi-Ver-

waltungs räte an?

Persönlich denke ich, dass mehr hauptberufliche Verwaltungsräte erforderlich sein werden. Gleichzeitig sollten Verwaltungsratsgremien nicht

nur aus Profi-Verwaltungsräten bestehen. Es gibt gewisse Kompetenzen, die im Verwaltungsrat abgedeckt sein müssen. Recht ist so eine, und

dies öffnet die Möglichkeit für Anwälte, ihr Know-how auf strategischer Ebene einzubringen und sich so zu hauptberuflichen Verwaltungsräten

zu entwickeln. Executive-Erfahrung wird in einem Verwaltungsrat aber auch immer unerlässlich sein.

Die Schweiz regelt den unternehmerischen Spielraum immer stärker. Ist dies im globalen Wettbewerb die richtige Entwicklung?

Die starke Regulierung wird insbesondere im Finanzsektor zu einer Konsolidierungswelle führen, da die Finanzierung der regulatorischen Vorgaben

zunehmend anspruchsvoller wird. Es verursacht nämlich denselben Aufwand, IFRS oder SST bei einer Zurich Insurance Group oder einer Nationale

Suisse einzuführen. Wenn ich hingegen an die jüngste Abstimmung denke, so ist es augenscheinlich, dass wir unseren Wettbewerbsvorteil gegenüber

dem Ausland zerstören und an Standortattraktivität verlieren. Ich bin mir sicher, dass sich dies schleichend über die Jahre bemerkbar machen wird.

Dr. Andreas von Planta

Andreas von Planta ist seit 1988 Partner bei Lenz &

Staehelin in Genf. Seine bevorzugten Arbeitsgebiete

sind Gesellschaftsrecht und M&A. Er ist Mitglied

des Verwaltungsrats und des Audit Committee der

Novartis AG und der Holcim Ltd. Er ist Präsident

der HSBC Private Bank (Suisse) AG in Genf und der

Schweizerische National-Versicherungsgesellschaft AG

in Basel. Zudem ist er Verwaltungsrat bei Raymond

Weil AG und Präsident der Clinique Générale-Beaulieu,

beide in Genf. Er ist Vorsitzender des Regulatory

Board der SIX Swiss Exchange, und er war bis Ende

2013 Mitherausgeber der «Schweizerische Zeitschrift

für Wirtschafts- und Finanzmarktrecht».

«Executive-Erfahrung wird in einem Verwaltungsrat immer unerlässlich sein.»

Page 42: schillingreport 2014

42 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Weitere Erkenntnisse

Sowohl unter den SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern als auch unter den SMI-Verwaltungsratsmitgliedern lässt sich jeweils ein sehr hoher Anteil

an Hochschulabsolventen nachweisen: in den Geschäftsleitungen 96 % und in den Verwaltungsräten 95 %. In den Geschäftsleitungen promo-

vierten dabei 22 % der Mitglieder, in den Verwaltungsräten 41 %. Beide Werte liegen über dem jeweiligen Durchschnitt des Gesamtsample.

Bemerkenswert ist, dass der Anteil an Schweizern mit Doktortitel in beiden SMI-Gremien überdurchschnittlich hoch ist. Während die SMI-

Geschäftsleitungsmitglieder einen Anteil von 22 % Promovierter verzeichnen, sind es unter den Schweizer SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern

mit 33 % ein Drittel. Die Differenz beträgt somit 11 Prozentpunkte. Blickt man auf die SMI-Verwaltungsräte, so verzeichnen hier die Schweizer

sogar einen Anteil von 55 % Promovierter, 14 Prozentpunkte mehr als das Gesamtsample der SMI-Verwaltungsratsmitglieder (41 %).

Verantwortungsbereiche der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder

Verantwortungsbereiche der SMI-GL-Mitglieder 2014 Gesamt Frauen Ausländer

Verantwortung nach Funktion 94 47 % 9 75 % 57 44 %

Verantwortung nach Geschäftsbereich 54 27 % 1 8.3 % 36 28 %

Verantwortung nach Geografie 31 15 % 1 8.3 % 26 20 %

Kombination Geografie / Funktion 5 3 % – – 2 2 %

Kombination Geografie / Geschäftsbereich 13 7 % 1 8.3 % 8 6 %

Kombination Geschäftsbereich / Funktion 3 1 % – – 1 < 1 %

Kombination aller 3 Varianten 1 < 1 % – – 1 < 1 %

Total 201 100 % 12 100 % 131 100 %

52 % aller SMI-Geschäftsleitungsmitglieder üben eine unternehmensspezifische Funktion als CEO, CFO, Leiter Human Resources, Leiter

Marketing etc. innerhalb der Geschäftsleitung aus. Es zeigt sich, dass auch die weiblichen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder überdurch-

schnittlich oft (75 %) eine unternehmensspezifische Funktion innehaben. Dies liegt über dem Schnitt aller Frauen mit 74 %. Business-

Unit-Verantwortung tragen 36 % der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder, 26 % sind in einer geografischen Rolle tätig. Somit lässt sich ein

Unterschied zwischen den SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern und dem Gesamtsample feststellen. Im Gesamtsample haben 57 % der

untersuchten Personen eine unternehmensspezifische Funktion inne, 35 % verantworten einen Geschäftsbereich, und 17 % tragen eine

Verantwortung nach Geografie. Es zeigt sich, dass die SMI-Geschäftsleitungsmitglieder nicht nur internationaler zusammengesetzt sind,

sondern auch häufiger eine geografische Verantwortung wahrnehmen. Von den ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern haben

29 % eine geografische Rolle inne. Dies legt den Schluss nahe, dass die ausländischen SMI-Geschäftsleitungsmitglieder u.a. aufgrund ihrer

relevanten Erfahrung im Ausland bzw. im zu bearbeitenden Markt rekrutiert werden.

Erfahrung der SMI-Gremiumsmitglieder

Geschäftsleitungen

78 %, also über drei Viertel der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder, waren bereits vor ihrer Berufung in die Geschäftsleitung im gleichen

Unternehmen beschäftigt. 20 % sammelten zuvor Erfahrung in einer externen Geschäftsleitung, 7 % weisen keine relevante Erfahrung im

Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung aus. Von den neuen SMI-Geschäftsleitungsmitgliedern haben 9 % keine rele-

vante Erfahrung im Unternehmen selbst oder in einer anderen Geschäftsleitung. 2013 waren dies noch 20 %. Dies lässt darauf schliessen,

dass die SMI-Unternehmen auf geschäftsleitungserfahrene Manager setzen. Blickt man auf das Dienstalter im Unternehmen, zeigt sich,

dass firmenintern beförderte SMI-Manager länger im Unternehmen tätig sein müssen, nämlich durchschnittlich 14 Jahre, bis sie in die

Geschäftsleitung geholt werden, als die Personen des Gesamtsample, die nach 12 Jahren berufen werden. Die durchschnittliche Erfahrung

der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder im Unternehmen beträgt 20 Jahre, im Gesamtsample sind es 18 Jahre. SMI-Geschäftsleitungsmitglieder,

die vor ihrem Eintritt ins Unternehmen externe Geschäftsleitungserfahrung – wenn auch nur bei einem KMU – sammelten, entwickeln sich

nach 4 Jahren in das Führungsgremium, im Gesamtsample sind es 6 Jahre.

Verwaltungsräte

Ein Blick auf die SMI-Verwaltungsratsmitglieder zeigt, dass 16 % von ihnen bereits vor ihrer Berufung in das Gremium im Unternehmen tätig

waren. Sie sind durchschnittlich seit 25 Jahren im Unternehmen beschäftigt und wurden nach 17 Jahren in den Verwaltungsrat berufen. Das

durchschnittliche SMI-Verwaltungsratsmitglied ist seit 6 Jahren im Amt, was dem Dienstalter des Gesamtsample entspricht.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.3 SMI-Unternehmen

Page 43: schillingreport 2014

43schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Korrelationen von SMI-Geschäftsleitungen und SMI-Verwaltungsräten

Herkunft der SMI-VR-Mitglieder 2014 Vorher im Unternehmen tätig 34 100 %

Vorher CEO im Unternehmen – –

Vorher GL-Mitglied im Unternehmen 8 24 %

Vorher GL-Mitglied und CEO im Unternehmen 10 29 %

Vorher weder GL-Mitglied noch CEO im Unternehmen 16 47 %

Für den schillingreport 2014 wurden 215 SMI-Verwaltungsratsmitglieder untersucht. 34 Personen (16 %) waren bereits vor ihrem Eintritt in

den Verwaltungsrat operativ im gleichen Unternehmen tätig. Davon war kein Verwaltungsratsmitglied zuvor nur als CEO tätig, 24 % gehörten

nur der Geschäftsleitung an, und 29 % waren als Geschäftsleitungsmitglied sowie als CEO tätig. 47 % der Verwaltungsratsmitglieder waren

vor ihrer Berufung weder als CEO noch als Geschäftsleitungsmitglied tätig. Die Betrachtung der SMI-Unternehmen als die grossen, börsen-

kotierten Schweizer Konzerne ist besonders im Hinblick auf die immer schärfer werdenden Corporate-Governance-Vorschriften interessant.

Das Doppelmandat von Verwaltungsratspräsident und CEO findet sich unter den SMI-Unternehmen nur in einer Person: Albert Baehny

(Geberit AG). Insgesamt sitzen 33 % aller CEOs der SMI-Unternehmen als Mitglied, Delegierter oder Präsident im eigenen Verwaltungsrat,

was mehr als jedem dritten CEO entspricht. Ein Blick auf das SMI-Gesamtsample zeigt, dass 6 % der Verwaltungsratsmitglieder gleichzeitig

eine operative Rolle in der Geschäftsleitung des Unternehmens ausüben. Anders formuliert, sitzen 7 % der Geschäftsleitungsmitglieder auch

im eigenen Verwaltungsrat.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.3 SMI-Unternehmen

Page 44: schillingreport 2014

44 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

Den CEOs und Verwaltungsratspräsidenten gilt ein besonderes Augenmerk. Ihre Daten wurden gesondert von der Gesamterhebung

betrachtet, denn sie zeigen, wie der Weg an die Spitze eines Unternehmens aussehen kann. Mit den Ergebnissen lassen sich Fragen

beantworten wie: Welchen Hintergrund und welche Ausbildung bringen Führungspersönlichkeiten mit? Gibt es ein Erfolgsrezept,

um es bis ganz nach oben zu schaffen?

Übersicht der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

CEOs

Übersicht der CEOs 2014 Anzahl Unternehmen 119

Total CEOs 120 100 %

Anteil Frauen 3 2.5 %

Anteil Männer 117 97.5 %

Anteil Schweizer 73 61 %

Anteil Ausländer 47 39 %

Anteil Neue 18 15 %

Anteil Neue 18 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen 2 11 %

Anteil Männer unter den Neuen 16 89 %

Anteil Schweizer unter den Neuen 10 56 %

Anteil Ausländer unter den Neuen 8 44 %

Anteil SMI-CEOs 21 100 %

Anteil Schweizer 6 29 %

Anteil Ausländer 15 71 %

Die 119 Unternehmen zählen 120 CEOs, da die Compagnie Financière Richemont SA aktuell von einer Doppelspitze geführt wird. Unter

den CEOs dominieren ganz klar die Männer. Es gibt nur 3 weibliche CEOs, nämlich Susanne Ruoff (Die Schweizerische Post), Jasmin

Staiblin (Alpiq Holding AG) und Suzanne Thoma (BKW Energie AG). Jasmin Staiblin, die zuvor als CEO der ABB Schweiz AG tätig war,

und Suzanne Thoma, die intern berufen wurde, kamen im aktuellen Erhebungszeitraum neu in ihre Positionen, während Monika Ribar

die Panalpina Welttransport (Holding) AG verliess.

Der Ausländeranteil unter den CEOs ist mit 39 % um 3 Prozentpunkte tiefer als im Gesamtsample (42 %) und ebenfalls um 3 Prozentpunkte

tiefer als vergangenes Jahr. Der Anteil der ausländischen CEOs erreichte 2011 mit 44% den höchsten Stand und ist seither rückläufig.

Die SMI-CEOs zeigen hier ein deutlich internationaleres Bild: 71 % aller SMI-CEOs verfügen über einen ausländischen Pass (2013:

75 %). 2014 kamen insgesamt 18 CEOs neu in ihre Position, was einem Anteil von 15 % entspricht.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.4 CEOs und VRP

5.4

Page 45: schillingreport 2014

45schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.4 CEOs und VRP

Verwaltungsratspräsidenten

Übersicht der VRP 2014 Anzahl Unternehmen 90

Total VRP 90 100 %

Anteil Frauen 1 1 %

Anteil Männer 89 99 %

Anteil Schweizer 67 74 %

Anteil Ausländer 23 26 %

Anteil Neue 12 13 %

Anteil Neue 12 100 %

Anteil Frauen unter den Neuen – –

Anteil Männer unter den Neuen 12 100 %

Anteil Schweizer unter den Neuen 4 33 %

Anteil Ausländer unter den Neuen 8 67 %

Anteil SMI-VRP 20 100 %

Anteil Schweizer 10 50 %

Anteil Ausländer 10 50 %

Die Verwaltungsratspräsidien sind mit einer Ausnahme in männlicher Hand: Einzige Verwaltungsratspräsidentin ist auch in diesem Jahr

Nayla Hayek (The Swatch Group Ltd.). Der Frauenanteil unter den Verwaltungsratspräsidenten bleibt also weiterhin ein spannendes Thema.

Unter den Verwaltungsratspräsidenten gibt es mit 26 % relativ gesehen wenig Ausländer. Unter den Neuen finden sich 67 % ausländische

Verwaltungsratspräsidenten (2013: 13 %). Während letztes Jahr 9 % der Verwaltungsratspräsidien neu besetzt wurden, betrifft es dieses

Jahr 13 %.

Alter der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

CEOs

Alter der CEOs 2014Gesamt Frauen Ausländer SMI

Durchschnittsalter CEOs 53 Jahre 51 Jahre 53 Jahre 54 Jahre

Durchschnittsalter neuer CEOs 51 Jahre 47 Jahre 57 Jahre 53 Jahre

Die CEOs sind durchschnittlich 53 Jahre alt, die neuen CEOs sind mit durchschnittlich 51 Jahren 1 Jahr jünger als 2013. Sowohl die CEOs als

auch die neuen CEOs sind somit etwas älter als der Durchschnitt der Geschäftsleitungsmitglieder.

Verwaltungsratspräsidenten

Alter der VRP 2014Gesamt Frauen Ausländer SMI

Durchschnittsalter VRP 61 Jahre 62 Jahre 63 Jahre 63 Jahre

Durchschnittsalter neuer VRP 61 Jahre – 63 Jahre 65 Jahre

Die Verwaltungsratspräsidenten sowie die neu berufenen Verwaltungsratspräsidenten sind durchschnittlich 61 Jahre alt. Somit lässt sich

sagen, dass sowohl Verwaltungsratspräsidenten als auch CEOs älter sind als das Gesamtsample, was wohl darauf zurückzuführen ist, dass

von einer Person in dieser Position eine gewisse Erfahrung erwartet wird.

Page 46: schillingreport 2014

46 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.4 CEOs und VRP

Nationalität der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

CEOs

Nationalität der ausländischen CEOs

61 % der CEOs haben einen Schweizer Pass. Die Deutschen bilden mit 16 % wie auch in den Geschäftsleitungen die grösste ausländische

Gruppe. Die französischen CEOs liegen mit 6 % auf Platz 2. US-amerikanische CEOs rangieren mit 5 % nur knapp dahinter. Interessant dabei

ist, dass 4 von 6 US-amerikanischen CEOs einem SMI-Unternehmen vorstehen. Von den neu eingetretenen CEOs sind 56 % Schweizer und

28 % Deutsche (63 % aller neuen ausländischen CEOs).

Verwaltungsratspräsidenten

Nationalität der ausländischen VRP

Es gibt prozentual gesehen mehr Schweizer Verwaltungsratspräsidenten als CEOs. Während 61 % der CEOs Schweizer sind, haben von den

Verwaltungsratspräsidenten 74 % einen Schweizer Pass, was einer Differenz von 13 Prozentpunkten entspricht. Die Deutschen bilden mit

10 % die grösste ausländische Gruppe und stellen 39 % aller ausländischen Verwaltungsratspräsidenten. Es folgen die Briten mit 4 % bzw.

17 % aller ausländischen Verwaltungsratspräsidenten. Die 26 % ausländischen Verwaltungsratspräsidenten verteilen sich auf 11 Nationen,

d.h., die meisten Länder sind nur einmal vertreten: Ein ähnliches Bild liess sich auch in den vergangenen Jahren beobachten.

0

10

An

zah

l VR

P

Deutsc

hland

9

Grossbrita

nnien

4

Italie

n

2

Dänem

ark

1

Span

ien

1

Niederl

ande

1

Irland

Frankre

ich

Belgien

Österre

ich

1

USA

1 1 1 1

0

10

20

Anz

ahl C

EOs

Deutsc

hlandUSA

Frankre

ich

Grossbrita

nnien

Belgien

Italie

n

Australie

n

Luxe

mburgIrla

nd

Neusee

land

Norweg

en

19

7

6

2 2 2

11 1 1

2

11

Schwed

en

1

Span

ien

Österre

ich

Page 47: schillingreport 2014

47schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Ausbildung der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

CEOs

Ausbildungen der CEOs 2014 Gesamt Frauen Ausländer SMI

Grösse des Sample 120 100 % 3 3 % 47 40 % 21 18 %

Akademiker 92 77 % 3 100 % 42 89.5 % 18 86 %

FH-Absolventen 13 11 % – – 3 6.5 % – –

Matura 1 < 1 % – – – – – –

Berufsausbildung 13 11 % – – 2 4 % 3 14 %

Anderes 1 < 1 % – – – – – –

Weiterbildungen 55 46 % 2 67 % 17 36 % 10 48 %

Doktortitel 24 20 % – – 10 23 % 3 14 %

Auch das Ausbildungsniveau der CEOs ist hoch. Hier lassen sich 77 % Akademiker nachweisen, im Gesamtsample sind es 75 %. Unter den

ausländischen CEOs gibt es knapp 90 % Akademiker. 20 % aller CEOs tragen einen Doktortitel, im Gesamtsample sind es 18 %. Daneben

absolvierten 46 % eine Weiterbildung, was leicht über dem Gesamtschnitt (45 %) liegt.

Verwaltungsratspräsidenten

Ausbildungen der VRP 2014 Gesamt Frauen Ausländer SMI

Grösse des Sample 90 100 % 1 1 % 23 26 % 20 22 %

Akademiker 77 86 % – – 22 90 % 17 85 %

FH-Absolventen 2 2 % – – 1 5 % – –

Matura 2 2 % – – – – – –

Berufsausbildung 9 10 % 1 100 % – – 3 15 %

Weiterbildungen 35 39 % – – 5 22 % 8 40 %

Doktortitel 31 34 % 1 100 % 6 26 % 9 45 %

Ebenso ist bei den Verwaltungsratspräsidenten ein konstant hohes Ausbildungsniveau nachweisbar. Sie zeichnen sich – wie auch das

Gesamtsample der Verwaltungsräte (33 %) – durch einen hohen Anteil an Promovierten von 34 % aus. Die Schweizer Verwaltungsrats-

präsidenten (37 %) promovierten deutlich häufiger als die ausländischen (26 %). Etwas weniger häufig als im Gesamtsample (45 %)

ab solvierten 39 % der Verwaltungsratspräsidenten eine Weiterbildung.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.4 CEOs und VRP

Page 48: schillingreport 2014

48 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

Erfahrung der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

CEOs

Der durchschnittliche CEO ist seit 5 Jahren im Amt. Vom Eintritt ins Unternehmen bis zur Berufung als CEO vergehen durchschnittlich

21  Jahre. 72 % der CEOs waren bereits vor ihrer Berufung im Unternehmen tätig. Fast drei Viertel dieser intern berufenen CEOs (74 %)

kamen in die Geschäftsleitung, bevor sie zum CEO ernannt wurden. Sie sind seit durchschnittlich 19 Jahren im Unternehmen tätig, wurden

nach 11  Jahren Betriebszugehörigkeit in die Geschäftsleitung befördert und nach weiteren 3 Jahren zum CEO ernannt. Diese CEOs sind

ebenfalls seit durchschnittlich 5 Jahren im Amt. Ein Drittel (34 %) der intern berufenen CEOs war vor dem Eintritt ins Unternehmen in der

Geschäftsleitung eines anderen Unternehmens tätig. Keine Erfahrung im Unternehmen selbst oder auf oberster Geschäftsleitungsebene eines

anderen Unternehmens weisen 5 % vor.

Verwaltungsratspräsidenten

Der durchschnittliche Verwaltungsratspräsident ist seit 10 Jahren Mitglied des Verwaltungsrats. Die Präsidenten sind seit 6 Jahren im Amt. 64 %

der Präsidenten waren vor ihrer Ernennung als reguläres Verwaltungsratsmitglied tätig. Sie amteten 12 Jahre als reguläres Mitglied und wurden

nach 6 Jahren zum Präsidenten ernannt. Diese Verwaltungsratspräsidenten sind folglich ebenfalls seit 6 Jahren im Amt.

Der weitere Blick auf die Verwaltungsratspräsidenten zeigt, dass 26 % von ihnen bereits vor ihrer Berufung ins strategische Gremium operativ

im Unternehmen tätig waren. Im Gesamtsample sind es 14 %, bei den Frauen 6 %. Die Verwaltungsratspräsidenten mit operativer Erfahrung

im Unternehmen waren vor ihrer Wahl zum Präsidenten des strategischen Führungsgremiums während durchschnittlich 18 Jahren operativ im

Unternehmen beschäftigt. Insgesamt sind sie seit durchschnittlich 26 Jahren für das Unternehmen tätig. Die Verwaltungsratspräsidenten mit

interner operativer Erfahrung sind durchschnittlich seit 8 Jahren an der Spitze des strategischen Gremiums, was 2 Jahre über dem Durchschnitt

aller Verwaltungsratspräsidenten liegt.

5 Ein Blick auf interessante Untergruppen | 5.4 CEOs und VRP

Page 49: schillingreport 2014

49schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

6 AnhangDer komplette Anhang kann im Internet unter www.schillingreport.ch eingesehen und heruntergeladen werden.

Inhaltsverzeichnis

6.1 Die Führungsgremien der Unternehmen

6.1.1 Grösse der Gremien

6.1.2 Veränderungen innerhalb der Gremien

6.1.3 Zusammensetzung der Gremien

6.1.4 Alter der Gremiumsmitglieder

6.1.5 Ausbildung der Gremiumsmitglieder

6.1.6 Verantwortungsbereiche der Geschäftsleitungsmitglieder

6.1.7 Erfahrung der Geschäftsleitungsmitglieder

6.1.8 Korrelationen von Geschäftsleitungen und Verwaltungsräten

6.2 Frauen

6.2.1 Übersicht der weiblichen Gremiumsmitglieder

6.2.2 Alter der weiblichen Gremiumsmitglieder

6.2.3 Verantwortungsbereiche der weiblichen Geschäftsleitungsmitglieder

6.3 Ausländer

6.3.1 Übersicht der ausländischen Gremiumsmitglieder

6.3.2 Alter der ausländischen Gremiumsmitglieder

6.3.3 Nationalität der Gremiumsmitglieder

6.3.4 Verantwortungsbereiche der ausländischen Geschäftsleitungsmitglieder

6.4 SMI-Unternehmen

6.4.1 Grösse der SMI-Gremien

6.4.2 Veränderungen innerhalb der SMI-Gremien

6.4.3 Zusammensetzung der SMI-Gremien

6.4.4 Alter der SMI-Gremiumsmitglieder

6.4.5 Verantwortungsbereiche der SMI-Geschäftsleitungsmitglieder

6.4.6 Korrelationen von SMI-Geschäftsleitungen und SMI-Verwaltungsräten

6.5 CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

6.5.1 Übersicht der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

6.5.2 Alter der CEOs und Verwaltungsratspräsidenten

6.6 Liste der einbezogenen Unternehmen

Page 50: schillingreport 2014

50 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

ABB Ltd.

ABB Schweiz AG

Actelion Pharmaceuticals Ltd.

Adecco S.A.

AFG Arbonia-Forster-Holding AG

Allianz Suisse Gruppe

Alpiq Holding AG

ARYZTA AG

Autoneum Holding AG

AXA Winterthur

Axpo Holding AG

Baloise Holding AG

Barry Callebaut AG

Basler Versicherungen

Bell AG

Bell Schweiz AG

BKW Energie AG

BLS-Gruppe

Bobst Group SA

Bucher Industries AG

Bühler AG

Burkhalter Holding AG

Charles Vögele Holding AG

Chocoladefabriken Lindt & Sprüngli AG

Clariant AG

Compagnie Financière Richemont SA

Coop Genossenschaft

Credit Suisse Group AG

CSS Gruppe

Dätwyler Holding AG

Denner AG

Die Schweizerische Post

DKSH Holding AG

Dufry AG

Emmi AG

Endress + Hauser AG

F. Hoffmann-La Roche AG

fenaco

Firmenich SA

Forbo International SA

Franke Holding AG

Galenica AG

gategroup

Geberit AG

Generali (Schweiz) Holding AG

Georg Fischer AG

Givaudan SA

Glas Trösch Holding AG

Glencore Xstrata plc

Helsana Versicherungen AG

Helvetia Gruppe

Helvetia Schweiz

Holcim Ltd.

IBM Schweiz AG

Implenia AG

ISS Holding AG

Jet Aviation Management AG

Julius Bär Holding AG

Kaba Holding AG

Klinik Hirslanden AG

Kühne + Nagel International AG

Kuoni Reisen Holding AG

Landis+Gyr AG

Logitech International SA

Lonza Group AG

Magazine zum Globus AG

Manor AG

McDonald‘s Suisse Holding SA

Mettler-Toledo Holding AG

Migros-Genossenschafts-Bund

Mövenpick Holding AG

Mövenpick Hotels & Resorts Management AG

Nestlé S.A.

Novartis AG

OC Oerlikon Corporation AG

Panalpina Welttransport (Holding) AG

Phoenix Mecano AG

PostFinance AG

PricewaterhouseCoopers

Raiffeisen Schweiz

Rieter Holding AG

Ringier Holding AG

Ruag Holding AG

SBB AG Schweizerische Bundesbahnen

SBB Cargo AG

Schindler (Schweiz) AG

Schindler Holding AG

SCHMOLZ+BICKENBACH AG

Schweizerische Mobiliar

Versicherungsgesellschaft AG

SFS Holding AG

SGS SA

Siemens Schweiz AG

Siemens Schweiz AG, Building Technologies

Sika AG

SIX Group AG

Sonova Holding AG

SR Technics Switzerland AG

SRG SSR idée suisse

Stadler Rail AG

Sulzer AG

Suva

SV (Schweiz) AG

SV Group AG

Swiss International Air Lines AG

Swiss Life Holding AG

Swiss Life Schweiz AG

Swiss Re

Swisscom AG

Swissport International Ltd.

Syngenta AG

Tamedia AG

The Nuance Group AG

The Swatch Group Ltd.

Transocean Management Ltd.

UBS AG

Valora Holding AG

Zürcher Kantonalbank

Zurich Insurance Group

Zürich Versicherungs-Gesellschaft AG

Liste der einbezogenen Unternehmen

Page 51: schillingreport 2014

51schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

Für Fragen und Auskünfte:

guido schilling ag

Prime Tower

Hardstrasse 201

Postfach 3218

CH-8021 Zürich

Tel. +41 44 366 63 33

Fax +41 44 366 63 66

www.guidoschilling.ch

[email protected]

Über die guido schilling ag

Executive Search aus Leidenschaft. Die guido schilling ag entwickelte sich in den vergangenen 25 Jahren zu einem der führenden Executive-

Search-Unternehmen der Schweiz. Sie ist auf die Besetzung ausgewählter Spitzenpositionen auf Verwaltungsrats- und Geschäftsleitungsebene

spezialisiert. Guido Schilling bringt für diese Mission seine langjährige Erfahrung als Unternehmer und Verwaltungsrat von diversen

Dienstleistungsorganisationen ein. Er kennt die Bedürfnisse seiner Auftraggeber aus eigener praktischer Erfahrung. In Ergänzung zu den

Dienstleistungen der guido schilling ag operiert die schilling partners ag, in der langjährig erfolgreiche Partner mit ihren Teams Executive-

Search-Aufträge auf Niveau Geschäftsleitung branchenfokussiert abwickeln.

Starke Partner. Als unabhängige und selbstständige Unternehmen sind die guido schilling ag und die schilling partners ag Mitglieder des

weltumspannenden Executive-Search-Netzwerks IMD International Search Group, das zu den renommiertesten Netzwerken der Branche zählt.

www.imd-search.com

7 Kontakt 7 Kontakt

Page 52: schillingreport 2014

52 schillingreport 2014 | Transparenz an der Spitze – Die Geschäftsleitungen und Verwaltungsräte der hundert grössten Schweizer Unternehmen im Vergleich

© 2014, guido schilling ag

schillingreport 2014

guido schilling ag Prime Tower Hardstrasse 201 Postfach 3218 CH-8021 Zürich

T +41 44 366 63 33 F +41 44 366 63 66 [email protected] www.guidoschilling.ch

guidoschillingexecutive search

Transparenz an der Spitze. Die guido schilling ag untersucht im schillingreport seit dem Jahr 2006 die rund 100 grössten Schweizer

Unternehmen bezüglich Zusammensetzung der Geschäftsleitung sowie verschiedener Aspekte ihrer Geschäftsleitungsmitglieder. Seit 2010

werden im gleichen Umfang auch die Verwaltungsräte erfasst. Der schillingreport beinhaltet weiter alle Unternehmen des Swiss Market Index

(SMI), welche zusammen mit den Untergruppen Frauen, Ausländer, CEOs und Verwaltungsratspräsidenten gesondert untersucht werden.

Der aktuelle Report kann kostenlos bestellt und auf Wunsch auch präsentiert werden.

www.schillingreport.ch